Ich weiß nicht, ob es an dem weichen Bett, oder der gleichbleibenden Temperatur, der Stille oder der warmen Bettdecke gelegen hat, aber ich habe noch nie in meinem Leben so gut geschlafen wie in dieser Nacht!
Ich erwachte um halb 8 morgens, nachdem ich gestern nach dem Marathon-Tag am Steuer und viel zu viel Chicken Nuggets einfach so eingepennt bin…
Beim Frühstück im Hotelrestaurant überlegte ich mir, wie ich die größte Stadt Marokkos am Besten ehren könnte… Und da fiel mir ein, wir werden einfach mal einen Casablanca-Der-Film-Revivial-Blogeintrag machen, in dem alle coolen Sprüche des Films vorkommen (kursiv geschrieben)!
Zur Stadt an sich gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Sie ist riesig, die größte Stadt Marokkos mit ca. 3 Millionen Einwohnern und das Wirtschaftszentrum des Landes. Hauptindustrie ist die Güterverschiffung, Täglich rauschen hier riesige Containerschiffe rein oder kreuzen zusammen mit gewaltigen Kreuzfahrtschiffen vor dem Hafen. Die Stadt ist an sich superschön, viele Häuser noch im Stil der 30er Jahre, gepaart mit marokkanischen Einflüssen. Mir persönlich gefällt es sehr gut hier, ein bisschen industriell vielleicht, aber hat seinen ganz eigenen Flair. Der Strand, der sich über die gesamte Länge der Stadt erstreckt, ist mit seinen Promenaden und Piers auch wunderschön anzusehen und lädt zum Spaziergang ein.
Zurück zum Thema, wir buchten gleich morgens noch eine zweite Nacht in unserem Hotel, damit wir mehr Zeit in Casablanca verbringen konnten, denn nach ein bisschen hin und her diskutieren, entschieden wir uns, die geplante Route etwas einzukürzen und hier zu verlängern.
Unser erster Anlaufpunkt war der Hauptbahnhof (direkt neben unserem Hotel), denn wir waren im wahrsten Sinne des Wortes „Planlos“ und das wollten wir ändern.
Kurzerhand war ein Stadtplan erworben und auf dem Weg nach draußen trafen wir noch unseren Taxifahrer von gestern, der uns wie alte Kumpels begrüßte! Er fragte, ob wir eine Stadtrundfahrt bei ihm machen wollten, aber wir lehnten ab, da wir gelesen haben, man könnte Casablanca locker mit dem eigenen Auto befahren, da genug Parkplätze vorhanden wären.
Er zeigte uns dann aber noch die wichtigsten Touri-Anlaufstellen. Wir bedankten und verabschiedeten uns, aber nicht, ohne nochmal brüderlich die Hand zu schütteln und mit der Aussage, wenn wir was bräuchten, sollten wir uns einfach bei ihm melden, er wäre immer hier! Ich denke, das ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft!
Wir machten uns also auf den Weg, und merkten schnell, dass hier ein bisschen anders gefahren wird…
Man könnte sagen, wenn man die Fahrbedingungen im Rest des Landes vergleicht, ist Casablanca Maroc Driving 2.0! An manchen Kreiseln dachte ich, ich spiele Need for Speed! Hier wird gerast, gedrängelt, gehupt, aus 3 Spuren werden 5, Lichthupe, und was sonst noch alles mit einem Auto möglich ist, getan… Wahnsinn! Aber macht Spaß, wenn man sich mal dran gewöhnt hat! Autofahren ohne Regeln!
Und wo wir grade bei „keine Regeln“ sind: Hier gibt es einen Sport, der überwiegend von Kindern ausgeübt wird: An roten Ampeln stellt man sich auf Stoßstangen von Autos, bevorzugt Pick-Up’s (da breite Stoßstange und Ladefläche zum festhalten) und lässt sich ein Stück mitnehmen! Davon gibt es aber auch eine 2.0-Version, nämlich man lässt sich von Auto, LKW oder Roller einfach auf Inline-Skates mitziehen. Festhalten, gucken, dass man nicht bemerkt wird und ab geht die Post…
Wir erreichten aber unser erstes Ziel, die Moschee Hassan II, ohne Anhalter oder bleibende Schäden!
Die Moschee Hassan II ist die zweitgrößte nach der in Mekka und einer der größten Sakralbauwerke der Welt. Sie ist mit weißem Marmor verkleidet und zu Zweidritteln in den Atlantik gebaut. Auf dicken Säulen thront die Moschee über dem Wasser und dem Strand. Wie ein Leuchtturm ragt das Minarett fast 200 Meter empor und ist von vielen Teilen der Stadt aus zu sehen. Nachts weisen zwei Laser-Strahlen nach Mekka und sind noch in 37 km Entfernung zu sehen.
Vor der Moschee erstreckt sich ein gewaltiger Platz, der das Gefühl des von Größe und Macht noch verstärkt. Für mich eines der imposantesten und schönsten Bauwerke, die ich je gesehen habe!
Da man die Moschee nicht alleine, sondern nur mit Führer besuchen darf, wollten wir uns über die Zeiten am Eingang informieren. Die nächste Führung sollte um 15 Uhr stattfinden.
Ich fragte Sarah:
„Liebchen, What watch?
-“10 Watch“
„Oh, such much!“
Da hatten wir ja noch mächtig Zeit und machten uns auf in die alte Medina der Stadt. Für eine Stadt wie Casablanca war die Medina recht mickrig, aber an so einem Ort gibt es immer was zu sehen. Wieder überall waren überall Stände mit den unterschiedlichsten Dingen aufgebaut, alles wird hier angeboten, verkauft oder getauscht. Von der Hauptstraße abgehend konnten wir einen Blick in die engen Gasse werfen, in den das tägliche Leben der Einwohner stattfindet. Von Haus zu Haus werden hier Wäscheleinen gespannt und hängen unter dem Gewicht von Frischgewaschenem durch bis auf den Gehweg, Aus Fenstern kommt Geschrei oder der Duft von frischem Essen oder Brot, selbst hier (die Gasse war nicht breiter als 60 cm), wird mit Vollgas sein Roller durchgezwängt, während Kinder spielen oder alte Leute ihren Einkauf nach Hause schaffen.
Das ist das wahre Leben hier, deswegen waren wir hier!
Nach einer gefühlten Ewigkeit machten wir einen Tee-Stopp in einem kleinen Cafe, das von einem alten Mann geführt wird. Auch wenn Keiner Keinen verstand, bekamen wir die gewünschte Tasse Tee und beobachteten das Treiben um uns herum.
Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, hörten wir auch schon den Muezzin, der zum Mittagsgebet rief. Als wir uns umdrehten, war unser Wirt schon am Teppich ausrollen und begann sein Gebet, mitten in einem 20-qm-Cafe auf dem Boden. Gebannt und fasziniert beobachteten wir die Szene. Dass sie ihr Geschäft schließen, um zu beten, kannten wir schon, aber so in der Öffentlichkeit, das hatten wir noch nicht.
Gegen halb 3 machten wir uns auf den Weg zurück zur Moschee um an der Führung teilzunehmen.
Es war eine wirklich original Touri-Führung, so wie man sie sich vorstellt… Aber unser Vorteil war, dass so gut wie kein deutscher Touris da war und unsere Gruppe aus nur 6 Leuten bestand. Die französischsprachige Gruppe hatte ungefähr 150 Leute!
So zogen wir durch die riesige Moschee, ließen uns von den Infos des Guides berieseln und fotografierten, was das Zeug hält! Unser Guide war echt cool drauf, war total fasziniert von unserer Kamera und wollte die ganze Zeit auch mal fotografieren. Er war besonders von unserem Fish-Eye (spezielles Objektiv) angetan, und da er natürlich die besten Hotspots zum fotografieren kannte, ließen wir es gerade ihn übernehmen. Er machte gar keine schlechten Aufnahmen!
Eine weitere Besonderheit der Moschee ist, dass sich das Dach auf einer Fläche von 30×100 Metern öffnen lässt. Das passiert alle Schaltjahr mal, laut unserem Guide das letzte Mal vor 4 Monaten. Aber heute war es offen!!!
Sowas kann man sich nicht vorstellen, wenn in einem so riesigen Gebäude wie diesem auch noch die Sonne rein scheint. Das ergibt ein total surreales Bild. Es war echt beeindruckend!
Eine Stunde später waren wir wieder auf dem Weg zurück zum Auto, als uns ein Mann ansprach: Da hinten würde sein Bus stehen, falls wir eine Stadtrundfahrt machen wollten. Er zeigte in die Richtung unseres Autos, neben dem ein Mini-Van geparkt war. Wir lehnten ab, zeigten in die selbe Richtung und meinten, dort würde auch unser Bus stehen! Ein bisschen verdutzt ließ er uns ziehen.
Der Abend rückte näher und wir fuhren zurück zum Hotel, um uns zu duschen und für den Abend fertig zu machen, denn wir wollen die Moschee nochmal bei Dunkelheit fotografieren, aber diesmal mit Licht an!
Aber vorher fuhren wir noch zum Leuchtturm, von dem aus man einen tollen Blick auf die Moschee haben soll. Und uns wurde nicht zuviel versprochen. Die Moschee erleuchtete im Glanz der untergehenden Sonne, es war atemberaubend schön anzusehen! Das Meer, die Moschee, der Strand drum herum, es war toll!
Ich sah Sarah in diesem Moment an, die Sonne tauchte ihr Gesicht in goldenes Licht und ich sagte: Ich seh dir in die Augen, Kleines!
Nachdem wir was essen waren und es ganz dunkel geworden war, erreichten wir den riesigen Vorplatz der Moschee, die vor pechschwarzem Himmel hell angeleuchtet war.
Wir fotografierten, bis sie anfingen, die Leute vom Platz zu scheuchen, denn über Nacht, wenn die Lichter der Gebäude aus sind, wird auch der gesamte Platz abgesperrt.
Auf dem Heimweg fiel mir auf, das wir schon fast genauso Autofahren, wie die Einheimischen hier. Wenn die Autofahrer hier an einer Ampel anhalten, fahren sie viel zu weit vor, sie stehen schon fast in die Kreuzung und müssen dann mit Hupen darauf hingewiesen werden, dass es grün ist, da sie es selbst nicht sehen können. Das ist dann natürlich an einer Ampel mit drei Spuren ein irres Konzert! Aber uns fiel auf, dass wir genauso weit vor fuhren, wie alle anderen, so schnell nimmt man schlechte Gewohnheiten an!
Whatever, uns bleibt immernoch Paris!