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Overlander sein oder nicht sein, das ist hier die Frage…

Neulich erreichte uns diese Nachricht eines aufmerksamen Lesers aus der Heimat:

„Hallo, ich lese ab und zu bei Euch mit, ganz OK, aber eins muss ich Euch sagen: Als echter “Overlander ” sollte man sich nur bezeichnen wenn man auch “overland” angereist ist. Wir sind overland nach Indien gefahren, das ist ein Unterschied ob man nur verschifft und sich dann in sicheren Gefilden bewegt oder wirklich hinfährt.
Auf unserer Südamerika-Tour hätte ich nie behauptet ein “Overlander” zu sein, da wir nach Argentinien verschifft haben.

Also bitte etwas weniger Pathos tut gut. Wir sind auch immer auf unsere deutschen Kennzeichen angesprochen worden, inzwischen fahren wir keine Routen mehr wo Pauschalos anzutreffen sind,suchen die echt ruhigen Plätze, da trifft man nur echte Traveller, und schon ist Ruhe.
Weiterhin viel Spaß save journey!“

Da haben wir uns natürlich selbst mal gefragt, ob wir uns fälschlicher Weise als Overlander bezeichnen und im Grunde gar keine sind. Eine Tragödie biblischen Ausmaßes für uns mit immensen und untragbaren Auswirkungen auf unser Zeitmanagement, da wir alle bisherigen Berichte nun noch einmal überarbeiten und ändern müssten…

Laut seiner Definition ist man also nur dann ein Overlander, wenn man von zu Hause aus sein angestrebtes Ziel erreicht…

Da stellt sich uns natürlich die Frage, ist jedes europäische Auto auf dem amerikanischen Kontinent kein Overlander, nur weil man es dort nicht hinfahren kann, sondern es mit dem Schiff gekommen ist? Oder ist man dann nur ein Overlander, wenn man in Rio de Janeiro geboren wurde und mit einem einheimischen Fahrzeug den Kontinent erkundet? Oder noch besser, darf man sich nicht Overlander nennen, wenn man die Panamericana fährt, egal ob mit europäischem oder einheimischen Fahrzeug, weil man über den Darian Gap verschiffen MUSS!?

Umgekehrt könnte man sich die Frage stellen, ist dann jedes Dethleffs Wohnmobil ein Overlander weil es von zuhause aus an den Gardasee gefahren ist oder bin ich schon ein Overlander, wenn ich über Belgien nach Holland an die Nordsee fahre, da ich ja von zu Hause aus gestartet bin?

Und können Isländer dann niemals Overlander sein???

Weitere Fragen, die uns durch den Kopf gingen und noch weitreichendere Folgen hatten, waren zum Beispiel:

Die Route Kapstadt-Kairo, eine der bekanntesten und traditionsreichsten (Overland-)Routen der Welt.

Bin ich nur ein Overlander, wenn ich Kapstadter bin und nach Ägypten fahre? Oder als Europäer darf ich mich niemals Overlander nennen, da ja die Route in Kairo beginnt (oder endet) und nicht vor meiner Haustür.

Genaugenommen ist man ja auch kein Overlander, wenn man Afrika einmal umrundet, was als DAS Abenteuer der heutigen Zeit gilt, da man ja über die Straße von Gibraltar verschiffen muss! Dann wären ja alle Bücher falsch, die Titel tragen wie „Africa Overland“ oder „Overlander Dream: Africa“

Da wir uns ein wenig überfordert mit so vielen Fragen sahen, beschlossen wir, uns mal ein wenig in den einschlägigen Foren umzusehen und uns vielleicht die passenden Informationen von anderen Reisenden einzuholen.

Nachdem wir stundenlang gelesen und gesucht hatten, öffneten wir einen eigenen Post und gaben die Frage an die Allgemeinheit weiter. Dutzende (echte/unechte) Overlander, Reisende und Offroadfahrer taten Ihre Meinung kund.

Eine beispiellose Resonanz war die Folge…

Aber leider führte unser Post nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Wir wissen jetzt zwar, dass man einen BF Goodrich AT maximal mit 3,849 bar fahren sollte und das ein Land Cruiser mit Wohnkabine eine 130 Ah Gel-Batterie benötigt, um einen Kaffeevollautomat darin betreiben zu können.

Nachdem wir der von uns ins Leben gerufenen Diskussion über acht Seiten gefolgt waren, gaben wir auf…

Ob wir jemals eine Antwort auf die Frage finden würden, ob wir Overlander sind oder nicht?

Da uns das auch nicht weiter brachte, kam uns der Gedanke, ein paar, laut seiner Definition echte Overlander um Ihre Meinung zu bitten. Also leiteten wir die Mail nach England, Holland und Deutschland weiter, mit der Bitte uns ihre Auffassung zu dem Thema mitzuteilen.

 

Aus England erhielten wir die erste Antwort.

Die können wir leider nicht veröffentlichen, da sie zum Großteil aus Schimpfworten besteht.

Unsere britischen Freunde sind über 3 Jahre mit einen DAF-Leyland Truck durch ganz Afrika gereist. Von Großbritannien aus durch Europa und über Marokko nach Afrika eingereist haben sie die Westroute bis Kapstadt genommen und sind dann bis Uganda die Ostroute wie raufgefahren…

Aber Moment, da sind ja zwei Verschiffungen drin… England-Festland und Gibraltar.

Also echte Overlander??? Oder doch nicht…

 

Okay erst mal egal, eine andere Antwort kam von Christian aus Deutschland, selbst durch Teile der Westroute unterwegs gewesen und dann die komplette Panamericana abgefahren.

Auszüge aus seiner extrem ausführlichen Mail sind:

“Ich denke dass es keine solche Definition eines Overlanders gibt. Ich habe nahe Berlin mit einer Fähre per RoRo ans andere Ufer verschifft, ist das dann kein Overland Reisen mehr? Oder von Spanien nach Marokko – ohne Verschiffung schlecht möglich. Auch Australien hat noch keine Brücke für eine Landverbindung. Das würde Overlanding, laut der gegebenen Definition, geografisch ziemlich einschränken.

Und wer sagt denn, dass eine Overland Reise immer in Deutschland starten muss. Ein Synonym für Overlander könnte der Begriff Globetrotter sein. Und in diesem Begriff steckt das Wort „Globe“ drin, was irgendwie doch die ganze Welt berücksichtigt, Somit keine Einschränkung auf einzelne Kontinente oder zusammenhängende Straßennetze indiziert.

Überhaupt ist es sehr befremdlich solch eine Aussage von einem Reisenden zu bekommen der ernst genommen werden will…”

 

Auch aus Holland erreichte uns folgende Antwort:

“Schön von euch zu hören, obwohl den Grund uns sehr am lachen gemacht hat. (…) Er soll vor allem in diese „echt ruhige Plätze mit echte Traveller“ bleiben. Umso ruhiger und besser für alle Overlander!”

Die Verfasser dieser Nachricht sind in mehreren Jahren die Westroute in einem Land Rover Defender von Holland aus gekommen und die Ostroute bis kurz vor Äthiopien wieder rauf gefahren.

 

Eine andere Antwort kam aus Deutschland, von Beate, selbst den Großteil der Westroute gefahren und jetzt mit Tochter und Ehemann permanent überall in der Welt unterwegs, wenn sie nicht auf Treffen oder Messen sind:

“Ich wüsste nicht, dass das Wort „Overlander“ irgendwo definiert ist. Ist DAS wichtig? Reisen soll einen doch entspannen und wieder auf die Erde zurück bringen in unserer komischen Welt, oder?!”

 

So langsam bekamen wir das Gefühl, auf der richtigen Spur für das Problem zu sein. Für unsere Mitreisenden ist die Frage schon längst geklärt, aber wir hatten noch geringe Zweifel. Auch durch ihre Antworten konnten wir nicht wirklich klären, ob der Startpunkt das eigene Zuhause sein muss, oder ob es einfach um die Reise an sich geht, die über Land statt findet…

Wir recherchierten also weiter und stießen dann auf diesen Artikel, der uns Schluss endlich überzeugte, die richtige Antwort gefunden zu haben!

In dem Artikel steht geschrieben:

“Overlanding ist self-reliant overland travel to remote destinations where the journey ist the principal goal. Typically, but not exclusively, is acconmplished with mechanized off-road capable transport (from bicycles to trucks) where the principal form of lodging is camping, often lasting for extended lengths of time (months to years) and spanning international boundaries.”
https://en.wikipedia.org/wiki/Overlanding

auf deutsch:
“Overlanding ist eine selbständige Überlandreise zu entlegenen Zielen, wo die Reise das Hauptziel ist. Typischerweise, aber nicht ausschließlich, wird es mit einem mechanisierten Offroad-fähigen Transportmittel (von Fahrrädern zu Lastkraftwagen) durchgeführt, wo die Hauptform der Unterbringung Camping ist, oft über längere Zeiträume (Monate bis Jahre) und internationale Grenzen überschreitend.”

Eine Antwort auf die Frage, ob man nur ein Overlander ist, wenn man von zuhause aus startet gibt auch dieser Artikel nicht, aber für uns ist die Quintessenz klar.

Ein Overlander überschreitet mit einem Fahrzeug internationale Landesgrenzen, die Hauptunterbringung ist Camping und der Trip geht über mehrere Monate bis Jahre.

Jetzt kann sich jeder selbst eine Meinung bilden, was den Begriff Overlander definiert, aber für uns ist die Sache geklärt!

Wir danken unserem Leser vielmals für die Mail und die damit verbundenen lustigen Stunden, die wir hatten, während dieser Bericht entstand. Wir wünschen ihm weiterhin alles Gute auf seinen Reisen und immer eine sichere Fahrt, ob overland oder nicht!

Wir hoffen unser Bericht konnte ein wenig den Nebel um den Begriff Overlander lüften und wir würden uns natürlich freuen, weitere Kommentare zu erhalten, die vielleicht noch mehr zur Klärung dieser Problematik beitragen.

3 Antworten auf „Overlander sein oder nicht sein, das ist hier die Frage…“

Amuesantes Thema, ich finde Beate trifft den Nagel auf dem Kopf! Ist doch wurscht ob Overlander, Globetrotter oder sonstwas, Hauptsache man tut was der Seele gut tut und geniesst die Freiheit! Weiterhin gute Fahrt….

Das stimmt, das wichtigste ist doch, dass man glücklich ist!

Vielen Dank für die Wünsche, vielleicht sieht man sich nochmal wieder (wir sind gerade dabei unsere weitere Route zu planen und evtl. führt uns der Weg wieder über Namibia)!

Liebe Grüße aus Deutschland

Wer oder was ein Oberlandes ist, weiss ich auch nicht, aber ein wichtiger Punkt ist meines Erachtens nach, ob die Reise ein vorher festgelegtes Ende hat. Also 4 Wochen Urlaub nach Albanien reisen sich völlig anders, als nach Albanien zu fahren, ohne eine feste Vorstellung, wann die Reise zu Ende sein wird. Selbst, wenn diese dann auch exakt 4 Wochen dauert. Wichtig beim Overlanding ist das Reisen ohne Zeitplan. Länder einsammeln und Flaggen auf die Tür pappen ist kein Overlanding. Leider gibt es in D nur den Begriff “Reisen”, egal ob mit Neckermann oder mit einem kleinen Pfadfinder-Rucksack. Dazwischen liegen u.U. aber Welten. Das mit einer Open End Reise muss man eben selber probieren, sonst kapiert man den Unterschied wahrscheinlich nicht. Das Limit ist dann die Größe der Kasse. Alles andere sind nur “Ferien”. Hört sich natürlich nicht so modisch-adrett an. Ich werde immer ganz krank, wenn mir Leute von ihrer 3 Wochen Expedition erzählen, die Sie mit einem Guide in einer Gruppe gemacht haben. Der “Guide” ist nachts anders als der Reiseleiter und die Gruppe trabt blind hinterher. DAS zumindest ist nie- und nimmer “Overlanding”.

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