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Albanien 9

Die letzte Nacht in Albanien

Am nächsten Morgen ging es mit einem Abstecher über Tropoja in südliche Richtung. Die letzte Etappe unserer Albanienreise brach an, am nächsten Morgen würden wir die Grenze nach Nordmazedonien überqueren und uns dann langsam aber sicher in Richtung Istanbul bewegen.

Aber vorher stand noch eine letzte Nacht in der Natur Albaniens auf dem Programm. Nachdem wir einer Piste gefolgt waren, fanden wir den von Ioverlander angepriesenen Platz am Ufer eines Baches und umringt von hoch aufragenden Klippen in einem kleinen Tal. Die Fahrt dort hin führte über eine Brücke, die schon mal bessere Tage erlebt hatte und deren Decke nur noch aus zusammengenagelten Holzbohlen bestand. Aber das kannten wir ja schon und keine halbe Stunde später stand unser Camp und Elisabeth und ich ließen unsere Füße in dem eiskalten Gebirgsbach baumeln.

Da hörte ich eine Stimme und sah zwei Männer mit Sarah reden. Sie kamen zu uns herüber und stellten sich vor.

Die beiden hatten ein Haus ganz in der Nähe und hießen uns hier im Tal willkommen. Es wäre nicht ungewöhnlich, dass hier Touristen übernachten würden und falls wir etwas bräuchten, sollten wir einfach Bescheid sagen.

Dann zogen sie wieder von Dannen… Bis keine halbe Stunde später der Nächste vor unserem Auto stand…

Auch er wollte uns willkommen heißen und bot uns an, einen Kaffee bei ihm zu Hause zu trinken. Unser Nein wurde vehement abgelehnt.

Wir hatten etwas bedenken, unser Camp einfach so aufgebaut zurückzulassen, aber da wir nur gute Erfahrungen in Albanien gemacht hatten vergaßen wir unsere Sorgen und folgten dem Mann.

Wir gingen ungefähr einen Kilometer den Berg hinauf. Am Pistenrand tauchte ein Haus auf, dass sich etwas den Hang hinab neigte. Das Dach war windschief und die Fassade kaum verputzt. Oder kaum noch, das war nicht mehr zu erkennen.

Der Mann wies uns den Weg in den Garten und wir setzten uns auf Sitzpolster einer Gartenbank. Bloß ohne Gartenbank. Einfach direkt ins Gras. Hinter dem Haus erstreckten sich dutzende Bienenstöcke.

Es war quasi keine Kommunikation möglich, da er weder Englisch noch Deutsch verstand und wir mit dem Google-Translator Albanisch kaum weiterkamen. Aber die Situation wurde aufgelockert, als seine drei Kinder aus dem Haus kamen und sich rührend um Elisabeth scharten.

Wir tranken den angebotenen Kaffee (oder eher Mokka) und ein paar Gesprächsfetzen gingen hin und her. Wie es ging, was wir so machten und umgekehrt.

Aus Spaß fragte ich, was denn sein Honig kosten sollte. 4,50 Euro für 2,2 kg…

Okay… in Gjirokaster hab ich 18 Euro bezahlt. Hier kam er direkt vom Erzeuger, also war der Preis realistisch, wenn auch überragend billig.

Ich tippte die Zahl nochmal ins Handy, für den Fall, er habe 45 Euro gemeint, aber nein, es waren wirklich 4,50 Euro. Da musste ich zuschlagen!

Wir hatten auf die Schnelle kein Geld dabei, deswegen bot er an, uns zum Camp zurück zu begleiten und wir machten uns auf den Weg. Auf dem Weg meinte ich zu Sarah auf Deutsch, wir hätten nicht mehr so viel kleines Geld in Euro und nur noch umgerechnet sechs Euro in Lek. Was natürlich auch voll in Ordnung wäre.

Wir entschieden uns für die Lek und gaben sie Ihm, als wir zurück waren.

Er reagierte etwas ungehalten und wollte die Flasche Honig wieder mitnehmen. Wir fragten ihn, ob er das Geld nicht wolle, ob es zu viel sei oder er lieber Euro hätte. Nichts davon…

Wir kamen nicht weiter, also versuchten wir unseren Telefonjoker Chily zu erreichen. Nach dem dritten Klingeln hob er ab und wir erklärten unser Problem. Ob er vielleicht auf albanisch klären könne, was das Missverständnis verursachte.

Nach kurzem Gespräch mit dem Einheimischen erhielten wir das Handy zurück und Chily erläuterte: Die Flasche sollte wirklich 45 Euro kosten!

Ein wenig geschockt versuchten wir dem Mann zu erklären, dass wir für das Geld normalerweise seinen ganzen Bestand aufkaufen könnten.

Somit endete unsere Bekanntschaft etwas schlagartig mit einem Mann, der geringfügig missgelaunt von Dannen zog, seine Flasche Honig unter dem Arm.

Mittlerweile war es dunkel geworden und wir verbrachten unsere letzte Nacht in Albanien.

Am nächsten Morgen überquerten wir nach einer guten Stunde Fahrt die Grenze nach Nordmazedonien.

Resümee

Unser Resümee über Albanien fällt trotz der letzten unglücklichen Begegnung durchweg positiv aus.

Die Menschen begegneten uns immer freundlich, waren interessiert und nahmen uns mit offenen Armen auf. Das Land ist wunderschön, ursprünglich und modern zugleich.

Aber vor Allem blieb uns die absolute Freiheit im Gedächtnis, die wir noch nirgendwo anders erlebt hatten.

Es stört niemanden, was man auch immer tut, ob es Feuermachen in einem Nationalpark ist, campen wo immer man will oder sein Auto mal nicht (deutschen) Regeln konform parkt.

Selbst wenn mal die Polizei vorbeischaut, wird neugierig gefragt, wo man her kommt oder was man vor hat, aber wir wurden nie weg geschickt oder verwarnt, selbst bei einem riesen Lagerfeuer am Strand, wird nur gelacht und dankend abgelehnt, wenn wir unser Abendessen mit dem Beamten teilen wollten.

Man könnte Albanien am Besten so beschreiben:

Die Polizei fährt mit 50 Km/h durch eine 30er Zone und wird dabei von einem LKW mit 80 Km/h überholt. Dieser LKW wird dann wiederum von einer E-Klasse mit 120 Km/h überholt während der die Polizei überholt. Und keinen interessiert es…

Das Land der absoluten Freiheit wird uns immer begleiten und wir werden definitiv wiederkommen.

Am witzigsten ist aber die Tatsache, dass wir Albanien nur als 2-Tages-Transfer auf unserer Liste hatten und im Endeffekt sieben Wochen lang geblieben sind, was etwas unsere Gesamtplanung ins Wanken gebracht hat, aber es hat sich absolut gelohnt.

Jetzt geht der Trip aber weiter, der Osten lockt mit orientalischen Genüssen und fremdem Flair. Wir schauen gespannt in Richtung Istanbul!

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