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Katima Mulilo – Livingstone

Die Besitzerin des Campingplatzes verabschiedete uns mit den schlimmsten Horrorstories, die man über einen Grenzübergang nicht hören möchte. Ob wir auch genug Wasser dabei hätten?! Teilweise würden die Leute an der Grenze Tage bis Wochen festsitzen, insbesondere die Trucker. Und selbst wenn man es geschafft hat, dann müsse man für die nächsten gut 150 Kilometer bis in die nächste Stadt mindestens 6 Stunden Fahrt einplanen… Die Straße sei in einem miserablen Zustand und man sei schneller zu Fuß… Und außerdem seien wir nun eh schon viel zu spät dran, wer weiß ob wir es heute überhaupt noch schaffen würden… Es war gerade mal 9 Uhr…

Wir fuhren also zur Grenze und mein Bauchweh wurde immer stärker. Nicht, dass es die erste Grenze in Afrika gewesen wäre… Nein, aber es war die erste Grenze aus der südafrikanischen Zollunion raus. Wo bisher alles noch gediegen und ohne Visum, der gleichen Währung, ohne Versicherung und ohne Carnet (eigentlich) lief, stand uns jetzt die erste Herausforderung bevor. Und dann mit den Worten der Dame im Ohr.

Viel Zeit hatte ich eigentlich nicht mir Gedanken zu machen denn schon nach 10 Minuten erreichten wir das Ausreisebüro aus Namibia. Schnell und freundlich wurden die Pässe und das Carnet ausgestempelt. Nun ging es ein Stückchen weiter bis zum Sambischen Grenzposten. Hier herrschte schon ein etwas anderes Bild. Die ersten Männer winkten uns zu und kaum hatten wir den Motor abgestellt und die Türen geöffnet, waren wir umzingelt von Geldwechslern. Sambia war das erste Land wo man an der Grenze bereits Geld brauchte für diverse Sachen zu bezahlen und die Währung des vorherigen Landes nicht anerkannt wurde.

Aus Erfahrungsberichten von anderen Reisenden wussten wir aber, dass man die Geldwechsler nicht in Anspruch nehmen muss, da an der Grenze einen Bankautomat, bei dem wir einfach mit unserer VISA Karte Geld holen konnten, und sogar das Büro einer offiziellen Bank vertreten sein sollte.

Unser erster Weg führte uns also zum Geldautomat. „Dieser Geldautomat ist vorübergehend außer Betrieb“. OK, kein Problem, dann rein in die Bank. Der Angestellte sagte uns, wir sollten einfach einen Moment warten, wahrscheinlich sei das Problem nur temporär. Wir stellten uns also wieder raus vor den Automaten und warteten… und warteten… und versuchten die Geldwechsler abzuwimmeln, die den nicht funktionierenden Geldautomaten natürlich als einmalige Chance witterten.

Irgendwann wurde es uns zu bunt und wir gingen wieder rein in die Bank und tauschten einen Teil unserer wertvollen US Dollar in Sambische Kwacha. Als wir aus der Bank kamen, zog ein Mann gerade Geld am Automaten…

Wir stellten uns hinter ihn und wollten gleich noch etwas mehr Geld holen, damit wir direkt im Land was hatten, aber gleich nachdem das Geld unseres Vordermannes draußen war, versagte der Automat schon wieder.

Nun gut, wir hatten genug Geld um den Grenzübertritt zu bezahlen also gingen wir mit Bauchgrummeln in das Immigration-Office.

Zuerst mussten wir uns vor eine (Infrarot?-) Kamera stellen, damit unsere Körpertemperatur gemessen werden konnte (ob das wirklich funktionierte und wofür das gut sein soll… keine Ahnung). Wir bekamen einen Schnipsel in die Hand, auf den ein „OK“ gekritzelt war und sollten damit zum Visums-Schalter genau gegenüber gehen.

Dort mussten wir den Schnipsel in einen bereitgestellten Karton legen, in dem sich die Schnipsel der letzten drei Jahre befanden und durften dann unser Ansinnen vortragen (nachdem die Dame ihre WhatsApp Unterhaltung auf ihrem Handy beendet hatte). Wir erklärten ihr, dass wir ein Visum wollten und wie lange wir bleiben wollten. Das gestaltete sich gar nicht so einfach, da man durch eine Glasscheibe spricht, die nur unten einen schmalen Schlitz hat und das Englisch der Dame auch sehr – sagen wir mal – „afrikanisch angehaucht“ war. Mit mindestens fünf Rückfragen erklärte sie uns dann, dass sie uns nur ein 30-Tages-Visum zur einmaligen Einreise ausstellen kann. Kein Problem, länger wollten wir eh nicht bleiben. Wir bezahlten 50 US Dollar für uns beide Erwachsene und es dauerte knapp eine halbe Stunde bis wir unsere Pässe mit den handschriftlichen Visa wieder entgegen nehmen durften.

Nun ging es weiter zum Zoll. Das erste Mal seit Namibia offiziell Carnet ausfüllen. Der dunkelhäutige Manfred hatte wohl noch nie ein Carnet gesehen (auch wenn er mindestens schon 50 Jahre alt war und aussah wie wenn er schon seit 30 Jahren dort arbeiten würde), zumindest fing er panisch an nach seinem Chef zu suchen, als er das Dokument erblickte. Der Chef hatte aber ein Erbarmen und erklärte ihm alles mit einer Seelenruhe. Nachdem das Carnet richtig gestempelt war mussten wir noch die Abgasgebühr bezahlen. Diese konnte man nur in Sambischen Kwacha bezahlen und kostete 200 Kwacha. Manfred trug alles penibelst genau in den Quittungsbogen ein: meinen Namen, die Marke unseres Autos, das Nummernschild, Datum und zuletzt den Betrag: 275 Kwacha. Ich unterbrach ihn mit einem „Excuse me, Sir, I think it is the wrong amount“ und zeigte auf das neben ihm hängende Schaubild, auf dem geschrieben stand, dass wir mit unserem 3 Liter Auto nur 200 Kwacha bezahlen mussten. Er schaute sich wieder panisch suchend nach seinem Chef um, der hinter ihm auf einem Stuhl saß und auf seinem Handy rumtippte, sich dann aber erneut erbarmte, ihm wieder einmal unter die Arme zu greifen. Nach einer kurzen Diskussion der beiden miteinander war klar: Manfred musste die Quittung komplett neu ausfüllen. Wir entschuldigten uns bei ihm für die Umstände und sprachen ihn noch auf seinen deutschen Namen an und er erklärte uns den Hindergrund. Sein Vater hatten einen deutschen Freund namens Manfred und ihm zu ehren trägt er nun auch diesen Namen. Die nette Unterhaltung machte das neue Ausfüllen des Belegs nicht ganz so schlimm und mit den besten Wünschen verabschiedeten wir uns.

Für uns ging es nun weiter zum nächsten Schalter: Versicherung abschließen. Auch bei der Dame hier hatte man das Gefühl, sie hatte gerade ihren ersten Tag aber nach ein paar Diskussionen wieder durch den kleinen Schlitz der Glasscheibe hatten wir nach weiteren 15 Minuten unsere obligatorische Versicherung für Sambia. Die Gebühr hierfür mussten wir auch wieder in einheimischen Kwacha bezahlen.

Nun ging es zum letzten und vollsten Schalter: Road-Tax bezahlen. Nachdem ich mich durch die Menge an wartenden Truck-Fahrern geboxt hatte durfte ich 20 US Dollar bezahlen und wir hatten es geschafft. Nach insgesamt zwei Stunden überfuhren wir die Grenze nach Sambia.

Der erste Weg führte uns auf die angeblich so üble Straße, die anscheinend gerade neu asphaltiert wurde. Mit 100 km/h war die Strecke locker zu befahren – zumindest für 20 Kilometer. Dann war es vorbei. Im Schritttempo ging es 60 km über eine Straße, die mehr aus Schlaglöchern bestand als aus Asphalt. Da war jede unasphaltierte Piste in Namibia besser zu befahren.

Irgendwann hatten wir es aber geschafft und erreichten Kazangula, einen Zwischenstopp auf unserem Weg nach Livingstone und ab dort war die Straße für die nächsten 60 km wieder gut befahrbar, so dass wir nach 4,5 Stunden endlich unser Ziel erreichten: ein Campingplatz in Livingstone direkt am Sambesi und nur wenige Kilometer von den Vitoria Fällen entfernt.

 

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Botswana – Caprivi – Katima Mulilo

Tim ging es endlich wieder gut! Nachdem gestern schon besser war, war diese Nacht die erste, die er wieder ohne Schmerzen schlafen konnte. Ein Hoch auf die Pharmaindustrie!

Kurz nach dem Grenzübertritt zeigte sich so ein ganz anderes Namibia wie wir es verlassen haben. Anstelle von öden Grau- und Brauntönen und baumlosen Weiten überraschte uns sattes Grün und tropische Bäume und Gewächse. Wir verstanden sofort, warum der Caprivi auf viele so eine Anziehung hat. Wenn man in seinem 3-Wochen Urlaub die ersten 2 Wochen im ausgedörrten Namibia rumfährt und dann dort hin kommt, ist es wie im Paradies.

Eine halbe Stunde von der Grenze entfernt erreichten wir den vorher bereits ausgesuchten Campingplatz! Was ein wunderschöner Platz! Direkt am Fluss Okavango gelegen konnten wir Hippos hören und sehen und auch ein kleines Krokodil leistete uns Gesellschaft.

Wir aßen zu Abend und waren kaum fertig, da fing es schon an zu regnen. Begleitet von Blitz und Donner brach ein Unwetter über uns hinein, wie man es sich kaum vorstellen kann. Ähnlich einem Sommergewitter in Deutschland nur viel heftiger. Aber wir saßen gut geschützt unter unserer Markise. Als der Regen weniger wurde verzogen wir uns in unser Auto und als wir am nächsten Morgen aufstanden konnten wir die Zeichen des gestrigen Abends sehen. Die Erde war teilweise weggespült und die Wäsche die wir zum Trocknen aufgehängt hatten war wieder batschnass. Aber da wir hier noch ein paar Tage bleiben wollten, spielte das keine Rolle. Sie würde schon wieder trocknen, man sollte sie nur diesmal vor dem nächsten Schauer abnehmen.

Beim Frühstück beobachteten wir einen King Fisher (Eisvogel). Erst saß er minutenlang auf einem Ast bis er pfeilschnell in’s Wasser schoss um sich auch sein Frühstück zu fangen.

Lustigerweise war sein Frühstück ein Krebs, den Tim kurz zuvor von den Klauen einer Katze gerettet hatte. Er hat den Krebs gefangen, bevor die Katze ihn sich schnappen konnte und hat ihn wieder am Ufer des Flusses ausgesetzt. Nun mussten wir beobachten, wie der Vogel den Krebs so lange mit voller Wucht gegen den Baumstamm schlug bis er bewegungslos war um ihn dann mit seinem Schnabel zu knacken.

Den Rest des Tages verbrachten wir mal wieder am Pool, bis es anfing zu regnen. Und es hörte nicht mehr auf. Bis auf ganz kurze trockene Momente regnete es den ganzen Tag. Wir fühlten uns wie in England, bis auf den Temperaturunterschied von 20 Grad. Der spielte aber bei der Dauernässe auch keine große Rolle mehr, denn egal wie… nichts wollte trocknen. Die super nette Angestellte hatte ein Erbarmen mit uns und ließ unsere Wäsche einmal im Trockner durchlaufen, so dass wir wenigstens wieder ein paar frische T-Shirts hatten.

Nach drei Nächten verließen wir den Campingplatz und fuhren weiter in Richtung Mudumu Nationalpark. Hier wollten wir den Tag und eine Nacht verbringen, die Übernachtungsplätze sind kostenlos, man zahlt nur ca. 5 € Parkeintritt) und man campt mitten in der Wildnis. Es soll Hipps und Elefanten geben und auch von Löwen und Leoparden haben wir gehört.

Wir fuhren also die knapp 200 sehr öden Kilometer nach Osten in Richtung Kangola, von wo aus wir nach Süden zum Nationalpark abbiegen wollten. Aber schon ab der Abfahrt vom Camping begleitete uns mal wieder der Regen. Und es hörte den ganzen Weg nicht auf. Drei Stunden nur Regen und Regenmassen, die wieder alles vorhergesehene toppten.

So macht auch ein Besuch des Nationalparks keinen Sinn. Zum einen sieht man wahrscheinlich keine Tiere weil sich alles verkriecht und zum anderen muss man selbst aufpassen, dass man nicht im Schlamm stecken bleibt.

Schweren Herzens entschieden wir uns, nicht zum Park abzufahren sondern noch eine weitere Stunde nach Katima Mulilo, der Grenzstadt zu Sambia. Morgen werden wir also mal wieder eine Grenze überqueren, mal schauen was uns diesmal erwartet…

Und während ich diese Zeilen schreibe ist es natürlich wieder am regnen. Irgendwie haben wir uns die Regenzeit anders vorgestellt. Wir dachten es regnet einmal am Tag 1-2 Stunden und dann ist es wieder gut. Aber seit Tagen regnet es eigentlich nur einmal… und ein Ende ist nicht in Sicht.

 

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Botswana

Am nächsten Morgen überquerten wir die Grenze nach Botswana. Wieder eine typische afrikanische Grenze, aber Tim wird wie versprochen noch einmal mehr dazu schreiben.

In der ersten Stadt hinter der Grenze hielten wir in einer Mall um uns eine neue Botswanische SIM Karte zu besorgen. Dies gestaltete sich hier nicht so einfach wie in den Ländern bisher. Erst einmal muss man einen Laden finden, der SIM Karten verkauft und dann muss die SIM Karte telefonisch registriert werden…

In einem afrikanischen 1€ Laden wurden wir fündig und kauften eine Karte des angeblich besten Netzes von Botswana. Die Verkäuferin wählte die Nummer der Hotline. Nach ein paar missglückten Versuchen meldete sich am andere Ende eine Dame und in halben Englisch, halben Afrikanisch und mit Hilfe der Verkäuferin konnte Tim die Registrierung dann in den Regalen zwischen Spielzeug und Geschenkpapier abschließen. Die SIM Karte war jetzt registriert aber wir hatten noch kein Guthaben drauf. Das musste man in einem anderen Laden aufladen. Es dauerte eine weitere Stunde aber dann waren wir versorgt und alles funktionierte.

Den ersten Übernachtungs-Stopp machten wir in Rhino Sanctury, eine Art Nationalpark, in dem viele Nashörner und auch einige andere Tiere wie Zebras, Kudus,… leben. Im Park gibt es einen nicht umzäunten Campingplatz über den am Abend, in der Nacht und am Morgen sogar die Nashörner laufen sollten. Wir buchten uns gleich zwei Nächte ein und neben ein paar Ausfahrten im Park gammelten wir nur rum, wuschen etwas Wäsche und hofften auf ein paar Nashörner. Leider hatten wir nicht das Glück, dass sie durch unser Camp liefen. Nur in der Ferne konnten wir ein paar wenige erahnen.

Zwei Tage später machten wir uns auf in Richtung Francistown, eine der größeren Städte Botswanas. In der Stadt wollten wir unsere Vorräte auffüllen, was sich als gar nicht so einfach heraus stellte.

Die Supermärkte hier sind schon ziemlich weit von denen in Südafrika entfernt. So hat man z.B. eine riesige Obstabteilung aber da im Moment Saison für Mangos ist, gibt es in der riesigen Obstabteilung NUR Mangos, keine Bananen, keine Ananas, nichts anderes!!! Stellt euch einfach vor, die komplette Obst- und Gemüseabteilung in einem deutschen Supermarkt würde nur aus Mangos bestehen. Mit viel Glück bekommt man vielleicht noch ein paar Kartoffeln oder Zwiebeln.

Nachdem wir drei verschiedene Supermärkte angelaufen hatten und zumindest soviel eingekauft hatten, dass wir nicht verhungern würden und uns auch nicht drei Tage nur von Mangos ernähren mussten, fuhren wir weiter zu unserem zweiten Stopp. Auch hier ließen wir es uns zwei Tage richtig gut gehen und machten regen Gebrauch vom tollen Swimmingpool. Was anderes war bei der drückenden Hitze auch nicht machbar.

So langsam sind wir in der Regenzeit angekommen was hier bedeutet, dass es fast den ganzen Tag furchtbar drückend ist. Den Regen, den man meistens dann einmal am Tag (oder auch in der Nacht) für eine Stunde hat, bietet nur eine kurze Abkühlung. So ist man für jede Abkühlung in der Gestalt eines Pools mehr als dankbar.

Nach den zwei Tagen fuhren wir weiter nach Elephant Sands. Der Campingplatz befindet sich um ein Wasserloch, der stark von Elefanten frequentiert werden soll. Schon auf dem Weg dort hin, sahen wir die ersten Elefanten an der Straße und freuten uns auf die bevorstehende Übernachtung. Außerdem wollten wir hier Kars und Simone (die Holländer) wieder treffen. Da aller guten Dinge drei sind, haben wir bei unserem letzten Abschied ausgemacht – sollte es von der Zeit her passen – dass wir uns hier noch einmal treffen wollten, bevor wir dann endgültig getrennter Wege gehen würden. Sie sind über den Westen Südafrikas nach Botswana gefahren und wir über den Osten. Wir haben kurz geschrieben und es passte! 4 Wochen nachdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, erreichten wir gerade mal mit einer halben Stunde Unterschied den Campingplatz.

Kurz nach unserer Ankunft gesellte sich noch ein weiterer Holländer hinzu. Rens ist mit einem australischen Landcruiser bereits seit mehreren Jahren unterwegs und hat schon fast die ganze Welt gesehen.

Unser Wiedersehen war somit ein voller Erfolg und mit vielen Geschichten und begleitet von hunderten Elefanten ließen wir den Abend ausklingen.

Leider war der nächste Morgen nicht ganz so schön. Tim ging es schlecht, richtig schlecht! Er hatte plötzlich hohes Fieber und fühlte sich einfach krank. Der erste Verdacht war Malaria. Sollte dem so sein, wäre es schnell gegangen – kaum im Malariagebiet schon infiziert. Aber der Malariaschnelltest brachte erstmal Entwarnung. Außerdem bekam er auch starke Halsschmerzen, die nun nicht auf eine Malaria hindeuteten. Und da das Fieber auch nicht höher stieg, entschieden wir uns, erst einmal ein paar Stunden abzuwarten. Tim verbrachte den kompletten Vormittag im Bett und wechselte am Nachmittag auf eine Liege am Pool, da es im Auto mittlerweile unerträglich heiß war.

Gegen Abend ging es ihm schon etwas besser, das Fieber war gesunken und er hatte „nur“ noch Halsschmerzen. Also erst einmal durchatmen, Malaria war somit definitiv ausgeschlossen!

Die Nacht war die Hölle! Die Halsschmerzen waren so schlimm, dass Tim sich die ganze Nacht wach im Bett hin und her wälzte und trotz der Unmengen an Halsschmerztabletten trat keine Besserung ein. Nur Ibuprofen verschaffte eine kurzzeitige Besserung.

Wir verbrachten noch zwei weitere Tage in Elephant Sands bis wir uns nun zum letzten Mal trennten und uns auf den Weg nach Maun machten. Dort wollten wir nach einem kurzen Stopp Over in Richtung namibianische Grenze. Wir wollten in den Caprivi und von dort aus über die Victoria Falls weiter nach Sambia und Malawi.

Nach einer weiteren harten Nacht in Maun ohne Schlaf und mit viel Schmerzen und immer wieder Fieber, entschlossen wir uns, zu einem Arzt zu gehen. Wir hatten mittlerweile den Verdacht auf eine Mandelentzündung aber da alle Hausmittelchen nichts halfen musste nun doch eine fachkundige Meinung her.

Tim wollte eigentlich den Plan in zwei Tagen in Namibia zu sein nicht „kaputt“ machen aber das meiste was wir haben ist Zeit und das wichtigste die Gesundheit! Und wenn wir noch einen Tag in Maun festsitzen würden, dann wäre es halt so!

Also suchten wir im Internet nach einer Privatklinik (niedergelassene Ärzte wie in Deutschland gibt es – zumindest hier – nicht) und fuhren dort hin. Von Außen wirkte das ganze ordentlich, europäisch und eher wie eine große Gemeinschaftspraxis und nicht wie eine Klinik. Auch im Inneren setzte sich der positive Eindruck fort. Tim musste ein Formular ausfüllen und wir machten uns auf eine lange Wartezeit gefasst aber nach wenigen Minuten kam er schon dran und der Arzt schaute nur kurz in den Mund und bestätigte unseren Verdacht: es handelte sich um eine ausgewachsene schwere Mandelentzündung. Versorgt mit einem Antibiotikum und Paracethamol verließen wir 50 Euro leichter die Praxis.

Wir konnten also doch noch unseren geplanten Weg fortsetzen und erreichten am Nachmittag unsere letzte Übernachtung in Botswana. Ein Campingplatz am Rande des Okavangodeltas. Eigentlich kann man in’s Delta nur mit einem Flugzeug oder Boot gelangen und die Lodges dort sind unmenschlich teuer. Eine Nacht kostet meist um die 1000 US $!!!

Aber da der Platz am Rande liegt, kann man ihn mit einem Auto (nur 4×4) erreichen und man trotzdem einen wunderschönen Blick auf eine Lagune und das Delta.

Aber schon der Weg dort hin war unbeschreiblich. Eine dreiviertel Stunde ging es über sandige Offroadpisten teilweise mitten durch das Delta. Da im Moment alles noch trocken ist, sind die Wege gut befahrbar. Man muss nur hoffen, dass man die richtige von den vielen Fahrspuren auswählt, ansonsten muss man zurück fahren. Wenn das Delta überflutet ist, ist der Platz fast von der Außenwelt abgeschnitten. Dann gibt es nur eine einzige Sandpiste, die so tief ist, dass man mehr buddelt wie fährt.

Wir haben es aber geschafft und erreichten den wunderschön gelegenen Platz.

Nach einer Nacht fuhren wir auch schon wieder zurück zur Hauptstraße, die uns an die Grenze bringen sollte. Gott sei Dank habe ich mit dem GPS auf dem Hinweg einen Track aufgezeichnet, ansonsten wären wir auf dem Rückweg wohl verloren gegangen.

Wir erreichten die Hauptstraße und fuhren begleitet von krassen Wolkenformationen, die an Weltuntergangsstimmung erinnerten, weiter in Richtung Norden. Eigentlich waren es nur noch knapp 100 km bis zur Grenze, die gestalteten sich aber mehr als abenteuerlich. Ein Schlagloch so tief, dass ein ganzer LKW darin verschwinden kann, wechselte sich mit dem nächsten noch tieferen ab. Öfter mussten wir von 100 km/h runter auf 0 bremsen, dass wir uns nicht die Achse brechen! Die komplette Fahrt bestand also darin, zu beschleunigen, wieder abzubremsen und – wenn das Schlagloch klein genug war – auszuweichen. Und am spannendsten wurde es dann wenn Gegenverkehr kam. Schon von weitem sah man die Autos in Schlangenlinien auf einen zufahren. Kurz bevor man sich traf, ging jeder auf „seine Seite“, man fuhr ganz langsam über den abgebrochenen Fahrbahnrand aneinander vorbei, grüßte sich kurz dankend zu und dann ging die abenteuerliche Fahrt weiter.

So erreichten wir nach über 2 Stunden und mit 1 GB übrigen Datenvolumen die Grenze nach Namibia. Wie sich nämlich kurz nach unserem Kauf der SIM Karte heraus stellte, handelt es sich bei dem uns empfohlenen Netz MASCOM eben nicht um das beste Netz – im Gegenteil, wir hatten fast nirgends Empfang! Das beste wäre BTC gewesen, aber das erfuhren wir leider als es bereits zu spät war…

Leider haben wir insgesamt nur 10 Tage in Botswana verbracht. Dies war vor allem der Tatsache geschuldet, dass es einfach wahnsinnig teuer ist. Neben den bereits oben genannten Fly-In-Safaris kann man auch die Nationalparks wie Chobe oder Moremi besuchen. Aber da die Übernachtung hier mit 50 US $ pro Person und Tag zu Buche schlägt (für einen Campingplatz!!!) haben wir lieber darauf verzichtet, werden aber irgendwann hier her zurückkehren, um dann die volle Ladung Botswana zu genießen!

 

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Coffee Bay – Baviaanskloof – Oudtshoorn

„Es war 3 Uhr morgens… Durch die nicht mehr allzu dichten Fenster drangen Geräusche, die nicht das Rauschen des Meeres waren wie die ganze Zeit.

Es war Donner! Ein gewaltiges Unwetter zog über Coffee Bay hinweg!“

Kommen euch diese Zeilen bekannt vor?! Dann lest mal hier: https://www.timpix.de/2011/03/09/tag-11-coffee-bay-addo-nationalpark-09-03-2011/

Ja, genau wie damals ereilte uns auch diesmal mitten in der Nacht ein Gewitter, das über Coffee Bay runter ging.

Als wir morgens aufstanden hatte es aufgehört zu regnen aber der sandige Boden war total matschig und alles was man anfasste und wo man hin trat war im Nu dreckig.

Wir entschieden uns, den Regen, der für heute angekündigt war, hier auszusitzen. Jetzt wo alles dreckig war spielte es auch keine Rolle mehr, wenn es noch schlimmer wurde. Wir gammelten etwas rum, planten die weitere Route und gerade als Tim Feuer gemacht hatte, begann es zu gießen wie aus Eimern. Auch das dichte Blätterdach hielt den Regen nicht ab und somit fiel das Essen erst einmal ins Wasser. Da es aber irgendwann aufhörte, gab es doch noch leckeres Gegrilltes.

Am nächsten Morgen machten wir uns weiter in Richtung East London. Noch ein letzter Zwischenstopp an der Wildcoast stand auf dem Plan. Wir fuhren über verschiedenste Gravelroads und dass wir für 100 Kilometer 4 Stunden brauchten war mittlerweile auch schon normal. Kurz nachdem wir eine Kolonne Fahrzeuge überholen gelassen haben hielten diese plötzlich an. Wir wunderten uns darüber, war der Weg wohl nicht asphaltiert aber sonst in einem guten Zustand. Keine Schlaglöcher, keine Steine die aus der Erde schauten, bei uns würde man sagen ein guter Feldweg.

Und genau hier war das Problem: Der Weg war auch nicht viel breiter als ein Feldweg und uns kam ein Schwertransporter mit Überlänge und -breite samt Begleitfahrzeug mitten in einer Kurve entgegen!

Nachdem die Insassen des Begleitfahrzeugs ausgestiegen sind und uns sowie die anderen vier Fahrzeuge eingewiesen hatten, rangierte der riesige LKW gekonnt und auf Zuruf und Einweisung der Begleiter um uns herum. In Deutschland wäre hier wahrscheinlich schon Panik ausgebrochen. Aber mit afrikanischer Gelassenheit und eine halbe Stunde später waren alle aneinander vorbei und die Fahrt konnte weiter gehen.

Auf dem Weg nach East London wollten wir noch ein paar Einkäufe erledigen und Geld abheben. Meistens wissen wir gar nicht was für ein Tag ist und das wurde uns mal wieder zum Verhängnis. Es war Samstag!!! Und ein Samstag beim Globus in Oggersheim in der Vorweihnachtszeit ist ein Witz gegen das, was hier an den Wochenenden abgeht!

Die Südafrikaner erhalten wöchentlich freitags ihr Geld und ab Freitag Nachmittag stehen sie vor den Geldautomaten Schlangen wie montags kurz vor 8 Uhr bei Lidl wenn es Kinderklamotten gibt. Spätestens ab Samstag sind die meisten Geldautomaten leergeräumt und die Südafrikaner gehen einkaufen. Jetzt stehen die Schlangen vor den Liquor Stores (jegliche Art von Alkohol wird hier in einem extra Laden verkauft und nicht wie bei uns mit im „normalen“ Supermarkt). Scheibchenweise werden die Menschenmassen in den Shop gelassen und extra Security passt auf, dass nur so viele neue Menschen reinkommen, wie den Laden – vollbepackt bis unters Dach – verlassen. Keine Ahnung, was die mit dem ganzen Alkohol wollen, zumal es hier jedes Wochenende so zugeht. Aber auch in den normalen Supermärkten herrscht Krieg und man sollte es tunlichst unterlassen am Wochenende vor die Tür zu gehen.

Aber wir waren wieder so blöd, haben es verpeilt und waren wieder mal mittendrin im Getümmel. Geld haben wir glücklicherweise noch bekommen, an einer Tankstelle, wo wir unser Auto tankten, befand sich ein Geldautomat, von dem anscheinen niemand wusste und so hatten wir den Automat ganz für uns alleine. Aber selbst wenn wir kein Geld bekommen hätten, so schlimm wäre das nicht gewesen. Im Gegensatz zu Deutschland kann man hier im letzten Kaff im kleinsten einheimischen Tante-Emma-Laden sein Kaugummi mit Kreditkarte zahlen. Da sagt noch mal jemand, Afrika sei rückständig. Zumindest in dem Bereich hat es einen riesigen Vorsprung!

Auch den Einkauf überlebten wir einigermaßen unbeschadet und so ließen wir den Abend bei einem wohlverdienten Braai auf einem Camping in East London ausklingen.

Am nächsten Morgen machten wir uns weiter – über Port Elizabeth weg von der Küste in Richtung Baviaanskloof. Einem Tipp von Dieter, dem Vater von Hardy, soll es sich hierbei um eine schöne machbare Offroadstrecke handeln, die wir nun in Angriff nehmen wollten.

Die Nacht zuvor verbrachten wir auf dem Camping in der Nähe von Patensie bei Laurika (http://www.baviaans.net/geelkrans/). Einer der schönsten und saubersten Plätze bisher auf unserer Reise.

Am nächsten Morgen fuhren wir zum Eingang des Baviaanskloof Parks. Für umgerechnet 5 Euro kauften wir ein Permit und konnten passieren. Der Baviaanskloof ist eine Strecke, die sich ungefähr 50 Kilometer durch wunderschöne Natur schlängelt. Es geht Berge rauf und runter und auch kleine Flussdurchfahrten stehen auf dem Plan. Auch hier mussten wir stoppen als uns an der wohl engsten Stelle im ganzen Park ein LKW inmitten einer Flussdurchfahrt entgegen kam. Nachdem der LKW ein ganzes Stück rückwärts gefahren ist, haben wir auch dieses Hindernis ziemlich bald überwunden.

Unser Weg wurde begleitet von Schildkröten, Springböcken und unseren liebsten Freunden: den Pavianen. Nur hier waren sie bei weitem nicht so aggressiv wie am Kap der guten Hoffnung. Im Gegenteil: die Affen nahmen schnell Reißaus wenn sie uns sahen und beobachteten uns nur aus sicherer Entfernung.

Wir waren nach ungefähr 4 Stunden Fahrt eigentlich schon aus dem offiziellen Teil des Parks raus und etwas schneller auf einer guten Piste unterwegs als Tim plötzlich eine Vollbremsung machte, direkt den Rückwärtsgang einlegte und genau so schnell wenige Meter zurück fuhr. Ich fragte ihn, was das sollte, mir wurde gerade schlecht bei seinem Fahrstil.

Mit einem Fingerzeig auf den Fahrbahnrand verstand ich seine Aktion: dort lag eine Kap-Kobra, eine der giftigsten Schlangen Südafrikas! Wir wollten sie noch fotografieren aber sie zog sich ziemlich schnell ins Unterholz zurück. Mit aufgestelltem Kopf beobachtete sie uns noch eine ganze Weile bis sie dann komplett verschwand. In Zukunft werde ich auf jeden Fall zweimal hinschauen, wenn ich am Straßenrand pinkeln gehe!

Mit einem weiteren Zwischenstopp erreichten wir am nächsten Tag Oudtshoorn und buchten uns für zwei Nächte auf dem Campingplatz ein. Wir entschieden recht schnell noch eine dritte Nacht bleiben zu wollen, da wir mal wieder waschen wollten und man von hier aus schöne Ausflüge in die Umgebung machen kann.

Unter anderem stand eine Fahrt über den Swartbergpass (der erst seit Kurzem nach einem Erdrutsch wieder geöffnet hatte) an. Außerdem besuchten wir einen Wasserfall in dem man schön schwimmen können soll. Aber aufgrund der Trockenheit war kaum Wasser in dem Becken und das bisschen was da war war so eiskalt, dass es nicht für mehr als die Füße reinzuhängen reichte.

Außerdem machten wir einen Abstecher in ein nahegelegenes privates Game Reserve, wo man mit der Flasche aufgezogene Giraffen streicheln und selbst füttern durfte. Eigentlich stehen wir nicht auf so einen Touri-Quatsch aber es wurde uns wärmstens empfohlen und irgendwie war es schon lustig. Direkt als wir ausstiegen haben wir den Chef getroffen, der uns gleich ausfragte wo wir herkämen und wie lange wir schon unterwegs waren. Er hat kürzlich auch eine Tour bis nach Tansania gemacht und konnte uns viele hilfreiche Tipps geben.

Am dritten Tag entschieden wir uns, sogar noch eine vierte Nacht zu bleiben. Es sollte furchtbar heiß werden und der kühle Pool lud zum gammeln ein. So verbrachten wir bereits den halben Tag dort, als ein Landrover Defender aus den Niederlanden am Pool vorbei fuhr und sich direkt gegenüber von unserem Stellplatz stellte.

Kurz darauf kam das Pärchen auch zum Pool und fragten uns, ob wir die mit dem Hilux seien. Direkt war das Eis gebrochen und wir verbrachten einen entspannten Nachmittag mit Kars und Simone am Pool. Sie sind die komplette Westroute von Holland aus runter gefahren und in Ostafrika wieder hoch. Auf dem Rückweg von Ostafrika haben sie ihr Auto in Pretoria stehen lassen und waren über Sommer zuhause bevor sie vor kurzem wieder nach Südafrika geflogen sind um weiter zu reisen.

Es hat so viel Spaß mit den beiden gemacht, dass wir uns auch nach dem Nachmittag am Pool nicht trennen wollten. Wir verbrachten auch den Abend zusammen und es kam das Gespräch auf das „Willy’s Treffen“ – das letzte Overlandertreffen, bevor wir unser Auto nach Hamburg zum Verschiffen fuhren. Die beiden sagten, dass sie im September mit Freunden auch dort waren und plötzlich dämmerte es Simone… Sie meinte sie hätte sogar ein Bild von unserem Hilux. Nach etwas Blättern in der Galerie ihres Handys hat sie das Bild gefunden und tatsächlich – es war unser Auto was sie da fotografiert hatte. So klein ist die Welt mal wieder!

 

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Sani Pass – Coffee Bay

„Tag 3 – Abenteuer Sani-Pass: Heute erwartet uns das ultimative Offroad-Abenteuer. Nach einem gemeinsamen Frühstück machen wir uns in kleinen Gruppen auf um den Sani-Pass – eine der spektakulärsten und steilsten Passstraßen der Welt – zu erklimmen. In einem allradgetriebenen Fahrzeug bezwingen wir Serpentine um Serpentine, bis wir im höchsten Pub Afrikas unseren wohlverdienten Lunch einnehmen werden. Nach der Mittagspause wagen wir uns wieder an die steile Abfahrt, wo viele atemberaubende Fotomotive auf uns warten werden…“

So oder so ähnlich könnte eine Beschreibung der gefühlt einhundert Hummeldumm-Touren lauten, die uns bei unserer Abfahrt auf dem Pass entgegen kamen (Wer „Hummeldumm“ nicht gelesen hat, sollte es spätestens jetzt tun! Danach wird nie wieder einer eine Gruppenreise buchen.).

Nach einer eiskalten Nacht und einem letzten wärmenden Kaffee im höchsten Pub Afrikas machten wir uns an die Abfahrt. Erst einmal mussten wir aus Lesotho wieder ausreisen, die Grenze hierfür befindet sich auf der Passhöhe. Der Pass selbst ist südafrikanisch aber die Grenzstation befindet sich erst 8 Kilometer weiter in Richtung Tal.

Der Weg war steiler, als wir ihn aus 2011 in Erinnerung hatten aber es machte tierisch Spaß, erneut hier zu fahren. Die ersten Kurven sind die steilsten, in jedem Scheitelpunkt hat man das Gefühl, dass das Heck des Autos gleich über die Kurve rausschiebt. Aber wir fuhren natürlich langsam genug, damit das nicht passierte.

Nachdem die ersten steilen Kurven gemeistert waren, wurde es flacher und nach einer halben Stunde erreichten wir den südafrikanischen Grenzposten. Es war noch viel zu früh, wir sind den Sani-Pass jetzt zum zweiten Mal gefahren aber beide Male nur runter also entschlossen wir uns kurzerhand, dass wir erst gar nicht wieder nach Südafrika einreisten, sondern direkt wendeten und jetzt mal den Hochweg probieren wollten. Wir befürchteten, dass unser Auto die letzten steilen Kurven nicht schaffen würde aber dann würden wir einfach wieder umdrehen.

Die Aussicht von unten auf die Felswand der Drakensberge war noch viel beeindruckender als der Blick von oben ins Tal. Nach dort oben würden wir gleich fahren. Es sah aus, wie wenn man die Felswand senkrecht hoch fahren müsste um dort hin zu gelangen.

Es ging über die selben Felsen und durch die selben kleinen Bachläufe wie schon auf dem Runterweg und unser Auto schlug sich besser als erwartet. Wir schafften auch die letzten steilen Serpentinen ohne größere Anstrengung und schon waren wir wieder oben.

Auch hier wendeten wir ohne erneut nach Lesotho einzureisen und fuhren den Pass nun zum letzten Mal runter. Bei diesem Mal kamen uns die oben angeführten Touris, gefangen in ihren Landcruisern mit ihrem Tourguide in Scharen entgegen.

Der Weg von Grenze zu Grenze, der normal ungefähr eine halbe Stunde dauert, dauerte nun doppelt so lang, da wir vor jeder Kurve anhalten mussten, um das von unten entgegen kommende Auto durchzulassen. Natürlich war es damit nicht getan. Jedes zweite Auto hielt an und die (meist deutschen) Insassen fragten uns aus.

„Wie ist euer Auto hier her gekommen?“

„Seid ihr den ganzen Weg von Deutschland aus gefahren?“
„Wie lange seid ihr schon unterwegs?“
„Was ein ganzes Jahr Afrika? Wie macht man das?“
„Was hat denn die Verschiffung gekostet?“
„Ist das mit dem Baby überhaupt zu schaffen?“

Das ist nur ein Auszug aus Fragen, die wir schon seit Anbeginn der Reise andauernd gestellt bekommen. Am Anfang war es noch toll und wir waren stolz, alles zu erzählen, aber mittlerweile nervt es meistens nur noch, vor allem da es auch wirklich immer und immer die selben Fragen sind.

Die einheimischen Guides auf dem Sani-Pass hielten stumm aus und als die Fragestunde vom Beifahrersitz beendet war, durften sie weiter fahren. Nur wir kamen nicht wirklich weiter, weil die nächsten Deutschen schon auf uns lauerten…

Irgendwann hatten wir die Abfahrt dann doch geschafft und bekamen erneut unseren Einreisestempel von Südafrika in den Pass.

Wir fuhren noch weiter bis Underberg wo wir einkauften und die Nacht in einem Backpackers mit Camping verbrachten. Steve und seine Frau waren früher auch Overlander und somit hatten sie viele hilfreiche Tipps für uns parat.

Von Underberg aus ging es weiter über Port St. Johns nach Coffee Bay. Auch hier waren wir 2011 schon einmal und trotz des abartig versifften Hotels damals hatte es mir die raue Schönheit der Wildcoast angetan und ich wollte erneut dort hin zurück. Wir kamen auf einen Camping, der gefühlt inmitten eines Urwaldes lag. Wir kämpften uns durch meterhohe Grünpflanzen, um zu unserem Stellplatz zu gelangen. Alles Mögliche an Getiers kreuchte und fleuchte dort rum. Es war ekelhaft aber auch von faszinierender Schönheit. Passend zur Wildcoast eben…

 

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Stellenbosch – Lesotho – Sani Pass

Nach einer Woche Aufenthalt konnten wir uns endlich von Hardy, Steffi und den Kids trennen und wir machten uns auf in Richtung Lesotho. Wir wollten den Sani-Pass, den wir bereits 2011 das erste Mal gefahren sind, mit unserem eigenen Auto bezwingen.

Mit zwei Zwischenstopps in Beaufort-West und Kimberley (wo wir natürlich auch „the big hole“ besichtigten) reisten wir am dritten Tag über die Maseru-Bridge in Lesotho ein. Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt. Nachdem der Pass in Südafrika aus- und in Lesotho wieder eingestempelt wurde, waren wir bereits mittendrin im Gewimmel der lesothischen Hauptstadt. Nur wenige Meter hinter der Grenze hat man das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Eben noch im „weißen“ Südafrika waren wir nun mit der Ankunft in Maseru richtig in Afrika angekommen. Weiße waren hier genau so rar gesät wie Ordnung. Überall wimmelte es vor Menschen und alles was mindestens zwei Beine hatte war auf den Straßen unterwegs. Das erste Mal hatten wir wirklich ein Gefühl von Afrika.

Auch wenn uns das Treiben und die Atmosphäre gefiel waren wir auch froh, als wir die Hauptstadt hinter uns ließen und in das Hochland von Lesotho vordrangen. Immer höher schraubten sich die Straßen und die eben noch so faszinierende Stimmung wurde abgelöst von einem faden Beigeschmack. Hinter jeder Kurve waren Kinder, die entweder auf unser Auto zugerannt kamen, weil sie uns irgend etwas verkaufen oder weil sie mit erhobenen Händen zum Betteln auf sich aufmerksam machen wollten. Wir konnten auch nicht einfach mal schnell vorbei fahren, weil wir aufgrund des Anstiegs der Straße und der Kurven nicht schneller als 20 km/h fahren konnten. Wir warteten immer darauf, dass der erste Stein flog. Hinter einer Kurve hielt uns ein Kind plötzlich eine Pistole vom Straßenrand entgegen. Wir wissen bis heute nicht, ob sie echt war oder nicht und ob er damit wirklich auf uns zielte oder sie uns verkaufen wollte… Das ungute Gefühl war nun endgültig geweckt und wir waren froh, als wir so weit im Landesinneren waren, dass wir kaum noch eine Menschenseele zu Gesicht bekamen.

In einem Dorf machten wir einen Zwischenstopp an einem „Hotel“, wo wir auf der umzäunten Wiese dahinter für die Nacht campen durften.

Am nächsten Morgen merkten wir, dass die Wiese an das Gelände einer Grundschule angrenzte und die Kinder auf ihrem Schulweg ganz interessiert am Zaun stehen blieben um uns Weiße und unser riesiges Gefährt zu beäugen. Wir überlegten uns, wie dekadent es auf die einheimischen Kinder wirken musste: Sie, die überwiegend mit ihren armen Familien mit mehreren Personen in einer Rundhütten hausten und meistens nichts anderes zu essen bekamen als Maisbrei und wir, die auf der anderen Seite beim Frühstück mit heißem Kaffee und Brötchen saßen.

Trotzdem winkten uns die meisten Kinder freudig zu und jedes Mal wenn wir zurück winkten war für einen kurzen Moment der Bann gebrochen und auch unser komisches Gefühl vom Vortag wurde wieder etwas positiver.

Wir setzten unsere Fahrt fort und fuhren weiter auf der geteerten Straße, die uns durch Lesotho bringen sollte. Wir wollten nachmittags oben am Sani-Pass sein, dort nochmal übernachten um dann am nächsten Morgen frisch ausgeruht und bei gutem Wetter herunter zu fahren.

Aber erst einmal erreichten wir Thaba-Tseka, einer der wenigen „größeren“ Städte von Lesotho. Mitten auf der Straße stand plötzlich ein Mann und wir konnten nur abbremsen, so blöd stand er da im Weg. Beim näher kommen, sahen wir, dass er eine Jacke mit der Aufschrift „Police“ trug. „Na super“ dachten wir uns. „Irgendwo hat der die Jacke gefunden, sich angezogen und macht jetzt einen auf Polizist um dumme Weiße abzukassieren“. Wir hielten brav an, ließen die Scheibe ein Stück runter und der „Polizist“ kam erst einmal auf meine Beifahrerseite. Da im kompletten südlichen Afrika (und auch darüber hinaus) Linksverkehr herrscht und das Lenkrad der hier fahrenden Autos sich auf der anderen Seite befinden, kommen alle, die eigentlich etwas vom Fahrer wollen erst mal auf meine Seite und sind dann tierisch verwirrt, dass sie auf der Seite gar kein Lenkrad und keinen Fahrer vorfinden. Meistens werden dann alle herumstehenden Menschen, die man ja irgendwie alle kennt, herbei gerufen, dass sich jeder diese Besonderheit einmal anschauen kann und dann wird auf einer Sprache, die wir nicht verstehen, diskutiert und sich darüber schlapp gelacht, dass es sich bei unserem Auto um ein „Left Hand Drive“ Fahrzeug handelt. Und irgendwann wenn die ganze Traube Menschen fertig diskutiert und sich aufgelöst hat, kann man dann weiter fahren. Das kann hier aber dauern…

Anyway… der Polizist fragte uns ganz freundlich, wo wir her kämen und wo wir hin wollten. Nachdem wir schnell gemerkt haben, dass es ein echter Polizist war, weil auch mehrere seiner Kollegen auf den anderen Straßenabschnitten patrouillierten, gaben wir ihm einen kurzem Abriss unserer bisherigen Geschichte. Mittlerweile sind wir ganz gut darin die letzten 7 Wochen innerhalb weniger Sätze so zusammen zu fassen, dass die wichtigsten Infos darin enthalten sind. Außerdem erklärten wir ihm, dass wir auf dem Weg zum Sani-Pass waren. Er fragte uns, ob wir auch am Katse-Staudamm waren. Nein, waren wir nicht und war auch nicht der Plan. Wir wollten eigentlich nur schnell durch Lesotho durch und uns hier gar nicht groß aufhalten. Unser Ziel war einzig und alleine der Sani-Pass. Der Polizist erklärte uns, wir müssten dort aber unbedingt hin, es sei so schön dort. Wir fragten ihn noch, ob es denn sonst irgendwelche Highlights gäbe und er sagte uns, dass sie letzte Woche Schnee hatten. Super Highlights, Schnee braucht kein Mensch und schon gar nicht beim Campen aber für die Menschen dort war es schon besonders. Auch wenn Lesotho ziemlich hoch liegt ist auch hier Schnee im (Süd-)Sommer eine Seltenheit.

Mit den besten Wünschen verabschiedeten wir uns und fuhren weiter um kurz darauf umzudrehen und zurück zu fahren. Wenn wir was hatten dann Zeit und somit entschieden wir uns kurzerhand einen Abstecher über den Katse-Staudamm zu machen. Der Weg war wohl nicht asphaltiert aber sollte doch in einer Stunde gut zu machen sein und wir würden immer noch rechtzeitig am Sani Camp ankommen.

Der Polizist lachte nur, als wir ihm sagten, dass wir seinem Tipp folgten und wünschte uns nochmal alles Gute. Kurz darauf bogen wir in die Gravelroad zum Staudamm ein.

Für die knapp 70 Kilometer benötigten wir fast zwei Stunden aber egal, es war noch früh am Tag und wir würden immer noch im Hellen am Pass ankommen. Der Staudamm war ganz nett, aber da auch Lesotho, wie das komplette südliche Afrika an Wasserknappheit leidet, war es jetzt nicht so beeindruckend.

Die Angestellten dort gaben uns aber den Tipp, nicht zurück zu fahren sondern über den Staudamm drüber und dann ein kurzes Stück über eine weitere gute Gravelroad wieder auf die asphaltierte Straße zu gelangen. Den Tipp nahmen wir gerne an und machten uns auf den Weg. Insgesamt waren wir heute von der Freundlichkeit der Menschen total begeistert. Jeder war interessiert und sehr hilfsbereit. Das miese Gefühl vom Vortag wurde immer mehr abgelöst durch Begeisterung für das Land und die Menschen.

Kurz nachdem wir den Staudamm überquert hatten, bogen wir auf die Piste ab und schraubten uns noch einmal immer mehr Höhenmeter nach oben. Die Landschaft war trotz der tiefhängenden Wolken atemberaubend und die Einheimischen hatten uns nicht zu viel versprochen! Lesotho ist landschaftlich wunderschön!!!

So langsam begann es etwas zu tröpfeln aber das war auch nicht weiter verwunderlich bei den Wolken. Der faszinierenden Schönheit tat dies jedoch keinen Abbruch.

Nur der Weg wurde immer schlechter und so wurde aus der Piste immer und immer mehr Matschpassagen. Aus dem anfänglichen Zweiradantrieb hatte Tim schon längst auf Allrad umgeschaltet und nun war auch die Zeit gekommen, die Untersetzung zu bemühen. Die Piste war teilweise so steil und matschig, dass unser überladenes Auto bei jedem Anstieg zu kämpfen hatte. Auch der Regen wurde immer schlimmer und so wurde aus einer „guten Gravelroad“ ein reines 4×4 Abenteuer. Das hatten wir nicht erwartet. Hinter jeder Kurve hatte ich Angst, dass die eh schon viel zu schmale Straße weggespült war und wir umdrehen mussten. Eins der Highlights war dann eine „Brücke“ über einen Fluss. Hätte der Fluss nur einen halben Meter mehr Wasser geführt, wäre es spätestens hier vorbei gewesen, so niedrig war die Brücke. Eigentlich war es mehr eine betonierte Überquerungshilfe.

Danach wurde der Weg etwas besser und wir konnten mal etwas schneller als 10 oder 20 km/h fahren. Allerdings merkten wir jetzt schon, dass es ganz schön knapp werden würde, noch im Hellen beim Sani-Pass anzukommen. Wir würden noch ein paar Stunden brauchen, um wieder auf der Asphaltstraße anzukommen. Dazu kam, dass sich der Regen nun immer mehr in Schneeflocken wandelte. Auf über 3000 Metern hatten wir jetzt noch 1°C und eine Schneeschicht bedeckte die Gipfel.

Als wir endlich wieder auf die Asphaltstraße einbogen, begann bereits die Sonne unterzugehen und mit den letzten hellen Strahlen, die durch die Wolkendecke schien, erreichten wir dass Sani Camp.

Da es leider immer noch nicht viel wärmer war, fragten wir, was es denn kosten würde, wenn wir ein Zimmer nehmen würden. 200 Euro!!!!!! Dafür waren wir dann doch zu geizig! Wir entschieden uns, trotz der eisigen Temperaturen, zu campen. Wir haben ja warme Schlafsäcke. Zum Aufwärmen gönnten wir uns wenigstens noch ein warmes Essen im Restaurant bevor wir uns in unser eisiges mobiles Heim zurück zogen.

 

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Fishriver Canyon – Grenze – Upington – Augrabies Falls – Kamieskroon

Nun lag also der Fishriver Canyon vor uns. Der Fluss war fast komplett trocken aber es ist doch ein beeindruckendes Bild, welche Macht Wasser hat uns wie es Gestein formen kann.

Nach unserem Ausflug zum Canyon fuhren wir zurück zum Camp und genossen den restlichen Tag am Pool. Wir entschieden es uns mal wieder so richtig gut gehen zu lassen und wollten abends Burger essen. Auf der Speisekarte haben wir diese am Mittag erspäht und mit 5 Euro waren sie auch im Budget.

Am Abend fanden wir aber keine Burger mehr auf der Karte. Wie sich herausstellte war das nur die Karte für Mittags und Abends gibt es eine eigene für Dinner. Na gut, dann gab es halt Steak vom Oryx und vom Springbok, für 8 Euro auch noch OK.

Den nächsten Tag verbrachten wir komplett am Pool und faulenzten einfach nur rum. Etwas anderes war bei Temperaturen jenseits der 35 Grad auch nicht möglich. Wir machten Bekanntschaft mit einem Paar, Hella und Jürgen aus der Schweiz, die wir kurzerhand abends zum Reste-Essen einluden. Wir wollten am nächsten Tag die Grenze nach Südafrika überqueren und da wir verschiedene Informationen hatten, über das was man alles nicht einführen darf (von Fleisch über Obst, Gemüse und Feuerholz) wollten wir abends alles wegmachen. Dafür eignete sich unser Feuertopf perfekt und nachdem alles klein geschnippelt und mit ein paar Gewürzen verfeinert war, hatten wir ein leckeres Allerlei. Gemütlich ließen wir den Abend ausklingen.

Am nächsten Morgen versuchten wir am Geldautomat des Campings nochmal Geld zu holen, um unsere Dieselreserven aufzufüllen. Leider ging der Geldautomat nicht. Die Begründung war das beste: Da hier alles ab vom Schuss ist, laufen alle Datenverbindungen (Internet, Kreditkarte, Geldautomat,…) über Satellit. Und wenn es nur etwas windig ist, ginge nichts mehr.

Na gut, etwas Bargeld hatten wir noch und somit tankten wir gerade so viel, dass wir zur nächsten Tankstelle kommen würden. Nachdem wir uns auch von Hella und Jürgen verabschiedet hatten, fuhren wir in Richtung Grenze – nicht ohne unterwegs nochmal richtig vollzutanken, da der Diesel in Südafrika teurer sein sollte.

In der Grenzstadt Ariamsvlei reist man aus Namibia aus. Die Ausreise ging relativ problemlos. Man muss ein Formular ausfüllen und bekommt seinen Pass ausgestempelt. Da wir mit Auto ausreisten, mussten wir noch einen extra Zettel mit Kennzeichen und Fahrgestellnummer ausfüllen. Dieser wird dann von drei verschiedenen Personen gestempelt und dann direkt wieder abgegeben.

Dann fährt man ca. 15 Kilometer Straße im Niemandsland bevor man zur südafrikanischen Grenzstadt Nakop gelangt. Dort gingen wir in das Büro der Immigration, gaben unsere Pässe ab und wurden gefragt, wann unser Rückflug ginge… Uns wurde heiß und kalt… Uns wurde von anderen Overlandern gesagt, an der Grenze über Land würden die nicht danach fragen und jetzt zeichnete sich schon wieder das selbe Theater wie am Flughafen in Frankfurt ab… Wir drucksten rum und diskutierten miteinander was wir jetzt sagen wollten. Gott sei Dank verstand der Grenzer kein deutsch. Er fragte uns nochmal, wie lange wir im Land bleiben wollten. Tim versuchte dann eine Erklärung mit Weltreise und eigenem Auto über Land und so weiter zu liefern aber das interessierte den Beamten gar nicht.

Im Endeffekt stellte sich raus, dass er gar kein Rückflugticket sehen wollte. Man kann in Namibia, Südafrika und noch ein paar anderen Staaten im südlichen Afrika 90 Tage ohne Visum bleiben. Das späteste Ausreisedatum wird dann bei der Einreise mit in den Pass gestempelt aber dafür muss der Beamte es ja kennen und deshalb fragte er nach einem Rückflug, weil die meisten Menschen halt wieder zurück fliegen und nicht fahren. Nach Tims Erklärung bekamen wir problemlos 90 Tage gestempelt und waren somit eingereist.

Für die nächste Grenze haben wir uns vorgenommen, einfach das Datum vorher auszurechnen und auch eine erste Übernachtung in petto zu haben. Wir geben einfach das Intercontinental in der nächstgrößeren Stadt nach der Grenze an, interessiert eh niemanden, ob es wirklich stimmt (Danke Philip, für den Tipp!). Mit unserem Rumgeeiere haben wir den Grenzer wahrscheinlich mehr verwirrt und durch unser unsicheres Auftreten erst skeptisch gemacht. Das hätte auch in’s Auge gehen können.

Aber wir hatten unseren Stempel und mussten nun nur noch mit dem Auto über die Grenze. Der Beamte hier fragte uns nur nach Obst. Da wir alles vorher gegessen haben, konnten wir das mit gutem Gewissen verneinen. Nach Fleisch, Gemüse oder Holz wurde gar nicht erst gefragt.

So fuhren wir unsere ersten Kilometer auf südafrikanischem Boden. Wir waren wieder in dem Land, das wir vor über sechs Jahren – mit dem Afrikavirus infiziert – verlassen haben.

Den ersten Stopp machten wir bei Toyota in Upington, damit noch mal jemand über die Klimaanlage und das austretende Getriebeöl schaute. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und durften gleich in die Werkstatt fahren. Ein Angestellter schaute sich unseren Hilux an und gab sofort Entwarnung. Das Öl, das aus dem Getriebe ausläuft, sei nur ein Tropfen, der sich aufgrund der Hitze und Anstrengung auf den miserablen Straßen durch das Überdruckventil drückt. Und auch mit der Klimaanlage war alles in Ordnung. Wir seien wahrscheinlich eine Tonne überladen, da sei das nicht ungewöhnlich, dass die Klima mal aussteigt. Ganz unrecht hat er wohl nicht…

Mit einem guten Gefühl, dass nichts ernsthaftes ist und einem neuen Luftfilter verließen wir die Werkstatt. Außer für den Filter mussten wir nicht einmal etwas bezahlen und es gab sogar noch einen Kaffee während wir warteten.

Wir fuhren ein paar hundert Meter weiter zu einem Campingplatz direkt am Oranje. Dort parkten wir unser Auto und gingen noch einmal zu Fuß in die Stadt um uns einen kleinen Überblick zu verschaffen. Wir landeten bei einem Pakistaner in einem Handyladen und kauften dort für jeden eine südafrikanische SIM-Karte. Dieses Unterfangen gestaltete sich als nicht ganz so einfach, weil das Aktivieren der Vodacom-Prepaidkarte einfach nicht funktionieren wollte. Da in dem Laden eine Hitze wie verrückt herrschte und außerdem ein Kommen und Gehen war, entschieden wir irgendwann abzubrechen und es am nächsten Tag noch mal zu versuchen.

Wir kauften noch ein paar Kleinigkeiten für den Abend im gegenüberliegenden Supermarkt und gingen zurück zum Camping.

Am nächsten morgen packten wir unsere Sachen zusammen und diesmal fuhren wir zum afrikanischen Pakistaner. In dem gegenüberliegenden Supermarkt vom vorherigen Tag wollten wir noch unsere Vorräte auffüllen und das ginge nur mit dem Auto. Schon beim Einparken prügelten sich die rumlungernden Männer darum, wer jetzt auf unser Auto aufpassen dürfte. Im südlichen Afrika ist es so, dass – ob man will oder nicht – jemand kommt und dir sagt, er bewacht dein Auto. Dafür bekommt er je nach Dauer und Tageszeit zwischen 2 und 5, nachts auch mal bis zu 10 Rand, also so ca. 15 bis 35 Cent (70 Cent). Und wenn die sehen, dass da ein Weißer kommt, will natürlich jeder übernehmen, weil man uns ja richtig schön ausnehmen kann. Wir haben ja Geld… Natürlich klingen die paar Cent erst mal nicht viel. Aber wenn man am Tag fünf verschiedene Stationen anfährt und jedes Mal bezahlt und das fast jeden Tag, läppert sich das schon. Vor allem da die Parkplätze ja eigentlich kostenlos sind. Aber nun gut, man hat keine andere Wahl. Vor allem passen die meisten auch wirklich auf dein Auto auf.

Vom Handyladen aus hatten wir einen ganz guten Blick auf unser Auto und unser Aufpasser tat seine Arbeit gut und verscheuchte jeden, der zu nahe kam.

Nachdem wir die Sache mit dem Handy endlich geklärt hatten, gingen wir noch in den Supermarkt und als wir zurück kamen und alles im Auto verstaut hatten, wollten mindestens fünf Männer Geld für das Aufpassen. Wir gaben nur unserem „Hauptaufpasser“ etwas und sagten den anderen, sie sollen das mit ihm klären.

Wir verriegelten die Türen von Innen, schlossen die Fenster und fuhren davon, die Männer sahen wir im Rückspiegel noch wild gestikulierend winken.

Der weitere Weg führte uns zu den Augrabies Falls, wir reservierten auf einem Campingplatz in der Nähe des Augrabies Nationalparks und fuhren noch direkt weiter.

Die Augrabies Falls sind Wasserfälle des Oranje-Flusses aber aufgrund der momentanen Trockenzeit kommt eigentlich nur ein Rinnsal runter. Anhand der Bilder in der Touristeninformation kann man nur erahnen, was für ein Schauspiel sich in der Regenzeit bietet.

Wir gurkten noch ein bisschen durch den Nationalpark und verließen dann kurz vor Sonnenuntergang den Park und fuhren zurück zum Campingplatz, wo wir schon von Moskitos erwartet wurden.

Am nächsten Tag blieben wir noch auf dem selben Platz um mal wieder etwas Hausarbeit zu erledigen. Tim checkte das Auto und ich kümmerte mich um das Sortieren und Saubermachen. Auch an diesem Abend kurz nach Sonnenuntergang kamen die Moskitos wieder in Scharen, so dass wir uns ziemlich früh in unser sicheres Auto verzogen.

Als Tim am nächsten Morgen die Tür zu unserem (wieder eigenen Bad) öffnete, traf ihn fast der Schlag: Mindestens 200 Moskitos tummelten sich in der Kloschüssel, als er sie öffnete. Wir wollten nun einfach hier weg! Eigentlich ist der Platz wunderschön gelegen. Hinter einem Weingut an einem künstlich angelegten See bietet er kleine Apartments und zwischen Palmen schöne schattige Stellplätze. Aber die Moskitos waren die Hölle!

Wir machten uns auf den Weg nach Springbok, wo wir noch ein paar Sachen im Supermarkt kauften. Bei 35 Grad dudelte „Let it snow“ über die Lautsprecher. Ein unwirkliches Gefühl, das uns daran erinnerte, dass wir fast Mitte November haben und in 6 Wochen Weihnachten ist. Nie wieder werde ich sagen, wenn ich in Deutschland bin, dass keine Weihnachtsstimmung aufkommt! Bei den Temperaturen und der Sonne hier kommt noch viel weniger Stimmung auf!

Als wir zurück zum Auto kamen, hat uns natürlich wieder ein selbsternannter Aufpasser berichtet, dass er unser Auto die ganze Zeit überwacht hat. Mit seiner Mütze und ohne Zähne sah er aus wie ein Penner, der sich eh dort rum trieb und dem es ganz gelegen kam, dass wieder ein paar reiche Europäer kamen, wo er schnell was „verdienen“ konnte.

Wir waren nur kurz im Supermarkt, so dass 2 Rand genug waren. Tim gab ihm die Münzen und das war das erste Mal, dass jemand anfing rumzumachen, dass es zu wenig sei. Der Mann wollte 20 Rand, also knapp 1,50 Euro! Völlig übertrieben. Nach seiner unverschämten Forderung, nahm Tim ihm die 2 Rand wieder aus der Hand und sagte, wenn er das nicht wollte, bekäme er halt gar nix. Der Mann war völlig perplex und lies uns ohne weiteres Gemurre fahren.

Da es noch zu früh war, um auf dem hiesigen Campingplatz zu stoppen, entschieden wir uns noch etwas weiter zu fahren und landeten somit in Kamieskroon, einem kleinen Kaff irgendwo zwischen Kapstadt und Springbok, auf einem sehr schönen Campingplatz.

Die Stellplätze haben zwar kein privates Bad aber zumindest der obligatorische Braai fehlt auch hier nicht. Auf dem Platz war noch ein anderer Gast: Ein Fahrradfahrer aus Japan. Er ist mit dem Flieger in Kapstadt gelandet, macht eine Rundtour über Namibia und Botswana um dann in drei Monaten von Kapstadt aus zurück zu fliegen. Er war mit seinem Fahrrad schon fast in der ganzen Welt und so versüßte er uns den Abend mit interessanten Geschichten.

 

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Etosha – Brandberg

Wir haben von einer Familie einen Campingplatz kurz vorm Eingangstor des Etoshas empfohlen bekommen. Als wir dort ankamen erwartete uns ein Camp mitten in der Steppe. Auch die Bauweise des Sanitärgebäudes mit seiner Außendusche war perfekt in die Umgebung integriert. Wenn man nicht wüsste, dass man hier auf einem Campingplatz war, hätte man meinen können, man stehe mitten in der afrikanischen Wildnis. Es war wunderschön.

Wir buchten für zwei Nächte und für den ersten Morgen Frühstück. Für 6 € konnte man sich das auch mal gönnen. An dem Tag fuhren wir auch nicht in den Etosha, wir wollten mal etwas langsam machen und ein paar Dinge erledigen wie waschen oder Bilder überspielen.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf um endlich in den Etosha Nationalpark zu fahren. Auf einer Fläche von knapp 23.000 km² erstreckt er sich um die Etosha-Pfanne und beherbergt so sämtliche Tiere, die man mit Afrika in Verbindung bringt.

Direkt auf der Zufahrtsstraße, begegneten uns die ersten Zebras uns Giraffen. Die Straße ist hier noch asphaltiert und verbindet das Andersson’s Gate mit dem Okaukuejo Camp.

Am Gate bekommt man nur einen Zettel mit der Angabe, wie viele Personen man ist und ob man Tagesbesucher oder Übernachtungsgast ist und die Gebühr muss man dann im ersten Camp bezahlen. Auf dem Rückweg wird dann beim Ausfahren aus dem Park am Gate geprüft, ob man auch bezahlt hat. Diese Logik soll einer verstehen…

Es machte uns aber nichts weiter aus, da wir eh ins Camp wollten um eine Nacht im Park zu übernachten. Die Camps im Etosha sind wie kleine Dörfer mit einer Rezeption für Hotel und Campingplatz, einem Restaurant, einem Pool, sanitären Einrichtungen und Kiosk.

Wir gingen also zur Rezeption um einen Stellplatz für abends auf dem Camp zu reservieren. Nichts zu machen, sie waren ausgebucht. War ja irgendwie klar, es war ja auch Wochenende. Und frei im Nationalpark zu stehen ist aufgrund der Tiere strengstens verboten! Also zahlten wir nur den Tageseintrittspreis und versuchten telefonisch eine Buchung für einen Camping außerhalb des Gates zu bekommen. Normalerweise fahren wir die Campingplätze ohne Reservierung an aber da wir bis abends im Park bleiben wollten, war uns das zu heiß. Wir befürchteten, dass bis dahin auch die Campingplätze vorm Park ausgebucht waren.

Wir erreichten telefonisch den Camping und die Dame am anderen Ende der Leitung bestätigte uns, dass sie uns einen Platz reservieren würde.

Nun konnten wir uns also endlich auf die Suche nach wilden Tieren machen. Wir sahen eine Menge Oryxantilopen und Kudus. Auch Zebras kreuzten unseren Weg und am ersten Wasserloch konnten wir Elefanten und Giraffen sehen. Da noch Trockenzeit ist, müssen sich alle Tiere hier am Wasserloch versammeln um etwas zu trinken und Abkühlung zu erhalten.

Auf der einen Seite war es sehr beeindruckend, auf der anderen Seite waren wir auch etwas enttäuscht. Wir haben vor einigen Tagen in der Wüste echte wilde Zebras, Strauße und Kudus gesehen. Kaum hatten diese uns erspäht waren sie geflüchtet, so dass wir meistens nur noch erahnen konnten, was dort gerade mit einer Staubwolke von Dannen düste.

Hier im eingezäunten Nationalpark kommen die Tiere bis an die Autos ran. Sie sind die Menschen und ihre Autos so sehr gewohnt, dass sie jegliche Scheu verloren haben. Mit echten wilden Tieren hat das ganze nicht mehr viel zu tun. Viel mehr fühlten man sich etwas wie in einem (wenn auch sehr großen) Zoo…

Wir gurkten noch etwas über die Wellblechpisten und verließen gegen Nachmittag den Nationalpark. Am Ausgangstor zeigten wir unseren bezahlten Schein und wurden gefragt,ob wir irgendwelches rohe Fleisch dabei hatten. Ja hatten wir, aber das verschwiegen wir natürlich. Im Norden von Namibia herrscht immer mal wieder die Maul- und Klauenseuche und somit darf kein rohes Fleisch von Norden nach Süden gebracht werden. Da wir unser Grillfleisch schon im Süden gekauft hatten, war es nicht gefährdet. Leider interessiert das hier niemanden und so muss man bei einer Kontrolle bei der Ausfahrt entweder das Fleisch wegwerfen oder vor Ort braten. Wir waren aber vorgewarnt und versteckten es. Der Kontrolleur fand dann aber doch noch rohe Eier, die er auch als gefährlich einstufte und somit durften wir zur Seite fahren und diese vor Ort abkochen. Aber es gibt schlimmeres. Mit 15 Minuten Verspätung, ein paar hartgekochten Eiern und mittlerweile warmem Fleisch verließen wir den Park wieder in Richtung Süden.

Als wir beim telefonisch vorbestellten Campingplatz ankamen, wusste niemand was von unserer Reservierung. Aber es waren trotzdem Gott sein Dank noch genügend Platz und wir durften einchecken.

Auf der Wiese erwartete uns das Warzenschwein des Hauses. Wir haben erst mal einen gehörigen Schrecken bekommen, als wir ausstiegen und plötzlich ein Warzenschwein neben uns graste aber schnell merkten wir, dass es harmlos war und so gingen wir zur Abendbeschäftigung über, schmissen den Grill an und ließen den Abend entspannt ausklingen.

Am nächsten Morgen fuhren wir nochmal in den Etosha und diesmal wollten wir die Piste nach Westen befahren. Leider war es hier noch karger und ausgetrockneter als im östlichen Teil des Parks und somit verirrte sich hier kaum ein Tier her. Auf einen Tipp hin fanden wir noch ein paar Löwen, die in einem ausgetrocknetem Flussbett unter einem Baum im Schatten lagen.

Uns reichte es nun aber mit Tieren suchen und wir fuhren wieder zurück zum letzten Camping und übernachteten dort ein zweites Mal. Am nächsten Morgen bekamen wir von unseren Nachbarn gesagt, dass heute Nacht drei Giraffen direkt neben unserem Auto standen und seelig die Blätter an den Bäumen um uns herum abnagten. Und wir haben geschlafen und nichts mitbekommen.

Nach der Verabschiedung machten wir uns erst einmal auf in die nächste Stadt 100 km südlich um unsere Vorräte im (viel zu teuren) Spar-Markt aufzufüllen und zu tanken. Von da aus ging es nach Westen. Wir wollten um den Etosha drum rum um dann nach Norden zu den Ruacana-Fällen an der angolanischen Grenze, von dort aus am Fluss entlang zu den Epupa-Fällen, wieder nach Süden über ein paar Himbasiedlungen im Kaokoveld und von dort aus über Opuwo und Seisfontein weiter nach Süden zu fahren.

Aber erst einmal hielten wir auf dem Weg nach Westen in Kamanjab an. Eigentlich gibt es hier nichts außer einem kostenlosen Campingplatz. Richtig gehört! Kostenlos (zumindest für uns)! Die Besitzer sind Belgier und waren früher auch als Overlander unterwegs und somit zahlen Overlander mit einem fremden Nummernschild keinen Cent!

Wir blieben auch hier zwei Nächte und entspannten bei Braai und am Pool. Auch Elisabeth ging das erste Mal baden. Bei 37 Grad war das die beste Abkühlung, die man finden konnte.

Das fanden wohl auch die zwei Strauße des Hauses. Ja richtig. Die einen hatten ein Warzenschwein als Haustier und hier liefen zwei Strauße rum, die uns einen Besuch am Pool abstatteten. Man, war das ein Schreck, wenn plötzlich so zwei Viehcher vor einem stehen. Man glaubt gar nicht wie groß so ein Strauß ist. Aber die Mitarbeiterin verscheuchte die zwei schnell und als sie später noch bei uns am Auto auftauchten um wohl ein Stück gegrilltes abzubekommen, wussten wir selbst, wie wir mit den zwei Chaoten umzugehen hatten. Ein beherztes In-die-Hände-Klatschen zusammen mit einem Schritt nach vorne und ein „Buh“ genügten, um die zwei zu vertreiben.

Beim Entspannen und Vorbereiten auf unsere weitere Route lasen wir im Reiseführer, dass die Ruacana Fälle sich in der Trockenzeit gar nicht lohnen würden, da das bisschen Wasser, was dort runter kommen würde für die Elektrizitätsgewinnung umgeleitet würde und auch für das angepeilte Himbadorf waren wir wohl zu spät:

„Die hier lebenden Himbas sind natürlich an Touristen gewöhnt, und so bleibt ein Besuch dieses kleinen Fleckens bestenfalls nur ein ethnologischer Vorgeschmack auf das „wahre“ Kaokoveld im Norden. (…) Wer allerdings Ursprünglichkeit sucht, ist auch hier bereits 30 Jahre zu spät! (…) Unweit des Campingplatzes existiert nun seit einiger Zeit das Purros Traditional Village. (…) Es besteht die Möglichkeit, kunsthandwerkliche Erzeugnisse zu kaufen (…)“ (aus Iwanowski’s Namibia)

Auf so ein Touri-Programm hatten wir keine Lust. Wir diskutierten die Alternative: Noch tiefer ins Kaokoveld reinfahren, um die „echten“ Himbas zu sehen. Aber das war uns zu gefährlich. Man ist dort so sehr ab vom Schuss, dass man bei einer Panne komplett verloren ist. Handyempfang gibt es dort keinen und man sollte für den Fall der Fälle ein Satellitentelefon dabei haben. Zu zweit hätten wir es vielleicht noch gewagt aber mit Baby wollten wir nichts riskieren. Und so entschieden wir schweren Herzens, dass wir dieses Stück Namibia auslassen und direkt nach Süden fahren würden.

Wir wollten zu einem Camping, am Fuße des Brandbergs, wo man mit viel Glück wilde Wüstenelefanten zu sehen bekommen kann.

Über schlechteste Pisten und Wege erreichten wir am Nachmittag den Platz und checkten ein. Das Camp ist direkt am Ugab-Fluss gelegen und wieder so weitläufig und in die Natur integriert, dass man selbst seine direkten Nachbarn kaum sieht.

Bei Sonnenuntergang machten wir einen Spaziergang zum ausgetrockneten Flussbett und entschieden uns spontan noch eine zweite Nacht zu bleiben und am nächsten Tag mit dem Auto etwas im Flussbett nach West und Ost zu fahren und die Elefanten zu suchen.

Am nächsten Morgen fuhren wir zur Rezeption um die zweite Nacht zu buchen. Auf dem Weg zum Flussbett fuhren wir noch an unserem anvisierten Stellplatz vorbei um ihn mit Stühlen und unserem Tisch zu reservieren. Es handelte sich um einen Platz direkt am Fluss und war ein anderer wie die Nacht zuvor.

Kurz vor dem Platz hielt Tim plötzlich an und deutete nach Vorne. Ich habe es erst gar nicht gesehen aber direkt über unseren Stellplatz lief eine riesige Horde Elefanten!!! Wir waren noch nicht mal im Flussbett und schon sahen wir sie! Es war so faszinierend! Wie auch bei den wilden Tieren davor ist es einfach ein anderes Gefühl, ob man die Tiere wie hier wieder in freier Wildbahn oder in einem umzäunten Nationalpark sieht. Voller Ehrfurcht beobachteten wir die riesigen Tiere und warteten bis sie vorbeigezogen waren. Aussteigen wollte und sollte jetzt eh niemand!

Eigentlich mussten wir jetzt gar nicht mehr ins Flussbett fahren, wir hatten ja gesehen, was wir wollten. Aber die Neugier war groß und somit ließen wir die Luft aus den Reifen um in dem versandeten Fluss besser voran zu kommen und los ging’s.

Wir fuhren erst 10 Kilometer in die entgegen gesetzte Richtung in die die Riesen gewandert sind. Wir hofften vielleicht noch eine andere Gruppe zu treffen. Leider war das nicht der Fall und so kehrten wir um und fuhren nach Westen den Dickhäutern hinterher. Nach einigen Kilometern wurde das bis dahin sehr breite Flussbett immer enger und kurz bevor es so steil war, dass wir mit unserem Auto nicht mehr weiter fahren konnten, entdeckten wir die Herde zwei Stunden nachdem sie bei uns durchgetrabt sind wieder.

Es war ein gigantischer Anblick, den wir vermutlich nie wieder im Leben vergessen werden!

Zufrieden fuhren wir zurück zu unserem Platz um noch ein bisschen zu chillen und diesen Bericht zu schreiben. Und während ich diesen Bericht schrieb hörte ich hinter mir leises Knattern (hörte sich an wie ein Motorrad, das gestartet wird) und als ich mich umdrehte sah ich drei Elefanten durch die Büsche laufen. Mal schauen, wie viele heute noch folgen werden…

 

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Warten

Montag morgen und das Schiff lag immer noch unverändert vor Anker an der selben Stelle in der Bucht. Es war wohl da, immer noch nicht im Hafen sondern davor.

Wir entschlossen uns, den Agenten, von dem wir nur eine Adresse hatten einen Besuch abzustatten und zu fragen, ob er uns sagen könne, wann wir unser Auto bekommen würden. Wir hofften das Tracking war nicht so 100% korrekt und das Schiff würde schon entladen werden.

Nach einer halben Stunde Spaziergang erreichten wir das Büro des Agenten und wurden direkt von seiner Mitarbeiterin reingebeten. Peter begrüßte uns mit einem „Moin moin“ und wusste gleich wer wir sind. Der Hamburger erklärte uns, dass das Schiff wohl planmäßig angekommen war, aber momentan seien alle Plätze im Hafen belegt und es müsse warten bis es anlegen darf. Am nächsten Tag sollte es soweit sein und am Mittwoch bekommen wir dann unser Auto. Er bot uns sogar an, dass er uns mitnimmt zum Hafen und wir dabei sein können, wenn es durch den Zoll geht und wir es dann direkt übernehmen könnten.

Wir tauschten noch Nummern aus und Peter wollte sich gleich am Dienstag melden, sobald er mehr weiß.

Also hatten wir noch zwei Nächte mehr in diesem verlassenen Kaff! Hier ist es wirklich so was von tot. Man kann (ohne Auto) nichts machen. Allerdings war Montag und die Geschäfte hatten wieder alle geöffnet. Auf dem Heimweg machten wir einen Abstecher in einem Offroad-Laden. Hier kann man über Outdoor- und Camping-Equipment wie Töpfe und Gaskocher bis hin zu einer neuen Stoßstange alles kaufen, was das 4×4-Herz begehrt.

Im Übrigen sieht man hier an jeder Ecke hochgezüchtete und gepimpte 4×4 soweit das Auge reicht. Überwiegend Hilux und Landcruiser zieren das Straßenbild. Für unser Auge ist das eine wahre Wonne. Und einen TÜV scheint es hier auch nicht zu geben. Was bei uns der Golf ist hier ein 4×4. Und ein paar Corollas gibt es auch noch.

Als wir wieder in unserem B&B ankamen, begrüßte uns Christina schon und fragte uns, wo unser Auto sei. Nachdem wir ihr die Story erzählt haben überschüttete sie uns mit Mitleid. Sie wisse ja wie sehr wir nun los fahren wollten und jetzt noch mal zwei Tage… Und das Geld… Wir zahlten bisher 80 € die Nacht. Sie kam uns entgegen und nun mussten wir nur noch 65 € die Nacht bezahlen. Und außerdem wisse sie, dass hier ja nichts los sei, also wollte sie uns am Dienstag nach Swakopmund fahren, damit wir mal was anderes sehen. Dankend nahmen wir das Angebot an.

Als Dankeschön, luden wir sie für den Abend zum Essen ein. Ganz in der Nähe ist ein Restaurant, das auf einem Pier mitten im Meer steht. Wir haben nun schon von mehreren Gästen gehört, dass es da ganz toll sein soll und wollten dort hin. Wir verabredeten uns für 18 Uhr und pünktlich fuhren wir los. Das Essen war ganz toll und auch wenn hier fast alles deutsches Preisniveau hat, Essengehen ist relativ günstig. Wir hatten einen wunderschönen Abend mit vielen interessanten Eindrücken aus Christinas Leben und dem ihrer Familien.

Am nächsten morgen wurden wir zum Frühstück begrüßt und Christina erklärte uns, sie habe gestern Abend noch zwei Buchungen rein bekommen und sie müsse hier sein und könne uns nicht nach Swakopmund fahren. Aber sie habe ihre Tante Rachel organisiert. Sie kenne sich dort sowieso besser aus als sie und sie wird uns ein bisschen rum fahren und uns alles zeigen. Um halb 10 sei sie da…

Wir waren noch nicht mit unserem Frühstück fertig da kam sie schon reingeschneit. Pünktlich wie die Maurer. Wir müssen unsere Aussage vom letzten Mal revidieren. Die Afrikaner können auch deutsche Pünktlichkeit.

Wir fuhren ca. 30 Minuten bis nach Swkopmund. Die Straße teilt die Wüste vom Ozean an der Bucht entlang: Auf der rechten Seite türmen sich die sandigen Dünen auf, auf der linken Seite schlägt der Atlantik seine Wellen. Aus der Ferne konnten wir mehrere Schiffe liegen sehen. Und beim Näherkommen sahen wir, dass eins davon tatsächlich unseres war. Da lag das Schiff mit unserem Auto fast direkt vor unseren Füßen im Meer und wir konnten einfach nichts tun. So nah und doch so fern!

In Swakopmund angekommen fuhr uns Rachel erst mit dem Auto etwas durch die Stadt und zeigte uns viele alte Gebäude und fütterte uns mit Informationen zur überwiegend deutschen Geschichte. Später ließ sie uns raus und wir machten einen Treffpunkt für 13 Uhr aus.

Die Innenstadt Swakopmund ist nicht groß und man hat sich schnell einen Überblick verschafft. Im Gegensatz zu Walvis Bay ist hier wirklich alles deutsch. Jeder spricht deutsch, überall stehen Informationen zuerst in deutsch angeschrieben und es gibt sogar eine Adler Apotheke in der Kaiser-Wilhelm-Straße.

Natürlich mussten wir auch das hiesige Brauhaus besuchen, in dem wir mit einem „Mahlzeit“ begrüßt wurden. Wir waren wirklich in Deutschland – mitten in Afrika!

Nach einem Bier und einem Eistee gingen wir zurück zu unserem vereinbarten Treffpunkt. Rachel wartete schon auf uns und wir fuhren wieder in Richtung Walvis Bay.

Noch in Swakopmund rief uns Peter (der Agent) an. Er hatte schlechte Neuigkeiten: Das Schiff könne noch nicht in den Hafen, es sei von der selben Reederei noch ein wichtigeres Schiff gekommen und das habe Priorität. Unseres müsse noch weiter warten. Aber am Freitag müsste es dann entladen sein…

Freitag???!!! Noch zwei Tage länger! Wir sitzen hier fest ohne Auto!

Ganz geknickt erzählten wir Christina bei der Rückkehr, was passiert war. Sie war wieder unglaublich mitfühlend und buchte uns noch zwei weitere Tage ein – wieder zum ermäßigten Preis. Und sie versprach uns, dass das das letzte Mal ist, dass wir was bezahlen. Sollte es nochmal länger dauern, müssen wir nichts mehr bezahlen! Außerdem könnten wir ihr Auto benutzen. Sie könne es ja nicht mit ansehen, wenn wir uns hier so langweilen würden. Auch das Angebot nahmen wir dankend an und somit werden wir wahrscheinlich morgen nochmal nach Swakopmund fahren ein paar Dinge erledigen.

Ansonsten heißt es weiter warten. Warten auf ein Schiff, das eigentlich schon längst da ist.

 

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Anreise Namibia

Nun war es tatsächlich soweit. Der 5. Oktober war da und alles, worauf wir die letzten Jahre hingearbeitet haben war plötzlich so nah. Immer waren es noch Monate oder Wochen… Jetzt waren es keine 12 Stunden mehr, bis uns der Fliegen in unser neues Leben bringen sollte.

Mit sehr gemischten Gefühlen und nach einer unruhigen Nacht, machten wir uns dran, noch die restlichen Dinge zu erledigen. Manche Sachen gehen halt erst auf den letzten Drücker – wie die Zahnbürste einzupacken. Und während unsere To-Do-Liste so langsam immer kleiner wurde, wurden die Stimmung immer wehmütiger.

Als es um halb 1 zum letzten Mal Mittagessen gab, hatte keiner wirklich Appetit und schon da liefen die ersten, aber auch nicht die letzten Tränen für den Tag.

Natürlich freuten wir uns auf unsere bevorstehende Reise aber trotzdem waren wir traurig und hatten zugleich auch ein schlechtes Gewissen, dass wir unseren Eltern jetzt auch noch ihre Enkelin weg nahmen. Aber die Entscheidung stand und sollte auch nicht mehr umgeworfen werden.

Gegen 14 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Wir wollten frühzeitig da sein um uns zum Einen noch mit Philip und Franzi zu treffen und zum Anderen wollten wir frühzeitig einchecken um eine Chance auf ein Babybett (die, die man in die Wand einhängt) im Flugzeug zu haben.

Das Babybett hat mir bis dahin schon den letzten Nerv geraubt… Bereits vor ein paar Wochen habe ich an Air Namibia eine E-Mail geschrieben mit der Bitte uns auf unserem gebuchten Flug ein Babybett zu reservieren. Als Antwort kam, das ginge nur bis 6 Monate, unsere Tochter sei bei Abflug ja schon älter. Mist… Aber im Laufe der Zeit und nachdem mich meine Schwiegermutter nochmal drauf gebracht hatte, wollte ich erneut mein Glück versuchen. Elisabeth würde erst am Tag der Ankunft 7 Monate werden, bei Abflug war sie noch 6 Monate. Also habe ich wieder eine E-Mail an Air Namibia geschrieben. Diesmal antwortete man mir, ich solle mich telefonisch 72 Stunden vor Abflug melden, dann sei unsere Buchung in deren System und man könne versuchen, dass wir doch noch ein Bett bekämen. 72 Stunden vor Abflug war Montag Abend um kurz nach 20 Uhr. Natürlich war telefonisch niemand mehr erreichbar, die Hotline war nur bis 18 Uhr besetzt. Dienstag war Feiertag, also auch niemand erreichbar. Ich rief dann gleich am Mittwoch morgen an und was sagte man mir?! Ich riefe zu spät an… Ich habe gedacht ich müsste die total unmotivierte Dame durch das Telefon holen! Außerdem sei unser Baby eh zu alt, die 6-Monats-Grenze ginge nur bis zum Beginn des 6. Monats, also 5 Monate und 30 Tage, sie war aber schon 6 Monate und 30 Tage. Nichts zu machen.

Total genervt legte ich auf und wollte dann im Internet online einchecken, damit wir uns wenigstens ein paar halbwegs angenehme Sitzplätze aussuchen konnten. Die ganze Nacht mit baby auf dem Schoß sollte wenigstens so angenehm wie möglich verlaufen. Der Online-Check-in funktionierte aber nicht. Ich konnte einfach nicht auf die Sitzplätze zugreifen. Also rief ich nochmal bei der Hotline an, um zu fragen, ob man wenigstens ein paar Sitzplätze für uns einbuchen konnte. Diesmal hatte ich eine andere – aber mindestens genauso unmotivierte – Dame am Telefon, die mir erklärte, dass der Online-Check-in erst 24 Stunden vorher ginge aber noch waren es um die 30 Stunden. Aber wir würden ja mit Baby fliegen, die Babybetten und die zugehörigen Sitze dazu könne man eh online nicht einchecken. Ich habe ihr gesagt, dass ich 5 Minuten vorher noch mit ihrer Kollegin gesprochen habe, die mir sagte, unser Baby sei zu alt. „Ja, aber wenn noch Babybetten frei sind kann man da bestimmt was machen.“ Wir sollten einfach am nächsten Tag früh genug am Check-in in Frankfurt sein, vielleicht klappt das dort. Telefonisch ginge das nicht mehr, dafür sei ich schon zu spät… Habe ich jetzt schon zum zweiten Mal gehört… Wir beschlossen also so früh wie möglich am Check-in zu sein.

Am nächsten Tag waren wir eine der ersten beim Check-in. Wir schilderten unsere Situation und bekamen gesagt, wir hätten das vorher telefonisch anmelden sollen… Ich dachte ich drehe durch!!! Sie könne jetzt nichts mehr machen außer uns auf die Reihe einzubuchen, wo das Bett angebracht werden KANN. Ob wir es dann auch bekommen, sei nun die Entscheidung des Flugpersonals.

Aber plötzlich war das gar nicht mehr unser Hauptproblem. Nachdem wir schon fast eingecheckt waren, wollte die Dame unser Rückflugticket sehen. Ganz selbstverständlich sagten wir, dass wir keins hätten, wir reisen mit dem Auto wieder aus. Sie wurde immer zickiger… „Wie lange wollen Sie denn bleiben?“ „Keine Ahnung“ antworteten wir. „Wir wissen, dass wir visumsfrei innerhalb von 90 Tagen wieder ausreisen müssen und bis dahin sind wir wieder raus, alles andere ergibt sich vor Ort.“ „Ja und danach?“ „Danach fahren wir weiter, wahrscheinlich nach Südafrika, dann wieder nach Norden, Botswana, Tansania usw steht auch noch auf dem Plan.“

Sie schaute uns total entgeistert an. Sie konnte sich darunter gar nichts vorstellen. Ich gab ihr unsere ganzen Dokumente, die bewiesen, dass sich unser Auto auf dem Schiff befindet und sie tigerte damit in ihr Büro ab. Kurz darauf kam sie zurück, sie habe mit ihrem Supervisor gesprochen und wir können nicht fliegen. Die ganzen Dokumente bewiesen ja gar nichts, sie brauche was schriftliches, dass wir innerhalb von 90 Tagen Namibia wieder verlassen würden und das stehe dort nicht drauf. Ich zitterte vor Aufregung. Wir waren kurz davor, unsere Weltreise zu starten und nun fing es schon in Deutschland an, dass uns die Bürokratie einen Strich durch die Rechnung machen sollte? In Afrika haben wir das erwartet, aber schon hier???!!! Ich fragte sie, wie das denn sonst gehandhabt wird. Es kommt ja relativ häufig vor, dass Menschen ihre Autos in andere Teile der Welt verschiffen und hinterher fliegen. Alleine in Namibia kommt jede Woche mindestens ein Schiff an, das bis unters Dach voll ist mit Autos. Aber Nein, sowas habe sie noch nie gehabt… Ah ja… Wir drehten uns im Kreis und irgendwann kam ihre Chefin dazu und versuchte uns alles nochmal zu erklären. Wir verstanden das ja. Wir haben keinen Ausreisenachweis aber es kann ja auch nicht so schwer sein uns zu verstehen… Wir waren batschnass geschwitzt. Wir sahen wirklich schon den Flieger ohne uns abheben. Bloß weil die Damen wahrscheinlich eine Arbeitsanleitung haben, wo jeder Handlungsschritt drin steht und sie zu unflexibel waren auf uns einzugehen, drohte unser Traum schon hier zu enden. Da wir uns weiter im Kreis drehten, holten sie noch einen höheren Chef dazu. Ich flüsterte Tim zu, dass wir nochmal ganz freundlich und ganz von vorne anfangen (sehr schwer mit einem Puls von 500) sollten, ihm die Situation zu erklären. Wir hatten beide in unserer Berufszeit mit Kunden zu tun und wissen, dass man wenn der Gegenüber ungehalten wird erst recht abblockt. Also nochmal durchatmen und ganz in Ruhe…

Der Typ kam (noch unsympatischer als beide Damen zusammen), wir wollten grad anfangen, da fuhr er uns über den Mund: „Sie müssen gar nicht weiter reden, wenn Sie kein Rückflugticket haben, fliegen Sie heute nicht.“

So, da standen wir nun, fix und fertig und den Tränen nahe. Ich glaube auch die Mitarbeiterin dort am Schalter merkte das und bekam etwas Mitleid mit uns. Sie mischte sich wieder ein und fing an uns ein paar Tipps zu geben. Plötzlich war nicht mehr die Rede von einem Rückflugticket. Wir könnten ihr auch ein Flug- oder Busticket in ein anderes Land vorzeigen. Das würde ausreichen. Hauptsache wir reisen aus Namibia innerhalb von 90 Tagen aus.

Wir wurden hellhörig… „In ein anderes Land? Also auch nach Südafrika oder in ein anderes Nachbarland?“ „Ja, egal wohin, Hauptsache raus.“

Wir holten unsere Koffer wieder von der Waage und gingen zurück in den Wartebereich, wo wir uns erst einmal setzten um die Lage zu besprechen. Tims Vater wartete dort mit unserer Tochter und wollte eigentlich schon weg sein. Wir schulden ihm jetzt 5 € für eine weitere Stunde parken am Terminal…

Wir und wahrscheinlich auch ihr habt euch immer gefragt wer bei diesen Last.-Minute-Schaltern am Flughafen einen Flug bucht. Jetzt wissen wir es. Wir wollten online nach einem billigen Flug schauen, aber da unser Datenvolumen leer war, war das unsere letzte Chance. Im Endeffekt haben wir jetzt für 230 € für alle am 25.12.2017 einen Flug nach Kapstadt gebucht, den wir nie antreten werden. Nachdem wir dem Typ dort an so einem Schalter unsere Situation erklärt haben, buchte er uns den Flug, wollte das Geld aber in bar haben, wahrscheinlich wird er den Flug mittlerweile schon storniert und das Geld eingesackt haben ist uns aber egal, wir hatten einen Nachweis.

Damit ausgestattet gingen wir zurück zum Check-in und wurden endlich ohne Probleme eingecheckt. Ich habe am selben Morgen noch einen Flug online von Windhoek nach Walvis Bay gebucht. Das schlechte Gewissen der Mitarbeiterin war wohl so groß, dass sie uns und sogar unser Gepäck direkt durchbuchte (und das bei komplett zu verschiedenen Zeiten einzeln gebuchten Flügen) und uns auch gleich die Boardkarten für den zweiten Flug ausstellte. Und auch hier reservierte sie uns dann noch die besten Plätze. Geht doch!!!

Jetzt konnten wir uns auch endlich schweren Herzens noch von Tims Vater verabschieden und Philip und Franzi begrüßen, die schon seit einer halben Stunde auf uns warten mussten. Nach einem gemeinsamen Bier ging es auch hier schon wieder an die Verabschiedung und wir machten uns auf in den Sicherheitsbereich. Die ganze Geschichte mit dem Check-in hat so lange gedauert, dass wir nun nur noch eine halbe Stunde hatten, dann wurde schon geboardet.

Da wir mit Baby unterwegs waren, durften wir als erste ins Flugzeug einsteigen. Wir kamen in den Flieger und wurden direkt gefragt, ob wir ein Babybett bräuchten. JJJAAAAA! „Kein Problem, nach dem Start komme ich und bringe es Ihnen.“ Na endlich, auch die zweite Sache hat endlich geklappt.

Wir machten es uns gemütlich (soweit dies in einem Flieger möglich ist) und warteten bis alle eingestiegen waren. Tim versuchte in der Zwischenzeit schon das Entertainment Programm zu checken aber irgendwie wollte das nicht funktionieren. Wir dachten das ginge erst, wenn wir in der Luft sind, also machten wir uns keine weiteren Gedanken darüber.

Auf dem Weg zur Rollbahn fing unsere Tochter an zu brüllen wie am Spieß. Es war Schlafenszeit aber alles war so aufregend und wir waren durch den ganzen Stress so angespannt (was sie natürlich auch merkte), dass sie selbst durch’s Stillen nicht mehr zu beruhigen war. Irgendwie bekam ich sie dann doch an die Brust damit sie beim Start keinen Druck auf die Ohren hatte und dann beruhigte sie sich auch einigermaßen. Nach dem Start brachte der Flugbegleiter das Babybett und wir legten sie rein. Jetzt wissen wir auch, warum die nur bis 6 Monate gehen: Elisabeth passte kaum noch rein.

Nach dem Essen war endlich die Zeit gekommen, das Entertainment Programm auszuprobieren. Ich bekam nur mit, wie Tim genervt und wie ein Bescheuerter auf diesem Bildschirm rumdrückte und vor sich hin fluchte. Dann holte er meinen Bildschirm nach ob und drückte dort drauf rum aber es passierte nichts, er ging nur an und aus, weiter kam man nicht. Nicht mal die Sprache ließ sich auswählen.

Auch an meiner Rückenlehne wurde fleißig rumgedrückt. Ich drehte mich um und fragte, ob ihr Bildschirm nicht ging. Natürlich ging er nicht. Wir hielten den nächsten Flugbegleiter an um zu fragen, was mit den Bildschirmen los waren und er sagte uns, es gäbe wohl ein technisches Problem und ungefähr 60 Bildschirme wären defekt und würden auch den ganzen Flug nicht funktionieren.

Also blieb uns nur versuchen zu schlafen, was auf den Sitzen der Economy Klasse eine wirkliche Herausforderung war. Für ein kleines Nickerchen hat es doch gereicht aber auch nicht lange, da sich bald wieder unsere Tochter meldete. Wir verbrachten die Nacht im Wechsel zwischen Stillen und Dösen und ich war froh, als gegen halb 5 Uhr morgens das Licht anging und das Frühstück serviert wurde. Jetzt hatten wir es fast geschafft, nur noch eine gute Stunde sollte es dauern und unser Flieger setzte im Sonnenaufgang in Windhoek auf. Die erste afrikanische Sonne seit langem für uns! Und unsere Tochter hat sich echt wacker geschlagen und wurde auch von den anderen Fluggästen gelobt. Die Landung hat sie sogar gänzlich verschlafen.

Wir rollten die Landebahn hinab und auf dem Weg zum Gate merkten wir, dass es hier gar keine Gates gab. Wir wurden einfach etwas neben der Rollbahn aus dem Flieger geworfen und durften zur Ankunftshalle laufen, begleitet von Spalier stehenden Angestellten, die aufpassten, dass auch keiner aus der Reihe tanzte und alle zügig in die Halle kamen.

Draußen bleiben wollte man bei diesen Temperaturen sowieso nicht. Kurz nach Sonnenaufgang hatte es 6 Grad!!! Wir sind doch hier in Afrika!

Von dem Mini-Vorfeld ging es durch die Passkontrolle in die noch kleinere Kofferhalle. Auch wenn unsere Koffer bis Walvis Bay durchgecheckt wurden, warteten wir, ob sie nicht doch vielleicht über das Laufband liefen. Wir sind jetzt in Afrika und hier weiß man nie. Als das Band aber immer leerer und die Menschen immer weniger wurden und unsere Koffer immer noch nicht da waren, dachten wir uns, dass es doch geklappt haben muss und begaben uns in die Ankunftshalle. Die Halle war genau so klein wie der Rest und somit hatten wir uns schnell einen Überblick verschafft. Größer als der Flughafen in Zweibrücken ist der Flughafen Windhoek nicht, nur handelt es sich hierbei um einen internationalen Flughafen der Hauptstadt!
Wir hoben erstmal Geld ab und kauften uns eine namibianische Prepaid-Karte fürs Handy.

Wir gingen zur Abflugshalle und warteten auf unser Boarding für den Inlandsflug. Nach einem Kaffee und zwei Stunden später wurde unser Flug geboardet und wir liefen wieder über das Vorfeld zu unserer Maschine, einer Embraer ERJ 135. Es handelt sich um eine ganz kleine Maschine, mit nur drei Sitzplätzen pro Reihe – 2 auf der einen und einen auf der anderen Seite vom Gang. Es war nur eine Flugbegleiterin auf dem Flug aber bei 35 Minuten sollte das auch ausreichend sein. Beim Einsteigen sahen wir auch, wie gerade unsere Koffer eingeladen wurden, also hatte es wirklich geklappt.

Der Pilot startete und Elisabeth schrie. Und das den kompletten Flug (außer wenige kurze Momente, in denen sie sich ablenken ließ). Jetzt war einfach alles zu viel. Der Stress, der wenige Schlaf in der Nacht, die Unruhe und jetzt schon wieder Stress, neue Umgebung und einfach alles doof. Aber es machte nichts, dass sie so schrie. Erstens ging der Flug ja nicht so lange und zweitens war die Maschine so alt, klapprig und dröhnte so laut, dass sie die Schreie übertönte.

Wir überflogen die Wüste und hier war wirklich gar nichts. Man sah nur alle möglichen Braun-Töne. Sonst nichts, aber auch wirklich gar nichts.

Kurz darauf landeten wir auch schon in Walvis Bay, der Flughafen befindet sich mitten in der Wüste. Wir wollten mit dem Taxi zu unserem B&B fahren und erwarteten, dass wir kaum aus dem Flughafen rauskämen und schon von Taxifahrern umringt sein würden. Aber weit gefehlt. Eine Angestellte des Flughafens musste extra ein Taxi bestellen.

Wir fuhren dann die ca. 20 Minuten durch die Wüste nach Walvis Bay. Rechts und links nur Sand und eine kerzengerade Straße, wir fühlten uns wie auf dem Mond. Und auch in Walvis Bay angekommen wurde es nicht besser. Die Stadt soll über 60.000 Einwohner haben, wir fragten uns, wo die waren.

Die Stadt wirkt wie eine Geisterstadt. Breite Straßen führen durch die Wohnviertel aber außer ein paar Autos auf der Straße war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Aber macht auch nichts. Wir wollten ja hier keinen Urlaub machen sondern warten nur bis unser Auto da ist und dann sind wir hier weg.

Äußerst freundlich wurden wir von der Schwester der Chefin empfangen. Sie haben uns extra ein Familienzimmer reserviert, da hätten wir eine Badewanne und könnten das Baby baden. Und auch wir sollten uns erst einmal eine warme Dusche gönnen und ausruhen. Nach fast 24 Stunden unterwegs war das auch mehr als notwendig. Die letzten Stunden waren mehr als anstrengend und haben ihre Spuren hinterlassen. Wir fühlten uns so eklig, dass die Dusche eine wahre Wohltat war.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, liefen wir die ca. 1,5 km in die Stadt oder zumindest das, was man als Stadt bezeichnen kann. Eine riesige Straße und rechts und links ein paar Geschäft. Mehr ist das nicht.

Wir liefen zurück zu unserem B&B, wo wir auch zum ersten Mal Christina, die Chefin trafen, und quatschten noch etwas mit ihr, bevor wir es uns auf unserem Zimmer gemütlich machten. Eigentlich wollten wir noch etwas Fernseher schauen, aber das habe wir nicht mehr geschafft. Um halb 9 fielen wir totmüde in unser riesiges Bett.

Den nächsten Morgen gingen wir ganz entspannt an. Erstmal frühstücken. Hier trafen wir auch ein Pärchen aus Holland, das auch ihr Auto hierher verschifft hatte. Ihres war aber schon da, unseres immer noch unterwegs und wir wussten auch nicht, wann es ankommen sollte. Bereits seit über einer Woche hatten wir keinen Kontakt mehr zum Schiff und so konnten wir nur hoffen, dass es, wie angekündigt, am nächsten Tag ankommen sollte.

Christina sprach uns beim Frühstück an, ob wir nicht heute alle zusammen zu Abend essen wollten. Sie habe noch zwei Gäste und sie würde was kochen und uns gerne einladen. Da sagten wir natürlich zu, um 18 Uhr sollte es los gehen. Nur war um 18 Uhr niemand da und auch um 19 Uhr immer noch nicht. Wir überlegten gerade, ob wir uns eine Pizza holen sollten, als wir die Tür hörten und Christina mit Essen bepackt rein kam. Sie stellte alles hin, auch die Mikrowelle und sagte uns, sie müsse wieder weg, sie habe Besuch zuhause aber wir könnten uns das Essen, das mittlerweile kalt war, ja grad in der Mikro wieder warm machen. Die anderen zwei Gäste waren Ärzte und seien wohl noch im Krankenhaus also müssten wir alleine Essen. Mit einem „Enjoy your meal“ zischte sie wieder ab.

This is Africa!!!

Das Essen war trotzdem sehr lecker und wir fielen satt und zufrieden ins Bett.

Der nächste Morgen: Das Schiff war da! Endlich konnte man wieder im Live-Tracking sehen wo es war und es lag vor der Küste von Walvis Bay. Es hat also geklappt, das Schiff war wie angekündigt angekommen. Nur war heute Sonntag! Selbst wenn am Hafen geladen wird, weder der Zoll arbeitet heute noch hat der Agent unserer Spedition hier vor Ort geöffnet. Also hingen wir noch eine Nacht dran in der Hoffnung, dass unser Auto morgen kommt.

Wir liefen wieder in die Stadt (viel mehr kann man hier auch wirklich nicht tun) und kauften noch ein paar Getränke ein. Auch hier hat die Vorweihnachtszeit begonnen und genau so wie in Deutschland kann man hier mittlerweile überall Weihnachtsartikel kaufen und sogar die Weihnachtsmusik dudelt im Supermarkt schon vor sich hin. Das ist schon ein surreales Bild wenn die Boxen „Winter Wonderland“ spielen, und man im T-Shirt rumläuft. Wahrscheinlich wird das noch viel komischer, umso wärmer es hier wird (im Moment hat es tagsüber nur um die 20 Grad) und umso näher wir Weihnachten kommen. Wir sind gespannt.

Aber noch viel gespannter sind wir, ob wir morgen unser Auto bekommen!

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