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Tag 7 – Mengoub-Erfoud (06.05.2014)

Die Nacht war die Hölle! Mitten in der Nacht zog ein fetter Sturm auf, so dass das ganze Zelt wackelte und die Stangen, die das Vordach festhalten auf das Auto fielen.

Aber so schnell wie der Sturm kam war er auch wieder vorbei.

Morgens haben wir schnell Kaffee gekocht, alles in’s Auto geschmissen und weg waren wir. Hier wollten wir nicht mehr länger bleiben.

Heute sollte es nach Erfoud gehen. Das Tor zur Wüste. Natürlich wieder über eine Piste. Diesmal versprach die Landkarte einen unbefestigten Weg. Die Pisten gestern waren nur als Pfade eingezeichnet. Das konnte ja nicht so schwer werden…

Unser Problem war nur, dass unser Sprit langsam zur Neige ging. Wahrscheinlich hätten wir es geschafft, aber das Risiko, mitten in der Prärie ohne Diesel dazustehen war uns zu hoch. Zwar hatten wir noch Reserve in Kanistern, aber sicher ist sicher.

Witzigerweise war die nächste Tankstelle 60 km entfernt, also ein Umweg von 120 km. Für Sprit!!!

In Deutschland undenkbar ist hier die Regel! Whatever…

Also zähneknirschend den 2-Stunden-Umweg gemacht, vollgetankt und ein bisschen eingekauft und ab auf die Piste!

Wenn man davon sprechen kann, könnte man sagen, wir waren schon ein eingespieltes Team. Ich fuhr, meine Frau navigierte, und das perfekt.

Auf dem Weg zur Piste hämmerten wir die Wegpunkte in unser GPS (was ewig dauerte, da Sarah alles über ein Jog-Rad eingeben musste. Macht das GPS nicht schlechter, aber das nächste hat dann Touch!!).

Wir bogen von der N10 ab und kurze Zeit später waren wir wieder von Staub und Dreck umgeben. Dröhnend schrubbten die Reifen über groben Fels, ausgewaschene Passagen folgten auf kurze sandige Strecken. Es war wiedermal eine atemberaubende Landschaft, die uns umgab. Vorbei an zerklüfteten Felsformationen, die schwer an die Oberfläche des Mondes erinnerten… Irgendwie unwirklich kam uns die Szenerie vor, die sich vor uns auftat, als wir uns immer weiter durch die Piste wühlten.

IMG_8287Auf der vorher eingegebenen Piste waren wir schon lange nicht mehr. Der in der Landkarte eingezeichnete unbefestigte Weg war doch mehr ein Labyrinth aus Pisten, bei denen man sich seinen Weg selbst suchen muss. Solange die Richtung stimmt ist alles gut…

Fast im Minutentakt änderte sich der Untergrund. Von grobem Geröll über Schotter, Wellblech, Fels zu Sand erlebten wir alle Freuden des Off-Road-Fahren live, die man sich vorstellen kann.

Wir schraubten uns Berge hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter, über offene steppenähnliche Ebenen und durch ausgetrocknete Flussbetten, bis wir an einem Schild vorbei kamen, das unsere Aufmerksamkeit erregte.

Diese Region ist bekannt für Fossilienfunde, da hier vor Jahrmillionen einmal ein Ozean war.

Auf einem Brett unter dem Schild waren verschiedene Marmorsteine, die eben diese Fossilien in sich eingeschlossen hatten. Sie waren auf Hochglanz poliert und glänzten in der glühenden Mittagssonne. Wir stiegen aus und begutachteten die Steine. 20 Dirham (ca. 1,80 Euro) wurde pro Stein aufgerufen, was wir laut Schild in dem dafür bereitgelegten Geldbeutel werfen sollten, der beschwert von einem Stein daneben lag.

Wir „kauften“ also drei Steine. Eigentlich auch nur, weil wir die Idee, genau hier einen solchen Stand aufzustellen, wo am Tag vielleicht 2 Autos vorbeikamen so witzig fanden, das es uns die 5 Euro wert war!

Weiter gings, es wurde immer heißer, 38°C auf dem Thermometer im Auto. Wir schwitzten uns zu Tode und der Staub klebte auf unserer Haut. Wir sahen aus, als hätten wir uns im Sand gewälzt, zwischenzeitlich musste ich immer mal wieder über die Amaturen fahren, damit ich überhaupt sehen konnte, wie schnell wir eigentlich fuhren oder wie hoch die Drehzahlen des Motors waren. Überall im Auto sammelte sich der Sand, die Außenspiegel waren kaum noch zu gebrauchen und wenn wir die Scheibenheber betätigten, hörte man böses Knirschen in den Motoren…

Das ist Off-Road!!!

Wir kamen an Zeltdörfern vorbei, die davor sitzenden Tuareg (jedenfalls glaubten wir, das es welche waren), grüßten uns freundlich und winkten uns zu. Immer wieder erhobene Daumen und Glück für unseren Weg… Ich fang an, dieses Land wirklich zu lieben!

Zwei Kilometer bevor die Piste wieder auf die N10 führt wies ein Schild und ein daneben winkender Mann auf ein Cafe hin… Vielmehr ist es aber das „Wohnzimmer“ (wenn man es so nennen kann) der Bewohner, die hier in einem aus Lehm und Stroh gebauten Gebäude für vorbeifahrende Fahrzeuge Getränke und Essen reichen.

Die kleine Ansammlung von Lehmhütten umgab eine Mauer aus aufgehäuften Steinen, der Innenhof war aus festgetretenem Lehm und Steinhart. Wir saßen auf Teppichen, die auf dem Boden ausgebreitet waren und uns juckte es in den Fingern, die Kamera auszupacken. Aber aus Respekt den Menschen gegenüber ließen wir es und genossen einfach die Szenerie, die sich uns bot.

So erhielten wir auch unseren ersten Minztee in Marokko.

Die N13 führte uns dann nach Erfoud, dem Tor zur Erg Chebbi (hier findet ihr Infos zur Erg Chebbi) und schlagartig änderte sich alles!

Geländewagenkolonnen auf dem Weg in die Wüste passierten uns, ein Hotel reihte sich ans Nächste und überall wurde für Touren in die Wüste geworben. Der Straßenrand war überflutet mit Plakaten für Campingplätze und Übernachtungsmöglichkeiten.

Von der Einsamkeit der Piste zu hier war eine reine Reizüberflutung, die noch verstärkt wurde, als wir plötzlich von einem Auto zum Anhalten genötigt wurden, das mit Hupe und Fernlicht hinter uns herfuhr. Er überholte und bremste uns aus. Als ich die Scheibe runterließ, warb der Fahrer sofort auf DEUTSCH um eine eine Übernachtung auf seinem Camping! Super billig, super WIFI, alles super!

Wir wiesen ihn ab, da wir schon eine Übernachtungsmöglichkeit aus dem Reiseführer gesucht hatten und fuhren verdattert weiter…

Erfoud ist die größte Stadt der Region bevor die Erg Chebbi beginnt, also ist hier die Hölle los! Alle müssen noch einkaufen, Sachen besorgen, Autos mieten oder ihre eigenen für den Trip in den Sand fertigmachen. Dementsprechend sind die Straßen überfüllt mit LKW, Geländewagen oder Motorrädern, ganz abgesehen von Fußgängern, die hier obligatorisch auf der Straße rumrennen. Man ist wie in einer anderen Welt.. Ein bisschen erinnert mich die Stadt an ein Basiscamp bei der Paris-Dakar-Ralley.

Aber irgendwie abgefahren!

Unser erster Weg führte uns auf den Markt, der hier besonders groß vertreten ist und sich über mehrere Straßenblocks erstreckt.

Wir parkten und sofort hatten wir einen Typ an der Backe, der sich als Führer über den Markt anbot. Da wir verschiedene Dinge brauchten, zeigte er uns jeden einzelnen Stand, an dem wir das Benötigte erwerben konnten. Ich muss kaum erwähnen, dass wir einen Spottpreis für die Waren bezahlten, die wir einkauften. Als Beispiel soll ein 1/2 kg Oliven dienen für das wir fette 0,40 Euro bezahlt haben. Oder für 10 Eier und 3 Fladenbrote 1,40 Euro… Brutal!!!

Was noch verrückter war, war der Mix aus 1 Millionen verschiedener Gerüche, die uns umgaben. Von orientalischen Gewürzen bis zu verdorbenen Fleisch war jeder Geruch (oder auch Gestank) vertreten. Überall wo man hin sah, wurde gefeilscht, gehandelt oder Ware dargeboten.

Der Oberhammer war aber das Rindfleisch, das wir an einem Stand einkauften… Um seinen Laden zu betreten, musste der Verkäufer über die Arbeitsplatte klettern, auf der er dann nach der Bestellung prompt das Fleisch schnitt. Der Schafskopf daneben, der als Fliegenfänger diente oder ein Herz (ja, ein Schafsherz!!!) taten ihr übriges, um die Szene abzurunden. Wir waren wieder in Afrika! Wo Hygiene über alles zählt!

Ich will nicht wissen, wann das letzte mal Wasser den Kühlschrank berührt hat, aus dem der Mann das Fleisch holte, oder ob überhaupt. Aber er alles war gut, der Preis noch besser und schon waren wir durch mit dem Einkauf. Keine 15 Euro für die halbe Ladefläche voll Lebensmittel. Alle mehr oder weniger frisch! Der Hit!!

Zu guter Letzt begleiteten wir unseren Führer noch in sein eigenes Geschäft, wo wir nach ein bisschen Handelei noch je einen Turban für mich und meine Frau erstanden. Eigentlich halten wir nix von so einem Nippes, weil es nach Ankunft daheim eh im Schrank verrottet, aber es hat so einen Spaß gemacht, auf dem Markt einzukaufen, dass das als glorreicher Abschluss des Ganzen perfekt war!

Ach ja, ich hab heute mein erstes Gebot für meine Frau erhalten (3000 Kamele), mal gucken, ob das noch zu toppen geht!

Glücklich fuhren wir weiter zu unserem Campingplatz und richteten uns häuslich ein.

Es gab zwar wieder nur kalte Duschen, das machte uns aber hier, bei 39°C am Rand der Sahara kaum noch was aus. Wieder schrubbten wir uns den Dreck aus den Poren und genossen die untergehende Sonne, die sich hinter Palmen am Horizont in die Wüste senkte.

IMG_8297Den krönenden Abschluss machte eine kleine spontane „Party“ mit den schweizer Nachbarn, die mit 5 Land Rovern morgen in die Wüste wollten.

Wir machten unsere Kühlboxen leer, es stand Vodka, Wiskey und alle möglichen Softdrinks auf dem Tisch und wir quatschten und tranken bis mitten in die Nacht!

 

Ein perfekter Holy Tuesday!

4 Antworten auf „Tag 7 – Mengoub-Erfoud (06.05.2014)“

3000 Kamele !!wie ist den da der Umrechnungswert, was bringt ein Kamel ???

nur das man da mal eine Hausnummer hat =o)

Hey Tim,

keine Ahnung wie der Wechselkurs ist, kannst ja mal im Internet schauen, ob du was findest dazu 🙂

Wir wünschen dir einen schönen Urlaub und komm heile wieder!!!!

Viele Grüße
Sarah und Tim

Hallo Ihr Beiden,

Schön zu lesen, dass Ihr noch unterwegs seids…
Mit dem Wechselkurs Weib – Kamel hab ich mich auch auseinandergesetzt. Bei 3000 Kamelen hätt ich zugesagt. Die Viecher stellen nur minimale Ansprüche, widersprechen nicht und mann kann sie Essen. ;-P

Schöne Grüsslix aus Helvetien

Markus

Hi Markus,

wir sind wieder zuhause angekommen. Tim hat mich nicht da gelassen und Kamele für mich mitgenommen.

Muss er mich wohl noch ein bissl durchfüttern 😉

Viele Grüße
Sarah

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