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Türkei 3

Salda See

Am Morgen machten wir uns auf zu unserem nächsten Ziel, dem Salda See. Es wurde uns beschrieben wie die türkischen Malediven… Da unsere Karibikerfahrungen noch nicht ganz so lange her waren, ließen wir uns mal überraschen.

Das erste, was wir sahen, als wir dort ankamen, war wirklich kalkweißer Strand vor türkisblauem Wasser…

Und türkeitypisch kaum einen Flecken an diesem Strand, an dem keine Großfamilie Picknick machte, Autos parkten oder Feuer brannten. Das war das Paradies und die Apokalypse in einem Atemzug…

Aber wir gaben die Hoffnung nicht auf, doch mal einen Platz zu finden, an dem kein Mensch uns Gesellschaft leistete und wir ganz alleine sein würden.

Also umrundeten wir den See und suchten nach kleinen Pfaden, die zum Wasser runter führten und die kein Auto außer einen Geländewagen befahren konnte. Das schreckte zumindest schon mal ein paar andere Bewerber auf den Stellplatz ab.

Und tatsächlich fanden wir einen Weg, der steil und in Serpentinen über losen Schotter zum See führte. Wir fuhren ihn bis kurz vor den Strand, der augenscheinlich aus festem kalkartigen Gestein und Sand bestand.

Doch was wir nicht sahen und erst bemerkten als wir darüber fuhren war die Lehmschicht, die ungefähr eine Handbreit darunter lag.

Unsere Hinterräder gruben sich in Sekunden bis zur Achse ein, der Tank lag auf und wir saßen fest. Wir stiegen aus und besahen uns die Misere.

Auto lag auf… Also versuchten wir die Sandbleche.

Die verschwanden beim Anfahren wortlos einfach so im Boden. Die Lehmschicht war wohl dicker als erwartet… Also holten wir die Schaufel vom Dach und fingen an zu graben. Und gruben… Und gruben…

Ganze zwei Stunden lang. Bei einem erneuten Versuch buddelten wir uns nur noch tiefer ein… Wieder lag der Tank auf.

Wir probierten die Auffahrkeile als Sandbleche umzufunktionieren, was einen geringen aber positiven Effekt hatte. Wir kamen an die Spitze der im Boden steckenden Sandbleche ran.

Diese auszugraben dauerte dann auch nochmal eine gute Stunde, aber schlussendlich bekamen wir das Auto mit den Keilen, Sandblechen und Holz aus unserer Dachbox frei.

Völlig verdreckt, verschwitzt und mit Blasen vom Graben übersät fielen wir uns in die Arme und genossen unseren Erfolg.

Wir suchten uns einen etwas sichereren Platz etwas entfernt vom Strand und blieben dort für zwei Nächte.

Den nächsten Tag genossen wir mit Sonnenbaden, planschen und damit, uns böse den Rücken zu verbrennen.

Im Lauf des Tages entstand dann auch die Idee, eine Nachtfahrt einzulegen, um unser nächstes Ziel einfacher erreichen zu können. Wir wollten ins 800 km entfernte Göreme in Kappadokien. Da wir aber mit Elisabeth eine so lange Strecke nicht am Stück über Tag fahren konnten, wollten wir sie Nachts fahren, wenn sie schlafen würde.

Wir verließen also am nächsten Morgen den See und fuhren zu einem Spot an einem anderen See. Dieser war noch 650 km von Göreme entfernt.

Wir standen um 4 Uhr am nächsten Morgen auf, packten in Windeseile alles zusammen – damit unsere Tochter so wenig wie möglich mitbekam – und machten uns auf den Weg.

Kappadokien

Die Strecke war angenehm zu fahren und die Sonne über der kappadokischen Landschaft aufgehen zu sehen, hatte schon seinen ganz eigenen Reiz.

Wir erreichten die Stadt um 9 Uhr morgens.

Da der Tag ja eben erst begonnen hatte, wollten wir direkt ein paar lokale Sehenswürdigkeiten abklappern. Darunter auch zwei Höhlenstädte, die in Kappadokien zu dutzenden unter der Erde verborgen sind und für die die Region berühmt ist.

Die erste auf unserem Weg liegende unterirdische Stadt war Derinkuyu, die als tiefste bisher entdeckte Höhlenstadt gilt.

Der schlichter Eingang ließ kaum vermuten, was für ein gigantischer unterirdischer Komplex sich da unter einem befand.

Nachdem man eine steinerne Treppe hinabgestiegen war, öffnete sich der Abgang in ein riesiges Labyrinth aus Gängen, Kammern und Kirchen. Vorratsräume, Wohnungen oder Versammlungszimmer wurden in den weichen Tuffstein gegraben.

Das Gewirr aus Wegen erstreckt sich tief in den Boden, bis zu 13 Stockwerke werden hier vermutet, acht davon sind zu besichtigen.

Auf dem Weg in die Tiefe bekommt man schon ein wenig ein beklemmendes Gefühl, die Decken sind kaum höher als 1,80 Meter und man musste ständig gebückt laufen.

Aber es war absolut faszinierend, obwohl man sich den engen Raum und die wenige Luft mit unzähligen Asiaten teilen musste, die sich rücksichtslos durch die Katakomben schoben.

Die zweite unterirdische Stadt, die wir anfuhren war Kaymakli. Sie gilt als die größte Höhlenstadt in Kappadokien. Ihr weit verzweigtes Netz aus Höhlen, Tunneln und Kammern erstreckt sich weit den Hang eines Berges hinab. Auf fünf Ebenen, die sich teilweise überschneiden, ineinander über gehen oder auch mit langen Tunneln verbunden sind, konnte man sehr schnell die Orientierung verlieren. Überall waren Löcher in Boden oder Decke, die einstmals für Leitern gedacht waren und gleich mehrere Ebenen miteinander verbanden. Durch Öffnungen in den Wänden konnte man in andere Räume blicken, während man sich durch die niedrigen Gewölbe zwängte und vor Staunen fast nicht mehr den Mund zu bekam.

Ursprünglich von den Hethitern angelegt, nutzten im frühen 7. Jahrhundert die ersten Christen die Untergrundstädte, um sich vor arabischen Feldzügen zu verstecken.

Nachdem wir wieder Tageslicht sahen, machten wir uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz.

Der Camping lag ein wenig außerhalb Göremes auf einem Hügel mit sagenhaftem Blick über die zerklüftete, canyonartige Landschaft Kappadokiens.

Diese Landschaft, mit ihren außergewöhnlichen Steinformationen, Tälern und Schluchten, die es den frühe Christen ermöglichte, sich hier zu verstecken und so zu überleben, war auch gleichzeitig einer der größten Touristenmagneten.

Jeden Morgen um 5 Uhr starten hunderte Heißluftballons in den frühen Sonnenaufgang, um einen einmaligen Blick auf dieses Naturwunder zu ermöglichen.

Das war auch einer der Gründe für uns, bzw. für meine Frau, diesen Ort zu besuchen. Sie wollte die Ballons sehen, die sich über die Canyons erhoben.

Wir nutzten den Camping für einen ersten Ruhetag, an dem nichts weiter passierte, als die Landschaft zu genießen, die Drohne kreisen zu lassen und unsere Wäsche zu waschen.

Am darauffolgenden Tag wurden wir morgens durch ein dröhnendes Geräusch geweckt. Schlaftrunken sah ich auf die Uhr und war mit einem Schlag hell wach. Halb 6!

Wir zogen uns an und sprangen aus dem Auto in die noch frühe Morgendämmerung. Vor uns am Himmel zogen schon unzählige Heißluftballons ihre Bahnen über der felsigen Umgebung. Immer wieder hörte man das Dröhnen der Brenner, wenn die Ballons zu steigen begannen.

Es war einmalig schön, besonders, als nach einer knappen Stunde die Sonne aufging und die eh schon einmalige Szene in ein oranges Licht tauchte.

Um 8 Uhr war das Schauspiel zu Ende, ein paar vereinzelte Ballons zogen noch über den Himmel.

Gegen Mittag packten wir unsere Sachen und verließen den Camping. Wir wollten zum Zelve Open Air Museum. Das Museum liegt ungefähr 30 Kilometer außerhalb der Stadt Göreme.

Nicht nur in den Untergrund gruben die frühen Christen ihre Höhlen, auch in den kappadokischen Bergen kann man überall ihre verlassenen Wohnstätten in den Fels gehauen besichtigen.

Das Museum war um eine dieser Felsenstädte herum errichtet worden, man konnte in jede einzelne Höhle klettern, teilweise mehrere Stockwerke über einander zogen sich die Gänge und Kammern durch die Hänge der Berge. Kirchen, Vorratsräume, Wohnstätten und Gräber waren in den weichen Tuffstein gehauen und boten ein eindrucksvollen Bild. Wenn man den Wegen folgte und die Felsen emporblickte, konnte man überall Fenster, Türen und Portale sehen, die durch die Farbe des Berges stark an einen Schweizer Käse erinnerten.

Unsere kleine Lara Croft erkundete, kletterte und kroch überall hinein, wir hatten echt Mühe sie zu zügeln, so Spaß machte es ihr.

Nach drei Stunden in der prallen Mittagssonne verließen wir das Museum, durchgeschwitzt, aber total begeistert.

Wir fuhren ins nahe Ürgüp, der Provinzhauptstadt und größter Stadt in der Region.

Wir mussten noch ein paar Sachen einkaufen und wollten uns ein wenig die Zeit vertreiben, bis wir zu unserem nächsten Schlafplatz aufbrechen würden. Einem Spot von Ioverlander, der auf einem Felsen gelegen einen einmaligen Blick auf die Heißluftballons versprach, die rund um einen herum starten würden.

Eigentlich wurde dieser Spot geschlossen, so zumindest verlangte es die geschlossene Schranke. Doch dutzende Reifenspuren umfuhren diesen Weg durch einen kleinen Acker, und genau da wollten wir auch durch.

Wir warteten bloß, bis es dunkel wurde, denn der Spot war von einem Aussichtspunkt auf einem Hügel gut einsehbar und man musste es ja auch nicht übertreiben.

Wie wir da so warteten, kamen mit lautem rumpeln fünf Land Rover Defender angeprescht, voll mit Schlitz…. äh, asiatischen Touristen.

Der Inhalt der Geländewagen ergoss sich auf den kleinen Platz vor der Schranke und von einer Sekunde auf die Andere war ein Geräuschpegel wie auf einer Großbaustelle. Überall wurden Fotos, Smartphones und Camcorder gezückt und die komplette Szenerie samt Sonnenuntergang aufgenommen. Und natürlich auch uns…

Ich war immer in Hab-Acht-Stellung, dass keiner der Freunde ein Bild meiner Tochter machte. Nicht weil sie nicht schon oft genug auf dieser Reise fotografiert worden wäre, sondern das war meine kleine, persönliche Rache…

Aber nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei, die gelbe Gefahr wurde zurück in die Geländewagen verfrachtet und abtransportiert. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und wir umfuhren die Schranke und bauten unser Camp am Rand eines steil abfallenden Canyonrandes auf.

Wir bereiteten alles für den Morgen vor. Machten Kamera, Drohe und Actioncam bereit, sorgen dafür, dass es schnell Kaffee geben würde und stellten uns die Wecker.

Ballons

4:30 Uhr

Stock dunkel

Ich verließ das Auto und kochte Kaffee, unter uns in der Schlucht dröhnten die ersten Brenner. Überall konnte man Busse sehen, die Touristen ausluden, Pick-Ups standen herum, die Material für die Ballons, Körbe und Gasflasche gebracht hatten.

Ich baute auf unserem Tische eine kleine Technikzentrale auf, damit alles schnell gehen würde, wenn die Ballons aufstiegen.

Auch meine Frau schloss sich mir an und nahm dankend den Kaffee entgegen, der in der Tasse dampfte.

Punkt fünf Uhr erhoben sich die Ballons fast gleichzeitig und die gigantischen Gefährte tauchten wie in Zeitlupe aus allen Schluchten der Canyons auf. Hunderte!

Die Drohne war pausenlos in der Luft und flog nur Meter entfernt zwischen den Ballons hin und her. Atemberaubende Bilder luden sich auf die Speicherkarte.

Auch die Spiegelreflex war permanent im Einsatz, die Heißluftballons zogen über uns hinweg, man wusste gar nicht, wo man zuerst drauf halten sollte. So eindrucksvoll war das Ganze.

Um uns herum tauchten immer mehr Heißluftballons aus den Schluchten auf und stiegen in den orange werdenden Himmel auf.

Als dann die Sonne über den Horizont lugte und die Gefährte in wunderschönes goldgelbes Licht tauchte, konnte man schon von einem perfekten Tag reden!

Es war über alle Maße beeindruckend und als dann die Akkus leer und die Drohne wieder am Boden war, genossen wir das ganze noch eine Weile ohne Technik.

Die Bilder die wir erhielten waren mit die Besten, die die Drohne je aufgezeichnet hatte. Und auch für uns war dieses Schauspiel eines der beeindruckendsten Ereignisse unserer gesamten Weltreise!

Leider war auch heute um acht Uhr die Show vorbei und wir begannen, langsam unser Zeug zu packen. Der Plan für den heutigen Tag war etwas straffer.

Wir wollten noch ins Göreme Open Air Museum, nach Ürgüp ein Medikament abholen, das wir bestellt hatten und in ein Einkaufszentrum ca. eine Stunde entfernt.

Dort wollten wir uns die Zeit vertreiben, bis Abends, denn es sollte wieder eine Nachtfahrt geben. Damit unsere Tochter möglichst wenig wache Zeit im Auto verbrachte, wollten wir gegen 18 Uhr los fahren und die 600 km nach Gaziantep in die Nacht fahren.

Als wir den Platz verließen kamen uns schon die ersten asiatischen Touri-Gruppen entgegen, die zur Aussichtsplattform wollten.

Wir fuhren nach Göreme und parkten vor dem Museum. Der Eintritt war deutlich teurer als in Zelve, was schon mal ein Dämpfer war. Dazu musste man sich im Gegensatz zu dem unbekannteren zweiten Museum die Stätte mit hunderten anderer Touristen teilen.

Wir waren etwas enttäuscht…

Die Wandmalereien waren deutlich besser erhalten als die in Zelve, aber die Stätte war viel kleiner und nach einer knappen dreiviertel Stunde waren wir durch.

Wir würden jedem, der in in Göreme und Umgebung unterwegs ist, raten, eher nach Zelve zu fahren, es lohnt sich deutlich mehr!

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