Wir waren wieder in Europa…
Das merkte man nicht an den High-Tech-Klo-Häusern, oder am zentimetergenauen Schnitt des Rasens um die Stellplätze…. Neeeiiinn, sondern dass man davon geweckt wird, dass sich alle die im Umkreis von 100 Metern mit ihren Tupperschüsseln um uns herum sich das Maul zerreißen, was ein Zelt auf dem Dach eines Autos zu suchen hat… Wieso macht man sowas??? Wieso schläft man nicht wohlbehalten in seinem Bett im Wohnwagen??? Wer kommt auf sowas???
Aber die Versammlung löste sich schnell auf, als wir uns aus unseren Schlafsäcken schälten. Aber als wir dann noch anfingen, unseren Kaffee von Hand und nicht mit der geliebten Kaffeemaschine zu kochen, war es vorbei… Für die Tupper-Fahrer brach eine Welt zusammen…
Egal, wir waren in St. Tropez, die Sonne schien und wir hatten noch ein bisschen Urlaub! Also, was macht man im Urlaub? Man geht natürlich an den Pool! An den Pool, den man nicht mit Schuhen betreten darf, denn man könnte ja was schmutzig machen. Essen und Rauchen war übrigens auch verboten (wie gut dass E-Zigaretten nicht auf der Verbotsliste standen!) ;)!
Aber abgesehen davon, dass die Badewächter mit drakonischer Härte alle ihre lieben kleinen Verbote durchsetzten, war es echt schön hier…
Wir genossen den Tag mit faulenzen, in der Sonne braten und lesen.
Aber irgendwie fühlten wir uns nicht richtig wohl hier… Es war alles super, alles schön, aber uns fehlte irgendwie dieses Gefühl der Gemeinschaft auf einem Campingplatz. Jeder machte sein Ding, jeder kümmerte sich um sich selbst.
Das hatten wir in Marokko ganz anders erlebt, alle Nase lang kam ein anderer vorbei, man kam ins Gespräch, tauschte sich aus und lachte miteinander. Das gibt es hier nicht (oder wirklich ganz selten!)… Man fühlte sich fast wie in einem Hotel, in dem auch jeder seiner Dinge nachgeht und sich nicht um die Anderen schert…
Whatever, wir genossen auf alle Fälle die Zeit am Pool und in der Sonne.
Am späten Nachmittag machten wir uns fertig, denn wir wollten mal in die Stadt (Der Camping liegt ca. 7 Kilometer außerhalb).
Nach dem Duschen zogen wir uns um. Es war gar nicht so leicht, noch irgendein sauberes Kleidungsstück zu finden, alles war voll mit Wüste! Aber ein paar Sachen konnten wir noch zusammenkratzen, aber es reichte bei weitem nicht aus, um in dieser Stadt adäquat gekleidet zu sein, aber dazu später mehr…
Als wir zur Rezeption kamen, wollten wir uns ein Taxi bestellen, dass uns in die Stadt bringt… Das gaben wir aber ganz schnell auf, denn eine einfache Fahrt (7 km!!!!!!) lag bei 50 Euro. Dafür würden wir elegant in einem 7er BMW-Taxi abgeholt werden… Ääähh, nein danke!
Option zwei war eine Fähre… Letzte Fahrt war vor einer halben Stunde… Okaayy…
Option drei, der Bus… Fährt erst wieder in 2 Stunden… Verdammt! Okay, was dann??!!
Wir mieteten uns kurzerhand zwei Fahrräder (für nur 10 Euro pro Stück!) und radelten schwerbepackt mit der riesen Kameratasche los!
Die Fahrt war erwartungsgemäß schön, es ging leicht den Berg runter, immer am Meer entlang bis zum Jachthafen.
Ja, der Jachthafen! DER Jachthafen! Was da für ein Wert an Schiffen im Hafen lag war für uns unvorstellbar. Von dem Geld hätte man bestimmt die Schweiz kaufen können! Jede Anlegestelle war belegt und eine Jacht war größer als die Vorherige… Wir gingen am Pier entlang und uns stand die ganze Zeit der Mund offen. Hier galt nur eins: Geld ist alles! Und wer welches hat, der zeigt es auch!
Überall standen die Eigner auf ihren Jachten, präsentierten ihre 50 Jahre alte aber auf 25 Jahre gespritzte Frau, aßen Hummer und präsentierten sich den Menschen, die vorbeikamen und glotzten… Eine Welt für sich… Natürlich brauche ich nicht erwähnen, dass vor jeder Jacht noch der dazugehörige Schlitten für eine kleine Spritztour bereitstand, falls es den Superreichen mal überkommt, in St. Tropez eine Runde zu drehen. Vom Bentley bis zum Maserati oder Rolls Royce war alles vertreten, was jenseits der 100.000-Euro-Grenze liegt!
Da wir echt Hunger hatten, schauten wir uns die Karten der Lokale an, für die man keine extra Einladung brauchte, aber das gaben wir dann auch ganz schnell wieder auf. Für die Vorspeise alleine 40 Euro überstieg dann doch etwas das Budget. Das teuerste Gericht was wir fanden lag bei 250 €!!! Keine Ahnung, was das war. Vermutlich bekam man da pures Blattgold zu essen.
Das schärfste, was wir gesehen haben, war ein Restaurant, dass auf dem Boden weißen, feinen Sand hatte! Der bedeckte den gesamten Raum und man hatte das Gefühl, man säße am Strand (also kann ich mir denken, denn da war Eintritt nur mit persönlicher Einladung!) Echt irre!
Wir versuchten also in der Stadt der Reichen und Schönen etwas zu essen aufzutreiben, was für einen normalen Menschen bezahlbar war und landeten an einer Imbissbude, die verschiedene Arten von Baguettes anbot. Ich nahm Pute, Sarah Steak mit Pommes (Ja, auf einem Baguette!!), Cocktailsoße drüber, was zu trinken dazu und 16 Euro später waren wir satt! Besser geht’s nicht!
Unser fürstliches Mahl nahmen wir in einem, ich nenn es mal Park, ein, in dem die Leute Boule spielten (das ist das mit der kleinen Kugel, die man dann mit Größeren versucht zu treffen!). Das scheint so insgeheim der neue Sport für die Superreichen zu sein. Golf ist out, jetzt wird Boule gespielt und dazu eine kleine Flasche Schampus für 400 Euro geköpft!
Den krönenden Abschluss des heutigen Tages war der Sundowner am Jachthafen von St. Tropez! Links erstreckten sich die riesigen weißen Jachten, rechts das offene Mittelmeer und am Horizont verschwindet die Sonne hinter den Bergen der Cort d’Azur… Was kann es schöneres geben!
Aber als die Sonne dann weg war, wurde es empfindlich kalt und wir beschlossen, zum Camping zurück zu radeln. Da aber die geliehenen Fahrräder keine Beleuchtung hatten, wurde die Fahrt aufregender als erwartet!
Denn wenn hier die Sonne untergeht, denkt jeder, er müsste mal kurz testen, ob sein Megasportwagen auch die angegebene Höchstgeschwindigkeit des Herstellers erreichen kann! Und dann ohne Licht am Fahrrad und Radwege, die genau an der Straße entlangführen, kann ganz schnell ungemütlich werden!
Wie auch immer, wir erreichten sicher (auch ohne Licht) den Campingplatz und verzogen uns ganz schnell in unser Zelt, denn es wurde jetzt langsam wirklich kalt! 12°C! Ich denke, es wäre Sommer?!