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Zwischenbericht

Mit einem seltsam leeren Gefühl im Bauch verlassen wir, nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten, das Willys Treffen in Enkirch.

Drei Tage unter Gleichgesinnten liegen hinter uns, in denen wir ein letztes Mal mit allen Bekannten und Freunden aus der Overlanderszene gefeiert, getrunken und gegrillt hatten.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen wir Samstag schon das Treffen. Zwar einen Tag zu früh, was wir sehr bedauerten, da der letzte Abend meist der Lustigste ist. Wir wollten aber den ganzen Sonntag haben, um das Auto zu entladen um es dann für die große Reise wieder zu beladen. Außerdem wollten wir Sonntagabend dann gleich nach Hamburg aufbrechen und das alles an einem Tag war uns dann doch zu heiß.

Also Samstag schon los und alles in Ruhe am Sonntag erledigt.

Das lachende Auge natürlich deswegen, weil es mit der Verschiffung des Autos nach Namibia endlich in die heiße Phase gehen würde, die letzte Etappe würde anbrechen.

Wir fuhren also Sonntagabend los und erreichten mit Pausen nach guten sechs Stunden den Parkplatz der Spedition, die unser Auto am nächsten Morgen annehmen würde.

Wir hatten vorher schon telefonisch abgeklärt, dass wir auf dem Gelände übernachten dürften, so waren wir gleich vor Ort und ich musste am Morgen nur die Zweitbatterie abklemmen und alle Kabelenden isolieren.

Nachdem der Papierkram erledigt war, hatte ich noch die ganz besondere Ehre, das Auto persönlich in den Container zu fahren.

Als alles verzurrt und fest verschnürt war, wurden wir vom Chef noch persönlich an den Bahnhof in Norderstedt gefahren, von wo aus wir den Zug zum Hauptbahnhof Hamburg nehmen konnten.

Wir verbrachten den ganzen Tag in der Hamburger City, machten eine Hafenrundfahrt und genossen den sonnigen und wunderschönen Tag. Eigentlich ungewöhnlich für Hamburg, aber wir beschwerten uns nicht.

Abends nahmen wir den ICE nach Hause. Die vier Stunden Fahrt waren eigentlich ganz angenehm, da wir uns ein Kinderabteil mit einer anderen Familie mit Kleinkind teilten.

Das einzige Problem war, dass wir eigentlich permanent Geschrei im Abteil hatten, da entweder Elisabeth gerade eingeschlafen und unsanft von Gebrüll des anderen Kindes geweckt wurde, oder umgekehrt.

Abhilfe schaffte da nur ein kleiner Spaziergang durch den dahin rasenden ICE, bis beide Kinder in den Schlaf gefunden hatten und es still wurde.

Da forderten dann auch die letzten Tage, die erfüllt von Alkohol, Shisha, Schlafmangel und Stress, ihren Tribut und mich ereilte eine unmenschliche Migräne.

Aber daheim angekommen und nach einer wirklich erholsamen Nacht war der nächste Morgen eine Wohltat.

Mein Teil der Arbeit war erledigt, ab jetzt bestand mein Tagesablauf nur noch aus Kind hüten, Gammling und ein paar kleinen Verpflichtungen.

Mit erreichen des sechsten Lebensmonats begann für Elisabeth der Impfmarathon. Meisten einmal die Woche standen wir bei unserem Kinderarzt auf der Matte und sie bekam ihre Tollwut-, 6-fach Schutz- und Gelbfieberimpfungen per Spritze. Am Anfang war das Geschrei noch groß, aber die letzten Spritzen steckte unsere kleine Maus richtig gut weg und schon beim Pflaster aufkleben hörte das Weinen schon wieder auf.

Für uns standen noch ein paar Behördenbesuche auf dem Programm. Zum einen brauchten wir noch unsere internationalen Führerscheine, zum anderen einen internationalen Fahrzeugschein, der uns ermöglichte, unser Auto abzumelden, dadurch Geld für Steuer und Versicherung zu sparen und gleichzeitig ein offizielles Dokument in Händen zu halten. Somit unterbinden wir gleichzeitig irgendwelche fadenscheinigen Fragen von Grenzbeamten nach wer-weiß-was für Papieren, die Ihr spärliches Gehalt mit Schmiergeldern aufbessern wollen. Man besitzt etwas, was man zeigen kann und schon ist Ruhe.

Außerdem musste ich noch aufs Arbeitsamt, mich für einen einzigen Tag arbeitslos melden. Denn wenn man sich an- und einen Tag später wieder abmeldet bleibt der Anspruch auf Arbeitslosengeld I für die nächsten vier Jahre bestehen. Ich würde, sollten wir innerhalb der nächsten vier Jahre wieder nach Hause kommen, sofort Arbeitslosengeld bekommen, abzüglich natürlich der drei Monate Sperrfrist, weil ich selbst gekündigt habe.

Nachdem das erledigt war, blieb für mich eigentlich nix mehr zu tun.

Für Sarah begann die Arbeit jetzt erst richtig, denn Vollmachten für Versicherungen, ADAC, Bankgeschäfte und dergleichen mussten eingeholt und fertiggemacht werden.

Genau wie alle Unterlagen, die wir unterwegs brauchen mussten in Ordner oder Mappen sortiert werden.

Es gab noch tausende kleine Dinge, die erledigt werden wollten.

Darunter auch extrem Unnötige.

Zum Beispiel sind wir, als wir in London den Campingplatz gesucht haben unbewusst durch eine ECO-Zone gefahren.

Soweit eigentlich kein Problem, aber um eine solche Zone durchfahren zu dürfen muss man sich vorher online registrieren. Da wir weder von der Registrierung noch von der Zone wussten, traf uns fast der Schlag als ein Einschreiben aus England über Norwegen kam und uns aufforderte, 1200 Euro Strafe zu überweisen. Sollten wir der Forderung nicht nachkommen, würde sich der Betrag innerhalb von einer Woche verdreifachen…

Einen halben Tag hat es gekostet, bis wir mit ADAC und Rechtsschutz geklärt hatten, wie der Fall gehandhabt werden sollte. Er liegt jetzt bei einem britischen Anwalt und wartet auf seine Verhandlung.

Eine andere Geschichte war der Tollwutimpfstoff für Elisabeth. Der war europaweit vergriffen und wir mussten etliche Apotheken im Umkreis von 50 km abtelefonieren, um noch welchen zu bekommen.

Alles Zeug, was man sich sparen könnte, da noch genug Anderes anliegt.

Aber gut, Langeweile ist auch doof… 😉

Dadurch verging die Zeit aber wie im Flug und der eh schon zu kurze Sommer neigte sich seinem Ende zu. Krönender Abschluss war der diesjährige Jahrmarkt in unserer Heimatstadt Bad Dürkheim, der Wurstmarkt.

Aufgrund meiner Arbeit konnten wir die letzten Jahre nur bedingt bis gar nicht gehen, was sich natürlich dieses Jahr geändert hat.

Wir hatten frei und das Haus meiner Eltern ist gerade Mal 500 Meter entfernt des Festgeländes.

Das führte natürlich zu der ein oder anderen feuchtfröhlichen Nacht mit dementsprechendem Kater am Morgen darauf.

Es war überragend, wieder einmal mit allen alten Freunden und Bekannten zu feiern und einfach an nichts denken zu müssen und den ganzen Stress einfach mal auszublenden.

In den letzten zwei Woche vor Abflug leerte sich die Liste mit Erledigungen und wurde abgelöst von Terminen mit letzten Treffen mit unseren Freunden.

Die ein oder andere Träne rollte schon, als wir uns ein letztes Mal verabschiedeten.

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