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Tag 4 – Almería-Figuig (03.05.2014)

Mitten in der Nacht wachte ich auf – eigentlich hatte ich das Gefühl überhaupt nicht geschlafen zu haben, es war maximal eine Stunde – von einem Gestank aus der Mischung von Käsefüßen, Schweiß und verdorbenen Essen. Die Nacht auf den Pullman-Sitzen war wirklich die Hölle! Für mehr als ein paar gelegentliche Nickerchen hat es nicht gereicht.

Es stank bestialisch, überall auf dem Boden lagen stinkende Menschen und man hatte so viel Platz wie in einem Kinosessel.

Aber das ist der Preis dafür, wenn man 80 € für die Kabine sparen will!

Insgesamt war das Schiff echt abartig und wir waren froh, als gegen 7h die ersten Durchsagen ertönten, dass wir demnächst ankommen würden. Draußen war es noch dunkel und als wir auf das Deck gingen um etwas frische Luft zu schnappen ging gerade die Sonne auf und tauchte Melilla in ein atemberaubendes Morgenlicht! Der erste Eindruck sollte allerdings trügen.IMG_8026

Pünktlich um 8h legten wir an und fuhren mit unserem Auto von der Fähre.

Nun ging der Spaß los… Nach ca. 2 km winkte uns ein Mann zu wir sollten ihm folgen und rannte vorneweg. Wir fuhren also hinterher und kamen bald an den berüchtigsten Grenzübergang in Marokko.

Da war er also, unser Schlepper…

Kurz zum Thema Schlepper, für diejenigen, die noch nie davon gehört haben:

Ein Schlepper, bevorzugt an afrikanischen Grenzübergängen anzutreffen, hat nur einen Job. Deine Grenzformalitäten zu regeln und dafür Geld zu kassieren. Und jetzt zum Punkt:

Für Reisende ist es das Schlimmste überhaupt, wenn ein Fremder deinen Reisepass an sich nimmt. Aber genau das macht ein Schlepper (muss er natürlich auch), um deine Einreise zu regeln, aber ein komisches Gefühl ist es schon, wenn man das Dokument aus der Hand genommen kriegt und derjenige dann im Getümmel damit verschwindet.

Der Negative Touch an der ganzen Sache ist der, dass man natürlich an einer Grenze ganz schnell alt aussieht ohne Pass und derjenige, der ihn hat, im Grunde verlangen kann, was er will, damit du ihn zurückbekommst. Deswegen sind Schlepper eher mit Vorsicht zu genießen…

Aber an dieser Grenze hat man null Chance ohne einen Solchen!

An der Fähre in Almería trafen wir am Abend zuvor Franco, einen Motorradfahrer aus der Schweiz, der schon mehrfach in Marokko war und uns empfahl, den Grenzübergang nicht allein zu machen. Ein Schlepper sei schon sehr hilfreich. Wir sollten nur den Preis vorher aushandeln!

Unser Schlepper stellte sich kurz vor und als ich ihn fragte, was der Preis ist antwortete er: „Was Sie wollen“. In dem Moment haben wir den größten Fehler gemacht, nicht weiter gebohrt zu haben und nicht auf Franco zu hören!

Er nahm also unsere Papiere (Reisepass, Fahrzeugschein und Versicherungsbestätigung) an sich und stürmte los. Wir gingen hinterher in der Hoffnung alles würde gut…

Zuerst ging es zum Schalter für das Auto zu registrieren. Hier bekamen wir nach Vorlage der Versicherungsbestätigung und des KfZ-Scheins ein Papier, den unser Schlepper behielt und sich bei einem Schalter anstellte. Uns gab er unsere Pässe zurück und sagte wir sollen uns bei der Passstelle anstellen und wenn wir fertig seien zu ihm kommen mit dem Pass im Stempel. Dann wird unser Auto eingetragen.

Bis dahin ging alles noch recht flott. Als wir dann das Auto eintragen lassen wollten ging plötzlich nichts mehr. Der Zollbeamter sagte wir seien noch nicht im Computer. Da wir das erste Mal in Marokko seien dauere es etwas länger… Aber maximal 5 Minuten!

Es dauerte KEINE 5 Minuten. Nach 1 Stunden gingen wir mal schauen, ob zumindest mit unserem Auto alles OK ist. Was wir dort sahen verschlug uns die Sprache. Gefühlte 10.000 Marokkaner wurden direkt neben unserem Auto auf’s Übelste von Zollbeamten verprügelt.

Die Marokkaner haben für Melilla eine extra Genehmigung und dürfen nur mit ihrem Personalausweis ohne größere Zollformalitäten ein- und ausreisen. Und das nutzen sie schamlos aus indem sie zollfreie Waren kaufen, damit über die Grenze rennen und die Waren in Marokko verkaufen. Und wenn ich sage rennen, dann meine ich rennen. Wie die Bescheuerten rannten schon zu Beginn unserer Odyssee hunderte Menschen mit allem möglichen unter den Armen an uns vorbei. Von Fernseher über Autoteilen zu Klopapier (wieso Klopapier?????) wurde alles über die Grenze „geschmuggelt“. Wir wussten gar nicht was das sollte. Jetzt haben wir es erkannt.

Und alle die erwischt werden, werden verprügelt. Egal ob Frau, Kind oder Mann.

Als wir zurück zum Zollschalter kamen gab es nichts Neues, wir waren immer noch nicht im Computer. Aber unser Schlepper versorgte uns gut und holte uns erst einmal einen Kaffee.

Auch nach einer weiteren Stunde nix Neues. So langsam wurde es ruhig um uns, die meisten waren durch. Nur wir standen noch alleine und verloren am Zoll und konnte nicht einreisen.

Nach 3 Stunden ging plötzlich alles ganz schnell: Wir waren drin. Der Rest nur noch Formalitäten, hier und da ein Stempel und dann zurück zum Auto.

Und dann wollte unser Schlepper seine Bezahlung. Er habe ja schließlich fast den ganzen Tag für uns verbracht und wollte 30 €. Normal sind wohl so 5 €. Whatever, wir bezahlten es zähneknirschend (schließlich waren es wirklich 3 Stunden SEINER Arbeitszeit, die auch ER mit Warten verbracht hat) und verbuchten es als Lehrgeld. Das nächste Mal reisen wir über Nador ein, da werden die Formalitäten schon auf der Fähre erledigt und da gibt es keine Schlepper!

Jetzt nur noch raus aus der Hölle! Wir fuhren in Richtung Oujda, wo wir was essen und den weiteren Plan besprechen wollten.

Vorher wechselten wir noch Geld und tankten unseren Wagen auf. 50 € für einen vollen Tank! Sowas wünscht man sich daheim auch!

Wir landeten in einer Pizzeria in Oujda. Wirklich sehr nett und gut aber wir haben eine Stunde auf zwei Pizzen gewartet und dass obwohl wir die einzigen Gäste waren. Aber es war super frisch und hat sehr gut geschmeckt. Und 14 € für 2 Pizzen, 2 Fanta, 2 Kaffee und 4 Wasser preislich unschlagbar.

Die Marokkanische Küche kennen wir nun zwar noch nicht, aber wenn ihr mal eine gute Adresse für eine Pizza in Marokko wollt: Wir haben sie. Aber am besten bevor ihr losfahrt, vorher anrufen, dann müsst ihr nicht ganz so lange warten! 😉

Während des Essens beschlossen wir in Richtung Figuig zu fahren. Hierbei handelt es sich um eine Oasenstadt in der Wüste, die laut Reiseführer sehr schön sein soll. Und es soll einen Campingplatz mit guten Duschen geben. Wir machten uns also auf den ca. 370 km langen Weg. Da es zwischendrin nichts wirklich Sehenswertes gab und die Straßen gut ausgebaut sind konnten wir die Strecke gut fahren.

Die Straße führt ziemlich nah an der algerischen Grenze entlang, so dass wir in Tendrara unser erstes Fich lassen mussten. Bei einem Fich handelt es sich um ein Dokument, das von der Polizei verlangt wird und in das man alle möglichen Personalien eintragen muss. Über Name, Name der Eltern, Geburtsdatum, Beruf,…

Im Internet haben wir gelesen, dass man es zuhause ausfüllen soll und dann mehrmals kopieren soll. Jetzt wissen wir auch weshalb. Auf den letzten 200 km mussten wir schon drei Fiches pro Person lassen. Wenn das so weiter geht sind unsere 50 Kopien bald weg.

Die Kontrollen verliefen aber alle sehr nett und zügig. Bisher wurden wir noch nie – wie im Internet immer berichtet – nach einem Cadeau (Geschenk) gefragt. Das wird aber bestimmt noch kommen.

Die Landschaft bis nach Figuig war wunderschön. Wir sahen das erste Mal echten Sahara-Sand. Bisher noch durchzogen mit vielen Büschen aber man sah schon: Wir sind in der Wüste! Und kurz vor Figuig wurde das erste Mal die 30°C Marke geknackt!

Nach 5 Stunden Fahrt kamen wir in Figuig an. Wir wurden herzlich auf dem kleinen Campingplatz empfangen und das wichtigste ist: Es gibt echte Klos (keine Stehklos, da sind uns bisher auch schon ein paar begegnet) und Duschen! So sitzen wir nun hier und werden 2 Tage bleiben und morgen mal einen ganz entspannten Tag einlegen und uns die Oase anschauen und etwas einkaufen gehen.

Die erste Nacht in Marokko im Zelt! Und es wird nicht die Letzte sein!

2 Antworten auf „Tag 4 – Almería-Figuig (03.05.2014)“

Richtig interessant eure Berichte. Ich fühl mich als wär ich dabei 🙂

Weiter so und passt auf euch auf!

Grüßle,
die Nachbarn 🙂

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