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Tag 12 – Toronto (01.09.2010)

Etwas unsanft wurden wir um halb 8 von meinem Vater geweckt, denn das Frühstück stand auf dem Tisch.

Man muss bedenken, wir kommen mit 3 Stunden Zeitverschiebung aus Vancouver, wo es zu diesem Zeitpunkt halb 5 Uhr früh war! Keine Ahnung, wie mein Vater das verkraftet hat, aber mir steckten die fehlenden Stunden heftig in den Knochen, als wir uns zum Frühstück schleppten.

Egal, was uns nicht umbringt, macht uns härter!

Viel Kaffee und Brote, die mit 2 cm Erdnussbutter und Marmelade bestrichen waren, ließen mich das unsanfte Wecken vergessen,… nein… eigentlich eher verdrängen!

Der Tagesplan war schnell gemacht:

Niagara Fälle!

Fahrtzeit circa zwei Stunden.

Gut genährt und mit Lunchpaketen im Gepäck versorgt beluden wir den Jeep und los gings.

Landschaftlicht war es eine Wucht, riesige Hochhäuser wechselten sich mit kleinen (im Vergleich winzigen) Einfamilienhäusern ab, der gewaltige Ontario-Lake lag zu unserer Linken und erstreckte sich bis zum Horizont. Bei seinen gigantischen Ausmaßen von sechzig mal dreihundert Kilometer macht es den Anschein, als würde man an der Küste eines Meeres entlangfahren. Riesige Brücken, teilweise mit Hebemechanismen, überspannen die Mündungen zu den Häfen Torontos. Es war atemberaubend.

Schnurgerade liegt der Highway vor uns, die Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 km/h rief den Tempomat auf den Plan. Wir genossen die vielen Eindrücke, während wir Richtung Süden auf die Niagarafälle zufuhren.

Nach einem kleinen Zwischenstop bei Wendys, wo ich den größten Burger meines Lebens gegessen habe, gings wieder auf den Highway.

Ach nochwas!

Das Menü, das ich bestellt habe, hatte auch eine Coke beinhaltet. Eine normale Coke.

1,5 Liter!!!

Die große Coke hätte eine halte Gallone, also über 2,5 Liter gehabt. Kein Wunder, dass dieser Kontinent ein Problem mit Fettleibigkeit hat.

Egal, Niagara Falls!

Eine knappe halbe Stunde später fuhren wir über die Stadtgrenze von Niagara Falls (die Stadt).

Die Hauptstraße führte abschüssig ins Stadtinnere, vorbei an riesigen Hotels und Supermärkten.

Nach einem kleinen Tunnel und einer scharfen Rechtskurve kam es uns vor, als würde die Stadt einfach an einem Agrund aufhören.

Und da waren sie! Vor uns fielen donnernd Millionen Liter Wasser in die Tiefe, man konnte die Vibration bis ins Auto spüren, beängstigend und wunderschön zugleich. Die Hufeisenform der kanadischen Fälle offenbarte die imense Kraft des Wassers, das über Jahrmillionen die charakteristische Form in den Fels geschnitten hatte.

Mit offenem Mund fuhren wir an den Fällen vorbei auf den Parkplatz, der zum Besucherzentrum gehörte. Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass die Parkgebühr horent war. Für den gesamten Tag löhnten wir 50 Dollar, also fals 35 Euro! Aber es gab einen mächtigen Berg Prospekte dazu, für den wahrscheinlich zwanzig Bäume ihr Leben lassen mussten.

Also, Auto abstellen, alles was durch Wassereinfluss kaputt gehen konnte im Auto lassen, den Rest möglicht wasserdicht verpacken und ab gings!

Wir kamen durch den Haupteingang des Besucherzentrums, wo uns sofort ein Souveniershop begrüsste. An der Information besorgten wir uns Tikets für die Tour Behind-The-Falls und für alle, die jetzt denken: „Wenn ich zu den Niagara Fällen fahre, muss ich so ne Bootstour machen!!!“, denen sei gesagt: Die Maid-Of-The-Mist-Boote fahren nicht weiter als die Aussichtsplattform unserer Tour an die Fälle ran, man wird nur viel nasser und bezahlt dreimal soviel Geld. Von der Wartezeit von fast einer Stunde ganz abgesehen!

Ein Fahrstuhl brachte uns „behind the falls“ und die Enttäuschung war groß. Es war stickig und nass, hunderte Menschen drängten sich in den engen Gang, der zu zwei, vielleicht zwei mal zwei Meter großen Öffnungen führte. Ein Gitter begrenzte das Weiterkommen und ungefähr fünf Meter vor einem schoss das Wasser an diesen Öffnungen vorbei.

Vorgestellt hatten wir uns was anderes. In etwa einen Gang, der parallel an den Fällen vorbeiführt, in dem man die Dimension des Ganzen besser erfassen kann. Und dann sowas…

Ein weiterer Gang führte uns auf eine größere Öffnung zu und sogleich verflog unsere Enttäuschung.

Eine Plattform von der Größe eines halben Fussballfeldes lag direkt neben den herabstürzenden Wassermassen. Man hätte sie berühren können, wenn man nahe genug herangekommen wäre. Aber der Wind, den die tosenden Fälle erzeugten, peitschte einem unentwegt Wasser ins Gesicht und man konnte nicht näher als zwei Meter an die Mauer treten, die das Ende der Plattform begrenzte. Innerhalb von Sekunden waren wir bis auf die Haut durchnässt. Unter uns sahen wir die Boote, die Besucher an die Fälle brachten und wir waren froh, die Fahrt nicht gebucht zuhaben. Denn auf eine Gesamtfläche von viellecht 200 qm auf dem Oberdeck drängten sich hunderte Menschen, die sich kaum bewegen konnten und ich kann euch sagen, die wurden richtig nass. Wenn auch nur einer von denen eine Kamera dabeigehabt hat, er hätte sie bei der Ankunft an Land wegwerfen können. Selbst die gelben Regenponchos, die man am Eingang erhält, hatten diesem Dauerbeschuss von Wasser nichts entgegenzusetzen und waren nach maximal drei Minuten völlig nutzlos.

Da ging es uns schon besser. Wir konnten wenigstens ein paar Fotos schießen, wobei ich die Kamera, die ich in den Poncho eingewickelt hatte, nie länger als ein paar Sekunden aus der Tasche nehmen konnte.

Klitschnass gings dann wieder mit dem Fahrstuhl ins Besucherzentrum, wo wir uns auf der Promenade, die an den Fällen entlangführt, von der Sonne trocknen ließen.

Noch schnell ein paar Fotos von oben, dann gings auch schon weiter zu unserer nächsten Station: einer Seilbahn, die knapp zweihundert Meter über den Niagara River führte und von der man eine wunderbare Aussicht auf den Fluss und das angrenzende Stromkraftwerk hat, dass das Wasser der Fälle zur Energieerzeugung nutzt.

Éin bisschen mulmig wurde uns schon, als die Bahn losfuhr und wir in fast siebzig Meter Höhe über den unter uns hindurchschießenden Fluss glitten. Aber gigantisch war es schon!

Einmal hin, dann wieder zurück und auch an dieses Ziel konnten wir einen Haken machen!

Es war ein wunderschöner Tag, was wir dann auch freudig bei unserer Ankunft bekundeten. Man muss bedenken, unsere Gastgeber waren bestimmt schon dreißigmal dort gewesen, was ihnen nach unseren Erzählungen auch gerademal ein müdes Lächeln entlocken konnte. Egal, es war super!

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