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Tag 5 – Delhi (25.02.2016)

Wiedermal holte uns der Wecker aus unseren Träumen, doch diesmal um halb 7 Uhr morgens. Unsere Alte-Leute-Kaffeefahrt-Touristen-Tour stand an und wir packten schon mal unser Zeug für den abendlichen Heimflug. Wir hatten abgeklärt, dass wir unser Gepäck an der Rezeption ablegen und es abends, nach unserer Tour, wieder holen konnten.

Wir gingen zum Frühstück und Tim bestellte diesmal ein Menü, das nicht inklusive unserer Frühstückspauschale war. Weder hatte Tim Lust auf Toast mit Butter, noch Toast mit Marmelade, noch Toast pur oder das undefinierbare indische Frühstück.

Also bestellte er Crepes mit Nutella und Banane für 50 Rupien mehr und dachte, er zahle die Differenz einfach drauf. Aber Pustekuchen. Der Kellner nahm freundlich lächelnd und nickend die Bestellung auf. Doch es trat wiedermal das typisch indische Problem auf. Nämlich, dass die Leute nicken, aber nicht das geringste verstanden haben, was du eigentlich von ihnen willst… Somit zahlte Tim das Frühstück halt eben ganz. Aber ein Pfannkuchen mit Bananen und Nutella für 2 Euro konnten wir noch verschmerzen.

Nach dem Frühstück packten wir also unser restliches Zeug zusammen und parkten es an der Rezeption.
Wir checkten schon mal aus und machten uns auf den Weg zu unserer Alte-Leute-Kaffeefahrt-Touristen-Bustour. Wir fuhren wieder eine Station mit der Metro und wie jedesmal wenn man eine Haltestelle oder einen Bahnhof verlässt, wurden wir prompt von irgendwelchen TukTuk- oder Taxifahrern überfallen. Mittlerweile hatten wir den Dreh raus, sowohl wohin wir wollten, als auch wie man solche aufdringlichen Nervensägen schnellstmöglich wieder los wird. Diese Technik wird von den Einheimischen immer angewandt, am Anfang kam es uns ein bisschen respektlos vor, aber es funktioniert zu 100%: Einfach mit „NO“ antworten, die Nervensäge dabei anschauen und gleichzeitig die Hand mit einer Abwehrbewegung (wie wenn man eine Fliege verscheucht) in ihre Richtung wedeln und dann demonstrativ in die andere Richtung schauen. Maximal fünf Sekunden, dann ist man sie los! Und das macht man dann auf einem Weg von 500 Metern mindestens 25 Mal! Wir verfeinern unsere Technik immer weiter und versuchen noch in diesem Urlaub die 2 Sekundenmarke zu knacken! Genauso haben wir uns von den Einheimischen abgeschaut, wie man eine Straße mit offiziell drei Spuren in jede Richtung überquert, ohne eine Ampel zu benutzen (wenn es denn eine gibt, dann eh nur zur Zierde): Die Hauptsache ist, dass man zuallererst nur an sich selbst denkt. Beherzt tritt man auf die Straße und schaut nur nach vorne bzw. in den kommenden Verkehr. Man darf nur niemals stehen bleiben oder gar zurückgehen, sonst sitzt man fest! Auf wundersame Weise schlängelt sich der Verkehr an einem vorbei bzw. um einen herum! Nur im äußersten Notfall darf man kurz langsamer werden wenn sich ein bis zum Achsbruch überladener Pick-Up mit 80 Sachen die Vorfahrt einfach nimmt. Aber nur dann! Es ist schon ein komisches Gefühl mit einem Abstand von vielleicht 15 cm zwischen einem LKW und einem Bus zu stehen, aber wir sind immer heil auf der anderen Seite angekommen. Irgendwie…

Auf jeden Fall kamen wir pünktlich, unbeschadet und ohne irgendwelchen Nippes gekauft zu haben (und das ist nicht so einfach, wenn man Tim zum Mann hat ;)) am Abfahrtspunkt an. Unerwarteterweise war nur noch ein Weißer (Amerikaner) dabei, der Rest waren Inder.

In einer Gruppe von ca. 10 Leuten fuhren wir das erste Ziel auf unserem Plan an. Eine halbe Stunde hatten wir Zeit und keine Minute länger. Wenn wir nicht pünktlich am Bus sind, fährt dieser ohne uns ab erzählte uns unsere Reiseleiterin. Das von einer Inderin zu hören klang ein bisschen nach Hohn.

Nirgendwo haben wir bisher soviel Bürokratie erlebt wie in Indien. Selbst Deutschland ist ein Witz dagegen. Die Bürokratie wird dann noch damit gepaart, dass die Uhren in Indien so langsam laufen wie in kaum einem anderen Land!

IMG_1888In einem Land, in dem auf einer Baustelle sich zwei Leute eine Schaufel teilen, die sechs von acht Arbeitsstunden in der Erde steckt und der Schatten doch der bevorzugte Aufenthaltsort ist. Wir haben auf der ganzen Baustelle des Taj Mahal (drei von vier Türmen sind in Gerüste gehüllt) gerade mal 2 Arbeiter gesehen. Einen im Schatten, der andere auf dem Gerüst… im Schatten einer Plane… Wir sprechen ja nicht von dem bekanntesten Bauwerk der Welt, das vielleicht so schnell wie möglich fertig werden sollte… Woher denn!!!

Und in so einem Land bekommt man gesagt, man soll pünktlich am Bus sein!

Eine halbe Stunde später waren aber alle am Bus und wir fuhren geschlossen weiter. Wir hakten die verschiedenen Punkte auf unserer Tour ab und kurz vor dem Mittagessen wurden wir dann doch noch in einen indischen Souvenirladen geschleift. „Where are you from?“ „Germany“ „Ahh, nice country. Germans always like to buy carpets“! Nein, wir wollten keine Teppiche kaufen und auch sonst nix! Wir machten uns schnell aus dem Staub und überließen die Einheimischen den Verkäufern. Für die war jedoch kein guter Tag. Nur eine Frau aus unserer Gruppe kaufte einen Schal.

Wir fuhren zum Mittagessen und hatten gerade so viel Zeit, dass wir uns eine Kleinigkeit reindrücken konnten, bevor der Trip weiter ging.

Nach dem Essen blieben wir als Gruppe zusammen, da alle auch die Nachmittagstour gebucht hatten, jedoch stieg noch eine junge Frau zu, die hatte NUR den Nachmittagstour gebucht.

Auf die Minute pünktlich fuhr der Bus vom Hof!

IMG_2398Als erster Halt am Nachmittag stand das Rote Fort an. Wir wollten allerdings nicht rein. Erstens haben wir schon das in Agra gesehen und waren da ziemlich enttäuscht und zweitens steht auch im Reiseführer, dass das Fort von außen imposanter ist als von innen.

Also flunkerten wir unsere Reiseleiterin an, wir seien schon vor zwei Tagen drin gewesen und baten sie, dass wir in der Zeit was anderes machen dürften. Kein Problem! Gegenüber ist ein Markt, da könnten wir uns die Zeit vertreiben. Aber bloß pünktlich zurück sein, sonst fährt der Bus ohne uns… Ja ja, wir wissen schon…

Wir gingen also in Richtung Markt. Natürlich hatten wir sofort wieder irgendwelche Händler und TukTuk-Fahrer an der Backe, aber alles kein Problem. Und auch auf der anderen Straßenseite kamen wir unbeschadet an, was hier wirklich nicht einfach war, da die Hölle los war und die Straße zwei Spuren mehr hatte! Man muss dazu noch bedenken, dass in Indien Linksverkehr herrscht. Nicht nur dass man so fährt, nein auch als Fußgänger muss man daran denken und erst nach Rechts schauen und nicht wie in Deutschland nach Links. Sonst ist mal ganz schnell der Fuß platt oder das Leben zieht eine Sekunde lang vor dem inneren Auge vorbei, bevor man im nächsten Nippesstand einschlägt.

IMG_2326Der Markt von Old Delhi ist das verrückteste und unglaublichste Erlebnis der bisherigen Reise. Wir dachten unsere Bazar Road vor der Hoteltür sei schon verworren und unübersichtlich, aber das hier stellt alles in den Schatten!

Es war ein Gefühlt als wenn man von einer pulsierenden sich in alle Richtungen bewegenden Masse verschluckt würde. Man wird durch die engen Gassen und verwinkelten Hinterhöfe gedrückt, irgendwo auf einer breiteren Verbindungsstraße wieder ausgespuckt, um dann gleich wieder im Getümmel zu verwinden. Überall wird alles mögliche angeboten, ob es lebt oder mal gelebt hat, ob Elektronik oder Tee, ob Wasser oder Smartphones, alles wird hier feilgeboten und verschachert.

IMG_2346Die Gassen sind alle düster, denn über den Köpfen scheinen die verwinkelten, zusammengezimmerten Häuser sich einem entgegen zulehnen. Die abertausenden Stromkabel, die ein Durcheinander bilden, dass jedem westlichen TÜVler sofort einen Herzinfarkt beschert hätte, verbinden alles miteinander und nehmen das kümmerlich verbleibende Sonnenlicht. Alles liegt im halbdunkel. Offene Transformatoren auf halb umgeknickten Strommasten, überall Müll, überall Menschen, die irgendwelche Waren auf allen möglichen Verkehrsmitteln transportieren, alles läuft durcheinander, dazwischen noch Motorroller, die sich ihren Weg zwischen all den Leuten bahnen… Es gibt keinen faszinierenderen Ort auf Erden! Hier könnte man Tage verbringen, ohne jemals alles gesehen zu haben. Man musste nur aufpassen, dass man den Weg nach draußen wieder fand…

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IMG_2410Wir waren aber pünktlich am vereinbarten Treffpunkt und fuhren weiter zu der Stelle, an dem Gandhi eingeäschert wurde. Auch da hatten wir eine genaue Zeitvorgabe. 20 Minuten ansonsten… Ja ja ja, wir wissen es…

Auch hier waren wir natürlich wieder pünktlich, wir sind ja gute Deutsche!

Wir fuhren weiter zum letzten Punkt unserer Tour. Kurz bevor wir dort ankamen sagte Tim zu mir, dass jemand fehle. Die junge Frau, die erst zur Nachmittagstour eingestiegen war, war weg! Kurz darauf bekam unsere Reiseleiterin einen Anruf… Als sie aufgelegt hatte, sagte sie zu uns: „Oops, we lost a tourist“ Tja, wer zu spät am Bus ist…

Irgendwie haben sie sie aber doch noch aufgegabelt und so konnten wir geschlossen zurück zum Ausgangspunkt fahren.

Wir verabschiedeten uns und fuhren mit einem TukTuk zum Hotel.Wir wollten den Verkehrsirrsinn ein letztes Mal mit der Actioncam aufnehmen. Leider war die Fahrt gar nicht so halsbrecherisch wie die Fahrten davor. Oder wir hatten uns schon an den Fahrstil gewöhnt. Wir kamen auf jeden Fall gut und halbwegs sicher im Hotel an.

Wir waren klitschnass durchgeschwitzt von der Tour und der gigantischen Klimaanlage im Bus (heute war der wärmste Tag über 30 Grad), aber wir hatten ja schon ausgecheckt und somit auch kein Zimmer. Aber, was noch viel schlimmer war, keine Dusche mehr…

Man sah uns unser feuchtes Problem anscheinend an, denn wir mussten nicht einmal betteln und uns wurde zum duschen nochmal ein Zimmer zur Verfügung gestellt. So verschwitzt hätte ich mich auch nicht in die Business Class getraut.

IMG_2104IMG_2115Nach der Dusche drehten wir noch eine Runde über den Bazar vor der Haustür. Mehr aus Langeweile als aus Lust, denn wir hatten noch viel zu viel Zeit, bis wir am Flughafen sein mussten. Wir waren jetzt jeden Tag hier, fast kam das Gefühl von Vertrautheit auf, man traf den Nippesverkäufer vom Vortag, mit dem man rumgehandelt hatte und lachte sich an. Auch die bettelnde Frau mit dem überteuerten Reis war wieder da. Sie sah aber satt aus, also schien sie einen Idioten gefunden zu haben, der ihr ihren Reis gekauft hat. Was sie aber nicht davon abhielt, Tim auf seine verpasste Ausgabe von gestern aufmerksam zu machen und wieder lauthals rumzumosern, warum es heute wieder nichts gab…

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DSC_0354Wir machten noch schnell bei einem Straßenimbiss halt und aßen eine Kleinigkeit, trödelten noch ein wenig rum, tranken einen letzten Tee und machten uns dann auf den Weg zurück zum Hotel um unser Gepäck zu holen.

 

 

Wir zeigten uns noch erkenntlich für den Gefallen mit der Dusche und gingen dann zum Hauptbahnhof, der gerademal fünf Minuten zu Fuß entfernt lag. Wir wollten mit der Express Metro an den Flughafen fahren.

Als wir die Gleise des Bahnhofs überquerten, um zur Metro zu gelangen, fuhr gerade ein Zug ein. Wir beobachteten ein bisschen das Treiben und plötzlich fingen die Leute an zu drängeln und sich zu schubsen. Der Zugteil, der die unreservierten Plätze, also die billigsten der billigen Plätze beinhaltet, stand genau unter uns. Die Leute prügelten sich um dort rein zu kommen, kaum dass der Zug gehalten hatte. Sie sprangen auf und quetschten sich durch die Fenster. Als dann die Zugtür geöffnet wurde brach die Hölle los, es gab kein Halten mehr. Alle schoben, drückten und quetschten sich durch die kleinen Türen, diejenigen, die aussteigen wollten, hatten keine Chance. Irgendwie schafften es aber alle mehr oder weniger unverletzt in den Waggon, man sah nur irgendwo noch einen Arm oder vielleicht mal einen Kinderkopf herausschauen.

Auf eine absurde Art und Weise bedauerten wir wirklich, dass wir jetzt schon wieder heim mussten, so langsam hatten wir uns hier an alles gewöhnt und ein klein bisschen werden wir das Chaos auch vermissen…

Wir beobachteten das Geschehen noch eine Weile und gingen dann weiter zur Metro. Die neue Metro führt in 25 Minuten ganz bequem direkt zum Flughafen. Dort angekommen checkten wir ein und begaben uns zu unserem Gate. Aber erstmal mussten wir an der Sicherheitskontrolle unseren ganzen Kamera-Rucksack auspacken und in Einzelteile zerlegen. Die Inder nahmen es auf die letzten Stunden noch einmal ganz genau! Aber egal, wir hatten ja genug Zeit.

Als wir an unserem Gate ankamen, fragten wir uns, wo denn nun die Business Lounge sei. Wenn wir schon mal Business Class fliegen, dass müssen wir das auch komplett ausnutzen. Der nette Herr am Schalter hat uns auf jeden Fall gesagt, es gäbe hier eine (nachdem wir beim Check In vor anderen vorgezogen wurden, weil wir ja ein Business Class Tickets hatten, irgendwie ist das geil!).

Wir fragten einen von diesen Caddyfahrern, die ältere oder behinderte Menschen über den Flughafen fahren, wo denn nun die Lounge sei. Oh, da waren wir ganz am falschen Ende. Die Lounge befindet sich zentral ganz am Anfang. OH NEIN!!! Wieder alles zurück laufen (was man vielleicht erwähnen sollte war die Tatsache, dass obwohl der Airport Delhi nicht gerade die Dimensionen von Frankfurt hat wir trotzdem fast 15 Minuten zu unserem Gate gebraucht haben)!!! Nein nein, wir sollen doch mit ihm fahren, er wollte eh in die Richtung! Das war echt krass, so wichtig haben wir uns noch nie gefühlt! Er setzte uns an der Lounge ab und wir gingen rein und ließen den Urlaub bei ein paar Drinks und Snacks ausklingen.

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Tag 3 – Agra-Delhi (23.02.2016)

Wir begannen den Morgen mit einem Frühstück in unserer Unterkunft.

Die Homepage der indischen Eisenbahn zeigte immer noch an, dass unser Zug bereits abgefahren sei. Das durfte nicht wahr sein…

Jetzt hatten wir die Wahl: Entweder wir riskierten es und hätten dann vielleicht das große Pech, in Agra festzusitzen. Oder wir würden uns an die Anderen hängen und sicher aber auch ziemlich teuer nach Delhi kommen. Dritte Option wäre, wir würden uns ein eigenes Taxi mieten, was noch teurer käme…

Wir fragten den Hausherrn, ob er vielleicht noch eine andere Möglichkeit kenne zu schauen, ob die Züge fuhren. Und er kannte eine: Der Zug hat nur 7 Minuten Verspätung. Nicht schlimm, hauptsache er fuhr!!!

Wir ließen uns um halb 11 Uhr von einer Rikscha abholen, der Zug sollte um halb 12 Uhr gehen. So hatten wir alle Zeit der Welt. Am Bahnhof angekommen hatte sich die Verspätung bereits auf 30 Minuten gesteigert. Aber alles kein Problem! Solange wir heute noch nach Delhi kommen würden war uns alles andere egal!

Die elektronische Anzeige zeigte Bahnsteig 3 an und so warteten wir bis kurz vor 12 Uhr plötzlich ein Zug einfuhr. Er war dann doch etwas früher als angezeigt… Allerdings merkten wir schon bei der Einfahrt, dass wir am falschen Ende des Bahnsteigs waren und so rannten wir wie von einer Tarantel gestochen mit unserem Gepäck die 500 Meter ans andere Ende, wo sich unsere Wagennummer befand. Als wir keuchend an unserem Abteil ankamen und schon einsteigen wollten, merkten wir, dass irgend was nicht stimmte… Wir waren fix und fertig, total unsicher und hatten Angst in den Zug zu steigen und dann zu merken dass es der falsche war. Auf der anderen Seite hatten wir Angst, dass er doch der richtige ist und uns gleich vor der Nase wegfuhr.

Wir fragten ein paar Leute und alle sagten uns, dass dies nicht der richtige Zug sei. Aber wo war unser Zug dann? Er sollte in 2 Minuten einfahren aber auf dem Gleis stand ja noch dieser hier (mit dem wir übrigens nach Mumbai gefahren wären, wären wir eingestiegen)…

Plötzlich fuhr auf dem nächsten Gleis ein Zug ein. Wir verglichen schnell die Zugnummer: Das war er jetzt aber wirklich. Da die Bahnsteige nicht auf der kompletten Länge verbunden sind, mussten wir erst wieder ein ganzes Stück zurück und dann auf der anderen Seite wieder runter zu unserer Wagennummer. Was ein Stress!!! Und das bei 30 Grad mit vollem Gepäck! Aber wir haben es tatsächlich geschafft. Wir saßen im Zug und als der Schaffner kam um unsere Tickets zu prüfen wussten wir ganz sicher, dass es auch wirklich der richtige Zug war. Jetzt konnten wir uns entspannen!

IMG_1206Der Zug war bei weitem nicht so voll wie man es sich in Deutschland vorstellt. Diese Abteile gibt es auch, aber dabei handelt es sich um Klassen, die man als Ausländer auf keinen Fall buchen sollte. Wir fuhren in der sogenannten Sleeper Class. Sleeper Class daher, da die Bänke in der Nacht zu Betten hoch- bzw. runtergeklappte werden können und man dort schlafen kann. Tagsüber sitzt man ganz normal auf Bänken, wenn auch nicht sehr komfortabel. Mit der Zeit tut einem der Po schon weh. Egal, es war ein echtes Erlebnis. Es gibt keine Scheiben, nur Gitter vor den Fenstern. Und wenn man will, kann man einen der vielen Ventilatoren einschalten, die von der Decke hängen.

Gott sei Dank war es durch den Fahrtwind kühl genug und so entspannten wir ein bisschen am Fenster. Auf einmal setzte sich ein Inder, ungefähr so alt wie wir, zu uns und begann mit uns zu quatschen. DSC_0347Wo wir herkämen, wohin wir wollten, … Er selbst war auf dem Weg zum Flughafen in Delhi und wollte dann weiter nach Bangalore. Er war so überrascht, da er selbst noch nie Touris in der Sleeper Class gesehen hatte. Aus dem Grund kam er zu uns und blieb auch da.

Verständigung Teil 3!

Wir quatschen die komplette restliche Fahrt über alles Mögliche. Es war genau so wie wir es uns erhofft hatten: Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Die Fahrt war wirklich wunderschön! Bis jetzt das beste Erlebnis, was wir in Indien hatten. Etwas geschützt von den ganzen Menschen, die nur unser Geld wollten, aber mittendrin im indischen Leben.

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Kurz bevor wir am Bahnhof ankamen, verabschiedeten wir uns mit den besten Wünschen für die weitere Reise.
Jetzt ging der Wahnsinn weiter. Wir waren noch nicht aus dem Bahnhof raus, da waren wir umringt von Taxi- und Rikschfahrern, Schleppern, Abzockern… Wir wollten erstmal ein Stück laufen um aus dem Riesenchaos zu entkommen. Nach ein paar hundert Metern kam ein Rikschafahrer auf uns zu, dem wir folgten. Es folgte das übliche Geschachere um den Preis und als wir uns endlich einig waren fuhren wir los. Wir sagten ihm mindestens 5 Mal wohin wir wollten und zeigten ihm sogar einen Plan wo sich unser Hotel befand. Er sprach kein Wort englisch, aber nicken konnte er gut!

IMG_2018Nachdem wir schon so 15 Minuten gefahren waren kamen wir über einen Fluss. Moment… Irgendetwas stimmte hier nicht. Zu unserem Hotel ging es nicht über den Fluss. Er fuhr in die falsche Richtung!!! Kurz darauf hielt er an und gab uns zu verstehen, dass wir da wären. Wir sagten ihm, dass das nicht sein kann. So langsam dämmerte es ihm, dass er einen Fehler gemacht hatte. Nun wollte er die ausgemachten 200 Rupien und nochmal 300 extra für den Umweg. Sein Pech! Er hat uns falsch gefahren! Tim sagte ihm entweder er fährt uns für 200 wie ausgemacht da hin wo wir wollten oder wir steigen hier aus und er hat gar nix. Da er wirklich kein Wort englisch verstand und nur in Hindi auf uns einredete, wollten wir wirklich aussteigen. Er lenkte dann ein, wendete und nach fast einer halben Stunde erreichten wir endlich unser Hotel. Als wir ausstiegen, fing er wieder an nachverhandeln zu wollen, aber es gab nichts mehr. Er lief uns sogar ins Hotel hinterher woraufhin ihn die Angestellten rausschmissen…

IMG_2051Wir bezogen unser Zimmer und machten uns dann auf den Weg zu Fuß durch die Main Bazar Road, einem Bazar Viertel direkt neben unserem Hotel. Wir waren schon mit dem TukTuk auf dem Hinweg hier durchgekommen und waren total fasziniert gewesen. Wir versuchten uns in Ruhe ein bisschen umzusehen. Das war aber kaum möglich. Alle zwei Meter quatschte uns ein anderer Inder an: „Where do you come from?“ „How long do you stay in Delhi?“ „Where will you go next?“ Ich konnte es nicht mehr hören. Wenn noch einer kommt, hau ich ihn um!!! Da wir Hunger hatten und auch dem Stress ein bisschen entkommen wollten gingen wir in ein kleines Restaurant am Straßenrand. Restaurant ist eigentlich übertrieben, jede Dönerbude bei uns ist luxuriöser. Egal, Hauptsache Ruhe und Futter! Erst als wir bestellen wollten merkten wir, dass wir in einem vegetarischen Restaurant gelandet sind. Egal, es war billig und es schmeckte gut!!! Für zwei Hauptgerichte mit extra Brot und zwei Getränken zahlten wir mit Trinkgeld umgerechnet 5.- €. Billiger geht es kaum! Nur an die indische Definition von „nicht scharf“ müssen wir uns noch gewöhnen.Wir wollen auf jeden Fall nicht wissen was hier wirklich scharf bedeutet!

DSC_0350Als wir bezahlt hatten und wieder raus gingen war es dunkel geworden und das ganze Chaos war noch unübersichtlicher. Die Roller, TukTuks und Fahrräder fuhren entweder mit Fern- oder ganz ohne Licht. So dass man erst geblendet wurde und dann beinahe überfahren, weil man den nächsten nicht sieht. So passierte es auch, dass ich fast mit einer Kuh zusammen gerannt bin. Wir liefen in einer Gasse als eine Kuh auf uns zu kam. Ich hab sie einfach nicht gesehen. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass man einfach nicht erwartet, dass einem mitten auf der Straße eine Kuh entgegen kommt. Tim hat mich gerade noch so weggezogen.

Überall auf der Straße wird auch Essen für auf die Hand angeboten. Unter anderem quatschte uns ein Mann er, der Buttergebäck verkaufte, was er vor Ort backte. Wir wollten etwas kaufen und fragten ihn, was er wollte: 100 Rupien für 100 Gramm, das sind 1,30 €! Viel zu viel. Wir gingen weiter und hörten ihn noch hinterher rufen. Egal! Auch wenn wir es gewohnt sind, als Touris wie eine Kuh die man melken kann behandelt zu werden, verarschen lassen wir uns nicht.

Als wir nach einer halben Stunde aus Zufall nochmal vorbei kamen, wollte er plötzlich nur noch 50 Rupien. Geht doch, aber da muss noch was drin sein! Tim handelte ihn runter auf 20 Rupien, also 26 Cent. Wahrscheinlich war selbst das noch zu viel aber da sieht man mal was die für eine Spanne haben! Wir packten das Gebäck ein und gingen zurück zum Hotel, wo wir den Abend nach einer kalten Dusche in Ruhe ausklingen ließen.

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Hinflug (20.02.2016)

Heute ging es endlich los, Indien wir kommen!

Unser Flug ging um 13:30 Uhr ab Frankfurt aber da wir wahrscheinlich nur einmal in unserem Leben Business Class fliegen würden und somit nur einmal die Lounge besuchen dürften, wollten wir früh da sein, um das ganze auch wirklich richtig auszunutzen zu können!

Somit klingelte um 6 Uhr morgens unser Wecker!

Nachdem wir aufgestanden waren, nochmal geduscht hatten und die restlichen Sachen verstaut hatten, saßen wir noch vor 8 Uhr in unserem Auto auf dem Weg zum Flughafen. Wir hatten einen günstigen Parkplatz für die Woche gebucht und somit konnten wir bis fast vor die Haustür fahren. Naja, 10 Minuten mit dem Shuttlebus mussten dann doch noch sein…

Wir erreichten den Flughafen gegen 9 Uhr, checkten direkt ein, damit der große Rucksack schonmal weg war und machten uns direkt auf zu unserem Gate. Hier befindet sich auch die Lounge mit direktem Zugang ins Flugzeug. Natürlich kam unsere Kamera auch diesmal nicht um einen Drogentest herum und wir wurden das erste Mal von einem Nacktscanner gescannt. Schon unglaublich wie die Technik fortschreitet wenn man mal nur 3 Jahre nicht fliegt…

Wir betraten die Lounge und waren doch etwas enttäuscht. Alles war ganz nett, aber irgendwie hatten wir uns das ganze etwas luxuriöser vorgestellt. Wenn man die Lounge betritt befinden sich auf der linken Seite Stühle und auf der rechten Seite Sessel. Wir suchten uns einen Sesselplatz. Der war bequemer, wir waren näher am Buffet mit Blick aufs Rollfeld.

Uns gegenüber saß ein indisches Pärchen mit denen wir uns die ganze Zeit nett unterhielten – wenn sie nicht gerade schliefen. Sie wohnten in San Francisco und waren schon einen Tag unterwegs und nun auf ihrem letzten Flugabschnitt nach Delhi. Und natürlich waren sie fix und fertig! Insgesamt waren wir wirklich überrascht über das Klientel, das Business Class fliegt. Das waren ganz normale Menschen, keine Anzugträger oder Oberwichtigtuer. Vielleicht hatten die aber alle wie wir ein Meilenschnäppchen ergattert.

DSC_0273Ich hatte mittlerweile richtig Kopfweh bekommen. Und natürlich waren die Ibus im Rucksack und der war schon fort. Tim fragte eine Angestellte, ob sie denn Kopfschmerztabletten hätte. Nein, leider nicht aber sie kenne ein Geheimrezept von einer ägyptischen Kollegin, das sollte auf jeden Fall helfen: doppelter Espresso mit Zitrone. Tim brachte mir also das Gebräu und ich dachte ich muss spucken!!! Noch nie habe ich sowas Ekelhaftes getrunken. Ich habe aber die ganze Tasse runtergewürgt. Und es hat geholfen!!! Aber wahrscheinlich nur aus dem Grund, weil mir jetzt so schlecht war, dass ich die Kopfschmerzen einfach vergaß! Egal, hauptsache kein Kopfweh mehr.

IMG_1184Wir gammelten noch einige Zeit dort rum, aßen eine Kleinigkeit, beobachteten das Treiben auf dem Rollfeld und irgendwann wurden wir aufgerufen. Das war schon besonders, nicht mit dem Economy-Mob einzusteigen sondern so richtig wichtig seinen eigenen Einstieg zu haben. Und da wir mit dem A380 flogen, waren wir eh auf einer anderen Ebene.Wir fühlten uns richtig wichtig 🙂
DSC_0278Wir saßen noch nicht auf unseren Stühlen da wurde uns schon ein Glas Champagner gereicht. Wir waren im Himmel (eigentlich noch nicht aber so fühlten wir uns). Wir sind ja schonmal A380 geflogen, damals hatten wir ja nicht so große Worte für den Flieger übrig. Also in der Businnes Class ist das dann doch eine andere Hausnummer.

DSC_0275Jetzt mussten wir erst mal alle Funktionen unseres Sitzes testen. Wir fuhren den Sitz einmal in die Liegeposition und wieder zurück. Unglaublich!!! So viel Beinfreiheit hatten wir noch nie in einem Flieger und man kann sich sogar komplett lang machen! Selbst wir mit unseren über 1,80!!!
Wir rollten auf die Startbahn und bei strömendem Regen hoben wir unglaublich sachte ab.

Kaum waren die Anschnallzeichen erloschen, kamen unser Flugbegleiter nahm die Bestellung für die erste Erfrischung auf und gab uns unsere Menükarte. Eine Menükarte!!! Im Flieger!!! Es war einfach unglaublich! Kurz darauf nahm er die Bestellung auf. In einem Buch in dem unser Name stand. Da stand wirklich unser Name und darunter notierte er unsere Menüwahl!!! Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus!

DSC_0288DSC_0291Als es kurz darauf Essen gab, konnten wir weiter staunen. Erst einmal bekamen wir ein Tischdeckchen. Dann wurde uns Besteck gereicht. Echtes Besteck! Keins aus Plastik! Und zu guter Letzt bekamen wir unser Essen auf echten Tellern serviert! Nicht diese Aluschalen wie in der Economy!

DSC_0285Als wir gegessen hatten, wurde der Tisch abgeräumt und wir machten es uns in unserem Sitz gemütlich. Zufrieden, mit einem Drink in der Hand schauten wir einen Film. Ich versuchte auch ein bisschen zu schlafen, da es mittlerweile draußen dunkel wurde. Wir flogen zwar in die Nacht aber in Deutschland war jetzt erst 6 Uhr, somit war an Schlaf nicht zu denken, so gerne ich mein Bett, die Decke und das Kissen ausgenutzt hätte.

Also vertrieben wir uns halt mit noch mehr Drinks und Filmen die Zeit und irgendwann gab es dann Abendessen. Natürlich auch hier wieder standesgemäß mit echtem Besteck und echten Tellern!

DSC_0314DSC_0315Ungefähr eine Stunde vor der Landung überflogen wir Pakistan. Irgendwie wird es einem da schon anders, unweigerlich denkt man daran, dass man hoffentlich nicht abgeschossen wird. Aber es ging alles gut und wir überflogen die hell erleuchtete Grenze zu Indien.

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Happy

Am 01.02. erhielt ich endlich das mobile OTP (one-time-password) und konnte nun die Registrierung abschließen.

Geschafft!!!

Jetzt konnte es wirklich richtig losgehen mit der Zugbuchung. Ich konnte es noch gar nicht glauben.

Ich ging also auf cleartrip.com und suchte nach passenden Zügen. Beim ersten Zug waren nur noch 20 Plätze verfügbar. Aber egal. Gleich sind es nur noch 18…

Also auf „booking“ geklickt und noch ein paar persönliche Daten ergänzt. Kein Problem! Nun nur noch auf „continue to pay“ und… Fehler: „“We could not get the updated availability and price information from IRCTC at this moment. Please try again after a while”

Ich drehe durch! Was ich die letzten Wochen an Fehlermeldungen auf irgendwelchen indischen webites gelesen habe geht auf keine (indische :)) Kuhhaut!!!

Na gut,vielleicht ist momentan die Seite einfach wirklich nicht erreichbar, ich versuchte es also am nächsten Tag wieder. Die verfügbaren Sitze haben sich schon wieder minimiert. Es MUSS jetzt was passieren. Ich versuchte verschiedene Browser und alle möglichen Tages- und Nachtzeiten aber auch auch 2 Tage und endlose Versuche später war ich leider erfolglos.

Ich kam nun auf die Idee mir die app von cleartip auf mein Smartphone zu laden. Wirklich eine super app! Sehr übersichtlich und einfach zu benutzten. Aber auch hier hatte ich keinen Erfolg. Hier konnte ich zumindest meine Kreditkarte eingegeben aber auch danach kam ein Fehler: “Sorry, we couldn’t get an availability for the selected train”

Ich registrierte mich sogar in einem Indien-Forum mit der Hoffnung, dass mir hier jemand weiterhelfen könnte. Einige hatten schon wegen dem selben Problem geschrieben aber keiner hatte eine Lösung.

Ich war mal wieder kurz davor einfach alles über den Haufen zu werfen und es einfach vor Ort darauf ankommen zu lassen. Aus Spaß versuchte ich mal einen Zug für den nächsten Tag zu buchen. Einfach um zu schauen, ob es vielleicht doch möglich ist, vor Ort was zu bekommen. Aber no way. Die Wartelisten waren so lang… Niemals bekommt man da kurzfristig einen freien Platz, vor allem wenn man wegen der wenigen Tage so unflexibel ist wie wir.

Tim blieb ganz gelassen. Wenn alles nicht klappt bleiben wir halt in Delhi und nehmen uns für einen Tag ein Taxi nach Agra zum Taj Mahal. Das war aber auch nicht so wirklich DIE Lösung. Ein Taxi ist dort zwar auch nicht wirklich teuer aber ich will mit dem Zug fahren. Und außerdem muss das doch auch irgendwie funktionieren! Der Zug, der perfekt gepasst hätte war übrigens mittlerweile tatsächlich ausgebucht und die Alternativen wurden auch immer weniger.

Am Donnerstag, 4 Tage nach der erfolgreichen Registrierung saß ich zum 5.054.367.198 Mal vorm Computer und hatte so eine Eingebung. Ich versuchte bei der „mobile No.“ nicht meine echte einzugeben sondern meine fiktive indische, die ich bereits zur Registrierung erfunden hatte… Und… Trommelwirbel… es ging weiter im Prozess. Kein Fehler! Jetzt musste ich nur noch meine Kreditkarte eingeben und… „Your booking is done“ Es hat wirklich geklappt!!! ICH HABE FEUER GEMACHT!!!!

Hier mal ein Bild, wo das Problem lag, vielleicht kann ich ja jemandem anderen auch damit helfen
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Ich könnte mich immer noch aufregen! Da der Fehler wirklich an der Nummer lag, warum schreiben die nicht einfach: „Bitte andere (indische) Nummer eingegeben“? Nein, lieber erzählen sie was davon, dass die Verfügbarkeit gerade nicht geprüft werden kann. Im Übrigen ist auch meine Hilfe-E-Mail an cleartrip unbeantwortet geblieben.

Anyway… Es hat geklappt! Und ich war happy!

Nachdem wir uns gestern nochmal Gedanken über die Route gemacht haben habe ich heute den Rest der Züge gebucht. Alles klappte ohne weitere Probleme.

Nun kann ich endlich entspannen und mich anfangen zu freuen!

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Visumsantrag auf Indisch

Auch wenn wir bisher schon in einigen Ländern waren, bisher haben wir in keinem ein Visum gebraucht. Indien ist das erste Land, das wir bereisen, in dem man ein Visum braucht. Gerade Indien! Nicht besonders bekannt für seine einfache und schnelle Bürokratie. Im Gegenteil, Deutschland scheint ein Witz dagegen zu sein. Und wer die Bürokratie wirklich erleben will, sollte einen Zug buchen, oder es zumindest versuchen – auf mein Passwort aus dem vorherigen Beitrag warte ich immer noch!!!

So, nun aber zum Visum:
Am Dienstag wollte ich schon mal anfangen, den Antrag auszufüllen. Wir wollten ein elektronisches Visum beantragen, das ist viel komfortabler, soll viel schneller gehen und man muss die Pässe nicht wegschicken.

Die Prozedur sieht folgendermaßen aus:

– man geht auf https://indianvisaonline.gov.in/visa/tvoa.html und klickt „e-Tourist Visa
Application“ an
– man kommt dann auf ein vorgeschaltetes Formular wo man schon ein paar Daten wie
Geburtsdatum und E-Mail ergänzt und gelangt dann auf das eigentliche Antragsformular
– nachdem alles ausgefüllt ist, muss man die erste Seite seines Reisepasses sowie ein Foto
hochladen
– nun bestätigt man seine Eingaben, geht auf „pay now“ und kann mit Kreditkarte die Gebühr
bezahlen
– nun erhält man noch eine Bestätigung per E-Mail und die Info, dass über den Antrag
innerhalb von 72 Stunden entschieden wird

In der Praxis sah das leider etwas anders aus. Ich habe begonnen den Antrag auszufüllen und nach knapp einer halben Stunde sollte ich auch mein Foto hochladen. Dies habe ich getan und mich noch gewundert, wann ich denn meinen Pass hochladen soll. Aber gut, wird noch kommen. Es kam nichts. Im Gegenteil. Plötzlich stand da ich könne nun meinen Antrag ausdrucken. Ausdrucken? Komisch, ich wollte doch den elektronischen Antrag!

So langsam dämmerte es mir: Ich habe den herkömmlichen Antrag ausgefüllt. Den, den man ausdruckt, unterschreibt und dann mit Pass und Passfotos an die Botschaft (bzw. den Dienstleister) schickt.

Das kann ja jetzt wohl nicht wahr sein!!! Die ganze Arbeit für umsonst!!!! Und wie konnte das passieren? Ich bin wohl irgendwo am Anfang falsch „abgebogen“. Da die websites alle auf Englisch sind habe ich wohl etwas überlesen. Mein englisch ist wohl ganz gut aber irgendwo hatte es dann doch gehakt. Selbst schuld!

OK, dann auf ein Neues… Aber Moment… Ich habe ja trotzdem eine Bestätigung bekommen, dass dieser Antrag elektronisch auf einem sicheren (?) indischen Server gespeichert wird. Was ist wenn ich jetzt einfach den elektronischen hinterher schiebe und die dann sagen, dass da ja schon einer in der „Pipeline“ hängt und es für den elektronischen jetzt zu spät ist? Dann war alles für umsonst und wir müssen die Visa doch auf dem herkömmlichen Weg beantragen.

Da es schon nach 22h war, konnte ich jetzt auch nichts mehr klären. Aber am nächsten Morgen wollte ich gleich bei dem Dienstleister anrufen. Die nette Dame am Telefon sagte mir, dass das nicht schlimm sei und ich einfach einen neuen elektronischen Antrag stellen sollte. Ich solle aber beachten, dass im Moment das Zahlverfahren bei dem elektronischen Antrag Probleme macht und wenn ich merke, dass es nicht funktioniert, muss ich doch den herkömmlichen Antrag stellen… Und noch biometrische Fotos machen lassen… Und nach Frankfurt fahren… Und den Pass doch aus der Hand geben und dort lassen… Was ein Chaos…

Ich konnte es kaum abwarten bis endlich Feierabend war und ich heim konnte um es endlich zu versuchen. Also noch einmal alles eingeben und diesmal im richtigen Antrag. Und siehe da… Jetzt hatte ich auch die Möglichkeit den Scan meines Passes hochzuladen.
Ich habe alles abgeschlossen, ging auf „pay now“ und Gott sei Dank wurde ich direkt auf die Seite der indischen Bank weitergeleitet. Hier habe ich meine Kreditkarte eingegeben und es kam direkt die Bestätigung. Erledigt! Antrag gestellt!!! Ich war erleichtert!

Mittlerweile hatte ich ja echt Übung im Visumsantrag ausfüllen und so ging das mit Tims Antrag schon viel schneller und auch ohne Probleme konnte ich hier bezahlen. Endlich! Jetzt mussten wir nur noch maximal 72 Stunden warten.

Da ich bereits überall gelesen hatte, das die meisten das Visum bereits am nächsten Tag hatten war ich entsprechend nervös. Alle 15 Minuten schaute ich in mein Mailpostfach ob sie schon da sind. Aber eine gefühlte Ewigkeit passierte nichts. Und heute Mittag um halb 2 kamen dann endlich die Visa. Jetzt bin ich wirklich happy! Zwischenzeitlich sah es ja nicht nach einem so schnellen Ende aus!

Und wenn ich vielleicht dann noch irgendwann mein mobiles Passwort erhalte und endlich die Züge reservieren kann, dann bin ich seelig!

Bisher hab ich noch keinen Fuß nach Indien gesetzt und das Land macht mich trotzdem jetzt schon wahnsinnig!!! 😉

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Es gibt endlich wieder etwas Neues!

In 4 Wochen geht es nach Indien. Leider nur für sechs Tage.

Kurz zur Vorgeschichte

Wir saßen in einer Kneipe und unterhielten uns über Reiseziele und Urlaube. Da wurde uns bewusst, dass unser Miles&More-Konto vor Meilen überquillt und wir, bevor wir demnächst die M&M Karten kündigen, nochmal schön wegfahren könnten. Wir suchten in den Meilen-Schäppchen nach einem Flug, bei dem wir Business Class hin und wieder Heim kommen.

Da der Flug im Vordergrund stand, war das Reiseziel und die Länge des Urlaubs eher zweitrangig, nur der Flug sollte so lange wie möglich dauern. Man sitzt ja nicht alle Tage in der Business Class.

Also machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Reiseziel, das folgende Kriterien erfüllen sollte:

Wir waren noch nie da, der Flug sollte so lang wie möglich sein und am besten das Exotischste was für unsere vorhandenen Meilen zu finden war. Da wir nur eine Woche hatten, weil es sonst zu teuer geworden wäre (wir sparen ja auf was Größeres), fiel unsere Wahl auf Delhi!

Flug von 7,5 Stunden, was perfekt für die Business Class ist! Delhi ist jetzt nicht der Ort für spontane Wochenend-Trips, also waren wir da noch nie da und werden wohl auch nie mehr hin kommen und schön exotisch, so dass man was erlebt ist es auch.

Die (Schnaps-)Idee Delhi war geboren und nach der Freigabe durch unsere Arbeitgeber gebucht.

So nach und nach haben wir recherchiert, was man in und um Delhi alles anschauen kann und viel zu schnell haben wir gemerkt, dass eine Woche viel zu kurz ist. Aber nun gut, da wir das ja nicht mehr ändern können, haben wir uns auf das beschränkt, was in der Zeit machbar ist.

Was natürlich auf keinem Fall fehlen darf ist das Taj Mahal, eins der sieben (neuen) Weltwunder.

Und jetzt kommen wir zu dem eigentlichen Problem: Der Fortbewegung in Indien.

Bisher war wir ja in den meisten Ländern immer mit Auto unterwegs, entweder mit einem Leihwagen oder sogar mit dem eigenen.

In Indien MUSS man aber zumindest einmal mit dem Zug gefahren sein und somit nimmt der Wahnsinn seinen Lauf!!!!

Da die Bahn in Indien DAS Verkehrsmittel Nummer 1 ist, sind die Züge grundsätzlich aus- oder überbucht. Und da wir nur eine Woche haben sind wir zeitlich nicht so flexibel, dass wir eben mal zwei Tage vor Ort auf einen freien Platz im Zug warten können.

Leider kann man aber als Ausländer nicht einfach so reservieren. Hierfür braucht man schon ein Studium, und zwar mindestens das eines Masters…

Da Tim heute den ganzen Tag unterwegs war habe ich gedacht ich nutze die Zeit mal um die Züge zu reservieren. Vorab: Jetzt – 5 Stunden später – habe ich noch keinen einzigen Zug reserviert.

Erst einmal musste ich feststellen, dass die Züge, die ich mir vor ein paar Wochen als ideal rausgeschrieben habe schon fast alle ausgebucht sind. Es muss jetzt also schnell gehen.

Nach meinen Recherchen bin ich auf die Seite von www.cleartrip.com gestoßen. Hier soll man auch ohne indische Kreditkarte seine Zugtickets reservieren können.

Das ist aber nicht so einfach! Erst einmal muss man sich registrieren. Hier muss man sich eine fiktive 10-stellige Handynummer ausdenken, die noch nicht an einen der 1,2 Milliarden Inder vergeben ist. Ich hämmerte also wie bescheuert auf meinem Nummern-Carré der Tastatur rum und hatte glücklicherweise recht schnell eine Nummer, die es wohl noch nicht gab. Nun noch schnell einen Benutzernamen und eine E-Mail Adresse ergänzen, bestätigen und… Mist!!!! Benutzername gibt es schon. OK, dann halt ein anderer! Nachdem ich wieder alles neu eingeben musste… wieder Mist, Benutzername gibt es schon wieder. Kann eigentlich nicht sein, was ich mir da an Buchstaben und Zahlen und Binde- und Unterstrichen aus den Fingern gezogen habe… Auf sowas kommt kein anderer… Ok, dann auf ein Neues.

So, Benutzername passt, jetzt motzt er aber plötzlich wegen der e-Mail Adresse. Die habe schon einen anderen Benutzer hinterlegt. Das kann ja jetzt wirklich nicht sein. Egal, ich bin ja nicht dumm und nehm einfach die von Tim. Die hat er geschluckt!

Jetzt nur noch einmal bestätigen… Und… Allgemeiner Fehler aufgetreten. Registrierung kann nicht erfolgen!!!! Ich dachte ich beiß in den Laptop! Ich versuchte es nochmal und nochmal, aber leider war es nicht möglich.

Nun musste ich eine Alternative suchen. Im Internet fand ich einen deutschen Anbieter, dem man seine Wunschverbindungen schicken kann und der dann eine Buchung vornimmt. Jedoch nicht ohne eine kleine Gebühr in Höhe von 10 € pro Strecke zu erheben. Dafür bin ich eindeutig zu geizig!

Alternative 2 war, dass ich das vorgebuchte Hostel in Jaipur und Agra stornierte (momentan noch kostenlos möglich) und wir in Delhi blieben und evtl. vor Ort dann einen Tagesausflug zum Taj Mahal machten. Ich will unbedingt in Indien einmal mit dem Zug fahren aber es soll wohl nicht sein.

Nach mehreren Stunden im Internet loggte ich mich in meinen E-Mail Account ein und was fand ich dort? Eine Bestätigungsmail, dass die Registrierung erfolgreich war. Zum Spaß versuchte ich es bei Tims Account und auch er hatte eine Bestätigungsmail in seinem Spam-Ordner. Na gut, doppelt hält besser.

In der Mail stand ein Code, mit dem man sich nun freischalten kann. Da man ja aber auch eine indische Handynummer angeben musste, wurde ein zweiter Code auf die (ausgedachte) Nummer geschickt. Zur abschließenden Freischaltung benötigt man beide Codes.

Jetzt musste ich nur noch einen Scan von meinem Pass machen und diesen mit meinem Benutzernamen an die E-Mail care@irctc.co.in versenden. Man soll dann das mobile Passwort per E-Mail erhalten.

Nach 5 Stunden habe ich also nichts in der Hand. Die Registrierung ist noch nicht abgeschlossen und ein Zug ist noch lange nicht gebucht. Aber der erste wichtige Schritt ist schon mal gemacht. Wenn jetzt das Passwort kommt geht der Wahnsinn weiter!

Zwei sehr hilfreiche websites, die ich genutzt habe waren: https://travel.bjoerne.com/reisevorbereitung-indien-planung-unserer-route-und-online-zugbuchung/ und http://www.seat61.com/India.htm#.VqUZmvnhDIV unter „How to buy Indian train tickets online“

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Willys Treffen / Globetrottertreffen (05.09. – 07.09.2014)

Wie sehr hatten wir diesen Zeitpunkt herbeigesehnt… Freitag, 05.09.14 16:00 Uhr, endlich Wochenende, ENDLICH „WILLY’S TREFFEN“!!!!

Bevor es nach Bad Kreuznach ging, machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei Globus um noch Grillfleisch und Salate für das Wochenende zu kaufen und um halb 6 ging es endlich auf die A61!

Obwohl wir die Strecke privat und berufsbedingt schon mindestens 1000 mal gefahren sind, war es diesmal ein ganz anderes Gefühl. Es fühlte sich an wie Urlaub…

Eine gute dreiviertel Stunde später erreichten wir das Gelände auf dem Kuhberg südlich von Bad Kreuznach. Der Kuhberg ist ein riesiges Freizeitgelände, das früher vom US-Militär genutzt wurde. Mittlerweile findet sich hier ein Hochseilgarten, ein großer Spielplatz, mehrere Grillplätze und eine große Wiese. Und hier fand nun zum 2. Mal das „Willys Treffen“ statt (eigentlich zum 35. Mal, aber davor war es in Mendig).

Nachdem wir angekommen waren und unsere Daten hinterlassen hatten, durften wir uns ins Getümmel stürzen und uns einen Platz suchen. Das war schwieriger als gedacht. Irgendwie war bereits alles voll, und das, obwohl das Treffen erst heute offiziell begann. Selbst für unseren kleinen Hilux fand sich kein Platz mehr zwischen den ganzen Mercedes, MANs, Magirus Deutz und Steyrs.

Nach fast einer halben Stunden Rumgegurke erspähten wir dann sowas wie eine Lücke wo wir rein passten. Der Platz war noch frei und so parkten wir dort und richteten uns häuslich ein.

DSC_0039Gleich fiel mir irgendwas komisches am Mercedes-LKW unserer Nachbarn auf: Das Nummernschild hatte ich noch nie gesehen. Bei einem neugierigen Blick darauf stellte ich fest, dass es ein Kennzeichen aus Nigeria war. Und das war kein Fake sondern ein echtes Nummernschild!!

Udo und Sven leben berufsbedingt in Nigeria und sind mit ihrem selbst aufgebauten Mercedes von Nigeria nach Deutschland gefahren! Am nächsten Tag sollte noch ein weiterer nigerianischer LKW eintreffen.

Wir kamen sofort mit den beiden ins Gespräch und sie gaben uns viele wertvolle Tipps zu politischen Situationen, Grenzübergängen, Autotechnik, Klima in den Tropen, …

Nach einem kurzen ersten Spaziergang über den Platz zum Überblick verschaffen, zog es uns wieder zurück zu den beiden, wo wir – auch Dank der milden Temperaturen – bis in die Nacht zusammen saßen und quatschten.

Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt. Nach einer kurzen Katzenwäsche frühstückten wir erstmal in der Sonne. Jetzt um 9 Uhr war es schon wärmer als die letzten Wochen! Was hatten wir für ein Glück! Perfektes Wetter, toller Stellplatz, es könnte nicht besser sein!

Wir beschlossen nun noch einmal in aller Ruhe über den Platz zu laufen und uns umzuschauen.

DSC_0034Nun fiel uns auch der lilafarbene LKW, der vor uns stand, wirklich ins Auge. Udo hatte uns den Abend zuvor schon erzählt, dass Burkhard mit seiner Pistenkuh (www.pistenkuh.de) direkt vor uns stehen würde. Wirklich registriert hatten wir es aber erst jetzt.

Burkhard und seine Frau Sabine sind bereits seit 10 Jahren auf Weltreise unterwegs und unter Globetrottern fast schon eine Legende. Es gibt vermutlich kaum jemanden, von dem wir mehr erfahren konnten. Natürlich mussten wir dort hin!!! Wir merkten aber recht schnell, dass wir nicht die Einzigen waren, die die Idee hatten. Der Arme war richtig belagert, fast schon wie ein Star. So traten wir, nachdem wir ein Buch gekauft hatten, ganz schnell den Rückzug an. Nicht ohne ihn für den Abend auf ein Bierchen einzuladen.

Wir schlenderten weiter über den Platz und genossen die großartige Atmosphäre, die tollen Autos und das gigantische Wetter. Besser konnte es nicht werden!!!

DSC_0040Nachdem wir zurück an unserem Platz waren, kam endlich der 2. nigerianische LKW. Eine Nummer kleiner aber mindestens genauso beeindruckend wie der Erste.
Wahnsinn, wenn man sich überlegt, dass die beiden das ganz in Eigenregie aufgebaut haben!!!

Als wir da so saßen bekamen wir noch Besuch aus der Heimat: Marc und Nadja waren mit ihrem Hund Angel auch auf das Treffen gekommen, allerdings nur als Tagesbesucher. Wir saßen alle zusammen, tranken Kaffee und aßen Kuchen. Der Tag ging leider viel zu schnell vorüber und die beiden verabschiedeten sich und zogen weiter.

Erst jetzt merkten wir, wie der Himmel immer dunkler wurde und es sah ganz so aus, als wenn gleich ein Unwetter über uns hineinbrechen würde. Wir räumten alles ins Auto und harrten der Dinge. Aber nix passierte…. Als es wieder heller wurde, beschlossen wir nun doch den Grill anzuwerfen.

Das war ein Fehler!!! Kurz nachdem wir den Grill angeworfen hatten, kam das Unwetter mit voller Wucht zurück und es begann zu schütten wie aus Kübeln. Über uns zuckten die Blitze und es donnerte, dass man fast erstarrte. Und wir standen schön mit unserem Grill unter dem über das Auto hinaus stehenden Teil unseres Dachzelts und versuchten nicht nass zu werden. Hat nicht wirklich funktioniert… Da die Fläche, die uns schützen sollte, gerade mal 120 x 160 cm und der Regen bald waagerecht kam, wurden wir mit samt dem Grill klitschnass!!!! Es hatte auch was Gutes: Das Geschirr vom Morgen spülte sich von alleine!

Nachdem es aufgehört hatte, haben wir von vorne angefangen und neue Kohle aufgelegt. Es blieb dann halbwegs trocken, so dass wir wenigstens was essen konnten. Die Wiese hat sich aber in ein reines Schlammfeld verwandelt und so waren wir von den Füßen bis zu den Hüften voll mit Matsch und Wasser. Gott sei Dank war es nicht kalt, so dass wir wenigstens nicht zu sehr froren.

Irgendwann kamen auch unsere Nachbarn aus ihrem LKW gekrochen. Sie hatten die Zeit mit ein paar Bierchen im Inneren ihrer Kabine überbrückt. Das ist Luxus!

Nach dem Essen saßen wir wieder alle zusammen. Irgendwann kam Burkhard dazu und brachte noch Borris und seine Frau mit. Wir quatschten wieder bis spät in die Nacht am Feuer und es machte irrsinnig viel Spaß den Erfahrungen von den Overlandern zu lauschen.

Am nächsten Morgen wachten wir auf und der ganze Platz war umhüllt von Nebel. ALLES, aber wirklich ALLES war batschnass! Zumindest im Zelt war es trocken aber die Außenhülle hat böse getropft! Wenn wir so das nasse Zelt einpacken würden, würde es uns vermutlich in einem viertel Jahr vom Auto laufen…

Wir beschlossen also noch zu bleiben und zu hoffen, dass sich der Nebel verziehen würde. Wir hatten Glück und eine Stunde später kam die Sonne raus und fing an das Zelt zu trocknen.

Langsam packten wir zusammen, räumten auf und brachten den Platz in Ordnung. Aber wieder kamen wir mit anderen Besuchern ins Gespräch, diskutierten über Marokko und Afrika und wieder verging die Zeit wie im Flug.

Obwohl das Zelt schon fast trocken war, konnten wir uns gar nicht los reißen. Wir packten unsere Stühle wieder aus und genossen noch ein bisschen die Atmosphäre.

DSC_0043DSC_0046Viele machten sich aber so langsam vom Acker. Im wahrsten Sinne des Wortes! Zumindest versuchten sie es…. Durch den Regen haben sich die Wiesen und die Wege in ein Schlachtfeld verwandelt. Es begann eine Schlammschlacht!!! Die Wohnmobile und Wohnwägen kamen nicht mehr vom Fleck und buddelten sich immer weiter in den Matsch ein. Einer nach dem anderen wurde von den großen Allrad-LKWs aus der Misere befreit und auf sicheren Untergrund gezogen. Es machte einen Heiden-Spaß zuzuschauen und es war besser als jedes Kino.

Um 2 Uhr überwanden wir uns und machten uns auf Richtung Heimat. Natürlich nicht ohne vorher Kontakte mit den „Nigerianern“ auszutauschen. Man sieht sich bestimmt wieder, entweder auf dem nächsten Treffen oder irgendwann mal in Afrika!

Traurig verließen wir das Treffen. Unser Kurzurlaub war vorbei und es war gigantisch!!! Bis zum nächsten Jahr!!! Wir kommen definitiv wieder!

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Tag 28+29 – Tanger–Saint Tropez (27.05. + 28.05.2014)

Die Nacht war kurz, die Fischplatte wollte viel zu früh wieder raus. Der Sinn des Hotels war somit dahin.

Wir haben uns extra ein Hotel genommen, damit wir entspannt und ausgeruht den langen Heimweg antreten konnten und dann sowas…

Wir packten unsere Sachen und fuhren zum Hafen. Auch heute wurden wir wieder belagert. Diesmal hatten wir aber schon unsere Tickets und so konnte es uns egal sein.

Wir checkten ein und wurden nach der Passkontrolle erst mal durch den Röntgen-LKW geschickt. Eigentlich nicht wir sondern dass Auto. Hier wird jedes Auto durchleuchtet, ob nicht irgendein Flüchtling sich unbemerkt Zutritt verschafft hat.

Viele Afrikaner, die aus ihrem Heimatland fliehen, versuchen in PKWs, LKWs oder Wohnmobilen unbemerkt nach Europa zu gelangen. Deshalb wird auch immer gewarnt, dass man in Hafennähe bloß niemals das Auto unverschlossen und unbeaufsichtigt stehen lassen soll.

IMG_0627Wir hatten keinen blinden Passagier an Bord und so konnten wir unsere Reise durch die Zollformalitäten fortsetzen. Sowas entspanntes wie hier haben wir noch nicht erlebt. Da war die Einreise das krasse Gegenteil. Innerhalb von 10 Minuten waren wir komplett durch und durften auf das Hafengelände, wo wir mit sage und schreibe einem anderen Auto auf die Fähre warteten. Da wir noch über 2 Stunden Zeit hatten, gingen wir einen Kaffee trinken und kauften erst einmal zollfrei ein. Eine Stange Zigaretten für 15 €… Bei dem Preis wird selbst jeder Nichtraucher zum Raucher 🙂

Wir hatten ein Gefühl wie an einem Flughafen. Die Ausreiseformalitäten, der Duty-Free-Schalter, überall verschiedene Gates. Schiffe werden be- und entladen…

IMG_0625Nachdem unser Auto mit vielen LKWs verladen war (alle mussten rückwärts in die Fähre fahren, besonders bei den LKWs war das ein spannender Anblick), legten wir mit einer halben Stunde Verspätung ab.

Ich saß mit Blick zum marokkanischen Hafen auf dem Sonnendeck und hatte das Gefühl, dass wir uns gar nicht weiter entfernten. Als ich mal nach vorne schaute, merkte ich, dass wir gleich in Spanien anlegen würden. Was ein Wahnsinn, so eine kurze Distanz, man könnte fast schwimmen (wenn die Wellen nicht wären, die waren nämlich ganz schön hoch).

Das erste was wir feststellten, als wir vom Schiff kamen: Unser Handy war wieder da. Und Radio ging auch wieder. Europa hatte uns wieder.

Auch die Einreise nach Europa war ein Klacks. Der Zollbeamte schaute kurz hinten rein, war dann aber aufgrund des Chaos, das ihn hinter der Ladeklappe erwartete so überfordert, dass er uns direkt ziehen ließ.

Das erste Ziel sollte Madrid sein. Wir fuhren auf die Autobahn und ab ging die Post. Bis zum ersten Mautschalter und zum nächsten und zum nächsten… Whatever, wenn sie dafür gescheite Straßen zur Verfügung stellen soll’s uns recht sein.

Nach 300 km überkam uns bereits eine erschreckende Müdigkeit. Das fahren mit Tempomat auf einer fast leeren Autobahn und die letzte Nacht forderten ihren Tribut. Wir hielten an um einen Kaffee zu trinken und den weiteren Plan zu besprechen. Wir beschlossen, nicht nach Madrid zu fahren sondern Richtung Barcelona. Dort wollten wir bei Bedarf eine Nacht schlafen oder durchfahren.

Nach 2 Tankstopps und knappen 1000 km war die Müdigkeit dann aber nicht mehr aufzuhalten. Wir hielten nachts um halb 2 auf einem Parkplatz an, um etwas im Auto zu dösen. Schlafen kann man das auf den zurück geklappten Sitzen nicht nennen. An die Situation, dass wir nachts von einem spanischen Polizisten kurz vor der Mautstelle angehalten wurden und ich nach meinem Führerschein gefragt wurde und ihm meinen Personalausweis hingehalten habe, erinnere ich mich nur noch sehr schwammig.

Wir fragten uns warum wir so dumm waren und nicht die Fähre nach Italien genommen haben. Dann hätten wir immer noch knapp 800 km bis nach Hause gehabt aber vorher hätten wir uns 2 Tage auf dem Schiff ausruhen können, um dann ganz entspannt das letzte Stück zu fahren.

Da uns die Typen am Fährschalter aber so belagert haben, wollten wir einfach das nächst mögliche Ticket und haben nicht weiter nachgedacht.

Die paar Stunden auf dem Rastplatz waren nicht wirklich erholsam, aber es musste ja weiter gehen. Die ersten 2 Stunden fuhr ich, bis dann Tim übernahm, da es einfach nicht mehr ging. Ich kam auch während der weiteren Fahrt kaum zu mir, erst als wir den Großraum Barcelona erreichten, wachte ich langsam auf. Da hatten wir beide die Idee, als wir das Hafen-Schild sahen: Wir könnten ja auch von hier aus die Fähre nach Italien nehmen. Normalerweise hält die von Tanger nach Genua oder Livorno nämlich in Barcelona und da hätten wir aufspringen können (natürlich nur bildlich gesprochen, unser Auto kann zwar viel aber springen kann es nicht).

Leider war am Hafen in Barcelona kein einziger Schalter besetzt, so dass wir an unserem bisherigen Plan festhalten mussten. Weiter ging die Fahrt Richtung Saint Tropez. Tim wollte hier sowieso einmal hin und es lag ja fast auf dem Weg.

Nach ein paar weiteren Tankstopps und Mautstellen erreichten wir Saint Tropez am Nachmittag. Wir gingen erst mal zur Touri-Info, um zu fragen, ob es denn in der Stadt Campingplätze gebe.

Nein, in der Stadt direkt gab es nichts aber im Umkreis wurden uns einige genannt. Wir fuhren also wieder aus der Stadt raus und da fiel uns erst einmal auf, was hier so für Autos fuhren. Von fetten Mercedes über Bentley und Porsche war alles vertreten, was der Nobelkarossenmarkt so hergibt.

Wir steuerten den ersten Campingplatz an. Ein rieeeeeeesiges Gelände… Gefiel mir nicht, viel zu groß, zu viele Tupperschüsseln und der Weg zum nächsten Sanitärgebäude viel zu weit. Außerdem für 42 € die Nacht (für ein Auto mit Zelt, kein festes Bett in einem Gebäude!!!!) etwas teuer. Wir fuhren auf den nächsten Platz, das selbe Spiel…

Tim war schon am verzweifeln und wir waren kurz davor weiter durchzufahren, was wir aber eigentlich nicht wollten. Der dritte und letzte Campingplatz wurde es dann. Nicht gaaaanz so groß, auch nur Tupper aber OK und mit 26 € relativ billig habe ich mir sagen lassen.

Tim sagte schon zu mir, ich könnte mich von meinen bisherigen Erfahrungen und Erwartungen (und Preisen sowieso) an einen Campingplatz verabschieden. Eine ebene Kiesfläche, wo sich einfach jeder seinen Platz sucht wie’s ihm passt gibt es in Europa nicht mehr. DAS hier ist europäischer Standard! Hier ist alles geregelt: Es gibt feste Zeiten für was weiß ich was nicht alles, alles ist nummeriert, für die Steckdose braucht man einen Adapter, der 50 € Pfand kostet, das Internet muss man extra bezahlen und auch sonst muss man vorher zahlen. In Marokko ist man angereist, hat gesagt man ist jetzt da und wenn man abgereist ist, egal ob 1, 2 oder 3 Tage hat man bezahlt. Dieses Vertrauen gibt es hier nicht.

Whatever, nachdem die Formalitäten erledigt waren (auch dass glich eher einer Flug- als einer Campingplatzbuchung) haben wir uns einen schönen Platz etwas abseits rausgesucht. Die letzte Station vor der Heimat…

 

Nachtrag:
Tag 28+29 aus Tim Sicht…

Nicht, dass mich die ganze Nacht die Fischplatte gequält hat (war einfach zu viel… aber es war soooo gut! Hat sich trotzdem gelohnt! ;)), nein, ich hab auch so echt schlecht geschlafen, was den gesamten Plan zerstört hat, den das Hotel eigentlich verbessern sollte…

Whatever, wie schon beschrieben glich die Fährformalität eher einer Flugreise. Für die Zukunft: Nur noch Europa-Afrika, niemals über eine Enklave!

Als wir europäischen Boden berührten, machten wir natürlich gleich mal Bekanntschaft mit der hiesigen Beschaffen der Autobahnen. An manchen Stellen dachte ich, der Motor wäre ausgegangen, so ruhig „glitten“(wenn man das bei unserem Auto so nennen kann) dahin. Keine Schlaglöcher, keine Viecher auf der Straße, keine kiffenden, nervenden, bettelnden Menschen… Tempomat an und feuer!!

Nach Madrid und der kleinen Aktion in Barcelona dachten wir uns, wir könnten uns ja auch mal was gönnen und machten uns auf den Weg nach… Achtung, jetzt kommts!!!… St. Tropez!!!!!!!!!

Bloß keinen Neid aufkommen lassen, wer hat der hat! 😉

Der Weg dort hin war weit, 1430 Kilometer mussten abgestottert werden, inklusive 3x tanken, einmal pennen auf zurückgeklappten Sitzen und diversen Pausen…

Aber gegen Mittag erreichten wir die Küste und St. Tropez lag vor uns. Die Perle der Cote d’Azur hieß uns mit 26°C und einer Menge fetter Jachten willkommen. Der Verkehr war Hardcore, in die Stadt selbst sind wir kaum gekommen, alle Straßen voll mit BMWs, Benz’ und CO.

War schon ein echter Kulturschock, wenn man bedenkt, dass in Marokko ein Auto noch als neu gilt, wenn es unter 500.000 km hat!

Was ich wirklich gigantisch fand, war, dass jeder hier in St. Tropez unserem Auto nachgeschaut hat. Keinem SL 55 AMG, keinem 433 Ferrari, nein, unserem Hilux! (Könnte natürlich auch daran liegen, dass man vor lauter Dreck die Originalfarbe nur noch erraten kann!)

Der Camping war das gleiche, Kulturschock pur. Wir haben in Marokko teilweise die ungesicherten Steckdosen selbst reparieren müssen, dass wir überhaupt Strom bekommen haben, da sich keiner der Platztypen getraut hat, da was anzufassen. Hier muss man 50 € Kaution für einen Adapter hinlegen, damit man Strom „benutzen darf“!

Alles ist geregelt, für alles gibt es Richtlinien (nach 23 Uhr darf man nichtmehr mit dem Auto rausfahren… Was ist das denn für ein Mist!), für alles gibt es Formulare, Papiere oder igendwas anderes…

Der größte Unterschied, der mir aufgefallen ist, war die Sache mit dem Wasser…

Es kam nur einmal vor, dass wir gammliges Wasser bekommen haben, aber im Normalfall kommt halbwegs sauberes Wasser (meistens kalt) aus der Leitung, die man mit einem Hahn aufdreht. Hier gibt es einen Sensor, der das Wasser fließen lässt, wenn man ihn aktiviert. Als ich Zähne putzen wollten, war ich nach 4 vier Wochen so überfordert mit dieser Technik, dass ich schon fast aufgeben wollte… Manchmal ist einfacher vielleicht doch besser…

Whatever, wir gucken uns morgen mal die Stadt an und schauen weiter…

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Tag 26 – Fes–Chefchaouen (25.05.2014)

Geweckt wurden wir heute von Sonnenschein. Das schlechte Wetter war abgezogen und die Sonne strahlte wieder vom tiefblauen Himmel.

Wir beschlossen zusammen zu packen und noch mal mit dem Auto nach Fes rein zufahren. Gestern von der Terrasse des Lederhändler sahen wir eine andere Terrasse, die aussah, wie wenn sie zu einem Cafe gehörte. Von dort aus musste man eine wahnsinnige Aussicht auf die Becken haben. Das wollten wir testen. Ein Kaffee ist billiger als jede Lederjacke und die Preisvehandlungen darum.

Wir fuhren nach Fes rein und auf den Parkplatz. Dort nahm uns gleich ein „Führer“ in Empfang und wollte uns ins Gerberviertel lotsen. Alle Erklärungen, dass wir gestern schon hier waren und uns nur kurz umschauen wollten half nichts, er rückte uns nicht von der Pelle. Sowas abartig aggressiv aufdringliches wie hier haben wir noch nie erlebt. Es wurde uns einfach zu wider, dass jeder nur Profit aus einem schlagen will und als wir dann feststellten, dass das erhoffte Cafe doch keins war, drehten wir um, ließen den Typ stehen (Erklärungen halfen sowieso nicht) und fuhren einfach weg. Wir wollten nur noch raus hier!!!

IMG_0418Als wir zurück fuhren kamen wir auf einen Hügel, von dem aus man die ganze Stadt im Überblick hatte. Wir hielten an um ein paar Fotos zu schießen. Überall drang schwarzer Rauch in den Himmel (wozu eine Müllabfuhr…?! Müll kann man auch vor der Haustür verbrennen) und wir stellten fest, dass es in Bagdad nicht viel schlimmer aussehen konnte. Ein Molloch aus alten, verdreckten, zusammengestückelten Behausungen und überall dazwischen brennt es. Was ein Anblick!

Weiter führte unser Weg in Richtung Chefchaouen, eine Stadt, in der fast alle Häuser blau und weiß angemalt sein sollen.

Die Straße glich mal wieder einem schweizer Käse, es waren riesige Löcher in der Straße, die kaum schneller als Schrittgeschwindigkeit zuließen.

Als kurze Rast hielten wir an einem Kaffee an der Straße um einen Tee zu trinken. Als wir da saßen und uns umschauten, stellten wir fest, dass alle um uns Haschpfeifen rauchten. Wir waren also im Rifgebirge, dem größten Anbaugebiet für Marihuana in Marokko, angekommen.

Schnell wieder weiter. Wobei das mit schnell funktionierte nicht so ganz… Nach fast 4 Stunden (für 200km) erreichten wir den Hügel über Chefchaouen. Uns bot sich ein toller Anblick. Wirklich alles weiß-blau und auf den ersten Blick sehr hübsch.

Wir fuhren auf den Campingplatz und bauten das Zelt auf. Dann überlegten wir, wann wir die Fähre wieder heimwärts nehmen wollten. Morgen Abend? Dienstag Morgen? Nach Spanien und noch einen Abstecher über Südfrankreich machen? Oder nach Italien und dann direkt heim? Wir wissen es immer noch nicht…

IMG_0477Wir beschlossen erst einmal in die Stadt zu gehen und was zu essen. Vom Campingplatz läuft man vielleicht eine viertel Stunde einen steilen Weg runter und kommt direkt in der Medina raus.

IMG_0489Wir schlenderten ein bisschen herum und trafen auf ein paar Jungs, die in den engen Gassen Fußball spielten. Wir setzten uns einfach dazu und schauten ihnen dabei zu. Natürlich juckte es in den Fingern und bald holten wir die Kamera raus um ein paar Fotos von ihnen zu machen. Das gefiel den Jungs und sie gaben so richtig Gas. Bis ein verrückter alter Mann kam und die Kids verscheuchte. Schade, aber das war das Zeichen, uns zu verabschieden und endlich was zu essen. Der Magen knurrte schon wie verrückt. Auf dem Weg zum Hauptplatz liefen wir an etlichen Läden vorbei. Hier wurden Klamotten verkauft, da Essen oder Porzellan. Niemand sprach uns an und wollte mit uns ein Geschäft machen. Alle grüßten freundlich wir konnten in Ruhe schauen und uns dann wieder verabschieden. Ohne großes Theater.

Das ist die erste Stadt hier, in der wir uns wirklich wohl fühlten. Keine bettelnden Kinder, die eine Gegenleistung für die Fotos wollten. Kein aggressives Gehabe sondern nur nette Menschen, die einem den Weg zeigten ohne etwas dafür zu wollen. Wir waren begeistert!!!!!!

Wir setzten uns auf den Hauptplatz der Medina und aßen ein leckeres Menü für beide zusammen 10 €. An die Preise könnte ich mich gewöhnen!!!!

Da kam dann doch der erste Junge, der uns Schlüsselanhänger unter die Nase hielt. Da wir nichts kaufen wollten sagten wir (verstand er sowieso nicht), er soll nen Abflug machen. Penetrant hielt er uns weiter sein Zeug unter die Nase und man merkte wie er so richtig drückte, dass die Tränen kommen. Hat aber nicht geklappt und nach dem dritten Mal „Abflug“ machte er sich dann auch dahin.

Whatever, kann ja nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen hier sein, wäre ja zu schön!

Nachdem wir gezahlt hatten, schlenderten wir weiter durch die engen blauen Gassen. Es war mittlerweile dunkel geworden aber das tat dem Treiben keinen Abbruch. Überall waren Läden geöffnet und Menschen unterwegs.

IMG_0496An einem Stand hielten wir an, denn hier standen etliche bunte Farbpulver in Säcken nebeneinander. Wir fragten den Verkäufer, den wir erst suchen mussten (in den vorherigen Städten durfte man erst gar nicht stehen bleiben, schon hatte man 5 Verkäufer um sich rum), was das denn sei. Er sagte, es sei Farbei für Wände zu streichen. Unter den Farben standen ein paar Körbe mit Schildkröten. Ob wir nicht so eine mitnehmen wollten, fragte er uns. Kostet nur 10 €. Süß waren sie, aber ob der europäische Zoll das auch so nett gefunden hätte wie wir sei mal dahin gestellt.

Mittlerweile wurde es immer kälter und wir beschlossen, uns so langsam einen Weg aus der Medina zu suchen und uns ein Taxi zurück zum Camping zu nehmen. Den Berg wollten wir nicht mehr hoch laufen. Viel zu steil und nicht beleuchtet hätte es sonst vielleicht Tote gegeben.

Plötzlich rief uns ein Mann zu: Wo wir her kommen und wir sollen doch mal mit kommen. Er möchte uns was zeigen. Anstatt dankend vorbei zu laufen ließ Tim sich hinreisen und folgte ihm in sein Hinterzimmer. Was sich zuerst mal als großer Fehler darstellte, wurde dann wirklich zu einem echt witzigen Erlebnis! Der Typ redete ununterbrochen auf uns ein, wie toll wir doch aussehen würden, Tim hätte irgendwie ein marokkanisches Gesicht, er liebe unseren Style… Aber super freundlich und irgendwie verrückt! War echt lustig! Er führe uns erst einmal alle möglichen Kräuter vor, die er hatte: Das eine für den Magen, das nächste gegen Kopfweg, dann was bei Entzündungen und so weiter. Als letztes zeigte er uns Henna. Da ich sowieso die ganze Zeit ein Henna Tattoo wollte, aber nicht zu diesen Touri-Frauen auf den Touri-Plätzen gehen wollte, weil die meist nur schlechtes Henna aufmalen, kam Tim auf die Idee ihn zu fragen, ob er jemand kenne, der das machen würde. So echt original und kein Touri-Mist (der Unterschied ist, dass echtes Henna eine grüne Paste ist, die erst nach ca. 2 Tagen dunkel wird, bis dahin läuft man mit der Paste rum, die nach und nach abfällt. Touri-Henna ist mit irgendwelchen anderen Farben geschwärzt, so dass man das Ergebnis gleich sehen kann und meist sogar gesundheitsschädlich).

Er hatte auch Decken in seinem ganzen Krims-Krams… Schöne Decken aus Merinowolle, die im Hohen Atlas gewebt worden seien.

Nach etlicher Verhandlung erstanden wir für 15 Euro eine Decke und ich bekam mein Henna.

Schnell rief er einen jungen Typen herbei und bat mich mit ihm zu gehen. Alleine, Tim blieb im Laden! Ich soll nur 50 Dirham mitnehmen. Das tat ich dann und lief dem Typen nach. 5 Minuten und zahlreiche verwinkelte Gassen später (ich hätte nicht mehr alleine zurück gefunden) standen wir vor einer Frau in meinem Alter. Dann wurde telefoniert. Da ich leider kein Arabisch spreche kann ich nur mutmaßen, dass sie versuchten jemanden zu erreichen, der Hennas machen kann. Nach 10 Minuten rumstehen warf ich mal kurz ein, wir könnten es auch morgen machen. Irgendwie war mir das alles zu suspekt. Nein nein, ich solle bleiben. Da sie anscheinend niemanden erreichten sagte die Frau ich soll mit ihr kommen. Wir liefen ein paar Stufen hoch und ich stand direkt bei ihr im Wohnzimmer. Die Mutter lag auf der Couch und sah fern und die 2 Schwestern und der Typ (vermutlich der Bruder) wuselten auch noch rum.

Das Henna wurde angerührt und sie versuchte mir irgendwas zu erklären. Da sie aber kein französisch sprach weiß ich nicht, ob ich es richtig verstanden habe. Anscheinend war das Henna, was der Typ aus dem Laden mir mitgegeben hat, nicht für die Haut sondern für die Haare aber irgendwie funktionierte es dann trotzdem.

Während ich da so saß und ihr meinen nackten Knöchel hinhielt fing der Muezzin draußen an zu rufen. Plötzlich wurde auch das TV-Programm unterbrochen und aus dem Fernseher ertönte der Gesang. Die Mutter ging darauf hin erst mal beten. Was ein Erlebnis: mitten im Wohnzimmer einer Marokkanischen Familie…!!!!

Die Frau die mir das Henna machte, tat das anscheinend zum ersten Mal, denn ihr Bruder gab ihr andauernd Tipps was sie noch verschönern könnte. Nach einer halben Stunde führte mich der junge Mann wieder zurück zum Laden, wo Tim auf mich wartete. Er war froh, dass ich wieder da war, denn er machte sich Gedanken, was da alles hätte passieren können.

Aber es war ein tolles Erlebnis! Ganz nette, entspannte Menschen und dann einmal hinter die Türen so einer Familie zu schauen.

Wir verabschiedeten uns von dem Verkäufer, ich, stolz wie Oskar, auf mein echtes Henna (und barfuß, Schuhe darf ich jetzt erst mal nicht tragen bis die Paste abgefallen ist) und Tim zufrieden mit seiner Decke. Wir sollten doch morgen unbedingt wieder kommen, wenn wir noch mal da sind, nur für einen Tee… (Das finden wir sowieso nicht wieder…!)

An der Hauptstraße winkten wir einem Taxi zu (auch das das erste Mal, dass nicht 10 Taxifahrer auf einen einstürmen, sobald man die Medina verlässt, sondern man sich selbst drum kümmern muss), was dann auch gleich anhielt mit noch einer Frau drin. Das ist echtes Taxifahren in Marokko. So viel wie rein gehen, werden eingeladen und dann wird jeder wieder da raus gelassen, wo er möchte.

Er fuhr uns zum Camping und sagte, was er bekäme: 15 Dirham, keine 1,50 €! Was ein Preis! Wir lieben diese Stadt…!!!!!

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Tag 24 – Casablanca–Fes (23.05.2014)

Heute mussten wir unser schönes, warmes, weiches Bett im Zimmer des Hotels wieder verlassen.

Bevor es an’s Auschecken ging, sind wir noch in ein Cafe gegenüber unserer Bleibe gegangen, welches wir von unserem Zimmer aus sehen konnten.

Hier bezahlten wir ganze 1,50€ für ein Croissant, einen Cafe au Lait und einen frischgepressten Orangensaft pro Person. Mit einem zusätzlich bestellten Kaffee kamen wir nicht mal auf 4 Euro. Bei uns bekommt man für diesen Preis nicht einmal ein Brötchen mit Butter.

Nachdem wir unser Auto beladen und uns vom Parkwächter verabschiedet hatten (diesmal ein netter, der auch mit mir gesprochen hat) ging es durch den abenteuerlichen Verkehr von Casablanca auf die Autobahn nach Rabat.

IMG_0290In Rabat besuchten wir das Mausoleum des Königs und den Hassan-Turm. Wir trafen genau zum Freitagsgebet dort ein und man konnte aus den Lautsprechern der nebenan liegenden Moschee die Stimme des Iman hören, der den Gläubigen vorbetete. Überall auf dem Platz legten die Menschen ihre Teppiche aus und knieten sich gen Osten um zu beten. Es war ein atemberaubender Anblick, der einen selbst verstummen ließ.

 

IMG_0333Nach diesem beeindruckenden Erlebnis fuhren wir weiter in Richtung Fes.

IMG_0315Die Landschaft wurde zunehmend zivilisierter. Kaum noch Esel oder Ziegen auf der Straße und man konnte deutlich abgeteilte Äcker erkennen. Auch wurde alles immer grüner, so dass man fast meinen könnte, man befände sich in Südfrankreich.

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Als wir auf dem Campingplatz ankamen und die Formalitäten erledigt hatten, fuhren wir auf die Wiese, um uns einen Platz zu suchen. Zwischen den ganzen Tupperschüsseln fanden wir am Ende des Platzes zwei Offroad-LKWs, zu denen wir uns gesellten. Wenn man neben solchen LKWs steht, merkt man erstmal, wie klein unsere Karre doch ist…

Schnell machten wir uns mit dem einen LKW-Fahrer bekannt. Christian war seit 9 Monaten unterwegs, fuhr bis Ghana und war nun wieder auf dem Heimweg. Danach will er aber gleich wieder weiter. Die anderen beiden, Marianne und Uli, ein älteres Ehepaar aus Braunschweig waren seit knapp 2 Wochen in Marokko, haben aber mit ihrem „Karlchen“, einem älteren LKW, der noch in Namibia steht, schon fast komplett Afrika bereist.

Beide stellten sich für uns als Glücksgriff raus. Endlich mal Leute, die aus erster Hand Informationen über Transafrika-Reisen liefern konnten. Eigentlich wollten wir heute noch nach Fes rein, aber wir konnten uns nicht losreißen.

So verbrachten wir einen spannenden Abend mit den Dreien, die uns Informationen über Visa, Zollformalitäten, Bargeldversorgung im Ausland, Wasserversorgung in Afrika und einfach jede Menge Erlebnisse berichten konnten.

Mittlerweile war es ziemlich abgekühlt, so dass wir zwei Fleecjacken übereinander ziehen mussten. Wer hätte gedacht, dass wir auf dieser Reise noch einmal frieren würden…?! Whatever…

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