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Türkei 6

Durchmarsch

Die Grenze in die Türkei war wieder schnell erledigt. Die Grenzer hatten nicht viel Interesse, unser Durcheinander im Aufbau nach irgendwelchen illegalen Dingen zu durchsuchen. Außerdem war unsere Tochter wiedermal der Mittelpunkt und alles weitere nur Nebensache.

Unser Plan sah vor, so schnell wie irgend möglich durch die Türkei zu kommen. Wir kalkulierten mit einer Nachtfahrt, die schon einiges der Strecke abdecken würde. Nichts desto trotz würden es zwei harte Tage werden, bis wir Istanbul erreichen sollten. Wir fuhren bis wir nicht mehr konnten.

Die erste Nacht nach der Grenze verbrachten wir an einem der schönsten Wildcamp Spots, die wir bisher gefunden hatten.

Zwischen hoch aufragenden Feenkaminen in einer Schlucht schlugen wir unser Lager auf. In dieser Nacht wollten wir um zwei Uhr morgens aufstehen und unsere erste Marathonetappe in Angriff nehmen.

Aber zuerst genossen wir noch den atemberaubenden Sonnenuntergang, der sich uns vor dieser gigantischen Kulisse um uns bot.

Als der Wecker klingelte, war ich sofort hell wach. Die Etappe hatte mich eh kaum schlafen lassen und ich wollte sie eigentlich nur hinter mich bringen. Wir standen auf, machten uns Kaffee und fingen an zusammen zu räumen.

Pünktlich um drei Uhr früh waren wir auf der Straße. Unsere erste größere Stadt war Erzurum, die wir aber nur passierten. Der direkte Weg durch die Türkei führte uns durchs Landesinnere, vorbei an den wüstenähnlichen Landschaften im Osten. Im Morgengrauen wurden die Landschaft um uns herum bergiger und grüner. Das Terrain bot einen wunderschönen Anblick, was natürlich durch die gerade aufgehende Sonne noch verstärkt wurde. Wir fuhren den ganzen Tag.

Nach 16 Stunden und über 1000 gefahrenen Kilometern erreichten wir unseren Übernachtungsplatz 300 Kilometer vor Istanbul.

Ein kleines Naherholungsgebiet mit Grillplätzen an einem See sollte unser Lager für die Nacht werden.

Was wir aber irgendwie nicht mehr auf der Uhr hatten, war die Begeisterung der Türken fürs Campen und Picknicken. Als wir den See erreichten, stauten sich schon die geparkten Autos und die Grillstationen waren alle belegt. Überall waren Menschen, spielten Kinder und brannten Feuer…

Ein wenig deprimiert und total kaputt fuhren wir ins letzte Eck der Anlage und bauten das Auto auf. Die Nacht war ruhig, wenn man von gelegentlichen Autos absah, die mit offenen Fenstern und dröhnenden Boxen an uns vorbei fuhren. Aber das kannten wir schon, wir waren ja in der Türkei. So sind sie…

Am Morgen war es kühl und der Nebel hing zwischen den Bäumen. Nach dem Frühstück entschädigten wir noch etwas unsere Tochter für die harte Zeit im Auto und ließen sie sich auf dem Spielplatz, der zum Naherholungsgebiet gehörte, austoben.

Danach packten wir unsere Sachen und machte uns auf den Weg nach Iatanbul. Wir waren gespannt, wie Mehmet und Chelal reagieren würden, wenn wir auf einmal wieder vor der Tür standen.

Istanbul

Eigentlich wollten wir überhaupt nicht über Istanbul fahren und uns den Stress mit dem Verkehr geben, aber unser Auto hatte ein paar Reparaturen fällig, die wir nicht alleine erledigen konnten und da wollten wir wieder zu Yücel, der uns ja schon bei unserem letzten Besuch super weiterhelfen konnte.

Aber zuerst nutzten wir die letzte verbliebene Möglichkeit, in die Stadt zu kommen, da wir die anderen Wege bereits genutzt hatten.

Der eurasische Tunnel!

Die neueste Option, von Asien nach Europa zu gelangen war ein Tunnel, der sich wie die Zugverbindung auch unter dem Bosporus erstreckt und eine direkte Verbindung zwischen den beiden Kontinenten für Autos ermöglicht. Und das Beste: von Ost nach West kostet er keine Maut!

Die Freude war riesig, als wir auf den Parkplatz des Fußballplatzes rollten. Leider konnten wir nicht hupen, denn das war eine der Dinge, weswegen wir zu Yücel mussten.

Mehmet hatte Dienst und kam sofort freudestrahlend und mit Freudentränen in den Augen heraus geeilt, als er unser Auto auf den Kameras sah. Er schloss uns in die Arme und freute sich wie ein kleines Kind. Standesgemäß musste sofort seine Frau informiert werden, mit der wir dann per Videochat sprechen mussten.

Auch sie freute sich ungemein.

Genau wie Celal, der eine Stunde später eintraf und unser Auto schon von weitem erkannte.

Wir waren wieder zu Hause!

Mehmet lud uns für den Abend auf ein Essen bei sich ein, was wir aber auf Grund der langen Fahrt und der Reparatur, die am Morgen erledigt werden sollte, lieber ablehnten. Um 9 Uhr sollten wir bei Yücel sein, was bei dem Istanbuler Verkehr bedeutete, dass wir um halb 7 aufstehen mussten.

Aber für den nächsten Nachmittag zum Picknick ließen wir uns breit schlagen, er würde für alles sorgen, wir müssten bloß zum Treffpunkt kommen. Freudestrahlend verabschiedete er sich, denn seine Schicht war vorbei, wir würden uns dann am nächsten Nachmittag sehen.

Den Abend verbrachten wir ganz gemütlich mit Celal und einer Shisha. Also ich… die Damen genossen nur den Abend.

Pünktlich um 9 Uhr standen wir bei Yücel vor der Werkstatt, auch er freute sich, uns wiederzusehen.

Die Reparaturen waren schnell gemacht, bloß die Hupe stellte dich als unerwartet langwieriges Problem heraus.

Es wurden alle Kabel überprüft, die Elektronik, alle Steckverbindungen… Doch leider ohne Erfolg. Erst als wir bei einem Freund von ihm vorbei fuhren, der selbst Autoelektroniker ist, konnte der Fehler behoben werden.

Somit konnten uns zum Treffen mit Mehmet und seiner Familie aufmachen. Der Picknickplatz, den er uns genannt hatte, lag ca. eine halbe Stunde entfernt von Yücels Werkstatt im Nordosten der Stadt.

Auf dem Weg dort hin merkten wir jedoch, dass die Hupe doch nicht so einwandfrei funktionierte. Aber wir konnten den Fehler ein wenig eingrenzen. Sie hupte nur, wenn das Lenkrad mindestens um 90 Grad gedreht wurde… Seltsam… Aber das war jetzt nebensächlich, darum würden wir uns in den kommenden Tagen kümmern.

Die ganze Familie wartete schon auf uns, sogar sein ältester Sohn war mit gekommen.

Die Wiedersehensfreude war riesig und wir verbrachten einen wunderschönen Tag. Wir grillten, aßen Wassermelone, rauchten Shisha, genossen die Sonne und den Wald, in dem der Picknickplatz lag. Es war echt toll.

Am besten war aber, dass wir vollkommen auf eine technische Hilfe bei der Kommunikation verzichten mussten, da wir dort keinen Empfang hatten. Somit blieben die Smartphones in der Tasche und wir redeten auf die gute einhergebrachte Art. Mit Händen und Füßen.

Aber es klappte super und wir wurden von Merve sogar zu ihrer zukünftigen Hochzeit eingeladen. Es gab zwar weder einen Mann noch ein Datum, aber wir würden auf jeden Fall dabei sein.

Als es dunkel wurde, machten wir uns langsam auf den Weg zurück zum Camping, wieder war die Verabschiedung schmerzlich, obwohl wir Mehmets Familie kaum kannten. Trotzdem hatten wir sie in unser Herz geschlossen und mit viel Hupen und winken trennten sich unsere Wege.

Am nächsten Morgen wollte ich noch ein letztes Mal in die Stadt, die Moscheen besuchen und auf den großen Basar. Ich nahm Elisabeth mit, damit Sarah ein wenig Zeit für sich hatte.

Wir zogen also los, anfangs schlief Elisabeth noch im Buggy, aber als der Trubel im großen Basar begann, wachte sie schnell auf und genoss mit mir den Flair dieser Stadt. Stunden zogen wir durch den Basar und die umliegenden Viertel, die nicht minder interessant waren, denn auch hier wurde an jeder Ecke und in jedem Geschäft Ware angeboten, gehandelt und verkauft.

Auf dem Rückweg drehten wir noch eine große Runde an den großen Moscheen vorbei, bevor wir uns langsam wieder auf den Heimweg machten.

Da die Geschichte mit der Hupe immer noch nicht vom Tisch war, wollten wir, bevor wir uns zur Grenze auf machen würden, noch einmal bei Yücel vorbei, da wir ja jetzt den Fehler etwas eingrenzen konnten und er uns vielleicht jetzt eher weiter helfen könnte.

Wir verabschiedeten uns also von Mehmet, dieses Mal dann wohl für längere Zeit und machten uns auf den Weg ins Autoviertel.

Mit den neuen Informationen konnte Yücel wirklich etwas anfangen und keine 10 Minuten nach unserer Ankunft war der Airbag samt Lenkrad aus unserem Auto verschwunden. Das schadhafte Teil, ein kleiner Kunststoffring mit einem Stecker wurde ausgebaut und zu einen benachbarten Shop zur Reparatur gegeben. Nach einer knappen Stunde kam das Teil wieder zurück, uns wurde versichert, das der Schaden behoben sei und alles wurde wieder zusammengebaut. Doch beim anschließenden Test war das Ergebnis ernüchternd. Die Hupe funktionierte zwar besser, aber bei einer Fahrt gerade aus ging sie immer noch nicht. Auch Yücel war deprimiert, baute aber das Teil wieder aus und brachte es zurück zum Shop.

Leider war Freitag…

Das große Gebet stand an und die alle Hämmer und Maschinen wurden fallen gelassen. Auch unser Teil ruhte bis zum Nachmittag. Als wir es endlich holen konnten und es eingebaut war, stand die Sonne schon beträchtlich tief am Himmel und wir entschieden zähneknirschend, dass es wohl besser wäre, noch eine Nacht in Istanbul zu bleiben. Die Stadt wollte uns einfach nicht gehen lassen.

Natürlich war die Überraschung bei Mehmet und Celal groß, als wir schon wieder auf den Hof rollten, aber sie verstanden unsere Entscheidung und als Entschädigung konnte wir diese Nacht für umsonst bleiben.

Am nächsten Tag packten wir dann aber endgültig unsere Sachen und machten uns auf den Weg zur Grenze. Dort merkten wir schnell, dass unsere Entscheidung, am gestrigen Abend nicht mehr zu fahren, die richtige war. Es waren zwei Grenzposten geöffnet, die gesamte Prozedur dauerte ewig.

Am besten gefiel uns die Unterbodenwäsche zu Hygienezwecken und um Krankheitserreger aus der EU fern zu halten. Dafür durften wir dann drei Euro bezahlen, was wir wieder als Spende für eine nette Geschichte verbuchten.

Nach geschlagenen drei Stunden Grenzformalitäten waren wir wieder zurück in der EU und fuhren Richtung schwarzes Meer.

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Türkei 5

Batman

Unser Ziel war Batman… Ja, richtig gehört Batman! Nur des Namens wegen wollten wir dort hin um ein Bild mit dem Ortseingangsschild zu machen.

Aber zuerst führte uns unser Weg nach Mardin, einer Stadt auf einem Rücken einer langgezogenen Hügelkette, die wie eine mittelalterliche Festung aussah.

Es reichte leider nur für eine Durchfahrt, denn bei über 40 Grad war es uns zu heiß um durch die engen Gasse zu spazieren.

Immer entlang der irakischen und nur einen Steinwurf von der syrischen Grenze entfernt fuhren wir weiter und passierten die Stadt, bzw. das Dorf Hasankeyf. Voraussichtlich würde es das einzige Mal sein, dass wir dieses Dorf zu Gesicht bekommen würden, denn es wurde ein Staudamm gebaut, dessen Stausee diese winzige Stadt bald unter Wasser setzen würde. Ein neues, höhergelegenes Hasankeyf war bereits fertiggestellt und es wurde begonnen, die Leute dort hin umzusiedeln. Irgendwie surreal…

Wir schliefen am Ufer des Tigris.

Am nächsten Morgen gegen 10 Uhr und bei 42 Grad verließen wir den Fluss und fuhren über Batman (natürlich mit unserem Foto in der Tasche) weiter zu unserem nächsten großen Zeil, dem Nemruth Krater See.

Dort angekommen staunten wir nicht schlecht. Es stand bereits ein weitere Overlander am Ufer des auf 2500 Meter hoch gelegenen Sees im Krater des erloschenen Vulkans.

Wir bauten auf und kamen sofort ins Gespräch.

Mario und Katrin, mit ihrem Hund Packo aus Kiel waren seit November unterwegs in ihrem selbstgebauten Iveco Camper. Über die baltischen Staaten bis in die Mongolei und jetzt um das schwarze Meer auf dem Nachhauseweg. Natürlich gab es viel zu erzählen und wir beschlossen gemeinsam noch eine weitere Nacht zu verbringen und den Tag über Geschichten auszutauschen.

Ein harter Verlust

Irgendwann mittags ließ ich die Drohne aufsteigen, um noch ein paar Luftaufnahmen von unserem Camp zu machen. Aber ich merkte schnell, dass irgendetwas nicht stimmte.

Die Drohne bekam keine richtige Höhe und ging plötzlich in einen Notsinkflug. Leider war sie bereits über den See. Ich versuchte sie noch bis zum Ufer zu manövrieren, aber sie schaffte es nicht. Ungefähr 10 Meter vom Strand entfernt stürzte sie in den Kratersee.

Natürlich waren sofort alle auf den Beinen und im Wasser.

Mit Marios Taucherbrille konnten wir sie am Grund des Sees ausmachen, ungefähr in sechs Meter Tiefe.

Wir versuchten alles, um an sie ran zu kommen, aber keiner schaffte die Tiefe. Nach einer Stunde gaben wir auf und schwammen zum Ufer, um einen neuen Plan zu entwerfen.

Wir bauten aus langen Ästen, vielen Kabelbindern und einem Kescher ein notdürftiges Netz, mit dem wir versuchten, die Drohne zu fischen… Aber auch das blieb ohne Erfolg.

Die Sonne sank immer tiefer und es wurde kühl im Wasser. Als sie die Gipfel des Kraterrandes erreichte, entschieden wir, es für diesen Abend zu belassen und am nächsten Morgen weiter zumachen.

Über Nacht kam mir die Idee, eine Art Reuse zu bauen, die man über das havarierte Fluggerät stülpen könnte und sie so versuchen an Land zu ziehen.

Wir setzten nach dem Frühstück meine Idee um, alles was unsere Autos hergaben verwendeten wir.

Aber auch dieser Versuch blieb ohne Erfolg.

Marios Rücken bekam schon einen mächtig roten Taint und auch mir knallte die Sonne übel auf die Platte.

Nach zwei weiteren Stunden und etlichen Fehlversuchen gaben wir endgültig auf. Die Drohne würde hier bleiben… Vielleicht fand sich ja ein anderer Overlander, der zufällig eine Taucherausrüstung dabei hätte und sie bergen könnte. Wir machten eine Aufruf bei Instagram, als letzten verzweifelten Versuch…

Da der Vormittag schon fortgeschritten war, entschieden wir, noch eine Nacht im Krater zu bleiben. Was im Nachhinein unsere Rettung war, das wussten wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Erstmal mussten wir das Auto packen, denn wir wollten auf den Kraterrand. Nur da gab es Handyempfang und wir hofften auf wichtige Mails aus der Heimat. Wir hatten eine Wohnung in Aussicht und erwarteten sehnsüchtig die Bilder per Email.

Und noch ein Problem

Auf dem Weg zum Kraterrand leuchtete auf einmal die Batterieleuchte im Armaturenbrett rot auf… Nicht gut… Lichtmaschine…

Zurück im Camp, ich hatte vergessen zu erwähnen, dass Mario einstmals ausgebildeter Karosseriebauer ist, gab es eine kleine Notbesprechung, was jetzt zu tun sei.

Die Lichtmaschine musste raus und repariert werden, Mario würde mit mir in die nächste Stadt fahren und einen Mechaniker suchen. Kleines Problem: Samstag, 17 Uhr…

Die Lichtmaschine war relativ schnell ausgebaut, wenn man den Umstand berücksichtigt, dass wir im Sand am Ufer eines Sees standen und mit unserem Bordwerkzeug hantierten.

Aber keine halbe Stunde später saßen wir im Iveco und tuckerten Richtung Tatvan, der nächsten Stadt. Wir erreichte das Werkstattviertel kurz vor 18 Uhr, die erste Werkstatt nahm sich unseres Problems an.

Nach ein wenig Smalltalk via Google Translator kamen wir zum Geschäft. 600 TL – knapp 100 Euro…

War mir zu teuer, ich wollte die Lichtmaschine unrepariert zurück, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was ich dann machen sollte. Eigentlich hatten wir keine Wahl, aber versuchen musste ich es trotzdem.

Und nach zwei Stunden und etlichen zähen Verhandlungen bekamen wir unsere reparierte Lichtmaschine zurück. Für keine 70 Euro…

Wir stoppten noch schnell am Supermarkt, damit ich Mario für seine Hilfe wenigstens zu einem Bier einladen konnte und fuhren dann, mittlerweile im Dunkeln, zurück zu unserem Camp.

Die Damen hatten bereits gekocht und gegessen, unsere Kleine lag schon im Bett. Mario ließ es sich nicht nehmen, noch vor dem Essen die Lichtmaschine wieder einzubauen. Bei dem Licht aller Taschenlampen, die wir auftreiben konnten bauten wir, bzw. eigentlich eher Mario im Alleingang die Lichtmaschine wieder ein, wir testeten alles und, Gott sei Dank, alles lief wieder! Die Batterien luden, alles funktionierte.

Bei einem Bier am Lagerfeuer, ließen wir diesen turbulenten Tag ausklingen.

Auch an dieser Stelle nochmals vielen Dank an euch Beide, Mario und Katrin, für eure Hilfe und Unterstützung! Wir werden uns revanchieren, spätestens auf der Kieler Woche geht jeder Drink auf uns!

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück tauschten wir noch schnell ein paar Routen, Stellplätze und Tipps aus und verabschiedeten uns dann, denn unsere Wege führten leider in verschiedene Richtungen. Die beide wollten nach Batman und wir würden uns am Van See ein Plätzchen suchen.

Wir bleiben am östlichen Ufer des Van Sees, einem riesigen Soda See im äußersten Osten Anatoliens für eine Nacht. Natürlich mussten wir auch mal testen, was einen Soda See so ausmacht. Das Wasser hinterließ das Gefühl, als hätte man in Seife gebadet, nach Erzählungen sollte man exzellent seine Wäsche im See waschen können. Wir testeten es nicht, aber etliche einheimische Hausfrauen sparten sich wohl das Waschmittel und fuhren statt dessen lieber an den See. Großer Vorteil, die Kinder konnten auch gleich baden und wurden dazu noch extra sauber!

Auf dem Weg nach Georgien

Bevor wir in Richtung Georgien aufbrachen, mussten wir noch einen Copy Shop aufsuchen: Der Mietvertrag war mittlerweile angekommen, musste ausgedruckt, unterschrieben, eingescannt und wieder zurück gemailt werden. All dies erledigten wir in Doğubeyazıt, wo wir mal wieder auf Deutsch angesprochen wurden, was wir hier so fernab der Heimat machen würden. Der junge Mann lebte in Deutschland und war auf Familienbesuch. Er erzählte uns, dass er gerne Gas gäbe und den Weg in 2 Tagen geschafft hätte… Wie er das geschafft haben soll, bleibt wohl sein Geheimnis.

Unsere vorletzte Nacht verbrachten wir unterhalb des Ishak Pasha Palastes mit atemberaubenden Blick auf den Ararat, dem höchsten Berg der Türkei.

Lustigerweise hatte der Campingplatz einen kleinen Freizeitpark mit auf dem Gelände. Der Park wies zwar eine leichte Ähnlichkeit mit Prypjat bei Tschernobyl auf, aber alles funktionierte noch und so kam meine Tochter zu ihrer ersten Boxautofahrt… Mit ganzen drei Funktionierenden Boxautos auf der Fläche.

Der Rest moderte am Rand vor sich hin, wie auf einem Schrottplatz. Außerdem gab es eine Schiffschaukel, eine Kindereisenbahn (die mit einer Autobatterie betreiben wurde) und ein fünf Meter hohes Riesenrad für Kinder. Alles ungefähr 60 Jahre alt und noch niemals gewartet, aber trotzdem irgendwie kultig… Und für umgerechnet 50 Cent bringt man sich doch gerne in Lebensgefahr, denn der TÜVler, der den Park abgenommen hatte, war wahrscheinlich schon vor 20 Jahren gestorben. Aber wir hatten riesen Spaß!

Außerdem bekam ich dort die günstigste Shisha unserer gesamten Reise: 3 Euro!

Nach einem weiteren Stopover an einem Fluss im anatolischen Nordwesten, bei dem wir ein paar wirklich nette Angler kennenlernten, die uns aus Nachbarschaftsliebe einen ganzen Berg bestes Brennholz schenkten, machten wir uns auf zur Georgischen Grenze.

Durch ein Gebiet, dass uns stark an Irland erinnerte und so gar nicht zum Bild der Türkei passen wollte. Wir erreichten am Mittag die Grenze zum Nachbarland Georgien.

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Türkei 4

Gaziantep

Mit Zwischenstopp bei einer Apotheke fuhren wir in das besagte Einkaufszentrum, etwa eine Stunde entfernt.

Dort verbrachten wir den ganzen restlichen Tag, aßen und genossen die Annehmlichkeiten der Mall. Um 18 Uhr machten wir uns dann auf den Weg.

Die Fahrt war angenehm, wir machten ordentlich Kilometer. Bloß so gegen 23 Uhr hörten wir auf einmal ein wummerndes Geräusch. Sarah tippte auf den Straßenbelag, ich hatte eher den Verdacht, wir hätten einen Schleichplatten.

Doch als wir am Straßenrand hielten und nachschauten, war die Sache dramatischer als erwartet.

Das hintere Rad auf der Beifahrerseite hatte sich gelockert. Eine Radmutter war komplett verschwunden und beim genaueren hinsehen entdeckten wir, dass zwei Radbolzen gebrochen waren. Beim Versuch sie festzudrehen, brachen sie ohne viel Druck ab. Alle weiteren Muttern waren nur noch ein paar Gewindegänge davon entfernt, sich auch zu verabschieden.

Wir zogen das Rad notdürftig fest und fuhren weiter. Morgen, bei Sonnenlicht würden wir uns den Schaden genauer ansehen.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch und nur noch halber Kraft fuhren wir weiter zu unseren geplanten Wildcampspot, den wir eine Stunde später erreichten. Wir bauten auf und fielen totmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen bockte ich das Auto auf und besah mir die Radaufnahme. Ich wechselte einen abgebrochenen Bolzen aus, den ich zum Glück noch aus Südafrika in meiner Ersatzteilekiste hatte. Die anderen beiden Bolzen würden wir in Gaziantep versuchen zu bekommen.

Das erwies sich als kleineres Problem als anfangs erwartet, denn die Millionenmetropole hatte ein Werkstattviertel von der Größe Stuttgarts.

Für drei neue Bolzen bezahlte ich umgerechnet 7 Euro, was die Reparatur in überschaubarem Rahmen hielt. Abends würde ich nochmal die Radaufnahme auseinander nehmen und die gebrochenen Bolzen auswechseln.

Wir fuhren bestens gelaunt zur Altstadt. Dort parkten wir und gingen zu Fuß durch die engen Gassen. Wie in vielen anderen türkischen Altstädten hatte man auch hier das Gefühl, man würde durch Agrabar aus Disneys Aladin laufen, bloß die Kamele waren mittlerweile ersetzt durch uralte Pick Ups.

Wir wurden sogar Zeugen eines besonderen Ereignisses, woran wir überhaupt merkten, dass es mal wieder Freitag war: Das große Freitagsgebet.

Von einer Sekunde auf die Nächste schlossen viele Geschäfte, das Leben kam augenblicklich zum Erliegen.

Im Umkreis vieler Blocks um die dutzenden Moscheen wurden Teppiche auf die Straßen gelegt und hunderte, wenn nicht tausende Menschen machten sich bereit für das Gebet.

In unzähligen Reihen standen Männer, die Köpfe gesenkt, die Hände zum Gebet erhoben. In perfekter Synchronität knieten sich alle nieder. Da man eh nirgends anders hin konnte, sahen wir dem für uns doch ungewöhnlichen Ereignis zu, völlig fasziniert.

Keine zehn Minuten später ging das normale Leben wieder seinen Gang, als wäre nicht gewesen. Die Teppiche verschwanden so schnell wie sie gekommen waren und die Rollgitter vor den Geschäften hoben sich wieder.

Wir drehten noch einige Runden durch die Stadt, kauften Trauben und Melonen und fuhren dann zu unserem Wildcamp, ein wenig außerhalb der Metropole direkt am Fluss Euphrat. Dort tauschte ich die defekten Radbolzen aus, zog das Rad auf und wir genossen den Sonnenuntergang über dem Fluss.

Am nächsten Morgen wurden wir durch lautes Motorendröhnen geweckt. Ein Traktor mit dutzenden Menschen auf dem Anhänger kam den Schotterweg heruntergetuckert und heilt neben uns. Ein Mann sprang von der Ladefläche und kam mit einem satten „Servus“ auf uns zu.

Wir unterhielten uns kurz auf deutsch, was wir machten, wo wir hin wollten. Er sei mit seiner Familie hier zum Picknick. Ganz normal mit dem Traktor, denn nur so könnte man all die Familienangehörigen transportieren.

Wir verabschiedeten uns und fuhren los. Irgendwie ging es mir an diesem Tag nicht besonders und wir mussten ab und zu spontan anhalten, damit mein Mageninhalt auch mal das Licht der Welt erblickte.

Es machte wenig Sinn noch groß weiter zu fahren und wir stoppten an einem Wildcamp an einem Fluss in der Nähe des Berges Nemrut Dagi.

Dort blieben wir geschlagene zwei Tage, damit ich mich auskurieren konnte. Das war nicht ganz so einfach, denn Tags über steigen die Temperaturen auf über 45 Grad und ich meinte, ich würde im Auto in meinem eigenen Saft gegart.

Als es mir besser ging, verließen wir den Fluss. Wir stoppten bei einer alten römischen Brücke um das Navi zu füttern. Aber noch bevor wir wirklich angehalten hatten, stand schon ein Mann neben unserem Auto. Er sei Ömer und würde uns gerne auf einen Tee einladen.

Er hätte einen Camping genau neben der Brücke und wir wäre herzlich eingeladen bei ihm zu Campen. Für vier Euro die Nacht. Das war ein Wort. Wir sollten auch unbedingt zum Mount Nemrut fahren und uns dort die steinernen Köpfe ansehen, die noch von der mesopotamischen Ruinenstätte übrig wären.

Gesagt, getan.

Nemrut Dagi

Doch der Aufstieg auf den über 2000 Meter hohen Berg, auf dessen Gipfel die Ruinen lagen, war eine echte Herausforderung für unseren treuen Hilux. Mit beinahe kochendem Kühlwasser und allen Anzeigen im roten Bereich rollten wir auf den Parkplatz.

Die einstige Kultstätte ist das Grabmal Antiochos, des sagenumwobenen Herrschers dieser Region. Sie wurde auf dem Gipfel des Nemrut Dagi errichtet, doch leider durch zwei Erdbeben fast komplett zerstört. Es bleiben nur noch die Köpfe der Statuen übrig, die hier aus Sandstein erbaut wurden.

Die Stätte war interessant anzusehen und die Weitsicht vom Gipfel war überragend.

Die Nacht verbrachten wir auf dem Camping und sahen den ganzen Bekloppten zu, die zu nahe an den Fluss gefahren waren, um darin zu baden und sich jetzt gnadenlos festgefahren hatten. Bis weit in die Nacht hörten wir die gequälten Motoren, die versuchten, die feststeckenden Autos aus dem Kies zu befreien.

Urfa

Von Nemrut Dagi aus ging es am nächsten Tag für uns ins zwei Stunden entfernte Sanliurfa. Dort wollten wir einkaufen und unser Carnet de Passages nach Hause schicken. Die Temperatur lag wieder mal bei über vierzig Grad und die Klimaanlage kam an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit.

Wir erreichten den DHL Shop… Zu!!! Nur eine türkische Telefonnummer hing an der Tür.

Kurzer Hand gingen wir ins nächste Geschäft, in dem zwei Männer saßen. Einer davon war Sedat. Er war sofort bereit uns zu helfen und rief den Kurierfahrer an, erreichte ihn aber nicht.

Im Lauf der nächsten Stunde versuche er es noch ein paar Mal, bot uns Tee an und wir kamen (mit der Hilfe von Googleübersetzer) ins Gespräch.

Er würde uns gerne zu sich nach Hause einladen. Zum Abendessen.

Da wir nichts weiter vor hatten, nahmen wir die Einladung an, er war uns auch sehr sympathisch.

Irgendwann tauchte der DHL-Mensch auf und wir gaben unsere Sendung auf.

Im Anschluss fuhren wir mit Sedat zu ihm, bzw. in sein Wochenendhaus 20 km außerhalb der Stadt.

Wir verbrachten einen der schönsten Abende in der Türkei mit ihm, bei grandiosem türkischem Essen (was er vorher noch in einem Restaurant abholte), einem einmaligen Sonnenuntergang über dem Atatürk-Staudamm, den man von seinem Haus überblicken konnte und Baklava mit Eiskrem, den sein Cousin am Abend noch vorbeibrachte.

Wir konnten in seiner Einfahrt campen und am nächsten Morgen stand er um 9 Uhr schon mit dem Frühstück vor unserem Auto. Er ließ uns am Vorabend sogar noch den Schlüssel für das Haus da, damit wir duschen und aufs Klo gehen konnten.

Ein wenig wehmütig verließen wir Sedat nach dem Frühstück, der uns schon fast auf Knien anflehte, noch eine weitere Nacht zu bleiben.

Doch wir wollten weiter, die Hitze brachte uns fast um und wir mussten in etwas kühlere Gefilde.

Aber wir hatten einen Fremden kennengelernt und einen Freund gewonnen. Wir hofften inständig, dass dieser Kontakt noch lange bestehen würde, denn wir hatten den Mann wirklich lieb gewonnen und würden auf jeden Fall einmal wiederkommen, um auch den Rest seiner Familie kennenzulernen.

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Türkei 3

Salda See

Am Morgen machten wir uns auf zu unserem nächsten Ziel, dem Salda See. Es wurde uns beschrieben wie die türkischen Malediven… Da unsere Karibikerfahrungen noch nicht ganz so lange her waren, ließen wir uns mal überraschen.

Das erste, was wir sahen, als wir dort ankamen, war wirklich kalkweißer Strand vor türkisblauem Wasser…

Und türkeitypisch kaum einen Flecken an diesem Strand, an dem keine Großfamilie Picknick machte, Autos parkten oder Feuer brannten. Das war das Paradies und die Apokalypse in einem Atemzug…

Aber wir gaben die Hoffnung nicht auf, doch mal einen Platz zu finden, an dem kein Mensch uns Gesellschaft leistete und wir ganz alleine sein würden.

Also umrundeten wir den See und suchten nach kleinen Pfaden, die zum Wasser runter führten und die kein Auto außer einen Geländewagen befahren konnte. Das schreckte zumindest schon mal ein paar andere Bewerber auf den Stellplatz ab.

Und tatsächlich fanden wir einen Weg, der steil und in Serpentinen über losen Schotter zum See führte. Wir fuhren ihn bis kurz vor den Strand, der augenscheinlich aus festem kalkartigen Gestein und Sand bestand.

Doch was wir nicht sahen und erst bemerkten als wir darüber fuhren war die Lehmschicht, die ungefähr eine Handbreit darunter lag.

Unsere Hinterräder gruben sich in Sekunden bis zur Achse ein, der Tank lag auf und wir saßen fest. Wir stiegen aus und besahen uns die Misere.

Auto lag auf… Also versuchten wir die Sandbleche.

Die verschwanden beim Anfahren wortlos einfach so im Boden. Die Lehmschicht war wohl dicker als erwartet… Also holten wir die Schaufel vom Dach und fingen an zu graben. Und gruben… Und gruben…

Ganze zwei Stunden lang. Bei einem erneuten Versuch buddelten wir uns nur noch tiefer ein… Wieder lag der Tank auf.

Wir probierten die Auffahrkeile als Sandbleche umzufunktionieren, was einen geringen aber positiven Effekt hatte. Wir kamen an die Spitze der im Boden steckenden Sandbleche ran.

Diese auszugraben dauerte dann auch nochmal eine gute Stunde, aber schlussendlich bekamen wir das Auto mit den Keilen, Sandblechen und Holz aus unserer Dachbox frei.

Völlig verdreckt, verschwitzt und mit Blasen vom Graben übersät fielen wir uns in die Arme und genossen unseren Erfolg.

Wir suchten uns einen etwas sichereren Platz etwas entfernt vom Strand und blieben dort für zwei Nächte.

Den nächsten Tag genossen wir mit Sonnenbaden, planschen und damit, uns böse den Rücken zu verbrennen.

Im Lauf des Tages entstand dann auch die Idee, eine Nachtfahrt einzulegen, um unser nächstes Ziel einfacher erreichen zu können. Wir wollten ins 800 km entfernte Göreme in Kappadokien. Da wir aber mit Elisabeth eine so lange Strecke nicht am Stück über Tag fahren konnten, wollten wir sie Nachts fahren, wenn sie schlafen würde.

Wir verließen also am nächsten Morgen den See und fuhren zu einem Spot an einem anderen See. Dieser war noch 650 km von Göreme entfernt.

Wir standen um 4 Uhr am nächsten Morgen auf, packten in Windeseile alles zusammen – damit unsere Tochter so wenig wie möglich mitbekam – und machten uns auf den Weg.

Kappadokien

Die Strecke war angenehm zu fahren und die Sonne über der kappadokischen Landschaft aufgehen zu sehen, hatte schon seinen ganz eigenen Reiz.

Wir erreichten die Stadt um 9 Uhr morgens.

Da der Tag ja eben erst begonnen hatte, wollten wir direkt ein paar lokale Sehenswürdigkeiten abklappern. Darunter auch zwei Höhlenstädte, die in Kappadokien zu dutzenden unter der Erde verborgen sind und für die die Region berühmt ist.

Die erste auf unserem Weg liegende unterirdische Stadt war Derinkuyu, die als tiefste bisher entdeckte Höhlenstadt gilt.

Der schlichter Eingang ließ kaum vermuten, was für ein gigantischer unterirdischer Komplex sich da unter einem befand.

Nachdem man eine steinerne Treppe hinabgestiegen war, öffnete sich der Abgang in ein riesiges Labyrinth aus Gängen, Kammern und Kirchen. Vorratsräume, Wohnungen oder Versammlungszimmer wurden in den weichen Tuffstein gegraben.

Das Gewirr aus Wegen erstreckt sich tief in den Boden, bis zu 13 Stockwerke werden hier vermutet, acht davon sind zu besichtigen.

Auf dem Weg in die Tiefe bekommt man schon ein wenig ein beklemmendes Gefühl, die Decken sind kaum höher als 1,80 Meter und man musste ständig gebückt laufen.

Aber es war absolut faszinierend, obwohl man sich den engen Raum und die wenige Luft mit unzähligen Asiaten teilen musste, die sich rücksichtslos durch die Katakomben schoben.

Die zweite unterirdische Stadt, die wir anfuhren war Kaymakli. Sie gilt als die größte Höhlenstadt in Kappadokien. Ihr weit verzweigtes Netz aus Höhlen, Tunneln und Kammern erstreckt sich weit den Hang eines Berges hinab. Auf fünf Ebenen, die sich teilweise überschneiden, ineinander über gehen oder auch mit langen Tunneln verbunden sind, konnte man sehr schnell die Orientierung verlieren. Überall waren Löcher in Boden oder Decke, die einstmals für Leitern gedacht waren und gleich mehrere Ebenen miteinander verbanden. Durch Öffnungen in den Wänden konnte man in andere Räume blicken, während man sich durch die niedrigen Gewölbe zwängte und vor Staunen fast nicht mehr den Mund zu bekam.

Ursprünglich von den Hethitern angelegt, nutzten im frühen 7. Jahrhundert die ersten Christen die Untergrundstädte, um sich vor arabischen Feldzügen zu verstecken.

Nachdem wir wieder Tageslicht sahen, machten wir uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz.

Der Camping lag ein wenig außerhalb Göremes auf einem Hügel mit sagenhaftem Blick über die zerklüftete, canyonartige Landschaft Kappadokiens.

Diese Landschaft, mit ihren außergewöhnlichen Steinformationen, Tälern und Schluchten, die es den frühe Christen ermöglichte, sich hier zu verstecken und so zu überleben, war auch gleichzeitig einer der größten Touristenmagneten.

Jeden Morgen um 5 Uhr starten hunderte Heißluftballons in den frühen Sonnenaufgang, um einen einmaligen Blick auf dieses Naturwunder zu ermöglichen.

Das war auch einer der Gründe für uns, bzw. für meine Frau, diesen Ort zu besuchen. Sie wollte die Ballons sehen, die sich über die Canyons erhoben.

Wir nutzten den Camping für einen ersten Ruhetag, an dem nichts weiter passierte, als die Landschaft zu genießen, die Drohne kreisen zu lassen und unsere Wäsche zu waschen.

Am darauffolgenden Tag wurden wir morgens durch ein dröhnendes Geräusch geweckt. Schlaftrunken sah ich auf die Uhr und war mit einem Schlag hell wach. Halb 6!

Wir zogen uns an und sprangen aus dem Auto in die noch frühe Morgendämmerung. Vor uns am Himmel zogen schon unzählige Heißluftballons ihre Bahnen über der felsigen Umgebung. Immer wieder hörte man das Dröhnen der Brenner, wenn die Ballons zu steigen begannen.

Es war einmalig schön, besonders, als nach einer knappen Stunde die Sonne aufging und die eh schon einmalige Szene in ein oranges Licht tauchte.

Um 8 Uhr war das Schauspiel zu Ende, ein paar vereinzelte Ballons zogen noch über den Himmel.

Gegen Mittag packten wir unsere Sachen und verließen den Camping. Wir wollten zum Zelve Open Air Museum. Das Museum liegt ungefähr 30 Kilometer außerhalb der Stadt Göreme.

Nicht nur in den Untergrund gruben die frühen Christen ihre Höhlen, auch in den kappadokischen Bergen kann man überall ihre verlassenen Wohnstätten in den Fels gehauen besichtigen.

Das Museum war um eine dieser Felsenstädte herum errichtet worden, man konnte in jede einzelne Höhle klettern, teilweise mehrere Stockwerke über einander zogen sich die Gänge und Kammern durch die Hänge der Berge. Kirchen, Vorratsräume, Wohnstätten und Gräber waren in den weichen Tuffstein gehauen und boten ein eindrucksvollen Bild. Wenn man den Wegen folgte und die Felsen emporblickte, konnte man überall Fenster, Türen und Portale sehen, die durch die Farbe des Berges stark an einen Schweizer Käse erinnerten.

Unsere kleine Lara Croft erkundete, kletterte und kroch überall hinein, wir hatten echt Mühe sie zu zügeln, so Spaß machte es ihr.

Nach drei Stunden in der prallen Mittagssonne verließen wir das Museum, durchgeschwitzt, aber total begeistert.

Wir fuhren ins nahe Ürgüp, der Provinzhauptstadt und größter Stadt in der Region.

Wir mussten noch ein paar Sachen einkaufen und wollten uns ein wenig die Zeit vertreiben, bis wir zu unserem nächsten Schlafplatz aufbrechen würden. Einem Spot von Ioverlander, der auf einem Felsen gelegen einen einmaligen Blick auf die Heißluftballons versprach, die rund um einen herum starten würden.

Eigentlich wurde dieser Spot geschlossen, so zumindest verlangte es die geschlossene Schranke. Doch dutzende Reifenspuren umfuhren diesen Weg durch einen kleinen Acker, und genau da wollten wir auch durch.

Wir warteten bloß, bis es dunkel wurde, denn der Spot war von einem Aussichtspunkt auf einem Hügel gut einsehbar und man musste es ja auch nicht übertreiben.

Wie wir da so warteten, kamen mit lautem rumpeln fünf Land Rover Defender angeprescht, voll mit Schlitz…. äh, asiatischen Touristen.

Der Inhalt der Geländewagen ergoss sich auf den kleinen Platz vor der Schranke und von einer Sekunde auf die Andere war ein Geräuschpegel wie auf einer Großbaustelle. Überall wurden Fotos, Smartphones und Camcorder gezückt und die komplette Szenerie samt Sonnenuntergang aufgenommen. Und natürlich auch uns…

Ich war immer in Hab-Acht-Stellung, dass keiner der Freunde ein Bild meiner Tochter machte. Nicht weil sie nicht schon oft genug auf dieser Reise fotografiert worden wäre, sondern das war meine kleine, persönliche Rache…

Aber nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei, die gelbe Gefahr wurde zurück in die Geländewagen verfrachtet und abtransportiert. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und wir umfuhren die Schranke und bauten unser Camp am Rand eines steil abfallenden Canyonrandes auf.

Wir bereiteten alles für den Morgen vor. Machten Kamera, Drohe und Actioncam bereit, sorgen dafür, dass es schnell Kaffee geben würde und stellten uns die Wecker.

Ballons

4:30 Uhr

Stock dunkel

Ich verließ das Auto und kochte Kaffee, unter uns in der Schlucht dröhnten die ersten Brenner. Überall konnte man Busse sehen, die Touristen ausluden, Pick-Ups standen herum, die Material für die Ballons, Körbe und Gasflasche gebracht hatten.

Ich baute auf unserem Tische eine kleine Technikzentrale auf, damit alles schnell gehen würde, wenn die Ballons aufstiegen.

Auch meine Frau schloss sich mir an und nahm dankend den Kaffee entgegen, der in der Tasse dampfte.

Punkt fünf Uhr erhoben sich die Ballons fast gleichzeitig und die gigantischen Gefährte tauchten wie in Zeitlupe aus allen Schluchten der Canyons auf. Hunderte!

Die Drohne war pausenlos in der Luft und flog nur Meter entfernt zwischen den Ballons hin und her. Atemberaubende Bilder luden sich auf die Speicherkarte.

Auch die Spiegelreflex war permanent im Einsatz, die Heißluftballons zogen über uns hinweg, man wusste gar nicht, wo man zuerst drauf halten sollte. So eindrucksvoll war das Ganze.

Um uns herum tauchten immer mehr Heißluftballons aus den Schluchten auf und stiegen in den orange werdenden Himmel auf.

Als dann die Sonne über den Horizont lugte und die Gefährte in wunderschönes goldgelbes Licht tauchte, konnte man schon von einem perfekten Tag reden!

Es war über alle Maße beeindruckend und als dann die Akkus leer und die Drohne wieder am Boden war, genossen wir das ganze noch eine Weile ohne Technik.

Die Bilder die wir erhielten waren mit die Besten, die die Drohne je aufgezeichnet hatte. Und auch für uns war dieses Schauspiel eines der beeindruckendsten Ereignisse unserer gesamten Weltreise!

Leider war auch heute um acht Uhr die Show vorbei und wir begannen, langsam unser Zeug zu packen. Der Plan für den heutigen Tag war etwas straffer.

Wir wollten noch ins Göreme Open Air Museum, nach Ürgüp ein Medikament abholen, das wir bestellt hatten und in ein Einkaufszentrum ca. eine Stunde entfernt.

Dort wollten wir uns die Zeit vertreiben, bis Abends, denn es sollte wieder eine Nachtfahrt geben. Damit unsere Tochter möglichst wenig wache Zeit im Auto verbrachte, wollten wir gegen 18 Uhr los fahren und die 600 km nach Gaziantep in die Nacht fahren.

Als wir den Platz verließen kamen uns schon die ersten asiatischen Touri-Gruppen entgegen, die zur Aussichtsplattform wollten.

Wir fuhren nach Göreme und parkten vor dem Museum. Der Eintritt war deutlich teurer als in Zelve, was schon mal ein Dämpfer war. Dazu musste man sich im Gegensatz zu dem unbekannteren zweiten Museum die Stätte mit hunderten anderer Touristen teilen.

Wir waren etwas enttäuscht…

Die Wandmalereien waren deutlich besser erhalten als die in Zelve, aber die Stätte war viel kleiner und nach einer knappen dreiviertel Stunde waren wir durch.

Wir würden jedem, der in in Göreme und Umgebung unterwegs ist, raten, eher nach Zelve zu fahren, es lohnt sich deutlich mehr!

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Türkei 2

Troja

Ein Ort, den ich auf jeden Fall besuchen wollte, waren die Ruinen von Troja. Wir erreichten Canakkale am dritten Tag unserer Abfahrt aus Istanbul. Die Stadt ist der Ausgangspunkt für einen Besuch der Ruinenstadt. Hier steht auch das original Trojanische Pferd aus dem Film Troja mit Bratt Pitt und Diane Krueger.

Wir fuhren weiter zur Ausgrabungsstätte.

Man kennt die Geschichten von Hektor, Achilles und Odysseus, dem hölzernen Pferd und der wunderschönen Helena. Dies soll der Ort sein, an dem die Geschichten ihren wahren Ursprung haben.

Heinrich Schliemann entdeckte 1873 die Überreste der antiken Stadt, die im 5. Jahrhundert vor Christus gegründet worden war und Schauplatz der Sagen aus Homers Ilias darstellte.

Kurzer Abriss, für diejenigen, die die Geschichte nicht kennen:

Die Trojaner hatten Helena, die Frau des spartanischen Königs Menelaos, geraubt und dieser verfolgte die Trojaner mit seiner gesamten Streitmacht. Die Krieger scheiterten aber bei dem Versuch die Mauern der Stadt zu überwinden und belagerten sie deshalb mehrere Jahre.

Als nichts weiter half, kam Odysseus die schlaue Idee, man könnte ja ein Holzpferd aus den Schiffen bauen, sich im Inneren verstecken und das Pferd als Geschenk vor die Stadttore stellen. Als die Trojaner dann das Pferd in die Stadt gezogen hatten, kam nachts die Mannschaft aus den Innereien und öffnete die Tore. Die gesamte spartanische Streitmacht drang in die Stadt ein und zerstörte sie komplett.

Und natürlich nahmen sie ihre Königin wieder mit nach Hause!

Das UNESCO Weltkulturerbe ist alleine durch diese Geschichte beeindruckend… Oder vielleicht auch nur deswegen. Denn was man dort findet, sind ein paar alte Steine, Reste von Mauern und die Andeutung von Gebäuden. Natürlich muss man sagen, dass die Stadt fast 2500 Jahre alt ist und davon nicht mehr ganz so viel übrig ist wie zum Beispiel bei den Ruinen der Maya, die wir in Mexiko besucht hatten. Die hatten aber auch 2000 Jahre weniger auf dem Buckel.

Wie auch immer, ich war froh, da gewesen zu sein, aber nochmal müsste ich nicht hin. Wir schliefen an einem Strand ca. eine halbe Stunde südlich der Stadt. Ein wunderschöner Sonnenuntergang beendete diesen Tag. Der Nächste sollte die Hölle werden…

Beschissen

Der Morgen war schon anstrengend. Unsere Tochter hatte nicht die allerbeste Laune, was sie uns sehr deutlich spüren ließ. Es war ein Segen, als sie endlich während der Fahrt einschlief.

Wir hatten einen weiten Weg zum nächsten Spot vor uns. Gegen Mittag durchquerten wir eine Stadt und beim ausfahren auf die Überlandstraße gab uns ein Mann Zeichen anzuhalten. Wir stoppten am Straßenrand und er zeigte uns, was er gesehen hatte. Wir verloren Öl aus der hinteren Achse.

Aber Allah hätte ihn uns geschickt um uns zu helfen, so seine Worte. Er wäre Mechaniker und die Reparatur kein Problem.

Wir fuhren zu einem Parkplatz und er machte sich ans Werk. Innerhalb von einer halben Stunde war die hintere Steckachse auf der Beifahrerseite ausgebaut und in seinem Kofferraum. Die fälligen Bremsbeläge lagen gleich mit dabei.

Immer wieder wiederholte er, dass Allah ihn geschickt hätte… Allein das hätte mich stutzig machen sollen… Aber noch hatte ich Hoffnung auf einen Menschen wie in Albanien zu treffen, der ehrlich und freundlich ist. Letzteres war er zumindest schon mal.

Wir stiegen in sein Auto, Sarah und Elisabeth blieben bei unserem eigenen – ohne Handy und Internet, um im Fall der Fälle Hilfe zu holen, das musste nämlich ich zur Kommunikation mitnehmen.

Die Fahrt ging los. Ich wusste überhaupt nicht was mich erwartete. Die ganze Konversation verlief über Google Translator.

Wir fuhren in die nächste Stadt, er schien dort Leute zu kennen, die uns helfen könnten. Wiedermal blitzte eine gewisse Skepsis auf, wurde aber schnell wieder gemildert, als wir in dem Werkstattviertel ankamen und er zielsicher eine Garage ansteuerte, in die er unsere Achse verfrachtete. Danach ging es drei Tore weiter, um die Bremsen neu beziehen zu lassen.

Nach nicht einmal zwei Stunden war alles erledigt, er hatte alles geregelt, ich hatte sogar noch sieben Liter Motoröl beschafft bekommen, für den baldigen Ölwechsel. Zur Not hatte ich nochmal Geld geholt, für alle Fälle. Aber niemand wollte Geld… Wir konnten zurück. Wieder dieses Gefühl…

Wir erreichten den Parkplatz, auf dem unser Auto stand und bei dem meine beiden Damen warteten.

Schnell war die Achse, die wirklich gut aussah, wieder eingebaut, neue Bremsbeläge auf die Trommelbremse gezogen und alles soweit fertig.

Irgendwie hatte der Typ es auf einmal mächtig eilig, er müsse noch weiter, wir sollten zusammenpacken. Also schnell alles hinten rein geworfen, richtig aufräumen könnten wir dann im Camp.

Nachdem alles halbwegs verstaut war, setzte sich der Mann und deutete mir, mich zu ihm zu setzen. Ich fragte, was er jetzt bekommen würde für seine von Allah gesandte Hilfe.

Ach, meinte er, nur 200 Euro… Ich fragte nochmal nach, ob er nicht türkische Lira meinte (das wären ca. 30 Euro gewesen)… Nein, Euro!

Dann fragte ich ihn, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte, aber ich glaube der Google Translator übersetzte falsch, denn er lachte nur und deutete mir, ihm das Geld zu geben. Ich ging zu Sarah, die bereits im Auto saß und erzählte ihr die Sachlage.

Sie lachte…

Der Mann kam dazu und eine hitzige Diskussion entbrannte, in der von seiner Seite her der Preis immer weiter fiel. Das allein war so lächerlich, dass wir jetzt erst recht stur blieben. Wir schlugen Folgendes vor: Wir fahren zu der Werkstatt und fragen nach dem genauen Preis für die Arbeit, dann soll er seinen Teil draufschlagen und wir sind quitt.

Das wollte er aber auch nicht… Also ging die Feilscherei weiter, er hatte sich leider mit dem Falschen angelegt!

Bei 200 türkischen Lira ließen wir uns auf einen Deal ein und schlugen zu. Wild gestikulierend riss mir der Kerl die Scheine aus der Hand und zog fluchend von Dannen.

Wir stiegen ein, ein fettes Grinsen auf den Lippen. Selbst wenn er das Lager nicht gewechselt hatte, die Bremsen waren neu und die Erfahrung des Einbaus war alle mal das Geld wert, dass wir ihm bezahlt hatten.

Wir fuhren noch fast zwei Stunden zu einem Spot in den Bergen oberhalb von Izmir. Das war ein Dreckloch, voll Müll, Ameisen und Moskitos.

Und als wir dann ausluden, merkten wir, dass es doch kein so guten Deal war. Der Typ hatte uns um einige Werkzeuge aus meinem Werkzeugkasten erleichtert. Nichts wirklich Elementares, aber trotzdem ärgerlich. Sarah fluchte noch den halben Abend und auch mir steckte die ganze Sache quer. Wie zum Abschluss fing es noch an zu regnen… Was für ein Tag!

Ephesus

Nach langen Diskussionen beschlossen wir am nächsten Tag, die Sache einfach zu vergessen. Eigentlich konnten wir froh sein, dass uns auf der gesamten Reise nicht mehr abhanden gekommen war, als ein bisschen Werkzeug. Ein Smartphone wäre tausend mal schlimmer gewesen, alle Daten, Fotos und Log Ins wären weg und der Umstand, alles zu sperren wäre immens. Deswegen einfach vergessen, bei Würth gibt es so viel Ersatz wie wir wollten.

Unser Weg führte uns zu einem weiteren Highlight der Westküste. Ephesus!

Wieder ein UNESCO Weltkulturerbe und Heimat eines der sieben antiken Weltwunder. Des Tempels der Arthemis.

Außerdem kann man dort auch die Celsus Bibliothek besuchen, meiner Meinung nach eines der top Sehenswürdigkeiten Ephesus’ und der gesamten Türkei.

Doch vorher musste man sich durch dutzende aufdringliche Händler schlagen, die dir alles erzählen wollten, nur um dich von ihren Waren oder Dienstleistungen zu überzeugen.

Darunter der Parkplatzwärter:

Ein Typ auf einem Plastikstuhl, der einem weismachen wollte, für die Ruinenstätte würde man locker vier Stunden brauchen. Im Nachhinein hätte ich ihm für diese Aussage eine Kopfnuss verpassen sollen.

Die Ruinen erstrecken sich den Hang eines Berges hinauf und hatten schon eine beachtliche Dimension. Er bot an, dass ein Bus zum hinteren Eingang fahren würde, am oberen Ende der Anlage. Dann könnte man ganz entspannt den Hang durch die Ruinen nach unten laufen und man würde das ganze in einer Stunde schaffen. Der Bus würde nur kurz vorher an einer Fabrik für Teppiche anhalten, aber man müsse nichts kaufen…

Okay, vielen Dank, ich versuch mich einfach mal am normalen Weg…

Was man für die 12 Euro Eintritt erhält ist wirklich beeindruckend. Eine gewaltige antike Stadt, damals bewohnt von 250000 Menschen, erstreckte sich vor einem…. Beziehungsweise nur die Grundmauern, denn drei Erdbeben hatten die komplette Stadt in den vergangenen 2000 Jahren in einen Trümmerhaufen verwandelt.

Die Archäologen hatten ganze Arbeit geleistet, denn viele der Tempel, Häuser und Theater waren restauriert und man konnte die imposante Erscheinung erahnen, die diese Bauwerke einst dargestellt hatten.

Am besten Rekonstruiert war die Celsus Bibliothek, das Herzstück der Anlage und Touristenmagnet Nummer eins.

Hunderte Menschen drängten sich um die Fassade des einstigen Prachtbaus, fotografierten, posierten und hielten Smartphones und Selfie-Sticks in die Luft.

Ich streifte noch eine Stunde durch die Ruinen, bis es mich zurück zum Auto und meinen Frauen zog, die dort warteten.

Zum einen, weil Sarah die ganze Sache nicht interessierte und sie lieber einen zweiten Anlauf mit den Visa für den Iran starten wollte. Elisabeth schlief zum Zeitpunkt als ich los ging noch.

Aber jetzt war sie wach, die Visa erneut beantragt und wir wieder auf dem Weg zum nächsten Supermarkt, unsere schwindenden Vorräte aufstocken.

Den Nachmittag verbrachten wir auf einem Parkplatz, der an einem Spielplatz/Naherholungsgebiet angegliedert war, auf dem man auch campen konnte. Elisabeth hatte ihren Spaß und wir genossen die Sonne und das nahe azurblaue Mittelmeer.

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Türkei 1

Istanbul

Im Licht der aufgehenden Sonne stachen die Minarette scherenschnittartig vom orangeroten Himmel ab. Der Ruf des Muezzins ertönte, als wir gerade die ersten Meter auf türkischen Asphalt unterwegs waren. Der Übertritt aus der EU in die Türkei war super angenehm. Wir hatten von Durchsuchungen gelesen, das ganze Auto würden an der Grenze zerlegt werden.

Aber nichts der Gleichen, ein kurzer Blick ins Auto und schnell noch die Klappe hinten auf, schon durften wir weiter – mit gefühlt 1000 anderen Deutschen und Österreichern, ein Auto mit türkischem Nummernschild hatten wir bis dahin noch nicht gesehen.

Wir fuhren über Edirne, die erste größere Stadt hinter der Grenze in Richtung Istanbul.

Vier Stunden später, davon ungefähr 2,5 im Stau trafen wir in der Megametropole ein. 15 Millionen Einwohner, und das nur die offiziellen schwarzen Ziffern, bewohnen ein Gebiet von mehr als der doppelten Größe des Saarlandes.

Und man hatte das Gefühl, jeder dieser Einwohner besitzt zwei Autos, die er gleichzeitig fährt.

Es war ein nervenaufreibender Weg bis wir endlich unseren anvisierten Camping erreichten. Er liegt im Stadtteil Fatih. Ein kleiner Parkplatz neben einer Sportanlage wurde hier zum Camping umgerüstet, man teilt sich die Duschen mit den Sportlern und steht auf Asphalt. Aber der Weg zur Hagia Sofia betrug gerade mal 20 Minuten… Zu Fuß!! Das machte alles wieder wett!

Das Personal war zurückhaltend aber freundlich, uns wurde ein Platz zugewiesen, an dem wir auch die Markise nutzen konnten, denn die Sonne brannte unentwegt vom Himmel und es waren sengende 35 Grad.

Trotzdem machten wir nach dem Aufbauen einen kleinen Rundgang Richtung der Moscheen und Sehenswürdigkeiten der Altstadt.

Der Flair der Stadt verzauberte uns sofort wieder, wir waren begeistert von den vielen kleinen Geschäften, Boutiquen, Souvenirläden und Imbissbuden. Alles umrahmt von den hoch aufragenden Minaretten, den schreienden Händlern, den Gerüchen und Eindrücken.

Der Platz zwischen Hagia Sofia und Sultan-Ahmed-Moschee (oder auch blaue Moschee) war überfüllt von Touristen. Da wurde ins bewusst, dass es Freitag war, Wochenende…

Wir verschoben also das Sightseeing auf einen anderen Tag, denn wir planten längere Zeit hier zu verbringen. Somit hatten wir keinen Zeitdruck. Wir organisierten noch schnell eine türkische SIM-Karte und machten uns dann wieder auf den Weg zurück zum Camping.

Am nächsten Tag fuhren wir zu Toyota, mit der Hoffnung, dort die Teile zu bekommen, die wir brauchten, um unseren Schaden am Differenzial zu beheben.

Der erste Händler war gerade mal fünf Kilometer entfernt, ein erster Versuch.

Es war ein gigantisches Autohaus, dutzende Autos wurden ausgestellt und der Wartebereich für die Ersatzteile bot mindestens 50 Sitzplätze.

Als ich an der Reihe war, trug ich mein Problem vor und wurde mal ganz entspannt durch drei Büros gereicht, bis jemand zur Stelle war, der englisch sprach.

Selma, die Servicechefin nahm sich unseres Problems an und versicherte uns, dass sie das Teil bestellen und uns anrufen würde, sobald es eingetroffen sei.

Oder besser eine WhatsApp schicken… Ich war gespannt, ob das funktionieren würde.

Am Mittwoch sollte die Dichtung eintreffen, also hatten wir noch eine Menge Zeit, uns die Stadt anzuschauen.

Den Sonntag gammelten wir nur auf dem Camping rum, den Montag nutzen wir, um den Stadtteil Galata zu sehen. Vom Taksim Platz aus schlenderten wir durch die Einkaufsmeile bis hinunter zum Bosporus, sahen den Fähren zu, wie sie von Europa nach Asien fuhren, Leute einluden und absetzten und tranken Tee am Ufer, umringt von tausenden anderer Menschen sämtlicher Nationen, die auch die Atmosphäre der Stadt genossen.

Tags drauf gingen wir durch die Altstadt, besuchten die blaue Moschee, den großen Basar und die Zisterne, als mein Handy klingelte.

Selma, unser Teil wäre da…

Als wir am nächsten Morgen bei Selma vorstellig wurden, bekamen wir eine Hiobsbotschaft mitgeteilt. Das Teil wäre da, sie könnten es aber nicht einbauen, da keine der Hebebühnen für die Höhe unseres Autos ausgelegt sei.

Aber sie hätte einen ehemaligen Angestellten angerufen, der sich mittlerweile selbstständig gemacht hatte. Er erwarte uns und würde das Teil umgehend einbauen.

Wir waren begeistert von dem Service und der Freundlichkeit, die uns Selma Gümüs Tasar trotz immenser Sprachbarriere entgegen brachte und können Toyota Plaza Sonkar Istanbul nur wärmstens jedem empfehlen, der ein Problem mit seinem fahrbaren Untersatz hat.

Die Werkstatt von Yücel lag im Norden Istanbuls, eine knappe halbe Stunde entfernt.

Und knappe eineinhalb Stunden später waren wir wieder 100% fahrtauglich. Für 30 Euro Einbaukosten. Der Hammer!

Da ein Decathlon um die Ecke lag, fuhren wir auch noch dort vorbei, um ein Planschbecken für Elisabeth, sowie ein paar Gummistiefel zu besorgen. Wir hatten die Nase voll, dass ihre Schuhe bei Regen immer nass waren.

Den Rest vom Tag genoss Elisabeth die Kühle des Schwimmbeckens und wir den Schatten unter der Markise.

Am nächsten Tag ging Elisabeth und ich mit Markus, einem Österreicher, der mit seinen drei Kindern unterwegs war, in den Topkapi Palast, während Sarah auf dem Camping blieb und sich entspannte.

Am Nachmittag kam die Familie von einem Campingplatzangestellten, Mehmet, vorbei und verbrachte den Rest des Tages mit uns. Wir aßen zusammen, die Kinder spielten im Pool, und wir sprachen(überwiegend per Google Translator) über unsere verschiedenen Kulturen und die unterschiedlichen Lebensweisen. Sowohl Tochter als auch Mutter trugen beide Kopftuch, die Mutter sogar einen Abaya.

Es war wirklich sehr interessant, sich mit den Beiden zu unterhalten, und wir nahmen viel aus dem Gespräch mit. Sarah bekam sogar von Merve, Mehmets Tochter, eine Tüte mit Kopftüchern geschenkt, die sie für den Iran, unser nächstes Reiseland brauchen würde.

Vergebliche Mühen

Aber dafür brauchten wir erst mal ein Visum. Dieses beantragte Sarah online, während ich mit Elisabeth den Großen Basar unsicher machte. Elisabeth vorne weg, bekam am laufenden Band irgendetwas von verzückten Händlern zugesteckt, ich immer hinterher, um mich zu bedanken. Nach grober Schätzung habe ich an diesem Tag ungefähr 2500 Hände geschüttelt, mindestens genau viele haben meiner Tochter über ihre blonden Locken gestrichen.

Da die Visa einige Tage dauern konnten, hatten wir wiedermal Zeit. Diese nutzten wir mit einer Fahrt mit der Fähre auf die asiatische Seite, einem erneuten Besuch auf dem großen Basar und den umliegenden Vierteln und dem Besuch eines Barbiers, der Sarah die Haare schnitt und mir das komplette Wohlfühlpaket zukommen ließ. Inklusive Ohrhaarentfernung per Wax, Peeling und Massage. Dafür mussten wir nur 6,50 Euro (zusammen!) berappen, was für die 1,5 Stunden wohl wirklich ein guter Schnitt war!

Außerdem kauften wir ein neues Schwimmbecken, denn unser Decathlon-Pool wurde von den einheimischen Straßenkatzen als Kratzbaum benutzt und segnete nach dieser Aktion das Zeitliche.

Am nächsten Tag stand ein Besuch bei der Botschaft an, um unseren Visastatus abzufragen. Mit langen Klamotten und Sarah mit Kopftuch bewaffnet machten wir uns auf den Weg zur Botschaft. Uns wurde von allen Angestellten des Camping Glück gewünscht, mittlerweile standen wir so lange dort, dass wir jeden kannten und uns mit allen angefreundet hatten.

Doch leider wurde unser Antrag abgelehnt, ohne Angabe von Gründen.

Niedergeschlagen gingen wir zurück zum Camping, aber noch mit ein wenig Hoffnung, denn es gab noch mehr Botschaften in der Türkei und wir hatten noch Chancen.

Wir bleiben noch zwei Nächte auf dem Platz, um uns von allen zu verabschieden, ein neues Schwimmbecken zu kaufen (das zweite wurde wieder von den Katzen zerlegt) und nochmal alle Reserven aufzufüllen.

Abschied

Am Tag unserer Abreise hatte Mehmet Dienst und ich bin mir fast sicher, ich hab eine Träne hervor blitzen sehen.

Wir fuhren kurz außerhalb von Istanbul, was alleine knapp vier Stunden in Anspruch nahm. Damit wir unsere Serie komplett machten, nahmen wir die Brücke des 15. Juli. Somit waren wir einmal über, einmal auf und einmal unter dem Bosporus gefahren.

Unser Lager schlugen wir südlich der Metropole am Meer an einem Platz auf, der so zugemüllt war, dass man kaum den Sand sehen konnte.

Das war das Problem, wenn in einem Land Camping an keinem Ort verboten ist. Es gibt immer irgendwelche Affen, die ihren Müll rumliegen lassen, aber wenn das gleich ein ganzes Land macht… Naja…

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