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Tansania 3.0

Wenn ich behaupten würde, ich hätte mich auf Tansania gefreut, müsste mich direkt der Blitz treffen. Aber es half alles nichts, wir mussten hier wieder durch auf unserem Rückweg nach Namibia. Ich hatte Tage vorher schon gewisse Schlafschwierigkeiten, weil es, und ich muss es leider zugeben, das bisher übelste Land auf unserer Reise ist. In keinem Land hatten wir größere Probleme mit Polizei, Grenzen oder der Unfreundlichkeit der Einheimischen (natürlich von ein paar Ausnahmen abgesehen! Mit Mohamed aus Moshi wird uns eine immerwährende Freundschaft verbinden! Brothers all the Way!).

Die Probleme begannen schon an der tansanischen Grenze, an der ich den Grenzer schon hätte hinter dem Pult vorholen können, weil er unser 10.000-Euro-Carnet mit der Hand nahm, in die er gerade die Reste seines Zuckerrohrs gespuckt hatte. Alternativ überlegte ich mir, sollte ich ihm einfach auf seine Unterlagen kotzen. Aber man muss ja freundlich bleiben, er sitzt schließlich am längeren Hebel.

Eineinhalb Stunden und und gefühlt drei Nervenzusammenbrüche später hatten wir die Stempel im Pass und rollten Richtung Süden. Ich betone rollen, fahren kann man in Tansania nicht wirklich, denn wenn man nur 1 Km/h über der angegebenen Geschwindigkeitsbegrenzung fährt, wird man sofort wegen Speeding herausgeholt. Das Problem ist weniger das Rausgeholt werden, denn mit ein bisschen Diskussion kann man den 30.000 Schilling (ca. 12 Euro) leicht entgehen, aber das dauernde Stoppen kostet Zeit und die Diskutiererei unheimlich Nerven. Und wenn es nicht Speeding ist, dann eben eine Kontrolle, ein Fahrzeugcheck oder irgendwas anderes, was sie sich aus den Fingern saugen.

Der Weg nach Dar es Salaam war eigentlich recht angenehm, für Tansanische Polizeiverhältnisse.

Wir erreichten die Stadt und waren wirklich maßlos enttäuscht. Jeder riet uns ab, hier her zu kommen. Zu laut, zu viel Verkehr, zu unübersichtlich…

Für uns war es es eine Stadt wie die meisten afrikanischen Städte, sowohl vom Verkehr, als auch von den Menschen. Was uns so enttäuscht hat, war, dass man in der größten Stadt Ostafrikas nicht mal ein kaltes Bier kaufen kann. Das ist jetzt übertrieben, aber es gibt keine Supermärkte, außer einen total überteuerten Food Lover`s, keine Einkaufsmöglichkeiten und kaum eine Infrastruktur. Unserer Ansicht nach, hält die Stadt sich einzig und allein über den Hafen am Leben.

Wir blieben zwei Nächte in einem Backpackers, da die Campingplätze unterirdisch sein sollen.

Das warb mit B&B und tatsächlich gab es am Morgen ein „Frühstück“. Zwei Scheiben Weißbrot, ungetoastet, eine Halbe Orange, ungeschält und eine Wurst aus… naja. Vielleicht Fleisch, vielleicht was anderem…

Aber die Angestellten waren mega-freundlich und bemüht, was die Sache enorm verbesserte. Eigentlich lachten wir mehr darüber, als uns aufzuregen. Noch war ja die Kühlbox voll mit Essen!

Apropos Essen! Wir bestellten am ersten Abend Pizza, die wirklich überragend war! Ohne Übertreibung! Die beste Pizza, die wir jemals gegessen haben!

Das Problem daran war, das sie ungefähr drei Stunden gedauert hat, bis sie fertig war. Mittlerweile waren wir auf unserem Zimmer, unsere Tochter schlief bereits und wir waren eigentlich kaum noch hungrig.

Der Manager brachte sie persönlich und entschuldigte sich hunderte Male. Natürlich sollten wir auch nichts bezahlen, es ginge aufs Haus. Und wie gesagt, der Geschmack entschädigte für alles!

Am nächsten Tag erfuhren wir auch das Problem, es gab keine Gewürze und es wurde Jemand losgeschickt, noch welche zu kaufen… Ach ja, und die Pizza, für die die Gewürze gefehlt hatten, war überhaupt nicht die, die wir bestellt hatten. TIA!

Wir versuchten es dann am zweiten Abend erneut. Diesmal dauerte es nur 45 Minuten, aber die richtige Pizza war es wieder nicht… Wir sagten aber nichts, denn auch diese war wieder überragend!

Wir verließen Dar und machten uns auf den langen Weg nach Mbeya an der sambische Grenze. Wir planten mit drei Zwischenübernachtungen.

Jeder Tag ab Dar es Salaam war schlimmer als der vorherige. Am ersten Tag wurden wir vier Mal gestoppt, 2x Speeding, Zebrastreifen überfahren und über-durchgezogene-Linie-Überholen… Zwischenzeitlich zog ich schwer in Erwägung, den Cop einfach zu überfahren, sollte ich noch einen weißen Handschuh sehen, der mir entgegengestreckt wurde. Wir kamen aber immer kostenfrei davon. Das meiste davon aufgrund der Tatsache, dass uns jeder Auslachte, dass Deutschland bei der WM in der Vorrunde rausgeflogen war …

Am Tag darauf waren es 5 Stopps. 3x Speeding, allgemeine Fahrzeugkontrolle und einmal, um sich einfach unser Auto anzusehen… Ich hätte so kotzen können.

Wieder verloren wir fast zwei Stunden mit diskutieren, verhandeln und einmal sogar damit, mit dem Polizeichef telefonieren, dass ich keine Bestechung bezahle und der Cop wollte, dass ich es dem Chef persönlich sage…

Ich hasse dieses Land!

Am letzten Tag waren wir schon fast da, als wieder der weiße Handschuh in die Höhe gestreckt wurde. Speeding, und diesmal machten wir über eine Stunde lang rum, bis ich aufgab und einfach bezahlte. Ich schwor mir, niemals wieder ein Fahrzeug in dieses Land zu bringen und hier herumzufahren. Das gäbe ich mir nicht noch einmal… Die Laune war unterirdisch und wir zählten die Minuten, die wir noch in diesem Höllenloch verbringen mussten.

Den letzten Abend verbrachten wir auf einer Kaffeefarm in Mbeya, witzigerweise auf deren Hubschrauberlandeplatz, der auch gleichzeitig der Campsite war. Es war wirklich nett und ein wenig wurden die schlechten Erlebnisse der letzten Tage gemildert. Bis zum nächsten Morgen, als wir an die Grenze kamen…

 

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Deutschland – Moschi – Ruanda

Sechs Wochen wollten wir in Deutschland bleiben, fast acht sind es zum Schluss geworden. Wir genossen den Frühling in der Pfalz in vollsten Zügen und wollten ehrlich gesagt gar nicht mehr zurück nach Afrika.

Wir verbrachten die Zeit auch mit Planen unserer weiteren Route und eigentlich war alles schon fix, sogar ein Spediteur war bereits beauftragt: Unser weiterer Weg sollte uns um den Viktoria-See herum über Ruanda, Uganda und Kenia führen und von Mombasa aus wollten wir unser Auto nach Singapur verschiffen, wo wir auf dem Landweg heimfahren wollten (dann wären wir auch endlich echte Overlander :p).

Bei Recherchen bin ich zufälligerweise auf einen Eintrag gestoßen, dass es seit zwei Jahren verboten sei, ein Auto mit Wohnmobilcharakter nach Thailand einzuführen. Da es keinen Weg an Thailand vorbei gibt, mussten wir kurzerhand umplanen: die Panamericana sollte unser nächstes Ziel werden. Unsere Zweifel darüber, ob unser Auto dafür geeignet sei (schlechtes Wetter in Patagonien und den Anden und Aufenthalt im Auto mit Kleinkind nicht möglich) warfen wir kurzerhand über Bord und beauftragten die Spedition mit unserem neuen Plan.

Leider war eine Verschiffung ab Ostafrika ziemlich umständlich und so beschlossen wir, wieder ins südliche Afrika zurück zu fahren, um eine Verschiffung von Kapstadt oder Walvis Bay nach Montevideo in Uruguay anzutreten.

Mit dem neuen Plan im Gepäck ging es dann Ende Mai wieder einmal nach Frankfurt zum Flughafen. Diesmal waren wir vorbereitet und hatten zu unserem One-Way-Ticket einen Rückflug gefälscht, die Dame beim Check-In fragte aber überhaupt nicht danach. Vielleicht lag das daran, dass wir sie mit unserem Sperrgepäck etwas wuschig machten. Wir haben in Deutschland einen Camping-Tisch gekauft, der unbedingt nach Afrika mit sollte. Und bevor sich jemand fragt, warum man einen Tisch mitnimmt: Weil unser alter kaputt ist und man hier nichts und rein gar nichts kaufen kann, was im Entferntesten mit Campingausstattung zu tun hat.

Auf jeden Fall bezahlten wir die 150 € extra und dann waren wir eingecheckt. Der Nachtflug verlief dank Babybett wieder einigermaßen angenehm und nach einem Zwischenstopp in Addis Abeba erreichten wir Sonntag Mittag den Kilimanjaro Flughafen.

Nur noch schnell zum Visumsschalter und dann sollten wir eigentlich schon durch sein… Weit gefehlt. In der Horde der umherstehenden Safari-und-Badeanschluss-Pauschal-Touris fielen wir mit unserem riesigen Berg an Gepäck und unserem Wunsch ein Dreimonatsvisum zu erhalten natürlich gleich mal auf. Der Beamte fragte noch mehrfach nach, was wir in Tansania vorhätten und ob wir wirklich nicht hier bleiben oder Geschweige denn arbeiten wollten. Nachdem wir darauf beharrten, dass wir wirklich nur Touristen seien, stellte er uns das gewünschtes Visum aus.

Nun lauerte eine weitere Herausforderung: Wir hatten für Dodos Safari-Firma drei Zelte dabei und versuchten diese, neben unserem niegelnagelneuen Campingtisch unbemerkt durch den Zoll zu schleusen. Philip (der Partner von Dodo) hatte uns vor unserem Flug noch versichert, dass das nicht auffallen würde. Sie haben auch immer alles mögliche für die Firma dabei und noch nie habe jemand nachgeprüft. Bis jetzt…!

Jedes Gepäckstück muss am Flughafen beim Zoll durch einen Scanner. Die Dame am Bildschirm informierte sofort ihre Kollegen, dass unter dem Gepäck drei Zelte seien. Wir mussten also alle Taschen öffnen und durften zum Schluss zusammen mit dem Tisch knapp 70 Euro Zoll zahlen.

Nachdem Dodo schon fast seit zwei Stunden auf uns gewartet hat, durfte er uns endlich in Empfang nehmen. Die Fahrt nach Moshi verlief ruhig und nach einer Stunde waren wir zurück und hatten das Gefühl nie weg gewesen zu sein. Alles war vertraut und auch die Menschen erkannten uns (und vor allem Elisabeth) wieder und hießen uns herzlich willkommen zurück!

Wir verbrachten vier Tage in Moshi um unser Auto wieder einzupacken und uns so langsam wieder auf Tansania einzustimmen. Außerdem planten wir unsere Route zurück nach Namibia und bekamen auf einmal Zweifel, ob die Panamericana zum jetzigen Zeitpunkt wirklich die richtige Entscheidung war. Neben den Problemen mit dem Auto und dem Wetter käme auch noch das Problem mit der Verschiffung. Alleine für die Verschiffungen nach Südamerika, über den Darien Gap und zurück nach Deutschland von Nordamerika würden knapp 10.000 € anfallen. Dieser Posten würde unser Budget so sehr schmälern, dass uns vielleicht unterwegs das Geld ausgehen würde.

Schweren Herzens entschieden wir uns dagegen! Die Panamericana läuft nicht weg und irgendwann, vielleicht mit einem etwas größeren Fahrzeug und aufgestocktem Budget werden wir die Tour noch machen. Wir werden aber am Plan festhalten zurück nach Namibia zu fahren und von dort aus geht es nach Deutschland! Die letzten 1,5 Jahre wollen wir in Europa verbringen. Der Plan sieht bisher vor, in Richtung Marokko zu fahren, dort zu überwintern und im Frühjahr 2019 nach Osteuropa und bis in den Iran zu fahren. Soweit zum Plan. Da sich dieser in den letzten 2 Wochen mindestens 10x geändert hat, werden wir sehen, wo wir am Ende landen!

Mittlerweile sind auch unsere amerikanischen Freunde Jen und Jared, die wir in Malawi kennen gelernt haben, in Moshi angekommen und so trafen wir uns erst einmal auf einen Kaffee und beschlossen, zusammen noch ein Stückchen zu fahren.

Die nächsten drei Tage verbrachten wir auf einem schönen Campingplatz mit Aussicht auf den Lake Manyara. Hier trafen wir auch auf ein Schweizer Pärchen, die bereits seit mehreren Jahren mit ihrem Landcruiser unterwegs waren. Neben Wäsche waschen (kein Reisender erzählt einem vor der Reise, WIEVIEL Zeit man tatsächlich mit Wäsche waschen verbringt) gammelten wir rum und genossen einfach die schöne Aussicht bei angenehmen Wetter. Die Regenzeit war nämlich nun so langsam vorbei und die Temperaturen und vor allem die Luftfeuchtigkeit war wieder in einem aushaltbaren Rahmen.

Da wir am 30.05. wegen unserem Ost-Afrika-Visum an der Grenze zu Ruanda sein mussten, hieß es so langsam Gas geben. Da aber auf dem Weg zur Grenze keine Campingplätze mehr sind, schliefen wir dreimal in einem Hotel. Aber mit 5-10 Euro pro Nacht waren die Zimmer günstiger als so mancher Campingplatz in Tansania.

Kurz vor der Grenze trennten wir uns von Jen und Jared. Diese müssen in ein paar Tagen in Kenia sein, weil Freunde sie besuchen kommen. Aber wir haben uns schon jetzt in der Jungel Junction in Nairobi verabredet!

 

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Livingstonia – Moshi – Sansibar – Deutschland

Mit Ach und Krach erreichten wir den Fuß des Plateaus, zwei Beinahe-Kollisionen inbegriffen.

Der Regen hatte aufgehört, die Wolken, die im Hang der Berge saßen und durch die wir uns durch gekämpft hatten, nur noch im Rückspiegel zu sehen.

Wir suchten uns einen Camping direkt am See und begannen sofort nach dem Aufbauen, unsere Sachen aufzuhängen und zu trocknen.

Über dem See sahen wir dunkle Wolken und nahmen an, dass es sich um Abgase von Schiffen handelte. Was wir später erst erfuhren war, das die vermeintlichen Wolken gigantische Schwärme von Büschelmücken waren, die bei den günstigen Bedingungen die gerade über dem See herrschten alle auf einmal zu schlüpfen begannen.

Mit dieser Tatsache im Ohr machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur Grenze, noch unwissend dessen, was uns erwarten sollte…

Wir erreichten die Grenze am frühen Vormittag. Es war schwül und regnerisch, wir schwitzen schon bei der Ankunft aus allen Poren. Die Ausreise aus Malawi war schnell erledigt, auch wenn wir zwei Blätter unseres Carnets opfern mussten, da der malawische Zoll seine Stempel falsch platziert hatte. Aber egal, man kann ja über alles reden und nachdem mir der Stempel in die Hand gedrückt wurde und ich dem Zöllner gezeigt hatte, wo er unterschreiben sollte waren die Formalitäten vom Tisch und wir offiziell ausgereist. Ein wenig komplizierter erwies sich die Einreise in Tansania, die wir mehr als drei Stunden über uns ergehen lassen mussten.

Und selbst nach dieser abstrus langen Zeit schafften es die Grenzbeamten, noch einen Fehler in den Papieren einzubauen, der uns zwang, in der nächsten Großstadt das dortige Finanzamt anzufahren, aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht mal erzähle, wenn es meinen Puls bei dem Gedanken daran in unendliche Höhen schießen lässt.

Wie gesagt, nach über drei Stunden hatten wir es dann geschafft und fuhren, da es schon dunkel wurde, den ersten Camping hinter der Grenze an.

Da der Tag noch nicht schlimm genug war, offenbarte uns der Besitzer, dass es kein fließend Wasser gäbe, da er gerade dabei war, die Rohre zu erneuern und wir mit einem Eimer duschen müssten…

Der erste Eindruck von Tansania war jetzt eher semi-optimal und wurde auch nicht besser als wir am nächsten Tag prompt von einer Polizistin angehalten wurden die uns mitteilte, wir hätten überholt bei durchgezogener Linie… Kann natürlich sein, dass diese Linie irgendwann zwischen 1960 und 1990 existiert haben mag, als wir die Straße befuhren, sahen wir nichts außer Schlaglöcher. Aber nach ein wenig Diskussion durften wir wieder fahren, mit dem Hinweis doch bitte vorsichtig zu fahren und auf die Verkehrsregeln zu achten. Was allein schon fast lustiger ist als dafür bestraft zu werden, am Straßenrand anzuhalten… Ich liebe Afrika!

Wir machten uns weiter auf den Weg nach Moshi, wo wir uns mit unseren Freunden, der Familie Scherer, treffen wollten, die dort ein Hostel zusammen mit einem tansanischen Freund betreiben. Zwar leben die beiden mit ihrer Tochter in Deutschland, reisen aber so oft es geht nach Tansania um ihr Hostel zu besuchen und bei der Arbeit zur Hand zu gehen.

Weit kamen wir aber an diesem Tag nicht, denn schon wieder stand ein Polizist mit erhobener Hand auf der Straße. Speeding…

56 statt der erlaubten 50 Km/h seien wir unterwegs gewesen, was zu einer Strafe von 30000 Schilling (12 Euro) führen sollte. Wiedermal legten wir uns wie die Tiere ins Zeug, konnten aber die Strafe nicht abwenden. Als ich sagte, ich wolle aber bitte eine Quittung dafür haben, kniff der Beamte die Augen zusammen, drehte sich um und besprach sich kurz mit seinen Kollegen. Er kam zurück, sagte uns, wir sollten uns doch bitte an die Beschilderung halten und er wünsche uns noch eine angenehme Fahrt… Glück gehabt!

Ich muss aber dazu sagen, dass es kein Bestechungsversuch war, er hatte lediglich keinen Quittungsblock und konnte uns somit keinen Strafzettel ausstellen…

Dazu muss man kurz erklären wie in Tansania geblitzt wird: Meistens verstecken sich die blitzenden Personen am Ortseingang oder -ausgang hinter Büschen, Bäumen oder in Häusern mit ihrer Laserpistole. Diese ist an eine Spiegelreflexkamera montiert. Im nächsten Ort sieht man dann von weitem bereits eine der hunderten Polizeikontrollen. Wenn man auf den Beamten zufährt und dieser bei Sichtkontakt mit dem Auto die Hand zum Anhalten erhebt und in der anderen Hand ein Handy hält und hiervon immer wieder nach oben blickt um das Bild mit dem herannahenden Auto zu vergleichen weiß man, dass es einen erwischt hat. Nach dem Anhalten bekommt man dann das Foto auf dem Handy des Beamten gezeigt. Es zeigt ein Foto, abfotografiert von dem Bildschirm der Spiegelreflexkamera, mit seinem Auto und quer über das Bild ist mit roter Schrift die gefahrene Geschwindigkeit eingeblendet. Dieses wird dann per whatsapp an den Polisiten geschickt, der in der Regel nicht einmal weiß wo das Bild gemacht wurde. Sowas wäre in Deutschland undenkbar…

Wir kämpften uns über die blitzerverseuchten Straßen Richtung Norden vor, bis wir in den Bergen um Lushoto auf einem Camping landeten, der wiedermal ein Highlight an afrikanischem Surrealismus bot.

An der Tür zur Dusche hing ein Schild mit der Aufschrift „Hot Water – Turn on the red tab and the hot water will come after about 5 minutes or more“.

Also übersetzt: Den roten Hahn auf drehen und das heiße Wasser kommt nach 5 Minuten oder mehr…

Auf diesem Camping entdeckten wir dann auch, dass uns ein Stoßdämpfer an der Hinterachse abhanden gekommen war, bzw. an einer letzten Schraube auf die Straße hing…

Kein Grund zur Sorge, wir bauten ihn einfach aus, warfen ihn hinten ins Auto und fuhren ohne ihn die letzten 200 km nach Moshi, wo wir herzlich und überschwänglich von allen begrüßt wurden.

Nachdem wir unser Quartier bei Dodo, dem tansanischen Freund, bezogen hatten, wurden alle nötigen Reparaturen am Auto, darunter der Wechsel der Querlenker und des Öls vollzogen waren, genossen wir den Luxus eines festen Wohnsitzes. Wir schliefen zwar noch im Auto, aber alle anderen Tätigkeiten konnten wir seit einem halben Jahr mal mit einem festen Dach über dem Kopf genießen, was viele Dinge sehr vereinfacht hat. Dazu hatte Elisabeth die zweijährige Mila als Spielgefährten gewonnen!

Da in Moshi ein Büro des tansanischen Finanzamtes liegt, mussten wir einen Tag dort hin, um den an der Grenze entstandenen Fehler des Zöllners wieder auszubügeln. Wir hatten ein TIP (temporary import permit) für drei Monate verlangt und dieses auch bezahlt. Die Grenzbeamten hatten dieses TIP aber nur für vier Wochen ausgestellt und uns damit zur nächsten Behörde geschickt, um dieses zu verlängern.

Da waren wir jetzt und nachdem der Beamte aufgehört hatte, seiner Frau irgendwelche superlustigen Videos per Whatsapp zu schicken, nahm er sich auch unseres Problems an. Wir schilderten die Misere und verlangten die Verlängerung unseres Dokuments. Wäre ja kein Problem, seiner Meinung nach… Und wenn man das in Afrika als erstes hört, verkrampft sich einem schon der Magen.

Er begann also mit seiner Arbeit, fragte kurz zwischen, wie lange wir noch bleiben wollten und wann der offizielle Ausreisetermin sei und druckte nach ein bisschen Geplauder mit seinem Kollegen und einer erneuten Whatsapp-Bilder-sende-Orgie, zwei neue Dokumente aus. Er wolle dann das Geld für die zusätzlichen zwei Monate…

Auf unsere Aussage, wir hätten doch schon bezahlt, argumentierte er, sein PC sage ihm, das die bezahlte Summe nur für 4 Wochen sei. Wir rechneten es ihm vor, er verstand auch, wollte aber trotzdem das Geld von uns.

Nach zwanzig Minuten verzweifelter Argumentation unsererseits platzte mir der Kragen, ich stand auf, und sagte (vielleicht etwas zu laut…) ich wolle jetzt umgehend die Verlängerung unseres TIPs oder das Geld zurück, was wir an der Grenze ja anscheinend fälschlich bezahlt hätten. Meine Tochter spielte mir dazu auch etwas in die Hände, da sie genau in diesem Moment ihre Langeweile nicht mehr zügeln konnte und das dann auch lautstark kund tat.

Ich möge mich doch bitte beruhigen, sagte er, nahm unser Dokument, schrieb per Hand die Verlängerung drauf, Stempel und Unterschrift und wünschte uns einen schönen Tag. Außerdem entschuldigte er sich für unsere Unannehmlichkeiten… TIA

Die letzten drei Wochen verbrachten wir überwiegend mit chillen. Wir Männer machten noch eine zweitägige Offroad Tour in die Berge bevor es für 4 Tage nach Sansibar ging.

Endlich richtiger Urlaub! Darauf haben wir uns schon die ganze Zeit gefreut! Unser Auto ließen wir in Pangani stehen und zwei Speed-Boote brachten uns auf die Insel in ein Hotel der Superlative! Eine Klimaanlage in dem viel zu schwülen Land, ein riesiges Bett und ein richtiges Frühstücksbuffet! Wir genossen die Tage in vollsten Zügen und verbrachten den ganzen Tag abwechselnd am weißen Strand und im glasklaren Wasser. Es war wundervoll und auch die Kinder waren im Paradies und genossen jede Sekunde!

Leider waren die Tage viel zu schnell vorbei und es waren nur noch zwei Tage bis zum Heimflug. Jetzt schon Heimflug? Alles vorbei???

Nein, es geht weiter!!!

Nach Ende der drei gemeinsamen Wochen verabschiedeten wir uns nur vorerst von Afrika. Philip und Franzis Urlaub war vorbei und wir nutzten die Chance auf einen sicheren Stellplatz bei Dodo und flogen für einen ca. 6 wöchigen Heimaturlaub auch mit nach Deutschland.

Nach einem gemeinsamen letzten Abend, an dem Dodo extra seinen besten Koch einbestellte (Dodo hat eine Safari-Firma) ging es am nächsten Vormittag mit viel zu viel Gepäck zum Flughafen. Unser Auto wird die nächsten Wochen mit Blick auf den Kilimanjaro verbringen.

Da nur meine Schwester und Tante von unserem Heimatbesuch wussten, war die Überraschung bei den Eltern und der Familie und Freunden natürlich riesig und wir genießen die Zeit in der Heimat bisher mit allen Annehmlichkeiten, die man in Deutschland so hat (warmes Wasser, Strom, Supermarkt,…).

Außerdem planen wir unsere weitere Route und es bleibt spannend, was die nächste Zeit so bringt.

 

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