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Irland Teil IV

Jeder Tropfen heißes Wasser ist eine Wohltat, wenn man drei Nächte frei gestanden und nicht geduscht hat…

So fühlten wir uns wieder wie Menschen als wir beide aus der Dusche des Campgrounds kamen, der uns so vielversprechend im Internet angepriesen wurde.

Und es wurde nicht zu viel versprochen. Wir duschten bestimmt eine halbe Stunde pro Person und auch unsere Tochter kam nach den turbulenten Nächten in letzter Zeit nicht zu kurz und wurde ausgiebig gebadet.

Wir wuschen Wäsche, der Trockner half uns in Minuten unsere Berge zu trocknen und wir verbrachten einfach mal ein entspanntes Wochenende auf dem Platz. Dazu kam, dass sowohl die meisten Einheimischen als auch die Nachbarn aus Nordirland am Wochenende zum Campen an die Küste fahren und das ausgiebig zelebrieren. Da wird Kind und Hund, alle Sportutensilien aus der Garage und sämtlichen Biervorräte aus Dach und in den Wohnwagen gepackt und einfach mal auf einem Campingplatz abgefeiert.

Und wir mitten drin… Aber wir genossen auch das, die Menschen, die Gespräche, die ausgelassene Stimmung.

Nach zwei Nächten und Tagen, in denen wir uns und das Auto mal wieder auf Vordermann gebracht haben, hielt es uns nicht länger und wir machten uns auf zum letzten Abschnitt unserer Reise die Küste hinauf. Aber nicht, bevor wir mal mit der Heimat geskypt und natürlich schonmal für die nächsten Tage vorgeduscht haben!

Ein Schild von der Größe eines heimatlichen Ortsschildes bezeichnete das Ende des gewaltigen Wild Atlantic Way, das erste Mal sind wir sogar dran vorbei gefahren, nur die App wies uns darauf hin, dass unsere fast 2600 km lange Reise einfach so endete.

Auf den zweiten Blick entdeckten wir es dann und waren dezent enttäuscht, dass ein solches Ziel doch so unspektakulär zu Ende ging. Vielleicht lag es auch daran, dass wir den Way von Süd nach Nord gefahren sind, denn ich meine mich erinnern zu können, als wir vor genau 2 Wochen in Kinsale los fuhren, dass dort mehr Attraktion darum gemacht wurde, und an jeder Ecke Souveniers zu kaufen waren. Hier in Muff gab es nicht einmal eine Touristeninformation.

Aber egal, wir waren den gesamten Weg gefahren, wir hatten es geschafft! Das Abenteuer, das uns 14 Tage lang begleitet hatte, uns Nerven gekostet und unglaubliche Eindrücke geschenkt hat, war vorbei und wir waren auf der einen Seite glücklich es geschafft zu haben, auf der anderen aber traurig, dass es vorbei war…

Das nächste Ziel stand aber schon fest, die North Coast 500!

Wir machten uns weiter auf die Küste entlang, unser Nächstes Ziel war Belfast, bzw. ein Parkplatz in einem Vorort, den man zum Campen nutzen darf.

Auf dem Weg kamen wir an einer Tankstelle vorbei und waren überrascht, dass der Sprit so unschlagbar günstig war. Eine Vollbremsung verhinderte nur das im letzten Moment gesichtete winzige Logo vor dem Betrag… £!!!

Unbemerkt überschritten wir die Grenze zu Nordirland kurz vor der Stadt Derry. Es gab wirklich keinerlei Schilder, die darauf hindeuteten, dass wir uns nun in einem neuen Land befanden. Uns wunderte jetzt auch nicht mehr, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer etwas verärgert geschaut haben, als sie uns überholten, denn auch die Geschwindigkeit wurde jetzt in Meilen angegeben und nicht mehr in km/h.

Aber mit dem neuen Wissen schafften wir es den Rest der Küste, die der Küste im Westen in nichts nachsteht, auf den besagten Parkplatz.

Wir bauten auf und da es noch recht früh war, gingen wir zum nahen Hafen und genossen noch ein wenig das halbwegs gute Wetter (es regnete nicht!). Auf unserem Weg zurück zum Auto überquerten wir den Parkplatz und wunderten uns über eine Gruppe, ich nenne sie mal vorurteilsfrei Pimper, die mit ihren getunten Kisten am Rand standen und über Alufelgen und Heckspoiler fachsimpelten. Jedenfalls glaubten wir das aus den Gesten herauslesen zu können, denn das nordirische Englisch ist absolut unverständlich.

Zurück am Auto legten wir die Kleine hin, als wir noch ein paar röhrende Auspuffrohre hörten. Dann ein Reifenquietschen, und mehr aufheulende Motoren. Der Parkplatz füllte sich mit immer mehr getunten und gepimpten Karren. Manche davon hätten direkt aus Fast and Furious stammen können, andere direkt aus einem Nobelautohaus. Ich hab sogar einen Nissan GT-R gesehen, aber auch unzählige schrottige (hier Vauxhaul) Corsas, die außer einem Bösen Blick nichts verändert hatten.

An die 200 Autos waren auf dem Platz, aufheulende Motoren, hämmernde Bässe und dröhnende Auspuffrohre waren ohrenbetäubend laut.

Die ersten Wohnmobile verließen fluchtartig den Platz, den anderen wurde gar keine Chance gelassen zu verschwinden, denn sie wurden gnadenlos eingeparkt.

Überall standen Männer, Frauen und auch Kinder herum und fachsimpelten, betrachteten sich andere Autos oder liefen herum und fotografierten das wilde Treiben.

Meine Ladies lagen schon im Bett, aber ich saß auf der Stoßstange unseres Autos und betrachtete das Spektakel gebannt. Und, Gott ist mein Zeuge, wurde auch ich manchmal mit ein paar bewundernden Blicken und gereckten Daumen für unseren Pick-Up gewürdigt!

Naja, im Herzen sind wir halt alle gleich. Bloß sie tunen zur Straße hin, und wir davon weg.

Die ‘Veranstaltung’ nahm erst so gegen halb 3 Uhr ein abruptes Ende, als es wie aus Eimern zu regnen begann.

Da lagen wir aber schon lange im Bett, auch an den Lärmpegel hatten wir uns gewöhnt. Wir bekam dass Ende eigentlich nur mit, weil keiner der Anwesenden es sich nehmen ließ, mit quietschenden Reifen den Platz zu verlassen.

Es regnete durch bis zum nächsten Mittag, als wir durch die Metropole Belfast fuhren, auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel, dem 200 km entfernten Dublin.

Dieses erreichten wir auch ungefähr drei Stunden später bei schönstem Sonnenschein. Mitten auf der Autobahn hatten sich dann auch wieder die Verkehrsschilder vom Meilen in km/h geändert, was aber auch wieder in keinster Weise angekündigt wurde.

Seit 1759 Hauptsitz und Gründungsstadt der Firma Guiness, Hauptstadt Irlands und eine absolut schön ist Dublin aber auch eine quirlige, von Touristen überlaufene Metropole, die auf keinem Fall mit einem größeren Fahrzeug wie einem Motorroller befahren werden sollte.

Wir waren dementsprechend dann auch leicht überfordert, uns mitten in diesem Gewimmel aus Linienbussen, Taxen, überall herumrennenden Touristen und kreuz-und-quer fahrende Fahrradfahrer wiederzufinden. Aber dank der Navigationskünste meiner Frau geleitete sie uns wohlbehalten durch das Chaos und wir verschafften uns einen kleinen Überblick.

Der angepeilte Campingplatz lag etwas außerhalb und wir wollten nach der Erfahrung erst am nächsten Morgen wieder in die Stadt, dann aber mit dem Bus.

Die Nacht war gut und trocken und gab uns Gelegenheit, all unsere nassen Sachen inklusive Markise zu trocknen.

Am nächsten Morgen ging es in die Stadt. Da wir nicht wirklich viel Zeit hatten, da wir am Abend die Fähre nach Schottland bekommen wollten, kürzen wir die Stadtbesichtigung etwas ein und landeten um kurz nach 12 in einem Pub in der Altstadt.

Das war einer der Punkte, die auf jedenfall auf meiner To-Do-Liste stand, nämlich ein Guiness in der Herkunfsstadt Dublin einem urigen (oder nennen wir es abgeranzten) Pub zu trinken.

Gesagt, getan, rein ins Pub.

Der Barkeeper staunte nicht schlecht, als wir uns an die Bar setzten und ich Elisabeth samt Maxi-Cosi auf den Tresen stellte, konterte aber gelassen mit:

„3 Guiness, eines mit Strohhalm?“

Sofort auf einer Wellenlänge!

Meine Frau bekam einen Kaffee, meine Tochter die Brust und ich ein eiskaltes Guiness aus dem Fass in Kombination mit einem 4 cl Jameson, dem Irischen Whisky.

Gut gelaunt ging es bei bestem Wetter zurück zum Auto und wieder zurück nach Larne, etwas nördlich von Belfast, um um 20 Uhr die Fähre zu erwischen, was uns auch problemlos gelang!

 

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Irland Teil III

Genaugenommen ist der Wild Atlantic Way überhaupt keine durchgehende Küstenstraße, sondern eher ein Zusammenschluss vieler einzelner kleiner und größerer Straßen und Wege, die sich alle entlang der Küste oder nur wenige Kilometer ins Landesinnere erstrecken.

Teilweise kommt es vor, dass man nur wenige hundert Meter auf einer Straße zurücklegt, bis das nächste Schild einen wieder auf einen neuen Feldweg oder eine andere Nationalstraße führt.

Es gibt wirklich abenteuerliche Abschnitte, die teilweise nur im Schritttempo zu meistern sind. Aber Spaß macht es in jedem Fall und unsere ersten 10 Tage auf dem WAW sind wie im Flug vergangen.

Wir befanden uns etwa im zweiten Drittel der Gesamtstrecke, als das Wetter drastisch umschlug. Es wurde kalt, regnerisch und unmenschlich windig.

Und wenn es das nicht war, wurden wir in den Abendstunden von Stechmücken in Kleinformat, hier sogenannte Midges fast augenblicklich aufgefressen.

Meine auf Mückenstiche allergische Frau sah fortwährend aus wie ein Streusel, meine Tochter und ich vertrugen die Plagegeister zum Glück besser und blieben weitestgehend von den Folgen der Stiche verschont.

Wir hatten also die Wahl zwischen gutem Wetter und Mücken, oder schlechtem Wetter und nicht schlafen können, da uns vielleicht die Hütte weggeblasen wird. Also das Problem ist kein hypothetisches… Da unser Top zur Hälfte aus Kanvas-Stoff besteht, kann der natürlich bei starkem Wind beschädigt werden und die Reise augenblicklich beenden.

Das ganze gipfelte am 11. Tag in einem Beinahe-Desaster.

Der Tag fing schon mies an. Wir standen frei auf einem Feld wunderschön direkt am Meer als mitten in der Nacht der Wind auffrischte und Sturmstärke erreichte. Bei jeder Böe hatten wir das Gefühl, das war das letzte Mal, jetzt reißt der Stoff! Selbst Elisabeth ist bei jedem Schlag gegen die Außenwand im Schlaf zusammen gezuckt. Nachdem wir kaum ein Auge zugemacht hatten, beschlossen wir fix und fertig um halb 7 einzupacken und weiterzufahren. Es waren gerademal 11 Grad und es nieselte vor sich hin. Zu dem Wind, der sich den ganzen Morgen nur noch verstärkte, wurde auch noch der Regen mehr.

Wir besuchten die Küstenstadt Sligo, das aber auch nur kurz, denn das Wetter war zu schlecht.

Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz wurden wir fast von der Straße geblasen, der Ozean zu unserer Linken war aufgewühlt und hatte überall weiße Schaumkronen auf den Wellen. Dort, wo sie die Küste erreichten, brachen sie sich und die Gischt spritzte meterhoch in die Luft. Es war ein Tag, an dem man keinen Hund vor die Tür schickt.

Wir erreichten den geplanten Platz und merkten, dass er direkt am Meer und somit voll im Wind war. Es machte keinen Sinn überhaupt zu bleiben. Das Geld konnten wir uns sparen…

Wir hatten noch einen Platz in Petto, der aber ein Stück entfernt war. Wir entschieden uns dafür, wohl wissend, dass wir gegen unser Prinzip verstoßen würden, nicht mehr als maximal 5 Stunden zu fahren. Das hatten wir uns vorgenommen, damit unser Kind nicht zu viel Zeit im Auto verbringt und genug Pausen erhält.

Zum nächsten Platz waren es 30 km, die aber eineinhalb Stunden in Anspruch nahmen, geschuldet der Strecken des WAW.

Dort angekommen, ergab sich uns ein ähnliches Bild wie bei dem Platz davor. Direkt am Meer, direkt im Wind. Keine Chance…

Jetzt war guter Rat teuer, denn langsam überschritten wir auch unsere eigenen Grenzen.

Wir fuhren wahllos durch die Gegend und hielten nach offenen Scheunen und Bauernhäusern Ausschau, die es hier in Hülle und Fülle gibt. Dort hätten wir klingeln könnten (was wir uns ehrlich gesagt nicht getraut haben), um uns für die Nacht unterzustellen um unser Dach nicht zu beschädigen.

Aber alle, die offen standen, waren sowieso mit Traktoren oder sonstigem landwirtschaftlichem Gerät voll gestellt… Kein Wunder bei dem Wetter.

Nach einer weiteren Stunde herumstreunen hielten wir an und überlegten uns einen Notfallplan.

Dach öffnen war nicht möglich, also fiel frei stehen aus. Scheune genauso. Camping auch, da kein geeigneter Campground in der Nähe… Auf den Vordersitzen im Auto schlafen war vielleicht vor einem Jahr eine Möglichkeit, doch mit Baby auch gestorben. Hotel… Unter 100 Euro pro Nacht gab es nichts, alles viel zu teuer…

Es gab keine Optionen mehr.

In unserer Not kam Sarah auf den Gedanken, an einer Tankstelle zu fragen, ob nicht einer der Anwesenden einen Bauern kenne, der rein zufällig gerade Platz in seiner Scheune hätte.

Wir fuhren also die nächste Tankstelle an, gingen mit Elisabeth auf dem Arm rein und wiedermal erfuhren wir die Freundlichkeit (und vielleicht ein klein bisschen Baby-Bonus) der Iren am eigenen Leib.

Der Tankstellenbesitzer sagte, er würde keinen Bauer kennen, aber er würde uns mit einem so süßen Baby nicht weiter herumfahren lassen. Wir sollen uns auf den Hinterhof seiner Tankstelle zwischen einem Gebäude und einer langgezogenen steilen Auffahrt stellen. Dort sei es windgeschützt und trocken, da dahinter auch hohe Bäume den Wind abhalten würden. Also von drei Seiten umrahmt.

Er zeigte uns den Platz, fragte sogar noch, ob uns das reichen würde und ob er noch etwas für uns tun könne…

Wir bedankten uns tausendfach und hatten ungelogen einer der ruhigsten Nächte auf dem Wild Atlantic Way. Wir hörten den Wind, der durch die Bäume raste, hörten auch das Aufschlagen abgebrochener Äste auf der Straße, standen aber wirklich so windgeschützt, dass nichts auch nur den Canvas-Stoff bewegte.

Am nächsten Morgen holten wir Kaffee in der Tanke. Der Chef war wieder da, fragte ob wir gut geschlafen hätten und ob es der kleinen Maus gut ginge und gefallen hätte. Wieder bedankten wir uns überschwänglich, bevor wir uns wieder auf den Weg die Küste entlang nach Norden machten.

 

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Irland Teil II

Der Wild Atlantic Way (WAW) – mit über 2600 km Länge eine der längsten ausgewiesenen Küstenstraßen der Welt – schlängelt sich entlang der irischen Westküste von der Halbinsel Inishowen im Norden des County Donegals bis ins Küstenstädtchen Kinsale im Süden des County Cork. Die Route führt durch eine von der Naturgewalt des Ozeans geformte Küstenlandschaft, deren landschaftliche Schönheit und Vielfalt einzigartig ist. Bezaubernde kleine Orte, die sich an die Küste schmiegen und uralte Monumente, deren Ursprung sich im Nebel der Zeit verlieren, säumen den Weg. Hinter jeder Wegbiegung dieser magischen Küstenstraße wartet ein neues Abenteuer…

So wird der WAW auf der offiziellen Homepage angepriesen und natürlich hat es uns gepackt. Das Abenteuer wollten wir wagen!

Positiv zu dieser imposanten Beschreibung kam für uns noch dazu, dass der Wild Atlantic Way die meisten Sehenswürdigkeiten und größeren Städte wie Galway miteinander verbindet.

Wir entschieden uns, da wir nach Irland noch Schottland bereisen wollten, den Weg „rückwärts“, also von Süd nach Nord zu fahren, was sich als absolut richtige Entscheidung herausgestellt hat. Landschaftlich wird es nach Norden hin immer spektakulärer.

Wir machten uns also auf zum Südende, dem kleinen beschaulichen Fischernest Kinsale.

Dort begannen wir das Abenteuer Wild Atlantic Way und fanden 200 km später unseren ersten freien Stellplatz direkt am Meer, geschützt von Dünen! Die Nacht war stürmisch, das Auto, trotz seiner fast 3 Tonnen wog im Wind hin und her, wir hatten das Gefühl, zurück auf der Fähre zu sein. Aber es war eine einmalige Erfahrung, morgens aus dem Auto zu klettern und direkt das Meer vor Augen zu haben!

Die meisten Streckenabschnitte des WAW sind Singletracks, also einspurige Wege, an denen nur mit Mühe zwei Autos an einander vorbeikommen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es eine scheinbare seitliche Begrenzung durch dichtes Gebüsch gibt. Wer dem Trugschluss aufliegt, er könne die Streckenbreite etwas ausweiten, merkt schnell, dass sich unter dem Gestrüpp eine massive Mauer verbirgt, die sich meistens die gesamte Länge des Weges erstreckt. Wir hätten auch fast den Fehler gemacht, zu weit auszuweichen, es bremste uns lediglich unser Rammschutz und verhinderte Schlimmeres an der Karosserie.

Viele Streckenabschnitte werden überwiegend von Landwirten genutzt, es kann gut passieren, dass einem dann auch mal ein Traktor von den Ausmaßen eines Einfamilienhauses entgegen kommt, mit einem noch viel größeren Anhänger. Dann heißt es für das kleinere Fahrzeug rückwärts fahren, bis zur nächsten Haltebucht, die dann auch mal 300 Meter hinter einem liegen kann. Vorteil für uns, im normalen Verkehr sind wir immer das größere Auto und haben somit Vorrecht auf Fahrt.

Faszinierend ist auch die Beschilderung auf dem WAW, bzw. im gesamten Irland.

Wir folgen überwiegend den Schildern mit einer weißen Welle die die Buchstaben WAW formen auf blauem Grund, dem offiziellen Logo des Ways. Diese Schilder stehen entlang der gesamten Strecke und sind mit einem geklammerten (N) für nordwärts und (S) für südwärts markiert. Wer auch immer die Schilder aufgestellt hat, war wohl manchmal zu oft im Pub versackt, denn mal zeigen (N)-Schilder in die eine Richtung, an der nächsten Kreuzung wieder in die andere, mal wechseln sich (S) und (N) hintereinander ab… aber irgendwie findet man dann doch seinen Weg.

Aber witzigerweise sagen das sogar die Einheimischen, denn wir hatten auf einen Platz eine Familie, die mit dem Rad eine Rundfahrt gemacht hatten. Sie folgten dem Schild Richtung Stadt, das auswies, es seien noch 8 km. Das nächste zeigte dann 4, das Darauffolgende 2. Als sie an eine T-Kreuzung kamen, zeigte das Schild wieder 5 km. Ihre einzige Aussage: That’s irish…

Nach drei Tagen auf dem WAW, in denen wir uns über die abenteuerlichsten Straßen (wenn man sie so nennen kann) gequält haben, erreichten wir den Südzipfel der Halbinsel Kerry. Unterwegs begegneten uns schlaglochübersäte Waldwege, Straßen mit Steigungen jenseits der 15 Grad und durch Regen überschwemmte Kurven in denen das Wasser 30 cm hoch stand. Natürlich gab es auch Teile der Strecke, die an eine heimische Bundesstraße heran kommen, die sind aber genauso spärlich gesät, wie Supermärkte. Auf einem kleinen Campground in der Nähe von Kenmare entschieden wir, auch auf anraten vieler anderer Camper, dass wir den berühmten Ring of Kerry und den darüberliegenden Dingle auslassen wollten, da dort der Touristenandrang enorm sei und sich die Busse aneinander die Küste hinunterschieben würden. Wenn man dann nordwärts unterwegs wäre, hätte man keinen Spaß (kleineres Auto und so…). Außerdem gäbe es schönere Küstenabschnitte, die touristisch weniger besucht, aber dafür mit hervorragenden Stellplätzen für die Nächte aufwarten würden. Der Rat sollte sich als goldrichtig herausstellen!

Wir kürzten also den Ring of Kerry durchs Landesinnere ab, einem Tipp von Christian und Andrea aus der Schweiz folgend, die uns von einem Motorradfahrer berichteten, von dem sie wiederum den Tipp hatten… Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Wir trafen die Beiden auf einem Campground in Glengarriff. Sie waren zu dem Zeitpunkt auf der gleichen Route wie wir mit einem türkisenen VW Bully T1 unterwegs, und haben den Motorradfahrer eine Nacht zuvor kennengelernt und von ihm erfahren, dass es einen Pass gibt, der den Ring of Kerry abkürzt, landschaftlich aber alles in den Schatten stelle, was er bisher gesehen hätte! Sie sollten ihn aber nicht fahren, da der 1600er Motor des Bully die Steigungen kaum schaffen würde. Sie umfuhren den Pass, wir nahmen ihn.

Und der Biker hatte nicht zu viel versprochen, es war eine traumhafte Fahrt durch die Berge des Kerry.

Man könnte jetzt seitenweise von der Landschaft schwärmen, aber es gibt eigentlich nur eins zu sagen. Wir waren so beeindruckt, dass wir lieber geschaut wie fotografiert haben. Und das sollte jedem der uns kennt als Aussage genügen.

Aber um doch ein paar Worte über die Umgebung am Wild Atlantic Way zu verlieren:

Es wechselt gefühlt hinter jeder Kurve die Szenerie, eine beeindruckender als die davor, uns stockte teilweise der Atem, wenn wir wieder über eine Kuppe oder einen Hügel kamen, und sich eine neue gigantische Landschaft vor uns ausbreitete. Jeder Tag und jeder Kilometer eröffnet neue faszinierende Emotionen, die man in seinem Leben nie wieder vergisst. Irland ist landschaftlich gesehen, und da sind wir uns einig, das imposanteste und schönste, dass wir auf all unseren Reisen bisher gesehen haben.

So schlängelten wir uns Tag für Tag die Küste empor Richtung Norden, mal schneller, mal blieben wir drei Nächte auf ein und dem selben Campground, einfach weil er uns gefiel! Wir möchten jetzt auch eben diesen Campingplatz lobend erwähnen, denn auf all unseren Reisen, ist uns nichts Vergleichbares untergekommen.

Der Strandcamping in Doonbeg, geführt von Amanda und Jamie ist ein schon fast winziger Platz mit gerade einmal 10 Stellplätzen. Aber genau das macht den Charme des Ganzen aus, die Beiden sind Engel, immer da, immer freundlich, immer für einen Plausch zu haben.

WiFi und Duschen sind inklusive, soviel und solange man will. Aber das Beste sind die sanitären Einrichtungen, an Sauberkeit NICHT zu übertreffen, super gepflegt und auf dem neuesten Stand! Und das allerbeste! Im Preisvergleich zu allen anderen sogar noch günstiger! Da blieben wir gerne und genossen die entspannte Atmosphäre. Nochmal vielen Dank an die Beiden!

Was auch noch an alle Offroader gerichtet zu erwähnen wäre: Wir dachten, Afrika sei das Land der Land Cruiser und Pick Ups, aber nein! Es ist Irland. Nirgends haben wir mehr Geländewagen der Firma Toyota gesehen als hier! Hier muss wohl mal ein Schiff aus Japan kommend auf Grund gelaufen sein und jeder hat sich so viel geschnappt, wie er wegschaffen konnte! Anders ist es nicht zu erklären, außer dass Toyota einen geheimen Deal mit der irischen Regierung gemacht hat… Wer weiß…

Mit einem Blick auf die gefühlt kilometerlange Reihe stehender Busse, die nur darauf warteten ihren touristischen Inhalt auf den eh schon maßlos überfüllten Parkplatz zu ergießen, ließen wir die Cliffs of Moher, einem der berühmtesten Wahrzeichen Irlands spontan links liegen und folgten damit wieder einem Tipp eines einheimischen Campers, der uns sagte, wir sollten lieber weiter in die kleine Stadt Doolin Pier fahren, dort wäre ein Parkplatz, von dem man die Klippen genauso sehen könne. Bloß halt eben von unten, was sie noch beeindruckender machte, und nicht von oben, wie jeder andere Tourist auch.

Und uns wurde nicht zu viel versprochen!

Wir erklommen weiter die Küste, bis wir den (mittlerweile) berühmten Küstenort Galway erreichten. Zu dem Touristenmagnet wurde es erst, sein Ed Sheeran’s Galway-Girl die Charts stürmte und dem Ort zu unverhofftem Ruhm verhalf. Aber auch wir folgten dem Drang und auf Dauerschleife lief das besagte Lied, als wir in die Stadt einfuhren.

Eine wunderschöne Küstenstadt, gepflegt und sauber, ein Ort zum bummeln, oder in einem Pub ein Guiness oder in einem Cafe einen Irish Coffee zu trinken. Auch unsere Tochter erkundete die Stadt mit uns aus ihrem Tragetuch heraus, als wir durch die Straßen zogen, ein paar Kleinigkeiten kauften und uns einfach durch die kleinen Gassen treiben ließen. Wir genossen die Zeit dort, immer mit Galway-Girl im Kopf, denn wir hatten beide längst den Ohrwurm des Jahrhunderts… Leider war sie viel zu schnell vorbei, denn ungefähr eine Stunde nach dem wir eingetroffen waren, begann es zu regnen (und wir reden von echtem Regen!), der bis zum nächsten morgen anhalten sollte. Wir zogen noch durch ein paar Straßen, bis wir bis auf die Knochen durchnässt waren, dann gingen wir zurück zum Auto und wir machten uns weiter auf den Weg die Küste hinauf.

 

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Nordfrankreich Teil II & Irland Teil I

Begeistert blickte ich in den verrosteten Lauf eines Artilleriegeschützes das aus einem total zerbombten Stahlbetonbunker herausragte. Ich wollte gerade zu einem kleinen Vortrag über den Atlantikwall ansetzten, als ich das verschwitzte, absolut desinteressierte Gesicht meiner Frau sah und die Worte mir im Hals stecken bleiben. Meine Tochter war genauso interessiert wie meine Frau, denn die schlief schon seit längerem im Tragetuch auf ihrer Brust.

Naja, nach dem dritten Tag zweiter Weltkrieg und Invasion in der Normandie konnte ich die zwei auch irgendwie verstehen.

Was mich aber nicht daran hinderte, noch ein paar Bunker und Geschützstellungen auf den Tagesplan zu setzen, denn deswegen war ich hier. Es faszinierte mich total, hier die Geschichte hautnah nachzuempfinden, die Schauplätze der Befreiung Europas zu besichtigen und an jeder Ecke alte, ausgebrannte und zerstörte Anlagen des Atlantikwalls zu erkunden. Über die Strände zu laufen, die vor 70 Jahren Orte gewaltiger Schlachten waren, die den Grundstein gelegt haben, für das Europa, wie wir es heute kennen.

Der Campingplatz, auf dem wir standen, war genau am Omaha Beach gelegen (deswegen auch der Name Omaha-Beach-Camping), der Ort… ach, ihr wisst schon. Soldat James Ryan und so… Man kennt es…

Hoch auf einer Steilklippe gelegen hat man einen fantastischen Ausblick über den ganzen Küstenabschnitt und weit hinaus auf den Atlantik, ein kleiner Fußweg führt vorbei an einem zerstörten Bunker hinunter zum Strand. Von unserem Stellplatz, umrundet von viel zu viel Tupper (Wohnmobile und Wohnwagen, der Dosenform wegen 😉 ) hatten wir keine 3 Minuten hinunter an diesen denkwürdigen Strand, der… okay, ich hör auf…

Wie gesagt, wir waren wirklich schnell am Strand, was auch nötig war, denn sonst wäre man vor Langeweile gestorben. Auf dem Camping war null komma nix los. Nicht das keine Deutschen oder deutschsprachigen Camper da gewesen wären…

Aber man hat sich nur gesehen, als sie angekommen sind, ab 18 Uhr ging die Sat-Schüssel hoch und um 10 war Schlafenszeit. Die kamen nicht einmal aus ihrer Dose raus. Als man sich das nächste mal sah, entleerten sie gerade ihre Chemietoilette und fuhren los.

Wie dem auch sei, und Gott steh mir bei wenn ich es nicht genossen hätte, waren wir mit unserem Auto der Hit auf jedem einzelnen Camping-Platz auf dem wir waren. Wir konnten kaum Essen, da stand schon wieder einer da und fragte ob man da wirklich mit ins Wasser fahren könne und ob das vorne ein Auspuff sei. Aber durch die Bank weg nur positive Resonanz und Zuspruch, auch für die Fahrt mit einem Baby!

Das klingt alles etwas widersprüchlich, das die sich einschließenden Camper zu uns kamen und solche Sachen fragten, deswegen erläutere ich mal einen gewöhnlichen Standortwechsel eines Wohnmobils:

  1. besten Platz suchen, nicht zu viel, nicht zu wenig Schatten, Strom natürlich und nicht weit zum Sanitärblock, insofern das eigene Gefährt keine Dusche hat.
  2. Das Ausrichten auf Richtblöcke, dass alles gerade steht (machen wir übrigens auch)
  3. der Gang über den Platz, um die anderen Wohnmobile und -wagen zu inspizieren und gegebenenfalls abzulästern, wie klein doch der eine oder wie übertrieben der andere sei und wie toll doch das eigene Mobil.
  4. Im Gefährt verkriechen, bis das Klo fast überläuft und dann
  5. ausleeren und weiterfahren.

Ansonsten war es für uns Drei sehr erholsam und entspannend. Da wir drei Nächte standen, hatten wir genug Zeit, einen neuen Plan zu fassen und zu entscheiden, wo es uns als nächstes hinverschlagen würde. Denn die Fähren nach Großbrittanien sind unmenschlich teuer, die Bretanie war auch eine Option, aber die endgültige Entscheidung fiel bei einem kühlen Bier und einem Strandspaziergang.

Es sollte mit einem kleinen Abstecher über Le Mont Saint Michel (Unesco Weltkulturstätte!) nach Cherbourg und dann auf die Fähre nach Irland gehen, die deutlich günstiger sind. Somit hatten wir zwei Fliegen mit einer Klatsche: günstigere Fähre und direkter Zugang nach Schottland. Außerdem war in England das Wetter mies und in Irland nicht.Plan gefasst und umgehend am nächsten Morgen umgesetzt. Wir fuhren die fast 200 km an die Westküste der Normandie und blieben über Nacht auf einem Stellplatz für Wohnmobile. Ich brauche nicht zu erzählen wie spannend es dort war…

Am Morgen darauf besuchten wir das beeindruckende Kloster auf dem Berg.

Ein absolut faszinierendes architektonisches Meisterwerk, schon allein die Zufahrt über eine lange Brücke, vor einem wächst der Berg aus dem Meer (in unserem Fall aus dem Schlamm, es war Ebbe). Ich kann jedem nur raten, dort einmal hinzufahren und es sich anzusehen. Auf unserer Liste der Must-Have-Seens gaaaaanz weit oben!

Leider hatten wir nur 3 Stunden dort, denn wir mussten, bzw. wollten abends die Nachtfähre nach Irland erwischen.

So machten wir uns um 15 Uhr auf und erreichten Cherbourg und den Fährhafen noch rechtzeitig, um ein Ticket fürs Auto, zwei für uns (Baby gibt’s gratis dazu) und eine Kabine zu ergattern.

20:30 Uhr legte die Fähre pünktlich auf die Minute ab. 17 Stunden Überfahrt erwarteten uns. Und noch mehr!

Denn wir hatten, obwohl man nicht wirklich etwas sah, enormen Wellengang. Wir wurde in unseren Betten (wir hatten getrennte Betten, da es ein Vierbettzimmer war, STOCKBETTEN! Wie im Landschulheim!) hin und her geworfen, und an Schlaf war kaum zu denken. Selbst Elisabeth, die ja gewohnt ist, im Auto, auf dem Arm oder sonst wo zu schlafen, fand in dieser Nacht keinen Schlaf.

Um halb 7 quälten wir uns aus den Betten, keiner hatte ein Auge zu gemacht, und gingen auf das Deck um den Sonnenaufgang über dem Meer zu sehen. Aber Pustekuchen, es war neblig wie die Hölle und man konnte nicht das geringste sehen.

So verbrachten wir die restlichen Stunden damit, zwischen unserer Kabine, dem Deck und der Kantine hin und her zu pendeln, bis die Fähre (wieder auf die Minute!) um 12:30 Uhr irischer Zeit (Greenwich-Zeit 1 Stunde hinter unserer) anlegte.

Prompt wurden wir beim Zoll gestoppt und gebeten, die Scheibe runter zulassen… Das fing ja gut an…

Aber der gut gelaunte Zöllner wies uns nur darauf hin, dass ihm unser Nummernschild so gut gefiele. Das würde ja auf der Insel des Glücks auch gut passen! Es würde nur das „Y“ fehlen!

Die ersten Meter im Linksverkehr waren auch kein wirkliches Problem, da wir ich ja die Abmessungen unseres Autos kannte. Schwieriger waren da eher die vielen Kreisel, in die man natürlich im Uhrzeigersinn einfahren muss und sich erstmal einhämmern muss, dass der Verkehr von rechts kommt. Erschwerend kamen da dann noch die enorm engen, uralten Gassen der irischen Städte dazu, durch die sich der Verkehr zwängen muss, da passt ein Fahrzeug mit den Dimensionen Unseres eher nicht wirklich dazu! Aber irgendwann hatten wir es raus und steuerten auf unser erstes Ziel in Irland zu: Kilkenny.

Bekannt ist die Stadt geworden durch ihre Brauerei, die das gleichnamige Bier braut. Wir steuerten den ersten Lidl an,… ja wirklich, die haben auch einen Lidl und sogar einen Aldi, um unsere Vorräte aufzufüllen und danach den einzigen Campingplatz in der Stadt. Ein wunderschön gelegener Platz, super gepflegt und von einem total verrückten Iren geführt, der uns die 30 Meter zu unserem Stellplatz in seinem Land Rover vorrausgefahren ist. Wie gesagt, ein super Platz, und das erste was auffiel, war, dass die Iren durch die Bank weg alle freundlich sind! Jeder grüßt, jeder lächelt, einfach angenehme Menschen! Und die Camper sitzen auch nach 18 Uhr noch vor ihren Mobilen und es wird sich sogar unterhalten! Ein Traum!

Wir entschieden uns zwei Nächte zu bleiben, um dann am nächsten Tag entspannt die Stadt erkunden zu können und uns (also ich) ein kühles, ortsansässiges Getränk zu genehmigen. Dabei entschieden wir auch, dass Schottland noch ein wenig warten müsse, denn wir wollten den Wild Atlantic Way befahren, also die Küstenstraße die sich die gesamte Westküste Irlands entlang erstreckt. Dort erwähnt der Reiseführer, bzw. das Internet – das uns jetzt ausnahmslos zur Verfügung steht dank gefallenem Roaming – über gewaltige Steilklippen, einsame Buchten und menschenleere Sandstrände. Kann man garnicht so richtig glauben wenn die erste Sehenswürdigkeit Irlands die man bei Google eingibt besagte Küstenstraße ist. Aber man wird sehen…

 

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Nordfrankreich Teil I

Am 9.6.17 war es soweit: Nach dem ganzen Stress der letzten Wochen ging es nun endlich in Urlaub. Geplant war die Normandie und von dort wollten wir nach Großbritannien übersetzen – vor allem Schottland lag uns in der Nase. Und außerdem sollte der Urlaub auch als kleine Testfahrt gelten, um noch rechtzeitig Schwächen zu finden und Veränderungen vor der großen Reise durchführen zu können.

Eigentlich wollten wir schon mittwochs los aber erstens warteten wir noch auf eine Bestellung und zweitens glaubt man gar nicht, wie viel mehr Arbeit man beim Packen hat, wenn man mit Baby reist. Zum einen mussten wir an alles denken, was für Elisabeth mit muss: Windeln für die erste Zeit, genug Kleidung, Decken, Spucktücher, Medikamente,… Gott sei Dank stille ich und somit muss ich zumindest nicht noch die halbe Küchenausstattung mit Fläschchen, Milchpulver, Sterilisator oder Thermoskanne mit. Zum anderen „behindert“ so ein kleines Würmchen natürlich auch das Packen. Jedes mal, wenn wir etwas anfingen, funkte sie uns dazwischen mit Hunger oder müde oder was auch immer und wir mussten immer wieder unterbrechen und uns um sie kümmern. Sie ist eh ein sehr sensibles Baby, was uns später auch noch zu Problemen führen sollte. Aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Gott sei Dank waren wir ja aber bei den Schwiegereltern und somit hatten wir tolle Babysitter, die mit Elisabeth spazieren gingen oder sie rumtrugen, wenn sie mal wieder nicht einschlafen konnte und irgendwann war das Auto nach drei Tagen Packen dann auch endlich startklar und wir fuhren los in Richtung Frankreich.

Kurz hinter der Grenze hielten wir beim ersten Lidl an, um uns mit pfandfreien Getränken einzudecken. Unser erster Übrrnachtungsstopp sollte Verdun sein. Nur einer von zwei Zwischenstopps in die Normandie. Ganz netter Platz, die Sanitäranlagen eine Katastrophe aber für eine Nacht…

Weiter ging es in Richtung Reims, wo wir auf einem Stellplatz für 3 € standen. Der Platz war nett aber absolut nur ein Stellplatz ohne jegliche Ausstattung. Und da wir in Verdun wegen der schlimmen Sanitäranlagen nicht geduscht hatten, stand uns nun die zweite ungewaschene Nacht bevor. Aber auch diese Nacht haben wir überstanden und nun sollte es endlich ans Meer gehen.

Die dritte Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz am Meer in der Nähe von Le Havre. Endlich, eine heiße Dusche und ein richtiges Klo!!! Außerdem hatten wir wieder WiFi!

Eigentlich haben wir extra eine Prepaidkarte mitgenommen, die in der ganzen EU gelten sollte aber diese hat uns schon kurz nach der Grenze im Stich gelassen und somit navigierten wir seit drei Tagen richtig altmodisch nur mit Karte.

Jetzt bekamen wir auch unsere Quittung, von der ich oben geschrieben habe: Aufgrund der dauernden Standortwechsel war Elisabeth fix und fertig. Am dritten Morgen brüllte sie nur noch und war gar nicht mehr zu beruhigen. Ich nahm an, dass ihr es einfach zu schnell ging und sie gar nicht mehr hinterher kam die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Deshalb entschieden wir uns, auf dem nächsten Campingplatz mal länger als nur eine Nacht zu bleiben. Auf dem kurzen Weg zum Omaha-Beach-Camping (ja, der heißt wirklich so) schleppte mich Tim zu sämtlichen auf dem Weg liegenden Kriegsschauplätzen und erzählte mir voller Euphorie alles was er sich alles im Laufe seiner National Geographic-Jahre angeeignet hatte. Mit mäßiger Begeisterung ließ ich alles über mich ergehen und war froh, als wir endlich am Campingplatz ankamen.

Wir entschieden uns hier drei Tage zu bleiben und so konnten wir auch endlich Elisabeths Hängematte auspacken, für die ihr Opa extra eine Halterung für’s Auto gebaut hat. Einfach aber genial! Zuerst wuschen wir unsere Wäsche. Elisabeth hat nämlich momentan eine Phase, dass dreimal am Tag ihre Windel überläuft und wir mit soviel Klamotten nicht kalkuliert haben. Ansonsten verbrachten wir die Tage mit Rumgammeln und am Meer spazieren gehen (und ein paar Zweiter-Weltkriegsgeschichten musste ich mir auch noch anhören). Das Wetter war einfach traumhaft und so fingen wir uns auch gleich mal den ersten Sonnenbrand ein. Das ist das tückische am Meer: dass man die Sonne vor lauter Wind (und der war reichlich vorhanden) erst spürt, wenn es zu spät ist. Wir badeten unsere Füße im Meer und auch unsere Tochter durfte das erste Mal Meerwasser zwischen ihren Zehen spüren. Sie war etwas skeptisch, schlug sich aber wacker. So entschleunigten wir uns und wurden alle drei einiges entspannter.

 

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Das letzte viertel Jahr

Der 6. März 2017:

Vor Ehrfurcht konnte ich kaum atmen als ich gegen 20 Uhr meine kleine Tochter das erste Mal auf dem Arm hielt.
Die Zeit blieb in diesem Moment stehen, alles war vergessen. Die Reise, die Umbauten, der Stress und die harten Nächte, all der Streit, den die letzten Wochen und Monate unausweichlich heraufbeschworen hatte. Es zählte nur noch dieser eine Moment!
Unsere Tochter, geboren um 19:38 Uhr, erfreut sich bester Gesundheit, hatte zarte 2850 Gramm, war 50 cm groß und trägt den Namen Elisabeth, nach unserer beider Mütter Zweitnamen.

Aber die Euphorie vergeht schnell, wenn mal die ersten Nächte kommen – mit Geschrei erfüllt – und stundenlanges Herumtragen zur Tagesordnung gehört. In diesen Momenten fallen einem die ganzen tollen Horrorgeschichten von anderen Eltern ein, die man zwar lächelnd aufgenommen hat, aber niemals darauf vorbereitet ist, wenn es dann tatsächlich eintrifft…

Aber mit einem Lächeln, auch wenn es nur im Schlaf ist, ist alles sofort wieder vergessen!

Was uns auch jeder gesagt hat, was wir aber auch mit einer Handbewegung abgetan haben, ist die Tatsache, dass man mit einem Baby überhaupt keine Zeit mehr hat…
Auch die Erfahrung mussten wir machen und können sie leider auch nur bestätigen… Es stimmt…

Aber die Zeit vergeht, der Tag X rückt unaufhaltsam näher. Mit Tag X meine ich meinen letzten Arbeitstag, der Auszug aus unserer Wohnung und das Auflösen all unserer Verträge zum 31.5.17.

Ein schwerer Tag war für mich der Moment meiner Kündigung im Media Markt, 15 Jahre stecken einem dann doch etwas tiefer in den Knochen und bei einem Chef wie unserem schmerzt der Abschied dann doch mehr als vermutet.
Zwar habe ich erst zum 31.8.17 gekündigt, aber mit zwei Monaten Elternzeit, meinem gesamten Resturlaub und eine paar zusammengekratzten Überstunden kam ich auf einen letzten Arbeitstag am 30.5.17.

Wir werden für die restliche Dauer unseres Aufenthalts in Deutschland, unterbrochen von einem kleinen Trip für 4-6 Wochen nach Frankreich und Großbritannien, bei meinen Eltern wohnen. Zum einen, dass die Großeltern noch ein wenig was von Ihrem Enkel live miterleben und nicht nur über einen Tablet-PC, zum anderen natürlich auch aus finanzieller und organisatorischer Sicht. Denn die Miete, die man spart, ist nicht unerheblich. Ebenso ist es für uns deutlich einfacher, alles zu erledigen, weil auch mal jemand anderes da ist, der auf Elisabeth aufpassen kann.

Und so war die letzte Maiwoche schneller da, als uns lieb war. Es wurde hinten raus dann doch etwas stressig, alles unter einen Hut und in die richtigen Reihenfolge zu bekommen…

Das Packen und Wegfahren all unserer Sachen die nach Bad Dürkheim gingen mit Hilfe des Transporters meines Arbeitgebers.
Das Einpacken der Dinge die bei meiner Schwester eingelagert werden. Das Abbauen aller Schränke für die Umzugsfirma, die ebenfalls alles dort hin karren sollte und das Weiterreichen all der Dinge, die wir behalten, die aber Anderen nützlicher sind, als dass wir sie auf einem Speicher verrotten lassen wollten.

Am 25.5.17 standen wir in unserer leeren Wohnung, alle Löcher waren zugespachtelt und das Auto mit den letzten verbliebenen Habseligkeiten stand beladen auf der Straße.
Ein wenig wehmütig schlossen wir ein letztes Mal die Wohnungstür ab… Das nächste Mal würde das Schloss am 31.5.17 zur Wohnungsübergabe betätigt werden.

Eine knappe Woche später feierte ich feuchtfröhlich meinen Ausstand im Markt mit allen anwesenden Kollegen, wohl wissend dass eine richtig fette Abschiedsparty noch folgen würde! Ein Tag später übergaben wir die Wohnung der GAG, die letzten 8,5 Jahre fanden an diesem Tag einen endgültigen Abschluss.

Aber ein Highlight gab es an diesem Tag noch, unsere Kleine Tochter bekam mit ihren 12 Wochen ihren ersten ECHTEN Reisepass, ihr ganz persönlicher Schlüssel zur Welt!

Zwei Tage später waren wir und unser Auto wieder offiziell Dürkheimer!

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Das letzte halbe Jahr

Über sechs Monate sind vergangen, seit wir mit dem Innenausbau begonnen haben.

Es waren harte Monate, die uns an den Rand unserer Kraft und Ausdauer gebracht haben, die wir aber um keinen Preis der Welt missen wollen.

Der gesamte Ausbau, alle Schränke und Installationen sind soweit gebaut, teilweise sogar schon wieder umgebaut oder abgeändert worden. Wir haben noch zwei komplette Schränke im Keller, die entweder nicht gepasst oder nicht mehr gepasst haben, die wir aber zum Ausschlachten für schlechte Zeiten bunkern.

Wir haben viel Lehrgeld zahlen müssen, aber schlussendlich sind wir zufrieden, jetzt fehlen nur noch Kleinigkeiten. Aber bis wir jetzt hier entspannt sitzen konnten sind einige Highlights gewesen, die uns den Schweiß auf die Stirn und die Tränen in die Augen getrieben haben.

Eines dieser Kracher war die Wassertank-Odysee…

Wir bauten bei Philip den Schrank für den Wassertank, der war anfangs ein wenig schief, aber eigentlich akzeptabel. Bis wir ihn wirklich im Auto verbauen wollten, dann passte er nämlich schon nicht mehr so gut…

Nach viel Rumrechnen, diskutieren und Streiten haben wir uns entschlossen, den Schrank lieber neu zu bauen, als uns die Arbeit zu machen, den Alten abzuändern. Das einzige Teil was wir weiterverwenden wollten war die Tür.

Also druckte Sarah den Plan für den Schrank neu, wir fingen an zu bauen und kamen auch gut voran. Bis wir die Tür einsetzen wollten und die 3 cm zu groß war… Verdammt…

Wo war der Fehler…

Beim ersten Bau hatte meine Frau einen 3 cm Puffer in der Höhe einberechnet, diesen aber nicht im Vordruck gespeichert. Beim zweiten Bau waren diese 3 cm dann vergessen und es wurde der Schrank ohne sie gebaut.

Theoretisch halb so wild, aber jetzt passte der Wassertank nicht mehr durch die Tür, bzw. nur noch seeeeehhhhrr knapp. Als wir die Holzleisten, die die Tür umranden, eingesetzt und vernietet hatten, war der Tank nicht mehr herausnehmbar. Eigentlich auch nicht so schlimm, er saß ja gut.

Als ich dann frohen Mutes die Löcher für die Befestigung von unten in den Schrank bohrte, wunderte ich mich nur kurz über den nassen Bohrer… Bis mich die Erkenntnis wie eine Abrissbirne traf…

Ich hatte gerade den Tank angebohrt…

Nach mehreren Diskussionen, Streits, Reparaturversuchen und Planänderungen entschieden wir uns den Tank mit der Stichsäge aus den Schrank zu schneiden und einen neuen zu kaufen, diesmal kleiner, damit er auch durch die Tür passte.

Gesagt, getan, 2 Wochen später kam er, der Schrank war schon ins Auto geschraubt und er fand seinen Platz darin, alles war gut!

Nicht ganz…

Bis zum Tag, als wir eine Urlaubs-Test-Probefahrt an den Gardasee machten… Da wollten wir nämlich den Tank per selbst installiertem Füllrohr (so wie in einem Wohnmobil, alles ganz toll gemacht und schick verbaut) mit Wasser betanken und wunderten uns, dass es irgendwie anders plätscherte…

Was uns nach ca. 10 Litern Wasser auffiel war, dass der Stutzen, der den Füllschlauch hält, unterhalb der Arbeitsplatte abgebrochen war. Das konnte man aber von oben nicht sehen und so merken wir erst mit Verzögerung, dass wir gerade einfach mal 10 Wasser in den Schrank darunter gekippt hatten. Glücklicherweise sind die Schränke nicht wirklich dicht und so konnte das Wasser durch jeden einzelnen Schrank und durch das Loch im Boden (in dem eigentlich der Abwasserschlauch hängt) abfließen. Das Wasser tropfte noch die halbe Nacht aus der Ladefläche.

Der Tank mit samt dem Waschbecken und Befüllung wurde nach der Reise ausgebaut und wir gehen jetzt „back to the roots“: Einem einfachen herausnehmbaren Wasserkanister, den man am Hahn füllt und einfach in den Schrank stellt. Hierfür haben wir den kompletten „Küchenblock“ neu bauen müssen bzw. auch wollen. Soviel zum Lehrgeld (aber es hat sich gelohnt!!!).

Eine andere nette Geschichte, die uns schlaflose Nächte bereitet hatte, war der Einbau der Standheizung…

Angefangen hatte alles mit der Entscheidung, wie wir doch die Benzinversorgung der Heizung gewährleisten wollten.

Möglichkeit eins war das direkte Anbohren des Tanks und setzen eines Tanknehmers, mit dem Risiko, dass wir die Stelle nicht 100% dicht bekommen.

Die zweite Möglichkeit, die übrigens auch vom Hersteller der Standheizung empfohlen wird, ist die Zuleitung durch die Tankarmatur. Dafür muss der Tank abgesenkt, die Armatur ausgebaut und ein Loch gebohrt werden. Da durch kommt der Tankgeber, der dann bis zum Boden des Dieseltanks reicht und den Sprit liefert.

Natürlich wollte ich die Arbeit selbst erledigen, war ja auch nicht schwer…

Also schraubte ich an einem wunderschönen Dienstag Mittag die Halterungen unseres Haupttanks ab und ließ ihn ab. Natürlich muss ich kaum erwähnen, dass der Tank so gut wie leer war, sonst wäre das unmöglich gewesen… Beim Absenken hörte ich ein kurzes Ploppen, dachte mir aber nichts weiter dabei.

Die Armatur ist mit einem Ring gesichert, den man erst losschrauben muss, bevor man sie rausnehmen kann. Der saß aber fest, also wurde ein wenig Gewalt angewendet und als ich die letzte Umdrehung loshämmerte, sah ich gerade noch wie die Dichtung der Armatur in den Tank fiel…

Egal, dachte ich mir, dann knall ich den Ring einfach ein bisschen fester zu, der hält schon dicht.

Loch war schnell gebohrt, der Tanknehmer gesetzt und der Ring wieder auf dem Tank. Ein paar feste Schläge mit dem Hammer reichten scheinbar den Ring wieder an seinen Platz zu bringen.

Am Mittag des nächsten Tages holte mich meine Frau in der Mittagspause ab, denn wir wollten noch Material im Baumarkt holen. Danach tanken und wieder zurück zur Arbeit. Als wir an der Zapfsäule standen und der ersten Liter in den Tankstutzen liefen staunten wir nicht schlecht, warum es gleichzeitig zu plätschern begann. Und noch mehr staunten wir, als wir merkten, dass es nicht vom Nachbar, sondern unter unserem Auto herauskam…

Sofort ließen wir die Zapfpistole los und wie ein Blitz schoss mir das Ploppen vom Tag zuvor durch den Kopf… Als ich in den Radkasten schaute, bestätigte sich meine Vermutung. Der Tankstutzen war beim Ablassen des Tanks vom Schlauch gerutscht und hing jetzt lose runter. Ähnlich wie beim Zulauf vom Wassertank gossen wir die Flüssigkeit gerade einfach durch ein Loch in den dahinter liegenden Hohlraum bzw. in diesem Fall einfach auf den Boden. Wir ignorierten die riesige Diesellache, fuhren zur Kasse, zahlten unsere zwei Liter Diesel und machten uns ganz schnell vom Acker.

Natürlich war der Tag gelaufen. Abends schraubten wir die Radkastenverkleidung ab und versuchten den Schaden zu reparieren, was uns auch erstaunlich schnell und einfach gelang. In einer halben Stunde war die Sache repariert und wir machten uns erneut auf zur Tankstelle (diesmal eine andere), um dieses Mal vollzutanken.

Mit einem mulmigen Gefühl setzte ich die Pistole an, drückte Vorsichtig den Griff, hörte aber weder Plätschern noch ein anderes unnormales Geräusch. Der Sprit lief sauber in die beiden Tanks.

Bis bei ungefähr 120 Litern doch etwas komisches passierte. Ein Rinnsal Diesel lief unter unserem Auto hervor…

Wieder traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz. Der Ring der Tankarmatur war nicht dicht!

Doch jetzt war guter Rat teuer. Erstmal bezahlen und dann schnell weg, bevor wir die ganze Tankstelle mit Diesel fluten. Diesmal haben wir es beim Bezahlen aber gesagt, aber das scheint öfter vorzukommen, dass da was daneben geht und somit hatte die Kassiererin nur einen mitleidigen Blick und ein Achselzucken dafür übrig. Sie würde sich gleich darum kümmern…

Auf der gegenüberliegenden Seite war ein Rasenstück auf das wir uns stellten um zu Beratschlagen, wie es jetzt weiter gehen sollte. Den vollen Tank auszubauen war keine Option, die Armatur bekommen wir aber im eingebautem Zustand nicht dicht.

Wir entschieden uns für eine Notlösung. Wir donnerten zum nahegelegenen Großmarkt, der glücklicherweise bis 22 Uhr geöffnet hat und kauften vier 20 Liter-Kanister. Da wir einen Zusatztank haben, der nach dem Prinzip der Schwerkraft arbeitet, war unser Plan diesen abzukoppeln und den Sprit in die Kanister zu füllen. Somit würde kein Sprit mehr in den Haupttank nachlaufen und das Überlaufen somit enden.

Daheim angekommen machten wir uns an die Arbeit. Nach 3 Stunden waren alle vier Kanister gefüllt, das Überlaufen war gestoppt. Wir waren schweißgebadet, total kaputt und stanken nach Diesel, dass einem schlecht wurde… Auch eine Dusche konnte uns nicht von diesem grauenhaften Geruch befreien, den wir mindestens noch drei Tage an uns hatten. Seit diesem Tag tragen wir ein Trauma in uns, das jedes Mal einen Flashback auslöst, sobald wir den Geruch von Diesel wahrnehmen. Auch Tanken macht keinen Spaß mehr. Nur der Gedanke an’s Tanken und jedes Geräusch, was dabei dann irgendwie anders klingt, löst eine Panikattacke aus.

Aber die Geschichte war noch lange nicht zu Ende…

Nach einer schlaflosen Nacht machten wir uns am nächsten Morgen auf zu unserem Bosch-Händler, der uns immer mit Rat und Tat zur Seite steht, um ihm unsere Misere zu schildern.

Er übernahm die Reparatur, die drei Tage dauerte (leider übers Wochenende), da sowohl der Ring der Armatur als auch der Tank an sich verzogen war. Mit dem Mietauto, das er uns stellte zahlten wir erneut eine Menge Lehrgeld… Aber letztendlich war auch diese Sache durchgestanden…

Der restliche Einbau der Standheizung ging dann aber relativ problemlos, der einzige Schockmoment war, als wir sie eines Tages Probe laufen ließen und in einer gewaltigen Rauchwolke standen, die aus dem Schrank kam, indem sie stand. Es stellte sich aber heraus, dass nur das Auspuffrohr abgerutscht war und die Abgase in die Kabine drangen. Reparaturzeit 40 Sekunden!

Aber es gibt natürlich auch Positives zu berichten! Die restlichen Schränke sowie die Elektroinstallation mit Solarpanel und 130 Ampere-Zusatz-Batterie hat problemlos funktioniert, obwohl das meine größte Angst war, da ich von Strom überhaupt keine Ahnung hatte.

 

 

Und auch unser Plan, die Reise zu Dritt zu unternehmen, trug im wahrsten Sinne des Wortes Früchte, denn drei Wochen nach Baubeginn, an unserem fünften Hochzeitstag, überraschte mich meine Frau beim Essen in einem Restaurant mit den positiven Schwangerschaftstests.

Der darauf folgende Bau der Rückbank, mit Kindersitzbefestigung, Staukisten und Kühlbox wurde im Oktober in Angriff genommen, was auch perfekt geklappt hat.

 

Mein Dad schweißte eine Unterkonstuktion, auf die alle Einbauten dann fest verschraubt wurden, alles pistentauglich und unzerstörbar.

Leider kam der Winter doch schneller als gedacht und der Einbau gestaltete sich sehr unangenehm, aufgrund der doch teils heftigen Kälte. Länger wie eine Stunde am Stück im oder unterm Auto war einfach nicht mehr möglich, weil einem die Finger so steif wurden, dass man keinen Schraubendreher mehr halten konnte.

Dies brachte uns dann ein entspanntes Weihnachten mit einem ruhigen Jahreswechsel.

Jetzt befinden wir uns in 2017 und das nächste Weihnachten planen wir an einem Strand in Afrika bei 30 Grad zu feiern! Mit Weihnachtsdeko auf einer Palme!

Aber bis dahin sind es noch einige Dinge, die erledigt werden wollen. Zwar nur Kleinigkeiten, aber viele Kleinigkeiten!

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Tag 28+29 – Tanger–Saint Tropez (27.05. + 28.05.2014)

Die Nacht war kurz, die Fischplatte wollte viel zu früh wieder raus. Der Sinn des Hotels war somit dahin.

Wir haben uns extra ein Hotel genommen, damit wir entspannt und ausgeruht den langen Heimweg antreten konnten und dann sowas…

Wir packten unsere Sachen und fuhren zum Hafen. Auch heute wurden wir wieder belagert. Diesmal hatten wir aber schon unsere Tickets und so konnte es uns egal sein.

Wir checkten ein und wurden nach der Passkontrolle erst mal durch den Röntgen-LKW geschickt. Eigentlich nicht wir sondern dass Auto. Hier wird jedes Auto durchleuchtet, ob nicht irgendein Flüchtling sich unbemerkt Zutritt verschafft hat.

Viele Afrikaner, die aus ihrem Heimatland fliehen, versuchen in PKWs, LKWs oder Wohnmobilen unbemerkt nach Europa zu gelangen. Deshalb wird auch immer gewarnt, dass man in Hafennähe bloß niemals das Auto unverschlossen und unbeaufsichtigt stehen lassen soll.

IMG_0627Wir hatten keinen blinden Passagier an Bord und so konnten wir unsere Reise durch die Zollformalitäten fortsetzen. Sowas entspanntes wie hier haben wir noch nicht erlebt. Da war die Einreise das krasse Gegenteil. Innerhalb von 10 Minuten waren wir komplett durch und durften auf das Hafengelände, wo wir mit sage und schreibe einem anderen Auto auf die Fähre warteten. Da wir noch über 2 Stunden Zeit hatten, gingen wir einen Kaffee trinken und kauften erst einmal zollfrei ein. Eine Stange Zigaretten für 15 €… Bei dem Preis wird selbst jeder Nichtraucher zum Raucher 🙂

Wir hatten ein Gefühl wie an einem Flughafen. Die Ausreiseformalitäten, der Duty-Free-Schalter, überall verschiedene Gates. Schiffe werden be- und entladen…

IMG_0625Nachdem unser Auto mit vielen LKWs verladen war (alle mussten rückwärts in die Fähre fahren, besonders bei den LKWs war das ein spannender Anblick), legten wir mit einer halben Stunde Verspätung ab.

Ich saß mit Blick zum marokkanischen Hafen auf dem Sonnendeck und hatte das Gefühl, dass wir uns gar nicht weiter entfernten. Als ich mal nach vorne schaute, merkte ich, dass wir gleich in Spanien anlegen würden. Was ein Wahnsinn, so eine kurze Distanz, man könnte fast schwimmen (wenn die Wellen nicht wären, die waren nämlich ganz schön hoch).

Das erste was wir feststellten, als wir vom Schiff kamen: Unser Handy war wieder da. Und Radio ging auch wieder. Europa hatte uns wieder.

Auch die Einreise nach Europa war ein Klacks. Der Zollbeamte schaute kurz hinten rein, war dann aber aufgrund des Chaos, das ihn hinter der Ladeklappe erwartete so überfordert, dass er uns direkt ziehen ließ.

Das erste Ziel sollte Madrid sein. Wir fuhren auf die Autobahn und ab ging die Post. Bis zum ersten Mautschalter und zum nächsten und zum nächsten… Whatever, wenn sie dafür gescheite Straßen zur Verfügung stellen soll’s uns recht sein.

Nach 300 km überkam uns bereits eine erschreckende Müdigkeit. Das fahren mit Tempomat auf einer fast leeren Autobahn und die letzte Nacht forderten ihren Tribut. Wir hielten an um einen Kaffee zu trinken und den weiteren Plan zu besprechen. Wir beschlossen, nicht nach Madrid zu fahren sondern Richtung Barcelona. Dort wollten wir bei Bedarf eine Nacht schlafen oder durchfahren.

Nach 2 Tankstopps und knappen 1000 km war die Müdigkeit dann aber nicht mehr aufzuhalten. Wir hielten nachts um halb 2 auf einem Parkplatz an, um etwas im Auto zu dösen. Schlafen kann man das auf den zurück geklappten Sitzen nicht nennen. An die Situation, dass wir nachts von einem spanischen Polizisten kurz vor der Mautstelle angehalten wurden und ich nach meinem Führerschein gefragt wurde und ihm meinen Personalausweis hingehalten habe, erinnere ich mich nur noch sehr schwammig.

Wir fragten uns warum wir so dumm waren und nicht die Fähre nach Italien genommen haben. Dann hätten wir immer noch knapp 800 km bis nach Hause gehabt aber vorher hätten wir uns 2 Tage auf dem Schiff ausruhen können, um dann ganz entspannt das letzte Stück zu fahren.

Da uns die Typen am Fährschalter aber so belagert haben, wollten wir einfach das nächst mögliche Ticket und haben nicht weiter nachgedacht.

Die paar Stunden auf dem Rastplatz waren nicht wirklich erholsam, aber es musste ja weiter gehen. Die ersten 2 Stunden fuhr ich, bis dann Tim übernahm, da es einfach nicht mehr ging. Ich kam auch während der weiteren Fahrt kaum zu mir, erst als wir den Großraum Barcelona erreichten, wachte ich langsam auf. Da hatten wir beide die Idee, als wir das Hafen-Schild sahen: Wir könnten ja auch von hier aus die Fähre nach Italien nehmen. Normalerweise hält die von Tanger nach Genua oder Livorno nämlich in Barcelona und da hätten wir aufspringen können (natürlich nur bildlich gesprochen, unser Auto kann zwar viel aber springen kann es nicht).

Leider war am Hafen in Barcelona kein einziger Schalter besetzt, so dass wir an unserem bisherigen Plan festhalten mussten. Weiter ging die Fahrt Richtung Saint Tropez. Tim wollte hier sowieso einmal hin und es lag ja fast auf dem Weg.

Nach ein paar weiteren Tankstopps und Mautstellen erreichten wir Saint Tropez am Nachmittag. Wir gingen erst mal zur Touri-Info, um zu fragen, ob es denn in der Stadt Campingplätze gebe.

Nein, in der Stadt direkt gab es nichts aber im Umkreis wurden uns einige genannt. Wir fuhren also wieder aus der Stadt raus und da fiel uns erst einmal auf, was hier so für Autos fuhren. Von fetten Mercedes über Bentley und Porsche war alles vertreten, was der Nobelkarossenmarkt so hergibt.

Wir steuerten den ersten Campingplatz an. Ein rieeeeeeesiges Gelände… Gefiel mir nicht, viel zu groß, zu viele Tupperschüsseln und der Weg zum nächsten Sanitärgebäude viel zu weit. Außerdem für 42 € die Nacht (für ein Auto mit Zelt, kein festes Bett in einem Gebäude!!!!) etwas teuer. Wir fuhren auf den nächsten Platz, das selbe Spiel…

Tim war schon am verzweifeln und wir waren kurz davor weiter durchzufahren, was wir aber eigentlich nicht wollten. Der dritte und letzte Campingplatz wurde es dann. Nicht gaaaanz so groß, auch nur Tupper aber OK und mit 26 € relativ billig habe ich mir sagen lassen.

Tim sagte schon zu mir, ich könnte mich von meinen bisherigen Erfahrungen und Erwartungen (und Preisen sowieso) an einen Campingplatz verabschieden. Eine ebene Kiesfläche, wo sich einfach jeder seinen Platz sucht wie’s ihm passt gibt es in Europa nicht mehr. DAS hier ist europäischer Standard! Hier ist alles geregelt: Es gibt feste Zeiten für was weiß ich was nicht alles, alles ist nummeriert, für die Steckdose braucht man einen Adapter, der 50 € Pfand kostet, das Internet muss man extra bezahlen und auch sonst muss man vorher zahlen. In Marokko ist man angereist, hat gesagt man ist jetzt da und wenn man abgereist ist, egal ob 1, 2 oder 3 Tage hat man bezahlt. Dieses Vertrauen gibt es hier nicht.

Whatever, nachdem die Formalitäten erledigt waren (auch dass glich eher einer Flug- als einer Campingplatzbuchung) haben wir uns einen schönen Platz etwas abseits rausgesucht. Die letzte Station vor der Heimat…

 

Nachtrag:
Tag 28+29 aus Tim Sicht…

Nicht, dass mich die ganze Nacht die Fischplatte gequält hat (war einfach zu viel… aber es war soooo gut! Hat sich trotzdem gelohnt! ;)), nein, ich hab auch so echt schlecht geschlafen, was den gesamten Plan zerstört hat, den das Hotel eigentlich verbessern sollte…

Whatever, wie schon beschrieben glich die Fährformalität eher einer Flugreise. Für die Zukunft: Nur noch Europa-Afrika, niemals über eine Enklave!

Als wir europäischen Boden berührten, machten wir natürlich gleich mal Bekanntschaft mit der hiesigen Beschaffen der Autobahnen. An manchen Stellen dachte ich, der Motor wäre ausgegangen, so ruhig „glitten“(wenn man das bei unserem Auto so nennen kann) dahin. Keine Schlaglöcher, keine Viecher auf der Straße, keine kiffenden, nervenden, bettelnden Menschen… Tempomat an und feuer!!

Nach Madrid und der kleinen Aktion in Barcelona dachten wir uns, wir könnten uns ja auch mal was gönnen und machten uns auf den Weg nach… Achtung, jetzt kommts!!!… St. Tropez!!!!!!!!!

Bloß keinen Neid aufkommen lassen, wer hat der hat! 😉

Der Weg dort hin war weit, 1430 Kilometer mussten abgestottert werden, inklusive 3x tanken, einmal pennen auf zurückgeklappten Sitzen und diversen Pausen…

Aber gegen Mittag erreichten wir die Küste und St. Tropez lag vor uns. Die Perle der Cote d’Azur hieß uns mit 26°C und einer Menge fetter Jachten willkommen. Der Verkehr war Hardcore, in die Stadt selbst sind wir kaum gekommen, alle Straßen voll mit BMWs, Benz’ und CO.

War schon ein echter Kulturschock, wenn man bedenkt, dass in Marokko ein Auto noch als neu gilt, wenn es unter 500.000 km hat!

Was ich wirklich gigantisch fand, war, dass jeder hier in St. Tropez unserem Auto nachgeschaut hat. Keinem SL 55 AMG, keinem 433 Ferrari, nein, unserem Hilux! (Könnte natürlich auch daran liegen, dass man vor lauter Dreck die Originalfarbe nur noch erraten kann!)

Der Camping war das gleiche, Kulturschock pur. Wir haben in Marokko teilweise die ungesicherten Steckdosen selbst reparieren müssen, dass wir überhaupt Strom bekommen haben, da sich keiner der Platztypen getraut hat, da was anzufassen. Hier muss man 50 € Kaution für einen Adapter hinlegen, damit man Strom „benutzen darf“!

Alles ist geregelt, für alles gibt es Richtlinien (nach 23 Uhr darf man nichtmehr mit dem Auto rausfahren… Was ist das denn für ein Mist!), für alles gibt es Formulare, Papiere oder igendwas anderes…

Der größte Unterschied, der mir aufgefallen ist, war die Sache mit dem Wasser…

Es kam nur einmal vor, dass wir gammliges Wasser bekommen haben, aber im Normalfall kommt halbwegs sauberes Wasser (meistens kalt) aus der Leitung, die man mit einem Hahn aufdreht. Hier gibt es einen Sensor, der das Wasser fließen lässt, wenn man ihn aktiviert. Als ich Zähne putzen wollten, war ich nach 4 vier Wochen so überfordert mit dieser Technik, dass ich schon fast aufgeben wollte… Manchmal ist einfacher vielleicht doch besser…

Whatever, wir gucken uns morgen mal die Stadt an und schauen weiter…

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