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Guatemala 4

Panajachel

Um von Antigua nach Panajachel am Lake Atitlàn zu kommen, führt die Straße, wieder die Pan-Am, durch eine bergige von Vulkanen gebildete Landschaft, die Pässe mit teilweise bis zu 3000 Metern Höhe besitzt.

Ein stetiges Auf und Ab bekommt nicht jedem, und ich sah den ein oder anderen unserer Mitfahrer mit einem leichten Grünschimmer um die Nase.

Dafür entschädigte der Ausblick vom letzten der Bergkämme. Man hatte einen sagenhaften Ausblick über den tiefblauen See und die riesigen Vulkane im Hintergrund. Alles umringt von dichtem Dschungel und durchzogen von winzigen Dörfern.

Die Straße führte steil zum See hinab, das Dorf Panajachel, ein reiner Tourismusort, liegt direkt an seinem Ufer und bildet den Ausgangspunkt für alle Aktivitäten im Umland. Ob Paragliding, Jet-Ski, Hiking auf den umliegenden Vulkanen oder Zipline-Touren, alles konnte man von hier aus buchen. Jedes Gebäude, das keine Trip-Agentur enthält, ist mit einem Souvenirladen besetzt, oder einen Restaurant.

Wir machten uns auf den Weg zu unserer Unterkunft, doch selbst Google-Maps gab irgendwann auf. Wir fragten ein paar Passanten auf der Straße, alles ohne Ergebnis. Bis wir eine nette einheimische Dame trafen, die uns begleitete und uns mit ihren Spanischkenntnissen zur Seite stand, bis wir endlich das Backpacker-Hostel gefunden hatten. Und uns schwante übles, als wir die Auffahrt und den Garten betraten.

Wir hatten wohl richtig gehandelt, als wir uns in Flores entschieden, nie wieder mehr als zwei Nächte auf einmal zu buchen. Zur Not könnte man immer noch verlängern.

Wie dem auch sei, unser Gefühl täuschte uns nicht, das Zimmer war kaum größer als die Betten, die darin standen und das Bad… naja, man muss ja nicht jeden Tag duschen…

Das Beste an der Dusche war, dass der Sicherungskasten des Elektroduschkopfes genau auf unserer Augenhöhe hing. Wenn man also etwas ausladender mit dem Wasserstrahl umging, bestand die Chance, als Schmorbraten zu enden…

Als wir nach dem Auspacken und die Stadt gingen, verhärtete sich unser erstere Eindruck noch. Jeder, aber wirklich jeder in der Stadt quatscht einen an und will einem was verkaufen. Egal ob Souvenir, Touren oder Gras, man hat nicht einmal fünf Minuten seine Ruhe. Sogar in den Restaurants ist man nicht sicher, denn selbst beim Essen stehen die Kinder mit einem Korb voll Feuerzeugen, Kühlschrankmagneten oder Kulis neben dem Tisch und lassen sich auch nicht abwimmeln…

Etwas enttäuscht gingen wir zurück in Hostel und hofften auf den nächsten Tag, der hoffentlich besser werden würde.

Zuerst machte es auch den Anschein als ob das zutreffen würde, denn es war ein atemberaubend schöner Tag vor einer atemberaubend schönen Kulisse.

Doch sobald man einen Fuß vor die Tür setzt, sind sofort die Kinder da, die einem wieder irgendwelchen Mist andrehen wollen.

Die Entscheidung, am nächsten Morgen zu fahren, fiel uns nicht sonderlich schwer.

In Guatemala und ein paar anderen zentralamerikanischen Ländern ist das öffentliche Transportmittel der Wahl der Chicken Bus. Das sind alte US-amerikanische Schulbusse, die hier zu Überlandbussen umfunktioniert werden. Das besondere daran ist, dass jeder Chicken Bus einzigartig bemalt und modifiziert worden ist. Näheres dazu aber in einem anderen Bericht, denn das würde diesen hier sprengen.

Ein Wort trotzdem dazu. Es soll ein Abenteuer sein, diese Fortbewegungsmittel zu nehmen.

Wir erkundigten uns über die Fahrpläne und Haltestellen dieser Busse, was gar nicht so leicht ist, denn die Busse halten an Stellen, die weder gekennzeichnet noch in irgendeinem Plan vermerkt sind.

Somit fragten wir uns so lange durch, bis wir endlich wussten wo und wann unser Bus am nächsten Tag fahren würde. Zur endgültigen Sicherheit warteten wir noch an der Haltestelle auf diesen Bus und fragten den Fahrer auch nochmal. Auch er bestätigte die Aussagen, somit war unser Rückweg gesichert.

Da wir unser Hostel so abstoßend fanden, dass wir uns dort so wenig wie möglich aufhalten wollten, entschlossen wir uns kurzerhand, eine kleine Bootsfahrt zu unternehmen und zu einer der Städte auf der anderen Seite des Atitlàn Sees zu fahren.

Bis wir am Fähranleger angekommen waren, mussten wir uns wieder dem Dauerfeuer der Straßenverkäufer, Bettler und Händler aussetzen, was den Launepegel mit jedem Meter sinken ließ.

Als wir dann am Hafen angekommen waren, wurden wir auch noch von den Kapitänen der privaten Boote penetriert, was mich irgendwann zum Ausflippen brachten. Nach einem kurzen Wutanfall hatten wir dann auch mal 10 Minuten unsere Ruhe.

Es gibt zwei Möglichkeiten, den See zu überqueren. Mit einen privaten Boot, das dann nur für einen selbst da ist und fährt wann man will.

Oder ein Colectivo, dass zwar einen vorgegebenen Zeitplan hat, aber erst dann fährt, wenn es voll besetzt ist.

Der Unterschied ist natürlich der Preis.

Wir entschieden uns für ein Colectivo und warteten mit ein paar anderen Fahrgästen auf die Abfahrt.

Nach einer halben Stunde wurden wir unruhig, die anderen erzählten uns, dass sie auch bereits vor unserer Ankunft 20 Minuten im Boot gesessen hatten und es jetzt langsam mal los gehen könnte. Zum Glück sprach eine Mitfahrerin spanisch und diskutierte mit dem Kapitän herum, der sich aber durch ihre Argumente kaum aus der Ruhe bringen ließ. Sie solle doch ein privates Schiff nehmen, dann könne sie fahren wann sie wolle.

Nach weiteren 10 Minuten erhob ich mich von meinem Platz, ging an Land, meine Tochter auf dem Arm und sagte dem wartendem Mann, ich möge doch bitte mein Geld wieder haben, das ich beim Besteigen des Bootes gezahlt hatte. Ich hätte keine Lust mehr zu fahren. Er antwortete, dass das nicht möglich sei… Böser Schnitzer!

Nachdem die Unterhaltung ein wenig an Lautstärke zugenommen hatte und Worte wie Polizei oder Betrug gefallen waren, ging es auf einmal ganz schnell mit dem Ablegen und keine zwei Minuten später waren wir unterwegs.

Die Laune stieg wieder, als wir die Szenerie genossen die sich vor uns auftat. Zwei gigantische Vulkane erhoben sich am Ufer des dunkelblauen Sees, die Hänge mit etlichen kleiner Dörfer gespickt und undurchdringlichem Urwald, der diese umgab.

Mit diesem Blick pflügten wir eine gute halbe Stunde durch die Wellen (es war echt windig!), bis wir San Pedro erreichten, das an der gegenüberliegenden Seite des Sees lag. Ja, genau, wieder ein San Pedro. Davon gibt es in Lateinamerika ungefähr 2000 Stück…

Wie dem auch sei, etwas wacklig bestiegen wir das Pier und verließen den Hafen. Dank der kleinen Verzögerung in Panajachel hatten wir jetzt nur noch knapp 40 Minuten in der Stadt, sonst würden wir nicht wieder zurück kommen, da keine Boote mehr fahren würden.

Also machten wir einen kleinen Rundgang durch die Stadt, holten uns ein Eis und gingen wieder zurück zum Hafen.

Und dort passierte mir doch tatsächlich das Dümmste, das mir auf all unseren Reisen passiert ist…

Wir saßen am Hafen und gegenüber verkaufte eine Frau Bananenbrot. Zwei Stück für 25 Quetzal, also 3 Euro knapp…

Klang gut, sie legte sogar noch einen drauf. Und redete ununterbrochen auf spanisch auf mich ein. Es sei eines mit Banane, eines mit Schoko und eines mit Banane und Kokos… und noch tausend anderer Sachen. Neben ihr ein Typ, der alles synchronübersetzte, was die Sache noch verwirrender machte. Ich fragte also nach, was die drei Brote kosten sollten, sie sagte 40 Q.

Okay, passt. 3 für 40… Ich gab ihr das Geld und ging zurück zu Sarah und Elisabeth. In diesem Moment sagte uns der Kapitän, der übrigens der Übersetzter war, wir sollten aufs Boot gehen, wir würden gleich fahren.

Als wir saßen sagte Sarah auf einmal, dass sie mich beschissen hätten. 2 für 25 und 3 für 40… Verdammt…

Ich stand also auf, verließ das Boot und ging zurück zu der Frau… die natürlich weg war…

Zähneknirschend setzte ich mich wieder auf meinen Platz, natürlich hätte es schlimmer kommen können als um 60 Eurocent betrogen zu werden, aber ich ärgerte mich schon. Normal bin ich in solchen Sachen ein Fuchs und rieche solche Braten von Weitem, aber dieses Mal war ich wirklich blind… Naja, noch ein Nagel mehr in den Sarg von Panajachel, hier würden mich keine 10 Pferde mehr hin bekommen. Trotz der grandiosen Landschaft.

Am nächsten Morgen checkte wir früh aus, gingen noch entspannt frühstücken in einem Kaffee und machten uns dann auf den Weg zu unserem Bus. Der war wirklich zur korrekten Uhrzeit an besagter Stelle und wartete auf Mitfahrer.

Unser Gepäck wurde auf dem Dach verstaut und wir nahmen auf einer Sitzreihe Platz.

Ich möchte mir nicht selbst vorweg greifen, aber die Fahrt war… sagen wir… den Erzählungen entsprechend.

Zum letzten Mal Antigua Guatemala

Aber nach zweieinhalb Stunden Fahrt wiedermal auf dem berühmten Pan-America-Highway erreichten wir Antigua, das nach den Erfahrungen der letzten zwei Nächte noch schöner war!

Wir hatten wieder im selben Hotel wie dass letzte Mal gebucht und als wir dort ankamen, wurden wir wieder freudestrahlend gegrüßt.

Lustigerweise erkannte uns bei unserem Aufenthalt auch die halbe Stadt wieder, was wahrscheinlich zum Großteil unserer Tochter geschuldet ist.

Wir verbrachten drei entspannte Tag in Antigua, in dem wieder an jedem Abend ein anderes Fest statt fand.

Es war also immer was geboten.

Tagsüber verbrachten wir Stunden im Park, in dem uns auffiel, wie Taubenfreundlich die Zentralamerikaner so sind. In Mexiko begann es und hier wurde es in Perfektion ausgeübt. In jedem Park und sei er noch so klein wird tonnenweise Taubenfutter verkauft. Und das Beste, die Leute kauften das Zeug wie blöd und überschütteten die ohnehin schon fetten Viecher mit immer neuen Ladungen an Futter. Manche Tauben waren so dick, dass sie kaum noch in die Luft kamen, wenn Elisabeth in vollem Lauf auf sie zugerannt kam. Eine erwischte ich sogar mit dem Buggy…

So vergingen die Tage in unserer Lieblingsstadt, nur unterbrochen von einem kleinen Highlight, das ich mir antat.

Ich machte einen Trip auf einen der umliegenden aktiven Vulkane. Ich sage deswegen antun, weil ich wie schon erwähnt nicht der größte Wanderer bin.

Aber es hatte sich gelohnt, nach dem relativ harten Aufstieg (oder er kam mir nur so hart vor) hatte man einen atemberaubenden Blick auf den schwarzen Berg, aus dem unablässig grauer Rauch waberte. In unregelmäßigen Abständen war ein Grummeln aus Richtung des Kraters zu hören und schwarze, rauchende Gesteinsbrocken rollten die steilen Hänge herab.

Ein wirklich beeindruckender Abschluss, am nächsten Tag würden wir nach Guatemala-City fahren, von dem aus wir nach Costa Rica fliegen würden.

Der Abschied von unseren beiden Hotelchefinnen war wirklich traurig, denn die Beiden hatten Elisabeth tief in ihr Herz geschlossen. Jedes Mal wenn wir „zuhause“ waren, sahen wir unsere Tochter kaum, sie war grundsätzlich bei den Zweien und hielt diese auf Trab. Und die beiden genossen die Zeit mit ihr und die drei spielten zusammen im Hof des Hotels.

Unser Flug ging am nächsten Morgen um 8 Uhr.

Als uns das Shuttle am Vorabend mit fast eineinhalb Stunden Verspätung abholte, waren wir insgeheim froh, nicht früh am nächsten Morgen gefahren zu sein, sonder die sicherere Variante gewählt zu haben und eine Nacht in Guatemala-City zu verbringen. Von dort aus hätten wir fünf Minuten zum internationalen Flughafen und würden auf jeden Fall unseren Flug kriegen.

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