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Irland Teil IV

Jeder Tropfen heißes Wasser ist eine Wohltat, wenn man drei Nächte frei gestanden und nicht geduscht hat…

So fühlten wir uns wieder wie Menschen als wir beide aus der Dusche des Campgrounds kamen, der uns so vielversprechend im Internet angepriesen wurde.

Und es wurde nicht zu viel versprochen. Wir duschten bestimmt eine halbe Stunde pro Person und auch unsere Tochter kam nach den turbulenten Nächten in letzter Zeit nicht zu kurz und wurde ausgiebig gebadet.

Wir wuschen Wäsche, der Trockner half uns in Minuten unsere Berge zu trocknen und wir verbrachten einfach mal ein entspanntes Wochenende auf dem Platz. Dazu kam, dass sowohl die meisten Einheimischen als auch die Nachbarn aus Nordirland am Wochenende zum Campen an die Küste fahren und das ausgiebig zelebrieren. Da wird Kind und Hund, alle Sportutensilien aus der Garage und sämtlichen Biervorräte aus Dach und in den Wohnwagen gepackt und einfach mal auf einem Campingplatz abgefeiert.

Und wir mitten drin… Aber wir genossen auch das, die Menschen, die Gespräche, die ausgelassene Stimmung.

Nach zwei Nächten und Tagen, in denen wir uns und das Auto mal wieder auf Vordermann gebracht haben, hielt es uns nicht länger und wir machten uns auf zum letzten Abschnitt unserer Reise die Küste hinauf. Aber nicht, bevor wir mal mit der Heimat geskypt und natürlich schonmal für die nächsten Tage vorgeduscht haben!

Ein Schild von der Größe eines heimatlichen Ortsschildes bezeichnete das Ende des gewaltigen Wild Atlantic Way, das erste Mal sind wir sogar dran vorbei gefahren, nur die App wies uns darauf hin, dass unsere fast 2600 km lange Reise einfach so endete.

Auf den zweiten Blick entdeckten wir es dann und waren dezent enttäuscht, dass ein solches Ziel doch so unspektakulär zu Ende ging. Vielleicht lag es auch daran, dass wir den Way von Süd nach Nord gefahren sind, denn ich meine mich erinnern zu können, als wir vor genau 2 Wochen in Kinsale los fuhren, dass dort mehr Attraktion darum gemacht wurde, und an jeder Ecke Souveniers zu kaufen waren. Hier in Muff gab es nicht einmal eine Touristeninformation.

Aber egal, wir waren den gesamten Weg gefahren, wir hatten es geschafft! Das Abenteuer, das uns 14 Tage lang begleitet hatte, uns Nerven gekostet und unglaubliche Eindrücke geschenkt hat, war vorbei und wir waren auf der einen Seite glücklich es geschafft zu haben, auf der anderen aber traurig, dass es vorbei war…

Das nächste Ziel stand aber schon fest, die North Coast 500!

Wir machten uns weiter auf die Küste entlang, unser Nächstes Ziel war Belfast, bzw. ein Parkplatz in einem Vorort, den man zum Campen nutzen darf.

Auf dem Weg kamen wir an einer Tankstelle vorbei und waren überrascht, dass der Sprit so unschlagbar günstig war. Eine Vollbremsung verhinderte nur das im letzten Moment gesichtete winzige Logo vor dem Betrag… £!!!

Unbemerkt überschritten wir die Grenze zu Nordirland kurz vor der Stadt Derry. Es gab wirklich keinerlei Schilder, die darauf hindeuteten, dass wir uns nun in einem neuen Land befanden. Uns wunderte jetzt auch nicht mehr, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer etwas verärgert geschaut haben, als sie uns überholten, denn auch die Geschwindigkeit wurde jetzt in Meilen angegeben und nicht mehr in km/h.

Aber mit dem neuen Wissen schafften wir es den Rest der Küste, die der Küste im Westen in nichts nachsteht, auf den besagten Parkplatz.

Wir bauten auf und da es noch recht früh war, gingen wir zum nahen Hafen und genossen noch ein wenig das halbwegs gute Wetter (es regnete nicht!). Auf unserem Weg zurück zum Auto überquerten wir den Parkplatz und wunderten uns über eine Gruppe, ich nenne sie mal vorurteilsfrei Pimper, die mit ihren getunten Kisten am Rand standen und über Alufelgen und Heckspoiler fachsimpelten. Jedenfalls glaubten wir das aus den Gesten herauslesen zu können, denn das nordirische Englisch ist absolut unverständlich.

Zurück am Auto legten wir die Kleine hin, als wir noch ein paar röhrende Auspuffrohre hörten. Dann ein Reifenquietschen, und mehr aufheulende Motoren. Der Parkplatz füllte sich mit immer mehr getunten und gepimpten Karren. Manche davon hätten direkt aus Fast and Furious stammen können, andere direkt aus einem Nobelautohaus. Ich hab sogar einen Nissan GT-R gesehen, aber auch unzählige schrottige (hier Vauxhaul) Corsas, die außer einem Bösen Blick nichts verändert hatten.

An die 200 Autos waren auf dem Platz, aufheulende Motoren, hämmernde Bässe und dröhnende Auspuffrohre waren ohrenbetäubend laut.

Die ersten Wohnmobile verließen fluchtartig den Platz, den anderen wurde gar keine Chance gelassen zu verschwinden, denn sie wurden gnadenlos eingeparkt.

Überall standen Männer, Frauen und auch Kinder herum und fachsimpelten, betrachteten sich andere Autos oder liefen herum und fotografierten das wilde Treiben.

Meine Ladies lagen schon im Bett, aber ich saß auf der Stoßstange unseres Autos und betrachtete das Spektakel gebannt. Und, Gott ist mein Zeuge, wurde auch ich manchmal mit ein paar bewundernden Blicken und gereckten Daumen für unseren Pick-Up gewürdigt!

Naja, im Herzen sind wir halt alle gleich. Bloß sie tunen zur Straße hin, und wir davon weg.

Die ‘Veranstaltung’ nahm erst so gegen halb 3 Uhr ein abruptes Ende, als es wie aus Eimern zu regnen begann.

Da lagen wir aber schon lange im Bett, auch an den Lärmpegel hatten wir uns gewöhnt. Wir bekam dass Ende eigentlich nur mit, weil keiner der Anwesenden es sich nehmen ließ, mit quietschenden Reifen den Platz zu verlassen.

Es regnete durch bis zum nächsten Mittag, als wir durch die Metropole Belfast fuhren, auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel, dem 200 km entfernten Dublin.

Dieses erreichten wir auch ungefähr drei Stunden später bei schönstem Sonnenschein. Mitten auf der Autobahn hatten sich dann auch wieder die Verkehrsschilder vom Meilen in km/h geändert, was aber auch wieder in keinster Weise angekündigt wurde.

Seit 1759 Hauptsitz und Gründungsstadt der Firma Guiness, Hauptstadt Irlands und eine absolut schön ist Dublin aber auch eine quirlige, von Touristen überlaufene Metropole, die auf keinem Fall mit einem größeren Fahrzeug wie einem Motorroller befahren werden sollte.

Wir waren dementsprechend dann auch leicht überfordert, uns mitten in diesem Gewimmel aus Linienbussen, Taxen, überall herumrennenden Touristen und kreuz-und-quer fahrende Fahrradfahrer wiederzufinden. Aber dank der Navigationskünste meiner Frau geleitete sie uns wohlbehalten durch das Chaos und wir verschafften uns einen kleinen Überblick.

Der angepeilte Campingplatz lag etwas außerhalb und wir wollten nach der Erfahrung erst am nächsten Morgen wieder in die Stadt, dann aber mit dem Bus.

Die Nacht war gut und trocken und gab uns Gelegenheit, all unsere nassen Sachen inklusive Markise zu trocknen.

Am nächsten Morgen ging es in die Stadt. Da wir nicht wirklich viel Zeit hatten, da wir am Abend die Fähre nach Schottland bekommen wollten, kürzen wir die Stadtbesichtigung etwas ein und landeten um kurz nach 12 in einem Pub in der Altstadt.

Das war einer der Punkte, die auf jedenfall auf meiner To-Do-Liste stand, nämlich ein Guiness in der Herkunfsstadt Dublin einem urigen (oder nennen wir es abgeranzten) Pub zu trinken.

Gesagt, getan, rein ins Pub.

Der Barkeeper staunte nicht schlecht, als wir uns an die Bar setzten und ich Elisabeth samt Maxi-Cosi auf den Tresen stellte, konterte aber gelassen mit:

„3 Guiness, eines mit Strohhalm?“

Sofort auf einer Wellenlänge!

Meine Frau bekam einen Kaffee, meine Tochter die Brust und ich ein eiskaltes Guiness aus dem Fass in Kombination mit einem 4 cl Jameson, dem Irischen Whisky.

Gut gelaunt ging es bei bestem Wetter zurück zum Auto und wieder zurück nach Larne, etwas nördlich von Belfast, um um 20 Uhr die Fähre zu erwischen, was uns auch problemlos gelang!

 

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