Am Samstag den 24.08.13 war es nun endlich so weit. Wir würden im wahrsten Sinne des Wortes erfahren, wie weit wir mit unserem Auto gehen können. Vor ein paar Wochen haben wir ein Offroad-Training über www.abenteuer4x4.com gebucht und nun war es nun endlich so weit.
Da Tim schon ab Freitag frei hatte, sind wir bereits Freitag Mittag in Richtung Ingolstadt gefahren. In Neustadt an der Donau haben wir es uns auf dem Campingplatz Felbermühle gemütlich gemacht.
Ein sehr schöner Platz mit neuen hervorragenden Sanitäranlagen. Aber Mückenspray sollte man nicht vergessen!
A propos vergessen: Wir haben das Talent, wenn wir in Urlaub fahren, die Hälfte daheim liegen zu lassen. In Amsterdam war es die Leiterverlängerung, so dass wir improvisieren mussten und der Ersatzreifen als Verlängerung herhalten musste. Nun haben wir die Stangen für das Ausstelldach und die Lampe für das Dachzelt vergessen. Noch auf dem Campingplatz fingen wir an eine Checkliste zu schreiben. Irgendwann werden wir es vielleicht mal schaffen alles mitzunehmen…
Wir hatten die zweite Nacht in unserem Dachzelt vor uns und es war schon viel besser als die erste. Ich habe geschlafen wie ein Baby. Diesmal habe ich kein Wackeln beim Umdrehen gespürt. Es ist doch Gewöhnungssache. Morgens um halb 7 waren wir wach. Aber kein Problem. Um 9h fing das Training an und somit hatten wir noch genug Zeit zusammen zu packen und uns noch einen Kaffee und ein paar Croissants zu holen.
Halb 9 kamen wir beim Trainingsgelände an und das erste Auto, das dort stand war ein BMW X3. Das Gelände sah nicht so aus, als ob er damit weit käme aber gut. Schauen wir mal….
In den folgenden 20 Minuten liefen noch ein Landcruiser, ein Pajero, ein Suzuki Vitara, ein Jeep Wrangler, ein Ford Ranger und mehrere Defender ein.
Wir wurden von Andreas Christl und seinen 2 Kollegen nett empfangen. Gleich fingen meine Augen an zu leuchten: Alle 3 fuhren Defender. Es ist und bleibt einfach mein Traumauto. Auch wenn mir jeder immer dafür abrät: (immer was dran, fährt sich wie ein Traktor, Sitzkomfort gleich 0,…) Würde ich im Lotto gewinnen, wäre es das Erste was ich kaufen würde.
Erst wurden wir aufgeteilt. Die Defender in eine Gruppe, der Rest in die andere Gruppe. Wir waren der Rest.
Wir begannen erst mit etwas Theorie: Was ist überhaupt der Unterschied zwischen 2×4 und 4×4. Was bewirkt die Differentialsperre, wie viele davon hat oder braucht man,… Für mich als Frau in der Theorie nur Böhmische Dörfer. Es dauerte aber nicht lange, da wurde mir der Unterschied in der Praxis ganz schnell klar.
Nach der Theorie ging’s zur Praxis. Ich hatte mir eigentlich gedacht Tim macht den Hauptteil und ich setze mich gemütlich daneben. Pustekuchen, mein Mann hatte andere Pläne. Er verlangte gleich, dass ich fahre und dann waren wir noch das erste Auto vorm ersten Berg. Im Nachhinein war es ein Bergchen aber ich war so aufgeregt und habe den Wagen erst mal abgewürgt. Typisch Frau am Steuer eben. Dann sollte ich den Berg hoch fahren, wie ich dachte. Also Allrad zugeschaltet und los ging’s. Ich kam nicht mal bis zur Hälfte, da ist er zusammengefallen und ausgegangen. Eindeutig falsche Gangwahl und ohne Untersetzung. Also nochmal zurück rollen lassen und neuen Anlauf genommen. Untersetzung rein und schön gleichmäßig im ersten Gang nicht zu schnell und nicht zu langsam den Berg wieder angefahren. Plötzlich sah ich nur noch Himmel. Sehr komisch aber ich habe es geschafft. Und weil’s so schön war gleich noch mal….
Tim hat es dann auch mal probiert und schaffte es natürlich auf Anhieb. Aber selbst der BMW schaffte es. Es war ja auch nur ein Bergchen. Schon steil aber machbar.
Zum Thema BMW: Das war auch das letzte was er gemacht hat. Alles danach ging nicht mehr und schon vor der Mittagspause waren wir nur noch fünf Autos ins unserer Gruppe.
Nach dem Berg hoch fahren lernten wir Berg runter fahren. Klingt einfach ist es aber nicht. Erst fuhren wir wieder einen steilen Berg hoch und oben auf der Kuppe sollten wir anhalten. Der Vitara hat sowas von aufgesetzt. Die haben zu dritt vorne am Auto gewackelt damit die Räder den Boden wieder berühren und er wieder Grip bekommt.
Dann kamen wir. Ich fuhr an, sah wieder nur Himmel und war oben. Dort hielt ich an und sollte das Auto ausmachen. Nun sollte ich den ersten Gang einlegen und die Füße von allen Pedalen wegnehmen und dann ohne Kupplung zu treten das Auto starten und den Berg runter sollen. Das widerstrebt einem so und ich hätte nicht gedacht, dass es funktioniert. Aber es hat geklappt. Er ist gemütlich mit Motorbremse im ersten Gang den Berg runter gerollt.
Danach ging es an die steileren und richtig langen Berge. Man sah ewig lang nur Himmel bis man oben ankam. Meine Angst war überwunden und es klappte wunderbar. Ein Berg war aber zu heftig. Da haben sie keinen hoch gelassen. Aber mein Mann wollte es unbedingt probieren. Der Berg war nicht besonders hoch aber sehr steil. Das Problem war, dass er unten kurz bevor es hoch ging eine Kuhle hatte. Wenn das Auto also aus geht und rückwärts rollt und man es nicht rechtzeitig abgebremst bekommt knallt es rückwärts voll da rein und es verzieht einem im schlimmsten Fall die komplette Karosserie. Tim fährt an und….. er kommt heil oben an. Voller Adrenalin wollte er es gleich nochmal probieren und hat es verkackt. Er fuhr versehentlich im 2. Gang an. Der Hilux fiel mitten am Berg komplett zusammen. Man glaubt gar nicht, wie schnell es plötzlich rückwärts abwärts geht. Plötzlich schrien die Trainer nur noch BREMSEN!!!!!!! Er hat es geschafft rechtzeitig zu bremsen und kam wenige Zentimeter vor der Kuhle zum Stehen. Er rollte zurück, bis der Hilux hinten auflag und startete einen neuen Versuch. Er musste da jetzt hoch. Rückwärts ging es nicht mehr. 2. Anlauf und es funktionierte!
Wir fuhren nun zum Essen in einen nahe gelegenen Gasthof. Dort hatte man mal Zeit sich mit seinen Mitstreitern auszutauschen. Es war sehr interessant. Ein Paar war dabei, die haben eine Afrikadurchquerung gemacht. Toll mal solche Leute in echt zu treffen.
Frisch gestärkt ging es nun zurück. Dann folgte mein persönliches Highlight: Ich durfte Defender fahren. Einer der Trainer hat mitbekommen, wie ich dafür schwärme und sagte, ich solle seinen Defender nun zu Treffpunkt hoch fahren. Ich war plötzlich wieder total aufgeregt. Diesmal aber mehr vor Freude als vor Angst. Ich kam kaum in den Defender rein, so hoch war er. Unser Hilux ist schon hoch aber der war noch ein bisschen höher. Dann habe ich das Zündschloss gesucht. Das befindet sich auf der anderen Seite. Wie bei einem Porsche. Und die Gangschaltung ist wirklich wie bei einem LKW. Es war aber einfach GEIL! Ich wurde einmal quer über den ganzen Platz gejagt. Berghoch, bergab, über Kuppen und durch enge Kurven. Es hat wirklich Spaß gemacht!
Zurück im Hilux ging es an’s schief fahren. Es ging wieder etwas Theorie voraus und uns wurde erklärt, wann ein Auto anfängt zu kippen. Dann ging es wieder an die Praxis. Wir sollten schräg auf einen Hügel auffahren. Die Fahrerseite war auf der Geraden, die Beifahrerseite schraubte sich immer weiter in die Schräge. Irgendwann dachte ich echt, gleich kippt er um. Was ein ekelhaftes Gefühl. Am schrägsten Punkt sollten wir aussteigen und uns anschauen wie das Auto steht. Man konnte kaum die Tür öffnen, ohne den Boden zu berühren. Es sah schlimm aus. Zumal der hintere rechte Reifen keinen Bodenkontakt hatte. Und dann kamen die Trainer und hingen sich zu zweit an unseren Dachgepäckträger und fingen an zu wackeln. Und was passierte?! NIX!
Viele haben uns gesagt unser Auto sei zu hoch durch das erhöhte Dach und dem zusätzlichen Dachzelt. Der Hilux würde so viel leichter kippen. Alles Quatsch! So schnell kippt so ein Auto nicht! Vorher fährt man nicht mehr weiter! Wir haben es selbst erlebt. Ich wäre selbst so weit im echten Leben nie gefahren und dann war da immer noch genug Puffer. Die Trainer haben auch gesagt unsere ganzen Erhöhungen machen vielleicht 1 oder 2 Grad aus, wo das Auto eher kippen würde als ein Serien-Hilux. Also absolut zu vernachlässigen! Diese beruhigende Erfahrung zeigte uns, dass Probieren über alle Theorie geht.
Nach dem Schrägenfahren ging es nun zum letzten Punkt: Der Verschränkung. Es war auch sehr interessant und hat total gewackelt. Hat aber Spaß gemacht. Danach wurde Tim einmal quer durch Gestrüpp geschickt. In echt würde ich dort nie reinfahren. Es sah mir nicht so aus, dass man da durchfahren könne zumal das Gestrüpp noch mit tiefen Mulden versehen war. Also prädestiniert zum Aufsetzen oder hängen bleiben. Aber auch diese Herausforderung meisterte unser Baby problemlos. Wir sind stolz auf ihn!
Alles in allem waren wir total begeistert davon, was unser Hilux so kann. Er kann locker mit einem Defender mithalten. Es gab an dem ganzen Tag nur eine einzige Situation, wo wir nicht durchgekommen sind, der Defender aber schon (mit vielen Anläufen und Mühen).
Unser Hilux ist weder zu hoch noch zu lang. Wir haben nicht einmal nennenswert aufgesetzt.
Es hat einen riesen Spaß gemacht! Und wir werden sicherlich nochmal so ein Training buchen. Man lernt ja nie aus. Auch Abenteuer4x4 ist absolut zu empfehlen!
Nach einem ereignisreichen Tag ging es dann weiter in die Nähe von Weiden zu den Stoapfälzern. Dort ließen wir den leider viel zu kurzen Abend bei Grillen und netten Gesprächen ausklingen.
Jürgen bot uns an unser Dachzelt in der Scheune aufzubauen. Da es in der Nacht regnen sollte, nahmen wir dieses Angebot gerne an.
Wir schliefen beide wieder wie Babys. Nur Tim musste nachts aufstehen. Das Bier wollte wieder raus. Dank eines Tipps eines Dachzelt-Erprobten hatten wir eine Stirnlampe dabei die Tim dann auch gleich mal nutzte. Das war wirklich ein super Tipp Roman!
Nach einer kurzen Katzenwäsche am nächsten morgen aus dem Kanister auf dem Acker und einem leckeren Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Landshut. Dort besuchen wir noch Freunde und werden noch ein paar Tage bleiben.
Es war ein sehr schönes aufschlussreiches Wochenende!