Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 9

Die letzte Nacht in Albanien

Am nächsten Morgen ging es mit einem Abstecher über Tropoja in südliche Richtung. Die letzte Etappe unserer Albanienreise brach an, am nächsten Morgen würden wir die Grenze nach Nordmazedonien überqueren und uns dann langsam aber sicher in Richtung Istanbul bewegen.

Aber vorher stand noch eine letzte Nacht in der Natur Albaniens auf dem Programm. Nachdem wir einer Piste gefolgt waren, fanden wir den von Ioverlander angepriesenen Platz am Ufer eines Baches und umringt von hoch aufragenden Klippen in einem kleinen Tal. Die Fahrt dort hin führte über eine Brücke, die schon mal bessere Tage erlebt hatte und deren Decke nur noch aus zusammengenagelten Holzbohlen bestand. Aber das kannten wir ja schon und keine halbe Stunde später stand unser Camp und Elisabeth und ich ließen unsere Füße in dem eiskalten Gebirgsbach baumeln.

Da hörte ich eine Stimme und sah zwei Männer mit Sarah reden. Sie kamen zu uns herüber und stellten sich vor.

Die beiden hatten ein Haus ganz in der Nähe und hießen uns hier im Tal willkommen. Es wäre nicht ungewöhnlich, dass hier Touristen übernachten würden und falls wir etwas bräuchten, sollten wir einfach Bescheid sagen.

Dann zogen sie wieder von Dannen… Bis keine halbe Stunde später der Nächste vor unserem Auto stand…

Auch er wollte uns willkommen heißen und bot uns an, einen Kaffee bei ihm zu Hause zu trinken. Unser Nein wurde vehement abgelehnt.

Wir hatten etwas bedenken, unser Camp einfach so aufgebaut zurückzulassen, aber da wir nur gute Erfahrungen in Albanien gemacht hatten vergaßen wir unsere Sorgen und folgten dem Mann.

Wir gingen ungefähr einen Kilometer den Berg hinauf. Am Pistenrand tauchte ein Haus auf, dass sich etwas den Hang hinab neigte. Das Dach war windschief und die Fassade kaum verputzt. Oder kaum noch, das war nicht mehr zu erkennen.

Der Mann wies uns den Weg in den Garten und wir setzten uns auf Sitzpolster einer Gartenbank. Bloß ohne Gartenbank. Einfach direkt ins Gras. Hinter dem Haus erstreckten sich dutzende Bienenstöcke.

Es war quasi keine Kommunikation möglich, da er weder Englisch noch Deutsch verstand und wir mit dem Google-Translator Albanisch kaum weiterkamen. Aber die Situation wurde aufgelockert, als seine drei Kinder aus dem Haus kamen und sich rührend um Elisabeth scharten.

Wir tranken den angebotenen Kaffee (oder eher Mokka) und ein paar Gesprächsfetzen gingen hin und her. Wie es ging, was wir so machten und umgekehrt.

Aus Spaß fragte ich, was denn sein Honig kosten sollte. 4,50 Euro für 2,2 kg…

Okay… in Gjirokaster hab ich 18 Euro bezahlt. Hier kam er direkt vom Erzeuger, also war der Preis realistisch, wenn auch überragend billig.

Ich tippte die Zahl nochmal ins Handy, für den Fall, er habe 45 Euro gemeint, aber nein, es waren wirklich 4,50 Euro. Da musste ich zuschlagen!

Wir hatten auf die Schnelle kein Geld dabei, deswegen bot er an, uns zum Camp zurück zu begleiten und wir machten uns auf den Weg. Auf dem Weg meinte ich zu Sarah auf Deutsch, wir hätten nicht mehr so viel kleines Geld in Euro und nur noch umgerechnet sechs Euro in Lek. Was natürlich auch voll in Ordnung wäre.

Wir entschieden uns für die Lek und gaben sie Ihm, als wir zurück waren.

Er reagierte etwas ungehalten und wollte die Flasche Honig wieder mitnehmen. Wir fragten ihn, ob er das Geld nicht wolle, ob es zu viel sei oder er lieber Euro hätte. Nichts davon…

Wir kamen nicht weiter, also versuchten wir unseren Telefonjoker Chily zu erreichen. Nach dem dritten Klingeln hob er ab und wir erklärten unser Problem. Ob er vielleicht auf albanisch klären könne, was das Missverständnis verursachte.

Nach kurzem Gespräch mit dem Einheimischen erhielten wir das Handy zurück und Chily erläuterte: Die Flasche sollte wirklich 45 Euro kosten!

Ein wenig geschockt versuchten wir dem Mann zu erklären, dass wir für das Geld normalerweise seinen ganzen Bestand aufkaufen könnten.

Somit endete unsere Bekanntschaft etwas schlagartig mit einem Mann, der geringfügig missgelaunt von Dannen zog, seine Flasche Honig unter dem Arm.

Mittlerweile war es dunkel geworden und wir verbrachten unsere letzte Nacht in Albanien.

Am nächsten Morgen überquerten wir nach einer guten Stunde Fahrt die Grenze nach Nordmazedonien.

Resümee

Unser Resümee über Albanien fällt trotz der letzten unglücklichen Begegnung durchweg positiv aus.

Die Menschen begegneten uns immer freundlich, waren interessiert und nahmen uns mit offenen Armen auf. Das Land ist wunderschön, ursprünglich und modern zugleich.

Aber vor Allem blieb uns die absolute Freiheit im Gedächtnis, die wir noch nirgendwo anders erlebt hatten.

Es stört niemanden, was man auch immer tut, ob es Feuermachen in einem Nationalpark ist, campen wo immer man will oder sein Auto mal nicht (deutschen) Regeln konform parkt.

Selbst wenn mal die Polizei vorbeischaut, wird neugierig gefragt, wo man her kommt oder was man vor hat, aber wir wurden nie weg geschickt oder verwarnt, selbst bei einem riesen Lagerfeuer am Strand, wird nur gelacht und dankend abgelehnt, wenn wir unser Abendessen mit dem Beamten teilen wollten.

Man könnte Albanien am Besten so beschreiben:

Die Polizei fährt mit 50 Km/h durch eine 30er Zone und wird dabei von einem LKW mit 80 Km/h überholt. Dieser LKW wird dann wiederum von einer E-Klasse mit 120 Km/h überholt während der die Polizei überholt. Und keinen interessiert es…

Das Land der absoluten Freiheit wird uns immer begleiten und wir werden definitiv wiederkommen.

Am witzigsten ist aber die Tatsache, dass wir Albanien nur als 2-Tages-Transfer auf unserer Liste hatten und im Endeffekt sieben Wochen lang geblieben sind, was etwas unsere Gesamtplanung ins Wanken gebracht hat, aber es hat sich absolut gelohnt.

Jetzt geht der Trip aber weiter, der Osten lockt mit orientalischen Genüssen und fremdem Flair. Wir schauen gespannt in Richtung Istanbul!

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 8

Neue Runde, neues Glück

Wir fuhren auf die Hauptstraße, die uns Richtung Shkodra bringen würde und von da auf die Piste nach Theth, das Mitten in den Albanische Alpen liegt.

In Shkodra kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten ein, machten noch einen winzigen Abstecher an ein Wahrzeichen der Stadt, der Ura e Mesit, einer uralten Brücke, die einen türkisblauen Gebirgsbach überspannt, der dann in die Stadt führt. Wenn er die Stadt wieder verlässt ist er dann leider nicht mehr so türkisfarben… Aber das nur am Rande.

Die Brücke, ähnlich wie auch die Stari Most in Mostar, Bosnien und Herzegowina ist ein uraltes Relikt aus dem Mittelalter, heute Touristenmagnet und an heißen Tagen, wie heute, ein beliebter Badeort.

Nach ein paar Bildern stiegen wir wieder ein, die Hitze an diesem Tag war unmenschlich. Mit voll aufgedrehter Klimaanlage fuhren wir einen schmalen geteerten Weg in die Berge, der sich aber bald in eine Schotterpiste verwandelte.

Diese führte in langen Serpentinen die Hänge der Berge hinauf, erst gemächlich, dann immer steiler. Die Höhenanzeige überschlug sich wieder, nach drei Stunden harte Off-Road-Fahrt waren wir schon bei 1200 Metern und der Tag neigte sich stark dem Nachmittag zu.

Wir begannen einen Stellplatz zu suchen, den wir eine Stunde später dann auch fanden. Neben der Piste war eine Grasfläche, Zentimeter kurze Halme, alle auf einer Höhe. Es sah aus wie ein Golfplatz, war aber nur von örtlichen Kuh- und Schafherden derart getrimmt worden.

Perfekte Bedingungen für eine gute Nacht!

Die Nacht war wirklich angenehm, in den Bergen fällt die Temperatur nachts beachtlich gegenüber der 34 Grad am Tag und man kann gut schlafen.

Am Morgen frühstückten wir im Schatten, denn sobald die Sonne über die Gipfel stieg, war es nicht auszuhalten.

Nach dem Packen begaben wir uns zurück auf die Piste nach Theth, das noch ungefähr 20 Kilometer entfernt lag, also knapp zwei Stunden.

Die Stadt, oder besser das Dorf Theth ist ein zusammengewürfelter Haufen Häuser, mit einen kleinen Tante-Emma-Laden und etlichen Gästehäusern.

Aber es ist Ausgangspunkt für alle Wander- und Off-Road-Touren in die albanischen Alpen und somit überfüllt von Touristen. Es vergeht keine halbe Stunde, in der nicht ein weiterer aufgebockter Mercedes-Sprinter weitere Touristen auf dem Dorfplatz ausspuckt, alle bewaffnet mit Bergsteigerschuhen und Wanderstöcken, auf den Köpfen Synthetik-Sonnenhüte und stylische Rennrad-Sonnenbrillen auf der Nase.

Man kam sich ein bisschen vor wie im Basislager des Mount Everest, bloß dass die Leute nicht ganz so dick angezogen waren. Nicht, dass ich schon mal im Basislager des Mount Everest gewesen wäre, aber man kennt es ja aus Bildern etlicher Dokumentationen.

Wie dem auch sei, das ganze wurde aufgelockert, durch unzählige Motorradfahrer, die mit ihren schweren BMW- oder KTM-Geländemaschinen aus dem gleichen Grund angereist waren wie wir.

Und aus diesem Grund grüßte man sich auch jedes Mal freundlich, wann immer man sich auf einer Piste traf.

Die Kür waren aber die Geländewagen aus aller Herren Ländern, die die gleiche Strecke gefahren waren wie wir und die jetzt über Nacht einen Platz zum Schlafen in diesem Nest suchten.

Wir entschieden uns für einen Platz, von Ioverlander, der ein wenig Abseits der Hauptpiste in einem Tal lag, direkt an einem Gebirgsbach. Doch als wir an dem Platz ankamen, war dieser schon belegt. Ein australischer Land Cruiser stand dort.

Und den Besitzern blieb vor lauter Überraschung der Mund offen stehen, genau wie uns.

Wir umarmten Stacey und Jason und schnell wurde eine Zusammenfassung der Tage ausgetauscht, seit dem wir uns im Süden getrennt hatten.

Die Beiden waren aber gerade am Packen, sie wollten an diesem Tag noch die Grenze nach Montenegro überqueren und somit war es schon wieder Zeit für Abschied.

Wir hingegen fuhren noch zu einen weiteren Wahrzeichen der Region, dem Syiri I Kalter, dem blauen Auge von Theth.

Auch eine Quelle die ihr türkisblaues Wasser in einen Gebirgsbach ergießt und dessen Temperatur wieder kurz über dem Gefrierpunkt liegt.

Aber ein Gewitter machte uns einen Strich durch die Rechnung und wir kehrten um. Bei diesem Syiri I Kalter musste man nämlich noch ungefähr eine Stunde laufen, um an die Quelle zu gelangen, die tief in den felsigen Gebirgsschluchten der albanischen Alpen entspringt.

Die Nacht verbrachten wir dann alleine auf dem Platz am Fluss und machten uns am nächsten Morgen wieder auf in Richtung Tal. Dieses Mal über die Hauptstraße… Hört sich mehr an als es ist, denn die „Hauptstraße“ besteht zur Hälfte aus Schotterpiste und zur Anderen aus einer geteerten Serpentinenstraße, die aber gerade Mal so breit ist, dass man knapp an einem anderen Auto vorbeikommen kann.

Dafür ist es eine einmalig schöne Route, die über einen Pass führt, der sich 1670 Meter hoch erstreckt und wunderschöne Ausblicke auf die umliegenden schneebedeckten Gipfel ermöglicht.

Wir erreichten den Punkt, an dem wir vor genau sechs Wochen wegen Schnee und Nebel umgekehrt waren und machten ein Bild, genau wie beim letzten Mal. Der Unterschied war aber, dass es strahlender Sonnenschein und blühende Wiesen hatte und ein geringfügiger Temperaturunterschied von 30 Grad Celsius herrschte!

Irgendwie verrückt.

Wir erreichten das Tal und bogen ab auf die SH20, die uns nach Vermosh führen sollte. Das Tal im Nordosten Albaniens soll in einer der schönsten Landschaften des Landes liegen… Und so ist es!

Umringt von gigantischen Canyons, Schluchten und steil aufragenden Felsklippen führt die Straße, immer wieder mit scharfen Kurven, die einen nur knapp am Abgrund vorbeiführen, auf der anderen Seite ragen senkrecht die Felsen auf. Wirklich einmalig und unglaublich beeindruckend. Wir übernachteten wild am Straßenrand, denn auf den einzigen Camping in der Region, den wir passierten wollten wir nicht gehen.

Fast jedes vorbeifahrende Auto hupte uns, jeder Motorradfahrer zeigte uns den hochgereckten Daumen und selbst ein Polizeiauto fuhr vorbei und die Beamten winkten uns zu. Albanien ist wirklich das Land der Freiheit! Hier stört wirklich Niemanden Irgendetwas!

Der erste Campingplatz seit drei Wochen

Zurück in Shkodra, noch immer die Bilder der atemberaubenden Landschaft vor Augen, fuhren wir zum Lake Shkodra Camping. Wir wollten uns einfach mal wieder eine ECHTE Dusche gönnen, mal wieder Wäsche waschen und einfach mal ausspannen. Außerdem mussten die Bremsklötze erneuert werden.

Drei Wochen am Stück waren wir jetzt nicht auf einem Campingplatz und wir genossen die Zeit sehr.

Unter anderem auch, weil direkt gegenüber von uns ein Wohnmobil mit einem wohlbekannten Nummernschild aus der Heimatstadt einparkte.

Andreas und Sabine aus Hettenleidelheim machten zwei Wochen Urlaub in Albanien und auch für sie war es eine außergewöhnliche und unvergessliche Erfahrung.

Bei einem abendlichen Zusammensitzen wurden diverse Reisegeschichten ausgetauscht und das ein oder andere Glas Brandy gehoben.

Noch einmal albanische Alpen

Am nächsten Morgen, vielleicht ein wenig langsamer als sonst, packten wir unser Zeug und fuhren nach einem kleinen Zwischenstopp im Supermarkt in Richtung Koman See.

Der Stausee im Norden Albaniens bildet ein weiteres Highlight auf der langen Liste der Sehenswürdigkeiten des Landes. Man kann ihn per Fähre mit dem eigenen Fahrzeug überqueren oder eine der vielen Touren buchen, die einen über den See bringen.

Da wir aber im Anschluss weiter nach Valbona wollten, bot es sich für uns an, die Fähre zu nehmen, die am nächsten Morgen um 9 Uhr ablegte.

Wir schliefen unweit des Fährhafens bei einer Brücke und standen pünktlich am nächsten Morgen mit unserem Onlineticket auf dem Handy am Anleger.

Die Fähre bot Platz für geschätzt acht Autos und etliche Passagiere.

Da wir in Albanien waren, interessierte es auch entsprechend keinen, dass mehr Passagiere auf den Fahrzeugdeck als auf den Sitzplätzen waren und manche sogar Klappstühle auspackten und in die Sonne stellten.

Die zweieinhalb stündige Fahrt durch den Canyon ließ Erinnerungen an Costa Rica aufkommen. Bloß dort waren es riesige Regenwaldbäume, die an den Ufern aufragten und ihre Schatten in die Schlucht warfen.

Hier waren es nackte Felsen, hunderte Meter hoch und steil abfallend.

Wiedermal ein atemberaubender Anblick. Leider gab es aber wieder einen Wermutstropfen, denn die Oberfläche des dunkelgrüne Wasser des Stausees war übersät mit Müll, je weiter man sich von Koman entfernte. Das trübte den Eindruck leider sehr.

Auf der anderen Seite rollten wir von der Fähre und bogen auf die Straße Richtung Valbona ein, die sich wieder steil die Hänge der Berge empor windet.

Das Valbona Tal, umringt mit hoch aufragenden, schneebedeckten Bergen ist mit Theth ein Teil der albanischen Alpen und tatsächlich lag unser Schlafplatz gerade mal sechs Kilometer von Theth entfernt. Wir waren jetzt bloß auf der Rückseite der Berge, die wir von dort aus gesehen hatten.

Da wir uns wieder auf der Haupttouristenroute befanden, war es wenig verwunderlich, dass im Minutentakt Wandergruppen an unserem Camp vorbei kamen, die aussahen, als hätten sie gerade einen Decathlon überfallen.

Alle waren auf dem Weg über den Valbonapass um nach Theth zu gelangen.

Bis spät am Abend und gleich nach Sonnenaufgang marschierten die Bewegungsfanatiker an uns vorbei, gefolgt von Einheimischen, deren Pferde das Gepäck der Wanderer transportierten.

Kategorien
Albanien Europa Mazedonien Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 7 – Mazedonien 1

Abstecher nach Griechenland

An einem bestimmten Punkt einer Reise gelüstet es Einem nach Dingen, die man von zu Hause kennt, aber die es auf Reisen nicht gibt.

In meinem Fall war es Schokopudding. Und Sarah wollte unbedingt richtiges Klopapier… Das hier ist… naja… beschissen! Außerdem mindestens noch Milch und Saft, das ist in Albanien nämlich relativ teuer.

Da traf es sich gerade perfekt, dass Griechenland nicht weit war und direkt hinter der Grenze der nächste Lidl lag.

Also entschieden wir uns für einen ungeplanten Grenzübertritt. Die Grenze lag am Ende einer offiziell „Landstraße“, im Klartext: Piste! Wir brauchten drei Stunden für die gut 50 Kilometer, die Piste war wirklich anspruchsvoll. Aber am Ende tauchte die Schranke vor uns auf.

Der Zöllner trat aus seinem Häuschen und machte sich den Gürtel zu. Er sah etwas verschlafen aus. Außerdem sprach er kein Englisch. Aber was er uns mit Händen und Füßen zu sagen hatte, klang nicht gut.

Wir könnten hier nicht die Grenze passieren. Keine Chance! Nur Griechen und nur zu Fuß. (Warum auch immer) Wir versuchten ihn zu bequatschen, zogen sogar den Joker Babybonus, aber nichts half. Er ließ uns nicht über die Grenze.

Wir gaben auf und wollten gerade einsteigen, als er mit einer Flasche Wasser in der Hand zu uns trat. Ob wir nicht noch einen Raki zusammen trinken würden. Zwar nur einen Kleinen für mich, weil ich noch fahren müsste, aber eine kleine Entschädigung für die unnötige Fahrt. Na Gut! Wir stießen an und brennend lief mir der Selbstgebrannte die Kehle hinunter. Sarah lehnte dankend ab.

Auf unserem Rückweg über die Piste kamen wir aus dem Lachen nicht mehr heraus. In was für einem Land passiert Einem so etwas außer in Albanien.

Knapp 3,5 Stunden und ein paar lädierte Stoßdämpfer später passierten wir dann die richtige Grenze und fuhren nach Griechenland ein. Wir suchten uns einen schönen Platz an einem See und freuten uns auf den nächsten Tag. SHOPPEN!

Der Einkaufswagen ächzte unter der Last unserer Einkäufe, als wir ihn mit vereinten Kräften zu unserem Auto bugsierten. Anschließend ächzten die Stoßdämpfer. Bis unter die Vordersitze stapelten sich Milchbeutel, Jogurts und Schokolade, beide Radkastenstaufächer waren bis zum Bersten gefüllt mit Corn Flakes, Müsli und Zewa Rollen.

Zufrieden und 170 Euro ärmer verließen wir den Parkplatz vom Lidl, mit Tränen in den Augen, denn so schnell würden wir keinen mehr zu Gesicht bekommen.

Wir schliefen kurz vor der Grenze auf einem Wohnmobilparkplatz und nutzten die letzten Sonnenstrahlen, um noch einmal alles auszuräumen und fachmännisch alles auch für albanische Pisten zu verstauen.

Der Grenzübertritt am nächsten Morgen war simpel und schnell von der Bühne. Wir rollten über eine nagelneue Teerstraße Richtung Korca und wir dachten uns nur: Wenn man aus dieser Richtung nach Albanien einreist, ist man bestimmt total überrascht, was für tolle Straßen die haben…

Die Straße führte uns kurz vor die Stadt auf einen Stellplatz, der versteckt von der Straße an einem kleinen See lag. Nach dem aufbauen ließen wir nur noch die Füße baumeln und Elisabeth warf begeistert Steine ins Wasser.

Wir entschieden uns, auch den nächsten Tag dort zu verbringen. Und kurz nach Mittag bekamen wir auch noch Besuch: Michael und Lisa mit Peer und Bela aus Leipzig fragten, ob es uns was ausmachen würde, wenn sie sich zu uns stellen würden.

Die Familie war auf sechswöchiger Reise mit ihrem 26 Jahre alten Wohnmobil durch den Balkan unterwegs.

Natürlich verneinten wir und die beiden parkten ihr Wohnmobil neben uns. Es wurde ein schöner entspannter Abend am Lagerfeuer, mit vielen Geschichten aus vergangenen Reisen.

Den Beiden gefiel der Platz ebenso gut wie uns und somit blieben wir alle noch eine dritte Nacht. Für uns war die Entscheidung aber neben dem schönen Platz noch, dass Elisabeth jetzt zwei Spielkameraden hatte. Denn die Zwillinge waren in ihrem Alter und alle verstanden sich prächtig.

Leider gab es an diesem Tag auch schlechte Nachrichten. Bei meinem Routinecheck entdeckte ich eine leckende Dichtung am vorderen Differenzial und ich tippte mal auf die Achsmanschette. Nicht zu reparieren auf Gras an einem See.

So packte ich schnell alles zusammen, ließ meine Damen in der Obhut der Leipziger und machte mich auf ins 20 Kilometer entfernte Korca, um einen Mechaniker zu suchen.

Den bzw. die fand ich auch (ich bin bestimmt vier Werkstätten abgefahren), aber bekam von jedem die gleiche Antwort.

Die Teile kämen aus Griechenland und würden bestimmt vier Tage dauern. Ich sollte nach Tirana fahren, da wäre eine Toyota Niederlassung, die könnten sofort helfen. Und der Schaden wäre gering, also 1000 Kilometer Reichweite hätten wir bestimmt noch.

Abstecher nach Mazedonien

Mit diesem Wissen fuhr ich zurück und überbrachte die Nachricht meinen beiden Damen. Die waren nicht ganz so begeistert, aber schnell war die Route umgeplant und wir würden einen Abstecher nach Tirana machen.

Anschließend verbrachten wir den letzten gemeinsamen Abend mit den Leipzigern bei Lagerfeuer, Grillen und Bier. Am nächsten Tag würden sich unsere Wege trennen.

Sie wollten an die Küste, uns führte der Weg nach Osten zum Prespasee. Der Einfachheit halber und weil es besser in die Routenplanung passte, fuhren wir auf die nordmazedonische Seite. Der Grenzübergang war schnell vom Tisch und schon rollten wir auf mazedonischen Straßen Richtung See.

Das Land ist das erste auf unserer Route, dass das kyrillische Alphabet verwendet. Was im ersten Moment ein wenig irritierend ist, wenn man auf einen Schlag keine Straßenschilder oder Ortsnamen mehr lesen kann. Aber dank smartphonebasierter Navigation fanden wir unseren Weg zum See auch so.

Der Stellplatz war direkt am Wasser und ein wenig versteckt vor neugierigen Blicken, die unser Auto generell schon auf sich zog. Beim Wildcamping ist das natürlich suboptimal.

Aber auch wenn ab und zu ein Angler vorbei lief, kurz winkte und weiter ging wurde kaum Notiz von uns genommen. Außerdem gesellte sich ein Hütehund zu uns, der wohl lieber bei Elisabeth bleiben wollte als zu seiner Herde zurück zu kehren. Wenn er nicht so riesig gewesen wäre, hätten wir ihn fast einpacken und mitnehmen können.

So verbrachten wir einen wunderschönen Abend mit hinter den Bergen verschwindender Sonne und glasklarem See vor unseren Füßen. Das Ganze mit einem Bier in der Hand und von unseren Campingstühlen aus. Was kann es Besseres geben.

Am nächsten Morgen verließen wir den See in Richtung Ohrid. Die Stadt am gleichnamigen See ist eine Highlight in Nordmazedonien und ein absoluter Touristenmagnet.

Deswegen beließen wir es bei einem kleinen Rundgang durch die Stadt, Kaffee und einem Eis.

Und bevor der nächste Reisebus wieder Massen an Touristen ausspucken konnte, waren wir schon wieder auf dem Weg zur albanischen Grenze, um unseren letzten Teil des Landes zu besuchen. Dem Norden mit seinen albanischen Alpen.

Tirana die Dritte

Aber vorher noch der Kurze Abstecher über Tirana, die fällige Reparatur erledigen. Uns schwante Böses, aber wir hofften das Beste.

Und nachdem wir die Grenze überschritten und durch den angrenzenden Nationalpark gefahren waren, lag die Metropole vor uns.

Eigentlich wollten wir gar nicht wirklich dort hinein, in diesen mörderischen Verkehr und den irrsinnigen Straßenverhältnissen, aber was sein musste musste sein.

Als wir die Türen des Autohauses öffneten war erstmal niemand da. Eigentlich verwunderlich, denn dieser Händler ist der einzige Toyota Stützpunkt in ganz Albanien. Und somit unsere einzige Chance, das Ersatzteil zu bekommen, das wir brauchten.

Irgendwann kam dann mal jemand und nahm sich unserem Problem an.

Das Ersatzteil war vorrätig, schon mal ein Erfolg.

Leider war der nächste freie Termin für den Einbau des Teils am Montag, also in drei Tagen. Wir überlegten kurz und entschlossen uns, das Ersatzteil mitzunehmen und es in irgendeiner anderen Werkstatt einbauen zu lassen, was uns einen herablassenden Blick und ein: „Aber andere machen das natürlich nicht so ordentlich wie eine Originalwerkstatt!“ einbrachte, aber das war uns egal.

Wir bezahlten ja schon den Preis für das Teil, der erwartungsgemäß übermäßig zu Buche schlug.

Da es schon spät war, wir aber einfach nur noch aus der Stadt raus wollten, nahmen wir noch eine Fahrt von eineinhalb Stunden auf uns, um auf einem Rastplatz mit Stellplätzen für Wohnmobile die Nacht zu verbringen.

Ein gigantisches Areal mit Stellplätzen für LKW, PKW und Wohnmobile erwartete uns. Dabei waren noch eine riesige Tankstelle, ein Hotel, ein Restaurant und… ACHTUNG! Eine Werkstatt!

Auf unsere Nachfrage hin, sagte man uns, wir sollten morgen früh um acht Uhr noch einmal vorbeischauen, was kein Problem war, denn wir schliefen ja 20 Meter entfernt.

Am nächsten Morgen erwartete mich Bilbli und sagte mir, ich solle unser Auto gleich in die Halle fahren. Auf meine Nachfrage hin, was es uns denn kosten würde, grinste er und sagte, das würden wir später regeln.

Da ich solche Aussagen aus Marokko kannte, lief es mir erst mal eiskalt den Rücken runter. Aber er ließ sich nicht bequatschen und rückte mit dem Preis nicht raus.

Nach zwei Stunden war die Dichtung gewechselt, Differenzialöl aufgefüllt und alles wieder an seinem Platz.

Ich zückte den Geldbeutel und Bilbil winkte nur ab. Er wolle nur das Geld für das Öl, der Rest sei um sonst…

Fassungslos starrte ich ihn an, aber er ließ sich nicht erweichen unser Geld zu nehmen. So drückte ich ihm alles, was wir noch an Lek in der Tasche hatte in die Hand. Umgerechnet schäbige sechs Euro… Aber selbst die wollte er nicht…

Mit einer weiteren sehr positiven Erfahrung fuhren wir vom Hof des Rastplatzes, aber nicht, ohne noch ein Bild von Bilbil und mir vor dem Auto zu machen.

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 6

Wiedersehen und Abschied

Leider bremste uns ein wenig der Weg aus, der zwar wunderschön schön, aber auch wieder wirklich hart war.

Aber als wir die letzte verschlammte Kurve nahmen, konnten wir am Rand schon den weißen Land Cruiser der beiden Holländer entdecken. Und dahinter einen zweiten. Der gehörte dem australischen Pärchen, das die Beiden in Himare aufgegabelt hatten und mit dem sie seitdem unterwegs waren.

Die Wiedersehensfreude war riesig und wir hatten viel zu erzählen über die vergangenen zehn Tage Solofahrt. Wir campten zusammen am Osum Fluss. An der Stelle, an der wir standen, konnten wir noch im Fluss baden, unser Trinkwasser holen und abspülen.

Keine 500 Meter weiter öffnete sich ein gigantischer Canyon, die Osum Schlucht. Eines der Wahrzeichen Südalbaniens und einer der bekanntesten Touristenmagneten.

Auch wir machten uns am nächsten Morgen zu einer Fahrt entlang des Canyon auf, um den atemberaubenden Anblick zu genießen. Vollendet wurde er natürlich mit ein paar Rundflügen mit der Drohne, die nochmal ganz besondere Einblicke verschaffte, die man so nie sehen würde.

An Mittag teilten wir uns auf, wir fuhren mit den Holländern in Richtung Tomorri Gebirge, in dem der höchste mit einem Fahrzeug befahrbare Punkt Albaniens liegt, die Australier wollten am Nachmittag nachkommen und uns dann treffen.

Der Punkt, auf 2379 Metern Höhe gelegen, beherbergt ein altes Kloster und ohne Geländewagen war er kaum zu erreichen. Wir kämpften uns den Berg hinauf, immer wieder peitschte der Wind sintflutartige Regengüsse über uns hinweg. Es war wirklich harte Arbeit und jeder Höhenmeter ein Kraftakt. Wir kamen bis knapp 2200 Meter, dann versperrte uns eine Schneezunge die Fahrbahn.

Es gab kein Weiterkommen mehr. Der Schnee war zu hoch, die Überquerung zu gefährlich, denn wenn ein Fahrzeug ins rutschen gekommen wäre, hätten wir es im Tal 2000 Meter tiefer aus irgendeinem Baum kratzen können.

So entschieden wir uns schweren Herzens, den Rückzug anzutreten.

Keine 500 Höhenmeter unter uns trafen wir auf die Australier, die uns einholen wollten. Nach kurzer Lagebesprechung entschieden wir uns weiter zu fahren, die Beiden wollten es noch versuchen die Schneezunge zu überwinden.

Wir hatten gerade das Camp aufgebaut, da sahen wir die Zwei zu uns heranrollen. Auch sie hatten es nicht geschafft.

Wir bauten eine provisorische Wagenburg, denn es regnete unentwegt und unter unseren gemeinsam verknüpften Markisen war es wenigstens trocken.

So verbrachten wir den letzten gemeinsamen Abend, denn am Morgen stand schon wieder der Abschied an. Wir würden weiter nach Süden fahren, die anderen diskutierten noch, ob es eher nach Westen ans Meer oder doch nach Norden Richtung Berat gehen sollte. Wie dem auch sei, diesmal würde es ein endgültiger Abschied werden.

Regen, Regen, Regen

Auch der nächste Morgen war überschattet von dicken Regenwolken , die ihre feuchte Ladung auf die Landschaft abluden. Es regnete in Strömen und der Wetterbericht prophezeite, dass es den ganzen Tag so weiter gehen sollte. Somit nutzen wir den Tag als Fahrtag und machten uns auf in den Bredhi i Hotoves Nationalpark.

Dort sollte es laut den Anderen echt wunderschöne Pisten, Natur und Stellplätze geben.

Natur stimmte, Pisten waren… naja… wetterbedingt nicht gerade optimal und die Stellplätze eher schwierig zu finden. Aber auch das lag eher an dem Regen. Wir entschieden uns für einen von iOverlander angepriesenen. Schön gelegen an einem Picknick Spot.

Als wir diesen erreichten, was gar nicht so einfach war, denn die Piste war übelst verschlammt und rutschig, bot sich uns ein einmaliges Bild. Der Spot war auf einem kleinen Hügel gelegen, nicht weit von der Piste entfernt und hatte einen überdachten Unterstand aus Holz. Aber das Beste war die Aussicht. Hinter dem Holzunterstand fiel der Hügel weit ab ins Tal und bot einen sagenhaften Ausblick auf eine fast geschlossene Wolkendecke, durch die man an manchen Stellen die umliegende Landschaft sehen konnte.

Leider wurde der Regen eher stärker als weniger und somit zogen wir uns früh ins Auto zurück, bei Standheizung und Kuschelbettwäsche.

Endlich Sonne

Am nächsten Tag schien die Sonne strahlend vom Himmel und wir entschieden uns, gleich noch eine Nacht dort zu bleiben. Den Tag verbrachten wir mit Dingen, die auf Grund des Wetters schon viel zu lange vor uns her geschoben wurden.

Auto checken, Tank reparieren, Sachen sortieren, waschen und verstauen, sauber machen und dergleichen… Am Abend kam mal wieder der Dutch Oven zum Einsatz und ein wunderbares Gulasch war unser Dinner.

Uns lag noch eine Rundtour in der Nase, die wir von den Holländern empfohlen bekommen hatten. Ein knapp drei Stündige Trip über die Pisten im Nationalpark mit gigantischen Landschaften, Pisten und Aussichten.

Diese nahmen wir dann am nächsten Morgen in Angriff.

Bevor ich mich jetzt wieder in schwelgenden Details verliere – Es war mega schön, aber auch wieder knallhart Off-Road! Hat aber wirklich Spaß gemacht.

Nach drei Nächten verließen wir dann den Picknick Platz und fuhren ins nahe gelegene Gjirokaster, eine weitere Tourihochburg und Anlaufstelle für jedes Wohnmobil in Albanien.

Die Stadt ist wirklich schön, aber für mehr wie Einkaufen und einen Kaffee reichte es leider nicht. Nach all der Zeit in den Nationalparks und auf Piste reagieren wir irgendwie abgeschreckt vor den ganzen Touristen und Asien-Reisegruppen, die Selfie-Stick-schwingend und fotografierend durch die Straßen zogen.

Wir entschieden uns weiter zu fahren und unser nächstes Ziel direkt anzusteuern: das Blue Eye

Siri i Kalter

Das Blue Eye, oder Siri i Kalter auf Albanisch ist eine Bergquelle, die nicht aus einer Wand, sondern aus dem Boden entspringt. Von Oben sieht es aus, als würde man in ein Auge sehen, da das Wasser zuerst blau und dann schwarz erscheint, je tiefer der Quellschacht im Boden verschwindet.

Das Wasser, das aus ihm entspringt hat ungefähr die Temperatur von Trockeneis und es ist ein MUSS, einmal in den Fluss zu springen!

Und das Beste: Wer den Eintritt von umgerechnet 1,60 Euro entrichtet, erwirbt sich gleichzeitig das Recht, über Nacht zu bleiben und zu campen! Perfekt!

Nach dem Aufbauen zogen wir unsere Badesachen an und gingen runter zum Fluss, bzw. zur Quelle. Wir waren fest entschlossen, mindestens einmal in das eiskalte Wasser zu springen. Zum Einen aus persönlichem Ansporn. Und zum Andern, weil jeder sagte, wir würden uns eh nicht trauen.

Ein dritter Vorteil war, dass es an diesem Tag (ENDLICH!) über 30 Grad waren und wir schwitzten wie die Tiere. Somit sparten wir uns die Dusche!

Wir zuckten kurz, als wir mit den Zehenspitzen in den Fluss traten, es war wirklich unmenschlich kalt… Aber wir bissen die Zähne zusammen und sprangen einfach…

Es war wirklich übelst kalt, aber auch genauso erfrischend!

Nach ungefähr 2,5 Sekunden waren wir wieder am Ufer und trockneten uns ab.

In den Fluss springen – check!

Gleichzeitig Duschen – check!

Die Nacht war ruhig und hell. Es war nicht etwa Vollmond… Nein, es war Neumond! Unser Auto war umgebend von hunderten, oder besser tausenden von Glühwürmchen, die die Nacht zum Tag machten! Faszinierend und ein absolut fesselnder Anblick!

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 5

Berat

Der einzige Grund, warum wir in Berat auf den Campingplatz gegangen sind, war, dass wir uns mit frischem Wasser versorgen wollten, der Supermarkt zum Einkaufen gerade mal 90 Meter entfernt lag und es in die Altstadt fünf Minuten zu Fuß war. Außerdem gab es kostenlos WiFi.

Berat, die Stadt der tausend Fenster, UNESCO Weltkulturerbe. Eine kleine Stadt, die irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein scheint und die sich zu beiden Seiten einer Schlucht die Hänge der Berge hinauf erstreckt. Sie wird geteilt von einem Fluss, der mitten durch sie hindurch fließt und die niedrigen Häuser werden überragt von Kirchtürmen und Minaretten.

Viel Zeit hatten wir nicht, denn schon am nächsten Morgen wollten wir einen Trail in den Bergen fahren, die sich hinter Berat auftürmen und in denen unter anderem der höchsten Punkt Albaniens liegt, den man mit einem Fahrzeug erreichen kann.

Aber für einen Rundgang durch die Altstadt reichte es. Wir genossen das Flair wirklich sehr. Einzig die vielen Touristen und somit auch die knackigen Preise waren ein kleiner Wermutstropfen.

Wieder Off-Road

Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und zogen los. Einen Zwischenstopp noch bei der Tanke, dann schraubten wir uns schon die Hänge der Berge hinauf.

Schnell kletterte die Höhenanzeige des GPS auf 800 und dann auf 1000 Meter. Um uns stachen die schneebedeckten Gipfel hell gegen den tiefblauen Himmel ab. Der Trail, ein nicht wirklich befestigter Weg, voll Geröll und Schotter war noch weit in der Ferne als sich dahin windende Schlange über die Flanke des Berges zu sehen. Man wurde ordentlich durchgeschüttelt, aber Spaß machte es auf jeden Fall. Wir schraubten uns immer höher und knackten bald die 1200 Meter Marke. Vor uns wurde ein Trupp Touristen in zwei schrottigen Land Rover Discovery durchs Gebirge gekarrt. Erlebnistour im albanischen Hinterland! Doch sobald wir in Sicht kamen, waren die Gipfel vergessen und bei einer kleinen Rast wurden mehr Fotos von uns, als von der atemberaubenden Szenerie geschossen.

Uns führte der Weg weiter, an einer Abzweigung links…

Und dann begann der Ritt erst richtig.

Der unbefestigte, schotterige Weg wechselte zu… naja… einem unbefestigten Weg, der nur noch aus Schlamm und Lehm zu bestehen schien. Die augenscheinlichen Regenfälle der letzten Nacht hatten das, was mal irgendwann von dem Pfad übrig war, aufgeweicht oder weggespült. Wir gruben uns schon fast durch die Landschaft, die Reifen dick verklebt von Lehm und überall spritzte Schlamm herum. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit sank auf Schrittgeschwindigkeit.

Als dann noch eine Passage um einen See anfing, bei der die Außenkante des Reifens nur Zentimeter vom Ufer des Sees entfernt war, der ca. einen Meter darunter lag, wäre man wahrscheinlich mit verbunden Augen und Rückwärts gehend schneller vorangekommen als wir.

Als der Abschnitt hinter uns lag atmeten wir hörbar und erleichtert auf, nur um zu merken, dass auf der Rückseite der Anhöhe, die wir nach dem See überwunden hatten, der Weg praktisch gar nicht mehr existierte. Herabfließendes Wasser hatte tiefe Rillen in der Landschaft und der ohnehin schon schlechten Fahrbahn hinterlassen. Wir mussten immer wieder stoppen, und Sarah musste mich per Handzeichen durch die Gräben lotsen, sonst wäre die Chance bestanden, einfach umzukippen oder den Hang bei dem Lehm hinunter zu rutschen.

Für eine Strecke von 50 km brauchten wir geschlagene fünf Stunden.

Fix und fertig fielen wir abends nach dem wohlverdienten Lagerfeuer ins Bett, froh und stolz es geschafft zu haben.

Und noch mehr Off-Road

Am Morgen führte uns eine Verbindungsstraße zu einer weiteren Piste, die uns wieder in die Berge führen würde.

Wir scherzten noch, dass der gestrigen Trail bei WikiLoc mit schwer beschrieben war und der heutige nicht. Außerdem war der heutige Weg sogar bei google maps als normale Verbindungsstraße drin, also alles halb so schlimm…

Aber wir merkten schnell, als wir die ersten Kilometer auf dem Bergpfad zurückgelegt hatten, dass das hier eine ganz andere Nummer werden würde.

Schon zu beginn kam eine Flussdurchfahrt, Felsen lagen überall und tiefe Furchen zogen sich längs der Fahrbahn… Wenn man sie so nennen konnte.

Mit jedem Höhenmeter mehr hatte man das Gefühl als würde die fahrerische Schwierigkeit zunehmen. Mal hob das eine Rad vom Boden ab, wenn sich das Auto über einen großen Stein kämpfte, mal streichelte der Rammschutz liebevoll den steinigen Boden.

Auf knapp 1250 Metern passierte es dann.

Der Weg war so schlecht, dass es bereits Ausweichrouten um die zerklüftetsten Stellen gab. Diese waren aber so zerfahren und verschlammt, das es praktisch kaum möglich war, sie zu befahren.

Da uns aber nicht wirklich viele Optionen blieben, mussten wir es probieren. Der erste Versuch scheiterte kläglich nach drei Metern und durchdrehenden Reifen. Überall spritzte der Schlamm herum und das Auto rutschte quer zum Hang hin und her.

Beim zweiten Versuch unterbauten wir mit Steinen und Ästen. Das wurde belohnt… Mit ganzen acht Metern! Dann drehten die Reifen wieder durch und wir rutschten bloß noch herum.

Wir stiegen aus und sahen uns den Hang weiter bergauf an, vielleicht könnte man ja irgendwie anders weiterkommen, aber auch Fehlanzeige.

Wir beschlossen, es auf einen letzten Versuch ankommen zu lassen.

Mit reichlich Schwung, vielen Steinen und unter lautem Aufheulen unseres Turbodiesels… schafften wir zehn Meter bis wir durchdrehend zum Stehen kamen.

Wir gaben auf!

Wenden war auf diesem Untergrund und bei diesen Voraussetzungen fast genauso schwierig wie vorankommen, aber mit Wenden in 248 Zügen schafften wir es und traten niedergeschlagen den Rückzug an.

Schwer brannte die Schmach auf meiner Seele, aber unser Reisebegleiter ist halt kein reinrassiger Off-Roader mehr, nach allem, was wir ihm auf den Buckel gepackt haben. Wir waren schon froh, dass wir zusammen schon so viele Engpässe gemeistert haben, von denen wir nie gedacht hätten, dass es zu schaffen sei.

Wir waren stolz auf unseren Hilux, aber dieses Mal musste er sich geschlagen geben…

Wie zur Wiedergutmachung fanden wir einen überragenden Platz für die Nacht, keine drei Kilometer entfernt, der uns auf dem Hinweg nur aus dem Augenwinkel aufgefallen war. Bei näherer Betrachtung hingegen konnte man in dieser Region kaum etwas schöneres finden. Ein Plateau auf knapp 1250 Meter mit phänomenalem Blick über die Szenerie der Berge mit ihren schneebedeckten, Wolken umspielten Gipfeln, die in der Abendsonne orange leuchteten. Der Boden war steinig und eben.

Leider wurde es kein sehr langer Abend, da die Temperatur nach Sonnenuntergang auf unter 10 Grad fiel und der Wind eiskalt über die Hänge strich.

Am nächsten Morgen und mit neuem Mut machten wir uns auf zurück nach Berat, denn einen anderen Weg gab es nicht.

Die Fahrt kostete uns drei Stunden zurück und nochmal knapp zwei, bis wir einen Stellplatz gefunden hatten, denn in der Nähe von Städten ist Wildcampimg immer schwierig. Wir fanden einen Platz an einem stinkenden Stausee und als wir gerade ausgepackt hatten, begann es fürchterlich zu regnen.

Dieser Tag sollte als einer der schlimmsten auf unserer bisherigen Reise eingehen.

Als wir klitschnass alles verstaut hatten und gerade unsere nassen Klamotten auszogen, klopfte es an der Kabinentür: Der Besitzer des Grundstücks, auf dem wir standen und von dem wir ausgingen, dass es niemandem gehören würde.

Aber der Kerl war echt freundlich und erlaubte uns sofort, die Nacht über stehen zu bleiben. Glück im Unglück…

Da bis jetzt ein mieser Tag den nächsten gejagt hatte, hofften wir an diesem Morgen wenigstens auf ein bisschen Glück.

Und der Tag begann nicht schlecht. Charlotte und Richard meldeten sich und witzigerweise waren sie nur wenige Kilometer entfernt. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag und machten uns auf, wiedermal in die Berge.

Und nur dass man keine falsche Vorstellung hat. Wenn wir in Albanien von „ein paar Kilometern“ reden, kann das schnell mal Tage dauern bei den Pisten durch die Berge. Teilweise könnte man schneller laufen als die Strecken mit dem Geländewagen zu fahren.

Und so kam es, wie es kommen musste. Im Schneckentempo erkämpften wir uns jeden Meter durch das felsige Terrain, geplagt von Schlamm, Matsch und immer mal wieder aufkommenden Regenschauern.

Aber nach vier Stunden härtestem Off-Road erreichten wir einen Platz, an dem wir die Nacht verbringen wollten.

Am Rand eines Damms, inmitten von hoch aufragenden, schneebedeckten Bergen. Und gerade als wir ankamen, lugte die Sonne durch die Wolken und schenkte uns einen wunderschönen Abend mit entsprechendem Sonnenuntergang.

Der Morgen begann für mich um fünf Uhr früh. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen und als ich das Auto verließ, in dem meine Damen noch selig schlummerten, blieb mir der Mund offen stehen.

Nein, nicht weil ein Hund in der Nacht unseren gesamten Müll zerlegt hatte auf der Suche nach etwas Essbarem… Das auch, aber eigentlich, weil ich kaum fünf Meter weit sehen konnte. Die Wolken hatten sich in dem Tal fest gesetzt und uns komplett eingehüllt.

Wie ich nun mit meinem Kaffee so da saß, konnte ich beobachten wie sich die Sonne über die Gipfel schob und langsam den Nebel vertreib. Es war wirklich eine magische Situation, die mich voll gefangen nahm.

Nachdem sich auch meine Frauen aus dem Bett gequält hatten, machten wir uns auf, die anderen zu treffen.

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 4

Abschied

Als wir uns am nächsten Morgen fertig machten kam die Frage aus der Bucht, ob wir nicht noch eine Nacht dort verbringen wollten, die Australier wären so nett und die Schwaben am Morgen gefahren.

Ich wollte aber lieber weiter und so trennten sich unsere Wege.

Wieder solo unterwegs führte uns eine Piste ab Borsh in die Berge. Vorher passierten wir noch einige atemberaubende Buchten, deren Farbe des Wassers locker auch so in der Karibik hätte vorkommen können. Türkis wechselte mit tiefem blau, dazwischen scharfkantige Klippen und weißer Sandstrand.

Die Piste schlängelte sich die Hänge der Berge hinauf, vorbei an Wiesen, auf denen Schafe und Ziegen grasten und ihre Schäfer im Schatten der Bäume lagen und dösten.

Der Himmel war tief blau, nur durchzogen von ein paar Wolken.

So erklommen wir die Berge, die Höhenmesseranzeige des GPS kletterte immer höher, fiel wieder ein paar hundert Meter ab und stieg wieder an.

Gegen Nachmittag fingen wir an, nach einem Übernachtungsplatz zu suchen und wurden eine gute halbe Stunde später auch fündig.

Eine Wiese an einem kleinen Gebirgsbach sollte unser Camp werden. Das Wasser des Baches war so klar, das man jeden Stein im Flussbett erkennen konnte, aber auch genau so kalt.

Da überall bereits geschlagenes Holz herum lag, das den Holzfällern aber wohl zu dünn für den Winter erschien, für uns aber optimal war, entschieden wir uns, nochmal den Feuertopf zu reaktivieren und ein Gulasch zu kochen. Mit vollen Bäuchen und zufrieden ließen wir den Tag bei einem knisternden Lagerfeuer ausklingen.

Am nächsten Morgen beim Frühstück blickte ich so auf den Bach. Ich dachte mir, eigentlich gehörte es zu so einem Trip, einmal in einem glasklaren Gebirgsbach zu baden. Gedacht, getan…

Im Nachhinein muss ich gestehen, dass das Wasser schon brutal kalt war, und die ausgiebige Dusche eher zur Katzenwäsche zusammen schrumpfte. Aber es war auf jeden Fall erfrischend! Wer es mal probieren möchte, hier sind die Koordinaten:

N40.19593, O19.77633

Flussdurchfahrten

Der nächste Tag begann mit einer Flussdurchfahrt. Hört sich schlimmer an, als es war, denn der „Fluss“ war ein steiniges, vielleicht 20 Meter breites Bett, das durchzogen war von vereinzelten kleinen Bächen. Eher nicht so die harte Nummer, wie man sie von National Geographic kennt, in denen die Autos bis zu den Fenstern im Wasser verschwinden und triefend am anderen Ufer wieder heraus fahren.

War uns aber auch lieber so, wenn ich ehrlich bin.

Über diverse Pisten, manche breite Wege, auf denen zwei Fahrzeuge problemlos an einander vorbei kommen und ausgetretene Ziegenpfade kamen wir unserem Ziel immer näher: Berat.

Auf unserem GPS tauchte ein weiterer Fluss auf, den wir kreuzen mussten, wir machten uns aber keine Sorgen, es hatte an diesem Tag ja schon einmal geklappt.

Aber als wir die Straße aus den Bergen nehmend ins Tal kamen, konnten wir schon erkennen, dass es diesmal nicht so einfach werden würde. Das Flussbett war bestimmt 50 Meter breit und ein Strom von ungefähr 15 Metern floss in seiner Mitte. Dieser war bestimmt 2-3 Meter tief, also keine Chance ihn zu passieren.

Wir starteten die Drohne, vielleicht würden wir ja aus der Luft eine seichte Stelle finden, die wir durchfahren könnten.

Aber weder Flussauf- noch Flussabwärts gab es eine geeignete Stelle, die wir hätten kreuzen können.

So blieb uns nur, die Nacht am Ufer des Flusses zu verbringen und am nächsten Morgen die Brücke zu nehmen, was uns einen Umweg von zwei Stunden kosten würde.

Aber was nicht ist, ist nicht.

Pleiten, Pech und Pannen

Der nächste Tag ging nicht als der beste in die Analen unserer Geschichte ein, denn wir hatten überwiegend Pech.

Erst fanden wir den richtigen Weg zu der Brücke nicht und kreuzten wild durch das albanische Hinterland, über Wege, die wahrscheinlich noch nie ein Auto zuvor gesehen hat.

Dann suchten wir am Nachmittag vergeblich lange nach einem Schlafplatz für die Nacht und als wir dann endlich einen gefunden hatten, war die Zufahrt von der Straße so hoch, dass ich aufsetzte und uns den gesamten Unterfahrschutz für den Tank abgerissen hatte.

Und zu guter Letzt begann es am Abend noch an zu regnen und hörte nicht auf bis zum nächsten Morgen, was uns zu neuen Problemen brachte, aber dazu später mehr.

Erstmal lag ich den halben Abend unter dem Auto und operierte die verbogenen Halterungen des Schutzbleches aus dem Rahmen unseres Hilux. Leider war der Unterfahrschutz nicht mehr zu retten. Es war alles verbogen und die meisten Halter einfach abgebrochen oder dermaßen verzogen, dass sie nicht mehr reparabel waren.

Da wir aber keine Verschwender sind, dient der Unterfahrschutz jetzt dem nächsten Fahrzeug als Auffahrhilfe an der Zufahrt, damit sich ein Desaster wie bei uns nicht nochmal wiederholt.

Apropos Desaster, das ereilte uns am nächsten Morgen, nachdem wir wieder unterwegs waren.

Wir passierten ein kleines Dorf, dessen Straßen das Wort Asphalt noch nie gehört hatten. Entweder sie bestanden aus Schotter oder waren das, was man sich so unter einem Waldweg vorstellt. Vom Regen aufgeweichter Lehm mit einem Streifen Gras in der Mitte.

Wir zockelten also in Schrittgeschwindigkeit durch das Dorf, da die Häuser so dicht standen, dass wenn ich den Ellbogen aus dem Fenster gehalten hätte, irgendjemand beim Kaffeetrinken im Wohnzimmer die Tasse aus der Hand geschlagen hätte. Die Stromleitungen hingen so tief, dass Sarah aussteigen musste, um sie anzuheben, damit wir mit unserem Auto darunter durchkamen, ansonsten hätten wir noch die komplette Stromversorgung des Dorfes lahmgelegt.

Wir bogen um eine Ecke, die Straße führte an einer Weide vorbei.

Man merkte schon, wie das Auto, obwohl ich nach rechts lenkte, immer mehr nach links driftete.

Die Reifen waren so mit Lehm verklebt, dass wir null Traktion mehr hatten. Und wir kamen dem Rand der Weide, die vielleicht zwei Meter unterhalb des Weges lag, bedenklich näher.

Eigentlich hätten wir zu diesem Zeitpunkt schon den Rückzug antreten sollen, aber wir kämpften uns weiter. Bis ein Hügel von vielleicht 1,5 Metern unseren Vormarsch stoppte. Den kamen wir einfach nicht rauf.

Also den ganzen Weg im Rückwärtsgang zurück. Die vielleicht 500 Meter Strecke kosteten uns fast eine Stunde, da Sarah immer vor gehen musste, mich einweisen und ich das Auto Zentimeter um Zentimeter rückwärts rangieren musste, bis wir wieder auf der Hauptstraße standen.

Lehm und Gras hingen vom Unterboden und das Auto sah aus, als hätte wir gerade eine Waldetappe der WRC hinter uns. Von der grauen Lackierung war nichts mehr zu erkennen.

Uns raste der Puls und die Knie zitterten von der Anspannung, wir waren heil froh, wieder festen Boden unter den Schuhen, bzw. Rädern zu haben.

Somit gaben wir das Unterfangen auf und nahmen die asphaltierte Überlandstraße Richtung Berat, was ein Umweg von ca. 50 Kilometern war.

Zumindest war das unser Plan.

Gastfreundschaft

Denn kurz nachdem wir das Dorf verlassen hatten, überholte uns ein silberner Audi 100. Über der gesamten Seite stand in großen Buchstaben TV Apollo.

Der Audi verschwand hinter der nächsten Kurve.

Als wir um die Kurve kamen, stand der Fahrer mitten auf der Straße und sein Auto quer zur Fahrtrichtung. Er gab uns Zeichen anzuhalten.

Was würde jetzt wohl kommen…

Der Fahrer, ein älter Mann, sprach außer albanisch nichts anderes. Mit Händen und Füßen fragte er uns, wo wir hin wollten und ebenso erläuterten wir, dass wir nach Berat wollten. Wir sollten ihm folgen…

Er prügelte seinen armen alten Audi über die mit Schlaglöchern übersäte Straße dass wir kaum folgen konnten. Weißer Qualm kam aus dem Auspuff und ich fragte mich, was wohl von seiner Zylinderkopfdichtung noch übrig war.

Nach ein paar Kilometern gaben wir Zeichen anzuhalten.

Wir fragten ihn, ob er uns bis Berat begleiten wolle und er meinte schon fast entgeistert „Natürlich“!

Das brauche er aber nicht, wir hätten Navigation an Bord.

Ach so, alles klar, er wäre jetzt mitgekommen dass wir den Weg nicht suchen müssten, aber so gänge es auch…

Der Audi rauschte davon, wir amüsierten uns noch ein wenig über die Situation und die unbändige Hilfsbereitschaft der Menschen in diesem Land und fuhren dann gemächlich weiter.

Aber hinter einer Kurve stand der Audi wieder quer auf er Straße und der Fahrer gab uns Zeichen anzuhalten.

Einen Kaffee müssten wir noch mit ihm trinken!

Was sich wohl wie eine Einladung anhören sollte, war eher ein Befehl und es gab nicht die geringste Möglichkeit auf Ablehnung.

Also parkten wir vor einem Kaffeehaus und traten gemeinsam ein. Zwei Espresso und ein Cappuccino. Ach ja, und zwei Raki für die Männer, es war ja schon kurz nach Elf am Morgen, da ging das ja schon mal.

So tranken wir Kaffee mit einem Wildfremden und unterhielten uns teils mit Zeichen, teils mit Google Translator (was er ausgesprochen amüsant fand!). Es versteht sich von selbst, dass wir keinen Cent bezahlten!

Aber als Dank machten wir ein paar Fotos zusammen, druckten sie mit unserem mobilen Drucker aus und schenkten sie dem Mann.

Der freute sich tierisch über die Geste und zwang uns noch schnell seine Telefonnummer auf. Ich speicherte ihn ein unter „Typ aus den Bergen“.

Wir bedankten uns vielmals und verabschiedeten uns. Er fuhr uns aber noch bis zum Ortsausgang hinterher, dass wir ja auch die richtige Richtung einschlagen würden.

Mit lautem Hupen blieb er am Ortsausgangsschild stehen und verschwand irgendwann aus dem Rückspiegel.

Nach diesem schönen aber auch skurrilen Erlebnis setzten wir unseren Weg nach Berat fort, dass wir dann auch am frühen Nachmittag erreichten.

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 3

Überraschung

Am darauffolgenden Tag traf uns eine Neuigkeit wie ein Blitz:

Charlotte und Richard, mit denen wir noch in Kontakt standen und die vor dem Regen nach Italien geflüchtet waren, hatten sich entschlossen, wieder nach Albanien zurück zukommen. Das Wetter sollte hier zum Wochenende deutlich besser werden und die Aussicht, ein paar Tage bzw. Wochen mit den Beiden zu verbringen, frei zu stehen und einfach gemeinsam die Pisten in den Bergen zu erkunden war überragend.

So war die Freude enorm, als der weiße HZJ auf den Camping Tirana rollte. Es gab viel zu berichten, obwohl gerade mal zwei Wochen zwischen unserer letzten Begegnung lagen.

Da wiedermal Regen auf der Tagesordnung stand, nutzen wir die Zeit um einzukaufen und alles vorzubereiten, denn wir wollten ein paar Tage in die Berge fahren. Wir wollten nochmal zusammen zu dem Platz, auf dem wir die letzten Nächte verbrachten und der uns so gefallen hatte.

Als wir am nächsten Morgen die Autos packten und uns fertig machten, schaute die Sonne durch kleine Löcher in der Wolkendecke. Ein wenig besorgt sahen wir zu den umliegenden Bergen, in denen tief die Wolken festsaßen.

Als wir das Wildcamp erreichten, nieselte es. Die Wolken hingen schwer in den Hängen und man hatte das Gefühl, unser Stellplatz sei der Mittelpunkt, um den sich die ganze graue Masse bewegte. Die wunderschöne Sicht war gleich Null.

Noch während des Aufbauens begann der Regen stärker zu werden, das Barbecue und das anschließenden Lagerfeuer fielen ins Wasser. Wir bekamen einfach kein Feuer zu Stande.

Die ganze Nacht regnete es weiter. Es war niederschmetternd.

Bei morgendlichen Kaffee, jeder unter seiner Markise, nass und deprimiert, gab es eine Krisensitzung bei der beschlossen wurde, das Unterfangen abzubrechen und uns einen anderen Standort mit weniger feuchten Voraussetzungen zu suchen.

Karavasta Lagune

Wir entschieden uns für die Karavasta Lagune.

Es wurde ein langer, harter Tag. Wir nahmen die Pisten durch die Berge, bis wir wieder Tirana erreichten. Von dort ging es über Land an die Küste. Der erste Wildcampspot den wir anfuhren und der von ioverlander angezeigt wurde, war mittlerweile ein Hotel.

Bei dem zweiten, der zwischen Promenade und einer Ferienhausbatterie stand, fühlte man sich wie auf den Präsentierteller.

Nach einer kleinen Diskussion entschieden wir uns, noch weitere 60 Minuten zu einem Spot direkt am Meer zu fahren, der in einem Nationalpark lag. Also definitiv keine Gebäude im Umkreis.

Unsere Tochter auf der Rückbank, von unbändiger Langeweile gequält, machte die ohnehin schon viel zu lange Fahrt nicht gerade angenehmer.

Aber der Höhepunkt sollte erst noch kommen!

Als wir den Strand erreichten, müde und geschafft, kamen wir nicht einmal richtig dazu auszusteigen, als wir schon von einer unmenschlichen Anzahl an Moskitos überfallen wurden. Selbst unser afrikanisches Anti-Moskito-Spray machte den Biestern nicht im Geringsten etwas aus.

Somit wurde es ein sehr kurzer Abend, denn nach dem jeder von uns mit Sicherheit (und ungelogen!) 50 Stiche kassiert hatte, flüchteten wir uns in die Autos.

Am nächsten Morgen, nach einem kurzen Frühstück packten wir schnell alles zusammen, denn selbst der helllichte Tag hielt diese Killer nicht davon ab, uns unablässig zu attackieren.

Da Richard und Charlotte ein Händchen dafür hatten, wunderschöne Pisten und Ort zu finden, ließen wir die Beiden vorfahren. Sie übernahmen die Navigation und wir genossen!

In Vlora füllten wir all unsere Reserven in einem Einkaufszentrum auf, tankten, luden unseren Hotspot mit neuem Datenpaket auf und machten uns auf den Weg zu einen Wildcamp, dass die Beiden schon vor zwei Monaten besucht und für absolut empfehlenswert empfunden hatten.

Und die Zwei hatten nicht zu viel versprochen. Als wir den Platz in einer kleinen Bucht am Meer erreichten, waren wir total begeistert.

Die bereits untergehende Sonne tauchte die Bucht und das Meer in wunderschöne Farben, die umliegenden Klippen waren steil und luden zu einem Spaziergang ein und der Strand barg soviel angeschwemmtes Treibholz, das wir nicht einmal an unsere Reserven gehen mussten, um ein schönes Lagerfeuer zu machen.

Wir verbrachten drei wunderbare Tage in der Bucht.

Wir gammelten viel herum, erkundeten die Umgebung und die Klippen, besprachen weitere Routen und an einem Abend holten wir den Feuertopf raus und machten ein wunderbares Gulasch.

Da unsere Wasservorräte langsam zur Neige gingen, entschieden wir am vierten Tag, dass es wohl Zeit wäre, aufzubrechen. Außerdem quoll unser Dreckwäscheschrank über und wir brauchten dringend eine Waschmaschine.

Der anvisierte Campingplatz lag in Himare.

Dort gab es eine Waschmaschine und wir konnten unsere Tanks mit frischem Trinkwasser füllen.

Wir bereiteten die Autos für unseren nächsten Spot vor: dem Gjipe Beach.

Gjipe Beach

Durch diverse Videos angeheizt (unter anderem von Grizzly n Bear Overland – Albania auf Youtube) wollte Sarah unbedingt zu diesem Strand, der vor einer gigantischen Schlucht liegt.

Es gab bloß einen kleinen Haken. Für die 1,5 km lange Zufahrt zum Strand wurden 45 Minuten veranschlagt. Die Piste besteht eigentlich nur aus scharfkantigem Fels. Sie schlängelte sich in Serpentinen die Schlucht hinunter. Spitzes Geröll schaut überall aus dem harten Lehmboden und war ein Risiko für jeden Tank. Selbst mit einem robusten Unterfahrschutz ist dieser Weg ein gefährliches Unterfangen.

Aber dieses Risiko wollten wir auf uns nehmen, die Bodenfreiheit hatten wir und ich freute mich besonders auf die Herausforderung.

Als wir die Zufahrt erreichten und die ersten Abschnitte des Weges in Sicht kamen, wurde mir schon ein bisschen mulmig. Aber mit jedem Meter auf dem Trail wurde ich sicherer und es machte immer mehr Spaß.

An der ein oder anderen härteren Passage stieg Sarah aus um mich einzuweisen. Die Spuren etlicher aufgesetzter Fahrzeuge zierten die Felsen und waren stumme Zeugen von falschen Empfehlungen der Beifahrer oder fahrerischem Unvermögen. Oder einfach der mangelnden Bodenfreiheit…

Wie dem auch sei, wir schafften es unbeschadet und in einem Stück auf den Strand und waren begeistert von dem Anblick der sich uns bot.

Ich muss gestehen, dass Orte wie dieser eine gefährliche Sache sind, denn man steckt in den meisten Fällen viel zu viele Erwartungen in eine solche Location und ist viel zu oft von dem enttäuscht, was man dann vorfindet. Gerade bei einem solchen Anfahrtsweg.

Aber die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, der Strand war schön, das Meer türkis blau und alles wurde überragt von der gewaltigen Schlucht im Hintergrund.

Wir verbrachten eine angenehme Nacht 10 Meter von der Brandung entfernt am Strand und ein atemberaubender Sonnenaufgang weckte uns am nächsten Morgen und tauchte die Kluft in ein wunderschönes oranges Licht.

Der Aufstieg ging sogar leichter als die Abfahrt und nach nicht einmal 25 Minuten erreichten wir das Ende des steinigen Weges.

Noch einmal führte uns unser Weg nach Himare zum Einkaufen und tanken.

Am Tag zuvor hatten wir eine kleine Bucht entdeckt, die versteckt zwischen Olivenhainen geradezu auf uns wartete.

Zu dieser Bucht wollten wir und dort die nächste Nacht bzw. vielleicht sogar die nächsten Nächte verbringen.

Richard und Charlotte fuhren schon einmal vor, während wir noch einen Handyladen suchten um ein Datenpaket zu kaufen.

Dieses Unterfangen scheiterte leider an der Sprachbarriere, denn in dem Telekom-Shop war trotz Google Translator leider keine Verständigung möglich.

Entnervt gaben wir auf und fuhren zu der Bucht, wo die nächste Hiobs-Botschaft auf uns wartete. Es standen bereits zwei andere Fahrzeuge dort, ein deutscher VW-Bus und ein anderer Overlander aus Australien (Moment,… ist das überhaupt ein Overlander, der musste ja verschiffen…?)

Richard musste sich schon mit ein wenig Räumungsarbeiten an dem VW-Bus vorbei quetschen, da dessen Fahrer nicht mit sich reden ließen und den Bus keinen Zentimeter bewegte, damit noch andere Fahrzeuge durch kämen. Wir hätten ja Geländewagen, dass sollte ja kein Problem darstellen… so der Schwabe!

Das reichte mir für einen Tag und ich schlug vor, wir könnten ja auf den Camping gehen und erst einmal alles sacken lassen und uns abregen.

Der Vorschlag wurde zustimmend angenommen. Die Beiden wollten sich bloß noch schnell das Auto der Australier anschauen und dann nach kommen.

Daraus wurde nur nichts, denn als wir den Camping erreichten, erhielten wir eine Mail, das sie lieber in der Bucht stehen bleiben wollten, wir würden uns dann am nächsten Morgen sehen.

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 2

Nervenkitzel auf dem Weg zum Meer

Am nächsten Morgen fuhren wir noch einmal in die Stadt, um frische Früchte und ein paar Kleinigkeiten zu besorgen und machten uns dann direkt auf Richtung Süden. Tirana, die Hauptstadt Albaniens war unser Ziel, das wir aber an diesem Tag nicht mehr erreichen würden. Wir planten einen Wildcampspot direkt am Meer ein.

Nach guten vier Stunden Fahrt erreichten wir das Meer. Eigentlich wären es nur gute zwei Stunden gewesen, aber wir trafen unterwegs auf ein paar abenteuerliche Abschnitte, die uns etwas Zeit gekostet hatten.

Zum einen durchquerten wir ein Dorf und trotz mehrerer Navigationshilfen endete unsere Fahrt immer wieder in irgendwelchen Einfahrten von Höfen. Erst der letzte Weg, der als solcher überhaupt nicht erkennbar war, führte uns aus dem Dorf heraus. Wir mussten dafür nur einen kleinen Abhang hinunter. Der hatte aber gefühlt das Gefälle einer Steilwand und war für uns auf Grund unseres Gewichtes nur mit Untersetzung fahrbar. Wir hatten diverse Mercedes Limousinen im Dorf stehen sehen, die wohl den gleichen Weg nehmen mussten, uns aber absolut schleierhaft war, wie sie das angestellt hatten.

Keine fünf Minuten später trafen wir auf das zweite Hindernis. Es tauchte wie ein Relikt aus einer anderen Zeit vor uns aus dem Wald auf. Eine Stahlseilbrücke. Die war sicher – und das ist definitiv keine Übertreibung – bestimmt 60 Jahre alt.

Verrostet und baufällig lag sie vor uns, die Pfeiler hatten gewaltige Löcher, aus denen der Zahn der Zeit etliche große Brocken heraus genagt hatte.

Die Holzbeplankung war morsch und teilweise fehlten Bretter.

Wir hielten, stiegen aus und besahen uns die Brücke genauer. Auf den zweiten Blick war es fast noch schlimmer als aus dem Auto heraus. Wir beratschlagten wie es weiter gehen sollte. Umkehren hätte einen Umweg von fast zwei Stunden gekostet. Aber sollten wir das Risiko eingehen und die Brücke befahren?

Plötzlich hupte es hinter uns. Eine E-Klasse wollte passieren. Über die Brücke.

Also ließen wir ihn vorbei und sahen zu, wie der schwere Wagen langsam auf die Bretter rollte und sich in Schrittgeschwindigkeit über die Brücke arbeitete.

Auf der anderen Seite hupte er noch einmal und fuhr davon.

Von dieser Erfahrung etwas zuversichtlicher gestimmt, entschieden wir, dass ich das Auto rüber fahren würde, nachdem Sarah mit Elisabeth auf die andere Seite gelaufen wären.

Wir bereiteten alle technischen Spielereien vor, die wir hatten, um dieses Ereignis in Bild und Ton festzuhalten.

Die Drohne stieg auf und filmte alles aus der Vogelperspektive. Mit der GoPro würden wir die Überfahrt filmen.

Als ich bereit war und gerade los fahren wollte, passierte noch ein Sprinter die Brücke, was mich vollends überzeugte, dass nichts passieren würde.

Ich startete den Motor und rollte auf die Brücke. Unter dem Gewicht unseres Autos bogen sich die Bretter, die Brücke knarzte und knirschte.

Ungefähr in der Hälfte spürte ich die Gewichtsverteilung und merkt, wie die Fahrbahn einige dutzend Zentimeter nachgab.

Ich erreichte aber unversehrt die andere Seite und den festen Boden.

Mit noch reichlich Adrenalin im Blut ging es weiter.

Den versteckten Platz an der Küste zu finden kostete zwar etwas Zeit, aber bald bauten wir unser Lager direkt an einer Klippe auf, von der wir einen wunderschönen Blick auf das Meer und die untergehende Sonne hatten.

Die Nacht war ruhig, das Wetter gut und nach einem entspannten Frühstück machten wir uns auf in die Hauptstadt.

Schon in den Randbezirken merkten wir, dass der Verkehr hier nochmal eine ganz andere Nummer war wie im Rest des Landes, an den wir uns langsam gewöhnt hatten.

Hier galt nicht mehr das Recht des Stärkeren, sonder überhaupt nichts mehr. Es wurde einfach gefahren, keine Spur, keine Stoppschild und keine Vorfahrtsbeschilderung hatten mehr irgendwelche Bedeutung.

Tirana

Nachdem wir uns durch die Stadt zu einem Einkaufszentrum durchgeschlagen hatten, in dem wir ein paar Sachen besorgen wollten, konnten wir einmal durchatmen.

Wobei das auch nicht ganz stimmt, denn als wir den Parkplatz des Centers erreichten, wurden wir schroff von den Parkwächtern verscheucht, wir sollten mit dem riesigen Auto auf dem Lieferantenparkplatz hinten parken. Wir fuhren einmal um das Center und fanden keine weitere Abstellmöglichkeit.

Also fuhren wir wieder auf den ersten Parkplatz, wo wir diesmal von einem anderen Wachmann abgewiesen wurden.

Dieser zeigte uns dann den angesprochenen Platz und als wir dann den Motor abstellten, hatten wir für diesen Tag eigentlich schon genug.

Der Camping war etwas außerhalb der Stadt und lag wunderschön an einem See. Die Besitzerin war mega freundlich und zum Abend gab es erstmal einen Raki zum einschlafen.

Leider war der Platz, der für ca. 15 Fahrzeuge ausgelegt war, am nächsten Tag komplett ausgebucht, somit mussten wir etwas umdisponieren.

Wir entschieden uns, einem Tipp von Charlotte und Richard zu folgen und eine Passstraße durch Kombetar Mali i Dajtit Nationalpark zu fahren und wild zu campen. Die anschließende Tour sollte uns dann durch den Mali me Gropa-Bize-Martanesh führen und wieder zurück nach Tirana. Der Großteil der Strecke überwiegend Off-Road! Wir waren gespannt!

Off-Road

Wir verließen Tirana und kurz hinter der Stadtgrenze bereits begann die Straße sich steil in die Berge hinauf zu winden. Wir passierten etliche kleine Dörfer, die sich eng an die Hänge des Berges schmiegten, in vielen meinte man, die Zeit sei stehengeblieben. Karren, gezogen von Pferden waren auf den Straßen unterwegs und auf manchen Feldern wurde noch mit Ochsen gepflügt.

Immer höher schraubte sich die Straße in die Berge und bald passierten wir die 1000 Meter Grenze.

Ungefähr zu dieser Zeit hörte dann auch der wellige und von Schlaglöchern gesäumte Asphalt auf und ging in eine Piste über.

Der Spaß begann!

Langsam, im Allrad und mit Getriebeuntersetzung bahnten wir uns unseren Weg durch den Wald. Der steinige Weg war gerade so breit genug, die Landschaft ändere sich mit steigender Höhe immer mehr und wurde immer karger.

Auf dem höchsten Punkt des Passes, knapp 1850 Meter über dem Meer hatten wir einen phänomenalen Ausblick auf das uns umgebende Gebirge und die schneebedeckten Gipfel.

Der Abstieg war nicht minder spektakulär und wir waren immer noch in einer anderen Welt, als wir ein Dorf am Fuß des Berges erreichten. Wir hatten Blut geleckt und wollten mehr.

Der Übernachtungsplatz war eine versteckte Wiese, auf der uns nur ein Schäfer mit seiner Herde Gesellschaft leistete. Aber auch das nicht wirklich lang, denn es begann zu regnen und wir wurden in unser Auto verbannt. Das hatte aber den Vorteil, dass wir uns noch ein paar weitere Strecken durch die Berge suchen konnten, die nicht weniger Spaß versprachen.

Am nächsten Morgen frühstückten wir in der Sonne, die Regenwolken hatten sich verzogen und gaben den Blick auf das umliegende, spektakuläre Gebirge frei. Nachdem alles verstaut war, machten wir uns wieder auf den Weg.

Dieser führte uns wieder in die Berge. Nach einem kleinen Dorf machte die Straße eine steile Kehre und der Asphalt hörte wieder einmal abrupt auf. Von hier an schlängelte sich eine schmale Schotterpiste weiter den Berg hinauf. Unser GPS meldete uns, dass wir in Kürze die 1000 Meter Grenze überschreiten würden. Durch den immer dichter werdenden Wald, dessen Äste weit in die Piste hingen, kämpften wir uns stetig bergan.

Zwischenzeitlich mussten wir kurz anhalten und abgerutschte Steine und Geröll vom Weg schaffen, sonst hätten wir die Fahrt nicht fortsetzen können. Die Spur war einfach zu schmal und wir wären dem Abgrund, der sich fast senkrecht neben uns auftat zu Nahe gekommen.

An anderen Stellen hatten wir riesige Pfützen zu überwinden, oder teilweise flossen Bäche über den Weg. Das Auto kämpfte sich wacker durch alle Hindernisse.

Und unsere harte Arbeit wurde belohnt als wir das angestrebte Ziel erreichten. Bei iOverlander hatte Sarah uns einen Wildcampingspot herausgesucht, der irgendwo im Gebirge auf 1300 Meter liegen sollte.

Und diesen erreichten wir jetzt bei strahlendem Sonnenschein. Es war einfach gigantisch. Der Platz lag auf einer Lichtung, die sich aus dem Hang des Berges herausschob. Die umliegenden Gipfel waren schneebedeckt und man hatte einen atemberaubenden Blick ins Tal.

Wir entschieden uns sofort, hier gleich zwei Nächte zu verbringen, da es uns auf Anhieb so gefiel.

Also bauten wir unser Camp auf und genossen die überragende Umgebung von unseren Campingstühlen aus. Elisabeth hatte genug Platz zum Spielen und herumrennen und ich konnte mich mal den Dingen widmen, die ein echter Mann so beim Campen in der freien Natur macht:

Holz hacken! Lagerfeuer!

Den ganzen nächsten Tag verbrachte ich damit, Holz zu beschaffen und vorzubereiten, während meine Tochter mich tatkräftig dabei unterstützte. Abends beim wohlverdienten Lagerfeuer betrachteten wir unsere schwieligen Hände und genossen unser Werk, das wohlig warm vor uns loderte.

Ein perfekter Vater-Tochter-Camping-Tag!

Der Abstieg war nicht minder interessant wie der Weg auf den Berg. Wir folgten der Straße, die sich an verlassenen Ruinen alter Häuser und Bunker vorbei schlängelte, die verstreut im Wald lagen. Irgendwann wurden die Bäume weniger, der Wald lichter.

Der Weg führte über eine Hochebene, von der aus man wieder einen bahnbrechenden Blick in die Ferne und die umliegenden Täler hatte.

Wir passierten ein paar Baustellen, in denen mit schwerem Gerät versucht wurde, die Straße besser befahrbar zu machen. Ein paar Mal schlug unser Herz höher, als wir uns an uralten Mercedes-LKWs vorbei drücken mussten. Uns trennten nur wenig vom Abgrund, während wir auf der anderen Seite nur ein paar Zentimeter zur hoch aufragenden Ladefläche des Trucks hatten.

Nach gut zwei Stunden erreichten wir die Zivilisation wieder. Der irre Verkehr begann und wir vermissten jetzt schon die Ruhe und das Alleine-Sein in den Bergen.

Wir fuhren direkt auf Tirana zu. Die Stadt breitete sich unter uns aus und erstreckte sich durch das gesamte Tal. Ob man diesen Anblick schön finden soll, muss jeder selbst entscheiden. Mich schockte er nicht gerade. Aber vielleicht auch deswegen, weil wir uns bald wieder dem stressigen, irrwitzigen Verkehr und den verrückten Autofahren in der Metropole aussetzen mussten.

Wir waren heil froh, als wir den Camping erreichten, den wir drei Tage zuvor verlassen hatten und freuten uns am meisten über eine heiße Dusche. Die kam in den Bergen doch etwas zu kurz.

Kategorien
Albanien Europa Unser Reisemobil Weltreise

Albanien 1

Transit oder bleiben?

Bei keinem Land auf unserer Route waren wir zwiegespaltener als bei Albanien.

Auf der einen Seite standen – und das muss ich zugeben ist natürlich sehr oberflächlich – das typische Bild der Albaner in Deutschland, mit tiefergelegtem Benz, Lederjacke und dem Problem, bei jeder Diskothek abgewiesen zu werden.

Auf der anderen Seite standen die Erzählungen vieler anderer Leute. Teilweise Reisender, die gerade aus dieser Richtung kamen. Oder einem Freund aus der Heimat, der sich die Mühe machte, uns eine überdimensionale Liste aller sehenswerter Dinge in Albanien zusammenzustellen. Wenn wir diese Liste Stück für Stück abgearbeitet hätten, wäre unsere Reise nicht über dieses Land hinausgegangen, soviel Zeit hätte es benötigt.

Auch an dieser Stelle nochmal vielen Dank Chily!

Somit entschieden wir, uns einfach überraschen zu lassen und fuhren nach dem Grenzübertritt in die nahegelegene Großstadt Shkodra.

Schon beim Einfahren in die Stadt merkten wir, dass das hier eine ganz andere Nummer werden würde, als wir es bisher auf dieser Reise erlebt hatten.

Der Verkehr war mörderisch, es wurde gefahren nach dem Gesetz des Stärkeren. Wer das größere Fahrzeug hatte oder einfach nur dreister war hatte Vorfahrt – oder nahm sie sich einfach.

Und das erste Klischee erfüllte sich bereits zwei Stunden nach unserer Ankunft: Die Anzahl an Mercedes Benz Fahrzeugen aller Art war überdurchschnittlich hoch! Fast auf jedem Auto prangte der Stern! Natürlich war die Spanne an Baujahren weit gefächert und bei manchen wunderte man sich, dass nicht alle paar Meter irgendwelche Teile abfielen, aber der Stern glänzte immer in der Sonne.

Oder vielleicht besser gesagt nicht wirklich, denn graue Wolken verdunkelten den Himmel. Als wir den Campingplatz erreichten, fielen schon die ersten Tropfen auf unsere Windschutzscheibe.

Nach einem Blick auf den Wetterbericht entschieden wir uns, anstelle eines Stellplatzes ein Zimmer zu nehmen. Es sollte die nächsten zwei Tage ununterbrochen regnen. Wir waren es Leid, überall im Auto den Schlamm zu verteilen, alle Klamotten klamm anzuziehen oder permanent nass zu sein.

Außerdem kostete das Zimmer gerade mal fünf Euro mehr als der Stellplatz…

Wir räumten also die wichtigsten Dinge aus dem Auto ins Zimmer und nutzten eine kleine Regenpause für einen Rundgang durch die Altstadt, die gerade eine halbe Stunde zu Fuß entfernt lag.

Der erste doch relativ ernüchternde Eindruck wurde fast direkt gemildert, da wir von allen Seiten freundlich gegrüßt wurden und anscheinend Fußgänger ein größeres Recht im Straßenverkehr besitzen als Autos. Oder es lag an unserer Tochter im Buggy, den wir vor uns her schoben.

Shkodra

Shkodra ist eine Stadt, deren Wurzeln bis in die Zeit der Byzantiner zurückreichen. Die heutige Stadt ist nichts Besonderes, es gibt alles was man braucht und es ist der perfekte Ausgangsort für einen Trip in die angrenzenden albanischen Alpen.

Was interessant ist, ist die Festung, die hoch auf einem Berg thront und von der man die gesamte Stadt überblicken kann.

Man kann einen steilen, felsigen Weg hinauf zur Burg laufen… oder man fliegt einfach von einem Liegestuhl des Campingplatzes aus mit der Drohne hoch. Ist deutlich angenehmer…

Die Altstadt sticht im Vergleich zum Rest der Stadt wunderschön restauriert aus der Masse der Betonbauten heraus.

Weißes Pflaster säumt die autobefreiten Straßen und die Fassaden der Häuser heben sich bunt vor den weißen Türmen und Minaretten der Kirchen und Moscheen ab. Hier, wie auch in Sarajevo war der Einklang der Religionen überraschend harmonisch. Direkt neben Kirchen stehen Moscheen, neben muslimischen Restaurants stehen Bars, auf deren Terrassen alkoholische Drinks ausgeschänkt werden.

Die Altstadt ist wirklich schön und auf jeden Fall einen Besuch wert, doch leider zwang uns der einsetzende Regen zurück in unsere Unterkunft.

Den ganzen verregneten nächsten Tag verbrachten wir mit Wäsche waschen und einem weiteren Besuch in der Stadt, bei dem wir zu unserer Freude feststellten, dass das Preisgefüge in Albanien deutlich unter dem der restlichen Balkanstaaten liegt.

Wir bekamen eine 52 cm große Familienpizza für acht Euro!

Und auch nur deswegen, weil wir dank eines kleinen sprachlichen Missverständnisses Pilze extra orderten, die sowieso dazugehört hätten. Ansonsten hätte die selbe Pizza nur sechs Euro gekostet.

Theth, erster Versuch

Am nächsten Tag war Aufbruchstimmung. Wir wollten nach Theth fahren, das inmitten der albanischen Alpen liegt und der Weg dorthin, der teilweise über 2000 Meter hoch führt, einen sagenhaften Ausblick auf die wunderschöne Gebirgslandschaft versprechen soll.

Also füllten wir unsere Reserven auf, tankten und machten uns auf den Weg. Von dem gigantischen Ausblick war nach wenigen Kilometern kaum noch etwas zu erahnen, denn die Wolken hingen tief in den Bergen und versperrten jede Sicht. Mit wachsender Sorge schielten wir immer wieder auf das Thermometer im Auto, dessen Anzeige rapide abnahm. Als der leichte Regen sich in Hagel wandelte, sank unsere Laune wie die Außentemperatur.

Richtig schlimm wurde es, als der erste Schnee die Hänge der Berge weiß färbte und der sich dann auch zu unserem Hagel gesellte.

Nach ein paar Kilometern mit Sichtweiten, die keine zwei Autolängen überstiegen, brachen wir unseren Versuch das Dorf zu erreichen ab. Es machte einfach keinen Sinn.

Wir hielten kurz an und überdachten die Optionen.

Da wir das Gebiet auf keinen Fall auslassen wollten, setzten wir es an die letzte Stelle unser Liste und würden in vier bis fünf Wochen noch einmal wiederkommen. Dann hoffentlich mit besserem Wetter und höheren Temperaturen.

Wir fuhren zurück nach Shkodra und blieben auf einem anderen Campingplatz über Nacht, der direkt am gleichnamigen See liegt.

Am nächsten Tag würden wir Richtung Süden abdrehen und hoffentlich mit besserem Wetter belohnt werden.

Aber vorher mussten wir noch die Nacht überstehen, denn der Regen folgte uns aus den Bergen und peitschte über den Platz. Es wurde wieder ein kuscheliger Abend bei Standheizung und Chips.

Diese Website benutzt Google Analytics. Bitte klicke hier wenn Du nicht möchtest dass Analytics Dein Surfverhalten mitverfolgt. Hier klicken um dich auszutragen.