Geweckt wurden wir um halb 4 morgens… Nein, nicht weil es wieder so heiß war… Diesmal ging ein dezent heftiger Wind über den Camping und hätte uns fast vom Dach gefegt… Wiedermal mussten die Zeltstangen dran glauben, die wahrscheinlich beim Absturz alle im Umkreis geweckt haben…
Ein Dachzelt ist wirklich super. Wir hätten nie gedacht, dass man sich so wohlfühlen kann und dass man wirklich gut drin schläft. Mittlerweile ist es wirklich unser Bett auf Rädern geworden. Wenn es nicht gerade stürmt… Dann ist man den Naturgewalten in 3 Metern Höhe schutzlos ausgeliefert, bzw. es ist sehr viel anfälliger als ein Bodenzelt. Da die Stangen, die die Plane stützen nicht im Boden feststecken, sondern nur im Unterbau des Zelts, gehen die beim kleinsten Wind auch gerne mal flöten…
Whatever, nachdem wir das Ausstelldach eingeklappt und das Zelt zugemacht haben (bei der Hitze lassen wir immer die äußeren Klappen auf beiden Seiten offen und schlafen nur mit den Fliegengittern), konnten wir noch ein paar Stunden schlafen. Mehr schlecht als recht, denn es schaukelte noch ganz schön, aber zumindest flogen uns keine Zeltstangen mehr um die Ohren.
Ziemlich gerädert standen wir dann auf und waren erst einmal im Restaurant frühstücken. Unser Augsburger Nachbar (der mit der Mehrfachsteckdose) sagte uns, das Frühstück sei ganz ausgezeichnet. Na ja, es war recht überschaubar: 2 Eier, ein bisschen Marmelade, 2 abgepackte Käse, ein aufgeschnittenes Baguette und Kaffee mussten zum Wachwerden reichen.
Heute sollte es nach Fort Bou Jarif gehen. Ein Campingplatz in der Nähe eines Forts das von einem Franzosen nur für Allradfahrer eingerichtet wurde. Hier treffen sich alle möglichen Afrikafahrer, auch die, für die es nach Mauretanien und weiter in den Süden geht. Da mussten wir hin! Wir freuten uns auf ein bisschen Austausch und Infos bezüglich des Plage Blanche, einem superschönen Sandstrand, an dem man bei Ebbe wunderbar entlangfahren kann. Warum? Das macht man da so, also machen wir es auch! 😉 An den sollte es morgen gehen.
Der Campingplatz war nur 150 km entfernt und so mit 2-3 Stunden locker machbar.
Unterwegs hielten wir zum „Shoppen“ und kauften frische Orangen, Bananen, Brot und gaaanz viel Wasser. Wir hätten nicht erwartet, dass unsere Hauptausgabe auf dieser Reise bei Wasser liegt. Dass man, wenn’s warm ist viel trinkt, ist klar. Aber so viel… das hätten wir nicht gedacht…
Die Fahrt führte uns durch den landschaftlich wunderschönen Anti-Atlas! Es ging wieder rauf und runter, durch Täler und Oasen. Es war ein Traum! Links und rechts der Straße türmten sich die schwarzen Hänge der Berge auf, davor erstrecken sich weite sandige Flächen, voll mit Palmen und Akazien. Der blaue Himmel über uns, der von keiner Wolke getrübt wurde, machte die Szene noch komplett! Fast wie im Urlaub!
Da wir uns die ganze Zeit (außer in der Wüste) mit Klimaanlage fortbewegten, und wir somit immer gleiche Temperaturen im Auto hatten, traf uns fast der Schlag, als wir mal einen Blick auf unser Bordthermometer warfen. 25°C!!!! Halb so viel wie gestern… Was zur Hölle!!!
Durch die Barriere des Anti-Atlas, also des Bergrückens, der die Sahara-Region von der Küste trennt, wird auch das Klima verändert. Die Hitze bleibt auf der einen Seite der Berge, während die Küste eher gemäßigtes Klima hat. Und das machte hier sanfte 25°C Unterschied aus!
Uns fiel noch was anderes auf. Wir hatten noch Zwei alte Brote, die vom letzten Einkauf übrig waren und leider durch unseren kleinen Magenproblem (hier nennen sie es Marrakech Express!) nicht mehr geschafft hatten zu essen. Wegwerfen wollten wir es aber auch nicht…
Gerade, wenn man sich in so einem Land bewegt wird einem bewusst in welchem Überfluss wir zuhause doch leben. Fast alles was das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat wird weggeworfen, obwohl es noch genießbar sein kann. Das schlimmste sind die Supermärkte, die frisches Obst und Gemüse, dass einfach nicht mehr schön genug ist zum Verkaufen, in die Tonne werfen. Wir haben hier bisher immer Gemüse vom Markt gekauft. Und nein, es war teilweise wirklich nicht schön anzusehen. Aber dann schneiden wir einfach die zermatschte Stellen raus und dann kann auch diese nicht so schöne Tomate in den Topf! Und der Geschmack ist tausend Mal besser als der von den schönen Tomaten aus dem Supermarkt zuhause!
Lange Rede, kurzer Sinn. Wir dachten uns, wir schenken sie einfach einem von den gefühlten 3 Million Hirten, die hier überall ihre Ziegen gassi führen.
Keine 500 Meter weiter kündigten die Knoddeln auf er Straße an, das wir bald einen Abnehmer für unser Brot gefunden hatten.
Und genauso war es. Hinter der nächsten Kurve standen auch schon die ersten Ziegen auf der Straße, da war der Hirte nicht weit und dankbar und mit vielen Wünschen nahm er unser Brot entgegen.
Ein paar Kilometer bevor wir den Campingplatz erreichten, ging die Straße in eine steinige Piste über. Laut Reiseführer soll sie auch für Wohnmobil oder PKW bei angepasster Fahrweise machbar sein.
Bisher war auf unsere Reiseführer wirklich Verlass. Alle aufgeführten Pisten waren annähernd genau so wie beschrieben. Aber dass hier ein Wohnmobil oder PKW herkommt: Nie im Leben. Teilweise war die Piste, die durch ausgetrocknete Flussbetten verlief, gar nicht zu erkennen. Selbst wir hatten schon einfachere Pisten erlebt und Gott ist mein Zeuge, 100 Euro für Jeden, der diese Strecke mit einem WoMo packt!
Also der Wohnmobilfahrer, der diese Strecke schon gefahren ist und sein Wohnmobil heil hin und auch wieder zurück bekommen hat, kann sich gerne bei uns melden!
Als wir einen Hügel runter fuhren, trauten wir unseren Augen kaum. Vor uns lag ein riesiges Campingareal, viel größer und ausgedehnter, als wir es erwartet hatten.
Wir wurden sehr nett empfangen. Da der Wind wieder Sturmausmaße erreicht hatte und wir nicht noch eine schlaflose Nacht verbringen wollten, entschieden wir uns für ein Zimmer im „Petit Hotel“. Es handelt sich um wenige Zimmer, die sich direkt auf dem Platz befinden und einfach mit einem Bett, einer Dusche und Toilette ausgestattet sind. Klein aber fein. Sehr sehr sauber und ordentlich und das erste echte Bett und echte Dach über dem Kopf seit mehr als 2 Wochen!
Das einzige was uns etwas störte: es war kein anderer Gast da! War wohl nix mit Austausch und Infos einholen. Später kamen eine Touristengruppe von Franzosen, die uns jedoch nicht wirklich was brachten.
Zum Thema Franzosen: Wir haben schon erwartet, dass es hier relativ viele Franzosen gibt, aber so viele???!!!! Was für die Deutschen Mallorca ist, ist für die Franzosen Marokko!Wir verbrachten den gesamten Nachmittag damit, das Auto von der Konfrontation mit der Sahara zu befreien. Überall war Sand. ÜBERALL!
Wir kehrten, wischten, räumten aus, kehrten nochmal, wischten nochmal und räumten wieder ein. Das gleiche beim Zelt (obwohl es nicht mal offen war, war es voll mit Sand!), von der Ladefläche gar nicht zu sprechen…
Wiedermal Öl, Wasser und Filter gecheckt, alle Schrauben nachgezogen und Lichtcheck gemacht.
Positiver Nebeneffekt der ganzen Aktion: Jetzt waren auch alle Boxen mal wieder aufgeräumt, die Kamera sauber und mal alle Bilder überspielt und gesichert. Stolz und kaputt gingen wir erstmal Duschen…
Sobald die Sonne untergegangen war, wurde es richtig frisch. Es hatte „nur“ noch 18°C. Ich habe das erste Mal, seit ich in diesem Land bin, eine Gänsehaut gehabt.
Da es hier (mal wieder) kein WiFi gibt (und der Strom kommt vom Generator und wird um 11 Uhr abgestellt; wir sind hier wirklich am Arsch der Welt!) wussten wir nicht, wie wir nun die Gezeiten rausfinden sollten, die wir brauchten, um überhaupt am Strand fahren zu können. An der Rezeption wurde uns aber schnell weitergeholfen, mit so einer altmodischen Gezeitentebelle. Auf Papier! Wie in der guten alten Zeit! 😉
Um 10:04 Uhr ist Ebbe, es heißt also früh aufstehen!