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Panama 3

San Blas – Das Paradies

Der Wecker klingelte um 4:30 Uhr. All unsere Sachen waren gepackt. Nein, es ging nicht nach Hause, sondern auf den letzten und angenehmsten Teil unserer Reise.

Heute würde wir für drei Tage auf die Inseln des San Blas Archipels im karibischen Meer fahren.

Wir hatten zuvor mit dem Hotel ausgemacht, dass wir während unseres Aufenthalts auf der Insel den Hauptteil unsere Sachen dort lagern konnten und für die letzten zwei Nächte wieder zurück nach Panama City kommen würden, bevor es zurück nach Deutschland ginge.

Wir wurden also mit einem kleinen Lunchpaket ausgestattet und warteten in der Lobby auf unseren Fahrer.

Das Archipel San Blas besteht aus 365 Inseln, wovon 57 bewohnt sind, die sich entlang der Karibikküste Panamas bis nach Kolumbien erstrecken.

Und diese Inseln sind der Stereotyp dessen, an was man denkt, wenn man eine karibische Trauminsel im Kopf hat. Wenn man im Reisebüro einen Katalog aufschlägt und einem Bilder von Inseln entgegen strahlen, auf denen vor weißem Sandstrand ein türkisblaues Meer leuchtet, dann sind diese Bilder meistens hier aufgenommen. Teilweise sind die Inseln so klein, das gerade einmal drei Palmen und eine Buschhütte auf ihnen Platz finden, alles umrahmt von blauem, wolkenlosem Himmel und kalkweißen Muscheln im ebenso weißem Sand. Das Wasser ist so klar, dass man darin gefühlt kilometerweit sehen kann. Ein Paradies für Schnorchler und Sonnenanbeter gleichermaßen.

Und dort sollte es für uns hingehen: auf die Insel mit dem nicht ganz so einladenden Namen „Isla Diablo“.

Wir waren wirklich aufgeregt, zum teil aus Vorfreude, zum Teil aus Angst.

Denn selbst bei diesem Paradies gibt es einen kleinen Haken. Alle diese Inseln sind selbstverwaltet vom Volk der Kuna, einem indigenen Stamm, der sich ausschließlich auf diesen Inseln aufhält.

Man kann in diversen Reiseblogs lesen, dass es auf den Inseln weder fließendes Süßwasser noch Strom gibt. Die Hütten hätten keinen Boden und man würde im Sand schlafen. Man hätte keinen Handyempfang und das einzige Essen, das man bekommt, besteht aus Reis und Bohnen… drei mal am Tag. Duschen bestehen aus Tonnen mit Meerwasser, das man mit Eimern schöpft und sich daraus wäscht. Und die Klos…

Wir sollten sehen, was uns erwarten würde. Erstmal kam unser Fahrer mit nur 20 Minuten Verspätung (was für zentralamerikanische Verhältnisse erstaunlich pünktlich ist!) um uns abzuholen. Sein Fahrzeug war ein Toyota Fortuner Geländewagen, der schon mit vier anderen Touristen besetzt war.

Wir wurden auf dem Weg noch an einem Supermarkt rausgelassen, damit wir noch ein paar Kleinigkeiten kaufen konnten. Für den Fall, dass es wirklich nur Bohnen und Reis geben sollte.

Also deckten wir uns noch mit ein paar Keksen und Trinkwasser ein und schon waren wir auf der Autobahn aus Panama City raus und Richtung Karibikküste.

Die Fahrt sollte knapp zwei Stunden für die 80 Kilometer auf die andere Seite des Landes betragen, danach würde es mit dem Boot nochmal eine Stunde auf die Inseln gehen.

Im Auto stieg die Vorfreude und die Spannung gleicher Maßen. Das letzte Stück des Weges fuhren wir über eine hügelige Teerstraße, die mitten durch den Urwald führte. An manchen Stellen konnte man durch den Dschungel schon die Küste und das türkisfarbene Wasser erkennen.

Auf unserem Weg reihten sich immer mehr Fahrzeuge hinter uns ein. Selbst hier hält der Massentourismus Einzug. Der Traum vom einsamen Inselidyll zerplatzte in dem Moment, als wir an einem Checkpoint anhalten mussten, um unsere Pässe zu zeigen und die gefühlt 300 Autos vor uns sahen.

Am Hafen… Nein, besser gesagt an der Bootsanlegestelle wurde wir rausgelassen und angewiesen, uns auf die Bänke zu setzen, die für unsere jeweiligen Inseln vorgesehen wären. Die Schilder der einzelnen Destinationen waren mit Hand direkt auf die Pfosten geschrieben, die das Dach hielten, die Bänke grob zusammengezimmert. Den ersten Vorgeschmack gab das dortige Klo, das Händewaschen war nur mit dem erwähnten Eimer zu erledigen.

Uns schwante Übles…

Kurz darauf wurden wir aufgefordert, uns zu unserem Boot zu begeben – einem kleinen Kahn für vielleicht 15 Personen. Der wurde mit Touristen vollgestopft und legte direkt nach unserem Einsteigen ab.

Als wir die Küste verließen wechselte das Wasser sofort die Farbe von hellem oliv in strahlendes Türkis. Wir machten noch Halt an einer ersten Insel um Lebensmittel für das Abendessen einzuladen.

Als das Boot beladen wurde und wir uns die Insel betrachteten, kam uns zwangsläufig das Atoll aus dem Film Waterworld in den Sinn. Die eine Seite war weit in den Ozean hin auf Stützen überbaut und die Gebäude waren so zusammengestückelt, das es nicht verwunderlich gewesen wäre, wenn sie einfach vor unseren Augen zusammengestürzt wären. Die andere Seite bestand, leider Gottes, mehr aus Müll wie aus Insel.

Als wir wieder ablegten, beteten wir insgeheim, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten, drei Nächte hier zu bleiben…

Aber als wir unsere Insel eine halbe Stunde später erreichten, atmeten wir erleichtert auf. Unsere Hütte, die uns für die nächsten drei Nächte ein Dach über dem Kopf bieten würde, war solide gebaut und… naja, sagen wir fast neu.

Es gab fließend Wasser und die Mahlzeiten konnte man frei wählen. Zwar war die Auswahl etwas fischlastig, aber zumindest kein Reis mit Bohnen.

Das Paradies durfte kommen!

Wir verbrachten drei wunderschöne Tage auf der Isla Diablo. Meine Angst, mir könnte langweilig werden, war unbegründet, denn wir hatten den ganzen Tag zu tun. Es wurden kostenlose Ausflüge auf anderen Inseln angeboten, an denen man einfach teilnehmen konnte, wann immer man wollte. Man konnte schnorcheln, das Wasser war so klar und so voll Fische und Korallen, dass man sich zwingen musste, zurück an Land und in den Schatten zu gehen, damit man sich nicht vor Sonnenbrand am Abend die Haut vom Rücken ziehen musste. Oder man lag einfach im weißen Sand, baute Burgen mit seiner Tochter oder spazierte über die Insel. Okay, war ein Witz, denn unsere Insel war so klein, dass wir, um sie einmal zu umrunden, keine fünf Minuten brauchten. Und das mit einer Zweijährigen an der Hand, die jede Muschel und jeden Stein aufhebt.

Das einzige Manko war jedoch, dass auf jeder Insel im Archipel Drohnenflugverbot herrscht.

Auf der einen Seite verständlich, denn auch ich wollte nicht, dass alle fünf Minuten ein Tiefflieger über meinen Kopf ziehen würde und das permanente Sirren der Rotoren zu hören wäre.

Auf der anderen Seite konnte man das ganze Ausmaß der Schönheit dieser Region nur effektiv aus der Luft erkennen… Ein Dilemma.

Aber Abhilfe wurde geschaffen, denn es war nur „auf den Inseln verboten eine Drohne zu starten“, nicht aber auf einem Schiff!

Also nahmen bei jedem Ausflug die Drohne mit, und wenn alle anderen sich am Strand sonnten, blieben wir auf dem Boot und erkundeten die Umgebung aus der Luft.

So vergingen die Tage rasend schnell und der Morgen der Abreise rückte unerbittlich näher.

Aber zuvor wurden wir noch von einer kanadischen Schulklasse eingeladen, sie auf ihrem privaten Ausflug zu begleiten.

David Fehr und seine Schulklasse, bestehend aus dreißig Schülern, waren Teil eines Projektes mit dem Namen Students without Borders Acadamy.

Dieses Programm ermöglicht es den Jugendlichen, fern ab der Heimat aus dem wahren Leben zu lernen. Sie besuchen indigene Dörfer, machen Schulunterricht am Strand und gehen in Nationalparks, anstatt in öden Klassenzimmern zu büffeln.

Sarah verglich dieses System ein wenig mit einer Waldorfschule, aber mir persönlich gefällt es wirklich gut und wo lernt man besser als vom wahren Leben!

Da man auf einer so kleinen Insel überhaupt keine andere Wahl hat, als sich zwangsläufig mit seinen Teilzeitinsulaner-Kollegen anzufreunden, waren wir schnell mit allen Schülern und Lehrern bekannt. Natürlich trug auch unsere Tochter wiedermal zu einer schnelleren Kontaktaufnahme bei, denn wie immer war sie der Hit am morgendlichen Frühstückstisch.

So lud uns David also auf ihren letzten Trip ein, bei dem wir die Hauptinsel besuchen und danach den Abend auf einem winzigen Eiland beim Baden und sonnen ausklingen lassen würden. Denn auch für die Kanadier würde es am nächsten Tag zurück aufs Festland gehen. Der Tag war überragend und wir genossen die Zeit mit den Schülern enorm.

Beim Abendessen tauschten wir noch Nummern und diverse Karten aus, damit wir in Kontakt bleiben konnten und uns gegenseitig all unsere gemachten Bilder schicken konnten!

Für alle, die sich für das Projekt interessieren, die Homepage ist swba.ca oder unter facebook students without borders acadamy

Resümee über das Paradies

Dass San Blas ein karibisches Paradies ist, bleibt unbestritten. Und ich muss auch allen Bloggern den Zahn ziehen, dass man dort Robinson-Crusoe-mäßig jeden Tag um sein Überleben kämpfen muss und all abendlich hungrig ins Bett geht. Wobei das mit dem hungrig ins Bett schonmal passieren kann, da die Portionen nicht die aller größten sind.

Man findet dort Trauminseln, wenn man bereit ist, sich auf ein paar Kleinigkeiten einzulassen, die aber allgemein bekannt sind.

Zum Beispiel sucht man eine Klimaanlage hier vergebens, genauso wie eine Poolbar oder den Zimmerservice.

San Blas und seine Inseln sind rudimentär und auf das Nötigste beschränkt. Kaum anders zu erwarten, wenn selbst die kleinste Schraube per Schiff angeliefert werden muss.

Wenn man bereit ist, auf einfachen Bettgestellen und in Holzhütten zu übernachten, überwiegend Fisch zu essen und einem sein gewohnten Luxus in diesem Bezug mal für drei Tage egal ist, findet man hier ein Erlebnis, dass man niemals vergisst und sieht Dinge, das man sonst nur aus Katalogen kennt.

Wir haben unsere Zeit auf den Inseln sehr genossen, mussten aber auch feststellen, dass es ein paar Sachen gibt, die die Karibikidylle ein wenig trüben.

Wovon man sich definitiv verabschieden kann, ist der Gedanke, alleine auf einer tropischen Insel zu sein und den ganzen Tag Cocktails aus Kokosnüsse zu schlürfen. Die Inseln werden zum Teil bis zum bersten mit Touristen vollgestopft, wobei gerade die aus Panama stammenden sich benehmen wie die Axt im Walde. Rauchverbot, scheiß egal. Morgens um 8 Uhr das erste Bier, nur rein damit…

Teilweise rücken sie mit ihren eigenen batteriebetriebenen Jukeboxen an und beschallen alles im Umkreis mit lateinamerikanischem Rap, wobei eine löchrige Holzhütte da nicht wirklich lautstärkedämmend funktioniert.

Wir waren über ein Wochenende auf der Isla Diablo und auf der gegenüberliegenden Isla Perro konnte man den Strand vor lauter Menschen mit Day-Pass nicht mehr sehen.

Und zu der Geschichte mit dem Empfang… Man konnte keine zwei Atemzüge machen, ohne das nicht aus irgendeiner Ecke ein Handy anfing zu klingeln, soviel zu dem Funkloch.

Was uns auch aufgefallen ist, aber das ist eine rein subjektive Ansicht und (hoffentlich) nicht auf allen Inseln so, dass die dort wohnenden Kuna, die auch das „Hotel“ betrieben, morgens nach dem Frühstück die Kaffeetasse gegen die Bierdose tauschten und bis abends praktisch nur eine Hand frei hatten, wenn ihr versteht was ich meine…

Als wir mit den Kanadiern auf der Hauptinsel waren, bestätigte sich unser Verdacht aber zusehends, denn dort trafen wir auf einen Kuna, der uns auf fast perfektem Deutsch ansprach. Er hätte dreizehn Jahre in Deutschland gelebt und Kinder dort. Somit seinen wir praktisch seine Familie und er würde uns durch das Dorf führen. Dort fand gerade eine Feier statt, bei der die erste Periode eines Dorfmitglieds gefeiert wurde. Er erklärte uns, und ich zitiere wörtlich: „an Tagen wie diesen muss das ganze Dorf besoffen sein!“ Als ich mich umsah und mal grob überschlug, wie viele Mädchen bald in das entsprechende Alter kommen würden, wollte ich mir nicht ausmalen, wie viele Tage im Jahr ein solches Besäufnis statt finden würde.

Wir wissen nicht, ob es durch die eigenständige Selbstverwaltung der indigenen Kuna zu diesen Eigenheiten kommt, und ob es anders wäre, wenn die Regierung zumindest ein wenig die Hand über die Organisation halten würde.

Wie dem auch sei, wir gingen mit den schlimmsten Erwartungen auf das Archipel und wurden positiv überrascht. Die Panikmache war unbegründet, es wäre aber auch deutlich mehr gegangen, wenn ein paar organisatorische Feinheiten verbessert werden würden. Dann wäre es das hundertprozentige Paradies!

Abschied

Zurück in der Hauptstadt bezogen wir wieder ein Zimmer im Hotel, dieses Mal leider keine Suite, aber trotzdem sehr schick. Die letzten zwei Tage ließen wir es ganz entspannt angehen und bereiteten uns langsam aber sicher auf unsere baldige Abreise vor.

Deutschland würde uns mit eisigen Temperaturen und miesem Wetter erwarten, aber auch mit dem Blick in die Zukunft und dem letzten Teil unserer Weltreise:

Ab Frühjahr wird es für uns entlang der Seidenstraße in Richtung Osten gehen, Iran und der Pamir Highway erwarteten uns. Ein ganz neues Abenteuer! Wir sind gespannt…

Und bis dahin sagen wir DANKE Mittelamerika! Es war eine tolle Zeit!

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Panama 2

Panama-City

Unser nächstes Ziel war Panama City.

Wir hatten ein paar Tage zuvor einen Transfer in die Hauptstadt gebucht, zu dem uns das Taxi jetzt brachte. Der Transfer beinhaltete das Wassertaxi zurück zum Festland und den Nachtbus, der uns in 11 Stunden wieder an die Pazifikküste bringen würde.

Uns graute schon ein wenig vor der Fahrt durch die Nacht, aber es war die schnellste und einfachste Möglichkeit, die Strecke zu überwinden.

Wir wurden gewarnt, dass wir uns lange Kleidung und im besten Fall eine Jacke mit in den Bus nehmen sollten, denn dieser würde bis zum Gefrierpunkt heruntergekühlt werden und man könne dann nicht schlafen.

Als der Bus das Terminal erreichte, wussten wir, was damit gemeint war. Denn die Scheiben des Überlandbusses waren beschlagen – von außen, so groß war der Temperaturunterschied im Inneren.

Das Gepäck wurde verladen und wir bestiegen unseren mobilen Kühlschrank. Wir beteten, dass die Fahrt halbwegs ruhig verlaufen würde, damit wenigstens Elisabeth ein wenig Schlaf finden würde. Und unsere Gebete wurden erhört! Sie schlief fast die gesamte Fahrt durch, trotz eisigen Temperaturen und etlichen Stopps.

Wir erreichten nach rekordverdächtigen 9 Stunden Fahrt um halb 4 Uhr morgens den Busterminal in der Albrook Mall, dem größten Einkaufszentrum Lateinamerikas.

Da wir deutlich zu früh für unser Hotel waren, dass wir eigentlich erst für die nächste Nacht gebucht hatten, beschlossen wir, erst einmal zu frühstücken und Kaffee zu trinken.

Um fünf Uhr dann, pünktlich zur Öffnung der Metro nahmen wir den ersten Zug und fuhren nach Downtown.

Der gute Mann an der Rezeption staunte nicht schlecht, als wir vor ihm standen und fragten, ob er nicht vielleicht jetzt schon ein Zimmer für uns frei hätte. Wir hätten den Nachtbus genommen und wären aufgrund dessen etwas früher dran.

Er meinte bedauerlicherweise nein, aber wir könnten unser Gepäck bei ihm lassen und uns ein wenig die Zeit in der Lobby vertreiben, bis in 3-4 Stunden dann ein Zimmer verfügbar wäre.

Vielleicht lag es an unserem abgerissenen Aussehen, an den fehlenden Stunden Schlaf oder wiedermal an unserer Tochter, die ihn wie immer gut gelaunt angrinste, aber er kam nach ungefähr fünf Minuten zu uns und gab uns eine Zimmerkarte.

Er hätte ein Zimmer für uns, es wäre zwar eine Suite, aber er hoffe, das wäre okay für uns.

Als wir die Tür zu unserer Suite öffneten, verschlug es uns fast den Atem. Der Raum war größer als unsere Wohnung in Ludwigshafen, ein gigantischer Fernseher hing an der Wand und eine riesige Fensterfront gab Ausblick auf die Hochhäuser um uns herum, die gerade durch die aufgehende Sonne angeleuchtet wurden.

Dafür hatten wir aber keine Augen, wir beschlossen erst nochmal ein paar Stunden zu schlafen, damit wir zumindest ein wenig fit für den kommenden Tag wären.

Aber nach eineinhalb Stunden brachen wir den Versuch ab, denn unsere Tochter, die ja im Bus schon schlafen konnte, wollte lieber aufstehen und die Stadt erkunden.

Wir zogen die Vorhänge zurück und uns blieb erneut die Luft weg. Was im Morgengrauen gar nicht so erschien, zeigte sich jetzt in seiner vollen Pracht. Um uns ragten gewaltige Wolkenkratzer auf, alles aus Glas und Beton gebaut, ein Meer von Gebäuden. Es war unglaublich anzusehen, zumal es die erste Stadt seit den Kanadischen Großstädten in 2010 für uns war, die so viele so hohe Häuser hat.

Den nächsten Atemstillstand bekamen wir, als wir aufs Dach unserer Bleibe fuhren. Ein Infinity-Pool neben der Dachbar, mit Blick auf die gesamte Stadt. Wobei der 15. Stock im Vergleich zu den umstehenden Häusern fast lächerlich erschien, hatten wir von hier oben trotzdem einen überragenden Blick auf die gesamte Stadt. Und die hatte es mir sofort angetan.

ICH LIEBE PANAMA CITY!

Ein weiterer Grund diese Stadt zu lieben für mich war auch, dass die Metro, die die wichtigsten Teile Panama Citys verbindet, nur 35 US Cent kostet. Warum weiß kein Mensch, aber es ist so. Jeder Bus 25 Cent, jede Metro 35 Cent.

Da hat man sich bei der Stadt mal gedacht: „Wir tun doch mal was für unsere Bürger, anstatt sie zu schröpfen!“

Somit waren wir super billig unterwegs und erkundeten so die ganze Stadt.

Unsere Tochter, die nur durch ihre Anwesenheit den kompletten Betrieb eines McDonald’s lahm legt.

An einem Tag besuchten wir die Albrook Mall.

Auf 380.000 m² und zwei Etagen waren hunderte Geschäfte, Restaurants und Shops untergebracht. Fitnessstudios, Casinos und Autohändler, es gab einfach alles. Wir waren total erschlagen von der Größe und der Auswahl, wir kalkulierten, dass man mindestens drei Tage bräuchte, alle Geschäfte zu besuchen.

Wir aßen in einem der drei Food-Corners, spazierten durch die kilometerlangen Passagen und waren bestimmt in 80 Geschäften, bevor uns die Müdigkeit zurück zu unserem Hotel zog. Die fehlende Nacht forderte ihren Tribut und wir schliefen wie die Toten in dem riesigen Bett.

Am nächsten Tag besuchten wir die Altstadt Casco Viejao. Als wir die Metrostation verließen, fragten wir eine Angestellte, in welche Richtung es ginge. Die etwas stabiler gebaute Frau schaute uns verständnislos an und fragte, ob wir das alles denn laufen wollten. Wir bejahten und sie wies uns den Weg, der übrigens nur einen knappen Kilometer betrug. Irgendwie amerikanische Verhältnisse. Wahrscheinlich hätte sie uns am Liebsten ein Taxi gerufen, damit wir bloß nicht zu viel laufen.

Die Altstadt, oder besser das alte Panama City, ist auf einer Halbinsel gebaut, die von der modernen Autobahn umzogen ist. Ein irgendwie surreales Bild, wenn man die Straße sieht, die auf Stützen komplett im Pazifik steht mit der gigantischen Skyline dahinter, während man selbst von Gebäuden aus der Kolonialzeit umgeben ist. Ein Anblick, der meinen Eindruck nur noch verstärkt hat, dass das meine Stadt ist (vielleicht bloß noch getoppt durch Kapstadt, aber nur knapp).

Wir zogen durch die alten Gassen, bewunderten die Kolonialbauten, teils noch original, teils schon wunderschön restauriert. In vielen der alten Gebäuden sind jetzt Szenelokale, Bars, Restaurants, Hotels oder Fast-Food-Ketten. Aber in vielen leben auch noch die Menschen wie vor 80 Jahren. Es war überwältigend durch die Straßen zu laufen und diese Eindrücke auf sich einwirken zu lassen.

Den Abend ließen wir ganz entspannt am und im Pool auf dem Dach unseres Hotels ausklingen.

Am dritten Tag stand das eigentliche Highlight des Landes auf dem Plan!

Man behauptet, er sei das achte Weltwunder, ein Meisterwerk menschlicher Ingenieurskunst. Er verbindet zwei Ozeane und spaltet zwei Kontinente. Er revolutionierte die Seefahrtindustrie und stellte Rekorde auf.

Natürlich ist die Rede vom Panama-Kanal…

An einem der Schleusenwerke – Miraflores – wurde ein Museum eingerichtet, das die Geschichte, Technik und bauliche Finesse des Kanals präsentiert und darstellt.

Mit nicht ganz billigen 20 Dollar pro Person war man dabei, dafür bekam man aber einen unvergesslichen Einblick in die Geschichte dieses großartigen Bauwerks. Dazu kommt, dass man live mit dabei sein kann, wenn gigantische Containerschiffe oder Kreuzfahrtgiganten mit nur wenigen Zentimetern Abstand durch die Hebewerke geschleust werden.

Ein überragendes Erlebnis das uns zutiefst beeindruckt hat! Wir verbrachten den gesamten Tag auf dem Gelände, im Museum und den Terrassen, sahen zu, wie Schiffe durchgeschleust wurden und genossen für einen kurzen Moment, teil dieses Wunders zu sein, das durch Menschenhand erschaffen wurde!

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Panama 1

Die letzte Grenze in Mittelamerika

Der Grenzübergang war erstaunlicherweise nicht halb so simple wie wir es erwartet hatten. Diesmal ging es nicht wie sonst üblich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf eigene Faust an die Grenze sondern wir hatten schon von zuhause aus ein Shuttle gebucht, damit uns bereits beim Grenzübertritt nach Costa Rica unnötige Diskussionen erspart blieben. Costa Rica ist extrem darauf bedacht, dass Touristen das Land auch wieder verlassen und achten bereits bei der Einreise explizit auf ein Ausreisedokument. Das hatten wir in Form der Shuttlebuchung. Und witzigerweise haben wir es sogar wirklich beim Check-In unseres Fluges von Guatemala nach Costa Rica vorzeigen müssen.

Wir hatten also das Shuttle, das uns um 8 Uhr morgens am Hotel abgeholt und eine gute Stunde später wieder an der Grenze ausgespuckt hat. Jetzt dachten wir, die Sache läuft ähnlich wie in Guatemala, man steigt aus dem Bus, lässt den Pass stempeln, steigt wieder ein und es geht weiter. Aber weit gefehlt!

Man wird bei der Grenze aus dem Bus gelassen und neben einem landet das Gepäck. Dann gibt es eine kurze Instruktion, wie die Grenze bestmöglich zu bewältigen ist und der Fahrer samt Fahrzeug verschwindet wieder. Auf der anderen Seite der Grenze soll dann wieder jemand warten, der einen einsammelt und zum gewünschten Ort fährt… Ein bisschen zu viele Unbekannte für meinen Geschmack, aber okay… Das Unternehmen ist renommiert und fährt täglich hunderte von Touristen über die Grenze, es sollte also schon irgendwie klappen.

Wir standen also mit Sack und Pack an einem Kiosk mit Badebekleidung und kalten Drinks, der nebenbei noch die Ausreisegebühren einstreicht und einem einen zerknüllten Zettel in die Hand drückt, der elementar für die costa-ricanischen Grenzbeamten ist.

Danach ging es weiter zum Grenzgebäude vor dem schon gefühlt Hunderte von Menschen warteten, um sich den Ausreisestempel zu holen. Das Problem war, dass wir mit all unserem Gepäck und dem Buggy in der prallen Sonne standen, die an diesem Tag von einem tiefblauen wolkenlosen Himmel herab schien und uns fast gegrillt hat. Und in der Schlange tat sich nix! Es kam uns vor wie in Afrika, nur dass dort die Grenzen groß genug sind, dass man drin stehen kann…

Irgendwann wurde eine Tür geöffnet und durch die Menschenmassen drückte sich ein Grenzbeamter und sortierte die Wartenden ein wenig vor. Alte, Behinderte (also mit Rollstuhl oder Krücken oder so) und Leute mit Kleinkindern wurden vorgelassen. Da war er wieder, der Babybonus! Aber dieses Mal kam er uns wirklich gelegen, denn in der Sonne war es unerträglich.

Aber selbst nachdem wir im Gebäude waren, das auf fast Minusgrade runtergekühlt worden war, dauerte es noch eine dreiviertel Stunde, bis wir endlich mit unseren gestempelten Pässen weiter durften. Die Grenzbeamtin, übrigens allein auf weiter Flur, versendete noch ein paar WhatsApp während sie stempelte, telefonierte ein bisschen und machte, leider bevor der letzte Stempel einen unserer Pässe zierte, viel Quatsch mit unserer Tochter, die im Buggy vor ihr saß und sich über die lustige Abwechslung freute! Ungünstigerweise vergaß die Beamtin dabei leider, warum doch monatlich Geld auf ihrem Konto landete und weswegen sie ja eigentlich hier sei.

Naja, am Ende hatten wir alle Stempel und begaben uns über die Verbindungsbrücke auf die panamaische Seite der Grenze.

Dort war es nicht minder kompliziert als in Costa Rica, doch hier waren es deutlich weniger Touristen, was die Sache etwas beschleunigte. Da es keinen Röntgenscanner gab, wurde unser Gepäck per Hand kontrolliert, was aber auch eher lapidar passierte, denn die Beamtinnen hatten auch hier mehr Augen für unser Kind als für unsere Drohne. Wir durften passieren.

Den letzten Stempel holten wir 50 Meter weiter an einem Gebäude, das man ohne weiteres mit einem Fahrkartenschalter für ein Busticket hätte halten können. Aber auch hier waren wir dank unseres Kindes schnell wieder weg und erstaunlicherweise erwartete uns schon ein Busfahrer mit einem Schild das unseren Namen trug auf der anderen Seite des Zauns.

Der Shuttle hatte wieder Eisfachtemperaturen, was bei einem dauernden Wechsel zwischen heiß draußen und kalt drinnen irgendwann echt auf den Kreislauf geht, fuhr aber keine halbe Stunde später ab, nachdem wir noch auf eine amerikanische Familie gewartet hatten, die das gleiche Endziel hatte wie wir.

Auf den ersten Blick machte Panama auf mich einen wirklich angenehmen Eindruck. Es war ähnlich wie Costa Rica, nur noch grüner! Überall wo man hin sah, war Regenwald, Dschungel und Dickicht. Ein Meer aus Grüntönen. Nur unterbrochen von Bananenplantagen, die sich teilweise bis zum Horizont erstreckten. Wir fuhren an kleinen Dörfern vorbei, nicht mehr als ein paar Hütten, alle direkt aus dem Wald geschlagen, die Straße wurde fast von den wuchernden Bäumen verschluckt.

Nach einer knappen Stunde lieferte uns der Shuttle an einem kleinen Hafen ab. Von hier aus sollte es per Wassertaxi auf die vorgelagerten Inseln des Archipels Bocas del Toro gehen.

Der Hafen war nicht mehr als eine Ansammlung zusammengeschusterter Hütten, die auf Stelzen bis weit ins Wasser ragten und man hatte das Gefühl, in einer Piraten- oder Schmugglersiedlung aus einem postapokalyptischen Film zu sein.

Das Boot, das uns zu den Inseln bringen sollte, war für ca. 20 Personen plus Gepäck ausgelegt und nagelneu! Also wenn wir 1957 hätten!

Bocas del Toro

Als wir den kleinen Privathafen verließen, sahen wir dahinter riesige Beton und Stahlkonstruktionen aus dem Urwald ragen. Gigantische Verladekräne und dutzende Meter hoch gestapelte Container waren mit einem blauen Logo versehen, das eine in gelb gehaltene Dame mit riesigem Hut und einer weißen Schrift darunter zeigte.

Uns wurde klar, welchem Konzern die riesigen Bananenplantagen gehörten, die wir von der Straße aus sehen konnten und dass die Bananen unter anderem genau von hier in alle Welt verschifft werden.

Während wir darüber noch sinnierten, wie lange wohl eine solche Banane von hier bis zu unseren heimischen Supermärkten brauchen würde, erreichten wir schon die Hauptinsel von Bocas del Toro und gingen in der Hauptstadt Colòn an Land.

Unser Hotel war am Bluff Beach und es war noch eine kleine Fahrt mit einem Colectivo nötig, bis wir endlich unsere Badesachen auspacken konnten.

Nach einer halben Stunde über höchst unwegsames Gelände und teilweise über den Strand erreichten wir das Hotel SeaHaven. Unsere Bleibe – direkt am Strand von Bluff gelegen – bestand aus fünf nagelneuen (diesmal wirklich neu!) Bungalows und einem zweistöckigen offenen Hauptgebäude, alles komplett aus Holz erbaut. Der Hammer! Ich verliebte mich gleich in den Ort und vor allem in seinen Besitzer!

Nigel, ein ausgewanderter um die 70 jähriger Australier, hatte schon überall auf der Welt Hostels und Guesthäuser und war der coolste Typ den man sich vorstellen kann! Wir durften alles benutzen, von der Küche bis zu seiner privaten Waschmaschine!

Und beim allabendlichen Grillen teilten wir auch noch das Abendessen. Es war unbeschreiblich schön dort, es gab nur einen winzigen Schönheitsfehler in diesem Karibikparadies… Die Wellen rauschten mit fast fünf Metern Höhe auf den Strand und rissen alles und jeden mit, der unvorsichtig genug war, einen Schritt zu weit in die Brandung zu gehen.

Es sterben monatlich Menschen hier, die ertrinken oder gar nicht erst wieder auftauchen, erzählte Nigel mal zwischen zwei Flaschen Bier. Also nix mit Schwimmen.

Die Tage vergingen wie im Flug, obwohl wir eigentlich nichts machten, außer rumhängen, gammeln und am Strand liegen.

Bruchpilot

Aber apropos im Flug, ein außergewöhnliches Ereignis gab es doch, dass etwas unsere Inselidylle störte:

Ich machte mit der Drohne ein paar Aufnahmen und wollte gerade tief über die Wellen gehen, als ich einen gewaltiger Brecher durch die Kamera erkennen konnte. Um dem auszuweichen machte ich einen steilen Aufwärtshaken und… sagen wir… parkte etwas unsanft rückwärts in einer Palme ein.

Das Problem war, ich war ungefähr 200 Meter von der Unglücksstelle entfernt, die mitten im Dschungel lag, der den Strand von der Zufahrtsstraße trennte. Ich schlug mich also durch den ca. 50 Meter breiten Streifen, der mit Palmen, Farnen und irgendwelchen anderen riesigen Bäumen bewachsen war. Der Boden war so zugewuchert, dass man den darunterliegenden Sand nicht mal sehen konnte. Ich also barfuß und in Badehose da rein, ungeachtet dass es Spinnen, Ameisen und was weiß ich noch alles beißendes und stechendes Getiers gibt um meine havarierte Drohne zu retten. Mein einziger Anhaltspunkt war das Bild der Kamera, die immer noch sendete, aber außer grünen Blättern und einer angedeuteten Palme nicht wirklich was brauchbares übertrug und dem GPS-Tracker, der auf drei Meter genau anzeigt, wo sich das Fluggerät befindet. Und drei Meter können im Urwald echt viel sein. Dazu kam, dass ich noch nicht mal wusste, auf was für einer Höhe die Drohne im Baum hing, denn beim Versuch neu zu starten, wurde nur ein Fehler angezeigt.

Ich rüttelte also an so gut wie jedem Baum im Umkreis von 100 Metern, damit ich auf dem Kamerabild sehen konnte, ob ich meinem Ziel näher kam. Es war ein wenig wie beim Blinde-Kuh-Spielen. Nur mit verschärften Regeln, denn wenn der Akku der Drohne leer ging, bevor ich sie gefunden hatte, sanken die Chancen auf Null, sie jemals wiederzubekommen.

Aber nach einer schweißtreibenden halben Stunde Bäumewackeln sah ich Bewegung auf dem Display und zog fünf Minuten später das verunglückte Fluggerät aus dem Dickicht. Ich kann nicht beschreiben, was für ein Stein mir vom Herzen gefallen ist, vor allem, weil es alles ohne irgendwelche Schäden überstanden hat.

Am Tag vor unserer Abreise sagte uns Nigel, dass er nach Panama City fahren müsse, um seine Freundin vom Flughafen abzuholen. Wir sollten uns aber keine Sorgen machen, wir wüssten ja wo alles sei und wir sollten uns einfach bedienen. Das Frühstück würde der Angestellte machen, den Rest würden wir schon alleine hinkriegen.

Somit waren wir ganze zwei Tage Besitzer eines Hotels, in dem wir machen konnten was wir wollten.

Leider war somit aber auch Nigel nicht da, als wir die Koffer ins Taxi luden und abfuhren. Aber wir würden in Kontakt bleiben! Danke für den schönen Aufenthalt, Nigel!

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Costa Rica 2

Liberia

Nach Nicaragua hineinzukommen, kostete uns viel Nerven. Raus ging es dafür um so schneller.

Wir verließen San Juan del Sur am Morgen und nahmen den Chickenbus zur Grenze. Nach unseren Erfahrungen auf der Hinreise, waren wir dieses Mal abgebrühter und erhandelten uns einen wirklich guten Preis für die knapp einstündige Fahrt. Oder sagen wir besser einen akzeptableren… Wir wurden für umgerechnet vier Euro direkt an der Grenze ausgespuckt und waren zehn Minuten später auf Costa-Ricanischem Boden.

Unser Plan sah vor, auf direktem Weg nach Panama durchzufahren, mit maximal vier oder fünf Übernachtungen.

Der erste sollte in Liberia sein, das wir auch drei Stunden später erreichten.

Bei unserem ersten Aufenthalt dort fanden wir ein überragendes Steak House, auf das wir uns schon richtig gefreut hatten.

Nachdem wir unsere Sachen im Hotel abgeladen und eingekauft hatten, machten wir uns auf den Weg zum Abendessen.

Doch als wir das gesuchte Restaurant erreichten, kam die jähe Ernüchterung. Es hatte an diesem Tag geschlossen… Oder vielleicht für immer, die Nachbarn konnten es uns nicht genau sagen.

Aber zwei Blocks weiter fanden wir eine Sportsbar, in der ich wohl das beste Cordon Bleu meines Lebens genießen durfte. Aus mindestens 20 Fernsehern flimmerte uns Football, Wrestling, Tennis oder Musikvideos entgegen und die Musik war wiedermal ohrenbetäubend laut. Aber das kannten wir ja schon.

Von Liberia fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Direktbus nach San José. Wir übernachteten in dem selben Hotel wie auch schon bei unserem ersten Besuch in der Stadt und wieder wurden wir herzlichst aufgenommen.

Da sich ein paar Erledigungen angesammelt hatten, um die wir uns kümmern mussten, entschieden wir, eine Nacht länger in der Hauptstadt zu bleiben und alles in Ruhe zu erledigen.

Wir nutzten den gesamten Tag, um entspannt alle Dinge zu kaufen, die man eben nur in einer Großstadt bekommt, die Busverbindungen zu checken und zu buchen und uns eine neue SIM-Karte zu besorgen, die alte hatte ich nämlich verloren.

Tortuguero

Nach einer wirklich erholsamen Nacht machten wir uns früh am nächsten Morgen mit dem Bus auf zu unserem nächsten und auch vorletzten Ziel in Costa Rica, dem Tortuguero National Park auf der Karibikseite des Landes.

Die Anfahrt war wirklich nervenaufreibend, denn wir mussten auf der vierstündigen Fahrt zwei Mal den Bus wechseln und das letzte Stück mit einem Wassertaxi zurücklegen.

Und wenn ich sage Wassertaxi, dann meine ich mit 40 anderen Touristen in einer Nussschale eingepfercht zu sein, die so tief im Fluss lag, dass bei jeder Welle das Wasser ins Boot schwappte.

Aber wenn man davon absah, war die Fahrt atemberaubend!

Die Kanäle schlängelten sich durch den Dschungel, die riesigen Regenwaldbäume standen bis ins Wasser und man konnte keinen Himmel sehen, so dicht war das Blätterdach. Aus allen Winkeln des Waldes hörte man Tierstimmen. Papageien und gigantische Schmetterlinge flogen dicht über das Dach des Bootes hinweg und eine unendliche Anzahl an farbenfrohen Blüten zierten unseren Weg.

Auf Ästen dicht über dem Wasser saßen Leguane und Vögel, unter anderem auch der extrem seltene Basilisk, auch Jesus-Christus-Echse genannt, da diese Reptilien in der Lage sind, kurze Strecken über das Wasser zu rennen, um ihren Feinden zu entkommen.

Hier wurde dann auch klar, was der Landesspruch „Pura Vida“, den man an jeder Ecke und bei jeder Gelegenheit hört, wirklich bedeutet.

Der Dschungel lebt und wir waren mitten drin! Pures Leben!

Nach 90 Minuten erreichten wir das Dorf Tortuguero, einzige Stadt im Park und Ausgangspunkt aller Aktivitäten. Hier befindet sich die gesamte Infrastruktur, alle Touranbieter, Guesthouses, Geschäfte und Souvenirläden sind hier vertreten.

Sarah hatte im Vorfeld herausgefunden, dass es einen Verbindung durch den Park gibt, die uns bis fast vor die Grenze bringen würde. Man musste einfach ein Shuttle von Tortuguero nach Puerto Viejo buchen. Der erste Teil der Fahrt sei ein Kanal der parallel zur Küste etwas ins Landesinnere versetzt entlangführe. Hier würde man mit einem Schnellboot transportiert bis der Kanal in Moin ende. Von dort gänge es dann mit dem Bus noch eine Stunde weiter bis nach Puerto Viejo, die letzte Stadt vor der Grenze.

Somit konnte man sich den Rückweg über San José sparen und auch die komplett überteuerten Touren, die vor Ort angeboten wurden. Dabei acht man auch nichts anderes, als über die Kanäle zu schippern. Die perfekte Sache also – was sehen und auch noch weiter kommen!

Wir besuchten das Shuttlebüro und buchten für den nächsten Tag einen Transfer.

Den Rest des Tages verbrachten wir damit, am Strand entlang zu laufen, der aufgrund der Vulkane aus fast schwarzem Sand besteht oder durch die Läden zu spazieren und die irrsinnig überteuerten Souvenirs anzusehen. Einen Schlüsselanhänger aus Kokosnussholz für fünf Dollar. Oder ein Stofffaultier für 25 Dollar… Aber hier rennen genug durchgebrannte Touristen rum, die diese Preise bezahlen, was man an den vielen Plastiktüten erkennen konnte, die die Leute mit sich herum trugen.

Nach Einbruch der Nacht machten wir uns schleunigst auf den Rückweg, denn bei Dunkelheit möchte niemand im Dschungel draußen sein. Da ist man nämlich Freiwild für alle stechenden und blutsaugenden Lebewesen der Umgebung! Und sie finden Dich!

Deswegen machten wir es uns unter der Klimaanlage in unserem Zimmer gemütlich und genossen den Abend.

Der schönste Transfer unserer Reise

Pünktlich um neun Uhr am nächsten Morgen standen wir mit vollem Gepäck am Bootsanleger. Unser Schiff lag schon am Kai und wurde beladen. Ein kleines Boot für 20 Personen sollte uns die nächsten 3,5 Stunden über die Kanäle bringen. Nachdem alles Gepäck verstaut war, suchten wir und 9 andere Touristen uns einen Platz und los ging die Fahrt.

Unser Kapitän, ein breiter Kerl in Badehosen und T-Shirt steuerte sicher über die Wasserstraßen durch den Regenwald, erklärte uns alles über die Pflanzen und Tierwelt und hielt immer wieder an, wenn es etwas besonderes zu sehen gab.

Wir bekamen Fischadler, Faultiere, Brüllaffen, Tukane, Kaimane, Alligatoren, tausende verschiedener Schmetterlinge, Vögel und Echsen zu Gesicht. Und natürlich durfte der Namensgeber des Parks nicht fehlen, die Schildkröten.

Nach einer guten Stunde verließen wir den Nationalpark und fuhren immer parallel der Küste und des Karibischen Meeres Richtung Moin. Auch hier mangelte es an Tieren nicht. Keine Ahnung, wie unser Kapitän das machte, aber er sah Tiere, die niemand auch nur erahnte und die er mit einem Laserpointer anstrahlen musste, damit wir sie überhaupt wahrnahmen.

Und auch der landschaftliche Aspekt war wunderschön. Teilweise fuhren wir auf engen Wasserstraßen und rechts und links sah man nur Regenwald. Das Wasser war teilweise glatt wie ein Spiegel. Ab und zu erreichten wir einen Mündung des Kanals ins Meer. Hier war das Wasser schon gar nicht mehr so glatt sondern rau und wild und das Boot schaukelte richtig bis unser Kapitän wieder Kurs auf die Einmündung zum nächsten Kanal nahm. Es war einfach atemberaubend.

Wir erreichten Moin und bedankten uns überschwänglich für die imposante Fahrt und seine Erklärungen. Bei einer gebuchten Tour hätten wir nicht weniger gesehen, bloß mehr bezahlt.

Das letzte Stück wurden wir mit zwei anderen Touristen in einem Taxi über Land gefahren. Unser Ziel war Puerto Viejo, kurz vor der Grenze nach Panama.

Von Zuhause aus hatten wir schon einen Shuttle über die Grenze gebucht, da es sonst Probleme mit der Einreise nach Costa Rica gegeben hätte.

Dieser sollte uns am nächsten Morgen am Hotel abholen. Wir kauften noch schnell in einem Supermarkt ein paar Dinge für das Frühstück am nächsten Morgen und suchten uns dann etwas für das Abendessen.

Wir fanden kurz vor dem Strand ein italienisches Restaurant.

Und Gott ist mein Zeuge, es gibt an keinem Ort dieser Erde bessere Spaghetti Carbonara als in diesem winzigen Imbiss.

Wenn sie 60 Dollar gekostet hätten, ich schwöre, es hätte sich gelohnt!

Der Besitzer war vor acht Jahren von Italien nach Costa Rica ausgewandert und betreibt hier nach echt italienischen Rezepten sein Restaurant.

Also wer mal durch Zufall in der Gegend ist, die „Pizzeria Va A Seguir“ wartet mit dem besten Essen auf euch! Und genau neben an ist eine italienische Eisdiele, die auch ihres Gleichen sucht. Für das Dessert danach!

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Nicaragua 2

Granada

Am nächsten Morgen gingen wir dann mit einem wenig mulmigem Gefühl im Bauch zur Busstation, um uns einen Transfer nach Leòn zu besorgen.

Nach unseren eher doch miesen Erfahrungen in Rivas funktionierten die Verhandlungen hier erstaunlich einfach. Wir mussten bloß einen dritten Sitzplatz bezahlen, der dann für unser Gepäck diente, was absolut in Ordnung ist. Gerade auch, weil uns das Ganze pro Platz 33 Cordoba, also 90 Eurocent gekostet hat.

Die Fahrt bis Managua dauerte zwei Stunden und war für uns die reinste Hölle. Nicht dass wir im Bus stehen mussten, trotz bezahlten Sitzen… Nein, weit gefehlt, gerade das Sitzen war das Schlimme. Die Abstände zwischen den Sitzreihen war so gering, dass wir mit angezogenen Knien auf unseren Plätzen saßen, während die kleinen Nicaraguaner bestimmt noch zehn Zentimeter Platz zum Vordersitz hatten.

Logischerweise ist in einem Land, in dem die Durchschnittsgröße bei knappen 1,60 Meter liegt, alles auf derart kleine Personen ausgelegt. Das wurde uns schon in diversen Unterkünften zum Verhängnis, denn häufig hängen die Spiegel in den Bädern auf genau dieser Höhe.

Wenn dann jemand wie ich sich mal rasieren muss, sieht man oft nur seinen Bauchnabel… Positiv an der Sache ist anzumerken, dass man sein Gehirn jedes Mal aufs neue anstrengt, um immer wieder neue Taktiken zu entwickeln um dieses Problem zu beheben. Aber ich schweife ab…

Wir saßen also zwei Stunden in diesem Bus und als wir Managua erreichten, konnten wir kaum aussteigen, so taten uns die Knie weh. Den restlichen Weg bis Leòn legten wir dann in einem Toyota Hiace – sogar mit Klimaanlage – zurück, was deutlich angenehmer war.

Typische Innenansicht eines Verkehrsmittels in Mittelamerika

Leòn

Wir erreichten Leòn in praller Mittagshitze und natürlich fielen die Taxifahrer gleich wie ein Schwarm Fliegen über den gerade ausrollenden Minibus her. Man hatte kaum Gelegenheit auszusteigen, da wurde man schon mit Angeboten und Zurufen überhäuft.

Da wir uns ein wenig informiert hatten, was denn so eine Taxifahrt zu unserem Hotel hätte kosten dürfen (20-30 Cordoba = 0,70 – 0,90 Cent) staunten wir nicht schlecht, als das erste Angebot bei 500 Cordoba lag, also knapp 14 Euro!

Dankend lehnten wir ab und schleiften unser Zeug die 2,5 Kilometer zu unserer Unterkunft, einem kleinen Hotel mitten im Zentrum der Stadt. Das Gebäude war im Kolonialstil gebaut… Und hatte offene Bögen über den Türen. In einer Stadt, in der es mehr Moskitos gibt als Menschen ein geringfügiges Problem. So deckten wir uns zuerst mal mit Moskitospray ein, damit wir überhaupt die Nacht überstanden.

Leòn ist wie Granada auch, eine Stadt aus alten Tagen. Zu seiner Zeit Hauptstadt des Kolonialreiches, später in den Achzigern dann Hauptstadt der Revolution.

Hier begannen die Aufstände, die letztendlich die diktatorische Regierung stürzten und das Land in eine Demokratie führte. Leider mit enormen Verlusten unter der zivilen Bevölkerung. Die gesamte Stadt ist eine Gedenkstätte der Opfer und Revolutionäre, die ihr Leben für die Unabhängigkeit und Freiheit lassen mussten. An jeder Ecke steht ein Denkmal, eine Statue oder ein Mahnmal, das an jene grausame Zeit erinnern soll.

Ansonsten überwiegen die kolonialen Bauten, die Plätze und Alleen. Man spürt das Alter dieser Stadt, die scheinbar nicht für die heutige Zeit ausgelegt zu sein scheint. Der Verkehr staut sich überall, die Straßen sind kaum breit genug, damit zwei Autos an einander vorbeikommen, geschweige denn zwei LKWs oder Chickenbusse.

Wir blieben zwei Tage in der Stadt, die zu ihrer Mittagszeit an einen Glutofen erinnert. Man kann kaum einen Fuß aus dem Schatten nehmen, denn was die Sonne berührt, wird sofort gnadenlos verbrannt.

Wir nutzten die Zeit, um bei einer Wäscherei unsere schmutzige Kleidung abzugeben, die langsam überhand nahm. Zu Fuß waren es vielleicht 15 Minuten, was bei so einer Hitze schon echt unangenehm ist. Bloß staunten wir am Abend nach dem Abholen nicht schlecht, als wir im Hotel das Paket öffneten und zusätzlich zu unserer Wäsche noch die Kleidung eines anderen darin lag.

Da aber die Besitzer der Wäscherei wirklich nett waren (um ehrlich zu sein, ein paar der wenigen…) konnten wir nicht wirklich sauer sein und brachten die fremden Kleidungsstücke vor dem Abendessen wieder zurück.

Außerdem besuchten wir mit unserer Tochter einen Rummelplatz in der Nähe der großen Kirche. Wobei Rummelplatz übertrieben ist… Die “Fahrgeschäfte” waren eine zusammengeschusterte Konstruktion von Autos bzw. Gondeln angebracht auf einem großen Rad. Die Beleuchtung wurde von einer Autobatterie gespeist und das “Karusell” wurde nur mit reiner Manneskraft betrieben.

Was im besonderen in Leòn, aber auch im gesamten Rest von Lateinamerika auffällt, ist… wie soll ich es am besten ausdrücken… „die besondere Art der Innengestaltung einer jeden Kirche“. Ich hoffe das ist politisch korrekt genug!

Aber im Ernst, man muss schon echt die Augen zusammen kneifen, damit man nicht augenblicklich einen epileptischen Schock erleidet, sobald man das Kirchenportal durchschritten hat.

Überall hängen Lichterketten, an jeder Säule ziehen sich Lametta und LED-Bänder empor und neben dem Altar stehen teilweise bis zu fünf Meter hohe Aufbauten mit Szenen aus der Bibel und der Weihnachtsgeschichte. Mit Springbrunnen! Wo auch immer der in der Bibel vorkam!

Vielleicht ist diese Art der Dekoration nur auf Weihnachten zurückzuführen, das ja jetzt gerade mal zwei Wochen zurückliegt, aber ganz unter uns… Das glaube ich eher nicht…

Da trifft aber wiedermal das alte Sprichwort „andere Länder, andere Sitten“ zu!

Nach dieser doch sehr eindrücklichen Erfahrung machten wir uns mit einem Shuttle auf den Weg zum Lake Nicaragua, genauer gesagt auf die Insel Ometepe.

Ometepe

Ometepe liegt in mitten des Nicaragua Sees und besteht praktisch nur aus zwei gigantischen Vulkanen, die (zur Zeit) beide erloschen sind. Man kann den größeren der beide, den Conceptiòn erklettern, was bei trainierter Konstitution knapp 10 Stunden in Anspruch nimmt. Dafür hat man aber einen atemberaubenden Blick vom Gipfel des knapp 1700-Meter-Riesen. Oder auch nicht, denn meisten ist seine Spitze von Wolken verhüllt…

Wie auch immer, das Abenteuer beginnt meistens schon am Fährhafen, denn die Kähne, die einen auf die Insel bringen, sind gefühlt aus dem 16. Jahrhundert und werden überwiegend nur noch von Rost zusammengehalten. Wenn man dann bedenkt, dass auf diesem Haufen Schrott noch 10 Autos und ein LKW mit Kühen mitfährt, plus natürlich 100 andere Fahrgäste kann jede Sekunde, die die einstündige Überfahrt dauert, zur Nervensache werden.

Trotz allem wohlbehalten erreichten wir Ometepe. In Moyogalpa, wo wir auch an Land gingen, lag unser Hotel, keine fünf Minuten zu Fuß von Hafen entfernt. Lustigerweise war es die vorletzte Straße der Stadt, nur das man mal ein Verhältnis der Größe dieses Ortes erhält.

Da die meisten Aktivitäten auf der Insel den Extremsportlern, oder denen sie meinen sie wären es, vorbehalten ist, blieb für uns nur, die Insel zu erkunden. Im Normalfall benutzt man dafür einen Roller, den man für keine 20 US Dollar mieten kann. Da wir aber diverse Reisende getroffen haben, die schwere Spuren dieser Fahrten davongetragen hatten, entschieden wir uns gegen diese Art der Fortbewegung. Es war uns einfach zu gefährlich mit der Kleinen auf dem Sozius ein solch runtergewirtschaftetes Gefährt zu fahren. Da wir aber auch nicht untätig rumsitzen wollten, suchten wir eine Alternative. Die zu mietenden Quads, die deutlich sicherer für zwei Personen mit Kleinkind sind, schlugen mit 70 US Dollar zu buche und überstiegen etwas unser Budget.

Aber dank unseres freundlichen Hoteliers, der einen einzigen Anruf tat, waren wir 10 Minuten später für acht Stunden stolze Besitzer eines 250er Suzuki Quads. Und das für 45 Dollar!

Und ich muss gestehen, nach all den Fahrzeugen, die wir auf dieser Reise genutzt hatten, dieses ATV war der Kracher! Ich hatte noch nie so viel Spaß. Ob das meine Beifahrer auch so sahen, kann ich nicht beurteilen, in dem schrottigen Rückspiegel konnte ich immer nur mein Grinsen sehen! Und für meine Tochter war es anscheinend auch nicht so wild, denn sie schlief seelenruhig zwischen uns eingeklemmt ein.

So donnerten wir über die Straßen und Pisten der Insel. Wir machten nur Halt an einem Schwimmbad, das ausschließlich vom Wasser gespeist wird, das vom Vulkan herunterläuft.

Dort verbrachten wir drei Stunden mit schwimmen, planschen und in der Sonne liegen. Das Beste an diesem Schwimmbecken war aber ein Schwungseil, das an einem Baum befestigt war und mit dem man sich von einer Plattform über fünf Meter weit schwingen und ins Becken fallen lassen konnte. Damit verbrachte ich den halben Tag, immer wieder angefeuert durch meine am Beckenrand sitzenden Ladies!

Den Muskelkater am darauffolgenden Tag kann ich hier überhaupt nicht in Worte fassen… Und das trotz meines absolut athletischen und durchtrainierten Körperbaus (zwinker!).

Leider mussten wir das ATV am Abend wieder abgeben. Vorher drehte ich aber noch eine Runde alleine über die Insel! Und ich kann nicht beschreiben, was für ein Gesicht die Fußgänger machten, als ich laut lachend mit Vollgas an ihnen vorbei flog! Wie gesagt, einen solchen Spaß hatte ich schon lange nicht mehr! Ich glaub, so ein Teil brauch ich daheim auch!

Der Weg zurück aufs Festland war nicht minder abenteuerlich als der Hinweg. Diesmal wurde er aber gekrönt von der unbeschreiblichen Ignoranz der Nicaraguaner.

Wer sich am Flughafen schon mal darüber aufgeregt hat, dass sich die Leute schon in einer Reihe am Boardingschalter aufstellen, wenn der Flieger noch nicht mal ans Gate gerollt ist, der sollte besser nicht nach Nicaragua fahren.

Das gesamte Gepäck der Reisenden wurde an einem zentralen Platz im Heck der Fähre gelagert. Schön vom Personal aufgestapelt zu einem quadratischen Berg. Vielleicht 15 Minuten vor Anlegen des Schiffes begann eine regelrechte Schlacht um die Gepäckstücke, jeder wollte als erstes seinen Koffer oder seine Reisetasche haben. Alle griffen durcheinander, es wurde gerauft, geschubst und geschrien…

Aber als das Schiff dann angelegt hatte, verstanden wir auch den Sinn der ganzen Aktion, denn am Kai wartete ein Chickenbus (und zwar anscheinend der einzige für diesen Tag) nach Managua. Den wollten die Passagiere wohl alle bekommen, denn dort ging die Schlacht gleich weiter, bloß dieses Mal um einen Platz im Bus.

Wir bestiegen unser vorgebuchtes Shuttle für die Fahrt zu unserem letzten Ziel in Nicaragua: San Juan del Sur.

San Juan del Sur

Wir wollten unsere Zeit hier gemütlich ausklingen lassen und noch ein bisschen den Pazifik genießen, da ist dieser kleine Urlaubsort genau das Richtige. Das Positive gegenüber Costa Ricas Traumstränden ist, dass man hier für ein Hotel (das mindestens genauso gut ist wie 50 km weiter südlich) statt 60 US Dollar nur 20 bezahlt.

Im Gegenzug muss man aber auch mit Sachen rechnen, wie ein ausgewiesenes B&B (Bed UND Breakfast) zu buchen, welches aber ohne Frühstück ist… Das kostet extra… Muss man nicht verstehen…

Wenn man aber über solche Dinge hinweg sieht, ist es einer der schönsten Orte unserer bisherigen Reise.

Und die Hauptsache hier ist schließlich Sonne, Strand und Ozean…

Eigentlich dachten wir, dass uns hier nichts mehr schocken würde, wir standen ja kurz vor der Ausreise.

Bis zum vorletzten Tag!

Da kam nämlich mal schnell eine AIDA in die Bucht. Eigentlich besser gesagt davor, denn die kleine Bucht war nicht im Stande, das riesige Schiff aufzunehmen. So wurden die Passagiere mit kleinen Fähren an Land geschafft.

Und plötzlich war das kleine, fast schon verschlafene Nest San Juan del Sur ein Bienenstock!

Wie aus einer kaputten Wasserleitung strömten die Touristen aus dem winzigen Hafen und direkt in die Stadt hinein.

Überall spazierten Touristen überwiegend älteren Semesters durch die engen Straßen, die Geschäfte quollen fast über vor strohhuttragenden, in Khakishorts gekleidete Rentner mit ihren Kameras vor den Bäuchen und ihren Sicherheitsgeldbeuteln um die Hüften.

Ich war noch niemals auf einer Kreuzfahrt, aber wenn es Klischee-Kreuzfahrt-Touristen gibt, dann waren sie alle an diesem Tag in San Juan.

Natürlich brachte der Ansturm der rüstigen Truppe die einheimische Tourismusindustrie zum Überkochen und jedes Restaurant hatte mindestens drei Leute mit Flyern auf der Straße um möglichst viele der Kreuzfahrtsenioren abzugreifen. Die Souvenirverkäufer hatten von einer Minute auf die andere Hochsaison und kamen fast nicht nach, alle der kaufwilligen Seefahrer ihren Ramsch anzudrehen.

Wir beobachteten das bunte Treiben mit einem Frozen Cappuccino von der offenen Bar unseres Hotels aus und ich muss sagen, es war wirklich unterhaltsam.

Als es auf den Abend zu ging konnte man beobachten, wie sich langsam eine betagte Karawane in Richtung Hafen aufmachte. Zuerst kam die rüstige Rentnerschar, die eilig mit hochrotem Kopf ihre letzte Möglichkeit erreichen wollten, in ihre klimatisierte Kabine zurückzukommen und abends dann mit den gerade erstandenen Souvenirs beim Captainsdinner zu protzen. Hinter Ihnen eine Armada aus Händlern, Essensverkäufern und Bettlern, die ebenfalls auf ihre letzte Chance sannen, noch irgend welches Geld zu verdienen.

Als dann das Horn des Schiffes durch die Bucht hallte und es ganz gemächlich Kurs auf den offenen Pazifik nahm, hatte man das Gefühl, man stünde vor dem Brandenburger Tor am Morgen des 1. Januar.

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Nicaragua 1

Grenzerfahrung

Nun standen wir also vor der Grenze nach Nicaragua und waren gespannt was uns so erwarten würde.

Im Bus hatte Sarah noch schnell ein paar Fakten gecheckt, wieviel zum Beispiel die Ausreisegebühr betrüge oder was man alles für die Einreise benötigte. Wie eigentlich vor jeder Grenze. Vielleicht ist sie deshalb auch immer unbeschreiblich aufgeregt und ich total entspannt… Wer weiß.

Bloß bei dieser Recherche kam eine beunruhigende Tatsache ans Licht. In Nicaragua seien keine Drohnen erlaubt und man könne sie eventuell direkt an der Grenze direkt abgenommen bekommen…

Gut, es war ein bisschen spät für eine Umkehr, denn eben fuhr der Bus hinter uns los und wir standen mit unserem gesamten Gepäck am Grenzgebäude von Costa Rica.

Da wir keine Chance mehr hatten, verließen wir das Land, ließen unsere Pässe stempeln und machten uns zum Gebäude des nicaraguanischen Grenze auf.

Die persönliche Einreise war schnell erledigt und die Pässe gestempelt, wir wähnten uns schon auf der sicheren Seite, als wir durch eine Tür geschickt wurden und er dort stand: Der Röntgenscanner…

Immer noch gelassen warfen wir unsere Gepäckstücke aufs Band, wir hatten ja noch den Babybonus in der Tasche und außerdem schnatterten die Grenzbeamtinnen in einer Tour und achteten kaum auf das gescannte Gepäck.

Ich wollte gerade meinen Rucksack vom Band nehmen, als ein bulliger, übel dreinblickender Beamter zu mir kam und mich aufforderte, den Rucksack zu öffnen.

In dem Moment ging mir dann schon ein bisschen die Düse und die ersten Schweißausbrüche kamen, als er mir erläuterte, dass er auf dem Röntgenbild eine Drohne gesehen hätte und die nicht erlaubt seinen in Nicaragua.

Verdammt…

Ich fragte ihn, was jetzt geschehe. Das nur mit Händen und Füßen, denn weder war mein Spanisch, noch sein Englisch gut genug für eine brauchbare Konversation. Daraufhin wurde ein weiterer Mann hinzugezogen, und bei seinem Outfit alleine konnte man ahnen, was er für eine Rolle an dieser Grenze spielt. Jeans, Fußballtrikot und Englisch mit starkem Akzent, ein astreines Zeichen für einen Schleuser.

Und natürlich ging es sofort los!

In Nicaragua wären keine Drohnen erlaubt und ich hätte eine, das wäre ein Problem. Mittlerweile war mir diese Tatsache bekannt, aber er wiederholte es immer und immer wieder.

Er könne mir helfen, er würde die Drohne an sich nehmen und sie „um die Grenze herum bringen“, oder ich könnte sie hier hinterlegen und sie auf dem Rückweg abholen…

Äh, NEIN und äh, NEIN!

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Zahlung von 40,- US-Dollar pro involvierten Grenzbeamten, also 80 Dollar (Scanner und Gepäcköffner)!

Okay, ich konterte (und hoffte das klappte hier genauso gut wie in Afrika)!

Ich machte ein riesen Fass auf, das wäre Bestechung und ich würde Korruption nicht unterstützen, das wäre ja das Letzte… Usw.!

Und mit einem Mal kam die Sache ins Rollen! Der eine Grenzer redeten auf mich ein, ich solle mich beruhigen, die Grenzbeamtin griff nach dem Hörer und wollte die Polizei rufen und der Schleuser hob schlichtend die Hände und sagte, alles wäre in Ordnung und es würde noch eine vierte Möglichkeit geben!

Und die wäre?!

Ich würde ein Formular unterschreiben müssen, dass ich die Drohne ins Land eingeführt hätte, für sie als Bestätigung…

Warum in Gottes Namen wird einem so was immer erst zum Schluss vorgeschlagen?! Natürlich, an so einer Lösung wird am wenigsten verdient! Logisch!

Also ich mit ins Büro, der Schleuser schön vorne weg, dass es den Anschein macht, er würde auch etwas Wichtiges dazu beitragen und den Wisch ausgefüllt.

In zehn Minuten war die Sache vom Tisch. Die Drohne war, sagen wir mal „registriert“, ich hatte einen Beleg der Geschichte in der Hand und wir waren durch die Grenze auf dem Parkplatz. Das dieser Wisch in Kürze noch Gold wert sein würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Natürlich spürte ich schon den geifernden Atem des Schleusers im Nacken, der nach seiner Belohnung lechzte.

Aber was hatte der Typ eigentlich gemacht, außer übersetzt…

Das war uns letztendlich fünf Dollar wert, was ich eigentlich schon bereute, als ich den Schein aus der Tasche zog und ihm ihm in die Hand drückte… Denn natürlich, mit einem höhnischen Auflachen forderte er mindestens Zehn!

Da mischte sich meine Frau ein, erzählte ihm eine Geschichte von Mindestlohn in Industrieländern und das er sich glücklich schätzen könnte, überhaupt etwas zu kriegen… Und er solle endlich verschwinden, was er dann auch grummelnd tat.

Nach dieser Grenzerfahrung (kleiner Wortwitz), die wir eigentlich an den meisten afrikanischen Grenzen erwartet hätten, aber nicht hier, bekamen wir gleich den nächsten Nierentritt, denn kaum aus dem Grenzgebäude raus, stürmten schon gefühlt 200 Taxifahrer auf einen los. Wohin es gehen soll, natürlich mit seinem Taxi, das Beste, das Billigste, alle anderen sind Mist und so weiter…

Aber dank meiner Frau waren wir darauf vorbereitet, die Route genau geplant und die Preise gecheckt.

Wir würden mit dem Chickenbus nach Rivas fahren, umsteigen und weiter nach Granada.

Soweit die Theorie, denn in Nicaragua läuft der Hase ein klein wenig anders als in Guatemala.

Hier sind nämlich auch die Busfahrer abgebrühte Abzocker und fordern von einem einen unverschämten Mondpreis. Statt dem normalen Preis von 1 Dollar wollte der erste gleich mal 8 Dollar…

Wir diskutierten, kamen nicht über ein und unser Gepäck wurde wieder vom Dach des Busses geholt.

So standen wir bei fast 35 Grad auf einem staubigen Busbahnhof inmitten einer hässlichen Grenzstadt, umringt von Taxifahrern, die im Minutentakt neue Preise in die Runde warfen, natürlich alle viel zu teuer und wussten nicht weiter. Der erste Bus war weg, der nächste kam in 20 Minuten.

Wir warteten, ein Bus kam, und wir schöpften wieder Hoffnung, denn dieser würde sogar ohne Zwischenstopp nach Granada fahren.

Der Hammer kam, als wir gerade einsteigen wollten. 15 Dollar!

Wir fragten, ob uns der Fahrer verarschen wolle, der grinste aber nur hämisch und ließ unser Gepäck wieder ausladen…

Und wieder saßen wir im Staub, noch drei Stunden Fahrt vor uns und kein Bus… In solchen Momenten wünsche ich mir nichts lieber, als in mein Auto zu steigen und mit erhobenen Mittelfingern vom Platz zu rollen.

Die Zurufe der Taxifahrer, die wiedermal ihre Chance witterten, hörten wir schon gar nicht mehr.

Als ein weiterer Chickenbus einrollte, wollten wir schon gar nicht mehr aufstehen, da rief uns der Typ an der Tür zu: 2 Dollar pro Person nach Rivas. Immernoch der Gringo-Preis aber nun doch akzeptabel. Das war also unser Bus!

Wir stiegen ein, bezahlten, das Gepäck wurde verladen und die Fahrt begann.

Für zwei Kilometer, dann wurde nämlich der Bus von der nicaraguanischen Bundespolizei gestoppt, die eine ausführliche Kontrolle vornehmen wollte.

Diese zog sich über fast eine halbe Stunde hin, jeder musste erst einmal aussteigen – Männer und Frauen (mit Kindern) getrennt – seinen Pass oder Ausweis vorzeigen, ein Drogenhund durchschnüffelte den gesamte Bus und ich musste aufs Dach, um unser Gepäck zu öffnen.

Als das alles erledigt war, durften alle wieder einsteigen und es konnte weiter gehen. Wir erreichten Rivas und waren ein wenig geschockt, in was für einem Loch wir gelandet waren.

Aber gut, Drecklöcher gibt es viele und davon waren wir schon in so manchem, unser Bus nach Granada stand bereit und wir wurden auch nur so semi-heftig abgezogen, denn uns wurde nur das Doppelte des normalen Preises berechnet. Aber bei 1 bzw. danach 2 Dollar konnten wir ein Auge zudrücken…

Der Bus füllte sich und fuhr irgendwann, so ungefähr 40 Minuten nach geplanter Abfahrt los. Und wenn ich sage, er füllt sich, meine ich das eher untertreibend. Das die Leute nicht noch außen an den Scheiben hängen ist ein Wunder, im Bus konnte man kaum atmen, so viele Menschen waren dort eingepfercht.

Aber wir saßen drin und würden in zwei Stunden Granada erreichen, das machte uns Mut, oder besser, die Sache nicht noch schlimmer.

Wir erreichten Granada nach Sonnenuntergang. Es war laut, heiß und stickig. Wir waren geschwitzt und verklebt, stanken und wollten nur noch duschen.

Unser Gastgeber erwartete uns bereits und zeigt uns unser Zimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche fielen wir alle tot müde ins Bett.

Granada

Das erste, was an Granada auffällt, ist, das es ähnlich wie Antigua Guatemala auch eine Stadt ist, die im spanischen Kolonialstil gebaut ist, gespickt mit riesigen gelben Kathedralen und Kirchen, Parks und bunt gepflasterten Gehwegen. Auf den zweiten Blick sieht man aber doch den kleinen Unterschied. Dreck, überall wo man ihn das erste Mal übersieht, Bettler, Obdachlose und Penner. Am schlimmsten für mich waren aber die penetrant bettelnden Kinder, die einen wie Schatten verfolgen.

Wobei zum Betteln eigentlich überhaupt kein Grund bestehen würde, denn ich hab auf unserer ersten Tour durch die Stadt soviel Münzen gefunden, dass mein Geldbeutel kaum noch zu ging. Kurz vor unserem Hotel holte ich alle Münzen aus der Tasche und warf sie einer alten, blinden Frau in den Hut, die total verwahrlost und dreckig an einer Ecke bettelte.

Außerdem gab es auch noch nervige Kutschfahrer, die einen auf eine 15-Minütige Tour durch die Stadt mitnehmen und dir dafür 10 Dollar aus der Tasche leiern wollen. Oder der Klassiker: Ein Typ mit irgendeinem Namensschild in einer wichtig aussehenden Plastikhülle mit Schlüsselband um den Hals, der dich durch die Stadt führen will.

Natürlich geht es der Tourismusbranche in einem Land wie Nicaragua nicht unbedingt blendend, aber auf diese Tour, denke ich, vergraulen sie eher die paar Touristen als sie zu animieren… Naja, wir waren auf jeden Fall echt genervt von den permanenten Ansprachen und Anbetteleien. Dazu kommt, dass es, anders als in anderen zentralamerikanischen Ländern keinen florierenden Markt für Streetfood gibt, außer irgendwelche Hot-Dog-Stände oder Süßigkeitenbuden.

Die einzige Möglichkeit, was zu essen zu kriegen, ist Essen gehen, was doch ein wenig ins Geld geht… Deshalb entschieden wir uns am dritten Tag in der Stadt, ab sofort selbst zu kochen.

Somit blieb ein wenig mehr Geld für Unternehmungen, wie die Nachttour zum Vulkan Masaya, in dem man die brodelnde Lava sehen kann.

Mit 10 Dollar Eintritt pro Person nicht ganz billig, aber für uns noch im Rahmen und eine einzigartige Erfahrung.

Wir wurden um 17 Uhr am Hotel abgeholt und 45 Minuten zu dem Vulkan gefahren. Das es in keinster Weise gefährlich ist, bewiesen die bestens ausgebauten Straßen, der riesige Parkplatz genau am Kraterrand und die Bänke, auf denen sich müde Vulkanbeobachter zu einer kleinen Pause setzen können.

Da man den Lavastrom im Inneren des Kraters nur von einer Stelle gut sehen kann und diese natürlich von hunderten Touristen belagert ist, wählte ich die einfachere Variante und brachte die Drohne in die Luft.

Den ersten Pfiff nahm ich gar nicht wahr, aber als ich meinen Rundflug beendet hatte, stand ein nicht ganz so gut gelaunter Parkaufseher (wir befanden uns in einem Nationalpark) und fragte mich ob ich denn nicht wüsste, dass man hier nicht fliegen dürfe. Und außerdem wären Drohnen in ganz Nicaragua verboten!

Ich sagte ihm, dass ich nirgendwo Schilder gesehen hätte, die das Fliegen von Drohnen untersagten. Natürlich war mir selbst klar, dass es keine Schilder geben konnte, das Fliegen war ja im gesamten Land verboten und musste nicht explizit ausgeschildert werden, aber ich wollte mal sehen was passierte. Er sagte, auch wenn keine Schilder da wären, wäre es trotzdem verboten.

Ich antwortete ihm daraufhin hin lässig, ich hätte eine Erlaubnis von der Behörde für Technik und dürfe fliegen wo immer ich in Nicaragua wollte. Und zog den Zettel von der Grenze aus meiner Tasche.

Er begutachtete ihn ausgiebig, kontrollierte die Seriennummern der Drohne und entschuldigte sich. Ich könne weitermachen!

Gott steh mir bei, die 5 Dollar für den Schleuser waren ja mal sowas von gut angelegtes Geld!

Vielleicht sollte ich diese Nummer aber nicht zu häufig abziehen, wer weiß, an wen man gerät und wie genau derjenige dann hin schaut. Aber für dieses Mal war es ein voller Erfolg!

Am letzten Tag des Jahres verließen wir Granada und machten uns auf nach Laguna de Apoyo, um dort den Jahreswechsel zu verbringen.
Die Stadt ist am Rand eines erloschenen Vulkans gebaut, dessen Krater komplett mit Wasser gefüllt ist. Wunderschön reihen sich die Wohnhäuser und Hotelanlagen am Rand dieses entstandenen Sees die bewaldete Kraterwand hinauf.

Ein atemberaubender Anblick ergab sich von der Terrasse unseres Hotel aus auf den stahlblauen See und die grünen Hänge des Kraters, die rings herum aufragen.

Aber das Beste ist, dass der gesamte See, aufgrund von thermalen Quellen eine Wassertemperatur von 25 – 27 Grad Celsius hat.

Wir verbrachten Silvester ganz entspannt mit Kajak fahren, schwimmen und planschen. Am Abend aßen wir auf der Terrasse und genossen den Ausblick auf den tiefschwarzen See, begleitet von den tausenden Stimmen des Dschungels.

Da unsere vorherige Nacht aufgrund von diversen Moskitoangriffen doch eher kurz war und wir mehr auf der Jagd nach den Quälgeistern waren, als zu schlafen, machten wir zum ersten Mal das Unvorstellbare und verschliefen Silvester einfach mal.

Und ich muss sagen, wir leben noch!

Der ersten Morgen des neuen Jahres begann mit einer Runde Kajak und einem ausgiebigen Frühstück, von den nächtlichen Neujahrsaktivitäten im Dorf hatten wir überhaupt nichts mitbekommen.

Am Mittag holte uns das Taxi wieder ab und brachte uns zurück nach Granada.

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Costa Rica 1

San Josè

Um 5 Uhr morgens klingelte unser Wecker…

Wir waren in Guatemala-Stadt und unser Flug würde in gut drei Stunden gehen.

Die Statistiken besagen, das Guatemala-City eine der gefährlichsten Städte Lateinamerikas – nein, der ganzen Welt – sein soll. Und als wir am Abend davor in die Stadt fuhren, war uns auch nicht ganz wohl. Niemand ist nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße gewesen, alle Geschäfte sind mit dicken Gittern gesichert und die Türen mit schweren Schlössern verschlossen.

Selbst unser B&B war in einer gesicherten Anlage, umgeben von einer hohen Mauer und mit Sicherheitsposten an den Schranken.

Vielleicht machte uns der 5-minütige Fußweg zum Flughafen nicht so viel aus, weil wir zu müde waren, um uns Sorgen zu machen. Aber wir erreichten wohlbehalten die Abflughalle und checkten problemlos unser Gepäck ein. Was man merkte, war, das Costa Rica wohl etwas mehr als die anderen von uns bereisten Länder auf die Einreisebestimmungen achtet. Denn wir mussten wie damals in Namibia auch einen Ausreisenachweis erbringen, dass wir das Land wieder verlassen würden. Den hatten wir natürlich, und somit stand unserem einstündigen Flug nichts im Wege.

Bei angenehmen 28 Grad landeten wir in San Josè, Hauptstadt Costa Ricas und Knotenpunkt des gesamten Landes.

Der erste Eindruck war mal nicht so schlecht, die Stadt ist gewaltig und wie in jeder anderen Metropole gibt es hier alles, was man sich vorstellen kann. Es besteht kein Mangel an Fast-Food-Ketten, Malls und Einkaufszentren.

Unser Hotel lag zentral und man war in 15 Minuten in die Innenstadt gelaufen. Hier diskutierten wir bei einem Milchshake in einem Park die weitere Route.

Zuerst wollten wir den Manuel Antonio NP anfahren, Highlight einer jeden Costa Rica Reise, denn hier tummeln sich auf 6 km² 95 Prozent aller heimischen Tierarten. Unter anderem auch die lange erwarteten Faultiere!

Wir blieben drei Tage in San Josè, wobei wir einmal das Hotel wechseln mussten, da unser vorheriges keine freien Zimmer mehr für eine weitere Nacht hatte.

Neben unserer neuen Unterkunft lag ein Irish Pub… Und ihr könnt euch vorstellen, was das bedeutet!

Nachdem wir ein letztes Mal die Stadt und unsere Tochter deren Spielplätze erkundet hatten, gingen wir zurück in unsere Unterkunft. Sarah wollte noch den Blog aktualisieren und Elisabeth und ich Bier! Also eigentlich nur ich, momentan ist aber bei unserer Tochter jede Flüssigkeit in einem Glas Bier…

Wir packten also das Spielzeug ein und gingen rüber ins Pub. Ich hatte ein bisschen Angst, dass wir überhaupt eingelassen werden würden. Schließlich ist Elisabeth noch nicht ganz volljährig und mir die Gesetze in diesem Land nicht wirklich bekannt. Noch bevor wir die Bar erreichten, wurde ich angesprochen. Leider reichte mein Spanisch nicht aus und somit erbarmte sich die Kellnerin und erklärte mir die Sache auf englisch.

Sie hätten noch geschlossen… Erst um 18 Uhr würde geöffnet werden.

Ich zog mein Handy aus der Tasche und sah drauf. 17:56 Uhr…

Ich zeigte es ihr und sie sagte, und das ist die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe: Wir dürften in 4 Minuten dann wieder kommen…

Wenn ich auf einem Amt in Bayern kurz vor Feierabend gewesen wäre, hätte ich das ganze ja verstanden, aber in einer Bar in Costa Rica… Naja…

Wir gingen also einmal um den Block, kamen um 18:02 Uhr zurück und fragten, ob wir jetzt etwas trinken dürften. Freundlich lächelnd wurde mir die Karte gereicht.

Muss man nicht verstehen…

Ich bestellte ein Guiness… gibt es nicht…

Okay, vielleicht ein Killkenny? Leider auch nicht…

Okay, irgend ein anderes irisches Bier, da wir uns ja in einem Irish Pub befinden? Leider auch nicht, aber einheimisches Bier wäre da…

Ob ich testen wolle: Alles klar! Gerne!

Nach dem dritten Versuch hatte ich mein Bier gefunden, Elisabeth ihr „Bier“ auch (7Up) und wir saßen an der Bar und schauten (IN EINEM IRISH PUB) mexikanischen Wrestling! Ich hab noch nie eine so surreale Szenerie erlebt!

Aber irgendwie auch cool.

Nach einer halben Stunde kannte jeder in dem Laden meine Tochter, die ohne jegliche Hemmungen an jeden Tisch ging um mit den Sitzenden anzustoßen. Als wir gingen wurden wir mit erhobenen Gläsern von fast allen Tischen verabschiedet. Das ist doch mal Völkerverständigung par excellence!

Manuel Antonio Nationalpark

Am Morgen verließen wir die Hauptstadt in einem Bus Richtung Pazifikküste, Richtung Regenwald.

Nach vier Stunden erreichten wir die Küstenstadt Quepos und dort angekommen, merkten wir schnell, dass sich der amerikanische Massentourismus mit seinen zum Großteil übergewichtigen, mit Geld um sich werfenden Anhängern doch recht negativ auf die hiesigen Unterkünfte auswirkt. Natürlich kommt auch die Nähe zu den Feiertagen dazu, die hier Hochsaison bedeuten.

Aber für ein Hotel, in dem man nichts auf den Tisch (den es übrigens überhaupt nicht gab) stellen darf, weil es sonst sofort Eigentum eines sechsbeinigen Arbeitervolkes wird, 50 Dollar pro Nacht zu bezahlen, ist schon dreist. Wenn dann nicht mal die Dusche funktioniert oder selbst ein Nachttisch vorhanden ist, ist das doch den Gang zur Rezeption wert um einfach mal die Optionen „abzuklopfen“.

Nach einer viertel Stunde Diskussion wechselten wir das Zimmer zu einem, mit funktionierender Dusche und wenigstens ein bisschen Stauraum.

Normalerweise sollte das Zimmer 20 Dollar pro Nacht mehr kosten, aber im Gegenzug für den „Gefallen“, würde ich am nächsten Tag mal ein paar Aufnahmen von der Anlage mit der Drohne machen und sie ihnen da lassen… Die eine Hand wäscht die andere…

Wiedermal klingelte der Wecker früh, denn wir wollten (und mussten) aufstehen. Heute wollten wir den Manuel Antonio National Park besuchen. Der Park ist Haupttouristenattraktion Costa Ricas und somit viel besucht. Deswegen hat die Regierung zum Schutz der Tiere die Auflage verabschiedet, dass sich am Tag maximal 600 Personen zur gleichen Zeit aufhalten dürfen. Wer also zu spät kommt, kommt nicht mehr rein.

Wir aber standen um Punkt 7 Uhr morgens bei Parköffnung als zweiter in der Schlange und betraten 10 Minuten später den Regenwald.

Auf unserem Weg über die Waldwege hielten wir unseren Blick immer Richtung den Baumkronen, denn der Park ist Heimat der größten Population von Faultieren in Costa Rica.

Nachdem wir einen der Aussichtspunkte erklommen hatten, was uns wirklich viel Schweiß gekostet hat, wurden wir auf dem Rückweg für unsere Anstrengungen belohnt.

Vor uns, umringt von einer Gruppe Touristen stand ein Guide, der ein Spektiv auf die höchsten Äste eines riesigen Baumes gerichtet hatte. Bei genauem Hinsehen erblickten wir das fokussierte Objekt hoch über uns in den Baumwipfeln. Ein Dreifingerfaultier hangelte sich behäbig von Ast zu Ast, heilt inne, kratzte sich und kletterte weiter.

Minutenlang folgten wir mit unseren Blicken dem so lange erwarteten Tier auf seinem Weg durch die Bäume, bis es im dichten Blätterdach verschwand.

Überglücklich eines der Highlights auf unserer Liste abgehakt zu haben gingen wir weiter durch den dichten Regenwald. Uns begegneten auch andere Bewohner des Dschungels, darunter – die meisten hatten mindestens sechs Beine – aber auch viele größere Tiere wie Affen, alle möglichen Vögel und Wasserschweine.

Aber natürlich stellten die Faultiere alles in den Schatten. In den meisten afrikanischen Nationalparks kann man sich glücklich schätzen, mal einen oder zwei Löwen zu erspähen. Hier stolpert man geradezu über die Faultiere, die zu dutzenden in den Bäumen hängen. Ist natürlich übertrieben, aber bei der Suche nach ihnen helfen ungemein die Trauben von Touristen, die sich um einen Guide scharen und in die Baumwipfel starren.

Ein weiteres Highlight des Parks ist, dass er direkt in einer Lagune endet, die durch ihren wunderschönen Sandstrand und das türkisblaue Wasser bestechen.

Wir verbrachten den Rest des Tages im Schatten der Kokospalmen und mit gelegentlichen Sprüngen ins warme Wasser des Pazifiks.

Temperatursturz im Nebelwald

Am nächsten Morgen nahmen wir den Bus ins vier Stunden entfernte Monteverde. Eigentlich sollten es vier Stunden sein, denn die Zeitangaben schwanken in diesem Land geringfügig. Als wir am Ende in Monteverde ankamen, waren wir mit Umsteigen bereits seit fast sieben Stunden unterwegs.

Monteverde steht im krassen Gegensatz zu der Pazifikküste Costa Ricas. Es liegt auf über 1500 Meter über dem Meeresspiegel, die Temperatur zur Küste unterscheidet sich fast um 20 Grad Celsius und es blies ein Wind mit Spitzengeschwindigkeiten von 80 Km/h.

Da wir mit kurzen Sachen angereist waren, standen wir nahe des Erfrierungstodes, als wir an die Rezeption unseres Hotels kamen.

Aber nachdem wir ausgepackt und uns wetterentsprechend angezogen hatten, war es eigentlich auszuhalten.

Bis zum nächsten Morgen, als zu allen Faktoren noch ein übler Nieselregen kam, der einen in Kombination mit dem Wind in Sekunden bis auf die Unterwäsche durchnässte.

Da wir aber nicht den ganzen Tag in unserem Zimmer hocken wollten, rüsteten wir abermals auf und in kompletter Regenmontur machten wir uns auf in einen nahegelegenen Regenwald, ein absolutes Muss dieser Region.

Ich muss nicht wiederholen, dass wir die Ober-Nicht-Wanderer sind, uns aber die Optionen ausgingen, denn das eigentliche Programm, die 250-Meter-Seilrutsche über eine Schlucht war bei diesem Wind doch eher Selbstmord.

Eigentlich hatten wir schon keine Lust mehr, als wir den viel zu hohen Eintrittspreis für den Nationalpark bezahlten. Und als wir dann nach 10 Minuten komplett durchnässt durch den Wald stapften, bis zu den Knöcheln im Schlamm, naja, was soll ich noch sagen.

Ich muss gestehen, als mir nach weiteren 10 Minuten auch noch meine Tochter in meinen Armen einschlief und ich sie auch noch tragen durfte, ergab ich mich in mein Schicksal und begann die ganze Sache zu genießen. Vielleicht trieb mich auch die Langeweile, die mich ansonsten im Hotelzimmer ereilt hätte, weiter durch den Wald.

Egal wie, am Ende des Trails hatten wir die beste Laune, waren klitschnass und freuten uns auf eine heiße Dusche. Und hatten wirklich beeindruckende Bilder des Nebelwaldes auf der Kamera. Vielleicht machte es zu diesem Zeitpunkt auch klick bei mir, denn es gab viele Momente danach, in denen ich irgendwie gerne wandern ging. Oder besser Hiken, das hört sich cooler an.

Wie auch immer, wir verbrachten den Rest des Abends mit heiß Duschen, Aufwärmen und Sachen Trocknen.

Wieder Sommer

Der nächste Tag war wieder ein Transfertag, denn es ging wieder an die Küste: nach Samara am Pazifik.

Wieder ein Temperaturunterschied von über 20 Grad, wieder unmenschliche Hitze, die den kalten, peitschenden Wind ablösten.

Wir erreichten Samara nach gefühlt 1000 Stunden Fahrt mit dem Shuttle, die ersten 20 km mussten wir Schritttempo fahren aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse.

Aber wir wurden für alle Strapazen entschädigt!

Der Ozean lag in gleißendem Sonnenlicht vor uns, keine Wolke am Himmel.

Unser Hotel, zu diesem Zeitpunkt eines der wenigen mit freien Zimmern, war… okay. Für 60 Dollar die Nacht eigentlich viel zu teuer, aber dafür konnte man in Badehose und barfuß morgens zum Frühstück auftauchen, ohne das man blöd angeschaut wird.

Und das Frühstück war zum ersten Mal in Costa Rica ein Buffet, was natürlich zur Völlerei einlud. Irgendwie war das auch nötig, denn das Essen in dem Touristenort war unmenschlich teuer. Selbst für einen kleinen Burger musste man umgerechnet 12 Euro abdrücken…

Wir verbrachten Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage so, wie sich wahrscheinlich selbst der größte Winterfan nur wünschen könnte.

In Badehose und Weihnachtsmann-Mütze, mit einem eiskalten Bier in der Hand im Schatten eines Sonnenschirms. Die Füße im Sand, das Bier in der Hand, wie hier ein Sprichwort lautet.

Die einzige Anstrengung für mich war eine Kajakfahrt zur gegenüberliegenden Seite der Lagune. Die Zehn Dollar Leihgebühr lohnten sich eigentlich schon nach 20 Metern Fahrt, denn beim Blick über die Schulter zeigte sich die atemberaubende Schönheit dieser Region.

Wo der schwarze, vulkanische Sand endete, begann der dahinter liegenden Urwald, nur unterbrochen durch die Hotels, die hier und da die Palmen überragten und das grüne Dickicht durchbrachen.

Leider vergingen die Tage viel zu schnell. Wir diskutierten schon länger an einer Änderung unseres Plans, denn Costa Rica ist wirklich unmenschlich teuer.

Wir entschieden uns, nach diversen Aussagen anderer Reisender, die wir auf unserem Weg trafen, einen kleinen Abstecher von zwei Wochen nach Nicaragua zu machen, um ein wenig Geld zu sparen.

Das Land soll landschaftlich eine Perle sein, preislich attraktiv und die Sicherheit auf den Touristenrouten sei definitiv gegeben.

Und nachdem wir leider keine Nacht in unserer Unterkunft verlängern konnten, machten wir uns am Morgen des 27.12. auf zur Grenze des nördlichen Nachbarn.

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Amerika Guatemala Mittelamerika Weltreise

Fahrt mit einem Chickenbus

Sie sind groß, sie sind laut, sie stinken. Man kann sie schon von weitem hören. Ihre Bremsen und die Jahrzehnte alten Blattfedern quietschen bei jedem Schlagloch und bei jedem Bremshügel.

Und wenn es nicht ihr Quietschen oder ihr permanentes Hupen ist, weiß man spätestens wenn der Beifahrer durch die durchgehend geöffnete Einstiegstür die Endhaltestellen durch die Straßen schreit, was da auf einen zugerollt kommt.

Es kann aber auch passieren, dass man nichts ahnend die Straße entlang läuft und urplötzlich in einer gewaltigen schwarzen Wolke steht…

Dann hat man unverhofft Bekanntschaft mit einem der legendären, lateinamerikanischen Chickenbusse gemacht.

In den meisten Ländern Zentralamerikas bilden sie einen Großteil des örtlichen Straßenbildes und sind das Rückgrat des städtischen Nahverkehrs. Bzw. auch Fernverkehres, denn es gibt kaum Orte, die diese Busse nicht anfahren und mit einander verbinden.

Ihr Name rührt von einem Gerücht her. Die Einen behaupten, dass ihr Name daher kommt, dass in ihnen alles transportiert wird, vom Huhn über jegliche Art von Tieren bis hin zu riesigen Getreidesäcken oder Fässern.

Die Anderen behaupten, der Name basiert auf der Tatsache, dass man in ihnen sitzt wie die Hühner auf der Stange, denn es gibt keine Maximalbegrenzung für ihre Insassen, es wird einfach reingestopft, wer rein passt.

Aber was ist ein Chickenbus überhaupt…

Wenn nach rund 120.000 Meilen ein amerikanischer Schulbus seinen Sold erfüllt hat und von der Regierung zur Versteigerung angeboten wird, rollte eine regelrechte Industrie an, die ihres Gleichen sucht.

Die Busse werden in den USA angekauft und nach Mittelamerika überführt. Und dort beginnt die Verwandlung in einen Chickenbus.

Im Normalfall ist einer oder mehrere dieser Busse im Besitz einer einzigen Familie, die beiden „Arbeitsplätze“ (ein Fahrer und ein Rufer) werden mit deren Mitgliedern besetzt und eine bestimmte Route angeboten.

Die Busse werden repariert, modifiziert, umlackiert und mit jedem erdenklichen Unsinn ausgerüstet, den man sich nur vorstellen kann.

Alles, was an dem Bus nicht knallbunt lackiert ist, glänzt in lupenreinem Chrom. Die gesamte Seite zieren die Namen der Frauen, Töchter oder Geliebten und bilden gleichzeitig den Namen des Busses. Die gelbe Originalfarbe ist gänzlich verschwunden, an ihrer Stelle leuchten rote, grüne, blaue oder neonfarbene Muster, die gesamte Karosserie ist mit LED-Leuchten gepflastert bis hin zur Bodenbeleuchtung. Im Dunkeln erinnern die Gefährte stark dem Coca-Cola-Truck aus der Weihnachtswerbung. Nur das man bald einen epileptischen Anfall bekommt wenn man einem solchen Bus nachts begegnet, weil alles glitzert, die Farbe wechselt oder blinkt.

Aber wenn man den Bus betritt, erwartet einen erst das wirkliche Highlight!

Egal ob Weihnachten oder nicht, die gesamte Frontscheibe ist mit Christbaumschmuck und Lichterkerzen behängt, der ehemalige Notausstieg am Heck der Busse ist ein Schrein für mexikanische Wrestler oder über und über mit Postern nackter Frauen beklebt. Eine gewaltige Anlage aus etlichen Boxen, die im gesamten Bus verteilt sind, beschallen einen mit lateinamerikanischer Volksmusik in einer derartigen Lautstärke, dass man meint, direkt an der Bühne bei einem Konzert zu stehen.

Wem das noch nicht reicht, der darf sich gerne in die erste Reihe setzen, da wird man auch noch zusätzlich von dem Endstationen-Rufer beschallt.

Man hat das Gefühl, dass diese Gefährte immer unter Zeitdruck gefahren werden, denn die Fahrer, die eigentlich immer nur eine Hand frei haben, da die andere permanent das Mobiltelefon am Ohr hält, rasen selbst durch die engsten Gassen in den kleinsten Dörfern mit einem Affenzahn, dass den alten Leuten am Straßenrand schon mal die Hüte wegfliegen, wenn die riesigen Geschosse an ihnen vorbeifliegen.

Auf den Überlandstraßen und Highways sind sie wie Kanonenkugeln, die auf eine Stadt abgeschossen werden. Jeder Bus versucht selbst die kleinste Lücke im Verkehr auszunutzen, um ja nicht langsamer werden zu müssen. Das gleiche gilt natürlich auch für den innerstädtischen Verkehr und wir hatten nicht nur einmal eine knallbunte Stoßstange auf Augenhöhe, die nur gefühlte Zentimeter vor uns zum Stehen kam und wir fast von den Dröhnen des Hornes weggeblasen wurden, dass uns aufforderte, doch bitte etwas schneller die Straße zu überqueren.

Wir hatten auf unserer Route des öfteren die Ehre, bzw. auch teilweise das Leid, einen solchen Bus benutzen zu dürfen, bzw. zu müssen.

Eine dieser Verbindungen war die Route von Panajachel am Lago de Atitlan zurück nach Antigua Guatemala über die weltberühmte Panamericana.

Außerdem war es unsere erste Reise mit einem solchen Bus.

Die Fahrt begann damit, dass uns lauthals schreiend das Endziel des Busses mitgeteilt wurde. Nachdem unser Gepäck auf dem Dach verstaut und gesichert (zumindest hofften wir das) wurde, stiegen wir ein und suchten uns einen Platz. Der Bus war fast leer, wir hatten eine Sitzbank für uns alleine. Niemand weiß, wie viele amerikanische Schulkinder schon vor uns auf dieser Bank saßen, aber wahrscheinlich wurde keines so zur Schule gefahren, wie wir bald nach Antigua.

Der Bus fuhr pünktlich los, und im Laufe seiner Fahrt durch die Stadt stiegen immer mehr Menschen hinzu. Dabei hielt der Bus niemals an, sondern machte immer nur langsamer und die Passagiere sprangen durch die geöffnete Tür. Dabei half ihnen der Rufer beim Einsteigen.

Lustig wurde es, als wir die Überlandstraße, also die Pan-Am erreichten. Da hatten wir dann das Gefühl, dass der Bus ein verstecktes Treibwerk dazu schalten würde, denn mit einem Mal ging ein Ruck durch das Gefährt und wir flogen quasi über den Highway. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass es das ein oder andere Schlagloch gab, was aber bei fast 120 km/h und einer Federung von über 50 cm vernachlässigbar ist. Man merkte die Einschläge kaum. Eher war man mehr damit beschäftigt, sich panisch an den Haltegriffen festzuhalten, denn durch die Löcher im Bodenblech sah man einfach nur die Straße unter einem dahinrasen.

Ich habe noch niemals zuvor ein Fahrzeug dieser Größe erlebt, das so stabil auf der Straße liegt, insbesondere bei derartigen Geschwindigkeiten. Nichts desto trotz wurde man in den Kurven hin und her geworfen, die Fahrt über die Hügel fühlten sich an, als würden sich einem die Gedärme verknoten.

Wir hatten fast die gesamte Fahrt ein Grinsen im Gesicht, ob aus Todesangst oder des Gefühls wegen, in einer Achterbahn zu sitzen, wissen wir bis heute nicht.

Hinter uns saß ein kleines Mädchen mit ihrer Familie aus Kolumbien, ihr machte die Fahrt nicht ganz so viel Spaß, eine Plastiktüte war ihr ständiger Begleiter.

Dafür saß uns ein älterer Herr gegenüber, der ganz entspannt Zeitung las und vor ihm ein weiterer, der ein Nickerchen machte.

Und das trotz der fast ohrenbetäubenden mexikanischen Musik und des Fahrtwindes der durch die am gesamten Bus geöffneten Fenster blies.

Es war ein Erlebnis, das seines Gleichen sucht und wer gerne in Freizeitparks Achterbahnen fährt, der sollte mal diese Busverbindung in Guatemala ausprobieren. Da hat man ein solches Gefühl ganze zwei Stunden lang!

Durchgeschüttelt, fast taub, mit schmerzendem Gesäß und erschöpft vom Festhalten aber freudestrahlend erreichten wir den Busbahnhof von Antigua Guatemala. Mit noch immer zitternden Knien (vor Anspannung beim Festhalten) nahmen wir unser Gepäck entgegen und machten uns auf unseren Weg zum Hotel.

Auf noch keiner unseren Reisen haben wir jemals erlebt, dass man die Zeit, die Google Maps berechnet auch nur um eine Minute unterbieten kann.

Dieser Chickenbus schaffte es, die errechnete Zeit sogar um 15 Minuten zu schlagen, und das bei 2,5 Stunden Fahrt…

Wir werden noch viele Chickenbusse auf unserer Route erleben, aber keine Fahrt wird sein wie diese erste. Ein Abenteuer das wir nie vergessen werden!

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Guatemala 4

Panajachel

Um von Antigua nach Panajachel am Lake Atitlàn zu kommen, führt die Straße, wieder die Pan-Am, durch eine bergige von Vulkanen gebildete Landschaft, die Pässe mit teilweise bis zu 3000 Metern Höhe besitzt.

Ein stetiges Auf und Ab bekommt nicht jedem, und ich sah den ein oder anderen unserer Mitfahrer mit einem leichten Grünschimmer um die Nase.

Dafür entschädigte der Ausblick vom letzten der Bergkämme. Man hatte einen sagenhaften Ausblick über den tiefblauen See und die riesigen Vulkane im Hintergrund. Alles umringt von dichtem Dschungel und durchzogen von winzigen Dörfern.

Die Straße führte steil zum See hinab, das Dorf Panajachel, ein reiner Tourismusort, liegt direkt an seinem Ufer und bildet den Ausgangspunkt für alle Aktivitäten im Umland. Ob Paragliding, Jet-Ski, Hiking auf den umliegenden Vulkanen oder Zipline-Touren, alles konnte man von hier aus buchen. Jedes Gebäude, das keine Trip-Agentur enthält, ist mit einem Souvenirladen besetzt, oder einen Restaurant.

Wir machten uns auf den Weg zu unserer Unterkunft, doch selbst Google-Maps gab irgendwann auf. Wir fragten ein paar Passanten auf der Straße, alles ohne Ergebnis. Bis wir eine nette einheimische Dame trafen, die uns begleitete und uns mit ihren Spanischkenntnissen zur Seite stand, bis wir endlich das Backpacker-Hostel gefunden hatten. Und uns schwante übles, als wir die Auffahrt und den Garten betraten.

Wir hatten wohl richtig gehandelt, als wir uns in Flores entschieden, nie wieder mehr als zwei Nächte auf einmal zu buchen. Zur Not könnte man immer noch verlängern.

Wie dem auch sei, unser Gefühl täuschte uns nicht, das Zimmer war kaum größer als die Betten, die darin standen und das Bad… naja, man muss ja nicht jeden Tag duschen…

Das Beste an der Dusche war, dass der Sicherungskasten des Elektroduschkopfes genau auf unserer Augenhöhe hing. Wenn man also etwas ausladender mit dem Wasserstrahl umging, bestand die Chance, als Schmorbraten zu enden…

Als wir nach dem Auspacken und die Stadt gingen, verhärtete sich unser erstere Eindruck noch. Jeder, aber wirklich jeder in der Stadt quatscht einen an und will einem was verkaufen. Egal ob Souvenir, Touren oder Gras, man hat nicht einmal fünf Minuten seine Ruhe. Sogar in den Restaurants ist man nicht sicher, denn selbst beim Essen stehen die Kinder mit einem Korb voll Feuerzeugen, Kühlschrankmagneten oder Kulis neben dem Tisch und lassen sich auch nicht abwimmeln…

Etwas enttäuscht gingen wir zurück in Hostel und hofften auf den nächsten Tag, der hoffentlich besser werden würde.

Zuerst machte es auch den Anschein als ob das zutreffen würde, denn es war ein atemberaubend schöner Tag vor einer atemberaubend schönen Kulisse.

Doch sobald man einen Fuß vor die Tür setzt, sind sofort die Kinder da, die einem wieder irgendwelchen Mist andrehen wollen.

Die Entscheidung, am nächsten Morgen zu fahren, fiel uns nicht sonderlich schwer.

In Guatemala und ein paar anderen zentralamerikanischen Ländern ist das öffentliche Transportmittel der Wahl der Chicken Bus. Das sind alte US-amerikanische Schulbusse, die hier zu Überlandbussen umfunktioniert werden. Das besondere daran ist, dass jeder Chicken Bus einzigartig bemalt und modifiziert worden ist. Näheres dazu aber in einem anderen Bericht, denn das würde diesen hier sprengen.

Ein Wort trotzdem dazu. Es soll ein Abenteuer sein, diese Fortbewegungsmittel zu nehmen.

Wir erkundigten uns über die Fahrpläne und Haltestellen dieser Busse, was gar nicht so leicht ist, denn die Busse halten an Stellen, die weder gekennzeichnet noch in irgendeinem Plan vermerkt sind.

Somit fragten wir uns so lange durch, bis wir endlich wussten wo und wann unser Bus am nächsten Tag fahren würde. Zur endgültigen Sicherheit warteten wir noch an der Haltestelle auf diesen Bus und fragten den Fahrer auch nochmal. Auch er bestätigte die Aussagen, somit war unser Rückweg gesichert.

Da wir unser Hostel so abstoßend fanden, dass wir uns dort so wenig wie möglich aufhalten wollten, entschlossen wir uns kurzerhand, eine kleine Bootsfahrt zu unternehmen und zu einer der Städte auf der anderen Seite des Atitlàn Sees zu fahren.

Bis wir am Fähranleger angekommen waren, mussten wir uns wieder dem Dauerfeuer der Straßenverkäufer, Bettler und Händler aussetzen, was den Launepegel mit jedem Meter sinken ließ.

Als wir dann am Hafen angekommen waren, wurden wir auch noch von den Kapitänen der privaten Boote penetriert, was mich irgendwann zum Ausflippen brachten. Nach einem kurzen Wutanfall hatten wir dann auch mal 10 Minuten unsere Ruhe.

Es gibt zwei Möglichkeiten, den See zu überqueren. Mit einen privaten Boot, das dann nur für einen selbst da ist und fährt wann man will.

Oder ein Colectivo, dass zwar einen vorgegebenen Zeitplan hat, aber erst dann fährt, wenn es voll besetzt ist.

Der Unterschied ist natürlich der Preis.

Wir entschieden uns für ein Colectivo und warteten mit ein paar anderen Fahrgästen auf die Abfahrt.

Nach einer halben Stunde wurden wir unruhig, die anderen erzählten uns, dass sie auch bereits vor unserer Ankunft 20 Minuten im Boot gesessen hatten und es jetzt langsam mal los gehen könnte. Zum Glück sprach eine Mitfahrerin spanisch und diskutierte mit dem Kapitän herum, der sich aber durch ihre Argumente kaum aus der Ruhe bringen ließ. Sie solle doch ein privates Schiff nehmen, dann könne sie fahren wann sie wolle.

Nach weiteren 10 Minuten erhob ich mich von meinem Platz, ging an Land, meine Tochter auf dem Arm und sagte dem wartendem Mann, ich möge doch bitte mein Geld wieder haben, das ich beim Besteigen des Bootes gezahlt hatte. Ich hätte keine Lust mehr zu fahren. Er antwortete, dass das nicht möglich sei… Böser Schnitzer!

Nachdem die Unterhaltung ein wenig an Lautstärke zugenommen hatte und Worte wie Polizei oder Betrug gefallen waren, ging es auf einmal ganz schnell mit dem Ablegen und keine zwei Minuten später waren wir unterwegs.

Die Laune stieg wieder, als wir die Szenerie genossen die sich vor uns auftat. Zwei gigantische Vulkane erhoben sich am Ufer des dunkelblauen Sees, die Hänge mit etlichen kleiner Dörfer gespickt und undurchdringlichem Urwald, der diese umgab.

Mit diesem Blick pflügten wir eine gute halbe Stunde durch die Wellen (es war echt windig!), bis wir San Pedro erreichten, das an der gegenüberliegenden Seite des Sees lag. Ja, genau, wieder ein San Pedro. Davon gibt es in Lateinamerika ungefähr 2000 Stück…

Wie dem auch sei, etwas wacklig bestiegen wir das Pier und verließen den Hafen. Dank der kleinen Verzögerung in Panajachel hatten wir jetzt nur noch knapp 40 Minuten in der Stadt, sonst würden wir nicht wieder zurück kommen, da keine Boote mehr fahren würden.

Also machten wir einen kleinen Rundgang durch die Stadt, holten uns ein Eis und gingen wieder zurück zum Hafen.

Und dort passierte mir doch tatsächlich das Dümmste, das mir auf all unseren Reisen passiert ist…

Wir saßen am Hafen und gegenüber verkaufte eine Frau Bananenbrot. Zwei Stück für 25 Quetzal, also 3 Euro knapp…

Klang gut, sie legte sogar noch einen drauf. Und redete ununterbrochen auf spanisch auf mich ein. Es sei eines mit Banane, eines mit Schoko und eines mit Banane und Kokos… und noch tausend anderer Sachen. Neben ihr ein Typ, der alles synchronübersetzte, was die Sache noch verwirrender machte. Ich fragte also nach, was die drei Brote kosten sollten, sie sagte 40 Q.

Okay, passt. 3 für 40… Ich gab ihr das Geld und ging zurück zu Sarah und Elisabeth. In diesem Moment sagte uns der Kapitän, der übrigens der Übersetzter war, wir sollten aufs Boot gehen, wir würden gleich fahren.

Als wir saßen sagte Sarah auf einmal, dass sie mich beschissen hätten. 2 für 25 und 3 für 40… Verdammt…

Ich stand also auf, verließ das Boot und ging zurück zu der Frau… die natürlich weg war…

Zähneknirschend setzte ich mich wieder auf meinen Platz, natürlich hätte es schlimmer kommen können als um 60 Eurocent betrogen zu werden, aber ich ärgerte mich schon. Normal bin ich in solchen Sachen ein Fuchs und rieche solche Braten von Weitem, aber dieses Mal war ich wirklich blind… Naja, noch ein Nagel mehr in den Sarg von Panajachel, hier würden mich keine 10 Pferde mehr hin bekommen. Trotz der grandiosen Landschaft.

Am nächsten Morgen checkte wir früh aus, gingen noch entspannt frühstücken in einem Kaffee und machten uns dann auf den Weg zu unserem Bus. Der war wirklich zur korrekten Uhrzeit an besagter Stelle und wartete auf Mitfahrer.

Unser Gepäck wurde auf dem Dach verstaut und wir nahmen auf einer Sitzreihe Platz.

Ich möchte mir nicht selbst vorweg greifen, aber die Fahrt war… sagen wir… den Erzählungen entsprechend.

Zum letzten Mal Antigua Guatemala

Aber nach zweieinhalb Stunden Fahrt wiedermal auf dem berühmten Pan-America-Highway erreichten wir Antigua, das nach den Erfahrungen der letzten zwei Nächte noch schöner war!

Wir hatten wieder im selben Hotel wie dass letzte Mal gebucht und als wir dort ankamen, wurden wir wieder freudestrahlend gegrüßt.

Lustigerweise erkannte uns bei unserem Aufenthalt auch die halbe Stadt wieder, was wahrscheinlich zum Großteil unserer Tochter geschuldet ist.

Wir verbrachten drei entspannte Tag in Antigua, in dem wieder an jedem Abend ein anderes Fest statt fand.

Es war also immer was geboten.

Tagsüber verbrachten wir Stunden im Park, in dem uns auffiel, wie Taubenfreundlich die Zentralamerikaner so sind. In Mexiko begann es und hier wurde es in Perfektion ausgeübt. In jedem Park und sei er noch so klein wird tonnenweise Taubenfutter verkauft. Und das Beste, die Leute kauften das Zeug wie blöd und überschütteten die ohnehin schon fetten Viecher mit immer neuen Ladungen an Futter. Manche Tauben waren so dick, dass sie kaum noch in die Luft kamen, wenn Elisabeth in vollem Lauf auf sie zugerannt kam. Eine erwischte ich sogar mit dem Buggy…

So vergingen die Tage in unserer Lieblingsstadt, nur unterbrochen von einem kleinen Highlight, das ich mir antat.

Ich machte einen Trip auf einen der umliegenden aktiven Vulkane. Ich sage deswegen antun, weil ich wie schon erwähnt nicht der größte Wanderer bin.

Aber es hatte sich gelohnt, nach dem relativ harten Aufstieg (oder er kam mir nur so hart vor) hatte man einen atemberaubenden Blick auf den schwarzen Berg, aus dem unablässig grauer Rauch waberte. In unregelmäßigen Abständen war ein Grummeln aus Richtung des Kraters zu hören und schwarze, rauchende Gesteinsbrocken rollten die steilen Hänge herab.

Ein wirklich beeindruckender Abschluss, am nächsten Tag würden wir nach Guatemala-City fahren, von dem aus wir nach Costa Rica fliegen würden.

Der Abschied von unseren beiden Hotelchefinnen war wirklich traurig, denn die Beiden hatten Elisabeth tief in ihr Herz geschlossen. Jedes Mal wenn wir „zuhause“ waren, sahen wir unsere Tochter kaum, sie war grundsätzlich bei den Zweien und hielt diese auf Trab. Und die beiden genossen die Zeit mit ihr und die drei spielten zusammen im Hof des Hotels.

Unser Flug ging am nächsten Morgen um 8 Uhr.

Als uns das Shuttle am Vorabend mit fast eineinhalb Stunden Verspätung abholte, waren wir insgeheim froh, nicht früh am nächsten Morgen gefahren zu sein, sonder die sicherere Variante gewählt zu haben und eine Nacht in Guatemala-City zu verbringen. Von dort aus hätten wir fünf Minuten zum internationalen Flughafen und würden auf jeden Fall unseren Flug kriegen.

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Guatemala 3

Eine weitere Horrorfahrt

Am nächsten Tag saßen wir auf der Treppe vor unserem Hotel und warteten auf unseren Bus, der uns abholen und nach Antigua Guatemala bringen sollte. Eigentlich hätte der Bus uns um 10:30 Uhr abholen sollen. Mittlerweile war es 11:15 Uhr und er war noch immer nicht da. Ich schrieb Manuel, unserem Telefon-Joker, der sich prompt um die Sache kümmerte und den Fahrer anschrieb. Fünf Minuten später stand der Bus vor der Tür. Es war ein Toyota Coaster, ein 20-Sitzer, wenn man die Notsitze dazu rechnet, die an einer Sitzreihe befestigt in dem Mittelgang geklappt werden können.

Wir stiegen ein und freuten uns schon insgeheim, denn wir waren die einzigen Fahrgäste. Das würde ja eine angenehme 5-Stunden-Fahrt werden. Auf Nachfrage beim Fahrer wurden wir aber aufgeklärt. Er würde jetzt noch zwei Gäste abholen und dann fahren…

Gott steh mir bei, das wird eine überragende Fahrt!

Wir holten die zwei anderen Gäste von ihrem Hotel ab und die Fahrt begann. Anfangs wunderte es uns ein wenig, wo der Busfahrer denn hin wollte, denn er fuhr kreuz und quer durch die Stadt, anstatt hinaus. Aber egal, nur vier Mann im einem riesigen Bus! Genial!

Wir hielten an einer Tankstelle. Was hier übrigens hier übrigens auch ganz normal ist, ist dass man erst tankt, wenn die Gäste schon im Bus sitzen.

Der Fahrer zeigte auf einen weiteren Coaster, der vor uns stand, und bei dem gerade der Dachgepäckträger mit Gepäck der Reisenden beladen wurde: „Das ist Ihr Bus nach Antigua!“ Es war ein riesiger Berg Gepäck auf dem Dach des ohnehin schon hohen Busses und ein Haufen Leute stand vor der offenen Tür.

Uns traf fast der Schlag…

Unsere Rucksäcke nebst Buggy wurden dem Fahrer gereicht, der alles mit Planen und Spanngurten festzurrte.

Als er fertig war, kletterte er von seinem Bus und wies uns an einzusteigen.

Wenn ich sage der Bus war voll, dann ist das maßlos untertrieben. Alle Notsitze waren belegt, es war noch einer frei und der wurde mit Sarah und Elisabeth besetzt. Ich stand…

Bis der Fahrer einen weiteren Notsitz über dem Getriebetunnel ausklappte und mich einladend auf diesen Platz verwies.

Fünf Stunden auf einem Notsitzt… Oh Mann…

Nach knapp drei Stunden machten wir eine Pause. Gott sei dank, denn mir wäre fast der Hintern in Flammen aufgegangen. Das Getriebe kam bei der lustigen Berg- und Talfahrt so richtig auf Temperatur! Mir tat alles weh, Sarah konnte nicht mehr sitzen, weil der Notsitz nur eine halbe Lehne besaß, nur Elisabeth ging es gut, denn sie schlief fast die ganze Fahrt bis zum Stopp durch.

Als wir durch Guatemala-City fuhren, besser gesagt standen, denn es war Rushhour und nichts ging mehr, erkannten wir, dass das wohl keine Fünf-Stunden-Fahrt werden würde.

Der Vorteil meines Sitzes war, dass ich eigentlich schon fast dem Fahrer auf dem Armaturenbrett saß und somit genauso viel sehen konnte wie er. Innerhalb der letzten Stunden wurden wir auch richtig gute Kumpels und lachten uns über total überladene Pick-Ups, lebensmüde Fahrradfahrer und tollkühne Süßigkeitenverkäufer kaputt, die uns so auf Guatemalas Straßen begegneten.

In Guatelama-Stadt verließen unseren Bus ein paar Leute, was den eigentlichen Beifahrersitz frei werden ließ. Sarah und die Kleine rückten vor und somit gehörte das Cockpit der Familie Hösel und dem Fahrer. Auf dem weltberühmten Pan-America-Highway ging es im Schritttempo weiter Richtung Antigua.

Die schönste Stadt Mittelamerikas

Wir brauchten von Guatemala-City nach Antigua auf Grund des Verkehres noch fast drei weitere Stunden und erreichten die Stadt bereits nach Sonnenuntergang.

Aber im schwindenden Abendlicht konnte man noch die drei riesigen Vulkane erkennen, die die Stadt umgeben. Der Fuego, einer der Vulkane, machte seinem Namen alle Ehre und begrüßte uns mit dunkeln Rauchschwaden aus seinem Krater.

Nach der Ankunft wurde das Gepäck vom Dach gehievt und wir machten uns auf in unsere Unterkunft, ein kleines Hotel mit Gemeinschaftsbad und nur fünf Zimmern.

Auch hier wurden wir herzlich aufgenommen und nachdem wir ausgepackt hatten, drehten wir noch eine kleine Runde durch die Stadt.

In dieser Nacht schliefen wir wie die Babys!

Am nächsten morgen nach dem Frühstück wollten wir uns die Stadt genau ansehen und machten uns auf den Weg. Doch wir waren gerade die Tür raus, als wir schon mit offenem Mund stehen blieben. Vor uns ragten die grünen Hänge des höchsten der drei Vulkane auf, dem Volcàn de Agua. Völlig wolkenfrei stand der 3760-Meter-Riese vor uns!

Nachdem wir uns von dem schönen Anblick losreißen konnten, erkundeten wir die Stadt und waren total begeistert. Die Stadt, einst Hauptstadt der spanischen Kolonialherrscher, ist wunderschön! Die Straßen bestehen ausschließlich aus Wackersteinen, alle Gebäude sind aus der Kolonialzeit und wunderschön restauriert, überall sind Parks, kleine Bars und Lokale. Es war einfach herrlich, an diesem wunderschönen, sonnigen Tag durch diese einmalige Stadt zu laufen, wir hatten uns sofort verleibt! Was wir am besten fanden, war, dass alle großen Fast-Food-Ketten wie Mc Donalds oder Burger King vertreten waren, ihre Lokale aber ebenfalls in den alten Kolonialbauten hatten, was bedeutete, dass kleine Holzschilder auf das Restaurant verwies und keine riesige Leuchtreklame! Absolut cool!

Wir genossen jede Sekunde in der Stadt, einfach mit nichts tun oder durch die Parks schlendern. In den drei Tagen, in denen wir dort waren, fanden mehrere Straßenfeste und Veranstaltungen statt, es wurde also niemals langweilig. Wir verlängerten sogar wieder um eine Nacht, um noch mehr dieser wunderbaren kleinen Stadt in uns aufnehmen zu können.

Doch leider mussten wir weiter, es hatte sich nämlich eine kleine Änderung in unserem Zeitplan ergeben. Wir würden sieben Tage später von Guatemala-City aus direkt nach Costa Rica fliegen, an Stelle von Honduras, das wir ursprünglich mit dem Bus durchfahren wollten. Wir mussten umdisponieren, denn in Honduras wären wir genau über die Weihnachtsfeiertage auf den Inseln Roatàn oder Utila gewesen, was unserer Budget gesprengt hätte. Wenn wir die Inseln erst nach Weihnachten angefahren hätten, hätten wir zuviel Zeit verloren. Zeit, die wir unnötig in einem doch relativ unsicherem Land verbracht hätten, deshalb haben wir uns entschieden, direkt nach Costa Rica zu fliegen und die Inseln ein anderes Mal zu besuchen.

Unser letztes Ziel in Guatemala sollte der Atitlan See werden, von dem jeder, den wir trafen nur geschwärmt hat.

Wir buchten uns zwei Nächte in einem Backpacker-Hostel ein, mit der Option auf Verlängerung. Sollte es uns nicht gefallen, würden wir die letzten Tage bis zum Flug erneut in Antigua verbringen.

Wir kontaktierten also Manuel, der uns einen Shuttle für den nächsten Tag klar machte. Wir würden wieder vom Hotel abgeholt werden, 12:30 Uhr sollte es losgehen.

Überpünktlich wurden wir abgeholt und wir fragten dieses Mal wohlweislich vorher nach, ob das auch das endgültige Fahrzeug sei. Der Fahrer bejahte, allerdings sei er ausgebucht, was bei einem Toyota Hiace 15 Fahrgäste bedeuten würde. Also wieder eine kuschelige Fahrt…

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