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Tag 6 – Figuig-Mengoub (05.05.2014)

Naja, so Bombe geschlafen hatten wir heute nicht. Vielleicht waren wir zu ausgeschlafen, vielleicht lag es aber auch daran, dass wir um 9 Uhr morgens schon 28°C auf dem Thermometer hatten…

Egal, heute sollte es ein bisschen spannender werden. Wir wollten den Weg nach Bournane einschlagen, aber nicht auf der Straße, sonder wir haben uns zwei ganz exzellente Pisten aus der „Bibel“, dem Reisehandbuch von Edith Kohlbach herausgepickt.

Die Strecken werden beschrieben als Trampelpfade oder Schotterwege… Wir werden sehen.

Wir also alles eingetütet, GPS startklar gemacht Auto gepackt und ab geht’s!

Rein in die erste Polizeikontrolle…

Wieder zwei Fiches später waren wir auf dem Weg zur ersten Piste, die wir 20 Minuten später auch erreichten.

IMG_8194Reinster Schotter, staubig gelb und das soweit das Auge reicht. Nur undeutliche Reifenspuren zeugten von der Route. Diese schlängelten sich rauf in die Berge. Wir konnten eine maximale Geschwindigkeit von 40 km/h geradeso halten, ohne das Auto oder das Material über zu strapazieren. Das sollte nicht lange so gehen, denn bald wurde der Schotter mit Fels durchsetzt, der immer wieder scharfkantig durch die karge Oberfläche lugte. Sau gefährlich für die Reifen, wenn man mit zu hoher Geschwindigkeit darüber fährt.

Im Gegensatz zu der Strecke war die Landschaft drum herum atemberaubend schön. Absolute Einsamkeit, keine Menschenseele! Selbst die Natur schien hier den Atem anzuhalten, denn es war so gut wie kein Vogel oder irgendein anderes Lebewesen zu hören.

Lag vielleicht auch an den fast 40°C…

Whatever, immer weiter schlängelte sich die Piste die Berge hinauf, immer wieder mussten wir scharf abbremsen, um nicht durch eine Furche im Fels oder in ein Schlagloch zu krachen.

Es ist kaum in Worte zu fassen, was wir in dieser unwirtlichen Einöde sehen durften. Immer wieder rannten Geckos oder andere Echsen über die kaum noch sichtbare Strecke, Palmen standen vereinzelt in den Berghängen und auf einmal begegneten wir dem Wüstenbewohner schlechthin: Dromedare!

Das erste ECHTE Tier, das wir hier zu Gesicht bekamen! Ich schließe hier mal Moskitos, Fliegen, Spinnen und anderes Getiers aus.

IMG_8260Die Dromedare standen ein bisschen Abseits bei einem Palmenhain, und fraßen das vertrocknete Gras darunter. Es war das erste Mal überhaupt, das wir solche Tiere außerhalb eines Zoos zu Gesicht bekamen, umso beeindruckender war es, ihnen hier in freier Wildbahn zu begegnen.

Immer weiter führte uns die Piste, mittlerweile wieder bergab und spuckte uns fast an der Überlandstraße N17 aus. Es war jetzt 14 Uhr, die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel und keine Wolke war weit und breit zu sehen.

Ins 200 km entfernte Bournane führte die Überlandstraße direkt. Wir wären ungefähr in zwei Stunden da… Eigentlich ein bisschen früh.

Die zweite Piste ging 150 km durchs Gelände und den Rest auf der Straße, wir wussten bloß nicht, ob wir es bis Sonnenuntergang schaffen würden. Und im Dunkeln fahren ist hier keine gute Idee. Immer wieder rennen Schaf- und Ziegenherden über dir Straße, stehen Esel in irgendwelchen Kurven oder fahren Fahrradfahrer am Fahrbahnrand. Das führt im Dunkeln zu schnell zu Toten…

Egal, wir riskieren es. Es gibt noch eine Stadt, die genau an der Ausfahrt liegt, an der die Piste auf die Überlandstraße führt. Das schaffen wir auf alle Fälle!

Also los!

Wir zum Beginn der Piste, runter von der Straße und ab ins Vergnügen… Das ganz schnell endete, denn wir standen am Rand eines Oueds (ausgetrocknetes Flussbett mit steilen Hängen an den „Ufern“)… keine Reifenspuren zeigten uns den Weg hindurch, nicht der kleinste Hinweis auf eine Querung.

So mussten wir umdrehen und uns einen anderen Weg suchen. Der auch wieder im Nirgendwo endete…

IMG_8232Im Gegenzug zu der ersten Piste, wo unser GPS zumindest halbwegs eine Piste ausspuckte und wir anhand der eingegebenen Koordinaten unseren Weg relativ gut fanden war hier wirklich gar nichts mehr erkennbar. Keine Piste, kein Weg, NICHTS! Wir mussten auf eigene Faust und nur anhand der Koordinaten unseren Weg selbst finden.

Langsam sank die Sonne immer tiefer, wir verloren viel zu viel Zeit.

Wir beschlossen, wieder umzukehren, zurück zum Oued.

Wir versuchten unser Glück, und fuhren langsam den Hang hinunter, rollten fast… Nur einmal küssten wir leicht mit dem Unterfahrschutz den Grund, da waren wir unten und es konnte weiter gehen, entlang des ausgetrockneten Bettes.

Hinter einer Biegung führte eine „Auffahrt“ wieder hinauf und wir waren wieder auf Kurs!

Das kritische an dieser Piste war, das sie ganz scharf an der algerischen Grenze vorbeiführte und man höllisch aufpassen muss, dass man nicht aus versehen darüber fährt.

Da Marokko und Algerien ein kleines bisschen im Clinch liegen, sind alle Grenzen geschlossen, absolutes Einreiseverbot in beide Richtungen.

An einer Weggabelung bogen wir links ab und fuhren ein Stück, als plötzlich zwei Männer mit erhobenen Armen aus dem Nirgendwo auf uns zukamen und uns winkend zu verstehen gaben, wir sollten anhalten.

Im ersten Moment denk man da an alles: Entführung, Terroristen, Taliban, Al Quaida, Teppichverkäufer…

Die Zwei erreichten unser Auto. Die Scheibe hatte ich heruntergelassen und man musste mir mein banges Gesicht angemerkt haben, denn sie grinsten, begrüßten uns mit Handschlag und allen Ehren und wiesen uns dann freundlich darauf hin, dass wir im Begriff waren, illegal nach Algerien einzureisen. Es wäre nett von uns, wenn wir umdrehen würden, denn in dieser Richtung würde militärisches Sperrgebiet beginnen und sie wollten nicht, dass uns was passiert! Das erzählt zu bekommen von zwei jogging-anzug-tragenden Grenzbeamten in Flip-Flops mitten in der Steppe war schon die absolute Erfüllung dieses Tages!

Natürlich folgten wir der Bitte und drehten um. Die zwei winkten uns noch hinter her und machten sich dann auf dorthin wo sie hergekommen waren… Keine Ahnung wo das war, denn wir hatten schon seit Stunden keine Siedlung mehr zu Gesicht bekommen!

Mit dem letzten Licht des Tages erreichten wir die Stadt … und schlugen unser Zelt auf dem Vorplatz einer Farm auf, die uns von den zwei Franzosen auf dem Camping empfohlen wurde…

Einladend sah es nicht aus und wirklich für Zeltcamper ausgelegt schienen sie auch nicht zu sein. Stellplätze für Wohnmobile gab es. Dafür keinen Strom und eiskalte Duschen.

Aber es war zu spät zum weiterfahren und wir zu müde.

So blieb uns keine Wahl, als die eiskalte Dusche über uns ergehen zu lassen, die so wenig Wasser lieferte, dass gerade mal unsere Haut benetzt wurde, aber viel zu wenig um den ganzen Dreck abzuwaschen, der sich über den Tag in unseren Poren gesammelt hatte.

Was ich noch erwähnen sollte war, dass wir Angst hatten, die Klima zu benutzen, da sonst vielleicht der Motor zu heiß werden könnte, da ja auch die Kühlbox auf vollen Touren lief. So fuhren wir mit offenen Fenstern, um wenigstens ein bisschen Kühlung für uns zu bekommen und das war dann das Resultat.

Als wir endlich den notdürftigsten Dreck runter hatten, wollten wir nur noch was essen und schmissen die Gaskocher an. Da wir genau am Rand eines Weizenfeldes standen, wurden wir als bald von Käfern geradezu überrannt, die auch ihren Teil unserer Mahlzeit abhaben wollten.

Es kam uns zwischenzeitlich vor, als würde es Käfer regnen, so viel Kleintiere fielen über uns her!

Die letzte Rettung war das Zelt, in dem wir dann eher Schlecht als Recht einschliefen… Ach, whatever!

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