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Türkei 5

Batman

Unser Ziel war Batman… Ja, richtig gehört Batman! Nur des Namens wegen wollten wir dort hin um ein Bild mit dem Ortseingangsschild zu machen.

Aber zuerst führte uns unser Weg nach Mardin, einer Stadt auf einem Rücken einer langgezogenen Hügelkette, die wie eine mittelalterliche Festung aussah.

Es reichte leider nur für eine Durchfahrt, denn bei über 40 Grad war es uns zu heiß um durch die engen Gasse zu spazieren.

Immer entlang der irakischen und nur einen Steinwurf von der syrischen Grenze entfernt fuhren wir weiter und passierten die Stadt, bzw. das Dorf Hasankeyf. Voraussichtlich würde es das einzige Mal sein, dass wir dieses Dorf zu Gesicht bekommen würden, denn es wurde ein Staudamm gebaut, dessen Stausee diese winzige Stadt bald unter Wasser setzen würde. Ein neues, höhergelegenes Hasankeyf war bereits fertiggestellt und es wurde begonnen, die Leute dort hin umzusiedeln. Irgendwie surreal…

Wir schliefen am Ufer des Tigris.

Am nächsten Morgen gegen 10 Uhr und bei 42 Grad verließen wir den Fluss und fuhren über Batman (natürlich mit unserem Foto in der Tasche) weiter zu unserem nächsten großen Zeil, dem Nemruth Krater See.

Dort angekommen staunten wir nicht schlecht. Es stand bereits ein weitere Overlander am Ufer des auf 2500 Meter hoch gelegenen Sees im Krater des erloschenen Vulkans.

Wir bauten auf und kamen sofort ins Gespräch.

Mario und Katrin, mit ihrem Hund Packo aus Kiel waren seit November unterwegs in ihrem selbstgebauten Iveco Camper. Über die baltischen Staaten bis in die Mongolei und jetzt um das schwarze Meer auf dem Nachhauseweg. Natürlich gab es viel zu erzählen und wir beschlossen gemeinsam noch eine weitere Nacht zu verbringen und den Tag über Geschichten auszutauschen.

Ein harter Verlust

Irgendwann mittags ließ ich die Drohne aufsteigen, um noch ein paar Luftaufnahmen von unserem Camp zu machen. Aber ich merkte schnell, dass irgendetwas nicht stimmte.

Die Drohne bekam keine richtige Höhe und ging plötzlich in einen Notsinkflug. Leider war sie bereits über den See. Ich versuchte sie noch bis zum Ufer zu manövrieren, aber sie schaffte es nicht. Ungefähr 10 Meter vom Strand entfernt stürzte sie in den Kratersee.

Natürlich waren sofort alle auf den Beinen und im Wasser.

Mit Marios Taucherbrille konnten wir sie am Grund des Sees ausmachen, ungefähr in sechs Meter Tiefe.

Wir versuchten alles, um an sie ran zu kommen, aber keiner schaffte die Tiefe. Nach einer Stunde gaben wir auf und schwammen zum Ufer, um einen neuen Plan zu entwerfen.

Wir bauten aus langen Ästen, vielen Kabelbindern und einem Kescher ein notdürftiges Netz, mit dem wir versuchten, die Drohne zu fischen… Aber auch das blieb ohne Erfolg.

Die Sonne sank immer tiefer und es wurde kühl im Wasser. Als sie die Gipfel des Kraterrandes erreichte, entschieden wir, es für diesen Abend zu belassen und am nächsten Morgen weiter zumachen.

Über Nacht kam mir die Idee, eine Art Reuse zu bauen, die man über das havarierte Fluggerät stülpen könnte und sie so versuchen an Land zu ziehen.

Wir setzten nach dem Frühstück meine Idee um, alles was unsere Autos hergaben verwendeten wir.

Aber auch dieser Versuch blieb ohne Erfolg.

Marios Rücken bekam schon einen mächtig roten Taint und auch mir knallte die Sonne übel auf die Platte.

Nach zwei weiteren Stunden und etlichen Fehlversuchen gaben wir endgültig auf. Die Drohne würde hier bleiben… Vielleicht fand sich ja ein anderer Overlander, der zufällig eine Taucherausrüstung dabei hätte und sie bergen könnte. Wir machten eine Aufruf bei Instagram, als letzten verzweifelten Versuch…

Da der Vormittag schon fortgeschritten war, entschieden wir, noch eine Nacht im Krater zu bleiben. Was im Nachhinein unsere Rettung war, das wussten wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Erstmal mussten wir das Auto packen, denn wir wollten auf den Kraterrand. Nur da gab es Handyempfang und wir hofften auf wichtige Mails aus der Heimat. Wir hatten eine Wohnung in Aussicht und erwarteten sehnsüchtig die Bilder per Email.

Und noch ein Problem

Auf dem Weg zum Kraterrand leuchtete auf einmal die Batterieleuchte im Armaturenbrett rot auf… Nicht gut… Lichtmaschine…

Zurück im Camp, ich hatte vergessen zu erwähnen, dass Mario einstmals ausgebildeter Karosseriebauer ist, gab es eine kleine Notbesprechung, was jetzt zu tun sei.

Die Lichtmaschine musste raus und repariert werden, Mario würde mit mir in die nächste Stadt fahren und einen Mechaniker suchen. Kleines Problem: Samstag, 17 Uhr…

Die Lichtmaschine war relativ schnell ausgebaut, wenn man den Umstand berücksichtigt, dass wir im Sand am Ufer eines Sees standen und mit unserem Bordwerkzeug hantierten.

Aber keine halbe Stunde später saßen wir im Iveco und tuckerten Richtung Tatvan, der nächsten Stadt. Wir erreichte das Werkstattviertel kurz vor 18 Uhr, die erste Werkstatt nahm sich unseres Problems an.

Nach ein wenig Smalltalk via Google Translator kamen wir zum Geschäft. 600 TL – knapp 100 Euro…

War mir zu teuer, ich wollte die Lichtmaschine unrepariert zurück, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was ich dann machen sollte. Eigentlich hatten wir keine Wahl, aber versuchen musste ich es trotzdem.

Und nach zwei Stunden und etlichen zähen Verhandlungen bekamen wir unsere reparierte Lichtmaschine zurück. Für keine 70 Euro…

Wir stoppten noch schnell am Supermarkt, damit ich Mario für seine Hilfe wenigstens zu einem Bier einladen konnte und fuhren dann, mittlerweile im Dunkeln, zurück zu unserem Camp.

Die Damen hatten bereits gekocht und gegessen, unsere Kleine lag schon im Bett. Mario ließ es sich nicht nehmen, noch vor dem Essen die Lichtmaschine wieder einzubauen. Bei dem Licht aller Taschenlampen, die wir auftreiben konnten bauten wir, bzw. eigentlich eher Mario im Alleingang die Lichtmaschine wieder ein, wir testeten alles und, Gott sei Dank, alles lief wieder! Die Batterien luden, alles funktionierte.

Bei einem Bier am Lagerfeuer, ließen wir diesen turbulenten Tag ausklingen.

Auch an dieser Stelle nochmals vielen Dank an euch Beide, Mario und Katrin, für eure Hilfe und Unterstützung! Wir werden uns revanchieren, spätestens auf der Kieler Woche geht jeder Drink auf uns!

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück tauschten wir noch schnell ein paar Routen, Stellplätze und Tipps aus und verabschiedeten uns dann, denn unsere Wege führten leider in verschiedene Richtungen. Die beide wollten nach Batman und wir würden uns am Van See ein Plätzchen suchen.

Wir bleiben am östlichen Ufer des Van Sees, einem riesigen Soda See im äußersten Osten Anatoliens für eine Nacht. Natürlich mussten wir auch mal testen, was einen Soda See so ausmacht. Das Wasser hinterließ das Gefühl, als hätte man in Seife gebadet, nach Erzählungen sollte man exzellent seine Wäsche im See waschen können. Wir testeten es nicht, aber etliche einheimische Hausfrauen sparten sich wohl das Waschmittel und fuhren statt dessen lieber an den See. Großer Vorteil, die Kinder konnten auch gleich baden und wurden dazu noch extra sauber!

Auf dem Weg nach Georgien

Bevor wir in Richtung Georgien aufbrachen, mussten wir noch einen Copy Shop aufsuchen: Der Mietvertrag war mittlerweile angekommen, musste ausgedruckt, unterschrieben, eingescannt und wieder zurück gemailt werden. All dies erledigten wir in Doğubeyazıt, wo wir mal wieder auf Deutsch angesprochen wurden, was wir hier so fernab der Heimat machen würden. Der junge Mann lebte in Deutschland und war auf Familienbesuch. Er erzählte uns, dass er gerne Gas gäbe und den Weg in 2 Tagen geschafft hätte… Wie er das geschafft haben soll, bleibt wohl sein Geheimnis.

Unsere vorletzte Nacht verbrachten wir unterhalb des Ishak Pasha Palastes mit atemberaubenden Blick auf den Ararat, dem höchsten Berg der Türkei.

Lustigerweise hatte der Campingplatz einen kleinen Freizeitpark mit auf dem Gelände. Der Park wies zwar eine leichte Ähnlichkeit mit Prypjat bei Tschernobyl auf, aber alles funktionierte noch und so kam meine Tochter zu ihrer ersten Boxautofahrt… Mit ganzen drei Funktionierenden Boxautos auf der Fläche.

Der Rest moderte am Rand vor sich hin, wie auf einem Schrottplatz. Außerdem gab es eine Schiffschaukel, eine Kindereisenbahn (die mit einer Autobatterie betreiben wurde) und ein fünf Meter hohes Riesenrad für Kinder. Alles ungefähr 60 Jahre alt und noch niemals gewartet, aber trotzdem irgendwie kultig… Und für umgerechnet 50 Cent bringt man sich doch gerne in Lebensgefahr, denn der TÜVler, der den Park abgenommen hatte, war wahrscheinlich schon vor 20 Jahren gestorben. Aber wir hatten riesen Spaß!

Außerdem bekam ich dort die günstigste Shisha unserer gesamten Reise: 3 Euro!

Nach einem weiteren Stopover an einem Fluss im anatolischen Nordwesten, bei dem wir ein paar wirklich nette Angler kennenlernten, die uns aus Nachbarschaftsliebe einen ganzen Berg bestes Brennholz schenkten, machten wir uns auf zur Georgischen Grenze.

Durch ein Gebiet, dass uns stark an Irland erinnerte und so gar nicht zum Bild der Türkei passen wollte. Wir erreichten am Mittag die Grenze zum Nachbarland Georgien.

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