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Tag 2 – Agra (22.02.2016)

Wir erwachten um 10 Uhr morgens… Besser gesagt, wir wurden erwacht, denn draußen begann wieder das Hupkonzert des Tagesverkehrs von Agra…

Egal, 14 Stunden Schlaf waren auch genug! So tot waren wir noch nie…

Egal, heute ging es zu DEM Wahrzeichen Indiens, dem bekanntesten Bauwerk der Welt und eines der 7 neuen Weltwunder!

Wir packten also alles zusammen, Kamera war bereit und schon stürzten wir uns ins Getümmel. Der Weg zum Taj Mahal war gerade mal drei Kilometer. Die waren aber hart erkämpft, da man alle 20 Sekunden angehauen wurde, ob man nicht was kaufen wolle, eine Rikscha nehmen oder einfach so Geld rausrücken würde.

Begleitet wurden wir von ständigem Gehupe. Was die Inder hupen ist nicht auszuhalten. In vielen Ländern wird viel gehupt, hauptsächlich zur Warnung („Achtung ich komme“) oder zur Eile („Fahr schneller“). Die Inder hupen aber wirklich immer. Selbst wenn sie einen Moment alleine auf der Straße sind wird gehupt und das ununterbrochen. Man kann da schon wahnsinnig werden. Es hört sich an, wie wenn bei uns in Deutschland eine Hochzeit ist, nur 24 Stunden am Tag.

Schweißgebadet, da es um 11 Uhr schon knappe 30 Grad hatte und total abgenervt erreichten wir nun endlich den Ticketschalter des Taj Mahal bzw. sind mal spontan dran vorbeigerannt. Auf dem Weg zurück das gleiche nochmal, bis uns ein hilfsbereiter Mensch den Schalter zeigte…

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Durch einen Gartenzaun hindurch und mit einem DIN A3 Banner gekennzeichnet wurden Tickets für das bekannteste Gebäude der Welt verkauft. Diesen Irrsinn kann es nur in Indien geben. Ich musste es fotografieren, da es sonst sowieso niemand glauben würde…

Wir erhielten zwei Tickets, zwei Flaschen Wasser und jeweils ein Paar Überzieher für die Schuhe. Auf dem gesamten marmornen Boden des Taj müssen entweder die Schuhe ausgezogen werden oder man muss Überzieher drüber ziehen, da man sich auf heiligem Boden befindet.

Das Wasser aus dem Grund, da man weder drin was kaufen kann, noch irgendwelche Flaschen mit rein nehmen darf, aufgrund der Verschmutzung. Find ich richtig!

Vom Ticketschalter war es noch ein Stück zum Osteingang was man entweder mit einem Elektrobus oder zu Fuß zurücklegen kann. Wir wählten den Fußweg, da wir durch die kurze Zeit am Schalter schon vermissten, die ganze Zeit von der Seite angequatscht zu werden…

Wir wurden nicht enttäuscht!

IMG_1724Der Eingang zum Taj Mahal ist imposant und die Sicherheitskontrollen noch mehr. Erst muss man durch einen Metalldetektor während der Fotorucksack geröntgt wird. Danach wird man abgetastet, böse angeschaut, ob man nicht vielleicht doch in irgendeiner Körperöffnung einen Sprengsatz versteckt hat und das schlechte Gewissen Ihn zum Vorschein bringt, und dann darf man durch.

Das Chowk-i-Jilo Khana, ein roter riesiger Bau der an den Eingang einer Ritterburg erinnert gibt den Blick auf das Taj Mahal durch einen riesigen Rundbogen frei. Einem stockt der Atem, wenn man das gewaltige Mausoleum in der Sonne leuchten sieht, eingerahmt in den roten Sandstein.DSC_0342

Ein unglaubliches Gefühl der Erhabenheit erfüllt einen, wenn man durch das Tor schreitet und in den Garten tritt, der mit seinen Wasserbecken das Paradies darstellt. Und wie im Paradies fühlt man sich auch beim Anblick solcher Schönheit… Wenn da nicht noch der ein oder andere Tourist mit einem den gleichen Weg gehen würde, man wird geradezu mitgeschwemmt. Tausende und Abertausende von Menschen tummeln sich auf dem Gelände, alle Nationen, alle Sprachen, alles durcheinander!

Mit Mühe erkämpften wir uns unsere Fotos und erreichten irgendwann den Sockel, an dem der weiße Marmor anfängt. Wir zogen unsere Überzieher über die Schuhe und wollten gerade den Rundgang gehen, als uns jemand zurief, wir sollten zu ihm kommen. Er öffnete uns das Tor, das uns den gesamten Weg ersparte, eine Art Behindertentor und schon standen wir auf dem Platz vor dem Taj Mahal. Komisch kamen uns nur seine Worte vor: „Only für Europeans“, the other Way is for Indians“. Also: Nur für Europäer, der Rundgang sei nur für Inder. Soviel zur Klassengesellschaft… Uns soll’s Recht sein…

Vor uns ragte der marmorne Bau auf, das Heiligtum Indiens, eines der schönsten Gebäude, die ich jemals gesehen habe. Man hört oft, dass die Leute, die davor stehen, enttäuscht sind, dass es nicht größer ist. Ich finde genau das Gegenteil ist der Fall. Ich dachte, es wäre kleiner, mich überraschte die Größe wirklich!

Doch was war das??! Schon wieder ein Handy in unsere Richtung… Und da noch eins…

Wir setzten uns auf eine Marmorstufe im Schatten der riesigen Kuppel, da hatte Sarah schon ein kleines indisches Kind auf dem Schoß! Foto, please!

Anfangs war die Situation noch ein wenig komisch, doch nach dem IMG_1787dritten Bild verloren auch wir unsere Scheu und ließen uns voll auf die Menschen ein, was auf unserer Seite mit zu den besten Fotos von Einheimischen überhaupt geführt hat, denn auch die Inder lassen sich gerne Fotografieren und freuen sich mit einem über tolle Fotos! Ganz zu schweigen davon, dass man auch mit den Menschen an sich in Kontakt kommt. Man erzählt, man lacht und kommt sich persönlich näher. Verständigung zwischen uns und den Indern, Teil 2!

Man fühlt sich ein bisschen wie ein Bollywood-Star durch die ganzen Anfragen nach Fotos und Selfies. Und diesmal war auch ich als Modell gefragt, nicht nur meine Frau! 😉

Nach unserer kleinen Foto-Shooting-Einlage, die fast eine Stunde gedauert hat, machten wir uns auf in das Mausoleum, in dem Mumtaz Mahal ihre ewige Ruhe fand.

Das wiederum fand ich etwas enttäuschend, irgendwie nicht wirklich besonders toll. Genauso schnell waren wir also wieder draußen und stellten uns erneut unseren „Fans“!

Der Tag neigte sich dem Ende, wir waren total ausgehungert und machten uns auf den Rückweg zum Hotel, natürlich begleitet von andauernden Rufen nach Geld, Waren oder Transport.

Nachdem wir geduscht waren, bzw. gewaschen, denn das warme Wasser fiel aus, entscheiden wir uns heute im Hotel zu essen. Das Essen wurde an einer großen Tafel mit allen Hotelgästen veranstaltet, die sich zum Essen gemeldet hatten. Wir waren ungefähr 10 Leute sämtlicher Nationen, darunter Kanadier, Schotten und Australier.

Es gab vegetarische Küche, die außerordentlich gut geschmeckt hat. Ich bin ein bekennender Fleischliebhaber aber an diese Art der Küche könnte auch ich mich gewöhnen. Zum Nachtisch gab es Kokosnuss-Milchreis. In den hätte ich mich reinlegen können. Die Anderen sahen das eher nicht so, denn es blieben 2 volle Schüsseln übrig. Ich kam mir schon blöd vor, mir einen dritten Nachschlag zu nehmen, da forderte mich der Kanadier heraus. Es sei alles für mich, er wette 50 Rupien, dass ich die Schüssel nicht alleine packen würde. Tja, mit dem falsche angelegt…

15 Minuten später war die Schüssel leer, mein Magen voll und das Geld lag auf dem Tisch! 😉

Während des Essens erfuhren wir, dass es nördlich von Delhi einen gewaltsamen Aufstand gegeben hatte, der etliche Züge die letzten Tag und auch an diesem Tag ausfallen ließ. Auch die Wasserversorgung der Stadt war zeitweise unterbrochen, was zu Engpässen führte. Das ließ uns natürlich hellhörig werden, denn genau in diese Richtung sollte auch unser Zug fahren, der uns morgen nach Delhi bringen sollte. Wir quälten das eh schon überforderte Wi-Fi des Hotels, bekam aber auch nicht wirklich was Wissenswertes heraus. Das Einzige was auf der Homepage der indischen Eisenbahn zu finden war, war, dass unser Zug bereits abgefahren sein soll. Da er aber nur einmal in der Woche fährt und dass Dienstags (heute ist Montag) konnte das gar nicht sein.

Wir mussten also bis zum nächsten Morgen warten, ob sich etwas ergab. Andere Gäste würden morgen auch nach Delhi fahren, mit einem gemieteten Taxi. Sie fragten, ob wir uns beteiligen wollten, unser Wusch war aber, den Zug zunehmen. Wir verschoben alles Weitere auf morgen früh, es machte keinen Sinn mehr, sich am Abend noch verrückt zu machen.

Wir verabschiedeten uns und gingen auf unser Zimmer. Mir war so elend, aber ich hatte meinen Gewinn von umgerechnet 65 Cent in der Tasche! Das hatte sich gelohnt!

 

 

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