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Albanien 1

Transit oder bleiben?

Bei keinem Land auf unserer Route waren wir zwiegespaltener als bei Albanien.

Auf der einen Seite standen – und das muss ich zugeben ist natürlich sehr oberflächlich – das typische Bild der Albaner in Deutschland, mit tiefergelegtem Benz, Lederjacke und dem Problem, bei jeder Diskothek abgewiesen zu werden.

Auf der anderen Seite standen die Erzählungen vieler anderer Leute. Teilweise Reisender, die gerade aus dieser Richtung kamen. Oder einem Freund aus der Heimat, der sich die Mühe machte, uns eine überdimensionale Liste aller sehenswerter Dinge in Albanien zusammenzustellen. Wenn wir diese Liste Stück für Stück abgearbeitet hätten, wäre unsere Reise nicht über dieses Land hinausgegangen, soviel Zeit hätte es benötigt.

Auch an dieser Stelle nochmal vielen Dank Chily!

Somit entschieden wir, uns einfach überraschen zu lassen und fuhren nach dem Grenzübertritt in die nahegelegene Großstadt Shkodra.

Schon beim Einfahren in die Stadt merkten wir, dass das hier eine ganz andere Nummer werden würde, als wir es bisher auf dieser Reise erlebt hatten.

Der Verkehr war mörderisch, es wurde gefahren nach dem Gesetz des Stärkeren. Wer das größere Fahrzeug hatte oder einfach nur dreister war hatte Vorfahrt – oder nahm sie sich einfach.

Und das erste Klischee erfüllte sich bereits zwei Stunden nach unserer Ankunft: Die Anzahl an Mercedes Benz Fahrzeugen aller Art war überdurchschnittlich hoch! Fast auf jedem Auto prangte der Stern! Natürlich war die Spanne an Baujahren weit gefächert und bei manchen wunderte man sich, dass nicht alle paar Meter irgendwelche Teile abfielen, aber der Stern glänzte immer in der Sonne.

Oder vielleicht besser gesagt nicht wirklich, denn graue Wolken verdunkelten den Himmel. Als wir den Campingplatz erreichten, fielen schon die ersten Tropfen auf unsere Windschutzscheibe.

Nach einem Blick auf den Wetterbericht entschieden wir uns, anstelle eines Stellplatzes ein Zimmer zu nehmen. Es sollte die nächsten zwei Tage ununterbrochen regnen. Wir waren es Leid, überall im Auto den Schlamm zu verteilen, alle Klamotten klamm anzuziehen oder permanent nass zu sein.

Außerdem kostete das Zimmer gerade mal fünf Euro mehr als der Stellplatz…

Wir räumten also die wichtigsten Dinge aus dem Auto ins Zimmer und nutzten eine kleine Regenpause für einen Rundgang durch die Altstadt, die gerade eine halbe Stunde zu Fuß entfernt lag.

Der erste doch relativ ernüchternde Eindruck wurde fast direkt gemildert, da wir von allen Seiten freundlich gegrüßt wurden und anscheinend Fußgänger ein größeres Recht im Straßenverkehr besitzen als Autos. Oder es lag an unserer Tochter im Buggy, den wir vor uns her schoben.

Shkodra

Shkodra ist eine Stadt, deren Wurzeln bis in die Zeit der Byzantiner zurückreichen. Die heutige Stadt ist nichts Besonderes, es gibt alles was man braucht und es ist der perfekte Ausgangsort für einen Trip in die angrenzenden albanischen Alpen.

Was interessant ist, ist die Festung, die hoch auf einem Berg thront und von der man die gesamte Stadt überblicken kann.

Man kann einen steilen, felsigen Weg hinauf zur Burg laufen… oder man fliegt einfach von einem Liegestuhl des Campingplatzes aus mit der Drohne hoch. Ist deutlich angenehmer…

Die Altstadt sticht im Vergleich zum Rest der Stadt wunderschön restauriert aus der Masse der Betonbauten heraus.

Weißes Pflaster säumt die autobefreiten Straßen und die Fassaden der Häuser heben sich bunt vor den weißen Türmen und Minaretten der Kirchen und Moscheen ab. Hier, wie auch in Sarajevo war der Einklang der Religionen überraschend harmonisch. Direkt neben Kirchen stehen Moscheen, neben muslimischen Restaurants stehen Bars, auf deren Terrassen alkoholische Drinks ausgeschänkt werden.

Die Altstadt ist wirklich schön und auf jeden Fall einen Besuch wert, doch leider zwang uns der einsetzende Regen zurück in unsere Unterkunft.

Den ganzen verregneten nächsten Tag verbrachten wir mit Wäsche waschen und einem weiteren Besuch in der Stadt, bei dem wir zu unserer Freude feststellten, dass das Preisgefüge in Albanien deutlich unter dem der restlichen Balkanstaaten liegt.

Wir bekamen eine 52 cm große Familienpizza für acht Euro!

Und auch nur deswegen, weil wir dank eines kleinen sprachlichen Missverständnisses Pilze extra orderten, die sowieso dazugehört hätten. Ansonsten hätte die selbe Pizza nur sechs Euro gekostet.

Theth, erster Versuch

Am nächsten Tag war Aufbruchstimmung. Wir wollten nach Theth fahren, das inmitten der albanischen Alpen liegt und der Weg dorthin, der teilweise über 2000 Meter hoch führt, einen sagenhaften Ausblick auf die wunderschöne Gebirgslandschaft versprechen soll.

Also füllten wir unsere Reserven auf, tankten und machten uns auf den Weg. Von dem gigantischen Ausblick war nach wenigen Kilometern kaum noch etwas zu erahnen, denn die Wolken hingen tief in den Bergen und versperrten jede Sicht. Mit wachsender Sorge schielten wir immer wieder auf das Thermometer im Auto, dessen Anzeige rapide abnahm. Als der leichte Regen sich in Hagel wandelte, sank unsere Laune wie die Außentemperatur.

Richtig schlimm wurde es, als der erste Schnee die Hänge der Berge weiß färbte und der sich dann auch zu unserem Hagel gesellte.

Nach ein paar Kilometern mit Sichtweiten, die keine zwei Autolängen überstiegen, brachen wir unseren Versuch das Dorf zu erreichen ab. Es machte einfach keinen Sinn.

Wir hielten kurz an und überdachten die Optionen.

Da wir das Gebiet auf keinen Fall auslassen wollten, setzten wir es an die letzte Stelle unser Liste und würden in vier bis fünf Wochen noch einmal wiederkommen. Dann hoffentlich mit besserem Wetter und höheren Temperaturen.

Wir fuhren zurück nach Shkodra und blieben auf einem anderen Campingplatz über Nacht, der direkt am gleichnamigen See liegt.

Am nächsten Tag würden wir Richtung Süden abdrehen und hoffentlich mit besserem Wetter belohnt werden.

Aber vorher mussten wir noch die Nacht überstehen, denn der Regen folgte uns aus den Bergen und peitschte über den Platz. Es wurde wieder ein kuscheliger Abend bei Standheizung und Chips.

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