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Tschechien

Ort der Knochen

Tschechien, das letzte Land auf unserer Weltreise.

Unser erstes Ziel in Tschechien war ein großer Wunsch von mir. Ich hatte weit vor Beginn unserer Reise eine Dokumentation über diesen Ort gesehen und war sofort begeistert. Ich setzte ihn auf meine Liste, der Dinge, die ich einmal machen wollte, wenn ich auf Reisen bin. Witzigerweise war es der erste Name auf meiner langen Liste und das letzte Ziel, das wir auf dieser Reise anfahren würden. Ironie…

Der Ort von dem ich rede, ist die Kirche von Kutnà Hora. Neben der Kathedrale des Ortes die meistgesehene Sehenswürdigkeit.

Das besondere an dieser Kirche, die unscheinbar, umgeben von einem Friedhof, an einer Seitenstraße liegt, ist, dass der gesamte Innenraum aus menschlichen Knochen besteht. Vom Kronleuchter bis hin zum überdimensionalen Wappen ist alles aus den Gebeinen von ca. 60000 Personen erbaut worden.

Eine lange Treppe führt in das Untergeschoss des Gotteshauses und schon von den Stufen kann man die außergewöhnliche Inneneinrichtung erkennen. Es wundert mich eigentlich, dass nicht alle fünf Minuten irgendein Tourist die Treppe hinunter stürzt, weil er vor lauter gucken nicht darauf achtet, wohin er tritt.

Unten angekommen erschlägt einen fast der gewaltige knöcherne Altar mit einem gigantischen Kronleuchter darüber, der überwiegend aus Schädeln besteht. In den Ecken sind Kronleuchter aus Hüft-, Oberschenkel-, und Oberarmknochen und eine lange Kette aus Schädeln führt in der Mitte zusammen und in den Kronleuchter. AN einer Wand hängt das Stadtwappen, das auch, wie alles andere komplett aus Knochen gearbeitet ist. Hinter dicken Stahlgittern türmen sich die Gebeine und wohin man ach immer schaut sieht man nichts als Knochen.

Faszinierend und erschreckend zugleich…

Wieder im Sonnenlicht benötigt man einen Moment, bis man das Gesehene verarbeitet hat und sich an die hellen Strahlen gewöhnt hat.

Da wir uns erspart hatten, unsere Tochter mit in die Katakomben zu nehmen wechselten wir uns ab. Einer blieb mit ihr oben, der andere ging in den Keller.

War eine gute Idee, denn ich will nicht wissen, wie viele Knochen ich aus irgendeiner Ritze unseres Autos gezogen hätte, von denen wir gar nicht mitbekommen hatten, dass sie in ihren Taschen verschwunden waren.

Nachdem Sarah und ich die Katakomben begutachtete hatten, machten wir uns auf den Weg in Tschechiens Hauptstadt Prag.

Ein kleiner Campingplatz im Hinterhof eines Wohnhauses sollte unser letzter Übernachtungsort auf dieser Reise werden. Ein wenig wehmütig parkten wir und bauten ein letztes Mal das Auto auf.

Wir ließen den Abend entspannt bei einer heißen Dusche ausklingen. Einsetzender Regen trieb uns dann aber ins Auto und wir kuschelten uns bei laufender Standheizung aneinander.

Prag

Am nächsten morgen nahmen wir die Bahn in die Innenstadt. Leider wechselte sich immer wieder Sonne mit Regen ab, so dass wir den Buggy auf seine alten Tage nochmal mit allem beladen mussten, was wir an Kleidung übrig hatten.

Die Stadt, das brauche ich niemandem zu erzählen, ist wunderschön und ein wahres Highlight auf einer Reise durch Europa. Das sahen übrigens auch alle asiatischen und amerikanischen Touristen so, die sich zu Hauf auf der Karlsbrücke selbst fotografierten oder in Pulks mit einem einheimischen Führer durch die engen Gassen zogen und dessen Worten und Erklärungen lauschten.

Auch wir zogen durch die Stadt, über die Einkaufsmeile, wo unsere Tochter ein paar neue Schuhe abstaubte, und durch die Straßen, die vor Geschichte nur so strotzten. Alte gewaltige Türme ragten überall über die roten Dächer der Häuser empor und die Stadtmauern der Altstadt waren stumme Zeugen der Jahrhunderte alten Historie dieser Metropole.

Zurück auf dem Camping packten wir unsere Sachen für den letzten Abschnitt unserer Reise und die baldige Ankunft in Deutschland. Alles unnötige wurde entsorgt oder verschenkt. Gebrauchte Kleidung wanderte in die Radkästen und die Wasserreserven wurden entleert. All das benötigten wir jetzt nicht mehr.

Und plötzlich war alles rum

Am Morgen, nachdem wir ein aller letztes Mal das Auto für die Fahrt bereit gemacht hatten, verließen wir Prag und nahmen Kurs auf Leipzig, wo Sarah die nächsten Tage verbringen würde, während ich schon einmal Vorbereitungen für die Wohnung und den Umzug traf.

Die ganze Fahrt bis an die Grenze schwiegen wir fast ausschließlich, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Das Wetter wurde trüber, Regen setzte ein. Irgendwie passend.

Wir erreichten die letzte Grenze unser knapp zweieinhalbjährigen Weltreise am Mittag des 26.09.2019.

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Polen

Krakau

Die erste Nacht in Polen verbrachten wir an einem See in einem Naherholungsgebiet, dass umringt war von Restaurants und Hotels. Das merkte man daran, dass unentwegt Musik zu hören war und alle fünf Minuten ein Auto vorbei fuhr. Es war Wochenende und die Hotels hatten die Säle voll mit Hochzeiten, die eine lauter als die andere. Die Gäste fuhren auf der Zufahrt immerwährend an uns vorbei und selbst mitten in der Nacht hörten wir noch, wie die Fahrzeuge langsamer machten, damit sie den ungewöhnlichen Gast länger betrachten konnten.

Die Nacht war kalt und wir zitterten in unserem Top. Man merkte jetzt immer mehr, das der Herbst nahte.

Aber die Tage waren noch schön und warm.

Das nutzten wir dann auch gleich mal, um uns eine der schönsten Städte des Landes, wenn nicht sogar ganz Europas anzuschauen.

Krakau, im Südosten Polens ist ein Juwel!

Die gesamte Stadt besteht aus alten Häusern, die wunderschön restauriert waren. Alles überragte eine gewaltige Festungsanlage, die gleichzeitig die Altstadt bildete. Die Weichsel umrundet diesen Festungsberg und rahmt ihn wunderschön ein. Auf dem Fluss waren Ausflugsboote, Privatschiffe und Mietkähne unterwegs. Wir gingen am Ufer entlang auf die Altstadt zu, nachdem wir fast eine Stunde vergeblich versucht hatten, einen Parkplatz zu ergattern. Schlussendlich hatten wir unser Auto auf einem bewachten Parkplatz abgestellt und waren die zwei Kilometer in die Innenstadt gelaufen.

Von der Festung aus hatten wir einen atemberaubenden Blick auf die umliegende Landschaft, den Fluss und die Stadt. Mit tausenden anderer Touristen schoben wir uns durch die engen Wege der Burg. Der Strom riss auch nicht ab, als wir Richtung Innenstadt gingen. Es war wunderschön, leider auch zu voll, aber was will man erwarten, wenn man an einem Wochenendtag eine der Hauptattraktionen eines Landes besucht.

Nach unserem Rundgang, gingen wir langsam zurück zum Auto. Wir wollten uns etwas früher einen Stellplatz für die Nacht suchen, denn die waren in der Umgebung rar gesät und wir mussten noch Wasser aufkochen, damit unsere kleine Prinzessin ein warmes Bad genießen konnte.

Wir fanden einen Platz an der Weichsel, ab und zu kamen ein paar Boote vorbei und die Insassen winkten uns zu.

Es wurde wiedermal eine kalte, neblige Nacht und die Sonne brauchte lange, um sich am Morgen durch die dichten Schwaden zu kämpfen und die Luft zu erwärmen.

Zusätzlich zur Kälte brachte der Herbst natürlich auch die Nässe mit sich. Wir konnten nichts mehr draußen hängen lassen. Die Geschirrhandtücher, die normaler Weise immer über Nacht draußen hingen zum trocknen waren am Morgen nasser als am Abend davor…

Somit waren wir gezwungen, unser Lager immer früher aufzuschlagen, damit wir die Sachen vor Einbruch der Nacht trocknen konnten und nichts draußen blieb.

Auschwitz

Unser nächstes Ziel, eines der geschichtsträchtigen… – kann man es Highlights nennen? – war die Konzentrationslager-Gedenktstätte Auschwitz-Birkenau.

Allein der Name weckt in den meisten Menschen (gerade Deutschen) ein mulmiges Gefühl. Eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte fand in diesem Lager einen erschreckenden und angsteinflößenden Höhepunkt. Das Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau war in den letzten Kriegsjahren Schauplatz unvorstellbarer Grausamkeiten.

Schon von Weitem konnte man die unverkennbare Form des Bahnhofsgebäudes erkennen, auf dem die Züge mit Viehwagen in das Lager einfuhren.

Unzählige Reportagen im Fernsehen zeigten Bilder, in denen Menschen wie Vieh herumgestoßen, in unwürdigen Zuständen leben und auch sterben mussten. Man hatte Bilder im Kopf von Züge, Schienen und traurige, verzweifelte Gesichter. Gesichter von Menschen, die hier her gebracht wurden, um hier zu sterben.

Die Bilder im Fernsehen waren das Eine… Eine ganz andere Sache war, selbst über die Schienen zu gehen, die Waggons zu sehen und im Bogen des Bahnhofstors zu stehen, durch den so viele Menschen gekommen, aber nie wieder gegangen waren.

Die Situation war für uns etwas surreal, denn durch die Reportagen hatte man immer eine wolkenverhangene, kalte Umgebung im Kopf, die Trostlosigkeit und Schmerz vermittelte.

Als wir durch das Konzentrationslager liefen, schien die Sonne und es war keine Wolke am Himmel. Die Sonne brannte regelrecht vom tief blauen Himmel herab auf die Holzbaracken, in denen tausende von Menschen unter unwürdigen Bedingungen festgehalten wurden. Wir folgten den Wegen, vorbei an scheinbar unendlich vielen hölzernen Rekonstruktionen der Gebäude, denn die meisten waren bei der Einnahme durch die roten Armee niedergebrannt worden.

Leider konnten wir das KZ-Museum Auschwitz I nicht besuchen, denn die Eintrittskarten waren limitiert und bis auf viele Tage in Voraus ausverkauft. Da wir aber nicht wussten, wann genau wir in Auschwitz ankommen würden, konnten wir keine Karten reservieren. Und vier Tage auf die nächste Möglichkeit zu warten war leider auch keine Option für uns.

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das nächste Mal würden wir uns auch das Museum anschauen.

Wir übernachteten eine Stunde entfernt von der Gedenkstätte auf einem Parkplatz, der mitten in der Stadt an einem Park lag. Dieser hatte drei Stellplätze für Wohnmobile… Und einen riesigen Spielplatz!

Das El Dorado für unsere Tochter! Der Abend endete erst, als es so dunkel wurde, dass sie das Klettergerüst nicht mehr sehen konnte und uns die Kälte ins vorgewärmte Auto trieb.

Am nächsten Tag gaben wir unsere letzten polnischen Zloty in einem Lidl aus und fuhren über eine Grenze, die es nicht mehr gibt.

Jeder, der jemals eine größere Reise hinter sich hat, weiß zu schätzen was der Schengenraum und die EU für eine sagenhafte Erleichterung für das Reisen ist. Und jedem, der für einen Austritt Deutschlands aus der EU plädiert, wünsche ich einmal eine sechs Stunden Odyssee an irgendeiner afrikanischen oder asiatischen Grenze…

Aber die, die ihren Mund derart weit aufreißen sind wahrscheinlich genau Diejenigen, die jedes Jahr drei mal nach Mallorca fliegen und meinen, die Insel sei Teil eines deutschen Bundeslandes…

Die würden blöd schauen, wenn man auf einmal einen Reisepass benötigen und stundenlange Grenzkontrollen aufgrund des Andrangs in Palma erdulden müsse…

Aber jedem das seine.

Tschechien erwartete uns mit wolkenverhangenem Himmel und einem weiteren Parkplatz, auf dem wir die Nacht verbringen konnten.

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Ukraine

Ukraine

Der erste Eindruck war hingegen doch eher positiv, denn die Grenze war schnell passiert und wir fuhren auf… naja, sagen wir… eher mäßig guten Asphaltstraßen in die Ukraine. Okay, ich geb es zu, die Straßen waren scheiße. Schlaglöcher, verformter Untergrund, Abbruchkanten überall…

Aber egal, es ging schon. Und unserem ledierten Fahrwerk machte das jetzt auch nichts mehr aus.

Unsere erste Nacht verbrachten wir an einem Fluss. Da über den Tag hin die Temperaturen nie über 18 Grad gestiegen waren, hatten wir natürlich auch kein warmes Wasser in der Solardusche. Somit waren wir gezwungen, unser Wasser abzukochen, damit wir zumindest kurz heiß duschen konnten.

Bei jedem normalen Menschen zu hause funktioniert das so. Dusche auf, 5 Minuten Duschen, abtrocknen… fertig!

Bei uns war es eine Aktion von fast 2,5 Stunden bis Elisabeth in der Badewanne neben dem Auto planschte und Sarah und ich geduscht hatten.

Das ist der Nachteil, wenn man im Spätjahr campen ist. Es war lustigerweise auch keine Minute zu früh, als wir alle dann endlich trocken, angezogen und fertig waren, denn mit untergehender Sonne meinte man, auf der Rückseite des Mondes zu stehen. Die Temperaturen fielen ins Bodenlose, Nebel zog auf und innerhalb von ein paar Minuten war alles nass. Man wurde regelrecht gezwungen, sich im Auto zu verkriechen und die Heizung anzuwerfen.

Die Nacht war eine der kältesten, die wir je erlebt hatten, seit wir mit dem Auto unterwegs waren. Aber dafür war der Morgen umso schöner.

Tief hing der Nebel über dem Bach und in den Bäumen um uns herum. Man konnte kaum den Boden sehen.

Wir frühstückten im Auto, da es immer noch bitter kalt war und sich die Sonne nur mühselig durch die Wolken und den Nebel kämpfen musste.

Auf einmal klopfte es an unserer Heckklappe. Eine Stimme rief etwas auf russisch, sie schien einer alten Frau zu gehören.

Als ich die Klappe öffnete, stand da wirklich eine kleine, uralte Frau in einem langen Ledermantel hinter unserem Auto und redete auf uns ein. Leider konnten wir kein Wort verstehen, aber ihren Gesten nach, wollte sie uns eingelegte Pilze verkaufen. Aber auch nachdem wir danken abgelehnt hatten, redete die Frau immer weiter, dass wir kein Wort verstehen konnten, störte sie dabei nicht. Wir hörten geduldig zu, nickten ein paar Mal und lächelten. Irgendwann ebbte ihr Redefluss ab, sie bekreuzigte sich, segnete uns und verabschiedete sich… alles auf russisch…

Lviv

Nach dem Frühstück und dieser kuriosen Geschichte packten wir unser Auto und machten uns auf den Weg nach Lviv, oder zu deutsch Lemberg.

Die Straße führte uns auf eine Polizeisperre zu, aber keiner der Polizisten schien irgendeine Notiz von uns zu nehmen. Also rollte ich langsam durch den Posten.

Gerade als ich Gas geben wollte, hob doch ein Soldat die Hand und wies uns an, uns an den Straßenrand zu stellen. Er kam zu uns herüber, seine Kalaschnikov über der Schulter, das restliche Waffenarsenal im Gürtel.

Wir hätten den weißen Streifen an diesem Posten überfahren ohne anzuhalten… Das würde Strafe kosten!

Wir bereiteten uns auf lange Verhandlungen vor, von Korruption war überall die Rede und wir dachten, jetzt wären wir genau mitten drin.

Aber zu meiner Überraschung lief alles ordnungsgemäß ab. Meine Papiere wurden alle eingesammelt und das Auto kontrolliert. Dabei stieß der Beamte auf einen Aufkleber auf unserem Heck „No Kangaroos in Austria“. Ob wir schonmal in Australien gewesen wären… Äh, nein…

Aber das wirklich skurrile kam, als wir in seinem Häuschen den Strafzettel ausfüllten… Nach dem Namen und der Adresse fragte er doch glatt, ob Deutschland jetzt eine Demokratie wäre oder ob wir einen König hätten…

Jemandem laut in’s Gesicht zu lachen, der eine Maschinenpistole umgehängt hat, wäre wohl die ungünstigste Reaktion, die ich hätte haben können, aber ich musste es mir wirklich mit aller Mühe verkneifen.

Nachdem der Strafzettel ausgefüllt war, wurde ich damit in die nächste Stadt geschickt, den fälligen Betrag auf einer Bank einzahlen. Die Korruption hatte sich so weit durch das ukrainische Rechtssystem, dass es überhaupt nicht mehr zu irgendwelchen Barzahlungen kommen durfte. Alle Geldtransfers durften nur noch bargeldlos erfolgen.

Wir hätten 14 Tage Zeit und einen schönen Tag noch.

Kurz überlegte ich, ob wir den Strafzettel einfach nicht bezahlen sollten, da wir maximal zwei Nächte noch im Land bleiben wollten, aber ich wollte auch nicht an der Grenze stehen, und dann dort mit irgend einem anderen Polizisten rumdiskutieren, warum da noch eine offene Strafe wäre. Und da diese gerade mal 10 Euro betrug, wäre das Risiko größer als der Nutzen. Zwar war der Zettel handschriftlich ausgefüllt, aber man weiß ja nie, wie schnell der Polizist die Daten in den PC eingibt.

Wie dem auch sei, in Lviv zahlten wir dann den Betrag ein, plus natürlich eine Gebühr, die die Bank erhob. Für die Mühe… Schweine…

Ich hasse Banken!

Die Stadt soll eine der schönsten in der ganzen Ukraine sein. Und wir können es nur bestätigen. Eine wunderschöne Altstadt, geprägt von alten Fachwerkhäusern, umgeben von einer gigantischen Stadtmauer. Ein wenig erinnerte es uns an Dubrovnik, bloß nicht am Meer.

Wir zogen ein paar Runden durch die Stadt, aßen etwas und genossen die letzten wärmenden Sonnenstrahlen. In der Nacht würde es wieder übelst kalt werden.

Als die Sonne hinter den Dachgiebeln verschwand, machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto. Das hatten wir auf einem Parkplatz abgestellt, auf dem man auch übernachten konnte.

Eigentlich wollten wir zwei Nächte bleiben und am nächsten Tag nochmal in die Stadt, aber wir hatten unserer Meinung nach an diesem Tag schon alles gesehen und entschieden deshalb, am nächsten Morgen weiter zu fahren.

Immer nach Westen

Nach einer kalten Nacht machten wir uns nach dem Frühstück auf in Richtung Grenze. Die Landschaft war wirklich schön und wir sagten uns, dass es nicht das letzte Mal gewesen wäre, dass wir die Ukraine besucht hätten.

Wir entschieden uns für eine Nebengrenze, weil es wahnwitzige Stories gibt, die von 12 Stunden Wartezeit an der Hauptgrenze Polen-Ukraine berichteten.

Die Straße zu den kleinen Grenzposten war wirklich übel. Nicht dass die meisten Straßen in der Ukraine echt schlimm waren, diese war eigentlich ein einziges, 20 km langes Schlagloch.

Teilweise einen halben Meter tief, teils mit Pfützen so groß, dass ein 40-Tonner locker darin hätte versinken können.

Wir tuckerten im Schritttempo dahin, bis endlich die Grenzgebäude in Sicht kamen.

Der Übergang dauerte bedauerlicher Weise fast 1,5 Stunden. Nicht, weil so viel los war, sondern weil irgend etwas nicht mit der Mautbescheinigung stimmte, die wir an der Einreisegrenze erhalten hatten.

Aber nachdem die Grenzbeamtin wahrscheinlich einfach resigniert aufgegeben hatte, das Problem auf dem offiziellen Weg zu lösen, gab sie uns den Zettel wieder und sagte, wir sollten einfach durch fahren… Naja, wie auch immer…

Die polnischen Grenzbeamtinnen nahmen ihren Job wirklich ernst und untersuchten unser Auto ganz genau. Ich musste hinten die Schubladen öffnen, es wurde in den Motorraum und sogar in jede Klappe geschaut. Nachdem auch diese Dame zufrieden war, durften wir, jetzt wieder in der EU, unsere Reise fortsetzen. Unser Weg sollte uns Richtung Krakau führen.

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Rumänien

Bukarest

Unser erster Stopp in Rumänien war direkt mal die Hauptstadt des Landes, Bukarest.

Wiedermal stellte sich die Größe unseres Autos als Hindernis dar, denn wir fanden keinen Parkplatz. Nach fast einer Stunde cruisen gaben wir auf und entschieden uns, Bukarest irgendwann einmal mit dem Flugzeug zu besuchen, denn auf den ersten Blick machte die Stadt einen wirklich schönen Eindruck und gefiel uns auf Anhieb.

Dazu bekamen wir hier das bisher beste Angebot an mobilen Daten für unser Smartphone. Die rumänische Telekom bot eine Prepaid-SIM-Karte für 30 Tage an, auf der unbegrenztes Datenvolumen gebucht war. Für schlappe 7,50 Euro… Da können sich unsere deutschen Anbieter mal eine fette Scheibe abschneiden.

Man spricht ja immer davon, das Reisen bildet und man eine bessere Sicht auf die Welt bekommt, wenn man viel unterwegs ist.

In Hinsicht des Mobilfunks tendiert das aber sehr stark ins Negative, denn nirgendwo anders auf der Welt sind die Gebühren fürs Handy höher als bei uns. Dazu rühmt sich unsere Nation zu den fortschrittlichsten der Welt zu gehören, ein hochtechnologisches Land, dass seines Gleichen sucht…

Im hinterletzten Winkel Georgiens hatten wir LTE mit vollem Ausschlag, kein Tal, kein Berg konnte daran was ändern. Für 20 GB bezahlten wir dort umgerechnet 10 Euro.

Bei unseren Verträgen in Deutschland bekommen wir für 8 Euro einen 1GB und in unsrem Heimatdorf in der Pfalz kann man mit erhobenem Smartphone durch die Wohnung stapfen und nach 3G suchen… Von wegen Fortschritt…

Aber das ist ein anderes Thema!

Bukarest bot sich für uns natürlich auch an, um einmal wieder einzukaufen, alles aufzufüllen und uns bereit zu machen für die unberührte Natur Rumäniens. Die erste Nacht im Land verbrachten wir auf einem Camping, um mal wieder alles zu sortieren, uns mal wieder richtig zu duschen (nicht aus einem Wassersack) und alles mal wieder aufzuräumen.

Bärenbesuch

Am nächsten Tag folgten wir einem Tipp von Mario und Katrin und fuhren in den Busteni NP, wo es angeblich unmöglich sei, KEINE wildlebenden Bären zu sehen.

In Rumänien spricht man mittlerweile von einer regelrechten Bären-Plage. Die Bestände wachsen immer mehr an und die Tiere kommen schon in die Städte, um dort die Mülleimer und leider auch die Häuser der Anwohner nach Fressbarem zu durchsuchen.

Auch in diesem Nationalpark gibt es dutzende Mülltonnen, Abfallcontainer und, dank ein paar weniger extrem dämlicher Trottel, auch genug Müll, der einfach so herum liegt. Ein Eldorado für die Tiere, die einfach aus dem Wald kommen und sich ans „gemachte Buffet“ setzen konnten.

Was wir auch nicht erwartet hatten, war die Anzahl an Einheimischen, die an diesem Freitag zum Campen in den Wald gekommen waren. Sie brachten Wohnwägen, Camper und Zelte mit und campierten zu hunderten auf den Wiesen und Lichtungen im Park. Überall brannten Feuer und es erinnerte uns stark an unser letztes Fernreisetreffen in Deutschland.

Wir bauten unser Camp ein wenig abseits der Massen auf, genau am Waldrand. Natürlich hofften wir auch Bären zu Gesicht zu bekommen. Aber den ganzen Abend sahen und hörten wir nichts. Als auch unser Feuer heruntergebrannt war, es wirklich kalt und feucht wurde, beschlossen wir, ins Auto zu gehen. Die Nacht war dunkel und kein Mond schien.

Wir lagen keine halbe Stunde, als uns plötzlich eine Bewegung am Auto hochschrecken ließ. Das ganze Auto schwankte und als wir die Fenster aufrissen und mit unser Taschenlampe raus leuchteten, tat es einen Schlag und wir konnten gerade noch den Hintern eines riesigen Braunbären sehen, der sich vor unserer Lampe erschrocken hatte, und schnell das Weite suchte. Als ich ausstieg, um mich mal umzusehen, stellte ich fest, dass der Bär sich wohl einen Schluck aus unserem Wasserkanister, den wir hinten am Aufbau befestigt hatten, genehmigen wollte. Als wir raus leuchteten, erschrak der Bär und der Tisch, auf dem er wohl eine Tatze gestellt hatte, klappte unter seinem Gewicht zusammen, was ihn dann wohl endgültig in die Flucht geschlagen hatte.

Ich stellte den Tisch wieder auf und aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung. Als ich in die Richtung leuchtete, sah ich eine Braunbärenmutter mit ihren zwei Jungen durch hohe Gras streifen, keine zehn Meter entfernt von unserem Auto.

Das bewegte mich dazu, schnell wieder im Auto zu verschwinden. Wir beobachteten die drei Bären noch ein wenig aus den Fenstern des Autos heraus, bis diese im Wald verschwunden waren.

Die restliche Nacht blieb es ruhig, wir machten aber trotzdem kein Auge zu, aus Angst, wir könnten wieder unerwarteten Besuch bekommen.

Irgendwie ironisch, dass wir hier her gekommen waren, um Bären zu sehen und jetzt Angst hatten, das noch welche auftauchen würden…

Dino Park

Der nächste Tag brachte ein Highlight für mich, denn als passionierter Dinofan war es natürlich ein muss, in den Brasov Dinopark zu gehen. Der Schwesternpark zu dem in Deutschland, den wir ein Jahr zuvor besucht hatten, war nicht einmal ein Drittel so groß, bot dafür aber deutlich mehr Kinderunterhaltung, war moderner und, meiner Ansicht nach, auch schöner gemacht.

Den ganzen Tag zogen wir durch den Wald, schauten uns die naturgetreue nachgestellten Dinosaurier an und ließen unsere Tochter sich auf den diversen Spielplätzen im Park austoben.

Brasov

Am nächsten Tag stand Stadtbesichtigung auf dem Programm. Die Stadt Brasov ist ein Juwel und eine der schönsten Städte Rumäniens. Die Altstadt, die komplett aus restaurierten Fachwerkhäusern besteht, erinnerte uns stark an Neustadt in der Pfalz. Die umliegenden Berge rahmen die Stadt wunderbar grün, die Sonne schien und es war angenehm war.

Wir zogen durch die engen Gassen, besahen uns die vielen kleinen Läden und ließen uns vom Strom der Touristen und Einheimischen mitreißen.

Nach einem Mittagessen und einem Eis gingen wir zu einem nahen Spielplatz, damit auch unsere Tochter noch auf ihre Kosten kam.

Abends auf einem Camping versuchte ich noch, die Spurstangen, die komplett ausgeschlagen waren, auszubauen, aber die Schrauben waren zu fest. Nach ein paar Versuchen gab ich auf und verschob die Reparatur auf die erste Woche, die wir wieder in Deutschland verbringen würden.

Noch bevor wir am nächsten Morgen weiter fahren wollten, merkten wir, dass der Wasserhahn im Auto nur noch halbherzig Wasser hervorbrachte. Das Licht war auch nicht mehr ganz so hell, also tippte ich auf eine leere Batterie im Top.

Aber als wir den Motor starteten, jaulte dieser ein paar mal, bevor er ansprang, was komplett untypisch für unseren treuen Hilux war.

Also checkten wir das gesamte System, Batterien im Motorraum, im Top, das Solarpanell und das Trenn-MOSFET…

Das Ergebnis war niederschmetternd…

Die Batterien im Motorraum waren fast komplett leer, die hintere Versorgerbatterie schon so tiefenentladen, dass wir vermuteten, das diese nicht mehr zu retten sei.

Also fuhren wir an diesem Tag nicht weiter, sondern machten uns auf den Weg, ein paar neue Autobatterien zu finden.

Nach ein wenig Rumfragen führte uns unser Weg in ein kleines Geschäft kurz vor Ladenschluss, in dem wir außer unseren neuen Akkus auch noch den besten Service bekamen und uns die zuvorkommendste rumänische Gastfreundschaft zuteil wurde, die man sich vorstellen kann.

Mit den zwei neuen Batterien fuhren wir jetzt beruhigt zurück zum Camping. Ein Akku aus dem Motorraum hatte überlebt, den benutzten wir im Top, während die zwei neuen jetzt als Starter fungierten.

Leider Einiges ärmer entschieden wir eine zweite Nacht auf dem Camping zu machen und dann am nächsten Tag zu unseren nächsten Ziel zu fahren. Dem Transfagarasan Pass.

Pässe

Die Passstraße, die einen auf über 2500 Meter Höhe mitten in die Karpaten bringt, gilt als eine der schönsten asphaltierten Wege der Welt. Auch TOP GEAR war schon einmal hier und hat eine Folge über den Pass gedreht. Im Gegensatz zu James und Co. sind wir leider nicht mit Lamborghini oder Aston Martin die steilen Serpentinen hinaufgedriftet, sondern haben unseren völlig überladenen Hilux den Berg hoch gequält. Aber eines können wir bestätigen, es ist wirklich eine der schönsten Straßen der Welt.

Dieses Gebiet im Herzen Rumänien, früher einmal Siebenbürgen genannt, oder davor besser bekannt als Transilvanien, ist eines der ursprünglichsten und schönsten Landschaften, die wir auf unserer Reise erleben durften. Schroffe, schneebedeckte Berge, grüne, fichtenbestandene Hänge und tiefe Täler, die von glasklaren Flüssen gezogen wurden erschufen ein Bild absoluter Freiheit.

Wir blieben mehrere Tag in dem Gebiet, schliefen an traumhaft schönen Seen, in tiefen Wäldern oder an Flüssen, in denen man das Wasser kaum sehen konnte, so klar war es.

Die Tage verbrachten wir mit Fahrten durch die Wälder, taten unserem geschundenen Begleiter ein paar Off-Road-Passagen an und nahmen einen zweiten Pass in Angriff. Der Transalpin war der zweite hohe Pass des Landes und leider entdeckte ich dort meine Abneigung gegen Motorradfahrer.

Motorradfahrer meinen, in dem Moment, wenn sie auf ihre Maschinen steigen, dass sie zum Outlaw werden. Natürlich nehmen sie auch an, sie und ihr Bike sind immer einzigartig und individuell, dass sie wie die Easy Rider cruisen können und ihnen nichts etwas anhaben kann.

Gegen diese Einstellung ist im Grunde auch nichts einzuwenden, wenn sie nicht gleichzeitig von tausenden Bikern vertreten würde, die die Karpaten unsicher machen. In Pulks von bis zu 20 Bikes wurden wir überholt, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich bin der Letzte, der etwas gegen die Freiheit auf der Straße hat, aber in Transilvanien waren so viele Motorräder, dass es schon keinen Spaß mehr machte.

Und zur Individualität… Jedes zweite Motorrad war eine BMW 1200 GS…

In Rumänien ist man mit einer solchen Maschine ungefähr so individuell wie als Hipster in Leipzig.

Aber zurück zum Thema…

Wenn ich ein Bild von Transilvanien und den Karpaten im Kopf hatte, dann wurde es zu einhundert Prozent erfüllt.Wir genossen jeden Tag, jede Stadt, jeden Wildcamp Spot. Man könnte sagen wir erlebten unser Albanien 2!

Wir bewegten uns immer weiter Richtung Norden auf die ukrainische Grenze zu. Leider wurde es nachts aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit schon richtig kalt. Das machte uns ein wenig Sorgen, als wir die Grenzformalitäten erledigten und in das Land einfuhren, von dem wir leider nur negative Vorstellungen hatten. Aber wir hofften, dass sich das in den nächsten Tagen ändern würde.

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Bulgarien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Bulgarien 2

Durchmarsch

Wir schliefen kurz hinter der Grenze, in einem Wald. Das Besondere war, dass an der Stelle, die wir uns für die Nacht rausgesucht hatten, einst ein altes Kloster gestanden hatte. Die Überreste der Mauern waren noch zu sehen, Teile von Wegen noch durch das grün des Waldes zu erkennen.

Wir hatten gerade aufgebaut, als sich ein Wohnmobil zu uns gesellte. Ein alter Mercedes Bus mit Hochdach war das Ferienvehikel eines Vaters mit seinen zwei Kindern. Der Bulgare, der aber in Deutschland lebt und arbeitet, fragte uns nach einer nahen Sehenswürdigkeit, wobei wir aber passen mussten. Nach einem Blick ins Netz war aber klar, dass sein Plan, dort hin zu laufen vergebens war und sie blieben kurzer Hand über Nacht bei uns.

Leider stellte sich heraus, dass der Typ der gnadenloseste Schwätzer vor dem Herrn war. Ob er es machte, um seinen Kindern zu imponieren oder einfach aus Selbstliebe heraus wissen wir nicht, aber es war so schlimm, dass ich sogar das angebotene Bier ablehnte und wir behaupteten, wir seien müde, nur um nicht weiter seinen Geschichten zuhören zu müssen. Ich tippe mal drauf, er arbeitet bei einem deutschen Finanzberatungsdienst…

Am nächsten Morgen verabschiedete er sich von uns mit der Aussage: die Kinder wollen etwas Richtiges essen und nichts aus der Kühlbox… Okay, das ist die beste Voraussetzung für einen Campingurlaub…

Wie dem auch sei, bei unserem Frühstück (aus der Kühlbox), entdeckten wir, dass der linke Vorderreifen etwas schlaff da hing. Bei einer Messung stellten wir fest, dass von den 3,5 bar noch gerade Mal 0,9 übrig waren…

Das war unser erster Platten in 2,5 Jahren Weltreise und nach fast 70000 Kilometern!!!

Jeder erzählt dir, dass du ja auf einer Weltreise hunderte Platten haben wirst, manche sogar zwei an einem Tag! Aber der Kelch ging immer an uns vorüber. Jetzt hatten wir uns endlich auch einen Platz in der Rangliste der Weltreisenden erkämpft und mit unserer Fahrt von Zuhause aus (ich hoffe, Armenien zählt als weit genug gereist) waren wir jetzt endlich ECHTE Overlander! Nach 2,5 Jahren! Wir machten aber keine Flasche Sekt auf, sondern wechselten schnell das Rad und machten uns dann auf den Weg zu unserem ersten Ziel in Bulgarien, der Küstenstadt Burgas.

Nach dem wir einkaufen und unsere Tochter im örtlichen Stadtpark mit riesigem Kinderspielplatz auch versorgt war, beschlossen wir, ans Meer zu fahren und dort zu übernachten. Daraus wurde nur leider nichts, denn es blies ein übler Wind und es wäre nicht möglich gewesen, unser Dach gefahrlos zu öffnen.

Somit mussten wir uns einen anderen Übernachtungsplatz suchen. Den fanden wir dann eine halbe Stunde entfernt an einem See. Leider war der See, wie könnte man es am besten umschreiben… Moskito-Territorium.

Somit war ein gemütlicher Abend bei Chips und Film vorprogrammiert, denn ab 19 Uhr verwandelte sich unser Stellplatz in ein Kriegsgebiet.

Spaß am Geburtstag

Am nächsten Morgen stand ein besonderes Highlight auf dem Programm. Es war Sarahs Geburtstag und wir wollten den Tag im Nessebar Aquapark verbringen. Der gigantische Wasserpark, mit dutzenden Rutschen, Schwimmbecken und Kinderbereichen war uns schon am Vortag aufgefallen und so entschieden wir uns zur Feier des Tages einen wunderschönen Tag dort zu erleben.

Am Abend, müde und kaputt vom vielen Rutschen, planschen und toben vielen unsere Tochter und auch wir in Bett. Wir schliefen nochmal am gleichen Platz wie in der letzten Nacht.

Am Morgen, mit Muskelkater und einigen schmerzenden Knochen vom vielen rutschen fuhren wir zu unserem nächsten Ziel, der Küstenstadt Nessebar.

Der Küstenort, am schwarzen Meer gelegen, darf auf keiner Bustour fehlen. Wir waren darauf vorbereitet, dass es hier viele Touristen geben würde, aber trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, wie viele Reisebusse man auf die Fläche eines Fußballfeldes parken kann. Wir passierten die Phalanx aus Rentnertaxis und stellten uns in die hinterste Ecke des Parkplatzes.

Nessebar ist wie auch Flores in Guatemala eine Stadt erbaut auf einer Halbinsel, nur mit dem Festland verbunden durch eine kleine Landzunge, über die der gesamte Verkehr führt.

Die engen Gassen sind gesäumt von alten Fachwerkhäusern, der Komplette Altstadtkern ist renoviert und (leider) auf Tourismus ausgelegt. Es reihen sich Souvenirstände neben Souvenirstände, ein Geschäft folgt dem Anderen. Es war wirklich schade…

Wir folgten dem Touristenstrom durch ein paar Gassen, genossen den Ausblick auf die alten Fassaden und die Ruinen der römischen Gebäude, die vor den Häusern hier standen. Aber nach nicht einmal zwei Stunden hatten wir genug und es zog uns zurück zum Auto.

Unser Schlafplatz war eine Klippe am Meer, der Sonnenstrand zu unseren Füßen. Ein wunderschöner Platz, der noch getoppt wurde von anderen Reisenden, die mit ihren Fahrzeugen dort nächtigten.

Die halbe Nacht tauschten wir mit unseren Nachbarn Geschichten, Reisetipps und Erfahrungen aus.

Leider war der Morgen stürmisch und wir beschlossen gegen unseren eigentlichen Plan, noch eine Nacht zu bleiben, an diesem Morgen weiterzufahren.

Unser Weg führte uns nach Varna, der größten Stadt an der Küste und Handelszentrum Bulgariens für alle Güter, die per Schiff ankommen. Außerdem ist Varna die drittgrößte Stadt des Landes und bot somit genug Möglichkeiten, die schwindenden Reserven wieder aufzustocken.

Da ein Besuch der Innenstadt wegen Parkplatzmangels ausfiel gingen wir einkaufen und fuhren dann weiter zu unseren Übernachtungsplatz, einem See kurz vor der Grenze ins Nachbarland Rumänien.

Die Nacht war kalt und und wir merkten, dass langsam der Herbst nahte. Insgeheim hofften wir, dass es wenigstens noch bis zu unserer Ankunft in Deutschland halbwegs warm sein würde…

Den wirklich positiven Eindruck, den Bulgarien bis zu diesem Zeitpunkt hinterließ, trübte nur ein wenig die Tatsache, dass wir auf unserer Ausreise eine kleine hitzige Diskussion mit der Grenzangestellten hatten, die unser Auto als LKW einstufen wollte und wir uns vehement dagegen wehrten.

Selbst der herbeigerufene Chef ließ sich nicht überreden, also zahlten wir zähneknirschend den Betrag und passierten die Brücke, die uns ins so oft gepriesene Rumänien bringen sollte.

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Asien Europa Türkei Türkei Unser Reisemobil Weltreise

Türkei 6

Durchmarsch

Die Grenze in die Türkei war wieder schnell erledigt. Die Grenzer hatten nicht viel Interesse, unser Durcheinander im Aufbau nach irgendwelchen illegalen Dingen zu durchsuchen. Außerdem war unsere Tochter wiedermal der Mittelpunkt und alles weitere nur Nebensache.

Unser Plan sah vor, so schnell wie irgend möglich durch die Türkei zu kommen. Wir kalkulierten mit einer Nachtfahrt, die schon einiges der Strecke abdecken würde. Nichts desto trotz würden es zwei harte Tage werden, bis wir Istanbul erreichen sollten. Wir fuhren bis wir nicht mehr konnten.

Die erste Nacht nach der Grenze verbrachten wir an einem der schönsten Wildcamp Spots, die wir bisher gefunden hatten.

Zwischen hoch aufragenden Feenkaminen in einer Schlucht schlugen wir unser Lager auf. In dieser Nacht wollten wir um zwei Uhr morgens aufstehen und unsere erste Marathonetappe in Angriff nehmen.

Aber zuerst genossen wir noch den atemberaubenden Sonnenuntergang, der sich uns vor dieser gigantischen Kulisse um uns bot.

Als der Wecker klingelte, war ich sofort hell wach. Die Etappe hatte mich eh kaum schlafen lassen und ich wollte sie eigentlich nur hinter mich bringen. Wir standen auf, machten uns Kaffee und fingen an zusammen zu räumen.

Pünktlich um drei Uhr früh waren wir auf der Straße. Unsere erste größere Stadt war Erzurum, die wir aber nur passierten. Der direkte Weg durch die Türkei führte uns durchs Landesinnere, vorbei an den wüstenähnlichen Landschaften im Osten. Im Morgengrauen wurden die Landschaft um uns herum bergiger und grüner. Das Terrain bot einen wunderschönen Anblick, was natürlich durch die gerade aufgehende Sonne noch verstärkt wurde. Wir fuhren den ganzen Tag.

Nach 16 Stunden und über 1000 gefahrenen Kilometern erreichten wir unseren Übernachtungsplatz 300 Kilometer vor Istanbul.

Ein kleines Naherholungsgebiet mit Grillplätzen an einem See sollte unser Lager für die Nacht werden.

Was wir aber irgendwie nicht mehr auf der Uhr hatten, war die Begeisterung der Türken fürs Campen und Picknicken. Als wir den See erreichten, stauten sich schon die geparkten Autos und die Grillstationen waren alle belegt. Überall waren Menschen, spielten Kinder und brannten Feuer…

Ein wenig deprimiert und total kaputt fuhren wir ins letzte Eck der Anlage und bauten das Auto auf. Die Nacht war ruhig, wenn man von gelegentlichen Autos absah, die mit offenen Fenstern und dröhnenden Boxen an uns vorbei fuhren. Aber das kannten wir schon, wir waren ja in der Türkei. So sind sie…

Am Morgen war es kühl und der Nebel hing zwischen den Bäumen. Nach dem Frühstück entschädigten wir noch etwas unsere Tochter für die harte Zeit im Auto und ließen sie sich auf dem Spielplatz, der zum Naherholungsgebiet gehörte, austoben.

Danach packten wir unsere Sachen und machte uns auf den Weg nach Iatanbul. Wir waren gespannt, wie Mehmet und Chelal reagieren würden, wenn wir auf einmal wieder vor der Tür standen.

Istanbul

Eigentlich wollten wir überhaupt nicht über Istanbul fahren und uns den Stress mit dem Verkehr geben, aber unser Auto hatte ein paar Reparaturen fällig, die wir nicht alleine erledigen konnten und da wollten wir wieder zu Yücel, der uns ja schon bei unserem letzten Besuch super weiterhelfen konnte.

Aber zuerst nutzten wir die letzte verbliebene Möglichkeit, in die Stadt zu kommen, da wir die anderen Wege bereits genutzt hatten.

Der eurasische Tunnel!

Die neueste Option, von Asien nach Europa zu gelangen war ein Tunnel, der sich wie die Zugverbindung auch unter dem Bosporus erstreckt und eine direkte Verbindung zwischen den beiden Kontinenten für Autos ermöglicht. Und das Beste: von Ost nach West kostet er keine Maut!

Die Freude war riesig, als wir auf den Parkplatz des Fußballplatzes rollten. Leider konnten wir nicht hupen, denn das war eine der Dinge, weswegen wir zu Yücel mussten.

Mehmet hatte Dienst und kam sofort freudestrahlend und mit Freudentränen in den Augen heraus geeilt, als er unser Auto auf den Kameras sah. Er schloss uns in die Arme und freute sich wie ein kleines Kind. Standesgemäß musste sofort seine Frau informiert werden, mit der wir dann per Videochat sprechen mussten.

Auch sie freute sich ungemein.

Genau wie Celal, der eine Stunde später eintraf und unser Auto schon von weitem erkannte.

Wir waren wieder zu Hause!

Mehmet lud uns für den Abend auf ein Essen bei sich ein, was wir aber auf Grund der langen Fahrt und der Reparatur, die am Morgen erledigt werden sollte, lieber ablehnten. Um 9 Uhr sollten wir bei Yücel sein, was bei dem Istanbuler Verkehr bedeutete, dass wir um halb 7 aufstehen mussten.

Aber für den nächsten Nachmittag zum Picknick ließen wir uns breit schlagen, er würde für alles sorgen, wir müssten bloß zum Treffpunkt kommen. Freudestrahlend verabschiedete er sich, denn seine Schicht war vorbei, wir würden uns dann am nächsten Nachmittag sehen.

Den Abend verbrachten wir ganz gemütlich mit Celal und einer Shisha. Also ich… die Damen genossen nur den Abend.

Pünktlich um 9 Uhr standen wir bei Yücel vor der Werkstatt, auch er freute sich, uns wiederzusehen.

Die Reparaturen waren schnell gemacht, bloß die Hupe stellte dich als unerwartet langwieriges Problem heraus.

Es wurden alle Kabel überprüft, die Elektronik, alle Steckverbindungen… Doch leider ohne Erfolg. Erst als wir bei einem Freund von ihm vorbei fuhren, der selbst Autoelektroniker ist, konnte der Fehler behoben werden.

Somit konnten uns zum Treffen mit Mehmet und seiner Familie aufmachen. Der Picknickplatz, den er uns genannt hatte, lag ca. eine halbe Stunde entfernt von Yücels Werkstatt im Nordosten der Stadt.

Auf dem Weg dort hin merkten wir jedoch, dass die Hupe doch nicht so einwandfrei funktionierte. Aber wir konnten den Fehler ein wenig eingrenzen. Sie hupte nur, wenn das Lenkrad mindestens um 90 Grad gedreht wurde… Seltsam… Aber das war jetzt nebensächlich, darum würden wir uns in den kommenden Tagen kümmern.

Die ganze Familie wartete schon auf uns, sogar sein ältester Sohn war mit gekommen.

Die Wiedersehensfreude war riesig und wir verbrachten einen wunderschönen Tag. Wir grillten, aßen Wassermelone, rauchten Shisha, genossen die Sonne und den Wald, in dem der Picknickplatz lag. Es war echt toll.

Am besten war aber, dass wir vollkommen auf eine technische Hilfe bei der Kommunikation verzichten mussten, da wir dort keinen Empfang hatten. Somit blieben die Smartphones in der Tasche und wir redeten auf die gute einhergebrachte Art. Mit Händen und Füßen.

Aber es klappte super und wir wurden von Merve sogar zu ihrer zukünftigen Hochzeit eingeladen. Es gab zwar weder einen Mann noch ein Datum, aber wir würden auf jeden Fall dabei sein.

Als es dunkel wurde, machten wir uns langsam auf den Weg zurück zum Camping, wieder war die Verabschiedung schmerzlich, obwohl wir Mehmets Familie kaum kannten. Trotzdem hatten wir sie in unser Herz geschlossen und mit viel Hupen und winken trennten sich unsere Wege.

Am nächsten Morgen wollte ich noch ein letztes Mal in die Stadt, die Moscheen besuchen und auf den großen Basar. Ich nahm Elisabeth mit, damit Sarah ein wenig Zeit für sich hatte.

Wir zogen also los, anfangs schlief Elisabeth noch im Buggy, aber als der Trubel im großen Basar begann, wachte sie schnell auf und genoss mit mir den Flair dieser Stadt. Stunden zogen wir durch den Basar und die umliegenden Viertel, die nicht minder interessant waren, denn auch hier wurde an jeder Ecke und in jedem Geschäft Ware angeboten, gehandelt und verkauft.

Auf dem Rückweg drehten wir noch eine große Runde an den großen Moscheen vorbei, bevor wir uns langsam wieder auf den Heimweg machten.

Da die Geschichte mit der Hupe immer noch nicht vom Tisch war, wollten wir, bevor wir uns zur Grenze auf machen würden, noch einmal bei Yücel vorbei, da wir ja jetzt den Fehler etwas eingrenzen konnten und er uns vielleicht jetzt eher weiter helfen könnte.

Wir verabschiedeten uns also von Mehmet, dieses Mal dann wohl für längere Zeit und machten uns auf den Weg ins Autoviertel.

Mit den neuen Informationen konnte Yücel wirklich etwas anfangen und keine 10 Minuten nach unserer Ankunft war der Airbag samt Lenkrad aus unserem Auto verschwunden. Das schadhafte Teil, ein kleiner Kunststoffring mit einem Stecker wurde ausgebaut und zu einen benachbarten Shop zur Reparatur gegeben. Nach einer knappen Stunde kam das Teil wieder zurück, uns wurde versichert, das der Schaden behoben sei und alles wurde wieder zusammengebaut. Doch beim anschließenden Test war das Ergebnis ernüchternd. Die Hupe funktionierte zwar besser, aber bei einer Fahrt gerade aus ging sie immer noch nicht. Auch Yücel war deprimiert, baute aber das Teil wieder aus und brachte es zurück zum Shop.

Leider war Freitag…

Das große Gebet stand an und die alle Hämmer und Maschinen wurden fallen gelassen. Auch unser Teil ruhte bis zum Nachmittag. Als wir es endlich holen konnten und es eingebaut war, stand die Sonne schon beträchtlich tief am Himmel und wir entschieden zähneknirschend, dass es wohl besser wäre, noch eine Nacht in Istanbul zu bleiben. Die Stadt wollte uns einfach nicht gehen lassen.

Natürlich war die Überraschung bei Mehmet und Celal groß, als wir schon wieder auf den Hof rollten, aber sie verstanden unsere Entscheidung und als Entschädigung konnte wir diese Nacht für umsonst bleiben.

Am nächsten Tag packten wir dann aber endgültig unsere Sachen und machten uns auf den Weg zur Grenze. Dort merkten wir schnell, dass unsere Entscheidung, am gestrigen Abend nicht mehr zu fahren, die richtige war. Es waren zwei Grenzposten geöffnet, die gesamte Prozedur dauerte ewig.

Am besten gefiel uns die Unterbodenwäsche zu Hygienezwecken und um Krankheitserreger aus der EU fern zu halten. Dafür durften wir dann drei Euro bezahlen, was wir wieder als Spende für eine nette Geschichte verbuchten.

Nach geschlagenen drei Stunden Grenzformalitäten waren wir wieder zurück in der EU und fuhren Richtung schwarzes Meer.

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Armenien – Georgien 2

Yerevan

Nachdem wir die Nacht auf einem Feld kurz hinter der Grenze verbraucht hatten, wollten wir direkt durch fahren nach Yerevan. Die Etappe war eigentlich zu lang für uns, da wir ab einem gewissen Punkt nicht mehr wussten, wie wir unsere Tochter beschäftigen sollten, aber am Ende wes Weges sollte DER Campingplatz warten. Uns wurde bereits um Istanbul von genau diesem Campsite vorgeschwärmt und somit stand es für uns außer Frage, dass wir ihn verpassen würden.

Bloß hin kommen…

Aber der Tag begann erst einmal positiv, denn als wir gerade am zusammen packen waren, hielt vor uns ein alter Lada und ein Mann stieg aus. Anstelle von vieler Worte grüßte er knapp und drückte er uns einen ganzen Berg Feigen in die Hand. Eine hatte gefühlt die Größe eines Tennisballs.

Er verabschiedete sich mit einem Lächeln, stieg wieder in sein Gefährt und tuckerte winkend davon.

Die Strecke zum Camping war ungefähr 400 Kilometer lang, die es wirklich in sich hatten. Der Zustand armenischer Straßen schwankt so zwischen deutschen Autobahnen und brüchiger Schlaglochpiste, das Ganze gerne auch innerhalb von drei Kilometern.

Am Abend, nach einer nervenaufreibenden Fahrt, auf der wir immer wieder versuchten unsere Tochter entweder die Langeweile zu vertreiben oder sie am Schlafen zu hindern erreichten wir die armenische Hauptstadt Yerevan.

Kurz außerhalb der Stadt befindet sich der Campingplatz, zu dem wir dann eine halbe Stunde später kamen.

Und die Gerüchte und Erzählungen waren in keinster Weise übertrieben. Wir mussten gestehen, dass wir noch niemals auf einem derartigen Campingplatz waren.

Pool, kostenlose Waschmaschine, zwei voll ausgestattete Küchen und Feuerplatz ließen keine Wünsche offen. Gekrönt wurde das Ganze nur noch von der Sauberkeit.

Ein wahres Paradies!

Geführt wurde der Platz von einem holländischen Paar, dass nach Armenien ausgewandert war und sich hier einen himmlischen Ort inmitten der Berge geschaffen hatte.

Wir akklimatisierten uns erst einmal zwei Nächte, denn es war eine ganz neue Erfahrung, statt aus einem Wassersack eine heiße Regenwalddusche genießen zu können und den halben Tag am Pool abzuhängen.

Aber natürlich waren wir auch der Pflicht wegen in Yerevan, denn hier gab es eine Agentur, die sich auf Russland-Visa spezialisiert hatte.

Da unser Plan mit Iran leider gescheitert war, wollten wir jetzt über Russland zurück nach Hause fahren und dafür benötigten wir ein Visum.

Aber als wir im Büro der Agentur saßen und die Preise hörten, die sie aufriefen, mussten wir erst einmal schlucken.

100 Euro pro Person für ein Transitvisum durch Russland. Also in fünf Tagen 2500 Kilometer.

Wir diskutierten kurz die Optionen, entschieden uns aber dagegen. Der neue Plan war, auf direktem Weg durch die Türkei zurück und dann über Bulgarien nach Rumänien…

Falls nichts dazwischen käme.

Etwas deprimiert machten wir uns auf den Rückweg zum Camping. Aber dort angekommen war die Enttäuschen relativ schnell vergessen… am Pool…

Wir blieben noch ein paar Tage, in denen wir das Auto sauber machten, einige Reparaturen vor nahmen, entspannten und einfach mal nichts taten.

Zu unserer großen Freude kamen drei Tage nach unserer Ankunft auch Baltazar und Barbara (die Schweizer, die wir in Tiflis kennengelernt haben) auf dem Camping an. Was natürlich Grund genug war, noch ein paar Nächte dran zu hängen!

Aber auch die schönste Zeit geht mal zu Ende und schweren Herzens machten wir uns wieder auf den Weg. Nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten, machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Georgien.

Drei Länder in unter 24 Stunden

Wir passierten den kleinen Grenzposten, der auf über 2200 Metern lag, bei Nieselregen und echt üblem Wind.

Wir suchten verzweifelt eine Möglichkeit, die Nacht heil zu überstehen bei diesem Wetter, als uns eine alte verfallene Gebäuderuine auffiel.

Die Stahlbetonkonstruktion musste einmal irgendeinem landwirtschaftlichen Zweck gedient haben, denn sie hatte riesige Einfahrtstore und eine Reparaturgrube, die für einen LKW gereicht hätte. Unterstellmöglichkeiten für Traktoren und Getreide in verfallenen Ruinen verstärkten unseren Verdacht einen Agrarbetriebs, der vor Jahren aufgegeben wurde.

Wir fuhren das Auto durch das gigantische Tor und stellten es windgeschützt in eine Ecke der Halle. Der immer stärker werdende Regen machte uns jetzt nichts mehr aus und die Grenzpolizei, die kurz nach uns auf eine Zigarettenpause vorbei kam, störte unsere Anwesenheit auch in keinster Weise.

Sie interessierten sich sogar brennend für unser Auto und unsere Reise. Mit freundlichem Winken verabschiedeten sie sich und wünschten uns noch eine gute Nacht.

Ganz so gut war sie leider nicht, denn in einer baufälligen Ruine schläft man nicht so gut, wie ich eigentlich angenommen hätte. Der halb ausgeweidete, verfaulende Schweinekadaver vor unserem Gebäude trug auch nicht gerade zu einem wohnlicheren Gefühl bei…

Aber wir waren vor Wind und Regen geschützt, das war das Wichtigste.

Am nächsten Morgen hingen die Wolken tief in den umliegenden Bergen, aber die Sonne schien und der Regen hatte aufgehört.

Wir fuhren auf direktem Weg Richtung türkische Grenze, die wir keine vier Stunden später erreichten.

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Georgien 1

Der erste Eindruck

Man hört Vieles über die Ausreise aus der Türkei. Unter anderem soll das ganze Auto durchsucht werden.

Das stimmte bei uns auch bis zu dem Punkt, als sie die hinteren Türen öffneten und sie unsere Tochter freudig anstrahlte. Da vergaßen sie ihre Tätigkeit ganz schnell und hatten bloß noch Augen für sie. Dementsprechend schnell ging die Ausreise aus der Türkei.

Die georgische Seite hatte eine Besonderheit, die von jetzt an häufiger vorkommen sollte. Die Passagiere müssen aussteigen und der Fahrer fährt alleine das Auto über die Grenze und durch die Kontrolle. Die Mitfahrer nehmen einen gesonderten Eingang und man trifft sich auf der anderen Seite des Gebäudes wieder.

Da somit mein Kinderbonus ausfiel, stand ich eine knappe halbe Stunde an der Kontrolle und musste Rechenschaft für die Hälfte unserer Ausrüstung ablegen.

Aber auch das ging rum und wir rollten, wieder vereint, die ersten Kilometer auf georgischen Autobahnen… oder besser Landstraßen… oder besser… naja, eine Mischung aus Landstraße und Feldweg… oder so.

Die Ortschaften, die wir passierten, waren – und ich drücke mich vorsichtig aus – rudimentär. Viele Wagen wurden noch von Pferden oder Ochsen gezogen, die Häuser hatten in ihrem Jahrzehnte alten Leben noch niemals Farbe oder Verputz gesehen.

Wir fuhren sogar an einer Brücke vorbei, die aus einem ausrangierten Zugwagon bestand, nur an den Enden an Stahlträger geschweißt, damit er nicht in den Fluss stürzte.

Die erste Stadt hinter der Grenze war ein Bild des Elends. Verfallene Häuser, alle Straßen bestanden mehr aus Schutt als aus Asphalt. Die meisten Häuser waren mit Stroh oder Metallplatten gedeckt, die riesigen Löcher in der Fassade mit Lehm zugestopft. Man kam sich vor wie in einer Stadt aus einem postapokalyptischen Szenario… nur dass das ganze live und absolut real war… Erschreckend.

Aber es hatte auch einen Vorteil: Wir bekamen eine SIM-Karte mit 20GB Datenvolumen für unter 10 Euro!

Leider bestätigte sich unser erster Eindruck nur noch, je länger wir auf georgischen Straßen unterwegs waren. Der Fahrstil der Einheimischen war genauso erschreckend wie ihre Städte und man hatte das Gefühl, dass hier noch nicht angekommen ist, dass der Kalte Krieg schon etwas länger rum ist und man nicht jeden Tag befürchten muss, dass es der Letzte sei.

Mit einem Puls von 200 kamen wir an unserem ersten Übernachtungsplatz in Georgien an. Einem Feld gegenüber der berühmten Stadt Wardsia, einer Höhlenstadt ähnlich wie denen in Göreme.

Die Stadt aus dem 12 Jahrhundert wurde in die Flanke des Berges Erusheti im kleinen Kaukasus geschlagen und bot einstmals Platz für 50000 Menschen. Nach einem Erdbeben bleiben von einst 3000 Wohnungen, die jede aus drei Räumen bestanden noch 900 übrig, die man heute noch besichtigen kann. Herzstück der Stadt ist die Kirche, die mit samt Säulenportal, Absis, Narthex und einem Saal in Form eines Tonnengewölbes tief in den Berg gehauen wurde.

Wir besuchten die Höhlenstadt am nächsten Morgen und unser kleiner Tomb Raider hatte wieder einen riesigen Spaß durch die Höhlen zu streifen, überall herum zu klettern und gebückt durch die unendlich vielen Tunnel zu rennen.

Es war echt interessant und wir verbrachten Stunden in der Stadt.

Irgendwann mussten wir uns aber loseisen, denn wir hatten noch einen beachtlichen Weg vor uns. Wir wollten in die Berge, zum Green Lake. Dieser See, 150 Kilometer von der Küstenstadt Batumi entfernt sollte ein Idyll in atemberaubender Landschaft sein, auf 2100 Meter gelegen, nur die weißen Gipfel der umliegenden Berge vor einem.

Was wir aber vorfanden, als wir dort ankamen war überhaupt kein Idyll. Wir waren vielleicht noch zu sehr Albanien-geprägt, aber dieser See erinnerte doch eher an eine sozialistische Version des Ballermanns.

Überall parkten Autos kreuz und quer, die Luft war erfüllt von russischer… sagen wir Volksmusik. Aus einer anderen Richtung kam Techno, Motoren liefen und überall wurde getrunken.

Dementsprechend sah die Umgebung aus. Alles voller Müll…

Wir verbrachten die Nacht, nicht wirklich geheilt von unserem ersten miesen Eindruck dieses Landes.

Das sollte sich am nächsten Tag leider auch nicht bessern, denn auf unserem Weg nach Batumi erfuhren wir die volle Härte georgischer Fahrweise. Nicht selten musste ich heftigst in die Eisen steigen, sonst wären wir mit einem uns überholenden Fahrzeug kollidiert, der viel zu früh einscherte, weil zu wenig Platz zum Entgegenkommenden war.

Auf dem Weg zum Schwarzen Meer

Mit Müh’ und Not erreichten wir Batumi, nur um festzustellen, dass es dort nur umso schlimmer war.

Wir wären sofort wieder umgedreht, hätten wir nicht dringend Wäsche waschen und einkaufen müssen.

So sahen wir auch nur aus dem Augenwinkel heraus den roten Unimog, der an uns vorbei fuhr.

Nach einer kleinen Recherche via Instagram, wo Sarah den Unimog schon auf manch anderen Bilder gesehen hatten, standen wir in Kontakt mit Hendrik, dem Fahrer und verabredeten uns für den Abend auf einem Stellplatz außerhalb der Stadt.

Als wir den Wildcamp erreichten, war Hendrik schon vor Ort, zusammen mit ein paar Einheimischen. Die waren, trotz des frühen Abends schon mächtig gut dabei und wir kamen kaum zum Aufbauen, so rückten uns die Georgier auf die Pelle. Wir sollten uns zu ihnen stellen, mit ihnen trinken und feiern.

Da uns aber wenig nach feiern zu Mute war und sinnlos besaufen auch nicht auf der Tagesordnung stand, sahen wir uns das Schauspiel noch ein paar Minuten an und entschlossen uns dann, weiterzufahren.

Die besoffenen Georgier grölten uns noch hinterher, wir sollten doch da bleiben, aber keine Chance. Wer weiß, wohin das noch geführt hätte…

Unser Wildcamp ein paar Kilometer weiter war dann auch localfrei und wir konnten in Ruhe am Lagerfeuer Geschichten über vergangene Reisen austauschen.

Witzigerweise waren Andre und Katrin aus der Schweiz, die wir in Istanbul kennengelernt hatten und mit denen wir immer in sporadischem Kontakt standen auch zur gleichen Zeit in Batumi.

Somit verabredeten wir uns für den nächsten Abend mit den Beiden und Hendrik, der noch ein paar Erledigungen in der Stadt vor sich hatte an einem Strand nördlich von Batumi.

Und ich schwöre bei Gott, ich habe noch niemals in meinem Leben einen so verdreckten Strand gesehen wie dort am Schwarzen Meer. Als wir den Wildcamp erreichten traf uns der Schlag. Es war nur an ein paar Stellen wirklich Sand zu sehen, der Rest war bedeckt mit Plastikflaschen, alten Autoreifen, Verpackungen und sonstigem Müll. Es war abstoßend und gab dem Eindruck, den ich von dem Land hatte, den Rest. Georgien war für mich gestorben…

Nichtsdestotrotz verbrachten wir mit dem anderen einen schönen Abend mit Lagerfeuer, der leider durch ein aufziehendes Unwetter frühzeitig beendet wurde.

Am nächsten Morgen frühstückten wir und verabschiedeten uns von allen, denn für die beiden Schweizer ging es mit der Fähre nach Odessa und Hendrik war planlos, wohin es ihn führen würde. Er war noch dabei seine Bremse zu warten, als wir zu unserem nächsten Ziel los fuhren, dem Ushba Gletscher.

Georgiens Bergwelt

Da wir aber die Strecke nicht an einem Tag schaffen würden, planten wir eine Zwischenübernachtung bei Potskho Etseri ein.

Eigentlich hätten wir es uns schon denken können, aber als wir den Platz erreichten, waren bereits wieder ein paar abgerockte BMWs und Mercedes Limousinen vor Ort und es wurde mächtig gebechert.

Wir wurden wieder fast genötigt, mit zutrinken, was wir wieder wehement ablehnten. Aber die Brüder wurden wir so schnell nicht los, immer wieder kam ein anderer angetrunkener Georgier zu uns, um uns doch zu ihrem Camp einzuladen und mit ihnen zu trinken.

Zum Glück nahte der Abend und stockbesoffen machte sich die ganze Mannschaft auf dem Heimweg, mit durchdrehenden Reifen und dröhnender Musik aus den Autoboxen.

Als Stille eingekehrt war, Elisabeth im Bett lag und um uns herum die Nacht hereinbrach, bekam man einen kleinen Funken von dem mit, was Andere in diesem Land sahen. Uns wurde nur positives, nur das Beste erzählt. Freundliche Leute, tolle Landschaften, und Gastfreundschaft wohin man blickt. Aber außer Bier oder Selbstgebranntem wurde uns nicht angeboten, alle, die wir trafen waren entweder besoffen oder auf dem besten Weg dahin und wo man stand lag Müll… Ich glaube, wir waren in dem Georgien, dass sich auf der anderen Seite des Paralleluniversums befand. Wie auch immer wir da hin gekommen waren…

Das änderte sich aber schlagartig, als wir laut Aussagen zu dem schönsten Teil Georgiens gekommen waren. Dem Ushba Gletscher und dem angrenzenden Ushguli mit dem Zarga Pass.

Blauer Himmel vor schneebedeckten Bergen, Nadelwälder soweit das Auge reicht und, Achtung! Keine Lokals! Somit auch kein Müll!

Wir verbrachten eine echt kalte Nacht auf über 2000 Metern Höhe, nur umgeben von Stille und dem Knistern des Lagerfeuers! Welch eine Wohltat!

Nachdem wir ein wenig wehmütig den Platz der Stille verlassen hatten, fuhren wir ins nahegelegene Ushguli. Diese Fahrt dauerte auch fast drei Stunden, wurde aber erträglich durch eine wirklich umwerfende Berglandschaft.

Ushguli ist ein kleines Bergdorf, dass laut Internet das höchstgelegene noch bewohnte Dorf Europas sein soll. Eine unberührte, abgeschiedene Idylle ist, die kaum ein Mensch zuvor gesehen hat…

Äh, nein…

Die Wahrheit ist: Man steht auf den Pisten schon gefühlt zwei Kilometer vor dem Ort im Stau, weil ein aufgebockter Geländewagen nach dem anderen decathlon-süchtige Hikingfans in die Stadt karren, damit sie dort wandern gehen können. Also nix mit Idyll und vor allem nix mit unberührt…

Also fuhren wir nur durch, wobei die Kulisse schon beeindruckend war. Die Stadt, die überwiegend aus hohen Türmen und eingefallenen steinernen Gebäuden zu bestehen scheint, hebt sich grandios vor den dahinter aufragenden Bergen mit ihrem weißen Gipfeln ab.

Aber man konnte sich kaum auf die wunderschöne Szenerie konzentrieren, da immer die Gefahr bestand, einen wanderfanatischen Touristen unter die Räder zu kiregen.

Als das Dorf im Rückspiegel verschwand begann für uns der Spaß.

Der Zarga Pass ist eine Piste, die Ushguli mit dem Ort Zeskho verbindet. Für 20 Kilometer wurden drei Stunden veranschlagt, und die brauchten wir auch. Wirklich hartes Off-Road, aber auch wirklich ein riesen Spaß! Der Pass führte uns über 2600 Meter hoch und danach steil bergab, steinig und schroff. Im Tal gingen die Steine in Lehm über, zwar noch besser, aber weniger holprig. Umso überraschter waren wir, als wir einen Toyota Prius in einem trockenen Flusslauf entdeckten – mit platten Reifen und ohne Besitzer in der Nähe. Wie er überhaupt soweit gekommen war, war uns ein Rätsel…

Nach den avisierten drei Stunden fanden wir prompt einen Stellplatz auf einer Wiese. Nichts besonderes, aber okay für eine Nacht. Leider zwangen uns die Moskitos viel zu früh ins Auto. Aber wir machten aus der Not eine Tugend und brachten unserer Tochter ein paar Disney Cartoon aus unserer Jugend näher. Groß zu interessieren schien sie das nicht, denn Arielle hatte noch nicht ihre Menschenbeine erhalten, als sie schon neben uns lag und schnarchte. Somit schwelgten wir noch ein bisschen in der Vergangenheit…

Tiflis

Am darauffolgenden Tag war Fahren Programm, denn wir wollten Strecke machen. Unser Plan war, mit einer Zwischenübernachtung nach Tiflis zu fahren.

Doch diese Nacht sollte eine der härtesten werden, die wir auf unserer Reise je gehabt hatten.

Nach fünf Stunden Fahrt kamen wir an dem Spot kurz hinter der Stadt Kurtaissi an, den wir uns für die Nacht rausgesucht hatten. In einem kleinen Waldstück gelegen, war er versteckt von der Straße, grasbedeckt und eben. Eigentlich perfekt. Wenn der Wind nicht gewesen wäre. Tagsüber ging es noch, aber Nachts bließ er orkanartig mit Böen bis 80 Km/h über uns hinweg und ließ das ganze Auto erzittern. Ich machte kein Auge zu, weil ich Angst hatte, unser Stoff des Aufbaus würde reißen. Selbst als wir am nächsten Morgen frühstückten blies uns der Wind um die Ohren und die Sachen vom Tisch.

Wir packten schnellstmöglich ein und machten uns auf den Weg. Das 230 km entfernte Tiflis erreichten wir am späten Nachmittag.

Das Backpacker Hostel, das auf einem kleinen Hof auch Platz für ein paar Autos bot, war Treffpunkt für alle Reisenden im Umkreis.

Es glänzte nicht gerade mit Sauberkeit, aber für zwei Nächte sollte das kein Problem darstellen, und die anwesenden Leute, darunter zwei Motorradfahrer aus den USA mit Georgia – dem gefundenen Straßenhund, zwei Schweizer mit ihren Fahrrädern und ein Haufen Backpacker machten das alle Mal wett.

Wir verbrachten dort zwei nette Nächte, den Tag über gingen wir in die Stadt und abends war Highlife mit allen Gästen im Hof. Zwischen den Autos! Wirklich witzig.

Grenzerfahrung

Von Tiflis aus planten wir, ins benachbarte Armenien durch zu fahren, die zwei Stunden sollten kein Problem darstellen, der Stellplatz eine Stunde weiter war fix.

Doch leider machte uns die Grenze einen Strich durch die Rechnung.

Der Stau, der zwei Kilometer vor der eigentlichen Grenze anfing kostete uns geschlagene fünf Stunden.

Auch hier musste Sarah wieder aussteigen und zu Fuß durch die Grenze während ich im Wagen sitzen blieb und diesen über die Grenze fuhr. Als wir nach mehreren gemeinsamen Stunden im Auto in Sichtweite der Grenze rollten entschieden wir uns, dass Sarah und Elisabeth jetzt aussteigen sollten, wie es die ganzen anderen Locals auch taten. Wir erwarteten, dass sie nun ähnlich lange zu Fuß über die Grenze brauchen würde wie ich im Auto und wir uns kurz darauf hinter der Grenze wieder treffen würden. Mit unserer Tochter und den Pässen bewappnet stiefelte sie los.

Später erfuhr ich, dass sie in 5 Minuten durch war und über zwei Stunden auf der armenischen Seite der Grenze auf mich warten musste. Bei Hitze und ohne Getränke, Geld oder Handyempfang wurde unsere Tochter immer unleidlicher und Sarah war extrem erleichtert, als sie mich endlich den Berg zum Grenzübergang hochfahren sah. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit in der ich der Grenzbeamtin versuchte zu erklären, warum ich das auf meine Frau zugelassene Auto fuhr und wo sie war (wer hat sich denn den Quatsch ausgedacht mit dem getrennten Grenzübergang???) waren wir endlich wieder vereint.

Durchgeschwitzt, hundemüde und total am Ende fielen wir kurz hinter der Grenze auf einem Feld in unser Bett und waren augenblicklich eingeschlafen…

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Türkei 5

Batman

Unser Ziel war Batman… Ja, richtig gehört Batman! Nur des Namens wegen wollten wir dort hin um ein Bild mit dem Ortseingangsschild zu machen.

Aber zuerst führte uns unser Weg nach Mardin, einer Stadt auf einem Rücken einer langgezogenen Hügelkette, die wie eine mittelalterliche Festung aussah.

Es reichte leider nur für eine Durchfahrt, denn bei über 40 Grad war es uns zu heiß um durch die engen Gasse zu spazieren.

Immer entlang der irakischen und nur einen Steinwurf von der syrischen Grenze entfernt fuhren wir weiter und passierten die Stadt, bzw. das Dorf Hasankeyf. Voraussichtlich würde es das einzige Mal sein, dass wir dieses Dorf zu Gesicht bekommen würden, denn es wurde ein Staudamm gebaut, dessen Stausee diese winzige Stadt bald unter Wasser setzen würde. Ein neues, höhergelegenes Hasankeyf war bereits fertiggestellt und es wurde begonnen, die Leute dort hin umzusiedeln. Irgendwie surreal…

Wir schliefen am Ufer des Tigris.

Am nächsten Morgen gegen 10 Uhr und bei 42 Grad verließen wir den Fluss und fuhren über Batman (natürlich mit unserem Foto in der Tasche) weiter zu unserem nächsten großen Zeil, dem Nemruth Krater See.

Dort angekommen staunten wir nicht schlecht. Es stand bereits ein weitere Overlander am Ufer des auf 2500 Meter hoch gelegenen Sees im Krater des erloschenen Vulkans.

Wir bauten auf und kamen sofort ins Gespräch.

Mario und Katrin, mit ihrem Hund Packo aus Kiel waren seit November unterwegs in ihrem selbstgebauten Iveco Camper. Über die baltischen Staaten bis in die Mongolei und jetzt um das schwarze Meer auf dem Nachhauseweg. Natürlich gab es viel zu erzählen und wir beschlossen gemeinsam noch eine weitere Nacht zu verbringen und den Tag über Geschichten auszutauschen.

Ein harter Verlust

Irgendwann mittags ließ ich die Drohne aufsteigen, um noch ein paar Luftaufnahmen von unserem Camp zu machen. Aber ich merkte schnell, dass irgendetwas nicht stimmte.

Die Drohne bekam keine richtige Höhe und ging plötzlich in einen Notsinkflug. Leider war sie bereits über den See. Ich versuchte sie noch bis zum Ufer zu manövrieren, aber sie schaffte es nicht. Ungefähr 10 Meter vom Strand entfernt stürzte sie in den Kratersee.

Natürlich waren sofort alle auf den Beinen und im Wasser.

Mit Marios Taucherbrille konnten wir sie am Grund des Sees ausmachen, ungefähr in sechs Meter Tiefe.

Wir versuchten alles, um an sie ran zu kommen, aber keiner schaffte die Tiefe. Nach einer Stunde gaben wir auf und schwammen zum Ufer, um einen neuen Plan zu entwerfen.

Wir bauten aus langen Ästen, vielen Kabelbindern und einem Kescher ein notdürftiges Netz, mit dem wir versuchten, die Drohne zu fischen… Aber auch das blieb ohne Erfolg.

Die Sonne sank immer tiefer und es wurde kühl im Wasser. Als sie die Gipfel des Kraterrandes erreichte, entschieden wir, es für diesen Abend zu belassen und am nächsten Morgen weiter zumachen.

Über Nacht kam mir die Idee, eine Art Reuse zu bauen, die man über das havarierte Fluggerät stülpen könnte und sie so versuchen an Land zu ziehen.

Wir setzten nach dem Frühstück meine Idee um, alles was unsere Autos hergaben verwendeten wir.

Aber auch dieser Versuch blieb ohne Erfolg.

Marios Rücken bekam schon einen mächtig roten Taint und auch mir knallte die Sonne übel auf die Platte.

Nach zwei weiteren Stunden und etlichen Fehlversuchen gaben wir endgültig auf. Die Drohne würde hier bleiben… Vielleicht fand sich ja ein anderer Overlander, der zufällig eine Taucherausrüstung dabei hätte und sie bergen könnte. Wir machten eine Aufruf bei Instagram, als letzten verzweifelten Versuch…

Da der Vormittag schon fortgeschritten war, entschieden wir, noch eine Nacht im Krater zu bleiben. Was im Nachhinein unsere Rettung war, das wussten wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Erstmal mussten wir das Auto packen, denn wir wollten auf den Kraterrand. Nur da gab es Handyempfang und wir hofften auf wichtige Mails aus der Heimat. Wir hatten eine Wohnung in Aussicht und erwarteten sehnsüchtig die Bilder per Email.

Und noch ein Problem

Auf dem Weg zum Kraterrand leuchtete auf einmal die Batterieleuchte im Armaturenbrett rot auf… Nicht gut… Lichtmaschine…

Zurück im Camp, ich hatte vergessen zu erwähnen, dass Mario einstmals ausgebildeter Karosseriebauer ist, gab es eine kleine Notbesprechung, was jetzt zu tun sei.

Die Lichtmaschine musste raus und repariert werden, Mario würde mit mir in die nächste Stadt fahren und einen Mechaniker suchen. Kleines Problem: Samstag, 17 Uhr…

Die Lichtmaschine war relativ schnell ausgebaut, wenn man den Umstand berücksichtigt, dass wir im Sand am Ufer eines Sees standen und mit unserem Bordwerkzeug hantierten.

Aber keine halbe Stunde später saßen wir im Iveco und tuckerten Richtung Tatvan, der nächsten Stadt. Wir erreichte das Werkstattviertel kurz vor 18 Uhr, die erste Werkstatt nahm sich unseres Problems an.

Nach ein wenig Smalltalk via Google Translator kamen wir zum Geschäft. 600 TL – knapp 100 Euro…

War mir zu teuer, ich wollte die Lichtmaschine unrepariert zurück, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was ich dann machen sollte. Eigentlich hatten wir keine Wahl, aber versuchen musste ich es trotzdem.

Und nach zwei Stunden und etlichen zähen Verhandlungen bekamen wir unsere reparierte Lichtmaschine zurück. Für keine 70 Euro…

Wir stoppten noch schnell am Supermarkt, damit ich Mario für seine Hilfe wenigstens zu einem Bier einladen konnte und fuhren dann, mittlerweile im Dunkeln, zurück zu unserem Camp.

Die Damen hatten bereits gekocht und gegessen, unsere Kleine lag schon im Bett. Mario ließ es sich nicht nehmen, noch vor dem Essen die Lichtmaschine wieder einzubauen. Bei dem Licht aller Taschenlampen, die wir auftreiben konnten bauten wir, bzw. eigentlich eher Mario im Alleingang die Lichtmaschine wieder ein, wir testeten alles und, Gott sei Dank, alles lief wieder! Die Batterien luden, alles funktionierte.

Bei einem Bier am Lagerfeuer, ließen wir diesen turbulenten Tag ausklingen.

Auch an dieser Stelle nochmals vielen Dank an euch Beide, Mario und Katrin, für eure Hilfe und Unterstützung! Wir werden uns revanchieren, spätestens auf der Kieler Woche geht jeder Drink auf uns!

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück tauschten wir noch schnell ein paar Routen, Stellplätze und Tipps aus und verabschiedeten uns dann, denn unsere Wege führten leider in verschiedene Richtungen. Die beide wollten nach Batman und wir würden uns am Van See ein Plätzchen suchen.

Wir bleiben am östlichen Ufer des Van Sees, einem riesigen Soda See im äußersten Osten Anatoliens für eine Nacht. Natürlich mussten wir auch mal testen, was einen Soda See so ausmacht. Das Wasser hinterließ das Gefühl, als hätte man in Seife gebadet, nach Erzählungen sollte man exzellent seine Wäsche im See waschen können. Wir testeten es nicht, aber etliche einheimische Hausfrauen sparten sich wohl das Waschmittel und fuhren statt dessen lieber an den See. Großer Vorteil, die Kinder konnten auch gleich baden und wurden dazu noch extra sauber!

Auf dem Weg nach Georgien

Bevor wir in Richtung Georgien aufbrachen, mussten wir noch einen Copy Shop aufsuchen: Der Mietvertrag war mittlerweile angekommen, musste ausgedruckt, unterschrieben, eingescannt und wieder zurück gemailt werden. All dies erledigten wir in Doğubeyazıt, wo wir mal wieder auf Deutsch angesprochen wurden, was wir hier so fernab der Heimat machen würden. Der junge Mann lebte in Deutschland und war auf Familienbesuch. Er erzählte uns, dass er gerne Gas gäbe und den Weg in 2 Tagen geschafft hätte… Wie er das geschafft haben soll, bleibt wohl sein Geheimnis.

Unsere vorletzte Nacht verbrachten wir unterhalb des Ishak Pasha Palastes mit atemberaubenden Blick auf den Ararat, dem höchsten Berg der Türkei.

Lustigerweise hatte der Campingplatz einen kleinen Freizeitpark mit auf dem Gelände. Der Park wies zwar eine leichte Ähnlichkeit mit Prypjat bei Tschernobyl auf, aber alles funktionierte noch und so kam meine Tochter zu ihrer ersten Boxautofahrt… Mit ganzen drei Funktionierenden Boxautos auf der Fläche.

Der Rest moderte am Rand vor sich hin, wie auf einem Schrottplatz. Außerdem gab es eine Schiffschaukel, eine Kindereisenbahn (die mit einer Autobatterie betreiben wurde) und ein fünf Meter hohes Riesenrad für Kinder. Alles ungefähr 60 Jahre alt und noch niemals gewartet, aber trotzdem irgendwie kultig… Und für umgerechnet 50 Cent bringt man sich doch gerne in Lebensgefahr, denn der TÜVler, der den Park abgenommen hatte, war wahrscheinlich schon vor 20 Jahren gestorben. Aber wir hatten riesen Spaß!

Außerdem bekam ich dort die günstigste Shisha unserer gesamten Reise: 3 Euro!

Nach einem weiteren Stopover an einem Fluss im anatolischen Nordwesten, bei dem wir ein paar wirklich nette Angler kennenlernten, die uns aus Nachbarschaftsliebe einen ganzen Berg bestes Brennholz schenkten, machten wir uns auf zur Georgischen Grenze.

Durch ein Gebiet, dass uns stark an Irland erinnerte und so gar nicht zum Bild der Türkei passen wollte. Wir erreichten am Mittag die Grenze zum Nachbarland Georgien.

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Gaziantep

Mit Zwischenstopp bei einer Apotheke fuhren wir in das besagte Einkaufszentrum, etwa eine Stunde entfernt.

Dort verbrachten wir den ganzen restlichen Tag, aßen und genossen die Annehmlichkeiten der Mall. Um 18 Uhr machten wir uns dann auf den Weg.

Die Fahrt war angenehm, wir machten ordentlich Kilometer. Bloß so gegen 23 Uhr hörten wir auf einmal ein wummerndes Geräusch. Sarah tippte auf den Straßenbelag, ich hatte eher den Verdacht, wir hätten einen Schleichplatten.

Doch als wir am Straßenrand hielten und nachschauten, war die Sache dramatischer als erwartet.

Das hintere Rad auf der Beifahrerseite hatte sich gelockert. Eine Radmutter war komplett verschwunden und beim genaueren hinsehen entdeckten wir, dass zwei Radbolzen gebrochen waren. Beim Versuch sie festzudrehen, brachen sie ohne viel Druck ab. Alle weiteren Muttern waren nur noch ein paar Gewindegänge davon entfernt, sich auch zu verabschieden.

Wir zogen das Rad notdürftig fest und fuhren weiter. Morgen, bei Sonnenlicht würden wir uns den Schaden genauer ansehen.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch und nur noch halber Kraft fuhren wir weiter zu unseren geplanten Wildcampspot, den wir eine Stunde später erreichten. Wir bauten auf und fielen totmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen bockte ich das Auto auf und besah mir die Radaufnahme. Ich wechselte einen abgebrochenen Bolzen aus, den ich zum Glück noch aus Südafrika in meiner Ersatzteilekiste hatte. Die anderen beiden Bolzen würden wir in Gaziantep versuchen zu bekommen.

Das erwies sich als kleineres Problem als anfangs erwartet, denn die Millionenmetropole hatte ein Werkstattviertel von der Größe Stuttgarts.

Für drei neue Bolzen bezahlte ich umgerechnet 7 Euro, was die Reparatur in überschaubarem Rahmen hielt. Abends würde ich nochmal die Radaufnahme auseinander nehmen und die gebrochenen Bolzen auswechseln.

Wir fuhren bestens gelaunt zur Altstadt. Dort parkten wir und gingen zu Fuß durch die engen Gassen. Wie in vielen anderen türkischen Altstädten hatte man auch hier das Gefühl, man würde durch Agrabar aus Disneys Aladin laufen, bloß die Kamele waren mittlerweile ersetzt durch uralte Pick Ups.

Wir wurden sogar Zeugen eines besonderen Ereignisses, woran wir überhaupt merkten, dass es mal wieder Freitag war: Das große Freitagsgebet.

Von einer Sekunde auf die Nächste schlossen viele Geschäfte, das Leben kam augenblicklich zum Erliegen.

Im Umkreis vieler Blocks um die dutzenden Moscheen wurden Teppiche auf die Straßen gelegt und hunderte, wenn nicht tausende Menschen machten sich bereit für das Gebet.

In unzähligen Reihen standen Männer, die Köpfe gesenkt, die Hände zum Gebet erhoben. In perfekter Synchronität knieten sich alle nieder. Da man eh nirgends anders hin konnte, sahen wir dem für uns doch ungewöhnlichen Ereignis zu, völlig fasziniert.

Keine zehn Minuten später ging das normale Leben wieder seinen Gang, als wäre nicht gewesen. Die Teppiche verschwanden so schnell wie sie gekommen waren und die Rollgitter vor den Geschäften hoben sich wieder.

Wir drehten noch einige Runden durch die Stadt, kauften Trauben und Melonen und fuhren dann zu unserem Wildcamp, ein wenig außerhalb der Metropole direkt am Fluss Euphrat. Dort tauschte ich die defekten Radbolzen aus, zog das Rad auf und wir genossen den Sonnenuntergang über dem Fluss.

Am nächsten Morgen wurden wir durch lautes Motorendröhnen geweckt. Ein Traktor mit dutzenden Menschen auf dem Anhänger kam den Schotterweg heruntergetuckert und heilt neben uns. Ein Mann sprang von der Ladefläche und kam mit einem satten „Servus“ auf uns zu.

Wir unterhielten uns kurz auf deutsch, was wir machten, wo wir hin wollten. Er sei mit seiner Familie hier zum Picknick. Ganz normal mit dem Traktor, denn nur so könnte man all die Familienangehörigen transportieren.

Wir verabschiedeten uns und fuhren los. Irgendwie ging es mir an diesem Tag nicht besonders und wir mussten ab und zu spontan anhalten, damit mein Mageninhalt auch mal das Licht der Welt erblickte.

Es machte wenig Sinn noch groß weiter zu fahren und wir stoppten an einem Wildcamp an einem Fluss in der Nähe des Berges Nemrut Dagi.

Dort blieben wir geschlagene zwei Tage, damit ich mich auskurieren konnte. Das war nicht ganz so einfach, denn Tags über steigen die Temperaturen auf über 45 Grad und ich meinte, ich würde im Auto in meinem eigenen Saft gegart.

Als es mir besser ging, verließen wir den Fluss. Wir stoppten bei einer alten römischen Brücke um das Navi zu füttern. Aber noch bevor wir wirklich angehalten hatten, stand schon ein Mann neben unserem Auto. Er sei Ömer und würde uns gerne auf einen Tee einladen.

Er hätte einen Camping genau neben der Brücke und wir wäre herzlich eingeladen bei ihm zu Campen. Für vier Euro die Nacht. Das war ein Wort. Wir sollten auch unbedingt zum Mount Nemrut fahren und uns dort die steinernen Köpfe ansehen, die noch von der mesopotamischen Ruinenstätte übrig wären.

Gesagt, getan.

Nemrut Dagi

Doch der Aufstieg auf den über 2000 Meter hohen Berg, auf dessen Gipfel die Ruinen lagen, war eine echte Herausforderung für unseren treuen Hilux. Mit beinahe kochendem Kühlwasser und allen Anzeigen im roten Bereich rollten wir auf den Parkplatz.

Die einstige Kultstätte ist das Grabmal Antiochos, des sagenumwobenen Herrschers dieser Region. Sie wurde auf dem Gipfel des Nemrut Dagi errichtet, doch leider durch zwei Erdbeben fast komplett zerstört. Es bleiben nur noch die Köpfe der Statuen übrig, die hier aus Sandstein erbaut wurden.

Die Stätte war interessant anzusehen und die Weitsicht vom Gipfel war überragend.

Die Nacht verbrachten wir auf dem Camping und sahen den ganzen Bekloppten zu, die zu nahe an den Fluss gefahren waren, um darin zu baden und sich jetzt gnadenlos festgefahren hatten. Bis weit in die Nacht hörten wir die gequälten Motoren, die versuchten, die feststeckenden Autos aus dem Kies zu befreien.

Urfa

Von Nemrut Dagi aus ging es am nächsten Tag für uns ins zwei Stunden entfernte Sanliurfa. Dort wollten wir einkaufen und unser Carnet de Passages nach Hause schicken. Die Temperatur lag wieder mal bei über vierzig Grad und die Klimaanlage kam an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit.

Wir erreichten den DHL Shop… Zu!!! Nur eine türkische Telefonnummer hing an der Tür.

Kurzer Hand gingen wir ins nächste Geschäft, in dem zwei Männer saßen. Einer davon war Sedat. Er war sofort bereit uns zu helfen und rief den Kurierfahrer an, erreichte ihn aber nicht.

Im Lauf der nächsten Stunde versuche er es noch ein paar Mal, bot uns Tee an und wir kamen (mit der Hilfe von Googleübersetzer) ins Gespräch.

Er würde uns gerne zu sich nach Hause einladen. Zum Abendessen.

Da wir nichts weiter vor hatten, nahmen wir die Einladung an, er war uns auch sehr sympathisch.

Irgendwann tauchte der DHL-Mensch auf und wir gaben unsere Sendung auf.

Im Anschluss fuhren wir mit Sedat zu ihm, bzw. in sein Wochenendhaus 20 km außerhalb der Stadt.

Wir verbrachten einen der schönsten Abende in der Türkei mit ihm, bei grandiosem türkischem Essen (was er vorher noch in einem Restaurant abholte), einem einmaligen Sonnenuntergang über dem Atatürk-Staudamm, den man von seinem Haus überblicken konnte und Baklava mit Eiskrem, den sein Cousin am Abend noch vorbeibrachte.

Wir konnten in seiner Einfahrt campen und am nächsten Morgen stand er um 9 Uhr schon mit dem Frühstück vor unserem Auto. Er ließ uns am Vorabend sogar noch den Schlüssel für das Haus da, damit wir duschen und aufs Klo gehen konnten.

Ein wenig wehmütig verließen wir Sedat nach dem Frühstück, der uns schon fast auf Knien anflehte, noch eine weitere Nacht zu bleiben.

Doch wir wollten weiter, die Hitze brachte uns fast um und wir mussten in etwas kühlere Gefilde.

Aber wir hatten einen Fremden kennengelernt und einen Freund gewonnen. Wir hofften inständig, dass dieser Kontakt noch lange bestehen würde, denn wir hatten den Mann wirklich lieb gewonnen und würden auf jeden Fall einmal wiederkommen, um auch den Rest seiner Familie kennenzulernen.

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