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Kenia

Nach dem doch recht anstrengenden Grenzübertritt war unser erster Stopp in Kenia die Stadt Kisumu am Lake Victoria.

Kisumu, die drittgrößte Stadt Kenias war überfüllt, dreckig und wirklich nervenaufreibend. Da man anscheinend hier grundsätzlich seinen Führerschein kauft anstelle ihn zu machen ist das allgegenwärtige Chaos natürlich erdrückend. Kreuz und Quer wird mit alle möglichen mehr oder weniger verkehrstauglichen Fahrzeugen gefahren, gehupt und gedrängelt. Von allen Ländern, in den wir bisher gefahren sind, ist Kenia verkehrstechnisch auf jeden Fall das Anspruchsvollste!

Mit Müh und Not erreichten wir den Camping direkt am See. Wobei See nur des Namens wegen korrekt ist, denn eigentlich sprechen wir von einem Fünftel der Größe des Mittelmeeres. Bis zum Horizont und weit darüber hinaus erstrecken sich die so trügerischen Fluten. Mit seiner hellblauen Farbe lädt der See geradezu zum Baden ein, die Wassertemperatur ist angenehm. Aber unter der Oberfläche lauert die Gefahr. Wie in jedem anderen der großen afrikanischen Seen ist auch hier die Gefahr sich mit Bilharziose zu infizieren extrem hoch. Deshalb blieben unsere Badesachen dieses Mal trocken.

Aber der Camping, der eigentlich eher eine Bar mit angrenzender Wiese war, lockte mit anderen Annehmlichkeiten. Bei entspannter Livemusik genossen wir eisgekühlte Drinks, aufgrund unseres doch relativ auffälligen Autos und unserer Hautfarbe wurden wir angesprochen und durften die Geschichte unserer Reise mit Baby des Öfteren zum Besten geben. Natürlich war auch wieder unser kleiner Begleiter der Türöffner Nummer eins. Alles drehte sich nach ihr um, nahm sie hoch, trug sie herum und sie genoss natürlich jede Sekunde der übermäßigen Aufmerksamkeit.

Am darauffolgenden Morgen machten wir uns auf Richtung Nairobi, mit Zwischenstopp in Naivasha. Dieser Camping soll abends von Flusspferden besucht werden, was spannend werden könnte! Aber zuerst erschlug uns fast der Andrang, der auf diesem Camping herrschte. Überall auf den Wiesen standen Zelte, eins neben dem anderen, überall waren Decken ausgebreitet und standen Autos mit Diplomatenkennzeichen herum. Wir erfuhren von unseren Camp-Nachbarn, dass dieser Platz an den Wochenenden voll mit Ausländern, insbesondere Deutschen ist, die in Nairobi und Umgebung arbeiten.

Doch bevor wir die Flusspferde wirklich zu Gesicht bekamen, erreichte uns ein Gewitter und wir zogen uns vor dem Regen ins Auto zurück. Aber Nachts konnten wir sie schnauben und fressen hören!

Nairobi liegt auf einem Plateau, man fährt durch das Tal des großen Grabenbruchs auf den Rand, auf dem die Hauptstadt Kenias liegt. Normalerweise kann man von der Hauptverbindungsstraße aus ins Tal des Grabens blicken, der sich von Ägypten aus bis nach Mosambik erstreckt und in Kenia seine schönsten Ansichten präsentiert. Außer an diesem Tag, denn wir hatten 5 Meter Sicht aufgrund von Nebel. Was man erkennen konnte waren die Nebellichter des LKWs vor einem…

Wir hatten uns mit Jen und Jared in DER Location für Overlander (oder uns NOverlander) in Nairobi verabredet. Der Jungle Junction. Chris führt hier eine Langzeitunterbringung für jegliche Art von Fahrzeug. Jeder, der mal für eine paar Wochen oder Monate heim fliegt oder vielleicht in 2 Jahren seine Reise fortsetzt lässt sein Auto hier und holt es beruhigt und wohlbehalten wieder ab. Es gibt eine Werkstatt, die Langzeitparker werden gewartet und laufen gelassen, alles wunderbar.

Da wir ein bisschen länger hier stehen wollten um noch ein paar Dinge organisatorischer Natur zu erledigen, deckten wir uns im nächsten Einkaufszentrum mal richtig ein. Nairobi ist eine pulsierende Metropole, mit Bankenviertel, Malls und riesigen Einkaufszentren, in denen man alles bekommen kann, was man möchte. Da uns das ein wenig gefehlt hat, ließen wir es im Carrefoure in der Two-Rivers-Mall erst einmal richtig krachen. Mit Lebensmitteln für knapp 100 Euro, einem Besuch bei Burger King und einer Runde durch die vier Stockwerke des Centers machten wir uns auf den Weg zum Camping.

Die Freude war groß, als wir im Nieselregen Jen und Jared in die Arme schlossen! Abends am Lagerfeuer tauschten wir die Geschichten der letzten 3 Wochen aus, ein weiteres Paar mit einem Land Cruise, das J&J schon früher begleitete, leistete uns Gesellschaft.

Nach einem verregneten Tag, an dem wir mal alle Malls und Einkaufszentren Nairobis abgeklappert haben, machten wir mal einen Groß-Reine-Machen und Aufräumen-Tag. In Kenia müssen ausländische Fahrzeuge Straßenmaut bezahlen, wie in allen anderen afrikanischen Ländern auch. Der Unterschied ist, dass man überall sonst die Gebühr an der Grenze entrichtet, hier muss man das in der Hauptstadt auf der Verwaltung erledigen. Ist eigentlich auch nicht so, aber an den Grenzen weiß manchmal die eine Hand nicht, was die andere tut. TIA!

Man sagte uns, dass sowas den ganzen Tag dauern kann. Das es wirklich den ganzen Tag dauert, lernten wir in genau diesem Moment, als wir um halb 8 Uhr abends total entnervt und im Dunkeln wieder auf den Platz rollten. 9 Stunden hatte uns die ganze Nummer gekostet, ein bürokratischer Aufwand aller erster Güte, der sogar deutschen Ämtern alle Ehre gemacht hätte.

Aber wir hatten den Wisch in der Tasche und das erste Bier am Lagerfeuer spülte die miese Laune schnell wieder weg.

Am nächsten Tag verließen wir Nairobi, aber nicht ohne uns nochmal den großen Grabenbruch anzusehen, denn diesmal schien die Sonne aus allen Rohren und keine Wolke war am Himmel. Nachdem wir den fünften Souvenierhändler verscheucht hatten, konnten wir dann auch mal ein Fotos schießen.

Danach machten wir uns auf den Weg nach Westen, unser Ziel war der Amboseli Nationalpark, oder viel mehr ein Camp 500 Meter vom Main Gate entfernt, von wo aus man einen überragenden Blick auf den Kilimanjaro haben sollte.

Der versteckte sich aber hinter dicken Wolken. Ganz wie sein umgangssprachlicher Name verheißt: Hidden Mountain, der versteckte Berg! Es wurde uns aber gesagt, dass er sich abends meistens zeigen würde… Mal sehen! Auf dem Weg zum Camp trafen wir auch ein anderen Overlander. Florian aus Österreich war mit seinem Jeep Cherokee auf dem selben Weg wie wir (Ioverlander ist eben allgegenwärtig!).

Er hatte mit dem Jeep die gesamte Westroute in vier Monaten hinter sich gebracht, ihn dann in Kapstadt eingelagert und ist jetzt ein Jahr später auf der Ostroute und auf dem Weg nach Österreich zurück.

Ioverlander prophezeite uns, dass das Camp ein wenig heruntergekommen sei. Heruntergekommen war kein Ausdruck für das was wir vorfanden, als wir dort ankamen. Eigentlich war es eine Buschlandschaft mit verrottetem Klohaus. Die Dusche war nicht benutzbar. Aber als wir zu kochen begannen, lugte tatsächlich die weiße Spitze des höchsten Berges Afrikas durch die Wolken. Im Laufe des Abends sollte es komplett aufklaren und uns einmalige Blicke auf dieses einzigartige Wahrzeichen ermöglichen. Die Wolken blieben bis zu unserer Abfahrt am nächsten Morgen fern und den Kilimanjaro in der aufgehenden Sonne zu erleben, ließ uns teilweise vergessen zu Atmen.

An dieser Stelle entschied sich Flo dann auch, ein wenig weiter mit uns den Reiseweg zu teilen und uns an die Küste zu folgen.

Wir machten uns also auf den Weg und erreichten am frühen Nachmittag unser angestrebtes Ziel, den Tsavo-West Nationalpark, in dem wir dann auch eine Nacht verbringen wollten. Das Camp war wieder absolut basic, aber auch das war egal, denn am nächsten Abend würden wir in die kühlen Fluten des Indischen Ozeans springen!

Wir drehten noch eine Runde durch den Park, bis bei Flos Jeep ein Teil der Radaufhängung aufgab und er ins Camp zurückkehren musste. Wir trennten uns, fuhren noch ungefähr zwei Stunden durch den Park, sahen Giraffen, Zebras, alle möglichen Antilopen und hörten sogar Löwen. Tsavo ist ja bekannt dafür, die Heimat der berühmten Menschenfresser von Tsavo zu sein. Anfang des 19ten Jahrhunderts wurde eine Brücke über den Tsavo gebaut und es gab hunderte tödlicher Angriffe zweier Löwen auf die Arbeitern, bis sie schlussendlich gefangen und getötet wurden. Diese Brücke gibt es noch, wir sahen sie am nächsten Tag auf unserem Weg nach Mombasa.

Flo begleitete uns nicht, er war mit der Reparatur seines Autos beschäftigt und wollte uns dann auf dem Camping am Meer treffen.

Als wir nach sechs Stunden Mombasa erreichten, waren wir geschockt, in was für ein Moloch wir da hinein fuhren. Der Verkehr war übel, überall stank es und Müll lag herum. Es war die bisher heruntergekommenste Stadt in Afrika überhaupt. Aber wir passierten sie zum Glück nur und erreichten zwei Stunden später den Campingplatz am Diani Beach.

Weißer Sand erwartete uns, das Meer war angenehm warm und uns wurde von riesigen Kokospalmen Schatten gespendet. Es war wie im Paradies… Nein, es WAR das Paradies!

Spät am Abend erreichte auch Flo unser Camp und bei einem bitter nötigen Feierabendbier ließen wir diesen Tag entspannt ausklingen!

Die nächsten Tag verbrachten wir mit frischen Fisch grillen, Kokosnüsse schlürfen und baden gehen! Dazu eiskaltes Bier und Lagerfeuer… Was kann es Schöneres geben!

Leider mussten wir irgendwann mal weiter und so trennten wir uns schweren Herzens von Flo und dem Ozean, die wir beide jetzt so schnell nicht wieder sehen würden.

Flo machte sich auf den Weg nach Norden über Nairobi um seine geflickte Aufhängung in der Jungle Junction nochmal überarbeiten zu lassen und wir zogen nach Süden zur tansanischen Grenze.

 

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