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Irland Teil III

Genaugenommen ist der Wild Atlantic Way überhaupt keine durchgehende Küstenstraße, sondern eher ein Zusammenschluss vieler einzelner kleiner und größerer Straßen und Wege, die sich alle entlang der Küste oder nur wenige Kilometer ins Landesinnere erstrecken.

Teilweise kommt es vor, dass man nur wenige hundert Meter auf einer Straße zurücklegt, bis das nächste Schild einen wieder auf einen neuen Feldweg oder eine andere Nationalstraße führt.

Es gibt wirklich abenteuerliche Abschnitte, die teilweise nur im Schritttempo zu meistern sind. Aber Spaß macht es in jedem Fall und unsere ersten 10 Tage auf dem WAW sind wie im Flug vergangen.

Wir befanden uns etwa im zweiten Drittel der Gesamtstrecke, als das Wetter drastisch umschlug. Es wurde kalt, regnerisch und unmenschlich windig.

Und wenn es das nicht war, wurden wir in den Abendstunden von Stechmücken in Kleinformat, hier sogenannte Midges fast augenblicklich aufgefressen.

Meine auf Mückenstiche allergische Frau sah fortwährend aus wie ein Streusel, meine Tochter und ich vertrugen die Plagegeister zum Glück besser und blieben weitestgehend von den Folgen der Stiche verschont.

Wir hatten also die Wahl zwischen gutem Wetter und Mücken, oder schlechtem Wetter und nicht schlafen können, da uns vielleicht die Hütte weggeblasen wird. Also das Problem ist kein hypothetisches… Da unser Top zur Hälfte aus Kanvas-Stoff besteht, kann der natürlich bei starkem Wind beschädigt werden und die Reise augenblicklich beenden.

Das ganze gipfelte am 11. Tag in einem Beinahe-Desaster.

Der Tag fing schon mies an. Wir standen frei auf einem Feld wunderschön direkt am Meer als mitten in der Nacht der Wind auffrischte und Sturmstärke erreichte. Bei jeder Böe hatten wir das Gefühl, das war das letzte Mal, jetzt reißt der Stoff! Selbst Elisabeth ist bei jedem Schlag gegen die Außenwand im Schlaf zusammen gezuckt. Nachdem wir kaum ein Auge zugemacht hatten, beschlossen wir fix und fertig um halb 7 einzupacken und weiterzufahren. Es waren gerademal 11 Grad und es nieselte vor sich hin. Zu dem Wind, der sich den ganzen Morgen nur noch verstärkte, wurde auch noch der Regen mehr.

Wir besuchten die Küstenstadt Sligo, das aber auch nur kurz, denn das Wetter war zu schlecht.

Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz wurden wir fast von der Straße geblasen, der Ozean zu unserer Linken war aufgewühlt und hatte überall weiße Schaumkronen auf den Wellen. Dort, wo sie die Küste erreichten, brachen sie sich und die Gischt spritzte meterhoch in die Luft. Es war ein Tag, an dem man keinen Hund vor die Tür schickt.

Wir erreichten den geplanten Platz und merkten, dass er direkt am Meer und somit voll im Wind war. Es machte keinen Sinn überhaupt zu bleiben. Das Geld konnten wir uns sparen…

Wir hatten noch einen Platz in Petto, der aber ein Stück entfernt war. Wir entschieden uns dafür, wohl wissend, dass wir gegen unser Prinzip verstoßen würden, nicht mehr als maximal 5 Stunden zu fahren. Das hatten wir uns vorgenommen, damit unser Kind nicht zu viel Zeit im Auto verbringt und genug Pausen erhält.

Zum nächsten Platz waren es 30 km, die aber eineinhalb Stunden in Anspruch nahmen, geschuldet der Strecken des WAW.

Dort angekommen, ergab sich uns ein ähnliches Bild wie bei dem Platz davor. Direkt am Meer, direkt im Wind. Keine Chance…

Jetzt war guter Rat teuer, denn langsam überschritten wir auch unsere eigenen Grenzen.

Wir fuhren wahllos durch die Gegend und hielten nach offenen Scheunen und Bauernhäusern Ausschau, die es hier in Hülle und Fülle gibt. Dort hätten wir klingeln könnten (was wir uns ehrlich gesagt nicht getraut haben), um uns für die Nacht unterzustellen um unser Dach nicht zu beschädigen.

Aber alle, die offen standen, waren sowieso mit Traktoren oder sonstigem landwirtschaftlichem Gerät voll gestellt… Kein Wunder bei dem Wetter.

Nach einer weiteren Stunde herumstreunen hielten wir an und überlegten uns einen Notfallplan.

Dach öffnen war nicht möglich, also fiel frei stehen aus. Scheune genauso. Camping auch, da kein geeigneter Campground in der Nähe… Auf den Vordersitzen im Auto schlafen war vielleicht vor einem Jahr eine Möglichkeit, doch mit Baby auch gestorben. Hotel… Unter 100 Euro pro Nacht gab es nichts, alles viel zu teuer…

Es gab keine Optionen mehr.

In unserer Not kam Sarah auf den Gedanken, an einer Tankstelle zu fragen, ob nicht einer der Anwesenden einen Bauern kenne, der rein zufällig gerade Platz in seiner Scheune hätte.

Wir fuhren also die nächste Tankstelle an, gingen mit Elisabeth auf dem Arm rein und wiedermal erfuhren wir die Freundlichkeit (und vielleicht ein klein bisschen Baby-Bonus) der Iren am eigenen Leib.

Der Tankstellenbesitzer sagte, er würde keinen Bauer kennen, aber er würde uns mit einem so süßen Baby nicht weiter herumfahren lassen. Wir sollen uns auf den Hinterhof seiner Tankstelle zwischen einem Gebäude und einer langgezogenen steilen Auffahrt stellen. Dort sei es windgeschützt und trocken, da dahinter auch hohe Bäume den Wind abhalten würden. Also von drei Seiten umrahmt.

Er zeigte uns den Platz, fragte sogar noch, ob uns das reichen würde und ob er noch etwas für uns tun könne…

Wir bedankten uns tausendfach und hatten ungelogen einer der ruhigsten Nächte auf dem Wild Atlantic Way. Wir hörten den Wind, der durch die Bäume raste, hörten auch das Aufschlagen abgebrochener Äste auf der Straße, standen aber wirklich so windgeschützt, dass nichts auch nur den Canvas-Stoff bewegte.

Am nächsten Morgen holten wir Kaffee in der Tanke. Der Chef war wieder da, fragte ob wir gut geschlafen hätten und ob es der kleinen Maus gut ginge und gefallen hätte. Wieder bedankten wir uns überschwänglich, bevor wir uns wieder auf den Weg die Küste entlang nach Norden machten.

 

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Irland Teil II

Der Wild Atlantic Way (WAW) – mit über 2600 km Länge eine der längsten ausgewiesenen Küstenstraßen der Welt – schlängelt sich entlang der irischen Westküste von der Halbinsel Inishowen im Norden des County Donegals bis ins Küstenstädtchen Kinsale im Süden des County Cork. Die Route führt durch eine von der Naturgewalt des Ozeans geformte Küstenlandschaft, deren landschaftliche Schönheit und Vielfalt einzigartig ist. Bezaubernde kleine Orte, die sich an die Küste schmiegen und uralte Monumente, deren Ursprung sich im Nebel der Zeit verlieren, säumen den Weg. Hinter jeder Wegbiegung dieser magischen Küstenstraße wartet ein neues Abenteuer…

So wird der WAW auf der offiziellen Homepage angepriesen und natürlich hat es uns gepackt. Das Abenteuer wollten wir wagen!

Positiv zu dieser imposanten Beschreibung kam für uns noch dazu, dass der Wild Atlantic Way die meisten Sehenswürdigkeiten und größeren Städte wie Galway miteinander verbindet.

Wir entschieden uns, da wir nach Irland noch Schottland bereisen wollten, den Weg „rückwärts“, also von Süd nach Nord zu fahren, was sich als absolut richtige Entscheidung herausgestellt hat. Landschaftlich wird es nach Norden hin immer spektakulärer.

Wir machten uns also auf zum Südende, dem kleinen beschaulichen Fischernest Kinsale.

Dort begannen wir das Abenteuer Wild Atlantic Way und fanden 200 km später unseren ersten freien Stellplatz direkt am Meer, geschützt von Dünen! Die Nacht war stürmisch, das Auto, trotz seiner fast 3 Tonnen wog im Wind hin und her, wir hatten das Gefühl, zurück auf der Fähre zu sein. Aber es war eine einmalige Erfahrung, morgens aus dem Auto zu klettern und direkt das Meer vor Augen zu haben!

Die meisten Streckenabschnitte des WAW sind Singletracks, also einspurige Wege, an denen nur mit Mühe zwei Autos an einander vorbeikommen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es eine scheinbare seitliche Begrenzung durch dichtes Gebüsch gibt. Wer dem Trugschluss aufliegt, er könne die Streckenbreite etwas ausweiten, merkt schnell, dass sich unter dem Gestrüpp eine massive Mauer verbirgt, die sich meistens die gesamte Länge des Weges erstreckt. Wir hätten auch fast den Fehler gemacht, zu weit auszuweichen, es bremste uns lediglich unser Rammschutz und verhinderte Schlimmeres an der Karosserie.

Viele Streckenabschnitte werden überwiegend von Landwirten genutzt, es kann gut passieren, dass einem dann auch mal ein Traktor von den Ausmaßen eines Einfamilienhauses entgegen kommt, mit einem noch viel größeren Anhänger. Dann heißt es für das kleinere Fahrzeug rückwärts fahren, bis zur nächsten Haltebucht, die dann auch mal 300 Meter hinter einem liegen kann. Vorteil für uns, im normalen Verkehr sind wir immer das größere Auto und haben somit Vorrecht auf Fahrt.

Faszinierend ist auch die Beschilderung auf dem WAW, bzw. im gesamten Irland.

Wir folgen überwiegend den Schildern mit einer weißen Welle die die Buchstaben WAW formen auf blauem Grund, dem offiziellen Logo des Ways. Diese Schilder stehen entlang der gesamten Strecke und sind mit einem geklammerten (N) für nordwärts und (S) für südwärts markiert. Wer auch immer die Schilder aufgestellt hat, war wohl manchmal zu oft im Pub versackt, denn mal zeigen (N)-Schilder in die eine Richtung, an der nächsten Kreuzung wieder in die andere, mal wechseln sich (S) und (N) hintereinander ab… aber irgendwie findet man dann doch seinen Weg.

Aber witzigerweise sagen das sogar die Einheimischen, denn wir hatten auf einen Platz eine Familie, die mit dem Rad eine Rundfahrt gemacht hatten. Sie folgten dem Schild Richtung Stadt, das auswies, es seien noch 8 km. Das nächste zeigte dann 4, das Darauffolgende 2. Als sie an eine T-Kreuzung kamen, zeigte das Schild wieder 5 km. Ihre einzige Aussage: That’s irish…

Nach drei Tagen auf dem WAW, in denen wir uns über die abenteuerlichsten Straßen (wenn man sie so nennen kann) gequält haben, erreichten wir den Südzipfel der Halbinsel Kerry. Unterwegs begegneten uns schlaglochübersäte Waldwege, Straßen mit Steigungen jenseits der 15 Grad und durch Regen überschwemmte Kurven in denen das Wasser 30 cm hoch stand. Natürlich gab es auch Teile der Strecke, die an eine heimische Bundesstraße heran kommen, die sind aber genauso spärlich gesät, wie Supermärkte. Auf einem kleinen Campground in der Nähe von Kenmare entschieden wir, auch auf anraten vieler anderer Camper, dass wir den berühmten Ring of Kerry und den darüberliegenden Dingle auslassen wollten, da dort der Touristenandrang enorm sei und sich die Busse aneinander die Küste hinunterschieben würden. Wenn man dann nordwärts unterwegs wäre, hätte man keinen Spaß (kleineres Auto und so…). Außerdem gäbe es schönere Küstenabschnitte, die touristisch weniger besucht, aber dafür mit hervorragenden Stellplätzen für die Nächte aufwarten würden. Der Rat sollte sich als goldrichtig herausstellen!

Wir kürzten also den Ring of Kerry durchs Landesinnere ab, einem Tipp von Christian und Andrea aus der Schweiz folgend, die uns von einem Motorradfahrer berichteten, von dem sie wiederum den Tipp hatten… Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Wir trafen die Beiden auf einem Campground in Glengarriff. Sie waren zu dem Zeitpunkt auf der gleichen Route wie wir mit einem türkisenen VW Bully T1 unterwegs, und haben den Motorradfahrer eine Nacht zuvor kennengelernt und von ihm erfahren, dass es einen Pass gibt, der den Ring of Kerry abkürzt, landschaftlich aber alles in den Schatten stelle, was er bisher gesehen hätte! Sie sollten ihn aber nicht fahren, da der 1600er Motor des Bully die Steigungen kaum schaffen würde. Sie umfuhren den Pass, wir nahmen ihn.

Und der Biker hatte nicht zu viel versprochen, es war eine traumhafte Fahrt durch die Berge des Kerry.

Man könnte jetzt seitenweise von der Landschaft schwärmen, aber es gibt eigentlich nur eins zu sagen. Wir waren so beeindruckt, dass wir lieber geschaut wie fotografiert haben. Und das sollte jedem der uns kennt als Aussage genügen.

Aber um doch ein paar Worte über die Umgebung am Wild Atlantic Way zu verlieren:

Es wechselt gefühlt hinter jeder Kurve die Szenerie, eine beeindruckender als die davor, uns stockte teilweise der Atem, wenn wir wieder über eine Kuppe oder einen Hügel kamen, und sich eine neue gigantische Landschaft vor uns ausbreitete. Jeder Tag und jeder Kilometer eröffnet neue faszinierende Emotionen, die man in seinem Leben nie wieder vergisst. Irland ist landschaftlich gesehen, und da sind wir uns einig, das imposanteste und schönste, dass wir auf all unseren Reisen bisher gesehen haben.

So schlängelten wir uns Tag für Tag die Küste empor Richtung Norden, mal schneller, mal blieben wir drei Nächte auf ein und dem selben Campground, einfach weil er uns gefiel! Wir möchten jetzt auch eben diesen Campingplatz lobend erwähnen, denn auf all unseren Reisen, ist uns nichts Vergleichbares untergekommen.

Der Strandcamping in Doonbeg, geführt von Amanda und Jamie ist ein schon fast winziger Platz mit gerade einmal 10 Stellplätzen. Aber genau das macht den Charme des Ganzen aus, die Beiden sind Engel, immer da, immer freundlich, immer für einen Plausch zu haben.

WiFi und Duschen sind inklusive, soviel und solange man will. Aber das Beste sind die sanitären Einrichtungen, an Sauberkeit NICHT zu übertreffen, super gepflegt und auf dem neuesten Stand! Und das allerbeste! Im Preisvergleich zu allen anderen sogar noch günstiger! Da blieben wir gerne und genossen die entspannte Atmosphäre. Nochmal vielen Dank an die Beiden!

Was auch noch an alle Offroader gerichtet zu erwähnen wäre: Wir dachten, Afrika sei das Land der Land Cruiser und Pick Ups, aber nein! Es ist Irland. Nirgends haben wir mehr Geländewagen der Firma Toyota gesehen als hier! Hier muss wohl mal ein Schiff aus Japan kommend auf Grund gelaufen sein und jeder hat sich so viel geschnappt, wie er wegschaffen konnte! Anders ist es nicht zu erklären, außer dass Toyota einen geheimen Deal mit der irischen Regierung gemacht hat… Wer weiß…

Mit einem Blick auf die gefühlt kilometerlange Reihe stehender Busse, die nur darauf warteten ihren touristischen Inhalt auf den eh schon maßlos überfüllten Parkplatz zu ergießen, ließen wir die Cliffs of Moher, einem der berühmtesten Wahrzeichen Irlands spontan links liegen und folgten damit wieder einem Tipp eines einheimischen Campers, der uns sagte, wir sollten lieber weiter in die kleine Stadt Doolin Pier fahren, dort wäre ein Parkplatz, von dem man die Klippen genauso sehen könne. Bloß halt eben von unten, was sie noch beeindruckender machte, und nicht von oben, wie jeder andere Tourist auch.

Und uns wurde nicht zu viel versprochen!

Wir erklommen weiter die Küste, bis wir den (mittlerweile) berühmten Küstenort Galway erreichten. Zu dem Touristenmagnet wurde es erst, sein Ed Sheeran’s Galway-Girl die Charts stürmte und dem Ort zu unverhofftem Ruhm verhalf. Aber auch wir folgten dem Drang und auf Dauerschleife lief das besagte Lied, als wir in die Stadt einfuhren.

Eine wunderschöne Küstenstadt, gepflegt und sauber, ein Ort zum bummeln, oder in einem Pub ein Guiness oder in einem Cafe einen Irish Coffee zu trinken. Auch unsere Tochter erkundete die Stadt mit uns aus ihrem Tragetuch heraus, als wir durch die Straßen zogen, ein paar Kleinigkeiten kauften und uns einfach durch die kleinen Gassen treiben ließen. Wir genossen die Zeit dort, immer mit Galway-Girl im Kopf, denn wir hatten beide längst den Ohrwurm des Jahrhunderts… Leider war sie viel zu schnell vorbei, denn ungefähr eine Stunde nach dem wir eingetroffen waren, begann es zu regnen (und wir reden von echtem Regen!), der bis zum nächsten morgen anhalten sollte. Wir zogen noch durch ein paar Straßen, bis wir bis auf die Knochen durchnässt waren, dann gingen wir zurück zum Auto und wir machten uns weiter auf den Weg die Küste hinauf.

 

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Nordfrankreich Teil II & Irland Teil I

Begeistert blickte ich in den verrosteten Lauf eines Artilleriegeschützes das aus einem total zerbombten Stahlbetonbunker herausragte. Ich wollte gerade zu einem kleinen Vortrag über den Atlantikwall ansetzten, als ich das verschwitzte, absolut desinteressierte Gesicht meiner Frau sah und die Worte mir im Hals stecken bleiben. Meine Tochter war genauso interessiert wie meine Frau, denn die schlief schon seit längerem im Tragetuch auf ihrer Brust.

Naja, nach dem dritten Tag zweiter Weltkrieg und Invasion in der Normandie konnte ich die zwei auch irgendwie verstehen.

Was mich aber nicht daran hinderte, noch ein paar Bunker und Geschützstellungen auf den Tagesplan zu setzen, denn deswegen war ich hier. Es faszinierte mich total, hier die Geschichte hautnah nachzuempfinden, die Schauplätze der Befreiung Europas zu besichtigen und an jeder Ecke alte, ausgebrannte und zerstörte Anlagen des Atlantikwalls zu erkunden. Über die Strände zu laufen, die vor 70 Jahren Orte gewaltiger Schlachten waren, die den Grundstein gelegt haben, für das Europa, wie wir es heute kennen.

Der Campingplatz, auf dem wir standen, war genau am Omaha Beach gelegen (deswegen auch der Name Omaha-Beach-Camping), der Ort… ach, ihr wisst schon. Soldat James Ryan und so… Man kennt es…

Hoch auf einer Steilklippe gelegen hat man einen fantastischen Ausblick über den ganzen Küstenabschnitt und weit hinaus auf den Atlantik, ein kleiner Fußweg führt vorbei an einem zerstörten Bunker hinunter zum Strand. Von unserem Stellplatz, umrundet von viel zu viel Tupper (Wohnmobile und Wohnwagen, der Dosenform wegen 😉 ) hatten wir keine 3 Minuten hinunter an diesen denkwürdigen Strand, der… okay, ich hör auf…

Wie gesagt, wir waren wirklich schnell am Strand, was auch nötig war, denn sonst wäre man vor Langeweile gestorben. Auf dem Camping war null komma nix los. Nicht das keine Deutschen oder deutschsprachigen Camper da gewesen wären…

Aber man hat sich nur gesehen, als sie angekommen sind, ab 18 Uhr ging die Sat-Schüssel hoch und um 10 war Schlafenszeit. Die kamen nicht einmal aus ihrer Dose raus. Als man sich das nächste mal sah, entleerten sie gerade ihre Chemietoilette und fuhren los.

Wie dem auch sei, und Gott steh mir bei wenn ich es nicht genossen hätte, waren wir mit unserem Auto der Hit auf jedem einzelnen Camping-Platz auf dem wir waren. Wir konnten kaum Essen, da stand schon wieder einer da und fragte ob man da wirklich mit ins Wasser fahren könne und ob das vorne ein Auspuff sei. Aber durch die Bank weg nur positive Resonanz und Zuspruch, auch für die Fahrt mit einem Baby!

Das klingt alles etwas widersprüchlich, das die sich einschließenden Camper zu uns kamen und solche Sachen fragten, deswegen erläutere ich mal einen gewöhnlichen Standortwechsel eines Wohnmobils:

  1. besten Platz suchen, nicht zu viel, nicht zu wenig Schatten, Strom natürlich und nicht weit zum Sanitärblock, insofern das eigene Gefährt keine Dusche hat.
  2. Das Ausrichten auf Richtblöcke, dass alles gerade steht (machen wir übrigens auch)
  3. der Gang über den Platz, um die anderen Wohnmobile und -wagen zu inspizieren und gegebenenfalls abzulästern, wie klein doch der eine oder wie übertrieben der andere sei und wie toll doch das eigene Mobil.
  4. Im Gefährt verkriechen, bis das Klo fast überläuft und dann
  5. ausleeren und weiterfahren.

Ansonsten war es für uns Drei sehr erholsam und entspannend. Da wir drei Nächte standen, hatten wir genug Zeit, einen neuen Plan zu fassen und zu entscheiden, wo es uns als nächstes hinverschlagen würde. Denn die Fähren nach Großbrittanien sind unmenschlich teuer, die Bretanie war auch eine Option, aber die endgültige Entscheidung fiel bei einem kühlen Bier und einem Strandspaziergang.

Es sollte mit einem kleinen Abstecher über Le Mont Saint Michel (Unesco Weltkulturstätte!) nach Cherbourg und dann auf die Fähre nach Irland gehen, die deutlich günstiger sind. Somit hatten wir zwei Fliegen mit einer Klatsche: günstigere Fähre und direkter Zugang nach Schottland. Außerdem war in England das Wetter mies und in Irland nicht.Plan gefasst und umgehend am nächsten Morgen umgesetzt. Wir fuhren die fast 200 km an die Westküste der Normandie und blieben über Nacht auf einem Stellplatz für Wohnmobile. Ich brauche nicht zu erzählen wie spannend es dort war…

Am Morgen darauf besuchten wir das beeindruckende Kloster auf dem Berg.

Ein absolut faszinierendes architektonisches Meisterwerk, schon allein die Zufahrt über eine lange Brücke, vor einem wächst der Berg aus dem Meer (in unserem Fall aus dem Schlamm, es war Ebbe). Ich kann jedem nur raten, dort einmal hinzufahren und es sich anzusehen. Auf unserer Liste der Must-Have-Seens gaaaaanz weit oben!

Leider hatten wir nur 3 Stunden dort, denn wir mussten, bzw. wollten abends die Nachtfähre nach Irland erwischen.

So machten wir uns um 15 Uhr auf und erreichten Cherbourg und den Fährhafen noch rechtzeitig, um ein Ticket fürs Auto, zwei für uns (Baby gibt’s gratis dazu) und eine Kabine zu ergattern.

20:30 Uhr legte die Fähre pünktlich auf die Minute ab. 17 Stunden Überfahrt erwarteten uns. Und noch mehr!

Denn wir hatten, obwohl man nicht wirklich etwas sah, enormen Wellengang. Wir wurde in unseren Betten (wir hatten getrennte Betten, da es ein Vierbettzimmer war, STOCKBETTEN! Wie im Landschulheim!) hin und her geworfen, und an Schlaf war kaum zu denken. Selbst Elisabeth, die ja gewohnt ist, im Auto, auf dem Arm oder sonst wo zu schlafen, fand in dieser Nacht keinen Schlaf.

Um halb 7 quälten wir uns aus den Betten, keiner hatte ein Auge zu gemacht, und gingen auf das Deck um den Sonnenaufgang über dem Meer zu sehen. Aber Pustekuchen, es war neblig wie die Hölle und man konnte nicht das geringste sehen.

So verbrachten wir die restlichen Stunden damit, zwischen unserer Kabine, dem Deck und der Kantine hin und her zu pendeln, bis die Fähre (wieder auf die Minute!) um 12:30 Uhr irischer Zeit (Greenwich-Zeit 1 Stunde hinter unserer) anlegte.

Prompt wurden wir beim Zoll gestoppt und gebeten, die Scheibe runter zulassen… Das fing ja gut an…

Aber der gut gelaunte Zöllner wies uns nur darauf hin, dass ihm unser Nummernschild so gut gefiele. Das würde ja auf der Insel des Glücks auch gut passen! Es würde nur das „Y“ fehlen!

Die ersten Meter im Linksverkehr waren auch kein wirkliches Problem, da wir ich ja die Abmessungen unseres Autos kannte. Schwieriger waren da eher die vielen Kreisel, in die man natürlich im Uhrzeigersinn einfahren muss und sich erstmal einhämmern muss, dass der Verkehr von rechts kommt. Erschwerend kamen da dann noch die enorm engen, uralten Gassen der irischen Städte dazu, durch die sich der Verkehr zwängen muss, da passt ein Fahrzeug mit den Dimensionen Unseres eher nicht wirklich dazu! Aber irgendwann hatten wir es raus und steuerten auf unser erstes Ziel in Irland zu: Kilkenny.

Bekannt ist die Stadt geworden durch ihre Brauerei, die das gleichnamige Bier braut. Wir steuerten den ersten Lidl an,… ja wirklich, die haben auch einen Lidl und sogar einen Aldi, um unsere Vorräte aufzufüllen und danach den einzigen Campingplatz in der Stadt. Ein wunderschön gelegener Platz, super gepflegt und von einem total verrückten Iren geführt, der uns die 30 Meter zu unserem Stellplatz in seinem Land Rover vorrausgefahren ist. Wie gesagt, ein super Platz, und das erste was auffiel, war, dass die Iren durch die Bank weg alle freundlich sind! Jeder grüßt, jeder lächelt, einfach angenehme Menschen! Und die Camper sitzen auch nach 18 Uhr noch vor ihren Mobilen und es wird sich sogar unterhalten! Ein Traum!

Wir entschieden uns zwei Nächte zu bleiben, um dann am nächsten Tag entspannt die Stadt erkunden zu können und uns (also ich) ein kühles, ortsansässiges Getränk zu genehmigen. Dabei entschieden wir auch, dass Schottland noch ein wenig warten müsse, denn wir wollten den Wild Atlantic Way befahren, also die Küstenstraße die sich die gesamte Westküste Irlands entlang erstreckt. Dort erwähnt der Reiseführer, bzw. das Internet – das uns jetzt ausnahmslos zur Verfügung steht dank gefallenem Roaming – über gewaltige Steilklippen, einsame Buchten und menschenleere Sandstrände. Kann man garnicht so richtig glauben wenn die erste Sehenswürdigkeit Irlands die man bei Google eingibt besagte Küstenstraße ist. Aber man wird sehen…

 

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Nordfrankreich Teil I

Am 9.6.17 war es soweit: Nach dem ganzen Stress der letzten Wochen ging es nun endlich in Urlaub. Geplant war die Normandie und von dort wollten wir nach Großbritannien übersetzen – vor allem Schottland lag uns in der Nase. Und außerdem sollte der Urlaub auch als kleine Testfahrt gelten, um noch rechtzeitig Schwächen zu finden und Veränderungen vor der großen Reise durchführen zu können.

Eigentlich wollten wir schon mittwochs los aber erstens warteten wir noch auf eine Bestellung und zweitens glaubt man gar nicht, wie viel mehr Arbeit man beim Packen hat, wenn man mit Baby reist. Zum einen mussten wir an alles denken, was für Elisabeth mit muss: Windeln für die erste Zeit, genug Kleidung, Decken, Spucktücher, Medikamente,… Gott sei Dank stille ich und somit muss ich zumindest nicht noch die halbe Küchenausstattung mit Fläschchen, Milchpulver, Sterilisator oder Thermoskanne mit. Zum anderen „behindert“ so ein kleines Würmchen natürlich auch das Packen. Jedes mal, wenn wir etwas anfingen, funkte sie uns dazwischen mit Hunger oder müde oder was auch immer und wir mussten immer wieder unterbrechen und uns um sie kümmern. Sie ist eh ein sehr sensibles Baby, was uns später auch noch zu Problemen führen sollte. Aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Gott sei Dank waren wir ja aber bei den Schwiegereltern und somit hatten wir tolle Babysitter, die mit Elisabeth spazieren gingen oder sie rumtrugen, wenn sie mal wieder nicht einschlafen konnte und irgendwann war das Auto nach drei Tagen Packen dann auch endlich startklar und wir fuhren los in Richtung Frankreich.

Kurz hinter der Grenze hielten wir beim ersten Lidl an, um uns mit pfandfreien Getränken einzudecken. Unser erster Übrrnachtungsstopp sollte Verdun sein. Nur einer von zwei Zwischenstopps in die Normandie. Ganz netter Platz, die Sanitäranlagen eine Katastrophe aber für eine Nacht…

Weiter ging es in Richtung Reims, wo wir auf einem Stellplatz für 3 € standen. Der Platz war nett aber absolut nur ein Stellplatz ohne jegliche Ausstattung. Und da wir in Verdun wegen der schlimmen Sanitäranlagen nicht geduscht hatten, stand uns nun die zweite ungewaschene Nacht bevor. Aber auch diese Nacht haben wir überstanden und nun sollte es endlich ans Meer gehen.

Die dritte Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz am Meer in der Nähe von Le Havre. Endlich, eine heiße Dusche und ein richtiges Klo!!! Außerdem hatten wir wieder WiFi!

Eigentlich haben wir extra eine Prepaidkarte mitgenommen, die in der ganzen EU gelten sollte aber diese hat uns schon kurz nach der Grenze im Stich gelassen und somit navigierten wir seit drei Tagen richtig altmodisch nur mit Karte.

Jetzt bekamen wir auch unsere Quittung, von der ich oben geschrieben habe: Aufgrund der dauernden Standortwechsel war Elisabeth fix und fertig. Am dritten Morgen brüllte sie nur noch und war gar nicht mehr zu beruhigen. Ich nahm an, dass ihr es einfach zu schnell ging und sie gar nicht mehr hinterher kam die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Deshalb entschieden wir uns, auf dem nächsten Campingplatz mal länger als nur eine Nacht zu bleiben. Auf dem kurzen Weg zum Omaha-Beach-Camping (ja, der heißt wirklich so) schleppte mich Tim zu sämtlichen auf dem Weg liegenden Kriegsschauplätzen und erzählte mir voller Euphorie alles was er sich alles im Laufe seiner National Geographic-Jahre angeeignet hatte. Mit mäßiger Begeisterung ließ ich alles über mich ergehen und war froh, als wir endlich am Campingplatz ankamen.

Wir entschieden uns hier drei Tage zu bleiben und so konnten wir auch endlich Elisabeths Hängematte auspacken, für die ihr Opa extra eine Halterung für’s Auto gebaut hat. Einfach aber genial! Zuerst wuschen wir unsere Wäsche. Elisabeth hat nämlich momentan eine Phase, dass dreimal am Tag ihre Windel überläuft und wir mit soviel Klamotten nicht kalkuliert haben. Ansonsten verbrachten wir die Tage mit Rumgammeln und am Meer spazieren gehen (und ein paar Zweiter-Weltkriegsgeschichten musste ich mir auch noch anhören). Das Wetter war einfach traumhaft und so fingen wir uns auch gleich mal den ersten Sonnenbrand ein. Das ist das tückische am Meer: dass man die Sonne vor lauter Wind (und der war reichlich vorhanden) erst spürt, wenn es zu spät ist. Wir badeten unsere Füße im Meer und auch unsere Tochter durfte das erste Mal Meerwasser zwischen ihren Zehen spüren. Sie war etwas skeptisch, schlug sich aber wacker. So entschleunigten wir uns und wurden alle drei einiges entspannter.

 

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Tag 28+29 – Tanger–Saint Tropez (27.05. + 28.05.2014)

Die Nacht war kurz, die Fischplatte wollte viel zu früh wieder raus. Der Sinn des Hotels war somit dahin.

Wir haben uns extra ein Hotel genommen, damit wir entspannt und ausgeruht den langen Heimweg antreten konnten und dann sowas…

Wir packten unsere Sachen und fuhren zum Hafen. Auch heute wurden wir wieder belagert. Diesmal hatten wir aber schon unsere Tickets und so konnte es uns egal sein.

Wir checkten ein und wurden nach der Passkontrolle erst mal durch den Röntgen-LKW geschickt. Eigentlich nicht wir sondern dass Auto. Hier wird jedes Auto durchleuchtet, ob nicht irgendein Flüchtling sich unbemerkt Zutritt verschafft hat.

Viele Afrikaner, die aus ihrem Heimatland fliehen, versuchen in PKWs, LKWs oder Wohnmobilen unbemerkt nach Europa zu gelangen. Deshalb wird auch immer gewarnt, dass man in Hafennähe bloß niemals das Auto unverschlossen und unbeaufsichtigt stehen lassen soll.

IMG_0627Wir hatten keinen blinden Passagier an Bord und so konnten wir unsere Reise durch die Zollformalitäten fortsetzen. Sowas entspanntes wie hier haben wir noch nicht erlebt. Da war die Einreise das krasse Gegenteil. Innerhalb von 10 Minuten waren wir komplett durch und durften auf das Hafengelände, wo wir mit sage und schreibe einem anderen Auto auf die Fähre warteten. Da wir noch über 2 Stunden Zeit hatten, gingen wir einen Kaffee trinken und kauften erst einmal zollfrei ein. Eine Stange Zigaretten für 15 €… Bei dem Preis wird selbst jeder Nichtraucher zum Raucher 🙂

Wir hatten ein Gefühl wie an einem Flughafen. Die Ausreiseformalitäten, der Duty-Free-Schalter, überall verschiedene Gates. Schiffe werden be- und entladen…

IMG_0625Nachdem unser Auto mit vielen LKWs verladen war (alle mussten rückwärts in die Fähre fahren, besonders bei den LKWs war das ein spannender Anblick), legten wir mit einer halben Stunde Verspätung ab.

Ich saß mit Blick zum marokkanischen Hafen auf dem Sonnendeck und hatte das Gefühl, dass wir uns gar nicht weiter entfernten. Als ich mal nach vorne schaute, merkte ich, dass wir gleich in Spanien anlegen würden. Was ein Wahnsinn, so eine kurze Distanz, man könnte fast schwimmen (wenn die Wellen nicht wären, die waren nämlich ganz schön hoch).

Das erste was wir feststellten, als wir vom Schiff kamen: Unser Handy war wieder da. Und Radio ging auch wieder. Europa hatte uns wieder.

Auch die Einreise nach Europa war ein Klacks. Der Zollbeamte schaute kurz hinten rein, war dann aber aufgrund des Chaos, das ihn hinter der Ladeklappe erwartete so überfordert, dass er uns direkt ziehen ließ.

Das erste Ziel sollte Madrid sein. Wir fuhren auf die Autobahn und ab ging die Post. Bis zum ersten Mautschalter und zum nächsten und zum nächsten… Whatever, wenn sie dafür gescheite Straßen zur Verfügung stellen soll’s uns recht sein.

Nach 300 km überkam uns bereits eine erschreckende Müdigkeit. Das fahren mit Tempomat auf einer fast leeren Autobahn und die letzte Nacht forderten ihren Tribut. Wir hielten an um einen Kaffee zu trinken und den weiteren Plan zu besprechen. Wir beschlossen, nicht nach Madrid zu fahren sondern Richtung Barcelona. Dort wollten wir bei Bedarf eine Nacht schlafen oder durchfahren.

Nach 2 Tankstopps und knappen 1000 km war die Müdigkeit dann aber nicht mehr aufzuhalten. Wir hielten nachts um halb 2 auf einem Parkplatz an, um etwas im Auto zu dösen. Schlafen kann man das auf den zurück geklappten Sitzen nicht nennen. An die Situation, dass wir nachts von einem spanischen Polizisten kurz vor der Mautstelle angehalten wurden und ich nach meinem Führerschein gefragt wurde und ihm meinen Personalausweis hingehalten habe, erinnere ich mich nur noch sehr schwammig.

Wir fragten uns warum wir so dumm waren und nicht die Fähre nach Italien genommen haben. Dann hätten wir immer noch knapp 800 km bis nach Hause gehabt aber vorher hätten wir uns 2 Tage auf dem Schiff ausruhen können, um dann ganz entspannt das letzte Stück zu fahren.

Da uns die Typen am Fährschalter aber so belagert haben, wollten wir einfach das nächst mögliche Ticket und haben nicht weiter nachgedacht.

Die paar Stunden auf dem Rastplatz waren nicht wirklich erholsam, aber es musste ja weiter gehen. Die ersten 2 Stunden fuhr ich, bis dann Tim übernahm, da es einfach nicht mehr ging. Ich kam auch während der weiteren Fahrt kaum zu mir, erst als wir den Großraum Barcelona erreichten, wachte ich langsam auf. Da hatten wir beide die Idee, als wir das Hafen-Schild sahen: Wir könnten ja auch von hier aus die Fähre nach Italien nehmen. Normalerweise hält die von Tanger nach Genua oder Livorno nämlich in Barcelona und da hätten wir aufspringen können (natürlich nur bildlich gesprochen, unser Auto kann zwar viel aber springen kann es nicht).

Leider war am Hafen in Barcelona kein einziger Schalter besetzt, so dass wir an unserem bisherigen Plan festhalten mussten. Weiter ging die Fahrt Richtung Saint Tropez. Tim wollte hier sowieso einmal hin und es lag ja fast auf dem Weg.

Nach ein paar weiteren Tankstopps und Mautstellen erreichten wir Saint Tropez am Nachmittag. Wir gingen erst mal zur Touri-Info, um zu fragen, ob es denn in der Stadt Campingplätze gebe.

Nein, in der Stadt direkt gab es nichts aber im Umkreis wurden uns einige genannt. Wir fuhren also wieder aus der Stadt raus und da fiel uns erst einmal auf, was hier so für Autos fuhren. Von fetten Mercedes über Bentley und Porsche war alles vertreten, was der Nobelkarossenmarkt so hergibt.

Wir steuerten den ersten Campingplatz an. Ein rieeeeeeesiges Gelände… Gefiel mir nicht, viel zu groß, zu viele Tupperschüsseln und der Weg zum nächsten Sanitärgebäude viel zu weit. Außerdem für 42 € die Nacht (für ein Auto mit Zelt, kein festes Bett in einem Gebäude!!!!) etwas teuer. Wir fuhren auf den nächsten Platz, das selbe Spiel…

Tim war schon am verzweifeln und wir waren kurz davor weiter durchzufahren, was wir aber eigentlich nicht wollten. Der dritte und letzte Campingplatz wurde es dann. Nicht gaaaanz so groß, auch nur Tupper aber OK und mit 26 € relativ billig habe ich mir sagen lassen.

Tim sagte schon zu mir, ich könnte mich von meinen bisherigen Erfahrungen und Erwartungen (und Preisen sowieso) an einen Campingplatz verabschieden. Eine ebene Kiesfläche, wo sich einfach jeder seinen Platz sucht wie’s ihm passt gibt es in Europa nicht mehr. DAS hier ist europäischer Standard! Hier ist alles geregelt: Es gibt feste Zeiten für was weiß ich was nicht alles, alles ist nummeriert, für die Steckdose braucht man einen Adapter, der 50 € Pfand kostet, das Internet muss man extra bezahlen und auch sonst muss man vorher zahlen. In Marokko ist man angereist, hat gesagt man ist jetzt da und wenn man abgereist ist, egal ob 1, 2 oder 3 Tage hat man bezahlt. Dieses Vertrauen gibt es hier nicht.

Whatever, nachdem die Formalitäten erledigt waren (auch dass glich eher einer Flug- als einer Campingplatzbuchung) haben wir uns einen schönen Platz etwas abseits rausgesucht. Die letzte Station vor der Heimat…

 

Nachtrag:
Tag 28+29 aus Tim Sicht…

Nicht, dass mich die ganze Nacht die Fischplatte gequält hat (war einfach zu viel… aber es war soooo gut! Hat sich trotzdem gelohnt! ;)), nein, ich hab auch so echt schlecht geschlafen, was den gesamten Plan zerstört hat, den das Hotel eigentlich verbessern sollte…

Whatever, wie schon beschrieben glich die Fährformalität eher einer Flugreise. Für die Zukunft: Nur noch Europa-Afrika, niemals über eine Enklave!

Als wir europäischen Boden berührten, machten wir natürlich gleich mal Bekanntschaft mit der hiesigen Beschaffen der Autobahnen. An manchen Stellen dachte ich, der Motor wäre ausgegangen, so ruhig „glitten“(wenn man das bei unserem Auto so nennen kann) dahin. Keine Schlaglöcher, keine Viecher auf der Straße, keine kiffenden, nervenden, bettelnden Menschen… Tempomat an und feuer!!

Nach Madrid und der kleinen Aktion in Barcelona dachten wir uns, wir könnten uns ja auch mal was gönnen und machten uns auf den Weg nach… Achtung, jetzt kommts!!!… St. Tropez!!!!!!!!!

Bloß keinen Neid aufkommen lassen, wer hat der hat! 😉

Der Weg dort hin war weit, 1430 Kilometer mussten abgestottert werden, inklusive 3x tanken, einmal pennen auf zurückgeklappten Sitzen und diversen Pausen…

Aber gegen Mittag erreichten wir die Küste und St. Tropez lag vor uns. Die Perle der Cote d’Azur hieß uns mit 26°C und einer Menge fetter Jachten willkommen. Der Verkehr war Hardcore, in die Stadt selbst sind wir kaum gekommen, alle Straßen voll mit BMWs, Benz’ und CO.

War schon ein echter Kulturschock, wenn man bedenkt, dass in Marokko ein Auto noch als neu gilt, wenn es unter 500.000 km hat!

Was ich wirklich gigantisch fand, war, dass jeder hier in St. Tropez unserem Auto nachgeschaut hat. Keinem SL 55 AMG, keinem 433 Ferrari, nein, unserem Hilux! (Könnte natürlich auch daran liegen, dass man vor lauter Dreck die Originalfarbe nur noch erraten kann!)

Der Camping war das gleiche, Kulturschock pur. Wir haben in Marokko teilweise die ungesicherten Steckdosen selbst reparieren müssen, dass wir überhaupt Strom bekommen haben, da sich keiner der Platztypen getraut hat, da was anzufassen. Hier muss man 50 € Kaution für einen Adapter hinlegen, damit man Strom „benutzen darf“!

Alles ist geregelt, für alles gibt es Richtlinien (nach 23 Uhr darf man nichtmehr mit dem Auto rausfahren… Was ist das denn für ein Mist!), für alles gibt es Formulare, Papiere oder igendwas anderes…

Der größte Unterschied, der mir aufgefallen ist, war die Sache mit dem Wasser…

Es kam nur einmal vor, dass wir gammliges Wasser bekommen haben, aber im Normalfall kommt halbwegs sauberes Wasser (meistens kalt) aus der Leitung, die man mit einem Hahn aufdreht. Hier gibt es einen Sensor, der das Wasser fließen lässt, wenn man ihn aktiviert. Als ich Zähne putzen wollten, war ich nach 4 vier Wochen so überfordert mit dieser Technik, dass ich schon fast aufgeben wollte… Manchmal ist einfacher vielleicht doch besser…

Whatever, wir gucken uns morgen mal die Stadt an und schauen weiter…

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