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Tag 5 – Sani Pass-Durban (03.03.2011)

Ekel… unbeschreiblicher Ekel trieb mich um fünf Uhr morgens aus dem Bett…

Die Unterkunft gestern ein Segen, wurde heute im Licht des anbrechenden Tages zu dem, was es wirklich war… Eine Bruchbude im Nirgendwo…

In meinem ganzen Leben hab ich mich nicht so vor einem Bett und einem Bad geekelt, wie hier…

Unser Reiseführer beschrieb die Lodge mit den Worten: In die Jahre gekommen. Ich würde behaupten, wenn sie jemals aktuell war dann vielleicht 1902!

Nach notdürftigem Zähneputzen, waschen und anziehen, luden wir schnell ein und nix wie weg!

IMG_2595Die Sonne erschien langsam hinter den Bergen und die Temperaturen, die in der Nacht auf knapp 8 Grad gefallen waren, stiegen langsam wieder an.

Lange Schatten verfolgten uns, als wir den Pick-Up weiter den Berg raufquälten. Mit jedem gefahrenen Kilometer, den wir voran kamen, wurde die Straße schlechter. Gewaltige Schlaglöcher säumten die Straße, die auch schon ihre besten Tage hinter sich hat. Ständig vor Schlaglöchern ausweichend musste man hinter jeder Kurve damit rechnen, dass ein Felsbrocken den Weg versperrte.

Oder Tiere!!!

Plötzlich kreuzte eine Schafherde die Straße, die mein Hupen wenig interessierte. Der Schäfer, der auf einem Esel angeritten kam, schwang seinen Stock und die Tiere drängten von der Fahrbahn.
Als wir langsam anrollten und an ihm vorbei fuhren hob ich dankend die Hand, er erwiderte den Gruß mit erhobenem Daumen und einem Grinsen von Ohr zu Ohr!

Weiter schraubten wir uns in die Höhe, der Höhenmesser in unserem Wagen zeigte mittlerweile knapp über 3000 Meter an.

Landschaftlich war es ein Traum, riesige Berge, tiefe, im Schatten liegende Täler, so weit das Auge reicht. Wolken umspielten die Gipfel der höchsten Berge, der Himmel war tief blau und die Luft glasklar.

An einem erhöhten Punkt des Passes stoppten wir, stiegen aus und hatten eine 360-Grad-Sicht auf unsere Umgebung. Außer dem Wind war nicht zu hören. Kein Tier, kein Mensch, kein Motor, keine Zivilisation. Es war totenstill. Das letzte Mal als ich Derartiges erlebt hatte, stand ich auf dem Athabasca-Gletscher im Westen Kanadas. Es war atemberaubend! Diese Stille!

In solchen Momenten fühlt man gar nichts, denk gar nichts, man genießt nur… Es war wunderschön!

Unser Weg führte uns weiter über Straßen, die eigentlich schon gar keine mehr waren bis über Schotterpfade, die so schlecht waren, dass Schritttempo schon gerast gewesen wäre!

Immer weiter in die Höhe.

Wir durchquerten Flüsse, einen halben Meter tief versackte der Pick-Up im fließenden Wasser, es war wirklich verrückt.

Ich hoffe, keiner von der Mietwagengesellschaft liest das hier, denn es wird noch viel schlimmer!

Bei manchen Dörfer, die wir passierten, fragten wir uns, wie Menschen auf die Idee kommen können, an derart unbewohnbaren Orten ein Dorf zu gründen. Kinder aus solchen Dörfern rannten, als sie uns kommen sahen, mit zum Betteln erhobenen Händen auf uns zu und schrien um Essen oder Geld.

Ich war noch niemals in einem Entwicklungsland und muss gestehen, so schnell hab ichs auch nicht mehr nötig!

Es ging höher und höher. Der Pfad, auf dem wir fuhren, war gerade so breit, dass wir noch den Felsen ausweichen konnten, rechts von uns gings bestimmt 200 Meter den Abhang runter.

Wir zogen eine riesige Staubwolke hinter uns her, als wir auf das Schild zufuhren.

Sani-Pass 2873 m

Wir waren da!

Vor uns erstreckte sich ein weites Tal, linker Hand lag ein weißes Gebäude, der höchste Pub Afrikas! (erfuhr ich aber erst, als wir unten waren… hat sie mit Absicht gemacht, sonst hätt ich vor der Abfahrt noch schnell ein Bierchen gezischt! Verdammt!)

Der Weg schlängelt sich in engen Serpentinen in Tal, steile Passagen und enge Kurven machen den Sani-Pass höchst anspruchsvoll, sogar für erfahrene Offroad-Fahrer, und zur zweitsteilsten Passstraße der Welt.

Und auf geht’s… beziehungsweise abwärts geht’s…

Gefühlte 90 Grad Gefälle, Steine und Geröll, der Motor heulte bei jeder Stelle auf, die wir versuchen halbwegs sicher zu befahren. In engen Kurven schlängelt sich der Weg voran und es sieht aus, als hätte er niemals ein Ende. Ganz unten im Tal kann man ihn sich weiter winden sehen, eine Stecke von unendlicher Länge, wenn man bedenkt, dass wir mit maximal 5 Km/h fahren konnten.

IMG_2641Und auf einmal: Ein Bagger!!!! und noch einer!!!

Wir trauen unseren Augen nicht, der Weg, der einzige Weg, ist versperrt.

Nachts scheint es geregnert zu haben und der Weg wurde durch den abgerutschten Hang versperrt. Wie wir es geschafft haben, ich weiß es nicht… Der eine Bagger räumte ein Stück der Strecke frei, indem er das Geröll einfach wieder den Hang hinauf schob. Unter der Schaufel des ersten und vorbei an dem zweiten Bagger holperten wir über losen Untergrund, nicht nur einmal setzten wir vorne oder mit der Stoßstange auf. Und Gott ist mein Zeuge, ich liebe dieses Auto!

IMG_2628Immer weiter talwärts schleppten wir uns den steilen Weg runter, langsam wurde es flacher, die Steine auf dem Weg kleiner und die Umgebung grüner… Ein aus dem Berg sprudelnder Wasserfall ergoss sich neben dem Weg und floss im einem vielleicht 8 Meter breitem Strom über den Weg.

Kein Problem, denk ich mir! Man konnte den Boden sehen, also schätzte ich die Tiefe auf vielleicht 10 cm, wirklich kein Problem! Und los!

Was ich nicht gesehen hatte war der Krater, der durch das schnell fließende Wasser verdeckt wurde…

Der war ungefähr nen dreiviertel Meter tief!

Wenn ich es von außerhalb des Autos gesehen hätte, würde ich sagen, der Wagen hätte einen Bauchplatscher gemacht! Das rechte vordere Rad versackte komplett in dem Loch, die Frontstoßstange und der rechte Unterschutz (für manche auch Trittbrett oder Einstieghilfe genannt) trafen hart den Steinboden, es gab einen gewaltigen Schlag und Wasser spritzte bis aufs Dach! Vollkommen erschrocken sahen wir uns an und mussten beide loslachen!

Dank Allrad kein Problem da wieder raus zukommen, auf der anderen Seite begutachteten wir das Auto und waren erleichtert, es war nicht das geringste zu sehen.

Ein Vorteil hatte die Aktion, die Kiste war zumindest wieder ein bisschen sauberer!

Mit ach und Krach haben wirs dann doch noch ins Tal geschafft (zweimal aufsetzen war noch drin), dann liefen wir auf das Gelände der Grenze zu Südafrika ein.

Kurzerhand gabs den vierten Stempel für diesen Urlaub in den Pass!

Unser eigentliches Ziel des heutigen Tages war Himville, ca 20 km hinter der Grenze.

Ein Blick auf die Uhr zeigte uns halb drei, also theoretisch noch genug Zeit, sogar bis nach Durban zu fahren.

Das Navi berechnete uns eine Zeit von 6 Stunden bis Durban, also halb 9 Ankunft. Eigentlich machbar.

Keine 5 km weiter merkten wir, dass das Navi den Weg bis aus den Berg raus mit Schrittgeschwindigkeit rechnete, da die Straße noch nicht ausgebaut war, jetzt aber schon. So reduzierte sich die Gesamtzeit auf 3 Stunden.

Die feuchte drückende Schwüle Durban schlug uns durch die geöffneten Fenster entgegen, als wir dort einliefen. In der untergehenden Sonne erstrahlten die Scheinwerfer der gewaltigen Hafenanlage, an der Golden Mile (Hafenpromenade) reihten sich riesige Hotels den Strand entlang auf. Es war ein Bild, 180 Grad verdreht zu dem, was wir noch heute Mittag gesehen hatten. Karger Fels gegen Strand und Ozean. Sand und Steine gegen Luxus und Protz! Es war irre…

Durch einen Tipp erfuhren wir von einem Hotel, was hervorragend sein sollte: dem „Protea the Edward“. Fünf Sterne, ein gewaltiger Luxuspalast direkt an der Strandpromenade.

Gefunden hatten wir es gleich, aber leider war es ausgebucht… So wie das nächste, und das nächste, und das nächste…

IMG_2847Vier Hotels und einige Nerven später, man muss sich vorstellen, wir waren seit 48 Stunden nicht geduscht, die letzte Nacht war die Hölle und wir hatten noch nichts richtiges gegessen, nahmen wir das nächste Zimmer, das wir kriegen konnten, hauptsache es hatte eine Dusche und ein RICHTIGES Bett!

Das Hotel war schön, das Foyer sauber und gepflegt, die Zimmer klein aber ok. Das einzige Manko, kein Internet. Mitten in den Bergen konnte man sowas nicht erwarten, aber ein Hotel, direkt am Strand, mitten in einer riesigen Metropole, das war ja wohl ein Witz…

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