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Panama 3

San Blas – Das Paradies

Der Wecker klingelte um 4:30 Uhr. All unsere Sachen waren gepackt. Nein, es ging nicht nach Hause, sondern auf den letzten und angenehmsten Teil unserer Reise.

Heute würde wir für drei Tage auf die Inseln des San Blas Archipels im karibischen Meer fahren.

Wir hatten zuvor mit dem Hotel ausgemacht, dass wir während unseres Aufenthalts auf der Insel den Hauptteil unsere Sachen dort lagern konnten und für die letzten zwei Nächte wieder zurück nach Panama City kommen würden, bevor es zurück nach Deutschland ginge.

Wir wurden also mit einem kleinen Lunchpaket ausgestattet und warteten in der Lobby auf unseren Fahrer.

Das Archipel San Blas besteht aus 365 Inseln, wovon 57 bewohnt sind, die sich entlang der Karibikküste Panamas bis nach Kolumbien erstrecken.

Und diese Inseln sind der Stereotyp dessen, an was man denkt, wenn man eine karibische Trauminsel im Kopf hat. Wenn man im Reisebüro einen Katalog aufschlägt und einem Bilder von Inseln entgegen strahlen, auf denen vor weißem Sandstrand ein türkisblaues Meer leuchtet, dann sind diese Bilder meistens hier aufgenommen. Teilweise sind die Inseln so klein, das gerade einmal drei Palmen und eine Buschhütte auf ihnen Platz finden, alles umrahmt von blauem, wolkenlosem Himmel und kalkweißen Muscheln im ebenso weißem Sand. Das Wasser ist so klar, dass man darin gefühlt kilometerweit sehen kann. Ein Paradies für Schnorchler und Sonnenanbeter gleichermaßen.

Und dort sollte es für uns hingehen: auf die Insel mit dem nicht ganz so einladenden Namen „Isla Diablo“.

Wir waren wirklich aufgeregt, zum teil aus Vorfreude, zum Teil aus Angst.

Denn selbst bei diesem Paradies gibt es einen kleinen Haken. Alle diese Inseln sind selbstverwaltet vom Volk der Kuna, einem indigenen Stamm, der sich ausschließlich auf diesen Inseln aufhält.

Man kann in diversen Reiseblogs lesen, dass es auf den Inseln weder fließendes Süßwasser noch Strom gibt. Die Hütten hätten keinen Boden und man würde im Sand schlafen. Man hätte keinen Handyempfang und das einzige Essen, das man bekommt, besteht aus Reis und Bohnen… drei mal am Tag. Duschen bestehen aus Tonnen mit Meerwasser, das man mit Eimern schöpft und sich daraus wäscht. Und die Klos…

Wir sollten sehen, was uns erwarten würde. Erstmal kam unser Fahrer mit nur 20 Minuten Verspätung (was für zentralamerikanische Verhältnisse erstaunlich pünktlich ist!) um uns abzuholen. Sein Fahrzeug war ein Toyota Fortuner Geländewagen, der schon mit vier anderen Touristen besetzt war.

Wir wurden auf dem Weg noch an einem Supermarkt rausgelassen, damit wir noch ein paar Kleinigkeiten kaufen konnten. Für den Fall, dass es wirklich nur Bohnen und Reis geben sollte.

Also deckten wir uns noch mit ein paar Keksen und Trinkwasser ein und schon waren wir auf der Autobahn aus Panama City raus und Richtung Karibikküste.

Die Fahrt sollte knapp zwei Stunden für die 80 Kilometer auf die andere Seite des Landes betragen, danach würde es mit dem Boot nochmal eine Stunde auf die Inseln gehen.

Im Auto stieg die Vorfreude und die Spannung gleicher Maßen. Das letzte Stück des Weges fuhren wir über eine hügelige Teerstraße, die mitten durch den Urwald führte. An manchen Stellen konnte man durch den Dschungel schon die Küste und das türkisfarbene Wasser erkennen.

Auf unserem Weg reihten sich immer mehr Fahrzeuge hinter uns ein. Selbst hier hält der Massentourismus Einzug. Der Traum vom einsamen Inselidyll zerplatzte in dem Moment, als wir an einem Checkpoint anhalten mussten, um unsere Pässe zu zeigen und die gefühlt 300 Autos vor uns sahen.

Am Hafen… Nein, besser gesagt an der Bootsanlegestelle wurde wir rausgelassen und angewiesen, uns auf die Bänke zu setzen, die für unsere jeweiligen Inseln vorgesehen wären. Die Schilder der einzelnen Destinationen waren mit Hand direkt auf die Pfosten geschrieben, die das Dach hielten, die Bänke grob zusammengezimmert. Den ersten Vorgeschmack gab das dortige Klo, das Händewaschen war nur mit dem erwähnten Eimer zu erledigen.

Uns schwante Übles…

Kurz darauf wurden wir aufgefordert, uns zu unserem Boot zu begeben – einem kleinen Kahn für vielleicht 15 Personen. Der wurde mit Touristen vollgestopft und legte direkt nach unserem Einsteigen ab.

Als wir die Küste verließen wechselte das Wasser sofort die Farbe von hellem oliv in strahlendes Türkis. Wir machten noch Halt an einer ersten Insel um Lebensmittel für das Abendessen einzuladen.

Als das Boot beladen wurde und wir uns die Insel betrachteten, kam uns zwangsläufig das Atoll aus dem Film Waterworld in den Sinn. Die eine Seite war weit in den Ozean hin auf Stützen überbaut und die Gebäude waren so zusammengestückelt, das es nicht verwunderlich gewesen wäre, wenn sie einfach vor unseren Augen zusammengestürzt wären. Die andere Seite bestand, leider Gottes, mehr aus Müll wie aus Insel.

Als wir wieder ablegten, beteten wir insgeheim, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten, drei Nächte hier zu bleiben…

Aber als wir unsere Insel eine halbe Stunde später erreichten, atmeten wir erleichtert auf. Unsere Hütte, die uns für die nächsten drei Nächte ein Dach über dem Kopf bieten würde, war solide gebaut und… naja, sagen wir fast neu.

Es gab fließend Wasser und die Mahlzeiten konnte man frei wählen. Zwar war die Auswahl etwas fischlastig, aber zumindest kein Reis mit Bohnen.

Das Paradies durfte kommen!

Wir verbrachten drei wunderschöne Tage auf der Isla Diablo. Meine Angst, mir könnte langweilig werden, war unbegründet, denn wir hatten den ganzen Tag zu tun. Es wurden kostenlose Ausflüge auf anderen Inseln angeboten, an denen man einfach teilnehmen konnte, wann immer man wollte. Man konnte schnorcheln, das Wasser war so klar und so voll Fische und Korallen, dass man sich zwingen musste, zurück an Land und in den Schatten zu gehen, damit man sich nicht vor Sonnenbrand am Abend die Haut vom Rücken ziehen musste. Oder man lag einfach im weißen Sand, baute Burgen mit seiner Tochter oder spazierte über die Insel. Okay, war ein Witz, denn unsere Insel war so klein, dass wir, um sie einmal zu umrunden, keine fünf Minuten brauchten. Und das mit einer Zweijährigen an der Hand, die jede Muschel und jeden Stein aufhebt.

Das einzige Manko war jedoch, dass auf jeder Insel im Archipel Drohnenflugverbot herrscht.

Auf der einen Seite verständlich, denn auch ich wollte nicht, dass alle fünf Minuten ein Tiefflieger über meinen Kopf ziehen würde und das permanente Sirren der Rotoren zu hören wäre.

Auf der anderen Seite konnte man das ganze Ausmaß der Schönheit dieser Region nur effektiv aus der Luft erkennen… Ein Dilemma.

Aber Abhilfe wurde geschaffen, denn es war nur „auf den Inseln verboten eine Drohne zu starten“, nicht aber auf einem Schiff!

Also nahmen bei jedem Ausflug die Drohne mit, und wenn alle anderen sich am Strand sonnten, blieben wir auf dem Boot und erkundeten die Umgebung aus der Luft.

So vergingen die Tage rasend schnell und der Morgen der Abreise rückte unerbittlich näher.

Aber zuvor wurden wir noch von einer kanadischen Schulklasse eingeladen, sie auf ihrem privaten Ausflug zu begleiten.

David Fehr und seine Schulklasse, bestehend aus dreißig Schülern, waren Teil eines Projektes mit dem Namen Students without Borders Acadamy.

Dieses Programm ermöglicht es den Jugendlichen, fern ab der Heimat aus dem wahren Leben zu lernen. Sie besuchen indigene Dörfer, machen Schulunterricht am Strand und gehen in Nationalparks, anstatt in öden Klassenzimmern zu büffeln.

Sarah verglich dieses System ein wenig mit einer Waldorfschule, aber mir persönlich gefällt es wirklich gut und wo lernt man besser als vom wahren Leben!

Da man auf einer so kleinen Insel überhaupt keine andere Wahl hat, als sich zwangsläufig mit seinen Teilzeitinsulaner-Kollegen anzufreunden, waren wir schnell mit allen Schülern und Lehrern bekannt. Natürlich trug auch unsere Tochter wiedermal zu einer schnelleren Kontaktaufnahme bei, denn wie immer war sie der Hit am morgendlichen Frühstückstisch.

So lud uns David also auf ihren letzten Trip ein, bei dem wir die Hauptinsel besuchen und danach den Abend auf einem winzigen Eiland beim Baden und sonnen ausklingen lassen würden. Denn auch für die Kanadier würde es am nächsten Tag zurück aufs Festland gehen. Der Tag war überragend und wir genossen die Zeit mit den Schülern enorm.

Beim Abendessen tauschten wir noch Nummern und diverse Karten aus, damit wir in Kontakt bleiben konnten und uns gegenseitig all unsere gemachten Bilder schicken konnten!

Für alle, die sich für das Projekt interessieren, die Homepage ist swba.ca oder unter facebook students without borders acadamy

Resümee über das Paradies

Dass San Blas ein karibisches Paradies ist, bleibt unbestritten. Und ich muss auch allen Bloggern den Zahn ziehen, dass man dort Robinson-Crusoe-mäßig jeden Tag um sein Überleben kämpfen muss und all abendlich hungrig ins Bett geht. Wobei das mit dem hungrig ins Bett schonmal passieren kann, da die Portionen nicht die aller größten sind.

Man findet dort Trauminseln, wenn man bereit ist, sich auf ein paar Kleinigkeiten einzulassen, die aber allgemein bekannt sind.

Zum Beispiel sucht man eine Klimaanlage hier vergebens, genauso wie eine Poolbar oder den Zimmerservice.

San Blas und seine Inseln sind rudimentär und auf das Nötigste beschränkt. Kaum anders zu erwarten, wenn selbst die kleinste Schraube per Schiff angeliefert werden muss.

Wenn man bereit ist, auf einfachen Bettgestellen und in Holzhütten zu übernachten, überwiegend Fisch zu essen und einem sein gewohnten Luxus in diesem Bezug mal für drei Tage egal ist, findet man hier ein Erlebnis, dass man niemals vergisst und sieht Dinge, das man sonst nur aus Katalogen kennt.

Wir haben unsere Zeit auf den Inseln sehr genossen, mussten aber auch feststellen, dass es ein paar Sachen gibt, die die Karibikidylle ein wenig trüben.

Wovon man sich definitiv verabschieden kann, ist der Gedanke, alleine auf einer tropischen Insel zu sein und den ganzen Tag Cocktails aus Kokosnüsse zu schlürfen. Die Inseln werden zum Teil bis zum bersten mit Touristen vollgestopft, wobei gerade die aus Panama stammenden sich benehmen wie die Axt im Walde. Rauchverbot, scheiß egal. Morgens um 8 Uhr das erste Bier, nur rein damit…

Teilweise rücken sie mit ihren eigenen batteriebetriebenen Jukeboxen an und beschallen alles im Umkreis mit lateinamerikanischem Rap, wobei eine löchrige Holzhütte da nicht wirklich lautstärkedämmend funktioniert.

Wir waren über ein Wochenende auf der Isla Diablo und auf der gegenüberliegenden Isla Perro konnte man den Strand vor lauter Menschen mit Day-Pass nicht mehr sehen.

Und zu der Geschichte mit dem Empfang… Man konnte keine zwei Atemzüge machen, ohne das nicht aus irgendeiner Ecke ein Handy anfing zu klingeln, soviel zu dem Funkloch.

Was uns auch aufgefallen ist, aber das ist eine rein subjektive Ansicht und (hoffentlich) nicht auf allen Inseln so, dass die dort wohnenden Kuna, die auch das „Hotel“ betrieben, morgens nach dem Frühstück die Kaffeetasse gegen die Bierdose tauschten und bis abends praktisch nur eine Hand frei hatten, wenn ihr versteht was ich meine…

Als wir mit den Kanadiern auf der Hauptinsel waren, bestätigte sich unser Verdacht aber zusehends, denn dort trafen wir auf einen Kuna, der uns auf fast perfektem Deutsch ansprach. Er hätte dreizehn Jahre in Deutschland gelebt und Kinder dort. Somit seinen wir praktisch seine Familie und er würde uns durch das Dorf führen. Dort fand gerade eine Feier statt, bei der die erste Periode eines Dorfmitglieds gefeiert wurde. Er erklärte uns, und ich zitiere wörtlich: „an Tagen wie diesen muss das ganze Dorf besoffen sein!“ Als ich mich umsah und mal grob überschlug, wie viele Mädchen bald in das entsprechende Alter kommen würden, wollte ich mir nicht ausmalen, wie viele Tage im Jahr ein solches Besäufnis statt finden würde.

Wir wissen nicht, ob es durch die eigenständige Selbstverwaltung der indigenen Kuna zu diesen Eigenheiten kommt, und ob es anders wäre, wenn die Regierung zumindest ein wenig die Hand über die Organisation halten würde.

Wie dem auch sei, wir gingen mit den schlimmsten Erwartungen auf das Archipel und wurden positiv überrascht. Die Panikmache war unbegründet, es wäre aber auch deutlich mehr gegangen, wenn ein paar organisatorische Feinheiten verbessert werden würden. Dann wäre es das hundertprozentige Paradies!

Abschied

Zurück in der Hauptstadt bezogen wir wieder ein Zimmer im Hotel, dieses Mal leider keine Suite, aber trotzdem sehr schick. Die letzten zwei Tage ließen wir es ganz entspannt angehen und bereiteten uns langsam aber sicher auf unsere baldige Abreise vor.

Deutschland würde uns mit eisigen Temperaturen und miesem Wetter erwarten, aber auch mit dem Blick in die Zukunft und dem letzten Teil unserer Weltreise:

Ab Frühjahr wird es für uns entlang der Seidenstraße in Richtung Osten gehen, Iran und der Pamir Highway erwarteten uns. Ein ganz neues Abenteuer! Wir sind gespannt…

Und bis dahin sagen wir DANKE Mittelamerika! Es war eine tolle Zeit!

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Panama 2

Panama-City

Unser nächstes Ziel war Panama City.

Wir hatten ein paar Tage zuvor einen Transfer in die Hauptstadt gebucht, zu dem uns das Taxi jetzt brachte. Der Transfer beinhaltete das Wassertaxi zurück zum Festland und den Nachtbus, der uns in 11 Stunden wieder an die Pazifikküste bringen würde.

Uns graute schon ein wenig vor der Fahrt durch die Nacht, aber es war die schnellste und einfachste Möglichkeit, die Strecke zu überwinden.

Wir wurden gewarnt, dass wir uns lange Kleidung und im besten Fall eine Jacke mit in den Bus nehmen sollten, denn dieser würde bis zum Gefrierpunkt heruntergekühlt werden und man könne dann nicht schlafen.

Als der Bus das Terminal erreichte, wussten wir, was damit gemeint war. Denn die Scheiben des Überlandbusses waren beschlagen – von außen, so groß war der Temperaturunterschied im Inneren.

Das Gepäck wurde verladen und wir bestiegen unseren mobilen Kühlschrank. Wir beteten, dass die Fahrt halbwegs ruhig verlaufen würde, damit wenigstens Elisabeth ein wenig Schlaf finden würde. Und unsere Gebete wurden erhört! Sie schlief fast die gesamte Fahrt durch, trotz eisigen Temperaturen und etlichen Stopps.

Wir erreichten nach rekordverdächtigen 9 Stunden Fahrt um halb 4 Uhr morgens den Busterminal in der Albrook Mall, dem größten Einkaufszentrum Lateinamerikas.

Da wir deutlich zu früh für unser Hotel waren, dass wir eigentlich erst für die nächste Nacht gebucht hatten, beschlossen wir, erst einmal zu frühstücken und Kaffee zu trinken.

Um fünf Uhr dann, pünktlich zur Öffnung der Metro nahmen wir den ersten Zug und fuhren nach Downtown.

Der gute Mann an der Rezeption staunte nicht schlecht, als wir vor ihm standen und fragten, ob er nicht vielleicht jetzt schon ein Zimmer für uns frei hätte. Wir hätten den Nachtbus genommen und wären aufgrund dessen etwas früher dran.

Er meinte bedauerlicherweise nein, aber wir könnten unser Gepäck bei ihm lassen und uns ein wenig die Zeit in der Lobby vertreiben, bis in 3-4 Stunden dann ein Zimmer verfügbar wäre.

Vielleicht lag es an unserem abgerissenen Aussehen, an den fehlenden Stunden Schlaf oder wiedermal an unserer Tochter, die ihn wie immer gut gelaunt angrinste, aber er kam nach ungefähr fünf Minuten zu uns und gab uns eine Zimmerkarte.

Er hätte ein Zimmer für uns, es wäre zwar eine Suite, aber er hoffe, das wäre okay für uns.

Als wir die Tür zu unserer Suite öffneten, verschlug es uns fast den Atem. Der Raum war größer als unsere Wohnung in Ludwigshafen, ein gigantischer Fernseher hing an der Wand und eine riesige Fensterfront gab Ausblick auf die Hochhäuser um uns herum, die gerade durch die aufgehende Sonne angeleuchtet wurden.

Dafür hatten wir aber keine Augen, wir beschlossen erst nochmal ein paar Stunden zu schlafen, damit wir zumindest ein wenig fit für den kommenden Tag wären.

Aber nach eineinhalb Stunden brachen wir den Versuch ab, denn unsere Tochter, die ja im Bus schon schlafen konnte, wollte lieber aufstehen und die Stadt erkunden.

Wir zogen die Vorhänge zurück und uns blieb erneut die Luft weg. Was im Morgengrauen gar nicht so erschien, zeigte sich jetzt in seiner vollen Pracht. Um uns ragten gewaltige Wolkenkratzer auf, alles aus Glas und Beton gebaut, ein Meer von Gebäuden. Es war unglaublich anzusehen, zumal es die erste Stadt seit den Kanadischen Großstädten in 2010 für uns war, die so viele so hohe Häuser hat.

Den nächsten Atemstillstand bekamen wir, als wir aufs Dach unserer Bleibe fuhren. Ein Infinity-Pool neben der Dachbar, mit Blick auf die gesamte Stadt. Wobei der 15. Stock im Vergleich zu den umstehenden Häusern fast lächerlich erschien, hatten wir von hier oben trotzdem einen überragenden Blick auf die gesamte Stadt. Und die hatte es mir sofort angetan.

ICH LIEBE PANAMA CITY!

Ein weiterer Grund diese Stadt zu lieben für mich war auch, dass die Metro, die die wichtigsten Teile Panama Citys verbindet, nur 35 US Cent kostet. Warum weiß kein Mensch, aber es ist so. Jeder Bus 25 Cent, jede Metro 35 Cent.

Da hat man sich bei der Stadt mal gedacht: „Wir tun doch mal was für unsere Bürger, anstatt sie zu schröpfen!“

Somit waren wir super billig unterwegs und erkundeten so die ganze Stadt.

Unsere Tochter, die nur durch ihre Anwesenheit den kompletten Betrieb eines McDonald’s lahm legt.

An einem Tag besuchten wir die Albrook Mall.

Auf 380.000 m² und zwei Etagen waren hunderte Geschäfte, Restaurants und Shops untergebracht. Fitnessstudios, Casinos und Autohändler, es gab einfach alles. Wir waren total erschlagen von der Größe und der Auswahl, wir kalkulierten, dass man mindestens drei Tage bräuchte, alle Geschäfte zu besuchen.

Wir aßen in einem der drei Food-Corners, spazierten durch die kilometerlangen Passagen und waren bestimmt in 80 Geschäften, bevor uns die Müdigkeit zurück zu unserem Hotel zog. Die fehlende Nacht forderte ihren Tribut und wir schliefen wie die Toten in dem riesigen Bett.

Am nächsten Tag besuchten wir die Altstadt Casco Viejao. Als wir die Metrostation verließen, fragten wir eine Angestellte, in welche Richtung es ginge. Die etwas stabiler gebaute Frau schaute uns verständnislos an und fragte, ob wir das alles denn laufen wollten. Wir bejahten und sie wies uns den Weg, der übrigens nur einen knappen Kilometer betrug. Irgendwie amerikanische Verhältnisse. Wahrscheinlich hätte sie uns am Liebsten ein Taxi gerufen, damit wir bloß nicht zu viel laufen.

Die Altstadt, oder besser das alte Panama City, ist auf einer Halbinsel gebaut, die von der modernen Autobahn umzogen ist. Ein irgendwie surreales Bild, wenn man die Straße sieht, die auf Stützen komplett im Pazifik steht mit der gigantischen Skyline dahinter, während man selbst von Gebäuden aus der Kolonialzeit umgeben ist. Ein Anblick, der meinen Eindruck nur noch verstärkt hat, dass das meine Stadt ist (vielleicht bloß noch getoppt durch Kapstadt, aber nur knapp).

Wir zogen durch die alten Gassen, bewunderten die Kolonialbauten, teils noch original, teils schon wunderschön restauriert. In vielen der alten Gebäuden sind jetzt Szenelokale, Bars, Restaurants, Hotels oder Fast-Food-Ketten. Aber in vielen leben auch noch die Menschen wie vor 80 Jahren. Es war überwältigend durch die Straßen zu laufen und diese Eindrücke auf sich einwirken zu lassen.

Den Abend ließen wir ganz entspannt am und im Pool auf dem Dach unseres Hotels ausklingen.

Am dritten Tag stand das eigentliche Highlight des Landes auf dem Plan!

Man behauptet, er sei das achte Weltwunder, ein Meisterwerk menschlicher Ingenieurskunst. Er verbindet zwei Ozeane und spaltet zwei Kontinente. Er revolutionierte die Seefahrtindustrie und stellte Rekorde auf.

Natürlich ist die Rede vom Panama-Kanal…

An einem der Schleusenwerke – Miraflores – wurde ein Museum eingerichtet, das die Geschichte, Technik und bauliche Finesse des Kanals präsentiert und darstellt.

Mit nicht ganz billigen 20 Dollar pro Person war man dabei, dafür bekam man aber einen unvergesslichen Einblick in die Geschichte dieses großartigen Bauwerks. Dazu kommt, dass man live mit dabei sein kann, wenn gigantische Containerschiffe oder Kreuzfahrtgiganten mit nur wenigen Zentimetern Abstand durch die Hebewerke geschleust werden.

Ein überragendes Erlebnis das uns zutiefst beeindruckt hat! Wir verbrachten den gesamten Tag auf dem Gelände, im Museum und den Terrassen, sahen zu, wie Schiffe durchgeschleust wurden und genossen für einen kurzen Moment, teil dieses Wunders zu sein, das durch Menschenhand erschaffen wurde!

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Panama 1

Die letzte Grenze in Mittelamerika

Der Grenzübergang war erstaunlicherweise nicht halb so simple wie wir es erwartet hatten. Diesmal ging es nicht wie sonst üblich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf eigene Faust an die Grenze sondern wir hatten schon von zuhause aus ein Shuttle gebucht, damit uns bereits beim Grenzübertritt nach Costa Rica unnötige Diskussionen erspart blieben. Costa Rica ist extrem darauf bedacht, dass Touristen das Land auch wieder verlassen und achten bereits bei der Einreise explizit auf ein Ausreisedokument. Das hatten wir in Form der Shuttlebuchung. Und witzigerweise haben wir es sogar wirklich beim Check-In unseres Fluges von Guatemala nach Costa Rica vorzeigen müssen.

Wir hatten also das Shuttle, das uns um 8 Uhr morgens am Hotel abgeholt und eine gute Stunde später wieder an der Grenze ausgespuckt hat. Jetzt dachten wir, die Sache läuft ähnlich wie in Guatemala, man steigt aus dem Bus, lässt den Pass stempeln, steigt wieder ein und es geht weiter. Aber weit gefehlt!

Man wird bei der Grenze aus dem Bus gelassen und neben einem landet das Gepäck. Dann gibt es eine kurze Instruktion, wie die Grenze bestmöglich zu bewältigen ist und der Fahrer samt Fahrzeug verschwindet wieder. Auf der anderen Seite der Grenze soll dann wieder jemand warten, der einen einsammelt und zum gewünschten Ort fährt… Ein bisschen zu viele Unbekannte für meinen Geschmack, aber okay… Das Unternehmen ist renommiert und fährt täglich hunderte von Touristen über die Grenze, es sollte also schon irgendwie klappen.

Wir standen also mit Sack und Pack an einem Kiosk mit Badebekleidung und kalten Drinks, der nebenbei noch die Ausreisegebühren einstreicht und einem einen zerknüllten Zettel in die Hand drückt, der elementar für die costa-ricanischen Grenzbeamten ist.

Danach ging es weiter zum Grenzgebäude vor dem schon gefühlt Hunderte von Menschen warteten, um sich den Ausreisestempel zu holen. Das Problem war, dass wir mit all unserem Gepäck und dem Buggy in der prallen Sonne standen, die an diesem Tag von einem tiefblauen wolkenlosen Himmel herab schien und uns fast gegrillt hat. Und in der Schlange tat sich nix! Es kam uns vor wie in Afrika, nur dass dort die Grenzen groß genug sind, dass man drin stehen kann…

Irgendwann wurde eine Tür geöffnet und durch die Menschenmassen drückte sich ein Grenzbeamter und sortierte die Wartenden ein wenig vor. Alte, Behinderte (also mit Rollstuhl oder Krücken oder so) und Leute mit Kleinkindern wurden vorgelassen. Da war er wieder, der Babybonus! Aber dieses Mal kam er uns wirklich gelegen, denn in der Sonne war es unerträglich.

Aber selbst nachdem wir im Gebäude waren, das auf fast Minusgrade runtergekühlt worden war, dauerte es noch eine dreiviertel Stunde, bis wir endlich mit unseren gestempelten Pässen weiter durften. Die Grenzbeamtin, übrigens allein auf weiter Flur, versendete noch ein paar WhatsApp während sie stempelte, telefonierte ein bisschen und machte, leider bevor der letzte Stempel einen unserer Pässe zierte, viel Quatsch mit unserer Tochter, die im Buggy vor ihr saß und sich über die lustige Abwechslung freute! Ungünstigerweise vergaß die Beamtin dabei leider, warum doch monatlich Geld auf ihrem Konto landete und weswegen sie ja eigentlich hier sei.

Naja, am Ende hatten wir alle Stempel und begaben uns über die Verbindungsbrücke auf die panamaische Seite der Grenze.

Dort war es nicht minder kompliziert als in Costa Rica, doch hier waren es deutlich weniger Touristen, was die Sache etwas beschleunigte. Da es keinen Röntgenscanner gab, wurde unser Gepäck per Hand kontrolliert, was aber auch eher lapidar passierte, denn die Beamtinnen hatten auch hier mehr Augen für unser Kind als für unsere Drohne. Wir durften passieren.

Den letzten Stempel holten wir 50 Meter weiter an einem Gebäude, das man ohne weiteres mit einem Fahrkartenschalter für ein Busticket hätte halten können. Aber auch hier waren wir dank unseres Kindes schnell wieder weg und erstaunlicherweise erwartete uns schon ein Busfahrer mit einem Schild das unseren Namen trug auf der anderen Seite des Zauns.

Der Shuttle hatte wieder Eisfachtemperaturen, was bei einem dauernden Wechsel zwischen heiß draußen und kalt drinnen irgendwann echt auf den Kreislauf geht, fuhr aber keine halbe Stunde später ab, nachdem wir noch auf eine amerikanische Familie gewartet hatten, die das gleiche Endziel hatte wie wir.

Auf den ersten Blick machte Panama auf mich einen wirklich angenehmen Eindruck. Es war ähnlich wie Costa Rica, nur noch grüner! Überall wo man hin sah, war Regenwald, Dschungel und Dickicht. Ein Meer aus Grüntönen. Nur unterbrochen von Bananenplantagen, die sich teilweise bis zum Horizont erstreckten. Wir fuhren an kleinen Dörfern vorbei, nicht mehr als ein paar Hütten, alle direkt aus dem Wald geschlagen, die Straße wurde fast von den wuchernden Bäumen verschluckt.

Nach einer knappen Stunde lieferte uns der Shuttle an einem kleinen Hafen ab. Von hier aus sollte es per Wassertaxi auf die vorgelagerten Inseln des Archipels Bocas del Toro gehen.

Der Hafen war nicht mehr als eine Ansammlung zusammengeschusterter Hütten, die auf Stelzen bis weit ins Wasser ragten und man hatte das Gefühl, in einer Piraten- oder Schmugglersiedlung aus einem postapokalyptischen Film zu sein.

Das Boot, das uns zu den Inseln bringen sollte, war für ca. 20 Personen plus Gepäck ausgelegt und nagelneu! Also wenn wir 1957 hätten!

Bocas del Toro

Als wir den kleinen Privathafen verließen, sahen wir dahinter riesige Beton und Stahlkonstruktionen aus dem Urwald ragen. Gigantische Verladekräne und dutzende Meter hoch gestapelte Container waren mit einem blauen Logo versehen, das eine in gelb gehaltene Dame mit riesigem Hut und einer weißen Schrift darunter zeigte.

Uns wurde klar, welchem Konzern die riesigen Bananenplantagen gehörten, die wir von der Straße aus sehen konnten und dass die Bananen unter anderem genau von hier in alle Welt verschifft werden.

Während wir darüber noch sinnierten, wie lange wohl eine solche Banane von hier bis zu unseren heimischen Supermärkten brauchen würde, erreichten wir schon die Hauptinsel von Bocas del Toro und gingen in der Hauptstadt Colòn an Land.

Unser Hotel war am Bluff Beach und es war noch eine kleine Fahrt mit einem Colectivo nötig, bis wir endlich unsere Badesachen auspacken konnten.

Nach einer halben Stunde über höchst unwegsames Gelände und teilweise über den Strand erreichten wir das Hotel SeaHaven. Unsere Bleibe – direkt am Strand von Bluff gelegen – bestand aus fünf nagelneuen (diesmal wirklich neu!) Bungalows und einem zweistöckigen offenen Hauptgebäude, alles komplett aus Holz erbaut. Der Hammer! Ich verliebte mich gleich in den Ort und vor allem in seinen Besitzer!

Nigel, ein ausgewanderter um die 70 jähriger Australier, hatte schon überall auf der Welt Hostels und Guesthäuser und war der coolste Typ den man sich vorstellen kann! Wir durften alles benutzen, von der Küche bis zu seiner privaten Waschmaschine!

Und beim allabendlichen Grillen teilten wir auch noch das Abendessen. Es war unbeschreiblich schön dort, es gab nur einen winzigen Schönheitsfehler in diesem Karibikparadies… Die Wellen rauschten mit fast fünf Metern Höhe auf den Strand und rissen alles und jeden mit, der unvorsichtig genug war, einen Schritt zu weit in die Brandung zu gehen.

Es sterben monatlich Menschen hier, die ertrinken oder gar nicht erst wieder auftauchen, erzählte Nigel mal zwischen zwei Flaschen Bier. Also nix mit Schwimmen.

Die Tage vergingen wie im Flug, obwohl wir eigentlich nichts machten, außer rumhängen, gammeln und am Strand liegen.

Bruchpilot

Aber apropos im Flug, ein außergewöhnliches Ereignis gab es doch, dass etwas unsere Inselidylle störte:

Ich machte mit der Drohne ein paar Aufnahmen und wollte gerade tief über die Wellen gehen, als ich einen gewaltiger Brecher durch die Kamera erkennen konnte. Um dem auszuweichen machte ich einen steilen Aufwärtshaken und… sagen wir… parkte etwas unsanft rückwärts in einer Palme ein.

Das Problem war, ich war ungefähr 200 Meter von der Unglücksstelle entfernt, die mitten im Dschungel lag, der den Strand von der Zufahrtsstraße trennte. Ich schlug mich also durch den ca. 50 Meter breiten Streifen, der mit Palmen, Farnen und irgendwelchen anderen riesigen Bäumen bewachsen war. Der Boden war so zugewuchert, dass man den darunterliegenden Sand nicht mal sehen konnte. Ich also barfuß und in Badehose da rein, ungeachtet dass es Spinnen, Ameisen und was weiß ich noch alles beißendes und stechendes Getiers gibt um meine havarierte Drohne zu retten. Mein einziger Anhaltspunkt war das Bild der Kamera, die immer noch sendete, aber außer grünen Blättern und einer angedeuteten Palme nicht wirklich was brauchbares übertrug und dem GPS-Tracker, der auf drei Meter genau anzeigt, wo sich das Fluggerät befindet. Und drei Meter können im Urwald echt viel sein. Dazu kam, dass ich noch nicht mal wusste, auf was für einer Höhe die Drohne im Baum hing, denn beim Versuch neu zu starten, wurde nur ein Fehler angezeigt.

Ich rüttelte also an so gut wie jedem Baum im Umkreis von 100 Metern, damit ich auf dem Kamerabild sehen konnte, ob ich meinem Ziel näher kam. Es war ein wenig wie beim Blinde-Kuh-Spielen. Nur mit verschärften Regeln, denn wenn der Akku der Drohne leer ging, bevor ich sie gefunden hatte, sanken die Chancen auf Null, sie jemals wiederzubekommen.

Aber nach einer schweißtreibenden halben Stunde Bäumewackeln sah ich Bewegung auf dem Display und zog fünf Minuten später das verunglückte Fluggerät aus dem Dickicht. Ich kann nicht beschreiben, was für ein Stein mir vom Herzen gefallen ist, vor allem, weil es alles ohne irgendwelche Schäden überstanden hat.

Am Tag vor unserer Abreise sagte uns Nigel, dass er nach Panama City fahren müsse, um seine Freundin vom Flughafen abzuholen. Wir sollten uns aber keine Sorgen machen, wir wüssten ja wo alles sei und wir sollten uns einfach bedienen. Das Frühstück würde der Angestellte machen, den Rest würden wir schon alleine hinkriegen.

Somit waren wir ganze zwei Tage Besitzer eines Hotels, in dem wir machen konnten was wir wollten.

Leider war somit aber auch Nigel nicht da, als wir die Koffer ins Taxi luden und abfuhren. Aber wir würden in Kontakt bleiben! Danke für den schönen Aufenthalt, Nigel!

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