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Albanien 3

Überraschung

Am darauffolgenden Tag traf uns eine Neuigkeit wie ein Blitz:

Charlotte und Richard, mit denen wir noch in Kontakt standen und die vor dem Regen nach Italien geflüchtet waren, hatten sich entschlossen, wieder nach Albanien zurück zukommen. Das Wetter sollte hier zum Wochenende deutlich besser werden und die Aussicht, ein paar Tage bzw. Wochen mit den Beiden zu verbringen, frei zu stehen und einfach gemeinsam die Pisten in den Bergen zu erkunden war überragend.

So war die Freude enorm, als der weiße HZJ auf den Camping Tirana rollte. Es gab viel zu berichten, obwohl gerade mal zwei Wochen zwischen unserer letzten Begegnung lagen.

Da wiedermal Regen auf der Tagesordnung stand, nutzen wir die Zeit um einzukaufen und alles vorzubereiten, denn wir wollten ein paar Tage in die Berge fahren. Wir wollten nochmal zusammen zu dem Platz, auf dem wir die letzten Nächte verbrachten und der uns so gefallen hatte.

Als wir am nächsten Morgen die Autos packten und uns fertig machten, schaute die Sonne durch kleine Löcher in der Wolkendecke. Ein wenig besorgt sahen wir zu den umliegenden Bergen, in denen tief die Wolken festsaßen.

Als wir das Wildcamp erreichten, nieselte es. Die Wolken hingen schwer in den Hängen und man hatte das Gefühl, unser Stellplatz sei der Mittelpunkt, um den sich die ganze graue Masse bewegte. Die wunderschöne Sicht war gleich Null.

Noch während des Aufbauens begann der Regen stärker zu werden, das Barbecue und das anschließenden Lagerfeuer fielen ins Wasser. Wir bekamen einfach kein Feuer zu Stande.

Die ganze Nacht regnete es weiter. Es war niederschmetternd.

Bei morgendlichen Kaffee, jeder unter seiner Markise, nass und deprimiert, gab es eine Krisensitzung bei der beschlossen wurde, das Unterfangen abzubrechen und uns einen anderen Standort mit weniger feuchten Voraussetzungen zu suchen.

Karavasta Lagune

Wir entschieden uns für die Karavasta Lagune.

Es wurde ein langer, harter Tag. Wir nahmen die Pisten durch die Berge, bis wir wieder Tirana erreichten. Von dort ging es über Land an die Küste. Der erste Wildcampspot den wir anfuhren und der von ioverlander angezeigt wurde, war mittlerweile ein Hotel.

Bei dem zweiten, der zwischen Promenade und einer Ferienhausbatterie stand, fühlte man sich wie auf den Präsentierteller.

Nach einer kleinen Diskussion entschieden wir uns, noch weitere 60 Minuten zu einem Spot direkt am Meer zu fahren, der in einem Nationalpark lag. Also definitiv keine Gebäude im Umkreis.

Unsere Tochter auf der Rückbank, von unbändiger Langeweile gequält, machte die ohnehin schon viel zu lange Fahrt nicht gerade angenehmer.

Aber der Höhepunkt sollte erst noch kommen!

Als wir den Strand erreichten, müde und geschafft, kamen wir nicht einmal richtig dazu auszusteigen, als wir schon von einer unmenschlichen Anzahl an Moskitos überfallen wurden. Selbst unser afrikanisches Anti-Moskito-Spray machte den Biestern nicht im Geringsten etwas aus.

Somit wurde es ein sehr kurzer Abend, denn nach dem jeder von uns mit Sicherheit (und ungelogen!) 50 Stiche kassiert hatte, flüchteten wir uns in die Autos.

Am nächsten Morgen, nach einem kurzen Frühstück packten wir schnell alles zusammen, denn selbst der helllichte Tag hielt diese Killer nicht davon ab, uns unablässig zu attackieren.

Da Richard und Charlotte ein Händchen dafür hatten, wunderschöne Pisten und Ort zu finden, ließen wir die Beiden vorfahren. Sie übernahmen die Navigation und wir genossen!

In Vlora füllten wir all unsere Reserven in einem Einkaufszentrum auf, tankten, luden unseren Hotspot mit neuem Datenpaket auf und machten uns auf den Weg zu einen Wildcamp, dass die Beiden schon vor zwei Monaten besucht und für absolut empfehlenswert empfunden hatten.

Und die Zwei hatten nicht zu viel versprochen. Als wir den Platz in einer kleinen Bucht am Meer erreichten, waren wir total begeistert.

Die bereits untergehende Sonne tauchte die Bucht und das Meer in wunderschöne Farben, die umliegenden Klippen waren steil und luden zu einem Spaziergang ein und der Strand barg soviel angeschwemmtes Treibholz, das wir nicht einmal an unsere Reserven gehen mussten, um ein schönes Lagerfeuer zu machen.

Wir verbrachten drei wunderbare Tage in der Bucht.

Wir gammelten viel herum, erkundeten die Umgebung und die Klippen, besprachen weitere Routen und an einem Abend holten wir den Feuertopf raus und machten ein wunderbares Gulasch.

Da unsere Wasservorräte langsam zur Neige gingen, entschieden wir am vierten Tag, dass es wohl Zeit wäre, aufzubrechen. Außerdem quoll unser Dreckwäscheschrank über und wir brauchten dringend eine Waschmaschine.

Der anvisierte Campingplatz lag in Himare.

Dort gab es eine Waschmaschine und wir konnten unsere Tanks mit frischem Trinkwasser füllen.

Wir bereiteten die Autos für unseren nächsten Spot vor: dem Gjipe Beach.

Gjipe Beach

Durch diverse Videos angeheizt (unter anderem von Grizzly n Bear Overland – Albania auf Youtube) wollte Sarah unbedingt zu diesem Strand, der vor einer gigantischen Schlucht liegt.

Es gab bloß einen kleinen Haken. Für die 1,5 km lange Zufahrt zum Strand wurden 45 Minuten veranschlagt. Die Piste besteht eigentlich nur aus scharfkantigem Fels. Sie schlängelte sich in Serpentinen die Schlucht hinunter. Spitzes Geröll schaut überall aus dem harten Lehmboden und war ein Risiko für jeden Tank. Selbst mit einem robusten Unterfahrschutz ist dieser Weg ein gefährliches Unterfangen.

Aber dieses Risiko wollten wir auf uns nehmen, die Bodenfreiheit hatten wir und ich freute mich besonders auf die Herausforderung.

Als wir die Zufahrt erreichten und die ersten Abschnitte des Weges in Sicht kamen, wurde mir schon ein bisschen mulmig. Aber mit jedem Meter auf dem Trail wurde ich sicherer und es machte immer mehr Spaß.

An der ein oder anderen härteren Passage stieg Sarah aus um mich einzuweisen. Die Spuren etlicher aufgesetzter Fahrzeuge zierten die Felsen und waren stumme Zeugen von falschen Empfehlungen der Beifahrer oder fahrerischem Unvermögen. Oder einfach der mangelnden Bodenfreiheit…

Wie dem auch sei, wir schafften es unbeschadet und in einem Stück auf den Strand und waren begeistert von dem Anblick der sich uns bot.

Ich muss gestehen, dass Orte wie dieser eine gefährliche Sache sind, denn man steckt in den meisten Fällen viel zu viele Erwartungen in eine solche Location und ist viel zu oft von dem enttäuscht, was man dann vorfindet. Gerade bei einem solchen Anfahrtsweg.

Aber die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, der Strand war schön, das Meer türkis blau und alles wurde überragt von der gewaltigen Schlucht im Hintergrund.

Wir verbrachten eine angenehme Nacht 10 Meter von der Brandung entfernt am Strand und ein atemberaubender Sonnenaufgang weckte uns am nächsten Morgen und tauchte die Kluft in ein wunderschönes oranges Licht.

Der Aufstieg ging sogar leichter als die Abfahrt und nach nicht einmal 25 Minuten erreichten wir das Ende des steinigen Weges.

Noch einmal führte uns unser Weg nach Himare zum Einkaufen und tanken.

Am Tag zuvor hatten wir eine kleine Bucht entdeckt, die versteckt zwischen Olivenhainen geradezu auf uns wartete.

Zu dieser Bucht wollten wir und dort die nächste Nacht bzw. vielleicht sogar die nächsten Nächte verbringen.

Richard und Charlotte fuhren schon einmal vor, während wir noch einen Handyladen suchten um ein Datenpaket zu kaufen.

Dieses Unterfangen scheiterte leider an der Sprachbarriere, denn in dem Telekom-Shop war trotz Google Translator leider keine Verständigung möglich.

Entnervt gaben wir auf und fuhren zu der Bucht, wo die nächste Hiobs-Botschaft auf uns wartete. Es standen bereits zwei andere Fahrzeuge dort, ein deutscher VW-Bus und ein anderer Overlander aus Australien (Moment,… ist das überhaupt ein Overlander, der musste ja verschiffen…?)

Richard musste sich schon mit ein wenig Räumungsarbeiten an dem VW-Bus vorbei quetschen, da dessen Fahrer nicht mit sich reden ließen und den Bus keinen Zentimeter bewegte, damit noch andere Fahrzeuge durch kämen. Wir hätten ja Geländewagen, dass sollte ja kein Problem darstellen… so der Schwabe!

Das reichte mir für einen Tag und ich schlug vor, wir könnten ja auf den Camping gehen und erst einmal alles sacken lassen und uns abregen.

Der Vorschlag wurde zustimmend angenommen. Die Beiden wollten sich bloß noch schnell das Auto der Australier anschauen und dann nach kommen.

Daraus wurde nur nichts, denn als wir den Camping erreichten, erhielten wir eine Mail, das sie lieber in der Bucht stehen bleiben wollten, wir würden uns dann am nächsten Morgen sehen.

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