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Albanien 4

Abschied

Als wir uns am nächsten Morgen fertig machten kam die Frage aus der Bucht, ob wir nicht noch eine Nacht dort verbringen wollten, die Australier wären so nett und die Schwaben am Morgen gefahren.

Ich wollte aber lieber weiter und so trennten sich unsere Wege.

Wieder solo unterwegs führte uns eine Piste ab Borsh in die Berge. Vorher passierten wir noch einige atemberaubende Buchten, deren Farbe des Wassers locker auch so in der Karibik hätte vorkommen können. Türkis wechselte mit tiefem blau, dazwischen scharfkantige Klippen und weißer Sandstrand.

Die Piste schlängelte sich die Hänge der Berge hinauf, vorbei an Wiesen, auf denen Schafe und Ziegen grasten und ihre Schäfer im Schatten der Bäume lagen und dösten.

Der Himmel war tief blau, nur durchzogen von ein paar Wolken.

So erklommen wir die Berge, die Höhenmesseranzeige des GPS kletterte immer höher, fiel wieder ein paar hundert Meter ab und stieg wieder an.

Gegen Nachmittag fingen wir an, nach einem Übernachtungsplatz zu suchen und wurden eine gute halbe Stunde später auch fündig.

Eine Wiese an einem kleinen Gebirgsbach sollte unser Camp werden. Das Wasser des Baches war so klar, das man jeden Stein im Flussbett erkennen konnte, aber auch genau so kalt.

Da überall bereits geschlagenes Holz herum lag, das den Holzfällern aber wohl zu dünn für den Winter erschien, für uns aber optimal war, entschieden wir uns, nochmal den Feuertopf zu reaktivieren und ein Gulasch zu kochen. Mit vollen Bäuchen und zufrieden ließen wir den Tag bei einem knisternden Lagerfeuer ausklingen.

Am nächsten Morgen beim Frühstück blickte ich so auf den Bach. Ich dachte mir, eigentlich gehörte es zu so einem Trip, einmal in einem glasklaren Gebirgsbach zu baden. Gedacht, getan…

Im Nachhinein muss ich gestehen, dass das Wasser schon brutal kalt war, und die ausgiebige Dusche eher zur Katzenwäsche zusammen schrumpfte. Aber es war auf jeden Fall erfrischend! Wer es mal probieren möchte, hier sind die Koordinaten:

N40.19593, O19.77633

Flussdurchfahrten

Der nächste Tag begann mit einer Flussdurchfahrt. Hört sich schlimmer an, als es war, denn der „Fluss“ war ein steiniges, vielleicht 20 Meter breites Bett, das durchzogen war von vereinzelten kleinen Bächen. Eher nicht so die harte Nummer, wie man sie von National Geographic kennt, in denen die Autos bis zu den Fenstern im Wasser verschwinden und triefend am anderen Ufer wieder heraus fahren.

War uns aber auch lieber so, wenn ich ehrlich bin.

Über diverse Pisten, manche breite Wege, auf denen zwei Fahrzeuge problemlos an einander vorbei kommen und ausgetretene Ziegenpfade kamen wir unserem Ziel immer näher: Berat.

Auf unserem GPS tauchte ein weiterer Fluss auf, den wir kreuzen mussten, wir machten uns aber keine Sorgen, es hatte an diesem Tag ja schon einmal geklappt.

Aber als wir die Straße aus den Bergen nehmend ins Tal kamen, konnten wir schon erkennen, dass es diesmal nicht so einfach werden würde. Das Flussbett war bestimmt 50 Meter breit und ein Strom von ungefähr 15 Metern floss in seiner Mitte. Dieser war bestimmt 2-3 Meter tief, also keine Chance ihn zu passieren.

Wir starteten die Drohne, vielleicht würden wir ja aus der Luft eine seichte Stelle finden, die wir durchfahren könnten.

Aber weder Flussauf- noch Flussabwärts gab es eine geeignete Stelle, die wir hätten kreuzen können.

So blieb uns nur, die Nacht am Ufer des Flusses zu verbringen und am nächsten Morgen die Brücke zu nehmen, was uns einen Umweg von zwei Stunden kosten würde.

Aber was nicht ist, ist nicht.

Pleiten, Pech und Pannen

Der nächste Tag ging nicht als der beste in die Analen unserer Geschichte ein, denn wir hatten überwiegend Pech.

Erst fanden wir den richtigen Weg zu der Brücke nicht und kreuzten wild durch das albanische Hinterland, über Wege, die wahrscheinlich noch nie ein Auto zuvor gesehen hat.

Dann suchten wir am Nachmittag vergeblich lange nach einem Schlafplatz für die Nacht und als wir dann endlich einen gefunden hatten, war die Zufahrt von der Straße so hoch, dass ich aufsetzte und uns den gesamten Unterfahrschutz für den Tank abgerissen hatte.

Und zu guter Letzt begann es am Abend noch an zu regnen und hörte nicht auf bis zum nächsten Morgen, was uns zu neuen Problemen brachte, aber dazu später mehr.

Erstmal lag ich den halben Abend unter dem Auto und operierte die verbogenen Halterungen des Schutzbleches aus dem Rahmen unseres Hilux. Leider war der Unterfahrschutz nicht mehr zu retten. Es war alles verbogen und die meisten Halter einfach abgebrochen oder dermaßen verzogen, dass sie nicht mehr reparabel waren.

Da wir aber keine Verschwender sind, dient der Unterfahrschutz jetzt dem nächsten Fahrzeug als Auffahrhilfe an der Zufahrt, damit sich ein Desaster wie bei uns nicht nochmal wiederholt.

Apropos Desaster, das ereilte uns am nächsten Morgen, nachdem wir wieder unterwegs waren.

Wir passierten ein kleines Dorf, dessen Straßen das Wort Asphalt noch nie gehört hatten. Entweder sie bestanden aus Schotter oder waren das, was man sich so unter einem Waldweg vorstellt. Vom Regen aufgeweichter Lehm mit einem Streifen Gras in der Mitte.

Wir zockelten also in Schrittgeschwindigkeit durch das Dorf, da die Häuser so dicht standen, dass wenn ich den Ellbogen aus dem Fenster gehalten hätte, irgendjemand beim Kaffeetrinken im Wohnzimmer die Tasse aus der Hand geschlagen hätte. Die Stromleitungen hingen so tief, dass Sarah aussteigen musste, um sie anzuheben, damit wir mit unserem Auto darunter durchkamen, ansonsten hätten wir noch die komplette Stromversorgung des Dorfes lahmgelegt.

Wir bogen um eine Ecke, die Straße führte an einer Weide vorbei.

Man merkte schon, wie das Auto, obwohl ich nach rechts lenkte, immer mehr nach links driftete.

Die Reifen waren so mit Lehm verklebt, dass wir null Traktion mehr hatten. Und wir kamen dem Rand der Weide, die vielleicht zwei Meter unterhalb des Weges lag, bedenklich näher.

Eigentlich hätten wir zu diesem Zeitpunkt schon den Rückzug antreten sollen, aber wir kämpften uns weiter. Bis ein Hügel von vielleicht 1,5 Metern unseren Vormarsch stoppte. Den kamen wir einfach nicht rauf.

Also den ganzen Weg im Rückwärtsgang zurück. Die vielleicht 500 Meter Strecke kosteten uns fast eine Stunde, da Sarah immer vor gehen musste, mich einweisen und ich das Auto Zentimeter um Zentimeter rückwärts rangieren musste, bis wir wieder auf der Hauptstraße standen.

Lehm und Gras hingen vom Unterboden und das Auto sah aus, als hätte wir gerade eine Waldetappe der WRC hinter uns. Von der grauen Lackierung war nichts mehr zu erkennen.

Uns raste der Puls und die Knie zitterten von der Anspannung, wir waren heil froh, wieder festen Boden unter den Schuhen, bzw. Rädern zu haben.

Somit gaben wir das Unterfangen auf und nahmen die asphaltierte Überlandstraße Richtung Berat, was ein Umweg von ca. 50 Kilometern war.

Zumindest war das unser Plan.

Gastfreundschaft

Denn kurz nachdem wir das Dorf verlassen hatten, überholte uns ein silberner Audi 100. Über der gesamten Seite stand in großen Buchstaben TV Apollo.

Der Audi verschwand hinter der nächsten Kurve.

Als wir um die Kurve kamen, stand der Fahrer mitten auf der Straße und sein Auto quer zur Fahrtrichtung. Er gab uns Zeichen anzuhalten.

Was würde jetzt wohl kommen…

Der Fahrer, ein älter Mann, sprach außer albanisch nichts anderes. Mit Händen und Füßen fragte er uns, wo wir hin wollten und ebenso erläuterten wir, dass wir nach Berat wollten. Wir sollten ihm folgen…

Er prügelte seinen armen alten Audi über die mit Schlaglöchern übersäte Straße dass wir kaum folgen konnten. Weißer Qualm kam aus dem Auspuff und ich fragte mich, was wohl von seiner Zylinderkopfdichtung noch übrig war.

Nach ein paar Kilometern gaben wir Zeichen anzuhalten.

Wir fragten ihn, ob er uns bis Berat begleiten wolle und er meinte schon fast entgeistert „Natürlich“!

Das brauche er aber nicht, wir hätten Navigation an Bord.

Ach so, alles klar, er wäre jetzt mitgekommen dass wir den Weg nicht suchen müssten, aber so gänge es auch…

Der Audi rauschte davon, wir amüsierten uns noch ein wenig über die Situation und die unbändige Hilfsbereitschaft der Menschen in diesem Land und fuhren dann gemächlich weiter.

Aber hinter einer Kurve stand der Audi wieder quer auf er Straße und der Fahrer gab uns Zeichen anzuhalten.

Einen Kaffee müssten wir noch mit ihm trinken!

Was sich wohl wie eine Einladung anhören sollte, war eher ein Befehl und es gab nicht die geringste Möglichkeit auf Ablehnung.

Also parkten wir vor einem Kaffeehaus und traten gemeinsam ein. Zwei Espresso und ein Cappuccino. Ach ja, und zwei Raki für die Männer, es war ja schon kurz nach Elf am Morgen, da ging das ja schon mal.

So tranken wir Kaffee mit einem Wildfremden und unterhielten uns teils mit Zeichen, teils mit Google Translator (was er ausgesprochen amüsant fand!). Es versteht sich von selbst, dass wir keinen Cent bezahlten!

Aber als Dank machten wir ein paar Fotos zusammen, druckten sie mit unserem mobilen Drucker aus und schenkten sie dem Mann.

Der freute sich tierisch über die Geste und zwang uns noch schnell seine Telefonnummer auf. Ich speicherte ihn ein unter „Typ aus den Bergen“.

Wir bedankten uns vielmals und verabschiedeten uns. Er fuhr uns aber noch bis zum Ortsausgang hinterher, dass wir ja auch die richtige Richtung einschlagen würden.

Mit lautem Hupen blieb er am Ortsausgangsschild stehen und verschwand irgendwann aus dem Rückspiegel.

Nach diesem schönen aber auch skurrilen Erlebnis setzten wir unseren Weg nach Berat fort, dass wir dann auch am frühen Nachmittag erreichten.

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Albanien 3

Überraschung

Am darauffolgenden Tag traf uns eine Neuigkeit wie ein Blitz:

Charlotte und Richard, mit denen wir noch in Kontakt standen und die vor dem Regen nach Italien geflüchtet waren, hatten sich entschlossen, wieder nach Albanien zurück zukommen. Das Wetter sollte hier zum Wochenende deutlich besser werden und die Aussicht, ein paar Tage bzw. Wochen mit den Beiden zu verbringen, frei zu stehen und einfach gemeinsam die Pisten in den Bergen zu erkunden war überragend.

So war die Freude enorm, als der weiße HZJ auf den Camping Tirana rollte. Es gab viel zu berichten, obwohl gerade mal zwei Wochen zwischen unserer letzten Begegnung lagen.

Da wiedermal Regen auf der Tagesordnung stand, nutzen wir die Zeit um einzukaufen und alles vorzubereiten, denn wir wollten ein paar Tage in die Berge fahren. Wir wollten nochmal zusammen zu dem Platz, auf dem wir die letzten Nächte verbrachten und der uns so gefallen hatte.

Als wir am nächsten Morgen die Autos packten und uns fertig machten, schaute die Sonne durch kleine Löcher in der Wolkendecke. Ein wenig besorgt sahen wir zu den umliegenden Bergen, in denen tief die Wolken festsaßen.

Als wir das Wildcamp erreichten, nieselte es. Die Wolken hingen schwer in den Hängen und man hatte das Gefühl, unser Stellplatz sei der Mittelpunkt, um den sich die ganze graue Masse bewegte. Die wunderschöne Sicht war gleich Null.

Noch während des Aufbauens begann der Regen stärker zu werden, das Barbecue und das anschließenden Lagerfeuer fielen ins Wasser. Wir bekamen einfach kein Feuer zu Stande.

Die ganze Nacht regnete es weiter. Es war niederschmetternd.

Bei morgendlichen Kaffee, jeder unter seiner Markise, nass und deprimiert, gab es eine Krisensitzung bei der beschlossen wurde, das Unterfangen abzubrechen und uns einen anderen Standort mit weniger feuchten Voraussetzungen zu suchen.

Karavasta Lagune

Wir entschieden uns für die Karavasta Lagune.

Es wurde ein langer, harter Tag. Wir nahmen die Pisten durch die Berge, bis wir wieder Tirana erreichten. Von dort ging es über Land an die Küste. Der erste Wildcampspot den wir anfuhren und der von ioverlander angezeigt wurde, war mittlerweile ein Hotel.

Bei dem zweiten, der zwischen Promenade und einer Ferienhausbatterie stand, fühlte man sich wie auf den Präsentierteller.

Nach einer kleinen Diskussion entschieden wir uns, noch weitere 60 Minuten zu einem Spot direkt am Meer zu fahren, der in einem Nationalpark lag. Also definitiv keine Gebäude im Umkreis.

Unsere Tochter auf der Rückbank, von unbändiger Langeweile gequält, machte die ohnehin schon viel zu lange Fahrt nicht gerade angenehmer.

Aber der Höhepunkt sollte erst noch kommen!

Als wir den Strand erreichten, müde und geschafft, kamen wir nicht einmal richtig dazu auszusteigen, als wir schon von einer unmenschlichen Anzahl an Moskitos überfallen wurden. Selbst unser afrikanisches Anti-Moskito-Spray machte den Biestern nicht im Geringsten etwas aus.

Somit wurde es ein sehr kurzer Abend, denn nach dem jeder von uns mit Sicherheit (und ungelogen!) 50 Stiche kassiert hatte, flüchteten wir uns in die Autos.

Am nächsten Morgen, nach einem kurzen Frühstück packten wir schnell alles zusammen, denn selbst der helllichte Tag hielt diese Killer nicht davon ab, uns unablässig zu attackieren.

Da Richard und Charlotte ein Händchen dafür hatten, wunderschöne Pisten und Ort zu finden, ließen wir die Beiden vorfahren. Sie übernahmen die Navigation und wir genossen!

In Vlora füllten wir all unsere Reserven in einem Einkaufszentrum auf, tankten, luden unseren Hotspot mit neuem Datenpaket auf und machten uns auf den Weg zu einen Wildcamp, dass die Beiden schon vor zwei Monaten besucht und für absolut empfehlenswert empfunden hatten.

Und die Zwei hatten nicht zu viel versprochen. Als wir den Platz in einer kleinen Bucht am Meer erreichten, waren wir total begeistert.

Die bereits untergehende Sonne tauchte die Bucht und das Meer in wunderschöne Farben, die umliegenden Klippen waren steil und luden zu einem Spaziergang ein und der Strand barg soviel angeschwemmtes Treibholz, das wir nicht einmal an unsere Reserven gehen mussten, um ein schönes Lagerfeuer zu machen.

Wir verbrachten drei wunderbare Tage in der Bucht.

Wir gammelten viel herum, erkundeten die Umgebung und die Klippen, besprachen weitere Routen und an einem Abend holten wir den Feuertopf raus und machten ein wunderbares Gulasch.

Da unsere Wasservorräte langsam zur Neige gingen, entschieden wir am vierten Tag, dass es wohl Zeit wäre, aufzubrechen. Außerdem quoll unser Dreckwäscheschrank über und wir brauchten dringend eine Waschmaschine.

Der anvisierte Campingplatz lag in Himare.

Dort gab es eine Waschmaschine und wir konnten unsere Tanks mit frischem Trinkwasser füllen.

Wir bereiteten die Autos für unseren nächsten Spot vor: dem Gjipe Beach.

Gjipe Beach

Durch diverse Videos angeheizt (unter anderem von Grizzly n Bear Overland – Albania auf Youtube) wollte Sarah unbedingt zu diesem Strand, der vor einer gigantischen Schlucht liegt.

Es gab bloß einen kleinen Haken. Für die 1,5 km lange Zufahrt zum Strand wurden 45 Minuten veranschlagt. Die Piste besteht eigentlich nur aus scharfkantigem Fels. Sie schlängelte sich in Serpentinen die Schlucht hinunter. Spitzes Geröll schaut überall aus dem harten Lehmboden und war ein Risiko für jeden Tank. Selbst mit einem robusten Unterfahrschutz ist dieser Weg ein gefährliches Unterfangen.

Aber dieses Risiko wollten wir auf uns nehmen, die Bodenfreiheit hatten wir und ich freute mich besonders auf die Herausforderung.

Als wir die Zufahrt erreichten und die ersten Abschnitte des Weges in Sicht kamen, wurde mir schon ein bisschen mulmig. Aber mit jedem Meter auf dem Trail wurde ich sicherer und es machte immer mehr Spaß.

An der ein oder anderen härteren Passage stieg Sarah aus um mich einzuweisen. Die Spuren etlicher aufgesetzter Fahrzeuge zierten die Felsen und waren stumme Zeugen von falschen Empfehlungen der Beifahrer oder fahrerischem Unvermögen. Oder einfach der mangelnden Bodenfreiheit…

Wie dem auch sei, wir schafften es unbeschadet und in einem Stück auf den Strand und waren begeistert von dem Anblick der sich uns bot.

Ich muss gestehen, dass Orte wie dieser eine gefährliche Sache sind, denn man steckt in den meisten Fällen viel zu viele Erwartungen in eine solche Location und ist viel zu oft von dem enttäuscht, was man dann vorfindet. Gerade bei einem solchen Anfahrtsweg.

Aber die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, der Strand war schön, das Meer türkis blau und alles wurde überragt von der gewaltigen Schlucht im Hintergrund.

Wir verbrachten eine angenehme Nacht 10 Meter von der Brandung entfernt am Strand und ein atemberaubender Sonnenaufgang weckte uns am nächsten Morgen und tauchte die Kluft in ein wunderschönes oranges Licht.

Der Aufstieg ging sogar leichter als die Abfahrt und nach nicht einmal 25 Minuten erreichten wir das Ende des steinigen Weges.

Noch einmal führte uns unser Weg nach Himare zum Einkaufen und tanken.

Am Tag zuvor hatten wir eine kleine Bucht entdeckt, die versteckt zwischen Olivenhainen geradezu auf uns wartete.

Zu dieser Bucht wollten wir und dort die nächste Nacht bzw. vielleicht sogar die nächsten Nächte verbringen.

Richard und Charlotte fuhren schon einmal vor, während wir noch einen Handyladen suchten um ein Datenpaket zu kaufen.

Dieses Unterfangen scheiterte leider an der Sprachbarriere, denn in dem Telekom-Shop war trotz Google Translator leider keine Verständigung möglich.

Entnervt gaben wir auf und fuhren zu der Bucht, wo die nächste Hiobs-Botschaft auf uns wartete. Es standen bereits zwei andere Fahrzeuge dort, ein deutscher VW-Bus und ein anderer Overlander aus Australien (Moment,… ist das überhaupt ein Overlander, der musste ja verschiffen…?)

Richard musste sich schon mit ein wenig Räumungsarbeiten an dem VW-Bus vorbei quetschen, da dessen Fahrer nicht mit sich reden ließen und den Bus keinen Zentimeter bewegte, damit noch andere Fahrzeuge durch kämen. Wir hätten ja Geländewagen, dass sollte ja kein Problem darstellen… so der Schwabe!

Das reichte mir für einen Tag und ich schlug vor, wir könnten ja auf den Camping gehen und erst einmal alles sacken lassen und uns abregen.

Der Vorschlag wurde zustimmend angenommen. Die Beiden wollten sich bloß noch schnell das Auto der Australier anschauen und dann nach kommen.

Daraus wurde nur nichts, denn als wir den Camping erreichten, erhielten wir eine Mail, das sie lieber in der Bucht stehen bleiben wollten, wir würden uns dann am nächsten Morgen sehen.

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Albanien 2

Nervenkitzel auf dem Weg zum Meer

Am nächsten Morgen fuhren wir noch einmal in die Stadt, um frische Früchte und ein paar Kleinigkeiten zu besorgen und machten uns dann direkt auf Richtung Süden. Tirana, die Hauptstadt Albaniens war unser Ziel, das wir aber an diesem Tag nicht mehr erreichen würden. Wir planten einen Wildcampspot direkt am Meer ein.

Nach guten vier Stunden Fahrt erreichten wir das Meer. Eigentlich wären es nur gute zwei Stunden gewesen, aber wir trafen unterwegs auf ein paar abenteuerliche Abschnitte, die uns etwas Zeit gekostet hatten.

Zum einen durchquerten wir ein Dorf und trotz mehrerer Navigationshilfen endete unsere Fahrt immer wieder in irgendwelchen Einfahrten von Höfen. Erst der letzte Weg, der als solcher überhaupt nicht erkennbar war, führte uns aus dem Dorf heraus. Wir mussten dafür nur einen kleinen Abhang hinunter. Der hatte aber gefühlt das Gefälle einer Steilwand und war für uns auf Grund unseres Gewichtes nur mit Untersetzung fahrbar. Wir hatten diverse Mercedes Limousinen im Dorf stehen sehen, die wohl den gleichen Weg nehmen mussten, uns aber absolut schleierhaft war, wie sie das angestellt hatten.

Keine fünf Minuten später trafen wir auf das zweite Hindernis. Es tauchte wie ein Relikt aus einer anderen Zeit vor uns aus dem Wald auf. Eine Stahlseilbrücke. Die war sicher – und das ist definitiv keine Übertreibung – bestimmt 60 Jahre alt.

Verrostet und baufällig lag sie vor uns, die Pfeiler hatten gewaltige Löcher, aus denen der Zahn der Zeit etliche große Brocken heraus genagt hatte.

Die Holzbeplankung war morsch und teilweise fehlten Bretter.

Wir hielten, stiegen aus und besahen uns die Brücke genauer. Auf den zweiten Blick war es fast noch schlimmer als aus dem Auto heraus. Wir beratschlagten wie es weiter gehen sollte. Umkehren hätte einen Umweg von fast zwei Stunden gekostet. Aber sollten wir das Risiko eingehen und die Brücke befahren?

Plötzlich hupte es hinter uns. Eine E-Klasse wollte passieren. Über die Brücke.

Also ließen wir ihn vorbei und sahen zu, wie der schwere Wagen langsam auf die Bretter rollte und sich in Schrittgeschwindigkeit über die Brücke arbeitete.

Auf der anderen Seite hupte er noch einmal und fuhr davon.

Von dieser Erfahrung etwas zuversichtlicher gestimmt, entschieden wir, dass ich das Auto rüber fahren würde, nachdem Sarah mit Elisabeth auf die andere Seite gelaufen wären.

Wir bereiteten alle technischen Spielereien vor, die wir hatten, um dieses Ereignis in Bild und Ton festzuhalten.

Die Drohne stieg auf und filmte alles aus der Vogelperspektive. Mit der GoPro würden wir die Überfahrt filmen.

Als ich bereit war und gerade los fahren wollte, passierte noch ein Sprinter die Brücke, was mich vollends überzeugte, dass nichts passieren würde.

Ich startete den Motor und rollte auf die Brücke. Unter dem Gewicht unseres Autos bogen sich die Bretter, die Brücke knarzte und knirschte.

Ungefähr in der Hälfte spürte ich die Gewichtsverteilung und merkt, wie die Fahrbahn einige dutzend Zentimeter nachgab.

Ich erreichte aber unversehrt die andere Seite und den festen Boden.

Mit noch reichlich Adrenalin im Blut ging es weiter.

Den versteckten Platz an der Küste zu finden kostete zwar etwas Zeit, aber bald bauten wir unser Lager direkt an einer Klippe auf, von der wir einen wunderschönen Blick auf das Meer und die untergehende Sonne hatten.

Die Nacht war ruhig, das Wetter gut und nach einem entspannten Frühstück machten wir uns auf in die Hauptstadt.

Schon in den Randbezirken merkten wir, dass der Verkehr hier nochmal eine ganz andere Nummer war wie im Rest des Landes, an den wir uns langsam gewöhnt hatten.

Hier galt nicht mehr das Recht des Stärkeren, sonder überhaupt nichts mehr. Es wurde einfach gefahren, keine Spur, keine Stoppschild und keine Vorfahrtsbeschilderung hatten mehr irgendwelche Bedeutung.

Tirana

Nachdem wir uns durch die Stadt zu einem Einkaufszentrum durchgeschlagen hatten, in dem wir ein paar Sachen besorgen wollten, konnten wir einmal durchatmen.

Wobei das auch nicht ganz stimmt, denn als wir den Parkplatz des Centers erreichten, wurden wir schroff von den Parkwächtern verscheucht, wir sollten mit dem riesigen Auto auf dem Lieferantenparkplatz hinten parken. Wir fuhren einmal um das Center und fanden keine weitere Abstellmöglichkeit.

Also fuhren wir wieder auf den ersten Parkplatz, wo wir diesmal von einem anderen Wachmann abgewiesen wurden.

Dieser zeigte uns dann den angesprochenen Platz und als wir dann den Motor abstellten, hatten wir für diesen Tag eigentlich schon genug.

Der Camping war etwas außerhalb der Stadt und lag wunderschön an einem See. Die Besitzerin war mega freundlich und zum Abend gab es erstmal einen Raki zum einschlafen.

Leider war der Platz, der für ca. 15 Fahrzeuge ausgelegt war, am nächsten Tag komplett ausgebucht, somit mussten wir etwas umdisponieren.

Wir entschieden uns, einem Tipp von Charlotte und Richard zu folgen und eine Passstraße durch Kombetar Mali i Dajtit Nationalpark zu fahren und wild zu campen. Die anschließende Tour sollte uns dann durch den Mali me Gropa-Bize-Martanesh führen und wieder zurück nach Tirana. Der Großteil der Strecke überwiegend Off-Road! Wir waren gespannt!

Off-Road

Wir verließen Tirana und kurz hinter der Stadtgrenze bereits begann die Straße sich steil in die Berge hinauf zu winden. Wir passierten etliche kleine Dörfer, die sich eng an die Hänge des Berges schmiegten, in vielen meinte man, die Zeit sei stehengeblieben. Karren, gezogen von Pferden waren auf den Straßen unterwegs und auf manchen Feldern wurde noch mit Ochsen gepflügt.

Immer höher schraubte sich die Straße in die Berge und bald passierten wir die 1000 Meter Grenze.

Ungefähr zu dieser Zeit hörte dann auch der wellige und von Schlaglöchern gesäumte Asphalt auf und ging in eine Piste über.

Der Spaß begann!

Langsam, im Allrad und mit Getriebeuntersetzung bahnten wir uns unseren Weg durch den Wald. Der steinige Weg war gerade so breit genug, die Landschaft ändere sich mit steigender Höhe immer mehr und wurde immer karger.

Auf dem höchsten Punkt des Passes, knapp 1850 Meter über dem Meer hatten wir einen phänomenalen Ausblick auf das uns umgebende Gebirge und die schneebedeckten Gipfel.

Der Abstieg war nicht minder spektakulär und wir waren immer noch in einer anderen Welt, als wir ein Dorf am Fuß des Berges erreichten. Wir hatten Blut geleckt und wollten mehr.

Der Übernachtungsplatz war eine versteckte Wiese, auf der uns nur ein Schäfer mit seiner Herde Gesellschaft leistete. Aber auch das nicht wirklich lang, denn es begann zu regnen und wir wurden in unser Auto verbannt. Das hatte aber den Vorteil, dass wir uns noch ein paar weitere Strecken durch die Berge suchen konnten, die nicht weniger Spaß versprachen.

Am nächsten Morgen frühstückten wir in der Sonne, die Regenwolken hatten sich verzogen und gaben den Blick auf das umliegende, spektakuläre Gebirge frei. Nachdem alles verstaut war, machten wir uns wieder auf den Weg.

Dieser führte uns wieder in die Berge. Nach einem kleinen Dorf machte die Straße eine steile Kehre und der Asphalt hörte wieder einmal abrupt auf. Von hier an schlängelte sich eine schmale Schotterpiste weiter den Berg hinauf. Unser GPS meldete uns, dass wir in Kürze die 1000 Meter Grenze überschreiten würden. Durch den immer dichter werdenden Wald, dessen Äste weit in die Piste hingen, kämpften wir uns stetig bergan.

Zwischenzeitlich mussten wir kurz anhalten und abgerutschte Steine und Geröll vom Weg schaffen, sonst hätten wir die Fahrt nicht fortsetzen können. Die Spur war einfach zu schmal und wir wären dem Abgrund, der sich fast senkrecht neben uns auftat zu Nahe gekommen.

An anderen Stellen hatten wir riesige Pfützen zu überwinden, oder teilweise flossen Bäche über den Weg. Das Auto kämpfte sich wacker durch alle Hindernisse.

Und unsere harte Arbeit wurde belohnt als wir das angestrebte Ziel erreichten. Bei iOverlander hatte Sarah uns einen Wildcampingspot herausgesucht, der irgendwo im Gebirge auf 1300 Meter liegen sollte.

Und diesen erreichten wir jetzt bei strahlendem Sonnenschein. Es war einfach gigantisch. Der Platz lag auf einer Lichtung, die sich aus dem Hang des Berges herausschob. Die umliegenden Gipfel waren schneebedeckt und man hatte einen atemberaubenden Blick ins Tal.

Wir entschieden uns sofort, hier gleich zwei Nächte zu verbringen, da es uns auf Anhieb so gefiel.

Also bauten wir unser Camp auf und genossen die überragende Umgebung von unseren Campingstühlen aus. Elisabeth hatte genug Platz zum Spielen und herumrennen und ich konnte mich mal den Dingen widmen, die ein echter Mann so beim Campen in der freien Natur macht:

Holz hacken! Lagerfeuer!

Den ganzen nächsten Tag verbrachte ich damit, Holz zu beschaffen und vorzubereiten, während meine Tochter mich tatkräftig dabei unterstützte. Abends beim wohlverdienten Lagerfeuer betrachteten wir unsere schwieligen Hände und genossen unser Werk, das wohlig warm vor uns loderte.

Ein perfekter Vater-Tochter-Camping-Tag!

Der Abstieg war nicht minder interessant wie der Weg auf den Berg. Wir folgten der Straße, die sich an verlassenen Ruinen alter Häuser und Bunker vorbei schlängelte, die verstreut im Wald lagen. Irgendwann wurden die Bäume weniger, der Wald lichter.

Der Weg führte über eine Hochebene, von der aus man wieder einen bahnbrechenden Blick in die Ferne und die umliegenden Täler hatte.

Wir passierten ein paar Baustellen, in denen mit schwerem Gerät versucht wurde, die Straße besser befahrbar zu machen. Ein paar Mal schlug unser Herz höher, als wir uns an uralten Mercedes-LKWs vorbei drücken mussten. Uns trennten nur wenig vom Abgrund, während wir auf der anderen Seite nur ein paar Zentimeter zur hoch aufragenden Ladefläche des Trucks hatten.

Nach gut zwei Stunden erreichten wir die Zivilisation wieder. Der irre Verkehr begann und wir vermissten jetzt schon die Ruhe und das Alleine-Sein in den Bergen.

Wir fuhren direkt auf Tirana zu. Die Stadt breitete sich unter uns aus und erstreckte sich durch das gesamte Tal. Ob man diesen Anblick schön finden soll, muss jeder selbst entscheiden. Mich schockte er nicht gerade. Aber vielleicht auch deswegen, weil wir uns bald wieder dem stressigen, irrwitzigen Verkehr und den verrückten Autofahren in der Metropole aussetzen mussten.

Wir waren heil froh, als wir den Camping erreichten, den wir drei Tage zuvor verlassen hatten und freuten uns am meisten über eine heiße Dusche. Die kam in den Bergen doch etwas zu kurz.

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Albanien 1

Transit oder bleiben?

Bei keinem Land auf unserer Route waren wir zwiegespaltener als bei Albanien.

Auf der einen Seite standen – und das muss ich zugeben ist natürlich sehr oberflächlich – das typische Bild der Albaner in Deutschland, mit tiefergelegtem Benz, Lederjacke und dem Problem, bei jeder Diskothek abgewiesen zu werden.

Auf der anderen Seite standen die Erzählungen vieler anderer Leute. Teilweise Reisender, die gerade aus dieser Richtung kamen. Oder einem Freund aus der Heimat, der sich die Mühe machte, uns eine überdimensionale Liste aller sehenswerter Dinge in Albanien zusammenzustellen. Wenn wir diese Liste Stück für Stück abgearbeitet hätten, wäre unsere Reise nicht über dieses Land hinausgegangen, soviel Zeit hätte es benötigt.

Auch an dieser Stelle nochmal vielen Dank Chily!

Somit entschieden wir, uns einfach überraschen zu lassen und fuhren nach dem Grenzübertritt in die nahegelegene Großstadt Shkodra.

Schon beim Einfahren in die Stadt merkten wir, dass das hier eine ganz andere Nummer werden würde, als wir es bisher auf dieser Reise erlebt hatten.

Der Verkehr war mörderisch, es wurde gefahren nach dem Gesetz des Stärkeren. Wer das größere Fahrzeug hatte oder einfach nur dreister war hatte Vorfahrt – oder nahm sie sich einfach.

Und das erste Klischee erfüllte sich bereits zwei Stunden nach unserer Ankunft: Die Anzahl an Mercedes Benz Fahrzeugen aller Art war überdurchschnittlich hoch! Fast auf jedem Auto prangte der Stern! Natürlich war die Spanne an Baujahren weit gefächert und bei manchen wunderte man sich, dass nicht alle paar Meter irgendwelche Teile abfielen, aber der Stern glänzte immer in der Sonne.

Oder vielleicht besser gesagt nicht wirklich, denn graue Wolken verdunkelten den Himmel. Als wir den Campingplatz erreichten, fielen schon die ersten Tropfen auf unsere Windschutzscheibe.

Nach einem Blick auf den Wetterbericht entschieden wir uns, anstelle eines Stellplatzes ein Zimmer zu nehmen. Es sollte die nächsten zwei Tage ununterbrochen regnen. Wir waren es Leid, überall im Auto den Schlamm zu verteilen, alle Klamotten klamm anzuziehen oder permanent nass zu sein.

Außerdem kostete das Zimmer gerade mal fünf Euro mehr als der Stellplatz…

Wir räumten also die wichtigsten Dinge aus dem Auto ins Zimmer und nutzten eine kleine Regenpause für einen Rundgang durch die Altstadt, die gerade eine halbe Stunde zu Fuß entfernt lag.

Der erste doch relativ ernüchternde Eindruck wurde fast direkt gemildert, da wir von allen Seiten freundlich gegrüßt wurden und anscheinend Fußgänger ein größeres Recht im Straßenverkehr besitzen als Autos. Oder es lag an unserer Tochter im Buggy, den wir vor uns her schoben.

Shkodra

Shkodra ist eine Stadt, deren Wurzeln bis in die Zeit der Byzantiner zurückreichen. Die heutige Stadt ist nichts Besonderes, es gibt alles was man braucht und es ist der perfekte Ausgangsort für einen Trip in die angrenzenden albanischen Alpen.

Was interessant ist, ist die Festung, die hoch auf einem Berg thront und von der man die gesamte Stadt überblicken kann.

Man kann einen steilen, felsigen Weg hinauf zur Burg laufen… oder man fliegt einfach von einem Liegestuhl des Campingplatzes aus mit der Drohne hoch. Ist deutlich angenehmer…

Die Altstadt sticht im Vergleich zum Rest der Stadt wunderschön restauriert aus der Masse der Betonbauten heraus.

Weißes Pflaster säumt die autobefreiten Straßen und die Fassaden der Häuser heben sich bunt vor den weißen Türmen und Minaretten der Kirchen und Moscheen ab. Hier, wie auch in Sarajevo war der Einklang der Religionen überraschend harmonisch. Direkt neben Kirchen stehen Moscheen, neben muslimischen Restaurants stehen Bars, auf deren Terrassen alkoholische Drinks ausgeschänkt werden.

Die Altstadt ist wirklich schön und auf jeden Fall einen Besuch wert, doch leider zwang uns der einsetzende Regen zurück in unsere Unterkunft.

Den ganzen verregneten nächsten Tag verbrachten wir mit Wäsche waschen und einem weiteren Besuch in der Stadt, bei dem wir zu unserer Freude feststellten, dass das Preisgefüge in Albanien deutlich unter dem der restlichen Balkanstaaten liegt.

Wir bekamen eine 52 cm große Familienpizza für acht Euro!

Und auch nur deswegen, weil wir dank eines kleinen sprachlichen Missverständnisses Pilze extra orderten, die sowieso dazugehört hätten. Ansonsten hätte die selbe Pizza nur sechs Euro gekostet.

Theth, erster Versuch

Am nächsten Tag war Aufbruchstimmung. Wir wollten nach Theth fahren, das inmitten der albanischen Alpen liegt und der Weg dorthin, der teilweise über 2000 Meter hoch führt, einen sagenhaften Ausblick auf die wunderschöne Gebirgslandschaft versprechen soll.

Also füllten wir unsere Reserven auf, tankten und machten uns auf den Weg. Von dem gigantischen Ausblick war nach wenigen Kilometern kaum noch etwas zu erahnen, denn die Wolken hingen tief in den Bergen und versperrten jede Sicht. Mit wachsender Sorge schielten wir immer wieder auf das Thermometer im Auto, dessen Anzeige rapide abnahm. Als der leichte Regen sich in Hagel wandelte, sank unsere Laune wie die Außentemperatur.

Richtig schlimm wurde es, als der erste Schnee die Hänge der Berge weiß färbte und der sich dann auch zu unserem Hagel gesellte.

Nach ein paar Kilometern mit Sichtweiten, die keine zwei Autolängen überstiegen, brachen wir unseren Versuch das Dorf zu erreichen ab. Es machte einfach keinen Sinn.

Wir hielten kurz an und überdachten die Optionen.

Da wir das Gebiet auf keinen Fall auslassen wollten, setzten wir es an die letzte Stelle unser Liste und würden in vier bis fünf Wochen noch einmal wiederkommen. Dann hoffentlich mit besserem Wetter und höheren Temperaturen.

Wir fuhren zurück nach Shkodra und blieben auf einem anderen Campingplatz über Nacht, der direkt am gleichnamigen See liegt.

Am nächsten Tag würden wir Richtung Süden abdrehen und hoffentlich mit besserem Wetter belohnt werden.

Aber vorher mussten wir noch die Nacht überstehen, denn der Regen folgte uns aus den Bergen und peitschte über den Platz. Es wurde wieder ein kuscheliger Abend bei Standheizung und Chips.

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Montenegro

Ein kurzes Gastspiel

Der Grenzübertritt war wie gehabt einfach und brachte uns den ersten Stempel in unsere nagelneuen Pässe.

Unser Ziel war die Bucht von Kotor. Mit Dubrovnik in Kroatien bildete diese Bucht den Mittelpunkt einer jeden Mittelmeerkreuzfahrt.

Ein von wunderschönen, schroffen Bergen eingerahmtes Dreieck bildet den natürlichen Hafen und Liegeplatz für die Giganten der Tourismusbranche. Bei unserer Ankunft lag auch schon einer der Riesen vor Anker und überragte die Hafenanlagen und die Stadt um ein Vielfaches. Und es war noch nicht einmal eines der größten Schiffe, die Kotor anliefen, wie wir am nächsten Tag feststellen sollten.

Da uns die Stadt zu überlaufen war beschlossen wir weiterzufahren und unseren Campingplatz anzusteuern.

Es gab zwei Wege, die auf die andere Seite der Bucht führten. Zum einen konnte man die Fähre nehmen, zum anderen den malerischen Weg über Land um die Bucht herum.

Wir entschieden uns für die Fahrt über Land, was uns sagenhafte Ausblicke auf die wunderschöne Landschaft und Umgebung der Bucht bescherte.

Uns Camping lag direkt an der Bucht. Nur die Straße trennte den Eingang des Geländes vom Wasser der Bucht.

Wir fingen an, unser Lager aufzubauen, als uns ein bekanntes Geräusch aufsehen ließ.

Ann-Kristin und Peter fuhren mit ihrem Miet-Bulli gerade auf das Gelände.

Wieder war die Freude groß und bei einem abendlichen kleinen Lagerfeuer wurden wieder Geschichten zum Besten gegeben und viel gelacht.

Der nächste Morgen sollte aber der endgültig der letzte Morgen sein, an dem wir zusammen frühstückten, denn ab jetzt ging es für uns auf direktem Weg nach Süden und für die Beiden nach Norden.

Nach dem alltäglichen Zusammenpacken verabschiedeten wir uns bei den Beiden ein letztes Mal, aber mit der Wissen, dass wir in Kontakt bleiben würden. Witzigerweise erfuhren wir am nächsten Abend, dass die Beiden auf einem Camping bei Zadar wieder mit Charlotte und Richard zusammengetroffen waren. Die Welt ist wirklich klein!

Für uns ging es weiter. Wir wollten einen Bergpass fahren, von dem aus man die Bucht und ihre Umgebung perfekt überblicken könnte und der atemberaubende Aussichten versprach.

Außerdem gilt er als eine der gefährlichsten Straßen des Landes, da ein Teil von ihm aus 27 Haarnadelkufen besteht, die sich über 700 Höhenmeter die Flanke des Berges emporschlängeln.

Doch bevor wir überhaupt auf die Straße gelangten, war unsere Fahrt schon wieder beendet. Zwei gigantische Kreuzfahrtschiffe lagen in der Bucht vor Anker. Die zwei Ozeanriesen hatten sich über Nacht an uns vorbei geschlichen und lagen jetzt vor uns im türkisblauen Wasser.

Wir mussten, wie jeder andere auch, anhalten und unsere Handys zücken, so beeindruckend war der Anblick.

Erst nachdem wir auch der Drohne einen kleinen Rundflug über der Bucht gegönnt hatten, konnten wir uns losreißen und weiterfahren.

Die Straße führte steil den Berg hinauf, immer wieder in engen Serpentinen, aus denen man die immer wieder sagenhafte Einblicke in die Bucht erhaschen konnte.

Irgendwann bog eine Abzweigung von der Hauptstraße ab, der wir folgten. Der Weg wurde enger, rauer, mit deutlich mehr Bäumen, die gefährlich nahe an der Straße standen, aber er führte immer noch steil den Berg hinauf.

Die erste Serpentinenkurve der berüchtigten Straße folgte kurz darauf, gekennzeichnet mit der Nummer 1.

Eine enge 180 Kehre, die steil in die nächste Gerade führte, die wieder in einer 180 Grad Kurve endete.

Diese Strecke verlangten unserem Auto alles ab, dass seine doch gut drei Tonnen mit etwas Mühe durch die Kurven hievte.

Aber wir schafften alle 27 ohne Zusammenstoß oder überhitztem Motor.

Oben angekommen war die Aussicht… echt scheiße!

Wir waren genau in den Wolken, die an diesem Tag tief im Hang des Berges hingen und den so angepriesenen Weitblick verhinderten.

Wenigsten konnten wir durch ein kleines Loch mit der Drohne eine schicke Serie von Aufnahmen von den Serpentinen aufnehmen. Doch das ging auch nur für wenige Minuten, dann war unser Fluggerät in dichtes Grau gehüllt und wir mussten sie „nach Instrumenten“ landen.

Nach dem Gipfel des Passes, an dem von der Straße aus Ziplines gespannt waren und man sich über den Abgrund katapultieren lassen konnte, führte uns der Weg wieder in Richtung Tal, durch winzige Dörfer, alte verfallene Ruinen von Häusern und dichte Wälder. Die nagelneue Straße kreuzte immer wieder ihre Vorgängerin, die in wirklich erbärmlichen Zustand war. Es war wohl besser, eine neue Straße zu bauen, wie die Überreste der Alten zu renovieren.

Selbst an den Temperaturen, die das Thermometer am Armaturenbrett anzeigte konnte man erkennen, wie rapide wir dem Meer entgegen fuhren. Und nach einer letzten Kurve tauchte es plötzlich vor uns aus den tief hängenden Wolkendecke aus, die uns wie Nebel umhüllte:

Das türkisene Meer mit der Urlauberstadt Budva. Von Oben machte es fast ein wenig den Anschein, als würde man auf Miami zu fahren, überall ragten Hotels empor und die Promenade war gespickt mit Restaurants und Bars. Doch aus näherer Betrachtung erkannte man schnell, dass der erste Eindruck täuschte. Die aus der Entfernung so pompös wirkenden Hotels trugen starke Spuren des Alters, bei viele Gebäude konnte man abblätternden Putz und etliche Male überstrichene Wände sehen.

Wir drehten eine Runde durch die Stadt und machten uns dann auf zu unserem geplanten Campingplatz am Meer.

Witzigerweise war der Platz verlassen und es gab auch keine Anzeichen auf einen Besitzer. Wir kontrollierten noch einmal die Daten, denn in näherer Umgebung gab es ein paar Campsites, die auch zum Teil schon geschlossen sein sollten.

Aber dieser nicht… Nicht offiziell.

Wir fuhren durch das Tor und die nicht mehr vorhandene Schranke und sahen uns um.

Alles verlassen, verrammelt oder schon geklaut.

Somit erhielten wir einen kostenlosen Stellplatz für die Nacht direkt am Meer.

Selbst die vorbeischauende Polizei lachte nur und garantierte uns, wir könnten hier gerne über Nacht bleiben, es sei überhaupt kein Problem!

Und so verbrachten wir die letzte Nacht in Montenegro. Am nächsten Tag würden wir nach Albanien fahren.

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Kroatien 4

Dubrovnik

Als Schauplatz einiger gigantischer TV-Produktionen wie Game of Thrones oder Star Wars erlangte Dubrovnik internationale Bekanntheit. Wobei das kaum nötig gewesen wäre, denn die Destination steht auf so gut wie bei jeder Mittelmeerkreuzfahrt mit auf der Tagesordnung.

Es ist aber auch kaum zu bestreiten, dass die Stadt eine einmalige Ausstrahlung hat. Die dicken Festungsmauern, die die gesamte Altstadt umschließen wären schon alleine beeindruckend genug. Aber nachdem man durch die Tore geschritten ist, und einem die Gebäude im Inneren in Auge fallen, ist man sofort in einer anderen Welt. Man könnte meinen, durch ein Zeittor zu gehen und 500 Jahre in die Vergangenheit katapultiert worden zu sein, so wird man von dem mittelalterlichen Charme der Stadt verzaubert.

Leider, und ich weiß, ich wiederhole mich, konnten wir die ganze Situation nicht wirklich genießen, denn wir standen klitsch nass unter einem Torbogen und zitterten vor Kälte.

Die Einzige die das Ganze nicht zu stressen schien, war unsere Tochter. Die schlief, zwar auch klisch nass, aber seelenruhig in ihrem Buggy den Schlaf der Gerechten.

Gegen Mittag war uns der Wettergott dann doch ein wenig gewogen und es hörte auf zu regnen. Zwar nur so lange, dass wir einen schnellen Rundgang durch die Stadt schafften. Doch die Zeit reichte, dass wir Dubrovnik von unser To-Do-Liste streichen konnten. Selbst bei diesem Wetter war in der Stadt die Hölle los.

Man mag sich gar nicht vorstellen, was hier los sein würde, wenn hier im Hochsommer bei 30 Grad zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker lägen und deren Massen an Passagieren über die Altstadt herfielen.

Nach dem Pflichtprogramm kam noch Kür.

Ein alter, heruntergekommener Hotelkomplex lag ganz in der Nähe unseres Campings und zu dem machten wir uns noch auf.

Wie auch schon bei Split lag der gigantische Stahlbetonriese wie ein toter Wal am Strand. Die sieben Stockwerke hoch reichende Ruine, die eigentlich aus drei einzelnen Hotels bestand, war einmal ein Fünf-Sterne-Palast gewesen. Jetzt lag sein Skelett wie ein abgenagter Fisch an der Küste und verottete vor sich hin.

Wieder zog es mich magisch in die Gebäude, während meine Frauen den Innenhof unsicher machten.

Bei einem so gigantischen Komplex fragt man sich, warum er einfach so aufgegeben wurde. War kein Geld mehr da? Lohnte ein Abriss nicht? Oder fand man einfach keinen neuen Investor?

Wie dem auch sein, Urban Exploring macht richtig Spaß und wer auf so etwas steht, der ist in Kroatien auf jeden Fall an der richtigen Adresse!

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns erneut von Ann-Kristin und Peter. Dieses Mal vielleicht für immer?!

Unser Weg führte uns nach Süden. Die Bucht von Kotor in Montenegro sollte unser nächstes Ziel werden.

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Bosnien und Herzegowina 2

Sarajevo

An diesem Morgen beschlossen wir dann auch, dass es wohl witzig wäre, alle gemeinsam nach Sarajevo zu fahren. Das Ziel hatte jeder mehr oder weniger auf dem Programm.

Und gesagt, getan!

Wir wollten uns abends auf einem bestimmten Camping treffen, den Weg würde jeder auf seine Art und in seiner Geschwindigkeit zurücklegen.

Leider stellte sich der Camping als mieses Rattenloch heraus, mit einer von Hunden vollgeschissenen Wiese als Stellplatz und dem unfreundlichsten Besitzer, den wir jemals erlebt hatten. Also disponierten wir spontan um und fuhren gemeinsam zu einem anderen Platz im Zentrum Sarajevos.

Dort angekommen, leider regnete es immer noch ununterbrochen, stellten wir die Autos zusammen und verbanden alle Markisen zu einer Großen, damit wir genug Platz hatten und jeder trockenen Fußes in sein Auto steigen konnte.

Am Morgen, nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hatten, bahnten sich aber mit der ersten Tasse Kaffee auch die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Wolken.

Als wir uns alle fertig machten für einen Besuch in der Altstadt waren sogar kaum noch Wolken am Himmel und die Sonne schien wunderbar wärmend vom Himmel.

Kaum eine Stadt auf dem Balkan ist geschichtsträchtiger als Sarajevo.

Am 28. Juni 1914 wurde dort ein Anschlag auf Franz Ferdinand, den Erzherzog von Österreich-Ungarn verübt. Ein Attentäter schoss auf den in seinem vorbeifahrenden, offenen Doppelphaeton. Der Thronfolger erlag seinen schweren Verletzungen.

Das wiederum löste den ersten Weltkrieg aus.

80 Jahre später herrschte in Bosnien Krieg um die Unabhängigkeit des Landes von Jugoslawien. Sarajewo stand im Mittelpunkt der heftigen Kämpfe und wurde fast vier Jahre lang belagert.

Unter dieser Blockade blieb so gut wie kein Stein auf dem Anderen und die Stadt wurde großteils völlig zerstört.

Und wie auch in Mostar sah man die Spuren des Krieges noch fast an jeder Hauswand. Die meisten Fassaden waren übersät mit Einschusslöchern und Schrapnellspuren, teilweise konnte man genau sehen, wo Granaten explodiert und wie die Flugbahn der Geschosse verlaufen war. Und das 30 Jahre nach Ende des Krieges…

Wir schauten alle mit bedrückter Stimmung aus den Fenstern der Straßenbahn, die uns ins Altstadtviertel bringen sollte und betrachteten die Hinterlassenschaften des Krieges. Wiedermal fragten wir uns, warum diese Löcher nicht beseitigt oder zugespachtelt und überstrichen wurden.

Wollte man sich daran erinnern, dass ein solches Ereignis nie wieder stattfinden dürfte?

Oder war man nur zu faul und investierte lieber in neue gewaltige Glasbauten, die überall die alten sozialistischen Bauten überragten?

Wie auch immer, wir wurden mit einer Traube Menschen an einer Brücke ausgespuckt und stellten fest, dass es genau diese Brücke war, auf der Franz Ferdinand erschossen wurde.

Hätte man aber auch nicht wirklich verfehlen können, da sich wiedermal unendlich viele Asiaten mit Kameras und Handys bewaffnet über das Denkmal hermachten. Man konnte kaum die Brücke vor wedelnden Selfiesticks und hochgehaltenen Smartphones erkennen.

Witzigerweise führte uns der „Attentatspfad“ (ohne Witz!) genau in die Altstadt. Natürlich war es nur ein Touristenname, der den ursprünglichen Weg beschrieb, den die Kolonne des Erzherzogs bis zum Zeitpunkt des Attentats nahm.

Uns empfing ein sagenhaftes Gewusel aus Gassen und Wegen, die alle vollgestopft waren mit Souvenir- und Ramschhändlern. Dazwischen ein paar Bars und Restaurants, den Rest nahmen Kirchen und Moscheen in Anspruch, deren Türme und Minarette über die übrigen Gebäude hinausragten.

Ich fühlte mich wie auf einem Markt im Marokko, wie damals als wir durch die Medina von Marrakesch gelaufen waren. Den einzigen Unterschied machte bloß, dass einen nicht an jedem Laden der Besitzer hineinzerren und etwas aufs Auge drücken wollte.

Hier lief der Handel wirklich gesittet ab, trotz der gigantischen Menschenmassen, die sich durch die engen Gassen quetschten.

Wir klapperten die gesamte Altstadt ab, suchten jedes Sightseeing-Objekt auf, das es auf unser Touri-Karte gab, die wir vom Campingplatz erhalten hatten und fanden uns bald in einen bosnischen Restaurant wieder, in dem wir die echte einheimische Küche genießen durften.

Anschließend trennte sich unsere Gruppe auf:

Sarah war eh zuhause geblieben, die interessierte das Ganze wenig.

Elisabeth, Richard und ich fuhren zurück. Und Charlotte, Ann-Kristin und Peter wollten sich noch ein Museum ansehen.

Am Abend trafen wir uns alle wieder und saßen noch lange zusammen und erzählten.

Früh am nächsten Morgen, es regnete schon wieder wie aus Eimern, packte jeder seinen Kram zusammen. Wir verabschiedeten uns innig von einander.

Aber vielleicht würde man sich ja nochmal wiedersehen…

Zurück in Mostar

Wir nahmen eine von Richard empfohlene Route zurück nach Mostar, durch die Berge und über eine serpentinenreiche Schotterpiste.

Wir kämpften uns mit auf Maximum laufenden Scheibenwischern den schlammigen Berg hinauf, es war wirklich ein Fest!

Es machte richtig Spaß und als wir nach zwei Stunden Off-Road auf Mostar zufuhren, verschwanden sogar die Wolken und die Sonne strahlte vom Himmel.

Das Wiedersehen war herzlich und wir fühlte uns gleich wieder wie zuhause, als uns der Besitzer in die Arme schloss.

Leider währte das gute Wetter nur kurz, den gesamten Abend verbrachten wir unter unserer Markise, die den Wassermassen kaum gewachsen war, sich aber wacker schlug, bis wir entschlossen uns in unser von der Standheizung gewärmtes Auto zurückzuziehen.

Am nächsten Morgen nutzen wir die kurze Regenpause, um alles zusammenzupacken und loszufahren.

Wir würden nochmal zurück nach Kroatien fahren, wir wollten uns noch die Stadt Dubrovnik ansehen.

Doch diesem Vorhaben standen sage und schreibe drei Grenzübergänge bevor. Von Bosnien nach Kroatien, zurück nach Bosnien und wieder nach Kroatien. Dem vor Jahrhunderten festgelegten bosnischen Meereszugang sei Dank!

Aber dank unserem EU-Pass ging die Abwicklung schnell und wir erreichten gegen Mittag den Camping bei Dubrovnik, auf dem schon ein altbekannter VW Bulli auf uns wartete.

Die unerwartete Wiedersehensfreude war enorm und Ann-Kristin und Peter saßen den ganzen Abend bei uns und wir erzählten.

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Bosnien und Herzegowina 1

Mostar

Wir erreichten den angesteuerten Camping 10 km vor Mostar und waren hocherfreut, die ersten anderen Overlander zu sehen. Wir parkten neben einem französischen HZJ-Land Cruiser und erledigten die Anmeldeformalitäten.

Es stellte sich heraus, dass es nur ein französisches Nummernschild vom Vorgänger war. Das Paar, dem der Land Cruiser gehörte, kam ursprünglich aus Holland.

Richard und Charlotte leben ein absolutes Reiseleben. Nach seiner Pensionierung als Pilot und ihrem Ausstieg durchstreifen sie jetzt die Welt. Teilweise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zur Zeit mit einem Auto.

Die Beiden waren uns auf Anhieb sympathisch und beim abendlichen Zusammensitzen wurden viele Geschichten, Tipps und Anekdoten ausgetauscht.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück packten wir das Auto und fuhren nach Mostar, um uns die Hauptattraktion der Stadt anzusehen. Die Stari Most!

Die alte Brücke – so die Übersetzung – überspannt den Fluss Neretva und verbindet den überwiegend kroatisch christlichen Westteil der Stadt mit dem eher muslimisch bosnischen Teil.

Die Stari Most überragt den Fluss an Ihrem Scheitelpunkt um 19 Meter und war zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung im Jahre 1566 ein Meisterwerk der Ingenieurskunst.

Leider wurde das Bauwerk 1993 im Bosnienkrieg zerstört, aber nach Beendigung der Kämpfe wieder aufgebaut.

Heute ist es ein Magnet für Touristen, die aus der ganzen Welt nach Bosnien und Herzegowina strömen, um dieses Monument zu sehen.

Außerdem ist sie Austragungsort für die jährlich stattfindende Red Bull Cliff Diving Challenge.

Die Herausforderung bestand aber erst einmal in der von Touristen und Reisebussen vollgestopften Stadt einen Parkplatz zu ergattern.

Wir entschieden uns für einen von iOverlander angepriesenen, der mit 2 Mark auch noch super günstig war.

Ja, richtig gehört: 2 Mark.

Ich habe mich weder verschrieben, noch haben wir einen 20-Jahre-Zeitsprung gemacht.

In Bosnien und Herzegowina ist die Mark das amtliche Zahlungsmittel und wie unsere alte Mark in Deutschland genau 1:1,9523 zum Euro.

Als Bosnien und Herzegowina nach dem Krieg keine Finanzmittel hatte, steuerte Deutschland Hilfsgelder bei, worauf hin die Landeswährung kurzerhand in Mark geändert wurde. Als dann der Euro in Europa kam, blieb die Mark in Bosnien, aber mit genau dem gleichen Umrechnungskurs wie damals. Und das bis heute!

Umringt war der angepriesene Parkplatz von gewaltigen Hochhäusern, von denen viele noch die Spuren des Krieges trugen.

Die Fassaden waren übersät mit Spuren von Einschusslöchern und gewaltige Brocken waren aus den Hauswänden gerissen worden, wo vor 26 Jahren die Granaten explodiert waren.

Teilweise nur notdürftig mit Mörtel zugespachtelt waren sie eindrückliche Mahnmale einer schrecklichen Vergangenheit.

An vielen der Häuser, an denen wir vorüber kamen war es ein ähnliches Bild. Überall waren noch die Spuren des Krieges zu finden.

Aber schlagartig änderte sich das Bild, als wir die Altstadt erreichten.

Das triste Stadtbild wandelte sich in einen Straßenzug wie er zu Zeiten des Sultans im Osmanischen Reich hätte genauso aussehen können. Tausende von Menschen drückten und schoben sich durch die engen Gassen, über weißen Steinboden, der schon glatt geschliffen war von Millionen von Füßen.

Die Häuser, alle samt aus weißem Stein erbaut überragten die Menschenmassen, die wiederum selbst von dutzenden von Minaretten und Kirchtürmen überragt wurden.

Insgesamt war es eine fast schon surreale Szenerie, durch die auch wir geschwemmt wurden.

Bis wir schließlich am Fuß der Brücke standen, wegen der wir hier her gekommen waren.

Leider konnte man kaum etwas sehen, vor lauter hochgehaltenen Handys, Selfiesticks oder Menschen, die sich über die Brüstung lehnten.

So entschieden wir uns, zum Flussufer hinunter zu gehen, von wo aus man einen deutlich besseren Blick und eine viel schönere Sicht auf das Bauwerk hat.

Und tatsächlich erstrahlte die Stari Most aus diesem Blickwinkel vor dem blauen Himmel und wir blickten ehrfürchtig zu ihr hinauf.

Nach diversen Fotos gingen wir zurück in die Stadt und zogen noch ein wenig durch die überfüllten Gassen.

Doch schnell wurde uns das Gedränge zu viel und wir fuhren zurück zum Camping.

Dort trafen wir Richard und Charlotte, die ebenfalls gerade aus der Stadt kamen. Wir waren uns einig, dass man die Stadt einmal gesehen haben muss, aber es uns deutlich zu viel los war.

Der nächste Tag stand im Zeichen der Ordnung und wurde von uns genutzt, einmal alles klar Schiff zu machen.

Auto sauber machen, Motor und Schrauben checken, aufräumen und mal alles ordnen.

Beim Lagerfeuer am Abend wurden wieder Geschichten ausgetauscht und die neuen Nachbarn kennengelernt.

Ann-Kristin und Peter, ursprünglich aus Freiburg und den Niederlanden, lebten aber jetzt gemeinsam in Kanada und waren mit ihrem gemieteten Bulli auf Balkantour unterwegs.

Leider beendete ein heftiges Gewitter unseren Abend am Lagerfeuer frühzeitig.

Am nächsten morgen räumten wir in strömendem Regen die Reste unseres abendlichen Sitins auf und frühstückten alle gemeinsam unter unserer Markise.

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Split

Wir hatten echt Glück und fanden direkt einen Parkplatz nahe der Fußgängerzone und gingen zu Fuß ins Stadtzentrum.

Wie auch Pula war Split einmal eine römische Stadt gewesen und somit konnte man auch hier etliche alte Gebäude, Triumphbögen und Aquädukte sehen. Die Gassen waren gepflastert mit Steinen aus weißem Marmor und erinnerten mich stark an die Wege, die durch Venedig führen.

Auch hier gab es winzige Gässchen und versteckte Wege, die man nur bemerkte, wenn man direkt an ihnen vorbei ging. Alles wurde von einem gewaltigen steinernen Glockenturm überragt, den man sogar weit draußen vom Meer aus schon erspähen konnte und der Stadtkern ist umringt von einer gigantischen Wehrmauer.

Wir zogen kreuz und quer durch die Innenstadt, die stark an einen Irrgarten erinnerte und betrachteten uns die Schaufenster der Luxusgeschäfte und Boutiquen.

Irgendwann verließen wir das Gassengewirr und betraten die gewaltige Promenade. Das Meer wurde durch den heftigen Wind aufgepeitscht und enorme Wellen schlugen auf die Küste.

Lange konnte man es hier kaum aushalten, denn man wurde regelrecht weggefegt. Unsere Tochter hatte wirklich böse mit dem Wind zu kämpfen um auf den Beinen zu bleiben.

So zogen wir uns wieder in den Schutz der gewaltigen Befestigungsmauern der Innenstadt zurück und schlenderten noch ein wenig durch die Gassen.

Da unser Parkticket langsam ablief, gingen wir zurück zum Auto und fuhren wieder auf den Campingplatz.

Leider nahm der Wind immer mehr zu, was uns zwang, wiedermal im Auto zu essen.

Die ganze Nacht fegten die Böen über das Camp und rissen an unserem Fahrzeug. Nur mit Glück wurden unsere Sachen nicht über dem ganzen Platz verteilt.

Wir hatten genug…

Unser Plan am Morgen war schnell gemacht. Mostar in Bosnien und Herzegowina sollte unser nächstes Ziel werden. Wetter super, kein Wind!

Also packten wir (Achtung Wortspiel!) in „Windeseile“ unsere Sachen und machten das Auto fertig.

Nachdem die Straße uns aus Split herausgeführt hatte, nahm der Wind schon deutlich ab und als wir die ersten Berge erreichten, war er komplett abgeebbt.

Auf unserem Weg ins ca. zwei Stunden entfernte Mostar durchfuhren wir die Berge im Süden Kroatiens und das Hinterland. Man merkte sofort, bis wohin sich die Touristenströme erstreckten, denn schlagartig wurden die Gegend einfacher und ursprünglicher.

Die gigantischen Shoppingmalls wurden abgelöst von weiten Grasflächen, auf denen Schafe und Ziegen weideten. Die Menge an Wohnmobilen nahm rapide ab und war bald gänzlich verschwunden.

Wir waren allein auf einer kleinen Überlandstraße, die uns immer näher an die Grenze führte.

Die letzten paar Kilometer führte diese Straße über ein paar Berge, von denen man einen atemberaubenden Blick auf die beeindruckende Landschaft hatte.

Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt.

Wir waren raus aus der EU und das Abenteuer konnte beginnen.

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Zadar

Die Hafenstadt Zadar liegt wunderschön an der Dalmatischen Küste und ist Anlaufpunkt vieler Kreuzfahrer und Segelschiffe, die im Mittelmeer, und vor allem in den ruhigen Gewässern der Adria fahren.

Die Kais und Anlegestellen sind gesäumt von unzähligen Segelyachten, aber auch riesige Luxusyachten lagen dort vor Anker und glänzen makellos in der Sonne.

Leider war weder das Klientel noch die Preisklasse in der Stadt für uns interessant, somit reichte es nur für eine kleine Stadtrundfahrt und ein bisschen Schiffe gucken vom Auto aus.

Da wir wieder einen Wildcamp-Platz im Visier hatten und noch ein paar Kilometer gut machen wollten, fuhren wir direkt weiter Richtung Split, unserem nächsten Ziel.

Auf dem Weg spürten wir, wie der Wind deutlich zu nahm, genau wie die aufziehende Wolkendecke.

Bald war keine Sonne mehr zu sehen und als wir unseren angepeilten Übernachtungsplatz erreichten, blies der Wind mit voller Kraft.

Vom Winde verweht

Unser Stellplatz war offiziell ein kostenfreier Parkplatz, inoffiziell unser Camp für diese Nacht.

Aber als wir gerade aufbauen wollten, kam zuerst ein, dann ein zweites Fahrzeug und stellte sich direkt neben uns. Die Männer die ausstiegen, hatten Trikots an. Auf unsere Frage hin antworteten sie, es gäbe direkt neben dem Parkplatz eine örtliches Boccia Meisterschaft, wir wären gerne eingeladen zuzusehen. Es kämen noch so ungefähr 20 Auto…

Natürlich wollten wir nicht grade zwischen all den Autos campen, so entschieden wir uns, noch in die nahegelegene Stadt Primosten zu laufen und uns ein wenig die Zeit zu vertreiben, bis das Spiel vor bei war.

Die Promenade der Inselstadt war gerade nagelneu angelegt worden. Die Bänke bestanden aus zwei Solarpaneelen, die an eine Ladestation angeschlossen waren. So konnte man in der Sonne sitzen und entweder über USB oder Induktion sein Smartphone aufladen. Außerdem sendeten die Bänke ein kostenloses städtisches WLAN-Signal aus, das man nutzen konnte – diesen Fortschritt haben wir bisher in Deutschland noch nirgends gesehen.

Bloß leider war an diesem Tag keine Sonne in Sicht und der Wind nahm immer mehr zu. Er war mittlerweile so stark, dass er unseren Buggy wegschob, wenn man ihn nicht fest hielt. So trieb trieb es uns schnellstmöglich in die schützende Stadt, die umgeben war von einer mittelalterlichen Burgmauer.

Im Inneren waren alle alten Häuser, gebaut aus Bruchstein, wunderschön restauriert. Am Marktplatz, auf dem wir uns trotz des Wetters ein Eis gönnten, erfuhren wir von dem Besitzer, das gerade der Bora über die Küste fegt.

Der Bora, ein Wind der immer kurzzeitig die gesamt Dalmatinische Küste entlang zieht, kann Spitzengeschwindigkeiten von 250 km/h erreichen und zählt zu den stärksten Winden der Welt. Zum Glück sucht er die Küste immer nur in kurzen Perioden von drei bis sieben Tagen heim.

Nützte uns leider auch nicht viel, denn wir erwischten genau ihn bzw. er uns…

Nach einem kleinen Rundgang durch die Stadt machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto, was sich als schwieriger erwies als gedacht, denn wir hatten Gegenwind. Aber mit ein wenig Mühe schafften wir es zurück und mussten feststellen, dass das Spiel noch in vollem Gange war. Wir waren umringt von dutzenden Autos…

Also brauchten wir einen neuen Zeitvertreib…

Auf den Spuren eines verlassenen Hotels

Mir war aufgefallen, dass eine mit Graffiti besprühte Stahlbetonkonstruktion aus dem nahen Wald ragte. Die wollten wir uns mal genauer ansehen.

Bei Näherkommen sahen wir, dass es ein altes Internat, ein Hotel oder irgendetwas in der Richtung sein musste.

Es gab viele zur Küste gerichtete Zimmer, die meisten mit Balkon oder Terrasse. Im hinteren Teil war ein kleiner Park mit Schachbrett auf dem Boden, alles zugewachsen und überwuchert.

Wir umrundeten den Gebäudekomplex und die Neugierde packte uns immer mehr. Wir suchten uns einen Eingang und betraten die baufällige, verlassene Ruine.

Alte, vermoderte Tapeten schälten sich von den Decken und Wänden. Lange kahle Flure, führten in die Dunkelheit. Mit den Taschenlampen unsere Smartphones leuchteten wir in Räume, die ehemaligen Wohnungen oder Zimmern glichen.

Immer tiefer drangen wir in die Ruine vor, immer klarer wurde uns, dass das Gebäude einmal ein Hotel gewesen sein musste.

Absolute Sicherheit erlangten wir, als wir das gewaltige Atrium und die einstige Lobby betraten. Überall lag Glas aus unzähligen zerbrochener Fenster herum, der Geruch von Schimmel und Fäulnis lag in der Luft.

Graffiti bedeckte die Wände, Deckenplatten hingen herab, insofern sie nicht schon zerbrochen auf dem Boden verstreut lagen. Was hatte es mit diesem Ort auf sich…

Die hereinbrechende Dunkelheit (und auch ein bisschen die Angst im Dunkeln in so einem Gemäuer zu sein) trieb uns aus dem Komplex und zurück zu unsrem Auto. Mittlerweile hatten auch die Boccia spielenden Herren ihr Turnier beendet und waren nach Hause gefahren.

Nach einer kleinen Recherche am nächsten Morgen fand Sarah heraus, dass das Gebäude einstmals ein Luxushotel gewesen war. 1971 eröffnet und genau 20 Jahre später wieder geschlossen war es zum damaligen Zeitpunkt das beste Hotel an der dalmatinischen Küste und das erste FKK-Hotel Jugoslawiens. Leider verrottet es jetzt schon länger im Wald als es geöffnet hatte, aber vom einstigen Prunk war noch deutlich sichtbar. Wenn man genau hin sah…

Der immer stärker werdenden Wind trieb uns zum Abendessen ins Auto, das würde eine harte Nacht werden…

Und genau so kam es: Der Wind zerrte unablässig an unserem fahrenden Zuhause und ich hatte Angst, dass jede Sekunde die Zeltplane reißen würde. Wir machten kaum ein Auge zu und waren froh, als am Morgen die ersten Sonnenstrahlen den kommenden Tag ankündigten.

Völlig gerädert packten wir unsere Sachen und fuhren Richtung Split.

Die nächste Nacht wollten wir auf einem Campingplatz verbringen, um mal wieder zu duschen und alle Wasserreserven aufzufüllen. Außerdem nutzten dir die relativ große Stadt um einzukaufen und unsere Vorräte aufzustocken.

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