Der neunte Tag unserer Reise sollte uns nach Victoria, der Hauptstadt British Columbias und größter Stadt Vancouver Islands, führen.
Das war der Plan!
Unsere „verläßliche Quelle“ hatte uns den gesamten Weg, mit samt allen Ausgaben, Busnummern, und Fährzeiten aufgeschrieben und -gemalt.
Ich kürze es mal ein bisschen ab:
Morgens in den Bus zum Bahnhof (20 min) und in den Zug. Danach vom Zug (15 min) in einen neuen Bus (45 min) zum Fährhafen. Mit der Fähre (110 min) auf die Insel. Rein in den Bus (45 min) in die Stadt.
Das war EIN Weg, der insgesamt mit den jeweiligenWartezeiten ungefähr vier Stunden in Anspruch genommen hat, bis wir überhaupt in der Stadt waren.
Es war eine schöne Stadt, stark britisch, mit alt aussehende Gebäude (das älteste war vielleicht 150 Jahre alt), viele Kutschen, kleinen Läden und ein wunderschöner Hafen. Aber leider nicht wirklich umfangreich. Wir waren wirklich enttäuscht, da wir diesen langen Weg auf uns genommen und viel mehr erwartet haben. Jetzt war es nicht mehr zu ändern, wir waren hier und mussten das beste daraus machen.
Victoria besitzt eines der besten Museen Kanadas. Das Royal British Columbia Museum, das von Nation Geographic unterstützt wird, beherbergt eine Vielzahl von außergewöhnlichen Exponaten, unteranderem eine lebensgroße Nachbildung eines Mammuts. Viele Tierexponate, die an der Westküste beheimatet sind, werden hier eindrucksvoll dargestellt, eine gewaltige Anzahl Totempfähle der hier vor Jahrhunderten lebenden Ureinwohner (First People) sowie ein gesamtes Stockwerk, das eine kleine Stadt samt Saloon, Goldmiene und einem Hotel immitiert.
Es war atemberaubend, durch diese Aufbauten, die das Jahr 1700 wiedergeben, zugehen, die alten Kameras, Werkzeuge, Waffen und Fahrzeuge zubetrachten und in der Geschichte dieses riesigen Landes zuversinken. Waldlandschaften zeigen sowohl ausgestorbene wie noch lebende Tiere der Region um Vacouver Island, alte Fotografien geben Einblick in das Leben vor 300 Jahren und die Geschichte der First People ziehen einen in ihren Bann.
Fasziniert ging ich durch das riesige Gebäude, vorbei an gewaltigen Totempfählen, an nachgebildeten Hütten der First People und an uralten Bohrern, die damals das Golderz aus hunderten Metern Tiefe geschürft haben.
Da wir nicht viel Zeit hatten, mussten wir etwas zügig durch die Ausstellungsräume kommen, denn das Museum schloß schon in 90 Minuten. Ich wäre gern noch länger geblieben und hätte mich vom Geist der alten Zeiten entführen lassen. Aber ich konnte es nicht ändern…
Nach diesem Erlebnis, das mir ewig in Erinnerung bleiben wird, mussten wir uns beeilen, den Bus zu kriegen, denn wir wollten ja auch wieder nach hause kommen. Demjenigen, der das hier liest und eine ähnliche Tour plant, sei gesagt, man sollte für Victoria & Co mal mindestens 2-3 Tage einkalkulieren. Wir sind da durchgehetzt und hatten kaum Zeit, die Stadt von ihren schönen Seiten zu bewundern. Egal, es half alles nichts, wir mussten los.
Also die ganze Tour rückwärts, auf die Fähre, zurück an Land und ab ins Hotel, total kaputt und enttäuscht, da wir an diesem 14-Stunden-Tag eigentlich nicht wirklich viel gesehen hatten.
Summasumarum hatten wir 2 Stunden im Museum und eine Stunde in der Stadt…