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Resümee & Ausblick

Nun sind wir wieder zuhause bzw. bei meinen Schwiegereltern weil wir ja ein eigenes Zuhause nicht mehr haben.

Wir waren sechs Wochen auf Achse und hätten wir zum Schluss nicht so Gas gegeben, wären wir wahrscheinlich noch mindestens zwei weitere Wochen unterwegs gewesen. Jeder hat gesagt, dass ein Kind auf Reisen entschleunigt. Wir konnten es uns nicht vorstellen haben aber nun auch die Erfahrung gemacht. Fast alles richtet sich nach dem kleinen Menschen, der einen begleitet. Früher hätten wir den Trip vermutlich in einem Drei-Wochen-Urlaub gemacht, aber ein Baby zwingt einen zu mehr Pausen, kürzeren Etappen und längeren Standzeiten. Außerdem braucht man mindestens dreimal so lange zum Duschen und Kochen, da immer einer beim Baby bleiben muss und man fast nichts mehr zusammen machen kann. Gleichzeitig Duschen oder gemeinsam Abspülen ist nun nicht mehr drin. Ein Baby ist wunderschön, macht viel Spaß und wir haben sehr viele Kontakte nur wegen Elisabeth gemacht. Unsere Reise und unser Vorhaben wurde überwiegend positiv aufgenommen und auch wenn die Kleine mal geschrien hat (und das kam öfter mal vor) sind wir auf ganz viel Verständnis gestoßen. Fast jeder, den wir getroffen haben, hatte selbst Kinder. Viele hatten schon Enkel oder Urenkel und kannte die Schreiattacken aus eigener Erfahrung. Da wir gerade zu Beginn der Reise noch keine Struktur hatten und auch erstmal rausfinden mussten, wie es so läuft, war es zugegebenermaßen oft wirklich frustrierend. Gerade ich hatte oft das Gefühl, ich sei „festgewachsen“. Ich hatte gefühlte 24 Stunden Elisabeth auf dem Arm und konnte nicht mal einfach auf Toilette oder geschweige denn duschen gehen. Es machte mich fertig, dass ich für jeden Handgriff Tim bitten musste. Selbst mir was zu trinken einschenken war mit Baby auf dem Arm nicht möglich. Die Gläser waren im Auto und der Einstieg befindet sich auf 80 cm Höhe, den man mit einer Trittleiter überwinden muss. Und als ich das erste Mal einen Abflug von der Leiter gemacht habe (ohne Baby im Arm) haben wir uns gesagt, dass wir nie mit Elisabeth die Leiter hochgehen würden. Also musste Tim wieder ran… Aber man gewöhnt sich dran und irgendwann spielt es sich ein, dass jeder seine Aufgaben hat und dann kommt man auch gut zurecht.

Auch für Tim war es toll, so viel Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Die ersten drei Monate war das ja aufgrund der tollen (Achtung Ironie!) Arbeitszeiten nicht wirklich möglich. Wenn Tim zur Arbeit ging, haben wir meistens noch geschlafen und als er heim kam schon wieder. Jetzt konnten die beiden sich endlich richtig aneinander gewöhnen und wir konnten als Familie richtig zusammen wachsen. Das wichtigste was eine junge Familie braucht ist Zeit und die hatten wir nun endlich.

Jetzt konnten wir auch endlich unser Auto auf Herz und Nieren testen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die noch verändert werden müssen, haben sich unsere Umbauten bestens bewährt. Wir sind wirklich froh und auch stolz, dass alles so gut geklappt hat.

Worüber wir etwas überrascht waren, war die Freundlichkeit der Briten. Wir haben sie uns irgendwie anders vorgestellt. So typisch britisch wie ihr Wetter: etwas kühl und auch distanziert. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Uns wurde immer echte Freundlichkeit und ehrliches Interesse entgegengebracht. Unser Auto faszinierte alle und egal was wir erlebt haben, wurde uns immer Hilfe angeboten, wenn es den Anschein machte, wir bräuchten sie.Selbst mitten in der Stadt an einer roten Ampel wurden wir auf unser Auto angehauen, es wurde kurz gelobt, der Daumen nach oben gestreckt und dann fuhr wieder jeder weiter.

Was uns am britischen und irischen Verkehr aufgefallen ist: Es gibt so gut wie keine Ampeln. Fast überall sind Kreisverkehre in verschiedenen Größen zu finden und der Verkehr läuft super. Wahrscheinlich liegt das auch daran, weil, wie Tim im letzten Bericht geschrieben hat, nicht jeder immer auf sein Recht beharrt wie hier in Deutschland. In Wells haben wir einen ganz netten älteren Mann getroffen. Er war dort selbst Gast hat aber einen Cider empfohlen. Da in dem Mini-Pub nur ein Tisch draußen stand und er und wir uns hinsetzen wollten, setzten wir uns einfach zusammen an den Tisch und quatschen noch etwas. Er erzählte uns, dass er erst vor Kurzem in Deutschland war und ihm aufgefallen sei, dass die Deutschen so aggressiv Auto fahren würden. Und genau das fiel uns nach der Rückkehr von der Insel auch auf, genau dieses sture Fahren, wo jeder – typisch deutsch – auf sein Recht besteht! In England war es definitiv angenehmer zu fahren. Selbst mir ist das aufgefallen, auch wenn die ganze Zeit Tim fuhr und ich navigierte. Die schlimmste Umgewöhnung war wieder vom Linksverkehr zum Rechtsverkehr. Wir sind jetzt schon fünf Tage wieder zuhause aber manchmal denke ich immer noch, wir fahren auf der falschen Seite. Die Eingewöhnung dort ging schneller.

Wir würden und können JEDEM nur Irland und Großbritannien empfehlen! Wir würden es immer wieder machen, aber es ist nicht unbedingt ein Camper-Land. Dafür ist das Wetter einfach zu schlecht. Ich würde empfehlen, entweder mit Flugzeug und Mietwagen oder mit dem eigenen Auto und dann B&Bs anfahren. Die gibt es an jeder Ecke (allerdings nicht immer günstig) und man hat abends immer ein Dach über dem Kopf und sitzt im Trockenen. Aber man gewöhnt sich auch irgendwie an das Wetter. Als wir Heim kamen hatten wir 30 Grad zuhause und gingen fast kaputt. Jetzt wissen wir auch, warum die Iren und Briten bei Wärme gleich so fertig sind. Wenn es nie mehr als 18 Grad hat, ist 25 Grad natürlich kaum auszuhalten. Kurz nach unserer Rückkehr machte der Sommer eine kurze Pause und es regnete zwei Tage am Stück. In den Nachrichten heute morgen wurde das dramatisiert… Von Wassermassen war die Rede. Darüber mussten wir lachen, von denen war wohl noch niemand in Schottland!

So, und da nach dem Urlaub vor dem Urlaub ist, geht es gleich weiter mit der Planung für die „richtige“ Reise. Das erste September Wochenende geht es auf’s Willys Treffen. Von da aus fahren wir am 04.09. nach Norderstedt und geben dort unser Auto bei der Spedition ab. Am 07.09. geht es aufs Schiff nach Walvis Bay / Namibia. Wir fliegen am 05.10. hinterher und hoffen dann unser Auto unversehrt entgegen nehmen zu können. Dann geht das große Abenteuer los. Bis dahin ist noch viel zu erledigen. Versicherungen müssen gekündigt und abgeschlossen werden, die Impfungen aufgefrischt, Umbaumaßnahmen am Auto gemacht, das Carnet beantragt werden, usw. Es wird also die letzten Wochen zuhause nicht langweilig.

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Schottland Teil III & England

Inverness war eine Erholung für Körper und Seele. Wir sind mit buchstäblich der letzten Energie in die Stadt zurückgekehrt. Wind, Kälte, Midges, Regen, wir waren ausgebrannt. Wir wuschen erstmal die Kleidung, trockneten alles was noch nass war und füllten unsere Reserven wieder auf. Der sonnige Tag war wie Balsam für die Seele, wir genossen jeden einzelnen Sonnenstrahl. Genau wie Elisabeth, die sich bestens gelaunt auf ihrer Decke wälzte und vor guter Laune jauchzte.

Die nächste Stadt die wir anfuhren war Stirling, auf dem Weg dort hin begleitete uns Sonne den ganzen Weg entlang.

Wie meine Frau schon erwähnte, fassten wir den Plan, die hiesigen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Da waren zum einen das National Wallace Monument, ein 67 Meter hoher Turm, der zu Ehren des Nationalhelden William Wallace (manchem sagt der Name vielleicht etwas aus dem Film Braveheart) 1869 errichtet wurde. Der aufständige Schotte

Wallace führte die Schotten in der Schlacht von Stirling Bridge zu einen vernichtenden Sieg gegen die Engländer. An der Stelle, an der er über das Schlachtfeld geblickt haben soll, erbaute man den Turm, der ein wenig an das Auge von Mordor aus Herr der Ringe erinnert.

Aber zuerst einmal stand das Falkirk Wheel auf dem Programm, ein Schiffshebewerk der Superlative. Es verbindet den Union- und den Forth-and-Clyde-Kanal und schafft somit auf der Route Glasgow – Edinburgh eine ununterbrochene Verbindung. Die beiden Kanäle wurden 1960 durch eine Straße getrennt.

27 Meter werden die Schiffe aus dem Wasser und über einen Drehmechanismus, der an ein Riesenrad erinnert, angehoben. Es ist weltweit das einzige rotierende Schiffshebewerk. Zwei Schiffe können gleichzeitig in eine der Gondeln, wenn beide besetzt sind, dreht sich das Rad in unter 5 Minuten um 180 Grad. Ein atemberaubender Anblick, wenn sich zwei Schiffe in die Luft erheben.

Auf dem Rückweg begann es, wie sollte es auch anders sein zu schütten. Der Blick auf die Wetter-App verhieß nichts Gutes, es sollte mindestens bis morgen so weiterregnen.

Ich denke, es ist keine Schande, irgendwann den Gedanken zu hegen, abzubrechen. Wir machen diesen Trip um Spaß zu haben, doch mit Spaß hatte Schottland langsam nichts mehr zu tun. Es war eher ein Kampf gegen die Elemente. Und dafür waren wir nicht unterwegs. Vielleicht wird eines Tages der Moment kommen, an dem wir keine Chance mehr haben, einfach heim zu fahren, aber dieses Mal noch nicht. Noch hatten wir die Chance. Und wir nutzten sie. Zumindest um erstmal in Richtung Heimat zu kommen.

Auf direktem Weg fuhren wir am nächsten morgen nach Liverpool. Wie aus Hohn war es hier fast 10 Grad wärmer und die Sonne blickte durch die Wolken. Wir übernachteten auf einem Stellplatz und fuhren nochmal in die Stadt. Die Waterfront war atemberaubend, Katamaran-Fähren transportieren Fahrzeuge, große Holzschiffe waren am Kai vertäut und auf Grund des Samstagabends waren die Straßen gestopft voll mit Menschen. Überall waren die Bars geöffnet, ein Rummel war an der Promenade aufgebaut und wir genossen die ersten Fish&Chips auf englischem Boden!

Die zweite Marathonetappe brachte uns in den Süden Englands, in die Nähe von Wells. Ein süßer Campingplatz auf einem Bauernhof wurde unser Zuhause für die nächsten zwei Nächte. Nach solch langen Fahrten mussten wir unserer Tochter mal wieder eine Pause gönnen und das zwischen Kühen, Gänsen und Hühnern.

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und wir gammelten umringt von sämtlichem Federvieh des Hofes unter unserer Markise und entspannten. Wir machten den „Fehler“, morgens unser Frühstück mit den Gästen zu teilen, danach hatten wir permanenten Besuch von allem was auf dem Hof nicht eingezäunt ist.

Aber so konnten wir unser Tochter gleich mal Naturkunde live nahebringen!

Wells ist die Partner- unserer Heimatstadt Bad Dürkheim, so mussten wir natürlich auch mal dort hin und fanden sogar auf Anhieb den Durkheim Drive. Lustigerweise hat Sarah, damals noch bei Ihren Eltern im Wellsring gewohnt.

Wir kurvten also durch das kleine aber sehr beschauliche Dorf, vorbei an der Kathedrale und genehmigten uns erneut Fish&Chips, diesmal von einem, bei uns würde man sagen Döner-Laden, bloß eben für Fish&Chips.

Da wir echt Hunger hatten, nahmen wir beide gleich mal die große Portion, die wir dann auch bekamen. Der Fisch hatte bestimmt ein halbes Kilo (übertrieben) und die Pommes hätten für fünf Leute gereicht. Aber lecker war es und vollgefressen genossen wir bzw. ich noch ein Cider im kleinsten Pub von Wells.

Die Region ist übrigens berühmt für ihre kleinen Brauereien, die Cider aus den hiesigen Äpfeln herstellen, ähnlich wie Bad Dürkheim zuhause für seinen Wein. Irgendeiner scheint sich bei der Wahl der Partnerstädte schon was gedacht zu haben. Es war wirklich wie zuhause, bloß eben auf englisch…

Entspannt nach zwei Tagen Pause machten wir uns auf den Weg ins 300 km entfernte London, vorbei an Stonehenge, das wir aber dezent links liegen ließen, da der Touristenandrang enorm war und man das ganze auch von der Schnellstraße aus bewundern kann.

Es hätte auch überhaupt keinen Sinn gemacht, die umgerechnet knapp 20 Euro pro Person an Eintrittsgeld zu verblasen, da ein Drahtzaun die berühmten Steine von den Touristenmasse abschirmt.

Aber auch von der Straße war der Blick beeindruckend und dank Teleobjektiv auch kein Problem zu fotografieren.

Den Großraum London beherbergt knapp vier Millionen Menschen, wovon fast dreineinhalb Millionen in der Innenstadt leben, dementsprechend ist der Verkehr. Aber selbst in diesem Chaos herrscht noch eine gewisse Ordnung, denn die Briten im Allgemeinen sind enorm vorausschauende und zuvorkommende Autofahrer. Immer wird sich mit Warnblinker bedankt, mit Lichthupe die Vorfahrt angezeigt und lieber der andere vorgelassen, als auf das eigene Recht bestanden. Ein wirklich angenehmes Fahren! Aber das ändert nichts an den permanenten Staus, je näher man der Innenstadt kommt.

Wir hatten einen Camping in einem Vorort im Auge, der aber leider ausgebucht war. Freundlich wurden wir an einen anderen Platz verwiesen, den wir nach 15 km und einer knappen Stunde Fahrzeit auch erreichten.

Platz hatten sie und wir keine Wahl mehr, denn es war schon zu spät zum weiter suchen, aber die umgerechnet 50 Euro für die Nacht ließ uns schon stark aufstöhnen.

Eigentlich wollten wir zwei Nächte bleiben, den ganzen nächsten Tag in der Stadt verbringen und am darauffolgenden Tag weiter zur Fähre, bei diesen Preisen aber änderten wir kurzerhand den Plan. Wir blieben nur eine Nacht und fuhren dann am nächsten Morgen durch die Stadt, sozusagen Drive Thru, wie auch schon in Edinburgh.

London ist keine Stadt, die man mit seinem Auto anfährt, dafür ist die Parkgebühr zu hoch, der Verkehr zu schlecht und obendrein schlägt noch eine Citymaut für die Innenstadt mit 11 Pfund zu Buche. Aber trotzdem noch günstiger als eine zweite Nacht auf dem Campingplatz.

London fliegt man am besten mit irgendeiner Billigfluglinie an, nimmt sich ein zentrumsnahes Hotel und verbringt ein entspanntes Wochenende.

Da wir aber doch mal kurz etwas von London sehen wollten, fuhren wir zur einzigen Sehenswürdigkeit, die nicht in der Citymaut-Zone leigt. Die Tower-Bridge!

Für mich war es so ein ergreifendes Gefühl, unser Auto über ein so berühmtes Wahrzeichen zu steuern, dass ich mir gerade mal ein paar Tränen nicht verkneifen konnte. Das Auto und wir bereisen die Welt jetzt schon seit fast 100.000 km, wie viele berühmte Orte haben wir schon gemeinsam besucht und wie viele mögen es denn noch werden?

Aber die Tower-Bridge im Herzen Londons gehört auf jeden Fall zu den Highlights!

Wir drehten noch eine kleine Runde durch die Stadt, wobei die Vororte wirkten, als würde man durch die Bronx oder die Außenbezirke von Bagdad fahren. Hier wirkt jeder Stadtteil außer der Innenstadt wie ein Problembezirk.

Wir verließen den Großraum London Richtung Küste, drehten aber nochmal nach Norden ab zum kleinen Küstenort Ipswich. Mit 100.000 Einwohnern gar nicht so klein, ist Ipswich in einer Bucht an der Ostküste Englands gelegen. Der Name der Stadt wurde mit in die neue Welt genommen und erlangte dort im Zusammenhang mit den Hexenverbrennungen von Salem traurige Berühmtheit, denn auch hier wurde Jagd auf Unschuldige gemacht.

Wir wollten uns dort mit Christian und Andrea treffen, mit denen wir die letzten 7000 km immer mal wieder per Mail Kontakt hatten, da sie die selbe Route nahmen wie wir und wir uns nochmal irgendwie treffen wollten. Es ergab sich nur nie, da entweder wir oder sie immer ein Stück voraus waren.

Aber diesmal passte alles und die Chance wurde prompt genutzt.

Ein kleiner Campingplatz vor Ipswich war unser Treffpunkt und lustigerweise waren wir die einzigen Gäste. Wir hatten den ganzen Platz für uns und genossen einen entspannten und super witzigen Abend. Die Nacht war nicht ganz so angenehm, da die regionale Bahn alle halbe Stunde die ganze Nacht hindurch vorbei fuhr und unsere beiden Autos vibrieren ließ.

Aber der gemeinsame Kaffee am nächsten Morgen ließ die harte Nacht schnell vergessen.

Unsere Fähre würde uns an diesem Nachmittag nach Calais bringen, also verabschiedeten wir uns relativ schnell, aber mit der Gewissheit, neue Freunde gefunden zu haben, die wir auf jeden Fall wieder sehen werden!

Die Bekanntschaften sind immer die herausragendsten Ereignisse auf einer Reise!

Auf dem Weg nach Dover frischte der Wind bedenklich auf, wieder peitschte Regen auf das Autodach.

Am Hafen angekommen erreichte uns die Meldung, dass unsere Fähre Verspätung hätte, zu starker Wellengang.

Naja, das konnte ja was werden…

Mit einer halben Stunde Verspätung legten wir dann aber doch ab und fuhren auf den Ärmelkanal hinaus. Man konnte die französische Küste schon sehen, wobei nur verschwommen, da die Wellen so gegen die Schiffswand schlugen, dass die Gischt bis aufs Oberdeck spritzte. Man konnte praktisch nur sitzen, da einen das rollende Schiff keinen geraden Schritt machen ließ.

Aber auch das brachten wir hinter uns und erreichten mit leicht flauem Gefühl im Magen Calais.

Dort merkten wir, dass der Wind sogar noch stärker war wie in England angenommen und uns wiedermal unmöglich machte, unser Dach für die Nacht zu öffnen.

An einem Feldweg machten wir eine Krisensitzung. Wir entschieden direkt nach Hause zu fahren, nicht wie geplant über Dünkirchen und Brügge mit zwei weiteren Nächten.

Wir hatten echt einfach keine Lust mehr auf Wind, Regen oder sonst irgendwas. Wir wollten einfach nur noch heim…

Wir würden fahren, bis wir Bad Dürkheim erreichten, mit dem Kompromiss, alle zwei Stunden für eine halbe Stunde anzuhalten und Pause zu machen. Das würde uns zu Gute kommen, aber in erster Linie natürlich Elisabeth.

Nach 600 km und knappen 8 weiteren Stunden erreichten wir um 2 Uhr früh unsere Heimatstadt und fielen tot müde ins Bett.

 

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Schottland Teil II

Die letzte Etappe der North Coast 500 führte uns zurück nach Inverness. Nach den vergangenen anstrengenden Tagen wollten wir es uns noch einmal gut gehen lassen und fuhren wieder auf den High-End-Campingplatz. Wir wurden schon wie alte Bekannte begrüßt und buchten uns noch einmal für 2 Nächte ein. Wir wollten einfach mal wieder etwas die Seele baumeln lassen und das gute Wetter, das ab dem nächsten Tag kommen sollte, genießen. Und das ganze ohne Midges. Die standen laut Midges-Vorhersage (gibt es wirklich, wie das Wetter wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese kleinen Plagegeister auftreten vorhergesagt) nämlich nicht auf dem Plan. Und wer sich immer noch nichts unter diesen Viehchern vorstellen kann, sollte einfach mal „midges scotland“ bei youtube eingeben.

Aber zurück zum Thema: Wir genossen am nächsten Tag das sonnige Wetter und unser Thermometer knackte tatsächlich mal wieder die 20 Grad Marke. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Unsere Laune stieg parallel zu der Temperatur und wir waren frohen Mutes und planten unseren weiteren Aufenthalt in Schottland und England. Am nächsten Tag sollte es noch einmal eine längere Fahrt nach Edinburgh geben. Dort wollten wir uns die Stadt anschauen und dann weiter nach Westen über Stirling (Wallace Monument), das Falkirk Wheel, zum Loch Lomond und dann ganz langsam Richtung Süden.

Nach zwei Nächten brachen wir bei schönstem Wetter auf und fuhren auf die Autobahn nach Edinburgh. Es sollte unsere letzte „Marathonetappe“ werden und gegen Nachmittag kamen wir dann auch an. Auf den ersten Blick war Edinburgh genau so, wie wir es uns vorgestellt haben. Alle Gebäude aus Sandstein und in der Mitte der Stadt thront auf einem Hügel das Edinburgh-Castle. Aber das wollten wir uns alles am nächsten Tag ausgeruht anschauen. Also fuhren wir zur Forth Bridge um uns hier für die Nacht hinzustellen. Laut meiner Stellplatz-App könnte man hier kostenlos stehen und habe noch einen genialen Ausblick auf die Brücke.

Die App hat uns bisher noch nie im Stich gelassen aber diesmal kamen wir dort an und fanden Schilder „No Overnight Parking“ und „No Camping“. Mist, und was jetzt??? Es war mittlerweile nach 20 Uhr und einen richtigen Campingplatz wollten wir nicht anfahren. Wir waren zu geizig, nur zum Schlafen wieder 25 Pfund zu zahlen zumal es mittlerweile auch angefangen hatte zu regnen und wir uns nicht einmal mehr draußen aufhalten sondern uns eh wieder nur hinten rein verziehen konnten. Also setzten wir unsere ganze Hoffnung in einen weiteren Stellplatz 30 Kilometer entfernt. Auf dem Weg dort hin regnete es immer heftiger und nun war kurz vor dem Ziel auch noch die Straße gesperrt. Ich versuchte über google maps eine Umleitung zu finden, während unsere Tochter aufwachte und erst einmal höllisch anfing zu schreien. Wenn sie aufwacht und hat Hunger dann SOFORT. Wir fuhren noch ein Stück und ich versuchte sie dabei zu vertrösten. Schnell merkten wir aber, dass es keinen Sinn machte. Sie lies sich nicht vertrösten und das Fahren unter Dauerbeschallung ging auch Tim an die Nerven. Also entschieden wir uns, auch wenn wir schon fast da waren, noch einmal in einem Wohngebiet anzuhalten. Gerade als wir sie aus ihrem Sitz holen wollten, machte sie eine gewaltige Ladung in ihre Windel und es quoll aus allen Ritzen raus. Da war es mal wieder: Murphy’s Law…

Tim machte die Ladefläche leer und ich wickelten unsere Tochter im strömenden Regen nur geschützt durch die Hecktür. Nachdem alle verkackten Klamotten aus waren und Elisabeth schon sauber war, kam eine Anwohnerin aus ihrem Haus, ob sie uns irgendetwas bringen könnte… Etwas warmes Wasser vielleicht…?! Wir lehnten dankend ab, da wir ja nun nur noch wieder frische Klamotten anziehen mussten, freuten uns aber über die Hilfsbereitschaft der Briten. Schon so oft waren wir positiv überrascht. Egal wo wir mit Baby hinkamen wurden wir freundlich empfangen und alles getan, dass es uns und unserer Tochter gut ginge. Überhaupt wirkt Irland und Großbritannien auf uns sehr kinderfreundlich. Überall gibt es Wickelmöglichkeiten und oft haben Campingplätze sogar ein eigenes Bad für Babys oder zumindest eine Bademöglichkeit.

Nach unserem kleinen Intermezzo stillte ich Elisabeth noch, Tim räumte in der Zwischenzeit das Auto – immer noch im strömenden Regen – wieder ein, und dann fuhren wir auf den Ausweich-Stellplatz und verbrachten dort eine unruhige Nacht, da sich direkt neben unserem Auto eine Bushaltestelle befand, die die ganze Nacht regelmäßig angefahren wurde.

Am nächsten Morgen ging es nach Edinburgh und wir wollten auf einem der zahlreichen Parkplätze parken. Dafür, dass es sich um eine Großstadt handelt, waren die Parkmöglichkeiten sehr gut. Als wir aber am Parkautomat bezahlen wollten, verschlug es uns fast die Sprache: 4 Pfund, also 5 € für eine Stunde parken. Das war es uns nicht wert! Für das Geld konnten wir noch ein paar Runden mit dem Auto durch die Stadt drehen, was wir auch taten. An ein paar Sehenswürdigkeiten wie dem Edinburgh Castle parkten wir verbotenerweise kurz ohne ein Ticket zu lösen, stiegen kurz aus, machten ein paar Fotos und fuhren weiter. Edinburgh hat uns sehr gut gefallen, aber das ist doch eher eine Stadt, in die man für ein verlängertes Wochenende mit dem Flugzeug kommt.

Wir wollten weiter zu unserer nächsten Station: dem Falkirk Wheel. Da aber Freitag war, entschieden wir uns, dass wir erst den Campingplatz, den ich vorher rausgesucht hatte, anfuhren, um dort zu reservieren und dann erst weiter zu fahren. Wenn wir eins gelernt hatten, dann dass die Campingplätze am Wochenende immer voll werden.

Wir wurden äußerst herzlich von der Chefin begrüßt und ganz besonders Elisabeth hatte es ihr angetan. Sie war hin und weg. Wir entschieden uns zwei Tage zu bleiben um am nächsten Tag von dort aus zum Wallace Monument zu laufen und den Rest des Tages in Stirling zu verbringen. Aber erst einmal ging es an diesem Nachmittag noch zum Falkirk Wheel, ein Schiffshebewerk, dass zwei Kanäle zwischen Edinburgh und Glasgow verbindet. Aufgrund seiner Bauart sieht es aus wie ein Riesenrad.

Wir zahlten die umgerechnet 30 € um mitzufahren. 50 Minuten lang sitzt man in einem Boot, wird einmal nach oben befördert, dann fährt man durch einen Tunnel bis zu einer nächsten Schleuse, dreht um, fährt wieder durch den Tunnel zurück und nach unten. Auch wenn es nicht ganz billig ist, sollte man es auf jeden Fall einmal gemacht haben.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz fing es mal wieder an zu regnen. So wie die Laune mit dem Sonnenschein steigt, so sank sie mehr und mehr mit jedem Tropfen Regen. Und auch der Blick auf den Wetterbericht verhieß nichts Gutes: für den morgigen Tag war eine Regenwahrscheinlichkeit von 92% angesagt. Wir wollten nicht mehr… Wir konnten einfach keinen Regen mehr sehen. Und den Tag bei Regen auf dem Campingplatz zu hocken war ein verschwendeter Tag. Wir gingen also zur Rezeption, erklärten der Chefin unsere Lage und fragten schweren Herzens, ob wir unser Geld für die zweite Nacht wieder bekämen. Sie zögerte keine Sekunde und gab uns das Geld zurück. Wir bedauerten es wirklich sehr, zumal es ein wunderschöner Campingplatz ist. Aber wir wollten so schnell wie möglich weiter in den Süden. Der Wetterbericht für London sagte für die ganze nächste Woche um die 25 Grad und kaum Regen.

Am nächsten Morgen weckte uns unsere Tochter um 5 Uhr. Während ich versuchte, sie und mich dazu zu bringen weiter zu schlafen, konnte Tim nicht mehr einschlafen und entschied sich das momentan noch trockene Wetter zu nutzen um alleine aufs Wallace Monument hochzustiefeln. Gegen 8 Uhr war er zurück pünktlich zu den ersten Regentropfen und wir beluden mal wieder bei Regen das Auto und fuhren in Richtung Süden. Wieder eine viel zu lange Etappe stand uns bevor. Eigentlich wollten wir nie mehr als 2 x 2,5 Stunden fahren, gerade unserer Tochter zu liebe aber was sollten wir tun?! Uns bereits am Nachmittag bei Regen hinten in die Karre reinsetzen und warten bis wir ins Bett gehen konnten war auch keine Option. Also entschieden wir uns das schlechte Wetter zu nutzen um zu fahren. Mit einer Bedingung: So viel wie möglich Pausen und um 17h suchen wir uns einen Platz! Wir hatten keine Lust auf einen Abend wie den vorgestrigen, wo wir um 21h immer noch keinen Schlafplatz hatten.

Gott sei Dank waren wir jetzt auf einer gut ausgebauten Autobahn und so ging es immer noch im strömenden Regen nach Liverpool. Unsere allwissende App wiese uns einen Stellplatz in einem Vorort. Nachdem wir gecheckt hatten, dass wir da auf jedenfall übernachten könnten, entschieden wir uns noch für einen Besuch der City, zumal mittlerweile sogar die Sonne rauskam. Geplant war eine Aktion wie in Edinburgh – rein, umschauen, raus. Wir fuhren an der Waterfront vorbei und es gefiel uns so gut, dass wir spontan entschieden unser Auto zu parken um uns das ganze mal genauer und zu Fuß anzuschauen. Auch in Liverpool ist es nicht schwer einen Parkplatz zu finden. Der Preis ist da wieder ein anderes Thema. 3 Pfund für eine Stunde, 5,50 Pfund für zwei. Aber das war uns diesmal egal…

Es war Samstag Abend und jede Menge Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede waren unterwegs, außerdem viele Schickimicki-Hipster. Das konnten wir schon beim Vorbeifahren feststellen. Und wir kamen hier in unseren regenfesten Outdoorklamotten an… Wir fühlten uns so sehr underdressed, dass wir uns am Parkplatz erst einmal noch umzogen, bevor wir uns ins Getümmel stürzten. Neben jeder Menge teuren Restaurants war auch gerade ein Rummel zu Gange. Wir schlenderten über den Jahrmarkt und genossen die Abendsonne. Und auch hier wurden wir gefühlt von jedem zweiten für unsere ach so gorgeous Tochter beglückwünscht. Da Tim unbedingt in England Fish & Chips essen wollte und wir ja jetzt auch in England und nicht mehr in Schottland waren machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Fish & Chips zu finden war nicht schwer, aber die Preise waren mit umgerechnet 15 € für eine Portion unglaublich teuer. Hier zahlte man wohl das chice Ambiente mit. Zu guter Letzt fanden wir doch noch einen Laden, der Fish & Chips zu einem annehmbaren Preis (ca. 10 €) anbot. Es war wirklich nur ein kleiner Imbiss aber gut besucht und so schlugen wir zu. Glücklich über den erfolgreichen Abend und satt machten wir uns auf den Weg zum Auto und fuhren zurück zu unserem anvisierten Stellplatz. Der Platz befand sich direkt am Meer und damit war es mal wieder eine stürmische und unruhige Nacht.

 

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Schottland Teil I

Pünktlich auf die Minute legte die Fähre um 22 Uhr in Cairnryan an und bereits um 22:05h fuhren wir vom Schiff.

Schon vorher habe ich im Internet gelesen, dass man am Fähranlegen kostenlos für eine Nacht stehen kann und somit nutzten wir diese Chance und gingen gleich nach der Ankunft in Schottland schlafen.

Für den nächsten Tag hatten wir geplant, bis nach Inverness durchzufahren – das Tor zu den Highlands und der Beginn der neuen Herausforderung: die North Coast 500! 500 Meilen geht es von Inverness aus im Uhrzeigersinn über die Westküste bis in den Norden, an den nördlichsten Punkt vom schottischen Festland, bis es dann an der Ostküste wieder zurück nach Inverness geht. Wir wollten nur noch die Isle of Skye in unsere Rundtour einbauen, die auch sehr schön sein soll.

Aber erst einmal buchten wir uns zwei Tage auf einem wunderschönen, niegelnagelneuen Campingplatz ein. Jetzt mussten wir auch echt so langsam anfangen zu rechnen. Der Platz erschien mit seinem 26 Pfund erstmal auf einem preislich ähnlichen Niveau wie die in Irland aber man muss nochmal ein Viertel drauf rechnen. Somit waren wir bei etwas über 32 € für eine Nacht! Aber es hat sich gelohnt! Dort gibt es sogar extra ein Bad für Babys mit Wickelmöglichkeit und Badewanne!

Wir reinigten uns mal gründlich und auch die Waschmaschine lief schon wieder. Mit Baby produziert man einfach so viel Wäsche, dass man andauernd waschen könnte. Zuhause fällt einem das vielleicht gar nicht so auf aber wenn man nicht immer waschen kann wann man will…

Nach zwei Tagen auf dem tollen High-End-Platz machten wir uns auf in Richtung der Isle of Skye. Schon auf dem Hinweg merkten wir, dass das keine gute Nacht geben sollte und auch der Wetterbericht verhieß nichts gutes: wieder einmal Wind in Orkanstärke (na ja, nicht echt aber zumindest gefühlt). Schon ohne ausgefahrenes Dach wiegte unser Auto im Wind hin und her und auf der Brücke zur Isle of Skye wurden wir fast herunter geweht. Und zu allem Überfluss fing es nun auch an zu regnen und das waagerecht.

Gegen Abend ging es nun auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Nachdem wir vergeblich sämtliche Feldwege in der Umgebung abgeklappert hatten, um einen Platz zu finden, der von der Straße nicht einsehbar war, windgeschützt und nicht voll im Regen, wurden wir nach langem Suchen zum Glück fündig. Von der Hauptstraße fuhren wir ab und fanden versteckt einen Schotterplatz, umrahmt von hohen Bäumen und Gebüschen, auf dem verrottete LKWs und vergammelte Container standen. Irgendwie sah es etwas aus wie auf einem LKW-Friedhof. Nur zwei neue LKWs standen dazwischen. Es war eine ganz komische Szenerie und eigentlich wollten wir hier nicht bleiben. Aber durch den Schutz der LKWs und Bäume, war es nur hier so windstill, dass uns keine andere Wahl blieb.

Aber nicht nur wir profitierten von dem windstillen Ort sondern auch meine Freunde die Midges. Da Midges eigentlich kein Wind mögen, und Regen sowieso nicht, hatten wir bis jetzt immer das „Glück“ ENTWEDER Midges ODER Wind und Regen. Aber nun hatten wir tatsächlich alles!!! Der Wind, der unserem Auto nichts antat aber fast die Bäume über uns zusammen brechen ließ, der Regen, von dem wir trotz der Bäume nicht ganz verschont blieben und zu guter Letzt die Midges, die sich wie wir diesen Ort als Rückzugsort ausgesucht hatten und die sich nun über unsere (oder besser meine) Ankunft freuten. Für sie war es ein Festmahl!!!

Wir bauten also so schnell wie möglich unser Auto auf und machten alle Schotten dicht. Midges sind keine 2 mm groß und so passen sie sogar durch die Fliegengitter in unseren Fenstern. Und während ich unser Kind stillte versuchte Tim alle Midges, die sich doch mit reingemogelt hatten, zu töten.

Als wir morgens aufwachten, traf uns beinahe der Schlag. Der ganze Zeltstoff von unserem Alutop war von außen schwarz gesprenkelt. Mindestens eine Millionen von diesen Drecks-Viechern klebte tot oder lebendig an unserem Alutop und da mussten wir wieder durch um nach vorne in unser Auto zu gelangen.

Ich machte drinnen alles soweit fertig, während Tim sich nach draußen wagte um dort alles vorzubereiten. Im fliegenden Wechsel ging es weiter, ich setzte mich mit Elisabeth ins Auto, während Tim die letzten Handgriffe tat und das Dach schloss. So schnell wie an diesem Morgen waren wir noch nie abfahrtbereit. Trotz aller Sorgfalt konnten wir es nicht vermeiden, dass uns Midges ins Auto folgten. Nur durch das Öffnen der Türen waren sie schon wieder überall. Also erst einmal wieder Mücken töten. Nachdem dann Elisabeth kurz darauf noch ihren kompletten Mageninhalt über mir verteilt hatte, brach alles über mir zusammen und ich erst einmal in Tränen aus. Nun war wirklich der Tiefpunkt der bisherigen Reise erreicht. Ich wollte und konnte nicht mehr und Tim ließ mich entscheiden, ob wir weiter machen oder zurück fahren wollten. Aber irgendwie wollte ich mich nicht geschlagen geben – noch nicht!

Wir fuhren wieder in Richtung North Coast 500 und ließen die Isle of Skye hinter uns, aber nicht ohne uns im ersten Spar einen Kaffee aus einem Automaten zu gönnen. Der musste nämlich aufgrund der morgendlichen Hektik ausfallen.

Nun ging es die Westküste entlang, Passagen am Meer wechselten sich mit Passagen in den Highlands ab. Landschaftlich wunderschön und genau so wie wir es uns vorgestellt hatten. Und auch die Straßen wurden immer mehr nach unserem Geschmack. Die meiste Zeit ging es wieder über Single Tracks, diesmal – im Gegenzug zu Irland – aber für Anfänger. Alle paar Meter ist eine Ausweichstelle zu finden immer markiert von einem Schild „passing place“. Leider ist durch diese Schilder, die teilweise wirklich im Abstand von wenigen hundert Metern stehen, die Landschaft etwas verschandelt, aber wahrscheinlich war es den Schotten zu gefährlich, die tausend Touristen in ihren Mietkisten im Linksverkehr einfach so auf die Straßen loszulassen.

Die zweite Nacht verbrachten wir mitten in den Highlands an einem etwas abseits gelegen Parkplatz mit Blick auf die Berge und auf einen See. Aber leider war auch hier alles voll mit Midges und so konnten wir uns wieder nur in unsere Karre zurück ziehen. Es zerrte weiter an unseren Nerven. Irland war wunderschön und auch Schottland bisher. Aber unser Auto ist ein Schönwetter-Auto. Natürlich kann man sich auch mal hinten rein setzen und so einen oder auch zwei oder drei Abende verbringen. Das kann sogar mal ganz gemütlich sein, wenn draußen der Regen gegen den Zeltstoff prasselt und man es drinnen schön warm (der Standheizung sei Dank) hat. Aber wir haben nunmal kein Wohnmobil und dementsprechend ist das Platzangebot beschränkt. Und so langsam machte sich der Koller breit. Immer waren wir auf der Flucht vor Mücken, dem erbarmungslosen Wind oder Regen. Und von den Temperaturen wollen wir mal gar nicht sprechen, die befanden sich schon seit Tagen jenseits der 15 Grad Grenze (nach unten, nicht nach oben!). Es machte einfach keinen Spaß mehr. Wir wurden immer unzufriedener und entschieden die ganze Sache hier so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Wir wollten nur noch in den Süden.

Am dritten Tag auf der North Coast 500 ging es aber noch einmal ganz in den Norden. John O’Groats wartete auf uns. Der nördlichste Punkt auf dem schottischen Festland welcher mit einem „Welt-Wegweiser“ markiert ist, auf dem verschiedene Orte mit der dazugehörigen Entfernung stehen. Und auch wir hatten unseren nördlichsten Punkt der Reise erreicht. Ab jetzt ging es nur noch nach Süden, also so langsam heimwärts. Ab John O’Groats ist die Straße sehr gut ausgebaut – bei uns würde man es eine einfach Überlandstraße nennen, aber 100 km/h waren schon drin – so dass wir eigentlich noch am selben Tag bis Inverness zurück fahren wollten. Aber leider hatten da ein paar Autofahrer was dagegen. Die trafen sich nämlich frontal in einer Kurve und somit standen wir 1,5 Stunden im Stau bis die Feuerwehr und Ambulanzen die Überreste von der Straße gekratzt hatten.

Wir entschieden uns, nicht weiter zu fahren und übernachteten auf einem naheliegenden Hafenparkplatz. Am nächsten Tag wollten wir ausgeruht die letzte Etappe in Angriff 

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