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Deutschland

Heimkommen

Als wir das Flugzeug verließen wehte uns schon schwülwarme Luft ins Gesicht. In Eiseskälte in Windhoek gestartet war das jetzt ein wirklich angenehmer Empfang. Nicht ganz so nett war hingegen der Flug, der dieses Mal über den Tag ging und uns in Bezug auf unsere Tochter alles nur Erdenkliche abverlangt hat. Natürlich wollte sie über den Tag nicht schlafen, warum auch. Herumrennen konnte sie hingegen auch nicht, da den gesamten Flug die Anschnallzeichen aktiviert waren und wir mit vernichtenden Blicken seitens des Bordpersonals gestraft wurden, sobald wir auch nur unsere Gurte öffneten. Somit war jede Minute dieses 10-Stunden-Fluges erfüllt davon, unsere Tochter zu bespaßen und alle 3 Minuten auf die Uhr zu schauen, ob es doch endlich bald vorbei sei… Aber auch das schafften wir irgendwie und erreichten Frankfurt bei angenehmen 26 Grad. Ein Segen!

Die ersten Tage nach der Ankunft verbrachten wir mit all den kleinen Dingen, die man niemals sieht aber immer vermisst, wenn man ohne feste Bleibe unterwegs ist. Ein warmes Bett, das immer gleich warm ist, egal wie kalt es draußen auch ist, eine heiße Dusche, die immer heiß ist, und sich nicht nach dem Stand der Sonne richtet oder nach dem Gutdünken der jeweiligen Wasserwerke.

Oder dass man sein Smartphone mit der Steckdose verbindet und es kein Glücksspiel ist, ob es wirklich auch aufgeladen wird.

Des weiteren durften wir unser Gepäck um ein weiteres elektronisches Spielzeug ergänzen.

Eine Drohne sollte ab diesem Zeitpunkt mit auf Reisen gehen und uns ganz neue Einblicke, bzw. vielleicht besser Aufblicke eröffnen. Die Handhabung dieses Geräts erlöste uns auch von der täglichen Langeweile, die sich einstellte, nachdem alle unsere Sachen gewaschen waren und wir nur noch dem Tag entgegenfieberten, an dem endlich die Mail aus Hamburg uns erreichte, dass wir unseren treuen grauen Begleiter abholen konnten.

Der Plan sah vor, morgens mit dem ICE nach Hamburg zu fahren, das Auto abzuholen und am selben Tag wieder nach Hause zurückzukehren. Ich erspare mir die lange Geschichte um das Besorgen unserer Kurzzeitkennzeichen mit der einfachen Ausrede: Es war eine lange Geschichte!

Und nach dieser langen Geschichte machte ich mich also um 9 Uhr morgens mit zwei glänzenden gelben Kennzeichen auf den Weg nach Hamburg.

Nach mehrmaligem Umsteigen in diverse Züge und Busse erreichte ich nach 7 Stunden die Spedition Ebert in der ich auch schon erwartet wurde! Nach einem Kaffee und ein bisschen Papierkram wurden mir unsere Schlüssel in die Hand gedrückt und wir gingen auf den Hof, wo ich unseren Hilux wohlbehalten zwischen zwei Landcruisern vorfand.

Nach einem kleinen Check und dem Anklemmen der hinteren Batterie, sowie dem Anbringen der Kurzzeitkennzeichen mit der langen Geschichte startete ich den Motor (der übrigens ohne irgendwelche Murren augenblicklich ansprang) und rollte mit den besten Wünschen vom Hof. Wer immer einmal ein Auto verschiffen sollte darf das sehr gerne über die Spedition Ebert in Hamburg abwickeln, etwas besseres ist uns noch nie passiert! Und wer die Adresse nicht findet soll sich bitte umgehend an uns wenden, Schleichwerbung Ende!

Nach einem 15 Stunden Tag erreichte ich ohne größere Verzögerungen Bad Dürkheim und fiel tot müde ins Bett.

Die nächsten Tage verbrachten wir damit, alle nötigen Reparaturen zu erledigen und unseren treuen Freund für ein neues Leben auf deutschen Straßen aufzubereiten. Das TÜVen war dann auch schnell erledigt und mit seinem zweiten Satz Nummernschildern innerhalb der letzten fünf Tage waren wir wieder für den Deutschen Verkehr zugelassen!

 

Neue Pläne

Den Rest des doch sehr langen Sommers verbrachten wir mit ein wenig Ausspannen, neue Route planen und diese vorzubereiten. Nach mehrmaligem Umwerfen und neu planens stand unser neues Reiseziel fest: MEXIKO!

Bzw. eigentlich eher Zentralamerika über die Wintermonate. Mexiko sollte unser Startpunkt sein und Panama das Ziel nach drei Monaten Majaruinen, Dschungel und Faultieren!

Nachdem dieser Plan gefasst war, verging die Zeit wie im Flug, Sachen mussten verpackt oder noch gekauft werden, denn dieses Mal sollte das Auto daheim bleiben und wir würden alles nur mit dem Rucksack und Bus, Zug, Taxi oder Fähre zurücklegen. Ein neues Abenteuer, das wir so noch nie gemacht hatten, geschweige denn mit Kind. Aber da uns jeder davon abgeraten hat, kann es eigentlich nur gut werden! 😉

 

Abschied

Wie dem auch sei, bevor dieser Teil unser Reise starten sollte, wollten wir noch eine kleine Rundtour durch Deutschland machen und noch ein paar weiße Flecken auf unserer Landkarte füllen, außerdem hatten wir noch ein Date mit Andreas und Tünde, die wir in Botswana kennengelernt hatten und mit denen ich noch eine Rechnung offen hatte. Nicht was man so denken könnte, ich schuldete Andreas noch ein paar Bier und wollte meine Schulden nicht in die Karibik mitnehmen.

So machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Stopp nach Koblenz, das Deutsche Eck besuchen. Mit Schande muss man sagen, dass wir als Pfälzer noch nie dort waren und unsere Tochter mit ihren guten 1 ½ schon so einiges gemacht hat, was bei uns 35 Jahre dauerte…

Deutsches Eck, absolut empfehlenswert!

Am gleichen Tag machten wir uns auf in die Nähe von Bonn, zu Andreas und Tünde.

Wir wurden überschwänglich und aufs herzlichste begrüßt und verbrachten drei wundervolle Tage mit den beiden und Ihrer Tochter Syra. Letztere wurde natürlich von Elisabeth als Spielkamerad in Dauerbeschlag genommen und wir hörten als stundenlang nichts von den Beiden, da sie in Syras Zimmer gemeinsam spielten.

Ich konnte meine Schulden begleichen, gleichzeitig machten wir aber Neue, da wir permanent verwöhnt und bewirtet wurden. Somit mussten wir gleich ein neues Treffen nach unserer Reise vereinbaren, worauf wir uns jetzt schon freuen!

Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von den Dreien und machten uns auf den Weg nach Essen, unserer nächsten Station. Als wir auf den dortigen Camping rollten, vernahmen wir ein komisches zischenden Geräusch… Wir verloren Luft am hinteren rechten Rad.

40.000 Kilometer härteste afrikanische Piste ohne einen Platten und Mitten in Deutschland erwischte es uns…

Der Reifen war aber schnell gewechselt und das Auto für die Nacht klargemacht.

Am nächsten Tag besuchten wir die Zeche Zollverein und dank Unterstützung der Marketingassistenz der Stiftung Zollverein konnten wir völlig legal wunderschöne Aufnahmen mit unserer Drohne machen!

 

Am darauffolgenden Tag machten wir uns auf zu Sarahs Bruder nach Leipzig, bei dem wir uns für ein paar Tage einquartieren wollten, um noch ein bisschen Zeit mit ihm und seiner Familie zu verbringen.

Wir genossen die Zeit, unternahmen viel (unter anderem besuchten wir den Saurierpark in Kleinwelka, ein ganz besonderes Highlight für mich, den wohl größten erwachsenen Dino-Fan der Welt) und verbrachten ein paar schöne Tage im Osten, bevor wir uns wieder in die Heimat aufmachten.

 

 

Die folgenden zwei Wochen verbrachten wir mit Vorbereitungen, Sachen packen und alle möglichen Leute zu verabschieden.

Und dann kam der Tag, es war mittlerweile November, an dem wir das kalte Deutschland verließen und uns in die Hitze Mexikos begaben!

 

 

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Deutschland – Moschi – Ruanda

Sechs Wochen wollten wir in Deutschland bleiben, fast acht sind es zum Schluss geworden. Wir genossen den Frühling in der Pfalz in vollsten Zügen und wollten ehrlich gesagt gar nicht mehr zurück nach Afrika.

Wir verbrachten die Zeit auch mit Planen unserer weiteren Route und eigentlich war alles schon fix, sogar ein Spediteur war bereits beauftragt: Unser weiterer Weg sollte uns um den Viktoria-See herum über Ruanda, Uganda und Kenia führen und von Mombasa aus wollten wir unser Auto nach Singapur verschiffen, wo wir auf dem Landweg heimfahren wollten (dann wären wir auch endlich echte Overlander :p).

Bei Recherchen bin ich zufälligerweise auf einen Eintrag gestoßen, dass es seit zwei Jahren verboten sei, ein Auto mit Wohnmobilcharakter nach Thailand einzuführen. Da es keinen Weg an Thailand vorbei gibt, mussten wir kurzerhand umplanen: die Panamericana sollte unser nächstes Ziel werden. Unsere Zweifel darüber, ob unser Auto dafür geeignet sei (schlechtes Wetter in Patagonien und den Anden und Aufenthalt im Auto mit Kleinkind nicht möglich) warfen wir kurzerhand über Bord und beauftragten die Spedition mit unserem neuen Plan.

Leider war eine Verschiffung ab Ostafrika ziemlich umständlich und so beschlossen wir, wieder ins südliche Afrika zurück zu fahren, um eine Verschiffung von Kapstadt oder Walvis Bay nach Montevideo in Uruguay anzutreten.

Mit dem neuen Plan im Gepäck ging es dann Ende Mai wieder einmal nach Frankfurt zum Flughafen. Diesmal waren wir vorbereitet und hatten zu unserem One-Way-Ticket einen Rückflug gefälscht, die Dame beim Check-In fragte aber überhaupt nicht danach. Vielleicht lag das daran, dass wir sie mit unserem Sperrgepäck etwas wuschig machten. Wir haben in Deutschland einen Camping-Tisch gekauft, der unbedingt nach Afrika mit sollte. Und bevor sich jemand fragt, warum man einen Tisch mitnimmt: Weil unser alter kaputt ist und man hier nichts und rein gar nichts kaufen kann, was im Entferntesten mit Campingausstattung zu tun hat.

Auf jeden Fall bezahlten wir die 150 € extra und dann waren wir eingecheckt. Der Nachtflug verlief dank Babybett wieder einigermaßen angenehm und nach einem Zwischenstopp in Addis Abeba erreichten wir Sonntag Mittag den Kilimanjaro Flughafen.

Nur noch schnell zum Visumsschalter und dann sollten wir eigentlich schon durch sein… Weit gefehlt. In der Horde der umherstehenden Safari-und-Badeanschluss-Pauschal-Touris fielen wir mit unserem riesigen Berg an Gepäck und unserem Wunsch ein Dreimonatsvisum zu erhalten natürlich gleich mal auf. Der Beamte fragte noch mehrfach nach, was wir in Tansania vorhätten und ob wir wirklich nicht hier bleiben oder Geschweige denn arbeiten wollten. Nachdem wir darauf beharrten, dass wir wirklich nur Touristen seien, stellte er uns das gewünschtes Visum aus.

Nun lauerte eine weitere Herausforderung: Wir hatten für Dodos Safari-Firma drei Zelte dabei und versuchten diese, neben unserem niegelnagelneuen Campingtisch unbemerkt durch den Zoll zu schleusen. Philip (der Partner von Dodo) hatte uns vor unserem Flug noch versichert, dass das nicht auffallen würde. Sie haben auch immer alles mögliche für die Firma dabei und noch nie habe jemand nachgeprüft. Bis jetzt…!

Jedes Gepäckstück muss am Flughafen beim Zoll durch einen Scanner. Die Dame am Bildschirm informierte sofort ihre Kollegen, dass unter dem Gepäck drei Zelte seien. Wir mussten also alle Taschen öffnen und durften zum Schluss zusammen mit dem Tisch knapp 70 Euro Zoll zahlen.

Nachdem Dodo schon fast seit zwei Stunden auf uns gewartet hat, durfte er uns endlich in Empfang nehmen. Die Fahrt nach Moshi verlief ruhig und nach einer Stunde waren wir zurück und hatten das Gefühl nie weg gewesen zu sein. Alles war vertraut und auch die Menschen erkannten uns (und vor allem Elisabeth) wieder und hießen uns herzlich willkommen zurück!

Wir verbrachten vier Tage in Moshi um unser Auto wieder einzupacken und uns so langsam wieder auf Tansania einzustimmen. Außerdem planten wir unsere Route zurück nach Namibia und bekamen auf einmal Zweifel, ob die Panamericana zum jetzigen Zeitpunkt wirklich die richtige Entscheidung war. Neben den Problemen mit dem Auto und dem Wetter käme auch noch das Problem mit der Verschiffung. Alleine für die Verschiffungen nach Südamerika, über den Darien Gap und zurück nach Deutschland von Nordamerika würden knapp 10.000 € anfallen. Dieser Posten würde unser Budget so sehr schmälern, dass uns vielleicht unterwegs das Geld ausgehen würde.

Schweren Herzens entschieden wir uns dagegen! Die Panamericana läuft nicht weg und irgendwann, vielleicht mit einem etwas größeren Fahrzeug und aufgestocktem Budget werden wir die Tour noch machen. Wir werden aber am Plan festhalten zurück nach Namibia zu fahren und von dort aus geht es nach Deutschland! Die letzten 1,5 Jahre wollen wir in Europa verbringen. Der Plan sieht bisher vor, in Richtung Marokko zu fahren, dort zu überwintern und im Frühjahr 2019 nach Osteuropa und bis in den Iran zu fahren. Soweit zum Plan. Da sich dieser in den letzten 2 Wochen mindestens 10x geändert hat, werden wir sehen, wo wir am Ende landen!

Mittlerweile sind auch unsere amerikanischen Freunde Jen und Jared, die wir in Malawi kennen gelernt haben, in Moshi angekommen und so trafen wir uns erst einmal auf einen Kaffee und beschlossen, zusammen noch ein Stückchen zu fahren.

Die nächsten drei Tage verbrachten wir auf einem schönen Campingplatz mit Aussicht auf den Lake Manyara. Hier trafen wir auch auf ein Schweizer Pärchen, die bereits seit mehreren Jahren mit ihrem Landcruiser unterwegs waren. Neben Wäsche waschen (kein Reisender erzählt einem vor der Reise, WIEVIEL Zeit man tatsächlich mit Wäsche waschen verbringt) gammelten wir rum und genossen einfach die schöne Aussicht bei angenehmen Wetter. Die Regenzeit war nämlich nun so langsam vorbei und die Temperaturen und vor allem die Luftfeuchtigkeit war wieder in einem aushaltbaren Rahmen.

Da wir am 30.05. wegen unserem Ost-Afrika-Visum an der Grenze zu Ruanda sein mussten, hieß es so langsam Gas geben. Da aber auf dem Weg zur Grenze keine Campingplätze mehr sind, schliefen wir dreimal in einem Hotel. Aber mit 5-10 Euro pro Nacht waren die Zimmer günstiger als so mancher Campingplatz in Tansania.

Kurz vor der Grenze trennten wir uns von Jen und Jared. Diese müssen in ein paar Tagen in Kenia sein, weil Freunde sie besuchen kommen. Aber wir haben uns schon jetzt in der Jungel Junction in Nairobi verabredet!

 

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Livingstonia – Moshi – Sansibar – Deutschland

Mit Ach und Krach erreichten wir den Fuß des Plateaus, zwei Beinahe-Kollisionen inbegriffen.

Der Regen hatte aufgehört, die Wolken, die im Hang der Berge saßen und durch die wir uns durch gekämpft hatten, nur noch im Rückspiegel zu sehen.

Wir suchten uns einen Camping direkt am See und begannen sofort nach dem Aufbauen, unsere Sachen aufzuhängen und zu trocknen.

Über dem See sahen wir dunkle Wolken und nahmen an, dass es sich um Abgase von Schiffen handelte. Was wir später erst erfuhren war, das die vermeintlichen Wolken gigantische Schwärme von Büschelmücken waren, die bei den günstigen Bedingungen die gerade über dem See herrschten alle auf einmal zu schlüpfen begannen.

Mit dieser Tatsache im Ohr machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur Grenze, noch unwissend dessen, was uns erwarten sollte…

Wir erreichten die Grenze am frühen Vormittag. Es war schwül und regnerisch, wir schwitzen schon bei der Ankunft aus allen Poren. Die Ausreise aus Malawi war schnell erledigt, auch wenn wir zwei Blätter unseres Carnets opfern mussten, da der malawische Zoll seine Stempel falsch platziert hatte. Aber egal, man kann ja über alles reden und nachdem mir der Stempel in die Hand gedrückt wurde und ich dem Zöllner gezeigt hatte, wo er unterschreiben sollte waren die Formalitäten vom Tisch und wir offiziell ausgereist. Ein wenig komplizierter erwies sich die Einreise in Tansania, die wir mehr als drei Stunden über uns ergehen lassen mussten.

Und selbst nach dieser abstrus langen Zeit schafften es die Grenzbeamten, noch einen Fehler in den Papieren einzubauen, der uns zwang, in der nächsten Großstadt das dortige Finanzamt anzufahren, aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht mal erzähle, wenn es meinen Puls bei dem Gedanken daran in unendliche Höhen schießen lässt.

Wie gesagt, nach über drei Stunden hatten wir es dann geschafft und fuhren, da es schon dunkel wurde, den ersten Camping hinter der Grenze an.

Da der Tag noch nicht schlimm genug war, offenbarte uns der Besitzer, dass es kein fließend Wasser gäbe, da er gerade dabei war, die Rohre zu erneuern und wir mit einem Eimer duschen müssten…

Der erste Eindruck von Tansania war jetzt eher semi-optimal und wurde auch nicht besser als wir am nächsten Tag prompt von einer Polizistin angehalten wurden die uns mitteilte, wir hätten überholt bei durchgezogener Linie… Kann natürlich sein, dass diese Linie irgendwann zwischen 1960 und 1990 existiert haben mag, als wir die Straße befuhren, sahen wir nichts außer Schlaglöcher. Aber nach ein wenig Diskussion durften wir wieder fahren, mit dem Hinweis doch bitte vorsichtig zu fahren und auf die Verkehrsregeln zu achten. Was allein schon fast lustiger ist als dafür bestraft zu werden, am Straßenrand anzuhalten… Ich liebe Afrika!

Wir machten uns weiter auf den Weg nach Moshi, wo wir uns mit unseren Freunden, der Familie Scherer, treffen wollten, die dort ein Hostel zusammen mit einem tansanischen Freund betreiben. Zwar leben die beiden mit ihrer Tochter in Deutschland, reisen aber so oft es geht nach Tansania um ihr Hostel zu besuchen und bei der Arbeit zur Hand zu gehen.

Weit kamen wir aber an diesem Tag nicht, denn schon wieder stand ein Polizist mit erhobener Hand auf der Straße. Speeding…

56 statt der erlaubten 50 Km/h seien wir unterwegs gewesen, was zu einer Strafe von 30000 Schilling (12 Euro) führen sollte. Wiedermal legten wir uns wie die Tiere ins Zeug, konnten aber die Strafe nicht abwenden. Als ich sagte, ich wolle aber bitte eine Quittung dafür haben, kniff der Beamte die Augen zusammen, drehte sich um und besprach sich kurz mit seinen Kollegen. Er kam zurück, sagte uns, wir sollten uns doch bitte an die Beschilderung halten und er wünsche uns noch eine angenehme Fahrt… Glück gehabt!

Ich muss aber dazu sagen, dass es kein Bestechungsversuch war, er hatte lediglich keinen Quittungsblock und konnte uns somit keinen Strafzettel ausstellen…

Dazu muss man kurz erklären wie in Tansania geblitzt wird: Meistens verstecken sich die blitzenden Personen am Ortseingang oder -ausgang hinter Büschen, Bäumen oder in Häusern mit ihrer Laserpistole. Diese ist an eine Spiegelreflexkamera montiert. Im nächsten Ort sieht man dann von weitem bereits eine der hunderten Polizeikontrollen. Wenn man auf den Beamten zufährt und dieser bei Sichtkontakt mit dem Auto die Hand zum Anhalten erhebt und in der anderen Hand ein Handy hält und hiervon immer wieder nach oben blickt um das Bild mit dem herannahenden Auto zu vergleichen weiß man, dass es einen erwischt hat. Nach dem Anhalten bekommt man dann das Foto auf dem Handy des Beamten gezeigt. Es zeigt ein Foto, abfotografiert von dem Bildschirm der Spiegelreflexkamera, mit seinem Auto und quer über das Bild ist mit roter Schrift die gefahrene Geschwindigkeit eingeblendet. Dieses wird dann per whatsapp an den Polisiten geschickt, der in der Regel nicht einmal weiß wo das Bild gemacht wurde. Sowas wäre in Deutschland undenkbar…

Wir kämpften uns über die blitzerverseuchten Straßen Richtung Norden vor, bis wir in den Bergen um Lushoto auf einem Camping landeten, der wiedermal ein Highlight an afrikanischem Surrealismus bot.

An der Tür zur Dusche hing ein Schild mit der Aufschrift „Hot Water – Turn on the red tab and the hot water will come after about 5 minutes or more“.

Also übersetzt: Den roten Hahn auf drehen und das heiße Wasser kommt nach 5 Minuten oder mehr…

Auf diesem Camping entdeckten wir dann auch, dass uns ein Stoßdämpfer an der Hinterachse abhanden gekommen war, bzw. an einer letzten Schraube auf die Straße hing…

Kein Grund zur Sorge, wir bauten ihn einfach aus, warfen ihn hinten ins Auto und fuhren ohne ihn die letzten 200 km nach Moshi, wo wir herzlich und überschwänglich von allen begrüßt wurden.

Nachdem wir unser Quartier bei Dodo, dem tansanischen Freund, bezogen hatten, wurden alle nötigen Reparaturen am Auto, darunter der Wechsel der Querlenker und des Öls vollzogen waren, genossen wir den Luxus eines festen Wohnsitzes. Wir schliefen zwar noch im Auto, aber alle anderen Tätigkeiten konnten wir seit einem halben Jahr mal mit einem festen Dach über dem Kopf genießen, was viele Dinge sehr vereinfacht hat. Dazu hatte Elisabeth die zweijährige Mila als Spielgefährten gewonnen!

Da in Moshi ein Büro des tansanischen Finanzamtes liegt, mussten wir einen Tag dort hin, um den an der Grenze entstandenen Fehler des Zöllners wieder auszubügeln. Wir hatten ein TIP (temporary import permit) für drei Monate verlangt und dieses auch bezahlt. Die Grenzbeamten hatten dieses TIP aber nur für vier Wochen ausgestellt und uns damit zur nächsten Behörde geschickt, um dieses zu verlängern.

Da waren wir jetzt und nachdem der Beamte aufgehört hatte, seiner Frau irgendwelche superlustigen Videos per Whatsapp zu schicken, nahm er sich auch unseres Problems an. Wir schilderten die Misere und verlangten die Verlängerung unseres Dokuments. Wäre ja kein Problem, seiner Meinung nach… Und wenn man das in Afrika als erstes hört, verkrampft sich einem schon der Magen.

Er begann also mit seiner Arbeit, fragte kurz zwischen, wie lange wir noch bleiben wollten und wann der offizielle Ausreisetermin sei und druckte nach ein bisschen Geplauder mit seinem Kollegen und einer erneuten Whatsapp-Bilder-sende-Orgie, zwei neue Dokumente aus. Er wolle dann das Geld für die zusätzlichen zwei Monate…

Auf unsere Aussage, wir hätten doch schon bezahlt, argumentierte er, sein PC sage ihm, das die bezahlte Summe nur für 4 Wochen sei. Wir rechneten es ihm vor, er verstand auch, wollte aber trotzdem das Geld von uns.

Nach zwanzig Minuten verzweifelter Argumentation unsererseits platzte mir der Kragen, ich stand auf, und sagte (vielleicht etwas zu laut…) ich wolle jetzt umgehend die Verlängerung unseres TIPs oder das Geld zurück, was wir an der Grenze ja anscheinend fälschlich bezahlt hätten. Meine Tochter spielte mir dazu auch etwas in die Hände, da sie genau in diesem Moment ihre Langeweile nicht mehr zügeln konnte und das dann auch lautstark kund tat.

Ich möge mich doch bitte beruhigen, sagte er, nahm unser Dokument, schrieb per Hand die Verlängerung drauf, Stempel und Unterschrift und wünschte uns einen schönen Tag. Außerdem entschuldigte er sich für unsere Unannehmlichkeiten… TIA

Die letzten drei Wochen verbrachten wir überwiegend mit chillen. Wir Männer machten noch eine zweitägige Offroad Tour in die Berge bevor es für 4 Tage nach Sansibar ging.

Endlich richtiger Urlaub! Darauf haben wir uns schon die ganze Zeit gefreut! Unser Auto ließen wir in Pangani stehen und zwei Speed-Boote brachten uns auf die Insel in ein Hotel der Superlative! Eine Klimaanlage in dem viel zu schwülen Land, ein riesiges Bett und ein richtiges Frühstücksbuffet! Wir genossen die Tage in vollsten Zügen und verbrachten den ganzen Tag abwechselnd am weißen Strand und im glasklaren Wasser. Es war wundervoll und auch die Kinder waren im Paradies und genossen jede Sekunde!

Leider waren die Tage viel zu schnell vorbei und es waren nur noch zwei Tage bis zum Heimflug. Jetzt schon Heimflug? Alles vorbei???

Nein, es geht weiter!!!

Nach Ende der drei gemeinsamen Wochen verabschiedeten wir uns nur vorerst von Afrika. Philip und Franzis Urlaub war vorbei und wir nutzten die Chance auf einen sicheren Stellplatz bei Dodo und flogen für einen ca. 6 wöchigen Heimaturlaub auch mit nach Deutschland.

Nach einem gemeinsamen letzten Abend, an dem Dodo extra seinen besten Koch einbestellte (Dodo hat eine Safari-Firma) ging es am nächsten Vormittag mit viel zu viel Gepäck zum Flughafen. Unser Auto wird die nächsten Wochen mit Blick auf den Kilimanjaro verbringen.

Da nur meine Schwester und Tante von unserem Heimatbesuch wussten, war die Überraschung bei den Eltern und der Familie und Freunden natürlich riesig und wir genießen die Zeit in der Heimat bisher mit allen Annehmlichkeiten, die man in Deutschland so hat (warmes Wasser, Strom, Supermarkt,…).

Außerdem planen wir unsere weitere Route und es bleibt spannend, was die nächste Zeit so bringt.

 

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Anreise Namibia

Nun war es tatsächlich soweit. Der 5. Oktober war da und alles, worauf wir die letzten Jahre hingearbeitet haben war plötzlich so nah. Immer waren es noch Monate oder Wochen… Jetzt waren es keine 12 Stunden mehr, bis uns der Fliegen in unser neues Leben bringen sollte.

Mit sehr gemischten Gefühlen und nach einer unruhigen Nacht, machten wir uns dran, noch die restlichen Dinge zu erledigen. Manche Sachen gehen halt erst auf den letzten Drücker – wie die Zahnbürste einzupacken. Und während unsere To-Do-Liste so langsam immer kleiner wurde, wurden die Stimmung immer wehmütiger.

Als es um halb 1 zum letzten Mal Mittagessen gab, hatte keiner wirklich Appetit und schon da liefen die ersten, aber auch nicht die letzten Tränen für den Tag.

Natürlich freuten wir uns auf unsere bevorstehende Reise aber trotzdem waren wir traurig und hatten zugleich auch ein schlechtes Gewissen, dass wir unseren Eltern jetzt auch noch ihre Enkelin weg nahmen. Aber die Entscheidung stand und sollte auch nicht mehr umgeworfen werden.

Gegen 14 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Wir wollten frühzeitig da sein um uns zum Einen noch mit Philip und Franzi zu treffen und zum Anderen wollten wir frühzeitig einchecken um eine Chance auf ein Babybett (die, die man in die Wand einhängt) im Flugzeug zu haben.

Das Babybett hat mir bis dahin schon den letzten Nerv geraubt… Bereits vor ein paar Wochen habe ich an Air Namibia eine E-Mail geschrieben mit der Bitte uns auf unserem gebuchten Flug ein Babybett zu reservieren. Als Antwort kam, das ginge nur bis 6 Monate, unsere Tochter sei bei Abflug ja schon älter. Mist… Aber im Laufe der Zeit und nachdem mich meine Schwiegermutter nochmal drauf gebracht hatte, wollte ich erneut mein Glück versuchen. Elisabeth würde erst am Tag der Ankunft 7 Monate werden, bei Abflug war sie noch 6 Monate. Also habe ich wieder eine E-Mail an Air Namibia geschrieben. Diesmal antwortete man mir, ich solle mich telefonisch 72 Stunden vor Abflug melden, dann sei unsere Buchung in deren System und man könne versuchen, dass wir doch noch ein Bett bekämen. 72 Stunden vor Abflug war Montag Abend um kurz nach 20 Uhr. Natürlich war telefonisch niemand mehr erreichbar, die Hotline war nur bis 18 Uhr besetzt. Dienstag war Feiertag, also auch niemand erreichbar. Ich rief dann gleich am Mittwoch morgen an und was sagte man mir?! Ich riefe zu spät an… Ich habe gedacht ich müsste die total unmotivierte Dame durch das Telefon holen! Außerdem sei unser Baby eh zu alt, die 6-Monats-Grenze ginge nur bis zum Beginn des 6. Monats, also 5 Monate und 30 Tage, sie war aber schon 6 Monate und 30 Tage. Nichts zu machen.

Total genervt legte ich auf und wollte dann im Internet online einchecken, damit wir uns wenigstens ein paar halbwegs angenehme Sitzplätze aussuchen konnten. Die ganze Nacht mit baby auf dem Schoß sollte wenigstens so angenehm wie möglich verlaufen. Der Online-Check-in funktionierte aber nicht. Ich konnte einfach nicht auf die Sitzplätze zugreifen. Also rief ich nochmal bei der Hotline an, um zu fragen, ob man wenigstens ein paar Sitzplätze für uns einbuchen konnte. Diesmal hatte ich eine andere – aber mindestens genauso unmotivierte – Dame am Telefon, die mir erklärte, dass der Online-Check-in erst 24 Stunden vorher ginge aber noch waren es um die 30 Stunden. Aber wir würden ja mit Baby fliegen, die Babybetten und die zugehörigen Sitze dazu könne man eh online nicht einchecken. Ich habe ihr gesagt, dass ich 5 Minuten vorher noch mit ihrer Kollegin gesprochen habe, die mir sagte, unser Baby sei zu alt. „Ja, aber wenn noch Babybetten frei sind kann man da bestimmt was machen.“ Wir sollten einfach am nächsten Tag früh genug am Check-in in Frankfurt sein, vielleicht klappt das dort. Telefonisch ginge das nicht mehr, dafür sei ich schon zu spät… Habe ich jetzt schon zum zweiten Mal gehört… Wir beschlossen also so früh wie möglich am Check-in zu sein.

Am nächsten Tag waren wir eine der ersten beim Check-in. Wir schilderten unsere Situation und bekamen gesagt, wir hätten das vorher telefonisch anmelden sollen… Ich dachte ich drehe durch!!! Sie könne jetzt nichts mehr machen außer uns auf die Reihe einzubuchen, wo das Bett angebracht werden KANN. Ob wir es dann auch bekommen, sei nun die Entscheidung des Flugpersonals.

Aber plötzlich war das gar nicht mehr unser Hauptproblem. Nachdem wir schon fast eingecheckt waren, wollte die Dame unser Rückflugticket sehen. Ganz selbstverständlich sagten wir, dass wir keins hätten, wir reisen mit dem Auto wieder aus. Sie wurde immer zickiger… „Wie lange wollen Sie denn bleiben?“ „Keine Ahnung“ antworteten wir. „Wir wissen, dass wir visumsfrei innerhalb von 90 Tagen wieder ausreisen müssen und bis dahin sind wir wieder raus, alles andere ergibt sich vor Ort.“ „Ja und danach?“ „Danach fahren wir weiter, wahrscheinlich nach Südafrika, dann wieder nach Norden, Botswana, Tansania usw steht auch noch auf dem Plan.“

Sie schaute uns total entgeistert an. Sie konnte sich darunter gar nichts vorstellen. Ich gab ihr unsere ganzen Dokumente, die bewiesen, dass sich unser Auto auf dem Schiff befindet und sie tigerte damit in ihr Büro ab. Kurz darauf kam sie zurück, sie habe mit ihrem Supervisor gesprochen und wir können nicht fliegen. Die ganzen Dokumente bewiesen ja gar nichts, sie brauche was schriftliches, dass wir innerhalb von 90 Tagen Namibia wieder verlassen würden und das stehe dort nicht drauf. Ich zitterte vor Aufregung. Wir waren kurz davor, unsere Weltreise zu starten und nun fing es schon in Deutschland an, dass uns die Bürokratie einen Strich durch die Rechnung machen sollte? In Afrika haben wir das erwartet, aber schon hier???!!! Ich fragte sie, wie das denn sonst gehandhabt wird. Es kommt ja relativ häufig vor, dass Menschen ihre Autos in andere Teile der Welt verschiffen und hinterher fliegen. Alleine in Namibia kommt jede Woche mindestens ein Schiff an, das bis unters Dach voll ist mit Autos. Aber Nein, sowas habe sie noch nie gehabt… Ah ja… Wir drehten uns im Kreis und irgendwann kam ihre Chefin dazu und versuchte uns alles nochmal zu erklären. Wir verstanden das ja. Wir haben keinen Ausreisenachweis aber es kann ja auch nicht so schwer sein uns zu verstehen… Wir waren batschnass geschwitzt. Wir sahen wirklich schon den Flieger ohne uns abheben. Bloß weil die Damen wahrscheinlich eine Arbeitsanleitung haben, wo jeder Handlungsschritt drin steht und sie zu unflexibel waren auf uns einzugehen, drohte unser Traum schon hier zu enden. Da wir uns weiter im Kreis drehten, holten sie noch einen höheren Chef dazu. Ich flüsterte Tim zu, dass wir nochmal ganz freundlich und ganz von vorne anfangen (sehr schwer mit einem Puls von 500) sollten, ihm die Situation zu erklären. Wir hatten beide in unserer Berufszeit mit Kunden zu tun und wissen, dass man wenn der Gegenüber ungehalten wird erst recht abblockt. Also nochmal durchatmen und ganz in Ruhe…

Der Typ kam (noch unsympatischer als beide Damen zusammen), wir wollten grad anfangen, da fuhr er uns über den Mund: „Sie müssen gar nicht weiter reden, wenn Sie kein Rückflugticket haben, fliegen Sie heute nicht.“

So, da standen wir nun, fix und fertig und den Tränen nahe. Ich glaube auch die Mitarbeiterin dort am Schalter merkte das und bekam etwas Mitleid mit uns. Sie mischte sich wieder ein und fing an uns ein paar Tipps zu geben. Plötzlich war nicht mehr die Rede von einem Rückflugticket. Wir könnten ihr auch ein Flug- oder Busticket in ein anderes Land vorzeigen. Das würde ausreichen. Hauptsache wir reisen aus Namibia innerhalb von 90 Tagen aus.

Wir wurden hellhörig… „In ein anderes Land? Also auch nach Südafrika oder in ein anderes Nachbarland?“ „Ja, egal wohin, Hauptsache raus.“

Wir holten unsere Koffer wieder von der Waage und gingen zurück in den Wartebereich, wo wir uns erst einmal setzten um die Lage zu besprechen. Tims Vater wartete dort mit unserer Tochter und wollte eigentlich schon weg sein. Wir schulden ihm jetzt 5 € für eine weitere Stunde parken am Terminal…

Wir und wahrscheinlich auch ihr habt euch immer gefragt wer bei diesen Last.-Minute-Schaltern am Flughafen einen Flug bucht. Jetzt wissen wir es. Wir wollten online nach einem billigen Flug schauen, aber da unser Datenvolumen leer war, war das unsere letzte Chance. Im Endeffekt haben wir jetzt für 230 € für alle am 25.12.2017 einen Flug nach Kapstadt gebucht, den wir nie antreten werden. Nachdem wir dem Typ dort an so einem Schalter unsere Situation erklärt haben, buchte er uns den Flug, wollte das Geld aber in bar haben, wahrscheinlich wird er den Flug mittlerweile schon storniert und das Geld eingesackt haben ist uns aber egal, wir hatten einen Nachweis.

Damit ausgestattet gingen wir zurück zum Check-in und wurden endlich ohne Probleme eingecheckt. Ich habe am selben Morgen noch einen Flug online von Windhoek nach Walvis Bay gebucht. Das schlechte Gewissen der Mitarbeiterin war wohl so groß, dass sie uns und sogar unser Gepäck direkt durchbuchte (und das bei komplett zu verschiedenen Zeiten einzeln gebuchten Flügen) und uns auch gleich die Boardkarten für den zweiten Flug ausstellte. Und auch hier reservierte sie uns dann noch die besten Plätze. Geht doch!!!

Jetzt konnten wir uns auch endlich schweren Herzens noch von Tims Vater verabschieden und Philip und Franzi begrüßen, die schon seit einer halben Stunde auf uns warten mussten. Nach einem gemeinsamen Bier ging es auch hier schon wieder an die Verabschiedung und wir machten uns auf in den Sicherheitsbereich. Die ganze Geschichte mit dem Check-in hat so lange gedauert, dass wir nun nur noch eine halbe Stunde hatten, dann wurde schon geboardet.

Da wir mit Baby unterwegs waren, durften wir als erste ins Flugzeug einsteigen. Wir kamen in den Flieger und wurden direkt gefragt, ob wir ein Babybett bräuchten. JJJAAAAA! „Kein Problem, nach dem Start komme ich und bringe es Ihnen.“ Na endlich, auch die zweite Sache hat endlich geklappt.

Wir machten es uns gemütlich (soweit dies in einem Flieger möglich ist) und warteten bis alle eingestiegen waren. Tim versuchte in der Zwischenzeit schon das Entertainment Programm zu checken aber irgendwie wollte das nicht funktionieren. Wir dachten das ginge erst, wenn wir in der Luft sind, also machten wir uns keine weiteren Gedanken darüber.

Auf dem Weg zur Rollbahn fing unsere Tochter an zu brüllen wie am Spieß. Es war Schlafenszeit aber alles war so aufregend und wir waren durch den ganzen Stress so angespannt (was sie natürlich auch merkte), dass sie selbst durch’s Stillen nicht mehr zu beruhigen war. Irgendwie bekam ich sie dann doch an die Brust damit sie beim Start keinen Druck auf die Ohren hatte und dann beruhigte sie sich auch einigermaßen. Nach dem Start brachte der Flugbegleiter das Babybett und wir legten sie rein. Jetzt wissen wir auch, warum die nur bis 6 Monate gehen: Elisabeth passte kaum noch rein.

Nach dem Essen war endlich die Zeit gekommen, das Entertainment Programm auszuprobieren. Ich bekam nur mit, wie Tim genervt und wie ein Bescheuerter auf diesem Bildschirm rumdrückte und vor sich hin fluchte. Dann holte er meinen Bildschirm nach ob und drückte dort drauf rum aber es passierte nichts, er ging nur an und aus, weiter kam man nicht. Nicht mal die Sprache ließ sich auswählen.

Auch an meiner Rückenlehne wurde fleißig rumgedrückt. Ich drehte mich um und fragte, ob ihr Bildschirm nicht ging. Natürlich ging er nicht. Wir hielten den nächsten Flugbegleiter an um zu fragen, was mit den Bildschirmen los waren und er sagte uns, es gäbe wohl ein technisches Problem und ungefähr 60 Bildschirme wären defekt und würden auch den ganzen Flug nicht funktionieren.

Also blieb uns nur versuchen zu schlafen, was auf den Sitzen der Economy Klasse eine wirkliche Herausforderung war. Für ein kleines Nickerchen hat es doch gereicht aber auch nicht lange, da sich bald wieder unsere Tochter meldete. Wir verbrachten die Nacht im Wechsel zwischen Stillen und Dösen und ich war froh, als gegen halb 5 Uhr morgens das Licht anging und das Frühstück serviert wurde. Jetzt hatten wir es fast geschafft, nur noch eine gute Stunde sollte es dauern und unser Flieger setzte im Sonnenaufgang in Windhoek auf. Die erste afrikanische Sonne seit langem für uns! Und unsere Tochter hat sich echt wacker geschlagen und wurde auch von den anderen Fluggästen gelobt. Die Landung hat sie sogar gänzlich verschlafen.

Wir rollten die Landebahn hinab und auf dem Weg zum Gate merkten wir, dass es hier gar keine Gates gab. Wir wurden einfach etwas neben der Rollbahn aus dem Flieger geworfen und durften zur Ankunftshalle laufen, begleitet von Spalier stehenden Angestellten, die aufpassten, dass auch keiner aus der Reihe tanzte und alle zügig in die Halle kamen.

Draußen bleiben wollte man bei diesen Temperaturen sowieso nicht. Kurz nach Sonnenaufgang hatte es 6 Grad!!! Wir sind doch hier in Afrika!

Von dem Mini-Vorfeld ging es durch die Passkontrolle in die noch kleinere Kofferhalle. Auch wenn unsere Koffer bis Walvis Bay durchgecheckt wurden, warteten wir, ob sie nicht doch vielleicht über das Laufband liefen. Wir sind jetzt in Afrika und hier weiß man nie. Als das Band aber immer leerer und die Menschen immer weniger wurden und unsere Koffer immer noch nicht da waren, dachten wir uns, dass es doch geklappt haben muss und begaben uns in die Ankunftshalle. Die Halle war genau so klein wie der Rest und somit hatten wir uns schnell einen Überblick verschafft. Größer als der Flughafen in Zweibrücken ist der Flughafen Windhoek nicht, nur handelt es sich hierbei um einen internationalen Flughafen der Hauptstadt!
Wir hoben erstmal Geld ab und kauften uns eine namibianische Prepaid-Karte fürs Handy.

Wir gingen zur Abflugshalle und warteten auf unser Boarding für den Inlandsflug. Nach einem Kaffee und zwei Stunden später wurde unser Flug geboardet und wir liefen wieder über das Vorfeld zu unserer Maschine, einer Embraer ERJ 135. Es handelt sich um eine ganz kleine Maschine, mit nur drei Sitzplätzen pro Reihe – 2 auf der einen und einen auf der anderen Seite vom Gang. Es war nur eine Flugbegleiterin auf dem Flug aber bei 35 Minuten sollte das auch ausreichend sein. Beim Einsteigen sahen wir auch, wie gerade unsere Koffer eingeladen wurden, also hatte es wirklich geklappt.

Der Pilot startete und Elisabeth schrie. Und das den kompletten Flug (außer wenige kurze Momente, in denen sie sich ablenken ließ). Jetzt war einfach alles zu viel. Der Stress, der wenige Schlaf in der Nacht, die Unruhe und jetzt schon wieder Stress, neue Umgebung und einfach alles doof. Aber es machte nichts, dass sie so schrie. Erstens ging der Flug ja nicht so lange und zweitens war die Maschine so alt, klapprig und dröhnte so laut, dass sie die Schreie übertönte.

Wir überflogen die Wüste und hier war wirklich gar nichts. Man sah nur alle möglichen Braun-Töne. Sonst nichts, aber auch wirklich gar nichts.

Kurz darauf landeten wir auch schon in Walvis Bay, der Flughafen befindet sich mitten in der Wüste. Wir wollten mit dem Taxi zu unserem B&B fahren und erwarteten, dass wir kaum aus dem Flughafen rauskämen und schon von Taxifahrern umringt sein würden. Aber weit gefehlt. Eine Angestellte des Flughafens musste extra ein Taxi bestellen.

Wir fuhren dann die ca. 20 Minuten durch die Wüste nach Walvis Bay. Rechts und links nur Sand und eine kerzengerade Straße, wir fühlten uns wie auf dem Mond. Und auch in Walvis Bay angekommen wurde es nicht besser. Die Stadt soll über 60.000 Einwohner haben, wir fragten uns, wo die waren.

Die Stadt wirkt wie eine Geisterstadt. Breite Straßen führen durch die Wohnviertel aber außer ein paar Autos auf der Straße war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Aber macht auch nichts. Wir wollten ja hier keinen Urlaub machen sondern warten nur bis unser Auto da ist und dann sind wir hier weg.

Äußerst freundlich wurden wir von der Schwester der Chefin empfangen. Sie haben uns extra ein Familienzimmer reserviert, da hätten wir eine Badewanne und könnten das Baby baden. Und auch wir sollten uns erst einmal eine warme Dusche gönnen und ausruhen. Nach fast 24 Stunden unterwegs war das auch mehr als notwendig. Die letzten Stunden waren mehr als anstrengend und haben ihre Spuren hinterlassen. Wir fühlten uns so eklig, dass die Dusche eine wahre Wohltat war.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, liefen wir die ca. 1,5 km in die Stadt oder zumindest das, was man als Stadt bezeichnen kann. Eine riesige Straße und rechts und links ein paar Geschäft. Mehr ist das nicht.

Wir liefen zurück zu unserem B&B, wo wir auch zum ersten Mal Christina, die Chefin trafen, und quatschten noch etwas mit ihr, bevor wir es uns auf unserem Zimmer gemütlich machten. Eigentlich wollten wir noch etwas Fernseher schauen, aber das habe wir nicht mehr geschafft. Um halb 9 fielen wir totmüde in unser riesiges Bett.

Den nächsten Morgen gingen wir ganz entspannt an. Erstmal frühstücken. Hier trafen wir auch ein Pärchen aus Holland, das auch ihr Auto hierher verschifft hatte. Ihres war aber schon da, unseres immer noch unterwegs und wir wussten auch nicht, wann es ankommen sollte. Bereits seit über einer Woche hatten wir keinen Kontakt mehr zum Schiff und so konnten wir nur hoffen, dass es, wie angekündigt, am nächsten Tag ankommen sollte.

Christina sprach uns beim Frühstück an, ob wir nicht heute alle zusammen zu Abend essen wollten. Sie habe noch zwei Gäste und sie würde was kochen und uns gerne einladen. Da sagten wir natürlich zu, um 18 Uhr sollte es los gehen. Nur war um 18 Uhr niemand da und auch um 19 Uhr immer noch nicht. Wir überlegten gerade, ob wir uns eine Pizza holen sollten, als wir die Tür hörten und Christina mit Essen bepackt rein kam. Sie stellte alles hin, auch die Mikrowelle und sagte uns, sie müsse wieder weg, sie habe Besuch zuhause aber wir könnten uns das Essen, das mittlerweile kalt war, ja grad in der Mikro wieder warm machen. Die anderen zwei Gäste waren Ärzte und seien wohl noch im Krankenhaus also müssten wir alleine Essen. Mit einem „Enjoy your meal“ zischte sie wieder ab.

This is Africa!!!

Das Essen war trotzdem sehr lecker und wir fielen satt und zufrieden ins Bett.

Der nächste Morgen: Das Schiff war da! Endlich konnte man wieder im Live-Tracking sehen wo es war und es lag vor der Küste von Walvis Bay. Es hat also geklappt, das Schiff war wie angekündigt angekommen. Nur war heute Sonntag! Selbst wenn am Hafen geladen wird, weder der Zoll arbeitet heute noch hat der Agent unserer Spedition hier vor Ort geöffnet. Also hingen wir noch eine Nacht dran in der Hoffnung, dass unser Auto morgen kommt.

Wir liefen wieder in die Stadt (viel mehr kann man hier auch wirklich nicht tun) und kauften noch ein paar Getränke ein. Auch hier hat die Vorweihnachtszeit begonnen und genau so wie in Deutschland kann man hier mittlerweile überall Weihnachtsartikel kaufen und sogar die Weihnachtsmusik dudelt im Supermarkt schon vor sich hin. Das ist schon ein surreales Bild wenn die Boxen „Winter Wonderland“ spielen, und man im T-Shirt rumläuft. Wahrscheinlich wird das noch viel komischer, umso wärmer es hier wird (im Moment hat es tagsüber nur um die 20 Grad) und umso näher wir Weihnachten kommen. Wir sind gespannt.

Aber noch viel gespannter sind wir, ob wir morgen unser Auto bekommen!

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Zwischenbericht

Mit einem seltsam leeren Gefühl im Bauch verlassen wir, nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten, das Willys Treffen in Enkirch.

Drei Tage unter Gleichgesinnten liegen hinter uns, in denen wir ein letztes Mal mit allen Bekannten und Freunden aus der Overlanderszene gefeiert, getrunken und gegrillt hatten.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen wir Samstag schon das Treffen. Zwar einen Tag zu früh, was wir sehr bedauerten, da der letzte Abend meist der Lustigste ist. Wir wollten aber den ganzen Sonntag haben, um das Auto zu entladen um es dann für die große Reise wieder zu beladen. Außerdem wollten wir Sonntagabend dann gleich nach Hamburg aufbrechen und das alles an einem Tag war uns dann doch zu heiß.

Also Samstag schon los und alles in Ruhe am Sonntag erledigt.

Das lachende Auge natürlich deswegen, weil es mit der Verschiffung des Autos nach Namibia endlich in die heiße Phase gehen würde, die letzte Etappe würde anbrechen.

Wir fuhren also Sonntagabend los und erreichten mit Pausen nach guten sechs Stunden den Parkplatz der Spedition, die unser Auto am nächsten Morgen annehmen würde.

Wir hatten vorher schon telefonisch abgeklärt, dass wir auf dem Gelände übernachten dürften, so waren wir gleich vor Ort und ich musste am Morgen nur die Zweitbatterie abklemmen und alle Kabelenden isolieren.

Nachdem der Papierkram erledigt war, hatte ich noch die ganz besondere Ehre, das Auto persönlich in den Container zu fahren.

Als alles verzurrt und fest verschnürt war, wurden wir vom Chef noch persönlich an den Bahnhof in Norderstedt gefahren, von wo aus wir den Zug zum Hauptbahnhof Hamburg nehmen konnten.

Wir verbrachten den ganzen Tag in der Hamburger City, machten eine Hafenrundfahrt und genossen den sonnigen und wunderschönen Tag. Eigentlich ungewöhnlich für Hamburg, aber wir beschwerten uns nicht.

Abends nahmen wir den ICE nach Hause. Die vier Stunden Fahrt waren eigentlich ganz angenehm, da wir uns ein Kinderabteil mit einer anderen Familie mit Kleinkind teilten.

Das einzige Problem war, dass wir eigentlich permanent Geschrei im Abteil hatten, da entweder Elisabeth gerade eingeschlafen und unsanft von Gebrüll des anderen Kindes geweckt wurde, oder umgekehrt.

Abhilfe schaffte da nur ein kleiner Spaziergang durch den dahin rasenden ICE, bis beide Kinder in den Schlaf gefunden hatten und es still wurde.

Da forderten dann auch die letzten Tage, die erfüllt von Alkohol, Shisha, Schlafmangel und Stress, ihren Tribut und mich ereilte eine unmenschliche Migräne.

Aber daheim angekommen und nach einer wirklich erholsamen Nacht war der nächste Morgen eine Wohltat.

Mein Teil der Arbeit war erledigt, ab jetzt bestand mein Tagesablauf nur noch aus Kind hüten, Gammling und ein paar kleinen Verpflichtungen.

Mit erreichen des sechsten Lebensmonats begann für Elisabeth der Impfmarathon. Meisten einmal die Woche standen wir bei unserem Kinderarzt auf der Matte und sie bekam ihre Tollwut-, 6-fach Schutz- und Gelbfieberimpfungen per Spritze. Am Anfang war das Geschrei noch groß, aber die letzten Spritzen steckte unsere kleine Maus richtig gut weg und schon beim Pflaster aufkleben hörte das Weinen schon wieder auf.

Für uns standen noch ein paar Behördenbesuche auf dem Programm. Zum einen brauchten wir noch unsere internationalen Führerscheine, zum anderen einen internationalen Fahrzeugschein, der uns ermöglichte, unser Auto abzumelden, dadurch Geld für Steuer und Versicherung zu sparen und gleichzeitig ein offizielles Dokument in Händen zu halten. Somit unterbinden wir gleichzeitig irgendwelche fadenscheinigen Fragen von Grenzbeamten nach wer-weiß-was für Papieren, die Ihr spärliches Gehalt mit Schmiergeldern aufbessern wollen. Man besitzt etwas, was man zeigen kann und schon ist Ruhe.

Außerdem musste ich noch aufs Arbeitsamt, mich für einen einzigen Tag arbeitslos melden. Denn wenn man sich an- und einen Tag später wieder abmeldet bleibt der Anspruch auf Arbeitslosengeld I für die nächsten vier Jahre bestehen. Ich würde, sollten wir innerhalb der nächsten vier Jahre wieder nach Hause kommen, sofort Arbeitslosengeld bekommen, abzüglich natürlich der drei Monate Sperrfrist, weil ich selbst gekündigt habe.

Nachdem das erledigt war, blieb für mich eigentlich nix mehr zu tun.

Für Sarah begann die Arbeit jetzt erst richtig, denn Vollmachten für Versicherungen, ADAC, Bankgeschäfte und dergleichen mussten eingeholt und fertiggemacht werden.

Genau wie alle Unterlagen, die wir unterwegs brauchen mussten in Ordner oder Mappen sortiert werden.

Es gab noch tausende kleine Dinge, die erledigt werden wollten.

Darunter auch extrem Unnötige.

Zum Beispiel sind wir, als wir in London den Campingplatz gesucht haben unbewusst durch eine ECO-Zone gefahren.

Soweit eigentlich kein Problem, aber um eine solche Zone durchfahren zu dürfen muss man sich vorher online registrieren. Da wir weder von der Registrierung noch von der Zone wussten, traf uns fast der Schlag als ein Einschreiben aus England über Norwegen kam und uns aufforderte, 1200 Euro Strafe zu überweisen. Sollten wir der Forderung nicht nachkommen, würde sich der Betrag innerhalb von einer Woche verdreifachen…

Einen halben Tag hat es gekostet, bis wir mit ADAC und Rechtsschutz geklärt hatten, wie der Fall gehandhabt werden sollte. Er liegt jetzt bei einem britischen Anwalt und wartet auf seine Verhandlung.

Eine andere Geschichte war der Tollwutimpfstoff für Elisabeth. Der war europaweit vergriffen und wir mussten etliche Apotheken im Umkreis von 50 km abtelefonieren, um noch welchen zu bekommen.

Alles Zeug, was man sich sparen könnte, da noch genug Anderes anliegt.

Aber gut, Langeweile ist auch doof… 😉

Dadurch verging die Zeit aber wie im Flug und der eh schon zu kurze Sommer neigte sich seinem Ende zu. Krönender Abschluss war der diesjährige Jahrmarkt in unserer Heimatstadt Bad Dürkheim, der Wurstmarkt.

Aufgrund meiner Arbeit konnten wir die letzten Jahre nur bedingt bis gar nicht gehen, was sich natürlich dieses Jahr geändert hat.

Wir hatten frei und das Haus meiner Eltern ist gerade Mal 500 Meter entfernt des Festgeländes.

Das führte natürlich zu der ein oder anderen feuchtfröhlichen Nacht mit dementsprechendem Kater am Morgen darauf.

Es war überragend, wieder einmal mit allen alten Freunden und Bekannten zu feiern und einfach an nichts denken zu müssen und den ganzen Stress einfach mal auszublenden.

In den letzten zwei Woche vor Abflug leerte sich die Liste mit Erledigungen und wurde abgelöst von Terminen mit letzten Treffen mit unseren Freunden.

Die ein oder andere Träne rollte schon, als wir uns ein letztes Mal verabschiedeten.

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Resümee & Ausblick

Nun sind wir wieder zuhause bzw. bei meinen Schwiegereltern weil wir ja ein eigenes Zuhause nicht mehr haben.

Wir waren sechs Wochen auf Achse und hätten wir zum Schluss nicht so Gas gegeben, wären wir wahrscheinlich noch mindestens zwei weitere Wochen unterwegs gewesen. Jeder hat gesagt, dass ein Kind auf Reisen entschleunigt. Wir konnten es uns nicht vorstellen haben aber nun auch die Erfahrung gemacht. Fast alles richtet sich nach dem kleinen Menschen, der einen begleitet. Früher hätten wir den Trip vermutlich in einem Drei-Wochen-Urlaub gemacht, aber ein Baby zwingt einen zu mehr Pausen, kürzeren Etappen und längeren Standzeiten. Außerdem braucht man mindestens dreimal so lange zum Duschen und Kochen, da immer einer beim Baby bleiben muss und man fast nichts mehr zusammen machen kann. Gleichzeitig Duschen oder gemeinsam Abspülen ist nun nicht mehr drin. Ein Baby ist wunderschön, macht viel Spaß und wir haben sehr viele Kontakte nur wegen Elisabeth gemacht. Unsere Reise und unser Vorhaben wurde überwiegend positiv aufgenommen und auch wenn die Kleine mal geschrien hat (und das kam öfter mal vor) sind wir auf ganz viel Verständnis gestoßen. Fast jeder, den wir getroffen haben, hatte selbst Kinder. Viele hatten schon Enkel oder Urenkel und kannte die Schreiattacken aus eigener Erfahrung. Da wir gerade zu Beginn der Reise noch keine Struktur hatten und auch erstmal rausfinden mussten, wie es so läuft, war es zugegebenermaßen oft wirklich frustrierend. Gerade ich hatte oft das Gefühl, ich sei „festgewachsen“. Ich hatte gefühlte 24 Stunden Elisabeth auf dem Arm und konnte nicht mal einfach auf Toilette oder geschweige denn duschen gehen. Es machte mich fertig, dass ich für jeden Handgriff Tim bitten musste. Selbst mir was zu trinken einschenken war mit Baby auf dem Arm nicht möglich. Die Gläser waren im Auto und der Einstieg befindet sich auf 80 cm Höhe, den man mit einer Trittleiter überwinden muss. Und als ich das erste Mal einen Abflug von der Leiter gemacht habe (ohne Baby im Arm) haben wir uns gesagt, dass wir nie mit Elisabeth die Leiter hochgehen würden. Also musste Tim wieder ran… Aber man gewöhnt sich dran und irgendwann spielt es sich ein, dass jeder seine Aufgaben hat und dann kommt man auch gut zurecht.

Auch für Tim war es toll, so viel Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Die ersten drei Monate war das ja aufgrund der tollen (Achtung Ironie!) Arbeitszeiten nicht wirklich möglich. Wenn Tim zur Arbeit ging, haben wir meistens noch geschlafen und als er heim kam schon wieder. Jetzt konnten die beiden sich endlich richtig aneinander gewöhnen und wir konnten als Familie richtig zusammen wachsen. Das wichtigste was eine junge Familie braucht ist Zeit und die hatten wir nun endlich.

Jetzt konnten wir auch endlich unser Auto auf Herz und Nieren testen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die noch verändert werden müssen, haben sich unsere Umbauten bestens bewährt. Wir sind wirklich froh und auch stolz, dass alles so gut geklappt hat.

Worüber wir etwas überrascht waren, war die Freundlichkeit der Briten. Wir haben sie uns irgendwie anders vorgestellt. So typisch britisch wie ihr Wetter: etwas kühl und auch distanziert. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Uns wurde immer echte Freundlichkeit und ehrliches Interesse entgegengebracht. Unser Auto faszinierte alle und egal was wir erlebt haben, wurde uns immer Hilfe angeboten, wenn es den Anschein machte, wir bräuchten sie.Selbst mitten in der Stadt an einer roten Ampel wurden wir auf unser Auto angehauen, es wurde kurz gelobt, der Daumen nach oben gestreckt und dann fuhr wieder jeder weiter.

Was uns am britischen und irischen Verkehr aufgefallen ist: Es gibt so gut wie keine Ampeln. Fast überall sind Kreisverkehre in verschiedenen Größen zu finden und der Verkehr läuft super. Wahrscheinlich liegt das auch daran, weil, wie Tim im letzten Bericht geschrieben hat, nicht jeder immer auf sein Recht beharrt wie hier in Deutschland. In Wells haben wir einen ganz netten älteren Mann getroffen. Er war dort selbst Gast hat aber einen Cider empfohlen. Da in dem Mini-Pub nur ein Tisch draußen stand und er und wir uns hinsetzen wollten, setzten wir uns einfach zusammen an den Tisch und quatschen noch etwas. Er erzählte uns, dass er erst vor Kurzem in Deutschland war und ihm aufgefallen sei, dass die Deutschen so aggressiv Auto fahren würden. Und genau das fiel uns nach der Rückkehr von der Insel auch auf, genau dieses sture Fahren, wo jeder – typisch deutsch – auf sein Recht besteht! In England war es definitiv angenehmer zu fahren. Selbst mir ist das aufgefallen, auch wenn die ganze Zeit Tim fuhr und ich navigierte. Die schlimmste Umgewöhnung war wieder vom Linksverkehr zum Rechtsverkehr. Wir sind jetzt schon fünf Tage wieder zuhause aber manchmal denke ich immer noch, wir fahren auf der falschen Seite. Die Eingewöhnung dort ging schneller.

Wir würden und können JEDEM nur Irland und Großbritannien empfehlen! Wir würden es immer wieder machen, aber es ist nicht unbedingt ein Camper-Land. Dafür ist das Wetter einfach zu schlecht. Ich würde empfehlen, entweder mit Flugzeug und Mietwagen oder mit dem eigenen Auto und dann B&Bs anfahren. Die gibt es an jeder Ecke (allerdings nicht immer günstig) und man hat abends immer ein Dach über dem Kopf und sitzt im Trockenen. Aber man gewöhnt sich auch irgendwie an das Wetter. Als wir Heim kamen hatten wir 30 Grad zuhause und gingen fast kaputt. Jetzt wissen wir auch, warum die Iren und Briten bei Wärme gleich so fertig sind. Wenn es nie mehr als 18 Grad hat, ist 25 Grad natürlich kaum auszuhalten. Kurz nach unserer Rückkehr machte der Sommer eine kurze Pause und es regnete zwei Tage am Stück. In den Nachrichten heute morgen wurde das dramatisiert… Von Wassermassen war die Rede. Darüber mussten wir lachen, von denen war wohl noch niemand in Schottland!

So, und da nach dem Urlaub vor dem Urlaub ist, geht es gleich weiter mit der Planung für die „richtige“ Reise. Das erste September Wochenende geht es auf’s Willys Treffen. Von da aus fahren wir am 04.09. nach Norderstedt und geben dort unser Auto bei der Spedition ab. Am 07.09. geht es aufs Schiff nach Walvis Bay / Namibia. Wir fliegen am 05.10. hinterher und hoffen dann unser Auto unversehrt entgegen nehmen zu können. Dann geht das große Abenteuer los. Bis dahin ist noch viel zu erledigen. Versicherungen müssen gekündigt und abgeschlossen werden, die Impfungen aufgefrischt, Umbaumaßnahmen am Auto gemacht, das Carnet beantragt werden, usw. Es wird also die letzten Wochen zuhause nicht langweilig.

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Schottland Teil III & England

Inverness war eine Erholung für Körper und Seele. Wir sind mit buchstäblich der letzten Energie in die Stadt zurückgekehrt. Wind, Kälte, Midges, Regen, wir waren ausgebrannt. Wir wuschen erstmal die Kleidung, trockneten alles was noch nass war und füllten unsere Reserven wieder auf. Der sonnige Tag war wie Balsam für die Seele, wir genossen jeden einzelnen Sonnenstrahl. Genau wie Elisabeth, die sich bestens gelaunt auf ihrer Decke wälzte und vor guter Laune jauchzte.

Die nächste Stadt die wir anfuhren war Stirling, auf dem Weg dort hin begleitete uns Sonne den ganzen Weg entlang.

Wie meine Frau schon erwähnte, fassten wir den Plan, die hiesigen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Da waren zum einen das National Wallace Monument, ein 67 Meter hoher Turm, der zu Ehren des Nationalhelden William Wallace (manchem sagt der Name vielleicht etwas aus dem Film Braveheart) 1869 errichtet wurde. Der aufständige Schotte

Wallace führte die Schotten in der Schlacht von Stirling Bridge zu einen vernichtenden Sieg gegen die Engländer. An der Stelle, an der er über das Schlachtfeld geblickt haben soll, erbaute man den Turm, der ein wenig an das Auge von Mordor aus Herr der Ringe erinnert.

Aber zuerst einmal stand das Falkirk Wheel auf dem Programm, ein Schiffshebewerk der Superlative. Es verbindet den Union- und den Forth-and-Clyde-Kanal und schafft somit auf der Route Glasgow – Edinburgh eine ununterbrochene Verbindung. Die beiden Kanäle wurden 1960 durch eine Straße getrennt.

27 Meter werden die Schiffe aus dem Wasser und über einen Drehmechanismus, der an ein Riesenrad erinnert, angehoben. Es ist weltweit das einzige rotierende Schiffshebewerk. Zwei Schiffe können gleichzeitig in eine der Gondeln, wenn beide besetzt sind, dreht sich das Rad in unter 5 Minuten um 180 Grad. Ein atemberaubender Anblick, wenn sich zwei Schiffe in die Luft erheben.

Auf dem Rückweg begann es, wie sollte es auch anders sein zu schütten. Der Blick auf die Wetter-App verhieß nichts Gutes, es sollte mindestens bis morgen so weiterregnen.

Ich denke, es ist keine Schande, irgendwann den Gedanken zu hegen, abzubrechen. Wir machen diesen Trip um Spaß zu haben, doch mit Spaß hatte Schottland langsam nichts mehr zu tun. Es war eher ein Kampf gegen die Elemente. Und dafür waren wir nicht unterwegs. Vielleicht wird eines Tages der Moment kommen, an dem wir keine Chance mehr haben, einfach heim zu fahren, aber dieses Mal noch nicht. Noch hatten wir die Chance. Und wir nutzten sie. Zumindest um erstmal in Richtung Heimat zu kommen.

Auf direktem Weg fuhren wir am nächsten morgen nach Liverpool. Wie aus Hohn war es hier fast 10 Grad wärmer und die Sonne blickte durch die Wolken. Wir übernachteten auf einem Stellplatz und fuhren nochmal in die Stadt. Die Waterfront war atemberaubend, Katamaran-Fähren transportieren Fahrzeuge, große Holzschiffe waren am Kai vertäut und auf Grund des Samstagabends waren die Straßen gestopft voll mit Menschen. Überall waren die Bars geöffnet, ein Rummel war an der Promenade aufgebaut und wir genossen die ersten Fish&Chips auf englischem Boden!

Die zweite Marathonetappe brachte uns in den Süden Englands, in die Nähe von Wells. Ein süßer Campingplatz auf einem Bauernhof wurde unser Zuhause für die nächsten zwei Nächte. Nach solch langen Fahrten mussten wir unserer Tochter mal wieder eine Pause gönnen und das zwischen Kühen, Gänsen und Hühnern.

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und wir gammelten umringt von sämtlichem Federvieh des Hofes unter unserer Markise und entspannten. Wir machten den „Fehler“, morgens unser Frühstück mit den Gästen zu teilen, danach hatten wir permanenten Besuch von allem was auf dem Hof nicht eingezäunt ist.

Aber so konnten wir unser Tochter gleich mal Naturkunde live nahebringen!

Wells ist die Partner- unserer Heimatstadt Bad Dürkheim, so mussten wir natürlich auch mal dort hin und fanden sogar auf Anhieb den Durkheim Drive. Lustigerweise hat Sarah, damals noch bei Ihren Eltern im Wellsring gewohnt.

Wir kurvten also durch das kleine aber sehr beschauliche Dorf, vorbei an der Kathedrale und genehmigten uns erneut Fish&Chips, diesmal von einem, bei uns würde man sagen Döner-Laden, bloß eben für Fish&Chips.

Da wir echt Hunger hatten, nahmen wir beide gleich mal die große Portion, die wir dann auch bekamen. Der Fisch hatte bestimmt ein halbes Kilo (übertrieben) und die Pommes hätten für fünf Leute gereicht. Aber lecker war es und vollgefressen genossen wir bzw. ich noch ein Cider im kleinsten Pub von Wells.

Die Region ist übrigens berühmt für ihre kleinen Brauereien, die Cider aus den hiesigen Äpfeln herstellen, ähnlich wie Bad Dürkheim zuhause für seinen Wein. Irgendeiner scheint sich bei der Wahl der Partnerstädte schon was gedacht zu haben. Es war wirklich wie zuhause, bloß eben auf englisch…

Entspannt nach zwei Tagen Pause machten wir uns auf den Weg ins 300 km entfernte London, vorbei an Stonehenge, das wir aber dezent links liegen ließen, da der Touristenandrang enorm war und man das ganze auch von der Schnellstraße aus bewundern kann.

Es hätte auch überhaupt keinen Sinn gemacht, die umgerechnet knapp 20 Euro pro Person an Eintrittsgeld zu verblasen, da ein Drahtzaun die berühmten Steine von den Touristenmasse abschirmt.

Aber auch von der Straße war der Blick beeindruckend und dank Teleobjektiv auch kein Problem zu fotografieren.

Den Großraum London beherbergt knapp vier Millionen Menschen, wovon fast dreineinhalb Millionen in der Innenstadt leben, dementsprechend ist der Verkehr. Aber selbst in diesem Chaos herrscht noch eine gewisse Ordnung, denn die Briten im Allgemeinen sind enorm vorausschauende und zuvorkommende Autofahrer. Immer wird sich mit Warnblinker bedankt, mit Lichthupe die Vorfahrt angezeigt und lieber der andere vorgelassen, als auf das eigene Recht bestanden. Ein wirklich angenehmes Fahren! Aber das ändert nichts an den permanenten Staus, je näher man der Innenstadt kommt.

Wir hatten einen Camping in einem Vorort im Auge, der aber leider ausgebucht war. Freundlich wurden wir an einen anderen Platz verwiesen, den wir nach 15 km und einer knappen Stunde Fahrzeit auch erreichten.

Platz hatten sie und wir keine Wahl mehr, denn es war schon zu spät zum weiter suchen, aber die umgerechnet 50 Euro für die Nacht ließ uns schon stark aufstöhnen.

Eigentlich wollten wir zwei Nächte bleiben, den ganzen nächsten Tag in der Stadt verbringen und am darauffolgenden Tag weiter zur Fähre, bei diesen Preisen aber änderten wir kurzerhand den Plan. Wir blieben nur eine Nacht und fuhren dann am nächsten Morgen durch die Stadt, sozusagen Drive Thru, wie auch schon in Edinburgh.

London ist keine Stadt, die man mit seinem Auto anfährt, dafür ist die Parkgebühr zu hoch, der Verkehr zu schlecht und obendrein schlägt noch eine Citymaut für die Innenstadt mit 11 Pfund zu Buche. Aber trotzdem noch günstiger als eine zweite Nacht auf dem Campingplatz.

London fliegt man am besten mit irgendeiner Billigfluglinie an, nimmt sich ein zentrumsnahes Hotel und verbringt ein entspanntes Wochenende.

Da wir aber doch mal kurz etwas von London sehen wollten, fuhren wir zur einzigen Sehenswürdigkeit, die nicht in der Citymaut-Zone leigt. Die Tower-Bridge!

Für mich war es so ein ergreifendes Gefühl, unser Auto über ein so berühmtes Wahrzeichen zu steuern, dass ich mir gerade mal ein paar Tränen nicht verkneifen konnte. Das Auto und wir bereisen die Welt jetzt schon seit fast 100.000 km, wie viele berühmte Orte haben wir schon gemeinsam besucht und wie viele mögen es denn noch werden?

Aber die Tower-Bridge im Herzen Londons gehört auf jeden Fall zu den Highlights!

Wir drehten noch eine kleine Runde durch die Stadt, wobei die Vororte wirkten, als würde man durch die Bronx oder die Außenbezirke von Bagdad fahren. Hier wirkt jeder Stadtteil außer der Innenstadt wie ein Problembezirk.

Wir verließen den Großraum London Richtung Küste, drehten aber nochmal nach Norden ab zum kleinen Küstenort Ipswich. Mit 100.000 Einwohnern gar nicht so klein, ist Ipswich in einer Bucht an der Ostküste Englands gelegen. Der Name der Stadt wurde mit in die neue Welt genommen und erlangte dort im Zusammenhang mit den Hexenverbrennungen von Salem traurige Berühmtheit, denn auch hier wurde Jagd auf Unschuldige gemacht.

Wir wollten uns dort mit Christian und Andrea treffen, mit denen wir die letzten 7000 km immer mal wieder per Mail Kontakt hatten, da sie die selbe Route nahmen wie wir und wir uns nochmal irgendwie treffen wollten. Es ergab sich nur nie, da entweder wir oder sie immer ein Stück voraus waren.

Aber diesmal passte alles und die Chance wurde prompt genutzt.

Ein kleiner Campingplatz vor Ipswich war unser Treffpunkt und lustigerweise waren wir die einzigen Gäste. Wir hatten den ganzen Platz für uns und genossen einen entspannten und super witzigen Abend. Die Nacht war nicht ganz so angenehm, da die regionale Bahn alle halbe Stunde die ganze Nacht hindurch vorbei fuhr und unsere beiden Autos vibrieren ließ.

Aber der gemeinsame Kaffee am nächsten Morgen ließ die harte Nacht schnell vergessen.

Unsere Fähre würde uns an diesem Nachmittag nach Calais bringen, also verabschiedeten wir uns relativ schnell, aber mit der Gewissheit, neue Freunde gefunden zu haben, die wir auf jeden Fall wieder sehen werden!

Die Bekanntschaften sind immer die herausragendsten Ereignisse auf einer Reise!

Auf dem Weg nach Dover frischte der Wind bedenklich auf, wieder peitschte Regen auf das Autodach.

Am Hafen angekommen erreichte uns die Meldung, dass unsere Fähre Verspätung hätte, zu starker Wellengang.

Naja, das konnte ja was werden…

Mit einer halben Stunde Verspätung legten wir dann aber doch ab und fuhren auf den Ärmelkanal hinaus. Man konnte die französische Küste schon sehen, wobei nur verschwommen, da die Wellen so gegen die Schiffswand schlugen, dass die Gischt bis aufs Oberdeck spritzte. Man konnte praktisch nur sitzen, da einen das rollende Schiff keinen geraden Schritt machen ließ.

Aber auch das brachten wir hinter uns und erreichten mit leicht flauem Gefühl im Magen Calais.

Dort merkten wir, dass der Wind sogar noch stärker war wie in England angenommen und uns wiedermal unmöglich machte, unser Dach für die Nacht zu öffnen.

An einem Feldweg machten wir eine Krisensitzung. Wir entschieden direkt nach Hause zu fahren, nicht wie geplant über Dünkirchen und Brügge mit zwei weiteren Nächten.

Wir hatten echt einfach keine Lust mehr auf Wind, Regen oder sonst irgendwas. Wir wollten einfach nur noch heim…

Wir würden fahren, bis wir Bad Dürkheim erreichten, mit dem Kompromiss, alle zwei Stunden für eine halbe Stunde anzuhalten und Pause zu machen. Das würde uns zu Gute kommen, aber in erster Linie natürlich Elisabeth.

Nach 600 km und knappen 8 weiteren Stunden erreichten wir um 2 Uhr früh unsere Heimatstadt und fielen tot müde ins Bett.

 

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Schottland Teil II

Die letzte Etappe der North Coast 500 führte uns zurück nach Inverness. Nach den vergangenen anstrengenden Tagen wollten wir es uns noch einmal gut gehen lassen und fuhren wieder auf den High-End-Campingplatz. Wir wurden schon wie alte Bekannte begrüßt und buchten uns noch einmal für 2 Nächte ein. Wir wollten einfach mal wieder etwas die Seele baumeln lassen und das gute Wetter, das ab dem nächsten Tag kommen sollte, genießen. Und das ganze ohne Midges. Die standen laut Midges-Vorhersage (gibt es wirklich, wie das Wetter wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese kleinen Plagegeister auftreten vorhergesagt) nämlich nicht auf dem Plan. Und wer sich immer noch nichts unter diesen Viehchern vorstellen kann, sollte einfach mal „midges scotland“ bei youtube eingeben.

Aber zurück zum Thema: Wir genossen am nächsten Tag das sonnige Wetter und unser Thermometer knackte tatsächlich mal wieder die 20 Grad Marke. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Unsere Laune stieg parallel zu der Temperatur und wir waren frohen Mutes und planten unseren weiteren Aufenthalt in Schottland und England. Am nächsten Tag sollte es noch einmal eine längere Fahrt nach Edinburgh geben. Dort wollten wir uns die Stadt anschauen und dann weiter nach Westen über Stirling (Wallace Monument), das Falkirk Wheel, zum Loch Lomond und dann ganz langsam Richtung Süden.

Nach zwei Nächten brachen wir bei schönstem Wetter auf und fuhren auf die Autobahn nach Edinburgh. Es sollte unsere letzte „Marathonetappe“ werden und gegen Nachmittag kamen wir dann auch an. Auf den ersten Blick war Edinburgh genau so, wie wir es uns vorgestellt haben. Alle Gebäude aus Sandstein und in der Mitte der Stadt thront auf einem Hügel das Edinburgh-Castle. Aber das wollten wir uns alles am nächsten Tag ausgeruht anschauen. Also fuhren wir zur Forth Bridge um uns hier für die Nacht hinzustellen. Laut meiner Stellplatz-App könnte man hier kostenlos stehen und habe noch einen genialen Ausblick auf die Brücke.

Die App hat uns bisher noch nie im Stich gelassen aber diesmal kamen wir dort an und fanden Schilder „No Overnight Parking“ und „No Camping“. Mist, und was jetzt??? Es war mittlerweile nach 20 Uhr und einen richtigen Campingplatz wollten wir nicht anfahren. Wir waren zu geizig, nur zum Schlafen wieder 25 Pfund zu zahlen zumal es mittlerweile auch angefangen hatte zu regnen und wir uns nicht einmal mehr draußen aufhalten sondern uns eh wieder nur hinten rein verziehen konnten. Also setzten wir unsere ganze Hoffnung in einen weiteren Stellplatz 30 Kilometer entfernt. Auf dem Weg dort hin regnete es immer heftiger und nun war kurz vor dem Ziel auch noch die Straße gesperrt. Ich versuchte über google maps eine Umleitung zu finden, während unsere Tochter aufwachte und erst einmal höllisch anfing zu schreien. Wenn sie aufwacht und hat Hunger dann SOFORT. Wir fuhren noch ein Stück und ich versuchte sie dabei zu vertrösten. Schnell merkten wir aber, dass es keinen Sinn machte. Sie lies sich nicht vertrösten und das Fahren unter Dauerbeschallung ging auch Tim an die Nerven. Also entschieden wir uns, auch wenn wir schon fast da waren, noch einmal in einem Wohngebiet anzuhalten. Gerade als wir sie aus ihrem Sitz holen wollten, machte sie eine gewaltige Ladung in ihre Windel und es quoll aus allen Ritzen raus. Da war es mal wieder: Murphy’s Law…

Tim machte die Ladefläche leer und ich wickelten unsere Tochter im strömenden Regen nur geschützt durch die Hecktür. Nachdem alle verkackten Klamotten aus waren und Elisabeth schon sauber war, kam eine Anwohnerin aus ihrem Haus, ob sie uns irgendetwas bringen könnte… Etwas warmes Wasser vielleicht…?! Wir lehnten dankend ab, da wir ja nun nur noch wieder frische Klamotten anziehen mussten, freuten uns aber über die Hilfsbereitschaft der Briten. Schon so oft waren wir positiv überrascht. Egal wo wir mit Baby hinkamen wurden wir freundlich empfangen und alles getan, dass es uns und unserer Tochter gut ginge. Überhaupt wirkt Irland und Großbritannien auf uns sehr kinderfreundlich. Überall gibt es Wickelmöglichkeiten und oft haben Campingplätze sogar ein eigenes Bad für Babys oder zumindest eine Bademöglichkeit.

Nach unserem kleinen Intermezzo stillte ich Elisabeth noch, Tim räumte in der Zwischenzeit das Auto – immer noch im strömenden Regen – wieder ein, und dann fuhren wir auf den Ausweich-Stellplatz und verbrachten dort eine unruhige Nacht, da sich direkt neben unserem Auto eine Bushaltestelle befand, die die ganze Nacht regelmäßig angefahren wurde.

Am nächsten Morgen ging es nach Edinburgh und wir wollten auf einem der zahlreichen Parkplätze parken. Dafür, dass es sich um eine Großstadt handelt, waren die Parkmöglichkeiten sehr gut. Als wir aber am Parkautomat bezahlen wollten, verschlug es uns fast die Sprache: 4 Pfund, also 5 € für eine Stunde parken. Das war es uns nicht wert! Für das Geld konnten wir noch ein paar Runden mit dem Auto durch die Stadt drehen, was wir auch taten. An ein paar Sehenswürdigkeiten wie dem Edinburgh Castle parkten wir verbotenerweise kurz ohne ein Ticket zu lösen, stiegen kurz aus, machten ein paar Fotos und fuhren weiter. Edinburgh hat uns sehr gut gefallen, aber das ist doch eher eine Stadt, in die man für ein verlängertes Wochenende mit dem Flugzeug kommt.

Wir wollten weiter zu unserer nächsten Station: dem Falkirk Wheel. Da aber Freitag war, entschieden wir uns, dass wir erst den Campingplatz, den ich vorher rausgesucht hatte, anfuhren, um dort zu reservieren und dann erst weiter zu fahren. Wenn wir eins gelernt hatten, dann dass die Campingplätze am Wochenende immer voll werden.

Wir wurden äußerst herzlich von der Chefin begrüßt und ganz besonders Elisabeth hatte es ihr angetan. Sie war hin und weg. Wir entschieden uns zwei Tage zu bleiben um am nächsten Tag von dort aus zum Wallace Monument zu laufen und den Rest des Tages in Stirling zu verbringen. Aber erst einmal ging es an diesem Nachmittag noch zum Falkirk Wheel, ein Schiffshebewerk, dass zwei Kanäle zwischen Edinburgh und Glasgow verbindet. Aufgrund seiner Bauart sieht es aus wie ein Riesenrad.

Wir zahlten die umgerechnet 30 € um mitzufahren. 50 Minuten lang sitzt man in einem Boot, wird einmal nach oben befördert, dann fährt man durch einen Tunnel bis zu einer nächsten Schleuse, dreht um, fährt wieder durch den Tunnel zurück und nach unten. Auch wenn es nicht ganz billig ist, sollte man es auf jeden Fall einmal gemacht haben.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz fing es mal wieder an zu regnen. So wie die Laune mit dem Sonnenschein steigt, so sank sie mehr und mehr mit jedem Tropfen Regen. Und auch der Blick auf den Wetterbericht verhieß nichts Gutes: für den morgigen Tag war eine Regenwahrscheinlichkeit von 92% angesagt. Wir wollten nicht mehr… Wir konnten einfach keinen Regen mehr sehen. Und den Tag bei Regen auf dem Campingplatz zu hocken war ein verschwendeter Tag. Wir gingen also zur Rezeption, erklärten der Chefin unsere Lage und fragten schweren Herzens, ob wir unser Geld für die zweite Nacht wieder bekämen. Sie zögerte keine Sekunde und gab uns das Geld zurück. Wir bedauerten es wirklich sehr, zumal es ein wunderschöner Campingplatz ist. Aber wir wollten so schnell wie möglich weiter in den Süden. Der Wetterbericht für London sagte für die ganze nächste Woche um die 25 Grad und kaum Regen.

Am nächsten Morgen weckte uns unsere Tochter um 5 Uhr. Während ich versuchte, sie und mich dazu zu bringen weiter zu schlafen, konnte Tim nicht mehr einschlafen und entschied sich das momentan noch trockene Wetter zu nutzen um alleine aufs Wallace Monument hochzustiefeln. Gegen 8 Uhr war er zurück pünktlich zu den ersten Regentropfen und wir beluden mal wieder bei Regen das Auto und fuhren in Richtung Süden. Wieder eine viel zu lange Etappe stand uns bevor. Eigentlich wollten wir nie mehr als 2 x 2,5 Stunden fahren, gerade unserer Tochter zu liebe aber was sollten wir tun?! Uns bereits am Nachmittag bei Regen hinten in die Karre reinsetzen und warten bis wir ins Bett gehen konnten war auch keine Option. Also entschieden wir uns das schlechte Wetter zu nutzen um zu fahren. Mit einer Bedingung: So viel wie möglich Pausen und um 17h suchen wir uns einen Platz! Wir hatten keine Lust auf einen Abend wie den vorgestrigen, wo wir um 21h immer noch keinen Schlafplatz hatten.

Gott sei Dank waren wir jetzt auf einer gut ausgebauten Autobahn und so ging es immer noch im strömenden Regen nach Liverpool. Unsere allwissende App wiese uns einen Stellplatz in einem Vorort. Nachdem wir gecheckt hatten, dass wir da auf jedenfall übernachten könnten, entschieden wir uns noch für einen Besuch der City, zumal mittlerweile sogar die Sonne rauskam. Geplant war eine Aktion wie in Edinburgh – rein, umschauen, raus. Wir fuhren an der Waterfront vorbei und es gefiel uns so gut, dass wir spontan entschieden unser Auto zu parken um uns das ganze mal genauer und zu Fuß anzuschauen. Auch in Liverpool ist es nicht schwer einen Parkplatz zu finden. Der Preis ist da wieder ein anderes Thema. 3 Pfund für eine Stunde, 5,50 Pfund für zwei. Aber das war uns diesmal egal…

Es war Samstag Abend und jede Menge Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede waren unterwegs, außerdem viele Schickimicki-Hipster. Das konnten wir schon beim Vorbeifahren feststellen. Und wir kamen hier in unseren regenfesten Outdoorklamotten an… Wir fühlten uns so sehr underdressed, dass wir uns am Parkplatz erst einmal noch umzogen, bevor wir uns ins Getümmel stürzten. Neben jeder Menge teuren Restaurants war auch gerade ein Rummel zu Gange. Wir schlenderten über den Jahrmarkt und genossen die Abendsonne. Und auch hier wurden wir gefühlt von jedem zweiten für unsere ach so gorgeous Tochter beglückwünscht. Da Tim unbedingt in England Fish & Chips essen wollte und wir ja jetzt auch in England und nicht mehr in Schottland waren machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Fish & Chips zu finden war nicht schwer, aber die Preise waren mit umgerechnet 15 € für eine Portion unglaublich teuer. Hier zahlte man wohl das chice Ambiente mit. Zu guter Letzt fanden wir doch noch einen Laden, der Fish & Chips zu einem annehmbaren Preis (ca. 10 €) anbot. Es war wirklich nur ein kleiner Imbiss aber gut besucht und so schlugen wir zu. Glücklich über den erfolgreichen Abend und satt machten wir uns auf den Weg zum Auto und fuhren zurück zu unserem anvisierten Stellplatz. Der Platz befand sich direkt am Meer und damit war es mal wieder eine stürmische und unruhige Nacht.

 

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Schottland Teil I

Pünktlich auf die Minute legte die Fähre um 22 Uhr in Cairnryan an und bereits um 22:05h fuhren wir vom Schiff.

Schon vorher habe ich im Internet gelesen, dass man am Fähranlegen kostenlos für eine Nacht stehen kann und somit nutzten wir diese Chance und gingen gleich nach der Ankunft in Schottland schlafen.

Für den nächsten Tag hatten wir geplant, bis nach Inverness durchzufahren – das Tor zu den Highlands und der Beginn der neuen Herausforderung: die North Coast 500! 500 Meilen geht es von Inverness aus im Uhrzeigersinn über die Westküste bis in den Norden, an den nördlichsten Punkt vom schottischen Festland, bis es dann an der Ostküste wieder zurück nach Inverness geht. Wir wollten nur noch die Isle of Skye in unsere Rundtour einbauen, die auch sehr schön sein soll.

Aber erst einmal buchten wir uns zwei Tage auf einem wunderschönen, niegelnagelneuen Campingplatz ein. Jetzt mussten wir auch echt so langsam anfangen zu rechnen. Der Platz erschien mit seinem 26 Pfund erstmal auf einem preislich ähnlichen Niveau wie die in Irland aber man muss nochmal ein Viertel drauf rechnen. Somit waren wir bei etwas über 32 € für eine Nacht! Aber es hat sich gelohnt! Dort gibt es sogar extra ein Bad für Babys mit Wickelmöglichkeit und Badewanne!

Wir reinigten uns mal gründlich und auch die Waschmaschine lief schon wieder. Mit Baby produziert man einfach so viel Wäsche, dass man andauernd waschen könnte. Zuhause fällt einem das vielleicht gar nicht so auf aber wenn man nicht immer waschen kann wann man will…

Nach zwei Tagen auf dem tollen High-End-Platz machten wir uns auf in Richtung der Isle of Skye. Schon auf dem Hinweg merkten wir, dass das keine gute Nacht geben sollte und auch der Wetterbericht verhieß nichts gutes: wieder einmal Wind in Orkanstärke (na ja, nicht echt aber zumindest gefühlt). Schon ohne ausgefahrenes Dach wiegte unser Auto im Wind hin und her und auf der Brücke zur Isle of Skye wurden wir fast herunter geweht. Und zu allem Überfluss fing es nun auch an zu regnen und das waagerecht.

Gegen Abend ging es nun auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Nachdem wir vergeblich sämtliche Feldwege in der Umgebung abgeklappert hatten, um einen Platz zu finden, der von der Straße nicht einsehbar war, windgeschützt und nicht voll im Regen, wurden wir nach langem Suchen zum Glück fündig. Von der Hauptstraße fuhren wir ab und fanden versteckt einen Schotterplatz, umrahmt von hohen Bäumen und Gebüschen, auf dem verrottete LKWs und vergammelte Container standen. Irgendwie sah es etwas aus wie auf einem LKW-Friedhof. Nur zwei neue LKWs standen dazwischen. Es war eine ganz komische Szenerie und eigentlich wollten wir hier nicht bleiben. Aber durch den Schutz der LKWs und Bäume, war es nur hier so windstill, dass uns keine andere Wahl blieb.

Aber nicht nur wir profitierten von dem windstillen Ort sondern auch meine Freunde die Midges. Da Midges eigentlich kein Wind mögen, und Regen sowieso nicht, hatten wir bis jetzt immer das „Glück“ ENTWEDER Midges ODER Wind und Regen. Aber nun hatten wir tatsächlich alles!!! Der Wind, der unserem Auto nichts antat aber fast die Bäume über uns zusammen brechen ließ, der Regen, von dem wir trotz der Bäume nicht ganz verschont blieben und zu guter Letzt die Midges, die sich wie wir diesen Ort als Rückzugsort ausgesucht hatten und die sich nun über unsere (oder besser meine) Ankunft freuten. Für sie war es ein Festmahl!!!

Wir bauten also so schnell wie möglich unser Auto auf und machten alle Schotten dicht. Midges sind keine 2 mm groß und so passen sie sogar durch die Fliegengitter in unseren Fenstern. Und während ich unser Kind stillte versuchte Tim alle Midges, die sich doch mit reingemogelt hatten, zu töten.

Als wir morgens aufwachten, traf uns beinahe der Schlag. Der ganze Zeltstoff von unserem Alutop war von außen schwarz gesprenkelt. Mindestens eine Millionen von diesen Drecks-Viechern klebte tot oder lebendig an unserem Alutop und da mussten wir wieder durch um nach vorne in unser Auto zu gelangen.

Ich machte drinnen alles soweit fertig, während Tim sich nach draußen wagte um dort alles vorzubereiten. Im fliegenden Wechsel ging es weiter, ich setzte mich mit Elisabeth ins Auto, während Tim die letzten Handgriffe tat und das Dach schloss. So schnell wie an diesem Morgen waren wir noch nie abfahrtbereit. Trotz aller Sorgfalt konnten wir es nicht vermeiden, dass uns Midges ins Auto folgten. Nur durch das Öffnen der Türen waren sie schon wieder überall. Also erst einmal wieder Mücken töten. Nachdem dann Elisabeth kurz darauf noch ihren kompletten Mageninhalt über mir verteilt hatte, brach alles über mir zusammen und ich erst einmal in Tränen aus. Nun war wirklich der Tiefpunkt der bisherigen Reise erreicht. Ich wollte und konnte nicht mehr und Tim ließ mich entscheiden, ob wir weiter machen oder zurück fahren wollten. Aber irgendwie wollte ich mich nicht geschlagen geben – noch nicht!

Wir fuhren wieder in Richtung North Coast 500 und ließen die Isle of Skye hinter uns, aber nicht ohne uns im ersten Spar einen Kaffee aus einem Automaten zu gönnen. Der musste nämlich aufgrund der morgendlichen Hektik ausfallen.

Nun ging es die Westküste entlang, Passagen am Meer wechselten sich mit Passagen in den Highlands ab. Landschaftlich wunderschön und genau so wie wir es uns vorgestellt hatten. Und auch die Straßen wurden immer mehr nach unserem Geschmack. Die meiste Zeit ging es wieder über Single Tracks, diesmal – im Gegenzug zu Irland – aber für Anfänger. Alle paar Meter ist eine Ausweichstelle zu finden immer markiert von einem Schild „passing place“. Leider ist durch diese Schilder, die teilweise wirklich im Abstand von wenigen hundert Metern stehen, die Landschaft etwas verschandelt, aber wahrscheinlich war es den Schotten zu gefährlich, die tausend Touristen in ihren Mietkisten im Linksverkehr einfach so auf die Straßen loszulassen.

Die zweite Nacht verbrachten wir mitten in den Highlands an einem etwas abseits gelegen Parkplatz mit Blick auf die Berge und auf einen See. Aber leider war auch hier alles voll mit Midges und so konnten wir uns wieder nur in unsere Karre zurück ziehen. Es zerrte weiter an unseren Nerven. Irland war wunderschön und auch Schottland bisher. Aber unser Auto ist ein Schönwetter-Auto. Natürlich kann man sich auch mal hinten rein setzen und so einen oder auch zwei oder drei Abende verbringen. Das kann sogar mal ganz gemütlich sein, wenn draußen der Regen gegen den Zeltstoff prasselt und man es drinnen schön warm (der Standheizung sei Dank) hat. Aber wir haben nunmal kein Wohnmobil und dementsprechend ist das Platzangebot beschränkt. Und so langsam machte sich der Koller breit. Immer waren wir auf der Flucht vor Mücken, dem erbarmungslosen Wind oder Regen. Und von den Temperaturen wollen wir mal gar nicht sprechen, die befanden sich schon seit Tagen jenseits der 15 Grad Grenze (nach unten, nicht nach oben!). Es machte einfach keinen Spaß mehr. Wir wurden immer unzufriedener und entschieden die ganze Sache hier so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Wir wollten nur noch in den Süden.

Am dritten Tag auf der North Coast 500 ging es aber noch einmal ganz in den Norden. John O’Groats wartete auf uns. Der nördlichste Punkt auf dem schottischen Festland welcher mit einem „Welt-Wegweiser“ markiert ist, auf dem verschiedene Orte mit der dazugehörigen Entfernung stehen. Und auch wir hatten unseren nördlichsten Punkt der Reise erreicht. Ab jetzt ging es nur noch nach Süden, also so langsam heimwärts. Ab John O’Groats ist die Straße sehr gut ausgebaut – bei uns würde man es eine einfach Überlandstraße nennen, aber 100 km/h waren schon drin – so dass wir eigentlich noch am selben Tag bis Inverness zurück fahren wollten. Aber leider hatten da ein paar Autofahrer was dagegen. Die trafen sich nämlich frontal in einer Kurve und somit standen wir 1,5 Stunden im Stau bis die Feuerwehr und Ambulanzen die Überreste von der Straße gekratzt hatten.

Wir entschieden uns, nicht weiter zu fahren und übernachteten auf einem naheliegenden Hafenparkplatz. Am nächsten Tag wollten wir ausgeruht die letzte Etappe in Angriff 

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Irland Teil IV

Jeder Tropfen heißes Wasser ist eine Wohltat, wenn man drei Nächte frei gestanden und nicht geduscht hat…

So fühlten wir uns wieder wie Menschen als wir beide aus der Dusche des Campgrounds kamen, der uns so vielversprechend im Internet angepriesen wurde.

Und es wurde nicht zu viel versprochen. Wir duschten bestimmt eine halbe Stunde pro Person und auch unsere Tochter kam nach den turbulenten Nächten in letzter Zeit nicht zu kurz und wurde ausgiebig gebadet.

Wir wuschen Wäsche, der Trockner half uns in Minuten unsere Berge zu trocknen und wir verbrachten einfach mal ein entspanntes Wochenende auf dem Platz. Dazu kam, dass sowohl die meisten Einheimischen als auch die Nachbarn aus Nordirland am Wochenende zum Campen an die Küste fahren und das ausgiebig zelebrieren. Da wird Kind und Hund, alle Sportutensilien aus der Garage und sämtlichen Biervorräte aus Dach und in den Wohnwagen gepackt und einfach mal auf einem Campingplatz abgefeiert.

Und wir mitten drin… Aber wir genossen auch das, die Menschen, die Gespräche, die ausgelassene Stimmung.

Nach zwei Nächten und Tagen, in denen wir uns und das Auto mal wieder auf Vordermann gebracht haben, hielt es uns nicht länger und wir machten uns auf zum letzten Abschnitt unserer Reise die Küste hinauf. Aber nicht, bevor wir mal mit der Heimat geskypt und natürlich schonmal für die nächsten Tage vorgeduscht haben!

Ein Schild von der Größe eines heimatlichen Ortsschildes bezeichnete das Ende des gewaltigen Wild Atlantic Way, das erste Mal sind wir sogar dran vorbei gefahren, nur die App wies uns darauf hin, dass unsere fast 2600 km lange Reise einfach so endete.

Auf den zweiten Blick entdeckten wir es dann und waren dezent enttäuscht, dass ein solches Ziel doch so unspektakulär zu Ende ging. Vielleicht lag es auch daran, dass wir den Way von Süd nach Nord gefahren sind, denn ich meine mich erinnern zu können, als wir vor genau 2 Wochen in Kinsale los fuhren, dass dort mehr Attraktion darum gemacht wurde, und an jeder Ecke Souveniers zu kaufen waren. Hier in Muff gab es nicht einmal eine Touristeninformation.

Aber egal, wir waren den gesamten Weg gefahren, wir hatten es geschafft! Das Abenteuer, das uns 14 Tage lang begleitet hatte, uns Nerven gekostet und unglaubliche Eindrücke geschenkt hat, war vorbei und wir waren auf der einen Seite glücklich es geschafft zu haben, auf der anderen aber traurig, dass es vorbei war…

Das nächste Ziel stand aber schon fest, die North Coast 500!

Wir machten uns weiter auf die Küste entlang, unser Nächstes Ziel war Belfast, bzw. ein Parkplatz in einem Vorort, den man zum Campen nutzen darf.

Auf dem Weg kamen wir an einer Tankstelle vorbei und waren überrascht, dass der Sprit so unschlagbar günstig war. Eine Vollbremsung verhinderte nur das im letzten Moment gesichtete winzige Logo vor dem Betrag… £!!!

Unbemerkt überschritten wir die Grenze zu Nordirland kurz vor der Stadt Derry. Es gab wirklich keinerlei Schilder, die darauf hindeuteten, dass wir uns nun in einem neuen Land befanden. Uns wunderte jetzt auch nicht mehr, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer etwas verärgert geschaut haben, als sie uns überholten, denn auch die Geschwindigkeit wurde jetzt in Meilen angegeben und nicht mehr in km/h.

Aber mit dem neuen Wissen schafften wir es den Rest der Küste, die der Küste im Westen in nichts nachsteht, auf den besagten Parkplatz.

Wir bauten auf und da es noch recht früh war, gingen wir zum nahen Hafen und genossen noch ein wenig das halbwegs gute Wetter (es regnete nicht!). Auf unserem Weg zurück zum Auto überquerten wir den Parkplatz und wunderten uns über eine Gruppe, ich nenne sie mal vorurteilsfrei Pimper, die mit ihren getunten Kisten am Rand standen und über Alufelgen und Heckspoiler fachsimpelten. Jedenfalls glaubten wir das aus den Gesten herauslesen zu können, denn das nordirische Englisch ist absolut unverständlich.

Zurück am Auto legten wir die Kleine hin, als wir noch ein paar röhrende Auspuffrohre hörten. Dann ein Reifenquietschen, und mehr aufheulende Motoren. Der Parkplatz füllte sich mit immer mehr getunten und gepimpten Karren. Manche davon hätten direkt aus Fast and Furious stammen können, andere direkt aus einem Nobelautohaus. Ich hab sogar einen Nissan GT-R gesehen, aber auch unzählige schrottige (hier Vauxhaul) Corsas, die außer einem Bösen Blick nichts verändert hatten.

An die 200 Autos waren auf dem Platz, aufheulende Motoren, hämmernde Bässe und dröhnende Auspuffrohre waren ohrenbetäubend laut.

Die ersten Wohnmobile verließen fluchtartig den Platz, den anderen wurde gar keine Chance gelassen zu verschwinden, denn sie wurden gnadenlos eingeparkt.

Überall standen Männer, Frauen und auch Kinder herum und fachsimpelten, betrachteten sich andere Autos oder liefen herum und fotografierten das wilde Treiben.

Meine Ladies lagen schon im Bett, aber ich saß auf der Stoßstange unseres Autos und betrachtete das Spektakel gebannt. Und, Gott ist mein Zeuge, wurde auch ich manchmal mit ein paar bewundernden Blicken und gereckten Daumen für unseren Pick-Up gewürdigt!

Naja, im Herzen sind wir halt alle gleich. Bloß sie tunen zur Straße hin, und wir davon weg.

Die ‘Veranstaltung’ nahm erst so gegen halb 3 Uhr ein abruptes Ende, als es wie aus Eimern zu regnen begann.

Da lagen wir aber schon lange im Bett, auch an den Lärmpegel hatten wir uns gewöhnt. Wir bekam dass Ende eigentlich nur mit, weil keiner der Anwesenden es sich nehmen ließ, mit quietschenden Reifen den Platz zu verlassen.

Es regnete durch bis zum nächsten Mittag, als wir durch die Metropole Belfast fuhren, auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel, dem 200 km entfernten Dublin.

Dieses erreichten wir auch ungefähr drei Stunden später bei schönstem Sonnenschein. Mitten auf der Autobahn hatten sich dann auch wieder die Verkehrsschilder vom Meilen in km/h geändert, was aber auch wieder in keinster Weise angekündigt wurde.

Seit 1759 Hauptsitz und Gründungsstadt der Firma Guiness, Hauptstadt Irlands und eine absolut schön ist Dublin aber auch eine quirlige, von Touristen überlaufene Metropole, die auf keinem Fall mit einem größeren Fahrzeug wie einem Motorroller befahren werden sollte.

Wir waren dementsprechend dann auch leicht überfordert, uns mitten in diesem Gewimmel aus Linienbussen, Taxen, überall herumrennenden Touristen und kreuz-und-quer fahrende Fahrradfahrer wiederzufinden. Aber dank der Navigationskünste meiner Frau geleitete sie uns wohlbehalten durch das Chaos und wir verschafften uns einen kleinen Überblick.

Der angepeilte Campingplatz lag etwas außerhalb und wir wollten nach der Erfahrung erst am nächsten Morgen wieder in die Stadt, dann aber mit dem Bus.

Die Nacht war gut und trocken und gab uns Gelegenheit, all unsere nassen Sachen inklusive Markise zu trocknen.

Am nächsten Morgen ging es in die Stadt. Da wir nicht wirklich viel Zeit hatten, da wir am Abend die Fähre nach Schottland bekommen wollten, kürzen wir die Stadtbesichtigung etwas ein und landeten um kurz nach 12 in einem Pub in der Altstadt.

Das war einer der Punkte, die auf jedenfall auf meiner To-Do-Liste stand, nämlich ein Guiness in der Herkunfsstadt Dublin einem urigen (oder nennen wir es abgeranzten) Pub zu trinken.

Gesagt, getan, rein ins Pub.

Der Barkeeper staunte nicht schlecht, als wir uns an die Bar setzten und ich Elisabeth samt Maxi-Cosi auf den Tresen stellte, konterte aber gelassen mit:

„3 Guiness, eines mit Strohhalm?“

Sofort auf einer Wellenlänge!

Meine Frau bekam einen Kaffee, meine Tochter die Brust und ich ein eiskaltes Guiness aus dem Fass in Kombination mit einem 4 cl Jameson, dem Irischen Whisky.

Gut gelaunt ging es bei bestem Wetter zurück zum Auto und wieder zurück nach Larne, etwas nördlich von Belfast, um um 20 Uhr die Fähre zu erwischen, was uns auch problemlos gelang!

 

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