Kategorien
Asien Türkei Unser Reisemobil Weltreise

Türkei 3

Salda See

Am Morgen machten wir uns auf zu unserem nächsten Ziel, dem Salda See. Es wurde uns beschrieben wie die türkischen Malediven… Da unsere Karibikerfahrungen noch nicht ganz so lange her waren, ließen wir uns mal überraschen.

Das erste, was wir sahen, als wir dort ankamen, war wirklich kalkweißer Strand vor türkisblauem Wasser…

Und türkeitypisch kaum einen Flecken an diesem Strand, an dem keine Großfamilie Picknick machte, Autos parkten oder Feuer brannten. Das war das Paradies und die Apokalypse in einem Atemzug…

Aber wir gaben die Hoffnung nicht auf, doch mal einen Platz zu finden, an dem kein Mensch uns Gesellschaft leistete und wir ganz alleine sein würden.

Also umrundeten wir den See und suchten nach kleinen Pfaden, die zum Wasser runter führten und die kein Auto außer einen Geländewagen befahren konnte. Das schreckte zumindest schon mal ein paar andere Bewerber auf den Stellplatz ab.

Und tatsächlich fanden wir einen Weg, der steil und in Serpentinen über losen Schotter zum See führte. Wir fuhren ihn bis kurz vor den Strand, der augenscheinlich aus festem kalkartigen Gestein und Sand bestand.

Doch was wir nicht sahen und erst bemerkten als wir darüber fuhren war die Lehmschicht, die ungefähr eine Handbreit darunter lag.

Unsere Hinterräder gruben sich in Sekunden bis zur Achse ein, der Tank lag auf und wir saßen fest. Wir stiegen aus und besahen uns die Misere.

Auto lag auf… Also versuchten wir die Sandbleche.

Die verschwanden beim Anfahren wortlos einfach so im Boden. Die Lehmschicht war wohl dicker als erwartet… Also holten wir die Schaufel vom Dach und fingen an zu graben. Und gruben… Und gruben…

Ganze zwei Stunden lang. Bei einem erneuten Versuch buddelten wir uns nur noch tiefer ein… Wieder lag der Tank auf.

Wir probierten die Auffahrkeile als Sandbleche umzufunktionieren, was einen geringen aber positiven Effekt hatte. Wir kamen an die Spitze der im Boden steckenden Sandbleche ran.

Diese auszugraben dauerte dann auch nochmal eine gute Stunde, aber schlussendlich bekamen wir das Auto mit den Keilen, Sandblechen und Holz aus unserer Dachbox frei.

Völlig verdreckt, verschwitzt und mit Blasen vom Graben übersät fielen wir uns in die Arme und genossen unseren Erfolg.

Wir suchten uns einen etwas sichereren Platz etwas entfernt vom Strand und blieben dort für zwei Nächte.

Den nächsten Tag genossen wir mit Sonnenbaden, planschen und damit, uns böse den Rücken zu verbrennen.

Im Lauf des Tages entstand dann auch die Idee, eine Nachtfahrt einzulegen, um unser nächstes Ziel einfacher erreichen zu können. Wir wollten ins 800 km entfernte Göreme in Kappadokien. Da wir aber mit Elisabeth eine so lange Strecke nicht am Stück über Tag fahren konnten, wollten wir sie Nachts fahren, wenn sie schlafen würde.

Wir verließen also am nächsten Morgen den See und fuhren zu einem Spot an einem anderen See. Dieser war noch 650 km von Göreme entfernt.

Wir standen um 4 Uhr am nächsten Morgen auf, packten in Windeseile alles zusammen – damit unsere Tochter so wenig wie möglich mitbekam – und machten uns auf den Weg.

Kappadokien

Die Strecke war angenehm zu fahren und die Sonne über der kappadokischen Landschaft aufgehen zu sehen, hatte schon seinen ganz eigenen Reiz.

Wir erreichten die Stadt um 9 Uhr morgens.

Da der Tag ja eben erst begonnen hatte, wollten wir direkt ein paar lokale Sehenswürdigkeiten abklappern. Darunter auch zwei Höhlenstädte, die in Kappadokien zu dutzenden unter der Erde verborgen sind und für die die Region berühmt ist.

Die erste auf unserem Weg liegende unterirdische Stadt war Derinkuyu, die als tiefste bisher entdeckte Höhlenstadt gilt.

Der schlichter Eingang ließ kaum vermuten, was für ein gigantischer unterirdischer Komplex sich da unter einem befand.

Nachdem man eine steinerne Treppe hinabgestiegen war, öffnete sich der Abgang in ein riesiges Labyrinth aus Gängen, Kammern und Kirchen. Vorratsräume, Wohnungen oder Versammlungszimmer wurden in den weichen Tuffstein gegraben.

Das Gewirr aus Wegen erstreckt sich tief in den Boden, bis zu 13 Stockwerke werden hier vermutet, acht davon sind zu besichtigen.

Auf dem Weg in die Tiefe bekommt man schon ein wenig ein beklemmendes Gefühl, die Decken sind kaum höher als 1,80 Meter und man musste ständig gebückt laufen.

Aber es war absolut faszinierend, obwohl man sich den engen Raum und die wenige Luft mit unzähligen Asiaten teilen musste, die sich rücksichtslos durch die Katakomben schoben.

Die zweite unterirdische Stadt, die wir anfuhren war Kaymakli. Sie gilt als die größte Höhlenstadt in Kappadokien. Ihr weit verzweigtes Netz aus Höhlen, Tunneln und Kammern erstreckt sich weit den Hang eines Berges hinab. Auf fünf Ebenen, die sich teilweise überschneiden, ineinander über gehen oder auch mit langen Tunneln verbunden sind, konnte man sehr schnell die Orientierung verlieren. Überall waren Löcher in Boden oder Decke, die einstmals für Leitern gedacht waren und gleich mehrere Ebenen miteinander verbanden. Durch Öffnungen in den Wänden konnte man in andere Räume blicken, während man sich durch die niedrigen Gewölbe zwängte und vor Staunen fast nicht mehr den Mund zu bekam.

Ursprünglich von den Hethitern angelegt, nutzten im frühen 7. Jahrhundert die ersten Christen die Untergrundstädte, um sich vor arabischen Feldzügen zu verstecken.

Nachdem wir wieder Tageslicht sahen, machten wir uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz.

Der Camping lag ein wenig außerhalb Göremes auf einem Hügel mit sagenhaftem Blick über die zerklüftete, canyonartige Landschaft Kappadokiens.

Diese Landschaft, mit ihren außergewöhnlichen Steinformationen, Tälern und Schluchten, die es den frühe Christen ermöglichte, sich hier zu verstecken und so zu überleben, war auch gleichzeitig einer der größten Touristenmagneten.

Jeden Morgen um 5 Uhr starten hunderte Heißluftballons in den frühen Sonnenaufgang, um einen einmaligen Blick auf dieses Naturwunder zu ermöglichen.

Das war auch einer der Gründe für uns, bzw. für meine Frau, diesen Ort zu besuchen. Sie wollte die Ballons sehen, die sich über die Canyons erhoben.

Wir nutzten den Camping für einen ersten Ruhetag, an dem nichts weiter passierte, als die Landschaft zu genießen, die Drohne kreisen zu lassen und unsere Wäsche zu waschen.

Am darauffolgenden Tag wurden wir morgens durch ein dröhnendes Geräusch geweckt. Schlaftrunken sah ich auf die Uhr und war mit einem Schlag hell wach. Halb 6!

Wir zogen uns an und sprangen aus dem Auto in die noch frühe Morgendämmerung. Vor uns am Himmel zogen schon unzählige Heißluftballons ihre Bahnen über der felsigen Umgebung. Immer wieder hörte man das Dröhnen der Brenner, wenn die Ballons zu steigen begannen.

Es war einmalig schön, besonders, als nach einer knappen Stunde die Sonne aufging und die eh schon einmalige Szene in ein oranges Licht tauchte.

Um 8 Uhr war das Schauspiel zu Ende, ein paar vereinzelte Ballons zogen noch über den Himmel.

Gegen Mittag packten wir unsere Sachen und verließen den Camping. Wir wollten zum Zelve Open Air Museum. Das Museum liegt ungefähr 30 Kilometer außerhalb der Stadt Göreme.

Nicht nur in den Untergrund gruben die frühen Christen ihre Höhlen, auch in den kappadokischen Bergen kann man überall ihre verlassenen Wohnstätten in den Fels gehauen besichtigen.

Das Museum war um eine dieser Felsenstädte herum errichtet worden, man konnte in jede einzelne Höhle klettern, teilweise mehrere Stockwerke über einander zogen sich die Gänge und Kammern durch die Hänge der Berge. Kirchen, Vorratsräume, Wohnstätten und Gräber waren in den weichen Tuffstein gehauen und boten ein eindrucksvollen Bild. Wenn man den Wegen folgte und die Felsen emporblickte, konnte man überall Fenster, Türen und Portale sehen, die durch die Farbe des Berges stark an einen Schweizer Käse erinnerten.

Unsere kleine Lara Croft erkundete, kletterte und kroch überall hinein, wir hatten echt Mühe sie zu zügeln, so Spaß machte es ihr.

Nach drei Stunden in der prallen Mittagssonne verließen wir das Museum, durchgeschwitzt, aber total begeistert.

Wir fuhren ins nahe Ürgüp, der Provinzhauptstadt und größter Stadt in der Region.

Wir mussten noch ein paar Sachen einkaufen und wollten uns ein wenig die Zeit vertreiben, bis wir zu unserem nächsten Schlafplatz aufbrechen würden. Einem Spot von Ioverlander, der auf einem Felsen gelegen einen einmaligen Blick auf die Heißluftballons versprach, die rund um einen herum starten würden.

Eigentlich wurde dieser Spot geschlossen, so zumindest verlangte es die geschlossene Schranke. Doch dutzende Reifenspuren umfuhren diesen Weg durch einen kleinen Acker, und genau da wollten wir auch durch.

Wir warteten bloß, bis es dunkel wurde, denn der Spot war von einem Aussichtspunkt auf einem Hügel gut einsehbar und man musste es ja auch nicht übertreiben.

Wie wir da so warteten, kamen mit lautem rumpeln fünf Land Rover Defender angeprescht, voll mit Schlitz…. äh, asiatischen Touristen.

Der Inhalt der Geländewagen ergoss sich auf den kleinen Platz vor der Schranke und von einer Sekunde auf die Andere war ein Geräuschpegel wie auf einer Großbaustelle. Überall wurden Fotos, Smartphones und Camcorder gezückt und die komplette Szenerie samt Sonnenuntergang aufgenommen. Und natürlich auch uns…

Ich war immer in Hab-Acht-Stellung, dass keiner der Freunde ein Bild meiner Tochter machte. Nicht weil sie nicht schon oft genug auf dieser Reise fotografiert worden wäre, sondern das war meine kleine, persönliche Rache…

Aber nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei, die gelbe Gefahr wurde zurück in die Geländewagen verfrachtet und abtransportiert. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und wir umfuhren die Schranke und bauten unser Camp am Rand eines steil abfallenden Canyonrandes auf.

Wir bereiteten alles für den Morgen vor. Machten Kamera, Drohe und Actioncam bereit, sorgen dafür, dass es schnell Kaffee geben würde und stellten uns die Wecker.

Ballons

4:30 Uhr

Stock dunkel

Ich verließ das Auto und kochte Kaffee, unter uns in der Schlucht dröhnten die ersten Brenner. Überall konnte man Busse sehen, die Touristen ausluden, Pick-Ups standen herum, die Material für die Ballons, Körbe und Gasflasche gebracht hatten.

Ich baute auf unserem Tische eine kleine Technikzentrale auf, damit alles schnell gehen würde, wenn die Ballons aufstiegen.

Auch meine Frau schloss sich mir an und nahm dankend den Kaffee entgegen, der in der Tasse dampfte.

Punkt fünf Uhr erhoben sich die Ballons fast gleichzeitig und die gigantischen Gefährte tauchten wie in Zeitlupe aus allen Schluchten der Canyons auf. Hunderte!

Die Drohne war pausenlos in der Luft und flog nur Meter entfernt zwischen den Ballons hin und her. Atemberaubende Bilder luden sich auf die Speicherkarte.

Auch die Spiegelreflex war permanent im Einsatz, die Heißluftballons zogen über uns hinweg, man wusste gar nicht, wo man zuerst drauf halten sollte. So eindrucksvoll war das Ganze.

Um uns herum tauchten immer mehr Heißluftballons aus den Schluchten auf und stiegen in den orange werdenden Himmel auf.

Als dann die Sonne über den Horizont lugte und die Gefährte in wunderschönes goldgelbes Licht tauchte, konnte man schon von einem perfekten Tag reden!

Es war über alle Maße beeindruckend und als dann die Akkus leer und die Drohne wieder am Boden war, genossen wir das ganze noch eine Weile ohne Technik.

Die Bilder die wir erhielten waren mit die Besten, die die Drohne je aufgezeichnet hatte. Und auch für uns war dieses Schauspiel eines der beeindruckendsten Ereignisse unserer gesamten Weltreise!

Leider war auch heute um acht Uhr die Show vorbei und wir begannen, langsam unser Zeug zu packen. Der Plan für den heutigen Tag war etwas straffer.

Wir wollten noch ins Göreme Open Air Museum, nach Ürgüp ein Medikament abholen, das wir bestellt hatten und in ein Einkaufszentrum ca. eine Stunde entfernt.

Dort wollten wir uns die Zeit vertreiben, bis Abends, denn es sollte wieder eine Nachtfahrt geben. Damit unsere Tochter möglichst wenig wache Zeit im Auto verbrachte, wollten wir gegen 18 Uhr los fahren und die 600 km nach Gaziantep in die Nacht fahren.

Als wir den Platz verließen kamen uns schon die ersten asiatischen Touri-Gruppen entgegen, die zur Aussichtsplattform wollten.

Wir fuhren nach Göreme und parkten vor dem Museum. Der Eintritt war deutlich teurer als in Zelve, was schon mal ein Dämpfer war. Dazu musste man sich im Gegensatz zu dem unbekannteren zweiten Museum die Stätte mit hunderten anderer Touristen teilen.

Wir waren etwas enttäuscht…

Die Wandmalereien waren deutlich besser erhalten als die in Zelve, aber die Stätte war viel kleiner und nach einer knappen dreiviertel Stunde waren wir durch.

Wir würden jedem, der in in Göreme und Umgebung unterwegs ist, raten, eher nach Zelve zu fahren, es lohnt sich deutlich mehr!

Kategorien
Asien Türkei Unser Reisemobil Weltreise

Türkei 2

Troja

Ein Ort, den ich auf jeden Fall besuchen wollte, waren die Ruinen von Troja. Wir erreichten Canakkale am dritten Tag unserer Abfahrt aus Istanbul. Die Stadt ist der Ausgangspunkt für einen Besuch der Ruinenstadt. Hier steht auch das original Trojanische Pferd aus dem Film Troja mit Bratt Pitt und Diane Krueger.

Wir fuhren weiter zur Ausgrabungsstätte.

Man kennt die Geschichten von Hektor, Achilles und Odysseus, dem hölzernen Pferd und der wunderschönen Helena. Dies soll der Ort sein, an dem die Geschichten ihren wahren Ursprung haben.

Heinrich Schliemann entdeckte 1873 die Überreste der antiken Stadt, die im 5. Jahrhundert vor Christus gegründet worden war und Schauplatz der Sagen aus Homers Ilias darstellte.

Kurzer Abriss, für diejenigen, die die Geschichte nicht kennen:

Die Trojaner hatten Helena, die Frau des spartanischen Königs Menelaos, geraubt und dieser verfolgte die Trojaner mit seiner gesamten Streitmacht. Die Krieger scheiterten aber bei dem Versuch die Mauern der Stadt zu überwinden und belagerten sie deshalb mehrere Jahre.

Als nichts weiter half, kam Odysseus die schlaue Idee, man könnte ja ein Holzpferd aus den Schiffen bauen, sich im Inneren verstecken und das Pferd als Geschenk vor die Stadttore stellen. Als die Trojaner dann das Pferd in die Stadt gezogen hatten, kam nachts die Mannschaft aus den Innereien und öffnete die Tore. Die gesamte spartanische Streitmacht drang in die Stadt ein und zerstörte sie komplett.

Und natürlich nahmen sie ihre Königin wieder mit nach Hause!

Das UNESCO Weltkulturerbe ist alleine durch diese Geschichte beeindruckend… Oder vielleicht auch nur deswegen. Denn was man dort findet, sind ein paar alte Steine, Reste von Mauern und die Andeutung von Gebäuden. Natürlich muss man sagen, dass die Stadt fast 2500 Jahre alt ist und davon nicht mehr ganz so viel übrig ist wie zum Beispiel bei den Ruinen der Maya, die wir in Mexiko besucht hatten. Die hatten aber auch 2000 Jahre weniger auf dem Buckel.

Wie auch immer, ich war froh, da gewesen zu sein, aber nochmal müsste ich nicht hin. Wir schliefen an einem Strand ca. eine halbe Stunde südlich der Stadt. Ein wunderschöner Sonnenuntergang beendete diesen Tag. Der Nächste sollte die Hölle werden…

Beschissen

Der Morgen war schon anstrengend. Unsere Tochter hatte nicht die allerbeste Laune, was sie uns sehr deutlich spüren ließ. Es war ein Segen, als sie endlich während der Fahrt einschlief.

Wir hatten einen weiten Weg zum nächsten Spot vor uns. Gegen Mittag durchquerten wir eine Stadt und beim ausfahren auf die Überlandstraße gab uns ein Mann Zeichen anzuhalten. Wir stoppten am Straßenrand und er zeigte uns, was er gesehen hatte. Wir verloren Öl aus der hinteren Achse.

Aber Allah hätte ihn uns geschickt um uns zu helfen, so seine Worte. Er wäre Mechaniker und die Reparatur kein Problem.

Wir fuhren zu einem Parkplatz und er machte sich ans Werk. Innerhalb von einer halben Stunde war die hintere Steckachse auf der Beifahrerseite ausgebaut und in seinem Kofferraum. Die fälligen Bremsbeläge lagen gleich mit dabei.

Immer wieder wiederholte er, dass Allah ihn geschickt hätte… Allein das hätte mich stutzig machen sollen… Aber noch hatte ich Hoffnung auf einen Menschen wie in Albanien zu treffen, der ehrlich und freundlich ist. Letzteres war er zumindest schon mal.

Wir stiegen in sein Auto, Sarah und Elisabeth blieben bei unserem eigenen – ohne Handy und Internet, um im Fall der Fälle Hilfe zu holen, das musste nämlich ich zur Kommunikation mitnehmen.

Die Fahrt ging los. Ich wusste überhaupt nicht was mich erwartete. Die ganze Konversation verlief über Google Translator.

Wir fuhren in die nächste Stadt, er schien dort Leute zu kennen, die uns helfen könnten. Wiedermal blitzte eine gewisse Skepsis auf, wurde aber schnell wieder gemildert, als wir in dem Werkstattviertel ankamen und er zielsicher eine Garage ansteuerte, in die er unsere Achse verfrachtete. Danach ging es drei Tore weiter, um die Bremsen neu beziehen zu lassen.

Nach nicht einmal zwei Stunden war alles erledigt, er hatte alles geregelt, ich hatte sogar noch sieben Liter Motoröl beschafft bekommen, für den baldigen Ölwechsel. Zur Not hatte ich nochmal Geld geholt, für alle Fälle. Aber niemand wollte Geld… Wir konnten zurück. Wieder dieses Gefühl…

Wir erreichten den Parkplatz, auf dem unser Auto stand und bei dem meine beiden Damen warteten.

Schnell war die Achse, die wirklich gut aussah, wieder eingebaut, neue Bremsbeläge auf die Trommelbremse gezogen und alles soweit fertig.

Irgendwie hatte der Typ es auf einmal mächtig eilig, er müsse noch weiter, wir sollten zusammenpacken. Also schnell alles hinten rein geworfen, richtig aufräumen könnten wir dann im Camp.

Nachdem alles halbwegs verstaut war, setzte sich der Mann und deutete mir, mich zu ihm zu setzen. Ich fragte, was er jetzt bekommen würde für seine von Allah gesandte Hilfe.

Ach, meinte er, nur 200 Euro… Ich fragte nochmal nach, ob er nicht türkische Lira meinte (das wären ca. 30 Euro gewesen)… Nein, Euro!

Dann fragte ich ihn, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte, aber ich glaube der Google Translator übersetzte falsch, denn er lachte nur und deutete mir, ihm das Geld zu geben. Ich ging zu Sarah, die bereits im Auto saß und erzählte ihr die Sachlage.

Sie lachte…

Der Mann kam dazu und eine hitzige Diskussion entbrannte, in der von seiner Seite her der Preis immer weiter fiel. Das allein war so lächerlich, dass wir jetzt erst recht stur blieben. Wir schlugen Folgendes vor: Wir fahren zu der Werkstatt und fragen nach dem genauen Preis für die Arbeit, dann soll er seinen Teil draufschlagen und wir sind quitt.

Das wollte er aber auch nicht… Also ging die Feilscherei weiter, er hatte sich leider mit dem Falschen angelegt!

Bei 200 türkischen Lira ließen wir uns auf einen Deal ein und schlugen zu. Wild gestikulierend riss mir der Kerl die Scheine aus der Hand und zog fluchend von Dannen.

Wir stiegen ein, ein fettes Grinsen auf den Lippen. Selbst wenn er das Lager nicht gewechselt hatte, die Bremsen waren neu und die Erfahrung des Einbaus war alle mal das Geld wert, dass wir ihm bezahlt hatten.

Wir fuhren noch fast zwei Stunden zu einem Spot in den Bergen oberhalb von Izmir. Das war ein Dreckloch, voll Müll, Ameisen und Moskitos.

Und als wir dann ausluden, merkten wir, dass es doch kein so guten Deal war. Der Typ hatte uns um einige Werkzeuge aus meinem Werkzeugkasten erleichtert. Nichts wirklich Elementares, aber trotzdem ärgerlich. Sarah fluchte noch den halben Abend und auch mir steckte die ganze Sache quer. Wie zum Abschluss fing es noch an zu regnen… Was für ein Tag!

Ephesus

Nach langen Diskussionen beschlossen wir am nächsten Tag, die Sache einfach zu vergessen. Eigentlich konnten wir froh sein, dass uns auf der gesamten Reise nicht mehr abhanden gekommen war, als ein bisschen Werkzeug. Ein Smartphone wäre tausend mal schlimmer gewesen, alle Daten, Fotos und Log Ins wären weg und der Umstand, alles zu sperren wäre immens. Deswegen einfach vergessen, bei Würth gibt es so viel Ersatz wie wir wollten.

Unser Weg führte uns zu einem weiteren Highlight der Westküste. Ephesus!

Wieder ein UNESCO Weltkulturerbe und Heimat eines der sieben antiken Weltwunder. Des Tempels der Arthemis.

Außerdem kann man dort auch die Celsus Bibliothek besuchen, meiner Meinung nach eines der top Sehenswürdigkeiten Ephesus’ und der gesamten Türkei.

Doch vorher musste man sich durch dutzende aufdringliche Händler schlagen, die dir alles erzählen wollten, nur um dich von ihren Waren oder Dienstleistungen zu überzeugen.

Darunter der Parkplatzwärter:

Ein Typ auf einem Plastikstuhl, der einem weismachen wollte, für die Ruinenstätte würde man locker vier Stunden brauchen. Im Nachhinein hätte ich ihm für diese Aussage eine Kopfnuss verpassen sollen.

Die Ruinen erstrecken sich den Hang eines Berges hinauf und hatten schon eine beachtliche Dimension. Er bot an, dass ein Bus zum hinteren Eingang fahren würde, am oberen Ende der Anlage. Dann könnte man ganz entspannt den Hang durch die Ruinen nach unten laufen und man würde das ganze in einer Stunde schaffen. Der Bus würde nur kurz vorher an einer Fabrik für Teppiche anhalten, aber man müsse nichts kaufen…

Okay, vielen Dank, ich versuch mich einfach mal am normalen Weg…

Was man für die 12 Euro Eintritt erhält ist wirklich beeindruckend. Eine gewaltige antike Stadt, damals bewohnt von 250000 Menschen, erstreckte sich vor einem…. Beziehungsweise nur die Grundmauern, denn drei Erdbeben hatten die komplette Stadt in den vergangenen 2000 Jahren in einen Trümmerhaufen verwandelt.

Die Archäologen hatten ganze Arbeit geleistet, denn viele der Tempel, Häuser und Theater waren restauriert und man konnte die imposante Erscheinung erahnen, die diese Bauwerke einst dargestellt hatten.

Am besten Rekonstruiert war die Celsus Bibliothek, das Herzstück der Anlage und Touristenmagnet Nummer eins.

Hunderte Menschen drängten sich um die Fassade des einstigen Prachtbaus, fotografierten, posierten und hielten Smartphones und Selfie-Sticks in die Luft.

Ich streifte noch eine Stunde durch die Ruinen, bis es mich zurück zum Auto und meinen Frauen zog, die dort warteten.

Zum einen, weil Sarah die ganze Sache nicht interessierte und sie lieber einen zweiten Anlauf mit den Visa für den Iran starten wollte. Elisabeth schlief zum Zeitpunkt als ich los ging noch.

Aber jetzt war sie wach, die Visa erneut beantragt und wir wieder auf dem Weg zum nächsten Supermarkt, unsere schwindenden Vorräte aufstocken.

Den Nachmittag verbrachten wir auf einem Parkplatz, der an einem Spielplatz/Naherholungsgebiet angegliedert war, auf dem man auch campen konnte. Elisabeth hatte ihren Spaß und wir genossen die Sonne und das nahe azurblaue Mittelmeer.

Kategorien
Asien Europa Türkei Türkei Unser Reisemobil Weltreise

Türkei 1

Istanbul

Im Licht der aufgehenden Sonne stachen die Minarette scherenschnittartig vom orangeroten Himmel ab. Der Ruf des Muezzins ertönte, als wir gerade die ersten Meter auf türkischen Asphalt unterwegs waren. Der Übertritt aus der EU in die Türkei war super angenehm. Wir hatten von Durchsuchungen gelesen, das ganze Auto würden an der Grenze zerlegt werden.

Aber nichts der Gleichen, ein kurzer Blick ins Auto und schnell noch die Klappe hinten auf, schon durften wir weiter – mit gefühlt 1000 anderen Deutschen und Österreichern, ein Auto mit türkischem Nummernschild hatten wir bis dahin noch nicht gesehen.

Wir fuhren über Edirne, die erste größere Stadt hinter der Grenze in Richtung Istanbul.

Vier Stunden später, davon ungefähr 2,5 im Stau trafen wir in der Megametropole ein. 15 Millionen Einwohner, und das nur die offiziellen schwarzen Ziffern, bewohnen ein Gebiet von mehr als der doppelten Größe des Saarlandes.

Und man hatte das Gefühl, jeder dieser Einwohner besitzt zwei Autos, die er gleichzeitig fährt.

Es war ein nervenaufreibender Weg bis wir endlich unseren anvisierten Camping erreichten. Er liegt im Stadtteil Fatih. Ein kleiner Parkplatz neben einer Sportanlage wurde hier zum Camping umgerüstet, man teilt sich die Duschen mit den Sportlern und steht auf Asphalt. Aber der Weg zur Hagia Sofia betrug gerade mal 20 Minuten… Zu Fuß!! Das machte alles wieder wett!

Das Personal war zurückhaltend aber freundlich, uns wurde ein Platz zugewiesen, an dem wir auch die Markise nutzen konnten, denn die Sonne brannte unentwegt vom Himmel und es waren sengende 35 Grad.

Trotzdem machten wir nach dem Aufbauen einen kleinen Rundgang Richtung der Moscheen und Sehenswürdigkeiten der Altstadt.

Der Flair der Stadt verzauberte uns sofort wieder, wir waren begeistert von den vielen kleinen Geschäften, Boutiquen, Souvenirläden und Imbissbuden. Alles umrahmt von den hoch aufragenden Minaretten, den schreienden Händlern, den Gerüchen und Eindrücken.

Der Platz zwischen Hagia Sofia und Sultan-Ahmed-Moschee (oder auch blaue Moschee) war überfüllt von Touristen. Da wurde ins bewusst, dass es Freitag war, Wochenende…

Wir verschoben also das Sightseeing auf einen anderen Tag, denn wir planten längere Zeit hier zu verbringen. Somit hatten wir keinen Zeitdruck. Wir organisierten noch schnell eine türkische SIM-Karte und machten uns dann wieder auf den Weg zurück zum Camping.

Am nächsten Tag fuhren wir zu Toyota, mit der Hoffnung, dort die Teile zu bekommen, die wir brauchten, um unseren Schaden am Differenzial zu beheben.

Der erste Händler war gerade mal fünf Kilometer entfernt, ein erster Versuch.

Es war ein gigantisches Autohaus, dutzende Autos wurden ausgestellt und der Wartebereich für die Ersatzteile bot mindestens 50 Sitzplätze.

Als ich an der Reihe war, trug ich mein Problem vor und wurde mal ganz entspannt durch drei Büros gereicht, bis jemand zur Stelle war, der englisch sprach.

Selma, die Servicechefin nahm sich unseres Problems an und versicherte uns, dass sie das Teil bestellen und uns anrufen würde, sobald es eingetroffen sei.

Oder besser eine WhatsApp schicken… Ich war gespannt, ob das funktionieren würde.

Am Mittwoch sollte die Dichtung eintreffen, also hatten wir noch eine Menge Zeit, uns die Stadt anzuschauen.

Den Sonntag gammelten wir nur auf dem Camping rum, den Montag nutzen wir, um den Stadtteil Galata zu sehen. Vom Taksim Platz aus schlenderten wir durch die Einkaufsmeile bis hinunter zum Bosporus, sahen den Fähren zu, wie sie von Europa nach Asien fuhren, Leute einluden und absetzten und tranken Tee am Ufer, umringt von tausenden anderer Menschen sämtlicher Nationen, die auch die Atmosphäre der Stadt genossen.

Tags drauf gingen wir durch die Altstadt, besuchten die blaue Moschee, den großen Basar und die Zisterne, als mein Handy klingelte.

Selma, unser Teil wäre da…

Als wir am nächsten Morgen bei Selma vorstellig wurden, bekamen wir eine Hiobsbotschaft mitgeteilt. Das Teil wäre da, sie könnten es aber nicht einbauen, da keine der Hebebühnen für die Höhe unseres Autos ausgelegt sei.

Aber sie hätte einen ehemaligen Angestellten angerufen, der sich mittlerweile selbstständig gemacht hatte. Er erwarte uns und würde das Teil umgehend einbauen.

Wir waren begeistert von dem Service und der Freundlichkeit, die uns Selma Gümüs Tasar trotz immenser Sprachbarriere entgegen brachte und können Toyota Plaza Sonkar Istanbul nur wärmstens jedem empfehlen, der ein Problem mit seinem fahrbaren Untersatz hat.

Die Werkstatt von Yücel lag im Norden Istanbuls, eine knappe halbe Stunde entfernt.

Und knappe eineinhalb Stunden später waren wir wieder 100% fahrtauglich. Für 30 Euro Einbaukosten. Der Hammer!

Da ein Decathlon um die Ecke lag, fuhren wir auch noch dort vorbei, um ein Planschbecken für Elisabeth, sowie ein paar Gummistiefel zu besorgen. Wir hatten die Nase voll, dass ihre Schuhe bei Regen immer nass waren.

Den Rest vom Tag genoss Elisabeth die Kühle des Schwimmbeckens und wir den Schatten unter der Markise.

Am nächsten Tag ging Elisabeth und ich mit Markus, einem Österreicher, der mit seinen drei Kindern unterwegs war, in den Topkapi Palast, während Sarah auf dem Camping blieb und sich entspannte.

Am Nachmittag kam die Familie von einem Campingplatzangestellten, Mehmet, vorbei und verbrachte den Rest des Tages mit uns. Wir aßen zusammen, die Kinder spielten im Pool, und wir sprachen(überwiegend per Google Translator) über unsere verschiedenen Kulturen und die unterschiedlichen Lebensweisen. Sowohl Tochter als auch Mutter trugen beide Kopftuch, die Mutter sogar einen Abaya.

Es war wirklich sehr interessant, sich mit den Beiden zu unterhalten, und wir nahmen viel aus dem Gespräch mit. Sarah bekam sogar von Merve, Mehmets Tochter, eine Tüte mit Kopftüchern geschenkt, die sie für den Iran, unser nächstes Reiseland brauchen würde.

Vergebliche Mühen

Aber dafür brauchten wir erst mal ein Visum. Dieses beantragte Sarah online, während ich mit Elisabeth den Großen Basar unsicher machte. Elisabeth vorne weg, bekam am laufenden Band irgendetwas von verzückten Händlern zugesteckt, ich immer hinterher, um mich zu bedanken. Nach grober Schätzung habe ich an diesem Tag ungefähr 2500 Hände geschüttelt, mindestens genau viele haben meiner Tochter über ihre blonden Locken gestrichen.

Da die Visa einige Tage dauern konnten, hatten wir wiedermal Zeit. Diese nutzten wir mit einer Fahrt mit der Fähre auf die asiatische Seite, einem erneuten Besuch auf dem großen Basar und den umliegenden Vierteln und dem Besuch eines Barbiers, der Sarah die Haare schnitt und mir das komplette Wohlfühlpaket zukommen ließ. Inklusive Ohrhaarentfernung per Wax, Peeling und Massage. Dafür mussten wir nur 6,50 Euro (zusammen!) berappen, was für die 1,5 Stunden wohl wirklich ein guter Schnitt war!

Außerdem kauften wir ein neues Schwimmbecken, denn unser Decathlon-Pool wurde von den einheimischen Straßenkatzen als Kratzbaum benutzt und segnete nach dieser Aktion das Zeitliche.

Am nächsten Tag stand ein Besuch bei der Botschaft an, um unseren Visastatus abzufragen. Mit langen Klamotten und Sarah mit Kopftuch bewaffnet machten wir uns auf den Weg zur Botschaft. Uns wurde von allen Angestellten des Camping Glück gewünscht, mittlerweile standen wir so lange dort, dass wir jeden kannten und uns mit allen angefreundet hatten.

Doch leider wurde unser Antrag abgelehnt, ohne Angabe von Gründen.

Niedergeschlagen gingen wir zurück zum Camping, aber noch mit ein wenig Hoffnung, denn es gab noch mehr Botschaften in der Türkei und wir hatten noch Chancen.

Wir bleiben noch zwei Nächte auf dem Platz, um uns von allen zu verabschieden, ein neues Schwimmbecken zu kaufen (das zweite wurde wieder von den Katzen zerlegt) und nochmal alle Reserven aufzufüllen.

Abschied

Am Tag unserer Abreise hatte Mehmet Dienst und ich bin mir fast sicher, ich hab eine Träne hervor blitzen sehen.

Wir fuhren kurz außerhalb von Istanbul, was alleine knapp vier Stunden in Anspruch nahm. Damit wir unsere Serie komplett machten, nahmen wir die Brücke des 15. Juli. Somit waren wir einmal über, einmal auf und einmal unter dem Bosporus gefahren.

Unser Lager schlugen wir südlich der Metropole am Meer an einem Platz auf, der so zugemüllt war, dass man kaum den Sand sehen konnte.

Das war das Problem, wenn in einem Land Camping an keinem Ort verboten ist. Es gibt immer irgendwelche Affen, die ihren Müll rumliegen lassen, aber wenn das gleich ein ganzes Land macht… Naja…

Kategorien
Bulgarien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Bulgarien 1

Neuer Tag, neues Glück!

Die Sonne schien, es war 9 Uhr morgens und schon 25 Grad. Wir packten zusammen und verließen den Bach zurück auf die Überlandstraße, die uns zur Grenze bringen würde.

Knapp zwei Stunden später erreichten wir das vorerst letzte Land der EU. Unser Ziel war Sofia, die Hauptstadt Bulgariens.

Sofia

Wieder mal eine gewaltige Großstadt. Dieses Mal sogar mit mehreren Toyota Stützpunkten, die Chancen auf eine Reparatur stiegen zusehends.

Doch selbst in dieser riesigen Stadt waren in keinem einzigen Laden die nötigen Ersatzteile vorrätig. Erneut Lieferzeiten von mehreren Wochen…

Es wurde uns sogar geraten, direkt nach Hause zu fahren und die Teile dort zu bestellen, was leider inakzeptabel für uns war… Niedergeschlagen verließen wir den letzten Händler und fuhren zu unserem Campingplatz.

Ein winziger Hof mitten in der Stadt war der Anlaufpunkt für alle Reisenden. Der Besitzer, und ich übertreibe nicht, war der wiederauferstandene Montgomery Scott von der Enterprise. Jedes Mal, wenn er uns freundlich zulächelte musste ich ein Lachen unterdrücken, weil mir durch den Kopf ging „Scotty, beam mich hoch!“

Sein brutaler russischer Akzent machte die Sache auch nicht gerade besser. Es war ein schöner kleiner Platz und wir blieben gleich für zwei Nächte.

Da die U-Bahnhaltestelle gleich ums Eck war nutzten wir die Gelegenheit und fuhren ins Stadtzentrum. Aber wiedermal war allein das Ticket kaufen eine Herausforderung, denn der Automat war wiedermal nur in kyrillisch.

Aber dank einer netten Angestellten saßen wir kurz darauf im Zug auf dem Weg in die City.

Ich muss gestehen, die Stadt, dass ich mich ein bisschen schwer tue, die Stadt zu beschreiben. Ein Mix aus sozialistischen Bauten, Wolkenkratzern, orthodoxen Kirchen und Shopping Malls bilden den Stadtkern. Ein Netz aus uralten Straßenbahnen verbindet die wichtigsten Orte und Touristen Spots.

Wir genossen den Zusammenprall aus Moderne und ehemaligem Sowjet Flair und zogen den ganzen Tag kreuz und quer durch die Straßen, besuchten Kirchen und ließen uns von tausenden Menschen durch die Einkaufsmeilen treiben.

Als wir abends nach Hause kamen, waren wir wirklich platt. Nur mit Mühe konnten wir unsere Tochter wach halten, die nach all den Eindrücken total kaputt war und uns immer wieder beinahe im Buggy weg nickte.

Den Abend verbrachten wir mit unseren Nachbarn, die am Nachmittag angereist waren und tauschten Geschichten aus. Die beiden Holländer kamen an diesem Tag direkt aus Istanbul und konnten uns viele hilfreiche Tipps geben.

Dabei fiel mir auch auf, dass eine Halterung unserer Ladefläche gebrochen war. Die Pisten Albaniens hatten doch mehr Spuren hinterlassen, die jetzt unter all dem Schlamm langsam zum Vorschein kamen.

Aber wiedermal hatten wir Glück und fanden eine Werkstatt, die uns den Schaden umgehend reparieren würde. Am nächsten Morgen wurden wir vorstellig und zwängten unseren Hilux in die winzige Garage, die Haider Rahal als Arbeitsplatz diente.

Der gebürtige Syrer betrieb hier eine Auspuffreparaturwerkstatt und war ein Meister im Umgang mit dem Schweißgerät. Er zimmerte uns schnell eine neue Halterung und schweißte sie kurzerhand ein. Die Kosten beliefen sich auf 10 Euro und eine Stirnlampe, da seine Werkstattlampe bei der Reparatur draufging.

Er bedankte sich überschwänglich, genau wie wir, denn so konnten wir direkt unseren Weg zur Grenze fortsetzen.

Wir blieben noch eine letzte Nacht im Land, denn wir wollten früh am Morgen aufstehen und die sieben Stunden bis Istanbul durch fahren. Dafür würden wir um drei Uhr morgens aufstehen, schnell packen und los. Elisabeth könnte noch weiter schlafen und wir würden in Ruhe die weite Etappe fahren können.

Bei Sonnenaufgang erreichten wir die Außengrenze der EU.

Kategorien
Europa Mazedonien Unser Reisemobil Weltreise

Mazedonien 2

Wenn die Mazedonier Wochenende haben…

Wir überquerten die Grenze nach Nordmazedonien am gleichen Grenzübergang, den wir auch schon auf dem Weg von Ohrid in die andere Richtung genommen hatten. Wie das letzte Mal gab es null Probleme, alles lief schnell und unkompliziert.

Da wir mit fast leeren Tanks gekommen waren, war unser erster Anlaufpunkt eine Tankstelle. Und es war wiedermal eine Freude. 97 Cent pro Liter Diesel (in Albanien sind es fast 1,50 Euro). Da kann man sich schon mal 140 Liter gönnen!

Wir fuhren in den Nikorovo National Park. Am Ufer eines Sees sollte es etliche Wildcamp Spots geben. Als wir dort ankamen, merkten wir, dass nicht nur wir sondern auch halb Nordmazedonien den Nationalpark sonntags als Naherholungsgebiet nutzte und von einsamer Natur weit und breit nichts zu sehen war.

Wir stellten uns trotzdem zwischen all die Besucher und bauten auf.

Das einzige, was die Leute dort interessierte, war unser Auto. Jeder wollte mal rein schauen, jeder fand unseren Trip faszinierend und niemanden störte es im Entferntesten, dass wir über Nacht blieben oder fragte auch nur danach.

Irgendwie ist außerhalb der Grenzen unseres bekannten Europas alles viel entspannter…

Gen Abend leerten sich die Ufer und wir kamen in die einmalige Gelegenheit, einmal unsere Sandbleche zu benutzen!

Denn ein komplett überladener tiefergelegter Ford Fiesta war ein bisschen zu nahe ans Ufer gefahren und steckte gnadenlos im Schlamm fest.

Wir schraubten also die Bleche runter, schoben sie unter den Fiesta, der schon bis zur Ölwanne im Schlamm vergraben war und mit noch ein paar anderen Besuchern zogen wir die sprichwörtliche Karre aus dem Dreck. Oder besser gesagt, wir schoben. Über und über mit Schlamm bespritzt vom Anschieben kam der Fiesta irgendwann frei und der Fahrer und dessen ganze Familie bedankten sich überschwänglich für die Rettung. Wie man sich halt in einem ehemaligen Sozialistischen Staat so bedankt: mit einem Nicken!

Die Sonne ging am nächsten Morgen mit einem atemberaubenden Farbenspiel am anderen Ufer des Sees auf, als wir gerade unsere Sachen packten und den Motor starteten. Weit entfernt leuchteten die Gipfel des Korab Gebirges orange in unserem Rückspiegel. Unser Weg führte uns in die Hauptstadt Skopje.

Wir brauchten einen Toyota Händler, denn die Reparatur in Albanien zeigte nicht die gewünschte Wirkung. Wir verloren immer noch Öl aus dem vorderen rechten Achsdifferenzial.

Skopje

Die gewaltige Metropole verschluckte uns regelrecht in ihrem Meer aus Hochhäusern, Shopping Malls und Bürowolkenkratzern.

Nordmazedoniens einziger Toyota Händler lag an einer Hauptstraße, ebenfalls ein gewaltiger Bau.

Leider mit einem sehr kleinen Lager, denn das Ersatzteil, dass wir brenötigten, war nicht vorrätig. Lieferzeit von 14 Tagen… Es käme direkt aus dem Hauptlager aus Brüssel.

Wir sollten es in Sofia probieren, unserem nächsten größeren Ziel.

Enttäuscht fuhren wir vom Hof, eine Pfütze aus Öl würde den Parkplatz ab jetzt für immer kennzeichnen, auf dem wir gestanden hatten.

Noch war der Tag noch zu retten, denn ioverlander wies mehrere Wildcamps in der unmittelbaren Umgebung aus.

Doch es sollte nicht unser Tag werden, jeder einzelne der Stellplätze stellte sich als Fehlanzeige heraus. Entweder waren es irgendwelche Parkplätze mitten in belebten Straßen, die vielleicht für ein Wohnmobil ausreichend gewesen wären, aber wir, die wir auffielen wie bunte Hunde, konnten sie nicht nutzen. Oder es waren total vermüllte Sandflächen, die die Einheimischen als Deponie nutzten…

Wir entschieden uns, alle Erledigungen zu tätigen, die noch anlagen, und wieder aus der Stadt heraus zu fahren, die Chancen würden mit jedem Kilometer steigen, einen besseren Platz für die Nacht zu finden.

Aber zuerst einmal in ein Einkaufszentrum, um in dem dortigen DM Markt unsere Hygieneartikel wieder aufzustocken, die langsam zur Neige gingen.

Wir suchten uns einen Parkplatz direkt neben dem Haupteingang, dem Schild mit den Bezahlhinweisen schenkten wir wenig Beachtung. Das ist der Vorteil eines ausländischen Kennzeichens. Die können im Ausland kaum nachverfolgt und die fällige Summe nicht vollstreckt werden. Außerdem war das Hinweisschild in Kyrillisch…

Es war eine Wohltat, alle deutschen Produkte auf einen Streich zu bekommen, kein Suchen, keine Probleme. Die Rechnung fiel dementsprechend hoch aus. Aber mit voll gepackten Taschen verließen wir den DM und steuerten eine Pizzeria an, die einen Stock höher lag, um unseren Hunger zu stillen.

Wir bestellten, was auch schon eine Herausforderung war, denn auch die Speisekarte war auf Kyrillisch… Aber mit ein bisschen Hilfe des Besitzers, Google Translator und viel Gestikulieren erhielten wir die gewünschte Pizza und machten uns über den weiteren Verlauf des Tage Gedanken.

Die Zeit war schon fortgeschritten, es dämmerte bereits und noch weit zu kommen war Wunschdenken. Indessen bändelte unsere Tochter mit dem Gast am Nebentisch an, der ihr freudestrahlend seine Pommes überlassen wollte. Dass er dazu auch noch Deutsch sprach war überragend!

Den ganzen Tag hingen schon dunkle Wolken am Himmel und es begann wie aus Eimern zu rschütten.

Nach unserem Mahl verabschiedeten wir uns von unserem Tischnachbarn und gingen zurück zum Auto. Wir scherzten noch, dass es uns jetzt bloß noch fehlen würde, wenn wir klitsch nass am Auto ankommen würden und wir eine Parkkralle verpasst bekommen hätten…

Da es wirklich nicht unser Tag war, traf natürlich genau das ein. Es leuchtete schon gelb von Weitem, das Hinterrad steckte fest in den Klauen der metallenen Wegfahrsperre…

Die Stimmung fiel ins Unermessliche und da wir beide jetzt nicht die aller ruhigsten Charaktere sind, eskalierte die Situation natürlich umgehend.

Aber 2 Minuten später (und vielleicht wegen des strömenden Regens) beruhigten wir uns wieder und versuchten, der Angelegenheit Herr zu werden.

Ein roter Aufkleber zierte unsere Windschutzscheibe, mit Anweisungen, was in einem solchen Fall zu tun wäre… Natürlich in Kyrillisch. Also begaben wir uns auf die Suche nach Jemandem, der uns helfen könnte.

Wir gingen in die erst Beste Bar und siehe da: Glück im Unglück!

Der Tischnachbar aus der Pizzaria war Kellner in genau dieser Bar und stand uns sofort in unserer Not bei. Er rief bei der Firma an und klärte die Situation auf.

Wir rechneten schon mit dem Schlimmsten, 150 Euro und mehr schwebten durch unsere Köpfe, aber weit gefehlt. Wir hatten zum zweiten Mal in einer halben Stunde Glück und die Strafe lag bei akzeptablen 15 Euro!

Fünf Minuten später war der Vollstreckungsbeamte mit einem Motorroller vor Ort und befreite uns von unserer Parkkralle.

Er sagte, wir könnten jetzt bis morgen um Sieben Uhr parken und ich überlegte kurz, ob wir nicht hier campen sollten, vergaß den Gedanken aber schnell wieder.

Wir wollten einfach nur noch raus aus der Stadt und diesem Tag hinter uns bringen.

Fast zwei Stunden später, mitten im Dunkeln fanden wir ein Plätzchen an einem Fluss irgendwo im nordmazedonischen Hinterland.

Aber wie ein letzter Schlag ins Gesicht konnten wir kaum unser Camp aufbauen, da fielen schon Horden von Moskitos über uns her.

Somit versuchten wir es gar nicht weiter und gingen direkt schlafen. Der morgige Tag konnte nur besser werden…

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 9

Die letzte Nacht in Albanien

Am nächsten Morgen ging es mit einem Abstecher über Tropoja in südliche Richtung. Die letzte Etappe unserer Albanienreise brach an, am nächsten Morgen würden wir die Grenze nach Nordmazedonien überqueren und uns dann langsam aber sicher in Richtung Istanbul bewegen.

Aber vorher stand noch eine letzte Nacht in der Natur Albaniens auf dem Programm. Nachdem wir einer Piste gefolgt waren, fanden wir den von Ioverlander angepriesenen Platz am Ufer eines Baches und umringt von hoch aufragenden Klippen in einem kleinen Tal. Die Fahrt dort hin führte über eine Brücke, die schon mal bessere Tage erlebt hatte und deren Decke nur noch aus zusammengenagelten Holzbohlen bestand. Aber das kannten wir ja schon und keine halbe Stunde später stand unser Camp und Elisabeth und ich ließen unsere Füße in dem eiskalten Gebirgsbach baumeln.

Da hörte ich eine Stimme und sah zwei Männer mit Sarah reden. Sie kamen zu uns herüber und stellten sich vor.

Die beiden hatten ein Haus ganz in der Nähe und hießen uns hier im Tal willkommen. Es wäre nicht ungewöhnlich, dass hier Touristen übernachten würden und falls wir etwas bräuchten, sollten wir einfach Bescheid sagen.

Dann zogen sie wieder von Dannen… Bis keine halbe Stunde später der Nächste vor unserem Auto stand…

Auch er wollte uns willkommen heißen und bot uns an, einen Kaffee bei ihm zu Hause zu trinken. Unser Nein wurde vehement abgelehnt.

Wir hatten etwas bedenken, unser Camp einfach so aufgebaut zurückzulassen, aber da wir nur gute Erfahrungen in Albanien gemacht hatten vergaßen wir unsere Sorgen und folgten dem Mann.

Wir gingen ungefähr einen Kilometer den Berg hinauf. Am Pistenrand tauchte ein Haus auf, dass sich etwas den Hang hinab neigte. Das Dach war windschief und die Fassade kaum verputzt. Oder kaum noch, das war nicht mehr zu erkennen.

Der Mann wies uns den Weg in den Garten und wir setzten uns auf Sitzpolster einer Gartenbank. Bloß ohne Gartenbank. Einfach direkt ins Gras. Hinter dem Haus erstreckten sich dutzende Bienenstöcke.

Es war quasi keine Kommunikation möglich, da er weder Englisch noch Deutsch verstand und wir mit dem Google-Translator Albanisch kaum weiterkamen. Aber die Situation wurde aufgelockert, als seine drei Kinder aus dem Haus kamen und sich rührend um Elisabeth scharten.

Wir tranken den angebotenen Kaffee (oder eher Mokka) und ein paar Gesprächsfetzen gingen hin und her. Wie es ging, was wir so machten und umgekehrt.

Aus Spaß fragte ich, was denn sein Honig kosten sollte. 4,50 Euro für 2,2 kg…

Okay… in Gjirokaster hab ich 18 Euro bezahlt. Hier kam er direkt vom Erzeuger, also war der Preis realistisch, wenn auch überragend billig.

Ich tippte die Zahl nochmal ins Handy, für den Fall, er habe 45 Euro gemeint, aber nein, es waren wirklich 4,50 Euro. Da musste ich zuschlagen!

Wir hatten auf die Schnelle kein Geld dabei, deswegen bot er an, uns zum Camp zurück zu begleiten und wir machten uns auf den Weg. Auf dem Weg meinte ich zu Sarah auf Deutsch, wir hätten nicht mehr so viel kleines Geld in Euro und nur noch umgerechnet sechs Euro in Lek. Was natürlich auch voll in Ordnung wäre.

Wir entschieden uns für die Lek und gaben sie Ihm, als wir zurück waren.

Er reagierte etwas ungehalten und wollte die Flasche Honig wieder mitnehmen. Wir fragten ihn, ob er das Geld nicht wolle, ob es zu viel sei oder er lieber Euro hätte. Nichts davon…

Wir kamen nicht weiter, also versuchten wir unseren Telefonjoker Chily zu erreichen. Nach dem dritten Klingeln hob er ab und wir erklärten unser Problem. Ob er vielleicht auf albanisch klären könne, was das Missverständnis verursachte.

Nach kurzem Gespräch mit dem Einheimischen erhielten wir das Handy zurück und Chily erläuterte: Die Flasche sollte wirklich 45 Euro kosten!

Ein wenig geschockt versuchten wir dem Mann zu erklären, dass wir für das Geld normalerweise seinen ganzen Bestand aufkaufen könnten.

Somit endete unsere Bekanntschaft etwas schlagartig mit einem Mann, der geringfügig missgelaunt von Dannen zog, seine Flasche Honig unter dem Arm.

Mittlerweile war es dunkel geworden und wir verbrachten unsere letzte Nacht in Albanien.

Am nächsten Morgen überquerten wir nach einer guten Stunde Fahrt die Grenze nach Nordmazedonien.

Resümee

Unser Resümee über Albanien fällt trotz der letzten unglücklichen Begegnung durchweg positiv aus.

Die Menschen begegneten uns immer freundlich, waren interessiert und nahmen uns mit offenen Armen auf. Das Land ist wunderschön, ursprünglich und modern zugleich.

Aber vor Allem blieb uns die absolute Freiheit im Gedächtnis, die wir noch nirgendwo anders erlebt hatten.

Es stört niemanden, was man auch immer tut, ob es Feuermachen in einem Nationalpark ist, campen wo immer man will oder sein Auto mal nicht (deutschen) Regeln konform parkt.

Selbst wenn mal die Polizei vorbeischaut, wird neugierig gefragt, wo man her kommt oder was man vor hat, aber wir wurden nie weg geschickt oder verwarnt, selbst bei einem riesen Lagerfeuer am Strand, wird nur gelacht und dankend abgelehnt, wenn wir unser Abendessen mit dem Beamten teilen wollten.

Man könnte Albanien am Besten so beschreiben:

Die Polizei fährt mit 50 Km/h durch eine 30er Zone und wird dabei von einem LKW mit 80 Km/h überholt. Dieser LKW wird dann wiederum von einer E-Klasse mit 120 Km/h überholt während der die Polizei überholt. Und keinen interessiert es…

Das Land der absoluten Freiheit wird uns immer begleiten und wir werden definitiv wiederkommen.

Am witzigsten ist aber die Tatsache, dass wir Albanien nur als 2-Tages-Transfer auf unserer Liste hatten und im Endeffekt sieben Wochen lang geblieben sind, was etwas unsere Gesamtplanung ins Wanken gebracht hat, aber es hat sich absolut gelohnt.

Jetzt geht der Trip aber weiter, der Osten lockt mit orientalischen Genüssen und fremdem Flair. Wir schauen gespannt in Richtung Istanbul!

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 8

Neue Runde, neues Glück

Wir fuhren auf die Hauptstraße, die uns Richtung Shkodra bringen würde und von da auf die Piste nach Theth, das Mitten in den Albanische Alpen liegt.

In Shkodra kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten ein, machten noch einen winzigen Abstecher an ein Wahrzeichen der Stadt, der Ura e Mesit, einer uralten Brücke, die einen türkisblauen Gebirgsbach überspannt, der dann in die Stadt führt. Wenn er die Stadt wieder verlässt ist er dann leider nicht mehr so türkisfarben… Aber das nur am Rande.

Die Brücke, ähnlich wie auch die Stari Most in Mostar, Bosnien und Herzegowina ist ein uraltes Relikt aus dem Mittelalter, heute Touristenmagnet und an heißen Tagen, wie heute, ein beliebter Badeort.

Nach ein paar Bildern stiegen wir wieder ein, die Hitze an diesem Tag war unmenschlich. Mit voll aufgedrehter Klimaanlage fuhren wir einen schmalen geteerten Weg in die Berge, der sich aber bald in eine Schotterpiste verwandelte.

Diese führte in langen Serpentinen die Hänge der Berge hinauf, erst gemächlich, dann immer steiler. Die Höhenanzeige überschlug sich wieder, nach drei Stunden harte Off-Road-Fahrt waren wir schon bei 1200 Metern und der Tag neigte sich stark dem Nachmittag zu.

Wir begannen einen Stellplatz zu suchen, den wir eine Stunde später dann auch fanden. Neben der Piste war eine Grasfläche, Zentimeter kurze Halme, alle auf einer Höhe. Es sah aus wie ein Golfplatz, war aber nur von örtlichen Kuh- und Schafherden derart getrimmt worden.

Perfekte Bedingungen für eine gute Nacht!

Die Nacht war wirklich angenehm, in den Bergen fällt die Temperatur nachts beachtlich gegenüber der 34 Grad am Tag und man kann gut schlafen.

Am Morgen frühstückten wir im Schatten, denn sobald die Sonne über die Gipfel stieg, war es nicht auszuhalten.

Nach dem Packen begaben wir uns zurück auf die Piste nach Theth, das noch ungefähr 20 Kilometer entfernt lag, also knapp zwei Stunden.

Die Stadt, oder besser das Dorf Theth ist ein zusammengewürfelter Haufen Häuser, mit einen kleinen Tante-Emma-Laden und etlichen Gästehäusern.

Aber es ist Ausgangspunkt für alle Wander- und Off-Road-Touren in die albanischen Alpen und somit überfüllt von Touristen. Es vergeht keine halbe Stunde, in der nicht ein weiterer aufgebockter Mercedes-Sprinter weitere Touristen auf dem Dorfplatz ausspuckt, alle bewaffnet mit Bergsteigerschuhen und Wanderstöcken, auf den Köpfen Synthetik-Sonnenhüte und stylische Rennrad-Sonnenbrillen auf der Nase.

Man kam sich ein bisschen vor wie im Basislager des Mount Everest, bloß dass die Leute nicht ganz so dick angezogen waren. Nicht, dass ich schon mal im Basislager des Mount Everest gewesen wäre, aber man kennt es ja aus Bildern etlicher Dokumentationen.

Wie dem auch sei, das ganze wurde aufgelockert, durch unzählige Motorradfahrer, die mit ihren schweren BMW- oder KTM-Geländemaschinen aus dem gleichen Grund angereist waren wie wir.

Und aus diesem Grund grüßte man sich auch jedes Mal freundlich, wann immer man sich auf einer Piste traf.

Die Kür waren aber die Geländewagen aus aller Herren Ländern, die die gleiche Strecke gefahren waren wie wir und die jetzt über Nacht einen Platz zum Schlafen in diesem Nest suchten.

Wir entschieden uns für einen Platz, von Ioverlander, der ein wenig Abseits der Hauptpiste in einem Tal lag, direkt an einem Gebirgsbach. Doch als wir an dem Platz ankamen, war dieser schon belegt. Ein australischer Land Cruiser stand dort.

Und den Besitzern blieb vor lauter Überraschung der Mund offen stehen, genau wie uns.

Wir umarmten Stacey und Jason und schnell wurde eine Zusammenfassung der Tage ausgetauscht, seit dem wir uns im Süden getrennt hatten.

Die Beiden waren aber gerade am Packen, sie wollten an diesem Tag noch die Grenze nach Montenegro überqueren und somit war es schon wieder Zeit für Abschied.

Wir hingegen fuhren noch zu einen weiteren Wahrzeichen der Region, dem Syiri I Kalter, dem blauen Auge von Theth.

Auch eine Quelle die ihr türkisblaues Wasser in einen Gebirgsbach ergießt und dessen Temperatur wieder kurz über dem Gefrierpunkt liegt.

Aber ein Gewitter machte uns einen Strich durch die Rechnung und wir kehrten um. Bei diesem Syiri I Kalter musste man nämlich noch ungefähr eine Stunde laufen, um an die Quelle zu gelangen, die tief in den felsigen Gebirgsschluchten der albanischen Alpen entspringt.

Die Nacht verbrachten wir dann alleine auf dem Platz am Fluss und machten uns am nächsten Morgen wieder auf in Richtung Tal. Dieses Mal über die Hauptstraße… Hört sich mehr an als es ist, denn die „Hauptstraße“ besteht zur Hälfte aus Schotterpiste und zur Anderen aus einer geteerten Serpentinenstraße, die aber gerade Mal so breit ist, dass man knapp an einem anderen Auto vorbeikommen kann.

Dafür ist es eine einmalig schöne Route, die über einen Pass führt, der sich 1670 Meter hoch erstreckt und wunderschöne Ausblicke auf die umliegenden schneebedeckten Gipfel ermöglicht.

Wir erreichten den Punkt, an dem wir vor genau sechs Wochen wegen Schnee und Nebel umgekehrt waren und machten ein Bild, genau wie beim letzten Mal. Der Unterschied war aber, dass es strahlender Sonnenschein und blühende Wiesen hatte und ein geringfügiger Temperaturunterschied von 30 Grad Celsius herrschte!

Irgendwie verrückt.

Wir erreichten das Tal und bogen ab auf die SH20, die uns nach Vermosh führen sollte. Das Tal im Nordosten Albaniens soll in einer der schönsten Landschaften des Landes liegen… Und so ist es!

Umringt von gigantischen Canyons, Schluchten und steil aufragenden Felsklippen führt die Straße, immer wieder mit scharfen Kurven, die einen nur knapp am Abgrund vorbeiführen, auf der anderen Seite ragen senkrecht die Felsen auf. Wirklich einmalig und unglaublich beeindruckend. Wir übernachteten wild am Straßenrand, denn auf den einzigen Camping in der Region, den wir passierten wollten wir nicht gehen.

Fast jedes vorbeifahrende Auto hupte uns, jeder Motorradfahrer zeigte uns den hochgereckten Daumen und selbst ein Polizeiauto fuhr vorbei und die Beamten winkten uns zu. Albanien ist wirklich das Land der Freiheit! Hier stört wirklich Niemanden Irgendetwas!

Der erste Campingplatz seit drei Wochen

Zurück in Shkodra, noch immer die Bilder der atemberaubenden Landschaft vor Augen, fuhren wir zum Lake Shkodra Camping. Wir wollten uns einfach mal wieder eine ECHTE Dusche gönnen, mal wieder Wäsche waschen und einfach mal ausspannen. Außerdem mussten die Bremsklötze erneuert werden.

Drei Wochen am Stück waren wir jetzt nicht auf einem Campingplatz und wir genossen die Zeit sehr.

Unter anderem auch, weil direkt gegenüber von uns ein Wohnmobil mit einem wohlbekannten Nummernschild aus der Heimatstadt einparkte.

Andreas und Sabine aus Hettenleidelheim machten zwei Wochen Urlaub in Albanien und auch für sie war es eine außergewöhnliche und unvergessliche Erfahrung.

Bei einem abendlichen Zusammensitzen wurden diverse Reisegeschichten ausgetauscht und das ein oder andere Glas Brandy gehoben.

Noch einmal albanische Alpen

Am nächsten Morgen, vielleicht ein wenig langsamer als sonst, packten wir unser Zeug und fuhren nach einem kleinen Zwischenstopp im Supermarkt in Richtung Koman See.

Der Stausee im Norden Albaniens bildet ein weiteres Highlight auf der langen Liste der Sehenswürdigkeiten des Landes. Man kann ihn per Fähre mit dem eigenen Fahrzeug überqueren oder eine der vielen Touren buchen, die einen über den See bringen.

Da wir aber im Anschluss weiter nach Valbona wollten, bot es sich für uns an, die Fähre zu nehmen, die am nächsten Morgen um 9 Uhr ablegte.

Wir schliefen unweit des Fährhafens bei einer Brücke und standen pünktlich am nächsten Morgen mit unserem Onlineticket auf dem Handy am Anleger.

Die Fähre bot Platz für geschätzt acht Autos und etliche Passagiere.

Da wir in Albanien waren, interessierte es auch entsprechend keinen, dass mehr Passagiere auf den Fahrzeugdeck als auf den Sitzplätzen waren und manche sogar Klappstühle auspackten und in die Sonne stellten.

Die zweieinhalb stündige Fahrt durch den Canyon ließ Erinnerungen an Costa Rica aufkommen. Bloß dort waren es riesige Regenwaldbäume, die an den Ufern aufragten und ihre Schatten in die Schlucht warfen.

Hier waren es nackte Felsen, hunderte Meter hoch und steil abfallend.

Wiedermal ein atemberaubender Anblick. Leider gab es aber wieder einen Wermutstropfen, denn die Oberfläche des dunkelgrüne Wasser des Stausees war übersät mit Müll, je weiter man sich von Koman entfernte. Das trübte den Eindruck leider sehr.

Auf der anderen Seite rollten wir von der Fähre und bogen auf die Straße Richtung Valbona ein, die sich wieder steil die Hänge der Berge empor windet.

Das Valbona Tal, umringt mit hoch aufragenden, schneebedeckten Bergen ist mit Theth ein Teil der albanischen Alpen und tatsächlich lag unser Schlafplatz gerade mal sechs Kilometer von Theth entfernt. Wir waren jetzt bloß auf der Rückseite der Berge, die wir von dort aus gesehen hatten.

Da wir uns wieder auf der Haupttouristenroute befanden, war es wenig verwunderlich, dass im Minutentakt Wandergruppen an unserem Camp vorbei kamen, die aussahen, als hätten sie gerade einen Decathlon überfallen.

Alle waren auf dem Weg über den Valbonapass um nach Theth zu gelangen.

Bis spät am Abend und gleich nach Sonnenaufgang marschierten die Bewegungsfanatiker an uns vorbei, gefolgt von Einheimischen, deren Pferde das Gepäck der Wanderer transportierten.

Kategorien
Albanien Europa Mazedonien Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 7 – Mazedonien 1

Abstecher nach Griechenland

An einem bestimmten Punkt einer Reise gelüstet es Einem nach Dingen, die man von zu Hause kennt, aber die es auf Reisen nicht gibt.

In meinem Fall war es Schokopudding. Und Sarah wollte unbedingt richtiges Klopapier… Das hier ist… naja… beschissen! Außerdem mindestens noch Milch und Saft, das ist in Albanien nämlich relativ teuer.

Da traf es sich gerade perfekt, dass Griechenland nicht weit war und direkt hinter der Grenze der nächste Lidl lag.

Also entschieden wir uns für einen ungeplanten Grenzübertritt. Die Grenze lag am Ende einer offiziell „Landstraße“, im Klartext: Piste! Wir brauchten drei Stunden für die gut 50 Kilometer, die Piste war wirklich anspruchsvoll. Aber am Ende tauchte die Schranke vor uns auf.

Der Zöllner trat aus seinem Häuschen und machte sich den Gürtel zu. Er sah etwas verschlafen aus. Außerdem sprach er kein Englisch. Aber was er uns mit Händen und Füßen zu sagen hatte, klang nicht gut.

Wir könnten hier nicht die Grenze passieren. Keine Chance! Nur Griechen und nur zu Fuß. (Warum auch immer) Wir versuchten ihn zu bequatschen, zogen sogar den Joker Babybonus, aber nichts half. Er ließ uns nicht über die Grenze.

Wir gaben auf und wollten gerade einsteigen, als er mit einer Flasche Wasser in der Hand zu uns trat. Ob wir nicht noch einen Raki zusammen trinken würden. Zwar nur einen Kleinen für mich, weil ich noch fahren müsste, aber eine kleine Entschädigung für die unnötige Fahrt. Na Gut! Wir stießen an und brennend lief mir der Selbstgebrannte die Kehle hinunter. Sarah lehnte dankend ab.

Auf unserem Rückweg über die Piste kamen wir aus dem Lachen nicht mehr heraus. In was für einem Land passiert Einem so etwas außer in Albanien.

Knapp 3,5 Stunden und ein paar lädierte Stoßdämpfer später passierten wir dann die richtige Grenze und fuhren nach Griechenland ein. Wir suchten uns einen schönen Platz an einem See und freuten uns auf den nächsten Tag. SHOPPEN!

Der Einkaufswagen ächzte unter der Last unserer Einkäufe, als wir ihn mit vereinten Kräften zu unserem Auto bugsierten. Anschließend ächzten die Stoßdämpfer. Bis unter die Vordersitze stapelten sich Milchbeutel, Jogurts und Schokolade, beide Radkastenstaufächer waren bis zum Bersten gefüllt mit Corn Flakes, Müsli und Zewa Rollen.

Zufrieden und 170 Euro ärmer verließen wir den Parkplatz vom Lidl, mit Tränen in den Augen, denn so schnell würden wir keinen mehr zu Gesicht bekommen.

Wir schliefen kurz vor der Grenze auf einem Wohnmobilparkplatz und nutzten die letzten Sonnenstrahlen, um noch einmal alles auszuräumen und fachmännisch alles auch für albanische Pisten zu verstauen.

Der Grenzübertritt am nächsten Morgen war simpel und schnell von der Bühne. Wir rollten über eine nagelneue Teerstraße Richtung Korca und wir dachten uns nur: Wenn man aus dieser Richtung nach Albanien einreist, ist man bestimmt total überrascht, was für tolle Straßen die haben…

Die Straße führte uns kurz vor die Stadt auf einen Stellplatz, der versteckt von der Straße an einem kleinen See lag. Nach dem aufbauen ließen wir nur noch die Füße baumeln und Elisabeth warf begeistert Steine ins Wasser.

Wir entschieden uns, auch den nächsten Tag dort zu verbringen. Und kurz nach Mittag bekamen wir auch noch Besuch: Michael und Lisa mit Peer und Bela aus Leipzig fragten, ob es uns was ausmachen würde, wenn sie sich zu uns stellen würden.

Die Familie war auf sechswöchiger Reise mit ihrem 26 Jahre alten Wohnmobil durch den Balkan unterwegs.

Natürlich verneinten wir und die beiden parkten ihr Wohnmobil neben uns. Es wurde ein schöner entspannter Abend am Lagerfeuer, mit vielen Geschichten aus vergangenen Reisen.

Den Beiden gefiel der Platz ebenso gut wie uns und somit blieben wir alle noch eine dritte Nacht. Für uns war die Entscheidung aber neben dem schönen Platz noch, dass Elisabeth jetzt zwei Spielkameraden hatte. Denn die Zwillinge waren in ihrem Alter und alle verstanden sich prächtig.

Leider gab es an diesem Tag auch schlechte Nachrichten. Bei meinem Routinecheck entdeckte ich eine leckende Dichtung am vorderen Differenzial und ich tippte mal auf die Achsmanschette. Nicht zu reparieren auf Gras an einem See.

So packte ich schnell alles zusammen, ließ meine Damen in der Obhut der Leipziger und machte mich auf ins 20 Kilometer entfernte Korca, um einen Mechaniker zu suchen.

Den bzw. die fand ich auch (ich bin bestimmt vier Werkstätten abgefahren), aber bekam von jedem die gleiche Antwort.

Die Teile kämen aus Griechenland und würden bestimmt vier Tage dauern. Ich sollte nach Tirana fahren, da wäre eine Toyota Niederlassung, die könnten sofort helfen. Und der Schaden wäre gering, also 1000 Kilometer Reichweite hätten wir bestimmt noch.

Abstecher nach Mazedonien

Mit diesem Wissen fuhr ich zurück und überbrachte die Nachricht meinen beiden Damen. Die waren nicht ganz so begeistert, aber schnell war die Route umgeplant und wir würden einen Abstecher nach Tirana machen.

Anschließend verbrachten wir den letzten gemeinsamen Abend mit den Leipzigern bei Lagerfeuer, Grillen und Bier. Am nächsten Tag würden sich unsere Wege trennen.

Sie wollten an die Küste, uns führte der Weg nach Osten zum Prespasee. Der Einfachheit halber und weil es besser in die Routenplanung passte, fuhren wir auf die nordmazedonische Seite. Der Grenzübergang war schnell vom Tisch und schon rollten wir auf mazedonischen Straßen Richtung See.

Das Land ist das erste auf unserer Route, dass das kyrillische Alphabet verwendet. Was im ersten Moment ein wenig irritierend ist, wenn man auf einen Schlag keine Straßenschilder oder Ortsnamen mehr lesen kann. Aber dank smartphonebasierter Navigation fanden wir unseren Weg zum See auch so.

Der Stellplatz war direkt am Wasser und ein wenig versteckt vor neugierigen Blicken, die unser Auto generell schon auf sich zog. Beim Wildcamping ist das natürlich suboptimal.

Aber auch wenn ab und zu ein Angler vorbei lief, kurz winkte und weiter ging wurde kaum Notiz von uns genommen. Außerdem gesellte sich ein Hütehund zu uns, der wohl lieber bei Elisabeth bleiben wollte als zu seiner Herde zurück zu kehren. Wenn er nicht so riesig gewesen wäre, hätten wir ihn fast einpacken und mitnehmen können.

So verbrachten wir einen wunderschönen Abend mit hinter den Bergen verschwindender Sonne und glasklarem See vor unseren Füßen. Das Ganze mit einem Bier in der Hand und von unseren Campingstühlen aus. Was kann es Besseres geben.

Am nächsten Morgen verließen wir den See in Richtung Ohrid. Die Stadt am gleichnamigen See ist eine Highlight in Nordmazedonien und ein absoluter Touristenmagnet.

Deswegen beließen wir es bei einem kleinen Rundgang durch die Stadt, Kaffee und einem Eis.

Und bevor der nächste Reisebus wieder Massen an Touristen ausspucken konnte, waren wir schon wieder auf dem Weg zur albanischen Grenze, um unseren letzten Teil des Landes zu besuchen. Dem Norden mit seinen albanischen Alpen.

Tirana die Dritte

Aber vorher noch der Kurze Abstecher über Tirana, die fällige Reparatur erledigen. Uns schwante Böses, aber wir hofften das Beste.

Und nachdem wir die Grenze überschritten und durch den angrenzenden Nationalpark gefahren waren, lag die Metropole vor uns.

Eigentlich wollten wir gar nicht wirklich dort hinein, in diesen mörderischen Verkehr und den irrsinnigen Straßenverhältnissen, aber was sein musste musste sein.

Als wir die Türen des Autohauses öffneten war erstmal niemand da. Eigentlich verwunderlich, denn dieser Händler ist der einzige Toyota Stützpunkt in ganz Albanien. Und somit unsere einzige Chance, das Ersatzteil zu bekommen, das wir brauchten.

Irgendwann kam dann mal jemand und nahm sich unserem Problem an.

Das Ersatzteil war vorrätig, schon mal ein Erfolg.

Leider war der nächste freie Termin für den Einbau des Teils am Montag, also in drei Tagen. Wir überlegten kurz und entschlossen uns, das Ersatzteil mitzunehmen und es in irgendeiner anderen Werkstatt einbauen zu lassen, was uns einen herablassenden Blick und ein: „Aber andere machen das natürlich nicht so ordentlich wie eine Originalwerkstatt!“ einbrachte, aber das war uns egal.

Wir bezahlten ja schon den Preis für das Teil, der erwartungsgemäß übermäßig zu Buche schlug.

Da es schon spät war, wir aber einfach nur noch aus der Stadt raus wollten, nahmen wir noch eine Fahrt von eineinhalb Stunden auf uns, um auf einem Rastplatz mit Stellplätzen für Wohnmobile die Nacht zu verbringen.

Ein gigantisches Areal mit Stellplätzen für LKW, PKW und Wohnmobile erwartete uns. Dabei waren noch eine riesige Tankstelle, ein Hotel, ein Restaurant und… ACHTUNG! Eine Werkstatt!

Auf unsere Nachfrage hin, sagte man uns, wir sollten morgen früh um acht Uhr noch einmal vorbeischauen, was kein Problem war, denn wir schliefen ja 20 Meter entfernt.

Am nächsten Morgen erwartete mich Bilbli und sagte mir, ich solle unser Auto gleich in die Halle fahren. Auf meine Nachfrage hin, was es uns denn kosten würde, grinste er und sagte, das würden wir später regeln.

Da ich solche Aussagen aus Marokko kannte, lief es mir erst mal eiskalt den Rücken runter. Aber er ließ sich nicht bequatschen und rückte mit dem Preis nicht raus.

Nach zwei Stunden war die Dichtung gewechselt, Differenzialöl aufgefüllt und alles wieder an seinem Platz.

Ich zückte den Geldbeutel und Bilbil winkte nur ab. Er wolle nur das Geld für das Öl, der Rest sei um sonst…

Fassungslos starrte ich ihn an, aber er ließ sich nicht erweichen unser Geld zu nehmen. So drückte ich ihm alles, was wir noch an Lek in der Tasche hatte in die Hand. Umgerechnet schäbige sechs Euro… Aber selbst die wollte er nicht…

Mit einer weiteren sehr positiven Erfahrung fuhren wir vom Hof des Rastplatzes, aber nicht, ohne noch ein Bild von Bilbil und mir vor dem Auto zu machen.

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 6

Wiedersehen und Abschied

Leider bremste uns ein wenig der Weg aus, der zwar wunderschön schön, aber auch wieder wirklich hart war.

Aber als wir die letzte verschlammte Kurve nahmen, konnten wir am Rand schon den weißen Land Cruiser der beiden Holländer entdecken. Und dahinter einen zweiten. Der gehörte dem australischen Pärchen, das die Beiden in Himare aufgegabelt hatten und mit dem sie seitdem unterwegs waren.

Die Wiedersehensfreude war riesig und wir hatten viel zu erzählen über die vergangenen zehn Tage Solofahrt. Wir campten zusammen am Osum Fluss. An der Stelle, an der wir standen, konnten wir noch im Fluss baden, unser Trinkwasser holen und abspülen.

Keine 500 Meter weiter öffnete sich ein gigantischer Canyon, die Osum Schlucht. Eines der Wahrzeichen Südalbaniens und einer der bekanntesten Touristenmagneten.

Auch wir machten uns am nächsten Morgen zu einer Fahrt entlang des Canyon auf, um den atemberaubenden Anblick zu genießen. Vollendet wurde er natürlich mit ein paar Rundflügen mit der Drohne, die nochmal ganz besondere Einblicke verschaffte, die man so nie sehen würde.

An Mittag teilten wir uns auf, wir fuhren mit den Holländern in Richtung Tomorri Gebirge, in dem der höchste mit einem Fahrzeug befahrbare Punkt Albaniens liegt, die Australier wollten am Nachmittag nachkommen und uns dann treffen.

Der Punkt, auf 2379 Metern Höhe gelegen, beherbergt ein altes Kloster und ohne Geländewagen war er kaum zu erreichen. Wir kämpften uns den Berg hinauf, immer wieder peitschte der Wind sintflutartige Regengüsse über uns hinweg. Es war wirklich harte Arbeit und jeder Höhenmeter ein Kraftakt. Wir kamen bis knapp 2200 Meter, dann versperrte uns eine Schneezunge die Fahrbahn.

Es gab kein Weiterkommen mehr. Der Schnee war zu hoch, die Überquerung zu gefährlich, denn wenn ein Fahrzeug ins rutschen gekommen wäre, hätten wir es im Tal 2000 Meter tiefer aus irgendeinem Baum kratzen können.

So entschieden wir uns schweren Herzens, den Rückzug anzutreten.

Keine 500 Höhenmeter unter uns trafen wir auf die Australier, die uns einholen wollten. Nach kurzer Lagebesprechung entschieden wir uns weiter zu fahren, die Beiden wollten es noch versuchen die Schneezunge zu überwinden.

Wir hatten gerade das Camp aufgebaut, da sahen wir die Zwei zu uns heranrollen. Auch sie hatten es nicht geschafft.

Wir bauten eine provisorische Wagenburg, denn es regnete unentwegt und unter unseren gemeinsam verknüpften Markisen war es wenigstens trocken.

So verbrachten wir den letzten gemeinsamen Abend, denn am Morgen stand schon wieder der Abschied an. Wir würden weiter nach Süden fahren, die anderen diskutierten noch, ob es eher nach Westen ans Meer oder doch nach Norden Richtung Berat gehen sollte. Wie dem auch sei, diesmal würde es ein endgültiger Abschied werden.

Regen, Regen, Regen

Auch der nächste Morgen war überschattet von dicken Regenwolken , die ihre feuchte Ladung auf die Landschaft abluden. Es regnete in Strömen und der Wetterbericht prophezeite, dass es den ganzen Tag so weiter gehen sollte. Somit nutzen wir den Tag als Fahrtag und machten uns auf in den Bredhi i Hotoves Nationalpark.

Dort sollte es laut den Anderen echt wunderschöne Pisten, Natur und Stellplätze geben.

Natur stimmte, Pisten waren… naja… wetterbedingt nicht gerade optimal und die Stellplätze eher schwierig zu finden. Aber auch das lag eher an dem Regen. Wir entschieden uns für einen von iOverlander angepriesenen. Schön gelegen an einem Picknick Spot.

Als wir diesen erreichten, was gar nicht so einfach war, denn die Piste war übelst verschlammt und rutschig, bot sich uns ein einmaliges Bild. Der Spot war auf einem kleinen Hügel gelegen, nicht weit von der Piste entfernt und hatte einen überdachten Unterstand aus Holz. Aber das Beste war die Aussicht. Hinter dem Holzunterstand fiel der Hügel weit ab ins Tal und bot einen sagenhaften Ausblick auf eine fast geschlossene Wolkendecke, durch die man an manchen Stellen die umliegende Landschaft sehen konnte.

Leider wurde der Regen eher stärker als weniger und somit zogen wir uns früh ins Auto zurück, bei Standheizung und Kuschelbettwäsche.

Endlich Sonne

Am nächsten Tag schien die Sonne strahlend vom Himmel und wir entschieden uns, gleich noch eine Nacht dort zu bleiben. Den Tag verbrachten wir mit Dingen, die auf Grund des Wetters schon viel zu lange vor uns her geschoben wurden.

Auto checken, Tank reparieren, Sachen sortieren, waschen und verstauen, sauber machen und dergleichen… Am Abend kam mal wieder der Dutch Oven zum Einsatz und ein wunderbares Gulasch war unser Dinner.

Uns lag noch eine Rundtour in der Nase, die wir von den Holländern empfohlen bekommen hatten. Ein knapp drei Stündige Trip über die Pisten im Nationalpark mit gigantischen Landschaften, Pisten und Aussichten.

Diese nahmen wir dann am nächsten Morgen in Angriff.

Bevor ich mich jetzt wieder in schwelgenden Details verliere – Es war mega schön, aber auch wieder knallhart Off-Road! Hat aber wirklich Spaß gemacht.

Nach drei Nächten verließen wir dann den Picknick Platz und fuhren ins nahe gelegene Gjirokaster, eine weitere Tourihochburg und Anlaufstelle für jedes Wohnmobil in Albanien.

Die Stadt ist wirklich schön, aber für mehr wie Einkaufen und einen Kaffee reichte es leider nicht. Nach all der Zeit in den Nationalparks und auf Piste reagieren wir irgendwie abgeschreckt vor den ganzen Touristen und Asien-Reisegruppen, die Selfie-Stick-schwingend und fotografierend durch die Straßen zogen.

Wir entschieden uns weiter zu fahren und unser nächstes Ziel direkt anzusteuern: das Blue Eye

Siri i Kalter

Das Blue Eye, oder Siri i Kalter auf Albanisch ist eine Bergquelle, die nicht aus einer Wand, sondern aus dem Boden entspringt. Von Oben sieht es aus, als würde man in ein Auge sehen, da das Wasser zuerst blau und dann schwarz erscheint, je tiefer der Quellschacht im Boden verschwindet.

Das Wasser, das aus ihm entspringt hat ungefähr die Temperatur von Trockeneis und es ist ein MUSS, einmal in den Fluss zu springen!

Und das Beste: Wer den Eintritt von umgerechnet 1,60 Euro entrichtet, erwirbt sich gleichzeitig das Recht, über Nacht zu bleiben und zu campen! Perfekt!

Nach dem Aufbauen zogen wir unsere Badesachen an und gingen runter zum Fluss, bzw. zur Quelle. Wir waren fest entschlossen, mindestens einmal in das eiskalte Wasser zu springen. Zum Einen aus persönlichem Ansporn. Und zum Andern, weil jeder sagte, wir würden uns eh nicht trauen.

Ein dritter Vorteil war, dass es an diesem Tag (ENDLICH!) über 30 Grad waren und wir schwitzten wie die Tiere. Somit sparten wir uns die Dusche!

Wir zuckten kurz, als wir mit den Zehenspitzen in den Fluss traten, es war wirklich unmenschlich kalt… Aber wir bissen die Zähne zusammen und sprangen einfach…

Es war wirklich übelst kalt, aber auch genauso erfrischend!

Nach ungefähr 2,5 Sekunden waren wir wieder am Ufer und trockneten uns ab.

In den Fluss springen – check!

Gleichzeitig Duschen – check!

Die Nacht war ruhig und hell. Es war nicht etwa Vollmond… Nein, es war Neumond! Unser Auto war umgebend von hunderten, oder besser tausenden von Glühwürmchen, die die Nacht zum Tag machten! Faszinierend und ein absolut fesselnder Anblick!

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 5

Berat

Der einzige Grund, warum wir in Berat auf den Campingplatz gegangen sind, war, dass wir uns mit frischem Wasser versorgen wollten, der Supermarkt zum Einkaufen gerade mal 90 Meter entfernt lag und es in die Altstadt fünf Minuten zu Fuß war. Außerdem gab es kostenlos WiFi.

Berat, die Stadt der tausend Fenster, UNESCO Weltkulturerbe. Eine kleine Stadt, die irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein scheint und die sich zu beiden Seiten einer Schlucht die Hänge der Berge hinauf erstreckt. Sie wird geteilt von einem Fluss, der mitten durch sie hindurch fließt und die niedrigen Häuser werden überragt von Kirchtürmen und Minaretten.

Viel Zeit hatten wir nicht, denn schon am nächsten Morgen wollten wir einen Trail in den Bergen fahren, die sich hinter Berat auftürmen und in denen unter anderem der höchsten Punkt Albaniens liegt, den man mit einem Fahrzeug erreichen kann.

Aber für einen Rundgang durch die Altstadt reichte es. Wir genossen das Flair wirklich sehr. Einzig die vielen Touristen und somit auch die knackigen Preise waren ein kleiner Wermutstropfen.

Wieder Off-Road

Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und zogen los. Einen Zwischenstopp noch bei der Tanke, dann schraubten wir uns schon die Hänge der Berge hinauf.

Schnell kletterte die Höhenanzeige des GPS auf 800 und dann auf 1000 Meter. Um uns stachen die schneebedeckten Gipfel hell gegen den tiefblauen Himmel ab. Der Trail, ein nicht wirklich befestigter Weg, voll Geröll und Schotter war noch weit in der Ferne als sich dahin windende Schlange über die Flanke des Berges zu sehen. Man wurde ordentlich durchgeschüttelt, aber Spaß machte es auf jeden Fall. Wir schraubten uns immer höher und knackten bald die 1200 Meter Marke. Vor uns wurde ein Trupp Touristen in zwei schrottigen Land Rover Discovery durchs Gebirge gekarrt. Erlebnistour im albanischen Hinterland! Doch sobald wir in Sicht kamen, waren die Gipfel vergessen und bei einer kleinen Rast wurden mehr Fotos von uns, als von der atemberaubenden Szenerie geschossen.

Uns führte der Weg weiter, an einer Abzweigung links…

Und dann begann der Ritt erst richtig.

Der unbefestigte, schotterige Weg wechselte zu… naja… einem unbefestigten Weg, der nur noch aus Schlamm und Lehm zu bestehen schien. Die augenscheinlichen Regenfälle der letzten Nacht hatten das, was mal irgendwann von dem Pfad übrig war, aufgeweicht oder weggespült. Wir gruben uns schon fast durch die Landschaft, die Reifen dick verklebt von Lehm und überall spritzte Schlamm herum. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit sank auf Schrittgeschwindigkeit.

Als dann noch eine Passage um einen See anfing, bei der die Außenkante des Reifens nur Zentimeter vom Ufer des Sees entfernt war, der ca. einen Meter darunter lag, wäre man wahrscheinlich mit verbunden Augen und Rückwärts gehend schneller vorangekommen als wir.

Als der Abschnitt hinter uns lag atmeten wir hörbar und erleichtert auf, nur um zu merken, dass auf der Rückseite der Anhöhe, die wir nach dem See überwunden hatten, der Weg praktisch gar nicht mehr existierte. Herabfließendes Wasser hatte tiefe Rillen in der Landschaft und der ohnehin schon schlechten Fahrbahn hinterlassen. Wir mussten immer wieder stoppen, und Sarah musste mich per Handzeichen durch die Gräben lotsen, sonst wäre die Chance bestanden, einfach umzukippen oder den Hang bei dem Lehm hinunter zu rutschen.

Für eine Strecke von 50 km brauchten wir geschlagene fünf Stunden.

Fix und fertig fielen wir abends nach dem wohlverdienten Lagerfeuer ins Bett, froh und stolz es geschafft zu haben.

Und noch mehr Off-Road

Am Morgen führte uns eine Verbindungsstraße zu einer weiteren Piste, die uns wieder in die Berge führen würde.

Wir scherzten noch, dass der gestrigen Trail bei WikiLoc mit schwer beschrieben war und der heutige nicht. Außerdem war der heutige Weg sogar bei google maps als normale Verbindungsstraße drin, also alles halb so schlimm…

Aber wir merkten schnell, als wir die ersten Kilometer auf dem Bergpfad zurückgelegt hatten, dass das hier eine ganz andere Nummer werden würde.

Schon zu beginn kam eine Flussdurchfahrt, Felsen lagen überall und tiefe Furchen zogen sich längs der Fahrbahn… Wenn man sie so nennen konnte.

Mit jedem Höhenmeter mehr hatte man das Gefühl als würde die fahrerische Schwierigkeit zunehmen. Mal hob das eine Rad vom Boden ab, wenn sich das Auto über einen großen Stein kämpfte, mal streichelte der Rammschutz liebevoll den steinigen Boden.

Auf knapp 1250 Metern passierte es dann.

Der Weg war so schlecht, dass es bereits Ausweichrouten um die zerklüftetsten Stellen gab. Diese waren aber so zerfahren und verschlammt, das es praktisch kaum möglich war, sie zu befahren.

Da uns aber nicht wirklich viele Optionen blieben, mussten wir es probieren. Der erste Versuch scheiterte kläglich nach drei Metern und durchdrehenden Reifen. Überall spritzte der Schlamm herum und das Auto rutschte quer zum Hang hin und her.

Beim zweiten Versuch unterbauten wir mit Steinen und Ästen. Das wurde belohnt… Mit ganzen acht Metern! Dann drehten die Reifen wieder durch und wir rutschten bloß noch herum.

Wir stiegen aus und sahen uns den Hang weiter bergauf an, vielleicht könnte man ja irgendwie anders weiterkommen, aber auch Fehlanzeige.

Wir beschlossen, es auf einen letzten Versuch ankommen zu lassen.

Mit reichlich Schwung, vielen Steinen und unter lautem Aufheulen unseres Turbodiesels… schafften wir zehn Meter bis wir durchdrehend zum Stehen kamen.

Wir gaben auf!

Wenden war auf diesem Untergrund und bei diesen Voraussetzungen fast genauso schwierig wie vorankommen, aber mit Wenden in 248 Zügen schafften wir es und traten niedergeschlagen den Rückzug an.

Schwer brannte die Schmach auf meiner Seele, aber unser Reisebegleiter ist halt kein reinrassiger Off-Roader mehr, nach allem, was wir ihm auf den Buckel gepackt haben. Wir waren schon froh, dass wir zusammen schon so viele Engpässe gemeistert haben, von denen wir nie gedacht hätten, dass es zu schaffen sei.

Wir waren stolz auf unseren Hilux, aber dieses Mal musste er sich geschlagen geben…

Wie zur Wiedergutmachung fanden wir einen überragenden Platz für die Nacht, keine drei Kilometer entfernt, der uns auf dem Hinweg nur aus dem Augenwinkel aufgefallen war. Bei näherer Betrachtung hingegen konnte man in dieser Region kaum etwas schöneres finden. Ein Plateau auf knapp 1250 Meter mit phänomenalem Blick über die Szenerie der Berge mit ihren schneebedeckten, Wolken umspielten Gipfeln, die in der Abendsonne orange leuchteten. Der Boden war steinig und eben.

Leider wurde es kein sehr langer Abend, da die Temperatur nach Sonnenuntergang auf unter 10 Grad fiel und der Wind eiskalt über die Hänge strich.

Am nächsten Morgen und mit neuem Mut machten wir uns auf zurück nach Berat, denn einen anderen Weg gab es nicht.

Die Fahrt kostete uns drei Stunden zurück und nochmal knapp zwei, bis wir einen Stellplatz gefunden hatten, denn in der Nähe von Städten ist Wildcampimg immer schwierig. Wir fanden einen Platz an einem stinkenden Stausee und als wir gerade ausgepackt hatten, begann es fürchterlich zu regnen.

Dieser Tag sollte als einer der schlimmsten auf unserer bisherigen Reise eingehen.

Als wir klitschnass alles verstaut hatten und gerade unsere nassen Klamotten auszogen, klopfte es an der Kabinentür: Der Besitzer des Grundstücks, auf dem wir standen und von dem wir ausgingen, dass es niemandem gehören würde.

Aber der Kerl war echt freundlich und erlaubte uns sofort, die Nacht über stehen zu bleiben. Glück im Unglück…

Da bis jetzt ein mieser Tag den nächsten gejagt hatte, hofften wir an diesem Morgen wenigstens auf ein bisschen Glück.

Und der Tag begann nicht schlecht. Charlotte und Richard meldeten sich und witzigerweise waren sie nur wenige Kilometer entfernt. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag und machten uns auf, wiedermal in die Berge.

Und nur dass man keine falsche Vorstellung hat. Wenn wir in Albanien von „ein paar Kilometern“ reden, kann das schnell mal Tage dauern bei den Pisten durch die Berge. Teilweise könnte man schneller laufen als die Strecken mit dem Geländewagen zu fahren.

Und so kam es, wie es kommen musste. Im Schneckentempo erkämpften wir uns jeden Meter durch das felsige Terrain, geplagt von Schlamm, Matsch und immer mal wieder aufkommenden Regenschauern.

Aber nach vier Stunden härtestem Off-Road erreichten wir einen Platz, an dem wir die Nacht verbringen wollten.

Am Rand eines Damms, inmitten von hoch aufragenden, schneebedeckten Bergen. Und gerade als wir ankamen, lugte die Sonne durch die Wolken und schenkte uns einen wunderschönen Abend mit entsprechendem Sonnenuntergang.

Der Morgen begann für mich um fünf Uhr früh. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen und als ich das Auto verließ, in dem meine Damen noch selig schlummerten, blieb mir der Mund offen stehen.

Nein, nicht weil ein Hund in der Nacht unseren gesamten Müll zerlegt hatte auf der Suche nach etwas Essbarem… Das auch, aber eigentlich, weil ich kaum fünf Meter weit sehen konnte. Die Wolken hatten sich in dem Tal fest gesetzt und uns komplett eingehüllt.

Wie ich nun mit meinem Kaffee so da saß, konnte ich beobachten wie sich die Sonne über die Gipfel schob und langsam den Nebel vertreib. Es war wirklich eine magische Situation, die mich voll gefangen nahm.

Nachdem sich auch meine Frauen aus dem Bett gequält hatten, machten wir uns auf, die anderen zu treffen.

Diese Website benutzt Google Analytics. Bitte klicke hier wenn Du nicht möchtest dass Analytics Dein Surfverhalten mitverfolgt. Hier klicken um dich auszutragen.