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Overlander sein oder nicht sein, das ist hier die Frage…

Neulich erreichte uns diese Nachricht eines aufmerksamen Lesers aus der Heimat:

„Hallo, ich lese ab und zu bei Euch mit, ganz OK, aber eins muss ich Euch sagen: Als echter “Overlander ” sollte man sich nur bezeichnen wenn man auch “overland” angereist ist. Wir sind overland nach Indien gefahren, das ist ein Unterschied ob man nur verschifft und sich dann in sicheren Gefilden bewegt oder wirklich hinfährt.
Auf unserer Südamerika-Tour hätte ich nie behauptet ein “Overlander” zu sein, da wir nach Argentinien verschifft haben.

Also bitte etwas weniger Pathos tut gut. Wir sind auch immer auf unsere deutschen Kennzeichen angesprochen worden, inzwischen fahren wir keine Routen mehr wo Pauschalos anzutreffen sind,suchen die echt ruhigen Plätze, da trifft man nur echte Traveller, und schon ist Ruhe.
Weiterhin viel Spaß save journey!“

Da haben wir uns natürlich selbst mal gefragt, ob wir uns fälschlicher Weise als Overlander bezeichnen und im Grunde gar keine sind. Eine Tragödie biblischen Ausmaßes für uns mit immensen und untragbaren Auswirkungen auf unser Zeitmanagement, da wir alle bisherigen Berichte nun noch einmal überarbeiten und ändern müssten…

Laut seiner Definition ist man also nur dann ein Overlander, wenn man von zu Hause aus sein angestrebtes Ziel erreicht…

Da stellt sich uns natürlich die Frage, ist jedes europäische Auto auf dem amerikanischen Kontinent kein Overlander, nur weil man es dort nicht hinfahren kann, sondern es mit dem Schiff gekommen ist? Oder ist man dann nur ein Overlander, wenn man in Rio de Janeiro geboren wurde und mit einem einheimischen Fahrzeug den Kontinent erkundet? Oder noch besser, darf man sich nicht Overlander nennen, wenn man die Panamericana fährt, egal ob mit europäischem oder einheimischen Fahrzeug, weil man über den Darian Gap verschiffen MUSS!?

Umgekehrt könnte man sich die Frage stellen, ist dann jedes Dethleffs Wohnmobil ein Overlander weil es von zuhause aus an den Gardasee gefahren ist oder bin ich schon ein Overlander, wenn ich über Belgien nach Holland an die Nordsee fahre, da ich ja von zu Hause aus gestartet bin?

Und können Isländer dann niemals Overlander sein???

Weitere Fragen, die uns durch den Kopf gingen und noch weitreichendere Folgen hatten, waren zum Beispiel:

Die Route Kapstadt-Kairo, eine der bekanntesten und traditionsreichsten (Overland-)Routen der Welt.

Bin ich nur ein Overlander, wenn ich Kapstadter bin und nach Ägypten fahre? Oder als Europäer darf ich mich niemals Overlander nennen, da ja die Route in Kairo beginnt (oder endet) und nicht vor meiner Haustür.

Genaugenommen ist man ja auch kein Overlander, wenn man Afrika einmal umrundet, was als DAS Abenteuer der heutigen Zeit gilt, da man ja über die Straße von Gibraltar verschiffen muss! Dann wären ja alle Bücher falsch, die Titel tragen wie „Africa Overland“ oder „Overlander Dream: Africa“

Da wir uns ein wenig überfordert mit so vielen Fragen sahen, beschlossen wir, uns mal ein wenig in den einschlägigen Foren umzusehen und uns vielleicht die passenden Informationen von anderen Reisenden einzuholen.

Nachdem wir stundenlang gelesen und gesucht hatten, öffneten wir einen eigenen Post und gaben die Frage an die Allgemeinheit weiter. Dutzende (echte/unechte) Overlander, Reisende und Offroadfahrer taten Ihre Meinung kund.

Eine beispiellose Resonanz war die Folge…

Aber leider führte unser Post nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Wir wissen jetzt zwar, dass man einen BF Goodrich AT maximal mit 3,849 bar fahren sollte und das ein Land Cruiser mit Wohnkabine eine 130 Ah Gel-Batterie benötigt, um einen Kaffeevollautomat darin betreiben zu können.

Nachdem wir der von uns ins Leben gerufenen Diskussion über acht Seiten gefolgt waren, gaben wir auf…

Ob wir jemals eine Antwort auf die Frage finden würden, ob wir Overlander sind oder nicht?

Da uns das auch nicht weiter brachte, kam uns der Gedanke, ein paar, laut seiner Definition echte Overlander um Ihre Meinung zu bitten. Also leiteten wir die Mail nach England, Holland und Deutschland weiter, mit der Bitte uns ihre Auffassung zu dem Thema mitzuteilen.

 

Aus England erhielten wir die erste Antwort.

Die können wir leider nicht veröffentlichen, da sie zum Großteil aus Schimpfworten besteht.

Unsere britischen Freunde sind über 3 Jahre mit einen DAF-Leyland Truck durch ganz Afrika gereist. Von Großbritannien aus durch Europa und über Marokko nach Afrika eingereist haben sie die Westroute bis Kapstadt genommen und sind dann bis Uganda die Ostroute wie raufgefahren…

Aber Moment, da sind ja zwei Verschiffungen drin… England-Festland und Gibraltar.

Also echte Overlander??? Oder doch nicht…

 

Okay erst mal egal, eine andere Antwort kam von Christian aus Deutschland, selbst durch Teile der Westroute unterwegs gewesen und dann die komplette Panamericana abgefahren.

Auszüge aus seiner extrem ausführlichen Mail sind:

“Ich denke dass es keine solche Definition eines Overlanders gibt. Ich habe nahe Berlin mit einer Fähre per RoRo ans andere Ufer verschifft, ist das dann kein Overland Reisen mehr? Oder von Spanien nach Marokko – ohne Verschiffung schlecht möglich. Auch Australien hat noch keine Brücke für eine Landverbindung. Das würde Overlanding, laut der gegebenen Definition, geografisch ziemlich einschränken.

Und wer sagt denn, dass eine Overland Reise immer in Deutschland starten muss. Ein Synonym für Overlander könnte der Begriff Globetrotter sein. Und in diesem Begriff steckt das Wort „Globe“ drin, was irgendwie doch die ganze Welt berücksichtigt, Somit keine Einschränkung auf einzelne Kontinente oder zusammenhängende Straßennetze indiziert.

Überhaupt ist es sehr befremdlich solch eine Aussage von einem Reisenden zu bekommen der ernst genommen werden will…”

 

Auch aus Holland erreichte uns folgende Antwort:

“Schön von euch zu hören, obwohl den Grund uns sehr am lachen gemacht hat. (…) Er soll vor allem in diese „echt ruhige Plätze mit echte Traveller“ bleiben. Umso ruhiger und besser für alle Overlander!”

Die Verfasser dieser Nachricht sind in mehreren Jahren die Westroute in einem Land Rover Defender von Holland aus gekommen und die Ostroute bis kurz vor Äthiopien wieder rauf gefahren.

 

Eine andere Antwort kam aus Deutschland, von Beate, selbst den Großteil der Westroute gefahren und jetzt mit Tochter und Ehemann permanent überall in der Welt unterwegs, wenn sie nicht auf Treffen oder Messen sind:

“Ich wüsste nicht, dass das Wort „Overlander“ irgendwo definiert ist. Ist DAS wichtig? Reisen soll einen doch entspannen und wieder auf die Erde zurück bringen in unserer komischen Welt, oder?!”

 

So langsam bekamen wir das Gefühl, auf der richtigen Spur für das Problem zu sein. Für unsere Mitreisenden ist die Frage schon längst geklärt, aber wir hatten noch geringe Zweifel. Auch durch ihre Antworten konnten wir nicht wirklich klären, ob der Startpunkt das eigene Zuhause sein muss, oder ob es einfach um die Reise an sich geht, die über Land statt findet…

Wir recherchierten also weiter und stießen dann auf diesen Artikel, der uns Schluss endlich überzeugte, die richtige Antwort gefunden zu haben!

In dem Artikel steht geschrieben:

“Overlanding ist self-reliant overland travel to remote destinations where the journey ist the principal goal. Typically, but not exclusively, is acconmplished with mechanized off-road capable transport (from bicycles to trucks) where the principal form of lodging is camping, often lasting for extended lengths of time (months to years) and spanning international boundaries.”
https://en.wikipedia.org/wiki/Overlanding

auf deutsch:
“Overlanding ist eine selbständige Überlandreise zu entlegenen Zielen, wo die Reise das Hauptziel ist. Typischerweise, aber nicht ausschließlich, wird es mit einem mechanisierten Offroad-fähigen Transportmittel (von Fahrrädern zu Lastkraftwagen) durchgeführt, wo die Hauptform der Unterbringung Camping ist, oft über längere Zeiträume (Monate bis Jahre) und internationale Grenzen überschreitend.”

Eine Antwort auf die Frage, ob man nur ein Overlander ist, wenn man von zuhause aus startet gibt auch dieser Artikel nicht, aber für uns ist die Quintessenz klar.

Ein Overlander überschreitet mit einem Fahrzeug internationale Landesgrenzen, die Hauptunterbringung ist Camping und der Trip geht über mehrere Monate bis Jahre.

Jetzt kann sich jeder selbst eine Meinung bilden, was den Begriff Overlander definiert, aber für uns ist die Sache geklärt!

Wir danken unserem Leser vielmals für die Mail und die damit verbundenen lustigen Stunden, die wir hatten, während dieser Bericht entstand. Wir wünschen ihm weiterhin alles Gute auf seinen Reisen und immer eine sichere Fahrt, ob overland oder nicht!

Wir hoffen unser Bericht konnte ein wenig den Nebel um den Begriff Overlander lüften und wir würden uns natürlich freuen, weitere Kommentare zu erhalten, die vielleicht noch mehr zur Klärung dieser Problematik beitragen.

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Afrika Malawi Unser Reisemobil Weltreise

Mangochi – Cape Maclear – Nkhata Bay

Der erste Morgen am Lake Malawi begann für uns wie ein Karibik-Traum. Wir standen direkt am See, keine 10 Meter vom Wasser entfernt im Sand, umringt von Palmen und hörten die Wellen anbranden. Die Szenerie war so schön mit der aufgehenden Sonne am bergigen Horizont, dass sie sogar über die unmenschliche Uhrzeit hinwegtröstete, zu der uns unsere Tochter geweckt hatte. Aber wahrscheinlich hatte sie es nur gut mit uns gemeint und uns wegen des atemberaubenden Sonnenaufgangs geweckt!

Der Tag konnte schöner nicht sein. Wir saßen im Schatten der Palmen, angenehme 35 Grad und kaum eine Wolke am Himmel, die an die Regenfälle der letzten Tage erinnerte. Wir, und vor allem unsere Tochter genossen den Gammeltag am Strand, sie spielte im Sand und verteilte im gesamten Umkreis um unser Camp ihr Spielzeug. Das einzige, was sie dann doch noch mehr begeisterte, waren ein paar Kinder aus dem nahen Dorf, die neugierig kamen und sogar einen Maiskolben mit ihr teilen wollten.

Wir bedankten uns bei den Kindern und ließen den Maiskolben dezent verschwinden, da wir weder Lust hatten, dass unsere kleine Maus an den Maiskörnern ersticken noch sich mit Cholera oder einer Magen-Darm-Infektion anstecken könnte, denn die Sauberkeit der Kids war doch eher mangelhaft. Dafür war ihre Zuneigung und Offenheit umso größer und ihre Zahl stieg sekündlich, wir waren schon von einem richtigen Pulk umgeben. Die Freude erreichte seinen Siedepunkt, als ich ins Auto ging, um die Stifte heraus zu holen, die wir genau zu diesem Zweck mitgebracht hatten (dafür nochmal vielen Dank an die Familie Albers!)

Jeder bekam einen in die Hand gedrückt und dazu ein Stück Papier von einem Block. Begeistert und vor Freude strahlend malte, zeichnete und schrieb jeder drauf los und man konnte das Glück in den Augen der Kinder sehen. Als wir dann noch einem vorbeikommenden Händler für jedes Kind einen afrikanischen Donut (für 5 Cent pro Stück) spendierten, waren wir der Held aller Kinder im Umkreis von bestimmt 20 km! Es war ein überragender Tag, jeder hatte Spaß und die Kinder verließen erst unser Camp, als wir zum Abendessen ins Restaurant des Campingplatzes gingen. Aber am nächsten Morgen saßen die ersten schon wieder vor unser Auto und warteten, bis wir endlich aufstanden! Was ich noch sagen muss, keines der Kinder hat auch nur den Ansatz gemacht zu betteln und ich will nochmal betonen, dass wir alles freiwillig gegeben haben, einfach weil es Spaß machte und wir ein paar Kinder damit ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnten!

Unser nächster Camp entpuppte sich als regelrechten Glücksgriff, denn uns erwartete schon ein britischer Overlander und am selben Abend erreichte ein weiteres Paar mit einem fremden Nummernschild den Platz.

Jared und Jenny aus Oregon verschifften ihren Jeep Wrangler nach Südafrika, kauften dort einen Trailer dafür und ziehen mit dem Gespann seit über einem Jahr durchs südliche Afrika. Der Brite, Ben, lebt eigentlich fast das ganze Jahr auf Fuerte Ventura und betreibt dort eine Surfschule mit Lodge.

Wir verbrachten drei wunderbare Tage mit Reisegeschichten austauschen, Autos begutachten, uns gegenseitig bei kleinen Reparaturen helfen oder einfach nur zusammen rum zugammeln.

Nachmittags kauften wir Fisch für einen Euro pro Stück von den vorbeifahrenden Fischerbooten und grillten ihn abends. Es war wunderbar!

Die Zeit verging viel zu schnell und wehmütig trennten wir uns und fuhren in verschieden Richtungen weiter.

Eine witzige Sache erlebten wir aber noch! Am Morgen des letzten Tages machten Sarah, Eli und ich einen Strandspaziergang, bei dem wir Joseph trafen. Er wäre uns nie im Leben aufgefallen, hätte er nicht ein leuchtend blaues Shirt angehabt, auf dem ein Lidl-Logo prangte. Da Sarah auch Samstags in einer Filiale gearbeitet hatte, kannten wir die Dienstkleidung nur zu gut!

Wir sprachen ihn an und er erzählte uns, dass er das Shirt bei einem Händler im Dorf gekauft hätte und es ihm super gefalle. Auf die Frage, was er dafür bezahlt hätte, antwortete er, umgerechnet 1,50 Euro. Soviel zu Spende für Afrika und Guter Zweck…

Wir sagten ihm, er hätte einen guten Kauf gemacht, denn das Polo sei „made in Germany“, woraufhin er sich umso mehr freute… Strahlend verabschiedete er sich und wünschte uns bester Laune alles Gute!

Unser nächstes Ziel war ein Camping in Senga Bay, auf dem wir am Abend eintrafen.

Zuvor erlebten wir den Overkill auf einem Markt in Salima. Die größte Stadt im Umkreis war Anlaufpunkt für alle Händler und Gewerbetreibenden der Region. Ein riesiger afrikanischer Markt erwartete uns, auf dem man alles kaufen konnte, was man sich vorstellen kann. Vom Fahrrad über lebende Hühner, Stoffe, Gemüse, Obst bis hin zu Gewürzen und Kleidung war alles nur erdenkliche erhältlich. Da wir dann doch nicht ganz die gängige Hautfarbe haben, machte uns natürlich zum Ziel jedes Händlers und der Einkauf wurde zum Erlebnis. Jeder rief nach uns, jeder wollte uns an seinem Stand haben und was verkaufen, jede Frau nahm uns Elisabeth aus den Armen und zeigte stolz das blonde, weiße Mädchen herum. Wir kauften und kauften und gerieten regelrecht in einen Rausch, denn es machte riesigen Spaß mit den Leuten zu reden, feilschen und handeln. Am Ende gingen wir mit einer riesigen Tüte voll Lebensmitteln zum Auto zurück und ein Kassencheck offenbarte die gigantische Rechnung. 8 Euro… Dazu kamen noch 3 Kitenge, die Sarah inklusive umnähen für insgesamt 5 Euro erstand! Wir setzen unseren Weg zum Camping fort und kaum waren wir am Stellplatz angekommen, als auch schon ein Wachmann auf unser Auto zu kam und sich vorstellte. Er sei Stanley Gibson und würde heute die Nachtschicht übernehmen. Irgendwie hatte unsere Tochter einen Narren an ihm gefressen, denn kaum war sie aus ihrem Kindersitz, hatte sie nur Augen für ihn. Er musste sie pausenlos durch die Gegend tragen, zu unserem Glück beruhte die Zuneigung auf Gegenseitigkeit. Die beiden liebten sich!

Senga Bay liegt ungefähr auf gleicher Höhe wie die Hauptstadt Lilongwe, die wir am nächsten Tag für ein paar Einkäufe und Besorgungen anfahren wollten. Rein aus Höflichkeit fragten wir Stanley, ob wir ihm was aus der Hauptstadt mitbringen könnten, denn auch wir hatten ihn ins Herz geschlossen!

Promt kam seine Antwort und traf wie ein Vorschlaghammer! Wenn es uns doch nichts ausmachen und es nicht zu viele Umstände bereiten würde, könnten wir ihm doch ein Smartphone mitbringen… Da bekommt die Sache mit dem kleinen Finger gleich eine ganz neue Bedeutung!

Lächelnd antworteten wir, dass wir alles täten, ihm aber nichts versprechen könnten.

Ein Smartphone…

So läuft das aber immer hier. Die Afrikaner kennen da gar nichts. Wo jeder Europäer dezent und aus Höflichkeit ablehnt, hauen sie richtig rein. Ein anderes Beispiel war ein Wachmann in Zomba. Er stellte sich auch sehr nett abends vor und wir fragten ihn, da wir gerade am Essen waren, ob er nicht eine Banane haben wolle. Dankend nahm er sich den Bund Bananen und ging davon. Unsere verdutzten Blicke folgten ihm…

Natürlich besorgten wir kein Smartphone, was Stanley doch mehr traf wie erwartet, er sich aber dann doch von uns zum Essen einladen ließ. Einladen ist witzig, denn er hat gekocht. Wir brachten bloß die Zutaten. Wir genossen zusammen ein traditionelles malawisches Gericht, Nsima und als er nach Hause ging, war seine Enttäuschung schon wieder vergessen.

Da unser Vorrat an Samosa rapide zur Neige ging, machten wir uns am nächsten Tag auf dem Weg zur nächsten Station auf die Suche nach einem Händler. Das stellt sich hier als sehr unproblematisch dar, da fast an jeder Straße etliche Stände dieses afrikanische Fastfood anbieten. Wir hielten also und kauften eine ganze Tüte voll ein.

Keine 50 Meter weiter wurden wir von einer Polizistin bei einem Polizeistopp gefragt, warum wir doch am Straßenrand angehalten hätten. Wir antworteten, wir hätten eingekauft. Am Straßenrand anhalten sei verboten und sie würde uns ein Verwarnungsgeld von 10000 Kwacha (ca 12 Euro), natürlich gegen Quittung, anbieten. Auf meine Frage, ob sie mich verarschen wolle, reagierte sie etwas ungehalten. Ich argumentierte, hier würden Autos rumfahren, die vor 15 Jahren vielleicht das letzte mal ein paar Scheinwerfer besessen hätten und auf deren Ladefläche 20 Personen sitzen würden. Während unserer Diskussion fuhr ein LKW vorbei mit einem handgeschriebenen Nummernschild. Und hinterher ein Fahrrad, dass drei Ziegen auf dem Gepäckträger gebunden hatte…

Ja, die würden aber nicht am Straßenrand anhalten…

Es stünde so im Gesetz. Dann wollte ich doch gerne mal das Gesetzbuch sehen! Man müsse es von der Wache holen und das würde dauern. Wir haben Zeit…

Wir parkten am Rand und harrten der Dinge die da kommen würden. Die Polizistin diskutierte mit ihren Kollegen und kehrte nach zwei Minuten zu unserem Auto zurück.

Dort zeigte sie mir die Malawi-Gesetzbuch-App auf Ihrem Samsung, in der tatsächlich steht, dass man nicht am Straßenrand anhalten dürfe… Touché!

Zähneknirschend bezahlte ich die Strafe, holte meine Quittung und wir setzten unseren Weg fort. Das waren teure Samosa (normaler Weise 10 Cent das Stück)…

Immer noch grummelnd fuhren wir die 200 km bis zu unserem nächsten Stopp, Nkhata Bay. Auf dem Weg achtete ich ein wenig auf den Irrsinn, den man hier so erlebt. Man darf nicht am Straßenrand anhalten, aber die Mittel- und Seitenstreifen der Straßen werden mit einem 5-Meter-Maßband gemessen und handgemalt. Genau wie die Straßenschilder… Ein Taxi, das vor uns fuhr, hatte 4 Matratzen und einem Tisch auf dem Dach. Und die 25 Bauarbeiter auf der Ladefläche eines Trucks, der dazu noch einen Bagger ungesichert geladen hatte, amüsierten sich köstlich über unseren Left-Hand-Drive… Aber man darf nicht am Straßenrand anhalten…!

Was uns auch wundert, ist die Tatsache das in Seenähe so gut wie jedes Auto mit Fischen aller Größe an den Außenspiegeln und Scheibenwischern herum fahren.

Als wir dann selbst Fisch am Straßenrand (und wir hielten hoch offiziell auf einem Parkplatz, nicht am Straßenrand!) kauften, wurde uns das Phänomen erörtert. Alle in einem Mini-Bus-Taxi würden Fisch kaufen, da würde ja das ganze Auto stinken. Also hängt man die Fische einfach außen dran. Irgendwie logisch, dachten wir, bekamen unseren gekauften Fisch an den Außenspiegel gehängt und fuhren weiter…

 

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Afrika Malawi Unser Reisemobil Weltreise

Chipata – Lilongwe – Zomba – Mangochi

„The warm heart of Africa“ – so bezeichnet sich Malawi selbst und bereits an der Grenze wurden wir von der Freundlichkeit der Menschen überrascht.

Herzlich wurden wir von einem Mitarbeiter der Grenze Willkommen geheißen und gebeten unsere Impfpässe vorzuzeigen. Hier ist das erste Mal, dass man unsere Gelbfieberimpfung sehen wollte.

Nachdem er sich mit einem Blick ins Heft von der Impfung überzeugt hatten, durften wir weiter zur Immigration, um die Visaanträge auszufüllen. 75 US Dollar wurden für jeden fällig und nach einer halben Stunde Wartezeit hatten wir die Visa in unseren Pässen. Dann mussten wir noch zu einem weiteren Schalter um die Straßensteuer zu bezahlen und kauften noch eine malawische SIM Karte und nach ungefähr zwei Stunden waren wir in Malawi eingereist.

Der erste Weg führte uns in die Hauptstadt Lilongwe, wo wir in einer nahegelegenen neuen Mall unsere Vorräte aufstocken wollten. Kaum waren wir im Shoprite durch die Kasse durch wurde es mit einem Mal stockdunkel: Stromausfall. Innerhalb weniger Sekunden waren alle Türen verriegelt, so dass man nicht abhauen konnte und als das Licht nach einer Minute wieder anging, wurden die Türen wieder geöffnet und der normale Ablauf ging weiter, wie wenn nichts geschehen war. Das schien hier Alltag zu sein, so routiniert wie mit dem Stromausfall umgegangen wurde.

Am nächsten Tag fuhren wir (mit einer Zwischenübernachtung im Liwonde Nationalpark) weiter in Richtung Süden, Zomba bzw. das Zomba-Plateau sollte unser nächstes Ziel sein. Auf dem Weg dort hin fuhren wir durch unzählige Straßensperren. Fast in jedem Dorf gab es eine Polizeikontrolle. Meistens wurden wir durchgewunken, ab und zu hielt man uns auch mal an und fragte wo wir her kämen und hin wir wollten, ab und zu wollte man auch mal den Führerschein oder die Versicherung sehen aber das war es dann auch. Insgesamt war es immer sehr angenehm und die Polizeibeamten immer sehr freundlich, auch wenn es teilweise schon echt schräg anmutete, wenn dort Menschen mit Gewehren über der Schulter hängend einfach so herumspazierten.

In Zomba angekommen wollten wir den hiesigen Supermarkt besuchen um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen aber weit gefehlt. Wir dachten, dass Zomba mit seinen über 100.000 Einwohnern eine große Stadt sei. Aber dem war nicht so. In der ganzen Stadt gab es nur einen einzigen Supermarkt und der war ein Witz! Wir bekamen nichts, was wir benötigten aber als wir wieder vor die Tür traten um in unser Auto einzusteigen, wurden wir von Straßenhändlern überrannt. Jeder bot uns seine Waren an und die Händler unterboten sich gegenseitig mit ihren Preisen. Wir kauften eine Staude Bananen, Kartoffeln, Tomaten, Samosa und auf dem weiteren Weg noch Himbeeren und mehrere Maracuja. Hiervon konnten wir mindestens die nächsten drei Tage essen und das ganze für komplett nicht einmal 10 Euro!

Als wir auf dem Campingplatz ankamen, kam ein Einheimischer auf uns zu und fragte, ob wir nicht eine kleine Wanderung zu den Highlights des Plateaus unternehmen wollten. Für 10 Euro würde er uns 4 Stunden führen. Eigentlich wollten wir nicht, tendenziell sind wir ja eher von der faulen Sorte aber wir dachten, wenn wir schon mal da wären, müssten wir das auch machen. Wir handelten den Mann auf 6 Euro runter und verabredeten uns eine halbe Stunde später zum Start.

Pünktlich wie die Maurer stand er vor uns aber das was wir da sahen, war erbärmlich. Er hatte ein T-Shirt an, dass vor Dreck stand, seine Hose bestand mehr aus Löchern als aus Stoff und das schlimmste waren seine Schuhe… Eigentlich hätte er gleich barfuß laufen können… Außerdem stank er so sehr, dass man es kaum ertragen konnte hinter ihm zu laufen. Der Mann konnte einem wirklich nur Leid tun und ein bisschen schämten wir uns über unser volles Bergsteiger-Outfit, das wir trugen.

Aber der Mann war freundlich und jagte uns mit vollem Elan über das Plateau zu den Williams Wasserfällen, dem Queens und dem Emperor’s View Aussichtspunkt und zu einem natürlichen Stausee. Er bot uns sogar an, Elisabeth zu tragen, die wir ganz typisch afrikanisch in einem der Kitenge umgebunden hatten. Aber das war mir dann doch nicht so ganz Recht und so wechselten Tim und ich uns mit dem Tragen ab.

Nach 4 Stunden erreichten wir fix und fertig wieder unseren Ausgangspunkt und boten ihm noch etwas zu trinken an, bevor er sich mit seinem Lohn wieder von Dannen machte. Für dieses Geld und diese Anstrengung würde in Deutschland nicht einmal jemand aufstehen.

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Süden nach Blantyre. Wir bogen auf einen Parkplatz ab, als uns plötzlich ein Polizist mit einem Schlag auf den rechten Kotflügel stoppte: „Rückwärts raus und auf der anderen Straßenseite anhalten“ schrie er uns an, nachdem ich das Fenster geöffnet hatte. Wir fuhren also auf die andere Seite der Straße und Tim stieg aus. Ich sah wie der Polizist (der im Gegensatz zu den anderen Verkehrspolizisten keine Uniform, sondern nur eine Warnweste mit der Aufschrift „Polizei“ trug) mit Tim rum diskutierte. Nach einer kurzen Zeit kam Tim an die Fensterscheibe und schilderte mir das Problem: Er war in die Ausfahrt des Parkplatzes eingefahren (was allerdings nicht als Ausfahrt gekennzeichnet war) und er sollte jetzt 15 Euro Strafe dafür zahlen. Da der Polizist aber ein Erbarmen mit uns hätte, würde er uns gegen eine kleine „Aufmerksamkeit“ so davon kommen lassen. Ich ließ mir den Polizisten ans Fenster holen und sagte ihm direkt ins Gesicht, dass wir keine Bestechung zahlen würden. „Nein Madam, das ist doch keine Bestechung, wir kürzen das hier nur etwas ab. Ansonsten müssen wir aufs Revier fahren und das dauert den ganzen Tag“ „Kein Problem, wir haben Zeit“ entgegnete ich ihm. „Dann fahren wir aufs Revier!“

Er wandte sich wieder Tim zu und plötzlich hörte ich, wie er zu Tim sagte, er könne fahren, ohne etwas zu bezahlen. Wahrscheinlich hat er doch kalte Füße bekommen. Überall in Afrika (zumindest in dem Teil, den wir seit über vier Monaten bereisen) wird extrem viel Wert darauf gelegt, Bestechung zu verhindern. Überall in Grenzbüros oder an offiziellen Gebäuden hängen Plakate, dass man helfen soll Korruption zu stoppen und dass man für alles was man bezahlt, eine Quittung verlangen soll.

Wahrscheinlich hätte der gute Mann richtig Probleme bekommen, wenn wir wirklich aufs Revier gefahren wären und wir dort von seinem „Angebot“ berichtet hätten. So ließ er uns ohne einen Cent ziehen. Das war die erste wirklich negative Erfahrung in Afrika seit wir unterwegs sind. Aber im Nachhinein war es auch irgendwie lustig…

Der weitere Weg – wir waren mit Blantyre an unserem südlichsten Punkt, den wir in Malawi besuchen wollten angekommen – führte uns nun wieder nach Norden. Begleitet wurden wir von Regenfällen, die einer Fahrt durch eine Waschstraße glichen. Teilweise regnete es so stark, dass selbst der voll aufgedrehte Scheibenwischer nichts mehr ausrichten konnte und man nicht weiter wie die Motorhaube sehen konnte.

Trotzdem erreichten wir am Nachmittag Mangochi, den ersten Stopp am Lake Malawi.

 

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Afrika Sambia Unser Reisemobil Weltreise

Livingstone – Lusaka – Chipata

Am nächsten Morgen verließen wir nun aber endgültig den mittlerweile überfluteten Campingplatz. Unser Weg führte uns in Richtung Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. Die knapp 500 Kilometer wollten wir nicht am Stück fahren sondern wir planten eine Zwischenübernachtung ein.

Als wir gegen 2 Uhr Mittags am Zwischenstopp ankamen, schüttete es wie aus Eimern. Es machte überhaupt keinen Sinn uns hier auf die total verschlammte Wiese zu stellen und zu warten bis es aufhörte zu regnen. Dann könnten wir den Regen auch nutzen und weiter fahren.

Wir erreichten Lusaka am späten Nachmittag und es regnete immer noch. Die Hoffnung war, dass unser geplanter Camping auch Zimmer hatte und wir vielleicht dort günstig unterkommen würden. Wir kämpften uns also im strömenden Regen und Feierabendverkehr durch die Hauptstadt und dann stockte es…

250 Meter vor einem Kreisel ging gar nichts mehr. Für die Strecke bis zum Kreise und durch benötigten wir nun 2 Stunden! Der komplette Kreise war überflutet, bis knapp unter die Radnabe stand das Wasser und alles was mindestens 2 Räder hatte wollte oder musste dort durch. Jeder afrikanische Minibus wollte natürlich zuerst fahren, jeder Truck auch und die Corollas wollten aber auch nicht warten und somit wurde jede Lücke ausgenutzt, um vermeintlich schneller als der andere voranzukommen. In einem eh schon dreispurigen und dazu noch überfluteten Kreisel war das keine gute Idee, es herrschte totales Chaos. Anstatt dass einmal kurz gewartet wurde um die Fahrzeuge von der inneren Spur ausfahren zu lassen, so dass man selbst wieder weiter kam wurde nur gehupt und dichter aufgefahren. Irgendwann kam sogar die Polizei und versuchte der ganzen Situation Herr zu werden. Sie bewegte die immer weiter in den Kreisel einfahrenden Fahrzeuge mit Schlägen auf die Motorhaube zum Anhalten. Das gelang aber auch nur so semi-optimal.

Irgendwann hatten wir es dann geschafft und standen eine weitere viertel Stunde später im dunklen und strömenden Regen vor den verschlossenen Toren des Campingplatzes. Wir suchten das nächste Marriot Hotel raus und fuhren dort hin. Diesmal mussten wir kapitulieren! Seit über 4 Monaten war es das erste Mal, dass wir in einem Hotel schlafen mussten. Und das für viieeel Geld. Aber die Badewanne am Abend und das monströse Frühstück am nächsten morgen trösteten über die 120 US Dollar hinweg.

Da wir in Lusaka noch ein paar Sachen erledigen mussten, suchten wir nach einer günstigeren Übernachtungsmöglichkeit für die kommende Nacht. Mit dem vorhanden WIFI des Hotels fand ich ein Apartment für 50 Dollar die Nacht.

Wir erreichten die Unterkunft und konnten durch einen Schlitz in der Tür eine Waschmaschine und einen Trockner erkennen. Da es ja seit Tagen regnete, konnten wir weder waschen, geschweige denn trocknen. Alles war dreckig und feucht! Da kam die Waschmaschine wie gerufen. Und das beste war: Es handelte sich um eine echte europäische Waschmaschine mit Frontbeladung und Temperaturauswahl! Die erste seit wir in Afrika sind. Alle anderen waren Toploader und wir mussten leider feststellen, dass sie den Dreck mehr verteilten als ihn auszuwaschen.

Wir fragten also die Chefin, ob wir waschen könnten und sie sagte ja. Und das allerbeste: KOSTENLOS!!! Wir wuschen alles, was wir besaßen, inklusive Bettwäsche, Kindersitz, einfach alles. Den kompletten Tag bis in die Nacht waren wir damit beschäftigt zu waschen und zu trocknen… und es tat so gut! Endlich war alles sauber und vor allem trocken.

Der eigentliche Grund für unseren Aufenthalt in Lusaka war aber die Versicherung für unser Auto. In den bisherigen Ländern Afrikas haben haben wir keine Versicherung gebraucht. Ab sofort ist sie aber obligatorisch.

Fast alle Staaten Ostafrikas (Sambia, Malawi, Tansania, Kenja, …) sind in einer Organisation (Comesa) zusammen geschlossen. Im ersten Land, das man aus diesem Staatenverbund erreicht, schließt man an der Grenze eine Haftpflichtversicherung ab. Dies haben wir an der Grenze nach Sambia erledigt. Dann bekommt man einen Aufkleber als Nachweis der Versicherung in die Scheibe – ähnlich unserer Umweltplakette – die aber nur für das aktuelle Land gilt. Um das ganze auf die anderen ostafrikanischen Staaten auszuweiten muss man dann zum Hauptbüro der Versicherungsagentur (in unserem Fall nach Lusaka zu Mayfair) um dort eine Erweiterung (COMESA Yellow Card) zu beantragen. Das ganze kostet dann für ein Jahr ca. 100 Euro und man hat bei den zahlreichen Polizeikontrollen, bei denen man fast immer nach der Versicherung gefragt wird, einen Nachweis (mehr ist es aber auch nicht, die Deckungssummen ist mit 2500 € pro Versicherungsfall lächerlich).

Der Nachweis ist dann neben dem Aufkleber des ersten Landes tatsächlich ein Gelber Zettel, in den alle Angaben mit der Hand geschrieben werden.

Und hier lag das Problem: Nachdem die sehr nette Frau uns das COMESA ausgestellt hat und wir die Angaben noch einmal überprüft haben, mussten wir leider feststellen, dass sie beim Fahrzeugmodell einen Fehler gemacht hat. Anstatt eines Toyota Hilux fuhren wir plötzlich einen Toyota Allex. Damit es bei den Kontrollen keine Probleme gibt, musste sie das Formular nach Rücksprache mit ihrem Chef noch einmal ausfüllen.

Mit den allerbesten Wünschen und noch ein paar guten Tipps der Einheimischen verabschiedeten wir uns. Im Auto sagte ich zu Tim, dass ich mir das ganze lieber noch einmal genau anschaue, irgendwie habe ich dem ganzen nicht getraut. Und tatsächlich: Diesmal war ein Fehler im Datum. Anstelle des Beginns im Februar begann unsere Yellow Card erst im März. Also einen Monat zu spät.

Wir mussten also wieder rein, haben uns tausendmal für die Umstände entschuldigt und bekamen den Zettel 10 Minuten später endlich korrekt ausgefüllt wieder.

Nachdem wir am nächsten Morgen all unsere frisch gewaschene Wäsche verstaut hatten, ging es weiter in Richtung malawische Grenze. Endlich hatte es aufgehört zu regnen und die Fahrt ging auf ausnahmsweise mal gut ausgebauter Straße zügig voran. Bis wir um eine Kurve kamen und einen verunfallten LKW im Straßengraben liegen sahen. Den drei Männern schien es gut zu gehen aber trotzdem hielten wir an und fragten ob sie etwas benötigten. „Ja, etwas zu essen wäre ganz schön“ Ich fragte sie, was denn passiert sei und wie lange sie hier schon saßen und sie erzählten, dass der Unfall schon gestern passiert war. Ein Mann war gestorben und einer verletzt. Die beiden und der Wagen der Opfer wurde schon weggeräumt. Sie saßen nur noch da und warteten, bis jemand aus der Hauptstadt käme um den LKW umzuladen und die Männer mitzunehmen. Wenn sie Glück hätten, erreichte er die drei bereits am Nachmittag, vielleicht dauere es aber auch noch ein oder zwei Tage… Wir gaben den Männern die letzten Bananen und unser Brot was wir noch übrig hatten. Uns wurde wieder einmal bewusst, wie gut wir es doch in Deutschland mit all unseren Rettungsdiensten, Polizei und ADAC haben. Wenn hier ein Unfall passiert oder man auch einfach mal so liegen bleibt, wartet man unter Umständen mehrere Tage auf Hilfe und ist solange auf das Wohlwollen der Vorbeifahrenden angewiesen.

Die Männer bedankten sich überschwänglich bei uns und nachdenklich fuhren wir weiter.

Nach einem weiteren Zwischenstopp fuhren wir nach Chipata – dem letzten sambischen Ort vor der malawischen Grenze. Auf dem Weg dort hin stockten wir wieder unsere Obstvorräte auf. Die Mangos und Tomaten die am Straßenrand angeboten wurden, konnte man mittlerweile tatsächlich nur noch in Eimern kaufen. Die Frage was denn nur zwei oder drei kosten würden verwirrte die Verkäufer zusehends. Sie verstanden gar nicht, dass wir keinen 10 Liter Eimer Tomaten bräuchten, auch wenn er nur ein paar Cent kostete.

Auch fanden wir einen Schneider am Straßenrand. In Lusaka habe ich mir zwei Tücher (Kitenge) gekauft, die noch umgenäht werden mussten. Tim entdeckte im Vorbeifahren einen alten Mann am Straßenrand mit einer Nähmaschine sitzen. Wir drehten um und fragten ihn, ob er die Stoffe schnell nähen könnte. Für 50 Cent pro Stück unterbrach er gerne seine aktuelle Arbeit. Immer mehr Dorfbewohner, vor allem Kinder, kamen hinzu und begutachteten uns Weiße, während wir warteten. Und wir bestaunten den Schneider, der hier mit einer uralten Singer-Nähmaschine seine Arbeit an der Straße verrichtete. Es war eine total angenehme Atmosphäre und wir müssen eine Lanze für afrikanische Menschen und vor allem Kinder brechen: Oft wird von bettelnden schwarzen Kindern oder auch Erwachsenen erzählt, die alles versuchten um etwas von den Weißen zu erhaschen. Aber bis auf ganz wenige Ausnahmen haben wir kaum Bettelei erlebt. Die Bettelei ist immer nur dort, wo viele Touris sind. In den ursprünglichen Gebieten fernab der Touristenströme sind die Menschen einfach nur interessiert und freundlich!

Am Nachmittag erreichten wir Chipata und wurden am Ortseingang direkt von schwarzen Geldwechslern empfangen, die einem sambische Kwacha in malawische Kwacha tauschen wollten. Auch hier haben wir gehört, man solle mit den Männern keine Geschäfte machen. Sie würden einen bescheißen und man solle an der Grenze wechseln.

Wir übernachteten die letzte Nacht in Sambia, so dass wir uns am nächsten Morgen gleich in das Getümmel der Grenze stürzen konnten.

Ein Angestellter auf dem Campingplatz hat es uns besonders angetan. Wir fragten ihn, ob wir besser noch in Sambia tanken sollten oder ob es in Malawi günstiger wäre. Außerdem fragten wir ihn nach dem korrekten Wechselkurs, um nicht doch noch abgezogen zu werden. Leider wusste er auf keine unserer Fragen eine Antwort aber er versprach uns, sich schlau zu machen. Und er hielt sein Versprechen: Am nächsten Morgen hatte er alle Antworten parat.

So ein lieber Mann und er tat uns so leid. Er hatte ein T-Shirt an, dass mal irgendwann die Aufschrift des Campinplatztes trug aber so durchlöchert und verwaschen war, dass er besser nackt rumgelaufen wäre. Wir fanden es eine Schande, dass man den Mann hier so rumlaufen ließ. Aber wir hatten eine Idee: Tim hatte noch drei T-Shirts, die er nicht mehr trug und so fragte er den Mann, ob er die Shirts haben wollte. Und auch ich konnte zumindest ein paar zu klein geratene Socken von Elisabeth entbehren, die wir ihm auch gaben. Für seine Schwester, die gerade ein Baby bekommen hatte…

Mosis Simba und auch seine Frau Margarete bedankten sich hunderte Male und auch hier machten wir uns wieder nachdenklich auf den Weg. Das ganze Jahr über und vor allem an Weihnachten bekommt man in Deutschland eingetrichtert, man solle Gutes tun und (vor allem für Afrika) spenden. Aber uns beschlich immer mehr das Gefühl, dass die Hilfe nicht wirklich ankommt. Mittlerweile haben wir noch ein paar mehr Einblicke in die Entwicklungshilfe gewinnen können und diskutieren fast täglich über die Vor- und Nachteile von Entwicklungshilfe. Aber das werden wir vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal tiefer thematisieren.

 

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Victoria Falls

Der erste Weg am nächsten Morgen führte uns direkt an das Adventure Center auf dem Campingplatz. Wir wollten einen Hubschrauberrundflug über die Victoria Falls buchen. Es gab ein Angebot: Hubschrauberflug für 15 Minuten und abends Sundowner-Cruise auf dem Sambesi für 210 US Dollar pro Person. Das war natürlich viel Geld aber so oft kommt man nicht zu den Victoria Falls. Ich wollte unbedingt den Flug machen und so durfte ich zuerst fliegen. Tim wollte in der Zeit auf Elisabeth aufpassen und dann am nächsten Tag fliegen. Eine Stunde später saß ich schon mit 5 Russen im Hubschrauber und genoss die Aussicht von oben. Es war einfach unbeschreiblich!!!

Die 15 Minuten waren viel zu schnell vorbei und so landeten wir kurze Zeit später wieder auf dem Flugplatz. Den Tag verbrachten wir an der Bar, da es wieder regnete und wir hier zumindest ein Dach über dem Kopf hatten. Zum Sundownercruise am Abend klarte es auf und wir hatten eine wunderschöne 2-stündige Fahrt auf einem der größten Flüsse Afrikas.

Am nächsten Morgen wartete Tim um halb 10 darauf abgeholt zu werden. Natürlich war es wieder am regnen und aus diesem Grund auch nicht verwunderlich, dass niemand kam um ihn abzuholen. Auf Nachfrage beim Center sagten sie ihm, dass heute wegen dem schlechten Wetter keine Flüge gehen würden.

Tim war natürlich enttäuscht und wir hofften, dass es an diesem Tag noch aufklaren würde aber wir hatten kein Glück. An diesem Tag regnete es nur einmal und wir verbrachten den Tag wieder an der Bar.

Am nächsten Morgen war die letzte Chance, aber da es wieder regnete, entschieden wir uns, dass wir uns das Geld auszahlen lassen und abreisen würden. Wir hatten keine Lust mehr hier im Regen festzusitzen und zu warten. Schweren Herzens reisten wir ab ohne dass Tim fliegen konnte und fuhren in die Stadt um noch ein paar Einkäufe zu tätigen um dann weiter in Richtung Lusaka zu fahren. Als wir aus dem Supermarkt kamen hatte es aufgehört zu regnen und wir sahen Hubschrauber am Himmel. Wir rasten zurück zum Flugplatz und fragten, ob es heute nicht doch noch eine Möglichkeit gäbe. Die gab es: Zwar flog heute kein Hubschrauber mehr, weil es keine Buchungen mehr gab und es sich nicht rentierte mit Tim alleine zu fliegen aber er konnte noch 40 US Dollar drauf zahlen (plus die Differenz, die er für den ausgefallenen Flug zurück bekommen hat) und dann ganz alleine und exklusiv mit einem Microlight zu fliegen. Und zwar SOFORT, es begann nämlich gerade schon wieder zu tröpfeln. Es wurde alles fertig gemacht und innerhalb von 10 Minuten war Tim in der Luft. ENDLICH!!! Wir konnten es kaum glauben, dass es doch noch geklappt hat.

Da es nun schon am frühen Nachmittag war, entschieden wir uns, nicht mehr weiter zu fahren sondern noch eine weitere Nacht auf dem Campingplatz zu verbringen. Den Nachmittag nutzten wir, um uns die Fälle (zumindest einen Teil davon) vom Boden anzuschauen. Wir fuhren also zu der Brücke, die Sambia mit Simbabwe über den Victoria Falls verbindet.

Die Brücke befindet sich genau in der Mitte der Grenzposten der beiden Länder und ist somit Niemandsland. Eigentlich durften wir aus Sambia mit unserem Single-Entry-Visum nicht ausreise ohne ein neues Visum bei der Wiedereinreise für 50 US Dollars kaufen zu müssen aber wir hörten, dass es da wohl Möglichkeiten geben sollte.

Wir fuhren also zur Grenzstation und wurden direkt von „Helfern“ in Empfang genommen, die uns alles erklären wollten – natürlich gegen eine kleine „Aufmerksamkeit“ in Form von Geld. Wir bedankten uns höflich für die angebotene Hilfe und gingen auf direktem Weg zum Immigration-Office. Wir fragten was wir tun müssen, um die Brücke besuchen zu können.

Die Dame erklärte uns, wir sollen einfach unsere Pässe da lassen und auf dem Rückweg wieder abholen. Somit stellten sie sicher, dass wir auf jeden Fall wieder zurück kommen würden weil wir ja unsere Pässe bräuchten. Das Problem ist aber, dass man normalerweise NIEMALS und auch wirklich NIEMALS seinen Pass aus der Hand geben soll. Aber wollten wir die Vic Falls auch vom Boden aus sehen hatten wir keine andere Chance außer die komplette Einreise- und Ausreiseprozedur über uns ergehen zu lassen mit allen Gebühren die dazu gehören.

Also gaben wir der Dame unsere Pässe und erhielten einen Zettel, auf dem sie eine „3“ für drei Pässe kritzelte. Das war’s. Nun waren wir passlos…

Wir gingen auf die Brücke und wurden sofort von hunderten Händlern belagert. Man merkte sofort, dass wir uns in einer Touri-Hochburg befanden. Die Preise waren unverschämt übertrieben und die Händler ließen sich hier auch nicht mehr mit einem „Nein Danke“ abwimmeln. So kamen wir in den Genuss den gesamten Weg zur Brücke und zurück einen Händler neben uns herlaufen zu haben, der uns permanent belaberte, dass er so arm sei, so viele Kinder hätte, kein Geld und nichts zu essen. Irgendwann war ich einfach nur noch genervt.

Was wir uns aber nicht entgehen lassen konnten war ein Schein der ehemaligen simbabwischen Währung zu kaufen. Diese ist in den letzten Wochen und Monaten ihrer Existenz so inflationär gestiegen, dass Noten mit mehreren Milliarden gedruckt wurden. Wir kauften für 40 Cent einen 50 Billion-Dollars-Schein. Wenn es nur immer so einfach wäre Milliardär zu werden… Mittlerweile gibt es die Währung übrigens nicht mehr. Gezahlt und gehandelt wird in Simbabwe – wie in vielen anderen afrikanischen Ländern – mit dem US Dollar. Aus diesem Grund sind unsere US Dollar, die wir dabei haben auch so wertvoll.

Nachdem wir wieder zurück an den Grenzposten kamen, fragten wir nach unseren Pässen. Diese wurden dann aus einem ganzen Stapel Pässe, die dort auf dem Schreibtisch lagen herausgefischt und uns wieder übergeben. Man stelle sich dieses Procedere mal in Deutschland vor!!!

Den Weg zurück zu unserem Auto mussten wir uns wieder freikämpfen, da wir wieder von Einheimischen belagert wurden, die uns erzählten, dass natürlich jeder auf unser Auto aufgepasst hätte und jeder dafür seine Entlohnung wollte. Der „Hauptaufpasser“ bekam seine obligatorischen 20 Cent (er wollte 20 Dollar!) und gut war. Andere Touris lassen sich vielleicht verarschen aber wir nicht! Von einem wütenden Parkaufseher und hunderten Pavianen wurden wir vom Parkplatz der Vic Falls verabschiedet. Von oben war alles irgendwie entspannter.

 

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Katima Mulilo – Livingstone

Die Besitzerin des Campingplatzes verabschiedete uns mit den schlimmsten Horrorstories, die man über einen Grenzübergang nicht hören möchte. Ob wir auch genug Wasser dabei hätten?! Teilweise würden die Leute an der Grenze Tage bis Wochen festsitzen, insbesondere die Trucker. Und selbst wenn man es geschafft hat, dann müsse man für die nächsten gut 150 Kilometer bis in die nächste Stadt mindestens 6 Stunden Fahrt einplanen… Die Straße sei in einem miserablen Zustand und man sei schneller zu Fuß… Und außerdem seien wir nun eh schon viel zu spät dran, wer weiß ob wir es heute überhaupt noch schaffen würden… Es war gerade mal 9 Uhr…

Wir fuhren also zur Grenze und mein Bauchweh wurde immer stärker. Nicht, dass es die erste Grenze in Afrika gewesen wäre… Nein, aber es war die erste Grenze aus der südafrikanischen Zollunion raus. Wo bisher alles noch gediegen und ohne Visum, der gleichen Währung, ohne Versicherung und ohne Carnet (eigentlich) lief, stand uns jetzt die erste Herausforderung bevor. Und dann mit den Worten der Dame im Ohr.

Viel Zeit hatte ich eigentlich nicht mir Gedanken zu machen denn schon nach 10 Minuten erreichten wir das Ausreisebüro aus Namibia. Schnell und freundlich wurden die Pässe und das Carnet ausgestempelt. Nun ging es ein Stückchen weiter bis zum Sambischen Grenzposten. Hier herrschte schon ein etwas anderes Bild. Die ersten Männer winkten uns zu und kaum hatten wir den Motor abgestellt und die Türen geöffnet, waren wir umzingelt von Geldwechslern. Sambia war das erste Land wo man an der Grenze bereits Geld brauchte für diverse Sachen zu bezahlen und die Währung des vorherigen Landes nicht anerkannt wurde.

Aus Erfahrungsberichten von anderen Reisenden wussten wir aber, dass man die Geldwechsler nicht in Anspruch nehmen muss, da an der Grenze einen Bankautomat, bei dem wir einfach mit unserer VISA Karte Geld holen konnten, und sogar das Büro einer offiziellen Bank vertreten sein sollte.

Unser erster Weg führte uns also zum Geldautomat. „Dieser Geldautomat ist vorübergehend außer Betrieb“. OK, kein Problem, dann rein in die Bank. Der Angestellte sagte uns, wir sollten einfach einen Moment warten, wahrscheinlich sei das Problem nur temporär. Wir stellten uns also wieder raus vor den Automaten und warteten… und warteten… und versuchten die Geldwechsler abzuwimmeln, die den nicht funktionierenden Geldautomaten natürlich als einmalige Chance witterten.

Irgendwann wurde es uns zu bunt und wir gingen wieder rein in die Bank und tauschten einen Teil unserer wertvollen US Dollar in Sambische Kwacha. Als wir aus der Bank kamen, zog ein Mann gerade Geld am Automaten…

Wir stellten uns hinter ihn und wollten gleich noch etwas mehr Geld holen, damit wir direkt im Land was hatten, aber gleich nachdem das Geld unseres Vordermannes draußen war, versagte der Automat schon wieder.

Nun gut, wir hatten genug Geld um den Grenzübertritt zu bezahlen also gingen wir mit Bauchgrummeln in das Immigration-Office.

Zuerst mussten wir uns vor eine (Infrarot?-) Kamera stellen, damit unsere Körpertemperatur gemessen werden konnte (ob das wirklich funktionierte und wofür das gut sein soll… keine Ahnung). Wir bekamen einen Schnipsel in die Hand, auf den ein „OK“ gekritzelt war und sollten damit zum Visums-Schalter genau gegenüber gehen.

Dort mussten wir den Schnipsel in einen bereitgestellten Karton legen, in dem sich die Schnipsel der letzten drei Jahre befanden und durften dann unser Ansinnen vortragen (nachdem die Dame ihre WhatsApp Unterhaltung auf ihrem Handy beendet hatte). Wir erklärten ihr, dass wir ein Visum wollten und wie lange wir bleiben wollten. Das gestaltete sich gar nicht so einfach, da man durch eine Glasscheibe spricht, die nur unten einen schmalen Schlitz hat und das Englisch der Dame auch sehr – sagen wir mal – „afrikanisch angehaucht“ war. Mit mindestens fünf Rückfragen erklärte sie uns dann, dass sie uns nur ein 30-Tages-Visum zur einmaligen Einreise ausstellen kann. Kein Problem, länger wollten wir eh nicht bleiben. Wir bezahlten 50 US Dollar für uns beide Erwachsene und es dauerte knapp eine halbe Stunde bis wir unsere Pässe mit den handschriftlichen Visa wieder entgegen nehmen durften.

Nun ging es weiter zum Zoll. Das erste Mal seit Namibia offiziell Carnet ausfüllen. Der dunkelhäutige Manfred hatte wohl noch nie ein Carnet gesehen (auch wenn er mindestens schon 50 Jahre alt war und aussah wie wenn er schon seit 30 Jahren dort arbeiten würde), zumindest fing er panisch an nach seinem Chef zu suchen, als er das Dokument erblickte. Der Chef hatte aber ein Erbarmen und erklärte ihm alles mit einer Seelenruhe. Nachdem das Carnet richtig gestempelt war mussten wir noch die Abgasgebühr bezahlen. Diese konnte man nur in Sambischen Kwacha bezahlen und kostete 200 Kwacha. Manfred trug alles penibelst genau in den Quittungsbogen ein: meinen Namen, die Marke unseres Autos, das Nummernschild, Datum und zuletzt den Betrag: 275 Kwacha. Ich unterbrach ihn mit einem „Excuse me, Sir, I think it is the wrong amount“ und zeigte auf das neben ihm hängende Schaubild, auf dem geschrieben stand, dass wir mit unserem 3 Liter Auto nur 200 Kwacha bezahlen mussten. Er schaute sich wieder panisch suchend nach seinem Chef um, der hinter ihm auf einem Stuhl saß und auf seinem Handy rumtippte, sich dann aber erneut erbarmte, ihm wieder einmal unter die Arme zu greifen. Nach einer kurzen Diskussion der beiden miteinander war klar: Manfred musste die Quittung komplett neu ausfüllen. Wir entschuldigten uns bei ihm für die Umstände und sprachen ihn noch auf seinen deutschen Namen an und er erklärte uns den Hindergrund. Sein Vater hatten einen deutschen Freund namens Manfred und ihm zu ehren trägt er nun auch diesen Namen. Die nette Unterhaltung machte das neue Ausfüllen des Belegs nicht ganz so schlimm und mit den besten Wünschen verabschiedeten wir uns.

Für uns ging es nun weiter zum nächsten Schalter: Versicherung abschließen. Auch bei der Dame hier hatte man das Gefühl, sie hatte gerade ihren ersten Tag aber nach ein paar Diskussionen wieder durch den kleinen Schlitz der Glasscheibe hatten wir nach weiteren 15 Minuten unsere obligatorische Versicherung für Sambia. Die Gebühr hierfür mussten wir auch wieder in einheimischen Kwacha bezahlen.

Nun ging es zum letzten und vollsten Schalter: Road-Tax bezahlen. Nachdem ich mich durch die Menge an wartenden Truck-Fahrern geboxt hatte durfte ich 20 US Dollar bezahlen und wir hatten es geschafft. Nach insgesamt zwei Stunden überfuhren wir die Grenze nach Sambia.

Der erste Weg führte uns auf die angeblich so üble Straße, die anscheinend gerade neu asphaltiert wurde. Mit 100 km/h war die Strecke locker zu befahren – zumindest für 20 Kilometer. Dann war es vorbei. Im Schritttempo ging es 60 km über eine Straße, die mehr aus Schlaglöchern bestand als aus Asphalt. Da war jede unasphaltierte Piste in Namibia besser zu befahren.

Irgendwann hatten wir es aber geschafft und erreichten Kazangula, einen Zwischenstopp auf unserem Weg nach Livingstone und ab dort war die Straße für die nächsten 60 km wieder gut befahrbar, so dass wir nach 4,5 Stunden endlich unser Ziel erreichten: ein Campingplatz in Livingstone direkt am Sambesi und nur wenige Kilometer von den Vitoria Fällen entfernt.

 

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Botswana – Caprivi – Katima Mulilo

Tim ging es endlich wieder gut! Nachdem gestern schon besser war, war diese Nacht die erste, die er wieder ohne Schmerzen schlafen konnte. Ein Hoch auf die Pharmaindustrie!

Kurz nach dem Grenzübertritt zeigte sich so ein ganz anderes Namibia wie wir es verlassen haben. Anstelle von öden Grau- und Brauntönen und baumlosen Weiten überraschte uns sattes Grün und tropische Bäume und Gewächse. Wir verstanden sofort, warum der Caprivi auf viele so eine Anziehung hat. Wenn man in seinem 3-Wochen Urlaub die ersten 2 Wochen im ausgedörrten Namibia rumfährt und dann dort hin kommt, ist es wie im Paradies.

Eine halbe Stunde von der Grenze entfernt erreichten wir den vorher bereits ausgesuchten Campingplatz! Was ein wunderschöner Platz! Direkt am Fluss Okavango gelegen konnten wir Hippos hören und sehen und auch ein kleines Krokodil leistete uns Gesellschaft.

Wir aßen zu Abend und waren kaum fertig, da fing es schon an zu regnen. Begleitet von Blitz und Donner brach ein Unwetter über uns hinein, wie man es sich kaum vorstellen kann. Ähnlich einem Sommergewitter in Deutschland nur viel heftiger. Aber wir saßen gut geschützt unter unserer Markise. Als der Regen weniger wurde verzogen wir uns in unser Auto und als wir am nächsten Morgen aufstanden konnten wir die Zeichen des gestrigen Abends sehen. Die Erde war teilweise weggespült und die Wäsche die wir zum Trocknen aufgehängt hatten war wieder batschnass. Aber da wir hier noch ein paar Tage bleiben wollten, spielte das keine Rolle. Sie würde schon wieder trocknen, man sollte sie nur diesmal vor dem nächsten Schauer abnehmen.

Beim Frühstück beobachteten wir einen King Fisher (Eisvogel). Erst saß er minutenlang auf einem Ast bis er pfeilschnell in’s Wasser schoss um sich auch sein Frühstück zu fangen.

Lustigerweise war sein Frühstück ein Krebs, den Tim kurz zuvor von den Klauen einer Katze gerettet hatte. Er hat den Krebs gefangen, bevor die Katze ihn sich schnappen konnte und hat ihn wieder am Ufer des Flusses ausgesetzt. Nun mussten wir beobachten, wie der Vogel den Krebs so lange mit voller Wucht gegen den Baumstamm schlug bis er bewegungslos war um ihn dann mit seinem Schnabel zu knacken.

Den Rest des Tages verbrachten wir mal wieder am Pool, bis es anfing zu regnen. Und es hörte nicht mehr auf. Bis auf ganz kurze trockene Momente regnete es den ganzen Tag. Wir fühlten uns wie in England, bis auf den Temperaturunterschied von 20 Grad. Der spielte aber bei der Dauernässe auch keine große Rolle mehr, denn egal wie… nichts wollte trocknen. Die super nette Angestellte hatte ein Erbarmen mit uns und ließ unsere Wäsche einmal im Trockner durchlaufen, so dass wir wenigstens wieder ein paar frische T-Shirts hatten.

Nach drei Nächten verließen wir den Campingplatz und fuhren weiter in Richtung Mudumu Nationalpark. Hier wollten wir den Tag und eine Nacht verbringen, die Übernachtungsplätze sind kostenlos, man zahlt nur ca. 5 € Parkeintritt) und man campt mitten in der Wildnis. Es soll Hipps und Elefanten geben und auch von Löwen und Leoparden haben wir gehört.

Wir fuhren also die knapp 200 sehr öden Kilometer nach Osten in Richtung Kangola, von wo aus wir nach Süden zum Nationalpark abbiegen wollten. Aber schon ab der Abfahrt vom Camping begleitete uns mal wieder der Regen. Und es hörte den ganzen Weg nicht auf. Drei Stunden nur Regen und Regenmassen, die wieder alles vorhergesehene toppten.

So macht auch ein Besuch des Nationalparks keinen Sinn. Zum einen sieht man wahrscheinlich keine Tiere weil sich alles verkriecht und zum anderen muss man selbst aufpassen, dass man nicht im Schlamm stecken bleibt.

Schweren Herzens entschieden wir uns, nicht zum Park abzufahren sondern noch eine weitere Stunde nach Katima Mulilo, der Grenzstadt zu Sambia. Morgen werden wir also mal wieder eine Grenze überqueren, mal schauen was uns diesmal erwartet…

Und während ich diese Zeilen schreibe ist es natürlich wieder am regnen. Irgendwie haben wir uns die Regenzeit anders vorgestellt. Wir dachten es regnet einmal am Tag 1-2 Stunden und dann ist es wieder gut. Aber seit Tagen regnet es eigentlich nur einmal… und ein Ende ist nicht in Sicht.

 

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Exkurs: Grenzübertritt

Mittlerweile zieren diverse Stempel die Seiten unserer Reisepässe, man könnte fast den Eindruck bekommen, der Pass meiner Tochter gehöre irgendeinem hochwichtigen Diplomaten der Bundesregierung auf Auslandseinsatz.

Auf surreale und irgendwie aberwitzige Weise verliefen diese ganzen Grenzübertritte alle vergleichbar ab, jedoch alles andere als herkömmlich oder absehbar.

Wenn man aus dem außereuropäischen Ausland in Frankfurt oder einem anderen deutschen Airport einreist, erwarten einen perfekt gekleidete, hochmotivierte Beamte der Grenzpolizei, die freudestrahlend und hochprofessionell den Pass annehmen und den Einreisestempel mit all ihrer Kompetenz in den Pass hämmern. Mit einem herzlichen „Willkommen in Deutschland“ wird einem die Ankunft in der Heimat nachdrücklich versüßt.

So schön könnte es sein! 😉

Aber bei aller Witzemacherei verläuft ein Grenzübertritt nach Deutschland vergleichsweise langweilig, denn was man hier an den Grenzen erlebt ist eine ganz andere Nummer.

Und wir befinden uns gerade mal noch im „zivilisierten“ Teil Afrikas, die echt harten Grenzen kommen erst noch, aber das wird dann Stoff für einen weiteren Exkurs.

Beginn eines jeden Grenzübergangs im südlichen Afrika ist annähernd gleich:

Man fährt auf die Grenze zu und wird vom Posten am Tor gestoppt, der einem einen „Gatepass“, einen „Ablaufplan für die Grenze“ in die Hand drückt. Natürlich ohne zu erläutern, was es damit auf sich und was man damit zu tun hat. An der ersten Grenze (Namibia-Südafrika) die wir mit dem eigenen Fahrzeug überschritten hatten, hätten wir diesen Zettel von der Größe eines Döner-Imbiss-Flyers fast einfach weggeworfen.

Aber nach guter europäischer Manie wird penibel genau darauf geachtet, dass dieser Zettel an jeder Station an der Grenze (Immigration, Customs und Police) vorgezeigt, abgestempelt und unterschrieben wird.

Dass dieser Stempel in den meisten Fällen von einem Kerl ausgeführt wird, der in Bermuda-Shorts und Nike-Polohemd hinter einer gepanzerten Scheibe sitzt, macht die ganze Sache leicht komisch.

Man sollte sich davon aber nicht aus dem Takt bringen lassen, denn wenn man den Stempel hat und im bestmöglichen Fall auch sein Visum im Pass kann einen eigentlich nur noch irritieren, dass man die ganze Zeit über nicht angesehen worden ist, weil es natürlich viel wichtiger ist, das noch das offene Angry Birds-Spiel beendet werden muss, als sich darauf zu konzentrieren, die richtigen Arbeitsschritte auszuführen.

Bei der nächsten Station kommt man gar nicht erst bis zu der Scheibe, denn man wird mit einer nicht zu identifizierenden Handbewegung gestoppt und zum Warten genötigt, damit der besten Freundin noch schnell die neuesten Bilder oder Sprachnachrichten per WhatsApp gesendet werden können und damit das eh schon spärliche Regierungs-WiFi total zum Erliegen gebracht wird.

Wenn man dann Widererwarten einen Grenzposten hat, der nach seiner Handy-Session einen Augenblick realisiert, dass er auf der Arbeit ist und es vielleicht angebracht wäre, mal seinen Job zu machen, kann es passieren, dass das Ganze ins Gegenteil umschlägt und in wirren Verzweiflungstaten des Beamten gipfelt, nicht sein Gesicht vor den unbedarften Europäern zu verlieren und mal richtig zeigen zu können was in ihm steckt.

Dann passieren Dinge wie, dass man an der Grenze von Südafrika nach Swasiland auf einmal das Carnet stempeln möchte.

Für alle, die noch nie von einem Carnet de Passages gehört haben:

Das Carnet de Passages ist ein Zoll-Dokument, dass vom ADAC ausgestellt und abgerechnet wird. Es sichert einen bestimmten Wert, den man vorher beim ADAC hinterlegen muss dafür ab, dass man das Fahrzeug im Außereuropäischen Ausland nicht veräußert. Verkauft man es doch oder verlässt das Fahrzeug das Land nicht, wird die Summe für den Zoll von z.B. Südafrika vom ADAC eingefordert. Es muss von jedem Land sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausreise gestempelt werden um sicherzugehen, dass das eingeführte Fahrzeug auch wieder das Land verlässt.

Der Witz an der Sache ist aber, dass Südafrika einer Zollunion vergleichbar unserer EU angehört, die freie Zoll und Warenlieferungen garantiert. Diese Union umfasst das gesamte südliche Afrika (Südafrika, Botswana, Namibia, Swasiland und Lesotho).

Es ist also überhaupt nicht notwendig, das Carnet an dieser Grenze zu stempeln.

Das erklärt man dann jemandem, der gebrochen Englisch mit extrem ausgeprägtem afrikanischem Akzent spricht, ca. schulterlange Dreadlocks hat und eine goldene Uhr trägt, die selbst Bushido hätte große Augen machen lassen.

Sein dezent verschwitztes Unterhemd unter seinem halb geöffneten Hawaii-Hemd machte sein Aussehen und ihn nicht gerade kompetenter. Auch nicht, dass er das ganze Gespräch über seine Oakley-Sonnenbrille auf der Nase hatte…

Selbst nach diversen Versuchen einer friedlichen Lösung ließ sich der Dreadlockträger mit dem hochwichtigen Schriftzug Zoll auf seinem Drehstuhl nicht davon abbringen, seinen Job mehr als richtig zu machen und unser Carnet zu stempeln. Das wir ihm dabei sagen mussten, wohin er die zwei Stempel drücken und wo er unterschreiben sollte, lassen wir an dieser Stelle mal einfach unkommentiert.

Für den Fall, dass einen zwischen den ganzen Formalitäten einmal die Notdurft ereilt, gibt es natürlich für den Reisenden ein neu errichtetes Gebäude, in dem sich jeweils drei Toiletten befinden.

Die Krux ist, dass die erste Toilette keine Klobrille mehr hat. Aber die Chancen liegen ja 2:1, dass es sich bessert. Oder nicht…

Denn die zweite Toilette besaß zwar eine Tür, die man aber nicht verriegeln konnte, da ein faustgroßes Loch prangte, wo einst der Schließmechanismus saß.

Die dritte Toilette war augenscheinlich unversehrt, die Tür genauso. Da war das Problem, dass es weder Klopapier gab, noch Wasser im Spülkasten war, was einen Toilettengang wohl auch unmöglich macht. This is Africa…

Unverrichteter Dinge widmet man sich dann wieder dem unausweichlichen Chaos der Grenzen…

Auch immer wieder ein Erlebnis ist die dritte und letzte Station an jeder Grenze. Hier wird der Road Fund, die Straßengebühr oder irgendwelche Sondergebühren bezahlt. Alles soweit normal. Soweit…

Denn wenn man mit seinen letzten einheimischen Kröten an einer Grenze auftaucht, aus einem Land, in dem man sogar Kaugummis im Supermarkt mit Kreditkarte zahlen kann, erwartet man alles.

Außer, dass man in Botswana (Pula) an der Grenze aufgefordert wird, die fällige Road Fund in südafrikanischen Rand zu bezahlen… an der Grenze zu Namibia (Namibische Dollar).

Weder US-Dollar noch Kreditkarte würden funktionieren… Unsere Rand reichten aber nicht.

Was doch mit dem Kreditkarten-Terminal wäre, was auf dem Tresen stand… Das wäre kaputt.

Und was sollten wir jetzt machen??? Wir fragten nach einem Geldautomaten. Ja, in der nächsten Stadt.

Nach zehn Minuten diskutieren zog der Beamte das Kabel aus seinem Telefon und steckte es in sein Karten-Terminal. Es fuhr sofort hoch und nach 30 Sekunden war der Road Fund bezahlt.

Tja, auf einmal spontane Selbstreparatur… oder Faulheit. Aber das würde uns niemals einfallen über einen afrikanischen Beamten zu behaupten.

Jedenfalls atmen man nach jedem Grenzübertritt erstmal durch, zum einen das es ohne tiefgreifende Probleme vonstatten gegangen ist und man das Visum in seinem Pass hat, zum anderen das man diesen Wahnsinn doch wiedermal hinter sich gebracht hat.

Aber die nächste Grenze kommt bestimmt.

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Botswana

Am nächsten Morgen überquerten wir die Grenze nach Botswana. Wieder eine typische afrikanische Grenze, aber Tim wird wie versprochen noch einmal mehr dazu schreiben.

In der ersten Stadt hinter der Grenze hielten wir in einer Mall um uns eine neue Botswanische SIM Karte zu besorgen. Dies gestaltete sich hier nicht so einfach wie in den Ländern bisher. Erst einmal muss man einen Laden finden, der SIM Karten verkauft und dann muss die SIM Karte telefonisch registriert werden…

In einem afrikanischen 1€ Laden wurden wir fündig und kauften eine Karte des angeblich besten Netzes von Botswana. Die Verkäuferin wählte die Nummer der Hotline. Nach ein paar missglückten Versuchen meldete sich am andere Ende eine Dame und in halben Englisch, halben Afrikanisch und mit Hilfe der Verkäuferin konnte Tim die Registrierung dann in den Regalen zwischen Spielzeug und Geschenkpapier abschließen. Die SIM Karte war jetzt registriert aber wir hatten noch kein Guthaben drauf. Das musste man in einem anderen Laden aufladen. Es dauerte eine weitere Stunde aber dann waren wir versorgt und alles funktionierte.

Den ersten Übernachtungs-Stopp machten wir in Rhino Sanctury, eine Art Nationalpark, in dem viele Nashörner und auch einige andere Tiere wie Zebras, Kudus,… leben. Im Park gibt es einen nicht umzäunten Campingplatz über den am Abend, in der Nacht und am Morgen sogar die Nashörner laufen sollten. Wir buchten uns gleich zwei Nächte ein und neben ein paar Ausfahrten im Park gammelten wir nur rum, wuschen etwas Wäsche und hofften auf ein paar Nashörner. Leider hatten wir nicht das Glück, dass sie durch unser Camp liefen. Nur in der Ferne konnten wir ein paar wenige erahnen.

Zwei Tage später machten wir uns auf in Richtung Francistown, eine der größeren Städte Botswanas. In der Stadt wollten wir unsere Vorräte auffüllen, was sich als gar nicht so einfach heraus stellte.

Die Supermärkte hier sind schon ziemlich weit von denen in Südafrika entfernt. So hat man z.B. eine riesige Obstabteilung aber da im Moment Saison für Mangos ist, gibt es in der riesigen Obstabteilung NUR Mangos, keine Bananen, keine Ananas, nichts anderes!!! Stellt euch einfach vor, die komplette Obst- und Gemüseabteilung in einem deutschen Supermarkt würde nur aus Mangos bestehen. Mit viel Glück bekommt man vielleicht noch ein paar Kartoffeln oder Zwiebeln.

Nachdem wir drei verschiedene Supermärkte angelaufen hatten und zumindest soviel eingekauft hatten, dass wir nicht verhungern würden und uns auch nicht drei Tage nur von Mangos ernähren mussten, fuhren wir weiter zu unserem zweiten Stopp. Auch hier ließen wir es uns zwei Tage richtig gut gehen und machten regen Gebrauch vom tollen Swimmingpool. Was anderes war bei der drückenden Hitze auch nicht machbar.

So langsam sind wir in der Regenzeit angekommen was hier bedeutet, dass es fast den ganzen Tag furchtbar drückend ist. Den Regen, den man meistens dann einmal am Tag (oder auch in der Nacht) für eine Stunde hat, bietet nur eine kurze Abkühlung. So ist man für jede Abkühlung in der Gestalt eines Pools mehr als dankbar.

Nach den zwei Tagen fuhren wir weiter nach Elephant Sands. Der Campingplatz befindet sich um ein Wasserloch, der stark von Elefanten frequentiert werden soll. Schon auf dem Weg dort hin, sahen wir die ersten Elefanten an der Straße und freuten uns auf die bevorstehende Übernachtung. Außerdem wollten wir hier Kars und Simone (die Holländer) wieder treffen. Da aller guten Dinge drei sind, haben wir bei unserem letzten Abschied ausgemacht – sollte es von der Zeit her passen – dass wir uns hier noch einmal treffen wollten, bevor wir dann endgültig getrennter Wege gehen würden. Sie sind über den Westen Südafrikas nach Botswana gefahren und wir über den Osten. Wir haben kurz geschrieben und es passte! 4 Wochen nachdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, erreichten wir gerade mal mit einer halben Stunde Unterschied den Campingplatz.

Kurz nach unserer Ankunft gesellte sich noch ein weiterer Holländer hinzu. Rens ist mit einem australischen Landcruiser bereits seit mehreren Jahren unterwegs und hat schon fast die ganze Welt gesehen.

Unser Wiedersehen war somit ein voller Erfolg und mit vielen Geschichten und begleitet von hunderten Elefanten ließen wir den Abend ausklingen.

Leider war der nächste Morgen nicht ganz so schön. Tim ging es schlecht, richtig schlecht! Er hatte plötzlich hohes Fieber und fühlte sich einfach krank. Der erste Verdacht war Malaria. Sollte dem so sein, wäre es schnell gegangen – kaum im Malariagebiet schon infiziert. Aber der Malariaschnelltest brachte erstmal Entwarnung. Außerdem bekam er auch starke Halsschmerzen, die nun nicht auf eine Malaria hindeuteten. Und da das Fieber auch nicht höher stieg, entschieden wir uns, erst einmal ein paar Stunden abzuwarten. Tim verbrachte den kompletten Vormittag im Bett und wechselte am Nachmittag auf eine Liege am Pool, da es im Auto mittlerweile unerträglich heiß war.

Gegen Abend ging es ihm schon etwas besser, das Fieber war gesunken und er hatte „nur“ noch Halsschmerzen. Also erst einmal durchatmen, Malaria war somit definitiv ausgeschlossen!

Die Nacht war die Hölle! Die Halsschmerzen waren so schlimm, dass Tim sich die ganze Nacht wach im Bett hin und her wälzte und trotz der Unmengen an Halsschmerztabletten trat keine Besserung ein. Nur Ibuprofen verschaffte eine kurzzeitige Besserung.

Wir verbrachten noch zwei weitere Tage in Elephant Sands bis wir uns nun zum letzten Mal trennten und uns auf den Weg nach Maun machten. Dort wollten wir nach einem kurzen Stopp Over in Richtung namibianische Grenze. Wir wollten in den Caprivi und von dort aus über die Victoria Falls weiter nach Sambia und Malawi.

Nach einer weiteren harten Nacht in Maun ohne Schlaf und mit viel Schmerzen und immer wieder Fieber, entschlossen wir uns, zu einem Arzt zu gehen. Wir hatten mittlerweile den Verdacht auf eine Mandelentzündung aber da alle Hausmittelchen nichts halfen musste nun doch eine fachkundige Meinung her.

Tim wollte eigentlich den Plan in zwei Tagen in Namibia zu sein nicht „kaputt“ machen aber das meiste was wir haben ist Zeit und das wichtigste die Gesundheit! Und wenn wir noch einen Tag in Maun festsitzen würden, dann wäre es halt so!

Also suchten wir im Internet nach einer Privatklinik (niedergelassene Ärzte wie in Deutschland gibt es – zumindest hier – nicht) und fuhren dort hin. Von Außen wirkte das ganze ordentlich, europäisch und eher wie eine große Gemeinschaftspraxis und nicht wie eine Klinik. Auch im Inneren setzte sich der positive Eindruck fort. Tim musste ein Formular ausfüllen und wir machten uns auf eine lange Wartezeit gefasst aber nach wenigen Minuten kam er schon dran und der Arzt schaute nur kurz in den Mund und bestätigte unseren Verdacht: es handelte sich um eine ausgewachsene schwere Mandelentzündung. Versorgt mit einem Antibiotikum und Paracethamol verließen wir 50 Euro leichter die Praxis.

Wir konnten also doch noch unseren geplanten Weg fortsetzen und erreichten am Nachmittag unsere letzte Übernachtung in Botswana. Ein Campingplatz am Rande des Okavangodeltas. Eigentlich kann man in’s Delta nur mit einem Flugzeug oder Boot gelangen und die Lodges dort sind unmenschlich teuer. Eine Nacht kostet meist um die 1000 US $!!!

Aber da der Platz am Rande liegt, kann man ihn mit einem Auto (nur 4×4) erreichen und man trotzdem einen wunderschönen Blick auf eine Lagune und das Delta.

Aber schon der Weg dort hin war unbeschreiblich. Eine dreiviertel Stunde ging es über sandige Offroadpisten teilweise mitten durch das Delta. Da im Moment alles noch trocken ist, sind die Wege gut befahrbar. Man muss nur hoffen, dass man die richtige von den vielen Fahrspuren auswählt, ansonsten muss man zurück fahren. Wenn das Delta überflutet ist, ist der Platz fast von der Außenwelt abgeschnitten. Dann gibt es nur eine einzige Sandpiste, die so tief ist, dass man mehr buddelt wie fährt.

Wir haben es aber geschafft und erreichten den wunderschön gelegenen Platz.

Nach einer Nacht fuhren wir auch schon wieder zurück zur Hauptstraße, die uns an die Grenze bringen sollte. Gott sei Dank habe ich mit dem GPS auf dem Hinweg einen Track aufgezeichnet, ansonsten wären wir auf dem Rückweg wohl verloren gegangen.

Wir erreichten die Hauptstraße und fuhren begleitet von krassen Wolkenformationen, die an Weltuntergangsstimmung erinnerten, weiter in Richtung Norden. Eigentlich waren es nur noch knapp 100 km bis zur Grenze, die gestalteten sich aber mehr als abenteuerlich. Ein Schlagloch so tief, dass ein ganzer LKW darin verschwinden kann, wechselte sich mit dem nächsten noch tieferen ab. Öfter mussten wir von 100 km/h runter auf 0 bremsen, dass wir uns nicht die Achse brechen! Die komplette Fahrt bestand also darin, zu beschleunigen, wieder abzubremsen und – wenn das Schlagloch klein genug war – auszuweichen. Und am spannendsten wurde es dann wenn Gegenverkehr kam. Schon von weitem sah man die Autos in Schlangenlinien auf einen zufahren. Kurz bevor man sich traf, ging jeder auf „seine Seite“, man fuhr ganz langsam über den abgebrochenen Fahrbahnrand aneinander vorbei, grüßte sich kurz dankend zu und dann ging die abenteuerliche Fahrt weiter.

So erreichten wir nach über 2 Stunden und mit 1 GB übrigen Datenvolumen die Grenze nach Namibia. Wie sich nämlich kurz nach unserem Kauf der SIM Karte heraus stellte, handelt es sich bei dem uns empfohlenen Netz MASCOM eben nicht um das beste Netz – im Gegenteil, wir hatten fast nirgends Empfang! Das beste wäre BTC gewesen, aber das erfuhren wir leider als es bereits zu spät war…

Leider haben wir insgesamt nur 10 Tage in Botswana verbracht. Dies war vor allem der Tatsache geschuldet, dass es einfach wahnsinnig teuer ist. Neben den bereits oben genannten Fly-In-Safaris kann man auch die Nationalparks wie Chobe oder Moremi besuchen. Aber da die Übernachtung hier mit 50 US $ pro Person und Tag zu Buche schlägt (für einen Campingplatz!!!) haben wir lieber darauf verzichtet, werden aber irgendwann hier her zurückkehren, um dann die volle Ladung Botswana zu genießen!

 

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Stellenbosch – Bontebock – Durban – Battlefields – St. Lucia – Swaziland – Blyde River – Botswana

Wir hatten uns entschlossen, schon etwas früher wie geplant aus Stellenbosch abzureisen. Nach einem guten Frühstück,ein paar tollen Reisetipps von Dieter und einer herzlichen Verabschiedung machten wir uns am Silvestermorgen auf ins ca. 200 km entfernte Bontebok Nature Reserve, um dort noch ein paar Tage mit Vince und Jacqui zu verbringen.

Aber zuerst wollte ich nochmal einen Abstecher nach Hermanus machen, da mir die Stadt am Meer sogar bei strömendem Regen wirklich gut gefallen hatte und ich sie nochmal bei Sonnenschein sehen wollte.

Ich wurde nicht nicht enttäuscht, es war traumhaft schön, als wir die Hauptstraße entlang Richtung Waterfront fuhren.

Wir parkten auf dem gleichen Parkplatz wie das letzte mal und machten einen Spaziergang entlang des Ozeans, der wenige Meter unter uns an die Felsen brandete. Das türkisblaue Wasser und der wolkenlose Himmel, dazu der weiße Sand und die steilen grauen Klippen, eigentlich könnte es nicht schöner sein.

Aber es ging schöner, denn genau in dem Moment, als wir auf das offene Meer hinausblickten, erspähten wir die Fontänen von Walen, die vor der Küste vorbeizogen. Eigentlich war die „Saison“ für Wale vorbei. Die Glattwale, hier auch Südkaper genannt, bringen ihre Jungen in der geschützten Umgebung der vielen Buchten des Kaps zur Welt und sind normalerweise von Juni bis November dort.

Aber heute bliesen sie vor Hermanus und läuteten für uns das Ende eines aufregenden und ereignisreichen Jahres ein.

Nach dieser atemberaubenden Erfahrung machten wir uns wieder auf den Weg nach Bontebok, wo unsere englischen Freunde auf uns warteten.

Wir wurden herzlich begrüßt und genossen den Abend und den Jahreswechsel bei Lagerfeuer, Bier und Gin Tonic. Um 12 Uhr stießen wir auf das neue Jahr an und fünf Minuten später lagen wir in unseren Betten.

Die Zeit mit den beiden verging wie im Flug. Wir badeten tagsüber im nahen Fluss, tauschten Geschichten aus vergangenen Reisen aus und holten uns viele hilfreiche Tipps von den beiden erfahrenen Reisenden. Wer ein bisschen nachlesen möchte, was die beiden in den letzten drei Jahren in Afrika erlebt haben, unter lorrywaydown.com (auch unter unseren Links) gibt es alles Wissenswerte!

Unsere Idylle wurde nur von einem tierischen Zwischenfall unterbrochen. Eine heimatlose Rainspider hatte sich ihre neue Unterkunft in der Schutzhülle unserer Markise gesucht, wurde aber heldenhaft mit feuerfesten Handschuhen und Riesen-Tupper-Schüssel von Vince entfernt und wohlbehalten in den Büschen am Fluss ausgesetzt.

Ich habe vorher noch nie von einer Rainspider gehört. Diese absolut ungefährliche aber echt gewaltige Spinnenart sieht wirklich bedrohlich aus. Sie hat eine Beinspannweite von bis zu 25 cm und ist wirklich so harmlos, dass man sie sich ohne Bedenken über das Gesicht laufen lassen könnte.

Da ich aber nicht so der Spinnenfreund bin habe ich mal von dieser Option abgesehen und war dann doch etwas erleichtert, als sie von Vince fortgetragen wurde.

Der Tag des Abschieds kam viel zu schnell und mit Tränen in den Augen verließen wir die Beiden, um uns auf den Weg nach Norden Richtung Durban zu machen. Unser Weg führte uns über die N2 die Gardenroute entlang, auf der uns die nachweihnachtliche Ferien-Rückreisewelle auf der Gegenspur den Atem verschlug. Wohnwagen auf Wohnwagen reihte sich aneinander und bis unters Dach vollgepackte Familienvans drängten sich Richtung Kapstadt und ließen den Verkehr zeitweise erliegen. Teilweise hatte man das Gefühl, bei den ganzen sandfarbenen, vollgepackten und mit Anhängern bestückten Land Cruisern auf Militär-Konvois zu treffen, der sich bereit machen, von Port Elizabeth aus Australien zu überfallen.

Wir stoppten für einen Kaffee am höchsten Bunjee-Sprungpunkt der Welt und sahen zu, wie sich die Wagemutigen reihenweise von der Bloukrans Bridge die 216 Meter in die Tiefe stürzten.

Ein paar Tage später erreichten wir Durban und bei einem Besuch der Stadt erschraken wir schon ein wenig.

Als wir 2011 das letzte mal hier waren, war die Stadt aufgrund der WM herausgeputzt und glänzte an allen Ecken.

Jetzt, sieben Jahre später, war sie kaum wiederzuerkennen. Der Strand war total zugemüllt, überall gammelten Obdachlose und Bettler herum und die Fassaden der Häuser und Hotels verblassten schon wieder vom Salz und der Sonne. Man hatte das Gefühl in eine Stadt zu kommen, die Ihren Zenit schon vor Jahren überschritten hat und langsam dem Verfall preisgegeben wird.

Nach dieser ernüchternden Erfahrung machten wir uns auf zu einer kleinen Runde Geschichte. Die Battlefields liegen nördlich von Durban und markieren den Punkt, an dem sowohl die Briten als auch die Buren Auseinandersetzungen mit den Zulus hatten und blutige Schlachten ausfochten.

Ein Denkmal, das wir besuchten, ist das Blood River Monument, an dem wir auch übernachteten.

Am 16. Dezember 1838 griffen die Zulus mit einer Stärke vom fast 6000 Kriegern eine Kolonne Vortrekker (niederländisch stämmige Buren, die auf der Suche nach neuem Land nach Norden ins Gebiet der Zulu zogen) an.

Diese verschanzte sich hinter ihren Planwagen, die sie vorher zu einer Wagenfestung zusammengestellt hatten und wehrten den Angriff mit nur knapp 500 Mann ab. Auf Seiten der Buren gab es drei Verwundete, darunter der Anführer selbst, Andriès Pretorius, nachdem die heutige Hauptstadt Südafrikas benannt wurde.

Auf Seiten der Zulus erlagen über 2500 Kriegen dem Angriff und es heißt, dass das das Blut der Gefallenen den Ncome rot färbte, woraufhin ihm die Buren den Namen Blood River (Bloedrivier) gaben. Heute hat er wieder seinen ursprünglichen Zulu-Namen Ncome zurückbekommen.

Zum Gedenken an diese Schlacht hat ein Künstler die Wagenfestung der Buren in Lebensgröße aus Bronze nachgestellt, genau an der Stelle, an der die erfolgreiche Verteidigung statt fand.

Das Wetter passte auch perfekt zu den bedrückenden Relikten der südafrikanischen Vergangenheit, denn es regnete fast durchgehend und die Temperaturen stiegen tagsüber kaum über 12 Grad Celsius. Man glaubte kaum in Afrika zu sein, was auch zu dem Running Gag führte, dass jedesmal, wenn solches Wetter herrscht, der Spruch kommt: „Ich dachte wir sind in Afrika!“

Am nächsten Morgen besuchten ein weiteres Schlachtfeld, Rorke’s Drift.

Hier wurde eine schwedische Missionarsstation von lediglich 139 britischen Soldaten erfolgreich gegen knapp 4000 Zulu-Krieger verteidigt.

Die Mission wurde komplett zerstört, aber auf Ihren Grundmauern das heutige Denkmal mit Museum errichtet, in dem die Geschichte des Ortes anschaulich erklärt wird.

Da wir sowohl genug von Geschichte als auch von kalten Wetter hatten, drehten wir nach Osten ab und fuhren an die Küste, wo uns das beschauliche Richards Bay mit angenehmen 30 Grad und Sonne empfing. Leider auch mit Moskitos, die uns am ersten Abend komplett auseinander nahmen. Den zweiten Abend waren wir dann schlauer und überschütteten uns mit Mückenschutz.

Am Tag darauf machten wir eine Bootstour auf dem Lake St. Lucia, auf der uns die heimsiche Tier- und Pflanzenwelt näher gebracht wurde. Wir fuhren nur wenige Meter entfernt an Herden von Flusspferden vorbei und beobachteten die Krokodile beim Sonnenbad am Ufer. Der Skipper vervollständigte die Tour mit Fakten und Hintergrundwissen zu den einzelnen Tieren und Vogelarten.

Es war ein schöner Trip den man problemlos weiterempfehlen kann und uns einfach mal ein paar Stunden abschalten ließ.

Wir verbrachten noch ein paar Tage an der Küste, bis es uns wieder ins Landesinnere, genauer nach Swasiland zog.

Der Binnenstaat liegt mitten in Südafrika und besticht durch seine bergige, grüne Landschaft, die überwiegend mit angepflanzten Bäumen zur Holzverarbeitung dominiert wird.

Wir verbrachten den Abend in einem National Park, in dem die heimischen Buntböcke einem dermaßen auf die Pelle rückten, um ein Stück von unserer Ananas abzubekommen, dass wir zeitweise bis zu 20 Tiere in unserem Camp stehen hatten. Aber ein Husten genügte, um die Herde in helle Panik zu versetzen und man hatte wieder mal für 10 Minuten seine Ruhe.

Wir verließen Swasiland wieder, und ich beschreibe nicht, wie wir die legänderen afrikanischen Aus- und Einreisen erlebt haben. Ich verspreche hiermit zu den Grenzübertritten einen eigenen Beitrag zu verfassen, denn das ist eine Geschichte für sich.

Wir machten uns auf zu unserer letzten Station in Südafrika, dem wohl bekanntesten Wahrzeichen neben dem Krüger National Park.

Der Blydriver Canyon erwartete uns mit Hitze, Sonne und wolkenlosem Himmel. Doch der Weg dort hin war wiedermal ein Erlebnis.

Fast Minütlich wechselte die Szenerie von wüstenähnlichen, ariden Flächen über bewaldete Gebiete, die schwer an den heimischen Schwarzwald erinnerten bis hin zu gebirgigen Strecken, den Alpenstraßen in Österreich nicht unähnlich.

Auf halben Weg liegt das Örtchen Dullstroom. Durch ein Werbeschild aufmerksam gemacht fuhren wir die Udderlicious Milkshake Bar an.

Über 40 verschiedene Sorten lachten uns von der Speisekarte an und wir waren sofort geflasht von der Idee einer Bar nur für Milchskakes.

Wir hatten viel Spaß mit der super netten Besitzerin und waren natürlich bereit, für ihre Facebook-Foto-Galerie zu posieren, denn Besuch von so weit entfernt, war ihr noch nie in ihrem kleinen Lädchen (https://www.facebook.com/udderliciousmilkshakebar/).

Wir verzierten unsere Dachbox noch mit einem Udderlicious Sticker und machten uns mit unseren unbeschreiblich leckeren Shakes wieder auf den Weg zum Canyon.

Doch keine 20 km später blieb uns unser Shake fast im Hals stecken, als wir auf den bisher schlimmsten Verkehrsunfall unserer Reise stießen.

Wir sahen eine Rauchfahne schon von der gegenüberliegenden Bergseite aufsteigen. Eigentlich war dies nicht besonderes, denn aufgrund der Dürre, die schon seit Monaten mehr oder weniger ausgeprägt in Südafrika herrscht, waren wir es mittlerweile (leider) gewohnt, dass es irgendwo brannte. Riesige Flächenbrände und ihre Rauchschwarten begleiteten uns bereits seit geraumer Zeit auf unserem Weg.

Doch als wir das Tal durchquert und auf der anderen Seite den Hang hinauffuhren, erwartete uns hinter einer Kurve das blanke Grauen.

Ein LKW mit Kies beladen war augenscheinlich auf der Passabfahrt in eben jener Kurve außer Kontrolle geraten und hatte einen entgegenkommenden Timbertruck (Laster mit 2 Anhängern voll mit Baumstämmen) gestreift, sich dabei auf die Seite gelegt und war in Flammen aufgegangen. Wir erreichten die Unfallstelle, da waren nur noch verkohlte Reste des ausgebrannten Wracks übrig.

Wir können nur spekulieren was passiert ist, aber der Fahrer saß blutüberströmt am Straßenrand und wurde von Passanten versorgt.

Daneben war ein Körper, der in vollkommen unnatürlicher Stellung auf der Straße lag und an dem wir keine 2 Meter entfernt im Schritttempo vorbeifuhren. Die Lache aus Blut, die über die Fahrbahn auf unsere Seite der Straße lief ließ leider kaum Spielraum für Hoffnung, dass der Mann noch leben könnte.

Was dass ganze so grauenvoll machte, war die Tatsache das weder Polizei noch Rettungskräfte vor Ort waren, sondern lediglich drei andere private Autos angehalten hatten und den Verkehr regelten und die Verletzten versorgte. Aber es hatte keiner daran gedacht, den Körper abzudecken…

Schweigend fuhren wir weiter.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ein solcher Unfall genauso gut auch in Deutschland hätte passieren können, die afrikanischen LKW-Fahrer sind unserer Meinung nach absolut defensive, vorausschauende und mitdenkende Fahrer, die im Normalfall keinerlei Risiken eingehen und eher Bremsen als es drauf ankommen zu lassen.

Der Unterschied war einfach, dass keine offiziellen Kräfte vor Ort waren, was bei uns daheim absolut undenkbar wäre.

Wir erreichten den Campsite, der für die nächsten Nächte unser Zuhause sein sollte und von dem aus wir den Canyon anfahren wollten.

Dass er freies WIFI und einen Infinity-Pool hatte machte die Sache nur angenehmer!

Den ersten Tag verbrachten wir im Auto und fuhren die einzelnen Hotspots des Canyon an, unter anderem die Three Rondavals und God’s Window. wir konnten die beeindruckenden Felsformationen von den Klippen herab bestaunen, die vor einem über hundert Meter in die Tiefe abfielen und im Blyde River enden.

Wir waren uns die ganze Zeit nicht sicher, ob wir den Abstecher zum Blyde River noch wagen sollten. Es waren immerhin 500 Kilometer Umweg auf unserem Weg nach Norden. Da aber alle so sehr schwärmten, entschieden wir uns, dass wir noch dort hin fahren wollten. Und wir wurden nicht enttäuscht. Nicht nur der Blyde River ist wunderschön sondern auch die gesamte Umgebung. Das Grün der hohen tiefgrünen (überwiegend Gummi-) Bäume die auf roter Erde stehen geben einem das Gefühl, dass man sich hier ganz im Norden von Südafrika bereits in den Tropen befindet.

Am nächsten Tag machten wir eine Riverboat Tour und erlebten das Gleiche nochmal vom Fluss aus, meiner Meinung nach noch beeindruckenden, wenn man von unten auf die riesigen Fels blickt, die um einen herum aufragen. Als wir von der Tour zurück ans Auto kamen, wurde ich von Deutschen aus unserem Boot und ihren bescheuerten Fragen fast dazu genötigt, den kleinen Beitrag über den Umgang mit einem Overlander zu verfassen.

Wiedermal leicht säuerlich machten wir uns auf zu unserer letzten Übernachtung, 5 km vor der Grenze nach Botswana.

Nach fast drei Monaten in Südafrika hat dieses Land für uns nichts an Schönheit und Faszination verloren. Wir hatten zu Beginn unseres Besuchs etwas Angst, dass wir nach unserem letzten Urlaub 2011 enttäuscht sein würden aber dem war nicht so. Immer wieder gab es Neues zu entdecken. Wir hätten nie gedacht, dass man sich so lange in einem Land aufhalten kann, ohne sich satt zu sehen.

Natürlich freuen wir uns nun auf etwas anderes, aber es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir in Südafrika waren.

 

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