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Exkurs: Umgang mit einem Overlander

Wir sind jetzt mehr als vier Monate unterwegs und in dieser Zeit, und natürlich auch den bereisten Ländern geschuldet, ließ es sich nicht vermeiden, mit anderen Touristen, explizit aus dem deutschspachigen Raum in Kontakt zu kommen.

Wir haben es schon mal kurz angedeutet, aber ich möchte diesem Thema noch einen eigenen Beitrag widmen, um die Dringlichkeit der Mitteilung noch einmal zu unterstreichen.

Wenn ich ein ganz normaler Pauschalurlauber wäre, der jedes Jahr 2x nach Malle fliegt und sich einmal in seinem Leben denkt, er müsse mal was besonderes machen und nach Südafrika fliegen, dann würde ich mich natürlich auch freuen, wenn ich einen anderen Deutschen treffe, der dazu noch mit dem eigenen Auto vor Ort ist.

Und natürlich würde ich dann auch sofort und ohne Rücksicht auf Privatsphäre oder Essenszeiten hin stürmen und eine ganze Latte von Fragen stellen.

Dagegen ist nichts einzuwenden und für mich als Overlander auch nachvollziehbar. Selbstverständlich bin ich oder meine Familie auch bereit, sämtliche Frage zu beantworten.

ABER!!!!!!!

Der erste Punkt ist die Ansprache

Ein Gespräch sollte mit einer Begrüßung beginnen, was anscheinend dem gewöhnlichen Afrika-Individual-Urlaubers (der denkt, eine Reise in die Savanne zu einer 5-Sterne-Lodge sei ein Abenteuerurlaub) im Eifer seiner Entdeckung entfallen ist. Höflichkeit ist eine Tugend, die anscheinend jedem Deutschen im Urlaub ab der Abflughalle am heimatlichen Airport abhanden gekommen ist. Irgendwie macht das keine andere Nation, nur die lieben Landsleute.

Zu dem sollte die erste Frage nicht lauten, wie denn das Auto hier her gekommen sei.

Viele reagierten unverständlicher Weise sehr brüskiert über meine Antwort, als ich ihnen mitteilte, dass dieses Auto von einem Hubschrauber der Bundeswehr über Kapstadt abgeworfen wurde.

Was mich dazu bringt, dass ab dem gleichen Standort in der Abflughalle auch das logische Denken in die Ferien fliegt.

Natürlich gibt es für Dinge die größer sind wie ein Pferd nur einen Weg auf einen anderen Kontinent. Ein SCHIFF!

Positiv an dieser Stelle muss ich die Ansprache eines Touristen aus Österreich erwähnen, der fragte, ob unser Nummernschild ein Wunschkennzeichen sei. Einen besseren Einstieg hatte ich noch nie und sofort war das Gespräch im Gange. Danke dafür, Matthias!

Eine weitere beliebte Einstiegsfrage ist, ob man denn den ganzen Weg aus den heimatlichen Gefilden hier ins tiefste Afrika selbst gefahren sei. Die Frage ist natürlich berechtigt, aber mit einem halbwegs netten „Hallo“, „Hey“ oder „Guten Tag“ vorneweg wäre mir die Frage lieber und würde keine negative Reaktion unsererseits nach sich ziehen.

Was uns zum zweiten Punkt führt, der Frage an sich.

Ich bin gerne bereit, mein immer mehr erkaltendes Abendessen stehen zu lassen, um Fragen anderer Reisender zu beantworten. Aber es sollten auch Fragen sein, die es wert sind, darüber zu sprechen. Dazu zählt nicht „Was kostet den ein Container hier her?“ oder „Was verbraucht denn das Auto hier in Afrika so“?

Zur Frage eins: WAS INTERESSIERT DAS DENN?? Ich will doch auch nicht wissen, was sein Flugticket gekostet hat! Und selbst wenn, was nützt ihm denn diese Information. Es nützt vielleicht dem neben uns stehenden Overlander was, damit er vielleicht das nächste mal diese oder jene Agentur nutzt, aber dem ganz normalen Pauschal-Mietwagen-Fahrer???

Und zu Frage Zwei: Natürlich verbraucht das Auto das selbe wie daheim… Klingt logisch, ist es auch… Aber natürlich nicht für die verreiste logische Denken, das sich in der Karibik gerade die Sonne auf den Bauch scheinen lässt.

Verdammt, jetzt hab ich die Fragen doch beantwortet… Vielleicht erspare ich sie mir jetzt das nächste Mal, von denen die das hier gelesen haben.

Kommen wir zum letzten Punkt: Der Freundlichkeit (Höflichkeit)

Ich habe es oben schon kurz erwähnt, aber es zeugt von einem gewissen Maß an Respekt, wenigsten eine Begrüßung rauszuquetschen, bevor man mit dem Fragengewitter los legt. Oder jemanden zumindest seine Mahlzeit beenden zu lassen, bevor man seine Fragen raus haut, insbesondere, wenn ein kleines Kind mit am Tisch sitzt, dem man gerade versucht das normale Essen beizubringen.

Natürlich ist für mich auch verständlich, dass es etwas besonderes ist, einen Landsmann im eigenen Fahrzeug so weit entfernt der Heimat zu treffen. Und natürlich kann der Jeweilige nicht wissen, dass wir dieselben Fragen an diesem Tag zum 7. Mal hören bzw. beantworten.

Aber wenn man sich ein wenig an seinen Anstand, den jeder, der sich eine solche Reise leisten kann, aus seinem Elternhaus mitgegeben bekommen hat, erinnert, ist das Zusammentreffen gleich ein ganz anderes.

Zu guter Letzt möchte ich alle aus Deutschland einreisenden Urlauber bitten, die zukünftig auf uns oder andere Overlander treffen werden, bitte nicht einen der oben angeführten Fehler zu begehen, dann enden die Gespräche nicht wie die letzten, die wir gerade heute beim Blyde River Canyon führen mussten.

Es ist natürlich auch für uns etwas ganz Besonderes und Schmeichelndes, wenn einem im Ausland ein Deutscher (oder auch Personen anderer Nationen) anspricht und bewundernd Dinge fragt, die er für soooo wichtig hält oder ihm einfach nichts besseres einfällt, weil er sich vielleicht ein bisschen geniert. Denjenigen solle gesagt sein, versucht es doch einfach mal mit dem einfachen Satz, der immer das Eis bricht:

„Hallo! Darf ich dich auf ein Bier einladen und ein paar fragen Stellen?!“

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Oudtshoorn – Warmwaterberg – Gansbaai – Stellenbosch

Nach vier Tagen in Oudtshoorn sollte es nun aber auch mal weiter gehen. Wir würden aber nicht alleine fahren. Kars und Simone wollten uns zu unserem nächsten Ziel, die Hel begleiten.

Die Hel ist ein Naturreservat, dass man nur mit einem Geländewagen erreichen kann. Auf halbem Weg den Swartbergpass hinunter biegt man links in eine grobe Piste, die sich bis zum Reservat durch die Swartberge und an ein paar haarsträubende Abgründen entlangschlängelt.

Aber sowohl unser Toyota, als auch der Defender der beiden Holländer haben den holprigen Ritt gut überstanden. Nach ca. 3 Stunden (für 60 km) erreichten wir das Tal, in dem sich das Naturreservat befindet. Es stehen mehrere Campsites zur Auswahl, wir entschieden uns für den Letzten, der uns am besten gefiel. Stellplätze in dem Sinn gibt es nicht. Nur eine große Wiese, ein Sanitärblock mit Donkey-Shower und eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Swartberge.

Wir entschlossen uns für eine Nacht zu bleiben, da wir in Warmwatersberg, unserem nächsten Stopp, zwei Nächte bleiben wollten.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten, begutachteten wir den gewaltigen Elektrozaun, der ein wenig an Jurassic Park erinnert. Um die 4 Meter hoch, mit Strom und Stacheldraht. Wir fragten uns, ob wir vor den Tieren oder die Tiere vor uns geschützt werden sollten. Aber auf unsere Nachfrage hin erklärte man uns die „Vorsichtsmaßnahme“. Wiedermal sind unsere Freunde die Paviane die Übeltäter und der Grund, eine so riesige Barrikade zu errichten.

Nachts wurde es empfindlich kalt, wogegen wir aber ein guten Mittel hatten. Ein echt dickes Lagerfeuer! Mit den Füßen bald am Steinkreis, das Bier in der Hand ließen wir den Abend ganz relaxed ausklingen. Natürlich schliefen wir auch bestens, da wir ja von einem Zaun geschützt wurden, der einem T-Rex standhalten könnte.

Die ersten Sonnenstrahlen trieben uns aus den Autos, denn es sollte wiedermal ein heißer Tag werden.

Nach dem Frühstück und dem Zusammenpacken machten wir uns auf den Weg nach Warmwatersberg, einem ungefähr 200 km entfernten Campground mit einer heißen Quelle darunter. Man kann hier in 40 Grad warmem Wasser baden, das wollten wir uns ansehen.

Aber vor dem Spaß mussten wir noch die Arbeit erledigen und die kompletten 60 km von Die Hel zurück fahren. 3 Stunden und ein Paar Schrauben, die sich losgerüttelt hatten später erreichten wir den Swartbergpass wieder. Am Fuß nahmen wir die Straße nach Warmwatersberg, hielten aber kurz vor unserer Ankunft noch bei unserem alten Bekannten Ronny und seinem Sex-Shop (unser Bericht von Südafrika 2011).

Nach einem erfrischenden Bier fuhren wir die letzten 3 km zum Camp und quartierten uns für 2 Nächte ein.

Natürlich mussten wir sofort die heißen Pools begutachten. Das Wasser war fast schon etwas ZU warm, zumal es an die 35 Grad hatte und keine Wolke am Himmel stand. Aber den Spaß ließen wir uns nicht entgehen und badeten vor dem Grillen noch eine Runde. Den gesamten nächsten Tag verbrachten wir am Pool, gingen zur Abkühlung mal ein bisschen aus dem Wasser und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Ein Gammeltag vom Feinsten!

Abends zelebrierten wir dann das obligatorische Grillen und genossen unseren letzten gemeinsamen Abend, denn am nächsten Morgen sollten sich unsere Wege trennen. Wir würden weiter die Küste entlang fahren und die beiden machten noch eine paar Tage in Swellendam halt.

Nach dem Zusammenpacken verabschiedeten wir uns. Aber es sollte nicht für lange sein, denn die Beiden wollten uns bei Hardy besuchen und ein paar Tage auf dem Campground bleiben.

Uns führte die Küste ins Küstendorf Gansbaai, in dem wir 2011 schon Haitauchen gemacht haben. Vorher machten wir aber noch einen Abstecher nach Cape Aghulas, dem südlichsten Punkt Afrikas und der Ort, an dem sich Indischer und Atlantischer Ozean sich treffen. Wir waren auch 2011 schon mal hier, aber wir wollten es noch unserer Tochter zeigen und natürlich ein Beweisfoto mit ihr machen. Dann nahmen wir die Hauptstraße nach Gansbaai. Wir suchten uns den örtlichen Campingplatz, merkten aber schnell, dass wir hier wohl kein Feuer fürs Abendessen machen würden. Zum einen war ein heftiger Wind, der vom Ozean herein blies und eine Feuer unmöglich machte, zum anderen war der Campingplatz genau neben einer Fischfabrik gebaut worden. Als wir auf den Platz fuhren, kamen mit uns auch die Fischerboote von ihrer Fangtour und jetzt wurden die Maschinen angeworfen.

Ein unmenschlicher Fischgestank breitete sich über die gesamte Küste aus. Normalerweise hab ich kein Problem mit Fisch und seinem Geruch, aber das war schon eine andere Hausnummer.

Wir entschieden uns, ins nahegelegene Restaurant (auf einem Berg, deshalb kein Gestank) zu gehen und dort zu essen. Den Stellplatz würden wir nur zum Schlafen nutzen.

Ironischer Weise bestellte ich auch Fisch (der vorzüglich geschmeckt hat), Sarah Pizza und Pommes und wir ließen es schmecken, während wir die Sonne über dem Atlantik untergehen sahen und die Schornsteine der Fabrik dunklen Rauch in die Luft spuckten.

Die Nacht war nicht die Allerbeste die wir hatten. Alles stank nach Fisch und wir waren froh, dass wir unser Zeug die Woche noch bei Hardy im Guesthouse waschen könnten.

Wir machten einen kleinen Abstecher ins malerische Fischerdorf Hermanus, bekannt für seine Glattwale, die zwischen Juli und Dezember vor der Küste ihre Kälber zur Welt bringen. Ein Naturschauspiel seine Gleichen, das wir aber leider verpasst haben.

Aber auch ohne Wale ist das Dorf einen Besuch wert, die Waterfront ist wunderschön angelegt und überall gibt es kleine Geschäfte mit lokalen Gerichten und Souveniers.

Leider spielte das Wetter nicht mit und begann wie aus Eimern zu schütten. Ich versprach mir, auf jeden Fall nochmal wieder zu kommen, und wir machten uns ein wenig wehmütig auf nach Stellenbosch, wo wir schon erwartet wurden.

Nach der Begrüßung bezogen wir Posten auf der Wiese, denn das für uns bereitgestellte Zimmer war erst ab dem Wochenende für uns reserviert.

So machten wir die Bekanntschaft mit Vinc und Jacqui aus England, die mit ihrem Overlandertruck bereits seit drei Jahren durch Afrika cruisen und in 6 Wochen von Port Elizabeth aus nach Hause verschiffen wollen.

Die beiden blieben 4 Nächte und auch als wir unser Zimmer bezogen hatten, verbrachten wir weiter die Abende mit den beiden. Es war super lustig! Die Zwei haben einen britischen Humor, wie er im Buche steht und wir genossen jede Sekunde mit ihnen.

Nebenbei fingen wir tagsüber an, etwas zu arbeiten. Das war der Deal: Hardy und Steffi sind über die Feiertage nach Deutschland geflogen und fragten uns, ob wir in der Zeit Hardys Eltern unterstützen könnten. Dafür sollten wir ein Zimmer mit echtem Bett und Bad bekommen. Da sagten wir nicht nein!

Kurz darauf kamen auch noch die Holländer Kars und Simone wie versprochen uns besuchen und auch mit den beiden hatten wir noch mal eine tolle Zeit, wenn auch leider nicht so intensiv wie beim ersten Treffen, da wir ja nun auch zum Arbeiten hier waren.

Kurz vor Weihnachten verabschiedeten sich die beiden auch wieder und wir wollen uns auf jeden Fall noch mal in Botswana treffen, wenn es passt.

Den Heiligen Abend verbrachten wir mit Gudrun und Dieter und ein paar netten Gästen ganz traditionell bei Kartoffelsalat. Aber zuvor wollten wir tagsüber unbedingt an den Strand und da hier erst am 25.12. Weihnachten gefeiert wird, war es hier noch recht überschaubar mit Besuchern.

So fuhren wir auf dem Rückweg vom Strand bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad auf den Tafelberg zu, während im Radio Feliz Navidad spielte. So könnte Weihnachten immer sein!!!

 

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Coffee Bay – Baviaanskloof – Oudtshoorn

„Es war 3 Uhr morgens… Durch die nicht mehr allzu dichten Fenster drangen Geräusche, die nicht das Rauschen des Meeres waren wie die ganze Zeit.

Es war Donner! Ein gewaltiges Unwetter zog über Coffee Bay hinweg!“

Kommen euch diese Zeilen bekannt vor?! Dann lest mal hier: https://www.timpix.de/2011/03/09/tag-11-coffee-bay-addo-nationalpark-09-03-2011/

Ja, genau wie damals ereilte uns auch diesmal mitten in der Nacht ein Gewitter, das über Coffee Bay runter ging.

Als wir morgens aufstanden hatte es aufgehört zu regnen aber der sandige Boden war total matschig und alles was man anfasste und wo man hin trat war im Nu dreckig.

Wir entschieden uns, den Regen, der für heute angekündigt war, hier auszusitzen. Jetzt wo alles dreckig war spielte es auch keine Rolle mehr, wenn es noch schlimmer wurde. Wir gammelten etwas rum, planten die weitere Route und gerade als Tim Feuer gemacht hatte, begann es zu gießen wie aus Eimern. Auch das dichte Blätterdach hielt den Regen nicht ab und somit fiel das Essen erst einmal ins Wasser. Da es aber irgendwann aufhörte, gab es doch noch leckeres Gegrilltes.

Am nächsten Morgen machten wir uns weiter in Richtung East London. Noch ein letzter Zwischenstopp an der Wildcoast stand auf dem Plan. Wir fuhren über verschiedenste Gravelroads und dass wir für 100 Kilometer 4 Stunden brauchten war mittlerweile auch schon normal. Kurz nachdem wir eine Kolonne Fahrzeuge überholen gelassen haben hielten diese plötzlich an. Wir wunderten uns darüber, war der Weg wohl nicht asphaltiert aber sonst in einem guten Zustand. Keine Schlaglöcher, keine Steine die aus der Erde schauten, bei uns würde man sagen ein guter Feldweg.

Und genau hier war das Problem: Der Weg war auch nicht viel breiter als ein Feldweg und uns kam ein Schwertransporter mit Überlänge und -breite samt Begleitfahrzeug mitten in einer Kurve entgegen!

Nachdem die Insassen des Begleitfahrzeugs ausgestiegen sind und uns sowie die anderen vier Fahrzeuge eingewiesen hatten, rangierte der riesige LKW gekonnt und auf Zuruf und Einweisung der Begleiter um uns herum. In Deutschland wäre hier wahrscheinlich schon Panik ausgebrochen. Aber mit afrikanischer Gelassenheit und eine halbe Stunde später waren alle aneinander vorbei und die Fahrt konnte weiter gehen.

Auf dem Weg nach East London wollten wir noch ein paar Einkäufe erledigen und Geld abheben. Meistens wissen wir gar nicht was für ein Tag ist und das wurde uns mal wieder zum Verhängnis. Es war Samstag!!! Und ein Samstag beim Globus in Oggersheim in der Vorweihnachtszeit ist ein Witz gegen das, was hier an den Wochenenden abgeht!

Die Südafrikaner erhalten wöchentlich freitags ihr Geld und ab Freitag Nachmittag stehen sie vor den Geldautomaten Schlangen wie montags kurz vor 8 Uhr bei Lidl wenn es Kinderklamotten gibt. Spätestens ab Samstag sind die meisten Geldautomaten leergeräumt und die Südafrikaner gehen einkaufen. Jetzt stehen die Schlangen vor den Liquor Stores (jegliche Art von Alkohol wird hier in einem extra Laden verkauft und nicht wie bei uns mit im „normalen“ Supermarkt). Scheibchenweise werden die Menschenmassen in den Shop gelassen und extra Security passt auf, dass nur so viele neue Menschen reinkommen, wie den Laden – vollbepackt bis unters Dach – verlassen. Keine Ahnung, was die mit dem ganzen Alkohol wollen, zumal es hier jedes Wochenende so zugeht. Aber auch in den normalen Supermärkten herrscht Krieg und man sollte es tunlichst unterlassen am Wochenende vor die Tür zu gehen.

Aber wir waren wieder so blöd, haben es verpeilt und waren wieder mal mittendrin im Getümmel. Geld haben wir glücklicherweise noch bekommen, an einer Tankstelle, wo wir unser Auto tankten, befand sich ein Geldautomat, von dem anscheinen niemand wusste und so hatten wir den Automat ganz für uns alleine. Aber selbst wenn wir kein Geld bekommen hätten, so schlimm wäre das nicht gewesen. Im Gegensatz zu Deutschland kann man hier im letzten Kaff im kleinsten einheimischen Tante-Emma-Laden sein Kaugummi mit Kreditkarte zahlen. Da sagt noch mal jemand, Afrika sei rückständig. Zumindest in dem Bereich hat es einen riesigen Vorsprung!

Auch den Einkauf überlebten wir einigermaßen unbeschadet und so ließen wir den Abend bei einem wohlverdienten Braai auf einem Camping in East London ausklingen.

Am nächsten Morgen machten wir uns weiter – über Port Elizabeth weg von der Küste in Richtung Baviaanskloof. Einem Tipp von Dieter, dem Vater von Hardy, soll es sich hierbei um eine schöne machbare Offroadstrecke handeln, die wir nun in Angriff nehmen wollten.

Die Nacht zuvor verbrachten wir auf dem Camping in der Nähe von Patensie bei Laurika (http://www.baviaans.net/geelkrans/). Einer der schönsten und saubersten Plätze bisher auf unserer Reise.

Am nächsten Morgen fuhren wir zum Eingang des Baviaanskloof Parks. Für umgerechnet 5 Euro kauften wir ein Permit und konnten passieren. Der Baviaanskloof ist eine Strecke, die sich ungefähr 50 Kilometer durch wunderschöne Natur schlängelt. Es geht Berge rauf und runter und auch kleine Flussdurchfahrten stehen auf dem Plan. Auch hier mussten wir stoppen als uns an der wohl engsten Stelle im ganzen Park ein LKW inmitten einer Flussdurchfahrt entgegen kam. Nachdem der LKW ein ganzes Stück rückwärts gefahren ist, haben wir auch dieses Hindernis ziemlich bald überwunden.

Unser Weg wurde begleitet von Schildkröten, Springböcken und unseren liebsten Freunden: den Pavianen. Nur hier waren sie bei weitem nicht so aggressiv wie am Kap der guten Hoffnung. Im Gegenteil: die Affen nahmen schnell Reißaus wenn sie uns sahen und beobachteten uns nur aus sicherer Entfernung.

Wir waren nach ungefähr 4 Stunden Fahrt eigentlich schon aus dem offiziellen Teil des Parks raus und etwas schneller auf einer guten Piste unterwegs als Tim plötzlich eine Vollbremsung machte, direkt den Rückwärtsgang einlegte und genau so schnell wenige Meter zurück fuhr. Ich fragte ihn, was das sollte, mir wurde gerade schlecht bei seinem Fahrstil.

Mit einem Fingerzeig auf den Fahrbahnrand verstand ich seine Aktion: dort lag eine Kap-Kobra, eine der giftigsten Schlangen Südafrikas! Wir wollten sie noch fotografieren aber sie zog sich ziemlich schnell ins Unterholz zurück. Mit aufgestelltem Kopf beobachtete sie uns noch eine ganze Weile bis sie dann komplett verschwand. In Zukunft werde ich auf jeden Fall zweimal hinschauen, wenn ich am Straßenrand pinkeln gehe!

Mit einem weiteren Zwischenstopp erreichten wir am nächsten Tag Oudtshoorn und buchten uns für zwei Nächte auf dem Campingplatz ein. Wir entschieden recht schnell noch eine dritte Nacht bleiben zu wollen, da wir mal wieder waschen wollten und man von hier aus schöne Ausflüge in die Umgebung machen kann.

Unter anderem stand eine Fahrt über den Swartbergpass (der erst seit Kurzem nach einem Erdrutsch wieder geöffnet hatte) an. Außerdem besuchten wir einen Wasserfall in dem man schön schwimmen können soll. Aber aufgrund der Trockenheit war kaum Wasser in dem Becken und das bisschen was da war war so eiskalt, dass es nicht für mehr als die Füße reinzuhängen reichte.

Außerdem machten wir einen Abstecher in ein nahegelegenes privates Game Reserve, wo man mit der Flasche aufgezogene Giraffen streicheln und selbst füttern durfte. Eigentlich stehen wir nicht auf so einen Touri-Quatsch aber es wurde uns wärmstens empfohlen und irgendwie war es schon lustig. Direkt als wir ausstiegen haben wir den Chef getroffen, der uns gleich ausfragte wo wir herkämen und wie lange wir schon unterwegs waren. Er hat kürzlich auch eine Tour bis nach Tansania gemacht und konnte uns viele hilfreiche Tipps geben.

Am dritten Tag entschieden wir uns, sogar noch eine vierte Nacht zu bleiben. Es sollte furchtbar heiß werden und der kühle Pool lud zum gammeln ein. So verbrachten wir bereits den halben Tag dort, als ein Landrover Defender aus den Niederlanden am Pool vorbei fuhr und sich direkt gegenüber von unserem Stellplatz stellte.

Kurz darauf kam das Pärchen auch zum Pool und fragten uns, ob wir die mit dem Hilux seien. Direkt war das Eis gebrochen und wir verbrachten einen entspannten Nachmittag mit Kars und Simone am Pool. Sie sind die komplette Westroute von Holland aus runter gefahren und in Ostafrika wieder hoch. Auf dem Rückweg von Ostafrika haben sie ihr Auto in Pretoria stehen lassen und waren über Sommer zuhause bevor sie vor kurzem wieder nach Südafrika geflogen sind um weiter zu reisen.

Es hat so viel Spaß mit den beiden gemacht, dass wir uns auch nach dem Nachmittag am Pool nicht trennen wollten. Wir verbrachten auch den Abend zusammen und es kam das Gespräch auf das „Willy’s Treffen“ – das letzte Overlandertreffen, bevor wir unser Auto nach Hamburg zum Verschiffen fuhren. Die beiden sagten, dass sie im September mit Freunden auch dort waren und plötzlich dämmerte es Simone… Sie meinte sie hätte sogar ein Bild von unserem Hilux. Nach etwas Blättern in der Galerie ihres Handys hat sie das Bild gefunden und tatsächlich – es war unser Auto was sie da fotografiert hatte. So klein ist die Welt mal wieder!

 

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Sani Pass – Coffee Bay

„Tag 3 – Abenteuer Sani-Pass: Heute erwartet uns das ultimative Offroad-Abenteuer. Nach einem gemeinsamen Frühstück machen wir uns in kleinen Gruppen auf um den Sani-Pass – eine der spektakulärsten und steilsten Passstraßen der Welt – zu erklimmen. In einem allradgetriebenen Fahrzeug bezwingen wir Serpentine um Serpentine, bis wir im höchsten Pub Afrikas unseren wohlverdienten Lunch einnehmen werden. Nach der Mittagspause wagen wir uns wieder an die steile Abfahrt, wo viele atemberaubende Fotomotive auf uns warten werden…“

So oder so ähnlich könnte eine Beschreibung der gefühlt einhundert Hummeldumm-Touren lauten, die uns bei unserer Abfahrt auf dem Pass entgegen kamen (Wer „Hummeldumm“ nicht gelesen hat, sollte es spätestens jetzt tun! Danach wird nie wieder einer eine Gruppenreise buchen.).

Nach einer eiskalten Nacht und einem letzten wärmenden Kaffee im höchsten Pub Afrikas machten wir uns an die Abfahrt. Erst einmal mussten wir aus Lesotho wieder ausreisen, die Grenze hierfür befindet sich auf der Passhöhe. Der Pass selbst ist südafrikanisch aber die Grenzstation befindet sich erst 8 Kilometer weiter in Richtung Tal.

Der Weg war steiler, als wir ihn aus 2011 in Erinnerung hatten aber es machte tierisch Spaß, erneut hier zu fahren. Die ersten Kurven sind die steilsten, in jedem Scheitelpunkt hat man das Gefühl, dass das Heck des Autos gleich über die Kurve rausschiebt. Aber wir fuhren natürlich langsam genug, damit das nicht passierte.

Nachdem die ersten steilen Kurven gemeistert waren, wurde es flacher und nach einer halben Stunde erreichten wir den südafrikanischen Grenzposten. Es war noch viel zu früh, wir sind den Sani-Pass jetzt zum zweiten Mal gefahren aber beide Male nur runter also entschlossen wir uns kurzerhand, dass wir erst gar nicht wieder nach Südafrika einreisten, sondern direkt wendeten und jetzt mal den Hochweg probieren wollten. Wir befürchteten, dass unser Auto die letzten steilen Kurven nicht schaffen würde aber dann würden wir einfach wieder umdrehen.

Die Aussicht von unten auf die Felswand der Drakensberge war noch viel beeindruckender als der Blick von oben ins Tal. Nach dort oben würden wir gleich fahren. Es sah aus, wie wenn man die Felswand senkrecht hoch fahren müsste um dort hin zu gelangen.

Es ging über die selben Felsen und durch die selben kleinen Bachläufe wie schon auf dem Runterweg und unser Auto schlug sich besser als erwartet. Wir schafften auch die letzten steilen Serpentinen ohne größere Anstrengung und schon waren wir wieder oben.

Auch hier wendeten wir ohne erneut nach Lesotho einzureisen und fuhren den Pass nun zum letzten Mal runter. Bei diesem Mal kamen uns die oben angeführten Touris, gefangen in ihren Landcruisern mit ihrem Tourguide in Scharen entgegen.

Der Weg von Grenze zu Grenze, der normal ungefähr eine halbe Stunde dauert, dauerte nun doppelt so lang, da wir vor jeder Kurve anhalten mussten, um das von unten entgegen kommende Auto durchzulassen. Natürlich war es damit nicht getan. Jedes zweite Auto hielt an und die (meist deutschen) Insassen fragten uns aus.

„Wie ist euer Auto hier her gekommen?“

„Seid ihr den ganzen Weg von Deutschland aus gefahren?“
„Wie lange seid ihr schon unterwegs?“
„Was ein ganzes Jahr Afrika? Wie macht man das?“
„Was hat denn die Verschiffung gekostet?“
„Ist das mit dem Baby überhaupt zu schaffen?“

Das ist nur ein Auszug aus Fragen, die wir schon seit Anbeginn der Reise andauernd gestellt bekommen. Am Anfang war es noch toll und wir waren stolz, alles zu erzählen, aber mittlerweile nervt es meistens nur noch, vor allem da es auch wirklich immer und immer die selben Fragen sind.

Die einheimischen Guides auf dem Sani-Pass hielten stumm aus und als die Fragestunde vom Beifahrersitz beendet war, durften sie weiter fahren. Nur wir kamen nicht wirklich weiter, weil die nächsten Deutschen schon auf uns lauerten…

Irgendwann hatten wir die Abfahrt dann doch geschafft und bekamen erneut unseren Einreisestempel von Südafrika in den Pass.

Wir fuhren noch weiter bis Underberg wo wir einkauften und die Nacht in einem Backpackers mit Camping verbrachten. Steve und seine Frau waren früher auch Overlander und somit hatten sie viele hilfreiche Tipps für uns parat.

Von Underberg aus ging es weiter über Port St. Johns nach Coffee Bay. Auch hier waren wir 2011 schon einmal und trotz des abartig versifften Hotels damals hatte es mir die raue Schönheit der Wildcoast angetan und ich wollte erneut dort hin zurück. Wir kamen auf einen Camping, der gefühlt inmitten eines Urwaldes lag. Wir kämpften uns durch meterhohe Grünpflanzen, um zu unserem Stellplatz zu gelangen. Alles Mögliche an Getiers kreuchte und fleuchte dort rum. Es war ekelhaft aber auch von faszinierender Schönheit. Passend zur Wildcoast eben…

 

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Stellenbosch – Lesotho – Sani Pass

Nach einer Woche Aufenthalt konnten wir uns endlich von Hardy, Steffi und den Kids trennen und wir machten uns auf in Richtung Lesotho. Wir wollten den Sani-Pass, den wir bereits 2011 das erste Mal gefahren sind, mit unserem eigenen Auto bezwingen.

Mit zwei Zwischenstopps in Beaufort-West und Kimberley (wo wir natürlich auch „the big hole“ besichtigten) reisten wir am dritten Tag über die Maseru-Bridge in Lesotho ein. Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt. Nachdem der Pass in Südafrika aus- und in Lesotho wieder eingestempelt wurde, waren wir bereits mittendrin im Gewimmel der lesothischen Hauptstadt. Nur wenige Meter hinter der Grenze hat man das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Eben noch im „weißen“ Südafrika waren wir nun mit der Ankunft in Maseru richtig in Afrika angekommen. Weiße waren hier genau so rar gesät wie Ordnung. Überall wimmelte es vor Menschen und alles was mindestens zwei Beine hatte war auf den Straßen unterwegs. Das erste Mal hatten wir wirklich ein Gefühl von Afrika.

Auch wenn uns das Treiben und die Atmosphäre gefiel waren wir auch froh, als wir die Hauptstadt hinter uns ließen und in das Hochland von Lesotho vordrangen. Immer höher schraubten sich die Straßen und die eben noch so faszinierende Stimmung wurde abgelöst von einem faden Beigeschmack. Hinter jeder Kurve waren Kinder, die entweder auf unser Auto zugerannt kamen, weil sie uns irgend etwas verkaufen oder weil sie mit erhobenen Händen zum Betteln auf sich aufmerksam machen wollten. Wir konnten auch nicht einfach mal schnell vorbei fahren, weil wir aufgrund des Anstiegs der Straße und der Kurven nicht schneller als 20 km/h fahren konnten. Wir warteten immer darauf, dass der erste Stein flog. Hinter einer Kurve hielt uns ein Kind plötzlich eine Pistole vom Straßenrand entgegen. Wir wissen bis heute nicht, ob sie echt war oder nicht und ob er damit wirklich auf uns zielte oder sie uns verkaufen wollte… Das ungute Gefühl war nun endgültig geweckt und wir waren froh, als wir so weit im Landesinneren waren, dass wir kaum noch eine Menschenseele zu Gesicht bekamen.

In einem Dorf machten wir einen Zwischenstopp an einem „Hotel“, wo wir auf der umzäunten Wiese dahinter für die Nacht campen durften.

Am nächsten Morgen merkten wir, dass die Wiese an das Gelände einer Grundschule angrenzte und die Kinder auf ihrem Schulweg ganz interessiert am Zaun stehen blieben um uns Weiße und unser riesiges Gefährt zu beäugen. Wir überlegten uns, wie dekadent es auf die einheimischen Kinder wirken musste: Sie, die überwiegend mit ihren armen Familien mit mehreren Personen in einer Rundhütten hausten und meistens nichts anderes zu essen bekamen als Maisbrei und wir, die auf der anderen Seite beim Frühstück mit heißem Kaffee und Brötchen saßen.

Trotzdem winkten uns die meisten Kinder freudig zu und jedes Mal wenn wir zurück winkten war für einen kurzen Moment der Bann gebrochen und auch unser komisches Gefühl vom Vortag wurde wieder etwas positiver.

Wir setzten unsere Fahrt fort und fuhren weiter auf der geteerten Straße, die uns durch Lesotho bringen sollte. Wir wollten nachmittags oben am Sani-Pass sein, dort nochmal übernachten um dann am nächsten Morgen frisch ausgeruht und bei gutem Wetter herunter zu fahren.

Aber erst einmal erreichten wir Thaba-Tseka, einer der wenigen „größeren“ Städte von Lesotho. Mitten auf der Straße stand plötzlich ein Mann und wir konnten nur abbremsen, so blöd stand er da im Weg. Beim näher kommen, sahen wir, dass er eine Jacke mit der Aufschrift „Police“ trug. „Na super“ dachten wir uns. „Irgendwo hat der die Jacke gefunden, sich angezogen und macht jetzt einen auf Polizist um dumme Weiße abzukassieren“. Wir hielten brav an, ließen die Scheibe ein Stück runter und der „Polizist“ kam erst einmal auf meine Beifahrerseite. Da im kompletten südlichen Afrika (und auch darüber hinaus) Linksverkehr herrscht und das Lenkrad der hier fahrenden Autos sich auf der anderen Seite befinden, kommen alle, die eigentlich etwas vom Fahrer wollen erst mal auf meine Seite und sind dann tierisch verwirrt, dass sie auf der Seite gar kein Lenkrad und keinen Fahrer vorfinden. Meistens werden dann alle herumstehenden Menschen, die man ja irgendwie alle kennt, herbei gerufen, dass sich jeder diese Besonderheit einmal anschauen kann und dann wird auf einer Sprache, die wir nicht verstehen, diskutiert und sich darüber schlapp gelacht, dass es sich bei unserem Auto um ein „Left Hand Drive“ Fahrzeug handelt. Und irgendwann wenn die ganze Traube Menschen fertig diskutiert und sich aufgelöst hat, kann man dann weiter fahren. Das kann hier aber dauern…

Anyway… der Polizist fragte uns ganz freundlich, wo wir her kämen und wo wir hin wollten. Nachdem wir schnell gemerkt haben, dass es ein echter Polizist war, weil auch mehrere seiner Kollegen auf den anderen Straßenabschnitten patrouillierten, gaben wir ihm einen kurzem Abriss unserer bisherigen Geschichte. Mittlerweile sind wir ganz gut darin die letzten 7 Wochen innerhalb weniger Sätze so zusammen zu fassen, dass die wichtigsten Infos darin enthalten sind. Außerdem erklärten wir ihm, dass wir auf dem Weg zum Sani-Pass waren. Er fragte uns, ob wir auch am Katse-Staudamm waren. Nein, waren wir nicht und war auch nicht der Plan. Wir wollten eigentlich nur schnell durch Lesotho durch und uns hier gar nicht groß aufhalten. Unser Ziel war einzig und alleine der Sani-Pass. Der Polizist erklärte uns, wir müssten dort aber unbedingt hin, es sei so schön dort. Wir fragten ihn noch, ob es denn sonst irgendwelche Highlights gäbe und er sagte uns, dass sie letzte Woche Schnee hatten. Super Highlights, Schnee braucht kein Mensch und schon gar nicht beim Campen aber für die Menschen dort war es schon besonders. Auch wenn Lesotho ziemlich hoch liegt ist auch hier Schnee im (Süd-)Sommer eine Seltenheit.

Mit den besten Wünschen verabschiedeten wir uns und fuhren weiter um kurz darauf umzudrehen und zurück zu fahren. Wenn wir was hatten dann Zeit und somit entschieden wir uns kurzerhand einen Abstecher über den Katse-Staudamm zu machen. Der Weg war wohl nicht asphaltiert aber sollte doch in einer Stunde gut zu machen sein und wir würden immer noch rechtzeitig am Sani Camp ankommen.

Der Polizist lachte nur, als wir ihm sagten, dass wir seinem Tipp folgten und wünschte uns nochmal alles Gute. Kurz darauf bogen wir in die Gravelroad zum Staudamm ein.

Für die knapp 70 Kilometer benötigten wir fast zwei Stunden aber egal, es war noch früh am Tag und wir würden immer noch im Hellen am Pass ankommen. Der Staudamm war ganz nett, aber da auch Lesotho, wie das komplette südliche Afrika an Wasserknappheit leidet, war es jetzt nicht so beeindruckend.

Die Angestellten dort gaben uns aber den Tipp, nicht zurück zu fahren sondern über den Staudamm drüber und dann ein kurzes Stück über eine weitere gute Gravelroad wieder auf die asphaltierte Straße zu gelangen. Den Tipp nahmen wir gerne an und machten uns auf den Weg. Insgesamt waren wir heute von der Freundlichkeit der Menschen total begeistert. Jeder war interessiert und sehr hilfsbereit. Das miese Gefühl vom Vortag wurde immer mehr abgelöst durch Begeisterung für das Land und die Menschen.

Kurz nachdem wir den Staudamm überquert hatten, bogen wir auf die Piste ab und schraubten uns noch einmal immer mehr Höhenmeter nach oben. Die Landschaft war trotz der tiefhängenden Wolken atemberaubend und die Einheimischen hatten uns nicht zu viel versprochen! Lesotho ist landschaftlich wunderschön!!!

So langsam begann es etwas zu tröpfeln aber das war auch nicht weiter verwunderlich bei den Wolken. Der faszinierenden Schönheit tat dies jedoch keinen Abbruch.

Nur der Weg wurde immer schlechter und so wurde aus der Piste immer und immer mehr Matschpassagen. Aus dem anfänglichen Zweiradantrieb hatte Tim schon längst auf Allrad umgeschaltet und nun war auch die Zeit gekommen, die Untersetzung zu bemühen. Die Piste war teilweise so steil und matschig, dass unser überladenes Auto bei jedem Anstieg zu kämpfen hatte. Auch der Regen wurde immer schlimmer und so wurde aus einer „guten Gravelroad“ ein reines 4×4 Abenteuer. Das hatten wir nicht erwartet. Hinter jeder Kurve hatte ich Angst, dass die eh schon viel zu schmale Straße weggespült war und wir umdrehen mussten. Eins der Highlights war dann eine „Brücke“ über einen Fluss. Hätte der Fluss nur einen halben Meter mehr Wasser geführt, wäre es spätestens hier vorbei gewesen, so niedrig war die Brücke. Eigentlich war es mehr eine betonierte Überquerungshilfe.

Danach wurde der Weg etwas besser und wir konnten mal etwas schneller als 10 oder 20 km/h fahren. Allerdings merkten wir jetzt schon, dass es ganz schön knapp werden würde, noch im Hellen beim Sani-Pass anzukommen. Wir würden noch ein paar Stunden brauchen, um wieder auf der Asphaltstraße anzukommen. Dazu kam, dass sich der Regen nun immer mehr in Schneeflocken wandelte. Auf über 3000 Metern hatten wir jetzt noch 1°C und eine Schneeschicht bedeckte die Gipfel.

Als wir endlich wieder auf die Asphaltstraße einbogen, begann bereits die Sonne unterzugehen und mit den letzten hellen Strahlen, die durch die Wolkendecke schien, erreichten wir dass Sani Camp.

Da es leider immer noch nicht viel wärmer war, fragten wir, was es denn kosten würde, wenn wir ein Zimmer nehmen würden. 200 Euro!!!!!! Dafür waren wir dann doch zu geizig! Wir entschieden uns, trotz der eisigen Temperaturen, zu campen. Wir haben ja warme Schlafsäcke. Zum Aufwärmen gönnten wir uns wenigstens noch ein warmes Essen im Restaurant bevor wir uns in unser eisiges mobiles Heim zurück zogen.

 

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Kamieskroon – Lambertsbaai – Stellenbosch – Kapstadt

Als wir unser Bergeseil von der Anhängerkupplung des Ford Ranger lösten, waren wir alle schweißgebadet und komplett verdreckt.
Ich fragte noch, was ich den zwei Südafrikanern geben könnte für ihre spontane Hilfe, aber sie wollten kein Geld. Das obligatorische Bier nach dieser Aktion lehnten sie auch ab, da sie noch zur Arbeit müssten. Sie wollten sogar nicht einmal unseren Kompressor nutzen um ihre Reifen wieder aufzupumpen, sie hätten ihren eigenen.
Wir bedankten uns überschwänglich und bestimmt tausend Mal und winkten ihnen noch hinterher, als sie wieder auf die Straße einbogen und davon fuhren.
Wir ließen unsere (meine) Glanzaktion nochmal Revue passieren und fragten uns immer wieder, wie man eigentlich so dumm sein konnte.

Wir fuhren die N7 Richtung Kapstadt und nahmen die Gravelroad von Vredenburg aus an die Küste. Unser Ziel war Lambersbaai am Atlantik. Wir freuten uns mal wieder das Meer zu sehen, mal was anderes als immer nur die braune und gelbe Einöde.

Als wir über den letzten Hügel kamen, lag er vor uns. Der Atlantik. Die Wellen schlugen mit Wucht auf den Strand, ein Paradies für Surfer und Kiter.
Gegenüber unseres Campings war ein Open-Air-Restaurant und wir sind rein aus Interesse mal auf den Parkplatz gefahren, um zu schauen, ob es nicht was interessantes zu Essern gäbe. Aber Montag war Ruhetag und dementsprechend geschlossen.
Was wir aber entdeckten waren Reifenspuren, die sich vom Parkplatz aus zum Strand zogen und gerade dazu einluden, einmal eine kleine Strandfahrt zu machen.
Die Bedenken meiner Frau am Strand und somit im Sand zu fahren winkte ich lachend ab, wir hatten ja bereits genug Erfahrung mit Tiefsand.
Was uns keiner sagte und wir auch erst merkten, als es schon zu spät war, war, dass es sich hier nicht um Sand sondern um sogenanntes Shell handelte, also winzige Stücke von Muschelschalen. Das Zeug ist wie Treibsand, was wir schmerzlich feststellten, als das Auto keine zwei Meter hinter dem Parkplatz einfach wegsackte und stecken blieb.
Es half kein Allrad und keine Untersetzung, unser treuer Begleiter wühlte sich nur immer tiefer ein.
Aber noch war lange keine Panik angesagt, wir hatten ja unsere Fußmatten, die man ja daheim auch bei Schnee unter die Reifen legt, damit man Grip bekommt. Die Sandbleche war ich einfach zu faul von der Seite abzuschrauben.
Also schnell die Matten drunter, kräftig Gas gegeben und… nix. Shell flog, aber ansonsten passierte nix.
Okay, immer noch keine Panik, hinten leer geräumt, Sandbleche runter und schon könnte es weiter gehen. Aber Pustekuchen, für die war es mittlerweile zu spät, wir lagen nämlich schon auf den Bodenblechen auf.
Panik? Keine Spur, Spaten runter und buddeln.
Räder frei gelegt, Boden halbwegs ausgegraben und nochmal mit Schmackes auf die Sandbleche… Nix!

Mittlerweile drehte sich nur noch ein Rad, das Shell stand schon über die Hinterachse und da wir keine Differenzialsperren besitzen, war hiermit das Ende der Fahnenstange erreicht. Wir steckten wirklich fest.
Verdammt…
Wie aus heiterem Himmel hörten wir einen blubbernden 6-Zylinder hinter uns und als wir uns rumdrehten, stand ein weißer Ford Ranger mit der Ladefläche zu uns. Ein gut gelaunter etwas übergewichtiger Südafrikaner stieg mit seinem Kumpel aus und fragte mit einem Schmunzeln, ob wir eventuell ein wenig Hilfe bräuchten.
Betretenes Schweigen signalisierte ihm, dass es natürlich der Fall war.
Mit geübten Handgriffen und in weniger als 15 Minuten war unser Auto mit unserem Bergeseil an seinem befestigt, er fuhr mit reduziertem Luftdruck von uns und befreite uns mit zwei kräftigen Zügen aus unserer misslichen Lage.
Seine wieder schmunzelnde Frage, warum wir keine Luft aus den Reifen gelassen hätten entschuldigten wir, dass wir eigentlich gar nicht hier lang fahren wollten und es einfach so passiert war, „beim wenden“! Zwinker!!
Er sparte sich aber jeden hämischen Kommentar, bedankte sich bei uns, dass er unsere Bekanntschaft machen konnte die zwei zogen wieder von Dannen und ließen uns mit imaginären runter gelassenen Hosen stehen. Wie kann man nur so dumm sein…

Ein paar Tage später – wir waren mittlerweile in Kapstadt bzw. Stelllenbosch angekommen – wollten wir den Tafelberg besuchen, genauer mit der Seilbahn rauf fahren. Am ersten Tag war sie wegen Windes außer Betrieb, genauso wie am zweiten Tag.

Nach dem ersten gescheiterten Anlauf entschieden wir uns, einmal einen Versuch zu starten, unser Auto vor dem Kap-der-guten-Hoffung-Schild zu fotografieren, was eigentlich jeder Overlander tut.
Wir fuhren also runter ans Kap und drängelten uns durch die ganzen Reisebusse und Touri-Mietkisten nach vorne.
Wir standen auf dem vordersten Parkplatz und warteten auf unsere Chance, zwischen den Bussen mal ein bisschen weniger Menschen aus dem Weg scheuchen zu müssen.
Aber es nutzte jemand anderes seine Chance…
Überall auf dem Gelände und dem Weg dort hin, stehen Schilder, auf denen vor Übergriffen durch Paviane gewarnt wird. So niedlich sie aus der Entfernung aussehen mögen, diese Affen sind gefährliche wilde Tiere, die es nicht dulden, dass sich etwas zwischen sie und ihre vermeintliche Beute stellt. Durch die andauernden Touristenströme haben sie sogar gelernt, Autotüren zu öffnen oder Scheibengummis rauszupulen, um an den Inhalt der Fahrzeuge zu kommen. Alleine wenn man Ihnen in die Augen schaut, kann man die Intelligenz und Berechnung sehen, mit denen sie Ihre Umwelt wahrnehmen. Das sind echt miese Schweine, die genau wissen, was sie tun und wollen.

Durch die Sonne heizte sich unser Auto auf dem Parkplatz auf und ich ließ die Scheibe runter, um ein bisschen Luft rein zu lassen. Als ich wenig später unsere Chance witterte, endlich das Bild zu machen, da gerade wenig Touristen am Schild waren, stieg ich aus und ging zur Beifahrerseite, wo Sarah gerade unsere Tochter fütterte.
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr, doch es war zu spät. Noch bevor ich auf meiner Seite des Autos war, war der Pavian schon mit einem Satz durch das geöffnete Fenster und bei meinen Frauen im Auto. Das einzige, was mir durch den Kopf ging, war, die hintere Tür aufzumachen, dass er einen Fluchtweg hat.
Als Sarah und Elisabeth gleichzeitig anfingen zu schreien und ich die hintere Tür öffnete, sprang er auch schon wieder mit seiner Beute aus dem Auto und verschwand Richtung Wasser. Die ganze Aktion hatte keine 5 Sekunden gedauert.
Niemand wurde verletzt, alle sind mit einem riesen Schreck davongekommen.Bis auf ein bisschen Biltong hat er nichts mitgehen lassen, man könnte sagen Glück im Unglück. Man hört Schauergeschichten, in denen die Biester ganze Handtaschen mit Reisepässen oder Kameraausrüstungen aus den Autos reißen, nur um den Inhalt dann Stück für Stück in der Gegend zu verteilen. Oder es werden Leute verletzt oder gebissen, wenn sie versuchen, ihr Eigentum vor den aggressiven Primaten zu verteidigen. Aber in den meisten Fällen sind sie auf Essen aus und wenn man ihnen bei ihrer Flucht nicht im Weg steht, passiert eigentlich auch nichts.
Mit einem gehörigen Schrecken und einer nicht erstrebenswerten Erfahrung reicher machten wir uns wieder auf den Heimweg, unser Bild hatten wir aber trotzdem noch gemacht!

Den zweiten Tag verbrachten wir an der Waterfront, wo uns direkt alte, wohlige Gefühle ereilten. Alles noch wie es vor sechs Jahren war, kaum was hatte sich verändert. Wobei, geändert hatte sich, dass es jetzt überall Geld kostete zu parken und wir in kein Parkhaus passen. Also ein öffentlicher, aber trotzdem kostenpflichtiger Parkplatz.
Der einzig freie Platz war ein Mutter/Kind-Platz, den ich auch gleich ansteuerte, als mich ein aufgebrachter Wächter stoppte, was ich doch vor hätte.
Ich sagte ihm, ich wolle hier parken und ich glaube, er dachte, die verdammten Ausländer mit ihren Riesenkarren suchen sich immer die größten Parkplätze aus.
Er beruhigte sich aber schnell wieder, als ich die hintere Scheibe runter ließ und ihm Elisabeth freudig entgegen strahlte.
Vollends war er überzeugt, als wir den Buggy auspackten.
Als kleine Geste der Freundschaft, fragte ich ihn, ob er was Gesundes haben wolle und wir nahmen uns beide einen Apfel.
Tag für ihn gerettet und wir hatten einen entspannten Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein und vorweihnachtlicher Musik aus den Boxen des Victoria Wharf Einkaufszentrums.
Ein wenig surreal wirkt ein 8 Meter hoher Weihnachtsbaum auf dem Pier bei 32 Grad schon…

Am dritten Tag schauten wir im Internet, ob die Seilbahn des Tafelberges fuhr. Heute fuhr sie endlich aber uns traf fast der Schlag, als wir eine 2,5 stündige Wartezeit angezeigt bekamen.
Da wir aber auch das letzte Mal schon den Berg ausgelassen hatten, entschieden wir uns schweren Herzens die Wartezeit in Kauf zu nehmen, da es unsere letzte Chance werden sollte.
Wir fuhren also nach Kapstadt, stellten uns in die Schlange und kauften die Tickets online über das Handy.
Als sich Sarah nach ca. 15 Minuten zum Stillen an den Rand setzte, kam auch gleich ein Ordner angelaufen. Wir dachten schon, das sowas hier nicht gestattet sei, aber weit gefehlt. Er fragte, wie viele Personen wir seien und wir sollten bitte mitkommen. Wir wurden zu einem Fahrstuhl geführt, der uns direkt an den Anfang der Warteschlange brachte, 10 Minuten später erreichten wir die Station auf dem Gipfel des Berges.

Ich liebe Baby-Bonus!

Natürlich auch erwähnenswert sind unsere Gastgeber in Stellenbosch. Wir wurden fast schon in die Familie aufgenommen, denn man kommt durchs Tor und wird gleich schon von Hardy mit einem Du begrüßt. Abends, als wir mit seinem Vater zusammen am Lagerfeuer saßen, vertiefte sich der Eindruck noch und machte unseren Aufenthalt zu einem einmaligen Erlebnis.
Aus den drei geplanten Nächten wurden fünf, jeden Abend saßen wir entweder zusammen oder trafen uns zumindest auf ein Bier. Wir wollten überhaupt nicht mehr los, jeden Tag verschoben wir die Abreise weiter. Es machte Spaß, der Camping ist klein aber fein, alles war da und es gab sogar freies WLAN.
Für alle, die mal entspannt am Western Cape Urlaub machen wollen, 50 km vor Kapstadt, mit Wandern, Weinprobe, Baden oder sonstwas legen wir wärmstens das ORANGE VILLE GUESTHOUSE ans Herz. Neben dem Camping gibt es wunderschöne Zimmer in diversen Kategorien, 2 (!) Pools und jede Menge familiäre Atmosphäre, bei der man sich nur wohlfühlen muss!
Hardy und Steffi, sowie Hardys Eltern freuen sich über jeden Besucher, wer kommt, schönen Gruß von uns!

 

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Fishriver Canyon – Grenze – Upington – Augrabies Falls – Kamieskroon

Nun lag also der Fishriver Canyon vor uns. Der Fluss war fast komplett trocken aber es ist doch ein beeindruckendes Bild, welche Macht Wasser hat uns wie es Gestein formen kann.

Nach unserem Ausflug zum Canyon fuhren wir zurück zum Camp und genossen den restlichen Tag am Pool. Wir entschieden es uns mal wieder so richtig gut gehen zu lassen und wollten abends Burger essen. Auf der Speisekarte haben wir diese am Mittag erspäht und mit 5 Euro waren sie auch im Budget.

Am Abend fanden wir aber keine Burger mehr auf der Karte. Wie sich herausstellte war das nur die Karte für Mittags und Abends gibt es eine eigene für Dinner. Na gut, dann gab es halt Steak vom Oryx und vom Springbok, für 8 Euro auch noch OK.

Den nächsten Tag verbrachten wir komplett am Pool und faulenzten einfach nur rum. Etwas anderes war bei Temperaturen jenseits der 35 Grad auch nicht möglich. Wir machten Bekanntschaft mit einem Paar, Hella und Jürgen aus der Schweiz, die wir kurzerhand abends zum Reste-Essen einluden. Wir wollten am nächsten Tag die Grenze nach Südafrika überqueren und da wir verschiedene Informationen hatten, über das was man alles nicht einführen darf (von Fleisch über Obst, Gemüse und Feuerholz) wollten wir abends alles wegmachen. Dafür eignete sich unser Feuertopf perfekt und nachdem alles klein geschnippelt und mit ein paar Gewürzen verfeinert war, hatten wir ein leckeres Allerlei. Gemütlich ließen wir den Abend ausklingen.

Am nächsten Morgen versuchten wir am Geldautomat des Campings nochmal Geld zu holen, um unsere Dieselreserven aufzufüllen. Leider ging der Geldautomat nicht. Die Begründung war das beste: Da hier alles ab vom Schuss ist, laufen alle Datenverbindungen (Internet, Kreditkarte, Geldautomat,…) über Satellit. Und wenn es nur etwas windig ist, ginge nichts mehr.

Na gut, etwas Bargeld hatten wir noch und somit tankten wir gerade so viel, dass wir zur nächsten Tankstelle kommen würden. Nachdem wir uns auch von Hella und Jürgen verabschiedet hatten, fuhren wir in Richtung Grenze – nicht ohne unterwegs nochmal richtig vollzutanken, da der Diesel in Südafrika teurer sein sollte.

In der Grenzstadt Ariamsvlei reist man aus Namibia aus. Die Ausreise ging relativ problemlos. Man muss ein Formular ausfüllen und bekommt seinen Pass ausgestempelt. Da wir mit Auto ausreisten, mussten wir noch einen extra Zettel mit Kennzeichen und Fahrgestellnummer ausfüllen. Dieser wird dann von drei verschiedenen Personen gestempelt und dann direkt wieder abgegeben.

Dann fährt man ca. 15 Kilometer Straße im Niemandsland bevor man zur südafrikanischen Grenzstadt Nakop gelangt. Dort gingen wir in das Büro der Immigration, gaben unsere Pässe ab und wurden gefragt, wann unser Rückflug ginge… Uns wurde heiß und kalt… Uns wurde von anderen Overlandern gesagt, an der Grenze über Land würden die nicht danach fragen und jetzt zeichnete sich schon wieder das selbe Theater wie am Flughafen in Frankfurt ab… Wir drucksten rum und diskutierten miteinander was wir jetzt sagen wollten. Gott sei Dank verstand der Grenzer kein deutsch. Er fragte uns nochmal, wie lange wir im Land bleiben wollten. Tim versuchte dann eine Erklärung mit Weltreise und eigenem Auto über Land und so weiter zu liefern aber das interessierte den Beamten gar nicht.

Im Endeffekt stellte sich raus, dass er gar kein Rückflugticket sehen wollte. Man kann in Namibia, Südafrika und noch ein paar anderen Staaten im südlichen Afrika 90 Tage ohne Visum bleiben. Das späteste Ausreisedatum wird dann bei der Einreise mit in den Pass gestempelt aber dafür muss der Beamte es ja kennen und deshalb fragte er nach einem Rückflug, weil die meisten Menschen halt wieder zurück fliegen und nicht fahren. Nach Tims Erklärung bekamen wir problemlos 90 Tage gestempelt und waren somit eingereist.

Für die nächste Grenze haben wir uns vorgenommen, einfach das Datum vorher auszurechnen und auch eine erste Übernachtung in petto zu haben. Wir geben einfach das Intercontinental in der nächstgrößeren Stadt nach der Grenze an, interessiert eh niemanden, ob es wirklich stimmt (Danke Philip, für den Tipp!). Mit unserem Rumgeeiere haben wir den Grenzer wahrscheinlich mehr verwirrt und durch unser unsicheres Auftreten erst skeptisch gemacht. Das hätte auch in’s Auge gehen können.

Aber wir hatten unseren Stempel und mussten nun nur noch mit dem Auto über die Grenze. Der Beamte hier fragte uns nur nach Obst. Da wir alles vorher gegessen haben, konnten wir das mit gutem Gewissen verneinen. Nach Fleisch, Gemüse oder Holz wurde gar nicht erst gefragt.

So fuhren wir unsere ersten Kilometer auf südafrikanischem Boden. Wir waren wieder in dem Land, das wir vor über sechs Jahren – mit dem Afrikavirus infiziert – verlassen haben.

Den ersten Stopp machten wir bei Toyota in Upington, damit noch mal jemand über die Klimaanlage und das austretende Getriebeöl schaute. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und durften gleich in die Werkstatt fahren. Ein Angestellter schaute sich unseren Hilux an und gab sofort Entwarnung. Das Öl, das aus dem Getriebe ausläuft, sei nur ein Tropfen, der sich aufgrund der Hitze und Anstrengung auf den miserablen Straßen durch das Überdruckventil drückt. Und auch mit der Klimaanlage war alles in Ordnung. Wir seien wahrscheinlich eine Tonne überladen, da sei das nicht ungewöhnlich, dass die Klima mal aussteigt. Ganz unrecht hat er wohl nicht…

Mit einem guten Gefühl, dass nichts ernsthaftes ist und einem neuen Luftfilter verließen wir die Werkstatt. Außer für den Filter mussten wir nicht einmal etwas bezahlen und es gab sogar noch einen Kaffee während wir warteten.

Wir fuhren ein paar hundert Meter weiter zu einem Campingplatz direkt am Oranje. Dort parkten wir unser Auto und gingen noch einmal zu Fuß in die Stadt um uns einen kleinen Überblick zu verschaffen. Wir landeten bei einem Pakistaner in einem Handyladen und kauften dort für jeden eine südafrikanische SIM-Karte. Dieses Unterfangen gestaltete sich als nicht ganz so einfach, weil das Aktivieren der Vodacom-Prepaidkarte einfach nicht funktionieren wollte. Da in dem Laden eine Hitze wie verrückt herrschte und außerdem ein Kommen und Gehen war, entschieden wir irgendwann abzubrechen und es am nächsten Tag noch mal zu versuchen.

Wir kauften noch ein paar Kleinigkeiten für den Abend im gegenüberliegenden Supermarkt und gingen zurück zum Camping.

Am nächsten morgen packten wir unsere Sachen zusammen und diesmal fuhren wir zum afrikanischen Pakistaner. In dem gegenüberliegenden Supermarkt vom vorherigen Tag wollten wir noch unsere Vorräte auffüllen und das ginge nur mit dem Auto. Schon beim Einparken prügelten sich die rumlungernden Männer darum, wer jetzt auf unser Auto aufpassen dürfte. Im südlichen Afrika ist es so, dass – ob man will oder nicht – jemand kommt und dir sagt, er bewacht dein Auto. Dafür bekommt er je nach Dauer und Tageszeit zwischen 2 und 5, nachts auch mal bis zu 10 Rand, also so ca. 15 bis 35 Cent (70 Cent). Und wenn die sehen, dass da ein Weißer kommt, will natürlich jeder übernehmen, weil man uns ja richtig schön ausnehmen kann. Wir haben ja Geld… Natürlich klingen die paar Cent erst mal nicht viel. Aber wenn man am Tag fünf verschiedene Stationen anfährt und jedes Mal bezahlt und das fast jeden Tag, läppert sich das schon. Vor allem da die Parkplätze ja eigentlich kostenlos sind. Aber nun gut, man hat keine andere Wahl. Vor allem passen die meisten auch wirklich auf dein Auto auf.

Vom Handyladen aus hatten wir einen ganz guten Blick auf unser Auto und unser Aufpasser tat seine Arbeit gut und verscheuchte jeden, der zu nahe kam.

Nachdem wir die Sache mit dem Handy endlich geklärt hatten, gingen wir noch in den Supermarkt und als wir zurück kamen und alles im Auto verstaut hatten, wollten mindestens fünf Männer Geld für das Aufpassen. Wir gaben nur unserem „Hauptaufpasser“ etwas und sagten den anderen, sie sollen das mit ihm klären.

Wir verriegelten die Türen von Innen, schlossen die Fenster und fuhren davon, die Männer sahen wir im Rückspiegel noch wild gestikulierend winken.

Der weitere Weg führte uns zu den Augrabies Falls, wir reservierten auf einem Campingplatz in der Nähe des Augrabies Nationalparks und fuhren noch direkt weiter.

Die Augrabies Falls sind Wasserfälle des Oranje-Flusses aber aufgrund der momentanen Trockenzeit kommt eigentlich nur ein Rinnsal runter. Anhand der Bilder in der Touristeninformation kann man nur erahnen, was für ein Schauspiel sich in der Regenzeit bietet.

Wir gurkten noch ein bisschen durch den Nationalpark und verließen dann kurz vor Sonnenuntergang den Park und fuhren zurück zum Campingplatz, wo wir schon von Moskitos erwartet wurden.

Am nächsten Tag blieben wir noch auf dem selben Platz um mal wieder etwas Hausarbeit zu erledigen. Tim checkte das Auto und ich kümmerte mich um das Sortieren und Saubermachen. Auch an diesem Abend kurz nach Sonnenuntergang kamen die Moskitos wieder in Scharen, so dass wir uns ziemlich früh in unser sicheres Auto verzogen.

Als Tim am nächsten Morgen die Tür zu unserem (wieder eigenen Bad) öffnete, traf ihn fast der Schlag: Mindestens 200 Moskitos tummelten sich in der Kloschüssel, als er sie öffnete. Wir wollten nun einfach hier weg! Eigentlich ist der Platz wunderschön gelegen. Hinter einem Weingut an einem künstlich angelegten See bietet er kleine Apartments und zwischen Palmen schöne schattige Stellplätze. Aber die Moskitos waren die Hölle!

Wir machten uns auf den Weg nach Springbok, wo wir noch ein paar Sachen im Supermarkt kauften. Bei 35 Grad dudelte „Let it snow“ über die Lautsprecher. Ein unwirkliches Gefühl, das uns daran erinnerte, dass wir fast Mitte November haben und in 6 Wochen Weihnachten ist. Nie wieder werde ich sagen, wenn ich in Deutschland bin, dass keine Weihnachtsstimmung aufkommt! Bei den Temperaturen und der Sonne hier kommt noch viel weniger Stimmung auf!

Als wir zurück zum Auto kamen, hat uns natürlich wieder ein selbsternannter Aufpasser berichtet, dass er unser Auto die ganze Zeit überwacht hat. Mit seiner Mütze und ohne Zähne sah er aus wie ein Penner, der sich eh dort rum trieb und dem es ganz gelegen kam, dass wieder ein paar reiche Europäer kamen, wo er schnell was „verdienen“ konnte.

Wir waren nur kurz im Supermarkt, so dass 2 Rand genug waren. Tim gab ihm die Münzen und das war das erste Mal, dass jemand anfing rumzumachen, dass es zu wenig sei. Der Mann wollte 20 Rand, also knapp 1,50 Euro! Völlig übertrieben. Nach seiner unverschämten Forderung, nahm Tim ihm die 2 Rand wieder aus der Hand und sagte, wenn er das nicht wollte, bekäme er halt gar nix. Der Mann war völlig perplex und lies uns ohne weiteres Gemurre fahren.

Da es noch zu früh war, um auf dem hiesigen Campingplatz zu stoppen, entschieden wir uns noch etwas weiter zu fahren und landeten somit in Kamieskroon, einem kleinen Kaff irgendwo zwischen Kapstadt und Springbok, auf einem sehr schönen Campingplatz.

Die Stellplätze haben zwar kein privates Bad aber zumindest der obligatorische Braai fehlt auch hier nicht. Auf dem Platz war noch ein anderer Gast: Ein Fahrradfahrer aus Japan. Er ist mit dem Flieger in Kapstadt gelandet, macht eine Rundtour über Namibia und Botswana um dann in drei Monaten von Kapstadt aus zurück zu fliegen. Er war mit seinem Fahrrad schon fast in der ganzen Welt und so versüßte er uns den Abend mit interessanten Geschichten.

 

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Mariental – Aus – Lüderitz – Oranje – Fishriver Canyon

Eigentlich wollten wir noch eine zusätzliche Nacht auf dem Bauernhof verbringen, alles mal wieder ordnen, saubermachen und die Berichte einstellen. Vielleicht sogar ein paar Bilder hochladen.

Aber leider hatten wir Pech, es war alles im Voraus reserviert und leider nichts mehr frei. So nutzten wir das freie Wlan noch am nächsten Morgen, um mal mit den Lieben daheim zu skypen und machten uns dann auf den Weg weiter nach Süden, nach Aus.

Unser Weg führte uns über Keetmanshoop, einer kleinen Stadt mitten im staubigen Nirgendwo. Wir tankten, kauften ein paar Sachen ein und machten uns dann wieder auf den Weg nach Aus. Das Thermometer zeigte 42 Grad und es stand keine Wolke am Himmel.

Ca. 80 km vor Aus stieg auf einmal der Tempomat aus. Es ging ganz leicht aber stetig den Berg rauf, was den Motor an seine Belastungsgrenze brachte. Als nächstes büßten wir die Klimaanlage ein und als ich an einem Rastplatz hielt, sah ich, dass das Getriebe Öl verlor. Alle Alarmsirenen gingen auf einmal an!

Mit Mühe schafften wir es nach Aus, einem noch viel kleineren und staubigeren Kaff wie Keetmanshoop mitten im namibischen „Outback“.

Der Camping, den wir angefahren hatten, hatte auch eine Tankstelle und eine Werkstatt. Der Mechaniker, der gleichzeitig auch der Tankwart und der Camp-Chef war, nahm sich unserer Sorge an und begutachtete unser leckendes Getriebe, beruhigte uns aber damit, dass es ganz normal sei, dass bei der Belastung und dieser Hitze das Getriebe Öl verlieren könnte. Es gäbe auf der Oberseite ein Überdruckventil, dass die heiße Flüssigkeit abgeben würde, um das Getriebe vor Schäden zu bewahren.

Wir waren erst einmal beruhigt, nahmen uns aber vor, den nächsten Toyota-Händler anzufahren, um mal alles richtig checken zu lassen. Der hatten seinen Sitz in Upington, Südafrika. So lange sollte die Sache noch halten… Hofften wir…

Wir blieben zwei Nächte auf den Camping. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Lüderitz, einer kleinen Küstenstadt am Atlantik, ca. 130 km entfernt. Wir freuten uns auf das Meer, mal wieder etwas anderes zu sehen als Braun- und Gelbtöne.

Auf dem Weg dort hin lag Kolmannskuppe. Wir erfuhren am selben Morgen davon, irgendwann hatten wir auch mal was davon im Reiseführer gelesen, hatten aber keine wirkliche Vorstellung, was uns erwarten würde.

Umso mehr überraschte uns, was wir fanden als wir dort ankamen.

Eine verlassene Stadt, aufgegeben in den 1960er Jahren. Die Siedlung wurde errichtet, weil dort von deutschen Arbeitern der Eisenbahnlinie nach Lüderitz durch Zufall Diamanten entdeckt wurden.

Es kam zu einem beispiellosen Auf- und einem genauso schnellen Abstieg, als der Diamantenabbau verstaatlicht und die Stadt nach ungefähr 50 Jahren aufgegeben und der Wüste preisgegeben wurde. Durch die Hitze, die fehlenden Niederschläge und das Klima der Umgebung könnte man meinen, man müsste manche der Häuser nur mal durchfegen und könnte dann umgehend wieder einziehen. In manchen steht der Sand einen Meter hoch, unaufhaltsam nehmen sich die Dünen wieder, was ihnen in Schwerstarbeit abgerungen wurde.

Unser Vorteil war, dass wir um kurz nach 11 Uhr dort ankamen, die letzte Führung begann um 11 Uhr. So durften wir ohne „Aufpasser“ uns frei auf dem Gelände bewegen, während alle anderen schön im Gänsemarsch der Gruppe folgen mussten. Unsere einzige Bedingung war, dass wir spätestens um 13 Uhr das Gelände zu verlassen hatten.

Ein wenig störend für die Fotos war, dass ein schon fast orkanartiger Wind über die Siedlung fegte und man das Gefühl hatte, der Lack des Autos würde sandgestrahlt werden.

Es war wirklich beeindruckend, durch die verlassenen Gebäude zu streifen, teilweise total verfallen und vom Wind gebeutelt, teilweise noch absolut in Takt. Wir nahmen jedes Haus und jedes Geschäft unter die Lupe. Es waren immer noch die originalen elektrischen Leitungen vorhanden, genauso die sanitären Installationen, manche bis zum Rand gefüllt mit Sand.

Um 12:45 Uhr verließen wir total begeistert das Gelände. Wiedermal hatte eine zufällige Information zu einer einmaligen Erfahrung geführt, die man sonst nie auf dem Plan gestanden hätte.

Ein absoluter Gegensatz dazu stellt Lüderitz dar, eine Hafenstadt am Atlantik. Wunderschön gelegen, sauber und ordentlich präsentierte es sich im Licht der Mittagssonne, die wiedermal mit an die 40 Grad vom Himmel schien. Zwar dafür bekannt aber doch überraschend heftig blies auch hier der Wind und fegte uns fast von der Promenade. Man wollte kaum die Fenster öffnen, obwohl im Auto schon wieder an die 50 Grad herrschten, weil die Klimaanlage wiedermal ihren Dienst verweigerte.

So drehten wir ein paar Runden durch die Stadt, sahen uns alles an und hätten eigentlich nicht so sehr vom germanischen Einschlag überrascht sein sollen, wie wir es doch waren.

Das Straßenbild war wie auch in Swakopmund schon sehr deutsch geprägt, Straßennamen wie Herrmann-Göring- oder Kaiser-Wilhelm-Straße fand man an jeder Ecke.

Schnell hatten wir uns satt gesehen und machten uns auf den beschwerlichen Rückweg nach Aus. Wiedermal ging es einen leichten aber kilometerlangen Anstieg zur Stadt hinauf, der unserem Auto alles abverlangte und das Getriebe wieder mal an seine Grenzen brachte. Von der Klima ganz zu schweigen, die schon nach 5 Minuten Fahrt hinter Lüderitz wiedermal ihren vorzeitigen Feierabend antrat.

Nach dem Packen am nächsten Morgen und einem kleinen Plausch mit den Nachbarn erhielten wir wiedermal einen Tipp. Einen Camping, genau am Oranje River gelegen, der sehr schön sein und wir ihn uns nicht entgehen lassen sollten.

So machten wir uns auf den Weg, wiedermal durch unendlich weite Steppe und Gluthitze, bis wir das Oranje-Flussbett erreichten, an dem die Straße entlang führt.

Als wir über einen Hügel fuhren traf uns fast der Schlag! Als gute Pfälzer kannten wir den Anblick nur zu gut, waren aber trotzdem überwältigt von den satt grünen Weinstöcken, die sich hier bist zum Horizont erstreckten und irgendwie surreal in dieser von Brauntönen dominierten Umgebung erschienen. Kilometerlange Wingerte, ein Weingut neben dem anderen erstreckten sich entlang des Oranje.

Der Camping war wirklich schön, es wurde nur getrübt durch die unmenschliche Hitze, die den ganzen Tag herrschte und einen immer in den Schatten zwang.

Selbst mitten in der Nacht herrschten noch 34 Grad und machte schlafen fast unmöglich.

Da auf absehbare Zeit keine Besserung in Sicht war und auch unser nächstes Ziel, der Fishriver Canyon unter den gleichen Temperaturen ächzte, hielten wir Ausschau nach der einzig logischen Sache auf dieser Welt: Ein Camping MIT Pool!

Die überragende App iOverlander pries einen Platz an, ca. 30 km entfernt vom Canyon, der irgendwie strange sein sollte.

Als wir dort ankamen, verstanden wir, was damit gemeint war.

Der Platz erinnerte an eine Kleinstadt an der Route 66 in den 80er Jahren, überall stehen Autowracks von Chevys, Lincolns, Land Rovern herum, ab und zu auch eine verrostete Planierraupe oder mal ein Bagger. Das Hauptgebäude ist ein Wellblechbau im Stil einer amerikanischen Tankstelle, über und über mit Krimskrams vollgestopft, dominiert von einer riesigen Bar, die mit Aufklebern und Nummernschildern zugepflastert ist.

In dieser trockenen und ariden Umgebung in eine solch bunte und surreale Szenerie einzutauchen war irgendwie… naja… strange traf es schon wirklich.

Aber das Beste, es hatte einen Pool, den wir in den nächsten Tagen auch ausgiebig nutzten. Unterbrochen wurde unser Poolaufenthalt nur von einem Besuch des Canyons.

 

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Brandberg – Spitzkoppe – Namib – Sossusvlei – Mariental

Ohne zu atmen saßen wir auf unseren Campingstühlen und beobachteten die vorbeiziehenden Riesen. Gerade mal ein paar Meter trennten uns von den sagenumwobenen Wüstenelefanten. Sie überhaupt zu sehen ist schon selten, aber so nah dran zu stehen ist überwältigend.

Erst Minuten nachdem sie im Unterholz verschwunden waren, trauten wir uns uns wieder zu bewegen.

So verbrachten wir den Tag im Schatten (in der Sonne war es unerträglich heiß bei 40 Grad), auf jedes Geräusch achtend und auf den nächsten Besuch wartend.

Der kam aber erst wieder spät in der Nacht, als sich ein paar der seltenen Dickhäuter an den Bäumen neben unserem Auto bedienten.

Am nächsten Morgen, nachdem wir noch ein letztes Mal die atemberaubende Aussicht von unserem Freiluft-Klo genossen hatten, machten wir uns auf den beschwerlichen Weg über die üble Wellblechpiste zurück nach Swakopmund, um uns nochmal ein Permit für zwei Tage Namib-Wüste zu besorgen.

Wir kamen von an die 40 Grad und wolkenlosem Himmel innerhalb von zwei Stunden an die Küste, wo uns 12 Grad und altbekannter Hochnebel erwartete.

Irgendwie war es wirklich deprimierend. Als wir das erste Mal da waren, erschien uns Swakopmund im Vergleich zu Walvisbay wie das Eldorado. Jetzt, nachdem wir soviel mehr von diesem Land gesehen haben, erschien es uns wie ein dauertrübes Kaff.

Wir erledigten schnellstmöglich all unsere Sachen, besorgten das Permit, kauften ein und tankten nochmal voll, um dann umgehend wieder Richtung Wüste zu verschwinden.

Schnell kletterte das Thermometer wieder auf 35 Grad, der Himmel klarte auf und wir erreichten gegen Abend unseren geplanten Übernachtungsplatz.

Die Spitzkoppe überragt die umliegende Ebene um 700 Meter, insgesamt liegt sie bei einer Höhe von 1728 Metern über dem Meeresspiegel. Ein paar weitere Erhebungen und das umliegende felsige flachere Land ergeben den Spitzkoppe Nationalpark.

Wiedermal standen wir frei in der Wildnis, um uns herum nichts außer Steinen, Sand und der blaue Himmel.

In der ferne sahen wir Zebras und Springböcke grasen, über uns kreisten Vögel auf der Suche nach Insekten am Boden.

Ein atemberaubender Sonnenuntergang begleitete uns, als wir Feuer machten und unser Fleisch auf den Grill wanderte.

Bis weit nach Sonnenuntergang saßen wir am Feuer, die Kleine schlief schon längst auf meinem Schoß und wir blickten in die sternenklare Nacht. Nur leider leuchteten die Sterne nicht so hell wie immer, denn der zunehmende Mond erhellte alles um uns herum und ließ ihr Licht erblassen. Es war trotzdem traumhaft. Das sind diese Momente, für die wir die ganzen Strapazen und Entbehrungen der letzten Jahre auf uns genommen haben. Aus diesem Grund reisen wir!

Am nächsten Tag, auch geschuldet der gnadenlosen Sonne und der Hitze wegen, machten wir einen kleinen Ausflug ins 70 km entfernte Usakos, um uns ein wenig die Zeit zu vertreiben und vielleicht ein paar Erledigungen zu tätigen.

Aber in den kleinen Shops fanden wir nicht wonach wir suchten und der Samstag Nachmittag machte ein weiteres Suchen zwecklos.

Also fuhren wir wieder zurück zum Camp, genossen einen weiteren Abend am Feuer und die unendliche Stille der Nacht.

Nach dem Abbau des Camps am nächsten Morgen, an dem ein erstaunlicher Wind blies und unsere Sachen in der gesamten Umgebung verteilte, machten wir uns auf zu unserer nächsten geplanten Station, dem Arch Rock im Namib-Naukluft Nationalpark.

Eine kleine Anekdote gibt es noch dazwischen zu erzählen. Da wir 2 Tage Wüste planten, wollten wir unseren Wassersack zum Duschen mit Leitungswasser füllen. Der Hahn dafür war hinter der Rezeption an der Spitzkoppe. Dort wurde ich von 3 Kindern, nicht viel älter als 4 oder 5 Jahren sehr freundlich mit einem „good morning, sir“ empfangen. Die Kinder waren von den umliegenden Ramschverkäufern, wir sahen sie schon den Tag davor, als wir an den Ständen vorbei fuhren auf denen Waren aus Eigenproduktion lagen.

Man könnte erwarten, dass jetzt die Bettelei angefangen hat, aber weit gefehlt. Grinsend standen sie neben mir und beobachteten mich beim Füllen des Wassersacks. Als ich fertig war, wurde ich mit einem genauso freundlichen „good bye, sir“ verabschiedet.

Ich holte drei Äpfel aus dem Auto und schenkte jedem der Kinder einen, die sich überschwänglich und freudestrahlend bedankten.

Ich gebe normalerweise Kindern nie etwas, da sie sonst lernen, dass betteln einfacher ist als Schule. Aber in diesem Fall habe ich es gerne getan, da ich hoffe, dass sie merken, dass man mit Freundlichkeit weiterkommt als mit betteln.

Der Arch Rock, den wir das letzte Mal nur im Vorbeifahren gesehen hatten, sollte unser Campingplatz für diese Nacht sein.

Wir erklommen die Felsen im Teamwork (ich fuhr, Sarah wies mich ein), bis wir die perfekte Ausrichtung in einem Felsüberhang gefunden hatten. Die Wüste lag vor uns, wir waren geschützt vom Berg im Rücken, nur der immer noch relativ starke Wind machte uns etwas Sorgen und das Feuer entfachen zum Geduldspiel. Aber nach ein paar gescheiterten Versuchen loderte das Feuer, das Fleisch brutzelte und die Sonne senkte sich über einer atemberaubenden Kulisse der Wüste zu unseren Füßen.

Nachdem meine Frauen mal früher ins Bett gehen wollten, saß ich vor der Stoßstange unseres Autos, meine Shisha auf dem Boden, ein Bier in der Hand, der Laptop mit einem Film auf dem Tisch und vor mir die Wüste im Sonnenuntergang. Ein paar Oryxantilopen zogen vorbei und man konnte die Zebras weit entfernt über die Savanne traben hören. Wiedermal ein perfekter Moment.

Als das Feuer heruntergebrannt, die Shisha verraucht und der Film zu Ende war, ging ich auch ins Bett.

Geweckt wurde ich vom Prasseln von Regen auf unsere Motorhaube…

Regen in der Wüste, wieder Mal ein Highlight auf unserer Liste. Leider zwang mich dieses Highlight um 2 Uhr morgens in meine Stiefel um nachzusehen, was alles so im wahrsten Sinne des Wortes wohl von unserem Zeug im Regen stehen würde. Wasser floss in Strömen über die Felskante und prasselte auf die Motorhaube, es goss wie aus Eimern.

Aber glücklicherweise wurde nichts nass, denn der Felsüberhang schützte alles außer eben die Front unseres Autos. Zufrieden ging ich wieder ins Bett.

Am nächsten Morgen merkte man nichts von der nächtlichen Dusche, nichts deutete darauf hin, dass es überhaupt geregnet hatte. Der Bode hatte alles wie ein Schwamm aufgesogen, bzw. alles war sofort auf den noch heißen Steinen verdunstet.

Wir packten unser Zeug zusammen und machten das Auto für den Abstieg bereit. Als wir einen letzten Kaffee in unseren Stühlen genossen, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf dem Dachträger.

Etwas erschrocken stellten wir fest, dass es sich um einen Skorpion handelte, der da munter auf unserem Träger herumkrabbelte.

Bewaffnet mit Grillzange, Schoppenglas und einer gehörigen Portion Respekt machte ich mich daran, den ungebetenen Gast von unserem Dach zu fischen, was dann auch nach ein paar Anläufen gelang.

Wir begutachteten den kleinen Eindringling eingehend. Er war ca. 10 cm groß, braun mit gelben Beinen und gelbem Schwanz.

Im Nachhinein, nachdem wir die Wüste verlassen und uns die Zivilisation mit mobilem Internet erfreute, stellte sich heraus, dass es einer der giftigsten Skorpione der Namib war, ein Parabuthus villosus.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir eigentlich nur fasziniert, mit einem kleinen Wissen, das uns National Geographic vermittelt hat, dass ein Skorpion mit großen Scheren und kleinem Schwanz in der Regel ungiftig ist. Dieser hier hatte kleine Scheren und einen dicken Schwanz, was auf das Gegenteil hindeutete.

Wir ließen ihn WEIT entfernt von unserem Camp wieder frei, er verkroch sich schnellstmöglich unter einem Stein und wir gingen getrennte Wege.

Dass einzige, was uns etwas stutzig machte, war die Tatsache, wie der Skorpion auf den Dachträger gekommen war.

Nur Minuten vorher hab ich die Schaufel auf dem Träger befestigt, die den ganzen Abend an der Felswand gelehnt hatte. Wenn er da drauf gesessen hat, hatte ich echt Schwein, dass unsere Begegnung so glimpflich ausgegangen ist.

Wahrscheinlicher ist aber, dass er bei dem Sturzregen gestern Nacht einfach vom Felsüberhang gespült wurde und zufällig auf dem Dach gelandet war.

Wie dem auch sei, wir kontrollieren ab jetzt immer alles doppelt, dass nichts was stechen, beißen, kratzen oder sonst irgendwie gefährlich werden könnte auf unseren Sachen sitzt. Alles wird ausgeschüttelt oder feste Dinge nachts auf den Tisch oder gleich ins Auto gestellt.

Nach dieser doch recht interessanten Begegnung machten wir uns auf zu einem nahe gelegenen, fast ausgetrocknetem Wasserloch. Auch hier waren wir beim letzten Mal schon und sahen dort unsere ersten wilden Zebras und Strauße, die damals direkt flüchteten als sie unser Auto hörten. Diesmal sahen wir zwei Giraffen! Sie flüchteten zwar nicht direkt aber begutachteten uns die ganze Zeit und ließen uns nicht aus den Augen.

Da es sehr windig war, fuhren wir ziemlich bald in Richtung Kuiseb Canyon, den wir nach zwei Stunden dann auch erreichten. Hier stellten wir das erste Mal fest, dass unsere Karte mit den eingetragenen Campsites nicht so genau war wie wir dachten, denn auch nach einer Stunde und fast 50 km Suche fanden wir den eingezeichneten Platz nicht.

Wir stellten uns aus Mangel an Alternativen auf einen anderen nahen Platz, der aus ein paar Tische umringt von Bäumen bestand. Natürlich durfte der obligatorische Grillplatz nicht fehlen, den wir aber nicht nutzen wollten, da wir kein Holz mehr hatten.

Sarah wollte eigentlich etwas mit dem Gaskocher kochen, nachdem wir geduscht (Wassersack) hatten.

Aber dazu kam es nicht, denn nachdem wir nach der Ankunft den Wassersack an einem Baum aufgehängt und unsere Hände im Spülbecken des Autos gewaschen hatten, war die Luft auf einmal erfüllt von Bienen. Die wollten aber nichts von uns, sondern stürzten sich direkt auf die Pfütze Wasser unter dem Auslass am Auto.

Irgendwie ein verrücktes Bild, etwa 100 Bienen um unser Auto schwirren zu haben, die auf Grund der Trockenheit nur das Wasser wollten. Sie interessierte nicht einmal das angefangene Essen auf einem der Tische, nur das Wasser war wichtig. Nachdem es versickert war, machten sie sich auch wieder davon, wo auch immer sie so schnell hergekommen waren.
Da wir auf jeden Fall eine Dusche brauchten, aber keine Lust hatten, uns mit den fliegenden Nektarsammlern anzulegen, entschieden wir kurzerhand, den Wassersack einzupacken, ca 500 Meter raus in die Savanne zu fahren und uns dort zu duschen.

Der Plan ging auch auf, wir konnten uns in Frieden frisch machen und für alle, die es interessiert, man benötigt zum Sauber werden ungefähr 8 Liter Wasser pro Person, Klugschiss Ende!

Zurück am Platz verzogen wir uns nach Sonnenuntergang dann ganz schnell ins Innere des Autos, denn die dunklen Geschöpfe der Nacht erwachten und wollten an unser Blut.

Obwohl der Himmel danach aussah und auch fernes Donnergrollen zu hören war, blieben wir diese Nacht von Regen verschont.

Nachteil der Sache war, dass es am nächsten Morgen gegen 8 Uhr schon an die 30 Grad hatte… Aber wir wollen uns nicht beschweren, da wir genau wussten, wie viel Grad es gerade daheim hatte.

Die Piste führte uns hinaus aus dem Namib-Naukluft Park und in Richtung Süden, nach Sossusvlei.

Wir freuten uns, nach 4 Tagen Einsamkeit mal wieder die Annehmlichkeiten eines richtigen Campings genießen zu können. Echte warme Duschen, ein Dach gegen Regen oder Wind und am wichtigsten, ein echtes Klo!

Aber der Weg dorthin war wiedermal eine materialmordende Angelegenheit. Wellblech vom Feinsten, Schlaglöcher und uneinsehbare Kuppen.

Alles Dinge, die den Fahrer definitiv nicht einschlafen lassen. Da entging uns auch fast der gründe Defender mit holländischem Nummernschild, der uns entgegenkam und deren Insassen uns zuwinkten.

Kurz überlegt, dann fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Das waren Moni und Bart aus Christinas Guesthouse vom ersten Tag nach unserer Ankunft.

Also eine schnelle Wende und mit Vollgas (insofern machbar) hinterher.

Keinen halben Kilometer später hatten wir sie eingeholt und die gleiche Strecke hat es nochmal gedauert, bis sie überhaupt bemerkten, dass wir hinter ihnen waren. Die Staubfahne, die jedes Fahrzeug hinter sich her zieht, verdeckte uns und wir konnten die Zwei nur mit Hupen und unter Einsatz all unserer Scheinwerfer auf uns Aufmerksam machen.

Als sie uns sahen, hielten sie sofort an und die Freude und Überraschung war gigantisch! Sie kannten ja unser Auto nicht, da es zum Zeitpunkt ihrer Abfahrt noch garnicht da war. Sie hatten nur gegrüßt, weil wir ein europäisches Nummernschild haben, nicht, weil sie uns erkannt hatten.

Wir quatschten am Straßenrand bestimmt eine halbe Stunde über unsere Erlebnisse, tauschten wichtige Tipps aus und freuten uns einfach, dass wir uns mal wieder sahen. Zufälle gibt es. Fast 5000 km und 4 Wochen trennten uns, und auf einer unscheinbaren Gravelroad mitten in Herzen Namibias trafen wir uns wieder.

Sie gaben uns auch den Hinweis, dass sie auf dem Oasis Camping bei Sossusvlei einen Stellplatz reserviert hatten, den sie aber auf Grund ihrer verfrühten Abreise nicht mehr benötigten. Wenn wir wollten, könnten wir ihn haben.

Dankend und mit allen Wünschen dieser Erde verabschiedeten wir uns und versprachen aber einander, dass wir in Kontakt bleiben würden.

Kaum eine halbe Stunde später erreichten wir den Oasis Campingplatz und fragten nach einer Übernachtung.

Es sei schon alles ausgebucht…

Naja, wohl nicht so ganz. Wir hätten da andere Infos…

Sichtlich peinlich berührt wurde uns der Platz zugesagt, sogar für 2 Nächte, aber Internet ginge zur Zeit nicht. Vielleicht morgen…

Wieso das?

Naja, wäre halt so…

Aha…

Und was sagt der Chef dazu?

Der geholte Chef sagt, es gäbe Internet, aber das würde Geld kosten.

Das hörte sich doch schon ganz anders an!

Böse genervt von Dingen, die ich eigentlich im Voraus hätte wissen müssen (wir sind hier schließlich in Afrika) kamen wir zu unserem Stellplatz, standesgemäß afrikanisch in Holz gehalten, private offene Dusche und nur mit Holzstäben gedecktes Dach.

Die Dusche war heiß, das Klo sauber, also vergaßen wir das kleine Intermezzo schnell wieder.

Wir wollten noch am selben Tag nach Sossusvlei fahren, einer Salz-Ton-Pfanne umringt von zum Teil hunderte Meter hohen Dünen ca. 70 km entfernt. Der Sand ist stellenweise 30 cm tief und darf nur mit einem 4×4-Fahrzeug befahren werden.

Der Eingang lag praktisch in Gehweite gerade auf der anderen Straßenseite unseres Campingplatzes. Am Eingang erhielten wir das Permit und wir machten uns auf, die 65 km lange Asphaltstraße in Angriff zu nehmen, die den Eingang mit dem Vleis verbindet.

Man könnte fast sagen, mit jedem zurückgelegten Kilometer stieg die Temperatur um 1 Grad. Als wir das Sandfeld erreichten, zeigte das Display im Auto 41 Grad.

Das Luft ablassen wurde zur reinsten Tortour und wir waren komplett durchgeschwitzt, als wir mit allen vier Reifen fertig und wieder im klimatisierten Innenraum saßen.

Es machte gewaltigen Spaß durch den Sand zu pflügen, während Skelette von jahrzehntealten Bäumen unseren Weg säumten. Wir spielten ungefähr eine Stunde im Sand bis es uns langweilig wurde und machten uns dann wieder auf den Rückweg zum Camp.

Auf halber Strecke schon sahen wir die Blitze am Horizont und als wir unseren Stellplatz erreichten, begann es schon zu regnen. Es zog so ein gewaltiger Sturm auf, dass wir noch nicht einmal das Dach des Autos öffnen konnten, um darin Schutz zu suchen. Wir stellten uns in unser „Bad“, das wie gesagt nur mit Holzstäben bedeckt waren und dem Regen nicht viel entgegenzusetzen hatte. Unser Vorteil war, dass wir so geschwitzt waren, dass uns der Regen als Abkühlung diente.

So überstanden wir die Stunde Sturm und als der Wind nachließ, zogen wir uns in unser mobiles Heim zurück, denn wir wurden augenblicklich nach Sonnenuntergang fast von Moskitos zerlegt. Die ganze Nacht hörten wir sie vor den Fliegengittern schwirren und surren.

Der nächste Tag brachte Arbeit mit sich, denn wir wollten mal die ganze Dreckwäsche waschen, mal ein wenig das Auto aufräumen, die weitere Route planen und noch ein paar dutzend Kleinigkeiten, die so anfallen und man nicht dazu kommt.

Unter anderem auch die Reparatur der Seilwinde, die sich auf den Wellblechpisten verabschiedet hat. Nach näherer Begutachtung stellte sich heraus, dass ein 35 qmm dickes Stromkabel durch das ständige Gerüttel kurz hinter der Klemme gebrochen war. Aber auch diese Reparatur war in einer Stunde erledigt, eine weitere kam dazu, in der ich mal alle losgerüttelten Schrauben wieder anzog.

Danach war Feierabend und wir verbrachten den Rest des Tages am Pool.

Gegen Abend zogen dann die nächsten Gewitterwolken auf, die aber über Nacht an uns vorbeizogen.

Erst am nächsten Morgen, auf unserem Weg nach Mariental sahen wir die Schäden, die die Wassermassen den Straßen zugefügt hatten. Tiefe Rillen und teilweise weggeschwemmt Bereiche machten das Fahren auf den ohnehin schon anstrengenden Straßen zur Lebensgefahr. Dazu kamen noch Pfützen,die aufgrund des Lehms im Boden nicht einzusehen und teilweise bis zu einem halben Meter tief waren.

Von Oben bis Unten mit Schlamm bespritzt erreichten wir Maltahöhe, von wo aus eine asphaltierte Straße bis Mariental führt.

Dort angekommen parkten wir vor einem Supermarkt, um unsere zur Neige gehenden Reserven wieder aufzufüllen.

Unser Auto sah aus wie frisch von der Rallye Dakar und wir waren kaum wieder auf der Straße, als Autoputzer (die es hier an jeder Ecke gibt) lautstark auf sich Aufmerksam zu machen versuchten, um uns von unserer Dreckschicht zu befreien. Aber ein wenig wollten wir den „Used-Look“ noch behalten, so fällt man hier weniger auf, wie mit einem hochglänzenden Lackkleid.

Unsere Unterkunft heute war ein Bauernhof, der ein paar Stellplätze besitzt, natürlich wieder ausgestattet mit eigener Dusche, Klo, Grill und am Besten: free WiFi!!!

 

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Etosha – Brandberg

Wir haben von einer Familie einen Campingplatz kurz vorm Eingangstor des Etoshas empfohlen bekommen. Als wir dort ankamen erwartete uns ein Camp mitten in der Steppe. Auch die Bauweise des Sanitärgebäudes mit seiner Außendusche war perfekt in die Umgebung integriert. Wenn man nicht wüsste, dass man hier auf einem Campingplatz war, hätte man meinen können, man stehe mitten in der afrikanischen Wildnis. Es war wunderschön.

Wir buchten für zwei Nächte und für den ersten Morgen Frühstück. Für 6 € konnte man sich das auch mal gönnen. An dem Tag fuhren wir auch nicht in den Etosha, wir wollten mal etwas langsam machen und ein paar Dinge erledigen wie waschen oder Bilder überspielen.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf um endlich in den Etosha Nationalpark zu fahren. Auf einer Fläche von knapp 23.000 km² erstreckt er sich um die Etosha-Pfanne und beherbergt so sämtliche Tiere, die man mit Afrika in Verbindung bringt.

Direkt auf der Zufahrtsstraße, begegneten uns die ersten Zebras uns Giraffen. Die Straße ist hier noch asphaltiert und verbindet das Andersson’s Gate mit dem Okaukuejo Camp.

Am Gate bekommt man nur einen Zettel mit der Angabe, wie viele Personen man ist und ob man Tagesbesucher oder Übernachtungsgast ist und die Gebühr muss man dann im ersten Camp bezahlen. Auf dem Rückweg wird dann beim Ausfahren aus dem Park am Gate geprüft, ob man auch bezahlt hat. Diese Logik soll einer verstehen…

Es machte uns aber nichts weiter aus, da wir eh ins Camp wollten um eine Nacht im Park zu übernachten. Die Camps im Etosha sind wie kleine Dörfer mit einer Rezeption für Hotel und Campingplatz, einem Restaurant, einem Pool, sanitären Einrichtungen und Kiosk.

Wir gingen also zur Rezeption um einen Stellplatz für abends auf dem Camp zu reservieren. Nichts zu machen, sie waren ausgebucht. War ja irgendwie klar, es war ja auch Wochenende. Und frei im Nationalpark zu stehen ist aufgrund der Tiere strengstens verboten! Also zahlten wir nur den Tageseintrittspreis und versuchten telefonisch eine Buchung für einen Camping außerhalb des Gates zu bekommen. Normalerweise fahren wir die Campingplätze ohne Reservierung an aber da wir bis abends im Park bleiben wollten, war uns das zu heiß. Wir befürchteten, dass bis dahin auch die Campingplätze vorm Park ausgebucht waren.

Wir erreichten telefonisch den Camping und die Dame am anderen Ende der Leitung bestätigte uns, dass sie uns einen Platz reservieren würde.

Nun konnten wir uns also endlich auf die Suche nach wilden Tieren machen. Wir sahen eine Menge Oryxantilopen und Kudus. Auch Zebras kreuzten unseren Weg und am ersten Wasserloch konnten wir Elefanten und Giraffen sehen. Da noch Trockenzeit ist, müssen sich alle Tiere hier am Wasserloch versammeln um etwas zu trinken und Abkühlung zu erhalten.

Auf der einen Seite war es sehr beeindruckend, auf der anderen Seite waren wir auch etwas enttäuscht. Wir haben vor einigen Tagen in der Wüste echte wilde Zebras, Strauße und Kudus gesehen. Kaum hatten diese uns erspäht waren sie geflüchtet, so dass wir meistens nur noch erahnen konnten, was dort gerade mit einer Staubwolke von Dannen düste.

Hier im eingezäunten Nationalpark kommen die Tiere bis an die Autos ran. Sie sind die Menschen und ihre Autos so sehr gewohnt, dass sie jegliche Scheu verloren haben. Mit echten wilden Tieren hat das ganze nicht mehr viel zu tun. Viel mehr fühlten man sich etwas wie in einem (wenn auch sehr großen) Zoo…

Wir gurkten noch etwas über die Wellblechpisten und verließen gegen Nachmittag den Nationalpark. Am Ausgangstor zeigten wir unseren bezahlten Schein und wurden gefragt,ob wir irgendwelches rohe Fleisch dabei hatten. Ja hatten wir, aber das verschwiegen wir natürlich. Im Norden von Namibia herrscht immer mal wieder die Maul- und Klauenseuche und somit darf kein rohes Fleisch von Norden nach Süden gebracht werden. Da wir unser Grillfleisch schon im Süden gekauft hatten, war es nicht gefährdet. Leider interessiert das hier niemanden und so muss man bei einer Kontrolle bei der Ausfahrt entweder das Fleisch wegwerfen oder vor Ort braten. Wir waren aber vorgewarnt und versteckten es. Der Kontrolleur fand dann aber doch noch rohe Eier, die er auch als gefährlich einstufte und somit durften wir zur Seite fahren und diese vor Ort abkochen. Aber es gibt schlimmeres. Mit 15 Minuten Verspätung, ein paar hartgekochten Eiern und mittlerweile warmem Fleisch verließen wir den Park wieder in Richtung Süden.

Als wir beim telefonisch vorbestellten Campingplatz ankamen, wusste niemand was von unserer Reservierung. Aber es waren trotzdem Gott sein Dank noch genügend Platz und wir durften einchecken.

Auf der Wiese erwartete uns das Warzenschwein des Hauses. Wir haben erst mal einen gehörigen Schrecken bekommen, als wir ausstiegen und plötzlich ein Warzenschwein neben uns graste aber schnell merkten wir, dass es harmlos war und so gingen wir zur Abendbeschäftigung über, schmissen den Grill an und ließen den Abend entspannt ausklingen.

Am nächsten Morgen fuhren wir nochmal in den Etosha und diesmal wollten wir die Piste nach Westen befahren. Leider war es hier noch karger und ausgetrockneter als im östlichen Teil des Parks und somit verirrte sich hier kaum ein Tier her. Auf einen Tipp hin fanden wir noch ein paar Löwen, die in einem ausgetrocknetem Flussbett unter einem Baum im Schatten lagen.

Uns reichte es nun aber mit Tieren suchen und wir fuhren wieder zurück zum letzten Camping und übernachteten dort ein zweites Mal. Am nächsten Morgen bekamen wir von unseren Nachbarn gesagt, dass heute Nacht drei Giraffen direkt neben unserem Auto standen und seelig die Blätter an den Bäumen um uns herum abnagten. Und wir haben geschlafen und nichts mitbekommen.

Nach der Verabschiedung machten wir uns erst einmal auf in die nächste Stadt 100 km südlich um unsere Vorräte im (viel zu teuren) Spar-Markt aufzufüllen und zu tanken. Von da aus ging es nach Westen. Wir wollten um den Etosha drum rum um dann nach Norden zu den Ruacana-Fällen an der angolanischen Grenze, von dort aus am Fluss entlang zu den Epupa-Fällen, wieder nach Süden über ein paar Himbasiedlungen im Kaokoveld und von dort aus über Opuwo und Seisfontein weiter nach Süden zu fahren.

Aber erst einmal hielten wir auf dem Weg nach Westen in Kamanjab an. Eigentlich gibt es hier nichts außer einem kostenlosen Campingplatz. Richtig gehört! Kostenlos (zumindest für uns)! Die Besitzer sind Belgier und waren früher auch als Overlander unterwegs und somit zahlen Overlander mit einem fremden Nummernschild keinen Cent!

Wir blieben auch hier zwei Nächte und entspannten bei Braai und am Pool. Auch Elisabeth ging das erste Mal baden. Bei 37 Grad war das die beste Abkühlung, die man finden konnte.

Das fanden wohl auch die zwei Strauße des Hauses. Ja richtig. Die einen hatten ein Warzenschwein als Haustier und hier liefen zwei Strauße rum, die uns einen Besuch am Pool abstatteten. Man, war das ein Schreck, wenn plötzlich so zwei Viehcher vor einem stehen. Man glaubt gar nicht wie groß so ein Strauß ist. Aber die Mitarbeiterin verscheuchte die zwei schnell und als sie später noch bei uns am Auto auftauchten um wohl ein Stück gegrilltes abzubekommen, wussten wir selbst, wie wir mit den zwei Chaoten umzugehen hatten. Ein beherztes In-die-Hände-Klatschen zusammen mit einem Schritt nach vorne und ein „Buh“ genügten, um die zwei zu vertreiben.

Beim Entspannen und Vorbereiten auf unsere weitere Route lasen wir im Reiseführer, dass die Ruacana Fälle sich in der Trockenzeit gar nicht lohnen würden, da das bisschen Wasser, was dort runter kommen würde für die Elektrizitätsgewinnung umgeleitet würde und auch für das angepeilte Himbadorf waren wir wohl zu spät:

„Die hier lebenden Himbas sind natürlich an Touristen gewöhnt, und so bleibt ein Besuch dieses kleinen Fleckens bestenfalls nur ein ethnologischer Vorgeschmack auf das „wahre“ Kaokoveld im Norden. (…) Wer allerdings Ursprünglichkeit sucht, ist auch hier bereits 30 Jahre zu spät! (…) Unweit des Campingplatzes existiert nun seit einiger Zeit das Purros Traditional Village. (…) Es besteht die Möglichkeit, kunsthandwerkliche Erzeugnisse zu kaufen (…)“ (aus Iwanowski’s Namibia)

Auf so ein Touri-Programm hatten wir keine Lust. Wir diskutierten die Alternative: Noch tiefer ins Kaokoveld reinfahren, um die „echten“ Himbas zu sehen. Aber das war uns zu gefährlich. Man ist dort so sehr ab vom Schuss, dass man bei einer Panne komplett verloren ist. Handyempfang gibt es dort keinen und man sollte für den Fall der Fälle ein Satellitentelefon dabei haben. Zu zweit hätten wir es vielleicht noch gewagt aber mit Baby wollten wir nichts riskieren. Und so entschieden wir schweren Herzens, dass wir dieses Stück Namibia auslassen und direkt nach Süden fahren würden.

Wir wollten zu einem Camping, am Fuße des Brandbergs, wo man mit viel Glück wilde Wüstenelefanten zu sehen bekommen kann.

Über schlechteste Pisten und Wege erreichten wir am Nachmittag den Platz und checkten ein. Das Camp ist direkt am Ugab-Fluss gelegen und wieder so weitläufig und in die Natur integriert, dass man selbst seine direkten Nachbarn kaum sieht.

Bei Sonnenuntergang machten wir einen Spaziergang zum ausgetrockneten Flussbett und entschieden uns spontan noch eine zweite Nacht zu bleiben und am nächsten Tag mit dem Auto etwas im Flussbett nach West und Ost zu fahren und die Elefanten zu suchen.

Am nächsten Morgen fuhren wir zur Rezeption um die zweite Nacht zu buchen. Auf dem Weg zum Flussbett fuhren wir noch an unserem anvisierten Stellplatz vorbei um ihn mit Stühlen und unserem Tisch zu reservieren. Es handelte sich um einen Platz direkt am Fluss und war ein anderer wie die Nacht zuvor.

Kurz vor dem Platz hielt Tim plötzlich an und deutete nach Vorne. Ich habe es erst gar nicht gesehen aber direkt über unseren Stellplatz lief eine riesige Horde Elefanten!!! Wir waren noch nicht mal im Flussbett und schon sahen wir sie! Es war so faszinierend! Wie auch bei den wilden Tieren davor ist es einfach ein anderes Gefühl, ob man die Tiere wie hier wieder in freier Wildbahn oder in einem umzäunten Nationalpark sieht. Voller Ehrfurcht beobachteten wir die riesigen Tiere und warteten bis sie vorbeigezogen waren. Aussteigen wollte und sollte jetzt eh niemand!

Eigentlich mussten wir jetzt gar nicht mehr ins Flussbett fahren, wir hatten ja gesehen, was wir wollten. Aber die Neugier war groß und somit ließen wir die Luft aus den Reifen um in dem versandeten Fluss besser voran zu kommen und los ging’s.

Wir fuhren erst 10 Kilometer in die entgegen gesetzte Richtung in die die Riesen gewandert sind. Wir hofften vielleicht noch eine andere Gruppe zu treffen. Leider war das nicht der Fall und so kehrten wir um und fuhren nach Westen den Dickhäutern hinterher. Nach einigen Kilometern wurde das bis dahin sehr breite Flussbett immer enger und kurz bevor es so steil war, dass wir mit unserem Auto nicht mehr weiter fahren konnten, entdeckten wir die Herde zwei Stunden nachdem sie bei uns durchgetrabt sind wieder.

Es war ein gigantischer Anblick, den wir vermutlich nie wieder im Leben vergessen werden!

Zufrieden fuhren wir zurück zu unserem Platz um noch ein bisschen zu chillen und diesen Bericht zu schreiben. Und während ich diesen Bericht schrieb hörte ich hinter mir leises Knattern (hörte sich an wie ein Motorrad, das gestartet wird) und als ich mich umdrehte sah ich drei Elefanten durch die Büsche laufen. Mal schauen, wie viele heute noch folgen werden…

 

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