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Livingstone – Lusaka – Chipata

Am nächsten Morgen verließen wir nun aber endgültig den mittlerweile überfluteten Campingplatz. Unser Weg führte uns in Richtung Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. Die knapp 500 Kilometer wollten wir nicht am Stück fahren sondern wir planten eine Zwischenübernachtung ein.

Als wir gegen 2 Uhr Mittags am Zwischenstopp ankamen, schüttete es wie aus Eimern. Es machte überhaupt keinen Sinn uns hier auf die total verschlammte Wiese zu stellen und zu warten bis es aufhörte zu regnen. Dann könnten wir den Regen auch nutzen und weiter fahren.

Wir erreichten Lusaka am späten Nachmittag und es regnete immer noch. Die Hoffnung war, dass unser geplanter Camping auch Zimmer hatte und wir vielleicht dort günstig unterkommen würden. Wir kämpften uns also im strömenden Regen und Feierabendverkehr durch die Hauptstadt und dann stockte es…

250 Meter vor einem Kreisel ging gar nichts mehr. Für die Strecke bis zum Kreise und durch benötigten wir nun 2 Stunden! Der komplette Kreise war überflutet, bis knapp unter die Radnabe stand das Wasser und alles was mindestens 2 Räder hatte wollte oder musste dort durch. Jeder afrikanische Minibus wollte natürlich zuerst fahren, jeder Truck auch und die Corollas wollten aber auch nicht warten und somit wurde jede Lücke ausgenutzt, um vermeintlich schneller als der andere voranzukommen. In einem eh schon dreispurigen und dazu noch überfluteten Kreisel war das keine gute Idee, es herrschte totales Chaos. Anstatt dass einmal kurz gewartet wurde um die Fahrzeuge von der inneren Spur ausfahren zu lassen, so dass man selbst wieder weiter kam wurde nur gehupt und dichter aufgefahren. Irgendwann kam sogar die Polizei und versuchte der ganzen Situation Herr zu werden. Sie bewegte die immer weiter in den Kreisel einfahrenden Fahrzeuge mit Schlägen auf die Motorhaube zum Anhalten. Das gelang aber auch nur so semi-optimal.

Irgendwann hatten wir es dann geschafft und standen eine weitere viertel Stunde später im dunklen und strömenden Regen vor den verschlossenen Toren des Campingplatzes. Wir suchten das nächste Marriot Hotel raus und fuhren dort hin. Diesmal mussten wir kapitulieren! Seit über 4 Monaten war es das erste Mal, dass wir in einem Hotel schlafen mussten. Und das für viieeel Geld. Aber die Badewanne am Abend und das monströse Frühstück am nächsten morgen trösteten über die 120 US Dollar hinweg.

Da wir in Lusaka noch ein paar Sachen erledigen mussten, suchten wir nach einer günstigeren Übernachtungsmöglichkeit für die kommende Nacht. Mit dem vorhanden WIFI des Hotels fand ich ein Apartment für 50 Dollar die Nacht.

Wir erreichten die Unterkunft und konnten durch einen Schlitz in der Tür eine Waschmaschine und einen Trockner erkennen. Da es ja seit Tagen regnete, konnten wir weder waschen, geschweige denn trocknen. Alles war dreckig und feucht! Da kam die Waschmaschine wie gerufen. Und das beste war: Es handelte sich um eine echte europäische Waschmaschine mit Frontbeladung und Temperaturauswahl! Die erste seit wir in Afrika sind. Alle anderen waren Toploader und wir mussten leider feststellen, dass sie den Dreck mehr verteilten als ihn auszuwaschen.

Wir fragten also die Chefin, ob wir waschen könnten und sie sagte ja. Und das allerbeste: KOSTENLOS!!! Wir wuschen alles, was wir besaßen, inklusive Bettwäsche, Kindersitz, einfach alles. Den kompletten Tag bis in die Nacht waren wir damit beschäftigt zu waschen und zu trocknen… und es tat so gut! Endlich war alles sauber und vor allem trocken.

Der eigentliche Grund für unseren Aufenthalt in Lusaka war aber die Versicherung für unser Auto. In den bisherigen Ländern Afrikas haben haben wir keine Versicherung gebraucht. Ab sofort ist sie aber obligatorisch.

Fast alle Staaten Ostafrikas (Sambia, Malawi, Tansania, Kenja, …) sind in einer Organisation (Comesa) zusammen geschlossen. Im ersten Land, das man aus diesem Staatenverbund erreicht, schließt man an der Grenze eine Haftpflichtversicherung ab. Dies haben wir an der Grenze nach Sambia erledigt. Dann bekommt man einen Aufkleber als Nachweis der Versicherung in die Scheibe – ähnlich unserer Umweltplakette – die aber nur für das aktuelle Land gilt. Um das ganze auf die anderen ostafrikanischen Staaten auszuweiten muss man dann zum Hauptbüro der Versicherungsagentur (in unserem Fall nach Lusaka zu Mayfair) um dort eine Erweiterung (COMESA Yellow Card) zu beantragen. Das ganze kostet dann für ein Jahr ca. 100 Euro und man hat bei den zahlreichen Polizeikontrollen, bei denen man fast immer nach der Versicherung gefragt wird, einen Nachweis (mehr ist es aber auch nicht, die Deckungssummen ist mit 2500 € pro Versicherungsfall lächerlich).

Der Nachweis ist dann neben dem Aufkleber des ersten Landes tatsächlich ein Gelber Zettel, in den alle Angaben mit der Hand geschrieben werden.

Und hier lag das Problem: Nachdem die sehr nette Frau uns das COMESA ausgestellt hat und wir die Angaben noch einmal überprüft haben, mussten wir leider feststellen, dass sie beim Fahrzeugmodell einen Fehler gemacht hat. Anstatt eines Toyota Hilux fuhren wir plötzlich einen Toyota Allex. Damit es bei den Kontrollen keine Probleme gibt, musste sie das Formular nach Rücksprache mit ihrem Chef noch einmal ausfüllen.

Mit den allerbesten Wünschen und noch ein paar guten Tipps der Einheimischen verabschiedeten wir uns. Im Auto sagte ich zu Tim, dass ich mir das ganze lieber noch einmal genau anschaue, irgendwie habe ich dem ganzen nicht getraut. Und tatsächlich: Diesmal war ein Fehler im Datum. Anstelle des Beginns im Februar begann unsere Yellow Card erst im März. Also einen Monat zu spät.

Wir mussten also wieder rein, haben uns tausendmal für die Umstände entschuldigt und bekamen den Zettel 10 Minuten später endlich korrekt ausgefüllt wieder.

Nachdem wir am nächsten Morgen all unsere frisch gewaschene Wäsche verstaut hatten, ging es weiter in Richtung malawische Grenze. Endlich hatte es aufgehört zu regnen und die Fahrt ging auf ausnahmsweise mal gut ausgebauter Straße zügig voran. Bis wir um eine Kurve kamen und einen verunfallten LKW im Straßengraben liegen sahen. Den drei Männern schien es gut zu gehen aber trotzdem hielten wir an und fragten ob sie etwas benötigten. „Ja, etwas zu essen wäre ganz schön“ Ich fragte sie, was denn passiert sei und wie lange sie hier schon saßen und sie erzählten, dass der Unfall schon gestern passiert war. Ein Mann war gestorben und einer verletzt. Die beiden und der Wagen der Opfer wurde schon weggeräumt. Sie saßen nur noch da und warteten, bis jemand aus der Hauptstadt käme um den LKW umzuladen und die Männer mitzunehmen. Wenn sie Glück hätten, erreichte er die drei bereits am Nachmittag, vielleicht dauere es aber auch noch ein oder zwei Tage… Wir gaben den Männern die letzten Bananen und unser Brot was wir noch übrig hatten. Uns wurde wieder einmal bewusst, wie gut wir es doch in Deutschland mit all unseren Rettungsdiensten, Polizei und ADAC haben. Wenn hier ein Unfall passiert oder man auch einfach mal so liegen bleibt, wartet man unter Umständen mehrere Tage auf Hilfe und ist solange auf das Wohlwollen der Vorbeifahrenden angewiesen.

Die Männer bedankten sich überschwänglich bei uns und nachdenklich fuhren wir weiter.

Nach einem weiteren Zwischenstopp fuhren wir nach Chipata – dem letzten sambischen Ort vor der malawischen Grenze. Auf dem Weg dort hin stockten wir wieder unsere Obstvorräte auf. Die Mangos und Tomaten die am Straßenrand angeboten wurden, konnte man mittlerweile tatsächlich nur noch in Eimern kaufen. Die Frage was denn nur zwei oder drei kosten würden verwirrte die Verkäufer zusehends. Sie verstanden gar nicht, dass wir keinen 10 Liter Eimer Tomaten bräuchten, auch wenn er nur ein paar Cent kostete.

Auch fanden wir einen Schneider am Straßenrand. In Lusaka habe ich mir zwei Tücher (Kitenge) gekauft, die noch umgenäht werden mussten. Tim entdeckte im Vorbeifahren einen alten Mann am Straßenrand mit einer Nähmaschine sitzen. Wir drehten um und fragten ihn, ob er die Stoffe schnell nähen könnte. Für 50 Cent pro Stück unterbrach er gerne seine aktuelle Arbeit. Immer mehr Dorfbewohner, vor allem Kinder, kamen hinzu und begutachteten uns Weiße, während wir warteten. Und wir bestaunten den Schneider, der hier mit einer uralten Singer-Nähmaschine seine Arbeit an der Straße verrichtete. Es war eine total angenehme Atmosphäre und wir müssen eine Lanze für afrikanische Menschen und vor allem Kinder brechen: Oft wird von bettelnden schwarzen Kindern oder auch Erwachsenen erzählt, die alles versuchten um etwas von den Weißen zu erhaschen. Aber bis auf ganz wenige Ausnahmen haben wir kaum Bettelei erlebt. Die Bettelei ist immer nur dort, wo viele Touris sind. In den ursprünglichen Gebieten fernab der Touristenströme sind die Menschen einfach nur interessiert und freundlich!

Am Nachmittag erreichten wir Chipata und wurden am Ortseingang direkt von schwarzen Geldwechslern empfangen, die einem sambische Kwacha in malawische Kwacha tauschen wollten. Auch hier haben wir gehört, man solle mit den Männern keine Geschäfte machen. Sie würden einen bescheißen und man solle an der Grenze wechseln.

Wir übernachteten die letzte Nacht in Sambia, so dass wir uns am nächsten Morgen gleich in das Getümmel der Grenze stürzen konnten.

Ein Angestellter auf dem Campingplatz hat es uns besonders angetan. Wir fragten ihn, ob wir besser noch in Sambia tanken sollten oder ob es in Malawi günstiger wäre. Außerdem fragten wir ihn nach dem korrekten Wechselkurs, um nicht doch noch abgezogen zu werden. Leider wusste er auf keine unserer Fragen eine Antwort aber er versprach uns, sich schlau zu machen. Und er hielt sein Versprechen: Am nächsten Morgen hatte er alle Antworten parat.

So ein lieber Mann und er tat uns so leid. Er hatte ein T-Shirt an, dass mal irgendwann die Aufschrift des Campinplatztes trug aber so durchlöchert und verwaschen war, dass er besser nackt rumgelaufen wäre. Wir fanden es eine Schande, dass man den Mann hier so rumlaufen ließ. Aber wir hatten eine Idee: Tim hatte noch drei T-Shirts, die er nicht mehr trug und so fragte er den Mann, ob er die Shirts haben wollte. Und auch ich konnte zumindest ein paar zu klein geratene Socken von Elisabeth entbehren, die wir ihm auch gaben. Für seine Schwester, die gerade ein Baby bekommen hatte…

Mosis Simba und auch seine Frau Margarete bedankten sich hunderte Male und auch hier machten wir uns wieder nachdenklich auf den Weg. Das ganze Jahr über und vor allem an Weihnachten bekommt man in Deutschland eingetrichtert, man solle Gutes tun und (vor allem für Afrika) spenden. Aber uns beschlich immer mehr das Gefühl, dass die Hilfe nicht wirklich ankommt. Mittlerweile haben wir noch ein paar mehr Einblicke in die Entwicklungshilfe gewinnen können und diskutieren fast täglich über die Vor- und Nachteile von Entwicklungshilfe. Aber das werden wir vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal tiefer thematisieren.

 

2 Antworten auf „Livingstone – Lusaka – Chipata“

Hallo Ihr Lieben,
herzlichen Dank für die excellent geschriebenen Berichte und für die Bilder, die so viele positive Erinnerungen an Südafrika in uns zurückrufen.
Besonders erfreut sind wir am Lachen von Klein-Elisabeth – sie hat sich so toll entwickelt.
Noch ganz viele tolle Erlebnisse wünschen Euch
Ute und Hans-Peter aus DÜW

Hallo ihr beiden,

schön, dass ihr noch mit uns reist und wir positive Erinnerungen in euch wecken konnten!

Viele Grüße nach DÜW
Sarah, Tim und Elisabeth

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