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Resümee & Ausblick

Nun sind wir wieder zuhause bzw. bei meinen Schwiegereltern weil wir ja ein eigenes Zuhause nicht mehr haben.

Wir waren sechs Wochen auf Achse und hätten wir zum Schluss nicht so Gas gegeben, wären wir wahrscheinlich noch mindestens zwei weitere Wochen unterwegs gewesen. Jeder hat gesagt, dass ein Kind auf Reisen entschleunigt. Wir konnten es uns nicht vorstellen haben aber nun auch die Erfahrung gemacht. Fast alles richtet sich nach dem kleinen Menschen, der einen begleitet. Früher hätten wir den Trip vermutlich in einem Drei-Wochen-Urlaub gemacht, aber ein Baby zwingt einen zu mehr Pausen, kürzeren Etappen und längeren Standzeiten. Außerdem braucht man mindestens dreimal so lange zum Duschen und Kochen, da immer einer beim Baby bleiben muss und man fast nichts mehr zusammen machen kann. Gleichzeitig Duschen oder gemeinsam Abspülen ist nun nicht mehr drin. Ein Baby ist wunderschön, macht viel Spaß und wir haben sehr viele Kontakte nur wegen Elisabeth gemacht. Unsere Reise und unser Vorhaben wurde überwiegend positiv aufgenommen und auch wenn die Kleine mal geschrien hat (und das kam öfter mal vor) sind wir auf ganz viel Verständnis gestoßen. Fast jeder, den wir getroffen haben, hatte selbst Kinder. Viele hatten schon Enkel oder Urenkel und kannte die Schreiattacken aus eigener Erfahrung. Da wir gerade zu Beginn der Reise noch keine Struktur hatten und auch erstmal rausfinden mussten, wie es so läuft, war es zugegebenermaßen oft wirklich frustrierend. Gerade ich hatte oft das Gefühl, ich sei „festgewachsen“. Ich hatte gefühlte 24 Stunden Elisabeth auf dem Arm und konnte nicht mal einfach auf Toilette oder geschweige denn duschen gehen. Es machte mich fertig, dass ich für jeden Handgriff Tim bitten musste. Selbst mir was zu trinken einschenken war mit Baby auf dem Arm nicht möglich. Die Gläser waren im Auto und der Einstieg befindet sich auf 80 cm Höhe, den man mit einer Trittleiter überwinden muss. Und als ich das erste Mal einen Abflug von der Leiter gemacht habe (ohne Baby im Arm) haben wir uns gesagt, dass wir nie mit Elisabeth die Leiter hochgehen würden. Also musste Tim wieder ran… Aber man gewöhnt sich dran und irgendwann spielt es sich ein, dass jeder seine Aufgaben hat und dann kommt man auch gut zurecht.

Auch für Tim war es toll, so viel Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Die ersten drei Monate war das ja aufgrund der tollen (Achtung Ironie!) Arbeitszeiten nicht wirklich möglich. Wenn Tim zur Arbeit ging, haben wir meistens noch geschlafen und als er heim kam schon wieder. Jetzt konnten die beiden sich endlich richtig aneinander gewöhnen und wir konnten als Familie richtig zusammen wachsen. Das wichtigste was eine junge Familie braucht ist Zeit und die hatten wir nun endlich.

Jetzt konnten wir auch endlich unser Auto auf Herz und Nieren testen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die noch verändert werden müssen, haben sich unsere Umbauten bestens bewährt. Wir sind wirklich froh und auch stolz, dass alles so gut geklappt hat.

Worüber wir etwas überrascht waren, war die Freundlichkeit der Briten. Wir haben sie uns irgendwie anders vorgestellt. So typisch britisch wie ihr Wetter: etwas kühl und auch distanziert. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Uns wurde immer echte Freundlichkeit und ehrliches Interesse entgegengebracht. Unser Auto faszinierte alle und egal was wir erlebt haben, wurde uns immer Hilfe angeboten, wenn es den Anschein machte, wir bräuchten sie.Selbst mitten in der Stadt an einer roten Ampel wurden wir auf unser Auto angehauen, es wurde kurz gelobt, der Daumen nach oben gestreckt und dann fuhr wieder jeder weiter.

Was uns am britischen und irischen Verkehr aufgefallen ist: Es gibt so gut wie keine Ampeln. Fast überall sind Kreisverkehre in verschiedenen Größen zu finden und der Verkehr läuft super. Wahrscheinlich liegt das auch daran, weil, wie Tim im letzten Bericht geschrieben hat, nicht jeder immer auf sein Recht beharrt wie hier in Deutschland. In Wells haben wir einen ganz netten älteren Mann getroffen. Er war dort selbst Gast hat aber einen Cider empfohlen. Da in dem Mini-Pub nur ein Tisch draußen stand und er und wir uns hinsetzen wollten, setzten wir uns einfach zusammen an den Tisch und quatschen noch etwas. Er erzählte uns, dass er erst vor Kurzem in Deutschland war und ihm aufgefallen sei, dass die Deutschen so aggressiv Auto fahren würden. Und genau das fiel uns nach der Rückkehr von der Insel auch auf, genau dieses sture Fahren, wo jeder – typisch deutsch – auf sein Recht besteht! In England war es definitiv angenehmer zu fahren. Selbst mir ist das aufgefallen, auch wenn die ganze Zeit Tim fuhr und ich navigierte. Die schlimmste Umgewöhnung war wieder vom Linksverkehr zum Rechtsverkehr. Wir sind jetzt schon fünf Tage wieder zuhause aber manchmal denke ich immer noch, wir fahren auf der falschen Seite. Die Eingewöhnung dort ging schneller.

Wir würden und können JEDEM nur Irland und Großbritannien empfehlen! Wir würden es immer wieder machen, aber es ist nicht unbedingt ein Camper-Land. Dafür ist das Wetter einfach zu schlecht. Ich würde empfehlen, entweder mit Flugzeug und Mietwagen oder mit dem eigenen Auto und dann B&Bs anfahren. Die gibt es an jeder Ecke (allerdings nicht immer günstig) und man hat abends immer ein Dach über dem Kopf und sitzt im Trockenen. Aber man gewöhnt sich auch irgendwie an das Wetter. Als wir Heim kamen hatten wir 30 Grad zuhause und gingen fast kaputt. Jetzt wissen wir auch, warum die Iren und Briten bei Wärme gleich so fertig sind. Wenn es nie mehr als 18 Grad hat, ist 25 Grad natürlich kaum auszuhalten. Kurz nach unserer Rückkehr machte der Sommer eine kurze Pause und es regnete zwei Tage am Stück. In den Nachrichten heute morgen wurde das dramatisiert… Von Wassermassen war die Rede. Darüber mussten wir lachen, von denen war wohl noch niemand in Schottland!

So, und da nach dem Urlaub vor dem Urlaub ist, geht es gleich weiter mit der Planung für die „richtige“ Reise. Das erste September Wochenende geht es auf’s Willys Treffen. Von da aus fahren wir am 04.09. nach Norderstedt und geben dort unser Auto bei der Spedition ab. Am 07.09. geht es aufs Schiff nach Walvis Bay / Namibia. Wir fliegen am 05.10. hinterher und hoffen dann unser Auto unversehrt entgegen nehmen zu können. Dann geht das große Abenteuer los. Bis dahin ist noch viel zu erledigen. Versicherungen müssen gekündigt und abgeschlossen werden, die Impfungen aufgefrischt, Umbaumaßnahmen am Auto gemacht, das Carnet beantragt werden, usw. Es wird also die letzten Wochen zuhause nicht langweilig.

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Irland Teil IV

Jeder Tropfen heißes Wasser ist eine Wohltat, wenn man drei Nächte frei gestanden und nicht geduscht hat…

So fühlten wir uns wieder wie Menschen als wir beide aus der Dusche des Campgrounds kamen, der uns so vielversprechend im Internet angepriesen wurde.

Und es wurde nicht zu viel versprochen. Wir duschten bestimmt eine halbe Stunde pro Person und auch unsere Tochter kam nach den turbulenten Nächten in letzter Zeit nicht zu kurz und wurde ausgiebig gebadet.

Wir wuschen Wäsche, der Trockner half uns in Minuten unsere Berge zu trocknen und wir verbrachten einfach mal ein entspanntes Wochenende auf dem Platz. Dazu kam, dass sowohl die meisten Einheimischen als auch die Nachbarn aus Nordirland am Wochenende zum Campen an die Küste fahren und das ausgiebig zelebrieren. Da wird Kind und Hund, alle Sportutensilien aus der Garage und sämtlichen Biervorräte aus Dach und in den Wohnwagen gepackt und einfach mal auf einem Campingplatz abgefeiert.

Und wir mitten drin… Aber wir genossen auch das, die Menschen, die Gespräche, die ausgelassene Stimmung.

Nach zwei Nächten und Tagen, in denen wir uns und das Auto mal wieder auf Vordermann gebracht haben, hielt es uns nicht länger und wir machten uns auf zum letzten Abschnitt unserer Reise die Küste hinauf. Aber nicht, bevor wir mal mit der Heimat geskypt und natürlich schonmal für die nächsten Tage vorgeduscht haben!

Ein Schild von der Größe eines heimatlichen Ortsschildes bezeichnete das Ende des gewaltigen Wild Atlantic Way, das erste Mal sind wir sogar dran vorbei gefahren, nur die App wies uns darauf hin, dass unsere fast 2600 km lange Reise einfach so endete.

Auf den zweiten Blick entdeckten wir es dann und waren dezent enttäuscht, dass ein solches Ziel doch so unspektakulär zu Ende ging. Vielleicht lag es auch daran, dass wir den Way von Süd nach Nord gefahren sind, denn ich meine mich erinnern zu können, als wir vor genau 2 Wochen in Kinsale los fuhren, dass dort mehr Attraktion darum gemacht wurde, und an jeder Ecke Souveniers zu kaufen waren. Hier in Muff gab es nicht einmal eine Touristeninformation.

Aber egal, wir waren den gesamten Weg gefahren, wir hatten es geschafft! Das Abenteuer, das uns 14 Tage lang begleitet hatte, uns Nerven gekostet und unglaubliche Eindrücke geschenkt hat, war vorbei und wir waren auf der einen Seite glücklich es geschafft zu haben, auf der anderen aber traurig, dass es vorbei war…

Das nächste Ziel stand aber schon fest, die North Coast 500!

Wir machten uns weiter auf die Küste entlang, unser Nächstes Ziel war Belfast, bzw. ein Parkplatz in einem Vorort, den man zum Campen nutzen darf.

Auf dem Weg kamen wir an einer Tankstelle vorbei und waren überrascht, dass der Sprit so unschlagbar günstig war. Eine Vollbremsung verhinderte nur das im letzten Moment gesichtete winzige Logo vor dem Betrag… £!!!

Unbemerkt überschritten wir die Grenze zu Nordirland kurz vor der Stadt Derry. Es gab wirklich keinerlei Schilder, die darauf hindeuteten, dass wir uns nun in einem neuen Land befanden. Uns wunderte jetzt auch nicht mehr, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer etwas verärgert geschaut haben, als sie uns überholten, denn auch die Geschwindigkeit wurde jetzt in Meilen angegeben und nicht mehr in km/h.

Aber mit dem neuen Wissen schafften wir es den Rest der Küste, die der Küste im Westen in nichts nachsteht, auf den besagten Parkplatz.

Wir bauten auf und da es noch recht früh war, gingen wir zum nahen Hafen und genossen noch ein wenig das halbwegs gute Wetter (es regnete nicht!). Auf unserem Weg zurück zum Auto überquerten wir den Parkplatz und wunderten uns über eine Gruppe, ich nenne sie mal vorurteilsfrei Pimper, die mit ihren getunten Kisten am Rand standen und über Alufelgen und Heckspoiler fachsimpelten. Jedenfalls glaubten wir das aus den Gesten herauslesen zu können, denn das nordirische Englisch ist absolut unverständlich.

Zurück am Auto legten wir die Kleine hin, als wir noch ein paar röhrende Auspuffrohre hörten. Dann ein Reifenquietschen, und mehr aufheulende Motoren. Der Parkplatz füllte sich mit immer mehr getunten und gepimpten Karren. Manche davon hätten direkt aus Fast and Furious stammen können, andere direkt aus einem Nobelautohaus. Ich hab sogar einen Nissan GT-R gesehen, aber auch unzählige schrottige (hier Vauxhaul) Corsas, die außer einem Bösen Blick nichts verändert hatten.

An die 200 Autos waren auf dem Platz, aufheulende Motoren, hämmernde Bässe und dröhnende Auspuffrohre waren ohrenbetäubend laut.

Die ersten Wohnmobile verließen fluchtartig den Platz, den anderen wurde gar keine Chance gelassen zu verschwinden, denn sie wurden gnadenlos eingeparkt.

Überall standen Männer, Frauen und auch Kinder herum und fachsimpelten, betrachteten sich andere Autos oder liefen herum und fotografierten das wilde Treiben.

Meine Ladies lagen schon im Bett, aber ich saß auf der Stoßstange unseres Autos und betrachtete das Spektakel gebannt. Und, Gott ist mein Zeuge, wurde auch ich manchmal mit ein paar bewundernden Blicken und gereckten Daumen für unseren Pick-Up gewürdigt!

Naja, im Herzen sind wir halt alle gleich. Bloß sie tunen zur Straße hin, und wir davon weg.

Die ‘Veranstaltung’ nahm erst so gegen halb 3 Uhr ein abruptes Ende, als es wie aus Eimern zu regnen begann.

Da lagen wir aber schon lange im Bett, auch an den Lärmpegel hatten wir uns gewöhnt. Wir bekam dass Ende eigentlich nur mit, weil keiner der Anwesenden es sich nehmen ließ, mit quietschenden Reifen den Platz zu verlassen.

Es regnete durch bis zum nächsten Mittag, als wir durch die Metropole Belfast fuhren, auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel, dem 200 km entfernten Dublin.

Dieses erreichten wir auch ungefähr drei Stunden später bei schönstem Sonnenschein. Mitten auf der Autobahn hatten sich dann auch wieder die Verkehrsschilder vom Meilen in km/h geändert, was aber auch wieder in keinster Weise angekündigt wurde.

Seit 1759 Hauptsitz und Gründungsstadt der Firma Guiness, Hauptstadt Irlands und eine absolut schön ist Dublin aber auch eine quirlige, von Touristen überlaufene Metropole, die auf keinem Fall mit einem größeren Fahrzeug wie einem Motorroller befahren werden sollte.

Wir waren dementsprechend dann auch leicht überfordert, uns mitten in diesem Gewimmel aus Linienbussen, Taxen, überall herumrennenden Touristen und kreuz-und-quer fahrende Fahrradfahrer wiederzufinden. Aber dank der Navigationskünste meiner Frau geleitete sie uns wohlbehalten durch das Chaos und wir verschafften uns einen kleinen Überblick.

Der angepeilte Campingplatz lag etwas außerhalb und wir wollten nach der Erfahrung erst am nächsten Morgen wieder in die Stadt, dann aber mit dem Bus.

Die Nacht war gut und trocken und gab uns Gelegenheit, all unsere nassen Sachen inklusive Markise zu trocknen.

Am nächsten Morgen ging es in die Stadt. Da wir nicht wirklich viel Zeit hatten, da wir am Abend die Fähre nach Schottland bekommen wollten, kürzen wir die Stadtbesichtigung etwas ein und landeten um kurz nach 12 in einem Pub in der Altstadt.

Das war einer der Punkte, die auf jedenfall auf meiner To-Do-Liste stand, nämlich ein Guiness in der Herkunfsstadt Dublin einem urigen (oder nennen wir es abgeranzten) Pub zu trinken.

Gesagt, getan, rein ins Pub.

Der Barkeeper staunte nicht schlecht, als wir uns an die Bar setzten und ich Elisabeth samt Maxi-Cosi auf den Tresen stellte, konterte aber gelassen mit:

„3 Guiness, eines mit Strohhalm?“

Sofort auf einer Wellenlänge!

Meine Frau bekam einen Kaffee, meine Tochter die Brust und ich ein eiskaltes Guiness aus dem Fass in Kombination mit einem 4 cl Jameson, dem Irischen Whisky.

Gut gelaunt ging es bei bestem Wetter zurück zum Auto und wieder zurück nach Larne, etwas nördlich von Belfast, um um 20 Uhr die Fähre zu erwischen, was uns auch problemlos gelang!

 

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Irland Teil III

Genaugenommen ist der Wild Atlantic Way überhaupt keine durchgehende Küstenstraße, sondern eher ein Zusammenschluss vieler einzelner kleiner und größerer Straßen und Wege, die sich alle entlang der Küste oder nur wenige Kilometer ins Landesinnere erstrecken.

Teilweise kommt es vor, dass man nur wenige hundert Meter auf einer Straße zurücklegt, bis das nächste Schild einen wieder auf einen neuen Feldweg oder eine andere Nationalstraße führt.

Es gibt wirklich abenteuerliche Abschnitte, die teilweise nur im Schritttempo zu meistern sind. Aber Spaß macht es in jedem Fall und unsere ersten 10 Tage auf dem WAW sind wie im Flug vergangen.

Wir befanden uns etwa im zweiten Drittel der Gesamtstrecke, als das Wetter drastisch umschlug. Es wurde kalt, regnerisch und unmenschlich windig.

Und wenn es das nicht war, wurden wir in den Abendstunden von Stechmücken in Kleinformat, hier sogenannte Midges fast augenblicklich aufgefressen.

Meine auf Mückenstiche allergische Frau sah fortwährend aus wie ein Streusel, meine Tochter und ich vertrugen die Plagegeister zum Glück besser und blieben weitestgehend von den Folgen der Stiche verschont.

Wir hatten also die Wahl zwischen gutem Wetter und Mücken, oder schlechtem Wetter und nicht schlafen können, da uns vielleicht die Hütte weggeblasen wird. Also das Problem ist kein hypothetisches… Da unser Top zur Hälfte aus Kanvas-Stoff besteht, kann der natürlich bei starkem Wind beschädigt werden und die Reise augenblicklich beenden.

Das ganze gipfelte am 11. Tag in einem Beinahe-Desaster.

Der Tag fing schon mies an. Wir standen frei auf einem Feld wunderschön direkt am Meer als mitten in der Nacht der Wind auffrischte und Sturmstärke erreichte. Bei jeder Böe hatten wir das Gefühl, das war das letzte Mal, jetzt reißt der Stoff! Selbst Elisabeth ist bei jedem Schlag gegen die Außenwand im Schlaf zusammen gezuckt. Nachdem wir kaum ein Auge zugemacht hatten, beschlossen wir fix und fertig um halb 7 einzupacken und weiterzufahren. Es waren gerademal 11 Grad und es nieselte vor sich hin. Zu dem Wind, der sich den ganzen Morgen nur noch verstärkte, wurde auch noch der Regen mehr.

Wir besuchten die Küstenstadt Sligo, das aber auch nur kurz, denn das Wetter war zu schlecht.

Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz wurden wir fast von der Straße geblasen, der Ozean zu unserer Linken war aufgewühlt und hatte überall weiße Schaumkronen auf den Wellen. Dort, wo sie die Küste erreichten, brachen sie sich und die Gischt spritzte meterhoch in die Luft. Es war ein Tag, an dem man keinen Hund vor die Tür schickt.

Wir erreichten den geplanten Platz und merkten, dass er direkt am Meer und somit voll im Wind war. Es machte keinen Sinn überhaupt zu bleiben. Das Geld konnten wir uns sparen…

Wir hatten noch einen Platz in Petto, der aber ein Stück entfernt war. Wir entschieden uns dafür, wohl wissend, dass wir gegen unser Prinzip verstoßen würden, nicht mehr als maximal 5 Stunden zu fahren. Das hatten wir uns vorgenommen, damit unser Kind nicht zu viel Zeit im Auto verbringt und genug Pausen erhält.

Zum nächsten Platz waren es 30 km, die aber eineinhalb Stunden in Anspruch nahmen, geschuldet der Strecken des WAW.

Dort angekommen, ergab sich uns ein ähnliches Bild wie bei dem Platz davor. Direkt am Meer, direkt im Wind. Keine Chance…

Jetzt war guter Rat teuer, denn langsam überschritten wir auch unsere eigenen Grenzen.

Wir fuhren wahllos durch die Gegend und hielten nach offenen Scheunen und Bauernhäusern Ausschau, die es hier in Hülle und Fülle gibt. Dort hätten wir klingeln könnten (was wir uns ehrlich gesagt nicht getraut haben), um uns für die Nacht unterzustellen um unser Dach nicht zu beschädigen.

Aber alle, die offen standen, waren sowieso mit Traktoren oder sonstigem landwirtschaftlichem Gerät voll gestellt… Kein Wunder bei dem Wetter.

Nach einer weiteren Stunde herumstreunen hielten wir an und überlegten uns einen Notfallplan.

Dach öffnen war nicht möglich, also fiel frei stehen aus. Scheune genauso. Camping auch, da kein geeigneter Campground in der Nähe… Auf den Vordersitzen im Auto schlafen war vielleicht vor einem Jahr eine Möglichkeit, doch mit Baby auch gestorben. Hotel… Unter 100 Euro pro Nacht gab es nichts, alles viel zu teuer…

Es gab keine Optionen mehr.

In unserer Not kam Sarah auf den Gedanken, an einer Tankstelle zu fragen, ob nicht einer der Anwesenden einen Bauern kenne, der rein zufällig gerade Platz in seiner Scheune hätte.

Wir fuhren also die nächste Tankstelle an, gingen mit Elisabeth auf dem Arm rein und wiedermal erfuhren wir die Freundlichkeit (und vielleicht ein klein bisschen Baby-Bonus) der Iren am eigenen Leib.

Der Tankstellenbesitzer sagte, er würde keinen Bauer kennen, aber er würde uns mit einem so süßen Baby nicht weiter herumfahren lassen. Wir sollen uns auf den Hinterhof seiner Tankstelle zwischen einem Gebäude und einer langgezogenen steilen Auffahrt stellen. Dort sei es windgeschützt und trocken, da dahinter auch hohe Bäume den Wind abhalten würden. Also von drei Seiten umrahmt.

Er zeigte uns den Platz, fragte sogar noch, ob uns das reichen würde und ob er noch etwas für uns tun könne…

Wir bedankten uns tausendfach und hatten ungelogen einer der ruhigsten Nächte auf dem Wild Atlantic Way. Wir hörten den Wind, der durch die Bäume raste, hörten auch das Aufschlagen abgebrochener Äste auf der Straße, standen aber wirklich so windgeschützt, dass nichts auch nur den Canvas-Stoff bewegte.

Am nächsten Morgen holten wir Kaffee in der Tanke. Der Chef war wieder da, fragte ob wir gut geschlafen hätten und ob es der kleinen Maus gut ginge und gefallen hätte. Wieder bedankten wir uns überschwänglich, bevor wir uns wieder auf den Weg die Küste entlang nach Norden machten.

 

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Irland Teil II

Der Wild Atlantic Way (WAW) – mit über 2600 km Länge eine der längsten ausgewiesenen Küstenstraßen der Welt – schlängelt sich entlang der irischen Westküste von der Halbinsel Inishowen im Norden des County Donegals bis ins Küstenstädtchen Kinsale im Süden des County Cork. Die Route führt durch eine von der Naturgewalt des Ozeans geformte Küstenlandschaft, deren landschaftliche Schönheit und Vielfalt einzigartig ist. Bezaubernde kleine Orte, die sich an die Küste schmiegen und uralte Monumente, deren Ursprung sich im Nebel der Zeit verlieren, säumen den Weg. Hinter jeder Wegbiegung dieser magischen Küstenstraße wartet ein neues Abenteuer…

So wird der WAW auf der offiziellen Homepage angepriesen und natürlich hat es uns gepackt. Das Abenteuer wollten wir wagen!

Positiv zu dieser imposanten Beschreibung kam für uns noch dazu, dass der Wild Atlantic Way die meisten Sehenswürdigkeiten und größeren Städte wie Galway miteinander verbindet.

Wir entschieden uns, da wir nach Irland noch Schottland bereisen wollten, den Weg „rückwärts“, also von Süd nach Nord zu fahren, was sich als absolut richtige Entscheidung herausgestellt hat. Landschaftlich wird es nach Norden hin immer spektakulärer.

Wir machten uns also auf zum Südende, dem kleinen beschaulichen Fischernest Kinsale.

Dort begannen wir das Abenteuer Wild Atlantic Way und fanden 200 km später unseren ersten freien Stellplatz direkt am Meer, geschützt von Dünen! Die Nacht war stürmisch, das Auto, trotz seiner fast 3 Tonnen wog im Wind hin und her, wir hatten das Gefühl, zurück auf der Fähre zu sein. Aber es war eine einmalige Erfahrung, morgens aus dem Auto zu klettern und direkt das Meer vor Augen zu haben!

Die meisten Streckenabschnitte des WAW sind Singletracks, also einspurige Wege, an denen nur mit Mühe zwei Autos an einander vorbeikommen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es eine scheinbare seitliche Begrenzung durch dichtes Gebüsch gibt. Wer dem Trugschluss aufliegt, er könne die Streckenbreite etwas ausweiten, merkt schnell, dass sich unter dem Gestrüpp eine massive Mauer verbirgt, die sich meistens die gesamte Länge des Weges erstreckt. Wir hätten auch fast den Fehler gemacht, zu weit auszuweichen, es bremste uns lediglich unser Rammschutz und verhinderte Schlimmeres an der Karosserie.

Viele Streckenabschnitte werden überwiegend von Landwirten genutzt, es kann gut passieren, dass einem dann auch mal ein Traktor von den Ausmaßen eines Einfamilienhauses entgegen kommt, mit einem noch viel größeren Anhänger. Dann heißt es für das kleinere Fahrzeug rückwärts fahren, bis zur nächsten Haltebucht, die dann auch mal 300 Meter hinter einem liegen kann. Vorteil für uns, im normalen Verkehr sind wir immer das größere Auto und haben somit Vorrecht auf Fahrt.

Faszinierend ist auch die Beschilderung auf dem WAW, bzw. im gesamten Irland.

Wir folgen überwiegend den Schildern mit einer weißen Welle die die Buchstaben WAW formen auf blauem Grund, dem offiziellen Logo des Ways. Diese Schilder stehen entlang der gesamten Strecke und sind mit einem geklammerten (N) für nordwärts und (S) für südwärts markiert. Wer auch immer die Schilder aufgestellt hat, war wohl manchmal zu oft im Pub versackt, denn mal zeigen (N)-Schilder in die eine Richtung, an der nächsten Kreuzung wieder in die andere, mal wechseln sich (S) und (N) hintereinander ab… aber irgendwie findet man dann doch seinen Weg.

Aber witzigerweise sagen das sogar die Einheimischen, denn wir hatten auf einen Platz eine Familie, die mit dem Rad eine Rundfahrt gemacht hatten. Sie folgten dem Schild Richtung Stadt, das auswies, es seien noch 8 km. Das nächste zeigte dann 4, das Darauffolgende 2. Als sie an eine T-Kreuzung kamen, zeigte das Schild wieder 5 km. Ihre einzige Aussage: That’s irish…

Nach drei Tagen auf dem WAW, in denen wir uns über die abenteuerlichsten Straßen (wenn man sie so nennen kann) gequält haben, erreichten wir den Südzipfel der Halbinsel Kerry. Unterwegs begegneten uns schlaglochübersäte Waldwege, Straßen mit Steigungen jenseits der 15 Grad und durch Regen überschwemmte Kurven in denen das Wasser 30 cm hoch stand. Natürlich gab es auch Teile der Strecke, die an eine heimische Bundesstraße heran kommen, die sind aber genauso spärlich gesät, wie Supermärkte. Auf einem kleinen Campground in der Nähe von Kenmare entschieden wir, auch auf anraten vieler anderer Camper, dass wir den berühmten Ring of Kerry und den darüberliegenden Dingle auslassen wollten, da dort der Touristenandrang enorm sei und sich die Busse aneinander die Küste hinunterschieben würden. Wenn man dann nordwärts unterwegs wäre, hätte man keinen Spaß (kleineres Auto und so…). Außerdem gäbe es schönere Küstenabschnitte, die touristisch weniger besucht, aber dafür mit hervorragenden Stellplätzen für die Nächte aufwarten würden. Der Rat sollte sich als goldrichtig herausstellen!

Wir kürzten also den Ring of Kerry durchs Landesinnere ab, einem Tipp von Christian und Andrea aus der Schweiz folgend, die uns von einem Motorradfahrer berichteten, von dem sie wiederum den Tipp hatten… Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Wir trafen die Beiden auf einem Campground in Glengarriff. Sie waren zu dem Zeitpunkt auf der gleichen Route wie wir mit einem türkisenen VW Bully T1 unterwegs, und haben den Motorradfahrer eine Nacht zuvor kennengelernt und von ihm erfahren, dass es einen Pass gibt, der den Ring of Kerry abkürzt, landschaftlich aber alles in den Schatten stelle, was er bisher gesehen hätte! Sie sollten ihn aber nicht fahren, da der 1600er Motor des Bully die Steigungen kaum schaffen würde. Sie umfuhren den Pass, wir nahmen ihn.

Und der Biker hatte nicht zu viel versprochen, es war eine traumhafte Fahrt durch die Berge des Kerry.

Man könnte jetzt seitenweise von der Landschaft schwärmen, aber es gibt eigentlich nur eins zu sagen. Wir waren so beeindruckt, dass wir lieber geschaut wie fotografiert haben. Und das sollte jedem der uns kennt als Aussage genügen.

Aber um doch ein paar Worte über die Umgebung am Wild Atlantic Way zu verlieren:

Es wechselt gefühlt hinter jeder Kurve die Szenerie, eine beeindruckender als die davor, uns stockte teilweise der Atem, wenn wir wieder über eine Kuppe oder einen Hügel kamen, und sich eine neue gigantische Landschaft vor uns ausbreitete. Jeder Tag und jeder Kilometer eröffnet neue faszinierende Emotionen, die man in seinem Leben nie wieder vergisst. Irland ist landschaftlich gesehen, und da sind wir uns einig, das imposanteste und schönste, dass wir auf all unseren Reisen bisher gesehen haben.

So schlängelten wir uns Tag für Tag die Küste empor Richtung Norden, mal schneller, mal blieben wir drei Nächte auf ein und dem selben Campground, einfach weil er uns gefiel! Wir möchten jetzt auch eben diesen Campingplatz lobend erwähnen, denn auf all unseren Reisen, ist uns nichts Vergleichbares untergekommen.

Der Strandcamping in Doonbeg, geführt von Amanda und Jamie ist ein schon fast winziger Platz mit gerade einmal 10 Stellplätzen. Aber genau das macht den Charme des Ganzen aus, die Beiden sind Engel, immer da, immer freundlich, immer für einen Plausch zu haben.

WiFi und Duschen sind inklusive, soviel und solange man will. Aber das Beste sind die sanitären Einrichtungen, an Sauberkeit NICHT zu übertreffen, super gepflegt und auf dem neuesten Stand! Und das allerbeste! Im Preisvergleich zu allen anderen sogar noch günstiger! Da blieben wir gerne und genossen die entspannte Atmosphäre. Nochmal vielen Dank an die Beiden!

Was auch noch an alle Offroader gerichtet zu erwähnen wäre: Wir dachten, Afrika sei das Land der Land Cruiser und Pick Ups, aber nein! Es ist Irland. Nirgends haben wir mehr Geländewagen der Firma Toyota gesehen als hier! Hier muss wohl mal ein Schiff aus Japan kommend auf Grund gelaufen sein und jeder hat sich so viel geschnappt, wie er wegschaffen konnte! Anders ist es nicht zu erklären, außer dass Toyota einen geheimen Deal mit der irischen Regierung gemacht hat… Wer weiß…

Mit einem Blick auf die gefühlt kilometerlange Reihe stehender Busse, die nur darauf warteten ihren touristischen Inhalt auf den eh schon maßlos überfüllten Parkplatz zu ergießen, ließen wir die Cliffs of Moher, einem der berühmtesten Wahrzeichen Irlands spontan links liegen und folgten damit wieder einem Tipp eines einheimischen Campers, der uns sagte, wir sollten lieber weiter in die kleine Stadt Doolin Pier fahren, dort wäre ein Parkplatz, von dem man die Klippen genauso sehen könne. Bloß halt eben von unten, was sie noch beeindruckender machte, und nicht von oben, wie jeder andere Tourist auch.

Und uns wurde nicht zu viel versprochen!

Wir erklommen weiter die Küste, bis wir den (mittlerweile) berühmten Küstenort Galway erreichten. Zu dem Touristenmagnet wurde es erst, sein Ed Sheeran’s Galway-Girl die Charts stürmte und dem Ort zu unverhofftem Ruhm verhalf. Aber auch wir folgten dem Drang und auf Dauerschleife lief das besagte Lied, als wir in die Stadt einfuhren.

Eine wunderschöne Küstenstadt, gepflegt und sauber, ein Ort zum bummeln, oder in einem Pub ein Guiness oder in einem Cafe einen Irish Coffee zu trinken. Auch unsere Tochter erkundete die Stadt mit uns aus ihrem Tragetuch heraus, als wir durch die Straßen zogen, ein paar Kleinigkeiten kauften und uns einfach durch die kleinen Gassen treiben ließen. Wir genossen die Zeit dort, immer mit Galway-Girl im Kopf, denn wir hatten beide längst den Ohrwurm des Jahrhunderts… Leider war sie viel zu schnell vorbei, denn ungefähr eine Stunde nach dem wir eingetroffen waren, begann es zu regnen (und wir reden von echtem Regen!), der bis zum nächsten morgen anhalten sollte. Wir zogen noch durch ein paar Straßen, bis wir bis auf die Knochen durchnässt waren, dann gingen wir zurück zum Auto und wir machten uns weiter auf den Weg die Küste hinauf.

 

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Nordfrankreich Teil II & Irland Teil I

Begeistert blickte ich in den verrosteten Lauf eines Artilleriegeschützes das aus einem total zerbombten Stahlbetonbunker herausragte. Ich wollte gerade zu einem kleinen Vortrag über den Atlantikwall ansetzten, als ich das verschwitzte, absolut desinteressierte Gesicht meiner Frau sah und die Worte mir im Hals stecken bleiben. Meine Tochter war genauso interessiert wie meine Frau, denn die schlief schon seit längerem im Tragetuch auf ihrer Brust.

Naja, nach dem dritten Tag zweiter Weltkrieg und Invasion in der Normandie konnte ich die zwei auch irgendwie verstehen.

Was mich aber nicht daran hinderte, noch ein paar Bunker und Geschützstellungen auf den Tagesplan zu setzen, denn deswegen war ich hier. Es faszinierte mich total, hier die Geschichte hautnah nachzuempfinden, die Schauplätze der Befreiung Europas zu besichtigen und an jeder Ecke alte, ausgebrannte und zerstörte Anlagen des Atlantikwalls zu erkunden. Über die Strände zu laufen, die vor 70 Jahren Orte gewaltiger Schlachten waren, die den Grundstein gelegt haben, für das Europa, wie wir es heute kennen.

Der Campingplatz, auf dem wir standen, war genau am Omaha Beach gelegen (deswegen auch der Name Omaha-Beach-Camping), der Ort… ach, ihr wisst schon. Soldat James Ryan und so… Man kennt es…

Hoch auf einer Steilklippe gelegen hat man einen fantastischen Ausblick über den ganzen Küstenabschnitt und weit hinaus auf den Atlantik, ein kleiner Fußweg führt vorbei an einem zerstörten Bunker hinunter zum Strand. Von unserem Stellplatz, umrundet von viel zu viel Tupper (Wohnmobile und Wohnwagen, der Dosenform wegen 😉 ) hatten wir keine 3 Minuten hinunter an diesen denkwürdigen Strand, der… okay, ich hör auf…

Wie gesagt, wir waren wirklich schnell am Strand, was auch nötig war, denn sonst wäre man vor Langeweile gestorben. Auf dem Camping war null komma nix los. Nicht das keine Deutschen oder deutschsprachigen Camper da gewesen wären…

Aber man hat sich nur gesehen, als sie angekommen sind, ab 18 Uhr ging die Sat-Schüssel hoch und um 10 war Schlafenszeit. Die kamen nicht einmal aus ihrer Dose raus. Als man sich das nächste mal sah, entleerten sie gerade ihre Chemietoilette und fuhren los.

Wie dem auch sei, und Gott steh mir bei wenn ich es nicht genossen hätte, waren wir mit unserem Auto der Hit auf jedem einzelnen Camping-Platz auf dem wir waren. Wir konnten kaum Essen, da stand schon wieder einer da und fragte ob man da wirklich mit ins Wasser fahren könne und ob das vorne ein Auspuff sei. Aber durch die Bank weg nur positive Resonanz und Zuspruch, auch für die Fahrt mit einem Baby!

Das klingt alles etwas widersprüchlich, das die sich einschließenden Camper zu uns kamen und solche Sachen fragten, deswegen erläutere ich mal einen gewöhnlichen Standortwechsel eines Wohnmobils:

  1. besten Platz suchen, nicht zu viel, nicht zu wenig Schatten, Strom natürlich und nicht weit zum Sanitärblock, insofern das eigene Gefährt keine Dusche hat.
  2. Das Ausrichten auf Richtblöcke, dass alles gerade steht (machen wir übrigens auch)
  3. der Gang über den Platz, um die anderen Wohnmobile und -wagen zu inspizieren und gegebenenfalls abzulästern, wie klein doch der eine oder wie übertrieben der andere sei und wie toll doch das eigene Mobil.
  4. Im Gefährt verkriechen, bis das Klo fast überläuft und dann
  5. ausleeren und weiterfahren.

Ansonsten war es für uns Drei sehr erholsam und entspannend. Da wir drei Nächte standen, hatten wir genug Zeit, einen neuen Plan zu fassen und zu entscheiden, wo es uns als nächstes hinverschlagen würde. Denn die Fähren nach Großbrittanien sind unmenschlich teuer, die Bretanie war auch eine Option, aber die endgültige Entscheidung fiel bei einem kühlen Bier und einem Strandspaziergang.

Es sollte mit einem kleinen Abstecher über Le Mont Saint Michel (Unesco Weltkulturstätte!) nach Cherbourg und dann auf die Fähre nach Irland gehen, die deutlich günstiger sind. Somit hatten wir zwei Fliegen mit einer Klatsche: günstigere Fähre und direkter Zugang nach Schottland. Außerdem war in England das Wetter mies und in Irland nicht.Plan gefasst und umgehend am nächsten Morgen umgesetzt. Wir fuhren die fast 200 km an die Westküste der Normandie und blieben über Nacht auf einem Stellplatz für Wohnmobile. Ich brauche nicht zu erzählen wie spannend es dort war…

Am Morgen darauf besuchten wir das beeindruckende Kloster auf dem Berg.

Ein absolut faszinierendes architektonisches Meisterwerk, schon allein die Zufahrt über eine lange Brücke, vor einem wächst der Berg aus dem Meer (in unserem Fall aus dem Schlamm, es war Ebbe). Ich kann jedem nur raten, dort einmal hinzufahren und es sich anzusehen. Auf unserer Liste der Must-Have-Seens gaaaaanz weit oben!

Leider hatten wir nur 3 Stunden dort, denn wir mussten, bzw. wollten abends die Nachtfähre nach Irland erwischen.

So machten wir uns um 15 Uhr auf und erreichten Cherbourg und den Fährhafen noch rechtzeitig, um ein Ticket fürs Auto, zwei für uns (Baby gibt’s gratis dazu) und eine Kabine zu ergattern.

20:30 Uhr legte die Fähre pünktlich auf die Minute ab. 17 Stunden Überfahrt erwarteten uns. Und noch mehr!

Denn wir hatten, obwohl man nicht wirklich etwas sah, enormen Wellengang. Wir wurde in unseren Betten (wir hatten getrennte Betten, da es ein Vierbettzimmer war, STOCKBETTEN! Wie im Landschulheim!) hin und her geworfen, und an Schlaf war kaum zu denken. Selbst Elisabeth, die ja gewohnt ist, im Auto, auf dem Arm oder sonst wo zu schlafen, fand in dieser Nacht keinen Schlaf.

Um halb 7 quälten wir uns aus den Betten, keiner hatte ein Auge zu gemacht, und gingen auf das Deck um den Sonnenaufgang über dem Meer zu sehen. Aber Pustekuchen, es war neblig wie die Hölle und man konnte nicht das geringste sehen.

So verbrachten wir die restlichen Stunden damit, zwischen unserer Kabine, dem Deck und der Kantine hin und her zu pendeln, bis die Fähre (wieder auf die Minute!) um 12:30 Uhr irischer Zeit (Greenwich-Zeit 1 Stunde hinter unserer) anlegte.

Prompt wurden wir beim Zoll gestoppt und gebeten, die Scheibe runter zulassen… Das fing ja gut an…

Aber der gut gelaunte Zöllner wies uns nur darauf hin, dass ihm unser Nummernschild so gut gefiele. Das würde ja auf der Insel des Glücks auch gut passen! Es würde nur das „Y“ fehlen!

Die ersten Meter im Linksverkehr waren auch kein wirkliches Problem, da wir ich ja die Abmessungen unseres Autos kannte. Schwieriger waren da eher die vielen Kreisel, in die man natürlich im Uhrzeigersinn einfahren muss und sich erstmal einhämmern muss, dass der Verkehr von rechts kommt. Erschwerend kamen da dann noch die enorm engen, uralten Gassen der irischen Städte dazu, durch die sich der Verkehr zwängen muss, da passt ein Fahrzeug mit den Dimensionen Unseres eher nicht wirklich dazu! Aber irgendwann hatten wir es raus und steuerten auf unser erstes Ziel in Irland zu: Kilkenny.

Bekannt ist die Stadt geworden durch ihre Brauerei, die das gleichnamige Bier braut. Wir steuerten den ersten Lidl an,… ja wirklich, die haben auch einen Lidl und sogar einen Aldi, um unsere Vorräte aufzufüllen und danach den einzigen Campingplatz in der Stadt. Ein wunderschön gelegener Platz, super gepflegt und von einem total verrückten Iren geführt, der uns die 30 Meter zu unserem Stellplatz in seinem Land Rover vorrausgefahren ist. Wie gesagt, ein super Platz, und das erste was auffiel, war, dass die Iren durch die Bank weg alle freundlich sind! Jeder grüßt, jeder lächelt, einfach angenehme Menschen! Und die Camper sitzen auch nach 18 Uhr noch vor ihren Mobilen und es wird sich sogar unterhalten! Ein Traum!

Wir entschieden uns zwei Nächte zu bleiben, um dann am nächsten Tag entspannt die Stadt erkunden zu können und uns (also ich) ein kühles, ortsansässiges Getränk zu genehmigen. Dabei entschieden wir auch, dass Schottland noch ein wenig warten müsse, denn wir wollten den Wild Atlantic Way befahren, also die Küstenstraße die sich die gesamte Westküste Irlands entlang erstreckt. Dort erwähnt der Reiseführer, bzw. das Internet – das uns jetzt ausnahmslos zur Verfügung steht dank gefallenem Roaming – über gewaltige Steilklippen, einsame Buchten und menschenleere Sandstrände. Kann man garnicht so richtig glauben wenn die erste Sehenswürdigkeit Irlands die man bei Google eingibt besagte Küstenstraße ist. Aber man wird sehen…

 

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