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Marokko Resümee

Marokko hat uns auf viele Arten berührt und fasziniert. Das Land bietet landschaftlich so viele Facetten, wie kaum ein anderes Land, das wir bisher besuchten. Von tropischen Küsten über zwei Meere, Steppen, Wüsten, quirligen Metropolen bis absolute Einsamkeit ist alles vertreten, was man sich vorstellen kann. Wir erlebten zweimal einen Sandsturm in der Sahara, genossen Sonnenuntergänge vor malerischen Küstenstädten und erlebten die Natur eines Landes auf eine Art, wie man sie nur erleben kann, wenn man reist wie wir… Frei, ohne Veranstalter, ohne Termine und (vielleicht manchmal auch) ohne Plan.

Diese Art der Reise bringt dich näher ans Geschehen, näher an die Leute und näher an den Puls eines Landes, als es jede andere Art der Fortbewegung möglich macht. Manchmal möchte man gar nicht so nahe dran sein, manchmal möchte man noch mehr eintauchen, was einem aber oft durch kulturelle oder religiöse Grenzen verwehrt bleibt…

Nichts desto trotz haben wir Marokko erlebt, uns mit Menschen und Kultur befasst und ausgelebt, was es für uns heißt, frei zu sein.

Was Marokko einzigartig macht, ist seine Lage in Afrika, sein Mischmasch aus westlichen und orientalischen Einflüssen, sein Zwiespalt zwischen Moderne und Tradition.

Dazu kommt die Anbindung an die Sahara, die unmittelbare Nähe des Sahel und die daraus immer noch funktionierende Versorgung durch Kamel-Karawanen durch die Wüste. All das macht Marokko faszinierend und sehenswert.

Aber es gibt natürlich auch eine Kehrseite der Medaille… Die immer noch gegenwärtige Korruption, gerade in den Gebieten von Westsahara und dem Süden machen viele Dinge für die Einheimischen schwierig. Für uns weniger das Problem, denn Geld hatten wir genug.

Das lässt sich aber umwälzen auf das ganze Land. Jedem geht es nur ums Geld, es gibt keine Freundlichkeit ohne Gegenleistung, kein Gefallen bleibt ohne Forderung. So etwas wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft oder Nähe zu den Menschen gibt es nur gegen bare Münze.

Die einzige Stadt, in der wir diese Attribute erfahren haben, ohne dafür zu blechen, war Chefchaouen, wo es auch Hilfe ohne Gegenleistung gab. Alle waren freundlich und zuvorkommend, haben dich nicht bedrängt oder wollten dir was aufzwingen.

Aber das sind nur unsere Erfahrungen, man hört ja von vielen, dass es auch anders geht, aber leider können wir davon nicht berichten. Vielleicht das nächste Mal!

Was auch noch erschwerend dazu kommt, ist die Mentalität vieler Menschen. Es ist Tatsache, dass es für Marokkaner in Bezug auf Ausländer niemals ein Problem gibt, alles ist machbar. Wie oft haben wir gehört „alles kein Problem, patt Problem!!“ und am Schluss waren wir die Dummen, die sich aus noch viel größeren Problemen alleine befreien mussten. So passt der Satz, der uns hier eingefallen ist, eigentlich am besten:

  • Hier ist alles kein Problem, bis es zu Deinem wird!

Aber abgesehen davon gab es viele schöne, erfreuliche und faszinierende Erfahrungen, die wir auf keinen Fall missen wollten. Wir haben gelernt, dass man in einen Mercedes, der bei uns als Schrott gilt, immer noch mindestens 500.000 Kilometer fahren kann und die Personenbeförderung darin nicht bei 5, sondern mindestens 7 Personen liegt! Des weiteren ist uns bewusst geworden, dass wirklich mehr Dinge möglich sind, als man denkt, wenn man sieht, dass hier Autos auf dem Bordstein bis zur letzten Schraube auseinandergenommen werden und ganze Hinterachsen auf einem Kreisel zerlegt werden. Die Gedanken, die man sich im Voraus macht, ob alles gut geht, werden komplett zerschlagen, wenn man sieht, wie viele Werkstätten es hier gibt und wie geschickt viele Menschen im Umgang mit dem wenigen Werkzeug sind, das sie besitzen.

Was uns aufgefallen ist bzw. wir selbst die Erfahrung machen mussten, ist die Tatsache, dass Marokkos Polizei anscheinend einen riesigen Container voll mit Laser-Pistolen aus Europa geschickt bekommen hat, die sie natürlich gewinnbringend im alltäglichen Straßenverkehr einsetzt. An jeder Ecke, an jeder Kreuzung und jedem der 1,8 Milliarden Kreisel im Land wird geblitzt was das Zeug hält! Deshalb sei jedem gesagt, immer an die Geschwindigkeit halten!

An die ganzen „gewachsenen“ Anhalter gewöhnt man sich genauso schnell, wie an bettelnde Kinder, Alte oder Behinderte (körperlich), die zur allgemeinen Situation gehören, wie die Moscheen mit ihren Gebetsrufern fünf mal am Tag.

Gerade im Norden ist uns die Aussage, die uns jemand gegeben hat, Marokko sei ein kaltes Land mit viel Sonne, extrem bewusst geworden, hingegen haben wir uns im Süden fast tot geschwitzt.

Die Aussage, die wir im Bericht über die Erg Chegaga getroffen haben, dass es in der Wüste auch nachts immer noch warm ist, möchte ich hiermit teilweise zurücknehmen. Unsere Erfahrungen kann man wohl nicht immer auf die Wüste umwälzen, wir scheinen eine echt heftige Hitzewelle erwischt zu haben. Wenn man gewöhnliche Tage in den Sahara-Regionen sieht, kann es Nachts wohl wirklich empfindlich kalt werden, obwohl am Tag die Sonne heiß gebrannt hat. Das probieren wir dann das nächste Mal aus! 😉

Die Schönheit und Vielfältigkeit des Landes hat uns mächtig beeindruckt, fasziniert und überwältigt. Aber leider wurde dies durch seine Bewohner etwas geschmälert. In vielen Fällen viel zu penetrant, aggresiv und nervig. Wir wurden über Souks gescheucht, man durfte nirgends hingucken, gleich war einer da und wollte was verkaufen, immer wurde an uns gezerrt oder auf uns eingeredet, wir sollten mitkommen uns etwas ansehen, jeder wollte Geld, Bonbons, Kulis oder sonst irgendwas. Man war immer gestresst und erwartete jeden Moment, dass der Nächste auftauchte, der etwas von einem wollte… Man gewöhnt sich daran, aber stressig und nervig ist es trotzdem immer. Das nächste Mal wird uns Marokko nur noch als Transitland dienen, bis auf ein paar vereinzelte Pisten, die wir uns dafür aufgehoben haben (bzw. nicht mehr geschafft, da auch vier Wochen mal zu Ende gehen!).

Zu guter Letzt bleibt eigentlich nur zu sagen, dass wir besonders auf unseren fahrbaren Untersatz stolz sind, unseren treuen Begleiter, der uns im letzten Monat Behausung, Transportmittel und Reisebegleiter in Einem war.

Alles hat gepasst, alles hat funktioniert und er hat die vielen Pisten, Schlaglöcher und Steine bewältigt, ohne irgendwelchen Ausfälle zu erleiden. Wir sind mit unserem Material und unserem Equipment mehr als zufrieden und alle Dinge, die wir im Voraus für die Reise angeschafft haben oder die Veränderungen, die wir am Auto vorgenommen hatten, hatten ihren Dienst bestens erfüllt und waren ihr Geld wert!

Als abschließenden Satz fällt uns ein anderes Zitat ein, dass wir auf dieser Reise kennengelernt haben und das sich für uns in den letzten Wochen bewahrheitet hat. Wir waren in Afrika, wir hatten die Erfahrungen aus Südafrika im Gepäck und freuten uns auf eine ähnliche Reise, aber Marokko war etwas ganz anderes, als das was wir erwartet hatten. Wir suchten Afrika, aber…

Marokko ist nicht Afrika

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Tag 31 – Saint Tropez– Ludwigshafen (30.05.2014)

Heute Nacht war es richtig kalt… Wirklich! Unter 10°C! Ich habe in diesem Urlaub noch nie gefroren, heute Nacht war das erste Mal! Aber mein Schlafsack, der wirklich sein Geld wert ist, hat seinen Job gutgemacht und mich super geschützt, man musste sich nur ein bisschen mehr einmummeln!

Heute sollte es wieder heim gehen. 1200 km lagen vor uns…

Wir packten alles zusammen. Das Dachzelt wurde entmüllt, da es nun das letzte Mal geöffnet war, die Schlafsäcke wieder eingetütet (die waren die ganze Fahrt permanent im Zelt) und wir starteten viel zu spät um kurz vor 11 Uhr Richtung Heimat.

Erst einmal tanken für 1,30 € der Liter. Preise wie zuhause, da wünscht man sich das marokkanische Preisniveau zurück. Wie sich später herausstellte, war es die günstigste Tankstelle von Algeciras bis nach Hause…

Wir fuhren an der Küste entlang Richtung Nizza. Das tiefblaue Mittelmeer lag zu unserer Rechten und bildete eine atemberaubende Kulisse für die doch recht langweilige Fahrt. Europäische Autobahnen sind im Vergleich echt öde… Keine Schlaglöcher, keine Viecher auf der Straße, keine durchgepeitschten Taxifahrer, die testen, wie schnell es ihr 1,5-Millionen-Kilometer-Motor noch packt! Außer von Mautstellen wurden wir von nichts ausgebremst. Es lief super. Dann wollte ich noch einen Abstecher nach Monaco machen. Wenn man mal in der Nähe ist, kann man sowas ja nutzen…

IMG_0702Direkt nach der Autobahnabfahrt war es dann vorbei mit dem guten Verkehr. Stau bis Monaco rein. Wieder reihte sich eine Nobelkarosse an die nächste… Eine Traumwelt, wie aus einem Märchen. Als Normalo wie wir, sind Verhältnisse wie die, die wir hier erlebten, irgendwie surreal…

Die Sonne schien vom Himmel, das azurblaue Meer, der weiße Strand, die noblen Viertel Monacos, die sauberen Straßen, die Autos und die top-gestylten Menschen, alles war irgendwie seltsam fern. Ich hatte eine Vorahnung, was passiert, wenn wir Orte wie Monaco oder St. Tropez besuchen würden, aber sowas tatsächlich zu sehen und live zu erleben, überstieg meine Erwartungen um einiges! Hier ist alles wie in Hollywood, wie in einem Film; aber man kann es anfassen, berühren und (wenn man genug Kohle hat) auch erleben!

Mit offenem Mund und immer wieder vor Erstaunen aufgerissenen Augen fuhren wir durch Monaco. Zeit genug hatten wir, denn die gesamte Stadt ist ein einziger Stau. Das führten dann auch dazu, dass wir eine Runde drehten und uns dann schleunigst vom Acker machten, denn wir hatten ja noch ein paar Kilometer bis nach Hause und die Zeit tickte…

Wir verließen Monaco im Schneckentempo Richtung Genua. Im Radio änderte sich die Sprache von Französisch in Italienisch.

Vorbei an Genua, Mailand und, mit einem kleinen Zwischenstopp (um eine Vignette zu kaufen; 35 Euro das verdammte Teil!!!) rein in die Schweiz.

IMG_0716Da wurde es dann interessant, denn die Landschaft änderte sich schlagartig. Riesige Berge, teilweise mit Schnee bedeckt, bildeten den Hintergrund vor türkisblauen Seen, die sich entlang der Autobahn erstreckten.

Wahnsinnig schöne Landschaften begleiteten uns auf unserem Weg Richtung Heimat.

 

IMG_0718Wir fuhren in den Gotthard-Tunnel, bei 27°C und Sonnenschein. Als wir die andere Seite erreichten, erwarteten uns 16°C und Regen prasselte auf unsere Scheibe…

Wahnsinn, wie die Berge das Wetter abhalten! Wieder eine beeindruckende Erfahrung, die sich an die Vielen der letzten 4 Wochen reiht.

Und da machte es schon Blitz!!!!

Verdammt, was war das denn??!! Da haben die geblitzt, ich hoffe mal, den vor uns fahrenden Volvo, denn es kam von ganz schön weit weg. Naja, mal schauen, ob da was kommt…

Blitz!!!!

Verdammt, diesmal hat es uns wirklich erwischt, wir waren alleine auf der Autobahn…

Whatever, nach einer Laufleistung, die manche im ganzen Jahr nicht schaffen, dreimal geblitzt zu werden, liegt ja noch im Rahmen. Ärgerlich ist es trotzdem…

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir die schweizer-deutsche Grenze. Nach viereinhalb Wochen überfuhren wir die Grenze in die Heimat und erlebten den letzten Sundowner unseres Urlaubs bei 140 km/h auf unseren guten, unbegrenzten Autobahnen.

Unbegrenzte Autobahnen haben aber auch ihre Nachteile, denn wir verfuhren den Großteil unseres Tanks auf den letzten 250 Kilometern unserer Reise!

Um halb 1 Uhr früh kamen wir zuhause an, nachdem wir noch einen Abstecher bei meinen Eltern gemacht hatten, um uns wieder heil zurückzumelden.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickten wir auf den vergangenen Monat zurück, während wir in dieser Nacht noch das Auto ausluden und danach total kaputt ins Bett fielen.

Morgen erwarteten uns ein riesen Berg Wäsche und eine Menge Zeug was gerne verräumt werden will. Geschweige dessen, dass dem Auto auch mal ein bisschen Liebe zuteil werden könnte.

Aber erstmal ausschlafen!

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Tag 30 – Saint Tropez (29.05.2014)

Wir waren wieder in Europa…

Das merkte man nicht an den High-Tech-Klo-Häusern, oder am zentimetergenauen Schnitt des Rasens um die Stellplätze…. Neeeiiinn, sondern dass man davon geweckt wird, dass sich alle die im Umkreis von 100 Metern mit ihren Tupperschüsseln um uns herum sich das Maul zerreißen, was ein Zelt auf dem Dach eines Autos zu suchen hat… Wieso macht man sowas??? Wieso schläft man nicht wohlbehalten in seinem Bett im Wohnwagen??? Wer kommt auf sowas???

Aber die Versammlung löste sich schnell auf, als wir uns aus unseren Schlafsäcken schälten. Aber als wir dann noch anfingen, unseren Kaffee von Hand und nicht mit der geliebten Kaffeemaschine zu kochen, war es vorbei… Für die Tupper-Fahrer brach eine Welt zusammen…

Egal, wir waren in St. Tropez, die Sonne schien und wir hatten noch ein bisschen Urlaub! Also, was macht man im Urlaub? Man geht natürlich an den Pool! An den Pool, den man nicht mit Schuhen betreten darf, denn man könnte ja was schmutzig machen. Essen und Rauchen war übrigens auch verboten (wie gut dass E-Zigaretten nicht auf der Verbotsliste standen!) ;)!

Aber abgesehen davon, dass die Badewächter mit drakonischer Härte alle ihre lieben kleinen Verbote durchsetzten, war es echt schön hier…

Wir genossen den Tag mit faulenzen, in der Sonne braten und lesen.

Aber irgendwie fühlten wir uns nicht richtig wohl hier… Es war alles super, alles schön, aber uns fehlte irgendwie dieses Gefühl der Gemeinschaft auf einem Campingplatz. Jeder machte sein Ding, jeder kümmerte sich um sich selbst.

Das hatten wir in Marokko ganz anders erlebt, alle Nase lang kam ein anderer vorbei, man kam ins Gespräch, tauschte sich aus und lachte miteinander. Das gibt es hier nicht (oder wirklich ganz selten!)… Man fühlte sich fast wie in einem Hotel, in dem auch jeder seiner Dinge nachgeht und sich nicht um die Anderen schert…

Whatever, wir genossen auf alle Fälle die Zeit am Pool und in der Sonne.

Am späten Nachmittag machten wir uns fertig, denn wir wollten mal in die Stadt (Der Camping liegt ca. 7 Kilometer außerhalb).

Nach dem Duschen zogen wir uns um. Es war gar nicht so leicht, noch irgendein sauberes Kleidungsstück zu finden, alles war voll mit Wüste! Aber ein paar Sachen konnten wir noch zusammenkratzen, aber es reichte bei weitem nicht aus, um in dieser Stadt adäquat gekleidet zu sein, aber dazu später mehr…

Als wir zur Rezeption kamen, wollten wir uns ein Taxi bestellen, dass uns in die Stadt bringt… Das gaben wir aber ganz schnell auf, denn eine einfache Fahrt (7 km!!!!!!) lag bei 50 Euro. Dafür würden wir elegant in einem 7er BMW-Taxi abgeholt werden… Ääähh, nein danke!

Option zwei war eine Fähre… Letzte Fahrt war vor einer halben Stunde… Okaayy…

Option drei, der Bus… Fährt erst wieder in 2 Stunden… Verdammt! Okay, was dann??!!

Wir mieteten uns kurzerhand zwei Fahrräder (für nur 10 Euro pro Stück!) und radelten schwerbepackt mit der riesen Kameratasche los!

IMG_0652Die Fahrt war erwartungsgemäß schön, es ging leicht den Berg runter, immer am Meer entlang bis zum Jachthafen.

Ja, der Jachthafen! DER Jachthafen! Was da für ein Wert an Schiffen im Hafen lag war für uns unvorstellbar. Von dem Geld hätte man bestimmt die Schweiz kaufen können! Jede Anlegestelle war belegt und eine Jacht war größer als die Vorherige… Wir gingen am Pier entlang und uns stand die ganze Zeit der Mund offen. Hier galt nur eins: Geld ist alles! Und wer welches hat, der zeigt es auch!

Überall standen die Eigner auf ihren Jachten, präsentierten ihre 50 Jahre alte aber auf 25 Jahre gespritzte Frau, aßen Hummer und präsentierten sich den Menschen, die vorbeikamen und glotzten… Eine Welt für sich… Natürlich brauche ich nicht erwähnen, dass vor jeder Jacht noch der dazugehörige Schlitten für eine kleine Spritztour bereitstand, falls es den Superreichen mal überkommt, in St. Tropez eine Runde zu drehen. Vom Bentley bis zum Maserati oder Rolls Royce war alles vertreten, was jenseits der 100.000-Euro-Grenze liegt!

Da wir echt Hunger hatten, schauten wir uns die Karten der Lokale an, für die man keine extra Einladung brauchte, aber das gaben wir dann auch ganz schnell wieder auf. Für die Vorspeise alleine 40 Euro überstieg dann doch etwas das Budget. Das teuerste Gericht was wir fanden lag bei 250 €!!! Keine Ahnung, was das war. Vermutlich bekam man da pures Blattgold zu essen.

Das schärfste, was wir gesehen haben, war ein Restaurant, dass auf dem Boden weißen, feinen Sand hatte! Der bedeckte den gesamten Raum und man hatte das Gefühl, man säße am Strand (also kann ich mir denken, denn da war Eintritt nur mit persönlicher Einladung!) Echt irre!

Wir versuchten also in der Stadt der Reichen und Schönen etwas zu essen aufzutreiben, was für einen normalen Menschen bezahlbar war und landeten an einer Imbissbude, die verschiedene Arten von Baguettes anbot. Ich nahm Pute, Sarah Steak mit Pommes (Ja, auf einem Baguette!!), Cocktailsoße drüber, was zu trinken dazu und 16 Euro später waren wir satt! Besser geht’s nicht!

Unser fürstliches Mahl nahmen wir in einem, ich nenn es mal Park, ein, in dem die Leute Boule spielten (das ist das mit der kleinen Kugel, die man dann mit Größeren versucht zu treffen!). Das scheint so insgeheim der neue Sport für die Superreichen zu sein. Golf ist out, jetzt wird Boule gespielt und dazu eine kleine Flasche Schampus für 400 Euro geköpft!

IMG_0661Den krönenden Abschluss des heutigen Tages war der Sundowner am Jachthafen von St. Tropez! Links erstreckten sich die riesigen weißen Jachten, rechts das offene Mittelmeer und am Horizont verschwindet die Sonne hinter den Bergen der Cort d’Azur… Was kann es schöneres geben!

 

 

IMG_0662Aber als die Sonne dann weg war, wurde es empfindlich kalt und wir beschlossen, zum Camping zurück zu radeln. Da aber die geliehenen Fahrräder keine Beleuchtung hatten, wurde die Fahrt aufregender als erwartet!

Denn wenn hier die Sonne untergeht, denkt jeder, er müsste mal kurz testen, ob sein Megasportwagen auch die angegebene Höchstgeschwindigkeit des Herstellers erreichen kann! Und dann ohne Licht am Fahrrad und Radwege, die genau an der Straße entlangführen, kann ganz schnell ungemütlich werden!

Wie auch immer, wir erreichten sicher (auch ohne Licht) den Campingplatz und verzogen uns ganz schnell in unser Zelt, denn es wurde jetzt langsam wirklich kalt! 12°C! Ich denke, es wäre Sommer?!

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Tag 27 – Chefchaouen–Tanger (26.05.2014)

Kalt! Es war verflucht kalt! 15°C zeigte das Thermometer an diesem Morgen. Die Sonne stand noch relativ tief über dem Rif, als wir das Zelt verpackten und uns fertig machten, für unsere letzte Fahrt in diesem Land: Nach Tanger, der Brücke nach Europa (natürlich nur bildlich gesprochen, man muss schon noch ein bisschen mit der Fähre fahren!)…

IMG_0447Aber zuerst mal Kaffee, einpacken und los. Wir wollten uns Chefchaouen nochmal am Tag anschauen, da es uns gestern so gut gefallen hat und wir Ibrahim, den abgedrehten Deckenverkäufer, nochmal besuchen wollten. Er hatte uns gestern noch auf einen Tee eingeladen und wie unhöflich wäre es, diese Einladung auszuschlagen!

Also los und erst mal einen Parkplatz suchen! Da Chefchaouen an die Hänge des Rif gebaut wurde, glich die Fahrt durch die engen Gassen und Wege eher einer Achterbahnfahrt, schwindelerregende Steigungen sind zu bewältigen und die Bremsen laufen heiß, beim darauf folgenden Hang! Aber macht echt Spaß! Bis uns an einem Engpass ein französischer Tupper-Schüssel-Fahrer entgegen kam und ich uns die erste Beule verschaffte!

Beim Rückwärts ausweichen bin ich einem anderen Pick-Up draufgerollt… Die Hintere Stoßstange hat ein bisschen was abbekommen, aber nicht wirklich der Rede wert. Und bei dem Anderen fiel, wenn überhaupt was war, der Kratzer kaum auf, da eh nicht mehr viel Lack zum Verkratzen übrig war!

Whatever, wir hatten eigentlich für die Fahrt mit größeren Verlusten gerechnet, daher geht es! Und Fahrerflucht ist hier eine beliebte Methode, so eine Sache zu regeln, also warum sollten wir gegen einheimische Praktiken verstoßen! 😉

IMG_0545Nach diesem kleinen Intermezzo fanden wir dann irgendwann einen Parkplatz und gingen über den gerade stattfindenden Wochen-Souk in das Gewirr aus Gassen der alten Medina.

Nach gefühlten zwei Stunden rumirren fanden wir dann auch wirklich nochmal zu Ibrahims Geschäft und wurden dort freudig begrüßt! Sofort stand der Tee auf dem Tisch und wir quatschten!

Ein bisschen kam dann doch noch der Verkäufer in ihm hoch. Er zeigte uns noch ein paar seiner Schätze, natürlich nur so… Wir konnten aber widerstehen und verabschiedeten uns nach einer Stunde von ihm. Natürlich nicht ohne das Versprechen, wenn wir wieder da sind, ihn zu besuchen. Dann wolle er uns zu seiner Familie einladen. Wer weiß, man sieht sich ja immer zweimal im Leben…

Eigentlich wollten wir noch etwas essen gehen, aber wir fanden den großen Platz in der Mitte der Medina nicht mehr und plötzlich standen wir wieder an der Hauptstraße. So eine Medina ist wirklich schlimmer als jedes Labyrinth.

Wir entschieden uns, weiter zu fahren. Die Kaskaden von Akchour standen noch auf dem Plan. Hierbei handelt es sich um Wasserfälle, die vom Berg in ein Becken laufen, in dem man auch baden kann.

Auf dem Weg dort hin machten wir noch ein paar Mal Bekanntschaft mit dem marokkonischen Drogenmilieu, indem uns ein paar Menschen beim Vorbeifahren zu erkennen gaben, wir sollten doch anhalten, sie hätten was zu Rauchen (keine Zigaretten!!). Aber dass wir zum Anhalten ausgebremst wurden (wie andere, die durch’s Rif fuhren) ist uns Gott sei Dank nicht passiert.

Wir erreichten den Parkplatz der Kaskaden, dort ein wirklich zuvorkommender, netter Herr (IRONIE!!!), der uns mitteilte, dass wir noch mindestens eine Stunde laufen müssten, um zu den Kaskaden zu gelangen. Darauf hatten wir weder Lust, noch langte die Zeit. Wir wollten heute noch nach Tanger, ein Fährticket für morgen kaufen.

IMG_0605Also fuhren wir zurück in Richtung Küste. Die Berge waren beeindruckend. Man hatte das Gefühl, dass man sich im Hochgebirge auf mindestens 4000 Metern Höhe befindet, obwohl man nur wenige 100 Meter hoch war. Wirklich eine tolle Landschaft. Schade, dass sie durch die Drogenmachenschaften der Bewohner so uninteressant gemacht wird.

Wir erreichten Tanger Med und sofort stieg der Puls auf 180! Alle 2 Meter winkte jemand an der Straße, dass er Tickets zu verkaufen hätte. Wir wollten aber bis an den Hafen fahren, da konnten wir am Schalter auch sicher sein, dass es sich nicht um irgendwelche getürkten Mist handelte.

Kaum auf dem Parkplatz des Fährschalters angekommen, wurden wir schon wieder belagert. Ich ließ einen großen Schrei raus, sie sollen alle abhauen, wir können unser Ticket auch alleine kaufen. Mit einem „Okay, okay, Madmoiselle“ machten sie sich dann endlich vom Acker! Die wollen einem „helfen“ (wobei????) und dann kassieren sie ein saftiges Trinkgeld. Das brauchen wir nicht, wir sind schon groß. Und von Menschen, die einem einen „Gefallen“ tun wollen, haben wir wirklich die Schnauze voll.

Wir schafften es tatsächlich alleine und 2 Minuten später hielten wir unsere Tickets in der Hand. 11 Uhr morgen früh werden wir Afrika verlassen!

Wir gaben die Koordinaten vom nächsten Campingplatz ein, der ganze 50 km entfernt lag. Der Weg führte uns an der Küste entlang und durch Tanger. Tanger ist eine wunderschöne Stadt, die uns sehr an andere Küstenstädte wie Vancouver oder Kapstadt erinnerte. Überall an der von Palmen gesäumten, sehr sauberen Promenade stehen High-End Hotels und es wird gebaut wie wild. Alles für den Tourismus.

Wir machten Späße, dass der, der hier ankommt, ein völlig falsches Bild von Marokko bekommt und sich noch wundern wird.

Auf dem Weg zum Camping machten wir uns unsere Gedanken, wie die nächsten Tage so aussehen könnten und kamen zu dem Schluss, dass es relativ hart werden könnte. Wir würden morgen um halb 8 rum aufbrechen, da wir spätestens um 9 Uhr am Fährhafen sein müssten, dazu kam die Tatsache, dass wir morgen mindestens noch bis Madrid fahren würden, was das Ganze echt stressig werden lässt.

Nachdem wir den Camping unter Augenschein genommen und uns alles nochmal überlegt hatten, entschieden wir, uns das nächstgelegene Ibis-Hotel zu nehmen, denn morgens das Zelt abbauen würde auch nochmal Zeit kosten und gegen ein „echtes“ hatten wir beide keine Einwände.

Das Hotel kostete sogar nur die knapp die Hälfte gegenüber dem in Casablanca, was die Sache noch verlockender machte… Und das Beste war, auf der anderen Straßenseite gab es ein Restaurant, wir hatten beide Hunger wie die Löwen!

Also schnell alles aufs Zimmer gebracht, kurz nochmal Tims Mutter aus dem Bett geholt, um NUR zu sagen, dass alles in Ordnung sei (wir hatte total die Zeit aus den Augen verloren! Tut mir nochmal Leid, Mama!), ein bisschen frisch gemacht und auf zum Futtern.

Dem ganzen die Krone aufgesetzt hat, dass es heute eine spezielle Fischplatte gab. Tim wollte die ganze Küste hoch einmal Fisch essen, ist aber irgendwie nicht dazu gekommen, da passte das wie die Faust aufs Auge!

Die bestellte er gleich, zusammen mit einer marokkanischen Suppe. Ich nahm Brochette und auch die Suppe.

Der Kellner schaute ein bisschen komisch, aber Tim dachte mir nix dabei, bis die Platte kam…

Das Teil hätte für 3 hungrige Männer gereicht und da ich keinen Fisch esse, musste er sich alleine darum kümmern… Er hab echt gekämpft, aber es war so gut, dass er nix übrig lassen konnte (außer die Muscheln!!!). Und auf den Kuchen zum Nachtisch, konnte er auch nicht verzichten (was sich nachts dann gerächt hat, aber das ist eine andere Geschichte…)!

Als die Rechnung kam, staunten wir nicht schlecht… Fast 840 Dirham!!! 80 Euro!!!

Aber Moment mal… da konnte was nicht stimmen… 394 Dirham das Essen und 42 Dirham der Nachtisch… Macht ??? genau, knapp 440 Dirham…

Nach einer fast endlosen Diskussion und auf einer Serviette vorrechnen hat dann auch der Kellner die Sache verstanden und wir wurden ordnungsgemäß abgerechnet…

Whatever, in einem Land mit über 40% Analphabeten kann sowas schon mal passieren, deshalb sei jedem gesagt, kontrolliert immer eure Rechnungen, wenn ihr mal vorhabt, einen Off-Road-Urlaub in Afrika zu machen! 😉

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Tag 25 – Fes (24.05.2014)

Geweckt wurden wir um halb 4 Uhr morgens von Regen!!! Der erste echte Regen seit 3,5 Wochen plätscherte auf unser Zelt.

Wir hatten noch ein paar Ladekabel an der Steckdose, die schleunigst entfernt werden mussten…

So musste ich mitten in der Nacht, bei strömenden Regen, bei gefühlten minus 10° nur mit Unterhose bekleidet aus dem Dachzelt runter und aufpassen, dass ich auf den nassen, glitschigen Stufen nicht noch den Abflug mach….

Whatever, nachdem alles vom Strom entfernt und sicher im Auto verstaut war, konnten wir noch ein paar Stunden schlafen. Als wir gegen halb 10 wieder aufgewacht sind, hatte es immer noch nicht aufgehört. Wir wollten gar nicht aus unseren warmen Schlafsäcken raus.

Als wir gerade aus unserem Zelt kriechen wollten, klopfte Marianne schon auf die Motorhaube, mit zwei Gläsern frisch gespresstem Orangensaft in der Hand. Das rettete den Morgen dann schon…

Wir kochten erst einmal Kaffee für die ganze Mannschaft und machten da weiter, wo wir gestern aufgehört habe: Quatschen. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen, aber kalt war es immer noch.

Wenn man von kalt sprechen kann. Gestern Abend hatten wir als tiefste Temperatur gegen halb 1 ca. 17°C, heute morgen waren es knappe 20°C. Da machen wir daheim schon Luftsprünge (wobei, im Moment ist es ja relativ warm bei euch, was man so hört!)…

Egal, wir verbrachten den gesamten morgen damit, uns weiter Geschichten zu erzählen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen auszutauschen und einfach nur zusammen abzuhängen, während nebenbei die LKWs fertiggemacht und mit Wasser nachgefüllt wurden.

Gegen halb drei war alles soweit bereit und die beide Trucks rollten vom Hof.

Jetzt , da wir allein waren, machten wir einen Plan für den Tag. Fes erwartete uns und wir freuten uns besonders auf die Handwerkerviertel, in denen Leder verarbeitet, Silber geschmiedet und Holzverkleidungen noch von Hand hergestellt werden.

Ganz besonders interessierten uns die Gerbereien, die man ja aus dem Fernsehen kennt, in denen unter den höchsten Sicherheitsvorschriften arbeitnehmerfreundlichst das Leder be- und verarbeitet wird.

Wir wollten uns an der Rezeption ein Taxi in die Stadt rufen lassen. Aber der überaus freundliche Herr hatte keine Nummer parat. Aber sie hätten einen Shuttlebus, der uns inklusive Führer in die Stadt (und die nächsten 15 Teppichläden) bringen würde. Wir lehnten dankend ab und versuchten es auf eigene Faust, denn die Erfahrung zeigte, dass es in Marokko mehr Taxis als Einwohner gibt!

Bis auf heute, da schienen sie alle Feiertag zu haben, denn wir marschierten die Hauptstraße entlang und weit und breit war kein Taxi zu sehen…

Auf einmal hielt ein schwarzer Benz, die Scheibe ging runter und wir wurden gefragt, ob wir ein Taxi bräuchten…

Ein bisschen verdutzt stiegen wir ein und die Fahrt begann. Er würde eine Kooperation mit dem Camping haben, alles wäre kein Problem, wir sollten uns keine Sorgen machen (wer’s glaubt…!!!). Ein bisschen hatte es den Charakter von einem schlechten Horrorfilm und wir verabschiedeten uns schon insgeheim von unseren wichtigsten Organen, aber wir kamen unbeschadet in der Medina von Fes an.

Aber dann wurde es interessant, denn er wollte für die Fahrt 200 Dirham haben. Ein normales Taxi liegt um diese Zeit (es gibt auch einen Nachttarif) bei ca. 40-60 Dirham.

Und die Diskussion auf französisch begann! Ich hielt mich entspannt zurück, während meine Frau ihre ungeahnte Berber-Seite zeigte und den Typ auf 60 Dirham runterquetschte! Gott ist mein Zeuge, ich war noch nie so stolz!!!

IMG_0337Wir waren noch nicht wirklich durch das Tor zur Medina gegangen, als uns schon die ersten Speisekarten ins Gesicht gedrückt wurden, drei auf einmal! Keine zehn Meter weiter waren es Brote, dann Souveniers, alle bedrängten uns und laberten auf uns ein! Dazu der Dreck, der Gestank, die vielen Touris und Einheimischen, Reizüberflutung vom Allerfeinsten!

Den Tee, den wir zum Verdauen des Ganzen erst mal bestellten war der Teuerste der Ganzen Reise! Ich konnte die Stadt jetzt schon nicht ab…

Wir kämpften uns den Weg durch die engen Gassen der Medina, immer auf der Flucht vor Souvenier-, Brot-, Klamotten- Teppich- oder Schmuckverkäufern, die die ganze Zeit auf uns einredeten, am meisten nervten aber die Jungs, die sich als Führer anboten und uns die Medina zeigen wollten! Die verfolgten dich die ganze Zeit und quatschten immer wieder auf dich ein…

IMG_0354Zum Durchschnaufen verließen wir die Medina durch ein nahes Tor und standen auf einem Platz, auf dem gerade ein Souk stattfand und überall gebrauchtes Zeug, Ersatzteile und Schrott rumlag. Wir hatten das Gefühl, die ganze Stadt besteht nur aus Müll und Dreck, ein Molloch, wie wir es noch nicht gesehen haben! Dagegen ist Marrakech Kindergeburtstag!

Da dich hier alte Leute niemals bescheißen, quatschten wir drei alte Herren an, die uns dann freundlich den Weg ins Handwerkerviertel wiesen, uns aber sagten, um unsere Nerven zu schonen, sollten wir ein Taxi nehmen… Diese Aussage war uns dann drei Kippen wert und sie verabschiedeten sich mit den besten Wünschen!

Das Taxi, das uns die drei Kilometer an die richtige Stelle der Medina brachte, war das Erste überhaupt in diesem Land, das mit Taxameter fuhr, was wir mit einem saftigen Trinkgeld honorierten!

Das Handwerkerviertel war erwartungsgemäß relativ untouristisch und dementsprechend nicht so überlaufen, alle gingen ihrem Gewerbe nach und wir wurden kaum beachtet. Ein wirkliches Wunder, wenn man bedenkt, was nur zwei Kilometer weiter abgeht!

Da gerade wieder ein Barbier in Sicht kam und eine Rasur eh mal wieder fällig war, betraten wir den winzigen Laden und machten Bekanntschaft mit den hiesigen Gepflogenheiten. Sozusagen Maroc Shaving 2.0, denn außer Wasser wurde hier nichts verwendet, kein Rasiergel, kein Pinsel, nix! Mit einem Pflanzenbefeuchter eingenebelt und ab gings! Wenigstens für den Bart hat er ein bisschen Gel springen lassen und nach 20 Minuten kam ich mit knall-rotem Kopf, aber glatt wie ein Baby-Popo aus dem Laden… Auf unsere Frage nach den Gerbern meinte er, wir sollten da vorne Rechts gehen… Das ist ungefähr so, wie wenn man daheim eine bestimmte Adresse sucht und einem einer sagt, es ginge immer Richtung Frankfurt…

Die Medina ist so verschachtelt und verwinkelt, und gerade die Medina hier in Fes ist dafür berühmt, das eine solche Aussage an Hohn grenzt…

Whatever, irgendwann hatten wir keine Lust mehr zu suchen und bezahltem einen irgendwo herumsitzenden Typ 10 Dirham (90 Cent), das er uns auf dem schnellsten Weg zu den Gerbern führte. Da es noch 5 Minuten zum Beginn des Champions-League-Spiel war, war es wirklich der schnellste Weg, der Typ ist fast schon gerannt! Gut für uns!

IMG_0387Wir wurden von einem Mann in Empfang genommen, der uns bereitwillig seine Dachterrasse zum fotografieren zur Verfügung stellte und mit uns sogar noch einen Rundgang durch die Gerberei machte. Das es ein Lederverkäufer war, spielte bestimmt in diesem Fall nur eine nebensächliche Rolle.

 

 

IMG_0394Er zeigte uns die Gerbbecken, für die Fes berühmt ist und die man in jedem Reiseführer oder -prospekt sehen kann. In diesen Becken werden die Häute in verschiedenen Laugen und Flüssigkeiten gebadet, gefärbt und veredelt, alles in Handarbeit (bzw. Fußarbeit). Es stank zum Himmel, denn es wird Taubenkot, der mit Kalk gemischt wird, zur Verarbeitung verwendet. Verschiedene Laugen und Amoniakbäder sind auch dabei. Aber es war hochinteressant und faszinierend! Wir wurden weitergeführt, durch die Wäscherei, in der die Häute gereinigt werden und gewaschen werden…

Natürlich endete unser Rundgang im Verkaufsraum, aber damit rechneten wir schon…

Nach einer riesen Diskussion, Preisgefeilsche und diversen Angeboten verließen wir den Laden, mit dem Versprechen, am nächsten Morgen wiederzukommen und uns bis dahin entschieden zu haben… Wer weiß, vielleicht kommen wir wirklich wieder… Inshallah! („So Gott will“, wie man hier sagt)

Da es schon dunkel war und langsam die Geschäfte alle schlossen, machten wir uns auf den Heimweg, der fast genauso diskussionsreich war, wie der Hinweg, aber für 90 Dirham wurden wir in einem winzigen Suzuki-Mini-Bus nach Hause kutschiert…

Kaum auf dem Camping angekommen, kam ein Mann auf uns zu, der fragte, ob wir morgen frische Brote haben wollten.

Der war gestern Abend schon da und wir haben 3 Brote bestellt (ob sie kommen oder nicht spielte bei 20 Cent das Stück keine große Rolle), aber heute morgen lagen sie wirklich auf unserem Campingtisch. Zwar im Regen, aber wie abgesprochen platziert!

Wir bestellt für morgen gleich wieder Frühstück, da sich der Kerl wirklich als Glücksgriff erwiesen hatten und bezahlten für 3 Fladenbrote, 3 Schockcroissants und 2 Baguettes genau 1,50 €!

Und er bedankte sich überschwänglich für die Großbestellung und wünschte uns eine wirklich gute Nacht! Irre…

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Tag 23 – Casablanca (22.05.2014)

Ich weiß nicht, ob es an dem weichen Bett, oder der gleichbleibenden Temperatur, der Stille oder der warmen Bettdecke gelegen hat, aber ich habe noch nie in meinem Leben so gut geschlafen wie in dieser Nacht!

Ich erwachte um halb 8 morgens, nachdem ich gestern nach dem Marathon-Tag am Steuer und viel zu viel Chicken Nuggets einfach so eingepennt bin…

Beim Frühstück im Hotelrestaurant überlegte ich mir, wie ich die größte Stadt Marokkos am Besten ehren könnte… Und da fiel mir ein, wir werden einfach mal einen Casablanca-Der-Film-Revivial-Blogeintrag machen, in dem alle coolen Sprüche des Films vorkommen (kursiv geschrieben)!

Zur Stadt an sich gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Sie ist riesig, die größte Stadt Marokkos mit ca. 3 Millionen Einwohnern und das Wirtschaftszentrum des Landes. Hauptindustrie ist die Güterverschiffung, Täglich rauschen hier riesige Containerschiffe rein oder kreuzen zusammen mit gewaltigen Kreuzfahrtschiffen vor dem Hafen. Die Stadt ist an sich superschön, viele Häuser noch im Stil der 30er Jahre, gepaart mit marokkanischen Einflüssen. Mir persönlich gefällt es sehr gut hier, ein bisschen industriell vielleicht, aber hat seinen ganz eigenen Flair. Der Strand, der sich über die gesamte Länge der Stadt erstreckt, ist mit seinen Promenaden und Piers auch wunderschön anzusehen und lädt zum Spaziergang ein.

Zurück zum Thema, wir buchten gleich morgens noch eine zweite Nacht in unserem Hotel, damit wir mehr Zeit in Casablanca verbringen konnten, denn nach ein bisschen hin und her diskutieren, entschieden wir uns, die geplante Route etwas einzukürzen und hier zu verlängern.

Unser erster Anlaufpunkt war der Hauptbahnhof (direkt neben unserem Hotel), denn wir waren im wahrsten Sinne des Wortes „Planlos“ und das wollten wir ändern.

Kurzerhand war ein Stadtplan erworben und auf dem Weg nach draußen trafen wir noch unseren Taxifahrer von gestern, der uns wie alte Kumpels begrüßte! Er fragte, ob wir eine Stadtrundfahrt bei ihm machen wollten, aber wir lehnten ab, da wir gelesen haben, man könnte Casablanca locker mit dem eigenen Auto befahren, da genug Parkplätze vorhanden wären.

Er zeigte uns dann aber noch die wichtigsten Touri-Anlaufstellen. Wir bedankten und verabschiedeten uns, aber nicht, ohne nochmal brüderlich die Hand zu schütteln und mit der Aussage, wenn wir was bräuchten, sollten wir uns einfach bei ihm melden, er wäre immer hier! Ich denke, das ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft!

Wir machten uns also auf den Weg, und merkten schnell, dass hier ein bisschen anders gefahren wird…

Man könnte sagen, wenn man die Fahrbedingungen im Rest des Landes vergleicht, ist Casablanca Maroc Driving 2.0! An manchen Kreiseln dachte ich, ich spiele Need for Speed! Hier wird gerast, gedrängelt, gehupt, aus 3 Spuren werden 5, Lichthupe, und was sonst noch alles mit einem Auto möglich ist, getan… Wahnsinn! Aber macht Spaß, wenn man sich mal dran gewöhnt hat! Autofahren ohne Regeln!

Und wo wir grade bei „keine Regeln“ sind: Hier gibt es einen Sport, der überwiegend von Kindern ausgeübt wird: An roten Ampeln stellt man sich auf Stoßstangen von Autos, bevorzugt Pick-Up’s (da breite Stoßstange und Ladefläche zum festhalten) und lässt sich ein Stück mitnehmen! Davon gibt es aber auch eine 2.0-Version, nämlich man lässt sich von Auto, LKW oder Roller einfach auf Inline-Skates mitziehen. Festhalten, gucken, dass man nicht bemerkt wird und ab geht die Post…

Wir erreichten aber unser erstes Ziel, die Moschee Hassan II, ohne Anhalter oder bleibende Schäden!

Die Moschee Hassan II ist die zweitgrößte nach der in Mekka und einer der größten Sakralbauwerke der Welt. Sie ist mit weißem Marmor verkleidet und zu Zweidritteln in den Atlantik gebaut. Auf dicken Säulen thront die Moschee über dem Wasser und dem Strand. Wie ein Leuchtturm ragt das Minarett fast 200 Meter empor und ist von vielen Teilen der Stadt aus zu sehen. Nachts weisen zwei Laser-Strahlen nach Mekka und sind noch in 37 km Entfernung zu sehen.

Vor der Moschee erstreckt sich ein gewaltiger Platz, der das Gefühl des von Größe und Macht noch verstärkt. Für mich eines der imposantesten und schönsten Bauwerke, die ich je gesehen habe!

Da man die Moschee nicht alleine, sondern nur mit Führer besuchen darf, wollten wir uns über die Zeiten am Eingang informieren. Die nächste Führung sollte um 15 Uhr stattfinden.

Ich fragte Sarah:

Liebchen, What watch?

-“10 Watch“

Oh, such much!“

IMG_0008Da hatten wir ja noch mächtig Zeit und machten uns auf in die alte Medina der Stadt. Für eine Stadt wie Casablanca war die Medina recht mickrig, aber an so einem Ort gibt es immer was zu sehen. Wieder überall waren überall Stände mit den unterschiedlichsten Dingen aufgebaut, alles wird hier angeboten, verkauft oder getauscht. Von der Hauptstraße abgehend konnten wir einen Blick in die engen Gasse werfen, in den das tägliche Leben der Einwohner stattfindet. Von Haus zu Haus werden hier Wäscheleinen gespannt und hängen unter dem Gewicht von Frischgewaschenem durch bis auf den Gehweg, Aus Fenstern kommt Geschrei oder der Duft von frischem Essen oder Brot, selbst hier (die Gasse war nicht breiter als 60 cm), wird mit Vollgas sein Roller durchgezwängt, während Kinder spielen oder alte Leute ihren Einkauf nach Hause schaffen.

Das ist das wahre Leben hier, deswegen waren wir hier!

IMG_0018Nach einer gefühlten Ewigkeit machten wir einen Tee-Stopp in einem kleinen Cafe, das von einem alten Mann geführt wird. Auch wenn Keiner Keinen verstand, bekamen wir die gewünschte Tasse Tee und beobachteten das Treiben um uns herum.

Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, hörten wir auch schon den Muezzin, der zum Mittagsgebet rief. Als wir uns umdrehten, war unser Wirt schon am Teppich ausrollen und begann sein Gebet, mitten in einem 20-qm-Cafe auf dem Boden. Gebannt und fasziniert beobachteten wir die Szene. Dass sie ihr Geschäft schließen, um zu beten, kannten wir schon, aber so in der Öffentlichkeit, das hatten wir noch nicht.

Gegen halb 3 machten wir uns auf den Weg zurück zur Moschee um an der Führung teilzunehmen.

IMG_0039Es war eine wirklich original Touri-Führung, so wie man sie sich vorstellt… Aber unser Vorteil war, dass so gut wie kein deutscher Touris da war und unsere Gruppe aus nur 6 Leuten bestand. Die französischsprachige Gruppe hatte ungefähr 150 Leute!

So zogen wir durch die riesige Moschee, ließen uns von den Infos des Guides berieseln und fotografierten, was das Zeug hält! Unser Guide war echt cool drauf, war total fasziniert von unserer Kamera und wollte die ganze Zeit auch mal fotografieren. Er war besonders von unserem Fish-Eye (spezielles Objektiv) angetan, und da er natürlich die besten Hotspots zum fotografieren kannte, ließen wir es gerade ihn übernehmen. Er machte gar keine schlechten Aufnahmen!

IMG_0085Eine weitere Besonderheit der Moschee ist, dass sich das Dach auf einer Fläche von 30×100 Metern öffnen lässt. Das passiert alle Schaltjahr mal, laut unserem Guide das letzte Mal vor 4 Monaten. Aber heute war es offen!!!

Sowas kann man sich nicht vorstellen, wenn in einem so riesigen Gebäude wie diesem auch noch die Sonne rein scheint. Das ergibt ein total surreales Bild. Es war echt beeindruckend!

Eine Stunde später waren wir wieder auf dem Weg zurück zum Auto, als uns ein Mann ansprach: Da hinten würde sein Bus stehen, falls wir eine Stadtrundfahrt machen wollten. Er zeigte in die Richtung unseres Autos, neben dem ein Mini-Van geparkt war. Wir lehnten ab, zeigten in die selbe Richtung und meinten, dort würde auch unser Bus stehen! Ein bisschen verdutzt ließ er uns ziehen.

Der Abend rückte näher und wir fuhren zurück zum Hotel, um uns zu duschen und für den Abend fertig zu machen, denn wir wollen die Moschee nochmal bei Dunkelheit fotografieren, aber diesmal mit Licht an!

IMG_0202Aber vorher fuhren wir noch zum Leuchtturm, von dem aus man einen tollen Blick auf die Moschee haben soll. Und uns wurde nicht zuviel versprochen. Die Moschee erleuchtete im Glanz der untergehenden Sonne, es war atemberaubend schön anzusehen! Das Meer, die Moschee, der Strand drum herum, es war toll!

IMG_0209Ich sah Sarah in diesem Moment an, die Sonne tauchte ihr Gesicht in goldenes Licht und ich sagte: Ich seh dir in die Augen, Kleines!

Nachdem wir was essen waren und es ganz dunkel geworden war, erreichten wir den riesigen Vorplatz der Moschee, die vor pechschwarzem Himmel hell angeleuchtet war.

Wir fotografierten, bis sie anfingen, die Leute vom Platz zu scheuchen, denn über Nacht, wenn die Lichter der Gebäude aus sind, wird auch der gesamte Platz abgesperrt.

Auf dem Heimweg fiel mir auf, das wir schon fast genauso Autofahren, wie die Einheimischen hier. Wenn die Autofahrer hier an einer Ampel anhalten, fahren sie viel zu weit vor, sie stehen schon fast in die Kreuzung und müssen dann mit Hupen darauf hingewiesen werden, dass es grün ist, da sie es selbst nicht sehen können. Das ist dann natürlich an einer Ampel mit drei Spuren ein irres Konzert! Aber uns fiel auf, dass wir genauso weit vor fuhren, wie alle anderen, so schnell nimmt man schlechte Gewohnheiten an!

Whatever, uns bleibt immernoch Paris!

 

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Tag 22 – Agadir–Essaouira– Casablanca (21.05.2014)

Die Nacht war kalt, wirklich richtig kalt… Ich habe zum ersten mal in diesem Urlaub in meinem Schlafsack gefroren. Als wir aufstanden war zwar die Sonne draußen und es war blauer Himmel, aber das Thermometer zeigte mickrige 19°C.

Egal, erstmal frühstücken! Nach dem Kaffee, Waffeln und Fladenbrot mit Marmelade machten wir uns dran, unser Zeug zusammenzupacken und alles zu verladen.

Heute sollte es Richtung Casablanca gehen, sozusagen das Etappenziel, das aber 600 Kilometer von Agadir entfernt liegt und bei dem gestern erwähnten Verkehrsbedingungen unter Umständen 15 Stunden dauern kann. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Es gab aber noch andere Ziele, die weniger weit entfernt waren, die als Übernachtungsplatz in Frage kämen, falls wir es wirklich nicht schaffen sollten.

IMG_9944Unsere erste Station des heutigen Tagen war die Küstenstadt Essaouira, etwa 180 km nördlich von Agadir. Die Straße führte etwa 50 km entlang des Atlantiks, wir wurden mit wunderschönen Panoramen beschenkt!

Dann machte die Straße einen Bogen ins Landesinnere, wir ließen die Küste hinter uns und erreichten bald darauf das Gebiet des berühmten Argan-Öls, für das die Küste Marokkos bekannt ist.

Und nochwas interessantes gibt’s hier zu sehen:

IMG_9881Ziegen die auf Bäumen hocken!!! Ohne Witz, manchmal hocken bis zu 20 Ziegen in einem riesen Argan-Baum! Das ist der Hit!!

IMG_9899Grund dafür ist natürlich nicht die schöne Aussicht, sondern die Tiere fressen die süßen Früchte der Argan-Bäume und lassen die Kerne fallen. Die wiederum werden zur Öl-Herstellung verwendet und müssen so nicht gepflückt werden, sondern einfach nur unten aufgesammelt. Ein Deal sozusagen!

 

Und wo wir grade bei Deal sind:

Wir kamen aus der wunderschönen Medina von Essaouira, als ein (nicht rassistisch gemeint!) wirklich pechschwarzer Typ auf uns zu kam. Der Kerl war so schwarz, sowas hatte ich noch nie gesehen!

Wir wurden mit einem Hey Meeen begrüßt und dann ging’s los:

Mit 200 Anschlägen pro Sekunde in gebrochenem Englisch versuchte er uns auf Ziegenleder gemalte Bilder zu verkaufen. Die waren mit Schnur auf Rahmen aufgezogen, sahen gar nicht schlecht aus! Das Verkaufsgespräch ging ungefähr so:

„Was soll das Ding kosten?“

„Gute Preis, beste der Stadt, 300 Dirham, aber für dich mein Freund, bist cool, 250 Dirham!“

„Alter, das ist viel zu teuer!“

„Nein, beste Preis! Wirklich!!!! Gib mir 200,-!“

„Ich glaube nicht!“

„Was ist dein Preis, sag mir dein Preis!“

„Äh, 50 Dirham“ (ich hätte noch weniger sagen sollen!)

„Meeen, das ist zu wenig, der Rahmen allein kostet 40 Dirham! Echtes Ziegenleder!“

„Dann lassen wir es!“

„Nein, Meeeeen, gib mir 120 Dirham!“

„Kollege, ich geb dir 50 und fertig!“

„Du Berber, gib mir 80 Dirham! Dann gibt’s noch ne Tüte!“

„Was soll denn die Tüte kosten?“

„10 Dirham für dich!“

Ich geb dir 50 mit Tüte und du kannst froh sein, dass du es los bist!“

„Berber, gib mir 60 und wir haben einen Deal!“

„50 stehen und gut!“

„Meeeeen, komm schon!“

Das ganze ging noch ein kleines bisschen so weiter, bis wir uns auf 54 Dirham MIT Tüte geeinigt hatten und das Teil wechselte den Besitzer! Gebraucht hätten wir es nicht, aber des Handelns wegen lohnen sich die 5 Euro schon alleine! Das macht echt Spaß und ist der Hammer, obwohl der wahrscheinlich noch immer 300% dran verdient hat… Whatever, der Spaß war’s wert!

Nach dieser erheiternden Aktion drehten wir noch eine Runde am Pier und der Promenade entlang, genossen die Sonne, das Meer und den Flair der Hafenstadt und machten uns langsam zurück zum Auto.

Unser nächstes Ziel war Oualidia, in der ein Camping neu aufgemacht haben sollte, was aber nicht sicher war. Unsere letzten Gastgeber hatten sowas gehört, aber sicher war das nicht…

Die Fahrzeit betrug fast 2 Stunden, unsere Ankunftszeit lag bei ca. 16 Uhr.

Nach ungefähr einer Stunde Fahrt entschieden wir, das wir es riskieren sollten und bis Casablanca durch fahren wollten. Zum einen würden wir ein ordentliches Stück Weg packen und hätten hinten raus mehr Zeit. Es wäre auch kein Problem, wenn es dunkel werden würde, denn das Einzugsgebiet Casablancas beginnt schon fast 50 km vor der eigentlichen Stadt und die Straßen sind alle mit Laternen beleuchtet. Dritter Punkt ist, dass wir in Casablanca eh ein Hotel nehmen müssten, da es keinen Camping im Umkreis von 80 km ums Stadtzentrum gibt.

Also dann, auf in die große Stadt!

Kurz vor Casablanca trafen wir dann auch auf die erste echte Autobahn seit 3 Wochen! Keine Kreisel, die einen ausbremsen, keine Eselkarren mitten auf der Straße, keiner der einem auf seiner Straßenseite entgegen kommt. Einfach Vollgas (maximal 120 km/h)! Zwar mit Maut aber 2 € für 60 km waren zu verschmerzen…

Gegen 8 Uhr erreichten wir die Vororte und waren eine halbe Stunde später dann im Zentrum.

Ernüchterung kam, als wir vom ersten Hotel wegen Ausbuchung abgewiesen wurden.

Ein kleines bisschen Angst kam dann beim zweiten, aber das dritte, ein Ibis, hatte dann noch ein Zimmer frei, das wir gegen halb 10 dann bezogen.

Noch ne witzige Geschichte am Rand:

Hier hat jeder Parkplatz und jeder Seitenstreifen, an dem man parken kann einen Typ in neongelber Weste, der Kohle von dir dafür bekommt, dass er dir beim Rinparken hilft und „auf dein Auto aufpasst“. Auch der Parkplatz unseres Hotels hatte so einen.

Als wir anfuhren, wies er uns schön einen großzügigen Parkplatz zu. Dann ging es um die Gebühr, die von uns zu entrichten waren.

Der Typ weigerte sich aber rigoros mit Sarah zu sprechen. Da sie aber diejenige von uns ist, die Französisch spricht, waren wir in einem Dilemma. So wurde die Sache mit Händen und Füßen zwischen uns Männern geregelt, jedes Wort, was Sarah einwarf, wurde überhört, obwohl er es verstand… Ich habe gewusst, das hier irgendwann sowas passieren kann, aber dass es wirklich passiert, das hätte ich nicht gedacht!

Schmunzelnd bezahlte ich den Parkplatz für die Nacht.

Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, entschieden wir uns noch zur Hassan-II-Moschee zu fahren. Wir wollten ein paar Nachtaufnahmen machen. Da der Weg zum Hotel mit unserem Auto nennen wir es mal „nervenaufreibend“ war, entschieden wir uns für ein Taxi.

Dann ging es an die Verhandlungen um ein Taxi. Der erste war zu teuer und ließ sich nicht runterhandeln. Der Zweite war williger, aber ich war noch nicht zufrieden. Die Hinfahrt zur Moschee gab ich nach, der Rückweg wurde neu verhandelt, bis wir beide zufrieden waren.

Der Taxifahrer fragte uns noch, was wir da machen wollten, es sei doch alles zu. Als wir ihm versuchten klarzumachen, dass wir nur Fotos von außen machen wollen schüttelte er mit dem Kopf und fuhr los

IMG_9948Witziger Weise gingen genau in dem Moment die Lichter an der Moschee aus, als ich das Stativ aufbaute. Es war 11 Uhr… Verdammt… Hätte der Fahrer uns ja sagen können (hat er wahrscheinlich, ist aber in dem Kauderwelsch aus Englisch, Französisch, Deutsch und Arabisch untergegangen).

Grinsend kam der Taxifahrer auf uns zu… Schadenfreude ist doch die schönste Freude!

Dafür holte ich noch einen Abstecher beim Mc Donald’s raus, der auf dem Rückweg lag! Mit 2 Tüten Fast Food beladen kamen wir zurück zum Hotel und machten uns über das Essen her. Nach 3 Wochen in einem Land, in dem es ungelogen nur 3 Gerichte gibt (Tajine, Couscous und Brochette), gibst du dein letztes Hemd für Burger und Co.

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Tag 20 – Sidi Ifni–Agadir (19.05.2014)

Der Tag begann mal nicht heiß und verschwitzt, sondern richtig kalt und nass! Ja, ehrlich! Wenn man so nah am Meer steht bleibt es nicht aus, dass morgens alles feucht ist, Schlafsäcke, Zelt, Kissen, alles…

Whatever, auch mal ne Abwechslung! 😉

Die bösartigen 17°C machten mir da schon mehr aus, aber selbst das ist zu verschmerzen, wenn man dran denk, wohin es heute gehen sollte.

Agadir, das Paradies Marokkos! Größter Badeort, die besten Strände, Sonne pur! Außerdem hatten wir uns einen Hammer-Campingplatz rausgesucht, mit allem, was man so haben kann, inklusive Riesen-Wasserpark! Man darf sich ja auch mal was gönnen! Geplant war, dort zwei Nächte zu verbringen, mal alle Klamotten zu waschen und nochmal ein bisschen auszuspannen!

Wir tüteten also alles ein, beglichen unsere Rechnung (übrigens die Billigste überhaupt auf der bisherigen Reise: 75 Dirham = 6,80 Euro!) und brachen auf Richtung Agadir.

IMG_977620 Kilometer weiter machten wir einen kleinen Zwischenstopp am Strand, an dem uns ein Reisender berichtet hatte, dort gäbe es vom Atlantik ausgewaschene Felsen, die so hoch seien, dass man locker mit einem LKW durchfahren könnte. Sie würden den Strand überspannen und bis in’s Meer reichen…

Er hatte nicht zuviel versprochen! Als wir den Strand betraten konnten wir in der Ferne schon die Felsenbögen erkennen.

IMG_9824Beim Näherkommen erkannten wir dann die wirkliche Größe dieser Felsen. Die „Decke“ war locker 15 Meter hoch, sie überspannten den Strand auf seiner gesamten Breite und standen bestimmt noch 50 Meter weit ins Meer! Wahnsinn. Wenn man durch den ersten Bogen kommt, macht der Strand eine Biegung nach Rechts und man kann den Zweiten, noch größeren Felsenbogen erkennen. Alles eingerahmt in die morgendliche neblige Luft der Atlantikküste! Ein wirklich beeindruckender Anblick! Der Fels hatte die Beschaffenheit wie ein Riff, mit Muscheln und Sediment bedeckt, tief braun bis schwarz, an manchen Stellen sogar rötlich… Wirklich schön! Der Atlantik auf der rechten, die Sandige Steilküste mit vereinzelten Dünen auf der linken Seite und man läuft durch diese riesigen Felsbögen! So fängt der Tag doch gut an!

IMG_9879Nach einem ausgedehnten Strandspaziergang kamen wir zurück zum Auto und machten uns dann wieder auf den Weg ins 150 Kilometer entfernte Agadir, dem Juwel der Atlantikküste!

Reih an Reih stehen hier die 5-Sterne-Bunker an weißem Sandstrand, DER Badeort Marokkos und Urlaubsziel der kompletten Nord-West-afrikanischen Bevölkerung! Hier fährt jeder zum Urlaub machen und baden hin, der es sich leisten kann!

Es war schön, wirklich! Da wir jetzt nicht ganz so die Badetouris sind, hat es uns nicht sooo arg vom Hocker gehauen, aber der Flair, der von diesem Ort ausgeht, ist schon bombe! Urlaub pur! Überall Strand- und Cocktail-Bars, überall Cafes, Kneipen und Bade-Zubehör-Läden… Hier scheint das islamische Alkoholverbot außer Kraft gesetzt zu sein (Was in Agadir passiert, bleibt in Agadir)!

Unser angesteuerter Luxus-Hammer-Porno-Camping kam in Reichweite und wir erwarteten Wunder was, da wir ja den Luxus der Hotels und Resorts schon gesehen hatten.

Ernüchterung kam, als wir auf den Platz fuhren… Kein Mensch da, außer vielleicht ein bisschen Tupperware (Der Ausdruck kam von dem Pärchen auf dem Camping in Zagora, die mit Tupperware die Camper und Caravans meinten… Hat uns irgendwie gefallen und wir behalten den Ausdruck bei)…

Wir sahen vielleicht fünf Wohnmobile, alle Besitzer mit dem gleichen europäischen miesen Gesichtsausdruck, den jeder schonmal gesehen hat, der auch nur an einem Campingplatz vorbeigefahren ist. Das ist ein Volk für sich und die wollen unter sich bleiben, da werden keine anderen geduldet. Vor allem keine, die mit ihrem total verdreckten, grauen Pick-Up in die weiße, frisch gewaschene Pracht ihrer Motorhome-Siedlung eindringen wollen…

Der Platz an sich erinnerte dann auch eher an einen Camping in Europa, mit nummerierten Stellplätzen, alles auf Wohnmobile ausgelegt, mit geteerten Straßen dazwischen und riesen groß! Zwei Sanitärblocks, einem Schwimmbad mit Riesenrutschen und allem Schnick-Schnack, den man sich vorstellen kann.

Bis wir ein bisschen genauer Hinschauten.

Nur jeder dritte Stellplatz hatte einen Stromanschluss, für WoMos kein Problem, für uns schon. Das versprochene Internet funktionierte nur mit Passwort, das wir nicht hatten, und als wir uns eins besorgt hatten, merkten wir, dass es nur an der Rezeption gescheiten Empfang hatte…

Als wir Wäsche waschen gehen wollten (was mit 4 Euro zu Buche Schlug!), merkten wir, dass unser Sanitärblock abgeschlossen war, also mussten wir von unserem Stellplatz aus fast 500 Meter weit laufen, um zum nächsten Sanitärblock zu gelangen und auf’s Klo zu gehen… Irgendwie suboptimal!

Unsere Laune sank noch mehr, als wir erfuhren, dass das Schwimmbad mit den Rutschen pro Tag 10 Euro kosten sollte, obwohl unser Reiseführer anpries, dass es für Gäste des Camping für umme sei!

Genervt, abgtörnt und sauer schmissen wir die dreckige Wäsche in die Waschmaschine und gingen die gefühlten 20 Kilometer zurück zu unserem Stellplatz und hielten Krisensitzung…

Zur Auswahl stand: erstens, einfach hier zu bleiben und es auszusitzen. Oder zweitens, wir nahmen uns ein Hotel. Oder drittens, ein Off-Road-Campingplatz, der ganz nett sein sollte. Aber das hat der Reiseführer ja auch von dem hier behauptet…

Option eins war inakzeptabel, außerdem habe ich mir geschworen, dass ich nimmer lange fackele, wenn mir was nicht passt. In Norwegen (siehe unseren Block) haben wir das viel zu oft und viel zu lange gemacht, wir hätten einfach heim fahren sollen und hätten eine Menge Geld sparen können. Das sollte mir nimmer passieren!

Option zwei war gut, aber da wir kein Internet hatten, konnten wir nicht richtig recherchieren und mussten uns auf die Reiseführer verlassen. Die gaben das günstigste (gute) Hotel in Agadir mit 170 Euro pro Nacht an! Verdammt!

Option Drei war mir persönlich nicht so recht, da bisher jeder Off-Road-Camping irgendwie von keinem Off-Roader angefahren wurde und wir immer alleine dagehockt haben…

Wir entschieden uns aus einer Kombi aus Option zwei und drei, sprich, wir probieren es auf dem Camping und wenn der nix ist, in ein Hotel kann man auch um halb 10 Uhr abends noch einchecken. Vor allem in eins mit 5 Sternen!

Da unsere Wäsche fertig war, wickelten wir sie nass in ein Handtuch, packten wieder alles zusammen (wir hatten uns schon komplett eingerichtet, bis wir merkten, dass das hier Müll ist) und verließen den High-End-Luxus-Super-Duper-Mega-Camping bereits nach eineinhalb Stunden wieder…

Der verdutzte Typ an der Rezeption konnte es kaum fassen, wie wir seinen Hammer-Campingplatz nicht toll finden konnten, aber entließ uns dann mit einem Murren!

Whatever, auf dem Weg zum Camping fuhren wir mal an dem Hotel vorbei. Perfekt gelegen am Strand, ein riesen Ding, und sah auch schon echt teuer aus. Auf dem Parkplatz nur fette Autos (da hätte unser wirklich dreckiger Hilux sich bestimmt bombe gemacht, neben so einem AMG!)

Der Campingplatz war schnell erreicht und uns begrüßte ein riesiger Gelände-LKW, der schon über die Mauer des Platzes ragte. Dahinter gleich der Nächste!

Als wir einfuhren, begrüßten uns gleich die ersten Leute, der Chef persönlich war da. Er hatte schon vier Mal an der Rallye Dakar teilgenommen und war in Marokko fast eine Legende (der Grund, warum ich nicht gleich hier her wollte ist, dass meistens die Besitzer, die so in den Führern angepriesen werden, eh nicht da sind und ihren Platz von einem Einheimischen bewirtschaften lassen).

Aber hier war der Chef da und wir konnten mit ihm sprechen! Hammer!

Hammer war auch der Rest des Geländes, super saubere Duschen und Klos, alles wunderschön angelegt, geschützt durch eine Mauer, fetter Pool, Restaurant und natürlich ein ganzer Pulk von Geländefahrzeugen, vom Nissan Patrol über Unimogs bis hin zum Off-Road-LKW! Das Eldorado!!!

Warum nicht gleich so!!

Als wir aufbauten, kamen schon die Besitzer des LKW und wir kamen ins Gespräch. Franzosen, der MAN-LKW nagelneu, auf dem Weg in die Wüste!

Wir quatschten ewig… Gott sei Dank sprachen beide fließend englisch, so dass die Verständigung leichter von der Hand ging als in einem gebrochenen zusammengestückeltem französisch-deutsch-englisch-Mix. Wir sahen uns den LKW an und sie sich unseren Hilux. Unser Hilux sah gegen deren LKW aus wie ein Quad gegen unser Auto. Echt Hammer das Ding!!! Als wir ihn fragten, was so ein Teil kostet, verschlug es uns die Sprache: Für das Geld kann man sich locker ein schickes Einfamilienhaus in bester Lage in Bad Dürkheim bauen…

Irgendwann kam eine Flasche Jack-Daniels dazu,wir setzten uns an unseren Tisch, wo wir die halbe Nacht noch weiter Geschichten und Erfahrungen austauschten. Sie haben uns übrigens dann auch eine bessere Route als die von uns angestrebte vorgeschlagen. Und von jemandem der zweimal im Jahr hier her fährt, nimmt man doch gerne Tipps entgegen!

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Tag 17 – Erg Chegaga–Icht (16.05.2014)

Nochmal zu dem Gerücht, dass es in der Wüste Nachts so kalt wird… Wenn man tagsüber 45°C hat und nachts 20°C merkt man natürlich den Temperaturunterschied empfindlich. Aber es ist wirklich ein Gerücht, dass es Minusgrade gibt. Zumindest im Sommer nicht. Im Winter weiß ich nicht, da kann es schon Minusgrade geben, aber dann ist es auch tagsüber gerademal T-Shirt-warm…

Und was glaubt ihr, wie der heutige Tag begann? Richtig! Mit irrsinniger Hitze und einem verschwitzten Laken! Es waren draußen 34°C und es war halb 8 Uhr morgens…

Jeder, der nach einer durchzechten Nacht morgens aufgewacht ist, die Augen verklebt und sich total zum kotzen gefühlt hat, der versteht, wie es mir an diesem Morgen ging. Aber ohne Alkohol und der Schmodder in meinen Augen war Sand. Und der reichlich!

Egal, es war auf jeden Fall irre heiß!

Ich hatte gestern Abend schon die Idee, die Matratze rauszuholen und unter freiem Himmel zu schlafen, aber da war der Wind noch zu stark…

Scheint sich wohl kurz darauf gelegt zu haben, denn die vier Italienerinnen und die Guides lagen alle auf ihren Matratzen im Sand in schliefen den Schlaf der Gerechten (oder besser des Alks, denn die hatten alle zusammen ordentlich gesumpft… soviel zu Islam und so)!

Wir zogen unsere total zugesandeten Klamotten an, klopften uns den Staub ab. Wir verließen unser Zelt und uns blieb der Mund offen stehen. In diesem Moment erlebten wir die „Magic of the Desert“!

IMG_9555Das Morgenlicht tauchte die Dünen in sanftes Licht, alles um uns herum erstrahlte in Orange und Gelb… Der Mix aus Sonne und Schatten malte wunderschöne Muster in die Flanken der Dünen. Es war alles still, alles friedlich. Der Tag erwachte in dieser unwirtlichen Welt, die so bezaubern kann und doch so tödlich ist.

Aber für diesen Moment war einfach nur schön und wir genossen diesen frühen Morgen in allen Zügen!

Nach dem Genuss verballerten wir fast einen ganzen Akku der Kamera, denn mit jeder Minute änderte sich das Licht und neue Farben, Muster und Konturen erschienen in Sand der Sahara.

Es war atemberaubend

Nachdem auch der letzte im Camp seinen Rausch ausgeschlafen hatte trafen sich alle im Hauptzelt zum Frühstück.

Danach packten wir und machten das Auto fertig.

Wir fuhren los, unser Guide nahm die erste Düne und war dahinter verschwunden. Da wir aus unserer Geschichte gestern gelernt hatten fuhren wir um die Düne herum und was sahen wir da?! Natürlich, unser Freund war schon wieder am buddeln! Aber er weiß ja was er tut…

Zum zweiten mal in 24 Stunden mussten die Sandbleche herhalten (so hatten auch die sich gelohnt) und es konnte weitergehen.

IMG_9568Wir kamen aus dem Dünengürtel heraus auf eine freie Ebene, dem Lac Iriqui. Über hunderte Quadratkilometer erstreckt sich dieser ausgetrocknete See und man überall Fatamorganas in der Ferne erkennen. Die ausgedörrte Oberfläche ist steinhart und bildet das typische Muster eines ausgetrockneten Gewässers. Dazu ist die Ebene absolut flach, was mal zum rasen einlädt.IMG_9571

Wir ballerten über die Ebene und kamen nach kurzer Zeit in ein Gebiet, in dem man Fossilien in Steinen eingeschlossen finden kann. Die Landschaft hatte sich innerhalb kürzester Zeit von Dünen zu Ebene und dann zu einem Geröllmeer gewandelt. Absoluter Wahnsinn!

Wir stiegen aus, fanden schnell ein paar Steine, in denen prähistorische Fossilien eingeschlossen sind und sackten sie ein!

Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel, das Thermometer zeigte entspannte 39°C.

Über Kilometer folgten wir einer echt üblen Wellblechpiste, die wirklich jede einzelne Schraube losrüttelte, die unser Auto besitzt!

Gegen 13 Uhr erreichten wir das Ende der Piste und die Straße, die in den nahegelegenen Ort Foum-Zguid führte.

An dieser Stelle merkte ich auch, dass unser Auto mehr als drei Gänge besitzt! Nach so einem Geschüttel auf glattem Asphalt zu fahren war echt eine Erlösung!

Wobei, mit Pisten ist es wie mit Tattoos:

Erst hat man voll Lust drauf und macht es. Während dessen ist es schlimm, denn es tut echt weh, aber wenn es rum und der Schorf ab ist, will man gleich wieder eins! Genauso ist es mit Pisten!

Whatever, wir erreichten den Ort, tranken noch einen frischgepressten Orangensaft (der war aber nicht so gut wie der In Marrakech, der war nämlich der Beste!!) und verabschiedeten uns von unserem Guide. Er fuhr zurück nach Zagora, wir weiter an die Küste Richtung Sidi-Ifni.

Erst einmal mussten wir tanken. Der gute Tankwart meinte es gut mit unserem Auto und pumpte ihn so richtig voll mit Sprit. Und als er eigentlich schon voll war rüttelte er mal kräftig am Auto damit noch was rein geht und dann tankte er weiter. Dann wurde wieder geschüttelt und wieder weiter getankt. Das ganze wiederholte sich fünf mal, bis wir ihm sagte, es ist genug. Ich glaube in unseren 80 Liter Tank hat er 100 Liter rein bekommen!!!

Da der Campingplatz der ersten Wahl zu weit entfernt war und wir nach so einer Tour und so einer Nacht keinen Bock mehr hatten, so weit zu fahren, disponierten wir kurzerhand um und fuhren einen anderen Platz an. Den gesamten Weg entlang der Straße begleitete uns DER afrikanische Baum schlechthin: Die Schirmakazie! Wieder einen Punkt von meiner Liste abgehakt! (Fehlt bloß noch eine Schlange… Hast nix gehört, Mama!)

Der Platz stellte sich als absoluter Glücksgriff heraus! Super Service, Internet, warme Duschen und echt billig!

Bloß das Wetter spielte nicht mit, denn dunkle Gewitterwolken zogen am Himmel auf und es war böse windig. Wir haben echt kein Glück…

Als wir alle elektronischen Geräte aufladen wollten, stellten wir fest, dass von unseren zwei zur Verfügung stehenden Steckdosen nur eine ging. Und das bei 4 Geräten und 2 Tagen Wüste und kein Strom… Da kann sich jeder an einer Hand abzählen, dass das nicht funktionieren konnte.

Netterweise lieh uns unser Augsburger Nachbar seine 4-fach Steckdose (für’s Nächste Mal merken: Mehrfachsteckdose MUSS mit!!!) und erzählte uns gleichzeitig, dass sie gerade von Sidi-Ifni kämen und es dort recht frisch war… Wie sehr wir uns nach „frischen“ Temperaturen sehnen! Mal schauen, was uns die nächsten Tage für Wetter an der Küste erwartet…

Wir klappten das Zelt auf, ließen es aber wegen des Windes noch zu und gingen erstmal duschen. Und wie durch ein Wunder waren die Wolken um uns herum gezogen, der Wind abgeflaut. Es kam sogar noch die Sonne raus.

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Tag 16 – Zagora–Erg Chegaga (15.05.2014)

Oh Mann, der Tag fing ja gut an. Ungefähr um 4 Uhr morgens meldete sich die Tajine des gestrigen Abendessens zu Wort und ich dachte, ich müsste sterben… 50°C in dem Zelt, dazu Schweißausbrüche aufgrund von Magenkrämpfen und ein Bett in 3 Meter Höhe… Keine gute Kombination!

Whatever, für alle die die Chemie-Klo-Geschichte kennen, das Teil war noch nicht im Einsatz. Wir fahren so viele Pisten, dass es mir lieber ist, das Ding bleibt leer. Und ich habe gleichzeitig ein anderes Syndrom überwunden!

Auf alle Fälle ging es mir echt dreckig und in ein paar Stunden ging unsere Tour in die Wüste los!

Die deutsche Pharmaindustrie musste nachhelfen…

Nach ein paar wenigen unruhigen Stunden Dämmerschlaf klopfte es an unser Top… Was zur Hölle???!!!

Ich kletterte aus dem Zelt und da stand ein Typ mit genau meinem Auto in der Hand! Aber ganz genau mein Auto! Der Hammer!!!

Da er sofort sein Geld wollte, ich aber den Deal mit dem anderen Typ hatte und er sich auch nicht belabern ließ, bezahlte ich den Automann im Voraus und wollte mir gleich um halb 11 mein Geld zurückholen!

Wir luden gerade die letzten Sachen ins Top, da erschien auch schon der Andere mit einem Mitsubishi Pajero um uns abzuholen. Er war pünktlich, das musste man ihm lassen!

Und ab ging die Fahrt, erst über die Straße raus aus Zagora und rein ins Dra-Tal, einer weiten Ebene, die dann an die Erg Chegaga angrenzt.

Wir bogen von der Straße ab und fuhren durch ein Dorf, das auf keiner Karte verzeichnet ist. Allein aus diesem Grund hat sich die Tour schon gelohnt, denn mal zu sehen, wie die Menschen in so einem Kaff leben ist schon allein Gold wert und bekommt man niemals mit, wenn man einfach so durchs Land reist, denn diese Dörfer kann man einfach alleine nicht finden…

Auf diese Weise durchfuhren wir zwei Dörfer und machten an einem traditionellen Markt halt. Wer denkt, das klingt schwer nach Kaffee-Fahrt, der irrt! Wir bestanden darauf, kein Kommerz, und daran hielt er sich auch. Er fragte immer vorher und wir machten nur, was wir wollten!

Bisher nicht schlecht!

IMG_9315Das Thermometer stieg auf bahnbrechende 50°C (sowas ist echt unmenschlich, das gönne ich keinem, sowas mal zu erleben) und wir machten Siesta in einem Hotel mit kalten Getränken und Klimaanlage. Wir wollten die Autos schonen, denn bald darauf ging es in die Wüste!

Die Erg Chegaga ist eigentlich eine Stein- und Geröllwüste, die aber auch zum Teil wandernden Dünengebiete hat.

Es war der Wahnsinn, zuerst auf Piste und dann auf dem heißen, gelb-orangen Sand der Sahara zu fahren. Wir fragten, ob wir Luft aus den Reifen lassen sollten, aber nein, kein Problem. Er wüsste, wo man fahren kann, damit man das nicht braucht… Okay… Wir werden sehen und legten schonmal den Kompressor bereit.

Aber es funktionierte alles prima! Wir pflügten durch den Sand, über Dünen, immer irgendwelchen Reifenspuren nach, die vor uns schon mal einer hier hinterlassen hatte. Die Dünen würden immer höher und bald waren wir komplett von ihnen umgeben, wohin man blickte, nur Sand!

Ein absolut irres Gefühl und eine Erfahrung, die ich niemals vergessen werde!

So ging es den ganzen Nachmittag, bis wir am Camp eintrafen, das unser Nachtlager werden würde.

Wir bekamen ein Zelt zugewiesen und konnten ausladen. Der Abend stand zur freien Verfügung, was auch immer wir machen wollten. Für später war noch Abendessen und ein bisschen Programm mit Musik und so angesetzt, aber alles keine Pflicht, nur wenn wir wollten!

Gleichzeitig mit uns kamen auch vier Italienerinnen auf Kamelen an, die die Zelte neben uns bezogen. Als wir so vor unserer Bleibe saßen, kam der Guide und frage uns, ob wir auch mal richtig hohe Dünen fahren wollten! Eigentlich schon, aber der Reifendruck, Kompressor…

Ach was, kein Problem, er wüsste was er tut!

Okay, dann gerne!

Wir fuhren also los, die erste höhere Düne drüber und auf der anderen Seite wieder runter. Und aus war’s…

IMG_9450Wir steckten bis zur Radnabe im Sand, keine Untersetzung, keine Sperre half noch…

Witziger weise steckte 15 Meter weiter auch er fest. Eigentlich nur er und wir danach, weil wir anhalten mussten, sonst wären wir ihm reingefahren!

So kamen dann auch mal unsere Sandbleche zum Einsatz und 20 Minuten später waren die Kisten wieder frei.

Da uns das genug Dünen für heute waren drehten wir um und fuhren zurück zum Camp. Auf dem Weg fuhr er sich nochmal fest, kam aber von alleine wieder raus… Aber er wusste ja was er tat…

Wir waren noch nicht ganz zurück am Camp, da kam ein heftiger Wind auf. Es war den ganzen Tag gewittrig, aber wir fuhren scheinbar immer davor her. Jetzt holte das Wetter uns ein und traf uns mit voller Wucht.

Ein Sandsturm ohnes Gleichen zog über das Camp hinweg, alles, was man nur kurz raushielt wurde sandgestrahlt. Wieviel Pech kann man eigentlich haben… Zweimal in der Wüste und zweimal Sandsturm… Das Auto war alleine vom Aussteigen voll mit Sand, überall und jede kleinste Ritze verirrte er sich… Das bekommt man bestimmt nie wieder raus!

Genauso schnell wie der Sandsturm da war, war auch die Sonne verschwunden und man hörte nur noch das rauschen des Windes, der an dem Zelt-Camp zog und rüttelte.

Den ganzen Tag überstand ich, aber jetzt musste ich nochmal die Imodium zu Hilfe nehmen. Wir gingen zum Essen ins Hauptzelt, wobei essen übertrieben ist, denn ich bekam keinen Bissen runter. Es gab Tajine… Wenigstens aß Sarah was, sonst hätte ich mich zutode geschämt, denn es gab reichlich und es wurde extra mit dem Pick-Up aus Zagora rangekarrt!

Auf die Nachfrage, ob es nicht schmecke, antwortete ich, ich hätte es mit dem Magen.

Da wüsste er ein altes Berber-Hausrezept:

Eine Hand voll Kümmel mit Wasser runterspülen. Danach bitte auf den Bauch legen und unter vielen Erklärungen was er tat, massierte er meinen Rücken. Besser gesagt hatte ich das Gefühl, er wolle mir das Fleisch abziehen, denn er zog entlang der Wirbelsäule immer wieder die Haut zusammen und drückte sie fest nach unten!

Witzigerweise weiß ich nicht, ob es an der Berber-Voodoo-Heilkunst oder an der deutschen Pharmaindustrie lag, aber meine Beschwerden waren so gut wie weg… (genauer Wortlaut nach Beipackzettel: „ungeformter Stuhl“ erledigt!)

Normalerweise verfügte das Camp über Solarenenergie, die aber genau in dieser Woche ausgefallen war. Somit gab es keinen Strom…

Der fehlende Strom wurde durch Kerzen ersetzt und jeder kann sich vorstellen, dass es in einem Duschraum, in dem 10 Leute duschen und der nur durch Kerzen beleuchtet wird entsprechend warm ist. Dazu kam noch die nicht unerhebliche Hitze von 50 °C über den Tag und schon hatte man eine Sauna! Das Wasser kam auch Tanks an der Seite des Gebäudes, die wahrscheinlich Anfang 1990 das letzte mal befüllt worden waren. Jeder kann sich vorstellen, wie das Wasser roch, dass in kleinen Rinnsalen aus dem Duschkopf rann. (Das ist wirklich keine Übertreibung, fragt Sarah wenn wir wieder daheim sind und nicht an einer Salmonellenvergiftig gestorben sind!)

Eigentlich hätten wir uns das Duschen auch schenken können, denn man machte einen Schritt vor die Tür und war wieder total voll mit Sand…

Unser großes Ziel dieses Trips war, die Sterne in der Wüste zu sehen… Ziel verfehlt, denn außer Sand, war nix zu sehen.

Da es unerträglich heiß war in den Zelten, sogen wir es vor, uns an eine Windgeschützte Seite eines Duschgebäudes zu setzen und räumten gleich mal mit dem Gerücht auf, dass es Nachts in der Wüste Minusthemteraturen gibt. Wir saßen bei entspannten 25°C in einem Sandsturm mitten in der Wüste… Aber irgendwie war es auch witzig… Nach ca. zwei Stunden ließ der Wind nach, der Sturm legte sich und es klarte ein bisschen auf. Wir sahen ein paar Sterne, den Vollmond und noch ein paar Wolken.

Es war auf einmal so lauschig, dass ich einschlief. Erst als Sarah aufstand und zum Zelt ging wachte ich auf und folgte schlaftrunken…

Es waren mindestens 60°C in dem Zelt..

Whatever, soviel zu kalt in der Wüste…

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