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Nicaragua 2

Granada

Am nächsten Morgen gingen wir dann mit einem wenig mulmigem Gefühl im Bauch zur Busstation, um uns einen Transfer nach Leòn zu besorgen.

Nach unseren eher doch miesen Erfahrungen in Rivas funktionierten die Verhandlungen hier erstaunlich einfach. Wir mussten bloß einen dritten Sitzplatz bezahlen, der dann für unser Gepäck diente, was absolut in Ordnung ist. Gerade auch, weil uns das Ganze pro Platz 33 Cordoba, also 90 Eurocent gekostet hat.

Die Fahrt bis Managua dauerte zwei Stunden und war für uns die reinste Hölle. Nicht dass wir im Bus stehen mussten, trotz bezahlten Sitzen… Nein, weit gefehlt, gerade das Sitzen war das Schlimme. Die Abstände zwischen den Sitzreihen war so gering, dass wir mit angezogenen Knien auf unseren Plätzen saßen, während die kleinen Nicaraguaner bestimmt noch zehn Zentimeter Platz zum Vordersitz hatten.

Logischerweise ist in einem Land, in dem die Durchschnittsgröße bei knappen 1,60 Meter liegt, alles auf derart kleine Personen ausgelegt. Das wurde uns schon in diversen Unterkünften zum Verhängnis, denn häufig hängen die Spiegel in den Bädern auf genau dieser Höhe.

Wenn dann jemand wie ich sich mal rasieren muss, sieht man oft nur seinen Bauchnabel… Positiv an der Sache ist anzumerken, dass man sein Gehirn jedes Mal aufs neue anstrengt, um immer wieder neue Taktiken zu entwickeln um dieses Problem zu beheben. Aber ich schweife ab…

Wir saßen also zwei Stunden in diesem Bus und als wir Managua erreichten, konnten wir kaum aussteigen, so taten uns die Knie weh. Den restlichen Weg bis Leòn legten wir dann in einem Toyota Hiace – sogar mit Klimaanlage – zurück, was deutlich angenehmer war.

Typische Innenansicht eines Verkehrsmittels in Mittelamerika

Leòn

Wir erreichten Leòn in praller Mittagshitze und natürlich fielen die Taxifahrer gleich wie ein Schwarm Fliegen über den gerade ausrollenden Minibus her. Man hatte kaum Gelegenheit auszusteigen, da wurde man schon mit Angeboten und Zurufen überhäuft.

Da wir uns ein wenig informiert hatten, was denn so eine Taxifahrt zu unserem Hotel hätte kosten dürfen (20-30 Cordoba = 0,70 – 0,90 Cent) staunten wir nicht schlecht, als das erste Angebot bei 500 Cordoba lag, also knapp 14 Euro!

Dankend lehnten wir ab und schleiften unser Zeug die 2,5 Kilometer zu unserer Unterkunft, einem kleinen Hotel mitten im Zentrum der Stadt. Das Gebäude war im Kolonialstil gebaut… Und hatte offene Bögen über den Türen. In einer Stadt, in der es mehr Moskitos gibt als Menschen ein geringfügiges Problem. So deckten wir uns zuerst mal mit Moskitospray ein, damit wir überhaupt die Nacht überstanden.

Leòn ist wie Granada auch, eine Stadt aus alten Tagen. Zu seiner Zeit Hauptstadt des Kolonialreiches, später in den Achzigern dann Hauptstadt der Revolution.

Hier begannen die Aufstände, die letztendlich die diktatorische Regierung stürzten und das Land in eine Demokratie führte. Leider mit enormen Verlusten unter der zivilen Bevölkerung. Die gesamte Stadt ist eine Gedenkstätte der Opfer und Revolutionäre, die ihr Leben für die Unabhängigkeit und Freiheit lassen mussten. An jeder Ecke steht ein Denkmal, eine Statue oder ein Mahnmal, das an jene grausame Zeit erinnern soll.

Ansonsten überwiegen die kolonialen Bauten, die Plätze und Alleen. Man spürt das Alter dieser Stadt, die scheinbar nicht für die heutige Zeit ausgelegt zu sein scheint. Der Verkehr staut sich überall, die Straßen sind kaum breit genug, damit zwei Autos an einander vorbeikommen, geschweige denn zwei LKWs oder Chickenbusse.

Wir blieben zwei Tage in der Stadt, die zu ihrer Mittagszeit an einen Glutofen erinnert. Man kann kaum einen Fuß aus dem Schatten nehmen, denn was die Sonne berührt, wird sofort gnadenlos verbrannt.

Wir nutzten die Zeit, um bei einer Wäscherei unsere schmutzige Kleidung abzugeben, die langsam überhand nahm. Zu Fuß waren es vielleicht 15 Minuten, was bei so einer Hitze schon echt unangenehm ist. Bloß staunten wir am Abend nach dem Abholen nicht schlecht, als wir im Hotel das Paket öffneten und zusätzlich zu unserer Wäsche noch die Kleidung eines anderen darin lag.

Da aber die Besitzer der Wäscherei wirklich nett waren (um ehrlich zu sein, ein paar der wenigen…) konnten wir nicht wirklich sauer sein und brachten die fremden Kleidungsstücke vor dem Abendessen wieder zurück.

Außerdem besuchten wir mit unserer Tochter einen Rummelplatz in der Nähe der großen Kirche. Wobei Rummelplatz übertrieben ist… Die “Fahrgeschäfte” waren eine zusammengeschusterte Konstruktion von Autos bzw. Gondeln angebracht auf einem großen Rad. Die Beleuchtung wurde von einer Autobatterie gespeist und das “Karusell” wurde nur mit reiner Manneskraft betrieben.

Was im besonderen in Leòn, aber auch im gesamten Rest von Lateinamerika auffällt, ist… wie soll ich es am besten ausdrücken… „die besondere Art der Innengestaltung einer jeden Kirche“. Ich hoffe das ist politisch korrekt genug!

Aber im Ernst, man muss schon echt die Augen zusammen kneifen, damit man nicht augenblicklich einen epileptischen Schock erleidet, sobald man das Kirchenportal durchschritten hat.

Überall hängen Lichterketten, an jeder Säule ziehen sich Lametta und LED-Bänder empor und neben dem Altar stehen teilweise bis zu fünf Meter hohe Aufbauten mit Szenen aus der Bibel und der Weihnachtsgeschichte. Mit Springbrunnen! Wo auch immer der in der Bibel vorkam!

Vielleicht ist diese Art der Dekoration nur auf Weihnachten zurückzuführen, das ja jetzt gerade mal zwei Wochen zurückliegt, aber ganz unter uns… Das glaube ich eher nicht…

Da trifft aber wiedermal das alte Sprichwort „andere Länder, andere Sitten“ zu!

Nach dieser doch sehr eindrücklichen Erfahrung machten wir uns mit einem Shuttle auf den Weg zum Lake Nicaragua, genauer gesagt auf die Insel Ometepe.

Ometepe

Ometepe liegt in mitten des Nicaragua Sees und besteht praktisch nur aus zwei gigantischen Vulkanen, die (zur Zeit) beide erloschen sind. Man kann den größeren der beide, den Conceptiòn erklettern, was bei trainierter Konstitution knapp 10 Stunden in Anspruch nimmt. Dafür hat man aber einen atemberaubenden Blick vom Gipfel des knapp 1700-Meter-Riesen. Oder auch nicht, denn meisten ist seine Spitze von Wolken verhüllt…

Wie auch immer, das Abenteuer beginnt meistens schon am Fährhafen, denn die Kähne, die einen auf die Insel bringen, sind gefühlt aus dem 16. Jahrhundert und werden überwiegend nur noch von Rost zusammengehalten. Wenn man dann bedenkt, dass auf diesem Haufen Schrott noch 10 Autos und ein LKW mit Kühen mitfährt, plus natürlich 100 andere Fahrgäste kann jede Sekunde, die die einstündige Überfahrt dauert, zur Nervensache werden.

Trotz allem wohlbehalten erreichten wir Ometepe. In Moyogalpa, wo wir auch an Land gingen, lag unser Hotel, keine fünf Minuten zu Fuß von Hafen entfernt. Lustigerweise war es die vorletzte Straße der Stadt, nur das man mal ein Verhältnis der Größe dieses Ortes erhält.

Da die meisten Aktivitäten auf der Insel den Extremsportlern, oder denen sie meinen sie wären es, vorbehalten ist, blieb für uns nur, die Insel zu erkunden. Im Normalfall benutzt man dafür einen Roller, den man für keine 20 US Dollar mieten kann. Da wir aber diverse Reisende getroffen haben, die schwere Spuren dieser Fahrten davongetragen hatten, entschieden wir uns gegen diese Art der Fortbewegung. Es war uns einfach zu gefährlich mit der Kleinen auf dem Sozius ein solch runtergewirtschaftetes Gefährt zu fahren. Da wir aber auch nicht untätig rumsitzen wollten, suchten wir eine Alternative. Die zu mietenden Quads, die deutlich sicherer für zwei Personen mit Kleinkind sind, schlugen mit 70 US Dollar zu buche und überstiegen etwas unser Budget.

Aber dank unseres freundlichen Hoteliers, der einen einzigen Anruf tat, waren wir 10 Minuten später für acht Stunden stolze Besitzer eines 250er Suzuki Quads. Und das für 45 Dollar!

Und ich muss gestehen, nach all den Fahrzeugen, die wir auf dieser Reise genutzt hatten, dieses ATV war der Kracher! Ich hatte noch nie so viel Spaß. Ob das meine Beifahrer auch so sahen, kann ich nicht beurteilen, in dem schrottigen Rückspiegel konnte ich immer nur mein Grinsen sehen! Und für meine Tochter war es anscheinend auch nicht so wild, denn sie schlief seelenruhig zwischen uns eingeklemmt ein.

So donnerten wir über die Straßen und Pisten der Insel. Wir machten nur Halt an einem Schwimmbad, das ausschließlich vom Wasser gespeist wird, das vom Vulkan herunterläuft.

Dort verbrachten wir drei Stunden mit schwimmen, planschen und in der Sonne liegen. Das Beste an diesem Schwimmbecken war aber ein Schwungseil, das an einem Baum befestigt war und mit dem man sich von einer Plattform über fünf Meter weit schwingen und ins Becken fallen lassen konnte. Damit verbrachte ich den halben Tag, immer wieder angefeuert durch meine am Beckenrand sitzenden Ladies!

Den Muskelkater am darauffolgenden Tag kann ich hier überhaupt nicht in Worte fassen… Und das trotz meines absolut athletischen und durchtrainierten Körperbaus (zwinker!).

Leider mussten wir das ATV am Abend wieder abgeben. Vorher drehte ich aber noch eine Runde alleine über die Insel! Und ich kann nicht beschreiben, was für ein Gesicht die Fußgänger machten, als ich laut lachend mit Vollgas an ihnen vorbei flog! Wie gesagt, einen solchen Spaß hatte ich schon lange nicht mehr! Ich glaub, so ein Teil brauch ich daheim auch!

Der Weg zurück aufs Festland war nicht minder abenteuerlich als der Hinweg. Diesmal wurde er aber gekrönt von der unbeschreiblichen Ignoranz der Nicaraguaner.

Wer sich am Flughafen schon mal darüber aufgeregt hat, dass sich die Leute schon in einer Reihe am Boardingschalter aufstellen, wenn der Flieger noch nicht mal ans Gate gerollt ist, der sollte besser nicht nach Nicaragua fahren.

Das gesamte Gepäck der Reisenden wurde an einem zentralen Platz im Heck der Fähre gelagert. Schön vom Personal aufgestapelt zu einem quadratischen Berg. Vielleicht 15 Minuten vor Anlegen des Schiffes begann eine regelrechte Schlacht um die Gepäckstücke, jeder wollte als erstes seinen Koffer oder seine Reisetasche haben. Alle griffen durcheinander, es wurde gerauft, geschubst und geschrien…

Aber als das Schiff dann angelegt hatte, verstanden wir auch den Sinn der ganzen Aktion, denn am Kai wartete ein Chickenbus (und zwar anscheinend der einzige für diesen Tag) nach Managua. Den wollten die Passagiere wohl alle bekommen, denn dort ging die Schlacht gleich weiter, bloß dieses Mal um einen Platz im Bus.

Wir bestiegen unser vorgebuchtes Shuttle für die Fahrt zu unserem letzten Ziel in Nicaragua: San Juan del Sur.

San Juan del Sur

Wir wollten unsere Zeit hier gemütlich ausklingen lassen und noch ein bisschen den Pazifik genießen, da ist dieser kleine Urlaubsort genau das Richtige. Das Positive gegenüber Costa Ricas Traumstränden ist, dass man hier für ein Hotel (das mindestens genauso gut ist wie 50 km weiter südlich) statt 60 US Dollar nur 20 bezahlt.

Im Gegenzug muss man aber auch mit Sachen rechnen, wie ein ausgewiesenes B&B (Bed UND Breakfast) zu buchen, welches aber ohne Frühstück ist… Das kostet extra… Muss man nicht verstehen…

Wenn man aber über solche Dinge hinweg sieht, ist es einer der schönsten Orte unserer bisherigen Reise.

Und die Hauptsache hier ist schließlich Sonne, Strand und Ozean…

Eigentlich dachten wir, dass uns hier nichts mehr schocken würde, wir standen ja kurz vor der Ausreise.

Bis zum vorletzten Tag!

Da kam nämlich mal schnell eine AIDA in die Bucht. Eigentlich besser gesagt davor, denn die kleine Bucht war nicht im Stande, das riesige Schiff aufzunehmen. So wurden die Passagiere mit kleinen Fähren an Land geschafft.

Und plötzlich war das kleine, fast schon verschlafene Nest San Juan del Sur ein Bienenstock!

Wie aus einer kaputten Wasserleitung strömten die Touristen aus dem winzigen Hafen und direkt in die Stadt hinein.

Überall spazierten Touristen überwiegend älteren Semesters durch die engen Straßen, die Geschäfte quollen fast über vor strohhuttragenden, in Khakishorts gekleidete Rentner mit ihren Kameras vor den Bäuchen und ihren Sicherheitsgeldbeuteln um die Hüften.

Ich war noch niemals auf einer Kreuzfahrt, aber wenn es Klischee-Kreuzfahrt-Touristen gibt, dann waren sie alle an diesem Tag in San Juan.

Natürlich brachte der Ansturm der rüstigen Truppe die einheimische Tourismusindustrie zum Überkochen und jedes Restaurant hatte mindestens drei Leute mit Flyern auf der Straße um möglichst viele der Kreuzfahrtsenioren abzugreifen. Die Souvenirverkäufer hatten von einer Minute auf die andere Hochsaison und kamen fast nicht nach, alle der kaufwilligen Seefahrer ihren Ramsch anzudrehen.

Wir beobachteten das bunte Treiben mit einem Frozen Cappuccino von der offenen Bar unseres Hotels aus und ich muss sagen, es war wirklich unterhaltsam.

Als es auf den Abend zu ging konnte man beobachten, wie sich langsam eine betagte Karawane in Richtung Hafen aufmachte. Zuerst kam die rüstige Rentnerschar, die eilig mit hochrotem Kopf ihre letzte Möglichkeit erreichen wollten, in ihre klimatisierte Kabine zurückzukommen und abends dann mit den gerade erstandenen Souvenirs beim Captainsdinner zu protzen. Hinter Ihnen eine Armada aus Händlern, Essensverkäufern und Bettlern, die ebenfalls auf ihre letzte Chance sannen, noch irgend welches Geld zu verdienen.

Als dann das Horn des Schiffes durch die Bucht hallte und es ganz gemächlich Kurs auf den offenen Pazifik nahm, hatte man das Gefühl, man stünde vor dem Brandenburger Tor am Morgen des 1. Januar.

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Nicaragua 1

Grenzerfahrung

Nun standen wir also vor der Grenze nach Nicaragua und waren gespannt was uns so erwarten würde.

Im Bus hatte Sarah noch schnell ein paar Fakten gecheckt, wieviel zum Beispiel die Ausreisegebühr betrüge oder was man alles für die Einreise benötigte. Wie eigentlich vor jeder Grenze. Vielleicht ist sie deshalb auch immer unbeschreiblich aufgeregt und ich total entspannt… Wer weiß.

Bloß bei dieser Recherche kam eine beunruhigende Tatsache ans Licht. In Nicaragua seien keine Drohnen erlaubt und man könne sie eventuell direkt an der Grenze direkt abgenommen bekommen…

Gut, es war ein bisschen spät für eine Umkehr, denn eben fuhr der Bus hinter uns los und wir standen mit unserem gesamten Gepäck am Grenzgebäude von Costa Rica.

Da wir keine Chance mehr hatten, verließen wir das Land, ließen unsere Pässe stempeln und machten uns zum Gebäude des nicaraguanischen Grenze auf.

Die persönliche Einreise war schnell erledigt und die Pässe gestempelt, wir wähnten uns schon auf der sicheren Seite, als wir durch eine Tür geschickt wurden und er dort stand: Der Röntgenscanner…

Immer noch gelassen warfen wir unsere Gepäckstücke aufs Band, wir hatten ja noch den Babybonus in der Tasche und außerdem schnatterten die Grenzbeamtinnen in einer Tour und achteten kaum auf das gescannte Gepäck.

Ich wollte gerade meinen Rucksack vom Band nehmen, als ein bulliger, übel dreinblickender Beamter zu mir kam und mich aufforderte, den Rucksack zu öffnen.

In dem Moment ging mir dann schon ein bisschen die Düse und die ersten Schweißausbrüche kamen, als er mir erläuterte, dass er auf dem Röntgenbild eine Drohne gesehen hätte und die nicht erlaubt seinen in Nicaragua.

Verdammt…

Ich fragte ihn, was jetzt geschehe. Das nur mit Händen und Füßen, denn weder war mein Spanisch, noch sein Englisch gut genug für eine brauchbare Konversation. Daraufhin wurde ein weiterer Mann hinzugezogen, und bei seinem Outfit alleine konnte man ahnen, was er für eine Rolle an dieser Grenze spielt. Jeans, Fußballtrikot und Englisch mit starkem Akzent, ein astreines Zeichen für einen Schleuser.

Und natürlich ging es sofort los!

In Nicaragua wären keine Drohnen erlaubt und ich hätte eine, das wäre ein Problem. Mittlerweile war mir diese Tatsache bekannt, aber er wiederholte es immer und immer wieder.

Er könne mir helfen, er würde die Drohne an sich nehmen und sie „um die Grenze herum bringen“, oder ich könnte sie hier hinterlegen und sie auf dem Rückweg abholen…

Äh, NEIN und äh, NEIN!

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Zahlung von 40,- US-Dollar pro involvierten Grenzbeamten, also 80 Dollar (Scanner und Gepäcköffner)!

Okay, ich konterte (und hoffte das klappte hier genauso gut wie in Afrika)!

Ich machte ein riesen Fass auf, das wäre Bestechung und ich würde Korruption nicht unterstützen, das wäre ja das Letzte… Usw.!

Und mit einem Mal kam die Sache ins Rollen! Der eine Grenzer redeten auf mich ein, ich solle mich beruhigen, die Grenzbeamtin griff nach dem Hörer und wollte die Polizei rufen und der Schleuser hob schlichtend die Hände und sagte, alles wäre in Ordnung und es würde noch eine vierte Möglichkeit geben!

Und die wäre?!

Ich würde ein Formular unterschreiben müssen, dass ich die Drohne ins Land eingeführt hätte, für sie als Bestätigung…

Warum in Gottes Namen wird einem so was immer erst zum Schluss vorgeschlagen?! Natürlich, an so einer Lösung wird am wenigsten verdient! Logisch!

Also ich mit ins Büro, der Schleuser schön vorne weg, dass es den Anschein macht, er würde auch etwas Wichtiges dazu beitragen und den Wisch ausgefüllt.

In zehn Minuten war die Sache vom Tisch. Die Drohne war, sagen wir mal „registriert“, ich hatte einen Beleg der Geschichte in der Hand und wir waren durch die Grenze auf dem Parkplatz. Das dieser Wisch in Kürze noch Gold wert sein würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Natürlich spürte ich schon den geifernden Atem des Schleusers im Nacken, der nach seiner Belohnung lechzte.

Aber was hatte der Typ eigentlich gemacht, außer übersetzt…

Das war uns letztendlich fünf Dollar wert, was ich eigentlich schon bereute, als ich den Schein aus der Tasche zog und ihm ihm in die Hand drückte… Denn natürlich, mit einem höhnischen Auflachen forderte er mindestens Zehn!

Da mischte sich meine Frau ein, erzählte ihm eine Geschichte von Mindestlohn in Industrieländern und das er sich glücklich schätzen könnte, überhaupt etwas zu kriegen… Und er solle endlich verschwinden, was er dann auch grummelnd tat.

Nach dieser Grenzerfahrung (kleiner Wortwitz), die wir eigentlich an den meisten afrikanischen Grenzen erwartet hätten, aber nicht hier, bekamen wir gleich den nächsten Nierentritt, denn kaum aus dem Grenzgebäude raus, stürmten schon gefühlt 200 Taxifahrer auf einen los. Wohin es gehen soll, natürlich mit seinem Taxi, das Beste, das Billigste, alle anderen sind Mist und so weiter…

Aber dank meiner Frau waren wir darauf vorbereitet, die Route genau geplant und die Preise gecheckt.

Wir würden mit dem Chickenbus nach Rivas fahren, umsteigen und weiter nach Granada.

Soweit die Theorie, denn in Nicaragua läuft der Hase ein klein wenig anders als in Guatemala.

Hier sind nämlich auch die Busfahrer abgebrühte Abzocker und fordern von einem einen unverschämten Mondpreis. Statt dem normalen Preis von 1 Dollar wollte der erste gleich mal 8 Dollar…

Wir diskutierten, kamen nicht über ein und unser Gepäck wurde wieder vom Dach des Busses geholt.

So standen wir bei fast 35 Grad auf einem staubigen Busbahnhof inmitten einer hässlichen Grenzstadt, umringt von Taxifahrern, die im Minutentakt neue Preise in die Runde warfen, natürlich alle viel zu teuer und wussten nicht weiter. Der erste Bus war weg, der nächste kam in 20 Minuten.

Wir warteten, ein Bus kam, und wir schöpften wieder Hoffnung, denn dieser würde sogar ohne Zwischenstopp nach Granada fahren.

Der Hammer kam, als wir gerade einsteigen wollten. 15 Dollar!

Wir fragten, ob uns der Fahrer verarschen wolle, der grinste aber nur hämisch und ließ unser Gepäck wieder ausladen…

Und wieder saßen wir im Staub, noch drei Stunden Fahrt vor uns und kein Bus… In solchen Momenten wünsche ich mir nichts lieber, als in mein Auto zu steigen und mit erhobenen Mittelfingern vom Platz zu rollen.

Die Zurufe der Taxifahrer, die wiedermal ihre Chance witterten, hörten wir schon gar nicht mehr.

Als ein weiterer Chickenbus einrollte, wollten wir schon gar nicht mehr aufstehen, da rief uns der Typ an der Tür zu: 2 Dollar pro Person nach Rivas. Immernoch der Gringo-Preis aber nun doch akzeptabel. Das war also unser Bus!

Wir stiegen ein, bezahlten, das Gepäck wurde verladen und die Fahrt begann.

Für zwei Kilometer, dann wurde nämlich der Bus von der nicaraguanischen Bundespolizei gestoppt, die eine ausführliche Kontrolle vornehmen wollte.

Diese zog sich über fast eine halbe Stunde hin, jeder musste erst einmal aussteigen – Männer und Frauen (mit Kindern) getrennt – seinen Pass oder Ausweis vorzeigen, ein Drogenhund durchschnüffelte den gesamte Bus und ich musste aufs Dach, um unser Gepäck zu öffnen.

Als das alles erledigt war, durften alle wieder einsteigen und es konnte weiter gehen. Wir erreichten Rivas und waren ein wenig geschockt, in was für einem Loch wir gelandet waren.

Aber gut, Drecklöcher gibt es viele und davon waren wir schon in so manchem, unser Bus nach Granada stand bereit und wir wurden auch nur so semi-heftig abgezogen, denn uns wurde nur das Doppelte des normalen Preises berechnet. Aber bei 1 bzw. danach 2 Dollar konnten wir ein Auge zudrücken…

Der Bus füllte sich und fuhr irgendwann, so ungefähr 40 Minuten nach geplanter Abfahrt los. Und wenn ich sage, er füllt sich, meine ich das eher untertreibend. Das die Leute nicht noch außen an den Scheiben hängen ist ein Wunder, im Bus konnte man kaum atmen, so viele Menschen waren dort eingepfercht.

Aber wir saßen drin und würden in zwei Stunden Granada erreichen, das machte uns Mut, oder besser, die Sache nicht noch schlimmer.

Wir erreichten Granada nach Sonnenuntergang. Es war laut, heiß und stickig. Wir waren geschwitzt und verklebt, stanken und wollten nur noch duschen.

Unser Gastgeber erwartete uns bereits und zeigt uns unser Zimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche fielen wir alle tot müde ins Bett.

Granada

Das erste, was an Granada auffällt, ist, das es ähnlich wie Antigua Guatemala auch eine Stadt ist, die im spanischen Kolonialstil gebaut ist, gespickt mit riesigen gelben Kathedralen und Kirchen, Parks und bunt gepflasterten Gehwegen. Auf den zweiten Blick sieht man aber doch den kleinen Unterschied. Dreck, überall wo man ihn das erste Mal übersieht, Bettler, Obdachlose und Penner. Am schlimmsten für mich waren aber die penetrant bettelnden Kinder, die einen wie Schatten verfolgen.

Wobei zum Betteln eigentlich überhaupt kein Grund bestehen würde, denn ich hab auf unserer ersten Tour durch die Stadt soviel Münzen gefunden, dass mein Geldbeutel kaum noch zu ging. Kurz vor unserem Hotel holte ich alle Münzen aus der Tasche und warf sie einer alten, blinden Frau in den Hut, die total verwahrlost und dreckig an einer Ecke bettelte.

Außerdem gab es auch noch nervige Kutschfahrer, die einen auf eine 15-Minütige Tour durch die Stadt mitnehmen und dir dafür 10 Dollar aus der Tasche leiern wollen. Oder der Klassiker: Ein Typ mit irgendeinem Namensschild in einer wichtig aussehenden Plastikhülle mit Schlüsselband um den Hals, der dich durch die Stadt führen will.

Natürlich geht es der Tourismusbranche in einem Land wie Nicaragua nicht unbedingt blendend, aber auf diese Tour, denke ich, vergraulen sie eher die paar Touristen als sie zu animieren… Naja, wir waren auf jeden Fall echt genervt von den permanenten Ansprachen und Anbetteleien. Dazu kommt, dass es, anders als in anderen zentralamerikanischen Ländern keinen florierenden Markt für Streetfood gibt, außer irgendwelche Hot-Dog-Stände oder Süßigkeitenbuden.

Die einzige Möglichkeit, was zu essen zu kriegen, ist Essen gehen, was doch ein wenig ins Geld geht… Deshalb entschieden wir uns am dritten Tag in der Stadt, ab sofort selbst zu kochen.

Somit blieb ein wenig mehr Geld für Unternehmungen, wie die Nachttour zum Vulkan Masaya, in dem man die brodelnde Lava sehen kann.

Mit 10 Dollar Eintritt pro Person nicht ganz billig, aber für uns noch im Rahmen und eine einzigartige Erfahrung.

Wir wurden um 17 Uhr am Hotel abgeholt und 45 Minuten zu dem Vulkan gefahren. Das es in keinster Weise gefährlich ist, bewiesen die bestens ausgebauten Straßen, der riesige Parkplatz genau am Kraterrand und die Bänke, auf denen sich müde Vulkanbeobachter zu einer kleinen Pause setzen können.

Da man den Lavastrom im Inneren des Kraters nur von einer Stelle gut sehen kann und diese natürlich von hunderten Touristen belagert ist, wählte ich die einfachere Variante und brachte die Drohne in die Luft.

Den ersten Pfiff nahm ich gar nicht wahr, aber als ich meinen Rundflug beendet hatte, stand ein nicht ganz so gut gelaunter Parkaufseher (wir befanden uns in einem Nationalpark) und fragte mich ob ich denn nicht wüsste, dass man hier nicht fliegen dürfe. Und außerdem wären Drohnen in ganz Nicaragua verboten!

Ich sagte ihm, dass ich nirgendwo Schilder gesehen hätte, die das Fliegen von Drohnen untersagten. Natürlich war mir selbst klar, dass es keine Schilder geben konnte, das Fliegen war ja im gesamten Land verboten und musste nicht explizit ausgeschildert werden, aber ich wollte mal sehen was passierte. Er sagte, auch wenn keine Schilder da wären, wäre es trotzdem verboten.

Ich antwortete ihm daraufhin hin lässig, ich hätte eine Erlaubnis von der Behörde für Technik und dürfe fliegen wo immer ich in Nicaragua wollte. Und zog den Zettel von der Grenze aus meiner Tasche.

Er begutachtete ihn ausgiebig, kontrollierte die Seriennummern der Drohne und entschuldigte sich. Ich könne weitermachen!

Gott steh mir bei, die 5 Dollar für den Schleuser waren ja mal sowas von gut angelegtes Geld!

Vielleicht sollte ich diese Nummer aber nicht zu häufig abziehen, wer weiß, an wen man gerät und wie genau derjenige dann hin schaut. Aber für dieses Mal war es ein voller Erfolg!

Am letzten Tag des Jahres verließen wir Granada und machten uns auf nach Laguna de Apoyo, um dort den Jahreswechsel zu verbringen.
Die Stadt ist am Rand eines erloschenen Vulkans gebaut, dessen Krater komplett mit Wasser gefüllt ist. Wunderschön reihen sich die Wohnhäuser und Hotelanlagen am Rand dieses entstandenen Sees die bewaldete Kraterwand hinauf.

Ein atemberaubender Anblick ergab sich von der Terrasse unseres Hotel aus auf den stahlblauen See und die grünen Hänge des Kraters, die rings herum aufragen.

Aber das Beste ist, dass der gesamte See, aufgrund von thermalen Quellen eine Wassertemperatur von 25 – 27 Grad Celsius hat.

Wir verbrachten Silvester ganz entspannt mit Kajak fahren, schwimmen und planschen. Am Abend aßen wir auf der Terrasse und genossen den Ausblick auf den tiefschwarzen See, begleitet von den tausenden Stimmen des Dschungels.

Da unsere vorherige Nacht aufgrund von diversen Moskitoangriffen doch eher kurz war und wir mehr auf der Jagd nach den Quälgeistern waren, als zu schlafen, machten wir zum ersten Mal das Unvorstellbare und verschliefen Silvester einfach mal.

Und ich muss sagen, wir leben noch!

Der ersten Morgen des neuen Jahres begann mit einer Runde Kajak und einem ausgiebigen Frühstück, von den nächtlichen Neujahrsaktivitäten im Dorf hatten wir überhaupt nichts mitbekommen.

Am Mittag holte uns das Taxi wieder ab und brachte uns zurück nach Granada.

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