Kategorien
Afrika Namibia Unser Reisemobil Weltreise

Wüste – Windhoek – Etosha

Die Sonne weckte uns wieder mit den tollsten Farben.

Es war angenehm kühl, unser Camp lag noch teilweise im Schatten des Berges, als wir Kaffee kochten und einfach auf unseren Stühlen saßen und die Szenerie genossen. So weit das Auge reichte nur Steine, Sand und ein paar karge Bäume. Und alles in den Tönen braun und beige mit einem tiefblauen Himmel darüber. Wir hatten seit Swakopmund keine Wolke mehr gesehen. Es war atemberaubend!

Mit uns erwachte auch die Wüste selbst, die ersten Oryxantilopen machten sich auf Futtersuche in der ausgedörrten Steppe und die Vögel überflogen das Terrain auf der Suche nach Insekten. Die sollten mal lieber die verdammten Moskitos fressen, die uns die halbe Nacht maltretiert hatten.

Als wir gepackt hatten und das Auto fertig war, machten wir uns auf zu unserem nächsten geplanten Übernachtungsplatz, Mirabib. Wieder ein Felsen im weiten Meer der Steppenpflanzen und seltenen Bäume.

Doch auch dieser Weg sollte wieder eine Herausforderung werden, denn auch diese Piste war alles andere als gut. Wellblech, so weit das Auge reicht, sogar teilweise so schlecht, dass neben der offiziellen Piste eine zweite Fahrspur gezogen war, die zwar besser, aber auch nicht wirklich gut war.

Was aber für diese Piste sprach waren die vielen wilden Zebras, Strauße und Antilopen, die am Wegesrand grasten und sofort reißaus nahmen, als sie uns angepoltert kamen hörten.

Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h und einem gefühlten Lärmpegel von 500 Dezibel hatten wir das Gefühl uns zerlegt es das Auto. Weder extrem langsam fahren noch schnell – so dass man nur die Kuppen des Wellblechs nimmt – brachte eine Besserung. Wir erreichten komplett durchgeschüttelt das Camp und unser Gefühl, dass es das Auto zerlegt hat, täuschte nicht ganz. Es war nichts schlimmes aber einige Schrauben hatten sich losgelöst und der Blinker hing in der Stoßstange herunter.

Am Camp gab es wieder eine Handvoll Stellplätze um den Berg verteilt, auf dem man sich den für sich Schönsten aussuchen konnte, da kein anderes Fahrzeug vor uns da war.

Dort genossen wir bei Lagerfeuer, Braai und Bier wiedermal die untergehende Sonne und die heraufziehende Nacht. Unser Vorteil war eine leichte aber ausreichende Brise, dass uns die Mücken verschonten und wir die volle Pracht des Sternenhimmels genießen durften. Die Milchstraße erstrahlte über uns und wir waren fasziniert von der Fülle an Sternen, die man daheim niemals so sehen kann. Es war eine absolute Schwärze, die nur von den Sternen erhellt wurde.

Nach einem wiedermal atemberaubenden Sonnenaufgang machten wir uns auf den 300 km langen Weg nach Windhoek, wo wir zum einen eine Verabredung mit Christina aus dem Guesthouse hatten und zum anderen eine Werkstatt anfahren wollten, um einen Ölwechsel machen und einen neuen Keilriemen einbauen zu lassen.

Unterwegs wurden wir von zwei schweizer Fahrradfahrern angehalten und um Wasser gebeten. Sie wollten die gesamte Ostküste Afrikas mit dem Rad erfahren und begannen in Windhoek Ihre Reise. Ein wenig stirnrunzelnd aufgrund der entspannten 35 Grad gaben wir ihnen unsere letzten Liter Wasser, da wir ja in Windhoek nachfüllen konnten und sie noch einen gewaltigen Weg vor sich hatten, denn an die Küste waren es noch ungefähr 250 km.

Sie bedankten sich überschwänglich, wir wünschten uns gegenseitig eine gute Reise und weiter ging es.

Wir schlossen uns mit Christina kurz und machten aus, dass wir die Nacht der Einfachheit halber im Auto übernachten würden, aber im Hof ihres Hauses. Da würden wir dann auch mit ein paar Freunden grillen.

Aber erst die Arbeit…

Auf einen Tipp hin fuhren wir Afrox an, einen Gasbetrieb, der auch deutsche Gasflaschen füllen könne. Wir erwarteten schon wieder abgewiesen zu werden aber ohne überhaupt mit der Wimper zu zucken wurde unsere Flasche gefüllt. Endlich!

Weiter ging es zur Werkstatt. Der Chef Stefan Etzold sagte uns im reinsten deutsch, dass seine Werkstatt extrem besucht sei, er uns aber auf Grund unserer Lage und Reiseart für den nächsten Morgen rein schieben wolle. Es wäre schnell erledigt und wir könnten weiter.

So verbrachten wir einen wunderschönen und geselligen Abend mit Christina, ihrer Familie und Freunden bei Fleisch, Bier und Braai.

Früh am nächsten Morgen machten wir uns nach der Verabschiedung und des Versprechens, dass wir in Kontakt blieben auf den Weg zur Werkstatt.

Der Service war wirklich hervorragend und auch relativ schnell gemacht, gegen Mittag konnten wir uns wieder auf den Weg machen.

Da wir noch einkaufen mussten und es uns danach zu spät wurde für eine Weiterfahrt entschieden wir uns eine weitere Nacht in Windhoek zu bleiben und checkten auf einem nahen Camping ein. Uns erwartete ein weiterer Luxusstellplatz mit Grill und Sanitärgebäude.

Wohl geruht machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Norden, denn der Etosha Nationalpark sollte unser nächstes Ziel sein.

 

Kategorien
Afrika Namibia Unser Reisemobil Weltreise

Ankunft Auto – Wüste

Ein Feuer und ein Fleisch…

Mehr braucht man nicht, um glücklich zu sein. Natürlich trägt das eiskalte Bier und der atemberaubende Sonnenuntergang über der Wüste Namib seinen Teil bei.

Aber um hier stehen zu können war es ein weiter Weg.

Der begann am Freitag morgen damit, dass uns der ersehnte Anruf von dem Agenten direkt aus dem Schlaf riss. Er würde um kurz vor 9 Uhr bei uns sein und uns abholen, damit wir zusammen zum Container fahren könnten.

So schnell waren wir noch nie wach!!

Da es schon kurz nach 8 Uhr war zogen wir uns im Eiltempo an und total aufgeregt flogen wir buchstäblich die Treppe runter zum Frühstück. Pünktlich kurz vor 9 Uhr kam er auch schon angefahren, zum Glück waren wir gerade so fertig geworden und standen parat.

Eddi, der Kollege von Peter und ein Hamburger durch und durch brachte uns zur Lagerhalle der Agentur. Dort sollte der Container mit unserem Auto auch schon bereit stehen…

Sollte…

Als wir ankamen, war kein Container da und nach einem hitzigen Anruf von Eddi mit dem Fahrer stellte sich heraus, dass der LKW das Hafengelände noch nicht verlassen hatte.

Warum auch…

Also fuhren wir zum Hafen, denn der Beamte vom Zoll wartete auch schon auf die Abnahme des Containers. Den Termin mit dem Beamten wollte Eddi jetzt um eine halbe Stunde nach hinten verschieben, aber als er gerade im Gebäude verschwunden war, fuhr der Truck mit unserem Container vorbei Richtung Lagerhalle.

Das bemerkte auch Eddi, als er wieder am Auto war, da war es aber schon zu spät, den Termin wieder vorzuverlegen.

Also fuhren wir zurück zum Büro, um die halbe Stunde bei einem Kaffee zu überbrücken. Das ist Afrika…

Wir nutzten die Zeit um uns die Sache mit dem Carnet nochmal erklären zu lassen, die Ein- und Ausreisebedingungen nochmal durchzugehen und ein paar Tipps zu erfahren und dann ging es schon wieder los zum Lager.

Dort wurde auch gerade der Container abgeladen und unser Puls stieg in unerreichte Höhen.

Wir konnten beide nicht still stehen, als Eddi den Container öffnete und das zweite Auto, einen Defender aus Österreich losmachte und heraus fuhr.

Dann konnten wir ihn sehen!!!

Wie wir ihn reingefahren hatten, so stand er da und wartete auf uns! Wir haben ihn so vermisst!!!

Ich hatte wiedermal die Ehre und durfte unseren Hilux wie auch in Hamburg schon hinein, persönlich aus dem Container heraus fahren.

Der Zoll kontrollierte nur noch schnell die Fahrgestellnummer, stempelte das Carnet und schon durften wir uns auf den Weg machen.

Was für ein Gefühl!!! Nicht mehr betteln müssen, gefahren zu werden oder ein Auto leihen zu dürfen, nicht mehr kilometerweit laufen für ein paar Einkäufe, wir waren wieder alle zusammen und die Freude ließ sich kaum in Worte fassen!

Das Martyrium hatte endlich ein Ende und die Reise konnte los gehen!

Es wurde auch langsam Zeit, denn in dem kleinen Netz Walvisbay kannten wir jetzt mittlerweile fast alle Eigentümer der Geschäfte und Angestellten sämtlicher Rastaurants. Es war irgendwie seltsam, so auf der Straße von dem Kellner angesprochen zu werden, bei dem man gestern noch den Fisch bestellt hatte, ob unser Auto immernoch noch nicht angekommen sei…

Der erste Anlauf war eine Tankstelle, wo wir erstmal voll tanken ließen. Ja, richtig gehört, hier tankt man nicht selbst… Hat auch was für sich, denn Ölstand wird gleich geprüft und die Scheiben gereinigt.

Dann holten wir Geld, denn das ging langsam zur neige. Dann fuhren wir zum Outdoorladen, um das Gas auffüllen zu lassen. Aber Pustekuchen, da fing es schon an. Es können keine europäischen Flaschen gefüllt werden. Aber, tadaaa, natürlich hatte ich vorgesorgt, und alle in Europa gängigen Flaschenadapter gleich dabei.

Aber wieder Pustekuchen, keiner passte…

In Afrika gäbe es einen eigenen Anschluss, unsere Flasche könne keiner füllen.

Da wir das aus Marokko kennen, lächelten wir, verabschiedeten uns und suchten den nächsten Laden. Aber auch da, die gleiche Antwort.

Nach geschlagenen zwei Stunden gaben wir auf, vielleicht hatte der Typ ja doch nicht so unrecht…

Da unser nächstes Ziel Swakopmund war, machten wir uns aber noch keine Sorgen, da wären ja auch ein paar Shops wo wir es bestimmt irgendwo mal schaffen würden.

Also gaben wir vorerst auf und fuhren zurück zum Guesthouse, wo wir freudestrahlend von Christina erwartet wurden, die unbedingt unser Auto begutachten wollte.

Nachdem sie uns mit Komplimenten überschüttet hatte, was wir doch für ein tolles Gefährt besitzen würden, machte sie sich auf nach Windhoek auf einen Familienbesuch und wir uns zum packen. Während Sarah einlud, schloss ich die hintere Batterie an, wobei ich gleich mal eine Sicherung durchballerte.

Aber auch das sollte kein Problem sein, denn einen Ersatz hatte ich ja dabei… Dachte ich…

Also setzte ich auch das auf unsere Liste für Swakopmund, verabschiedeten uns bei allen Mitarbeitern im Guesthouse und macht uns endlich mit nur 5 Tagen Verspätung auf den langen Weg einmal um die Welt!

Auf dem Camping in Swakopmund angekommen staunten wir nicht schlecht. Wir fuhren auf unseren vergebenen Platz und irgendwie kannten wir das Auto das dort auf dem Nachbarplatz stand. Es waren die Wiener, mit denen wir unseren Container geteilt haben. Jetzt lernten wir endlich mal die Menschen zu dem Auto kennen, bisher haben wir beim Ver- und Entladen ja nur das Auto kennen gelernt, die beiden waren nie dabei.

So klein ist die Welt.

Kurz darauf inspizierten wir unseren Platz. Für gerade mal 22 Euro pro Nacht bekommt man einen absolut geraden Stellplatz mit angeschlossenem EIGENEM Haus, in dem Dusche, Klo und Waschbecken untergebracht ist, außen ein extra Waschbecken außen und EIN EIGENER GEMAUERTER GRILL (da im südlichen Afrika Grillen Volkssport ist, gibt es keinen Platz, der nicht über einen eigenen Braai verfügt). Das war die Grundausstattung jedes einzelnen Stellplatzes.

SO luxuriös hatten wir noch nie gecampt!

Natürlich freies WLAN und eine Wäscherei dabei, die wir auch gleich mal nutzten und alle gebrauchten Klamotten waschen ließen.

Danach führte uns unser Weg in die Innenstadt von Swakopmund, um dem dortigen Office einen Besuch abzustatten, denn wir brauchten ein Permit für die Einfuhr in den Namib Naukluft Nationalpark.

Danach noch schnell ein paar Informationen im hiesigen Touristoffice eingeholt, dabei Almuth besucht, die uns schon beim letzten Besuch für alle Fälle mal ihre Karte gab. Wenn wir irgendein Problem oder einen Notfall hätten, sollten wir sie doch bitte anrufen, sie würde uns dann umgehend mit Rat und Tat zur Seite stehen. An dieser Stelle nochmal vielen Dank dafür, Almuth.

Was natürlich sehr von Vorteil war, Almuth spricht deutsch. Wie übrigens zweidrittel aller Einwohner Swakopmunds.

Man hat das Gefühl, mitten in Deutschland zu sein, alle Straßenschilder oder Werbeplakate, alle Schilder im Supermarkt oder die gesamte Bücherei sind deutsch. Erst an zweiter Stelle wird in englisch angeschrieben.

Was dem ganzen dann noch den Hut aufsetzt ist das hiesige Brauhaus, in dem bis heute nach deutschem Reinheitsgebot das Bier gebraut wird.

Wir ließen es uns dann auch nicht nehmen und gingen mal so richtig schön ein Jägerschnitzel essen, mit Bier aus dem Fass! Der Kracher!!

Wir verbrachten zwei Nächte auf dem Platz, um mal alle Sachen mehr oder weniger gut unterzubringen, alles mal zu ordnen und einfach mal mit den anderen Nachbarn (die überwiegend auch alle deutschsprachig waren) zu quatschen.

Natürlich klapperten wir morgens auch nochmal 3 Stunden die ganze Stadt nach Gas und der Sicherung ab, was im Falle der Sicherung auch von Erfolg gekrönt war.

Beim Gas gaben wir auf und holten uns einen Taschenkocher für den Anfang, vielleicht haben wir ja in Windhoek mehr Glück. Andernfalls könnten wir dann immer noch eine afrikanische Flasche kaufen.

So machten wir uns frisch geduscht und bestmöglich ausgerüstet auf den Weg in die Wüste.

Uns begrüßte gleich zu Beginn mal eine 5 km lange Wellblechpiste, die dann von Geröll abgelöst.

Die Piste führte uns an mehrere Sehenswürdigkeiten, unter anderem der Blutkuppe, einem kleinen Berg mitten in der Schotterwüste. Auch wenn der Name martialisch klingt, ist hier kein Massaker passiert oder irgend Friedhof, auf dem obskure Rituale vollzogen werden.

Er trägt den Namen aus dem Grund, dass es in der Abenddämmerung so aussieht, als würde der Berg bluten, da er viel von rötlichem Gestein durchzogen ist.

Und genau das wollten wir uns anschauen.

Also fuhren wir die Campstellen am Fuß der Berges an, die Kosten dafür waren bereits im Permit enthalten. Es gab 6 Stellplätze, jede ausgestattet mit einem Grillstelle und Mülleimern.

Dort machten wir das erste Feuer unserer Reise.

Und da sitzen wir jetzt. Und freuen uns auf die Zukunft, während vor uns die Sonne den Horizont berührt und die Wüste vor uns in den schönsten Farben erstrahlen lässt.

Witzig ist vielleicht noch zu erwähnen, dass wir kaum angekommen waren, als ein weißer Pick-Up mit Dachzelt neben unserem Camp stoppt und die Insassen uns fragen, wo doch hier bitte die Rezeption sei…

 

Kategorien
Afrika Namibia Unser Reisemobil Weltreise

Warten

Montag morgen und das Schiff lag immer noch unverändert vor Anker an der selben Stelle in der Bucht. Es war wohl da, immer noch nicht im Hafen sondern davor.

Wir entschlossen uns, den Agenten, von dem wir nur eine Adresse hatten einen Besuch abzustatten und zu fragen, ob er uns sagen könne, wann wir unser Auto bekommen würden. Wir hofften das Tracking war nicht so 100% korrekt und das Schiff würde schon entladen werden.

Nach einer halben Stunde Spaziergang erreichten wir das Büro des Agenten und wurden direkt von seiner Mitarbeiterin reingebeten. Peter begrüßte uns mit einem „Moin moin“ und wusste gleich wer wir sind. Der Hamburger erklärte uns, dass das Schiff wohl planmäßig angekommen war, aber momentan seien alle Plätze im Hafen belegt und es müsse warten bis es anlegen darf. Am nächsten Tag sollte es soweit sein und am Mittwoch bekommen wir dann unser Auto. Er bot uns sogar an, dass er uns mitnimmt zum Hafen und wir dabei sein können, wenn es durch den Zoll geht und wir es dann direkt übernehmen könnten.

Wir tauschten noch Nummern aus und Peter wollte sich gleich am Dienstag melden, sobald er mehr weiß.

Also hatten wir noch zwei Nächte mehr in diesem verlassenen Kaff! Hier ist es wirklich so was von tot. Man kann (ohne Auto) nichts machen. Allerdings war Montag und die Geschäfte hatten wieder alle geöffnet. Auf dem Heimweg machten wir einen Abstecher in einem Offroad-Laden. Hier kann man über Outdoor- und Camping-Equipment wie Töpfe und Gaskocher bis hin zu einer neuen Stoßstange alles kaufen, was das 4×4-Herz begehrt.

Im Übrigen sieht man hier an jeder Ecke hochgezüchtete und gepimpte 4×4 soweit das Auge reicht. Überwiegend Hilux und Landcruiser zieren das Straßenbild. Für unser Auge ist das eine wahre Wonne. Und einen TÜV scheint es hier auch nicht zu geben. Was bei uns der Golf ist hier ein 4×4. Und ein paar Corollas gibt es auch noch.

Als wir wieder in unserem B&B ankamen, begrüßte uns Christina schon und fragte uns, wo unser Auto sei. Nachdem wir ihr die Story erzählt haben überschüttete sie uns mit Mitleid. Sie wisse ja wie sehr wir nun los fahren wollten und jetzt noch mal zwei Tage… Und das Geld… Wir zahlten bisher 80 € die Nacht. Sie kam uns entgegen und nun mussten wir nur noch 65 € die Nacht bezahlen. Und außerdem wisse sie, dass hier ja nichts los sei, also wollte sie uns am Dienstag nach Swakopmund fahren, damit wir mal was anderes sehen. Dankend nahmen wir das Angebot an.

Als Dankeschön, luden wir sie für den Abend zum Essen ein. Ganz in der Nähe ist ein Restaurant, das auf einem Pier mitten im Meer steht. Wir haben nun schon von mehreren Gästen gehört, dass es da ganz toll sein soll und wollten dort hin. Wir verabredeten uns für 18 Uhr und pünktlich fuhren wir los. Das Essen war ganz toll und auch wenn hier fast alles deutsches Preisniveau hat, Essengehen ist relativ günstig. Wir hatten einen wunderschönen Abend mit vielen interessanten Eindrücken aus Christinas Leben und dem ihrer Familien.

Am nächsten morgen wurden wir zum Frühstück begrüßt und Christina erklärte uns, sie habe gestern Abend noch zwei Buchungen rein bekommen und sie müsse hier sein und könne uns nicht nach Swakopmund fahren. Aber sie habe ihre Tante Rachel organisiert. Sie kenne sich dort sowieso besser aus als sie und sie wird uns ein bisschen rum fahren und uns alles zeigen. Um halb 10 sei sie da…

Wir waren noch nicht mit unserem Frühstück fertig da kam sie schon reingeschneit. Pünktlich wie die Maurer. Wir müssen unsere Aussage vom letzten Mal revidieren. Die Afrikaner können auch deutsche Pünktlichkeit.

Wir fuhren ca. 30 Minuten bis nach Swkopmund. Die Straße teilt die Wüste vom Ozean an der Bucht entlang: Auf der rechten Seite türmen sich die sandigen Dünen auf, auf der linken Seite schlägt der Atlantik seine Wellen. Aus der Ferne konnten wir mehrere Schiffe liegen sehen. Und beim Näherkommen sahen wir, dass eins davon tatsächlich unseres war. Da lag das Schiff mit unserem Auto fast direkt vor unseren Füßen im Meer und wir konnten einfach nichts tun. So nah und doch so fern!

In Swakopmund angekommen fuhr uns Rachel erst mit dem Auto etwas durch die Stadt und zeigte uns viele alte Gebäude und fütterte uns mit Informationen zur überwiegend deutschen Geschichte. Später ließ sie uns raus und wir machten einen Treffpunkt für 13 Uhr aus.

Die Innenstadt Swakopmund ist nicht groß und man hat sich schnell einen Überblick verschafft. Im Gegensatz zu Walvis Bay ist hier wirklich alles deutsch. Jeder spricht deutsch, überall stehen Informationen zuerst in deutsch angeschrieben und es gibt sogar eine Adler Apotheke in der Kaiser-Wilhelm-Straße.

Natürlich mussten wir auch das hiesige Brauhaus besuchen, in dem wir mit einem „Mahlzeit“ begrüßt wurden. Wir waren wirklich in Deutschland – mitten in Afrika!

Nach einem Bier und einem Eistee gingen wir zurück zu unserem vereinbarten Treffpunkt. Rachel wartete schon auf uns und wir fuhren wieder in Richtung Walvis Bay.

Noch in Swakopmund rief uns Peter (der Agent) an. Er hatte schlechte Neuigkeiten: Das Schiff könne noch nicht in den Hafen, es sei von der selben Reederei noch ein wichtigeres Schiff gekommen und das habe Priorität. Unseres müsse noch weiter warten. Aber am Freitag müsste es dann entladen sein…

Freitag???!!! Noch zwei Tage länger! Wir sitzen hier fest ohne Auto!

Ganz geknickt erzählten wir Christina bei der Rückkehr, was passiert war. Sie war wieder unglaublich mitfühlend und buchte uns noch zwei weitere Tage ein – wieder zum ermäßigten Preis. Und sie versprach uns, dass das das letzte Mal ist, dass wir was bezahlen. Sollte es nochmal länger dauern, müssen wir nichts mehr bezahlen! Außerdem könnten wir ihr Auto benutzen. Sie könne es ja nicht mit ansehen, wenn wir uns hier so langweilen würden. Auch das Angebot nahmen wir dankend an und somit werden wir wahrscheinlich morgen nochmal nach Swakopmund fahren ein paar Dinge erledigen.

Ansonsten heißt es weiter warten. Warten auf ein Schiff, das eigentlich schon längst da ist.

 

Kategorien
Afrika Deutschland Europa Namibia Unser Reisemobil Weltreise

Anreise Namibia

Nun war es tatsächlich soweit. Der 5. Oktober war da und alles, worauf wir die letzten Jahre hingearbeitet haben war plötzlich so nah. Immer waren es noch Monate oder Wochen… Jetzt waren es keine 12 Stunden mehr, bis uns der Fliegen in unser neues Leben bringen sollte.

Mit sehr gemischten Gefühlen und nach einer unruhigen Nacht, machten wir uns dran, noch die restlichen Dinge zu erledigen. Manche Sachen gehen halt erst auf den letzten Drücker – wie die Zahnbürste einzupacken. Und während unsere To-Do-Liste so langsam immer kleiner wurde, wurden die Stimmung immer wehmütiger.

Als es um halb 1 zum letzten Mal Mittagessen gab, hatte keiner wirklich Appetit und schon da liefen die ersten, aber auch nicht die letzten Tränen für den Tag.

Natürlich freuten wir uns auf unsere bevorstehende Reise aber trotzdem waren wir traurig und hatten zugleich auch ein schlechtes Gewissen, dass wir unseren Eltern jetzt auch noch ihre Enkelin weg nahmen. Aber die Entscheidung stand und sollte auch nicht mehr umgeworfen werden.

Gegen 14 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Wir wollten frühzeitig da sein um uns zum Einen noch mit Philip und Franzi zu treffen und zum Anderen wollten wir frühzeitig einchecken um eine Chance auf ein Babybett (die, die man in die Wand einhängt) im Flugzeug zu haben.

Das Babybett hat mir bis dahin schon den letzten Nerv geraubt… Bereits vor ein paar Wochen habe ich an Air Namibia eine E-Mail geschrieben mit der Bitte uns auf unserem gebuchten Flug ein Babybett zu reservieren. Als Antwort kam, das ginge nur bis 6 Monate, unsere Tochter sei bei Abflug ja schon älter. Mist… Aber im Laufe der Zeit und nachdem mich meine Schwiegermutter nochmal drauf gebracht hatte, wollte ich erneut mein Glück versuchen. Elisabeth würde erst am Tag der Ankunft 7 Monate werden, bei Abflug war sie noch 6 Monate. Also habe ich wieder eine E-Mail an Air Namibia geschrieben. Diesmal antwortete man mir, ich solle mich telefonisch 72 Stunden vor Abflug melden, dann sei unsere Buchung in deren System und man könne versuchen, dass wir doch noch ein Bett bekämen. 72 Stunden vor Abflug war Montag Abend um kurz nach 20 Uhr. Natürlich war telefonisch niemand mehr erreichbar, die Hotline war nur bis 18 Uhr besetzt. Dienstag war Feiertag, also auch niemand erreichbar. Ich rief dann gleich am Mittwoch morgen an und was sagte man mir?! Ich riefe zu spät an… Ich habe gedacht ich müsste die total unmotivierte Dame durch das Telefon holen! Außerdem sei unser Baby eh zu alt, die 6-Monats-Grenze ginge nur bis zum Beginn des 6. Monats, also 5 Monate und 30 Tage, sie war aber schon 6 Monate und 30 Tage. Nichts zu machen.

Total genervt legte ich auf und wollte dann im Internet online einchecken, damit wir uns wenigstens ein paar halbwegs angenehme Sitzplätze aussuchen konnten. Die ganze Nacht mit baby auf dem Schoß sollte wenigstens so angenehm wie möglich verlaufen. Der Online-Check-in funktionierte aber nicht. Ich konnte einfach nicht auf die Sitzplätze zugreifen. Also rief ich nochmal bei der Hotline an, um zu fragen, ob man wenigstens ein paar Sitzplätze für uns einbuchen konnte. Diesmal hatte ich eine andere – aber mindestens genauso unmotivierte – Dame am Telefon, die mir erklärte, dass der Online-Check-in erst 24 Stunden vorher ginge aber noch waren es um die 30 Stunden. Aber wir würden ja mit Baby fliegen, die Babybetten und die zugehörigen Sitze dazu könne man eh online nicht einchecken. Ich habe ihr gesagt, dass ich 5 Minuten vorher noch mit ihrer Kollegin gesprochen habe, die mir sagte, unser Baby sei zu alt. „Ja, aber wenn noch Babybetten frei sind kann man da bestimmt was machen.“ Wir sollten einfach am nächsten Tag früh genug am Check-in in Frankfurt sein, vielleicht klappt das dort. Telefonisch ginge das nicht mehr, dafür sei ich schon zu spät… Habe ich jetzt schon zum zweiten Mal gehört… Wir beschlossen also so früh wie möglich am Check-in zu sein.

Am nächsten Tag waren wir eine der ersten beim Check-in. Wir schilderten unsere Situation und bekamen gesagt, wir hätten das vorher telefonisch anmelden sollen… Ich dachte ich drehe durch!!! Sie könne jetzt nichts mehr machen außer uns auf die Reihe einzubuchen, wo das Bett angebracht werden KANN. Ob wir es dann auch bekommen, sei nun die Entscheidung des Flugpersonals.

Aber plötzlich war das gar nicht mehr unser Hauptproblem. Nachdem wir schon fast eingecheckt waren, wollte die Dame unser Rückflugticket sehen. Ganz selbstverständlich sagten wir, dass wir keins hätten, wir reisen mit dem Auto wieder aus. Sie wurde immer zickiger… „Wie lange wollen Sie denn bleiben?“ „Keine Ahnung“ antworteten wir. „Wir wissen, dass wir visumsfrei innerhalb von 90 Tagen wieder ausreisen müssen und bis dahin sind wir wieder raus, alles andere ergibt sich vor Ort.“ „Ja und danach?“ „Danach fahren wir weiter, wahrscheinlich nach Südafrika, dann wieder nach Norden, Botswana, Tansania usw steht auch noch auf dem Plan.“

Sie schaute uns total entgeistert an. Sie konnte sich darunter gar nichts vorstellen. Ich gab ihr unsere ganzen Dokumente, die bewiesen, dass sich unser Auto auf dem Schiff befindet und sie tigerte damit in ihr Büro ab. Kurz darauf kam sie zurück, sie habe mit ihrem Supervisor gesprochen und wir können nicht fliegen. Die ganzen Dokumente bewiesen ja gar nichts, sie brauche was schriftliches, dass wir innerhalb von 90 Tagen Namibia wieder verlassen würden und das stehe dort nicht drauf. Ich zitterte vor Aufregung. Wir waren kurz davor, unsere Weltreise zu starten und nun fing es schon in Deutschland an, dass uns die Bürokratie einen Strich durch die Rechnung machen sollte? In Afrika haben wir das erwartet, aber schon hier???!!! Ich fragte sie, wie das denn sonst gehandhabt wird. Es kommt ja relativ häufig vor, dass Menschen ihre Autos in andere Teile der Welt verschiffen und hinterher fliegen. Alleine in Namibia kommt jede Woche mindestens ein Schiff an, das bis unters Dach voll ist mit Autos. Aber Nein, sowas habe sie noch nie gehabt… Ah ja… Wir drehten uns im Kreis und irgendwann kam ihre Chefin dazu und versuchte uns alles nochmal zu erklären. Wir verstanden das ja. Wir haben keinen Ausreisenachweis aber es kann ja auch nicht so schwer sein uns zu verstehen… Wir waren batschnass geschwitzt. Wir sahen wirklich schon den Flieger ohne uns abheben. Bloß weil die Damen wahrscheinlich eine Arbeitsanleitung haben, wo jeder Handlungsschritt drin steht und sie zu unflexibel waren auf uns einzugehen, drohte unser Traum schon hier zu enden. Da wir uns weiter im Kreis drehten, holten sie noch einen höheren Chef dazu. Ich flüsterte Tim zu, dass wir nochmal ganz freundlich und ganz von vorne anfangen (sehr schwer mit einem Puls von 500) sollten, ihm die Situation zu erklären. Wir hatten beide in unserer Berufszeit mit Kunden zu tun und wissen, dass man wenn der Gegenüber ungehalten wird erst recht abblockt. Also nochmal durchatmen und ganz in Ruhe…

Der Typ kam (noch unsympatischer als beide Damen zusammen), wir wollten grad anfangen, da fuhr er uns über den Mund: „Sie müssen gar nicht weiter reden, wenn Sie kein Rückflugticket haben, fliegen Sie heute nicht.“

So, da standen wir nun, fix und fertig und den Tränen nahe. Ich glaube auch die Mitarbeiterin dort am Schalter merkte das und bekam etwas Mitleid mit uns. Sie mischte sich wieder ein und fing an uns ein paar Tipps zu geben. Plötzlich war nicht mehr die Rede von einem Rückflugticket. Wir könnten ihr auch ein Flug- oder Busticket in ein anderes Land vorzeigen. Das würde ausreichen. Hauptsache wir reisen aus Namibia innerhalb von 90 Tagen aus.

Wir wurden hellhörig… „In ein anderes Land? Also auch nach Südafrika oder in ein anderes Nachbarland?“ „Ja, egal wohin, Hauptsache raus.“

Wir holten unsere Koffer wieder von der Waage und gingen zurück in den Wartebereich, wo wir uns erst einmal setzten um die Lage zu besprechen. Tims Vater wartete dort mit unserer Tochter und wollte eigentlich schon weg sein. Wir schulden ihm jetzt 5 € für eine weitere Stunde parken am Terminal…

Wir und wahrscheinlich auch ihr habt euch immer gefragt wer bei diesen Last.-Minute-Schaltern am Flughafen einen Flug bucht. Jetzt wissen wir es. Wir wollten online nach einem billigen Flug schauen, aber da unser Datenvolumen leer war, war das unsere letzte Chance. Im Endeffekt haben wir jetzt für 230 € für alle am 25.12.2017 einen Flug nach Kapstadt gebucht, den wir nie antreten werden. Nachdem wir dem Typ dort an so einem Schalter unsere Situation erklärt haben, buchte er uns den Flug, wollte das Geld aber in bar haben, wahrscheinlich wird er den Flug mittlerweile schon storniert und das Geld eingesackt haben ist uns aber egal, wir hatten einen Nachweis.

Damit ausgestattet gingen wir zurück zum Check-in und wurden endlich ohne Probleme eingecheckt. Ich habe am selben Morgen noch einen Flug online von Windhoek nach Walvis Bay gebucht. Das schlechte Gewissen der Mitarbeiterin war wohl so groß, dass sie uns und sogar unser Gepäck direkt durchbuchte (und das bei komplett zu verschiedenen Zeiten einzeln gebuchten Flügen) und uns auch gleich die Boardkarten für den zweiten Flug ausstellte. Und auch hier reservierte sie uns dann noch die besten Plätze. Geht doch!!!

Jetzt konnten wir uns auch endlich schweren Herzens noch von Tims Vater verabschieden und Philip und Franzi begrüßen, die schon seit einer halben Stunde auf uns warten mussten. Nach einem gemeinsamen Bier ging es auch hier schon wieder an die Verabschiedung und wir machten uns auf in den Sicherheitsbereich. Die ganze Geschichte mit dem Check-in hat so lange gedauert, dass wir nun nur noch eine halbe Stunde hatten, dann wurde schon geboardet.

Da wir mit Baby unterwegs waren, durften wir als erste ins Flugzeug einsteigen. Wir kamen in den Flieger und wurden direkt gefragt, ob wir ein Babybett bräuchten. JJJAAAAA! „Kein Problem, nach dem Start komme ich und bringe es Ihnen.“ Na endlich, auch die zweite Sache hat endlich geklappt.

Wir machten es uns gemütlich (soweit dies in einem Flieger möglich ist) und warteten bis alle eingestiegen waren. Tim versuchte in der Zwischenzeit schon das Entertainment Programm zu checken aber irgendwie wollte das nicht funktionieren. Wir dachten das ginge erst, wenn wir in der Luft sind, also machten wir uns keine weiteren Gedanken darüber.

Auf dem Weg zur Rollbahn fing unsere Tochter an zu brüllen wie am Spieß. Es war Schlafenszeit aber alles war so aufregend und wir waren durch den ganzen Stress so angespannt (was sie natürlich auch merkte), dass sie selbst durch’s Stillen nicht mehr zu beruhigen war. Irgendwie bekam ich sie dann doch an die Brust damit sie beim Start keinen Druck auf die Ohren hatte und dann beruhigte sie sich auch einigermaßen. Nach dem Start brachte der Flugbegleiter das Babybett und wir legten sie rein. Jetzt wissen wir auch, warum die nur bis 6 Monate gehen: Elisabeth passte kaum noch rein.

Nach dem Essen war endlich die Zeit gekommen, das Entertainment Programm auszuprobieren. Ich bekam nur mit, wie Tim genervt und wie ein Bescheuerter auf diesem Bildschirm rumdrückte und vor sich hin fluchte. Dann holte er meinen Bildschirm nach ob und drückte dort drauf rum aber es passierte nichts, er ging nur an und aus, weiter kam man nicht. Nicht mal die Sprache ließ sich auswählen.

Auch an meiner Rückenlehne wurde fleißig rumgedrückt. Ich drehte mich um und fragte, ob ihr Bildschirm nicht ging. Natürlich ging er nicht. Wir hielten den nächsten Flugbegleiter an um zu fragen, was mit den Bildschirmen los waren und er sagte uns, es gäbe wohl ein technisches Problem und ungefähr 60 Bildschirme wären defekt und würden auch den ganzen Flug nicht funktionieren.

Also blieb uns nur versuchen zu schlafen, was auf den Sitzen der Economy Klasse eine wirkliche Herausforderung war. Für ein kleines Nickerchen hat es doch gereicht aber auch nicht lange, da sich bald wieder unsere Tochter meldete. Wir verbrachten die Nacht im Wechsel zwischen Stillen und Dösen und ich war froh, als gegen halb 5 Uhr morgens das Licht anging und das Frühstück serviert wurde. Jetzt hatten wir es fast geschafft, nur noch eine gute Stunde sollte es dauern und unser Flieger setzte im Sonnenaufgang in Windhoek auf. Die erste afrikanische Sonne seit langem für uns! Und unsere Tochter hat sich echt wacker geschlagen und wurde auch von den anderen Fluggästen gelobt. Die Landung hat sie sogar gänzlich verschlafen.

Wir rollten die Landebahn hinab und auf dem Weg zum Gate merkten wir, dass es hier gar keine Gates gab. Wir wurden einfach etwas neben der Rollbahn aus dem Flieger geworfen und durften zur Ankunftshalle laufen, begleitet von Spalier stehenden Angestellten, die aufpassten, dass auch keiner aus der Reihe tanzte und alle zügig in die Halle kamen.

Draußen bleiben wollte man bei diesen Temperaturen sowieso nicht. Kurz nach Sonnenaufgang hatte es 6 Grad!!! Wir sind doch hier in Afrika!

Von dem Mini-Vorfeld ging es durch die Passkontrolle in die noch kleinere Kofferhalle. Auch wenn unsere Koffer bis Walvis Bay durchgecheckt wurden, warteten wir, ob sie nicht doch vielleicht über das Laufband liefen. Wir sind jetzt in Afrika und hier weiß man nie. Als das Band aber immer leerer und die Menschen immer weniger wurden und unsere Koffer immer noch nicht da waren, dachten wir uns, dass es doch geklappt haben muss und begaben uns in die Ankunftshalle. Die Halle war genau so klein wie der Rest und somit hatten wir uns schnell einen Überblick verschafft. Größer als der Flughafen in Zweibrücken ist der Flughafen Windhoek nicht, nur handelt es sich hierbei um einen internationalen Flughafen der Hauptstadt!
Wir hoben erstmal Geld ab und kauften uns eine namibianische Prepaid-Karte fürs Handy.

Wir gingen zur Abflugshalle und warteten auf unser Boarding für den Inlandsflug. Nach einem Kaffee und zwei Stunden später wurde unser Flug geboardet und wir liefen wieder über das Vorfeld zu unserer Maschine, einer Embraer ERJ 135. Es handelt sich um eine ganz kleine Maschine, mit nur drei Sitzplätzen pro Reihe – 2 auf der einen und einen auf der anderen Seite vom Gang. Es war nur eine Flugbegleiterin auf dem Flug aber bei 35 Minuten sollte das auch ausreichend sein. Beim Einsteigen sahen wir auch, wie gerade unsere Koffer eingeladen wurden, also hatte es wirklich geklappt.

Der Pilot startete und Elisabeth schrie. Und das den kompletten Flug (außer wenige kurze Momente, in denen sie sich ablenken ließ). Jetzt war einfach alles zu viel. Der Stress, der wenige Schlaf in der Nacht, die Unruhe und jetzt schon wieder Stress, neue Umgebung und einfach alles doof. Aber es machte nichts, dass sie so schrie. Erstens ging der Flug ja nicht so lange und zweitens war die Maschine so alt, klapprig und dröhnte so laut, dass sie die Schreie übertönte.

Wir überflogen die Wüste und hier war wirklich gar nichts. Man sah nur alle möglichen Braun-Töne. Sonst nichts, aber auch wirklich gar nichts.

Kurz darauf landeten wir auch schon in Walvis Bay, der Flughafen befindet sich mitten in der Wüste. Wir wollten mit dem Taxi zu unserem B&B fahren und erwarteten, dass wir kaum aus dem Flughafen rauskämen und schon von Taxifahrern umringt sein würden. Aber weit gefehlt. Eine Angestellte des Flughafens musste extra ein Taxi bestellen.

Wir fuhren dann die ca. 20 Minuten durch die Wüste nach Walvis Bay. Rechts und links nur Sand und eine kerzengerade Straße, wir fühlten uns wie auf dem Mond. Und auch in Walvis Bay angekommen wurde es nicht besser. Die Stadt soll über 60.000 Einwohner haben, wir fragten uns, wo die waren.

Die Stadt wirkt wie eine Geisterstadt. Breite Straßen führen durch die Wohnviertel aber außer ein paar Autos auf der Straße war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Aber macht auch nichts. Wir wollten ja hier keinen Urlaub machen sondern warten nur bis unser Auto da ist und dann sind wir hier weg.

Äußerst freundlich wurden wir von der Schwester der Chefin empfangen. Sie haben uns extra ein Familienzimmer reserviert, da hätten wir eine Badewanne und könnten das Baby baden. Und auch wir sollten uns erst einmal eine warme Dusche gönnen und ausruhen. Nach fast 24 Stunden unterwegs war das auch mehr als notwendig. Die letzten Stunden waren mehr als anstrengend und haben ihre Spuren hinterlassen. Wir fühlten uns so eklig, dass die Dusche eine wahre Wohltat war.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, liefen wir die ca. 1,5 km in die Stadt oder zumindest das, was man als Stadt bezeichnen kann. Eine riesige Straße und rechts und links ein paar Geschäft. Mehr ist das nicht.

Wir liefen zurück zu unserem B&B, wo wir auch zum ersten Mal Christina, die Chefin trafen, und quatschten noch etwas mit ihr, bevor wir es uns auf unserem Zimmer gemütlich machten. Eigentlich wollten wir noch etwas Fernseher schauen, aber das habe wir nicht mehr geschafft. Um halb 9 fielen wir totmüde in unser riesiges Bett.

Den nächsten Morgen gingen wir ganz entspannt an. Erstmal frühstücken. Hier trafen wir auch ein Pärchen aus Holland, das auch ihr Auto hierher verschifft hatte. Ihres war aber schon da, unseres immer noch unterwegs und wir wussten auch nicht, wann es ankommen sollte. Bereits seit über einer Woche hatten wir keinen Kontakt mehr zum Schiff und so konnten wir nur hoffen, dass es, wie angekündigt, am nächsten Tag ankommen sollte.

Christina sprach uns beim Frühstück an, ob wir nicht heute alle zusammen zu Abend essen wollten. Sie habe noch zwei Gäste und sie würde was kochen und uns gerne einladen. Da sagten wir natürlich zu, um 18 Uhr sollte es los gehen. Nur war um 18 Uhr niemand da und auch um 19 Uhr immer noch nicht. Wir überlegten gerade, ob wir uns eine Pizza holen sollten, als wir die Tür hörten und Christina mit Essen bepackt rein kam. Sie stellte alles hin, auch die Mikrowelle und sagte uns, sie müsse wieder weg, sie habe Besuch zuhause aber wir könnten uns das Essen, das mittlerweile kalt war, ja grad in der Mikro wieder warm machen. Die anderen zwei Gäste waren Ärzte und seien wohl noch im Krankenhaus also müssten wir alleine Essen. Mit einem „Enjoy your meal“ zischte sie wieder ab.

This is Africa!!!

Das Essen war trotzdem sehr lecker und wir fielen satt und zufrieden ins Bett.

Der nächste Morgen: Das Schiff war da! Endlich konnte man wieder im Live-Tracking sehen wo es war und es lag vor der Küste von Walvis Bay. Es hat also geklappt, das Schiff war wie angekündigt angekommen. Nur war heute Sonntag! Selbst wenn am Hafen geladen wird, weder der Zoll arbeitet heute noch hat der Agent unserer Spedition hier vor Ort geöffnet. Also hingen wir noch eine Nacht dran in der Hoffnung, dass unser Auto morgen kommt.

Wir liefen wieder in die Stadt (viel mehr kann man hier auch wirklich nicht tun) und kauften noch ein paar Getränke ein. Auch hier hat die Vorweihnachtszeit begonnen und genau so wie in Deutschland kann man hier mittlerweile überall Weihnachtsartikel kaufen und sogar die Weihnachtsmusik dudelt im Supermarkt schon vor sich hin. Das ist schon ein surreales Bild wenn die Boxen „Winter Wonderland“ spielen, und man im T-Shirt rumläuft. Wahrscheinlich wird das noch viel komischer, umso wärmer es hier wird (im Moment hat es tagsüber nur um die 20 Grad) und umso näher wir Weihnachten kommen. Wir sind gespannt.

Aber noch viel gespannter sind wir, ob wir morgen unser Auto bekommen!

Kategorien
Afrika Deutschland Europa Unser Reisemobil Weltreise

Zwischenbericht

Mit einem seltsam leeren Gefühl im Bauch verlassen wir, nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten, das Willys Treffen in Enkirch.

Drei Tage unter Gleichgesinnten liegen hinter uns, in denen wir ein letztes Mal mit allen Bekannten und Freunden aus der Overlanderszene gefeiert, getrunken und gegrillt hatten.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen wir Samstag schon das Treffen. Zwar einen Tag zu früh, was wir sehr bedauerten, da der letzte Abend meist der Lustigste ist. Wir wollten aber den ganzen Sonntag haben, um das Auto zu entladen um es dann für die große Reise wieder zu beladen. Außerdem wollten wir Sonntagabend dann gleich nach Hamburg aufbrechen und das alles an einem Tag war uns dann doch zu heiß.

Also Samstag schon los und alles in Ruhe am Sonntag erledigt.

Das lachende Auge natürlich deswegen, weil es mit der Verschiffung des Autos nach Namibia endlich in die heiße Phase gehen würde, die letzte Etappe würde anbrechen.

Wir fuhren also Sonntagabend los und erreichten mit Pausen nach guten sechs Stunden den Parkplatz der Spedition, die unser Auto am nächsten Morgen annehmen würde.

Wir hatten vorher schon telefonisch abgeklärt, dass wir auf dem Gelände übernachten dürften, so waren wir gleich vor Ort und ich musste am Morgen nur die Zweitbatterie abklemmen und alle Kabelenden isolieren.

Nachdem der Papierkram erledigt war, hatte ich noch die ganz besondere Ehre, das Auto persönlich in den Container zu fahren.

Als alles verzurrt und fest verschnürt war, wurden wir vom Chef noch persönlich an den Bahnhof in Norderstedt gefahren, von wo aus wir den Zug zum Hauptbahnhof Hamburg nehmen konnten.

Wir verbrachten den ganzen Tag in der Hamburger City, machten eine Hafenrundfahrt und genossen den sonnigen und wunderschönen Tag. Eigentlich ungewöhnlich für Hamburg, aber wir beschwerten uns nicht.

Abends nahmen wir den ICE nach Hause. Die vier Stunden Fahrt waren eigentlich ganz angenehm, da wir uns ein Kinderabteil mit einer anderen Familie mit Kleinkind teilten.

Das einzige Problem war, dass wir eigentlich permanent Geschrei im Abteil hatten, da entweder Elisabeth gerade eingeschlafen und unsanft von Gebrüll des anderen Kindes geweckt wurde, oder umgekehrt.

Abhilfe schaffte da nur ein kleiner Spaziergang durch den dahin rasenden ICE, bis beide Kinder in den Schlaf gefunden hatten und es still wurde.

Da forderten dann auch die letzten Tage, die erfüllt von Alkohol, Shisha, Schlafmangel und Stress, ihren Tribut und mich ereilte eine unmenschliche Migräne.

Aber daheim angekommen und nach einer wirklich erholsamen Nacht war der nächste Morgen eine Wohltat.

Mein Teil der Arbeit war erledigt, ab jetzt bestand mein Tagesablauf nur noch aus Kind hüten, Gammling und ein paar kleinen Verpflichtungen.

Mit erreichen des sechsten Lebensmonats begann für Elisabeth der Impfmarathon. Meisten einmal die Woche standen wir bei unserem Kinderarzt auf der Matte und sie bekam ihre Tollwut-, 6-fach Schutz- und Gelbfieberimpfungen per Spritze. Am Anfang war das Geschrei noch groß, aber die letzten Spritzen steckte unsere kleine Maus richtig gut weg und schon beim Pflaster aufkleben hörte das Weinen schon wieder auf.

Für uns standen noch ein paar Behördenbesuche auf dem Programm. Zum einen brauchten wir noch unsere internationalen Führerscheine, zum anderen einen internationalen Fahrzeugschein, der uns ermöglichte, unser Auto abzumelden, dadurch Geld für Steuer und Versicherung zu sparen und gleichzeitig ein offizielles Dokument in Händen zu halten. Somit unterbinden wir gleichzeitig irgendwelche fadenscheinigen Fragen von Grenzbeamten nach wer-weiß-was für Papieren, die Ihr spärliches Gehalt mit Schmiergeldern aufbessern wollen. Man besitzt etwas, was man zeigen kann und schon ist Ruhe.

Außerdem musste ich noch aufs Arbeitsamt, mich für einen einzigen Tag arbeitslos melden. Denn wenn man sich an- und einen Tag später wieder abmeldet bleibt der Anspruch auf Arbeitslosengeld I für die nächsten vier Jahre bestehen. Ich würde, sollten wir innerhalb der nächsten vier Jahre wieder nach Hause kommen, sofort Arbeitslosengeld bekommen, abzüglich natürlich der drei Monate Sperrfrist, weil ich selbst gekündigt habe.

Nachdem das erledigt war, blieb für mich eigentlich nix mehr zu tun.

Für Sarah begann die Arbeit jetzt erst richtig, denn Vollmachten für Versicherungen, ADAC, Bankgeschäfte und dergleichen mussten eingeholt und fertiggemacht werden.

Genau wie alle Unterlagen, die wir unterwegs brauchen mussten in Ordner oder Mappen sortiert werden.

Es gab noch tausende kleine Dinge, die erledigt werden wollten.

Darunter auch extrem Unnötige.

Zum Beispiel sind wir, als wir in London den Campingplatz gesucht haben unbewusst durch eine ECO-Zone gefahren.

Soweit eigentlich kein Problem, aber um eine solche Zone durchfahren zu dürfen muss man sich vorher online registrieren. Da wir weder von der Registrierung noch von der Zone wussten, traf uns fast der Schlag als ein Einschreiben aus England über Norwegen kam und uns aufforderte, 1200 Euro Strafe zu überweisen. Sollten wir der Forderung nicht nachkommen, würde sich der Betrag innerhalb von einer Woche verdreifachen…

Einen halben Tag hat es gekostet, bis wir mit ADAC und Rechtsschutz geklärt hatten, wie der Fall gehandhabt werden sollte. Er liegt jetzt bei einem britischen Anwalt und wartet auf seine Verhandlung.

Eine andere Geschichte war der Tollwutimpfstoff für Elisabeth. Der war europaweit vergriffen und wir mussten etliche Apotheken im Umkreis von 50 km abtelefonieren, um noch welchen zu bekommen.

Alles Zeug, was man sich sparen könnte, da noch genug Anderes anliegt.

Aber gut, Langeweile ist auch doof… 😉

Dadurch verging die Zeit aber wie im Flug und der eh schon zu kurze Sommer neigte sich seinem Ende zu. Krönender Abschluss war der diesjährige Jahrmarkt in unserer Heimatstadt Bad Dürkheim, der Wurstmarkt.

Aufgrund meiner Arbeit konnten wir die letzten Jahre nur bedingt bis gar nicht gehen, was sich natürlich dieses Jahr geändert hat.

Wir hatten frei und das Haus meiner Eltern ist gerade Mal 500 Meter entfernt des Festgeländes.

Das führte natürlich zu der ein oder anderen feuchtfröhlichen Nacht mit dementsprechendem Kater am Morgen darauf.

Es war überragend, wieder einmal mit allen alten Freunden und Bekannten zu feiern und einfach an nichts denken zu müssen und den ganzen Stress einfach mal auszublenden.

In den letzten zwei Woche vor Abflug leerte sich die Liste mit Erledigungen und wurde abgelöst von Terminen mit letzten Treffen mit unseren Freunden.

Die ein oder andere Träne rollte schon, als wir uns ein letztes Mal verabschiedeten.

Diese Website benutzt Google Analytics. Bitte klicke hier wenn Du nicht möchtest dass Analytics Dein Surfverhalten mitverfolgt. Hier klicken um dich auszutragen.