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Bulgarien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Bulgarien 2

Durchmarsch

Wir schliefen kurz hinter der Grenze, in einem Wald. Das Besondere war, dass an der Stelle, die wir uns für die Nacht rausgesucht hatten, einst ein altes Kloster gestanden hatte. Die Überreste der Mauern waren noch zu sehen, Teile von Wegen noch durch das grün des Waldes zu erkennen.

Wir hatten gerade aufgebaut, als sich ein Wohnmobil zu uns gesellte. Ein alter Mercedes Bus mit Hochdach war das Ferienvehikel eines Vaters mit seinen zwei Kindern. Der Bulgare, der aber in Deutschland lebt und arbeitet, fragte uns nach einer nahen Sehenswürdigkeit, wobei wir aber passen mussten. Nach einem Blick ins Netz war aber klar, dass sein Plan, dort hin zu laufen vergebens war und sie blieben kurzer Hand über Nacht bei uns.

Leider stellte sich heraus, dass der Typ der gnadenloseste Schwätzer vor dem Herrn war. Ob er es machte, um seinen Kindern zu imponieren oder einfach aus Selbstliebe heraus wissen wir nicht, aber es war so schlimm, dass ich sogar das angebotene Bier ablehnte und wir behaupteten, wir seien müde, nur um nicht weiter seinen Geschichten zuhören zu müssen. Ich tippe mal drauf, er arbeitet bei einem deutschen Finanzberatungsdienst…

Am nächsten Morgen verabschiedete er sich von uns mit der Aussage: die Kinder wollen etwas Richtiges essen und nichts aus der Kühlbox… Okay, das ist die beste Voraussetzung für einen Campingurlaub…

Wie dem auch sei, bei unserem Frühstück (aus der Kühlbox), entdeckten wir, dass der linke Vorderreifen etwas schlaff da hing. Bei einer Messung stellten wir fest, dass von den 3,5 bar noch gerade Mal 0,9 übrig waren…

Das war unser erster Platten in 2,5 Jahren Weltreise und nach fast 70000 Kilometern!!!

Jeder erzählt dir, dass du ja auf einer Weltreise hunderte Platten haben wirst, manche sogar zwei an einem Tag! Aber der Kelch ging immer an uns vorüber. Jetzt hatten wir uns endlich auch einen Platz in der Rangliste der Weltreisenden erkämpft und mit unserer Fahrt von Zuhause aus (ich hoffe, Armenien zählt als weit genug gereist) waren wir jetzt endlich ECHTE Overlander! Nach 2,5 Jahren! Wir machten aber keine Flasche Sekt auf, sondern wechselten schnell das Rad und machten uns dann auf den Weg zu unserem ersten Ziel in Bulgarien, der Küstenstadt Burgas.

Nach dem wir einkaufen und unsere Tochter im örtlichen Stadtpark mit riesigem Kinderspielplatz auch versorgt war, beschlossen wir, ans Meer zu fahren und dort zu übernachten. Daraus wurde nur leider nichts, denn es blies ein übler Wind und es wäre nicht möglich gewesen, unser Dach gefahrlos zu öffnen.

Somit mussten wir uns einen anderen Übernachtungsplatz suchen. Den fanden wir dann eine halbe Stunde entfernt an einem See. Leider war der See, wie könnte man es am besten umschreiben… Moskito-Territorium.

Somit war ein gemütlicher Abend bei Chips und Film vorprogrammiert, denn ab 19 Uhr verwandelte sich unser Stellplatz in ein Kriegsgebiet.

Spaß am Geburtstag

Am nächsten Morgen stand ein besonderes Highlight auf dem Programm. Es war Sarahs Geburtstag und wir wollten den Tag im Nessebar Aquapark verbringen. Der gigantische Wasserpark, mit dutzenden Rutschen, Schwimmbecken und Kinderbereichen war uns schon am Vortag aufgefallen und so entschieden wir uns zur Feier des Tages einen wunderschönen Tag dort zu erleben.

Am Abend, müde und kaputt vom vielen Rutschen, planschen und toben vielen unsere Tochter und auch wir in Bett. Wir schliefen nochmal am gleichen Platz wie in der letzten Nacht.

Am Morgen, mit Muskelkater und einigen schmerzenden Knochen vom vielen rutschen fuhren wir zu unserem nächsten Ziel, der Küstenstadt Nessebar.

Der Küstenort, am schwarzen Meer gelegen, darf auf keiner Bustour fehlen. Wir waren darauf vorbereitet, dass es hier viele Touristen geben würde, aber trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, wie viele Reisebusse man auf die Fläche eines Fußballfeldes parken kann. Wir passierten die Phalanx aus Rentnertaxis und stellten uns in die hinterste Ecke des Parkplatzes.

Nessebar ist wie auch Flores in Guatemala eine Stadt erbaut auf einer Halbinsel, nur mit dem Festland verbunden durch eine kleine Landzunge, über die der gesamte Verkehr führt.

Die engen Gassen sind gesäumt von alten Fachwerkhäusern, der Komplette Altstadtkern ist renoviert und (leider) auf Tourismus ausgelegt. Es reihen sich Souvenirstände neben Souvenirstände, ein Geschäft folgt dem Anderen. Es war wirklich schade…

Wir folgten dem Touristenstrom durch ein paar Gassen, genossen den Ausblick auf die alten Fassaden und die Ruinen der römischen Gebäude, die vor den Häusern hier standen. Aber nach nicht einmal zwei Stunden hatten wir genug und es zog uns zurück zum Auto.

Unser Schlafplatz war eine Klippe am Meer, der Sonnenstrand zu unseren Füßen. Ein wunderschöner Platz, der noch getoppt wurde von anderen Reisenden, die mit ihren Fahrzeugen dort nächtigten.

Die halbe Nacht tauschten wir mit unseren Nachbarn Geschichten, Reisetipps und Erfahrungen aus.

Leider war der Morgen stürmisch und wir beschlossen gegen unseren eigentlichen Plan, noch eine Nacht zu bleiben, an diesem Morgen weiterzufahren.

Unser Weg führte uns nach Varna, der größten Stadt an der Küste und Handelszentrum Bulgariens für alle Güter, die per Schiff ankommen. Außerdem ist Varna die drittgrößte Stadt des Landes und bot somit genug Möglichkeiten, die schwindenden Reserven wieder aufzustocken.

Da ein Besuch der Innenstadt wegen Parkplatzmangels ausfiel gingen wir einkaufen und fuhren dann weiter zu unseren Übernachtungsplatz, einem See kurz vor der Grenze ins Nachbarland Rumänien.

Die Nacht war kalt und und wir merkten, dass langsam der Herbst nahte. Insgeheim hofften wir, dass es wenigstens noch bis zu unserer Ankunft in Deutschland halbwegs warm sein würde…

Den wirklich positiven Eindruck, den Bulgarien bis zu diesem Zeitpunkt hinterließ, trübte nur ein wenig die Tatsache, dass wir auf unserer Ausreise eine kleine hitzige Diskussion mit der Grenzangestellten hatten, die unser Auto als LKW einstufen wollte und wir uns vehement dagegen wehrten.

Selbst der herbeigerufene Chef ließ sich nicht überreden, also zahlten wir zähneknirschend den Betrag und passierten die Brücke, die uns ins so oft gepriesene Rumänien bringen sollte.

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Bulgarien 1

Neuer Tag, neues Glück!

Die Sonne schien, es war 9 Uhr morgens und schon 25 Grad. Wir packten zusammen und verließen den Bach zurück auf die Überlandstraße, die uns zur Grenze bringen würde.

Knapp zwei Stunden später erreichten wir das vorerst letzte Land der EU. Unser Ziel war Sofia, die Hauptstadt Bulgariens.

Sofia

Wieder mal eine gewaltige Großstadt. Dieses Mal sogar mit mehreren Toyota Stützpunkten, die Chancen auf eine Reparatur stiegen zusehends.

Doch selbst in dieser riesigen Stadt waren in keinem einzigen Laden die nötigen Ersatzteile vorrätig. Erneut Lieferzeiten von mehreren Wochen…

Es wurde uns sogar geraten, direkt nach Hause zu fahren und die Teile dort zu bestellen, was leider inakzeptabel für uns war… Niedergeschlagen verließen wir den letzten Händler und fuhren zu unserem Campingplatz.

Ein winziger Hof mitten in der Stadt war der Anlaufpunkt für alle Reisenden. Der Besitzer, und ich übertreibe nicht, war der wiederauferstandene Montgomery Scott von der Enterprise. Jedes Mal, wenn er uns freundlich zulächelte musste ich ein Lachen unterdrücken, weil mir durch den Kopf ging „Scotty, beam mich hoch!“

Sein brutaler russischer Akzent machte die Sache auch nicht gerade besser. Es war ein schöner kleiner Platz und wir blieben gleich für zwei Nächte.

Da die U-Bahnhaltestelle gleich ums Eck war nutzten wir die Gelegenheit und fuhren ins Stadtzentrum. Aber wiedermal war allein das Ticket kaufen eine Herausforderung, denn der Automat war wiedermal nur in kyrillisch.

Aber dank einer netten Angestellten saßen wir kurz darauf im Zug auf dem Weg in die City.

Ich muss gestehen, die Stadt, dass ich mich ein bisschen schwer tue, die Stadt zu beschreiben. Ein Mix aus sozialistischen Bauten, Wolkenkratzern, orthodoxen Kirchen und Shopping Malls bilden den Stadtkern. Ein Netz aus uralten Straßenbahnen verbindet die wichtigsten Orte und Touristen Spots.

Wir genossen den Zusammenprall aus Moderne und ehemaligem Sowjet Flair und zogen den ganzen Tag kreuz und quer durch die Straßen, besuchten Kirchen und ließen uns von tausenden Menschen durch die Einkaufsmeilen treiben.

Als wir abends nach Hause kamen, waren wir wirklich platt. Nur mit Mühe konnten wir unsere Tochter wach halten, die nach all den Eindrücken total kaputt war und uns immer wieder beinahe im Buggy weg nickte.

Den Abend verbrachten wir mit unseren Nachbarn, die am Nachmittag angereist waren und tauschten Geschichten aus. Die beiden Holländer kamen an diesem Tag direkt aus Istanbul und konnten uns viele hilfreiche Tipps geben.

Dabei fiel mir auch auf, dass eine Halterung unserer Ladefläche gebrochen war. Die Pisten Albaniens hatten doch mehr Spuren hinterlassen, die jetzt unter all dem Schlamm langsam zum Vorschein kamen.

Aber wiedermal hatten wir Glück und fanden eine Werkstatt, die uns den Schaden umgehend reparieren würde. Am nächsten Morgen wurden wir vorstellig und zwängten unseren Hilux in die winzige Garage, die Haider Rahal als Arbeitsplatz diente.

Der gebürtige Syrer betrieb hier eine Auspuffreparaturwerkstatt und war ein Meister im Umgang mit dem Schweißgerät. Er zimmerte uns schnell eine neue Halterung und schweißte sie kurzerhand ein. Die Kosten beliefen sich auf 10 Euro und eine Stirnlampe, da seine Werkstattlampe bei der Reparatur draufging.

Er bedankte sich überschwänglich, genau wie wir, denn so konnten wir direkt unseren Weg zur Grenze fortsetzen.

Wir blieben noch eine letzte Nacht im Land, denn wir wollten früh am Morgen aufstehen und die sieben Stunden bis Istanbul durch fahren. Dafür würden wir um drei Uhr morgens aufstehen, schnell packen und los. Elisabeth könnte noch weiter schlafen und wir würden in Ruhe die weite Etappe fahren können.

Bei Sonnenaufgang erreichten wir die Außengrenze der EU.

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