Der erste Weg am nächsten Morgen führte uns direkt an das Adventure Center auf dem Campingplatz. Wir wollten einen Hubschrauberrundflug über die Victoria Falls buchen. Es gab ein Angebot: Hubschrauberflug für 15 Minuten und abends Sundowner-Cruise auf dem Sambesi für 210 US Dollar pro Person. Das war natürlich viel Geld aber so oft kommt man nicht zu den Victoria Falls. Ich wollte unbedingt den Flug machen und so durfte ich zuerst fliegen. Tim wollte in der Zeit auf Elisabeth aufpassen und dann am nächsten Tag fliegen. Eine Stunde später saß ich schon mit 5 Russen im Hubschrauber und genoss die Aussicht von oben. Es war einfach unbeschreiblich!!!
Die 15 Minuten waren viel zu schnell vorbei und so landeten wir kurze Zeit später wieder auf dem Flugplatz. Den Tag verbrachten wir an der Bar, da es wieder regnete und wir hier zumindest ein Dach über dem Kopf hatten. Zum Sundownercruise am Abend klarte es auf und wir hatten eine wunderschöne 2-stündige Fahrt auf einem der größten Flüsse Afrikas.
Am nächsten Morgen wartete Tim um halb 10 darauf abgeholt zu werden. Natürlich war es wieder am regnen und aus diesem Grund auch nicht verwunderlich, dass niemand kam um ihn abzuholen. Auf Nachfrage beim Center sagten sie ihm, dass heute wegen dem schlechten Wetter keine Flüge gehen würden.
Tim war natürlich enttäuscht und wir hofften, dass es an diesem Tag noch aufklaren würde aber wir hatten kein Glück. An diesem Tag regnete es nur einmal und wir verbrachten den Tag wieder an der Bar.
Am nächsten Morgen war die letzte Chance, aber da es wieder regnete, entschieden wir uns, dass wir uns das Geld auszahlen lassen und abreisen würden. Wir hatten keine Lust mehr hier im Regen festzusitzen und zu warten. Schweren Herzens reisten wir ab ohne dass Tim fliegen konnte und fuhren in die Stadt um noch ein paar Einkäufe zu tätigen um dann weiter in Richtung Lusaka zu fahren. Als wir aus dem Supermarkt kamen hatte es aufgehört zu regnen und wir sahen Hubschrauber am Himmel. Wir rasten zurück zum Flugplatz und fragten, ob es heute nicht doch noch eine Möglichkeit gäbe. Die gab es: Zwar flog heute kein Hubschrauber mehr, weil es keine Buchungen mehr gab und es sich nicht rentierte mit Tim alleine zu fliegen aber er konnte noch 40 US Dollar drauf zahlen (plus die Differenz, die er für den ausgefallenen Flug zurück bekommen hat) und dann ganz alleine und exklusiv mit einem Microlight zu fliegen. Und zwar SOFORT, es begann nämlich gerade schon wieder zu tröpfeln. Es wurde alles fertig gemacht und innerhalb von 10 Minuten war Tim in der Luft. ENDLICH!!! Wir konnten es kaum glauben, dass es doch noch geklappt hat.
Da es nun schon am frühen Nachmittag war, entschieden wir uns, nicht mehr weiter zu fahren sondern noch eine weitere Nacht auf dem Campingplatz zu verbringen. Den Nachmittag nutzten wir, um uns die Fälle (zumindest einen Teil davon) vom Boden anzuschauen. Wir fuhren also zu der Brücke, die Sambia mit Simbabwe über den Victoria Falls verbindet.
Die Brücke befindet sich genau in der Mitte der Grenzposten der beiden Länder und ist somit Niemandsland. Eigentlich durften wir aus Sambia mit unserem Single-Entry-Visum nicht ausreise ohne ein neues Visum bei der Wiedereinreise für 50 US Dollars kaufen zu müssen aber wir hörten, dass es da wohl Möglichkeiten geben sollte.
Wir fuhren also zur Grenzstation und wurden direkt von „Helfern“ in Empfang genommen, die uns alles erklären wollten – natürlich gegen eine kleine „Aufmerksamkeit“ in Form von Geld. Wir bedankten uns höflich für die angebotene Hilfe und gingen auf direktem Weg zum Immigration-Office. Wir fragten was wir tun müssen, um die Brücke besuchen zu können.
Die Dame erklärte uns, wir sollen einfach unsere Pässe da lassen und auf dem Rückweg wieder abholen. Somit stellten sie sicher, dass wir auf jeden Fall wieder zurück kommen würden weil wir ja unsere Pässe bräuchten. Das Problem ist aber, dass man normalerweise NIEMALS und auch wirklich NIEMALS seinen Pass aus der Hand geben soll. Aber wollten wir die Vic Falls auch vom Boden aus sehen hatten wir keine andere Chance außer die komplette Einreise- und Ausreiseprozedur über uns ergehen zu lassen mit allen Gebühren die dazu gehören.
Also gaben wir der Dame unsere Pässe und erhielten einen Zettel, auf dem sie eine „3“ für drei Pässe kritzelte. Das war’s. Nun waren wir passlos…
Wir gingen auf die Brücke und wurden sofort von hunderten Händlern belagert. Man merkte sofort, dass wir uns in einer Touri-Hochburg befanden. Die Preise waren unverschämt übertrieben und die Händler ließen sich hier auch nicht mehr mit einem „Nein Danke“ abwimmeln. So kamen wir in den Genuss den gesamten Weg zur Brücke und zurück einen Händler neben uns herlaufen zu haben, der uns permanent belaberte, dass er so arm sei, so viele Kinder hätte, kein Geld und nichts zu essen. Irgendwann war ich einfach nur noch genervt.
Was wir uns aber nicht entgehen lassen konnten war ein Schein der ehemaligen simbabwischen Währung zu kaufen. Diese ist in den letzten Wochen und Monaten ihrer Existenz so inflationär gestiegen, dass Noten mit mehreren Milliarden gedruckt wurden. Wir kauften für 40 Cent einen 50 Billion-Dollars-Schein. Wenn es nur immer so einfach wäre Milliardär zu werden… Mittlerweile gibt es die Währung übrigens nicht mehr. Gezahlt und gehandelt wird in Simbabwe – wie in vielen anderen afrikanischen Ländern – mit dem US Dollar. Aus diesem Grund sind unsere US Dollar, die wir dabei haben auch so wertvoll.
Nachdem wir wieder zurück an den Grenzposten kamen, fragten wir nach unseren Pässen. Diese wurden dann aus einem ganzen Stapel Pässe, die dort auf dem Schreibtisch lagen herausgefischt und uns wieder übergeben. Man stelle sich dieses Procedere mal in Deutschland vor!!!
Den Weg zurück zu unserem Auto mussten wir uns wieder freikämpfen, da wir wieder von Einheimischen belagert wurden, die uns erzählten, dass natürlich jeder auf unser Auto aufgepasst hätte und jeder dafür seine Entlohnung wollte. Der „Hauptaufpasser“ bekam seine obligatorischen 20 Cent (er wollte 20 Dollar!) und gut war. Andere Touris lassen sich vielleicht verarschen aber wir nicht! Von einem wütenden Parkaufseher und hunderten Pavianen wurden wir vom Parkplatz der Vic Falls verabschiedet. Von oben war alles irgendwie entspannter.