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Ruanda

Willkommen in Ruanda – dem Partnerland von Rheinland-Pfalz!

Und leider mit einer dunklen Vergangenheit:
In kaum einem anderen Land Afrikas schwingt eine so schlechte Schwingung mit wie hier. Der Genozid vor fast 25 Jahren sitzt noch tief in den Köpfen der Europäer und niemand weiß so recht, was Einen in so einem Land erwarten wird. Bei dem Gedanken an die Gräueltaten der Vergangenheit jagen einem Schauer den Rücken hinunter, aber…

Wir hatten noch niemals einen so einfachen und problemlosen Grenzübertritt wie nach Ruanda. Eine knappe dreiviertel Stunde dauerte die Prozedur, jeder bei der Ausreise aus Tansania und der Einreise in Ruanda wusste sofort Bescheid und unser Carnet und die TIP-Geschichte, die uns in Moshi so viele Nerven gekostet hat, war mit einem Stempel vom Tisch.

Wunderschöne neue Aufkleber zierten unsere Pässe, die uns berechtigen, in komplett Ostafrika (Ruanda,Uganda, Kenia) die Grenzen beliebig oft innerhalb von 90 Tagen zu überschreiten und nicht jedes mal ein neues Visum kaufen zu müssen.

Der erste sehr positive Eindruck verstärkte sich gleich, denn Ruanda ist das erste (und einzige) Land auf unserer Reise mit Rechtsverkehr – wie zuhause! Leider währte dieser Luxus nicht lange, denn mit eine Ausdehnung von gut 200×200 km ist Ruanda auch das zweitkleinste Land (nach Swasiland) und somit kleiner als Bayern.

Was gleich zu Beginn hinter der Grenze auffällt ist die rote Erde, die gewaltige Flächen des Landes bedeckt. Überall wo nichts bebaut ist oder gerade gebaut wird (in einem Blog anderer Reisender haben wir die passende Aussage gefunden „Die Chinesen teeren sich durch Afrika!“) sieht man die rote Erde hervorblitzen. Nachteil daran ist, dass sich der rote Staub auf alles und jeden legt und die Umgebung einen einheitlich roten Teint bekommt. Aber wie schon oft erwähnt, überall sieht man chinesische LKW, Bagger und Co. neue Straßen bauen. Natürlich hat es für uns den Vorteil, dass wir auf perfekten Asphaltbahnen mit Höchstgeschwindigkeit fahren können. Auch die Angst vor Blitzern wie in Tansania ist vergessen, denn die gibt es hier auch nicht.

Dafür gibt es hier ein ganz anderes Problem. Wir nennen es Mzungu-TV (mzungu ist der Begriff für eine weiße Person. Er wird in ganz Ostafrika verwendet und kann von einer Beleidigung über eine neutrale Bezeichnung bis hin zu einem freudigen Ausruf alles bedeuten, was einen hellhäutigen Menschen betrifft). Da hier anscheinend nur höchst selten ein Weißer vorbeischaut ist man überall der Mittelpunkt und hält man auch nur für 2 Minuten an, um am Straßenrand etwas einzukaufen, ist man sofort umringt von einer Traube an Menschen, die auch überhaupt keine Scheu kennen und falls es ihnen gerade in den Sinn kommt, auch mal schnell deine Autotür aufmachen um zu sehen, was in einem so ungewöhnlichen Fahrzeug denn so alles drin ist. Dazu kennen sie keinen persönlichen Mindestabstand und dir hängen locker 30 Leute so nahe auf der Pelle, dass du ihren Atem riechen kannst, wenn du nur mal schnell aussteigst um ein Brot zu kaufen. Niemand hat auch nur im entferntesten etwas Böses im Sinn oder will einen bedrängen oder gar bestehlen, alle wollen einfach nur dabei sein und genau sehen was der Mzungu so macht. Und so passiert es auch nicht selten, dass sich gerne auch mal alle Umstehenden in deine Preisverhandlungen einmischen und ein riesen Geschrei entsteht, nur weil die Tomate statt 15 Cent nur 12 kosten sollen.

Sieht man von dieser Tatsache als Reisender ab, ist Ruanda ein absoluter Geheimtipp, denn landschaftlich kann sich kaum ein anderer Staat mit diesem Winzlingsland messen!

Wir erreichten unser erstes Ziel, einen Eco-Campsite einer Frauenkooperative. Auch hier hatten wir wieder eine positive Überraschung, denn kaum ein anderer Camping war so schön gemacht und ordentlich wie dieser. Wir standen auf einer Wiese genau am Zaun (den die Kinder der umliegenden Siedlungen nutzten, um uns wieder stundenlang einfach nur anzuglotzen). Dahinter war ein kleiner Fußweg und dann eröffnete sich ein Tal, in dem am Morgen die Nebelschwaden standen und die Sonne ein traumhaftes Licht warf.

Eco-Camp deswegen, weil alle Sanitären Anlagen ökologisch waren, also Plumsklo und das verbrauchte Wasser wurde zum gießen der Pflanzen in Tanks umgeleitet. Der ganze Strom kommt aus Solarpaneelen und die Lebensmittel werden selbst angebaut.

An die Anlage war auch eine Joghurtfabrik angegliedert, in der die Frauen frischen Trinkjogurt in verschiedene Geschmacksrichtungen herstellen und verkaufen (500 ml für 0,50 Euro)

Natürlich war bei den Frauen kein Halten mehr, als sie das erste Mal unsere kleine Tochter sahen, die blonden Haare, die blauen Augen. Alle waren hin und weg und die Kleine wurde von Arm zu Arm gereicht, durfte die Molkerei besichtigen und die Joghurtfabrik auch. Dazu wurde ihr bei jeder Gelegenheit ein Joghurtdrink oder ein Becher zugesteckt, bis unsere Kühlbox kurz vor dem Bersten war. Wir genossen jeden Moment, tranken im hauseigenen Cafe afrikanischen Chai oder echten Latte Macchiato und verlängerten sogar zwei mal unseren Aufenthalt, um noch ein bisschen Zeit mit den Angestellten und Arbeiterinnen zusammen verbringen zu können. Als der Abschied kam, waren alle irgendwie den Tränen nahe…

In der Zeit machten wir auch einen Abstecher nach Kigali, kaum eine Autostunde vom Campsite entfernt. Hier wollten wir der dunklen Vergangenheit des Landes einen Besuch abstatten und zwei Völkermordgedenkstätten besuchen.

Der Völkermord in Ruanda ereignete sich im Jahre 1994 und innerhalb von vier Monaten kamen ca. 1 Millionen Menschen ums Leben. Die Tutsi-Minderheit wurde in dieser Zeit von den Hutu gejagt und ermordet, teilweise auf so bestialische Weise, dass man als Außenstehender sich manchmal fragt, ob man noch mit Menschen oder schon mit Tieren zu tun hat.

Die Tutsi wurden in manchen Orten in Stadien zusammengetrieben und es wurden einfach Handgranaten in die Menge geworfen. Alle Überlebenden wurden mit Gewehren und per Hand mit Macheten abgeschlachtet.

Andererorts suchten die Gejagten Schutz in Kirchen oder Missionsgebäuden. Zum Teil Tausende in einer Kirche. Die Mörder eröffneten das Feuer durch eingeschlagene Fenster auf die Eingeschlossenen und auf alle Überlebenden wartete dann der Tod durch die Machete oder eine Keule. Oder die gesamte Kirche wurde ganz einfach in Brand gesetzt.

Zwei dieser Kirchen wurden in Gedenkstätten umgewandelt.

Es läuft einem eiskalt den Rücken runter, wenn man die Schwelle einer dieser Kirchen überschreitet, durch ein Tor, das aus seinen Angeln gesprengt wurde und man die vielen Löcher im Dach sieht, die die Granatsplitter hinterlassen haben und durch die das einfallende Sonnenlicht Strahlen in die staubige Luft zeichnet. Hunderte von Einschusslöchern in den Wänden zeugen von den grauenhaften Dingen, die hier passiert sind.

Ein Führer beschrieb die Nacht, in der in dieser Kirche über 500 Menschen ihr Leben auf bestialische Weise verloren. Vergewaltigungen und Folter, Frauen, Kinder, für die Gejagten gab es kein Erbarmen. Hunderte von Schädeln in Vitrinen, Särge voll mit Knochen und Berge von Kleidung der Opfer sind stumme Zeugen der Gräueltaten dieser Zeit, die niemals vergessen lassen werden, was damals geschah.

In der zweiten Gedenkstätte, einer Kirche mit angrenzender Messe und Aufenthaltsgebäuden waren die Spuren jener Tage noch deutlicher zu sehen. Noch mehr Schädel, noch mehr Einschusslöcher. Es gibt große Löcher in den Wänden, wo die Granaten explodierten um an die eingeschlossenen heranzukommen.

Teilweise waren ganze Teile von Gebäuden zum Einsturz gebracht worden, um die Menschen die sich darin verbarrikadierten einfach unter den Trümmern zu begraben.

Auf dem Heimweg war recht bedrückte Stimmung, die aber gleich wieder auf afrikanische Weise aufgeheitert wurde. Vor uns fuhr ein Pick-Up mit bestimmt zehn zusammengekauerten Leuten auf der Ladefläche. Alle in Handschellen. Ein Gefangenentransport. Auf der Ladeflächenkante saß ein Aufseher, ein Bein hing lässig über die Bordwand, was bei den gefahrenen 80 Km/h eine beachtliche Balanceleistung war, in der Hand eine AK47. Der Lauf zeigte immer bedenklich in unsere Richtung und bei jedem Schlagloch erwarteten wir, dass sich Kugeln ihren Weg durch unseren Kühler bahnen würden.

Als wir zu überholen ansetzten, winkte uns der Bewaffnete grinsend zu und mit ihm alle seine Häftlinge! Ein Bild für die Götter!

Lange nachdem der Pick-Up aus dem Rückspiegel verschwunden war, erwarteten wir noch das Knattern der Automatikwaffe zu hören, weil er dann doch mit dem Finger am Abzug das Schlagloch nicht hatte kommen sehen… TIA

Wenn man mal von solchen besonders kuriosen Dingen absieht, ist Ruanda ein erstaunlich aufgeräumtes, sauberes Land. Alle Straßen haben Namen, alle Kreuzungen sind beschildert (vor allem in der Hauptstadt). Die Wege sind schön angelegt und einmal die Woche ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass jeder sein Grundstück fegt. Genau wie die Straßen. Gegen jedwede Erwartung findet man hier kaum Müll oder Dreck auf der Straße und die Wege für die Fußgänger sind wie bei uns auch mit Streifen markiert.

Wir machten uns auf den Weg nach Norden, Richtung Uganda. Unseren letzten Stopp im Land machten wir bei einem Backpackershostel mit Camping. Ein total abgedrehter Ort! Überall hingen Masken und seltsame, geschnitzte Geisterfiguren, aber es war irgendwie auch urig und gemütlich. Das Hostel liegt im ruandischen Hochland mit Blick auf die sagenumwobenen Virunga-Vulkane, an deren Hängen die Berggorillas leben. Es gab kostenlosen Chai und das Wlan war überragen (verständlich, denn was würden die ganzen Backpacker ohne ihr Facebook tun!).

Wir genossen eine schwülwarme Nacht mit Abermilliarden Moskitos und überquerten am darauffolgenden Tag die Grenze nach Uganda.

 

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Deutschland – Moschi – Ruanda

Sechs Wochen wollten wir in Deutschland bleiben, fast acht sind es zum Schluss geworden. Wir genossen den Frühling in der Pfalz in vollsten Zügen und wollten ehrlich gesagt gar nicht mehr zurück nach Afrika.

Wir verbrachten die Zeit auch mit Planen unserer weiteren Route und eigentlich war alles schon fix, sogar ein Spediteur war bereits beauftragt: Unser weiterer Weg sollte uns um den Viktoria-See herum über Ruanda, Uganda und Kenia führen und von Mombasa aus wollten wir unser Auto nach Singapur verschiffen, wo wir auf dem Landweg heimfahren wollten (dann wären wir auch endlich echte Overlander :p).

Bei Recherchen bin ich zufälligerweise auf einen Eintrag gestoßen, dass es seit zwei Jahren verboten sei, ein Auto mit Wohnmobilcharakter nach Thailand einzuführen. Da es keinen Weg an Thailand vorbei gibt, mussten wir kurzerhand umplanen: die Panamericana sollte unser nächstes Ziel werden. Unsere Zweifel darüber, ob unser Auto dafür geeignet sei (schlechtes Wetter in Patagonien und den Anden und Aufenthalt im Auto mit Kleinkind nicht möglich) warfen wir kurzerhand über Bord und beauftragten die Spedition mit unserem neuen Plan.

Leider war eine Verschiffung ab Ostafrika ziemlich umständlich und so beschlossen wir, wieder ins südliche Afrika zurück zu fahren, um eine Verschiffung von Kapstadt oder Walvis Bay nach Montevideo in Uruguay anzutreten.

Mit dem neuen Plan im Gepäck ging es dann Ende Mai wieder einmal nach Frankfurt zum Flughafen. Diesmal waren wir vorbereitet und hatten zu unserem One-Way-Ticket einen Rückflug gefälscht, die Dame beim Check-In fragte aber überhaupt nicht danach. Vielleicht lag das daran, dass wir sie mit unserem Sperrgepäck etwas wuschig machten. Wir haben in Deutschland einen Camping-Tisch gekauft, der unbedingt nach Afrika mit sollte. Und bevor sich jemand fragt, warum man einen Tisch mitnimmt: Weil unser alter kaputt ist und man hier nichts und rein gar nichts kaufen kann, was im Entferntesten mit Campingausstattung zu tun hat.

Auf jeden Fall bezahlten wir die 150 € extra und dann waren wir eingecheckt. Der Nachtflug verlief dank Babybett wieder einigermaßen angenehm und nach einem Zwischenstopp in Addis Abeba erreichten wir Sonntag Mittag den Kilimanjaro Flughafen.

Nur noch schnell zum Visumsschalter und dann sollten wir eigentlich schon durch sein… Weit gefehlt. In der Horde der umherstehenden Safari-und-Badeanschluss-Pauschal-Touris fielen wir mit unserem riesigen Berg an Gepäck und unserem Wunsch ein Dreimonatsvisum zu erhalten natürlich gleich mal auf. Der Beamte fragte noch mehrfach nach, was wir in Tansania vorhätten und ob wir wirklich nicht hier bleiben oder Geschweige denn arbeiten wollten. Nachdem wir darauf beharrten, dass wir wirklich nur Touristen seien, stellte er uns das gewünschtes Visum aus.

Nun lauerte eine weitere Herausforderung: Wir hatten für Dodos Safari-Firma drei Zelte dabei und versuchten diese, neben unserem niegelnagelneuen Campingtisch unbemerkt durch den Zoll zu schleusen. Philip (der Partner von Dodo) hatte uns vor unserem Flug noch versichert, dass das nicht auffallen würde. Sie haben auch immer alles mögliche für die Firma dabei und noch nie habe jemand nachgeprüft. Bis jetzt…!

Jedes Gepäckstück muss am Flughafen beim Zoll durch einen Scanner. Die Dame am Bildschirm informierte sofort ihre Kollegen, dass unter dem Gepäck drei Zelte seien. Wir mussten also alle Taschen öffnen und durften zum Schluss zusammen mit dem Tisch knapp 70 Euro Zoll zahlen.

Nachdem Dodo schon fast seit zwei Stunden auf uns gewartet hat, durfte er uns endlich in Empfang nehmen. Die Fahrt nach Moshi verlief ruhig und nach einer Stunde waren wir zurück und hatten das Gefühl nie weg gewesen zu sein. Alles war vertraut und auch die Menschen erkannten uns (und vor allem Elisabeth) wieder und hießen uns herzlich willkommen zurück!

Wir verbrachten vier Tage in Moshi um unser Auto wieder einzupacken und uns so langsam wieder auf Tansania einzustimmen. Außerdem planten wir unsere Route zurück nach Namibia und bekamen auf einmal Zweifel, ob die Panamericana zum jetzigen Zeitpunkt wirklich die richtige Entscheidung war. Neben den Problemen mit dem Auto und dem Wetter käme auch noch das Problem mit der Verschiffung. Alleine für die Verschiffungen nach Südamerika, über den Darien Gap und zurück nach Deutschland von Nordamerika würden knapp 10.000 € anfallen. Dieser Posten würde unser Budget so sehr schmälern, dass uns vielleicht unterwegs das Geld ausgehen würde.

Schweren Herzens entschieden wir uns dagegen! Die Panamericana läuft nicht weg und irgendwann, vielleicht mit einem etwas größeren Fahrzeug und aufgestocktem Budget werden wir die Tour noch machen. Wir werden aber am Plan festhalten zurück nach Namibia zu fahren und von dort aus geht es nach Deutschland! Die letzten 1,5 Jahre wollen wir in Europa verbringen. Der Plan sieht bisher vor, in Richtung Marokko zu fahren, dort zu überwintern und im Frühjahr 2019 nach Osteuropa und bis in den Iran zu fahren. Soweit zum Plan. Da sich dieser in den letzten 2 Wochen mindestens 10x geändert hat, werden wir sehen, wo wir am Ende landen!

Mittlerweile sind auch unsere amerikanischen Freunde Jen und Jared, die wir in Malawi kennen gelernt haben, in Moshi angekommen und so trafen wir uns erst einmal auf einen Kaffee und beschlossen, zusammen noch ein Stückchen zu fahren.

Die nächsten drei Tage verbrachten wir auf einem schönen Campingplatz mit Aussicht auf den Lake Manyara. Hier trafen wir auch auf ein Schweizer Pärchen, die bereits seit mehreren Jahren mit ihrem Landcruiser unterwegs waren. Neben Wäsche waschen (kein Reisender erzählt einem vor der Reise, WIEVIEL Zeit man tatsächlich mit Wäsche waschen verbringt) gammelten wir rum und genossen einfach die schöne Aussicht bei angenehmen Wetter. Die Regenzeit war nämlich nun so langsam vorbei und die Temperaturen und vor allem die Luftfeuchtigkeit war wieder in einem aushaltbaren Rahmen.

Da wir am 30.05. wegen unserem Ost-Afrika-Visum an der Grenze zu Ruanda sein mussten, hieß es so langsam Gas geben. Da aber auf dem Weg zur Grenze keine Campingplätze mehr sind, schliefen wir dreimal in einem Hotel. Aber mit 5-10 Euro pro Nacht waren die Zimmer günstiger als so mancher Campingplatz in Tansania.

Kurz vor der Grenze trennten wir uns von Jen und Jared. Diese müssen in ein paar Tagen in Kenia sein, weil Freunde sie besuchen kommen. Aber wir haben uns schon jetzt in der Jungel Junction in Nairobi verabredet!

 

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Exkurs: Afrikanisches Transportwesen

Das afrikanische Transportwesen unterscheidet sich im Wesentlichen nur marginal von dem heimischen… NICHT!

Wenn man es beschreiben müsste, könnte es keine größeren Unterschieden zwischen den Transportarten bei uns in Europa und hier geben. Und je nördlicher, bzw. je weiter man sich dem Äquator nähert, umso dramatischer werden die Wege, Dinge und Lebewesen zu transportieren.

Ein kleiner Auszug der Transportarten möchte ich hier einmal Vorstellen, obwohl es noch unzählige andere gibt, die jedes Mal für große Augen und zu Erstaunen unsererseits führen.

Transportart 1: Der Kopf

Die einfachste Art, Dinge zu transportieren ist der eigene Kopf. Die Transportweise wird vorzüglich von Frauen gewählt um Gegenstände bis zu der Größe einer durchschnittlichen 2-Sitzer-Couch von A nach B zu schaffen.

Dabei wird alles zwischen einer Handtasche und besagter Couch auf dem Kopf und dem steifen Hals balanciert, was mitunter zu abenteuerlichem Aussehen führt. Für die Einheimischen ist die Methode selbstverständlich und ganz normal, bei uns hätte es fast schon zum Landen im Straßengraben gereicht, da wir völlig paralysiert diesen Damen hinterher geschaut haben.

Eine der besten Sichtungen, die wir gemacht haben, war eine Frau, die eine Wassermelone auf einem Sack Mais von vielleicht 15 kg balanciert hatte… auf dem Gepäckträger eines Fahrrades!

Was uns zur nächsten Transportart führt:

Transportart 2: Das Fahrrad

Besonders nördlich der Südafrikanischen Zollunion ist das Fahrrad eines der beliebtesten Transportmittel.

Dabei nehmen die zu transportierenden Lasten manchmal unmenschliche Ausmaße an, bei denen man sich fragt, ob eher der Mensch oder die Kugellager der Räder wohl als erstes aufgeben. Ab Ländern wie Sambia oder Malawi kommen zu den Lasten auch noch Berge und Hügel dazu, die teilweise Steigungen haben, dass wir mit dem Auto runterschalten mussten. Und das Fahren die Jungs (in diesem Fall ist das Aufgabe der Männer) ohne mit der Wimper zu zucken.

Wir konnten uns ab dem Moment ein Bild der Leistung machen, als wir selbst mal einen Sack Kohle gekauft haben, der laut unserer Messung stattliche 31 Kilo auf die Waage brachte. Ich stöhnte nicht schlecht, als ich den Sack auf die Ladefläche unseres Autos geladen habe, während ein Fahrrad an uns vorbei fuhr, das drei dieser Säcke auf dem Gepäckträger geschnallt hatte.

Theoretisch kann man den Transportweg auch dem Fahrrad nochmal untergliedern in Transport von Menschen, Nutzvieh und Gegenständen.

Neben den oben genannten Kohlesäcken wird auch Brennholz auf dem Fahrrad transportiert, das daheim wahrscheinlich gereicht hätte um einen ganzen Wohnblock mit Wärme zu versorgen. Bis weit über den Kopf werden mit dafür angefertigten Gestellen die Scheite zu ihrem Bestimmungsort transportiert.

Allseits beliebt sind auch der Transport von Getränkekisten, was teilweise Ausmaße annimmt, das man nur staunen kann. Der Top-Transporteur, den wir gesichtet haben, war mit 10 (!!!) Kästen Coca-Cola unterwegs, die rings um seinem modifizierten Fahrrad an Haltern befestigt worden waren.

Menschen hingegen wirken geradezu normal, auch wenn es vorkommen kann, das eine ganze Familie auf einem Bike Platz findet. Der Vater fährt, auf dem Gepäckträger sitzt die Mutter, dazwischen geklemmt der Halbwüchsige und im Kitenge, dem Babytuch, das Neugeborene, das sich wahrscheinlich nicht hat träumen lassen, dass es sobald es den schützenden Mutterleib verlassen hat, so irrwitzig zwischen hunderten anderen Fahrrädern, Autos, Pick Ups oder LKWs herumgeschaukelt wird und sich wohl einfach besser schlafend stellt um die tollkühne Fahrt möglichst unbeschadet zu überstehen. Für den Menschentransport werden die Gepäckträger speziell umgerüstet und mit Stoff oder Leder bezogen, um das „manuelle“ Taxi attraktiver für die Kundschaft zu machen. Dazu kommen diverse andere Modifikationen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Teilweise 6 Klingeln oder ein Megafon, an die 200 Reflektoren oder die Bemalung in den buntesten Farben sollen künftige Fahrgäste anziehen.

Aber für uns am spektakulärsten ist der Transport von Nutztieren bis zu der Größe einer kleinen Kuh.

Wir sahen auf speziell gebastelten Gestellen, die auf den Träger montiert werden, unter anderem Käfige mit an die 20 Hühnern, oder auch nur eine Stange, auf der fünf der unglücklichen Gesellen gebunden waren und ihrem Schicksal mit gesenktem Kopf entgegen blinzelten.

Auch immer wieder beliebt sind der Transport von 2-3 Schafen oder Ziegen, die abwechselnd Kopf links, Kopf rechts auf ein Brett gebunden werden und denen nichts anderes übrig bleibt, als die Augen zu schließen, wenn mal wieder ein völlig überladener Pick Up nur Zentimeter an ihren Hörnern vorbei rauscht.

Richtung Tansania werden die Fahrräder zunehmend von motorisierten Zweirädern abgelöst, die aber nicht minder geladen werden.

Transportart 3: Der Pick Up

Eine Redewendung besagt, der Toyota Hilux bewegt Afrika!

Diese Aussagen können wir nur bestätigen, denn nur jeder 4. Pick Up ist KEIN mehr oder weniger alter Hilux.

In Afrika ist der Pritschenwagen das Mittel der Wahl zum Transport aller Arten von Waren, ob das Fahrzeug dafür viel zu klein ist, spielt in erster Linie mal keine Rolle.

So kann man teilweise beobachten, dass ganze Wohnungseinrichtungen auf Ladeflächen der mechanischen Lastesel Platz finden. Genauso wie auch mal zwei Kühe oder eine halbe Herde Ziegen. Es spielt auch keine Rolle, ob die maximal zwei Meter beladbare Fläche der Fahrzeuge so viele Rostlöcher aufweisen, dass die 2 Tonnen Sand, die über 30 km Schlaglochpiste transportiert werden, am Ankunftsort nur noch 1,4 Tonnen sind.

Auch immer wieder beliebt sind der Transport möglichst vieler Personen. Vor allem in Südafrika wird versucht, mit jeder gemachten Fahrt die Anzahl der Passagiere zu toppen. Wir beobachteten einen Einzelkabiner Hilux mit bestimmt 15 Leuten auf der Ladefläche und die Kinder wurden stehend auf das Dach der Kabine gesetzt, um ihre Sicherheit nicht zu gefährden. Sie könnten ja zwischen den ganzen Erwachsenen zerdrückt werden. Dieser Pick Up überholte uns mit 120 Km/h auf einer Landstraße…

Aber auch riesige Wassertanks, dutzende Gasflaschen oder meterhoch gestapelte Holzbalken sind Güter die immer mal wieder zu sichten sind.

Ob die Fahrzeuge dann nur noch 30 Sachen schaffen oder ob der Reifen schon das innere der Radkästen poliert spielt nur eine untergeordnete Rolle, Hauptsache man muss ja nicht zwei mal fahren!

Südafrikaner sind von Natur aus faul…

Transportart 4: Der LKW

Eigentlich ist es nicht der Hilux, sondern der LKW der Afrika bewegt, bzw. versorgt.

Es wird nur ein unwesentlicher Teil aller Güter auf der Schiene bewegt, den Löwenanteil nehmen hier trotz widrigster Straßenbedingungen die gigantischen Trucks ein.

In den meisten Fällen bestehen solche Laster aus dem Zugmaschine, gefühlt gebaut in der Mitte des 18. Jahrhunderts und dem Sattelauflieger, der meistens ungefähr 95 Jahre älter ist. Teilweise ziehen die Trucks auch zwei Auflieger, was ihre Gesamtlänge oft auf an die 30 Meter anwachsen lässt.

Gigantische Kolonnen dieser Riesen reihen sich oft an den Passstraßen aneinander und bilden zum Teil Schlangen, die bis zum Horizont reichen.

Beladen werden die Auflieger mit allem Möglichen, die einzige Beladegrenze ist die Physik. Riesige Radlader für Minen in Südafrika, Dutzende Tonnen Mais oder riesige Wassertanks werden quer über den Kontinent gefahren.

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Livingstonia – Moshi – Sansibar – Deutschland

Mit Ach und Krach erreichten wir den Fuß des Plateaus, zwei Beinahe-Kollisionen inbegriffen.

Der Regen hatte aufgehört, die Wolken, die im Hang der Berge saßen und durch die wir uns durch gekämpft hatten, nur noch im Rückspiegel zu sehen.

Wir suchten uns einen Camping direkt am See und begannen sofort nach dem Aufbauen, unsere Sachen aufzuhängen und zu trocknen.

Über dem See sahen wir dunkle Wolken und nahmen an, dass es sich um Abgase von Schiffen handelte. Was wir später erst erfuhren war, das die vermeintlichen Wolken gigantische Schwärme von Büschelmücken waren, die bei den günstigen Bedingungen die gerade über dem See herrschten alle auf einmal zu schlüpfen begannen.

Mit dieser Tatsache im Ohr machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur Grenze, noch unwissend dessen, was uns erwarten sollte…

Wir erreichten die Grenze am frühen Vormittag. Es war schwül und regnerisch, wir schwitzen schon bei der Ankunft aus allen Poren. Die Ausreise aus Malawi war schnell erledigt, auch wenn wir zwei Blätter unseres Carnets opfern mussten, da der malawische Zoll seine Stempel falsch platziert hatte. Aber egal, man kann ja über alles reden und nachdem mir der Stempel in die Hand gedrückt wurde und ich dem Zöllner gezeigt hatte, wo er unterschreiben sollte waren die Formalitäten vom Tisch und wir offiziell ausgereist. Ein wenig komplizierter erwies sich die Einreise in Tansania, die wir mehr als drei Stunden über uns ergehen lassen mussten.

Und selbst nach dieser abstrus langen Zeit schafften es die Grenzbeamten, noch einen Fehler in den Papieren einzubauen, der uns zwang, in der nächsten Großstadt das dortige Finanzamt anzufahren, aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht mal erzähle, wenn es meinen Puls bei dem Gedanken daran in unendliche Höhen schießen lässt.

Wie gesagt, nach über drei Stunden hatten wir es dann geschafft und fuhren, da es schon dunkel wurde, den ersten Camping hinter der Grenze an.

Da der Tag noch nicht schlimm genug war, offenbarte uns der Besitzer, dass es kein fließend Wasser gäbe, da er gerade dabei war, die Rohre zu erneuern und wir mit einem Eimer duschen müssten…

Der erste Eindruck von Tansania war jetzt eher semi-optimal und wurde auch nicht besser als wir am nächsten Tag prompt von einer Polizistin angehalten wurden die uns mitteilte, wir hätten überholt bei durchgezogener Linie… Kann natürlich sein, dass diese Linie irgendwann zwischen 1960 und 1990 existiert haben mag, als wir die Straße befuhren, sahen wir nichts außer Schlaglöcher. Aber nach ein wenig Diskussion durften wir wieder fahren, mit dem Hinweis doch bitte vorsichtig zu fahren und auf die Verkehrsregeln zu achten. Was allein schon fast lustiger ist als dafür bestraft zu werden, am Straßenrand anzuhalten… Ich liebe Afrika!

Wir machten uns weiter auf den Weg nach Moshi, wo wir uns mit unseren Freunden, der Familie Scherer, treffen wollten, die dort ein Hostel zusammen mit einem tansanischen Freund betreiben. Zwar leben die beiden mit ihrer Tochter in Deutschland, reisen aber so oft es geht nach Tansania um ihr Hostel zu besuchen und bei der Arbeit zur Hand zu gehen.

Weit kamen wir aber an diesem Tag nicht, denn schon wieder stand ein Polizist mit erhobener Hand auf der Straße. Speeding…

56 statt der erlaubten 50 Km/h seien wir unterwegs gewesen, was zu einer Strafe von 30000 Schilling (12 Euro) führen sollte. Wiedermal legten wir uns wie die Tiere ins Zeug, konnten aber die Strafe nicht abwenden. Als ich sagte, ich wolle aber bitte eine Quittung dafür haben, kniff der Beamte die Augen zusammen, drehte sich um und besprach sich kurz mit seinen Kollegen. Er kam zurück, sagte uns, wir sollten uns doch bitte an die Beschilderung halten und er wünsche uns noch eine angenehme Fahrt… Glück gehabt!

Ich muss aber dazu sagen, dass es kein Bestechungsversuch war, er hatte lediglich keinen Quittungsblock und konnte uns somit keinen Strafzettel ausstellen…

Dazu muss man kurz erklären wie in Tansania geblitzt wird: Meistens verstecken sich die blitzenden Personen am Ortseingang oder -ausgang hinter Büschen, Bäumen oder in Häusern mit ihrer Laserpistole. Diese ist an eine Spiegelreflexkamera montiert. Im nächsten Ort sieht man dann von weitem bereits eine der hunderten Polizeikontrollen. Wenn man auf den Beamten zufährt und dieser bei Sichtkontakt mit dem Auto die Hand zum Anhalten erhebt und in der anderen Hand ein Handy hält und hiervon immer wieder nach oben blickt um das Bild mit dem herannahenden Auto zu vergleichen weiß man, dass es einen erwischt hat. Nach dem Anhalten bekommt man dann das Foto auf dem Handy des Beamten gezeigt. Es zeigt ein Foto, abfotografiert von dem Bildschirm der Spiegelreflexkamera, mit seinem Auto und quer über das Bild ist mit roter Schrift die gefahrene Geschwindigkeit eingeblendet. Dieses wird dann per whatsapp an den Polisiten geschickt, der in der Regel nicht einmal weiß wo das Bild gemacht wurde. Sowas wäre in Deutschland undenkbar…

Wir kämpften uns über die blitzerverseuchten Straßen Richtung Norden vor, bis wir in den Bergen um Lushoto auf einem Camping landeten, der wiedermal ein Highlight an afrikanischem Surrealismus bot.

An der Tür zur Dusche hing ein Schild mit der Aufschrift „Hot Water – Turn on the red tab and the hot water will come after about 5 minutes or more“.

Also übersetzt: Den roten Hahn auf drehen und das heiße Wasser kommt nach 5 Minuten oder mehr…

Auf diesem Camping entdeckten wir dann auch, dass uns ein Stoßdämpfer an der Hinterachse abhanden gekommen war, bzw. an einer letzten Schraube auf die Straße hing…

Kein Grund zur Sorge, wir bauten ihn einfach aus, warfen ihn hinten ins Auto und fuhren ohne ihn die letzten 200 km nach Moshi, wo wir herzlich und überschwänglich von allen begrüßt wurden.

Nachdem wir unser Quartier bei Dodo, dem tansanischen Freund, bezogen hatten, wurden alle nötigen Reparaturen am Auto, darunter der Wechsel der Querlenker und des Öls vollzogen waren, genossen wir den Luxus eines festen Wohnsitzes. Wir schliefen zwar noch im Auto, aber alle anderen Tätigkeiten konnten wir seit einem halben Jahr mal mit einem festen Dach über dem Kopf genießen, was viele Dinge sehr vereinfacht hat. Dazu hatte Elisabeth die zweijährige Mila als Spielgefährten gewonnen!

Da in Moshi ein Büro des tansanischen Finanzamtes liegt, mussten wir einen Tag dort hin, um den an der Grenze entstandenen Fehler des Zöllners wieder auszubügeln. Wir hatten ein TIP (temporary import permit) für drei Monate verlangt und dieses auch bezahlt. Die Grenzbeamten hatten dieses TIP aber nur für vier Wochen ausgestellt und uns damit zur nächsten Behörde geschickt, um dieses zu verlängern.

Da waren wir jetzt und nachdem der Beamte aufgehört hatte, seiner Frau irgendwelche superlustigen Videos per Whatsapp zu schicken, nahm er sich auch unseres Problems an. Wir schilderten die Misere und verlangten die Verlängerung unseres Dokuments. Wäre ja kein Problem, seiner Meinung nach… Und wenn man das in Afrika als erstes hört, verkrampft sich einem schon der Magen.

Er begann also mit seiner Arbeit, fragte kurz zwischen, wie lange wir noch bleiben wollten und wann der offizielle Ausreisetermin sei und druckte nach ein bisschen Geplauder mit seinem Kollegen und einer erneuten Whatsapp-Bilder-sende-Orgie, zwei neue Dokumente aus. Er wolle dann das Geld für die zusätzlichen zwei Monate…

Auf unsere Aussage, wir hätten doch schon bezahlt, argumentierte er, sein PC sage ihm, das die bezahlte Summe nur für 4 Wochen sei. Wir rechneten es ihm vor, er verstand auch, wollte aber trotzdem das Geld von uns.

Nach zwanzig Minuten verzweifelter Argumentation unsererseits platzte mir der Kragen, ich stand auf, und sagte (vielleicht etwas zu laut…) ich wolle jetzt umgehend die Verlängerung unseres TIPs oder das Geld zurück, was wir an der Grenze ja anscheinend fälschlich bezahlt hätten. Meine Tochter spielte mir dazu auch etwas in die Hände, da sie genau in diesem Moment ihre Langeweile nicht mehr zügeln konnte und das dann auch lautstark kund tat.

Ich möge mich doch bitte beruhigen, sagte er, nahm unser Dokument, schrieb per Hand die Verlängerung drauf, Stempel und Unterschrift und wünschte uns einen schönen Tag. Außerdem entschuldigte er sich für unsere Unannehmlichkeiten… TIA

Die letzten drei Wochen verbrachten wir überwiegend mit chillen. Wir Männer machten noch eine zweitägige Offroad Tour in die Berge bevor es für 4 Tage nach Sansibar ging.

Endlich richtiger Urlaub! Darauf haben wir uns schon die ganze Zeit gefreut! Unser Auto ließen wir in Pangani stehen und zwei Speed-Boote brachten uns auf die Insel in ein Hotel der Superlative! Eine Klimaanlage in dem viel zu schwülen Land, ein riesiges Bett und ein richtiges Frühstücksbuffet! Wir genossen die Tage in vollsten Zügen und verbrachten den ganzen Tag abwechselnd am weißen Strand und im glasklaren Wasser. Es war wundervoll und auch die Kinder waren im Paradies und genossen jede Sekunde!

Leider waren die Tage viel zu schnell vorbei und es waren nur noch zwei Tage bis zum Heimflug. Jetzt schon Heimflug? Alles vorbei???

Nein, es geht weiter!!!

Nach Ende der drei gemeinsamen Wochen verabschiedeten wir uns nur vorerst von Afrika. Philip und Franzis Urlaub war vorbei und wir nutzten die Chance auf einen sicheren Stellplatz bei Dodo und flogen für einen ca. 6 wöchigen Heimaturlaub auch mit nach Deutschland.

Nach einem gemeinsamen letzten Abend, an dem Dodo extra seinen besten Koch einbestellte (Dodo hat eine Safari-Firma) ging es am nächsten Vormittag mit viel zu viel Gepäck zum Flughafen. Unser Auto wird die nächsten Wochen mit Blick auf den Kilimanjaro verbringen.

Da nur meine Schwester und Tante von unserem Heimatbesuch wussten, war die Überraschung bei den Eltern und der Familie und Freunden natürlich riesig und wir genießen die Zeit in der Heimat bisher mit allen Annehmlichkeiten, die man in Deutschland so hat (warmes Wasser, Strom, Supermarkt,…).

Außerdem planen wir unsere weitere Route und es bleibt spannend, was die nächste Zeit so bringt.

 

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Nkhata Bay – Livingstonia

Eigentlich schon seit Wochen hörten wir ein klapperndes Geräusch, das von der Unterseite des Autos zu kommen schien. Es hörte sich an, wie wenn ein Stein auf dem Unterfahrblech liegen würde. Tim hat schon mehrfach unter das Auto geschaut und die Karosserie abgesucht aber nicht den Auslöser des Geräuschs gefunden. Somit haben wir das bisher immer abgetan.

Auf dem nächsten Campingplatz hatten wir aber mal wieder sehr viel Zeit und so begab sich Tim erneut auf die Suche nach der Ursache. Und letztendlich fand er den Grund: Der Unterfahrschutz war an einer der vier Halterungen komplett ausgebrochen.

Wir überlegten schon, ob wir den Unterfahrschutz komplett ablassen sollten oder wo wir das Blech schweißen lassen könnten, da kam der Gärtner des Campingplatzes und fragte, ob wir Hilfe bräuchten.

Nachdem wir ihm kurz unsere Misere erklärt hatten, winkte er ab. Das sei überhaupt kein Problem. Er würde den Unterfahrschutz auf sein Fahrrad laden und dann schnell ins Dorf zu einem Schweißer fahren. Heute Nachmittag hätten wir das Blech wieder.

Etwas verdutzt schauten wir ihn fragend an. Ob er wirklich den Schutz mit seinen ca. 20 Kilo auf seinem Fahrrad ohne Gangschaltung 6 Kilometer bis zum nächsten Dorf fahren wollte, fragten wir ihn. Wir könnten auch das Auto zusammen packen und damit fahren, dann müsse er sich nicht den Riss geben. Aber er bestand darauf! Also half Tim ihm beim Aufladen und er fuhr davon.

Zwei Stunden später kam er mit einem geschweißten Blech und der Rechnung zurück: Umgerechnet zwei Euro schuldeten wir ihm. Tja, auch DAS ist Afrika. Hier ist einfach alles möglich…

Während ein Teil unseres Autos beim Schweißen war, ließen wir unser Auto bemalen. Ein Tag zuvor haben uns bereits zwei Künstler ihre Werke auf Leinwänden präsentiert, die wirklich sehr schön waren und dazu auch noch günstig und wirklich selbst gemalt. Ich gab noch ein Bild für meinen Bruder zur Geburt meines Neffen in Auftrag und einer der Künstler verewigte sich an unserem Auto. Ganz individuell und genau nach unseren Wünschen wurden beide Bilder gemalt und wir waren von den Ergebnissen begeistert!

Am nächsten Tag machten wir uns auf den weiteren Weg in Richtung Norden. Mit einem Zwischenstopp in Chitimba machten wir uns auf den harten Weg nach Livingstonia.

Das heftigste Offroad-Stück unserer Reise erwartete uns. Wir waren nur nicht darauf vorbereitet sondern dachten es handele sich bei der Straße um eine nicht asphaltierte aber dennoch gut passierbare Straße. Aber weit gefehlt. Es war wirklich hart und bis wir das realisierten, waren wir schon mittendrin und zum Umdrehen war es zu spät. Wir konnten gar nicht glauben, dass es sich hierbei um eine der beiden Hauptverbindungsstraße handeln sollte.

Serpentine um Serpentine kämpften wir uns mit unserem viel zu schweren Auto über riesige Felsbrocken entlang am steilen Abgrund. Nach jeder Kurve dachte ich, es ginge nicht schlimmer aber das tat es. Nach knapp 2 Stunden (für ca. 15 Kilometer!!!) erreichten wir Livingstonia und dachten Wunder was uns dort für eine Stadt oder zumindest ein größeres Dorf erwartete. Wir suchten immer noch den Ortskern, als wir merkten, dass wir eigentlich schon wieder raus waren. Viel mehr als eine Missionsstation und ein paar verteilte Häuser gibt es dort nicht.

Wir fragten die Bewohner, ob es eine andere Strecke wieder zurück gibt aber alle sagten uns, dass der Weg, den wir gekommen waren, schon der beste war! Also machten wir uns zähneknirschend auf den Rückweg.

Wenige Kilometer nach Livingstonia entdeckten wir einen Campingplatz und entschieden spontan, dass wir hier erst einmal bleiben wollten. Das Lukwe EcoCamp (http://www.lukwe.com/) ist wunderschön auf dem Berg gelegen und von der Bar aus hat man einen atemberaubenden Blick auf den Malawi-See. Außer den Duschen gibt es kein fließendes Wasser aber alles ist super sauber und perfekt in die Natur integriert. Selbst von dem aus Stein gemauerten „Plumpsklo“ können sich viele andere sanitäre Einrichtungen eine Scheibe abschneiden!

Auch der belgische Besitzer ist super nett und sollte mal jemand in der Nähe sein: der Platz ist mehr als empfehlenswert! Und auch die harte Anreise lohnt sich.

Leider hatten wir mal wieder nicht ganz so viel Glück mit dem Wetter, kurz nachdem wir unsere Wäsche gewaschen hatten fing es an zu regnen und hörte auch den nächsten Tag nicht mehr auf. Alles war nass und so entschieden wir uns am zweiten Morgen den „Abstieg“ zu wagen. Es war mir zu gefährlich noch eine weitere Nacht zu bleiben und dann vielleicht nicht mehr vom Berg runter zu kommen, weil der Weg dann zu aufgeweicht war. Dort oben fest zu hängen und dann bricht vielleicht noch bei einem von uns Malaria aus, wäre der Super-Gau!

Also verabschiedeten wir uns schweren Herzens und machten uns an den 10 Kilometer langen Rückweg. Durch den Regen, war die Abfahrt tatsächlich viel schlammiger, ein Teil der Straße war weggespült aber von den Dorfbewohnern schon wieder ausgebessert worden.

Diesmal kämpften wir uns Serpentine um Serpentine ins Tal als uns an der wohl ungünstigsten Stelle ein kleiner LKW entgegen kam. Tim fuhr ein Stück rückwärts und der LKW quetschte sich an uns vorbei, streifte auf der einen Seite beinahe unser Auto und auf der anderen Seite ist er mit einem Reifen schon über den Abgrund gerutscht. Es war Nervenkitzel pur.

Ein paar Serpentinen weiter kam uns das nächste Fahrzeug entgegen: ein Landcruiser vollbesetzt mit Menschen. Da wir uns wieder an einer der ungünstigsten Stellen trafen, blieben beide erst einmal nebeneinander stehen um sich neu zu sortieren. Als der Landcruiser dann weiter wollte, rutschte er aufgrund des schlammigen Untergrunds diagonal auf mich zu anstatt vorwärts zu fahren. Mir wurde heiß und kalt und ich sah schon den Fahrer auf meinem Schoß sitzen aber glücklicherweise bekam der Wagen plötzlich Grip und auch Tim gab Gas so dass wir im letzten Moment ein Treffen unserer Autos vermeiden konnten. Das war wirklich knapp, da passte keine Hand mehr dazwischen.

 

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Afrika Unser Reisemobil Weltreise

Overlander sein oder nicht sein, das ist hier die Frage…

Neulich erreichte uns diese Nachricht eines aufmerksamen Lesers aus der Heimat:

„Hallo, ich lese ab und zu bei Euch mit, ganz OK, aber eins muss ich Euch sagen: Als echter “Overlander ” sollte man sich nur bezeichnen wenn man auch “overland” angereist ist. Wir sind overland nach Indien gefahren, das ist ein Unterschied ob man nur verschifft und sich dann in sicheren Gefilden bewegt oder wirklich hinfährt.
Auf unserer Südamerika-Tour hätte ich nie behauptet ein “Overlander” zu sein, da wir nach Argentinien verschifft haben.

Also bitte etwas weniger Pathos tut gut. Wir sind auch immer auf unsere deutschen Kennzeichen angesprochen worden, inzwischen fahren wir keine Routen mehr wo Pauschalos anzutreffen sind,suchen die echt ruhigen Plätze, da trifft man nur echte Traveller, und schon ist Ruhe.
Weiterhin viel Spaß save journey!“

Da haben wir uns natürlich selbst mal gefragt, ob wir uns fälschlicher Weise als Overlander bezeichnen und im Grunde gar keine sind. Eine Tragödie biblischen Ausmaßes für uns mit immensen und untragbaren Auswirkungen auf unser Zeitmanagement, da wir alle bisherigen Berichte nun noch einmal überarbeiten und ändern müssten…

Laut seiner Definition ist man also nur dann ein Overlander, wenn man von zu Hause aus sein angestrebtes Ziel erreicht…

Da stellt sich uns natürlich die Frage, ist jedes europäische Auto auf dem amerikanischen Kontinent kein Overlander, nur weil man es dort nicht hinfahren kann, sondern es mit dem Schiff gekommen ist? Oder ist man dann nur ein Overlander, wenn man in Rio de Janeiro geboren wurde und mit einem einheimischen Fahrzeug den Kontinent erkundet? Oder noch besser, darf man sich nicht Overlander nennen, wenn man die Panamericana fährt, egal ob mit europäischem oder einheimischen Fahrzeug, weil man über den Darian Gap verschiffen MUSS!?

Umgekehrt könnte man sich die Frage stellen, ist dann jedes Dethleffs Wohnmobil ein Overlander weil es von zuhause aus an den Gardasee gefahren ist oder bin ich schon ein Overlander, wenn ich über Belgien nach Holland an die Nordsee fahre, da ich ja von zu Hause aus gestartet bin?

Und können Isländer dann niemals Overlander sein???

Weitere Fragen, die uns durch den Kopf gingen und noch weitreichendere Folgen hatten, waren zum Beispiel:

Die Route Kapstadt-Kairo, eine der bekanntesten und traditionsreichsten (Overland-)Routen der Welt.

Bin ich nur ein Overlander, wenn ich Kapstadter bin und nach Ägypten fahre? Oder als Europäer darf ich mich niemals Overlander nennen, da ja die Route in Kairo beginnt (oder endet) und nicht vor meiner Haustür.

Genaugenommen ist man ja auch kein Overlander, wenn man Afrika einmal umrundet, was als DAS Abenteuer der heutigen Zeit gilt, da man ja über die Straße von Gibraltar verschiffen muss! Dann wären ja alle Bücher falsch, die Titel tragen wie „Africa Overland“ oder „Overlander Dream: Africa“

Da wir uns ein wenig überfordert mit so vielen Fragen sahen, beschlossen wir, uns mal ein wenig in den einschlägigen Foren umzusehen und uns vielleicht die passenden Informationen von anderen Reisenden einzuholen.

Nachdem wir stundenlang gelesen und gesucht hatten, öffneten wir einen eigenen Post und gaben die Frage an die Allgemeinheit weiter. Dutzende (echte/unechte) Overlander, Reisende und Offroadfahrer taten Ihre Meinung kund.

Eine beispiellose Resonanz war die Folge…

Aber leider führte unser Post nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Wir wissen jetzt zwar, dass man einen BF Goodrich AT maximal mit 3,849 bar fahren sollte und das ein Land Cruiser mit Wohnkabine eine 130 Ah Gel-Batterie benötigt, um einen Kaffeevollautomat darin betreiben zu können.

Nachdem wir der von uns ins Leben gerufenen Diskussion über acht Seiten gefolgt waren, gaben wir auf…

Ob wir jemals eine Antwort auf die Frage finden würden, ob wir Overlander sind oder nicht?

Da uns das auch nicht weiter brachte, kam uns der Gedanke, ein paar, laut seiner Definition echte Overlander um Ihre Meinung zu bitten. Also leiteten wir die Mail nach England, Holland und Deutschland weiter, mit der Bitte uns ihre Auffassung zu dem Thema mitzuteilen.

 

Aus England erhielten wir die erste Antwort.

Die können wir leider nicht veröffentlichen, da sie zum Großteil aus Schimpfworten besteht.

Unsere britischen Freunde sind über 3 Jahre mit einen DAF-Leyland Truck durch ganz Afrika gereist. Von Großbritannien aus durch Europa und über Marokko nach Afrika eingereist haben sie die Westroute bis Kapstadt genommen und sind dann bis Uganda die Ostroute wie raufgefahren…

Aber Moment, da sind ja zwei Verschiffungen drin… England-Festland und Gibraltar.

Also echte Overlander??? Oder doch nicht…

 

Okay erst mal egal, eine andere Antwort kam von Christian aus Deutschland, selbst durch Teile der Westroute unterwegs gewesen und dann die komplette Panamericana abgefahren.

Auszüge aus seiner extrem ausführlichen Mail sind:

“Ich denke dass es keine solche Definition eines Overlanders gibt. Ich habe nahe Berlin mit einer Fähre per RoRo ans andere Ufer verschifft, ist das dann kein Overland Reisen mehr? Oder von Spanien nach Marokko – ohne Verschiffung schlecht möglich. Auch Australien hat noch keine Brücke für eine Landverbindung. Das würde Overlanding, laut der gegebenen Definition, geografisch ziemlich einschränken.

Und wer sagt denn, dass eine Overland Reise immer in Deutschland starten muss. Ein Synonym für Overlander könnte der Begriff Globetrotter sein. Und in diesem Begriff steckt das Wort „Globe“ drin, was irgendwie doch die ganze Welt berücksichtigt, Somit keine Einschränkung auf einzelne Kontinente oder zusammenhängende Straßennetze indiziert.

Überhaupt ist es sehr befremdlich solch eine Aussage von einem Reisenden zu bekommen der ernst genommen werden will…”

 

Auch aus Holland erreichte uns folgende Antwort:

“Schön von euch zu hören, obwohl den Grund uns sehr am lachen gemacht hat. (…) Er soll vor allem in diese „echt ruhige Plätze mit echte Traveller“ bleiben. Umso ruhiger und besser für alle Overlander!”

Die Verfasser dieser Nachricht sind in mehreren Jahren die Westroute in einem Land Rover Defender von Holland aus gekommen und die Ostroute bis kurz vor Äthiopien wieder rauf gefahren.

 

Eine andere Antwort kam aus Deutschland, von Beate, selbst den Großteil der Westroute gefahren und jetzt mit Tochter und Ehemann permanent überall in der Welt unterwegs, wenn sie nicht auf Treffen oder Messen sind:

“Ich wüsste nicht, dass das Wort „Overlander“ irgendwo definiert ist. Ist DAS wichtig? Reisen soll einen doch entspannen und wieder auf die Erde zurück bringen in unserer komischen Welt, oder?!”

 

So langsam bekamen wir das Gefühl, auf der richtigen Spur für das Problem zu sein. Für unsere Mitreisenden ist die Frage schon längst geklärt, aber wir hatten noch geringe Zweifel. Auch durch ihre Antworten konnten wir nicht wirklich klären, ob der Startpunkt das eigene Zuhause sein muss, oder ob es einfach um die Reise an sich geht, die über Land statt findet…

Wir recherchierten also weiter und stießen dann auf diesen Artikel, der uns Schluss endlich überzeugte, die richtige Antwort gefunden zu haben!

In dem Artikel steht geschrieben:

“Overlanding ist self-reliant overland travel to remote destinations where the journey ist the principal goal. Typically, but not exclusively, is acconmplished with mechanized off-road capable transport (from bicycles to trucks) where the principal form of lodging is camping, often lasting for extended lengths of time (months to years) and spanning international boundaries.”
https://en.wikipedia.org/wiki/Overlanding

auf deutsch:
“Overlanding ist eine selbständige Überlandreise zu entlegenen Zielen, wo die Reise das Hauptziel ist. Typischerweise, aber nicht ausschließlich, wird es mit einem mechanisierten Offroad-fähigen Transportmittel (von Fahrrädern zu Lastkraftwagen) durchgeführt, wo die Hauptform der Unterbringung Camping ist, oft über längere Zeiträume (Monate bis Jahre) und internationale Grenzen überschreitend.”

Eine Antwort auf die Frage, ob man nur ein Overlander ist, wenn man von zuhause aus startet gibt auch dieser Artikel nicht, aber für uns ist die Quintessenz klar.

Ein Overlander überschreitet mit einem Fahrzeug internationale Landesgrenzen, die Hauptunterbringung ist Camping und der Trip geht über mehrere Monate bis Jahre.

Jetzt kann sich jeder selbst eine Meinung bilden, was den Begriff Overlander definiert, aber für uns ist die Sache geklärt!

Wir danken unserem Leser vielmals für die Mail und die damit verbundenen lustigen Stunden, die wir hatten, während dieser Bericht entstand. Wir wünschen ihm weiterhin alles Gute auf seinen Reisen und immer eine sichere Fahrt, ob overland oder nicht!

Wir hoffen unser Bericht konnte ein wenig den Nebel um den Begriff Overlander lüften und wir würden uns natürlich freuen, weitere Kommentare zu erhalten, die vielleicht noch mehr zur Klärung dieser Problematik beitragen.

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Afrika Malawi Unser Reisemobil Weltreise

Mangochi – Cape Maclear – Nkhata Bay

Der erste Morgen am Lake Malawi begann für uns wie ein Karibik-Traum. Wir standen direkt am See, keine 10 Meter vom Wasser entfernt im Sand, umringt von Palmen und hörten die Wellen anbranden. Die Szenerie war so schön mit der aufgehenden Sonne am bergigen Horizont, dass sie sogar über die unmenschliche Uhrzeit hinwegtröstete, zu der uns unsere Tochter geweckt hatte. Aber wahrscheinlich hatte sie es nur gut mit uns gemeint und uns wegen des atemberaubenden Sonnenaufgangs geweckt!

Der Tag konnte schöner nicht sein. Wir saßen im Schatten der Palmen, angenehme 35 Grad und kaum eine Wolke am Himmel, die an die Regenfälle der letzten Tage erinnerte. Wir, und vor allem unsere Tochter genossen den Gammeltag am Strand, sie spielte im Sand und verteilte im gesamten Umkreis um unser Camp ihr Spielzeug. Das einzige, was sie dann doch noch mehr begeisterte, waren ein paar Kinder aus dem nahen Dorf, die neugierig kamen und sogar einen Maiskolben mit ihr teilen wollten.

Wir bedankten uns bei den Kindern und ließen den Maiskolben dezent verschwinden, da wir weder Lust hatten, dass unsere kleine Maus an den Maiskörnern ersticken noch sich mit Cholera oder einer Magen-Darm-Infektion anstecken könnte, denn die Sauberkeit der Kids war doch eher mangelhaft. Dafür war ihre Zuneigung und Offenheit umso größer und ihre Zahl stieg sekündlich, wir waren schon von einem richtigen Pulk umgeben. Die Freude erreichte seinen Siedepunkt, als ich ins Auto ging, um die Stifte heraus zu holen, die wir genau zu diesem Zweck mitgebracht hatten (dafür nochmal vielen Dank an die Familie Albers!)

Jeder bekam einen in die Hand gedrückt und dazu ein Stück Papier von einem Block. Begeistert und vor Freude strahlend malte, zeichnete und schrieb jeder drauf los und man konnte das Glück in den Augen der Kinder sehen. Als wir dann noch einem vorbeikommenden Händler für jedes Kind einen afrikanischen Donut (für 5 Cent pro Stück) spendierten, waren wir der Held aller Kinder im Umkreis von bestimmt 20 km! Es war ein überragender Tag, jeder hatte Spaß und die Kinder verließen erst unser Camp, als wir zum Abendessen ins Restaurant des Campingplatzes gingen. Aber am nächsten Morgen saßen die ersten schon wieder vor unser Auto und warteten, bis wir endlich aufstanden! Was ich noch sagen muss, keines der Kinder hat auch nur den Ansatz gemacht zu betteln und ich will nochmal betonen, dass wir alles freiwillig gegeben haben, einfach weil es Spaß machte und wir ein paar Kinder damit ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnten!

Unser nächster Camp entpuppte sich als regelrechten Glücksgriff, denn uns erwartete schon ein britischer Overlander und am selben Abend erreichte ein weiteres Paar mit einem fremden Nummernschild den Platz.

Jared und Jenny aus Oregon verschifften ihren Jeep Wrangler nach Südafrika, kauften dort einen Trailer dafür und ziehen mit dem Gespann seit über einem Jahr durchs südliche Afrika. Der Brite, Ben, lebt eigentlich fast das ganze Jahr auf Fuerte Ventura und betreibt dort eine Surfschule mit Lodge.

Wir verbrachten drei wunderbare Tage mit Reisegeschichten austauschen, Autos begutachten, uns gegenseitig bei kleinen Reparaturen helfen oder einfach nur zusammen rum zugammeln.

Nachmittags kauften wir Fisch für einen Euro pro Stück von den vorbeifahrenden Fischerbooten und grillten ihn abends. Es war wunderbar!

Die Zeit verging viel zu schnell und wehmütig trennten wir uns und fuhren in verschieden Richtungen weiter.

Eine witzige Sache erlebten wir aber noch! Am Morgen des letzten Tages machten Sarah, Eli und ich einen Strandspaziergang, bei dem wir Joseph trafen. Er wäre uns nie im Leben aufgefallen, hätte er nicht ein leuchtend blaues Shirt angehabt, auf dem ein Lidl-Logo prangte. Da Sarah auch Samstags in einer Filiale gearbeitet hatte, kannten wir die Dienstkleidung nur zu gut!

Wir sprachen ihn an und er erzählte uns, dass er das Shirt bei einem Händler im Dorf gekauft hätte und es ihm super gefalle. Auf die Frage, was er dafür bezahlt hätte, antwortete er, umgerechnet 1,50 Euro. Soviel zu Spende für Afrika und Guter Zweck…

Wir sagten ihm, er hätte einen guten Kauf gemacht, denn das Polo sei „made in Germany“, woraufhin er sich umso mehr freute… Strahlend verabschiedete er sich und wünschte uns bester Laune alles Gute!

Unser nächstes Ziel war ein Camping in Senga Bay, auf dem wir am Abend eintrafen.

Zuvor erlebten wir den Overkill auf einem Markt in Salima. Die größte Stadt im Umkreis war Anlaufpunkt für alle Händler und Gewerbetreibenden der Region. Ein riesiger afrikanischer Markt erwartete uns, auf dem man alles kaufen konnte, was man sich vorstellen kann. Vom Fahrrad über lebende Hühner, Stoffe, Gemüse, Obst bis hin zu Gewürzen und Kleidung war alles nur erdenkliche erhältlich. Da wir dann doch nicht ganz die gängige Hautfarbe haben, machte uns natürlich zum Ziel jedes Händlers und der Einkauf wurde zum Erlebnis. Jeder rief nach uns, jeder wollte uns an seinem Stand haben und was verkaufen, jede Frau nahm uns Elisabeth aus den Armen und zeigte stolz das blonde, weiße Mädchen herum. Wir kauften und kauften und gerieten regelrecht in einen Rausch, denn es machte riesigen Spaß mit den Leuten zu reden, feilschen und handeln. Am Ende gingen wir mit einer riesigen Tüte voll Lebensmitteln zum Auto zurück und ein Kassencheck offenbarte die gigantische Rechnung. 8 Euro… Dazu kamen noch 3 Kitenge, die Sarah inklusive umnähen für insgesamt 5 Euro erstand! Wir setzen unseren Weg zum Camping fort und kaum waren wir am Stellplatz angekommen, als auch schon ein Wachmann auf unser Auto zu kam und sich vorstellte. Er sei Stanley Gibson und würde heute die Nachtschicht übernehmen. Irgendwie hatte unsere Tochter einen Narren an ihm gefressen, denn kaum war sie aus ihrem Kindersitz, hatte sie nur Augen für ihn. Er musste sie pausenlos durch die Gegend tragen, zu unserem Glück beruhte die Zuneigung auf Gegenseitigkeit. Die beiden liebten sich!

Senga Bay liegt ungefähr auf gleicher Höhe wie die Hauptstadt Lilongwe, die wir am nächsten Tag für ein paar Einkäufe und Besorgungen anfahren wollten. Rein aus Höflichkeit fragten wir Stanley, ob wir ihm was aus der Hauptstadt mitbringen könnten, denn auch wir hatten ihn ins Herz geschlossen!

Promt kam seine Antwort und traf wie ein Vorschlaghammer! Wenn es uns doch nichts ausmachen und es nicht zu viele Umstände bereiten würde, könnten wir ihm doch ein Smartphone mitbringen… Da bekommt die Sache mit dem kleinen Finger gleich eine ganz neue Bedeutung!

Lächelnd antworteten wir, dass wir alles täten, ihm aber nichts versprechen könnten.

Ein Smartphone…

So läuft das aber immer hier. Die Afrikaner kennen da gar nichts. Wo jeder Europäer dezent und aus Höflichkeit ablehnt, hauen sie richtig rein. Ein anderes Beispiel war ein Wachmann in Zomba. Er stellte sich auch sehr nett abends vor und wir fragten ihn, da wir gerade am Essen waren, ob er nicht eine Banane haben wolle. Dankend nahm er sich den Bund Bananen und ging davon. Unsere verdutzten Blicke folgten ihm…

Natürlich besorgten wir kein Smartphone, was Stanley doch mehr traf wie erwartet, er sich aber dann doch von uns zum Essen einladen ließ. Einladen ist witzig, denn er hat gekocht. Wir brachten bloß die Zutaten. Wir genossen zusammen ein traditionelles malawisches Gericht, Nsima und als er nach Hause ging, war seine Enttäuschung schon wieder vergessen.

Da unser Vorrat an Samosa rapide zur Neige ging, machten wir uns am nächsten Tag auf dem Weg zur nächsten Station auf die Suche nach einem Händler. Das stellt sich hier als sehr unproblematisch dar, da fast an jeder Straße etliche Stände dieses afrikanische Fastfood anbieten. Wir hielten also und kauften eine ganze Tüte voll ein.

Keine 50 Meter weiter wurden wir von einer Polizistin bei einem Polizeistopp gefragt, warum wir doch am Straßenrand angehalten hätten. Wir antworteten, wir hätten eingekauft. Am Straßenrand anhalten sei verboten und sie würde uns ein Verwarnungsgeld von 10000 Kwacha (ca 12 Euro), natürlich gegen Quittung, anbieten. Auf meine Frage, ob sie mich verarschen wolle, reagierte sie etwas ungehalten. Ich argumentierte, hier würden Autos rumfahren, die vor 15 Jahren vielleicht das letzte mal ein paar Scheinwerfer besessen hätten und auf deren Ladefläche 20 Personen sitzen würden. Während unserer Diskussion fuhr ein LKW vorbei mit einem handgeschriebenen Nummernschild. Und hinterher ein Fahrrad, dass drei Ziegen auf dem Gepäckträger gebunden hatte…

Ja, die würden aber nicht am Straßenrand anhalten…

Es stünde so im Gesetz. Dann wollte ich doch gerne mal das Gesetzbuch sehen! Man müsse es von der Wache holen und das würde dauern. Wir haben Zeit…

Wir parkten am Rand und harrten der Dinge die da kommen würden. Die Polizistin diskutierte mit ihren Kollegen und kehrte nach zwei Minuten zu unserem Auto zurück.

Dort zeigte sie mir die Malawi-Gesetzbuch-App auf Ihrem Samsung, in der tatsächlich steht, dass man nicht am Straßenrand anhalten dürfe… Touché!

Zähneknirschend bezahlte ich die Strafe, holte meine Quittung und wir setzten unseren Weg fort. Das waren teure Samosa (normaler Weise 10 Cent das Stück)…

Immer noch grummelnd fuhren wir die 200 km bis zu unserem nächsten Stopp, Nkhata Bay. Auf dem Weg achtete ich ein wenig auf den Irrsinn, den man hier so erlebt. Man darf nicht am Straßenrand anhalten, aber die Mittel- und Seitenstreifen der Straßen werden mit einem 5-Meter-Maßband gemessen und handgemalt. Genau wie die Straßenschilder… Ein Taxi, das vor uns fuhr, hatte 4 Matratzen und einem Tisch auf dem Dach. Und die 25 Bauarbeiter auf der Ladefläche eines Trucks, der dazu noch einen Bagger ungesichert geladen hatte, amüsierten sich köstlich über unseren Left-Hand-Drive… Aber man darf nicht am Straßenrand anhalten…!

Was uns auch wundert, ist die Tatsache das in Seenähe so gut wie jedes Auto mit Fischen aller Größe an den Außenspiegeln und Scheibenwischern herum fahren.

Als wir dann selbst Fisch am Straßenrand (und wir hielten hoch offiziell auf einem Parkplatz, nicht am Straßenrand!) kauften, wurde uns das Phänomen erörtert. Alle in einem Mini-Bus-Taxi würden Fisch kaufen, da würde ja das ganze Auto stinken. Also hängt man die Fische einfach außen dran. Irgendwie logisch, dachten wir, bekamen unseren gekauften Fisch an den Außenspiegel gehängt und fuhren weiter…

 

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Afrika Malawi Unser Reisemobil Weltreise

Chipata – Lilongwe – Zomba – Mangochi

„The warm heart of Africa“ – so bezeichnet sich Malawi selbst und bereits an der Grenze wurden wir von der Freundlichkeit der Menschen überrascht.

Herzlich wurden wir von einem Mitarbeiter der Grenze Willkommen geheißen und gebeten unsere Impfpässe vorzuzeigen. Hier ist das erste Mal, dass man unsere Gelbfieberimpfung sehen wollte.

Nachdem er sich mit einem Blick ins Heft von der Impfung überzeugt hatten, durften wir weiter zur Immigration, um die Visaanträge auszufüllen. 75 US Dollar wurden für jeden fällig und nach einer halben Stunde Wartezeit hatten wir die Visa in unseren Pässen. Dann mussten wir noch zu einem weiteren Schalter um die Straßensteuer zu bezahlen und kauften noch eine malawische SIM Karte und nach ungefähr zwei Stunden waren wir in Malawi eingereist.

Der erste Weg führte uns in die Hauptstadt Lilongwe, wo wir in einer nahegelegenen neuen Mall unsere Vorräte aufstocken wollten. Kaum waren wir im Shoprite durch die Kasse durch wurde es mit einem Mal stockdunkel: Stromausfall. Innerhalb weniger Sekunden waren alle Türen verriegelt, so dass man nicht abhauen konnte und als das Licht nach einer Minute wieder anging, wurden die Türen wieder geöffnet und der normale Ablauf ging weiter, wie wenn nichts geschehen war. Das schien hier Alltag zu sein, so routiniert wie mit dem Stromausfall umgegangen wurde.

Am nächsten Tag fuhren wir (mit einer Zwischenübernachtung im Liwonde Nationalpark) weiter in Richtung Süden, Zomba bzw. das Zomba-Plateau sollte unser nächstes Ziel sein. Auf dem Weg dort hin fuhren wir durch unzählige Straßensperren. Fast in jedem Dorf gab es eine Polizeikontrolle. Meistens wurden wir durchgewunken, ab und zu hielt man uns auch mal an und fragte wo wir her kämen und hin wir wollten, ab und zu wollte man auch mal den Führerschein oder die Versicherung sehen aber das war es dann auch. Insgesamt war es immer sehr angenehm und die Polizeibeamten immer sehr freundlich, auch wenn es teilweise schon echt schräg anmutete, wenn dort Menschen mit Gewehren über der Schulter hängend einfach so herumspazierten.

In Zomba angekommen wollten wir den hiesigen Supermarkt besuchen um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen aber weit gefehlt. Wir dachten, dass Zomba mit seinen über 100.000 Einwohnern eine große Stadt sei. Aber dem war nicht so. In der ganzen Stadt gab es nur einen einzigen Supermarkt und der war ein Witz! Wir bekamen nichts, was wir benötigten aber als wir wieder vor die Tür traten um in unser Auto einzusteigen, wurden wir von Straßenhändlern überrannt. Jeder bot uns seine Waren an und die Händler unterboten sich gegenseitig mit ihren Preisen. Wir kauften eine Staude Bananen, Kartoffeln, Tomaten, Samosa und auf dem weiteren Weg noch Himbeeren und mehrere Maracuja. Hiervon konnten wir mindestens die nächsten drei Tage essen und das ganze für komplett nicht einmal 10 Euro!

Als wir auf dem Campingplatz ankamen, kam ein Einheimischer auf uns zu und fragte, ob wir nicht eine kleine Wanderung zu den Highlights des Plateaus unternehmen wollten. Für 10 Euro würde er uns 4 Stunden führen. Eigentlich wollten wir nicht, tendenziell sind wir ja eher von der faulen Sorte aber wir dachten, wenn wir schon mal da wären, müssten wir das auch machen. Wir handelten den Mann auf 6 Euro runter und verabredeten uns eine halbe Stunde später zum Start.

Pünktlich wie die Maurer stand er vor uns aber das was wir da sahen, war erbärmlich. Er hatte ein T-Shirt an, dass vor Dreck stand, seine Hose bestand mehr aus Löchern als aus Stoff und das schlimmste waren seine Schuhe… Eigentlich hätte er gleich barfuß laufen können… Außerdem stank er so sehr, dass man es kaum ertragen konnte hinter ihm zu laufen. Der Mann konnte einem wirklich nur Leid tun und ein bisschen schämten wir uns über unser volles Bergsteiger-Outfit, das wir trugen.

Aber der Mann war freundlich und jagte uns mit vollem Elan über das Plateau zu den Williams Wasserfällen, dem Queens und dem Emperor’s View Aussichtspunkt und zu einem natürlichen Stausee. Er bot uns sogar an, Elisabeth zu tragen, die wir ganz typisch afrikanisch in einem der Kitenge umgebunden hatten. Aber das war mir dann doch nicht so ganz Recht und so wechselten Tim und ich uns mit dem Tragen ab.

Nach 4 Stunden erreichten wir fix und fertig wieder unseren Ausgangspunkt und boten ihm noch etwas zu trinken an, bevor er sich mit seinem Lohn wieder von Dannen machte. Für dieses Geld und diese Anstrengung würde in Deutschland nicht einmal jemand aufstehen.

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Süden nach Blantyre. Wir bogen auf einen Parkplatz ab, als uns plötzlich ein Polizist mit einem Schlag auf den rechten Kotflügel stoppte: „Rückwärts raus und auf der anderen Straßenseite anhalten“ schrie er uns an, nachdem ich das Fenster geöffnet hatte. Wir fuhren also auf die andere Seite der Straße und Tim stieg aus. Ich sah wie der Polizist (der im Gegensatz zu den anderen Verkehrspolizisten keine Uniform, sondern nur eine Warnweste mit der Aufschrift „Polizei“ trug) mit Tim rum diskutierte. Nach einer kurzen Zeit kam Tim an die Fensterscheibe und schilderte mir das Problem: Er war in die Ausfahrt des Parkplatzes eingefahren (was allerdings nicht als Ausfahrt gekennzeichnet war) und er sollte jetzt 15 Euro Strafe dafür zahlen. Da der Polizist aber ein Erbarmen mit uns hätte, würde er uns gegen eine kleine „Aufmerksamkeit“ so davon kommen lassen. Ich ließ mir den Polizisten ans Fenster holen und sagte ihm direkt ins Gesicht, dass wir keine Bestechung zahlen würden. „Nein Madam, das ist doch keine Bestechung, wir kürzen das hier nur etwas ab. Ansonsten müssen wir aufs Revier fahren und das dauert den ganzen Tag“ „Kein Problem, wir haben Zeit“ entgegnete ich ihm. „Dann fahren wir aufs Revier!“

Er wandte sich wieder Tim zu und plötzlich hörte ich, wie er zu Tim sagte, er könne fahren, ohne etwas zu bezahlen. Wahrscheinlich hat er doch kalte Füße bekommen. Überall in Afrika (zumindest in dem Teil, den wir seit über vier Monaten bereisen) wird extrem viel Wert darauf gelegt, Bestechung zu verhindern. Überall in Grenzbüros oder an offiziellen Gebäuden hängen Plakate, dass man helfen soll Korruption zu stoppen und dass man für alles was man bezahlt, eine Quittung verlangen soll.

Wahrscheinlich hätte der gute Mann richtig Probleme bekommen, wenn wir wirklich aufs Revier gefahren wären und wir dort von seinem „Angebot“ berichtet hätten. So ließ er uns ohne einen Cent ziehen. Das war die erste wirklich negative Erfahrung in Afrika seit wir unterwegs sind. Aber im Nachhinein war es auch irgendwie lustig…

Der weitere Weg – wir waren mit Blantyre an unserem südlichsten Punkt, den wir in Malawi besuchen wollten angekommen – führte uns nun wieder nach Norden. Begleitet wurden wir von Regenfällen, die einer Fahrt durch eine Waschstraße glichen. Teilweise regnete es so stark, dass selbst der voll aufgedrehte Scheibenwischer nichts mehr ausrichten konnte und man nicht weiter wie die Motorhaube sehen konnte.

Trotzdem erreichten wir am Nachmittag Mangochi, den ersten Stopp am Lake Malawi.

 

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Afrika Sambia Unser Reisemobil Weltreise

Livingstone – Lusaka – Chipata

Am nächsten Morgen verließen wir nun aber endgültig den mittlerweile überfluteten Campingplatz. Unser Weg führte uns in Richtung Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. Die knapp 500 Kilometer wollten wir nicht am Stück fahren sondern wir planten eine Zwischenübernachtung ein.

Als wir gegen 2 Uhr Mittags am Zwischenstopp ankamen, schüttete es wie aus Eimern. Es machte überhaupt keinen Sinn uns hier auf die total verschlammte Wiese zu stellen und zu warten bis es aufhörte zu regnen. Dann könnten wir den Regen auch nutzen und weiter fahren.

Wir erreichten Lusaka am späten Nachmittag und es regnete immer noch. Die Hoffnung war, dass unser geplanter Camping auch Zimmer hatte und wir vielleicht dort günstig unterkommen würden. Wir kämpften uns also im strömenden Regen und Feierabendverkehr durch die Hauptstadt und dann stockte es…

250 Meter vor einem Kreisel ging gar nichts mehr. Für die Strecke bis zum Kreise und durch benötigten wir nun 2 Stunden! Der komplette Kreise war überflutet, bis knapp unter die Radnabe stand das Wasser und alles was mindestens 2 Räder hatte wollte oder musste dort durch. Jeder afrikanische Minibus wollte natürlich zuerst fahren, jeder Truck auch und die Corollas wollten aber auch nicht warten und somit wurde jede Lücke ausgenutzt, um vermeintlich schneller als der andere voranzukommen. In einem eh schon dreispurigen und dazu noch überfluteten Kreisel war das keine gute Idee, es herrschte totales Chaos. Anstatt dass einmal kurz gewartet wurde um die Fahrzeuge von der inneren Spur ausfahren zu lassen, so dass man selbst wieder weiter kam wurde nur gehupt und dichter aufgefahren. Irgendwann kam sogar die Polizei und versuchte der ganzen Situation Herr zu werden. Sie bewegte die immer weiter in den Kreisel einfahrenden Fahrzeuge mit Schlägen auf die Motorhaube zum Anhalten. Das gelang aber auch nur so semi-optimal.

Irgendwann hatten wir es dann geschafft und standen eine weitere viertel Stunde später im dunklen und strömenden Regen vor den verschlossenen Toren des Campingplatzes. Wir suchten das nächste Marriot Hotel raus und fuhren dort hin. Diesmal mussten wir kapitulieren! Seit über 4 Monaten war es das erste Mal, dass wir in einem Hotel schlafen mussten. Und das für viieeel Geld. Aber die Badewanne am Abend und das monströse Frühstück am nächsten morgen trösteten über die 120 US Dollar hinweg.

Da wir in Lusaka noch ein paar Sachen erledigen mussten, suchten wir nach einer günstigeren Übernachtungsmöglichkeit für die kommende Nacht. Mit dem vorhanden WIFI des Hotels fand ich ein Apartment für 50 Dollar die Nacht.

Wir erreichten die Unterkunft und konnten durch einen Schlitz in der Tür eine Waschmaschine und einen Trockner erkennen. Da es ja seit Tagen regnete, konnten wir weder waschen, geschweige denn trocknen. Alles war dreckig und feucht! Da kam die Waschmaschine wie gerufen. Und das beste war: Es handelte sich um eine echte europäische Waschmaschine mit Frontbeladung und Temperaturauswahl! Die erste seit wir in Afrika sind. Alle anderen waren Toploader und wir mussten leider feststellen, dass sie den Dreck mehr verteilten als ihn auszuwaschen.

Wir fragten also die Chefin, ob wir waschen könnten und sie sagte ja. Und das allerbeste: KOSTENLOS!!! Wir wuschen alles, was wir besaßen, inklusive Bettwäsche, Kindersitz, einfach alles. Den kompletten Tag bis in die Nacht waren wir damit beschäftigt zu waschen und zu trocknen… und es tat so gut! Endlich war alles sauber und vor allem trocken.

Der eigentliche Grund für unseren Aufenthalt in Lusaka war aber die Versicherung für unser Auto. In den bisherigen Ländern Afrikas haben haben wir keine Versicherung gebraucht. Ab sofort ist sie aber obligatorisch.

Fast alle Staaten Ostafrikas (Sambia, Malawi, Tansania, Kenja, …) sind in einer Organisation (Comesa) zusammen geschlossen. Im ersten Land, das man aus diesem Staatenverbund erreicht, schließt man an der Grenze eine Haftpflichtversicherung ab. Dies haben wir an der Grenze nach Sambia erledigt. Dann bekommt man einen Aufkleber als Nachweis der Versicherung in die Scheibe – ähnlich unserer Umweltplakette – die aber nur für das aktuelle Land gilt. Um das ganze auf die anderen ostafrikanischen Staaten auszuweiten muss man dann zum Hauptbüro der Versicherungsagentur (in unserem Fall nach Lusaka zu Mayfair) um dort eine Erweiterung (COMESA Yellow Card) zu beantragen. Das ganze kostet dann für ein Jahr ca. 100 Euro und man hat bei den zahlreichen Polizeikontrollen, bei denen man fast immer nach der Versicherung gefragt wird, einen Nachweis (mehr ist es aber auch nicht, die Deckungssummen ist mit 2500 € pro Versicherungsfall lächerlich).

Der Nachweis ist dann neben dem Aufkleber des ersten Landes tatsächlich ein Gelber Zettel, in den alle Angaben mit der Hand geschrieben werden.

Und hier lag das Problem: Nachdem die sehr nette Frau uns das COMESA ausgestellt hat und wir die Angaben noch einmal überprüft haben, mussten wir leider feststellen, dass sie beim Fahrzeugmodell einen Fehler gemacht hat. Anstatt eines Toyota Hilux fuhren wir plötzlich einen Toyota Allex. Damit es bei den Kontrollen keine Probleme gibt, musste sie das Formular nach Rücksprache mit ihrem Chef noch einmal ausfüllen.

Mit den allerbesten Wünschen und noch ein paar guten Tipps der Einheimischen verabschiedeten wir uns. Im Auto sagte ich zu Tim, dass ich mir das ganze lieber noch einmal genau anschaue, irgendwie habe ich dem ganzen nicht getraut. Und tatsächlich: Diesmal war ein Fehler im Datum. Anstelle des Beginns im Februar begann unsere Yellow Card erst im März. Also einen Monat zu spät.

Wir mussten also wieder rein, haben uns tausendmal für die Umstände entschuldigt und bekamen den Zettel 10 Minuten später endlich korrekt ausgefüllt wieder.

Nachdem wir am nächsten Morgen all unsere frisch gewaschene Wäsche verstaut hatten, ging es weiter in Richtung malawische Grenze. Endlich hatte es aufgehört zu regnen und die Fahrt ging auf ausnahmsweise mal gut ausgebauter Straße zügig voran. Bis wir um eine Kurve kamen und einen verunfallten LKW im Straßengraben liegen sahen. Den drei Männern schien es gut zu gehen aber trotzdem hielten wir an und fragten ob sie etwas benötigten. „Ja, etwas zu essen wäre ganz schön“ Ich fragte sie, was denn passiert sei und wie lange sie hier schon saßen und sie erzählten, dass der Unfall schon gestern passiert war. Ein Mann war gestorben und einer verletzt. Die beiden und der Wagen der Opfer wurde schon weggeräumt. Sie saßen nur noch da und warteten, bis jemand aus der Hauptstadt käme um den LKW umzuladen und die Männer mitzunehmen. Wenn sie Glück hätten, erreichte er die drei bereits am Nachmittag, vielleicht dauere es aber auch noch ein oder zwei Tage… Wir gaben den Männern die letzten Bananen und unser Brot was wir noch übrig hatten. Uns wurde wieder einmal bewusst, wie gut wir es doch in Deutschland mit all unseren Rettungsdiensten, Polizei und ADAC haben. Wenn hier ein Unfall passiert oder man auch einfach mal so liegen bleibt, wartet man unter Umständen mehrere Tage auf Hilfe und ist solange auf das Wohlwollen der Vorbeifahrenden angewiesen.

Die Männer bedankten sich überschwänglich bei uns und nachdenklich fuhren wir weiter.

Nach einem weiteren Zwischenstopp fuhren wir nach Chipata – dem letzten sambischen Ort vor der malawischen Grenze. Auf dem Weg dort hin stockten wir wieder unsere Obstvorräte auf. Die Mangos und Tomaten die am Straßenrand angeboten wurden, konnte man mittlerweile tatsächlich nur noch in Eimern kaufen. Die Frage was denn nur zwei oder drei kosten würden verwirrte die Verkäufer zusehends. Sie verstanden gar nicht, dass wir keinen 10 Liter Eimer Tomaten bräuchten, auch wenn er nur ein paar Cent kostete.

Auch fanden wir einen Schneider am Straßenrand. In Lusaka habe ich mir zwei Tücher (Kitenge) gekauft, die noch umgenäht werden mussten. Tim entdeckte im Vorbeifahren einen alten Mann am Straßenrand mit einer Nähmaschine sitzen. Wir drehten um und fragten ihn, ob er die Stoffe schnell nähen könnte. Für 50 Cent pro Stück unterbrach er gerne seine aktuelle Arbeit. Immer mehr Dorfbewohner, vor allem Kinder, kamen hinzu und begutachteten uns Weiße, während wir warteten. Und wir bestaunten den Schneider, der hier mit einer uralten Singer-Nähmaschine seine Arbeit an der Straße verrichtete. Es war eine total angenehme Atmosphäre und wir müssen eine Lanze für afrikanische Menschen und vor allem Kinder brechen: Oft wird von bettelnden schwarzen Kindern oder auch Erwachsenen erzählt, die alles versuchten um etwas von den Weißen zu erhaschen. Aber bis auf ganz wenige Ausnahmen haben wir kaum Bettelei erlebt. Die Bettelei ist immer nur dort, wo viele Touris sind. In den ursprünglichen Gebieten fernab der Touristenströme sind die Menschen einfach nur interessiert und freundlich!

Am Nachmittag erreichten wir Chipata und wurden am Ortseingang direkt von schwarzen Geldwechslern empfangen, die einem sambische Kwacha in malawische Kwacha tauschen wollten. Auch hier haben wir gehört, man solle mit den Männern keine Geschäfte machen. Sie würden einen bescheißen und man solle an der Grenze wechseln.

Wir übernachteten die letzte Nacht in Sambia, so dass wir uns am nächsten Morgen gleich in das Getümmel der Grenze stürzen konnten.

Ein Angestellter auf dem Campingplatz hat es uns besonders angetan. Wir fragten ihn, ob wir besser noch in Sambia tanken sollten oder ob es in Malawi günstiger wäre. Außerdem fragten wir ihn nach dem korrekten Wechselkurs, um nicht doch noch abgezogen zu werden. Leider wusste er auf keine unserer Fragen eine Antwort aber er versprach uns, sich schlau zu machen. Und er hielt sein Versprechen: Am nächsten Morgen hatte er alle Antworten parat.

So ein lieber Mann und er tat uns so leid. Er hatte ein T-Shirt an, dass mal irgendwann die Aufschrift des Campinplatztes trug aber so durchlöchert und verwaschen war, dass er besser nackt rumgelaufen wäre. Wir fanden es eine Schande, dass man den Mann hier so rumlaufen ließ. Aber wir hatten eine Idee: Tim hatte noch drei T-Shirts, die er nicht mehr trug und so fragte er den Mann, ob er die Shirts haben wollte. Und auch ich konnte zumindest ein paar zu klein geratene Socken von Elisabeth entbehren, die wir ihm auch gaben. Für seine Schwester, die gerade ein Baby bekommen hatte…

Mosis Simba und auch seine Frau Margarete bedankten sich hunderte Male und auch hier machten wir uns wieder nachdenklich auf den Weg. Das ganze Jahr über und vor allem an Weihnachten bekommt man in Deutschland eingetrichtert, man solle Gutes tun und (vor allem für Afrika) spenden. Aber uns beschlich immer mehr das Gefühl, dass die Hilfe nicht wirklich ankommt. Mittlerweile haben wir noch ein paar mehr Einblicke in die Entwicklungshilfe gewinnen können und diskutieren fast täglich über die Vor- und Nachteile von Entwicklungshilfe. Aber das werden wir vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal tiefer thematisieren.

 

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