Ein kurzes Gastspiel
Der Grenzübertritt war wie gehabt einfach und brachte uns den ersten Stempel in unsere nagelneuen Pässe.
Unser Ziel war die Bucht von Kotor. Mit Dubrovnik in Kroatien bildete diese Bucht den Mittelpunkt einer jeden Mittelmeerkreuzfahrt.
Ein von wunderschönen, schroffen Bergen eingerahmtes Dreieck bildet den natürlichen Hafen und Liegeplatz für die Giganten der Tourismusbranche. Bei unserer Ankunft lag auch schon einer der Riesen vor Anker und überragte die Hafenanlagen und die Stadt um ein Vielfaches. Und es war noch nicht einmal eines der größten Schiffe, die Kotor anliefen, wie wir am nächsten Tag feststellen sollten.
Da uns die Stadt zu überlaufen war beschlossen wir weiterzufahren und unseren Campingplatz anzusteuern.
Es gab zwei Wege, die auf die andere Seite der Bucht führten. Zum einen konnte man die Fähre nehmen, zum anderen den malerischen Weg über Land um die Bucht herum.
Wir entschieden uns für die Fahrt über Land, was uns sagenhafte Ausblicke auf die wunderschöne Landschaft und Umgebung der Bucht bescherte.
Uns Camping lag direkt an der Bucht. Nur die Straße trennte den Eingang des Geländes vom Wasser der Bucht.
Wir fingen an, unser Lager aufzubauen, als uns ein bekanntes Geräusch aufsehen ließ.
Ann-Kristin und Peter fuhren mit ihrem Miet-Bulli gerade auf das Gelände.
Wieder war die Freude groß und bei einem abendlichen kleinen Lagerfeuer wurden wieder Geschichten zum Besten gegeben und viel gelacht.
Der nächste Morgen sollte aber der endgültig der letzte Morgen sein, an dem wir zusammen frühstückten, denn ab jetzt ging es für uns auf direktem Weg nach Süden und für die Beiden nach Norden.
Nach dem alltäglichen Zusammenpacken verabschiedeten wir uns bei den Beiden ein letztes Mal, aber mit der Wissen, dass wir in Kontakt bleiben würden. Witzigerweise erfuhren wir am nächsten Abend, dass die Beiden auf einem Camping bei Zadar wieder mit Charlotte und Richard zusammengetroffen waren. Die Welt ist wirklich klein!
Für uns ging es weiter. Wir wollten einen Bergpass fahren, von dem aus man die Bucht und ihre Umgebung perfekt überblicken könnte und der atemberaubende Aussichten versprach.
Außerdem gilt er als eine der gefährlichsten Straßen des Landes, da ein Teil von ihm aus 27 Haarnadelkufen besteht, die sich über 700 Höhenmeter die Flanke des Berges emporschlängeln.
Doch bevor wir überhaupt auf die Straße gelangten, war unsere Fahrt schon wieder beendet. Zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe lagen in der Bucht vor Anker. Die zwei Ozeanriesen hatten sich über Nacht an uns vorbei geschlichen und lagen jetzt vor uns im türkisblauen Wasser.
Wir mussten, wie jeder andere auch, anhalten und unsere Handys zücken, so beeindruckend war der Anblick.
Erst nachdem wir auch der Drohne einen kleinen Rundflug über der Bucht gegönnt hatten, konnten wir uns losreißen und weiterfahren.
Die Straße führte steil den Berg hinauf, immer wieder in engen Serpentinen, aus denen man die immer wieder sagenhafte Einblicke in die Bucht erhaschen konnte.
Irgendwann bog eine Abzweigung von der Hauptstraße ab, der wir folgten. Der Weg wurde enger, rauer, mit deutlich mehr Bäumen, die gefährlich nahe an der Straße standen, aber er führte immer noch steil den Berg hinauf.
Die erste Serpentinenkurve der berüchtigten Straße folgte kurz darauf, gekennzeichnet mit der Nummer 1.
Eine enge 180 Kehre, die steil in die nächste Gerade führte, die wieder in einer 180 Grad Kurve endete.
Diese Strecke verlangten unserem Auto alles ab, dass seine doch gut drei Tonnen mit etwas Mühe durch die Kurven hievte.
Aber wir schafften alle 27 ohne Zusammenstoß oder überhitztem Motor.
Oben angekommen war die Aussicht… echt scheiße!
Wir waren genau in den Wolken, die an diesem Tag tief im Hang des Berges hingen und den so angepriesenen Weitblick verhinderten.
Wenigsten konnten wir durch ein kleines Loch mit der Drohne eine schicke Serie von Aufnahmen von den Serpentinen aufnehmen. Doch das ging auch nur für wenige Minuten, dann war unser Fluggerät in dichtes Grau gehüllt und wir mussten sie „nach Instrumenten“ landen.
Nach dem Gipfel des Passes, an dem von der Straße aus Ziplines gespannt waren und man sich über den Abgrund katapultieren lassen konnte, führte uns der Weg wieder in Richtung Tal, durch winzige Dörfer, alte verfallene Ruinen von Häusern und dichte Wälder. Die nagelneue Straße kreuzte immer wieder ihre Vorgängerin, die in wirklich erbärmlichen Zustand war. Es war wohl besser, eine neue Straße zu bauen, wie die Überreste der Alten zu renovieren.
Selbst an den Temperaturen, die das Thermometer am Armaturenbrett anzeigte konnte man erkennen, wie rapide wir dem Meer entgegen fuhren. Und nach einer letzten Kurve tauchte es plötzlich vor uns aus den tief hängenden Wolkendecke aus, die uns wie Nebel umhüllte:
Das türkisene Meer mit der Urlauberstadt Budva. Von Oben machte es fast ein wenig den Anschein, als würde man auf Miami zu fahren, überall ragten Hotels empor und die Promenade war gespickt mit Restaurants und Bars. Doch aus näherer Betrachtung erkannte man schnell, dass der erste Eindruck täuschte. Die aus der Entfernung so pompös wirkenden Hotels trugen starke Spuren des Alters, bei viele Gebäude konnte man abblätternden Putz und etliche Male überstrichene Wände sehen.
Wir drehten eine Runde durch die Stadt und machten uns dann auf zu unserem geplanten Campingplatz am Meer.
Witzigerweise war der Platz verlassen und es gab auch keine Anzeichen auf einen Besitzer. Wir kontrollierten noch einmal die Daten, denn in näherer Umgebung gab es ein paar Campsites, die auch zum Teil schon geschlossen sein sollten.
Aber dieser nicht… Nicht offiziell.
Wir fuhren durch das Tor und die nicht mehr vorhandene Schranke und sahen uns um.
Alles verlassen, verrammelt oder schon geklaut.
Somit erhielten wir einen kostenlosen Stellplatz für die Nacht direkt am Meer.
Selbst die vorbeischauende Polizei lachte nur und garantierte uns, wir könnten hier gerne über Nacht bleiben, es sei überhaupt kein Problem!
Und so verbrachten wir die letzte Nacht in Montenegro. Am nächsten Tag würden wir nach Albanien fahren.