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Tschechien

Ort der Knochen

Tschechien, das letzte Land auf unserer Weltreise.

Unser erstes Ziel in Tschechien war ein großer Wunsch von mir. Ich hatte weit vor Beginn unserer Reise eine Dokumentation über diesen Ort gesehen und war sofort begeistert. Ich setzte ihn auf meine Liste, der Dinge, die ich einmal machen wollte, wenn ich auf Reisen bin. Witzigerweise war es der erste Name auf meiner langen Liste und das letzte Ziel, das wir auf dieser Reise anfahren würden. Ironie…

Der Ort von dem ich rede, ist die Kirche von Kutnà Hora. Neben der Kathedrale des Ortes die meistgesehene Sehenswürdigkeit.

Das besondere an dieser Kirche, die unscheinbar, umgeben von einem Friedhof, an einer Seitenstraße liegt, ist, dass der gesamte Innenraum aus menschlichen Knochen besteht. Vom Kronleuchter bis hin zum überdimensionalen Wappen ist alles aus den Gebeinen von ca. 60000 Personen erbaut worden.

Eine lange Treppe führt in das Untergeschoss des Gotteshauses und schon von den Stufen kann man die außergewöhnliche Inneneinrichtung erkennen. Es wundert mich eigentlich, dass nicht alle fünf Minuten irgendein Tourist die Treppe hinunter stürzt, weil er vor lauter gucken nicht darauf achtet, wohin er tritt.

Unten angekommen erschlägt einen fast der gewaltige knöcherne Altar mit einem gigantischen Kronleuchter darüber, der überwiegend aus Schädeln besteht. In den Ecken sind Kronleuchter aus Hüft-, Oberschenkel-, und Oberarmknochen und eine lange Kette aus Schädeln führt in der Mitte zusammen und in den Kronleuchter. AN einer Wand hängt das Stadtwappen, das auch, wie alles andere komplett aus Knochen gearbeitet ist. Hinter dicken Stahlgittern türmen sich die Gebeine und wohin man ach immer schaut sieht man nichts als Knochen.

Faszinierend und erschreckend zugleich…

Wieder im Sonnenlicht benötigt man einen Moment, bis man das Gesehene verarbeitet hat und sich an die hellen Strahlen gewöhnt hat.

Da wir uns erspart hatten, unsere Tochter mit in die Katakomben zu nehmen wechselten wir uns ab. Einer blieb mit ihr oben, der andere ging in den Keller.

War eine gute Idee, denn ich will nicht wissen, wie viele Knochen ich aus irgendeiner Ritze unseres Autos gezogen hätte, von denen wir gar nicht mitbekommen hatten, dass sie in ihren Taschen verschwunden waren.

Nachdem Sarah und ich die Katakomben begutachtete hatten, machten wir uns auf den Weg in Tschechiens Hauptstadt Prag.

Ein kleiner Campingplatz im Hinterhof eines Wohnhauses sollte unser letzter Übernachtungsort auf dieser Reise werden. Ein wenig wehmütig parkten wir und bauten ein letztes Mal das Auto auf.

Wir ließen den Abend entspannt bei einer heißen Dusche ausklingen. Einsetzender Regen trieb uns dann aber ins Auto und wir kuschelten uns bei laufender Standheizung aneinander.

Prag

Am nächsten morgen nahmen wir die Bahn in die Innenstadt. Leider wechselte sich immer wieder Sonne mit Regen ab, so dass wir den Buggy auf seine alten Tage nochmal mit allem beladen mussten, was wir an Kleidung übrig hatten.

Die Stadt, das brauche ich niemandem zu erzählen, ist wunderschön und ein wahres Highlight auf einer Reise durch Europa. Das sahen übrigens auch alle asiatischen und amerikanischen Touristen so, die sich zu Hauf auf der Karlsbrücke selbst fotografierten oder in Pulks mit einem einheimischen Führer durch die engen Gassen zogen und dessen Worten und Erklärungen lauschten.

Auch wir zogen durch die Stadt, über die Einkaufsmeile, wo unsere Tochter ein paar neue Schuhe abstaubte, und durch die Straßen, die vor Geschichte nur so strotzten. Alte gewaltige Türme ragten überall über die roten Dächer der Häuser empor und die Stadtmauern der Altstadt waren stumme Zeugen der Jahrhunderte alten Historie dieser Metropole.

Zurück auf dem Camping packten wir unsere Sachen für den letzten Abschnitt unserer Reise und die baldige Ankunft in Deutschland. Alles unnötige wurde entsorgt oder verschenkt. Gebrauchte Kleidung wanderte in die Radkästen und die Wasserreserven wurden entleert. All das benötigten wir jetzt nicht mehr.

Und plötzlich war alles rum

Am Morgen, nachdem wir ein aller letztes Mal das Auto für die Fahrt bereit gemacht hatten, verließen wir Prag und nahmen Kurs auf Leipzig, wo Sarah die nächsten Tage verbringen würde, während ich schon einmal Vorbereitungen für die Wohnung und den Umzug traf.

Die ganze Fahrt bis an die Grenze schwiegen wir fast ausschließlich, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Das Wetter wurde trüber, Regen setzte ein. Irgendwie passend.

Wir erreichten die letzte Grenze unser knapp zweieinhalbjährigen Weltreise am Mittag des 26.09.2019.

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