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Nicaragua 1

Grenzerfahrung

Nun standen wir also vor der Grenze nach Nicaragua und waren gespannt was uns so erwarten würde.

Im Bus hatte Sarah noch schnell ein paar Fakten gecheckt, wieviel zum Beispiel die Ausreisegebühr betrüge oder was man alles für die Einreise benötigte. Wie eigentlich vor jeder Grenze. Vielleicht ist sie deshalb auch immer unbeschreiblich aufgeregt und ich total entspannt… Wer weiß.

Bloß bei dieser Recherche kam eine beunruhigende Tatsache ans Licht. In Nicaragua seien keine Drohnen erlaubt und man könne sie eventuell direkt an der Grenze direkt abgenommen bekommen…

Gut, es war ein bisschen spät für eine Umkehr, denn eben fuhr der Bus hinter uns los und wir standen mit unserem gesamten Gepäck am Grenzgebäude von Costa Rica.

Da wir keine Chance mehr hatten, verließen wir das Land, ließen unsere Pässe stempeln und machten uns zum Gebäude des nicaraguanischen Grenze auf.

Die persönliche Einreise war schnell erledigt und die Pässe gestempelt, wir wähnten uns schon auf der sicheren Seite, als wir durch eine Tür geschickt wurden und er dort stand: Der Röntgenscanner…

Immer noch gelassen warfen wir unsere Gepäckstücke aufs Band, wir hatten ja noch den Babybonus in der Tasche und außerdem schnatterten die Grenzbeamtinnen in einer Tour und achteten kaum auf das gescannte Gepäck.

Ich wollte gerade meinen Rucksack vom Band nehmen, als ein bulliger, übel dreinblickender Beamter zu mir kam und mich aufforderte, den Rucksack zu öffnen.

In dem Moment ging mir dann schon ein bisschen die Düse und die ersten Schweißausbrüche kamen, als er mir erläuterte, dass er auf dem Röntgenbild eine Drohne gesehen hätte und die nicht erlaubt seinen in Nicaragua.

Verdammt…

Ich fragte ihn, was jetzt geschehe. Das nur mit Händen und Füßen, denn weder war mein Spanisch, noch sein Englisch gut genug für eine brauchbare Konversation. Daraufhin wurde ein weiterer Mann hinzugezogen, und bei seinem Outfit alleine konnte man ahnen, was er für eine Rolle an dieser Grenze spielt. Jeans, Fußballtrikot und Englisch mit starkem Akzent, ein astreines Zeichen für einen Schleuser.

Und natürlich ging es sofort los!

In Nicaragua wären keine Drohnen erlaubt und ich hätte eine, das wäre ein Problem. Mittlerweile war mir diese Tatsache bekannt, aber er wiederholte es immer und immer wieder.

Er könne mir helfen, er würde die Drohne an sich nehmen und sie „um die Grenze herum bringen“, oder ich könnte sie hier hinterlegen und sie auf dem Rückweg abholen…

Äh, NEIN und äh, NEIN!

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Zahlung von 40,- US-Dollar pro involvierten Grenzbeamten, also 80 Dollar (Scanner und Gepäcköffner)!

Okay, ich konterte (und hoffte das klappte hier genauso gut wie in Afrika)!

Ich machte ein riesen Fass auf, das wäre Bestechung und ich würde Korruption nicht unterstützen, das wäre ja das Letzte… Usw.!

Und mit einem Mal kam die Sache ins Rollen! Der eine Grenzer redeten auf mich ein, ich solle mich beruhigen, die Grenzbeamtin griff nach dem Hörer und wollte die Polizei rufen und der Schleuser hob schlichtend die Hände und sagte, alles wäre in Ordnung und es würde noch eine vierte Möglichkeit geben!

Und die wäre?!

Ich würde ein Formular unterschreiben müssen, dass ich die Drohne ins Land eingeführt hätte, für sie als Bestätigung…

Warum in Gottes Namen wird einem so was immer erst zum Schluss vorgeschlagen?! Natürlich, an so einer Lösung wird am wenigsten verdient! Logisch!

Also ich mit ins Büro, der Schleuser schön vorne weg, dass es den Anschein macht, er würde auch etwas Wichtiges dazu beitragen und den Wisch ausgefüllt.

In zehn Minuten war die Sache vom Tisch. Die Drohne war, sagen wir mal „registriert“, ich hatte einen Beleg der Geschichte in der Hand und wir waren durch die Grenze auf dem Parkplatz. Das dieser Wisch in Kürze noch Gold wert sein würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Natürlich spürte ich schon den geifernden Atem des Schleusers im Nacken, der nach seiner Belohnung lechzte.

Aber was hatte der Typ eigentlich gemacht, außer übersetzt…

Das war uns letztendlich fünf Dollar wert, was ich eigentlich schon bereute, als ich den Schein aus der Tasche zog und ihm ihm in die Hand drückte… Denn natürlich, mit einem höhnischen Auflachen forderte er mindestens Zehn!

Da mischte sich meine Frau ein, erzählte ihm eine Geschichte von Mindestlohn in Industrieländern und das er sich glücklich schätzen könnte, überhaupt etwas zu kriegen… Und er solle endlich verschwinden, was er dann auch grummelnd tat.

Nach dieser Grenzerfahrung (kleiner Wortwitz), die wir eigentlich an den meisten afrikanischen Grenzen erwartet hätten, aber nicht hier, bekamen wir gleich den nächsten Nierentritt, denn kaum aus dem Grenzgebäude raus, stürmten schon gefühlt 200 Taxifahrer auf einen los. Wohin es gehen soll, natürlich mit seinem Taxi, das Beste, das Billigste, alle anderen sind Mist und so weiter…

Aber dank meiner Frau waren wir darauf vorbereitet, die Route genau geplant und die Preise gecheckt.

Wir würden mit dem Chickenbus nach Rivas fahren, umsteigen und weiter nach Granada.

Soweit die Theorie, denn in Nicaragua läuft der Hase ein klein wenig anders als in Guatemala.

Hier sind nämlich auch die Busfahrer abgebrühte Abzocker und fordern von einem einen unverschämten Mondpreis. Statt dem normalen Preis von 1 Dollar wollte der erste gleich mal 8 Dollar…

Wir diskutierten, kamen nicht über ein und unser Gepäck wurde wieder vom Dach des Busses geholt.

So standen wir bei fast 35 Grad auf einem staubigen Busbahnhof inmitten einer hässlichen Grenzstadt, umringt von Taxifahrern, die im Minutentakt neue Preise in die Runde warfen, natürlich alle viel zu teuer und wussten nicht weiter. Der erste Bus war weg, der nächste kam in 20 Minuten.

Wir warteten, ein Bus kam, und wir schöpften wieder Hoffnung, denn dieser würde sogar ohne Zwischenstopp nach Granada fahren.

Der Hammer kam, als wir gerade einsteigen wollten. 15 Dollar!

Wir fragten, ob uns der Fahrer verarschen wolle, der grinste aber nur hämisch und ließ unser Gepäck wieder ausladen…

Und wieder saßen wir im Staub, noch drei Stunden Fahrt vor uns und kein Bus… In solchen Momenten wünsche ich mir nichts lieber, als in mein Auto zu steigen und mit erhobenen Mittelfingern vom Platz zu rollen.

Die Zurufe der Taxifahrer, die wiedermal ihre Chance witterten, hörten wir schon gar nicht mehr.

Als ein weiterer Chickenbus einrollte, wollten wir schon gar nicht mehr aufstehen, da rief uns der Typ an der Tür zu: 2 Dollar pro Person nach Rivas. Immernoch der Gringo-Preis aber nun doch akzeptabel. Das war also unser Bus!

Wir stiegen ein, bezahlten, das Gepäck wurde verladen und die Fahrt begann.

Für zwei Kilometer, dann wurde nämlich der Bus von der nicaraguanischen Bundespolizei gestoppt, die eine ausführliche Kontrolle vornehmen wollte.

Diese zog sich über fast eine halbe Stunde hin, jeder musste erst einmal aussteigen – Männer und Frauen (mit Kindern) getrennt – seinen Pass oder Ausweis vorzeigen, ein Drogenhund durchschnüffelte den gesamte Bus und ich musste aufs Dach, um unser Gepäck zu öffnen.

Als das alles erledigt war, durften alle wieder einsteigen und es konnte weiter gehen. Wir erreichten Rivas und waren ein wenig geschockt, in was für einem Loch wir gelandet waren.

Aber gut, Drecklöcher gibt es viele und davon waren wir schon in so manchem, unser Bus nach Granada stand bereit und wir wurden auch nur so semi-heftig abgezogen, denn uns wurde nur das Doppelte des normalen Preises berechnet. Aber bei 1 bzw. danach 2 Dollar konnten wir ein Auge zudrücken…

Der Bus füllte sich und fuhr irgendwann, so ungefähr 40 Minuten nach geplanter Abfahrt los. Und wenn ich sage, er füllt sich, meine ich das eher untertreibend. Das die Leute nicht noch außen an den Scheiben hängen ist ein Wunder, im Bus konnte man kaum atmen, so viele Menschen waren dort eingepfercht.

Aber wir saßen drin und würden in zwei Stunden Granada erreichen, das machte uns Mut, oder besser, die Sache nicht noch schlimmer.

Wir erreichten Granada nach Sonnenuntergang. Es war laut, heiß und stickig. Wir waren geschwitzt und verklebt, stanken und wollten nur noch duschen.

Unser Gastgeber erwartete uns bereits und zeigt uns unser Zimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche fielen wir alle tot müde ins Bett.

Granada

Das erste, was an Granada auffällt, ist, das es ähnlich wie Antigua Guatemala auch eine Stadt ist, die im spanischen Kolonialstil gebaut ist, gespickt mit riesigen gelben Kathedralen und Kirchen, Parks und bunt gepflasterten Gehwegen. Auf den zweiten Blick sieht man aber doch den kleinen Unterschied. Dreck, überall wo man ihn das erste Mal übersieht, Bettler, Obdachlose und Penner. Am schlimmsten für mich waren aber die penetrant bettelnden Kinder, die einen wie Schatten verfolgen.

Wobei zum Betteln eigentlich überhaupt kein Grund bestehen würde, denn ich hab auf unserer ersten Tour durch die Stadt soviel Münzen gefunden, dass mein Geldbeutel kaum noch zu ging. Kurz vor unserem Hotel holte ich alle Münzen aus der Tasche und warf sie einer alten, blinden Frau in den Hut, die total verwahrlost und dreckig an einer Ecke bettelte.

Außerdem gab es auch noch nervige Kutschfahrer, die einen auf eine 15-Minütige Tour durch die Stadt mitnehmen und dir dafür 10 Dollar aus der Tasche leiern wollen. Oder der Klassiker: Ein Typ mit irgendeinem Namensschild in einer wichtig aussehenden Plastikhülle mit Schlüsselband um den Hals, der dich durch die Stadt führen will.

Natürlich geht es der Tourismusbranche in einem Land wie Nicaragua nicht unbedingt blendend, aber auf diese Tour, denke ich, vergraulen sie eher die paar Touristen als sie zu animieren… Naja, wir waren auf jeden Fall echt genervt von den permanenten Ansprachen und Anbetteleien. Dazu kommt, dass es, anders als in anderen zentralamerikanischen Ländern keinen florierenden Markt für Streetfood gibt, außer irgendwelche Hot-Dog-Stände oder Süßigkeitenbuden.

Die einzige Möglichkeit, was zu essen zu kriegen, ist Essen gehen, was doch ein wenig ins Geld geht… Deshalb entschieden wir uns am dritten Tag in der Stadt, ab sofort selbst zu kochen.

Somit blieb ein wenig mehr Geld für Unternehmungen, wie die Nachttour zum Vulkan Masaya, in dem man die brodelnde Lava sehen kann.

Mit 10 Dollar Eintritt pro Person nicht ganz billig, aber für uns noch im Rahmen und eine einzigartige Erfahrung.

Wir wurden um 17 Uhr am Hotel abgeholt und 45 Minuten zu dem Vulkan gefahren. Das es in keinster Weise gefährlich ist, bewiesen die bestens ausgebauten Straßen, der riesige Parkplatz genau am Kraterrand und die Bänke, auf denen sich müde Vulkanbeobachter zu einer kleinen Pause setzen können.

Da man den Lavastrom im Inneren des Kraters nur von einer Stelle gut sehen kann und diese natürlich von hunderten Touristen belagert ist, wählte ich die einfachere Variante und brachte die Drohne in die Luft.

Den ersten Pfiff nahm ich gar nicht wahr, aber als ich meinen Rundflug beendet hatte, stand ein nicht ganz so gut gelaunter Parkaufseher (wir befanden uns in einem Nationalpark) und fragte mich ob ich denn nicht wüsste, dass man hier nicht fliegen dürfe. Und außerdem wären Drohnen in ganz Nicaragua verboten!

Ich sagte ihm, dass ich nirgendwo Schilder gesehen hätte, die das Fliegen von Drohnen untersagten. Natürlich war mir selbst klar, dass es keine Schilder geben konnte, das Fliegen war ja im gesamten Land verboten und musste nicht explizit ausgeschildert werden, aber ich wollte mal sehen was passierte. Er sagte, auch wenn keine Schilder da wären, wäre es trotzdem verboten.

Ich antwortete ihm daraufhin hin lässig, ich hätte eine Erlaubnis von der Behörde für Technik und dürfe fliegen wo immer ich in Nicaragua wollte. Und zog den Zettel von der Grenze aus meiner Tasche.

Er begutachtete ihn ausgiebig, kontrollierte die Seriennummern der Drohne und entschuldigte sich. Ich könne weitermachen!

Gott steh mir bei, die 5 Dollar für den Schleuser waren ja mal sowas von gut angelegtes Geld!

Vielleicht sollte ich diese Nummer aber nicht zu häufig abziehen, wer weiß, an wen man gerät und wie genau derjenige dann hin schaut. Aber für dieses Mal war es ein voller Erfolg!

Am letzten Tag des Jahres verließen wir Granada und machten uns auf nach Laguna de Apoyo, um dort den Jahreswechsel zu verbringen.
Die Stadt ist am Rand eines erloschenen Vulkans gebaut, dessen Krater komplett mit Wasser gefüllt ist. Wunderschön reihen sich die Wohnhäuser und Hotelanlagen am Rand dieses entstandenen Sees die bewaldete Kraterwand hinauf.

Ein atemberaubender Anblick ergab sich von der Terrasse unseres Hotel aus auf den stahlblauen See und die grünen Hänge des Kraters, die rings herum aufragen.

Aber das Beste ist, dass der gesamte See, aufgrund von thermalen Quellen eine Wassertemperatur von 25 – 27 Grad Celsius hat.

Wir verbrachten Silvester ganz entspannt mit Kajak fahren, schwimmen und planschen. Am Abend aßen wir auf der Terrasse und genossen den Ausblick auf den tiefschwarzen See, begleitet von den tausenden Stimmen des Dschungels.

Da unsere vorherige Nacht aufgrund von diversen Moskitoangriffen doch eher kurz war und wir mehr auf der Jagd nach den Quälgeistern waren, als zu schlafen, machten wir zum ersten Mal das Unvorstellbare und verschliefen Silvester einfach mal.

Und ich muss sagen, wir leben noch!

Der ersten Morgen des neuen Jahres begann mit einer Runde Kajak und einem ausgiebigen Frühstück, von den nächtlichen Neujahrsaktivitäten im Dorf hatten wir überhaupt nichts mitbekommen.

Am Mittag holte uns das Taxi wieder ab und brachte uns zurück nach Granada.

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Costa Rica 1

San Josè

Um 5 Uhr morgens klingelte unser Wecker…

Wir waren in Guatemala-Stadt und unser Flug würde in gut drei Stunden gehen.

Die Statistiken besagen, das Guatemala-City eine der gefährlichsten Städte Lateinamerikas – nein, der ganzen Welt – sein soll. Und als wir am Abend davor in die Stadt fuhren, war uns auch nicht ganz wohl. Niemand ist nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße gewesen, alle Geschäfte sind mit dicken Gittern gesichert und die Türen mit schweren Schlössern verschlossen.

Selbst unser B&B war in einer gesicherten Anlage, umgeben von einer hohen Mauer und mit Sicherheitsposten an den Schranken.

Vielleicht machte uns der 5-minütige Fußweg zum Flughafen nicht so viel aus, weil wir zu müde waren, um uns Sorgen zu machen. Aber wir erreichten wohlbehalten die Abflughalle und checkten problemlos unser Gepäck ein. Was man merkte, war, das Costa Rica wohl etwas mehr als die anderen von uns bereisten Länder auf die Einreisebestimmungen achtet. Denn wir mussten wie damals in Namibia auch einen Ausreisenachweis erbringen, dass wir das Land wieder verlassen würden. Den hatten wir natürlich, und somit stand unserem einstündigen Flug nichts im Wege.

Bei angenehmen 28 Grad landeten wir in San Josè, Hauptstadt Costa Ricas und Knotenpunkt des gesamten Landes.

Der erste Eindruck war mal nicht so schlecht, die Stadt ist gewaltig und wie in jeder anderen Metropole gibt es hier alles, was man sich vorstellen kann. Es besteht kein Mangel an Fast-Food-Ketten, Malls und Einkaufszentren.

Unser Hotel lag zentral und man war in 15 Minuten in die Innenstadt gelaufen. Hier diskutierten wir bei einem Milchshake in einem Park die weitere Route.

Zuerst wollten wir den Manuel Antonio NP anfahren, Highlight einer jeden Costa Rica Reise, denn hier tummeln sich auf 6 km² 95 Prozent aller heimischen Tierarten. Unter anderem auch die lange erwarteten Faultiere!

Wir blieben drei Tage in San Josè, wobei wir einmal das Hotel wechseln mussten, da unser vorheriges keine freien Zimmer mehr für eine weitere Nacht hatte.

Neben unserer neuen Unterkunft lag ein Irish Pub… Und ihr könnt euch vorstellen, was das bedeutet!

Nachdem wir ein letztes Mal die Stadt und unsere Tochter deren Spielplätze erkundet hatten, gingen wir zurück in unsere Unterkunft. Sarah wollte noch den Blog aktualisieren und Elisabeth und ich Bier! Also eigentlich nur ich, momentan ist aber bei unserer Tochter jede Flüssigkeit in einem Glas Bier…

Wir packten also das Spielzeug ein und gingen rüber ins Pub. Ich hatte ein bisschen Angst, dass wir überhaupt eingelassen werden würden. Schließlich ist Elisabeth noch nicht ganz volljährig und mir die Gesetze in diesem Land nicht wirklich bekannt. Noch bevor wir die Bar erreichten, wurde ich angesprochen. Leider reichte mein Spanisch nicht aus und somit erbarmte sich die Kellnerin und erklärte mir die Sache auf englisch.

Sie hätten noch geschlossen… Erst um 18 Uhr würde geöffnet werden.

Ich zog mein Handy aus der Tasche und sah drauf. 17:56 Uhr…

Ich zeigte es ihr und sie sagte, und das ist die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe: Wir dürften in 4 Minuten dann wieder kommen…

Wenn ich auf einem Amt in Bayern kurz vor Feierabend gewesen wäre, hätte ich das ganze ja verstanden, aber in einer Bar in Costa Rica… Naja…

Wir gingen also einmal um den Block, kamen um 18:02 Uhr zurück und fragten, ob wir jetzt etwas trinken dürften. Freundlich lächelnd wurde mir die Karte gereicht.

Muss man nicht verstehen…

Ich bestellte ein Guiness… gibt es nicht…

Okay, vielleicht ein Killkenny? Leider auch nicht…

Okay, irgend ein anderes irisches Bier, da wir uns ja in einem Irish Pub befinden? Leider auch nicht, aber einheimisches Bier wäre da…

Ob ich testen wolle: Alles klar! Gerne!

Nach dem dritten Versuch hatte ich mein Bier gefunden, Elisabeth ihr „Bier“ auch (7Up) und wir saßen an der Bar und schauten (IN EINEM IRISH PUB) mexikanischen Wrestling! Ich hab noch nie eine so surreale Szenerie erlebt!

Aber irgendwie auch cool.

Nach einer halben Stunde kannte jeder in dem Laden meine Tochter, die ohne jegliche Hemmungen an jeden Tisch ging um mit den Sitzenden anzustoßen. Als wir gingen wurden wir mit erhobenen Gläsern von fast allen Tischen verabschiedet. Das ist doch mal Völkerverständigung par excellence!

Manuel Antonio Nationalpark

Am Morgen verließen wir die Hauptstadt in einem Bus Richtung Pazifikküste, Richtung Regenwald.

Nach vier Stunden erreichten wir die Küstenstadt Quepos und dort angekommen, merkten wir schnell, dass sich der amerikanische Massentourismus mit seinen zum Großteil übergewichtigen, mit Geld um sich werfenden Anhängern doch recht negativ auf die hiesigen Unterkünfte auswirkt. Natürlich kommt auch die Nähe zu den Feiertagen dazu, die hier Hochsaison bedeuten.

Aber für ein Hotel, in dem man nichts auf den Tisch (den es übrigens überhaupt nicht gab) stellen darf, weil es sonst sofort Eigentum eines sechsbeinigen Arbeitervolkes wird, 50 Dollar pro Nacht zu bezahlen, ist schon dreist. Wenn dann nicht mal die Dusche funktioniert oder selbst ein Nachttisch vorhanden ist, ist das doch den Gang zur Rezeption wert um einfach mal die Optionen „abzuklopfen“.

Nach einer viertel Stunde Diskussion wechselten wir das Zimmer zu einem, mit funktionierender Dusche und wenigstens ein bisschen Stauraum.

Normalerweise sollte das Zimmer 20 Dollar pro Nacht mehr kosten, aber im Gegenzug für den „Gefallen“, würde ich am nächsten Tag mal ein paar Aufnahmen von der Anlage mit der Drohne machen und sie ihnen da lassen… Die eine Hand wäscht die andere…

Wiedermal klingelte der Wecker früh, denn wir wollten (und mussten) aufstehen. Heute wollten wir den Manuel Antonio National Park besuchen. Der Park ist Haupttouristenattraktion Costa Ricas und somit viel besucht. Deswegen hat die Regierung zum Schutz der Tiere die Auflage verabschiedet, dass sich am Tag maximal 600 Personen zur gleichen Zeit aufhalten dürfen. Wer also zu spät kommt, kommt nicht mehr rein.

Wir aber standen um Punkt 7 Uhr morgens bei Parköffnung als zweiter in der Schlange und betraten 10 Minuten später den Regenwald.

Auf unserem Weg über die Waldwege hielten wir unseren Blick immer Richtung den Baumkronen, denn der Park ist Heimat der größten Population von Faultieren in Costa Rica.

Nachdem wir einen der Aussichtspunkte erklommen hatten, was uns wirklich viel Schweiß gekostet hat, wurden wir auf dem Rückweg für unsere Anstrengungen belohnt.

Vor uns, umringt von einer Gruppe Touristen stand ein Guide, der ein Spektiv auf die höchsten Äste eines riesigen Baumes gerichtet hatte. Bei genauem Hinsehen erblickten wir das fokussierte Objekt hoch über uns in den Baumwipfeln. Ein Dreifingerfaultier hangelte sich behäbig von Ast zu Ast, heilt inne, kratzte sich und kletterte weiter.

Minutenlang folgten wir mit unseren Blicken dem so lange erwarteten Tier auf seinem Weg durch die Bäume, bis es im dichten Blätterdach verschwand.

Überglücklich eines der Highlights auf unserer Liste abgehakt zu haben gingen wir weiter durch den dichten Regenwald. Uns begegneten auch andere Bewohner des Dschungels, darunter – die meisten hatten mindestens sechs Beine – aber auch viele größere Tiere wie Affen, alle möglichen Vögel und Wasserschweine.

Aber natürlich stellten die Faultiere alles in den Schatten. In den meisten afrikanischen Nationalparks kann man sich glücklich schätzen, mal einen oder zwei Löwen zu erspähen. Hier stolpert man geradezu über die Faultiere, die zu dutzenden in den Bäumen hängen. Ist natürlich übertrieben, aber bei der Suche nach ihnen helfen ungemein die Trauben von Touristen, die sich um einen Guide scharen und in die Baumwipfel starren.

Ein weiteres Highlight des Parks ist, dass er direkt in einer Lagune endet, die durch ihren wunderschönen Sandstrand und das türkisblaue Wasser bestechen.

Wir verbrachten den Rest des Tages im Schatten der Kokospalmen und mit gelegentlichen Sprüngen ins warme Wasser des Pazifiks.

Temperatursturz im Nebelwald

Am nächsten Morgen nahmen wir den Bus ins vier Stunden entfernte Monteverde. Eigentlich sollten es vier Stunden sein, denn die Zeitangaben schwanken in diesem Land geringfügig. Als wir am Ende in Monteverde ankamen, waren wir mit Umsteigen bereits seit fast sieben Stunden unterwegs.

Monteverde steht im krassen Gegensatz zu der Pazifikküste Costa Ricas. Es liegt auf über 1500 Meter über dem Meeresspiegel, die Temperatur zur Küste unterscheidet sich fast um 20 Grad Celsius und es blies ein Wind mit Spitzengeschwindigkeiten von 80 Km/h.

Da wir mit kurzen Sachen angereist waren, standen wir nahe des Erfrierungstodes, als wir an die Rezeption unseres Hotels kamen.

Aber nachdem wir ausgepackt und uns wetterentsprechend angezogen hatten, war es eigentlich auszuhalten.

Bis zum nächsten Morgen, als zu allen Faktoren noch ein übler Nieselregen kam, der einen in Kombination mit dem Wind in Sekunden bis auf die Unterwäsche durchnässte.

Da wir aber nicht den ganzen Tag in unserem Zimmer hocken wollten, rüsteten wir abermals auf und in kompletter Regenmontur machten wir uns auf in einen nahegelegenen Regenwald, ein absolutes Muss dieser Region.

Ich muss nicht wiederholen, dass wir die Ober-Nicht-Wanderer sind, uns aber die Optionen ausgingen, denn das eigentliche Programm, die 250-Meter-Seilrutsche über eine Schlucht war bei diesem Wind doch eher Selbstmord.

Eigentlich hatten wir schon keine Lust mehr, als wir den viel zu hohen Eintrittspreis für den Nationalpark bezahlten. Und als wir dann nach 10 Minuten komplett durchnässt durch den Wald stapften, bis zu den Knöcheln im Schlamm, naja, was soll ich noch sagen.

Ich muss gestehen, als mir nach weiteren 10 Minuten auch noch meine Tochter in meinen Armen einschlief und ich sie auch noch tragen durfte, ergab ich mich in mein Schicksal und begann die ganze Sache zu genießen. Vielleicht trieb mich auch die Langeweile, die mich ansonsten im Hotelzimmer ereilt hätte, weiter durch den Wald.

Egal wie, am Ende des Trails hatten wir die beste Laune, waren klitschnass und freuten uns auf eine heiße Dusche. Und hatten wirklich beeindruckende Bilder des Nebelwaldes auf der Kamera. Vielleicht machte es zu diesem Zeitpunkt auch klick bei mir, denn es gab viele Momente danach, in denen ich irgendwie gerne wandern ging. Oder besser Hiken, das hört sich cooler an.

Wie auch immer, wir verbrachten den Rest des Abends mit heiß Duschen, Aufwärmen und Sachen Trocknen.

Wieder Sommer

Der nächste Tag war wieder ein Transfertag, denn es ging wieder an die Küste: nach Samara am Pazifik.

Wieder ein Temperaturunterschied von über 20 Grad, wieder unmenschliche Hitze, die den kalten, peitschenden Wind ablösten.

Wir erreichten Samara nach gefühlt 1000 Stunden Fahrt mit dem Shuttle, die ersten 20 km mussten wir Schritttempo fahren aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse.

Aber wir wurden für alle Strapazen entschädigt!

Der Ozean lag in gleißendem Sonnenlicht vor uns, keine Wolke am Himmel.

Unser Hotel, zu diesem Zeitpunkt eines der wenigen mit freien Zimmern, war… okay. Für 60 Dollar die Nacht eigentlich viel zu teuer, aber dafür konnte man in Badehose und barfuß morgens zum Frühstück auftauchen, ohne das man blöd angeschaut wird.

Und das Frühstück war zum ersten Mal in Costa Rica ein Buffet, was natürlich zur Völlerei einlud. Irgendwie war das auch nötig, denn das Essen in dem Touristenort war unmenschlich teuer. Selbst für einen kleinen Burger musste man umgerechnet 12 Euro abdrücken…

Wir verbrachten Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage so, wie sich wahrscheinlich selbst der größte Winterfan nur wünschen könnte.

In Badehose und Weihnachtsmann-Mütze, mit einem eiskalten Bier in der Hand im Schatten eines Sonnenschirms. Die Füße im Sand, das Bier in der Hand, wie hier ein Sprichwort lautet.

Die einzige Anstrengung für mich war eine Kajakfahrt zur gegenüberliegenden Seite der Lagune. Die Zehn Dollar Leihgebühr lohnten sich eigentlich schon nach 20 Metern Fahrt, denn beim Blick über die Schulter zeigte sich die atemberaubende Schönheit dieser Region.

Wo der schwarze, vulkanische Sand endete, begann der dahinter liegenden Urwald, nur unterbrochen durch die Hotels, die hier und da die Palmen überragten und das grüne Dickicht durchbrachen.

Leider vergingen die Tage viel zu schnell. Wir diskutierten schon länger an einer Änderung unseres Plans, denn Costa Rica ist wirklich unmenschlich teuer.

Wir entschieden uns, nach diversen Aussagen anderer Reisender, die wir auf unserem Weg trafen, einen kleinen Abstecher von zwei Wochen nach Nicaragua zu machen, um ein wenig Geld zu sparen.

Das Land soll landschaftlich eine Perle sein, preislich attraktiv und die Sicherheit auf den Touristenrouten sei definitiv gegeben.

Und nachdem wir leider keine Nacht in unserer Unterkunft verlängern konnten, machten wir uns am Morgen des 27.12. auf zur Grenze des nördlichen Nachbarn.

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Fahrt mit einem Chickenbus

Sie sind groß, sie sind laut, sie stinken. Man kann sie schon von weitem hören. Ihre Bremsen und die Jahrzehnte alten Blattfedern quietschen bei jedem Schlagloch und bei jedem Bremshügel.

Und wenn es nicht ihr Quietschen oder ihr permanentes Hupen ist, weiß man spätestens wenn der Beifahrer durch die durchgehend geöffnete Einstiegstür die Endhaltestellen durch die Straßen schreit, was da auf einen zugerollt kommt.

Es kann aber auch passieren, dass man nichts ahnend die Straße entlang läuft und urplötzlich in einer gewaltigen schwarzen Wolke steht…

Dann hat man unverhofft Bekanntschaft mit einem der legendären, lateinamerikanischen Chickenbusse gemacht.

In den meisten Ländern Zentralamerikas bilden sie einen Großteil des örtlichen Straßenbildes und sind das Rückgrat des städtischen Nahverkehrs. Bzw. auch Fernverkehres, denn es gibt kaum Orte, die diese Busse nicht anfahren und mit einander verbinden.

Ihr Name rührt von einem Gerücht her. Die Einen behaupten, dass ihr Name daher kommt, dass in ihnen alles transportiert wird, vom Huhn über jegliche Art von Tieren bis hin zu riesigen Getreidesäcken oder Fässern.

Die Anderen behaupten, der Name basiert auf der Tatsache, dass man in ihnen sitzt wie die Hühner auf der Stange, denn es gibt keine Maximalbegrenzung für ihre Insassen, es wird einfach reingestopft, wer rein passt.

Aber was ist ein Chickenbus überhaupt…

Wenn nach rund 120.000 Meilen ein amerikanischer Schulbus seinen Sold erfüllt hat und von der Regierung zur Versteigerung angeboten wird, rollte eine regelrechte Industrie an, die ihres Gleichen sucht.

Die Busse werden in den USA angekauft und nach Mittelamerika überführt. Und dort beginnt die Verwandlung in einen Chickenbus.

Im Normalfall ist einer oder mehrere dieser Busse im Besitz einer einzigen Familie, die beiden „Arbeitsplätze“ (ein Fahrer und ein Rufer) werden mit deren Mitgliedern besetzt und eine bestimmte Route angeboten.

Die Busse werden repariert, modifiziert, umlackiert und mit jedem erdenklichen Unsinn ausgerüstet, den man sich nur vorstellen kann.

Alles, was an dem Bus nicht knallbunt lackiert ist, glänzt in lupenreinem Chrom. Die gesamte Seite zieren die Namen der Frauen, Töchter oder Geliebten und bilden gleichzeitig den Namen des Busses. Die gelbe Originalfarbe ist gänzlich verschwunden, an ihrer Stelle leuchten rote, grüne, blaue oder neonfarbene Muster, die gesamte Karosserie ist mit LED-Leuchten gepflastert bis hin zur Bodenbeleuchtung. Im Dunkeln erinnern die Gefährte stark dem Coca-Cola-Truck aus der Weihnachtswerbung. Nur das man bald einen epileptischen Anfall bekommt wenn man einem solchen Bus nachts begegnet, weil alles glitzert, die Farbe wechselt oder blinkt.

Aber wenn man den Bus betritt, erwartet einen erst das wirkliche Highlight!

Egal ob Weihnachten oder nicht, die gesamte Frontscheibe ist mit Christbaumschmuck und Lichterkerzen behängt, der ehemalige Notausstieg am Heck der Busse ist ein Schrein für mexikanische Wrestler oder über und über mit Postern nackter Frauen beklebt. Eine gewaltige Anlage aus etlichen Boxen, die im gesamten Bus verteilt sind, beschallen einen mit lateinamerikanischer Volksmusik in einer derartigen Lautstärke, dass man meint, direkt an der Bühne bei einem Konzert zu stehen.

Wem das noch nicht reicht, der darf sich gerne in die erste Reihe setzen, da wird man auch noch zusätzlich von dem Endstationen-Rufer beschallt.

Man hat das Gefühl, dass diese Gefährte immer unter Zeitdruck gefahren werden, denn die Fahrer, die eigentlich immer nur eine Hand frei haben, da die andere permanent das Mobiltelefon am Ohr hält, rasen selbst durch die engsten Gassen in den kleinsten Dörfern mit einem Affenzahn, dass den alten Leuten am Straßenrand schon mal die Hüte wegfliegen, wenn die riesigen Geschosse an ihnen vorbeifliegen.

Auf den Überlandstraßen und Highways sind sie wie Kanonenkugeln, die auf eine Stadt abgeschossen werden. Jeder Bus versucht selbst die kleinste Lücke im Verkehr auszunutzen, um ja nicht langsamer werden zu müssen. Das gleiche gilt natürlich auch für den innerstädtischen Verkehr und wir hatten nicht nur einmal eine knallbunte Stoßstange auf Augenhöhe, die nur gefühlte Zentimeter vor uns zum Stehen kam und wir fast von den Dröhnen des Hornes weggeblasen wurden, dass uns aufforderte, doch bitte etwas schneller die Straße zu überqueren.

Wir hatten auf unserer Route des öfteren die Ehre, bzw. auch teilweise das Leid, einen solchen Bus benutzen zu dürfen, bzw. zu müssen.

Eine dieser Verbindungen war die Route von Panajachel am Lago de Atitlan zurück nach Antigua Guatemala über die weltberühmte Panamericana.

Außerdem war es unsere erste Reise mit einem solchen Bus.

Die Fahrt begann damit, dass uns lauthals schreiend das Endziel des Busses mitgeteilt wurde. Nachdem unser Gepäck auf dem Dach verstaut und gesichert (zumindest hofften wir das) wurde, stiegen wir ein und suchten uns einen Platz. Der Bus war fast leer, wir hatten eine Sitzbank für uns alleine. Niemand weiß, wie viele amerikanische Schulkinder schon vor uns auf dieser Bank saßen, aber wahrscheinlich wurde keines so zur Schule gefahren, wie wir bald nach Antigua.

Der Bus fuhr pünktlich los, und im Laufe seiner Fahrt durch die Stadt stiegen immer mehr Menschen hinzu. Dabei hielt der Bus niemals an, sondern machte immer nur langsamer und die Passagiere sprangen durch die geöffnete Tür. Dabei half ihnen der Rufer beim Einsteigen.

Lustig wurde es, als wir die Überlandstraße, also die Pan-Am erreichten. Da hatten wir dann das Gefühl, dass der Bus ein verstecktes Treibwerk dazu schalten würde, denn mit einem Mal ging ein Ruck durch das Gefährt und wir flogen quasi über den Highway. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass es das ein oder andere Schlagloch gab, was aber bei fast 120 km/h und einer Federung von über 50 cm vernachlässigbar ist. Man merkte die Einschläge kaum. Eher war man mehr damit beschäftigt, sich panisch an den Haltegriffen festzuhalten, denn durch die Löcher im Bodenblech sah man einfach nur die Straße unter einem dahinrasen.

Ich habe noch niemals zuvor ein Fahrzeug dieser Größe erlebt, das so stabil auf der Straße liegt, insbesondere bei derartigen Geschwindigkeiten. Nichts desto trotz wurde man in den Kurven hin und her geworfen, die Fahrt über die Hügel fühlten sich an, als würden sich einem die Gedärme verknoten.

Wir hatten fast die gesamte Fahrt ein Grinsen im Gesicht, ob aus Todesangst oder des Gefühls wegen, in einer Achterbahn zu sitzen, wissen wir bis heute nicht.

Hinter uns saß ein kleines Mädchen mit ihrer Familie aus Kolumbien, ihr machte die Fahrt nicht ganz so viel Spaß, eine Plastiktüte war ihr ständiger Begleiter.

Dafür saß uns ein älterer Herr gegenüber, der ganz entspannt Zeitung las und vor ihm ein weiterer, der ein Nickerchen machte.

Und das trotz der fast ohrenbetäubenden mexikanischen Musik und des Fahrtwindes der durch die am gesamten Bus geöffneten Fenster blies.

Es war ein Erlebnis, das seines Gleichen sucht und wer gerne in Freizeitparks Achterbahnen fährt, der sollte mal diese Busverbindung in Guatemala ausprobieren. Da hat man ein solches Gefühl ganze zwei Stunden lang!

Durchgeschüttelt, fast taub, mit schmerzendem Gesäß und erschöpft vom Festhalten aber freudestrahlend erreichten wir den Busbahnhof von Antigua Guatemala. Mit noch immer zitternden Knien (vor Anspannung beim Festhalten) nahmen wir unser Gepäck entgegen und machten uns auf unseren Weg zum Hotel.

Auf noch keiner unseren Reisen haben wir jemals erlebt, dass man die Zeit, die Google Maps berechnet auch nur um eine Minute unterbieten kann.

Dieser Chickenbus schaffte es, die errechnete Zeit sogar um 15 Minuten zu schlagen, und das bei 2,5 Stunden Fahrt…

Wir werden noch viele Chickenbusse auf unserer Route erleben, aber keine Fahrt wird sein wie diese erste. Ein Abenteuer das wir nie vergessen werden!

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Guatemala 4

Panajachel

Um von Antigua nach Panajachel am Lake Atitlàn zu kommen, führt die Straße, wieder die Pan-Am, durch eine bergige von Vulkanen gebildete Landschaft, die Pässe mit teilweise bis zu 3000 Metern Höhe besitzt.

Ein stetiges Auf und Ab bekommt nicht jedem, und ich sah den ein oder anderen unserer Mitfahrer mit einem leichten Grünschimmer um die Nase.

Dafür entschädigte der Ausblick vom letzten der Bergkämme. Man hatte einen sagenhaften Ausblick über den tiefblauen See und die riesigen Vulkane im Hintergrund. Alles umringt von dichtem Dschungel und durchzogen von winzigen Dörfern.

Die Straße führte steil zum See hinab, das Dorf Panajachel, ein reiner Tourismusort, liegt direkt an seinem Ufer und bildet den Ausgangspunkt für alle Aktivitäten im Umland. Ob Paragliding, Jet-Ski, Hiking auf den umliegenden Vulkanen oder Zipline-Touren, alles konnte man von hier aus buchen. Jedes Gebäude, das keine Trip-Agentur enthält, ist mit einem Souvenirladen besetzt, oder einen Restaurant.

Wir machten uns auf den Weg zu unserer Unterkunft, doch selbst Google-Maps gab irgendwann auf. Wir fragten ein paar Passanten auf der Straße, alles ohne Ergebnis. Bis wir eine nette einheimische Dame trafen, die uns begleitete und uns mit ihren Spanischkenntnissen zur Seite stand, bis wir endlich das Backpacker-Hostel gefunden hatten. Und uns schwante übles, als wir die Auffahrt und den Garten betraten.

Wir hatten wohl richtig gehandelt, als wir uns in Flores entschieden, nie wieder mehr als zwei Nächte auf einmal zu buchen. Zur Not könnte man immer noch verlängern.

Wie dem auch sei, unser Gefühl täuschte uns nicht, das Zimmer war kaum größer als die Betten, die darin standen und das Bad… naja, man muss ja nicht jeden Tag duschen…

Das Beste an der Dusche war, dass der Sicherungskasten des Elektroduschkopfes genau auf unserer Augenhöhe hing. Wenn man also etwas ausladender mit dem Wasserstrahl umging, bestand die Chance, als Schmorbraten zu enden…

Als wir nach dem Auspacken und die Stadt gingen, verhärtete sich unser erstere Eindruck noch. Jeder, aber wirklich jeder in der Stadt quatscht einen an und will einem was verkaufen. Egal ob Souvenir, Touren oder Gras, man hat nicht einmal fünf Minuten seine Ruhe. Sogar in den Restaurants ist man nicht sicher, denn selbst beim Essen stehen die Kinder mit einem Korb voll Feuerzeugen, Kühlschrankmagneten oder Kulis neben dem Tisch und lassen sich auch nicht abwimmeln…

Etwas enttäuscht gingen wir zurück in Hostel und hofften auf den nächsten Tag, der hoffentlich besser werden würde.

Zuerst machte es auch den Anschein als ob das zutreffen würde, denn es war ein atemberaubend schöner Tag vor einer atemberaubend schönen Kulisse.

Doch sobald man einen Fuß vor die Tür setzt, sind sofort die Kinder da, die einem wieder irgendwelchen Mist andrehen wollen.

Die Entscheidung, am nächsten Morgen zu fahren, fiel uns nicht sonderlich schwer.

In Guatemala und ein paar anderen zentralamerikanischen Ländern ist das öffentliche Transportmittel der Wahl der Chicken Bus. Das sind alte US-amerikanische Schulbusse, die hier zu Überlandbussen umfunktioniert werden. Das besondere daran ist, dass jeder Chicken Bus einzigartig bemalt und modifiziert worden ist. Näheres dazu aber in einem anderen Bericht, denn das würde diesen hier sprengen.

Ein Wort trotzdem dazu. Es soll ein Abenteuer sein, diese Fortbewegungsmittel zu nehmen.

Wir erkundigten uns über die Fahrpläne und Haltestellen dieser Busse, was gar nicht so leicht ist, denn die Busse halten an Stellen, die weder gekennzeichnet noch in irgendeinem Plan vermerkt sind.

Somit fragten wir uns so lange durch, bis wir endlich wussten wo und wann unser Bus am nächsten Tag fahren würde. Zur endgültigen Sicherheit warteten wir noch an der Haltestelle auf diesen Bus und fragten den Fahrer auch nochmal. Auch er bestätigte die Aussagen, somit war unser Rückweg gesichert.

Da wir unser Hostel so abstoßend fanden, dass wir uns dort so wenig wie möglich aufhalten wollten, entschlossen wir uns kurzerhand, eine kleine Bootsfahrt zu unternehmen und zu einer der Städte auf der anderen Seite des Atitlàn Sees zu fahren.

Bis wir am Fähranleger angekommen waren, mussten wir uns wieder dem Dauerfeuer der Straßenverkäufer, Bettler und Händler aussetzen, was den Launepegel mit jedem Meter sinken ließ.

Als wir dann am Hafen angekommen waren, wurden wir auch noch von den Kapitänen der privaten Boote penetriert, was mich irgendwann zum Ausflippen brachten. Nach einem kurzen Wutanfall hatten wir dann auch mal 10 Minuten unsere Ruhe.

Es gibt zwei Möglichkeiten, den See zu überqueren. Mit einen privaten Boot, das dann nur für einen selbst da ist und fährt wann man will.

Oder ein Colectivo, dass zwar einen vorgegebenen Zeitplan hat, aber erst dann fährt, wenn es voll besetzt ist.

Der Unterschied ist natürlich der Preis.

Wir entschieden uns für ein Colectivo und warteten mit ein paar anderen Fahrgästen auf die Abfahrt.

Nach einer halben Stunde wurden wir unruhig, die anderen erzählten uns, dass sie auch bereits vor unserer Ankunft 20 Minuten im Boot gesessen hatten und es jetzt langsam mal los gehen könnte. Zum Glück sprach eine Mitfahrerin spanisch und diskutierte mit dem Kapitän herum, der sich aber durch ihre Argumente kaum aus der Ruhe bringen ließ. Sie solle doch ein privates Schiff nehmen, dann könne sie fahren wann sie wolle.

Nach weiteren 10 Minuten erhob ich mich von meinem Platz, ging an Land, meine Tochter auf dem Arm und sagte dem wartendem Mann, ich möge doch bitte mein Geld wieder haben, das ich beim Besteigen des Bootes gezahlt hatte. Ich hätte keine Lust mehr zu fahren. Er antwortete, dass das nicht möglich sei… Böser Schnitzer!

Nachdem die Unterhaltung ein wenig an Lautstärke zugenommen hatte und Worte wie Polizei oder Betrug gefallen waren, ging es auf einmal ganz schnell mit dem Ablegen und keine zwei Minuten später waren wir unterwegs.

Die Laune stieg wieder, als wir die Szenerie genossen die sich vor uns auftat. Zwei gigantische Vulkane erhoben sich am Ufer des dunkelblauen Sees, die Hänge mit etlichen kleiner Dörfer gespickt und undurchdringlichem Urwald, der diese umgab.

Mit diesem Blick pflügten wir eine gute halbe Stunde durch die Wellen (es war echt windig!), bis wir San Pedro erreichten, das an der gegenüberliegenden Seite des Sees lag. Ja, genau, wieder ein San Pedro. Davon gibt es in Lateinamerika ungefähr 2000 Stück…

Wie dem auch sei, etwas wacklig bestiegen wir das Pier und verließen den Hafen. Dank der kleinen Verzögerung in Panajachel hatten wir jetzt nur noch knapp 40 Minuten in der Stadt, sonst würden wir nicht wieder zurück kommen, da keine Boote mehr fahren würden.

Also machten wir einen kleinen Rundgang durch die Stadt, holten uns ein Eis und gingen wieder zurück zum Hafen.

Und dort passierte mir doch tatsächlich das Dümmste, das mir auf all unseren Reisen passiert ist…

Wir saßen am Hafen und gegenüber verkaufte eine Frau Bananenbrot. Zwei Stück für 25 Quetzal, also 3 Euro knapp…

Klang gut, sie legte sogar noch einen drauf. Und redete ununterbrochen auf spanisch auf mich ein. Es sei eines mit Banane, eines mit Schoko und eines mit Banane und Kokos… und noch tausend anderer Sachen. Neben ihr ein Typ, der alles synchronübersetzte, was die Sache noch verwirrender machte. Ich fragte also nach, was die drei Brote kosten sollten, sie sagte 40 Q.

Okay, passt. 3 für 40… Ich gab ihr das Geld und ging zurück zu Sarah und Elisabeth. In diesem Moment sagte uns der Kapitän, der übrigens der Übersetzter war, wir sollten aufs Boot gehen, wir würden gleich fahren.

Als wir saßen sagte Sarah auf einmal, dass sie mich beschissen hätten. 2 für 25 und 3 für 40… Verdammt…

Ich stand also auf, verließ das Boot und ging zurück zu der Frau… die natürlich weg war…

Zähneknirschend setzte ich mich wieder auf meinen Platz, natürlich hätte es schlimmer kommen können als um 60 Eurocent betrogen zu werden, aber ich ärgerte mich schon. Normal bin ich in solchen Sachen ein Fuchs und rieche solche Braten von Weitem, aber dieses Mal war ich wirklich blind… Naja, noch ein Nagel mehr in den Sarg von Panajachel, hier würden mich keine 10 Pferde mehr hin bekommen. Trotz der grandiosen Landschaft.

Am nächsten Morgen checkte wir früh aus, gingen noch entspannt frühstücken in einem Kaffee und machten uns dann auf den Weg zu unserem Bus. Der war wirklich zur korrekten Uhrzeit an besagter Stelle und wartete auf Mitfahrer.

Unser Gepäck wurde auf dem Dach verstaut und wir nahmen auf einer Sitzreihe Platz.

Ich möchte mir nicht selbst vorweg greifen, aber die Fahrt war… sagen wir… den Erzählungen entsprechend.

Zum letzten Mal Antigua Guatemala

Aber nach zweieinhalb Stunden Fahrt wiedermal auf dem berühmten Pan-America-Highway erreichten wir Antigua, das nach den Erfahrungen der letzten zwei Nächte noch schöner war!

Wir hatten wieder im selben Hotel wie dass letzte Mal gebucht und als wir dort ankamen, wurden wir wieder freudestrahlend gegrüßt.

Lustigerweise erkannte uns bei unserem Aufenthalt auch die halbe Stadt wieder, was wahrscheinlich zum Großteil unserer Tochter geschuldet ist.

Wir verbrachten drei entspannte Tag in Antigua, in dem wieder an jedem Abend ein anderes Fest statt fand.

Es war also immer was geboten.

Tagsüber verbrachten wir Stunden im Park, in dem uns auffiel, wie Taubenfreundlich die Zentralamerikaner so sind. In Mexiko begann es und hier wurde es in Perfektion ausgeübt. In jedem Park und sei er noch so klein wird tonnenweise Taubenfutter verkauft. Und das Beste, die Leute kauften das Zeug wie blöd und überschütteten die ohnehin schon fetten Viecher mit immer neuen Ladungen an Futter. Manche Tauben waren so dick, dass sie kaum noch in die Luft kamen, wenn Elisabeth in vollem Lauf auf sie zugerannt kam. Eine erwischte ich sogar mit dem Buggy…

So vergingen die Tage in unserer Lieblingsstadt, nur unterbrochen von einem kleinen Highlight, das ich mir antat.

Ich machte einen Trip auf einen der umliegenden aktiven Vulkane. Ich sage deswegen antun, weil ich wie schon erwähnt nicht der größte Wanderer bin.

Aber es hatte sich gelohnt, nach dem relativ harten Aufstieg (oder er kam mir nur so hart vor) hatte man einen atemberaubenden Blick auf den schwarzen Berg, aus dem unablässig grauer Rauch waberte. In unregelmäßigen Abständen war ein Grummeln aus Richtung des Kraters zu hören und schwarze, rauchende Gesteinsbrocken rollten die steilen Hänge herab.

Ein wirklich beeindruckender Abschluss, am nächsten Tag würden wir nach Guatemala-City fahren, von dem aus wir nach Costa Rica fliegen würden.

Der Abschied von unseren beiden Hotelchefinnen war wirklich traurig, denn die Beiden hatten Elisabeth tief in ihr Herz geschlossen. Jedes Mal wenn wir „zuhause“ waren, sahen wir unsere Tochter kaum, sie war grundsätzlich bei den Zweien und hielt diese auf Trab. Und die beiden genossen die Zeit mit ihr und die drei spielten zusammen im Hof des Hotels.

Unser Flug ging am nächsten Morgen um 8 Uhr.

Als uns das Shuttle am Vorabend mit fast eineinhalb Stunden Verspätung abholte, waren wir insgeheim froh, nicht früh am nächsten Morgen gefahren zu sein, sonder die sicherere Variante gewählt zu haben und eine Nacht in Guatemala-City zu verbringen. Von dort aus hätten wir fünf Minuten zum internationalen Flughafen und würden auf jeden Fall unseren Flug kriegen.

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Guatemala 3

Eine weitere Horrorfahrt

Am nächsten Tag saßen wir auf der Treppe vor unserem Hotel und warteten auf unseren Bus, der uns abholen und nach Antigua Guatemala bringen sollte. Eigentlich hätte der Bus uns um 10:30 Uhr abholen sollen. Mittlerweile war es 11:15 Uhr und er war noch immer nicht da. Ich schrieb Manuel, unserem Telefon-Joker, der sich prompt um die Sache kümmerte und den Fahrer anschrieb. Fünf Minuten später stand der Bus vor der Tür. Es war ein Toyota Coaster, ein 20-Sitzer, wenn man die Notsitze dazu rechnet, die an einer Sitzreihe befestigt in dem Mittelgang geklappt werden können.

Wir stiegen ein und freuten uns schon insgeheim, denn wir waren die einzigen Fahrgäste. Das würde ja eine angenehme 5-Stunden-Fahrt werden. Auf Nachfrage beim Fahrer wurden wir aber aufgeklärt. Er würde jetzt noch zwei Gäste abholen und dann fahren…

Gott steh mir bei, das wird eine überragende Fahrt!

Wir holten die zwei anderen Gäste von ihrem Hotel ab und die Fahrt begann. Anfangs wunderte es uns ein wenig, wo der Busfahrer denn hin wollte, denn er fuhr kreuz und quer durch die Stadt, anstatt hinaus. Aber egal, nur vier Mann im einem riesigen Bus! Genial!

Wir hielten an einer Tankstelle. Was hier übrigens hier übrigens auch ganz normal ist, ist dass man erst tankt, wenn die Gäste schon im Bus sitzen.

Der Fahrer zeigte auf einen weiteren Coaster, der vor uns stand, und bei dem gerade der Dachgepäckträger mit Gepäck der Reisenden beladen wurde: „Das ist Ihr Bus nach Antigua!“ Es war ein riesiger Berg Gepäck auf dem Dach des ohnehin schon hohen Busses und ein Haufen Leute stand vor der offenen Tür.

Uns traf fast der Schlag…

Unsere Rucksäcke nebst Buggy wurden dem Fahrer gereicht, der alles mit Planen und Spanngurten festzurrte.

Als er fertig war, kletterte er von seinem Bus und wies uns an einzusteigen.

Wenn ich sage der Bus war voll, dann ist das maßlos untertrieben. Alle Notsitze waren belegt, es war noch einer frei und der wurde mit Sarah und Elisabeth besetzt. Ich stand…

Bis der Fahrer einen weiteren Notsitz über dem Getriebetunnel ausklappte und mich einladend auf diesen Platz verwies.

Fünf Stunden auf einem Notsitzt… Oh Mann…

Nach knapp drei Stunden machten wir eine Pause. Gott sei dank, denn mir wäre fast der Hintern in Flammen aufgegangen. Das Getriebe kam bei der lustigen Berg- und Talfahrt so richtig auf Temperatur! Mir tat alles weh, Sarah konnte nicht mehr sitzen, weil der Notsitz nur eine halbe Lehne besaß, nur Elisabeth ging es gut, denn sie schlief fast die ganze Fahrt bis zum Stopp durch.

Als wir durch Guatemala-City fuhren, besser gesagt standen, denn es war Rushhour und nichts ging mehr, erkannten wir, dass das wohl keine Fünf-Stunden-Fahrt werden würde.

Der Vorteil meines Sitzes war, dass ich eigentlich schon fast dem Fahrer auf dem Armaturenbrett saß und somit genauso viel sehen konnte wie er. Innerhalb der letzten Stunden wurden wir auch richtig gute Kumpels und lachten uns über total überladene Pick-Ups, lebensmüde Fahrradfahrer und tollkühne Süßigkeitenverkäufer kaputt, die uns so auf Guatemalas Straßen begegneten.

In Guatelama-Stadt verließen unseren Bus ein paar Leute, was den eigentlichen Beifahrersitz frei werden ließ. Sarah und die Kleine rückten vor und somit gehörte das Cockpit der Familie Hösel und dem Fahrer. Auf dem weltberühmten Pan-America-Highway ging es im Schritttempo weiter Richtung Antigua.

Die schönste Stadt Mittelamerikas

Wir brauchten von Guatemala-City nach Antigua auf Grund des Verkehres noch fast drei weitere Stunden und erreichten die Stadt bereits nach Sonnenuntergang.

Aber im schwindenden Abendlicht konnte man noch die drei riesigen Vulkane erkennen, die die Stadt umgeben. Der Fuego, einer der Vulkane, machte seinem Namen alle Ehre und begrüßte uns mit dunkeln Rauchschwaden aus seinem Krater.

Nach der Ankunft wurde das Gepäck vom Dach gehievt und wir machten uns auf in unsere Unterkunft, ein kleines Hotel mit Gemeinschaftsbad und nur fünf Zimmern.

Auch hier wurden wir herzlich aufgenommen und nachdem wir ausgepackt hatten, drehten wir noch eine kleine Runde durch die Stadt.

In dieser Nacht schliefen wir wie die Babys!

Am nächsten morgen nach dem Frühstück wollten wir uns die Stadt genau ansehen und machten uns auf den Weg. Doch wir waren gerade die Tür raus, als wir schon mit offenem Mund stehen blieben. Vor uns ragten die grünen Hänge des höchsten der drei Vulkane auf, dem Volcàn de Agua. Völlig wolkenfrei stand der 3760-Meter-Riese vor uns!

Nachdem wir uns von dem schönen Anblick losreißen konnten, erkundeten wir die Stadt und waren total begeistert. Die Stadt, einst Hauptstadt der spanischen Kolonialherrscher, ist wunderschön! Die Straßen bestehen ausschließlich aus Wackersteinen, alle Gebäude sind aus der Kolonialzeit und wunderschön restauriert, überall sind Parks, kleine Bars und Lokale. Es war einfach herrlich, an diesem wunderschönen, sonnigen Tag durch diese einmalige Stadt zu laufen, wir hatten uns sofort verleibt! Was wir am besten fanden, war, dass alle großen Fast-Food-Ketten wie Mc Donalds oder Burger King vertreten waren, ihre Lokale aber ebenfalls in den alten Kolonialbauten hatten, was bedeutete, dass kleine Holzschilder auf das Restaurant verwies und keine riesige Leuchtreklame! Absolut cool!

Wir genossen jede Sekunde in der Stadt, einfach mit nichts tun oder durch die Parks schlendern. In den drei Tagen, in denen wir dort waren, fanden mehrere Straßenfeste und Veranstaltungen statt, es wurde also niemals langweilig. Wir verlängerten sogar wieder um eine Nacht, um noch mehr dieser wunderbaren kleinen Stadt in uns aufnehmen zu können.

Doch leider mussten wir weiter, es hatte sich nämlich eine kleine Änderung in unserem Zeitplan ergeben. Wir würden sieben Tage später von Guatemala-City aus direkt nach Costa Rica fliegen, an Stelle von Honduras, das wir ursprünglich mit dem Bus durchfahren wollten. Wir mussten umdisponieren, denn in Honduras wären wir genau über die Weihnachtsfeiertage auf den Inseln Roatàn oder Utila gewesen, was unserer Budget gesprengt hätte. Wenn wir die Inseln erst nach Weihnachten angefahren hätten, hätten wir zuviel Zeit verloren. Zeit, die wir unnötig in einem doch relativ unsicherem Land verbracht hätten, deshalb haben wir uns entschieden, direkt nach Costa Rica zu fliegen und die Inseln ein anderes Mal zu besuchen.

Unser letztes Ziel in Guatemala sollte der Atitlan See werden, von dem jeder, den wir trafen nur geschwärmt hat.

Wir buchten uns zwei Nächte in einem Backpacker-Hostel ein, mit der Option auf Verlängerung. Sollte es uns nicht gefallen, würden wir die letzten Tage bis zum Flug erneut in Antigua verbringen.

Wir kontaktierten also Manuel, der uns einen Shuttle für den nächsten Tag klar machte. Wir würden wieder vom Hotel abgeholt werden, 12:30 Uhr sollte es losgehen.

Überpünktlich wurden wir abgeholt und wir fragten dieses Mal wohlweislich vorher nach, ob das auch das endgültige Fahrzeug sei. Der Fahrer bejahte, allerdings sei er ausgebucht, was bei einem Toyota Hiace 15 Fahrgäste bedeuten würde. Also wieder eine kuschelige Fahrt…

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Guatemala 2

Schwitzen und Planschen im Dschungel von Guatemala

Da Cobàn das Tor zum guatemaltekischen Hochland ist, schraubte sich die Straße kontinuierlich immer höher, im Gegenzug dazu fiel die Temperatur stetig. Als wir die Stadt erreichten, die im Grunde auch genau so im mittleren Westen der USA hätte stehen können, zeigte das Thermometer gerade mal noch 25 Grad an, kein Vergleich zu den 35 Grad, die es hatte, als wir in Flores gestartet sind.

Cobàn ist weit davon entfernt, eine schöne Stadt zu sein. Was sie allerdings ist, sie ist funktional. Es gibt Malls, Einkaufszentren, sämtliche westlichen Schnellrestaurants und alles, was man sonst so braucht. Außerdem ist sie Ausgangspunkt für alle Touren ins Umland.

Wir hatten ein Hotel, kaum fünf Minuten entfernt vom Stadtzentrum und den Shuttlestationen (die sich hier auf dem Mc Donald`s Parkplatz befindet). Hier würde uns am darauffolgenden Tag das Shuttle wieder einsammeln und weiter nach Lanquin bringen.

Die Besitzerin unseres Hotels war der Inbegriff einer Hausmama, die Güte in Person. Wir waren noch nicht durch die Tür, da bekamen wir ein Glas Wasser in die Hand gedrückt, als wir abgeladen und ausgepackt hatten, stand eine dampfende Suppe auf dem Esstisch und wir wurden geradezu gezwungen, etwas zu essen. Es war überragend lecker!

Wir wollten in die Mall, ein paar neue Schuhe für Elisabeth besorgen. Kaum der Rede wert, dass wir den Weg natürlich nicht zu Fuß antreten durften (wie gesagt: fünf Minuten), wir wurden mit dem Auto auf dem Mall-Parkplatz abgesetzt.

Was aber das Beste an der Sache war, die Verständigung verlief ausschließlich über den Google-Translator, da unsere Spanischkenntnisse minimal waren und keiner im Hotel ein Wort Englisch sprach. Aber trotzdem funktionierte alles! Wo ein Wille…

Als wir am nächsten Tag zum Shuttle aufbrechen wollten, mussten wir uns schon fast mit Händen und Füßen dagegen wehren, zum Shuttle-Terminal gefahren zu werden. Wir verabschiedeten uns und machten gleich eine neue Buchung aus, für den Tag, an dem wir aus Lanquin zurück kommen würden.

Wiedermal trat Manuel aus Flores auf den Plan, der uns kurzerhand zwei Plätze im nächsten Shuttle reservierte, das uns zu einem der Größten Naturwunder Guatemalas bringen würde. Semuc Champey

Aufgrund eines kleinen Planungsfehlers von Seiten Manuels hatten wir ein wenig mehr Zeit als erwartet.

Uns wurde am Tag zuvor gesagt, wir sollten um halb 11 am Mc Donald`s Parkplatz sein, wir würden abgeholt werden.

Da niemand kam, riefen wir Manuel an, der sich überschwänglich entschuldigte, es sei ein Kommunikationsfehler gewesen. Der Shuttle würde erst um 14:00 Uhr ankommen. Nachdem auch nochmal seine Partnerin angerufen hatte und sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigte, nutzten wir unsere Zeit und genossen noch einmal die Vorzüge der Mall.

Als dann der Shuttle endlich kam, offenbarte uns der Fahrer die nächste Hiobsbotschaft. Es täte ihm leid, aber er käme an diesem Tag bereits aus Flores, war schon sechs Stunden unterwegs und würde jetzt erst einmal Pause machen. Wir würden dann um 14:30 Uhr weiterfahren.

Na dann eben nochmal eine Stunde warten…

Wir hatten ja nichts mehr vor…

Irgendwann ging es aber auch los. Um kurz nach drei…

Wir saßen zwei Stunden im Shuttle nach Lanquin, von dort begann der lustige Teil des Trips!

Das Hostel lag weit oben in den Bergen und es gibt keine asphaltierten Straßen dorthin. Ab Lanquin würden wir auf der Ladefläche eines Pick-Ups das letzte Stück des Weges gebracht werden, wohl gemerkt eine Strecke von 45 Minuten.

Es war mittlerweile dunkel, als wir über eine hölzerne Brücke auf das Gelände des Hostels holperten. Mit ein wenig schmerzenden Knochen hievten wir uns von dem Pick-Up, schnappten unsere Rucksäcke und betraten die Rezeption des Hostels, ein gewaltiger Bau aus Baumstämmen. Alle Zimmer bzw. eher kleine Hütten, schlängelten sich hinter dem Haupthaus den Hang hinunter. Der Strom kam vom Generator, die Duschen waren kalt. Aber man konnte den Fluss gurgeln hören, der Vorfreude auf den nächsten Tag weckte, denn bei Tageslicht musste es hier genial aussehen.

Am Morgen im Licht der aufgehenden Sonne zeigte sich die erwartete Schönheit der Umgebung. Man stand mitten im Urwald in einem kleinen Tal, das der Fluss über die Jahrtausende gegraben hatte. Links und rechts erhoben sich die bewachsenen Felswände an die hundert Meter hoch, man konnte aber ihre Gipfel nicht sehen, da sie noch im Nebel verborgen lagen. Es war überraschend kalt und alles vom Nebel aufgeweicht, aber die Sonne begann schon, sich ihren Weg durch die grauen Schwaden zu bahnen.

Nach dem Frühstück machten wir uns bereit, um das Highlight zu sehen, weswegen wir diese harte Anfahrt auf uns genommen hatten.

Semuc Champey ist ein System von diversen Wasserbecken, die vom Fluss Rio Cahabòn gespeist werden bzw. einen Teil des Flusses bilden. Die Kalksteinbecken sorgen für eine türkis- bis hellgrüfärbung des Wassers, das so klar ist, dass man ohne Probleme auf ihren Grund sehen kann. Die Becken erstrecken sich über hunderte Meter und winden sind terrassenförmig das Flussbett entlang. Es ist ein faszinierender Ort, eingerahmt von den steilen dunkelgrünen Felswänden und umgeben von dichtem Dschungel.

Ein Aussichtspunkt soll laut Reiseführer die beste Sicht auf die Terrassen bieten, das anschließende Bad in den Becken eine wohltuende Abkühlung darstellen, denn der Aufstieg ist knallhart. 30 Minuten soll man benötigen für die 500 Meter weite Strecke. Mit Kind auf dem Arm mit Sicherheit noch härter, denn Buggy ist im Dschungel nicht.

Wir erreichten die steinernen Stufen, die den Aufstieg markierten, ein Schild wies nochmal verhöhnend auf die Härte des Weges hin. 500 Meter – 30 Minuten.

Wir begannen den Aufstieg und es war gar nicht möglich, dass Elisabeth alleine ging, die Stufen waren viel zu hoch und unregelmäßig, wir hätten den ganzen Tag gebraucht. Man musste über Wurzeln steigen, über Felsen klettern und unter tiefhängenden Ästen hindurch tauchen. Es war wirklich hart!

Nach ungefähr 50 Meter dachten wir schon ans Umkehren, bei 100 Meter waren wir so platt, dass uns der Schweiß von der Stirn tropfte. Alle Klamotten waren durchtränkt. Wir sind halt nicht so DIE Wanderer…

Aber wir haben es geschafft, vielleicht nicht in 30 Minuten… Aber der Ausblick auf die Becken war sagenhaft, es hat sich wirklich gelohnt.

Was natürlich nicht im Reiseführer steht, ist, dass man das ganze ja auch wieder runter muss. Es geht zwar schneller, aber die Anstrengung des steilen Abstiegs war fast ebenbürtig der des Aufstiegs.

Als wir an den Becken angelangt waren, spürten wir unsere Knie kaum noch und uns taten alle Muskeln weh. Elisabeth hingegen dachte nur an den Sprung ist kühle Nass und ließ uns kaum eine Sekunde Verschnaufpause.

Es war wirklich überragend, in das türkisblaue Wasser zu springen. All die Anstrengung der vergangenen Stunden war wie weggeblasen. So eine Erfrischung hatten wir selten erlebt. Und von den Becken aus konnte man die Szenerie noch mehr bewundern. Die Felswände schienen noch höher, der Dschungel noch dichter zu sein, das Wasser so unbeschreiblich klar. Es war einfach traumhaft. Nicht zu Unrecht wird dieser Ort von jedem Reiseveranstalter und Tourguide angepriesen. Die weite Anfahrt und der harte Aufstieg sind es auf jeden Fall wert!

Zurück im Hostel duschten wir uns erst einmal und begaben und dann auf die hölzerne Terrasse unseres Rezeptionsgebäudes.

Bei einer eiskalten Coke packten wir unseren neuen, digitalen Begleiter aus.

Eigentlich hätten wir das ganze auch entspannt vom Hostel aus erleben können, denn die Reichweite unserer Drohne reichte aus, Semuc Champey in seiner vollen Pracht einzufangen. Aber ein bisschen Bewegung tut ja bekanntlich gut.

Als wir ein paar Überflüge gemacht hatten, zeigte sich der wahre Vorteil des kleinen, fliegenden Begleiters. Man bekommt Ansichten und Einstellungen, die so niemals möglich gewesen wären und die einen noch gigantischeren Einblick in dieses Naturphänomen geben.

In Mexiko hatten wir noch Angst, die Drohne steigen zu lassen, aber hier im Guatemalischen Hinterland interessierte das überhaupt keinen.

Im Gegenteil, man kann innerhalb von zwei Minuten eine komplette Lodge lahmlegen, da alle Angestellten hinter einem stehen und fasziniert auf den Bildschirm der Fernbedienung starren.

Wieder in Coban

Am Abreisetag wurden wir morgens um sieben wieder mit dem Pick-Up abgeholt. Der harte Abstieg auf der Ladefläche wurde aber versüßt durch die atemberaubende Schönheit der Landschaft, die sich aus dem Nebel schälte. Auch die Sonne wollte ihren Teil beitragen und kämpfte sich durch die Schwaden, um noch mehr der sagenhaften Umgebung zu präsentieren.

In Lanquin stiegen wir in ein Shuttle um, das lustigerweise von dem Fahrer gelenkt wurde, der uns zwei Tage zuvor schon hierher gebracht hatte.

Nach holprigen zwei Stunden voller Schlaglöcher und Schotterpisten erreichten wir Cobàn und wieder wurden wir freudestrahlend aufgenommen.

Da wir es auf Grund der frühen Abholung nicht mehr zum Frühstück geschafft hatten, fielen wir ausgehungert in einen Pizza Hut ein und bestellten die größte Pizza des Hauses.

Als sie kam, merkten wir, dass die Augen größer waren als der Magen, es reichte zum Schluss noch für ein üppiges Abendessen.

Gut gesättigt und zufrieden gingen wir in eine Wäscherei und gaben unsere schmutzige Wäsche ab. Danach drehten wir noch ein paar Runden durch die Mall, aßen noch ein Eis, Elisabeth hatte ihren Spaß in einer Kinder-Karusell-Ecke, und holten dann unsere saubere Wäsche wieder ab.

Was gerade in Cobàn enorm auffiel, war die Dichte an Fahrzeugen mit komplett verdunkelten Scheiben. In Mittelamerika ist es im Gegensatz zu Europa erlaubt, seine Scheiben am gesamten Auto dunkel zu tönen. Manche Fahrzeuge haben so dunkle Scheiben, dass man sich wundert, wie der Fahrer Nachts überhaupt noch etwas sehen kann.

Für uns war es immer unheimlich, eine Straße zu überqueren, denn man sah nie den Fahrer, sondern immer nur eine schwarze Scheibe. Es kam vor, dass uns mit Lichthupe die Straßenüberquerung gewehrt wurde, was total seltsam war, denn man hatte das Gefühl, das Auto kommuniziert mit einem und nicht der Fahrer… Irgendwie erschreckend…

Eine andere Sache, die uns auffiel war, dass in allen besuchten Ländern ein riesen Lärm herrschte. Und nicht etwa vom Verkehr, natürlich von dem auch, aber überwiegend von lautgestellten Handys, am besten noch mit gekoppelter Bluetooth-Box, die im Restaurant auf dem Tisch liegen und spanischen Gangstar-Rap spielen. Oder von Geländewagen mit Lautsprechern auf dem Dach, die lautstark Werbung für irgendein Produkt zum Besten geben. Manchmal stehen aber einfach auch gigantische Boxen vor einer Apotheke oder einem Reifenshop, aus denen 90er-Jahre-Hits in unerhörter Lautstärke dröhnen.

Die Mittelamerikaner scheinen ein anderes Verhältnis zu Lautstärke zu haben wie wir Europäer…

Aber gut, andere Länder, andere Sitten…

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Guatemala 1

Busfahrt des Grauens

Auf Caye Caulker sprach uns ein deutsches Paar an, ob wir ein Bild von den beiden vor dem Weihnachtsbaum machen könnten, der am Fähranleger aufgebaut war. Manuel und Lina hatten das gleiche Angebot wie wir angenommen und somit hatten wir den selben Weg bis Flores, Guatemala.

Wir verstanden uns auf Anhieb und zusammen reist es sich bekanntlich schöner!

So stiegen wir gemeinsam aus der Fähre und teilten uns eine Reihe im Bus, der uns innerhalb von gut vier Stunden nach Flores bringen sollte.

Dass der guatemaltekische Standard deutlich unter dem mexikanischen liegt, merkten wir wir, als wir den Bus bestiegen und uns auf die total durchgesessenen Sitze fallen ließen. Die Rückenlehnen ließen sich nicht mehr verstellen und es tropfte Wasser aus der Klimaanlage von der Decke…

Als alle an Bord waren fuhr der Bus los. Als wir Belize-City verließen, merkten wir auch an der Fahrweise, dass es nicht mehr ganz der Erste-Klasse-Fahrstil aus Mexiko war, den der Fahrer an den Tag legte. Mit „Pedal-to-the-.Metal“ donnerten wir über die zweispurige Landstraße. Wir merkten eine deutliche Schlagseite, schoben es aber auf die Straßenverhältnisse. Bis der Bus auf einmal an den Straßenrand fuhr, anhielt und der Fahrer ausstieg. Es wurden die Staufächer geöffnet, Werkzeug ausgepackt und der Fahrer verschwand unter dem Bus. Für eine knappe Stunde…

Mich überkam die Neugierde und ich verließ auch den Bus, um zu schauen, was denn da so mit unserem Fortbewegungsmittel los sei.

Als ich an der hinteren Achse ankam, war der Fahrer gerade damit beschäftigt, sich die Hände mit einem Lappen zu reinigen, er nahm dankbar das Wasser an, das ich ihm reichte.

Er habe nur schnell den Stoßdämpfer tauschen müssen, der alte hätte ein Loch gehabt, wahrscheinlich unterwegs geplatzt…

Okay…

Nachdem das Werkzeug verstaut war und der alte Dämpfer seinen Platz bei einem zerfetzten Reifen und zwei Wagenhebern im Bauch des Busses gefunden hatte, konnte unsere Fahrt weitergehen.

Wir ahnten nicht, dass es die schlimmste Fahrt unseres Lebens werden sollte…

Wir, bzw. eher ich lieben jede Art der motorisierten Fortbewegung, egal ob zu Wasser, zu Land oder in der Luft. Es gibt für mich nichts schöneres, alle möglichen Gefährte auszuprobieren, Hauptsache es hat einen Motor und bringt dich von A nach B.

Aber was wir in diesem Bus erlebten, trieb uns nicht nur den Angstschweiß auf die Stirn, wir standen Todesängste aus.

Ich weiß nicht, ob der Fahrer die verlorene Zeit wieder reinholen wollte oder ob es sein gewohnter Fahrstil war, wir fuhren nahe der Schallgrenze über eine schlaglochübersäte Landstraße, drifteten fast durch die engen Kurven und wenn wir dachten, jetzt müsse doch mal alles aus der Maschine unseres 18-Tonnen-Busses rausgeholt sein, drückte der Fahrer erneut aufs Gas und der Bus beschleunigte abermals.

Alle saßen kreidebleich auf ihrem Sitz, niemand sprach ein Wort und jeder betete wohl insgeheim, dass er diesen Höllenritt sicher überstehen möge.

Irgendwann wurden wir langsamer und der Bus hielt an… Wieder ein Stoßdämpfer kaputt? Nein, wir waren an der Guatemaltekischen Grenze.

Der Fahrer ließ uns raus, wir ließen unsere Pässe stempeln und auf der anderen Seite der Grenze sammelte er uns wieder ein. So einen einfachen Grenzübertritt hätten wir uns in Afrika auch mal gewünscht.

Danach ging aber die Höllenfahrt weiter, diesmal aber auf noch schlechteren, noch unebeneren und kurvigeren Strecken…

Jeder im Bus, und Gott ist mein Zeuge, machte drei Kreuze, als wir endlich Santa Elena erreichten, der Stadt vor Flores.

Man ließ uns am Hauptbusbahnhof aussteigen und man konnte in jedem einzelnen Gesicht sehen, das sich jeder am Liebsten auf den Boden geworfen hätte um den Asphalt zu küssen. Leider war dafür keine Zeit, denn wir wurden sofort in einen kleineren Bus umgeladen, der uns (kostenlos!) die letzten zwei Kilometer auf die Insel fahren sollte.

Im Bus verstanden wir auch die Taktik hinter der Aktion. Der Bus gehörte zu einem Reiseveranstalter, der sowohl Trips als auch Busshuttles organisiert und so natürlich gleich mal Werbung für sich fuhr!

Aber egal, wir kamen kostenlos nach Flores, der Typ war sympathisch und die Tranfers brauchten wir sowieso, warum also dann nicht zu ihm gehen?!

Flores

Flores ist eine Insel im Lago de Petèn mit einer Ausdehnung von 500 mal 500 Meter, nur verbunden über eine Brücke, die auch schon bessere Tage erlebt hat. Wahrscheinlich war dass der Grund, warum keine großen Busse oder LKW auf die Insel fahren.

Die Stadt ist durchzogen von etlichen kleinen Straßen und Gassen, die Häuser lehnen sich fast schon an die nächstgelegenen und man hat das Gefühl, durch Venedig zu laufen. Nur das das Wasser nicht hindurch fließt.

Und wie Venedig auch ist Flores bis auf den letzten Quadratzentimeter bebaut. Aber der Flair ist sagenhaft und es machte wirklich Spaß, durch die engen Gässchen zu schlendern und den Sonnenuntergang über dem See zu genießen.

Unser Hotel war eher mittelmäßig… naja, sagen wir schlecht… okay, es war wirklich scheiße!

Deswegen wollten wir so wenig wie möglich Zeit im Zimmer verbringen und der Hunger zog uns raus auf die Straße, wiedermal auf einen Nachtmarkt, der sich auf der Brücke zur Stadt befand und auf dem sagenhaftes einheimisches Essen angeboten wurde.

Alles dort kostete 50 Cent und so kam es, dass wir uns für umgerechnet fünf Euro die Bäuche vollgeschlagen haben. Für alle, inklusive Getränken!

Am nächsten Tag besuchten wir Manuel von der Agentur, die uns am Tag zuvor auf die Insel gefahren hatte. Wir buchten mit Manuel (der andere Manuel) und Lina zusammen für den nächsten Tag einen Sundowner-Trip nach Tikal und für unsere weitere Reise ein paar Shuttle-Verbindungen. Manuel (also der von der Agentur) erwies sich als gigantischer Glücksfall, denn ich habe seltener einen fähigeren Koordinator gesehen wie ihn. Wir tauschten Telefonnummern aus, damit wir uns über Whatsapp schreiben konnten. Darüber würde auch in Zukunft alles laufen. Da wir keine fixen Termine für die einzelnen Routen hatten, sollten wir ihm einen Tag vor der geplanten Abfahrt schreiben und er würde alles für uns in die Wege leiten… Zu diesem Zeitpunkt war ich ehrlich gesagt etwas skeptisch, ob das alles so hinhauen würde, aber wir würden ja sehen.

Tikal

Die Abfahrt nach Tikal war um 12 Uhr, bis alle im Bus waren, dieser nach mehrmaligem Juckeln ansprang und wir loskamen, war es dann aber fast 13 Uhr.

Weit kamen wir auch nicht, denn an der zweiten Kreuzung würgte der Fahrer den Motor ab und bekam ihn nicht mehr an. So standen wir mitten auf der Kreuzung, ein Hupkonzert begann und der Fahrer rief durch, er würde drei starke Männer brauchen, um den Bus anzuschieben…

So stieg ich mit zwei anderen Jungs aus, nicht dass ich stark wäre, ich saß nur als ersten an der Tür, und wir schoben zusammen den Bus rückwärts. Mit einem lauten Röhren und viel schwarzem Rauch erwachte der Motor erneut zum Leben und die Fahrt konnte weiter gehen.

Nach einer guten Stunde erreichten wir die Maya-Ruinenstadt Tikal, die mitten im Dschungel Guatemalas liegt. Unmenschliche Schwüle drang in den Bus, als sich die Türen öffneten und man war geschwitzt, noch bevor man seinen Rucksack aufgezogen hatte.

Zu unserer Tour gehörte auch ein Führer. Antonio, ein Herr älteren Baujahres spricht sieben Sprachen, davon vier akzentfrei und war die Sympathie in Person. Ein Mensch, den man einfach gern haben muss!

Er brachte uns auf direktem Weg in die Mayastadt, erklärte uns die Geschichte zu jeder Pyramide, zeigte uns Brüllaffen, Taranteln und sonstiges Getiers, das sich in diesem Urwald so tummelt und die Zeit verging wie im Flug in seiner Anwesenheit.

Da Tikal im Gegensatz zu anderen Maya-Stätten, die wir besucht hatten, riesig ist und wirklich mitten im Dschungel liegt, hat man kaum eine Chance, alle Gebäude an einem Tag zu sehen. Aber Antonio wusste genau, wo die Highlights liegen und führte uns zielstrebig durch den dichten Wald. Im ganzen Leben hätten wir nicht mehr heraus gefunden, hätten wir den Anschluss an die Gruppe verloren, so dicht und undurchdringlich war das Dickicht. Höhepunkt der Tour war der Sundowner von der höchsten Pyramide in Tikal, wo wir dann auch punktgenau zum Sonnenuntergang ankamen. Der Schweiß tropfte allen von der Nase, es gab niemanden, bei dem die Kleidung keine dunkle Farbe angenommen hatte. Aber jeder quälte sich auf die letzte Pyramide, um sich die untergehende Sonne über dem Urwald anzusehen. Alle bis auf meine Tochter und mich… und natürlich Antonio, der war wahrscheinlich schon 1200 Mal oben.

Wir blieben schön unten, Sonnenuntergänge hatte ich genug gesehen und Elisabeth und ich waren schon auf zwei anderen Pyramiden, da brauchten wir diese nicht auch noch.

Der Weg zum Parkausgang war wieder ein Abenteuer, es war nämlich stockdunkel und irgendwie hatte man uns vergessen zu sagen, dass man eine Stirnlampe mitnehmen sollte. Aber am Schluss tat es eine Handytaschenlampe auch und jeder schaffte den Weg zurück zum Bus, in dem wir uns schweißgebaden und stinkend in die Sitze fallen ließen.

Ich untertreibe nicht, wenn ich sage, dass Tikal die beste Maya-Stätte ist, die wir auf unserer Reise besucht hatten. Wir waren absolut überwältigt und es war ein gigantisches Erlebnis. Alleine die Tatsache, dass man durch undurchdringlichen Dschungel rennt und plötzlich eine 70-Meter-Pyramide neben einem aus dem Nichts auftaucht, ist so phänomenal, dass ich kurz überlegte, ob ich am nächsten Tag nicht nochmal hin fahren sollte.

Für mich war es ein absolutes, unvergessliches Highlight, wenn nicht das Highlight dieser Reise!

Zurück in Flores genossen wir den Abend in unserem schäbigen Hotel und bereiteten uns auf den ersten Überlandtransfer in Guatemala vor. Ein Toyota Hiace sollte uns ins 260 km entfernte Cobàn bringen.

Aufgrund der Streckenverhältnisse würde die Reise über fünf Stunden dauern. Uns bangte etwas davor, aber die Zweifel zerschlugen sich relativ schnell, als wir erfuhren, dass wir nur zu viert die Fahrt antreten würden. Somit hatte jeder eine Sitzreihe für sich alleine!

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Belize

Endlich wieder Karibik

Obwohl wir schon viele Landesgrenzen überschritten hatten, gab es an der Grenze zu Belize eine Besonderheit! Diese Grenze war die erste in unserer Reisegeschichte, die wir auf dem Seeweg passieren würden. Alle Ausreiseformalitäten erledigten wir in Chetumal an einem Hafen, der nicht größer war als der Bad Dürkheimer Bahnhof.

Es gab einen Schalter für die Fährtickets, einen Zollbeamten in seinem Büro und mexikotypisch 20 bis an die Zähne bewaffnete Grenzsoldaten, die jedesmal freundlich grinsten und winkten, als Elisabeth an ihnen vorbei lief.

Die Pässe waren schnell gestempelt, unser Gepäck fachgerecht von einem treuen Vierbeiner auf Drogen und Sprengstoff kontrolliert, als unsere Fährpassage schon aufgerufen wurde.

Als wir die Fähre erreichten, waren wir ein wenig geschockt. Was wir erwartet hatten war ein riesiges Schiff, mit Autos und hunderten von Menschen beladen. Was vor uns am Kai lag, war nicht größer als ein Fischerboot. Damit sollten wir uns auf die Überfahrt von fast zwei Stunden begeben?

Naja, nachdem alle Passagiere, von denen wir auf den ersten Blick dachten, dass sie niemals alle auf dieses winzige Schiff passen würden, an Bord waren (und es war erstaunlicherweise noch echt Platz), legten wir schon ab.

Die Überfahrt weckte in uns schon echte karibische Gefühle, denn wir kamen an dutzenden kleiner Inseln vorbei, von denen viele kaum größer als Fußballfelder waren und die nur aus Palmen und Sand zu bestehen schienen. Manchmal war ein kleines Haus oder ein Anlegesteg zu sehen,aber die meisten machten den Anschein, als würde man sie gerade neu entdecken!

Nach zwei Stunden fuhren wir durch einen schmalen Kanal und direkt auf den Hafen einer Insel zu. Und wir reden von DER Insel!

San Pedro

„Last night I dreamed of San Pedro“, so die erste Zeile eines Welthits von Madonna!

Und La Isla Bonita machte ihrem Namen alle Ehre und empfing uns mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang vor riesigen Palmen und schaukelnden Fischerbooten.

Wir wurden vom Manager unseres Hotels standesgemäß mit einem schon von der Isla Mujeres bekannten Golf-Carts abgeholt. Es wurde ein wenig eng, denn eigentlich war das Fahrzeug für vier Personen ausgelegt, jetzt kam noch das Gepäck und der Buggy dazu.

Wir fuhren keine fünf Minuten zu unserem Hotel, die hatten es mir aber vollends angetan. Ich verliebte mich sofort in die Insel. Die engen Gassen, überall die Golf-Carts, Tacco-Stände, Tattoo-Shops und winzige Souvenirgeschäfte säumten unseren Weg. Ich war total begeistert und wusste nicht, wohin ich als erstes sehen sollte.

Die Krönung war aber das Hotel, komplett aus Holz gebaut, direkt am Strand gelegen und mit atemberaubendem Ausblick auf das Meer. Direkt vor der Terrasse und dem Pool waren die Anlegestege und die Schiffe, alles umrahmt von unzähligen Kokospalmen.

Es war das Paradies, Madonna log nicht!

Deshalb verlängerten wir gleich am ersten Abend unseren Aufenthalt um zwei weitere Nächte!

Bei einem Spaziergang durch die Stadt verschafften wir uns einen kleinen Überblick und mein Eindruck verstärkte sich abermals! Ich liebe diese Insel!

Nach einer super angenehmen Nacht und einem atemberaubenden Sonnenaufgang gingen wir erneut in die Stadt, besorgten ein paar Kleinigkeiten, Essen und Getränke und machten, was man auf einer solchen Insel ebenso macht. Wir lagen in Hängematten am Pool oder schwammen eine Runde, planschten mit Elisabeth, tranken Cocktails und genossen einfach die Atmosphäre, die sich uns hier bot!

Und so verging ein Tag nach dem anderen: Pool, Cocktail, Pool, Mittagessen, Pool, Abendessen…

Als es dann doch ein wenig langweilig wurde, mieteten wir uns auch ein Golf-Cart, um mal ein wenig die Insel zu erkunden.

Und wiedermal hat Madonna nicht zu viel versprochen, denn auch das Hinterland und der nördliche Teil – Ambergris Caye – waren atemberaubend schön.

Der einzige Wermutstropfen ist der permanente Plastikmüll, der sich die gesamte Küste entlang zieht und einen echt entsetzt, was wir unserem Planeten eigentlich so antun.

Als wir das sahen, haben wir uns beide entschlossen, dass wir uns ein wenig für den Schutz der Weltmeere engagieren sollten.

Wir planen jetzt nicht, uns mit Pappschildern an den Strand zu stellen und gegen eine Ölbohrinsel zu protestieren oder ein chinesisches Walfangschiff zu versenken, aber wir werden eine Organisation unterstützen, die sich mit der Entsorgung von Plastikmüll aus dem Meer befasst.

Zwei amerikanischen Surfer waren auf einer Bali-Reise so geschockt vom Müll den sie vorfanden, dass sie anfingen, auf eigene Faust das Meer und die Strände vom Plastikmüll zu befreien.

Das zogen sie jahrelang durch, bis sie die Firma 4ocean gründeten und anfingen, mit dem Verkauf von Armbändern ihre Müllentsorgungsaktionen zu finanzieren. Das Konzept schlug so ein,dass sie mittlerweile mehrere Schiffe und Kapitäne unterhalten, mit denen sie Tonnen von Müll aus dem Meer fischen. Außerdem veranstalten und sponsorn sie Events zur Entsorgung von Plastikmüll an Stränden weltweit.

Das Versprechen: „Mit jedem verkauften Armband wird ein Pfund Müll aus dem Meer geholt!“ (www.4ocean.com)

Entgegen aller Schönheit ist San Pedro aber keine typische Badeinsel. Es gibt keine kilometerlangen weißen Sandstrände, keine Hotelburgen und keinen Massentourismus. Im Grunde ist es wirklich der wahrgewordene tropische Inseltraum, in dem man sich einfach verlieren kann…

Da wir nach jetzt vier Wochen Zentralamerika ein wenig die Nase voll von mexikanischem Essen und das Golf-Cart sowieso für 24 Stunden vor der Tür stehen hatten, nutzten wir unsere Chance und fuhren zu einem Burgerladen auf der anderen Seite der Stadt.

Bei einem doppelten Quarterpounder mit Käse und Pommes ließen wir unseren letzten Abend entspannt ausklingen, am nächsten Tag würde die Reise weitergehen.

Bei strömendem Regen packten wir unsere Sachen und machten uns auf zum Fährhafen. Es schien, als würde die Insel wegen unserer Abfahrt weinen… und mir ging es ähnlich.

Auf der anderen Seite freute ich mich, denn es ging nicht zurück aufs Festland, sondern auf die nächste Insel: Caye Caulker.

Anmerkung von Sarah:

Ich habe San Pedro etwas anders empfunden: viel zu voll (Amis), viel zulaut (Golf-Carts und Amis), viel viel viel zu teuer und irgendwie nicht das, was ich mir unter einer tropischen Insel vorstelle. Ohne Zweifel, es war wirklich toll dort, auch mir hat es gut gefallen, morgens die Zimmertür unseres Hotelzimmers zu öffnen und direkt aufs Meer zu blicken und die Atmosphäre in unserem Hotel war super (großartiger Pool, tolle Angestellte und interessante Gäste) aber eigentlich habe ich San Pedro nur als eine (viel zu vollgestopfte) Stadt am Meer empfunden! Und wenn man sich wirklich ein paar Kilometer mit dem besagten Golf-Cart ins Hinterland begibt, wird man am wohl schönsten Strand der Insel (die anderen Strände sind aufgrund des Seegrases nicht badetauglich) ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Für eine Liege am Strand zahlt man nichts, man muss aber dafür im dazugehörigen Restaurant etwas konsumieren. Und dabei langt leider keine Limo oder ein Bier (für über 4 €!!!) sondern es muss ein Mindestumsatz von ca. 20 Euro erbracht werden. Und nur damit ich am einzigen Strand von Ambergris Caye baden darf sehe ich das mal gar nicht ein. Meiner Auffassung nach ist es total versaut worden von den vielen Touristen.

Caye Caulker

Mit der Fähre eine halbe Stunde südlich von San Pedro gelegen, verkörpert diese Insel eigentlich noch mehr den Traum eines tropischen Paradieses. Es gibt keine Autos (nur Golf-Carts), keine Asphaltstraßen, keine Eile.

Denn das Motto der Insel ist „GO SLOW“, und das merkt man an jeder Ecke und an jedem Bewohner hier.

Der südliche, bewohnte Teil der Insel ist ungefähr so groß wie der Flughafen Zweibrücken (wobei der sogar noch ein wenig größer ist). Wenn man hier ein Taxi nimmt (also ein Taxi-Cart), dauert es länger,den Motor anzuwerfen, wie einfach dort hin zu laufen, wohin man möchte!

Der nördliche, fast unbewohnte Teil der Insel ist durch den Split, einem ungefähr 10 Meter breiten Streifen Wasser getrennt. Vor einigen Jahren soll bei einem Hurricane die Insel in der Mitte „zerbrochen“sein, bzw. die dünnste Stelle wurde weggespült und so der Split entstanden sein. Ob es stimmt oder nicht, fanden wir nie heraus.

Am Split, der von unserem Hotel ungefähr fünf Minuten zu Fuß entfernt lag (und unser Hotel war im untersten Drittel!!) waren diverse Bars, Restaurants und Souvenirstände, alles überragt von unendlich vielen Kokospalmen.

Was den Eindruck der Tropischen Insel aber perfekt machte, war die Tatsache,das jede Straße und jeder Weg aus festgefahrenem Sand und Muschelschalen besteht, und einfach jeder Barfuß läuft. So passierte es, dass wir drei Tage lang keine Schuhe trugen.

Weder in Restaurants, noch in Bars, noch auf der Straße. Nirgends und Niemand trug Schuhe! Karibik, wir lieben dich!

An den größeren Wegen und Richtung Split reihen sich Essensstände aneinander, die von Ihren Besitzern lautstark angepriesen werden und die sich mit Tagesangeboten überhäufen. Vielen bestehen lediglich aus einem Grill, einem Tisch und vier Stühlen.

Und an einem dieser Stände konnten wir nicht vorbeilaufen, denn es gab einen ganzen Hummer für neun Euro. Lebend! Also man konnte ihn sich lebend raussuchen, auf dem Teller war er dann nicht mehr ganz so fit. Dazu Kokosreis.

Ich bin eigentlich nicht so der Freund von Hummer, da am Schluss immer mehr übrig bleibt, als man im Bauch hat, aber bei so einem Angebot konnte ich nicht ablehnen.

Meine Frau nahm das Steak vom Schwein.

Ich suchte mir also mein Opfer aus und das schlechte Gewissen vertrieb fast meinen Hunger, als ich sah, wie das Tier in der Mitte zerteilt wurde und auf dem Grill landete.

20 Minuten später gab es überragend gegrillten Hummer, Steak und eine eiskalte Coke, ohne Schuhe am Straßenrand unter Palmen, das Meer keine fünf Meter entfernt.

Witzigerweise dachten wir nicht an den Haken an dieser Sache. Wir fragten nämlich nicht, was das Steak kosten sollte, es wurde ja nur der Hummer lautstark angepriesen.

Und so traf uns fast der Schlag, als die Rechnung kam und das Steak teurer war als der Hummer! Eigentlich logisch, denn wir hatten hier noch kein Schwein rumlaufen sehen. Der Fisch kommt direkt aus dem Meer, das Fleisch muss per Schiff angeliefert werden…

Ein solches Inselleben einmal zu erleben ist überragend, ich muss nur leider gestehen, dass es schnell langweilig wird. Und so zog es uns nach drei Tagen auch schon wieder weiter, wieder aufs Festland. Einem unschlagbaren Angebot der Fährgesellschaft folgend, nahmen wir die Morgenfähre nach Belize-City und von dort aus den Bus nach Flores, Guatemala.

Was schnell in einem Satz gesagt ist, war eine gewaltige Tortur, aber davon ahnten wir noch nichts… Zum Glück!

Auch hier noch eine Anmerkung von Sarah:
Caye Caulker empfand ich noch viel weniger als tropisches Paradies! Auf der ganzen Insel gibt es keinen wirklichen Strand (für mich DAS Merkmal einer tropischen Insel) und auch hier wird man ziemlich zur Kasse gebeten. Z.B. gibt es auf der Nordinsel den wohl einzigen schönen Strand, aber auch hierfür muss man mindestens 15 € pro Person Mindestverzehr erbringen, nur damit man an einem schönen Strand liegen darf! Es war ganz nett auf Caye Caulker aber die zwei Tage dort haben auch wirklich gereicht, zumal man hier, da es so klein ist, nichts machen kann (außer Schnorchelausflüge für viel zu viel Geld). Zumindest zum Fotos machen mit der Drohne taugt die Insel, der Split sieht aus der Vogelperspektive beeindruckend aus.

Wir haben gemerkt, dass wir wohl zwei komplett verschiedene Vorstellungen davon haben, was ein „tropisches Paradies“ ist aber am Ende sind wir uns einig, dass wir die Zeit dort – dank der Wärme und dem Meer vor der Tür (wenn auch nur zum Anschauen und nicht badetauglich) – trotzdem sehr genossen haben 🙂

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Mexiko

Mexiko wir kommen

Dieses Mal hatten wir richtig Angst vor dem Flug. Zum einen hatten wir noch den Horror-Flug von Windhoek im Hinterkopf, zum anderen hatten wir mit Elisabeth noch nie einen so langen Flug zu bewältigen. Knappe 12 ½ Stunden sind eine Menge Holz, selbst für einen Erwachsenen, für unsere Tochter eine wirkliche Herausforderung! Zwar starteten wir nachmittags und landeten nach deutscher Zeit mitten in der Nacht in Mexiko, aber ein mulmiges Gefühl blieb dennoch.

Doch wir hatten doppeltes Glück!

Wir konnten die Sitzplätze nicht vorreservieren, somit mussten wir nehmen, was man uns am Schalter gab. Und das waren genau die mittleren Plätze irgendwo inmitten des Fliegers. Noch blödere Plätze waren mit Kleinkind wohl kaum möglich…

Aber das gute Zureden meiner Frau am Gate half Wunder und als wir unsere miesen Plätze im Flugzeug erreichten, wurden wir direkt abgefangen und freundlich auf die erste Reihe mit Kinderbett verwiesen! Puh!

Dazu war es ein echt ruhiger Flug, der viel Zeit zum Rumrennen ließ und irgendwann schlief die Kleine dann auch ein. Und der Pilot holte fast eine Stunde Flugzeit rein, also konnten wir nach guten 11 Stunden mexikanischen Boden betreten!

Mexiko trennt nicht nur ein Zeitunterschied von 6 Stunden von Deutschland, sondern auch ein Temperaturunterschied von über 20 Grad zu dieser Jahreszeit.

Bei extrem schwülen 28 Grad (abends um halb 10 Ortszeit) verließen wir den Flughafen und nahmen das Transfertaxi zu unserem Hotel, an dem wir schon erwartet wurden.

Andrea, ein eingewanderter Italiener führt mit seinem mexikanischen Freund ein super angenehmes kleines B&B mitten im Zentrum Cancúns. Perfekter Ausgangspunkt um zu Fuß alles zu erreichen. Nachdem uns Andrea beim Frühstück über einige Dinge aufgeklärt hatte, die wir auf jedenfall in Cancún sehen sollten, machten wir uns auf unseren ersten Weg zu Fuß. Irgendwie vermissten wir jetzt schon unser Auto…

Eine gigantische Mall war genau um die Ecke, in der wir alles Nötige kauften und die Sachen ersetzen konnten, die wir trotz etlicher Packlisten doch vergessen hatten. Außerdem war sie klimatisiert und somit der einzige Ort, an dem man sich tagsüber aufhalten konnte, die Hitze war einfach erdrückend!

Am Abend gingen wir, auch einem Tipp Andreas folgend, auf einen Nachtmarkt. Etliche Buden mit mexikanischem Essen, Kinderkarusselle, Süßigkeitenstände und viel Musik erwarteten uns. Mit fast nur Lokals und keinen Touristen! Es war der perfekte Einstieg in diese Reise!

Auch den folgenden Abend zog es uns auf den Markt. Mittlerweile war auch der Jetlag bekämpft, so dass wir den Trubel und die laute Musik deutlich mehr genießen konnten und sogar Elisabeth auf ihre Kosten kam, denn es gab auch einen riesigen Spielplatz mit dreistöckiger Kletterburg!

 

Karibikfeeling pur

Am darauffolgenden Tag stand das erstes Highlight an. Die Isla Mujeres sollte für die nächsten drei Nächte unser Zuhause werden. Von Cancún aus in 20 Minuten zu erreichen ist die Isla Mujeres ein wahr gewordener Karibiktraum.

Die Fähre durchpflügte das türkisblaues Wasser und man konnte schon von Weitem den kalkweißen Sandstrand erkennen. Als wir anlegten und das Schiff verließen, das übrigens nur mit einem Seil vertäut war, mit dem Bug lagen wir auf dem Strand auf, erwartete uns das Paradies! Kleine Gässchen schlängeln sich über die gesamte Insel, die an ihrer längsten Stelle 7 Kilometer misst, die Wege sind gesäumt mit Palmen und die karibische Sonne scheint vom wolkenlosen, tiefblauen Himmel.

Unser Hotel lag direkt am Rand des Zentrums, mit fünf Schritten war man direkt in der Stadt, die eigentlich nur aus Bars, Restaurants und Souvenirläden besteht. Ach, und einem Supermarkt! Ganz wichtig, denn unser Zimmer war ohne Frühstück gebucht.

Besagtes Zimmer hatte Meerblick.

Kleiner Scherz am Rande, denn die Insel ist an dieser Stelle gerade Mal 600 Meter breit, also hat quasi jedes Zimmer Meerblick.

Wir genossen die Tage auf der Insel damit, unentwegt zwischen dem wunderschönen weißen Sandstrand und den Bars in der Innenstand hin und her zu pendeln, Cocktails zu trinken, zu schnorcheln und uns die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen.

Einem Tipp aus dem Reiseführer folgend, mieteten wir uns ein benzinbetriebenes Golf-Cart, mit dem wir die gesamte Insel erkundeten und noch tiefer in das karibische Paradies eintauchen konnten.

Die Zeit verging viel zu schnell und schon war der Tag der Abreise gekommen. Da wir aber noch keine Lust hatten zu gehen, verlängerten wir unseren Aufenthalt um eine Nacht, um am nächsten Tag nochmal das volle karibische Programm auszukosten.

Strand, Sonne, Cocktails!

 

Zurück aufs Festland

Nachdem wir das Festland wieder erreicht hatten, fuhren wir das erste Mal als Rucksackreisende mit öffentlichen Bussen. Unser Ziel war das Örtchen Valladolid. Denn von hier aus erreicht man auf Kürzestem Weg Chichen Itza, der sagenumwobenen Maya-Ruinen-Stadt.

Nach einstündiger Busfahrt erreichten wir Chichen Itza, eines der neuen sieben Weltwunder.

Auf einer gigantischen Fläche sind diverse eingefallene Maya-Gebäude verstreut. Alle werden überragt von der riesigen weißen Pyramide in der Mitte.

Es war wirklich eindrucksvoll durch die Ruinen zu gehen, vorbei am verfallenen Ballspielplatz und einem Cenote, der mit grünem Wasser gefüllt ist.

Mit gefühlt 1,5 Millionen anderer Touristen schiebt man sich fast über das Areal, wobei es noch viel schlimmer gehen soll, denn wir waren relativ früh dort.

Das verlieh der ganzen Sache aber einen etwas faden Beigeschmack. Wahrscheinlich würde es bei den weiteren von uns geplanten Mayastätten besser werden, die noch nicht ganz so im Fokus wie dieses Weltwunder stehen.

Am Nachmittag besuchten wir unseren ersten Cenote, nichts ahnend was auf uns zu kommen würde. Natürlich hatte man schon in Dokus oder Berichten von diesen Kalksteinhöhlen gehört, die mit Grund- oder Regenwasser gefüllt sind und in denen man tauchen und baden kann.

Was wir aber unweit unseres Hotel antrafen, nahm uns den Atem. Ehrlich gesagt sogar ein wenig mehr als das Weltwunder am Vormittag.

Durch einen Gewölbegang tat sich vor uns eine riesige Höhle auf, mit herabhängenden Stalaktiten und türkisblauem Wasser. Die eine Hälfte der Decke war eingestürzt und gab den Blick auf den blauen Himmel und die umliegenden Bäume frei.

Wir bereuten augenblicklich, dass wir weder Handy noch Kamera dabei hatten.

Fasziniert gingen wir den in die Wand gehauenen Gang um das Wasser in der Mitte herum und wussten gar nicht so recht, wo wir zuerst hinsehen sollten.

Es war absolut imposant!

Auf der Hinfahrt nach Chichen Itza haben wir im Colectivo (einem Minibus, der abfährt, sobald er voll ist) Andrea und Niels kennengelernt. Wir verstanden uns auf Anhieb und verabredeten uns am Abend zum Essen, nachdem wir von der Cenote und sie aus Ek Balam zurück wären. Die Beiden reisen drei Monate durch Mittel- und Südamerika, was auf jeden Fall für genug Gesprächsstoff sorgen sollte.

Wir trafen uns in einem Foodcourt in der Innenstadt von Valladolid, einem überdachten Markt, an dem rund herum die Essensstände ihre Menüs anbieten.

Wir verbrachten den ganzen Abend mit den beiden bei gutem mexikanischem Essen, Bier und vielen Geschichten vergangener Reisen.

Da wir die selbe Richtung hatten, verabredeten wir uns auch gleich für unser nächstes Ziel, Merida, der Hauptstadt Yucatans.

 

Merida

Merida, eine typisch mexikanische Stadt war wiederum der Ausgangspunkt für einen Trip nach Uxmal, einer weiteren Maya-Ruinenstätte, die wir gemeinsam mit den beiden besuchen wollten.

Die Fahrt mit dem Bus nach Uxmal war mit fast zwei Stunden enorm, aber es lohnte sich!

In mehreren Etagen schlängeln sich die zum Teil wirklich gigantisch erhaltenen Ruinen den Hang eines Berges hinauf. Auf dessen Gipfel liegt eine verfallene Pyramide und verschafft einem einen spektakulären Blick über die gesamte Maya-Stadt; wenn man sich traut, die extrem steilen Stufen bis zu ihrer Spitze zu erklimmen!

Den Abend verbrachten wir wieder gemeinsam in einem Tortilla-Restaurant, in dem wir bei exzellenten Tortas, Tacos und Co. wieder alte Geschichten austauschten.

Da unsere Kleine irgendwann quengelig wurde, verschoben wir unser letztes Bier auf unser Hotelzimmer, denn in Mexiko ist Alkohol in der Öffentlichkeit verboten.

Die Verabschiedung war wie immer bei Reisenden kurz, denn irgendwo auf dieser Erde sieht man sich auf jeden Fall wieder!

Es war schön mit euch!

(aventourina.istraveling.org ist der Blog der Beiden!)

Am nächsten Tag fuhren sie weiter Richtung Mexiko-Stadt, wir hingegen wieder zurück nach Valladolid.

 

Eine Hochzeit und Schwimmen in Cenoten

Auf dem Weg bzw. schon bei unserem ersten Besuch in Valladolid hatten wir so viele Tipps bekommen, dass wir die Stadt nochmal besuchen wollten, um alles abzuklappern, was uns empfohlen wurde.

Und es hatte sich wieder Mal gelohnt, der Aufenthalt war überragend.

Am ersten Abend gleich durften wir Zeuge einer mexikanischen Hochzeit sein! Die Trauung fand in der Kathedrale Valladolids statt, was allein schon Eindruck machte, dazu kam noch, dass das Brautpaar keine Kosten gescheut hatten. Überall liefen Weddingplaner herum, etliche Blumenkinder streuten Rosen und die Brautjungfern, alle einheitlich in wunderschönen Kleider, erwarteten mit mit Spannung die Braut. Die kam darauf auch aus einem weißen Audi gestiegen, und der Verkehr um den Platz kam zum Erliegen. Es war wirklich der Hammer!

Am zweiten Abend fand in der Innenstadt eine Art Volksfest statt. Zum Gedenken des Tages der Revolution. Der gesamte Park vor der Kathedrale war gespickt mit Essensbuden, Souvenirständen und Süßigkeitenverkäufern. Es gab Musik und an jeder Ecke gab es eine andere Vorführung.

Wir sahen uns die Darstellung eines traditionellen Ballspiels der Maya in originalgetreuen Kostümen an, wirklich überragend!

Natürlich hatten wir auch tagsüber Programm.

Es stand die Maya-Ruinen-Stätte Ek Balam auf unserem Plan, von der wir wieder Mal total überrascht wurden. Mitten im Dschungel waren die Ruinen der Stätte. Es war faszinierend, da man anders als in Chichen Itza die Gebäude auch betreten konnte. Wir, bzw. unsere kleine Maus kletterte auf den verfallenen Ruinen herum, rannte durch die Säulengänge und betrachtete gebannt die Ameisenstraßen, die sich zwischen den Gebäuden dahinzogen. Bloß beim Versuch die kleinen Insekten anzufassen mussten wir mal kurz eingreifen.

Ek Balam hat ein großes Highlight, und zwar die riesige fast vollständig restaurierte Pyramide, die wie alles andere auch begehbar ist und von der man einen phänomenalen Blick über den umliegenden Urwald hat.

Einem weiteren Tipp folgend (danke Niels!) besuchten wir die beiden Cenotes Samula und Xkeken.

Beides war ein Hit für sich, beide Cenotes ließen uns den Mund offen stehen, nachdem wir uns die in Stein gehauenen Stufen „in die Unterwelt“ hinunter gequält hatten.

Türkisblaues, glasklares Wasser, gigantische Stalaktiten und eine unbeschreibliche Atmosphäre! Durch ein Loch in der steinernen Decke von vielleicht einem Quadratmeter fiel ein gleißender Lichtstrahl auf das Wasser und erhellte den ganzen Raum auf eine sonderbare und faszinierende Weise. Als wir im Wasser waren spürten wir, wie etwas an unseren Füßen kitzelte. Ein Blick durch die Unterwasserkamera gab Klarheit. Etliche Doktorfische umringten unsere Beide und Füße und verpassten uns eine kostenlose Fußpflege! Danke dafür und ein fetter Haken an: In Cenote schwimmen und von Fischen die Hornhaut fressen lassen! Check!

Der zweite Cenote stand der ersten in keinster Weise nach, diese hatte nur keine Öffnung in der Decke. Das Licht kam aus Scheinwerfern und verbreite eine mystische Stimmung. Das pechschwarze Wasser in das die Stalaktiten sogar hineinragten, war irgendwie unheimlich, hielt uns aber trotzdem nicht davon ab, eine Runde durch die Höhle zu schwimmen.

 

Noch eine Maja-Stätte

Wir verließen Valladolid in Richtung Küste und mit ein wenig Wehmut.

Unser nächstes Ziel war Tulum, eine weitere Perle, denn hier sind die Ruinen direkt an die Steilküste gebaut.

Leider waren wir ein wenig enttäuscht davon, da das gesamte Areal eher dem englischen Garten in München ähnelt als einer Ruinenstätte.

Überall perfekt gemähtes Gras, die Ruinen glänzen weiß in der Sonne wie aufpoliert und das einzige Highlight war es ein Bild zu machen, wie es jeder machen muss und das sogar Wikipedia für seinen Artikel verwendet. Dazu kam das gerade diese Stätte über alle Maße hinweg touristisch ausgeschlachtet wird und gigantische Souvenirläden den Weg zu den Ruinen säumen.

Positiv hingegen ist der Preis, denn der Besuch kostet im Gegensatz zu Chichen Itza (fast 20 Euro pro Person) gerade mal drei Euro! Ein Schnapper!

Und man kommt in die seltene Gelegenheit, Nasenbären zu streicheln, die sich hier zu Hauf tummeln und auf die Gunst der amüsierten Touristen hoffen.

Apropos amüsierte Touristen!

Witzigerweise war mein ehemaliger Arbeitskollege Steffen mit seiner Freundin ebenfalls zur gleichen Zeit in Mexiko, besser gesagt auch in Tulum, was wir natürlich gleich mal nutzten, um uns zu treffen.

Bei frischen Obstshakes und Tortillas tauschten wir unsere Erlebnisse der vergangenen zwei Wochen aus.

Auch das abschließende Bier tat gut, denn es waren immer noch stattliche 28 Grad um 21 Uhr!

Ist schon komisch, jemand so bekannten 8000 km von zu Hause entfernt zu treffen.

Danke für den schönen Abend!

Am darauffolgenden Tag wollten wir nach Còba, ebenfalls eine Ruinenstadt der Maya.

Abends wollten wir uns dann noch einmal treffen, bevor wir nach Süden reisen und die beiden auf die Insel Cozumel übersetzen wollen.

Dazu kam es leider nicht mehr, denn wir waren so zerstört vom Tag in Còba, dass wir abends nur noch ins Bett fallen konnten.

Aber von Anfang an:

Wir kamen mit dem Bus in Còba an, einer Ruinenstadt mitten im Dschungel. Wir hatten von vielen gehört, dass es die interessanteste der Stätten sei, die sie besucht hatten und tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht.

Riesige Pyramiden erheben sich majestätisch aus dem dichten Urwald, überall sind kleinere Gebäude durch die Lianen und Bambusdickichte zu erkennen. Es war faszinierend! Man fühlte sich wie Indiana Jones, der durch Mittelamerika irgendwelchen Schätzen hinterherjagt. Wir wurden bloß nicht von Pfeile schießenden Kannibalen verfolgt, dafür aber von einer irrwitzigen Anzahl von Moskitos. Die Hitze war kaum auszuhalten, der Urwald schloss sich über einem und im Halbdunkel des Waldes stand die Luft. Ich konnte sogar mein T-Shirt auswringen, was mir selbst beim härtesten Training im Fitnessstudio noch niemals passiert war. Wobei das schon etwas länger her ist…

Wie dem auch sei, Còba war überragend, ich stand sogar auf der höchsten Maya-Pyramide Mexikos. Was natürlich auch ein wenig zu meinem Schweißfluss beigetragen hatte.

Wir waren uns aber auf dem Heimweg im Bus einig, dass das jetzt für einige Zeit die letzte Maya-Stätte sein sollte, zum einen konnte Còba eh kaum getoppt werden, zum anderen waren wir ein wenig Ruinen-Müde.

 

Lagune der Sieben Farben

Wir wollten jetzt erst einmal ans Meer, bzw. eher an einen See.

In Bacalar, ca. zwei Stunden südlich von Tulum, gibt es einen gigantischen See, der aus vor Jahrhunderten eingestürzten Cenoten besteht, die sich zu einem großen Gewässer vereint haben.

Schon als wir mit dem Taxi zum Hotel fuhren, ahnten wir, dass das hier nicht ganz nach unseren Vorstellungen laufen würde. Die so hoch angepriesene Stadt bestand eigentlich nur aus ein paar alten Häusern, die mit Souvenirshops und winzigen Obstläden gespickt waren. Es gibt zwei Restaurants und unser Hotel war so weit vom Zentrum entfernt, dass man immer mit dem Taxi fahren musste.

Dazu kam, dass das Hotel, naja, wie soll ich es sagen… Nicht mehr ganz dem neuesten Stand entsprach.

Die Dusche hatte einen Duschkopf, der ließ aber nur aus drei Löchern Wasser durch. Die Fenster bestanden aus Glaslamellen, die dafür aber umso mehr Moskitos durchließen!

Die Betten waren wahrscheinlich schon bei ihrem Kauf durchgelegen und die anderen Gäste waren… wenn ich hart wäre, würde ich sagen es war eine Kifferhöhle.

Nach zwei von drei geplanten Nächten brachen wir ab.

Wir wollten wieder ans Meer, am besten auf eine Insel. Am Besten sogar auf DIE Insel.

Wir planten ein wenig um, buchten den Bus und fuhren direkt nach Chetumal, der letzten Stadt vor der Grenze nach Belize.

Am Hafen angekommen lösten wir ein Fährticket und verabschiedeten uns von Mexiko, vor uns lagen die tiefblauen Wogen des Karibischen Meeres. In einer Stunde sollte es losgehen…

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Heimkommen

Als wir das Flugzeug verließen wehte uns schon schwülwarme Luft ins Gesicht. In Eiseskälte in Windhoek gestartet war das jetzt ein wirklich angenehmer Empfang. Nicht ganz so nett war hingegen der Flug, der dieses Mal über den Tag ging und uns in Bezug auf unsere Tochter alles nur Erdenkliche abverlangt hat. Natürlich wollte sie über den Tag nicht schlafen, warum auch. Herumrennen konnte sie hingegen auch nicht, da den gesamten Flug die Anschnallzeichen aktiviert waren und wir mit vernichtenden Blicken seitens des Bordpersonals gestraft wurden, sobald wir auch nur unsere Gurte öffneten. Somit war jede Minute dieses 10-Stunden-Fluges erfüllt davon, unsere Tochter zu bespaßen und alle 3 Minuten auf die Uhr zu schauen, ob es doch endlich bald vorbei sei… Aber auch das schafften wir irgendwie und erreichten Frankfurt bei angenehmen 26 Grad. Ein Segen!

Die ersten Tage nach der Ankunft verbrachten wir mit all den kleinen Dingen, die man niemals sieht aber immer vermisst, wenn man ohne feste Bleibe unterwegs ist. Ein warmes Bett, das immer gleich warm ist, egal wie kalt es draußen auch ist, eine heiße Dusche, die immer heiß ist, und sich nicht nach dem Stand der Sonne richtet oder nach dem Gutdünken der jeweiligen Wasserwerke.

Oder dass man sein Smartphone mit der Steckdose verbindet und es kein Glücksspiel ist, ob es wirklich auch aufgeladen wird.

Des weiteren durften wir unser Gepäck um ein weiteres elektronisches Spielzeug ergänzen.

Eine Drohne sollte ab diesem Zeitpunkt mit auf Reisen gehen und uns ganz neue Einblicke, bzw. vielleicht besser Aufblicke eröffnen. Die Handhabung dieses Geräts erlöste uns auch von der täglichen Langeweile, die sich einstellte, nachdem alle unsere Sachen gewaschen waren und wir nur noch dem Tag entgegenfieberten, an dem endlich die Mail aus Hamburg uns erreichte, dass wir unseren treuen grauen Begleiter abholen konnten.

Der Plan sah vor, morgens mit dem ICE nach Hamburg zu fahren, das Auto abzuholen und am selben Tag wieder nach Hause zurückzukehren. Ich erspare mir die lange Geschichte um das Besorgen unserer Kurzzeitkennzeichen mit der einfachen Ausrede: Es war eine lange Geschichte!

Und nach dieser langen Geschichte machte ich mich also um 9 Uhr morgens mit zwei glänzenden gelben Kennzeichen auf den Weg nach Hamburg.

Nach mehrmaligem Umsteigen in diverse Züge und Busse erreichte ich nach 7 Stunden die Spedition Ebert in der ich auch schon erwartet wurde! Nach einem Kaffee und ein bisschen Papierkram wurden mir unsere Schlüssel in die Hand gedrückt und wir gingen auf den Hof, wo ich unseren Hilux wohlbehalten zwischen zwei Landcruisern vorfand.

Nach einem kleinen Check und dem Anklemmen der hinteren Batterie, sowie dem Anbringen der Kurzzeitkennzeichen mit der langen Geschichte startete ich den Motor (der übrigens ohne irgendwelche Murren augenblicklich ansprang) und rollte mit den besten Wünschen vom Hof. Wer immer einmal ein Auto verschiffen sollte darf das sehr gerne über die Spedition Ebert in Hamburg abwickeln, etwas besseres ist uns noch nie passiert! Und wer die Adresse nicht findet soll sich bitte umgehend an uns wenden, Schleichwerbung Ende!

Nach einem 15 Stunden Tag erreichte ich ohne größere Verzögerungen Bad Dürkheim und fiel tot müde ins Bett.

Die nächsten Tage verbrachten wir damit, alle nötigen Reparaturen zu erledigen und unseren treuen Freund für ein neues Leben auf deutschen Straßen aufzubereiten. Das TÜVen war dann auch schnell erledigt und mit seinem zweiten Satz Nummernschildern innerhalb der letzten fünf Tage waren wir wieder für den Deutschen Verkehr zugelassen!

 

Neue Pläne

Den Rest des doch sehr langen Sommers verbrachten wir mit ein wenig Ausspannen, neue Route planen und diese vorzubereiten. Nach mehrmaligem Umwerfen und neu planens stand unser neues Reiseziel fest: MEXIKO!

Bzw. eigentlich eher Zentralamerika über die Wintermonate. Mexiko sollte unser Startpunkt sein und Panama das Ziel nach drei Monaten Majaruinen, Dschungel und Faultieren!

Nachdem dieser Plan gefasst war, verging die Zeit wie im Flug, Sachen mussten verpackt oder noch gekauft werden, denn dieses Mal sollte das Auto daheim bleiben und wir würden alles nur mit dem Rucksack und Bus, Zug, Taxi oder Fähre zurücklegen. Ein neues Abenteuer, das wir so noch nie gemacht hatten, geschweige denn mit Kind. Aber da uns jeder davon abgeraten hat, kann es eigentlich nur gut werden! 😉

 

Abschied

Wie dem auch sei, bevor dieser Teil unser Reise starten sollte, wollten wir noch eine kleine Rundtour durch Deutschland machen und noch ein paar weiße Flecken auf unserer Landkarte füllen, außerdem hatten wir noch ein Date mit Andreas und Tünde, die wir in Botswana kennengelernt hatten und mit denen ich noch eine Rechnung offen hatte. Nicht was man so denken könnte, ich schuldete Andreas noch ein paar Bier und wollte meine Schulden nicht in die Karibik mitnehmen.

So machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Stopp nach Koblenz, das Deutsche Eck besuchen. Mit Schande muss man sagen, dass wir als Pfälzer noch nie dort waren und unsere Tochter mit ihren guten 1 ½ schon so einiges gemacht hat, was bei uns 35 Jahre dauerte…

Deutsches Eck, absolut empfehlenswert!

Am gleichen Tag machten wir uns auf in die Nähe von Bonn, zu Andreas und Tünde.

Wir wurden überschwänglich und aufs herzlichste begrüßt und verbrachten drei wundervolle Tage mit den beiden und Ihrer Tochter Syra. Letztere wurde natürlich von Elisabeth als Spielkamerad in Dauerbeschlag genommen und wir hörten als stundenlang nichts von den Beiden, da sie in Syras Zimmer gemeinsam spielten.

Ich konnte meine Schulden begleichen, gleichzeitig machten wir aber Neue, da wir permanent verwöhnt und bewirtet wurden. Somit mussten wir gleich ein neues Treffen nach unserer Reise vereinbaren, worauf wir uns jetzt schon freuen!

Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von den Dreien und machten uns auf den Weg nach Essen, unserer nächsten Station. Als wir auf den dortigen Camping rollten, vernahmen wir ein komisches zischenden Geräusch… Wir verloren Luft am hinteren rechten Rad.

40.000 Kilometer härteste afrikanische Piste ohne einen Platten und Mitten in Deutschland erwischte es uns…

Der Reifen war aber schnell gewechselt und das Auto für die Nacht klargemacht.

Am nächsten Tag besuchten wir die Zeche Zollverein und dank Unterstützung der Marketingassistenz der Stiftung Zollverein konnten wir völlig legal wunderschöne Aufnahmen mit unserer Drohne machen!

 

Am darauffolgenden Tag machten wir uns auf zu Sarahs Bruder nach Leipzig, bei dem wir uns für ein paar Tage einquartieren wollten, um noch ein bisschen Zeit mit ihm und seiner Familie zu verbringen.

Wir genossen die Zeit, unternahmen viel (unter anderem besuchten wir den Saurierpark in Kleinwelka, ein ganz besonderes Highlight für mich, den wohl größten erwachsenen Dino-Fan der Welt) und verbrachten ein paar schöne Tage im Osten, bevor wir uns wieder in die Heimat aufmachten.

 

 

Die folgenden zwei Wochen verbrachten wir mit Vorbereitungen, Sachen packen und alle möglichen Leute zu verabschieden.

Und dann kam der Tag, es war mittlerweile November, an dem wir das kalte Deutschland verließen und uns in die Hitze Mexikos begaben!

 

 

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